Vorlesung III Grundlagen Medienökonomie Aktuelle Medientrends IK010 Basismodul Medienbildung/lic. phil. Flurin Senn/HS07 Lernziele • Sie kennen die ökonomischen Zusammenhänge in denen Medienbetriebe stehen und insbesondere die Einflüsse der wirtschaftlichen Situation auf die Medienprodukte. • Sie kennen aktuelle Trends der Medien- und Werbebranche und die damit verbundenen Bedeutungen für die Rezipient/innen. • Sie lernen Ideen kennen, wie Sie die Themeninhalte im Unterricht umsetzen können. IK010 Vorlesung Medienbildung/fs 2 Zum umfassenden Wissen über Medien gehört auch die Auseinandersetzung mit den ökonomischen Grundlagen. Die wirtschaftliche Situation prägt die Medien und ihre Inhalte. Medienbetriebe und Mediensysteme sind auch Unterrichtsthemen. IK010 Vorlesung Medienbildung/fs 3 1 Globale Medienkonzerne (Stand 2006) 1. Time Warner Inc. 2. Walt Disney Co. 3. Viacom Inc./CBS Corp. 4. News Corp. Ltd. 5. Comcast Corp. 6. Bertelsmann AG 7. NBC Universal Inc. 8. Sony Corp. 9. Vivendi 10. Cox Enterprises Inc. (USA) (USA) (USA) (AUS) (USA) (D) (USA) (Japan) (Frankreich) (USA) (Quelle: www.institut-medienpolitik.de) IK010 Vorlesung Medienbildung/fs 4 Time Warner • AOL (Internet, Telefonie, Internetradio, Compuserve, Netscape, McAffee, …) • HBO (TV Stationen, pay TV, …) • Warner Brothers Entertainment (Filmstudios, TV Stationen, …) • Turner Broadcasting System (CNN, NBC, Cartoon Network, …) • Time Inc. (Time Mag., verschiedene Zeitschriften und Zeitungen) IK010 Vorlesung Medienbildung/fs 5 Bertelsmann AG • RTL Gruppe (RTL, RTLII, Vox, n-tv…) • Random House (globaler Buchverlag) • Gruner und Jahr ( Focus, Stern, Geo, Brigitte, Financial Times Deutschland, …) • BMG/Sony (Musik Label) IK010 Vorlesung Medienbildung/fs 6 2 Medienkonzerne CH • SRG (SF, RTSI, TSR, RTR, Radio DRS, Swissinfo, Publisuisse, TPC, …) • Ringier (Blick, Sonntagsblick, Heute, Cash, Schweizer Illustrierte, l`Hébdo, Glückspost, Betty Bossy, Tele, Bolero, Edelweiss, Konsum TV, Joya rennt, al dente, Genial daneben, NRJ Zürich…) • TA Media (Tages Anzeiger, SonntagsZeitung, 20minuten, Finanz und Wirtschaft, Tagblatt der Stadt Zürich, Schweizer Familie, Annabelle, Das Magazin, Tele Züri, Radio 24, Radio Basilisk, Jobwinner, Partnerwinner.ch, …) • NZZ Gruppe (NZZ, NZZ am Sonntag, Der Bund, St. Galler Tagblatt, Neue Luzerner Zeitung, NZZ Folio, NZZ Focus, Smash, die neue Schulpraxis, NZZ Format, Presse TV, Tele Ostschweiz, Radio RI, Radio Aktuell, Radio Pilatus…) IK010 Vorlesung Medienbildung/fs 7 Folgen • Tendenz: Steigende Medienkonzentration. • Effekt: „more of the same“ (stärkere Orientierung am Mainstream). • Tendenzielle Abnahme der Informations- und Meinungsvielfalt. IK010 Vorlesung Medienbildung/fs 8 Wie finanzieren sich die Medien? • Medien sind Wirtschaftsunternehmen, die sich grösstenteils über Werbung finanzieren. • Die Wirtschaft ist interessiert an Werbeträgern (Medien) mit „optimaler“ Verbreitung. • Medien müssen - wenn sie sich finanzieren wollen – eine „optimale“ Verbreitung erzielen, d.h. entsprechend viele Leser/innen, Zuschauer/innen, Hörer/innen ansprechen und zur kontinuierlichen Nutzung animieren. • Ziel: Aufmerksamkeit bei den Rezipient/innen und der Wirtschaft erreichen und sichern. IK010 Vorlesung Medienbildung/fs 9 3 Beispiel NZZ am Sonntag „Wir hatten Inserenten, die gerne auch an einem Sonntag in der NZZ inseriert hätten… – deshalb entwickelten wir eine NZZ am Sonntag.“ (Aussage eines Redaktors/NZZ) IK010 Vorlesung Medienbildung/fs 10 Medien und Werbung – Fazit • Werbung finanziert Medienprodukte. • Die Werbung beeinflusst Medienprodukte, weil diese für die (Werbe)wirtschaft attraktiv sein müssen. • Werbung hat die Absicht, die Konsument/innen in ihrem Verhalten zu beeinflussen. IK010 Vorlesung Medienbildung/fs 11 Kinder als interessante Zielgruppe Kinder und Jugendliche: • … sind autonome Konsument/innen • … sprechen auf Werbeinhalte an • … sind die Konsument/innen von morgen • … nehmen Einfluss auf die Kaufentscheidungen der Eltern (Autos, Unterhaltungselektronik, Lebensmittel, …) Die Kaufkraft der Kinder ist heute so gross wie nie zuvor. Im Jahre 2002 verfügten die 6-13 Jährigen in Deutschland über mehr als 5 Milliarden Euro. IK010 Vorlesung Medienbildung/fs 12 4 Werbewirkungen I • Werbung beeinflusst uns als Konsument/innen. Bei Kindern ist die Wirkung besonders ausgeprägt. Sie glauben noch stärker, was die Botschaften vermitteln. • Werbung schafft Aufmerksamkeit und weckt Interesse. • Werbung vermittelt emotionale Konsumerlebnisse. • Werbung liefert Orientierungsmuster und Identifikationsfelder. IK010 Vorlesung Medienbildung/fs 13 AIDA Prinzip • Attention (Aufmerksamkeit) Die Adressaten sollen mit ihren Sinnesorganen auf bestimmte Informationen aufmerksam werden (eye catcher) - z.B. Bild oder Geräusch. • Interest (Interesse): Die Botschaft soll das Interesse wecken – z.B. ein reisserischer Slogan. • Desire (Wunsch): Durch Identifikationsmechanismen soll der Wunsch entstehen, das Produkt zu besitzen. Das Angebot entspricht einem Bedürfnis. • Action (Handlung) Aufforderung zum Handeln – z.B. Kaufentscheid IK010 Vorlesung Medienbildung/fs 14 Werbewirkungen II Der Erfolg der Werbung ist nur schwer messbar. „Es gibt wahrscheinlich kaum einen anderen Bereich, wo so viel Geld in die Kommunikation gesteckt wird, obschon man für den Erfolg keine Garantie hat“ (Simon Walter, Wirz Werbung) IK010 Vorlesung Medienbildung/fs 15 5 Aktuelle Trends in der Werbung Die ausgeprägte Konkurrenz auf dem Medien- und Werbemarkt zwingt die Werbeindustrie neue Werbeformen zu entwickeln. Hierzu zählen: – Product Placement – Infomercial – Merchandising – Internetwerbung (z.B. Viral Marketing) – Ingame Werbung – … IK010 Vorlesung Medienbildung/fs 16 Product Placement • Einbettung von Werbung im redaktionellem Programm – programmintegrierte Werbeformen. • Innerhalb von Spielfilmen, Serien, Computerspielen, Quiz-Shows, etc. werden ganz gezielt bestimmte Produkte platziert. • Bsp. James Bond Produktionen IK010 Vorlesung Medienbildung/fs 17 Merchandising • Vermarktung von Lizenzen zu Filmmotiven, bekannten Figuren. • Die damit verbundenen zusätzlichen Gewinne sind vielfach höher, als die reinen Einspielergebnisse der Filme. • Bsp. Harry Potter; Lion King, Star Wars, … IK010 Vorlesung Medienbildung/fs 18 6 Infomercial/Advertainment • Hybride Werbeform, bei der die Grenze zwischen redaktionellen Inhalten und Werbung fliessend ist. • Bsp: Teleshopping, Beck und Bondi/Swisscom IK010 Vorlesung Medienbildung/fs 19 Viral Marketing • Verbreitung von Werbekampagnen via Internet, die nach dem Prinzip der „Mund zu Mund Propaganda“ funktionieren. • Merkmal: schnelle Verbreitung unter „Gleichgesinnten“/hohe Aufmerksamkeit. IK010 Vorlesung Medienbildung/fs 20 Auswirkungen der neuen Werbeformen • Die Werbeindustrie sieht in den neuen Werbeformen noch grosses Wachstumspotential. • Durch die Einbettung der Werbeinhalte im redaktionellen Umfeld, richten sich die Medienprodukte zunehmend verstärkt an ein spezifisches, konsumorientiertes „Zielpublikum“. • Die Trennung von Werbung und redaktionellem Programm wird für die Rezipient/innen immer schwieriger. IK010 Vorlesung Medienbildung/fs 21 7 Aktuelle Medientrends Inhaltliche Trends: Steigerung der Attraktivität und Verbreitung des Medienprodukts durch: – Emotionalisierung (Bilder, Action, Tempo,…) – Personalisierung – Inszenierung (Dramatisierung, Skandalisierung) – Zielgruppenjournalismus – Vermehrte Eigenwerbung IK010 Vorlesung Medienbildung/fs 22 Neben den Grundfunktionen – Information – Unterhaltung – Bildung – Meinungsbildung bieten Medienprodukte den Rezipient/innen auch Erlebnismöglichkeiten. IK010 Vorlesung Medienbildung/fs 23 Erlebnisgesellschaft (Schulze) Charakteristika der Erlebnisgesellschaft • In der von Überfluss geprägten westlichen Gesellschaft geht es für das einzelne Individuum vor allem darum, ein möglichst schönes und angenehmes Leben zu führen. • "Erlebe dein Leben" ist gewissermassen der Grundtenor der Erlebnisgesellschaft. IK010 Vorlesung Medienbildung/fs 24 8 Erlebnisgesellschaft • • Zu den zentralen Aspekten gehören die Ästhetisierung des Alltagslebens und die Erlebnisorientierung. Durch die Situation, aus dem stets wachsenden Angebot an Erlebnismöglichkeiten auswählen zu müssen, kann sich beim Individuum das Gefühl der Überforderung und Orientierungslosigkeit einstellen. Medial präsentierte Werte, Normen, Lebensstile, Rollenbilder, … können als Orientierungshilfe dienen. IK010 Vorlesung Medienbildung/fs 25 Transferideen Der kompetente Umgang mit Medien und ihren Inhalten setzt voraus, dass ich verstehe, welche Interessen mit den Produkten verbunden sind. Ziel: Entdecken dieser ökonomischen Zusammenhänge. IK010 Vorlesung Medienbildung/fs 26 Vorschule • Erkennen von Werbeformen bzw. unterscheiden von Werbung und redaktionellem Programm. • Erkennen und einordnen von Werbebotschaften. IK010 Vorlesung Medienbildung/fs 27 9 Primarstufe • Sich mit den verschiedenen Werbeformen und den grundlegenden Strategien auseinander setzen. • Selber Werbungen produzieren. • Einblick in Werbekosten: Werbevolumen in Zeitschriften schätzen und ausrechnen. • Produktionsprozesse thematisieren: Besuch in einem Zeitungsbetrieb/auf einer Werbeagentur. IK010 Vorlesung Medienbildung/fs 28 Sekundarstufe I • Medienkonzerne als Thema. • Auseinandersetzung mit in der Werbung transportierten Werten, Rollen-, Körper-, Menschenbildern, Lebensstilen, … • Bedeutung und Funktion von medialen Stars und Vorbildern thematisieren. IK010 Vorlesung Medienbildung/fs 29 10