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Lizentiat I
Wirtschaftswissenschaften
für Studierende der Rechtswissenschaft
4. Juli 2008
• Sie erhalten in der Beilage sechs Aufgaben. Sämtliche Aufgaben
sind in den vorgegebenen 3 Stunden zu lösen, nämlich:
¾ 4 Aufgaben zur Betriebswirtschaftslehre und
¾ 2 Aufgaben zur Volkswirtschaftslehre.
• Beginnen Sie eine neue Aufgabe stets auf einer neuen Seite und
notieren Sie die entsprechende Aufgabennummer deutlich.
• Geben Sie auf jeder Seite in der Kopfzeile Ihre Prüfungslaufnummer
sowie die Seitenzahl an.
• Pro Aufgabe können maximal 20 Punkte erzielt werden.
Viel Erfolg!
Prof. Dr. R. Volkart
Aufgabe 1: Marketing (20 Punkte)
Sie sind TeilhaberIn einer Anwaltskanzlei und als solche(r) auch für das Marketing
verantwortlich.
Während
einer
Strategiesitzung
kommt
ein
neues
Dienstleistungspaket zur Sprache, welches ihre Anwaltskanzlei aufgrund der
Gesetzänderung im Gesellschaftsrecht den Kunden gerne anbieten möchte. Als
Marketingverantwortliche(r) möchten Sie einige Abklärungen vornehmen:
a)
Sie wissen, dass andere Kanzleien ein ähnliches Dienstleistungspaket
anbieten wollen. Erste Abklärungen haben ergeben, dass das
Marktpotential bei CHF 30 Mio. liegt und das Marktvolumen im ersten Jahr
bei zirka CHF 3 Mio. Aufgrund Ihrer Marketingstrategie rechnen Sie damit,
dass Ihre Kanzlei mit diesem neuen Produkt im ersten Jahr einen Umsatz
von CHF 0.6 Mio. erzielen wird. Berechnen Sie den erwarteten
Marktanteil, den Ihre Kanzlei mit der neuen Dienstleistung nach dem
ersten Jahr haben wird. Berechnen Sie zudem den erwarteten
Sättigungsgrad des Marktes für dieses Produkt nach dem ersten Jahr und
erklären Sie den Begriff „Marktpotential“. (6 Punkte)
Antwort:
Marktanteil: 0.6/3 = 20%
Sättigungsgrad: 3/30 = 10%
Marktpotential: Ist die maximale Aufnahmefähigkeit des Marktes für ein
bestimmtes Gut oder eine Dienstleistung.
Je 2 Punkte für Marktanteil, Sättigungsgrad und Marktpotential.
b)
Sie sind der Meinung, dass man vor Beginn der Produkteinführung den
möglichen Erfolg der Dienstleistung zuerst mittels einer Marktforschung
abschätzen sollte. Hierzu stehen Ihnen die Methoden der
Primärmarktforschung und der Sekundärmarktforschung zur Verfügung.
Erklären Sie den Unterschied zwischen diesen beiden Methoden. Zeigen
Sie zusätzlich mittels Beispielen, wie man die drei unterschiedlichen
Erhebungstechniken der Primärmarktforschung in dieser Unternehmung
für das neue Produkt umsetzen könnte. (8 Punkte)
Antwort:
Primärmarktforschung: Informationen werden mit einer eigens für eine
Fragestellung entwickelter Erhebung gewonnen. Datenmaterial wird neu
und spezifisch erhoben.
Sekundärmarktforschung: Zur Beantwortung einer Frage wird auf bereits
erhobenes Datenmaterial zurückgegriffen.
Umsetzung Primärmarktforschung:
• Befragung: Mittels Fragebogen können potentielle Kunden auf Ihr
Interesse an dem neuen Produkt befragt werden.
•
•
Beobachtung: In der Kanzlei könnten Infoblätter zum neuen
Produkt aufgelegt und die Reaktion der Kunden auf ebendiese
evaluiert werden.
Markttest: Einem bestimmten Kundensegment könnte das Produkt
mittels Werbeunterlagen angepriesen und die anschliessende
Reaktion evaluiert werden.
Punkte: 1 Punkte für Primärmarktforschung, 1 Punkte für
Sekundärmarktforschung,
je
1
Punkt
für
Elemente
der
Primärmarktforschung (total 3 Punkte) und je 1 Punkt für ein Beispiel
dazu (total 3 Punkte).
c)
Eine Partnerin möchte sich über die Kommunikationspolitik unterhalten,
welche bei der Vermarktung dieses neuen Produktes zur Anwendung
kommt. Dabei ist ihr aber nicht ganz klar, was der Unterschied zwischen
Public Relation und Werbung ist. Erklären Sie Ihr diese beiden Begriffe,
nennen Sie je zwei allgemeine oder spezifische Beispiele und zeigen
Sie die Unterschiede auf (6 Punkte)
Antwort:
• Public Relation: vermittelt allgemeine Informationen über die
unternehmerischen Tätigkeiten und deren Resultate. Aufbau eines
Vertrauensverhältnisses zwischen Stakeholder und Unternehmen.
Beispiele: Pressekonferenz, Geschäftsbericht, Wettbewerbe,
Sponsoring
• Werbung: vermittelt Informationen über Existenz, Eigenschaften,
Erhältlichkeit und den Preis eines Produktes.
Beispiele: Plakate, TV-Spots, Inserate, etc.
• Unterschied: PR vermittelt Infos zur Unternehmung und deren
Kultur, möchte also den Stakeholdern Bild der Firma vermitteln,
während die Werbung zum Ziel hat, ein bestimmtes Produkt
möglichst gut anzupreisen um beim potentiellen Käufer die
Kaufentscheidung herbeizuführen.
Punkte: Definitionen, je 1 Punkt, Beispiele je 0.5 Punkte (total 2
Punkte), Unterschied 2 Punkte
Aufgabe 2: Unternehmung und Umwelt (20 Punkte)
Unternehmensverbindungen (11 Punkte)
Während der nächsten Strategiesitzung Ihrer Kanzlei wird heftig diskutiert, ob man
sich mit einer anderen Kanzlei zusammenschliessen soll.
a)
Was könnte der Grund für einen solchen Zusammenschluss sein? Erläutern Sie
vier Möglichkeiten. (4 Punkte)
• Wachstum
• Synergieeffekte (1+1=3-Effekt)
• Risikostreuung
• Nachfolgeregelung
• Wirtschaftliche Schwierigkeiten
• Liquiditätsüberschuss
• Stillegung
• Asset Stripping
• Spekulation
• Know-How Aneignung
Punkte: Pro Grund inkl. kurzer Begründung ein Punkt
b)
Nebst der Begründung, weshalb ein Zusammenschluss erfolgen soll, stellt sich
auch die Frage nach der Form einer solchen Verbindung. Nennen und erklären
Sie drei Wege, wie ein solcher Zusammenschluss aussehen könnte. (6 Punkte)
• Partizipation: Geschäfte im eigenen Namen, aber auf gemeinsame
Rechnung. Tritt nach aussen nicht in Erscheinung (Innengesellschaft).
• Konsortium: vertraglich, nach aussen sichtbare Verbindung für ein genau
abgegrenztes Projekt; oft eine einfache Gesellschaft.
• Kartell: vertragliche oder anderweitig abgesprochene Kooperation von
rechtlich selbständigen Unternehmen zur Einschränkung des Wettbewerbs
(horizontal und/oder vertikal).
• Interessensgemeinschaft: Horizontaler, vertraglicher Zusammenschluss von
rechtlich und wirtschaftlich eigenständig bleibenden Unternehmen zur
Bestreitung von Zusammenarbeit in klar spezifizierten Bereichen.
• Joint Venture: Gemeinsam getragene körperschaftliche Gebilde, welche in
irgendeiner Form mit der Führung der Stammunternehmung verbunden sind.
• Strategische Allianz: Partnerschaft, welche die Handlungsfreiheit im
Kooperationsbereich regelt und meist strategischer Bedeutung ist.
• Konzern: Zusammenfassung rechtlich selbständiger Unternehmen unter einer
einheitlichen Führung, wobei die wirtschaftliche Selbständigkeit aufgegeben
wird.
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• Fusion: Vollständige Verschmelzung zweier Unternehmen zu einer neuen
Firma, rsp. vollständige Integration der übernommenen Firma in die
übernehmende Firma.
Punkte: Pro Grund inkl. kurzer Begründung ein Punkt
c)
Unter den möglichen Kandidaten für einen Zusammenschluss befindet sich auch
eine ausländische Kanzlei. Nennen Sie zwei Vorteile und zwei Nachteile, die
aus einem solchen internationalen Zusammenschluss spezifisch oder allgemein
hervorgehen können. (4 Punkte)
Vorteile:
• Absatzmarkt vergrössert sich
• Komparative Kostenvorteile können entstehen
• Know-how Erweiterung
• Erweiterte Produktpalette
• Internationaler Kapitalmarkt
Nachteile:
• Anderes Rechtssystem
• Währungsrisiko
• Fremdsprache
• Physische Distanz
• Unterschiedliche Geschäftskulturen
Punkte: Pro Grund ein Punkt, wobei max. 2 Pt. für Vorteile und 2 Pt. für Nachteile.
d)
Bei der Evaluation eines Zusammenschlusses wird auch eine Nutzwertanalyse
erstellt. Beschreiben Sie was eine Nutzwertanalyse ist und nennen Sie
mindestens 4 Faktoren, welche Sie in die Anforderungen nehmen würden. (6
Punkte)
Def. Nutzwertanalyse:
Beurteilungstechnik, welche die qualitativen Vor- und Nachteile alternativer
Projekte einheitlich als Nutzengrösse darstellt, damit sie miteinander
vergleichbar werden. Es ist damit möglich, sowohl technische, wirtschaftliche
wie auch soziale Faktoren bei der Investitionsentscheidung zu berücksichtigen.
Mögliche Faktoren:
• Steuerbelastung
• Vorhandensein von Fachkräften
• Synergiepotential
• Vergrösserung des Kundenstammes
• Produktepalette
• Kompatibilität des Rechtssystems, etc.
Punkte: Definition 2 Punkte, Faktoren 4 Punkte
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Aufgabe 3: Finanzbuchhaltung und Unternehmensbewertung (20 Punkte)
Die „Komix AG“ weist folgende externe Bilanz per 31.12.2007 aus:
Externe Schlussbilanz der „Komix AG“ per 31.12.2007 (in CHF 1'000)
Kasse
? Kreditoren
190
Debitoren
150 Langfristige Bankdarlehen
800
Vorräte
460 Aktienkapital
1’800
Immobilien
1’300 Reserven
210
Übriges Anlagevermögen
1’200 Reingewinn
?
Zusätzliche Angaben für das Jahr 2007:
- Der Verkaufserlös betrug 1'500.
- Der Aufwand für Verwaltung und Vertrieb betrug 10% vom Ertrag.
- Der Personal- und Sachaufwand belief sich total auf 590.
- Vom übrigen Anlagevermögen wurden 120 abgeschrieben.
- Verzinsliches Fremdkapital wird mit 5% pro Jahr verzinst.
- Die Anfangs- und Endbestände der Konten Debitoren, Vorräte und Kreditoren sind
identisch.
a)
Wie hoch sind der Kassenbestand und der Reingewinn in der Bilanz der
„Komix AG“ per 31.12. 2007? (5 Punkte)
Antwort:
Erfolgsrechnung 2007 der „Komix AG“ (in CHF 1'000)
Ertrag
./. Verwaltung & Vertrieb
./. Personal- u. Sachaufwand
./. Abschreibung
./. Zins
Reingewinn
1’500
150
590
120
40
600
Reingewinn = 600.
Kassenbestand = 3'600 – alle Aktiven (3'110) = 490.
Punkte:
1 Punkt für Verwaltung & Vertrieb = 150, 1 Punkt für Zins = 40, 1 Punkt für
Reingewinn = 600, 2 Punkte für Kassenbestand = 490.
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b)
Wie hoch wäre der Reingewinn der „Komix AG“ im Jahr 2007 gewesen,
wenn in diesem Jahr auf der Position „Übriges Anlagevermögen“ stille
Reserven im Umfang von 200 neu gebildet worden wären? (5 Punkte)
Antwort:
Neue Stille Reserven werden gebildet indem zu viel Aufwand (z.B. Abschreibungen)
verbucht wird. Der Reingewinn wäre dann um 200 tiefer, würde also 600 – 200 = 400
betragen.
Punkte:
5 Punkte für neuer Reingewinn = 400, 5 Punkte für korrekte Berechnung mit falschem
Reingewinn aus a), 2 Punkte für korrekte Erklärung in Worten, aber ohne Zahlen.
Gehen Sie für die Teilaufgaben c) und d) vom Reingewinn der Aufgabe a) aus.
Sollten Sie diesen nicht berechnet haben, verwenden Sie einen Reingewinn von 700
als Approximation.
c)
Die Generalversammlung der „Komix AG“ beschliesst, eine Dividende von
5% des Aktienkapitals auszuzahlen. Wie lauten die entsprechenden
Buchungssätze und wie viel Gewinn bleibt übrig? (Benützen Sie nur
Konten, welche in der externen Schlussbilanz aufgeführt sind. Es wird vom
Reingewinn der Aufgabe a) ausgegangen, sollten sie diesen nicht
berechnet haben, gehen sie von einem Reingewinn von 700 aus) (5
Punkte)
Antwort:
5% des Aktienkapitals = 90 wird als Dividende ausbezahlt.
Reservenzuweisung = 5% des Reingewinns = 30.
Buchungen:
1) Reingewinn / Reserven 30 (35 falls Approximation (700) verwendet)
2) Reingewinn / Kasse 90
Übriger Gewinn = 600 – 30 – 90 = 480 (575 falls Approximation verwendet).
Punkte:
Je 2 Punkte für Buchungssätze, 1 Punkt für Übriger Gewinn; falls Buchungen falsch,
trotzdem 1 Punkt wenn Beträge (90 und 30 (35)) richtig sind.
d)
Gehen Sie davon aus, dass die „Komix AG“ einen ewigen, konstanten
Reingewinn von 300 erwirtschaftet. Was ist der Brutto Unternehmenswert
der „Komix AG“ gemäss Ertragswertmethode? (Basis: Reingewinn vor Zins,
Diskontsatz 10%) (5 Punkte)
Antwort:
Reingewinn vor Zins = 300 + 40 = 340, Ertragswert = 340 / 0.1 = 3'400.
Punkte:
5 Punkte für Ertragswert = 3'400; 5 Punkte für korrekte Berechnungen mit falschem
RG/Zins aus a); 5 Punkte falls EW von 3'000 und Begründung, dass keine
Zinsschätzung vorliegt; 1 Punkt falls Zins vergessen oder subtrahiert, statt addiert.
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Aufgabe 4: Finanzierung, Kapitalmärkte und Banking
Die TRANSIT AG ist ein im internationalen Speditionsgeschäft tätiges
Transportunternehmen mit eigener Fahrzeugflotte. Die Bilanzsumme der TRANSIT
AG beträgt CHF 200 Mio. Die Anlageintensität (Anteil Anlagevermögen am
Gesamtvermögen) der Transit AG beträgt 70% und der Eigenfinanzierungsgrad ist
10%.
a)
Erstellen Sie die Bilanz der TRANSIT AG. (2 Punkte)
Antwort:
Bilanz der TRANSIT AG in Mio. CHF:
Aktiven
Passiven
Umlaufvermögen
Anlagevermögen
60
140
Fremdkapital
Eigenkapital
180
20
Gesamtvermögen
200
Gesamtkapital
200
Punkte:
1 Punkt für korrekte Aktivseite, 1 Punkt für korrekte Passivseite
b)
Berechnen Sie den Verschuldungsgrad und den Anlagedeckungsgrad 1 der
TRANSIT AG und kommentieren Sie die Ergebnisse der beiden Kennzahlen
kurz. (4 Punkte)
Antwort:
Verschuldungsgrad = FK/GK = 180/200 = 90%
Sehr hoher Verschuldungsgrad. 90% des Gesamtvermögens ist durch
Fremdkapital finanziert
Anlagendeckungsgrad 1 = EK/AV = 20/140 = 14.3%
Der Anlagendeckungsgrad 1 besagt, zu welchem Anteil das langfristig
gebundene Anlagevermögen durch Eigenkapital finanziert ist. Bei der
TRANSIT AG sind lediglich 14.3% des AV mit EK unterlegt, was ein sehr tiefer
Wert ist.
Punkte:
Je 1 Punkt für korrektes Resultat, 1 Punkt für Interpretation. Fehlerhafte Formel
aber korrektes Resultat gibt 0.5 Punkte.
Für das vergangene Jahr hat die TRANSIT AG einen Reingewinn (Gewinn nach
Zinsen) von CHF 10 Mio. ausgewiesen. Der Fremdkapitalkostensatz beträgt 10%.
c)
Berechnen Sie die Gesamtkapitalrendite der TRANSIT AG. (3 Punkte)
Antwort:
FK-Zinsen: 180*10% = 18 Mio
R(GK) = (RG + FK-Zinsen) / GK = (10 + 18) / 200 = 14%
Punkte:
1 Punkt für richtige Formel, 1 Punkt für korrekte FK-Zinsen, 1 Punkt für
korrektes Resultat.
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d)
Geben Sie die Leverage-Formel an und berechnen Sie Anhand dieser die
Eigenkapitalrendite der TRANSIT AG. (3 Punkte)
Antwort:
Leverage-Formel: R(EK) = R(GK) + FK/EK*(R(GK) – FK-Zinssatz)
= 14% + 180/20*(14% - 10%) = 50%
Punkte:
2 Punkt für richtige Formel, 1 Punkt für korrektes Resultat. Folgefehler aus c)
jedoch mit korrekter Berechnung in d) gibt volle Punktzahl.
Um auf die steigende Nachfrage im europäischen Transportverkehr reagieren zu
können, erwägt die TRANSIT AG ihre Fahrzeugflotte zu vergrössern und weitere
Standorte in Osteuropa zu erschliessen. Dazu benötigt sie zusätzliches Kapital.
e)
Welche drei Möglichkeiten stehen der TRANSIT AG zur Finanzierung ihrer
Expansionspläne grundsätzlich zur Verfügung? (3 Punkte)
Antwort:
Aktienkapitalerhöhung (Erhöhung Eigenkapital)
Emission von Obligationen (Erhöhung Fremdkapital)
Aufnahme eines Bankkredits (Erhöhung Fremdkapital)
Punkte:
Pro Möglichkeit je 1 Punkt.
f)
Welche Form der Kapitalerhöhung ist für die TRANSIT AG sinnvoll? Nennen
Sie je einen Vor- und einen Nachteil der von Ihnen vorgeschlagenen Variante
der Kapitalbeschaffung. (3 Punkte)
Antwort:
Aufgrund des hohen Verschuldungsgrads der TRANSIT AG erscheint eine
Aktienkapitalerhöhung als sinnvoll.
Punkte:
(1 Punk für Nennung von AK-Erhöhung. Emission einer Anleihe oder
Bankkredit als mögliche Variante gibt keinen Punkt. Jedoch gibt die Nennung
von Vor- und Nachteilen dieser beiden Varianten Punkte (siehe unten). Bsp:
Finanzierungsvorschlag Emission von Anleihen und korrekte Nennung der Vorund Nachteile gibt 2 Punkte.)
Vorteile AK-Erhöhung: (1 Punkt für eine richtige Nennung)
ƒ keine periodischen Zinszahlungen (liquiditätsschonend)
ƒ keine fixe Rückzahlungsverpflichtung
ƒ Eigenfinanzierungsgrad wird erhöht / Finanzierungsrisiken sinken
ƒ Börsenstimmung nutzen / Bekanntheitsgrad steigern.
Nachteile AK-Erhöhung: (1 Punkt für eine richtige Nennung)
ƒ Besitzverhältnisse verändern sich
ƒ Investoren finden
ƒ Kosten für Emission sind sehr hoch
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oder:
Vorteile Anleihe: (1 Punkt für eine richtige Nennung)
ƒ keine Änderung der Besitzverhältnisse
ƒ Leverage-Effekt => Erhöhung der EK-Rendite
ƒ Kalkulierbarkeit der festen Zinszahlungen
Nachteile Anleihe: (1 Punkt für eine richtige Nennung)
ƒ Rückzahlung bei Fälligkeit
ƒ Fremdfinanzierung erhöht sich (Abhängigkeit und erhöhtes Risiko)
ƒ Zinszahlungen belasten Liquidität
ƒ feste Zinszahlungen (was, wenn Marktzinsen sinken?)
oder:
Vorteile Bankkredit: (1 Punkt für eine richtige Nennung)
ƒ Keine, solange Anleihen und Aktien mögliche
Finanzierungsmöglichkeiten darstellen.
ƒ Allenfalls kurzfristige Finanzierungsmöglichkeit
Nachteile Bankkredit: (1 Punkt für eine richtige Nennung)
ƒ Je nach Verschuldungsgrad kann es schwierig sein, Bank zu finden, die
Kredit gewährt (zu nicht allzu schlechten Konditionen)
ƒ Bank kann/wird auf das Geschäft Einfluss nehmen wollen.
ƒ Sehr hohe Zinsbelastung (Risikogerechtes Pricing)
g)
Erläutern sie den Unterschied zwischen Geldmarkt und Kapitalmarkt. An
welchem Markt wird die TRANSIT AG das zusätzliche Kapital für die
Expansion beschaffen? (2 Punkte)
Antwort:
Geldmarkt: (0.75 für eine richtige Nennung)
ƒ Motive der Marktteilnehmer: Ausgleich von Liquiditätsunterschieden
(Liquiditätsmanagement)
ƒ Fristen: kurzfristige Gelder
ƒ Bonität: alle Marktteilnehmer weisen eine sehr hohe Bonität auf
ƒ Teilnehmer: vor allem Banken, Zentralbanken und grosse Unternehmen
Kapitalmarkt: (0.75 für eine richtige Nennung)
ƒ Motive der Marktteilnehmer: Kapitalanlage, mittel bis langfristige
Finanzierung.
ƒ Fristen: mittel- bis langfristige Gelder
ƒ Bonität: Marktteilnehmer mit tiefer wie auch hoher Bonität
ƒ Teilnehmer: Banken, Unternehmen, private Haushalte
TRANSIT AG wird sich am Kapitalmarkt das benötigte Kapital beschaffen. (0.5
Punkte). Bei allen drei Varianten (Aktien, Anleihen und Kredit handelt es sich
um mittel- bis langfristige Finanzierungsformen.
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Aufgabe 5: Preisbildung (20 Punkte)
a)
Erläutern Sie das Konzept des Homo Oeconomicus. (3 Punkte)
Antwort:
Homo oeconomicus bezeichnet in der Wirtschaftswissenschaft das theoretische
Modell eines Menschen, der seine Handlungen allein auf der Basis der ihm
vorliegenden Informationen rational ausrichtet und seine Entscheidungen nach dem
ökonomischen Prinzip zur Maximierung seines persönlichen Nutzens trifft.
Der Homo oeconomicus
- hat feststehende Präferenzen,
- ist eigeninteressiert,
- maximiert seinen Nutzen,
- handelt rational,
- reagiert auf Restriktionen und Anreize und
- verwendet die vorhandene Information.
Punkte:
0,5 Punkte für jeden korrekten Aspekt des Konzeptes (maximal 3 Punkte).
b)
Worin liegt der Unterschied zwischen einer Bewegung auf der Angebotskurve
und einer Verschiebung der Angebotskurve? (2 Punkte)
Antwort:
Eine Bewegung auf der Angebotskurve stellt sich dann ein, wenn sich lediglich der
Preis verändert. Eine Verschiebung der Angebotskurve ergibt sich, wenn sich ein
anderer Faktor (z.B. Faktorpreise, Produktionsfunktion, Steuern und Subventionen
etc.) verändert, welcher der Angebotskurve zugrunde liegt.
Punkte:
2 Punkte für analoge Beschreibung.
c)
Nennen Sie drei Gründe für eine Verschiebung der Nachfragekurve nach
rechts. Wie verändert sich bei einer normalen Marktsituation in diesem Fall die
Gleichgewichtsmenge q* und der Gleichgewichtspreis p*? (4 Punkte)
Antwort:
Mögliche Ursachen für eine Verschiebung der Nachfragekurve nach rechts:
Höhere Nutzeneinschätzung
Preiserhöhung von Substitutionsprodukten
Preissenkung von Komplementärprodukten
Höheres Einkommen
Erwartete Preissteigerung
Die Gleichgewichtsmenge q* und der Gleichgewichtspreis p* steigen.
Punkte:
1 Punkt pro richtige Ursache (max. 3 Punkte)
1 Punkt für korrekte Aussage zur Gleichgewichtsmenge q* und Gleichgewichtspreis
p*
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d)
Zeichnen Sie für das Gut A in einem Preis-Mengen-Diagramm eine normale
Nachfragekurve und eine vollkommen elastische Angebotskurve ein. Nun
steigt der Preis des komplementären Gutes B. Wie verschiebt sich die
Nachfragekurve des Gutes A? Wie verändern sich die Gleichgewichtsmenge
q* und der Gleichgewichtspreis p*? (5 Punkte)
p
A
p*
N1
q1 *
N0
q
q0 *
Antwort:
Die Gleichgewichtsmenge q* sinkt und der Gleichgewichtspreis p* bleibt konstant.
Punkte:
1 Punkt für richtiges Diagramm (richtige Beschriftung der Achsen)
1 Punkt für richtige Angebotskurve (Kurve muss horizontal verlaufen)
1 Punkt für richtige Nachfragekurve (Kurve muss fallend sein)
1 Punkt für richtige Verschiebung der Nachfragekurve
1 Punkt für richtige Aussage bezüglich Gleichgewichtsmenge q* und
Gleichgewichtspreis p*
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e)
Der Staat erhebt eine Steuer bei den Anbietern. Wie unter d.) ist die
Nachfragekurve normal und die Angebotskurve vollkommen elastisch.
Zeichnen Sie in einem neuen Preis-Mengen-Diagramm den Effekt der Steuer
ein und schraffieren Sie den Steuerertrag des Staates. Wie verteilt sich die
Steuerlast auf die beiden Marktseiten (Steuerinzidenz)? Wie verändert sich die
Konsumenten- und Produzentenrente? (6 Punkte)
p
A1
p0 *
Steuer
p1 *
N
A0
q
q 1 * q0 *
Antwort:
Die Steuer wird vollumfänglich durch die Nachfrageseite getragen. Die
Konsumentenrente nimmt ab, die Produzentenrente bleibt unverändert (die
Produzentenrente ist null).
Punkte:
2 Punkte für richtige Verschiebung der Angebotskurve (nur 1 Punkt, falls Nachfrageoder Angebotskurve falsch eingezeichnet werden)
1 Punkt für richtigen Steuerertrag (wird auch gewährt, wenn die Angebotskurve in die
falsche Richtung verschoben wird)
1 Punkt für richtige Aussage bzgl. der Verteilung der Steuerlast
1 Punkt für richtige Aussage bzgl. der Veränderung der Konsumentenrente
1 Punkt für richtige Aussage bzgl. der Veränderung der Produzentenrente
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Aufgabe 6: Kostenrechnung (20 Punkte)
a.) Was versteht man unter (totalen) Durchschnittskosten, variablen
Durchschnittskosten und Grenzkosten? Geben Sie eine kurze Definition und
beschreiben Sie, wie die Kostenarten berechnet werden. (3 Punkte)
Antwort:
Die (totalen) Durchschnittskosten sind die auf die einzelne Einheit entfallenden
Totalkosten. Die (totalen) Durchschnittskosten entsprechen den Totalkosten dividiert
durch die Produktionsmenge.
Die variablen Durchschnittskosten sind die auf die einzelne Einheit entfallenden
variablen Kosten. Die variablen Durchschnittskosten entsprechen den variablen
Kosten dividiert durch die Produktionsmenge.
Die Grenzkosten sind die zusätzlichen Kosten, die für eine weitere produzierte Einheit
entstehen. Die Grenzkosten entsprechen der ersten Differentiation der
Totalkostenfunktion.
Punkte:
0,5 Punkte pro richtige Definition
0,5 Punkte pro richtige Beschreibung der Berechnung
(maximal 3 Punkte)
b.) Charakterisieren Sie das Betriebsminimum und die Gewinnschwelle. (2 Punkte)
Antwort:
Liegt der Preis unter dem Minimum der variablen Durchschnittskosten, lohnt es sich
für das Unternehmen nicht, ein Angebot zu machen, da sich dadurch das Ergebnis
verschlechtern würde. Die Produktionsmenge bei welcher der Preis gleich dem
Minimum der variablen Durchschnittskosten ist, wird deshalb als Betriebsminimum
bezeichnet.
Liegt der Preis beim Minimum der (totalen) Durchschnittskosten, entsteht weder ein
Gewinn noch ein Verlust. Die Produktionsmenge, bei welcher der Preis gleich den
(totalen) Durchschnittskosten ist, wird deshalb als Gewinnschwelle bezeichnet.
Punkte:
Je 1 Punkte für analoge Beschreibung des Betriebsminimums und der
Gewinnschwelle
c.) Die lautet das Optimalitätskriterium für die Gewinnmaximierung in einem Markt mit
vollständiger Konkurrenz? (1 Punkt)
Antwort:
Preis p = Grenzkosten MC (1 Punkt)
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d.) Welche Menge wird ein Anbieter in einem Markt mit vollständiger Konkurrenz
absetzen, wenn er für seine Güter einen Preis wählt, der über dem
Gleichgewichtspreis liegt? (2 Punkte)
Antwort:
In der idealtypischen Marktform der vollständigen Konkurrenz wird angenommen,
dass die einzelnen Anbieter keinen Einfluss auf die Preisbildung haben, da es eine
grosse Anzahl an Anbietern gibt. Wenn ein einzelner Anbieter den Preis über dem
Gleichgewichtspreis setzt, sinkt die abgesetzte Menge auf Null.
Punkte:
2 Punkte für analoge Beschreibung
e.) Ein Unternehmen hat die Totalkostenfunktion TC = 50 + 0,5q + 0,05q 2 . Bei welcher
Absatzmenge q betragen die durchschnittlichen Fixkosten AFC 0,25? Wie hoch sind
die Gesamtkosten TC, die (totalen) Durchschnittskosten ATC, die variablen
Durchschnittskosten AVC und die Grenzkosten MC bei einer Absatzmenge von 100?
Welche Menge q* wird das Unternehmen verkaufen, wenn auf dem Markt mit
vollständiger Konkurrenz der Gleichgewichtspreis p* 12,5 beträgt? (6 Punkte)
Antwort:
Durchschnittliche Fixkosten (AFC):
0,25 = 50 q
q = 200 (1 Punkt)
Gesamtkosten (TC) bei q = 100:
TC = 50 + 0,5 ⋅ 100 + 0,05 ⋅ 100 2
TC = 50 + 50 + 500
TC = 600 (1 Punkt)
(totale) Durchschnittskosten (ATC) bei q = 100:
ATC = TC / q
ATC = 600 / 100
ATC = 6 (1 Punkt)
variable Durchschnittskosten (AVC) bei q = 100:
VC = TC − Fixkosten
VC = 550
AVC = 550 / 100
AVC = 5,5 (1 Punkt)
Grenzkosten (MC) bei q = 100:
MC = 0,5 + 0,1q
MC = 0,5 + 0,1 ⋅ 100
MC = 10,5 (1 Punkt)
Optimale Absatzmenge bei p* = 12,5:
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p* = MC
p* = 0,5 + 0,1q *
12,5 = 0,5 + 0,1q *
q* = 120 (1 Punkt)
f.) Das Unternehmen kann in einen neuen Markt expandieren, auf welchem es
momentan der einzige Anbieter ist. Die Nachfragefunktion in diesem Markt ist
gegeben durch p = 21,5 − 0,1q . Wie lautet das Optimalitätskriterium für die
Gewinnmaximierung in diesem Markt? Welche Menge wird das Unternehmen
verkaufen? (6 Punkte)
Antwort:
Optimalitätskriterium für die Gewinnmaximierung:
Grenzkosten MC = Grenzertrag MR (1 Punkt)
Abgesetzte Menge:
MC = 0,5 + 0,1q (1 Punkt)
TR = (21,5 − 0,1q )q
TR = 21,5q − 0,1q 2
MR = 21,5 − 0,2q (2 Punkte)
MC = MR
0,5 + 0,1q = 21,5 − 0,2q
0,3q = 21
q = 70 (2 Punkte)
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