Jungbürgerfeier am 30.06.

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Jungbürgerfeier am 30.06.
Politik ist uncool. Junge Menschen fühlen sich von der Politik nicht ernstgenommen.
Politiker sind unglaubwürdig - das sind zusammengefasst die Ergebnisse verschiedener
Studien zum Thema „Jugend und Politik“. „Wenn man sich die Politik anschaut, dann läuft
da voll der Mist“ – das sagt eine junge Studentin, als sie nach ihrem politischen Interesse
gefragt wird.
Gut, wenn das das Bild ist, dann ändern Sie’s. Auch Politik ist immer nur so gut wie die
Menschen, die sie machen. Sie haben es selbst in der Hand. Sie sind jetzt 18. Sie sind volljährig. Herzlich willkommen, liebe Jungbürgerinnen und Jungbürger.
Endlich 18. Auch wenn das bei mir schon eine ganze Weile her ist, kann ich mich noch sehr
gut an dieses Gefühl erinnern. Endlich volljährig – auch wenn ich damals noch drei Jahre
länger warten musste. Denn damals, Mitte der 1960er Jahre, war man erst mit 21 volljährig.
Aber dieses Gefühl: Jetzt geht’s los, das war toll. Selbst entscheiden können, wo ich mich
wie lange und mit wem aufhalte –in Kneipen, in Diskotheken, auf Partys. Selbst
verantwortlich sein für das, was ich tue oder lasse. Und eben auch selbst entscheiden, ob
ich mich engagiere und wie ich das tue.
Als ich angefangen habe, mich für Politik zu interessieren und dann auch noch aktiv
mitzumischen, da galt Politik auch nicht als cool. Und schon gar nicht die etablierten
Parteien. Das war die Zeit der Studentenunruhen, das war die Zeit des Auflehnens.
Außerparlamentarische Opposition, APO, Dagegensein außerhalb der parlamentarischen
Strukturen - das war cool.
Und ausgerechnet in dieser Zeit habe ich mich entschieden, Politik zu machen. Und dann
auch noch in der CDU. Und ich kann Ihnen versichern: Ich habe es nicht bereut. Weil mitmachen auch heißt: mitreden, mitgestalten, mitverändern – gerade auch das, was einem
nicht passt.
Das Wahlrecht ist eines der wichtigsten Rechte, das Sie jetzt mit 18 ausüben können eines der ureigenen demokratischen Grundrechte in unserem Staat. Nicht in allen Ländern
dieser Erde gehört es zu den Selbstverständlichkeiten, zwischen Personen und Parteien
mit unterschiedlichen Vorstellungen, wie die Zukunft eines Landes aussehen soll,
entscheiden zu können. Und auch in Deutschland war es ein sehr langer und sehr blutiger
Weg, bis dieses Recht Normalität wurde.
Wahlen, sei es für den Gemeinderat, für den Landtag, für den Bundestag oder für das
Europaparlament, sind die grundlegendste und einfachste Gelegenheit, seine Meinung zu
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sagen. Und es wird Sie nicht wundern, wenn ich Sie zu Ihrem 18.Geburtstag bitte: Machen
Sie von diesem Recht Gebrauch.
Werfen Sie Ihr Recht zu wählen nicht ungenutzt weg. Es gibt sehr viele Parteien mit sehr
unterschiedlichen Zielen. Entscheiden Sie sich für die Partei, die Ihren Vorstellungen am
nächsten kommt. Zu 100 Prozent werden Sie da keine Übereinstimmung finden. Mit
Sicherheit nicht. Und das muss auch gar nicht sein. Und wenn Sie der Meinung sind, dass
Ihnen das alles nicht genügt, dass Sie das Ein oder andere besser machen würden, dann
werden Sie Mitglied.
Es ist immerhin eine spannende Zeit, in der Sie in unserer Stadt leben. In drei Jahren feiern
wir den 300. Geburtstag unserer Stadt. Oder die Kombilösung, da haben Sie damals beim
Bürgerentscheid noch nicht mitentscheiden können. Aber wie dann später einmal alles
aussehen wird, wie unsere Innenstadt aussehen wird, wenn die vielen Baustellen einmal
weg sind und wenn die Straßenbahnen unterirdisch fahren und die Kriegsstraße umgebaut
ist – das wird jetzt und in den nächsten Jahren entschieden.
Wenn Sie da mitreden wollen, dann tun Sie das. Parteien und Gruppierungen, die für oder
auch gegen das Projekt sind, gibt es genug. Engagieren Sie sich selbst. Das kann in einer
Partei sein, muss aber nicht.
Es gibt viele Verbände oder Vereine mit ganz unterschiedlichen Themenbereichen, die
dringend auf Ihre Mithilfe warten – sei es im Umwelt- oder im Kulturbereich oder auch in der
Kirche. Es gibt den Bundesfreiwilligendienst oder auch das Freiwillige Soziale oder
Ökologische Jahr, und und und.
Gelegenheiten, sich einzubringen, gibt es viele in unserer Stadt. Das geschieht in der Regel
ehrenamtlich, und ich bin mir sicher, dass viele von Ihnen sich auch in irgendeiner Art und
Weise schon jetzt engagieren. Dieses wichtige Engagement geschieht oft still und leise –
keiner nimmt davon Notiz. Vor nunmehr fünf Jahren habe ich deshalb die Initiative ergriffen,
um dies zu ändern. Mit dem Jugendpreis „Mensch – gut gemacht!“ zeichnen wir seither
Jugendliche ab elf Jahren für ihr soziales Engagement in Karlsruhe aus.
Auch in diesem Jahr machen wir das. Als Dank an die Jugendlichen dafür, dass sie ihre
Freizeit, dass sie einen Teil ihrer Freizeit anderen zur Verfügung stellen. Und als Beispiel,
als Motivation für Jugendliche: Seht, das kann man alles machen.
Organisiert wird der Jugendpreis vom Stadtjugendausschuss, dem ich dafür herzlich danke.
Das Besondere an diesem Preis ist: Nicht Erwachsene entscheiden darüber, wer ausge-
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zeichnet wird, sondern Jugendliche selbst. Und ich bin gespannt, was die Preisträger in
diesem Jahr gemacht haben, die gleich ausgezeichnet werden.
Herzlichen Dank an Sie alle, dass Sie heute hier in den Filmpalast am ZKM zur
Jungbürgerfeier gekommen sind. Es ist vielleicht ein wenig ungewöhnlich, an einem
Samstagvormittag ins Kino zu gehen. Aber der Anlass ist schließlich auch nicht ganz
alltäglich. Ich gratuliere Ihnen zu Ihrer Volljährigkeit. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg, nutzen
Sie die Chancen Ihres jungen Erwachsenenseins. Und nachher viel Vergnügen beim Film
Ihrer Wahl.
! ES GILT DAS GESPROCHENE WORT !
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