Begriff ist einem steten Wandel unterworfen

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MEDIEN
MEDIZINISCHE INDIKATION
Begriff ist einem steten Wandel unterworfen
„Indikation“ scheint ein selbsterklärender Begriff im ärztlichen Alltag zu sein. Näher betrachtet tauchen viele Fragen auf, die zum
Nachdenken anregen. Das hervorragende Buch bietet dazu in 17 differenzierten Beiträgen medizinische, rechtliche, ethische und ökonomische Überlegungen und Argumente. Indikation als Begründung
für eine Maßnahme ist zielorientiert. Da sich Ziele und Begründungen mit dem Wandel der Medizin
ändern, ist auch der Indikationsbegriff dem Wandel unterworfen. Das
zeigt Gahl in einem medizinhistorischen Überblick, der den Hintergrund für die aktuellen Aspekte der
übrigen Beiträge und die Unschärfe
des Begriffs „Indikation“ liefert.
Marckmann plädiert sogar, auf den
Begriff ganz zu verzichten.
Alle Autoren zeigen in
ihrem Fach, dass Begründungen für Diagnostik und
Therapien immer mehrdimensional sind. Neben
medizinischen Algorithmen
sind die Persönlichkeit des
Patienten, seine Lebenseinstellung und das soziokulturelle Umfeld wichtig.
Indikation hat als Werturteil ethische Dimensionen
(Neitzke). Juristische Beiträge lenken den Blick auf
Versicherungsrecht und Abhängigkeiten im Sozialsystem.
Die Ökonomie nimmt breiten
Raum ein. Viele Autoren lenken
den Blick auf die ökonomischen
Rahmenbedingungen und den Konflikt zwischen ärztlichem Hilfswunsch und Finanzierbarkeit. Maio
Andrea Dörries,
Volker Lipp (Hrsg.):
Medizinische Indikation. Kohlhammer,
Stuttgart 2015, 282
Seiten, kartoniert,
44,99 Euro
benennt das Risiko, dass der Vorrang der Ökonomie das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient erschüttert. Chirurgen, Palliativmediziner, Neurologen und Psychiater bieten viele kommentierte
Fallbeispiele, in denen die Brisanz
der Indikationsstellung konkret
greifbar ist.
Ein fast 50 Seiten umfassender
Anhang mit Auszügen aus dem
BGB, dem SGB V, der Berufsordnung sowie Empfehlungen der Bundesärztekammer scheint unter ökonomischen Aspekten erstellt zu sein,
obwohl sie laut Buchautoren nicht
so im Vordergrund stehen sollten.
Das Buch ist allen dringend zu
empfehlen, die Indikationen stellen
oder sich als Ethiker, Juristen oder
Kostenträger damit auseinandersetFred Salomon
zen.
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