Gebärmutterhalskrebs Dr. Karin Stahl beschreibt Früherkennung und Ursachen Der Gebärmutterhalskrebs gehörte früher zu den gefährlichsten Erkrankungen der Frauen. Heute können durch eine einfache Abstrichuntersuchung im Rahmen des gesetzlichen Früherkennungsprogramms schon Vorformen erkannt und behandelt werden. Die Sterblichkeit ist entsprechend stark gesunken. Werden Vorstufen und Frühformen mitgerechnet, so ist der Gebärmutterhalskrebs in Deutschland die vierthäufigste Krebserkrankung bei Frauen. Im Jahr erkranken etwa 5800 Frauen. Von Dr. Karin Stahl Vorstufen und Frühformen des Krebses werden überwiegend bei Frauen im Alter von 20 bis 40 Jahren festgestellt. Sie sind gut behandelbar und ein Fortschreiten der Erkrankung wird damit vermieden. Die bei der Diagnose bereits fortgeschrittenen Tumoren zeigen sich sehr häufig ab dem 45. Lebensjahr. Dies unterstreicht, wie wichtig es ist, dass Frauen auch nach den Wechseljahren regelmäßig an der Früherkennungsuntersuchung teilnehmen. Seit der Einführung des regelmäßigen Abstriches als Früherkennungsuntersuchung sind die Diagnosen von fortgeschrittenen Tumorstadien und die Sterblichkeit an Gebärmutterhalskrebs stark zurückgegangen. Wie entsteht Gebärmutterhalskrebs? Verschiedene Einflüsse müssen zusammenwirken, um die Entstehung von Krebszellen zu fördern. Als wichtiger Auslöser gelten heute Entzündungen mit Papillomviren, besonders mit den Typen 16 und 18. Papillomviren sind sexuell übertragbar und verursachen auch Warzen im Schambereich, die sogenannten Condylome. Raucherinnen haben ein deutlich erhöhtes Risiko, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken, denn die krebserregenden Bestandteile des Zigarettenrauchs sind auch im Sekret des Gebärmutterhalses nachweisbar und können dort ihre schädigende Wirkung entfalten. Wie kann man Gebärmutterhalskrebs frühzeitig feststellen? Es existiert eine zuverlässige Untersuchungsmethode, die im Rahmen des gesetzlichen Früherkennungsprogramms in Deutschland für jede Frau über 20 Jahren einmal jährlich von den Krankenkassen übernommen wird. Es handelt sich hierbei um einen Zellabstrich von Muttermund und Gebärmutterhalskanal. Das hierbei entnommene Zellmaterial wird in ei- nem qualifizierten Labor beurteilt, wo es gefärbt und unter dem Mikroskop begutachtet wird. Diese spezielle Methode zur Beurteilung von Zellen wurde von dem Anatomen Papanicolaou in den USA entwickelt. Sie wird deshalb kurz Pap-Test genannt. Ein Nachweis der Infektion mit Papillomviren ist heute möglich, aber noch nicht so bezüglich seiner Konsequenzen für die betroffenen Frauen geprüft, dass er zu den Standarddiagnoseverfahren gerechnet werden kann. Deshalb ist er auch noch nicht Teil des gesetzlichen Früherkennungsprogramms. Was kann mit dem Pap-Test erkannt werden? Mit dieser Methode können entzündliche Veränderungen der Zellen oder mögliche Vorstufen von Krebs genauso erkannt werden, auch wenn noch keinerlei Beschwerden bestehen. Die Treffsicherheit beträgt rund 80 bis 90 Prozent. So wird die Pap-Einteilung in fünf Stufen vorgenommen, wobei die Befunde Pap I und Pap II unbedenklich sind. In der Regel findet die nächste Kontrolle dann im Rahmen der jährlichen Früherkennungsuntersuchung statt. Bei Pap III muss kurzfristig ein weiterer Zellabstrich erfolgen, bei Verdacht auf eine Entzündung auch eine entsprechende Behandlung. Bilden sich die Zellveränderungen nicht zurück, kann zur Sicherheit der Diagnose auch eine Gewebsentnahme nötig sein. Bei Pap IIID wird der Abstrich nach drei Monaten wiederholt. Bleiben die Zellveränderungen längerfristig bestehen, so muss dieser Befund durch Entnahme von Gewebe am Muttermund gesichert werden. Bei einem Pap IV a und b wird eine kegelförmige Gewebsentnahme am Muttermund erforderlich, da hier der Verdacht auf eine Vorstufe einer bösartigen Erkrankung besteht. Dieser entnommene Kegel aus dem Muttermund wird im Labor unter dem Mikroskop begutachtet. Der Eingriff selbst ist klein und relativ komplikationslos. Ein Befund Pap V bedeutet, dass im Abstrich Zellen gefunden wurden, die von einem bösartigen Tumor stammen. Dieser Verdacht wird weiter abgeklärt durch eine Gewebsentnahme aus dem Muttermund. Bei nachgewiesenem Gebärmutterhalskrebs erfolgt die Entfernung der Gebärmutter, des oberen Drittels der Scheide, des den Gebärmutterhals umgebenden Bindegewebes und der Lymphknoten entlang der großen Blutgefäße des Beckens. Bei fortgeschrittenen Erkrankungen kann es sein, dass eine Strahlen- therapie kombiniert mit einer Chemotherapie durchgeführt wird. Grundsätzlich ist jedoch zu sagen, dass eine regelmäßige jährliche Früherkennungsuntersuchung mit Entnahme eines Abstriches vom Muttermund nicht nur bei den jungen Frauen, sondern auch bei älteren Frauen eine Früherkennung im Vorstadium möglich macht, so dass die Gebärmutterhalskrebserkrankung nicht mehr entstehen muss. Dr. Karin Stahl, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe im Prosper-Hospital Recklinghausen