Dictyostelium als Wirtsmodell und Funktionsanalyse des Virulenzfaktors Mip aus Legionella pneumophila Dissertation zur Erlangung des naturwissenschaftlichen Doktorgrades der Bayerischen Julius-Maximilians-Universität Würzburg vorgelegt von Carina Wagner (geb. Skriwan) aus Würzburg Würzburg, 2004 Eingereicht am: Mitglieder der Promotionskommission: Vorsitzender: Gutachter: Gutachter: Tag des Promotionskolloquiums: Doktorurkunde ausgehändigt am Erklärung Hiermit erkläre ich, dass ich die Dissertation Dictyostelium als Wirtsmodell und Funktionsanalyse des Virulenzfaktors Mip aus Legionella pneumophila selbständig angefertigt und keine anderen als die von mir angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt habe. Ich erkläre außerdem, dass diese Dissertation weder in gleicher oder anderer Form bereits in einem anderen Prüfungsverfahren vorgelegen hat. Ich habe früher ausser den mit dem Zulassungsgesuch urkundlich vorgelegten Graden keine weiteren akademischen Grade erworben oder zu erwerben versucht. Würzburg, den 15.12.04 –––––––––––––––––––– (Carina Wagner) Die Experimente zu der vorliegenden Dissertation wurden in der Zeit von November 2000 bis September 2004 am Lehrstuhl für Molekulare Infektionsbiologie der Universität Würzburg durchgeführt. HERRN PROF. DR. JÖRG HACKER danke ich für die Bereitstellung des Arbeitsplatzes am Institut für Molekulare Infektionsbiologie. Bei DR. MICHAEL STEINERT bedanke ich mich herzlich für die interessante Themenstellung, das stetige Interesse am Fortgang meiner Arbeit und die gute Betreuung während der vielen Jahre. Zudem möchte ich mich bei DR. SALAM KHAN bedanken, der mich durch seine Erfahrung auf dem Gebiet der Proteine und durch seine Ideen im Mip-Projekt unterstützt hat. Allen Mitarbeitern des Institutes und vor allem den Kollegen im Legionellenlabor danke ich für die angenehme Arbeitsatmosphäre und für den Spass an der Arbeit. Zudem möchte ich mich bei allen für die bereitwillige Unterstützung in allen fachlichen und weniger fachlichen Fragen bedanken. Vor allem danke ich SILKE KILLINGER und allen anderen, die mir das Arbeiten mit giftigen Stoffen zeitweise abgenommen haben. FRAU PROF. ANGELIKA NOEGEL, DR. LUDWIG EICHINGER und DR. PATRICK FARBROTHER danke ich für die gute Zusammenarbeit, die Möglichkeit eines kurzen Aufenthaltes in ihrer Arbeitsgruppe und die Einführung in die Welt der DNA-Chips. Bei PROF. DR. SALVATORE BOZZARO bedanke ich mich für die Bereitstellung der Dictyostelium Mutante und die Durchführung der Northern-Blots. PROF. DR. GUNTHER FISCHER und DR. THILO KAMPHAUSEN danke ich für das Interesse am Fortschreiten meiner Arbeit und für das Überlassen großer Mengen an Mip und anderen Proteinen. Vor allem möchte ich meinen Eltern, Großeltern und dem Rest der Familie danken, die mich während meines Studiums und darüber hinaus motiviert und nicht nur finanziell unterstützt haben. Bartosz danke ich für die Unterstützung und für sein Verständnis wenn es im Labor mal wieder länger dauert. für Cassandra Inhaltsverzeichnis I Inhaltsverzeichnis 1 ZUSAMMENFASSUNG UND SUMMARY_____________________________5 1.1 ZUSAMMENFASSUNG 5 1.2 SUMMARY 6 2 EINLEITUNG_____________________________________________________ 9 2.1 LEGIONELLA PNEUMOPHILA 9 2.2 BIOLOGIE DER LEGIONELLEN 9 2.3 VORKOMMEN VON LEGIONELLEN IN DER UMWELT 11 2.4 ÜBERTRAGUNG AUF DEN MENSCHEN 11 2.5 PATHOGENITÄTSFAKTOREN 13 2.5.1 2.5.2 2.5.3 OBERFLÄCHENSTRUKTUREN SEKRETIONSSYSTEME UND IHRE FAKTOREN EISENAUFNAHMESYSTEME UND WEITERE VIRULENZFAKTOREN 13 14 16 2.6 AUFNAHME VON LEGIONELLEN IN DIE WIRTSZELLE 16 2.7 MODELLSYSTEME 20 2.7.1 2.7.2 2.7.3 MODELLSYSTEME ZUR UNTERSUCHUNG VON WIRT-PATHOGEN-INTERAKTIONEN 20 PHYLOGENETISCHE EINTEILUNG UND BIOLOGIE VON DICTYOSTELIUM DISCOIDEUM 20 DICTYOSTELIUM DISCOIDEUM ALS MODELLSYSTEM 23 2.8 DAS MIP-PROTEIN VON LEGIONELLA PNEUMOPHILA 26 2.8.1 2.8.2 2.8.3 STRUKTUR UND LOKALISIERUNG VON MIP EINTEILUNG UND FUNKTION VON PPIASEN INFEKTIONSSTUDIEN 26 27 28 2.9 ZIELSETZUNG DER ARBEIT 30 3 MATERIAL UND METHODEN_____________________________________31 3.1 GERÄTE 31 3.2 VERWENDETE BAKTERIENSTÄMME 32 3.3 WIRTSZELLEN 33 3.4 ANTIKÖRPER 34 3.5 CHEMIKALIEN 34 3.6 ANTIBIOTIKA 34 3.7 16S- UND 18S-RRNA-SONDEN ZUR IN SITU HYBRIDISIERUNG 35 3.8 ANZUCHT DER BAKTERIENSTÄMME 35 3.8.1 ANZUCHT VON ESCHERICHIA COLI, KLEBSIELLA AEROGENES UND PSEUDOMONAS AERUGINOSA ANZUCHT VON LEGIONELLA UND LLAP K62 35 36 3.8.2 Inhaltsverzeichnis II 3.9 ANZUCHT VON MYKOBAKTERIEN 36 3.10 KULTIVIERUNG VON DICTYOSTELIUM DISCOIDEUM 37 3.11 KULTIVIERUNG VON ENDOZYTOBIONTENHALTIGEN ACANTHAMOEBA SP. 38 3.12 INFEKTION VON DICTYOSTELIUM DISCOIDEUM 39 3.12.1 3.12.2 3.12.3 3.12.4 3.12.5 VORBEREITUNG VON DICTYOSTELIEN FÜR DIE INFEKTION INFEKTION VON DICTYOSTELIEN MIT LEGIONELLEN INFEKTION VON DICTYOSTELIEN MIT PSEUDOMONADEN INFEKTION VON DICTYOSTELIEN MIT MYKOBAKTERIEN INFEKTION VON DICTYOSTELIEN MIT ENDOZYTOBIONTEN 39 39 39 40 40 3.13 FLUORESZENZ IN SITU HYBRIDISIERUNG VON ENDOZYTOBIONTEN UND DICTYOSTELIEN 41 3.13.1 3.13.2 FIXIERUNG VON ZELLEN FÜR DIE IN SITU HYBRIDISIERUNG FÄRBUNG VON ZELLEN MITTELS 16S-RRNA BZW. 18S-RRNA IN SITU HYBRIDISIERUNG 42 QUANTIFIZIERUNG DER PHAGOZYTOSERATE VON DICTYOSTELIUM DISCOIDEUM MITTELS DURCHFLUSSZYTOMETRIE (FACS-ANALYSE) 42 QUANTIFIZIERUNG DER PHAGOZYTOSERATE VON DICTYOSTELIUM DISCOIDEUM MITTELS GENTAMICIN-ASSAY 43 3.16 FIXIERUNG VON ZELLEN FÜR DIE ELEKTRONENMIKROSKOPIE 43 3.17 ISOLIERUNG VON GESAMT-RNA AUS DICTYOSTELIUM DISCOIDEUM 44 3.17.1 3.17.2 3.17.3 3.17.4 RNA-ISOLIERUNG NACH QIAGEN-PROTOKOLL RNA-ISOLIERUNG MIT TRIZOL KONZENTRATIONSBESTIMMUNG VON RNA RNA-GELELEKTROPHORESE 44 44 44 45 3.18 KULTIVIERUNG DER HUMANEN LUNGENEPITHELZELLLINIEN NCI-H292, A549 UND CALU3 46 3.19 INFEKTION VON NCI-H292 MIT LEGIONELLEN 46 3.20 BIOTINYLIERUNG VON LEGIONELLEN UND BINDUNGSASSAY 47 3.21 GEWINNUNG EXTRAZELLULÄRER MATRIX AUS NCI-H292 48 3.22 BINDESTUDIEN VON MIP AN NCI-H292, DIE EXTRAZELLULÄRE MATRIX VON NCI-H292 UND AN EXTRAZELLULÄRE MATRIXPROTEINE 49 3.22.1 3.22.2 3.22.3 3.22.4 3.22.5 3.22.5.1 3.22.5.2 FITC-MARKIERUNG VON PROTEINEN HRP-MARKIERUNG VON PROTEINEN BINDESTUDIEN MIT MIP-FITC BINDESTUDIEN MIT MIP-HRP KOHLENHYDRATABSPALTUNG VON GLYKOPROTEINEN Abspaltung der Kohlenhydrate mit Periodat Abspaltung der Kohlenhydrate mit Endoglykosidase H 49 49 49 50 50 50 50 3.23 TRANSWELL-EXPERIMENTE 51 3.24 TRANSWELL-EXPERIMENT MIT MATRIGEL 52 3.25 RASTERELEKTRONENMIKROSKOPIE 52 3.26 RADIOAKTIVMARKIERUNG EXTRAZELLULÄRER MATRIX 52 3.14 3.15 41 Inhaltsverzeichnis III 3.27 PROTEINBIOCHEMISCHE METHODEN 53 3.27.1 3.27.2 3.27.3 3.27.4 AUFTRENNUNG VON PROTEINEN MITTELS SDS-PAGE (POLYACRYLAMID-GELEKTROPHORESE) COOMASSIE-FÄRBUNG VON POLYACRYLAMIDGELEN PROTEIN-TRANSFER AUF NITROZELLULOSEMEMBRAN (WESTERNBLOT) STRIPPEN VON WESTERNBLOTS 53 55 55 57 4 ERGEBNISSE____________________________________________________ 59 4.1 DICTYOSTELIUM DISCOIDEUM ALS MODELLSYSTEM 59 4.1.1 4.1.2 4.1.3 INFEKTION VON DICTYOSTELIUM DISCOIDEUM MIT PSEUDOMONAS AERUGINOSA INFEKTION VON DICTYOSTELIUM DISCOIDEUM MIT ENDOZYTOBIONTEN ZUSAMMENFASSUNG 59 60 62 4.2 EXPRESSIONSMUSTER VON INFIZIERTEN UND UNINFIZIERTEN DICTYOSTELIEN 62 4.2.1 4.2.2 4.2.3 4.2.4 4.2.8 AUFBAU DES DICTYOSTELIUM DISCOIDEUM CDNA-MICROARRAYS KATEGORISIERUNG DER DIFFERENTIELL EXPRIMIERTEN GENE VERMEHRUNG VERSCHIEDENER LEGIONELLEN IN DICTYOSTELIEN DIFFERENTIELL EXPRIMIERTE GENE VON DICTYOSTELIUM DISCOIDEUM 24 H NACH INFEKTION MIT LEGIONELLA PNEUMOPHILA Induzierte Gene Reprimierte Gene VERGLEICH DER GENEXPRESSION NACH INFEKTION MIT LEGIONELLA PNEUMOPHILA UND LEGIONELLA HACKELIAE VERGLEICH DER GENEXPRESSION NACH INFEKTION MIT LEGIONELLA PNEUMOPHILA UND LEGIONELLA PNEUMOPHILA ∆DOTA ZEITREIHE DER GENEXPRESSION VON DICTYOSTELIUM DISCOIDEUM MIT LEGIONELLA PNEUMOPHILA ZUSAMMENFASSUNG 4.3 UNTERSUCHUNG VON NRAMP AUS DICTYOSTELIUM DISCOIDEUM 4.3.1 4.3.3 4.3.4 AUFNAHMERATE VON LEGIONELLA PNEUMOPHILA IN DICTYOSTELIUM DISCOIDEUM WT UND NRAMP-MUTANTE VERMEHRUNG VON LEGIONELLA PNEUMOPHILA UND MYCOBAKTERIUM AVIUM IN DICTYOSTELIUM DISCOIDEUM WT UND NRAMP-MUTANTE HSB60 EXPRESSION VON NRAMP WÄHREND DER INFEKTION ZUSAMMENFASSUNG 4.4 FUNKTIONSANALYSE DES LEGIONELLA PNEUMOPHILA MIP-PROTEINS 81 4.4.1 INTRAZELLULÄRE VERMEHRUNG VON LEGIONELLA PNEUMOPHILA MIP-MUTANTEN IN NCI-H292 BINDESTUDIEN Bindung von Mip an Lungenepithelzellen NCI-H292 Bindung von Mip an extrazelluläre Matrix von Lungenepithelzellen Bindung von Mip an Proteine der extrazellulären Matrix KOMPETITIONSASSAY Entfernung der Zuckerreste von Collagen IV TRANSWELL-EXPERIMENTE Transwell-Versuche mit Legionella pneumophila Mip-Varianten Zugabe von rekombinantem Mip Hemmung der PPIase-Aktivität 81 82 83 85 86 91 92 93 94 96 97 4.2.4.1 4.2.4.2 4.2.5 4.2.6 4.2.7 4.3.2 4.4.2 4.4.2.1 4.4.2.2 4.4.2.3 4.4.3 4.4.3.1 4.4.4 4.4.4.1 4.4.4.2 4.4.4.3 62 64 65 66 66 68 69 72 74 76 76 76 78 80 81 Inhaltsverzeichnis IV 4.4.4.4 4.4.4.5 4.4.5 4.4.6 4.4.7 Transwell-Versuche mit Escherichia coli Hemmung der Proteaseaktivität TRANSWELL-VERSUCHE MIT A549- UND CALU3-ZELLEN DEGRADATIONSASSAY ZUSAMMENFASSUNG 5 DISKUSSION___________________________________________________ 108 5.1 DICTYOSTELIUM DISCOIDEUM ALS MODELLSYSTEM 5.1.1 5.1.2.3 5.1.3 5.1.3.1 5.1.3.2 DICTYOSTELIUM DISCOIDEUM ALS MODELLSYSTEM ZUR UNTERSUCHUNG VON WIRT-PATHOGEN-INTERAKTIONEN GENEXPRESSION VON DICTYOSTELIUM DISCOIDEUM NACH INFEKTION MIT LEGIONELLA Genexpression 24 h nach Infektion mit Legionella pneumophila Infektion mit Legionella hackeliae und einer dotA-Mutante von Legionella pneumophila Genexpresssion während einer Infektion über 48 h NRAMP VON DICTYOSTELIUM DISCOIDEUM Infektion von Dictyostelium discoideum WT und einer nramp-Mutante Expression von nramp in Dictyostelium discoideum während einer Infektion 113 115 116 117 118 5.2 FUNKTIONELLE ANALYSE DES LEGIONELLA PNEUMOPHILA MIP-PROTEINS 119 5.2.1.1 5.2.1.2 5.2.1.3 5.2.1.4 5.2.1.5 Invasionsassays von Legionellen in Lungenepithelzellen Bindestudien von Mip Transwell-Versuche mit Legionella Mip-Varianten und Escherichia coli Inhibierung der Proteaseaktivitäten Degradation der extrazellulären Matrix 120 121 122 125 125 5.3 AUSBLICK 128 6 LITERATUR____________________________________________________ 130 7 ANHANG_______________________________________________________ 139 7.1 ABKÜRZUNGEN 139 7.2 PUBLIKATIONEN 141 7.3 ÜBERSICHTSARTIKEL UND TAGUNGSBEITRÄGE 141 7.4 LEBENSLAUF 142 5.1.2 5.1.2.1 5.1.2.2 99 101 104 105 107 108 108 110 110 Zusammenfassung und Summary 5 1 Zusammenfassung und Summary 1.1 Zusammenfassung Legionella pneumophila wurde erstmals 1977 beschrieben, nachdem der Erreger aus dem Lungengewebe eines Patienten isoliert wurde, der an einer schweren atypischen Pneumonie erkrankt war. Das Bakterium zeichnet sich durch ein duales Wirtssystem aus und kann sich sowohl in Protozoen als auch in humanen Zellen vermehren. Ein Ziel dieser Arbeit war es, wichtige Faktoren einer Legionelleninfektion seitens der Wirtszelle zu betrachten. Als Wirtsmodell diente die soziale Amöbe Dictyostelium discoideum. Mit Hilfe eines von Patrick Farbrother (Universität Köln) etablierten Dictyostelium DNA-Microarrays mit 5906 genspezifischen Sonden, wurde die Genexpression von D. discoideum in Reaktion auf eine Infektion durch L. pneumophila untersucht. Zur Kontrolle dienten uninfizierte Zellen, und Zellen, die mit L. hackeliae bzw. einer dotAMutante von L. pneumophila koinkubiert wurden. Diese beiden Stämme weisen eine verminderte Pathogenität bzw. ein deletiertes Pathogenitätsgen auf. Für den Zeitpunkt 24 h nach Infektionsbeginn wurden 140 Gene gefunden, die in D. discoideum in Reaktion auf eine Infektion mit L. pneumophila differentiell exprimiert werden. Einige Gene codieren bereits bekannte Proteine von D. discoideum. Dazu gehören das RtoA (ratioA, Fusion von Vesikeln), Discoidin I, CotB (spore coat Protein SP70) und die lysosomale α-Mannosidase. Mit Hilfe von Homologie-Suchen konnte weiteren unbekannten Proteinen eine Funktion zugeteilt werden. Hierzu zählen die Chaperone ClpB (heat shock protein Hsp104), β’-COP (coat protein) und drei calciumbindende Proteine. Nach Einteilung in funktionelle Kategorien, konnte gezeigt werden, dass viele Gene reguliert werden, deren Produkte am AminosäureMetabolismus beteiligt sind oder bei denen es sich um ribosomale Proteine handelt. Des Weiteren wurde in dieser Arbeit das Nramp-Protein von D. discoideum näher untersucht. Nramp transportiert zweiwertige Kationen über die phagosomale Membran. Es konnte festgestellt werden, dass die Aufnahme von L. pneumophila und M. avium in eine nrampMutante deutlich reduziert ist. Allerdings ist eine vermehrte Replikation von Legionellen und Mykobakterien in der Wirtsmutante zu beobachten. In Zusammenarbeit mit Salvatore Bozzaro (Turin, Italien) konnte gezeigt werden, dass während einer Infektion mit L. pneumophila die nramp-Expression sinkt und bereits nach 48 h annähernd keine nrampRNA im Northern-Blot nachweisbar ist. Im Gegensatz dazu bleibt die nramp-Expression während einer Infektion mit M. avium relativ konstant. Zusammenfassung und Summary 6 In Infektionsstudien konnte nachgewiesen werden, dass sich die Endozytobionten TUME1, UWE25 und UWC6 in D. discoideum vermehren können. Mit Hilfe von spezifischen Cy3markierten 16S-rRNA Sonden wurde die intrazelluläre Zunahme der Bakterien über 48 h beobachtet. Zum Zeitpunkt 48 h nach Inokulation konnte eine erhöhte Anzahl der drei Endozytobionten in D. discoideum festgestellt werden. Anhand von elektronenmikroskopischen Aufnahmen konnte gezeigt werden, dass die Stämme TUME1 und UWE25 im Zytoplasma des Wirtes von membranösen Strukturen eng umschlossen sind. UWC6 konnte sowohl in Vakuolen als auch frei im Zytoplasma nachgewiesen werden. Die Lokalisierung der Endozytobionten entspricht ihrer Lokalisierung in ihren natürlichen Wirten. Ein weiteres Ziel dieser Arbeit war die Funktionsanalyse des Mip-Proteins aus L. pneumophila. Das Mip-Protein von Legionella gehört in die Klasse der FK506Bindeproteine. Es besitzt Peptidyl-Prolyl cis/trans Isomeraseaktivität und bildet Homodimere. Mip kann an die extrazelluläre Matrix von Lungenepithelzellen binden, speziell an das Collagen IV. Mit Hilfe von Transwell-Versuchen konnte festgestellt werden, dass Mip für die Penetration von Legionella durch eine Barriere aus Lungenepithelzellen verantwortlich ist. Die Penetrationsfähigkeit konnte nach Hemmung der PPIase-Aktivität durch FK506 bzw. Rapamycin gehemmt werden. Ebenso waren Legionellen nach Hemmung der Serinproteaseaktivitäten im Transwell-System nicht mehr in der Lage die Barriere aus Epithelzellen mit extrazellulärer Matrix zu durchwandern. Mit Hilfe von Degradationsassays mit S35-markierter extrazellulärer Matrix konnte gezeigt werden, dass mip-positive Legionellen extrazelluläre Matrix degradieren können. Nach Hemmung der PPIase-Aktivität bzw. Serinproteaseaktivität konnten mip-positive Legionellen extrazelluläre Matrix nicht mehr degradieren. 1.2 Summary The facultative intracellular bacterium Legionella pneumophila is the etiological agent of Legionnaire’s disease. It was first described in the year 1977 after isolation of the lung of a patient who had a severe atypical pneumonia. The bacterium possesses a dual host system and can replicate within protozoa and human cells. The main focus of this work was to identify host cell factors which are important during Legionella infection. As a host model system we used the social amoeba Dictyostelium discoideum. In cooperation with Patrick Farbrother (University of Cologne) who established a Dictyostelium DNA-microarray we have been able to investigate the gene expression of Zusammenfassung und Summary 7 Dictyostelium during Legionella infection. The microarray consists of 5906 gene-specific probes representing about half the genome of D. discoideum. As controls we isolated RNA from uninfected cells and cells after coincubation with L. hackeliae as well as a dotA-mutant of L. pneumophila. Both are Legionella strains with reduced pathogenicity and a deleted pathogenicity gene respectively. Approximately 24 h after infection we identified 140 differentially expressed D. discoideum genes. Some of these genes encode well characterised D. discoideum proteins like RtoA (ratioA, vesicle fusion protein), Discoidin I, CotB (spore coat protein SP70) and the lysosomal α-Mannosidase. By homology searches the functions of others could be assigned, like the chaperones ClpB (heat shock protein Hsp104), β’-COP (coat protein) and three calcium-binding proteins. When characterising the probes by cellular processes the alteration of gene expression was analysed on functional level. A lot of genes were regulated whose products are involved in nucleotid metabolism or that are ribosomal proteins. Furthermore we investigated the role of the Nramp-protein of D. discoideum. L. pneumophila as well as M. avium were more efficiently phagocytosized from wildtype Dictyostelium than from nramp-mutants. In contrast to phagocytosis, the replication rate of both bacteria was much higher in the mutant than in the wildtype. In cooperation with Salvatore Bozzaro (Turin, Italy) we have been able to show a decrease of nramp-expression during infection with Legionella. Approximately 48 h after infection virtually no nramp-RNA was detectable by northern blots. In contrast to these results, the nramp-expression was nearly constant during an infection by Mycobacteria. By infection studies it was shown that the endocytobionts TUME1 UWE25 and UWC6 were able to replicate within D. discoideum. The intracellular increase of the bacteria within 48 h was detected by fluorescent in situ hybridisation with specific Cy3-labeled 16S-rRNA probes. By means of electron micrographs we were able to show that the strains TUME1 and UWE25 resided within the host cytoplasm closely surrounded by membranous structures. UWC6 was found in vacuoles as well as in the cytoplasm. Localisation of the endocytobionts corresponds to their localisation in their natural hosts. A further aim of this work was to investigate the function of the L. pneumophila Mip-protein. The Mip-protein of Legionella belongs to the FK506 binding proteins. Mip exhibits peptidylprolyl cis/trans isomerase activity and creates homodimers. We showed that mip binds to the extracellular matrix of lung epithelial cells especially to collagen IV. By using the transwellsystem we demonstrated that Mip is responsible for Legionella penetrating a barrier of lung epithelial cells and their extracellular matrix. After blocking the PPIase-activity by FK506 or Zusammenfassung und Summary 8 Rapamycin, the ability of Legionella-penetration was dramatically reduced. Also after inhibition of serinprotease-activities in the transwell-system, Legionella was not able to penetrate through the barrier. Degradation-assays with S35-labeled extracellular matrix indicated that mip-positive Legionella are able to degrade extracellular matrix. After inhibiting the PPIase-activity or serinprotease-activities mip-positive Legionella were no longer able to degrade extracellular matrix. Einleitung 9 2 Einleitung 2.1 Legionella pneumophila Im Juli 1976 fand ein Treffen amerikanischer Legionäre in Philadelphia, Pennsylvania, statt. Von ca. 4400 Teilnehmern erkrankten 221 an einer atypischen Lungenentzündung, wobei 34 Menschen starben. Die Ursache dieser Epidemie blieb unbekannt, bis Forscher des Centers of Disease Control (CDC) in Atlanta im darauffolgenden Winter das Bakterium Legionella pneumophila isolieren konnten, das für den Ausbruch der Lungenentzündung verantwortlich war. Als Quelle der Verbreitung der Legionellen konnte die Klimaanlage des Hotels identifiziert werden, in dem das Zusammentreffen der Legionäre stattfand. Zweifelsohne war dieses Bakterium die Ursache vieler ungeklärter Lungenentzündungen, nur konnte es in früheren Zeiten aufgrund seiner hohen Nährmedienanforderungen nie kultiviert werden. 2.2 Biologie der Legionellen Legionellen sind aerobe, Gram-negative Stäbchen und werden in die γ-Untergruppe der Proteobakterien eingeteilt. Mittlerweile ist bekannt, dass die Familie der Legionellaceae 48 Spezies und 70 Serogruppen umfasst (Alli et al., 2003). Zusätzlich gehören zur Gattung Legionella noch mindestens 12 Legionella Like Amoebal Pathogens (LLAP), die sich schwer auf künstlichem Medium anziehen lassen, jedoch physiologisch starke Ähnlichkeiten zu Legionellen aufweisen (Adeleke et al., 1996). Legionellen haben einen Durchmesser von etwa 0,3 bis 0,9 µm und eine Länge von 2 bis 20 µm. Die Bakterien sind durch eine, zwei oder mehrere polare oder laterale Flagellen beweglich. Sie sind chemoorganotroph und nutzen Aminosäuren als Kohlenstoffquelle. Kohlenhydrate werden weder fermentiert noch oxidiert. Als Charakteristikum kommen in der Zellwand hauptsächlich verzweigte Fettsäuren vor. Das Chromosom von Legionella hat eine Grösse von etwa 3,9 Mb und einen G+C Gehalt von 39 bis 43% (Fliermans, 1996; Bender et al., 1990). Legionellen benötigen für ihr Wachstum spezielle Nährmedien, die mit L-Cystein und löslichen Eisensalzen angereichert sind. Auf BCYE-Agar (charcoal yeast-extract agar) bilden sie runde, gräulich-weisse Kolonien. Einleitung Abb. 1 Stammbaum von Legionella erstellt aufgrund der Sequenz von Mip (nach Adeleke et al., 2001) 10 Einleitung 2.3 11 Vorkommen von Legionellen in der Umwelt Man findet Legionellen in natürlichen aquatischen Habitaten. Da sich Legionellen nicht extrazellulär vermehren können (Surman et al., 2001), findet man sie in der Umwelt in Assoziation mit verschiedenen Amöben und Protozoen, aber auch in Biofilmen und in Vergesellschaftung mit blau-grünen Algen (Tison et al., 1980). Ihr Wirtsspektrum ist recht groß; bis heute kennt man 13 Arten Amöben und zwei zilientragende Protozoen, in denen sich Legionellen vermehren können. Hierbei findet man L. pneumophila am häufigsten in den Amöben Hartmanella vermiformis und Acanthamoeba castellanii (Fields, 1996). Das Vorkommen in Amöben dient Legionellen nicht nur als Nahrungsgrundlage, sondern auch zum Schutz vor widrigen Umweltbedingungen wie hohen Temperaturschwankungen und pHÄnderungen (Wadowski et al., 1982). Fliermans et al. isolierte Legionellen aus Flüssen, Seen und heissen Quellen in den USA aus einem Temperaturbereich zwischen 5,7 und 63°C. Er konnte zwar nicht zeigen, dass sich Legionellen bei extrem hohen oder niedrigen Temperaturen vermehren, jedoch konnte er durch Infektion von Meerschweinchen mit diesen Legionellen beweisen, dass diese überlebensfähig und infektiös sind (Fliermans et al., 1981). Die Bakterien befanden sich im sog. VBNC-Stadium (viable but non culturable). 2.4 Übertragung auf den Menschen In ihren natürlichen Habitaten kommen Legionellen in zu geringen Mengen vor um für den Menschen eine Gefahr darzustellen. Man findet Legionellen auch in von Menschen geschaffenen künstlichen Warmwassersystemen wie Klimaanlagen, Whirlpools, Luftbefeuchtern oder Duschen. Sie vermehren sich in Amöben, die in Assoziation mit Biofilmen und einer Temperatur von 30 bis 40°C hervorragende Bedingungen für Legionellen bieten. Zudem sind die Bakterien in den Amöbentrophozoiten und -zysten sowohl vor pH- und Temperaturschwankungen als auch vor Desinfektion durch Chlor geschützt (Fliermans, 1995). Legionellen in Amöbenzysten überleben sogar die Anwesenheit von 50 mg/l freiem Chlor. Der Zusatz von subletalen Dosen freien Chlors erhöht die Enzystierung der Amöben und macht Legionellen noch unzugänglicher (Kilvington & Price, 1990). Die Dekontamination von Legionellen in Trinkwasserleitungen kann durch Erhöhung der Wassertemperatur in den Rohrleitungen auf über 60–70°C erreicht werden. Dies ist jedoch nur für kurze Zeit wirksam, da Legionellen nach einigen Monaten wieder nachzuweisen sind (Zacheus & Martikainen, 1996; Steinert et al., 1998). Einer Studie zufolge hätten 90% der Fälle von Legionellose, die durch Trinkwasser verursacht wurden, verhindert werden können, Einleitung 12 wenn Monochloramin an Stelle von freiem Chlor zur Desinfektion von Trinkwasser benutzt worden wäre (Atlas, 1999; Kool et al., 1999). Die Übertragung auf den Menschen geschieht über legionellenhaltige Aerosole, die beim Duschen, in Klimaanlagen und Whirlpools entstehen. Durch Einatmen dieser Aerosole gelangen die Bakterien in die Lunge. Neuere Untersuchungen zeigen, dass mit Legionellen kontaminiertes Trinkwasser auch ein erhebliches Risiko darstellt an Legionellose zu erkranken. Bei gesunden Menschen werden die Bakterien, die fälschlicherweise über den Mund in den Respirationstrakt gelangt sind, durch die Zilien der Zellen im Respirationstrakt wieder in Richtung Mund befördert. Bei starken Rauchern und kranken Menschen ist dieser Mechanismus gestört. Somit können die Legionellen durch Aspiration in die Lunge gelangen (Kool et al., 1999). Die darauf folgende Legionella-Infektion kann in zwei unterschiedlichen Formen verlaufen. Die Legionärskrankheit ist eine Lungenentzündung mit einer Inkubationszeit von etwa zwei bis zehn Tagen. Die Krankheit beginnt mit Husten, leichtem Fieber sowie Muskel- und Kopfschmerzen. Spätere Symptome sind hohes Fieber, Kurzatmigkeit und Auswurf von Sputum. Nach Schätzungen des Robert Koch Institutes treten in Deutschland jährlich 8000-12000 und in den USA ca. 25000 durch Legionellen verursachte Pneumonien auf (Lück & Helbig 1997; Abu Kwaik, 2000). Bei Nichtbehandlung verläuft die Legionärskrankheit in Abhängigkeit des Immunstatus in 10 bis 25% der Fälle letal. Die zweite durch Legionellen ausgelöste Krankheit ist das selbstlimitierende Pontiac-Fieber. Diese Erkrankung verläuft mit grippeähnlichen Symptomen und heilt meist nach zwei bis drei Tagen wieder ab. Der erste Fall von Pontiac-Fieber wurde 1968 beschrieben. Als Erreger konnte Legionella pneumophila Serogruppe 1 aus der Klimaanlage des Gesundheitsamtes in Pontiac, Michigan, USA isoliert werden. Es ist noch nicht bekannt, warum ein und dasselbe Bakterium zwei unterschiedliche Erkrankungen hervorrufen kann (Fliermans, 1995). In ca. 80% der Fälle von Legionärskrankheit ist L. pneumophila der Erreger; und darunter wiederum zu 95% Vertreter der Serogruppe 1 (Abu Kwaik et al., 1998). Weitere Arten, die mit einem Ausbruch der Legionärskrankheit verknüpft sind, sind L. micdadei, L. bozemanii und L. longbeachae (Atlas et al., 1999). Zur Behandlung der Legionellose stehen hoch effektive Antibiotika zur Auswahl. Zum einen die Makrolidantibiotika wie Azithromycin und zum anderen die Quinolone (www.legionella.org). wie Ciprofloxacin, Levofloxacin und Moxifloxacin Einleitung 2.5 13 Pathogenitätsfaktoren 2.5.1 Oberflächenstrukturen Es sind zahlreiche Pathogenitätsfaktoren bekannt, die bei der Aufnahme der Legionellen in ihre Wirtszellen, sowie bei der Modulation der Wirtszelle während der Infektion eine Rolle spielen. Auch Oberflächenstrukturen sind an der Pathogenität von L. pneumophila beteiligt. Die Oberfläche von L. pneumophila ist von Lipopolysaccharid (LPS) bedeckt. Im Gegensatz zu anderen Gram-negativen Bakterien, ist das LPS der Legionellen anders zusammengesetzt. Das Lipid A besteht aus langkettigen, verzweigten Fettsäuren. Daran sind Zuckermoleküle, sog. Legionaminsäuren gebunden, die frei von Hydroxylgruppen sind (Lüneberg et al., 2001). Die dadurch gewonnene Hydrophobizität könnte bei der Übertragung durch Aerosole oder bei der Bildung von Biofilmen eine Rolle spielen (Helbig et al., 1995). Die Phasenvariation des LPS führt zum Verlust der Serumresistenz. Die Fähigkeit zur Phasenvariation des LPS ist von der Anwesenheit eines 30 kB großen genetischen Elementes abhängig, das ursprünglich von einem Bakteriophagen stammt. Virulentes LPS wird exprimiert, solange sich dieses genetische Element im Chromosom befindet. Nach der Exzision wird dieser Bereich als HighCopy-Plasmid repliziert, wobei avirulentes LPS auf der Bakterienoberfläche erscheint (Lüneberg et al., 2001). Eine weitere Oberflächenstruktur bilden RTX Proteine. RtxA zeigt Homologien zu RTXProteinen (repeats in structural toxin genes) anderer Bakterien. Die RTX-Proteine vermitteln die Adhärenz von Legionella an Komplementrezeptoren, die β2-Integrine der Wirtszelle. Neben der Funktion der Adhärenz konnte gezeigt werden, dass das rtxA-Genprodukt Poren in seiner Wirtszelle ausbildet und somit eine zytotoxische Aktivität besitzt. Im Vergleich zu wildtypischen Legionellen besitzen Mutanten im rtxA-Gen eine verminderte Adhärenz, Zytotoxizität, Porenbildung, intrazelluläre Vermehrung und Virulenz in Mäusen (Cirillo et al., 2001). Des Weiteren spielt die Flagelle von L. pneumophila eine Rolle für die Virulenz. Die Flagelle wird nach Erreichen der stationären Phase auf der Oberfläche der Legionellen exprimiert. Ihre Expression wird durch den alternativen σ28 Faktor reguliert (Heuner et al., 2002). Die monopolare Flagelle besteht aus der Untereinheit Flagellin, das durch das flaA-Gen codiert wird. Es konnte gezeigt werden, dass die Aufnahme unflagellierter flaA-Mutanten sowohl in HL-60 Zellen als auch in A. castellanii reduziert ist, wobei die Flagelle für die Adhäsion und während der intrazellulären Vermehrung keine Rolle spielt (Dietrich et al., 2001). Einleitung 14 Typ-IV-Pili sind ca. 0,1 bis 1,5 µm lang und bestehen aus 17 kDa Typ-IV-Pilin Untereinheiten. Diese Pili sind bei der komplementunabhängigen Aufnahme der Legionellen in Makrophagen und Lungenepithelzellen beteiligt. Mutanten ohne Pili (pilE) zeigen eine deutlich verminderte Adhärenz an Makrophagen, Amöben und Epithelzellen, sind jedoch während ihrer intrazellulären Replikation nicht beeinträchtigt (Stone & Abu Kwaik, 1998). Weitere Oberflächenstrukturen von L. pneumophila sind das 28 kDa große OMP (outer membrane porin) und das 16 kDa große POM (pneumophila-specific outer membrane protein). Durch die Opsonisierung von OMP mit spezifischen Legionella-Antikörpern ist die Aufnahme der Bakterien über den Fc-Rezeptor möglich. (Bellinger-Kawahara & Horwitz, 1990; Husmann, 1992). POM wirkt als Adhäsin und ist bei der initialen Aufnahme der Bakterien beteiligt (Steudel, 2001). Das 25 kDa große Oberflächenprotein Mip (macrophage invectivity potentiator) ist ein Homodimer, das während der Infektion in die phagosomale Membran inseriert wird (Helbig et al., 2001). Es gehört zur Enzymfamilie der FK506-Bindeproteine, wobei seine exakte in vivo Funktion noch nicht aufgeklärt werden konnte. Mip spielt während der Infektion eine Rolle, da sich mip-negative Mutanten sowohl in Acanthamoeba castellanii, in humanen mononukleären Makrophagen, als auch in Hartmanella vermiformis und Lungenepithelzellen schlechter vermehren können. 2.5.2 Sekretionssysteme und ihre Faktoren Legionellen besitzen eine Reihe von Pathogenitätsfaktoren, die ihnen das Überleben und die Replikation in ihrer Wirtszelle ermöglichen. Das dot/icm System (defective for organelle trafficking and intracellular replication) ist ein Typ-IV-Sekretionssystem. Dieses Sekretionssystem führt zum Transport von Virulenzfaktoren in die Wirtszelle. Man nimmt an, dass über das dot/icm System von L. pneumophila zwei Klassen von Effektormolekülen in die Wirtszelle gebracht werden. Zur ersten Klasse gehören Moleküle, die den endozytischen Reifungsprozess des Phagosoms und die Fusion mit Lysosomen verhindern. Die zweite Klasse ist für den Transport des legionellenhaltigen Phagosoms zum Endoplasmatischen Retikulum (ER) verantwortlich (Nagai & Roy, 2003). Mehr als 90% der Phagosomen, in denen sich tote Legionellen bzw. lebende dot/icm-Mutanten befinden, fusionieren mit Lysosomen und bilden das sog. Phagolysosom, worin die Bakterien verdaut werden (Hilbi et al., 2001). Das DotA-Protein wird über das dot/icm kodierte System transportiert und in die Wirtszellmembran inseriert, wo es einen ringförmigen Kanal bildet, durch den zusätzlich Einleitung 15 Substrate transportiert werden. Neben DotA sind noch DotB, DotH, DotO, IcmQ, IcmR, IcmS, IcmW und IcmX an der Bildung bzw. an der Funktion des Sekretionsapparates beteiligt (Cianciotto, 2001). Der ADP-Ribosylierungsfaktor (ARF) gehört zu den GTP-Bindeproteinen. Es konnte gezeigt werden, dass ARF benötigt wird, um das legionellen-haltige Phagosom zum ER zu transportieren. ARF1 wird durch das von L. pneumophila sekretierten RalF zum Phagosom rekrutiert. RalF wird auch über das dot/icm-System sekretiert und kommt in allen Serogruppen von L. pneumophila vor. Allerdings hat eine Deletion im ralF-Gen keine Auswirkung auf die Vermehrung der Legionellen in ihrer Wirtszelle (Conover et al., 2003). Zusammenfassend kann man sagen, dass das dot/icm-System in der frühen Phase der Infektion eine Rolle spielt. Für die intrazelluläre Vermehrung ist es nicht mehr notwendig, da gezeigt werden konnte, dass sich eine dotA-Mutante im gleichen Phagosom mit L. pneumophila WT ungehindert vermehren kann. Ein zweites Typ-IV-ähnliches Sekretionssystem von L. pneumophila ist das lvh-System (Legionella vir homologues). Das lvh-System ist für den konjugativen DNA Transfer zuständig, ist jedoch nicht essentiell für die Vermehrung von L. pneumophila in Makrophagen und Protozoen (Segal et al., 1999). Des Weiteren ist bei Legionella ein zweites Sekretionssystem beschrieben. Über das Typ-IISekretionssystem werden viele degradative Enzyme transportiert. Die Typ-II-Sekretion wird durch PilD beeinflusst. PilD ist eine Peptidase, die bei der Typ-IV-Pilusbiogenese beteiligt ist (Cianciotto, 2001). Das Typ-II-Sekretionssystem wird durch die lsp-Gene (Legionella secretion pathway) kodiert. Der genetische Bereich lspFGHIJK codiert für Pseudopiline, während lspD ein Sekretin in der äusseren Membran und lspE eine ATPase in diesem System ist (Rossier & Cianciotto, 2001). Zu den über das Typ-II-Sekretionssystem sekretierten Enzymen gehören die Zink-Metalloprotease, Proteasen, saure Phosphatasen, die p-NPPC Hydrolase, die Lipase, Phospholipase A und die Lysophospholipase A. Mutanten in den lspGenloci zeigen eine veränderte Morphologie beim Wachstum auf Agarplatten. Die Kolonien sind flacher und dunkler als die Kolonien des Wildtyps. Ebenso ist die intrazelluläre Vermehrung der lsp-Mutanten im Vergleich zum Wildtyp in makrophagenähnlichen U937 Zellen und in den Amöben Hartmanella vermiformis und Acanthamoeba castellanii deutlich vermindert, wobei der Effekt in Amöben größer ist als in Makrophagenzelllinien. Infektionsversuche in Meerschweinchen konnten zeigen, dass sich der Verlust von PilD dramatischer auf die Virulenz auswirkt als Mutationen im Typ-II-Sekretionssystem. Daher geht man davon aus, dass PilD nicht nur an der Biogenese von Typ-IV-Pili und der Generation des Typ-II-Sekretionssystems beteiligt ist. Es muss vielmehr noch einen neuen Einleitung 16 PilD-abhängigen Sekretionsweg geben, der die Pathogenese beeinflusst (Rossier & Cianciotto, 2001). 2.5.3 Eisenaufnahmesysteme und weitere Virulenzfaktoren Die Eisenaufnahme ist für Legionellen für die intra- und extrazelluläre Replikation wichtig. Legionellen sekretieren verschiedene Siderophoren, um Eisen zu binden. Dazu gehören das legionellenspezifische Legiobactin, das Pneumobactin und ein Pyoverdin-ähnliches Siderophor. Ebenso wie die Eisenaufnahme, wird auch die intrazelluläre Vermehrung von L. pneumophila durch Eisentransporter (iraB) eine und einzigartige ein Methyltransferase CytochromC (iraA), Biogenesesystem einen putativen (ccmC) gefördert (Viswanathan & Cianciotto, 2001). Legionellen benutzen zur Eisenversorgung allerdings keine wirtseigenen Fe3+-Binder wie Lactoferrin oder Transferrin. Sämtliche Eisenaufnahmegene von L. pneumophila werden durch Fur kontrolliert, einen Transkriptionsregulator, der die Verfügbarkeit von Eisen messen kann (Cianciotto, 2001). Des Weiteren konnte man Genloci identifizieren, die für das Überleben und die Vermehrung von L. pneumophila sowohl in Makrophagen als auch in Protozoen nötig sind. Diese Gene bezeichnet man als pmi (protozoa and macrophage infectivity). Das Vorhandensein von diesen Genen lässt darauf schliessen, dass viele Mechanismen während der Infektion von Protozoen und Makrophagen ähnlich sind (Gao et al., 1998). Auf der anderen Seite konnten aber auch mil-Gene (macrophage-specific infectifity loci) gefunden werden, bei denen bislang nur eine Relevanz während einer Infektion in Makrophagen gezeigt werden konnte. Die milLoci werden evtl. dazu benötigt, damit sich die Legionellen an veränderte Nährstoff- und biochemische Anforderungen im Menschen als neuen Wirt adaptieren (Abu Kwaik, 1998). 2.6 Aufnahme von Legionellen in die Wirtszelle Der Lebenszyklus von Legionellen ist zweiphasig. Sind genug Nährstoffe vorhanden, so befinden sich die Bakterien in der replikativen Phase. Faktoren, die die Transmission der Legionellen fördern, werden in dieser Zeit reprimiert. Wird das Nährstoffangebot jedoch knapp, so treten die Bakterien in die Transmissionsphase ein. Die Koordination dieser Phänotypen wird über die Menge an (p)ppGpp (Guanosin-3`,5`-bis-diphosphat) koordiniert (Molofsky and Swanson, 2004). Während der Transmissionsphase sind Legionellen kurz, breit, beweglich und besitzen eine dicke Zellwand. Es kommt zur Expression anderer Gene Einleitung 17 und zur Bildung anderer Proteine, Membranfettsäuren und Lipopolysacchariden als während der replikativen Phase. Legionellen, die sich in Wirtszellen vermehrt haben, sind deutlich resistenter gegen Biozide und Antibiotika. Durch den zweiphasigen Lebenszyklus hat es L. pneumophila geschafft, sich an extrazelluläre und intrazelluläre Umweltbedingungen anzupassen (Swanson & Fernandez-Moreira, 2002). L. pneumophila besitzt ein duales Wirtssystem. Es vermehrt sich sowohl in freilebenden Protozoen als auch in Säugetierzellen. Die Aufnahme von L. pneumophila und L. micdadei in Hartmanella vermiformis geschieht über ein 170 kDa großes Lektin, das durch Galaktose/NAcetylgalactosamin (Gal/GalNAc) inhibierbar ist. Es zeigt Homologien zu einem 170 kDa großen Protein von Echinamoeba histolyticum und die extrazellulären Domänen sind den CR1- und β-Integrinen von Säugetieren ähnlich. Einige Minuten nach Kontakt mit Legionellen wird das 170 kDa große Lektin, sowie verschiedene zytoskelett-assoziierte Proteine dephosphoryliert. Die Dephosphorylierung bei Anheftung und Invasion ist spezifisch für Legionella und kann durch Tyrosin-Phosphatase-Inhibitoren blockiert werden (Venkataraman et al., 1997). Die Aufnahme in H. vermiformis ist unabhängig vom Mikrofilamentsystem der Zelle und kann somit nicht durch Cytochalasin D gehemmt werden. Allerdings kann die hier vorliegende Form der rezeptorvermittelten Endozytose durch Methylamin verhindert werden (King et al., 1991). Die Aufnahmemechanismen in die verschiedenen Protozoen sind sehr verschieden. Nach Hemmung der Wirtszellproteinsynthese durch Cycloheximid wird die Aufnahme in A. castellanii zu 50% gehemmt. Die Aufnahme in A. polyphaga wird jedoch durch Cycloheximid nicht beeinflusst. Aufgrund diverser Untersuchungen mit Inhibitoren geht man davon aus, dass es verschiedene Aufnahmemechanismen in Protozoen gibt (Köhler, 2000). Die Aufnahme von L. pneumophila in Protozoen und Makrophagen geschieht über konventionelle oder die sog. „coiling“ Phagozytose, bei der das Bakterium durch eine vielschichtige ringförmige Struktur umschlossen wird (Abu Kwaik et al., 1998). Es konnte gezeigt werden, dass Legionellen bevorzugt über die „coiling“ Phagozytose aufgenommen werden, wenn sie sich vorher in Amöben repliziert haben (Harb & Abu Kwaik, 2000). Die Aufnahme von L. pneumophila in Makrophagen geschieht über die Bindung von Komplementfaktoren C3 und C3bi an das Major Outer Membrane Protein (MOMP) auf der Oberfläche der Bakterien. Bei virulenten Legionellen kommt es allerdings nicht zur komplementvermittelten Lyse der Bakterien. Die Bakterien binden an die Komplementrezeptoren CR1 und CR3 auf den Makrophagen. Durch diesen Aufnahmeweg wird der „oxidative burst“ der Wirtszelle unterbunden, wobei Legionellen zu dieser Zeit auch sehr resistent gegen Wasserstoffperoxid, Superoxidanionen Einleitung 18 und gegen Sauerstoffradikale sind (Cianciotto, 2001; Steinert et al., 2002). Ein weiterer Aufnahmeweg ist die Fc-Rezeptor vermittelte Phagozytose von Legionellen, an die spezifische Antikörper gebunden sind. Diese Aufnahme ist allerdings weniger erfolgreich, da nur etwa die Hälfte der aufgenommenen Bakterien überleben und sich intrazellulär vermehren können. Des Weiteren gibt es komplementunabhängige Aufnahmemechanismen. Diese spielen eine Rolle während in vitro Infektionsversuchen in Anwesenheit von Komplementkomponenten (Steinert et al., 2002). Allen unterschiedlichen Aufnahmewegen in die humane Säugerzelle ist die Abhängigkeit vom Mikrofilamentsystem gemeinsam. Die Aufnahme der Bakterien kann durch Cytochalasin D, einem Inhibitor der Aktinpolymerisation, gehemmt werden (King et al., 1991). Nach Aufnahme in ihre Wirtszelle befinden sich die Legionellen in einem membrangebundenen Phagosom, das schnell von Mitochondrien und anderen wirtseigenen Vesikeln umgeben wird. Auf diesen frühen Phagosomen sind keine lysosomalen Marker nachweisbar. Man findet weder Klasse I und II Moleküle des Major Histikompatibilitäts Komplexes (MHC), noch alkalische Phosphatasen oder andere Membranproteine. Ebenso findet man auf dem Phagosom, das jünger als 3 h ist, keine späten lysosomalen Proteine wie Rab7, LAMP-1, LAMP-2, Transferrinrezeptoren oder Cathepsin D. Innerhalb der ersten 6 h nach Phagozytose ist das legionellenhaltige Phagosom völlig getrennt vom endosomal-lysosomalen Weg (Swanson & Fernandez-Moreira, 2002). Danach werden die phagosomassoziierten ERVesikel durch Ribosomen ersetzt. Die Funktion und der Nutzen der Ribosomen für die Legionellen ist noch nicht eindeutig geklärt. Es konnte jedoch gezeigt werde, dass sie nicht als Proteinquelle für die Legionellen dienen. Die Assoziation des Phagosoms mit rauem endoplasmatischem Retikulum (RER) ist spezifisch für die meisten L. pneumophila Stämme wie Philadelphia und AA100. In mit L. pneumophila Koxsville oder L. micdadei infizierten Protozoen kann man beobachten, dass das replikative Phagosom frei von RER ist. (Abu Kwaik, 1998; Abu Kwaik et al., 1998a). Während der logarithmischen Wachstumsphase verdoppelt sich die Anzahl der Legionellen alle 2 h. In dieser Replikationsperiode erwerben die Phagosomen lysosomale Charakteristika. Circa 18 h nach Infektion besitzen 50 bis 70% der Vakuolen den lysosomalen Marker LAMP-1 und Cathepsin D. Ebenso wird der neutrale pH-Wert des Phagosoms innerhalb 20 h immer saurer. Das lysosomale Kompartiment fördert das Wachstum von L. pneumophila eher als dass es gehemmt wird (Sturgill-Koszycki & Swanson, 2000). Legionella pneumophila ist in der Lage seine Wirtszelle auf zwei Arten zu töten. Gao und Abu Kwaik konnten zeigen, dass Legionellen abhängig ihrer MOI (multiplicity of infection) schon innerhalb der ersten Stunden nach Infektion in der Lage sind, Einleitung 19 HL-60 Makrophagen und alveolare Epithelzellen durch Apoptose zu zerstören. Apoptose ist ein gezieltes Selbstmordprogramm der Zelle, das nicht von der intrazellulären Replikation der Bakterien, sondern vielmehr durch die Zytopathogenität der Bakterien ausgelöst wird. Es wird spekuliert, dass es beim Kontakt extrazellulärer Legionellen mit der Wirtszelle zu einem Export bakterieller Faktoren kommt. Diese führen zur Aktivierung einer Kaskade von Caspasen die eine Apoptose auslösen (Gao & Abu Kwaik, 1999). Während sich die Legionellen im Phagosom vermehren, befinden sie sich in der exponentiellen Wachstumsphase. Sie sind erhöht salzresistent, nicht flagelliert, bilden lange filamentöse Stäbchen und sind wenig zytotoxisch und wenig stressresistent. Haben sich die Bakterien dann so stark vermehrt, dass die Replikationsvakuole voll ist, erfolgt die Umwandlung von der Replikationsform in die Transmissionsform. Bei Aminosäuremangel und niedriger Temperatur wird RelA, eine Guanosin 3’,5’-Bispyrophosphat Synthetase, aktiviert. Das daraufhin vermehrt gebildete 3’,5’-Bispyrophosphat (ppGpp) wirkt als „second messenger“ und erhöht die Expression des alternativen Sigmafaktors RpoS. Anschließend treten die Legionellen in die stationäre Wachstumsphase ein. Sie werden zu kurzen, dicken Stäbchen, bilden Flagellen aus und werden beweglich. Zudem sind sie salzsensitiv, zytotoxisch und stressresistent (Steinert et al., 2002). Infektionsversuche mit relA-Mutanten konnten zeigen, dass die Pigmentproduktion von Legionellen in der stationären Phase deutlich vermindert ist. Ebenso ist die Expression der Flagellin Untereinheit flaA deutlich reduziert, was zu einer verminderten Flagellierung der relA-Mutante führt. Das intrazelluläre Wachstum von relA- und rpoS-Mutanten ist in HL-60 Zellen und in Acanthamöben nur gering beeinträchtigt. Zusman et al. gehen davon aus, dass relA und rpoS zwar einige Virulenzfaktoren regulieren, aber das für das intrazelluläre Wachstum wichtige dot/icm-System durch andere Faktoren kontrolliert wird (Zusman et al., 2002). Nachdem die Legionellen in der post-exponentiellen Wachstumsphase eine hohe Zelldichte in ihrer Wirtszelle erreicht haben, werden sie wie oben beschrieben zytotoxisch. Die infizierten Zellen werden nekrotisch und geben die Legionellen in die Umwelt ab. Die Zellen in unmittelbarer Nachbarschaft werden durch die große Bakterienanzahl und Zytotoxizität ebenfalls nekrotisch. Diese Phase des nekrotischen Zelltods wird wahrscheinlich durch ein porenbildendes Toxin hervorgerufen, das L. pneumophila während der postexponentiellen Wachstumsphase bildet (Gao & Abu Kwaik, 1999). Einleitung 2.7 2.7.1 20 Modellsysteme Modellsysteme zur Untersuchung von Wirt-Pathogen-Interaktionen Für die Untersuchung und Aufklärung einer Infektion durch L. pneumophila stehen eine Reihe von Wirtsmodellsystemen zur Verfügung. Zum einen untersucht man die Interaktion von Legionellen mit Protozoen. Hier sind weit verbreitete Modelle die leicht kultivierbaren Amöben A. castellanii, A. polyphaga und H. vermiformis. Da Legionellen ein duales Wirtssystem besitzen, eignen sich zum Studium der Interaktion auch humane Makrophagenund Epithelzellinien, wie U937, HL-60 sowie Epithelzellen des Typs I und II. Allerdings konnte man zeigen, dass es bakterielle Faktoren (z.B. mil) gibt, die zwar für die Vermehrung der Bakterien in Makrophagen, nicht jedoch für die Vermehrung in Protozoen benötigt werden (Gao et al., 1998). In Zellkulturen ist die Untersuchung bakterieller Faktoren, die z. B. eine wichtige Rolle bei der Bindung an die extrazelluläre Matrix spielen, schwierig. Hier ist die Verwendung tierischer Modelle oft nicht zu umgehen. Köhler et al. konnte zeigen, dass die PPIase-Aktivität des Mip-Proteins von Legionella im monozellulären System keine Funktion hat, jedoch im Meerschweinchenmodell sehr wichtig ist (Köhler et al., 2003). Für die Aufklärung der Interaktion zwischen Legionella und seiner Wirtszelle hat sich vor allem die Bodenamöbe Dictyostelium discoideum als geeignet erwiesen (Hägele et al., 2000; Solomon et al., 2000). Im folgenden Abschnitt soll auf die Charakteristika und die Vorteile von D. discoideum als Modellsystem eingegangen werden. 2.7.2 Phylogenetische Einteilung und Biologie von Dictyostelium discoideum Dictyostelium discoideum wurde erstmals 1935 von K. B. Raper isoliert und den Acrasiomyceten (zelluläre Schleimpilze) zugeordnet. Während die Myxomyceten (echte Schleimpilze) eine Masse aus mehreren Zellkernen bilden und sich sexuell fortpflanzen, pflanzen sich die Acrasiomyceten vegetativ fort (www.science-at-home.de/lexikon). Dictyostelien haben evolutionär noch vor der Ausbildung der Metazoa und Fungi eine eigene Klasse gebildet (Baldauf et al., 2000). Der zelluläre Schleimpilz kann als einzellige Amöbe, als Zellaggregat und schliesslich in Form eines vielzelligen Fruchtkörpers vorkommen. Das natürliche Habität von Dictyostelium ist feuchter Erdboden und abgefallenes Laub, wo sich die Amöben von Bakterien ernähren. Die Vermehrung findet alle 6 bis 8 h durch einfache Zweiteilung statt. Bei ausreichendem Nährstoffangebot findet man D. discoideum als Einleitung 21 Einzelamöbe. Wird das Nahrungsangebot jedoch knapp, aggregieren die Einzelamöben und bilden einen vielzelligen Organismus mit verschiedenen spezialisierten Zelltypen (Abb. 2). Aufgrund dieses Phänomens werden Dictyostelien auch zu den sozialen Amöben gezählt. Die Aggregation von bis zu 105 Einzelzellen wird durch extrazelluläres cAMP ausgelöst. Das cAMP bindet an der Oberfläche der Zelle an G-Protein assoziierte cAMP-Rezeptoren und löst dadurch eine Signaltransduktionskaskade aus. Aufgrund unterschiedlicher Signalrezeption am vorderen und hinteren Teil der Amöbe, werden vorne Pseudopodien ausgestülpt in die das Zytoplasma strömt. Kurz darauf zieht sich der hintere Teil der Zelle zusammen und folgt den vorgestülpten Pseudopodien (Kay, 2002). Innerhalb von 15 h formen die Einzelamöben ein sog. „Slug-Stadium“ in dem die Zellen durch spezifische Adhäsion und durch die ständige Bildung einer extrazellulären Matrix eine vielzellige Einheit bilden. Dieses schneckenförmige Gebilde bewegt sich entlang eines Hitze- oder Lichtgradienten fort. Ebenso wird der extrazelluläre cAMP-Spiegel gemessen. Die oberflächlichen cAMP-Rezeptoren sind über GProteine an Adenylatzyklasen gekoppelt. Aktivierte Adenylatzyklasen produzieren intrazelluläres cAMP, das wiederum eine cAMP-abhängige Proteinkinase (PKA) aktiviert. Diese PKA ist der Initiator der Entwicklung und der terminalen Differenzierung. Während der weiteren Entwicklung formen die unteren Stielzellen eine basale Scheibe, um den Fruchtkörper zu stabilisieren. Von unten werden weitere Prästielzellen eingebaut, während die unteren Stielzellen unbeweglich werden, vakuolisieren und sterben. Die Präsporenzellen werden über den wachsenden Stiel nach oben transportiert und reifen schnell zu Sporenzellen aus (Thomason et al., 1999). Die Reifung zu Stiel- und Sporenzellen wird über die Peptidfaktoren SDF1 (spore differentiation factor) und SDF2 ausgelöst. Beide Faktoren werden nur während der Reifung des Fruchtkörpers abgegeben. Man hat beobachtet, dass beide Faktoren eine schnelle Reifung von Präsporenzellen in einer Monolayerkultur auslösen und SDF1 zusätzlich Stielzellbildung stimuliert (Anjard et al., 1998). Einleitung 22 Abb. 2 Darstellung verschiedener Strukturen während der Entwicklung von D. discoideum. Unabhängig voneinander lebende Amöben aggregieren zu einem vielzelligen Organismus. Während der Aggregation (1 und 2) differenzieren sich die Zellen in Prästiel- und Präsporenzellen unabhängig von ihrer Position. Die Prästielzellen wandern nach oben und bilden die spätere Spitze der Anordnung (3). Die spitzenförmige Anordnung verlängert sich (4) und sammelt sich an (5-9). Während der letzten Phase des Wachstums (7-8) differenzieren sich Präsporen- und Prästielzellen in entsprechende Sporen- und Stielzellen. Der entstandene Fruchtkörper (9) ist ungefähr 4-10 mm hoch und besteht aus einem Sporenköpfchen (10) auf einem dünnen Stiel (11). Das Genom von Dictyostelium ist zwischen 34 und 40 Mb groß und umfasst 6 Chromosomen, die jeweils zwischen 4 und 8 Mb groß sind. Zusätzlich sind auf dem Nukleus ungefähr 100 Kopien eines kleinen palindromischen extrachromosomalen Elements mit ungefähr 90 kb, worauf die Information für rRNA-Gene gespeichert ist. Des Weiteren findet man repetitive Elemente, die etwa 10% des kompletten Genoms von Dictyostelium einnehmen. Im Vergleich zu Saccharomyces cerevisiae, Caenorhabditis elegans und Drosphila melanogaster ist das ausgesprochen hoch (Glöckner et al., 2001). Ebenso ist das Genom mit einem A+T Gehalt von 78% sehr basisch und wird im Vergleich zu schon bekannten Gensequenzen nur von dem 80% A+T reichen Genom von Plasmodium falciparum übertroffen (Gardner et al., 2002). Das Genom ist relativ einfach aufgebaut, da die etwas A+T reicheren Introns sehr selten und mit ca. 100 Basen relativ kurz sind (Eichinger & Noegel, 2003). Einleitung 2.7.3 23 Dictyostelium discoideum als Modellsystem Dictyostelium discoideum ist bereits ein etablierter Modellorganismus zur Untersuchung des Zytoskeletts und bietet unter anderem durch sein haploides Genom zahlreiche Vorteile gegenüber anderen Modellsystemen. Ebenso wie beim Modellorganismus Saccharomyces cerevisiae ist das Genom von Dictyostelium leicht zu manipulieren. Es sind viele molekulargenetische Techniken anwendbar. Hierzu gehören die Geninaktivierung durch homologe Rekombination, „gene-replacement“, Antisense-Strategien, die REMI-Mutagenese (restriction enzyme-mediated integration) und die Expression von GFP-Fusionsproteinen. Ebenso konnte gezeigt werden, dass sich Gene durch interference RNA (RNAi) ausschalten lassen (Martens et al., 2002). Ein weiterer Vorteil im Vergleich zur Hefe besteht darin, dass D. discoideum beweglich sowie phagozytisch aktiv ist und sich als multizellulärer Organismus differenziert und entwickelt. Die Chemotaxismechanismen gleichen denen von Lymphozyten. Die Phagozytose und Motilität ähnelt humanen Makrophagen und die Differenzierungsprozesse sind mit denen der Säugerzellen während ihrer Entwicklung vergleichbar. Außerdem ist dieser Organismus für die Laborarbeit gut geeignet, da sich Sporen sehr leicht einfrieren und wieder auftauen lassen. Durch Mutagenese des Wildtyps NC4 sind die Stämme AX2 und AX4 entstanden, die in axenischem Flüssigmedium kultivierbar sind (Eichinger & Noegel, 2003). Aufgrund der oben genannten Vorteile, eignet sich D. discoideum zur Untersuchung von Wirt-Pathogen Interaktionen. Anwendungen dieses Modells sind die Virulenzanalyse von Pseudomonas aeruginosa, Legionella pneumophila, Mycobacterium avium, dem Umweltisolat LLAP K62 und verschiedenen Endozytobionten (Cosson et al., 2002; Hägele et al., 2000; Skriwan et al., 2002; Solomon et al., 2000). Neben der Aufklärung bakterieller Faktoren eignet sich D. discoideum auch zur Untersuchung wirtsspezifischer Faktoren, die während der Infektion eine Rolle spielen. Das TACO-Protein von humanen Makrophagen ist bei der Infektion mit pathogenen Bakterien wichtig. In Deletionsmutanten kann die Phagolysosomfusion nicht mehr inhibiert werden, so dass die intrazelluläre Replikationsrate der Bakterien sinkt. Ein in D. discoideum homologes Protein ist das Coronin. Infektionsversuche mit einer Coronin-minus Mutante haben allerdings gezeigt, dass sich Legionellen sogar besser vermehren können als im Wildtyp. Ebenso können sich Legionellen in einer myoA/B-Doppelmutante von Myosin I besser vermehren. Diese Myosin I Isoformen spielen in D. discoideum eine wichtige Rolle bei der Fortbewegung der Zelle und der Endozytose. Die Replikationsrate von L. pneumophila ist in Gβ-Mutanten vermindert. Gβ ist eine Untereinheit des trimären G Proteins, das eine Rolle im Signalweg der Zelle spielt (Solomon et al., 2000; Fajardo et al., 2004). Des Weiteren kann Dictyostelium als Einleitung 24 Modellsystem dienen, da es genetische Sequenzen und Proteine besitzt, die man sowohl in Prokaryoten als auch in Eukaryoten finden kann. Ein Beispiel hierfür ist das Nramp-Protein (natural resistance associated macrophage protein), das für einen pH-abhängigen, zweiwertigen Metallionentransport zuständig ist. In Säugern wird Nramp1 nur in Zellen der retikuloendothelialen Organe (Leber und Milz) sowie in den von ihnen produzierten Makrophagen exprimiert. Im Gegensatz dazu kann man Nramp2 in jeder Art Zelle finden. Immunfluoreszenzstudien haben gezeigt, dass Nramp1 in Makrophagen gleich nach der Phagozytose auf die Membran reifender Phagosomen rekrutiert wird. Seine Aufgabe hier ist der Transport zweiwertiger Kationen wie Fe2+, Cu2+, Zn2+ und Mn2+. Es gibt zwei Hypothesen für die Richtung des Kationentransports. Zum einen könnten Kationen aus dem Phagosom heraustransportiert werden. Der Effekt auf die sich im Phagosom befindlichen Bakterien ist, dass ihnen eine Reihe von wichtigen Nährstoffen zum Überleben und Kofaktoren zur Synthese wichtiger Enzyme wie der Superoxiddismutase fehlen. Zum anderen könnten die Kationen aber auch in das Phagosom hineintransportiert werden. Das würde dazu führen, dass nach der Haber-Weiss-Reaktion Sauerstoffradikale gebildet werden. Beide Hypothesen würden die verminderte Überlebensrate von Bakterien im Phagosom von nramppositiven Zellen erklären. In nramp-Deletionsmutanten wiederum würde eine erhöhte intrazelluläre Vermehrungsrate pathogener Bakterien zustande kommen (Forbes & Gros, 2001). Beim Menschen konnte man durch die Identifizierung von polymorphen nramp1Genen eine erhöhte Anfälligkeit für Tuberkulose finden (Bellamy, 1999). Neben der Untersuchung einzelner Gene ist es heute möglich das annähernd komplette Expressionsmuster von D. discoideum zu analysieren. Eine relativ neue Methode mehrere Gene auf ihre Expression zu untersuchen ist die Microarrayanalyse. Hierzu werden die gewünschten Gensequenzen von genomischer DNA oder cDNA mittels PCR amplifiziert, in Mikrotiterplatten aufbewahrt und mittels eines automatischen Spotters auf Glasobjektträger aufgebracht. Zum Vergleich der Genexpression wird RNA aus Experiment- und Kontrollzellen gewonnen, in cDNA umgeschrieben und mit verschiedenen Fluoreszenzfarbstoffen markiert. Nach Hybridisierung der cDNAs mit dem Microarray, werden die Intensitäten der an Experiment und Kontrolle gebundenen Fluoreszenzfarbstoffe mit Hilfe von zwei verschiedenen Lasern ausgelesen. Die Signale der Sonden werden quantifiziert und anschließend ausgewertet. So kann man reprimierte und exprimierte Gene durch Bildung des Quotienten der Lasersignale aus Experiment und Kontrolle bestimmen (Duggan et al., 1999). Bis zu dieser Zeit wurden das Genexpressionsmuster mit Hilfe von Microarrays durch zwei Arbeitsgruppen untersucht. Iranfar et al. benutzen einen Chip mit 690 definierten Genen und Einleitung 25 einer Reihe von cDNAs, die während des Vielzellstadiums von Dictyostelium gewonnen wurden. Die Studie war auf die Untersuchung der zeitlichen Expression zelltypspezifischer Gene ausgerichtet (Iranfar et al., 2001). Der zweite Chip mit mehr als 5500 cDNAs aus dem japanischen EST Projekt (expressed sequence tag) wurde ebenfalls zur Analyse des Entwicklungszyklusses von D. discoideum verwendet (Van Driessche et al., 2002). In Abbildung 3 ist das Prinzip der Microarrayanalyse dargestellt. Test-RNA Kontroll-RNA Laserreize DNA Klone 1 Reverse Transkription und Markierung mit Cy3 bzw. Cy5 2 Emission PCR Amplifikation und Reinigung Aufbringen der Sonden auf den Chip Hybridisierung Computeranalyse Abb. 3 Prinzip der DNA Microarrayanalyse. Nach PCR Amplifikation der Sonden, wird die cDNA auf einen Standardglasobjektträger aufgebracht. Die aus den Experimenten gewonnene RNA wird in cDNA umgeschrieben und mit den Farbstoffen Cy3 bzw. Cy5 markiert. Nach Hybridisierung der cDNAs auf dem Microarray, werden die rot, grün oder gelb leuchtenden Punkte auf dem Chip gescannt und mit Hilfe spezieller Programme ausgewertet (modifiziert nach Duggan et al., 1999). Des Weiteren entwickelten Farbrother et al. an der Universität Köln einen cDNA-Microchip mit 450 veröffentlichten D. discoideum Genen und 5800 nicht-redundanten ESTs des D. discoideum cDNA Projekts. Dies war unter anderem dadurch möglich, dass die Sequenzierung des Genoms durch das Sequenzierkonsortium (Universität Köln, Baylor College of Medicine in Houston, Sanger Institut in Hinxton, Universität Dundee etc.) abgeschlossen ist und sich in der Analysephase befindet (Farbrother, 2004). Einleitung 2.8 2.8.1 26 Das Mip-Protein von Legionella pneumophila Struktur und Lokalisierung von Mip Das Mip-Protein (macrophage invectivity potentiator) zählt zu den ältesten bekannten Virulenzfaktoren von L. pneumophila. Trotz eingehender Studien ist die in vivo Funktion dieses Proteins bisher noch nicht eindeutig aufgeklärt. Im Jahr 2001 konnte die Struktur von Mip durch Röntgenstrukturanalyse in der Arbeitsgruppe von Prof. Hilgenfled aufgeklärt werden. Mip ist ein 25 kDa großes Protein, das als Homodimer vorliegt. Das Monomer besteht aus zwei Domänen, die über eine lange α-Helix miteinander verbunden sind. Die Nterminale Domäne besteht aus zwei antiparallelen α-Helices, die aus den Aminosäureresten 10-28 (α1) und 35-46 (α2) gebildet werden. Diese beiden Helices werden durch einen 6 Aminosäure langen Loop verbunden und sind wichtig für die Dimerisierung des MipMonomers. Über einen 8 Aminosäuren langen Loop ist das N-terminale Ende an eine 45 Aminosäuren lange Verbindungshelix (α3) gebunden. Mit 65 Ångström ist diese Helix die längste freistehende Helix unter allen bekannten Proteinen. Die Stabilisierung wird durch Salzbrücken und Wasserstoffbindungen innerhalb der beiden Stränge der Helix erreicht. Die α3 Verbindungshelix endet in der C-terminalen Domäne, die aus den Aminosäureresten 100213 besteht und das aktive enzymatische Zentrum enthält. Die C- terminale Domäne besteht aus 6 antiparallelen β-Faltblattstrukturen und einer α-Helix, die über kurze Loops verbunden sind. Die Dimerisierung wird hauptsächlich erreicht durch hydrophobe Wechselwirkungen zwischen den α1 und α2 Helices in den N-terminalen Domänen beider Monomere. Ebenso beteiligt an der stabilen Ausbildung des Dimers sind polare Wechselwirkungen zwischen den Monomer-Helices. Ungewöhnlich hierbei ist die Bildung eines sog. „Methionin-zippers“ durch Met 38 und Met 42 des einen Monomers mit Met 42 und Met 38 des anderen Monomers. Mip gehört zu den FK506-Bindeproteinen (FKBP) und kann die Immunosuppressoren FK506 und Rapamycin binden. Die Bindung findet in dem hydrophoben Hohlraum zwischen der α4 Helix und der inneren Wand des β-Faltblattes in der C-terminalen Domäne statt. Die hydrophoben Reste, die die Bindung vermitteln, sind in der Familie der FKBPs stark konserviert (Riboldi-Tunnicliffe et al., 2001). Einleitung 27 C-terminale Domäne N-terminale Domäne Abb. 4 Modell der Röntgenkristallstruktur des homodimeren Mip-Proteins aus Legionella pneumophila. Jedes Monomer besteht aus zwei Domänen, die über eine lange α-Helix miteinander verbunden sind. Die C-terminale Domäne enthält das PPIase-aktive Zentrum. Die Dimerisierung erfolgt durch hydrophobe Wechselwirkungen innerhalb der N-terminalen Domäne (nach Riboldi-Tunnicliffe et al., 2001). Das nichtprozessierte Vorläuferprotein von Mip besitzt eine 20 Aminosäuren umfassende Signalsequenz am N-Terminus, welche von der Signalpeptidase erkannt wird. Mip ist im Zytoplasma von Legionellen zu finden (Ludwig, 1992). Ebenso haben Studien mit goldmarkierten Antikörpern gezeigt, dass das prozessierte Protein über die ganze Bakterienzelle verteilt in der Zellwand lokalisiert ist. Ebenso ist Mip auf der bakteriellen Oberfläche in intrazellulären Legionellen zu sehen. In infizierten A. castellanii kann 6 h nach Infektion mit L. pneumophila das Mip-Protein in multilamellaren Membranstrukturen der Wirtszelle nachgewiesen werden (Helbig et al., 2001). 2.8.2 Einteilung und Funktion von PPIasen Die C-terminale Domäne von Mip weist Homologien zu FK506-Bindeproteinen (FKPBs) auf. Diese FKBPs gehören zu den Immunophilinen, einer Enzymklasse, die die Isomerisierung von Peptidyl-Prolylbindungen einstellen. Die Rotationsbarriere zwischen den beiden cis und trans Isoformen ist mit ca. 85 kJ/ml relativ hoch, wobei der thermodynamische Unterschied zwischen beiden Isomeren mit 4 kJ/ml eher klein ist. Daher ist infolge der hohen Aktivierungsenergie die Einstellung des Gleichgewichts zwischen cis und trans der geschwindigkeitsbestimmende Faktor bei der Ausbildung von Strukturelementen in Proteinen (Schmid et al., 1993). Als Peptidyl-Prolyl cis/trans Isomerasen (PPIasen) werden diejenigen Enzyme bezeichnet, die in der Lage sind, die Einstellung dieses Gleichgewichts zu Einleitung 28 beschleunigen. Man findet Proteine mit PPIase-Aktivität in allen Organismen. Es sind bis zum Zeitpunkt dieser Arbeit drei Klassen von Proteinen mit PPIase-Aktivität bekannt. Die Cyclophiline als erste Gruppe ist durch Cyclosporin A (CsA) hemmbar. Des Weiteren kennt man Parvuline und FK506-Bindeproteine. Parvuline sind weder durch Cyclosporin A noch durch FK506 hemmbar. FKBPs findet man sowohl in Prokaryoten als auch in Eukaryoten. Die Aktivität kann durch nanomolare Konzentrationen an FK506, Ascomycin und Rapamycin gehemmt werden, wobei die Affinität von Mip (L.p.FKBP25) zu Rapamycin etwa 10 mal größer ist als zu FK506 (Ludwig et al., 1994; Galat & Metcalfe, 1995). Cyclosporin A, FK506 und Rapamycin werden bei Organtransplantationen als Immunsuppressiva eingesetzt. Binden diese Immunsuppressiva an ihre zellulären Rezeptoren, wird die Aktivität der Ca2+-Calmodulin abhängigen Proteinphosphatase Calcineurin inhibiert (Liu et al., 1991). Das wiederum führt über weitere Schritte zur Inhibierung der IL-2 Ausschüttung durch die T-Helferzellen. Die T-Zell-Aktivierung wird beim FKBPRapamycin-Komplex etwas später in der Signalkaskade inhibiert als beim Cyclophilin-CsA oder FKBP-FK506 Komplex (Schreiber, 1991). 2.8.3 Infektionsstudien Durch Southernblot Hybridisierungen konnte man mip-homologe Gene auch außerhalb der Legionella Spezies finden, wie in Coxiella burnetii und Rochalimaea quintana. Ebenso besitzt Chlamydia trachomatis eine Mip-ähnliche PPIase, die während der frühen Phase der Infektion eine Rolle spielt und für die intrazelluläre Replikation wichtig ist. Das Mip-Protein ist bei Chlamydien aber weder auf der Oberfläche von Elementar- noch auf Retikularkörpern zu finden. Neben den Haupt-PPIasen in E. coli, den Cyclophilinen Cyp18cy und Cyp21peri, konnte ein Mip-ähnliches dimeres FKBP22 gefunden werden. Im Gegensatz zum L.p.FKBP25, liegt das FKBP22 nicht auf der Bakterienoberfläche, sondern im Periplasma vor (Rahfeld et al., 1996). Trypanosoma cruzi sekretiert eine PPIase (TcMip) auf die Oberfläche, die die Invasion in Säuger-Wirtszellen verstärkt. Man geht davon aus, dass TcMip am Invasionsprozess des Parasiten in die Wirtszelle beteiligt ist. Durch Blockade von TcMip durch spezifische Antikörper ist die Aufnahme vermindert bzw. durch Zugabe von rekombinantem Protein wird die Invasivität erhöht (Moro et al., 1995). Das monomere TcMip kann in Invasionsassays mit T. cruzi durch das Legionella Mip effektiv ersetzt werden, was auf eine funktionelle Ähnlichkeit schliessen lässt (Pereira et al., 2002). Mip-ähnliche Proteine und mip-homologe Gene konnten jedoch nicht nur in pathogenen, sondern auch in Einleitung 29 apathogenen Bakterien wie E. coli K-12 gefunden werden. Daraus kann geschlossen werden, dass dieses Protein generell bei den meisten Prokaryoten vorkommt. Das Mip-Protein von L. pneumophila spielt keine Rolle während der Aufnahme in Protozoen oder Makrophagen (Cianciotto und Fields, 1992). Infektionsstudien mit L. pneumophila WT und mip-Mutanten konnten jedoch zeigen, dass das Mip-Protein wichtig ist bei frühen Ereignissen während einer Infektion in makrophagenähnlichen U937 Zellen, Blutmonozyten und in A. castellanii (Cianciotto et al., 1989; Wintermeyer et al., 1995). Die Beteiligung der PPIase-Aktivität während der Infektion wurde durch PPIase-defiziente L. pneumophila Mutanten untersucht. Der Austausch der Aminosäuren Asp-142 zu Leu-142 und Tyr-185 zu Ala-185 führte zu Proteinvarianten mit verminderten PPIase-Aktivitäten von 6,2 bzw. 2% im Vergleich zum Wildtypprotein. Die Legionella Stämme mit verminderter PPIase-Aktivität des Mip-Proteins zeigten bei Infektionsstudien in Makrophagen, Blutmonozyten und in A. castellanii keine Unterschiede in ihrer Replikationsrate zum Wildtyp. Im monozellulären System spielt die PPIase-Aktivität keine Rolle, bzw. reicht die geringe Restaktivität für die volle Virulenz nicht aus (Wintermeyer et al., 1995). Im Gegensatz zum monozellulären System ist die PPIase-Aktivität im Meerschweinchenmodell wichtig. Ebenso wie die enzymatische Aktivität kann die Quartärstruktur des L. pneumophila Mip-Proteins für die Virulenz wichtig sein. Sowohl in Lösung als auch auf der Bakterienoberfläche liegt Mip als Dimer vor. Durch cis Komplementation der mip-negativen Mutante wurde eine L. pneumophila Variante konstruiert, die nur noch monomeres Mip [Mip(77-213)] exprimiert. Die PPIase-Aktivität ist im monomeren Protein nicht vermindert. Infektionsstudien mit der monomeren Mip-exprimierenden Variante konnten zeigen, dass die Replikation der Legionellen sowohl im monozellulären System, als auch im Meerschweinchenmodell vermindert ist. Die restriktiveren Bedingungen im Tier durch das Vorhandensein verschiedener Zelltypen, eines extrazellulären Millieus und eines effektiven Immunsystems sind vermutlich ausschlaggebend für die verminderte Vermehrung der isomerasedefizienten Legionella Mip-Varianten (Köhler, 2000). Warum die PPIase-Aktivität nur im Tiermodell eine Rolle spielt ist Teil dieser Arbeit. Einleitung 2.9 30 Zielsetzung der Arbeit Dictyostelium konnte als Modellsystem zur Untersuchung der Interaktion mit verschiedenen intrazellulären Pathogenen etabliert werden. In dieser Arbeit sollte gezeigt werden, ob sich das Modell D. discoideum auch als Wirtssystem für Endozytobionten eignet. Hierfür sollten Invasionstudien mit verschiedenen Vertretern der Endozytobionten gemacht werden. Ausgewählt wurden der Neochlamydien-Verwandte TUME1, der Parachlamydien-Verwandte UWE25 und das β-Proteobakterium UWC6. Zur weiteren Untersuchung von D. discoideum als Modellsystem sollte in Zusammenarbeit mit Patrick Farbrother (Universität Köln) das mRNA-Expressionsmuster von uninfizierten und mit verschiedenen Legionellen infizierten Dictyostelien verglichen werden. Hierzu sollten zu verschiedenen Zeitpunkten RNA aus Dictyostelien isoliert werden die jeweils mit L. pneumophila WT, L. hackeliae und einer L pneumophila dotA-Mutante infiziert wurden. Für eine Zeitreihe sollte das Expressionsmuster über 48 h beobachtet werden. Mit der isolierten RNA sollte ein cDNA-Microarray hybridisiert werden, auf dem sich ca. 6000 Gene von D. discoideum befinden. Zur Untersuchung, welche Rolle das Nramp-Protein von D. discoideum während einer Infektion mit Bakterien spielt, sollten Dictyostelien mit L. pneumophila und M. avium infiziert und die RNA zu verschiedenen Zeitpunkten isoliert werden. Mit Hilfe von Northernblots sollte die Expression von nramp-RNA nachgewiesen werden. Ebenso sollte durch Invasionsassays in D. discoideum WT und einer nramp-Mutante die Notwendigkeit von Nramp während einer Infektion mit L. pneumophila und M. avium untersucht werden. Aufgrund der wichtigen Rolle der PPIase-Aktivität während einer Infektion im Tiermodell, soll eine eventuelle extrazelluläre Funktion der PPIase von Mip untersucht werden. Hierzu sollten Bindestudien von Mip an extrazelluläre Matrixproteine zeigen, ob es einen extrazellulären Bindungspartner von Mip gibt. Des Weiteren soll überprüft werden, welche Rolle Mip während der Penetration von Legionellen durch das Lungengewebe spielt und ob Mip an der Degradation der extrazellulären Matrix beteiligt ist. Material und Methoden 31 3 Material und Methoden 3.1 Geräte Die in dieser Arbeit verwendeten Geräte sind in folgender Tabelle aufgelistet. Tabelle1 Verwendete Geräte Analysenwaage Chyo JL-180 Autoklav Fedegari Autoklavi Brutschrank Heraeus, Memmert Durchflusszytometer (FACScan) Becton Dickinson Eismaschine Scotsman AF-20 Elektrophoresekammern Institutswerkstatt, Pharmacia, BioRad Elektronenmikroskop Zeiss EM 10 ELISA-Reader Dynatech Laboratories MRX Thermo Elektron Corporation Multiscan Ascent Entwicklermaschine Agfa, Curex 60 Fluoreszenzmikroskop Axiovert 25, Zeiss, Zeiss Filtersets 00 und 10 Kamera: Intas Lowlight CCD Fotometer Unicam 8625 Geldokumentationsapparatur BioRad Gel Doc 2000 Gefrierschrank –20°C Privileg Senator Gefrierschrank –80°C Revco Gelelektrophoreseapparatur BioRad, Pharmacia GNA-100 Grobwaage Kern 470 Hybridisierungsofen Bachofer Kühlzentrifuge Heraeus Multifuge 1 L-R Magnetrührer Magnetmix 2070 Mikrowelle AEG Micromat Netzgeräte Consort E455, BioRad PowerPac 3000 Pipetten Gilson, Eppendorf pH-Meter WTW pH525 Schüttler Innova 4300 Incubator Shaker Scintillationsmessgerät Packard Scintillation Analyzer 1600 TR Material und Methoden 32 Sicherheitswerkbank Nunc Microflow Thermoblock Eppendorf Thermostat 5320 Tischzentrifuge Eppendorf Centrifuge 5415C Vortexer Boscamp Mixomat 3.2 Verwendete Bakterienstämme Die in dieser Arbeit verwendeten Bakterienstämme sind in folgender Tabelle zusammengefasst. Tabelle 2 Verwendete Bakterienstämme Stamm Charakteristika Referenz Neochlamydien-verwandter Endozytobiont TUME1 Parachlamydien-verwandter Endozytobiont UWE25 Endozytobiont von Acanthamoeba sp. TUME1 Fritsche et al., 2000 Endozytobiont von Acanthamoeba sp. UWE25 Fritsche et al., 2000 β-Proteobakterium Endozytobiont UWC6 Escherichia coli HB101 Enozytobiont von Acanthamoeba sp. UWC6 Horn et al., 2002 Escherichia coli HB101 mip auf 4,5 kb BamH I-Cla I Fragment in pBR322, pBLL106 (Apr) Mit pBR322Apr, Tcr Klebsiella aerogenes Legionella hackeliae SG 1 Legionella pneumophila PhilI JR32 Legionella pneumophila PhilI JR32-2 Legionella pneumophila PhilI JR32-2.1 Legionella pneumophila PhilI JR32-2.2 Legionella pneumophila PhilI JR32-2.3 Legionella pneumophila PhilI JR32-2.4 Ludwig Diss. 1992 Boyer 1969 Schleicher, LMU München ATCC 35250 Restriktionsdefizites Derivat von L. p. Philadelphia I (Smr) Marra and Shuman, 1989 mip-negative Mutante von L. p. PhilI JR32 (Smr, Kmr) L. p. PhilI JR32-2 komplementiert mit pEWMS 102 (Mip WT) (Smr, Kmr, Cmr) L. p. PhilI JR32-2 komplementiert mit pEWMS 205-A (Mip Y185-A) (Smr, Kmr, Cmr) L. p. PhilI JR32-2 komplementiert mit pEWMS 162-L (Mip D142-L) (Smr, Kmr, Cmr) L. p. PhilI JR32-2 komplementiert mit pRK105 (Mip1-4, 77-238) (Smr, Kmr, Cmr) Wintermeyer Diss. 1994 Wintermeyer Diss. 1994 Wintermeyer Diss. 1994 Wintermeyer Diss. 1994 Köhler Diss. 2000 Material und Methoden 33 Legionella pneumophila PhilI JR32 LELA 3118 dotA 3118:Tn903DLL LacZ Ko et al., 2003 Legionella pneumophila Corby Virulentes Patientenisolat Serogruppe 1 mip-negative Mutante von L. p. Corby (Rifr, Kmr) L. p. Corby-1 komplementiert mit pEWM 103 (Mip WT) (Rifr, Cmr,Kmr) Jepras et al., 1985 Wintermeyer Diss. 1994 L. p. Corby transformiert mit pRK10(pBC(gfp)-Pmip) (Rifr, Cmr, Kmr) Köhler Diss. 2000 streptomycinresistentes Derivat von L. p. Wadsworth (Smr) mip-negative Mutante von L. p. Wadsworth NU 201 (Smr, Kmr) Cianciotto and Fields, 1992 Legionella pneumophila Corby-1 Legionella pneumophila Corby-1 (pEWM 103) Legionella pneumophila Corby (pRK10(pBC(gfp)Pmip)) Legionella pneumophila Wadsworth NU 201 Legionella pneumophila Wadsworth NU 203 Legionella pneumophila Wadsworth NU 203.1 Mycobakterium avium Pseudomonas aeruginosa 3.3 Wintermeyer Diss. 1994 Cianciotto and Fields, 1992 L. p. Wadsw. NU 203 komplementiert mit Wintermeyer pEWMS 102 (Mip WT) (Smr, Kmr, Cmr) Diss. 1994 Isolat aus AIDS-Patient Klinisches Isolat ATCC 35713 Würzburg Wirtszellen Die in dieser Arbeit verwendeten Wirtszellen sind in folgender Tabelle zusammengefasst. Tabelle 3 Verwendete Wirtszellen Organismus Charakteristika Referenz Dictyostelium discoideum Axenisiertes Umweltisolat AX2 Dictyostelium discoideum Knockout Mutante von Nramp1 AX2 HSB60 Schleicher, LMU München Acanthamoeba sp. TUME1 trägt den Neochlamydien-verwandten Endozytobiont TUME1 Fritsche et al., 2000 Acanthamoeba sp. UWE25 trägt den Parachlamydien-verwandten Endozytobiont UWE25 Acanthamoeba sp. UWC6 trägt das β-Proteobakterium UWC6 Lungenepithelzellen Epithelzellen aus humanem mucoNCI-H292 epidermoiden Lungenkarzinom Lungenepithelzellen A549 Lungenepithelzellen Calu3 Bozzaro, Turin Fritsche et al., 2000 Horn et al., 2002 ATCC: CRL-1848 ATCC: CCL-185 ATCC: HTB-55 Material und Methoden 3.4 34 Antikörper Die in dieser Arbeit verwendeten Antikörper sind in folgender Tabelle aufgeführt. Tabelle 4 Verwendete Antikörper Bezeichnung Verdünnung Hersteller/Quelle Monoklonaler Maus-Anti-Mip (2D8) 1 : 700 Bubert, Würzburg Ziege-Anti-Maus-HRP 1 : 1500 Dako, Hamburg Anti-Kaninchen-Cy3 1 : 200 Dianova, Hamburg Polyklonaler Kaninchen-Anti-Collagen Typ IV 1 : 500 3.5 Biomol, Hamburg Chemikalien Die während dieser Arbeit benötigten Chemikalien wurden von folgenden Firmen bezogen: Applichem, Darmstadt; BD Biosciences Clontech, Heidelberg; Carl Roth GmbH, Karlsruhe; Fermentas GmbH, St. Leon-Rot; Gerbu Biotechnik GmbH, Gaiberg; Invitrogen GmbH, Karlsruhe; Oxoid GmbH, Wesel; Sigma-Aldrich Chemie GmbH, Taufkirchen; VWR International, Nürnberg. 3.6 Antibiotika Für die Selektion auf vektortragende Bakterien und Dictyostelium Knockout-Mutanten werden folgende Antibiotika-Zusätze in Nährmedien bzw. Agarplatten eingesetzt. Tabelle 5 Verwendete Antibiotika Antibiotika Konzentration Ampicillin (Ap) 100 µg/ml Blasticidin S (Bsr) 10 µg/ml Chloramphenicol (Cm) 25 µg/ml Kanamycin (Km) 10 µg/ml Gentamicin (Gm) 10 µg/ml Material und Methoden 3.7 35 16S- und 18S-rRNA-Sonden zur in situ Hybridisierung Die in dieser Arbeit verwendeten Sonden sind in Tabelle 6 aufgeführt. Die Sonden lieferte die Firma MWG-Biotech AG bzw. wurden von Matthias Horn (Technische Universität, München) zur Verfügung gestellt. Tabelle 6 Verwendete Sonden Bezeichnung Basenabfolge (5`-> 3`) Fluoreszenzfarbstoff AcBet42a GCC TTC CCA CTT CGT TT Cy3 Bn9658 TCCGTTTTCTCCGCCTAC Cy3 C22658 TCCATTTTCTCCGTCTAC Cy3 DICT2 GCC AGT CAC CCA TCG CTT Fluorescein EUB338 GCT GCC TCC CGT AGG GAG T Cy3 Tabelle 7 Für die rRNA-Hybridisierung und Immunfluoreszenz verwendete Fluoreszenzfarbstoffe Fluoreszenz- Absorptions- Emissions- Molarer Extinktions- Farbstoff maximum [nm] maximum [nm] Koeffizient ε [1 x mol-1 x cm] FLUOS 494 518 7,5 x 104 Cy3 554 570 1,3 x 105 3.8 Anzucht der Bakterienstämme 3.8.1 Anzucht von Escherichia coli, Klebsiella aerogenes und Pseudomonas aeruginosa Escherichia coli, Klebsiella aerogenes und Pseudomonas aeruginosa wachsen über Nacht bei 37°C. Die Bakterien werden mit sterilem Wasser auf die gewünschte optische Dichte (OD550) eingestellt. • LB-Agar für die Anzucht von E. coli und P. aeruginosa Caseinhydrolysat 10 g Hefeextrakt 5g NaCl 5g Agar 15 g mit H2Odest. auf 1000 ml auffüllen und autoklavieren Material und Methoden • 36 SM-Agar für die Anzucht von K. aerogenes Bacto-Pepton (Difco) 10 g Glukose 10 g Hefeextrakt 1g MgSO4 1g KH2PO4 2,2 g K2HPO4 1,3 g Kobaltchlorid 0,3 g Agar 15 g mit H2Odest. auf 1000 ml auffüllen und autoklavieren 3.8.2 Anzucht von Legionella und LLAP K62 Legionella pneumophila werden auf BCYE-Agar bei 37°C und 5% CO2 Atmosphäre für 4 bis 5 Tage bis zur stationären Phase kultiviert. LLAP K62 werden auf BCYE-Agar bei 30°C und 5% CO2 Atmosphäre für 6 bis 7 Tage kultiviert. Die Bakterien werden mit sterilem Wasser von der Agarplatte abgeschwemmt und auf die gewünschte optische Dichte (OD600) eingestellt. • BCYE-Agar für die Anzucht von L pneumophila und LLAP K62 ACES Hefeextrakt 5g 10 g in 1000 ml H2Odest. lösen und den pH-Wert mit 10 N KOH auf 6,9 einstellen Aktivkohle Agar 2g 15 g zugeben und autoklavieren Agar auf ungefähr 40°C abkühlen lassen Cystein 0,4 g in 10 ml H2Odest. Eisen(III)NO3 0,25 g in 10 ml H2Odest. sterilfiltrieren und vor dem Gießen der Platten zugeben 3.9 Anzucht von Mykobakterien Für die Anzucht von Mykobakterien werden 50 µl einer Glycerinkultur in 20 bis 30 ml Middlebrook-7H9-Medium pipettiert und bei 37°C geschüttelt bis eine OD600 von 1 erreicht Material und Methoden 37 ist. Eine OD600 = 1 entsprechen einer Zellzahl von etwa 1 x 108 Bakterien/ml. Die Mykobakterien können direkt nach Einstellen der gewünschten OD für Infektionsversuche eingesetzt werden. • Middlebrook-7H9-Medium für die Anzucht von Mykobakterien Middlebrook Brooth 7H9 4,7 g 20% Tween 80 5 ml auf 900 ml H2Odest. auffüllen, autoklavieren und auf 45°C abkühlen OADC-Anreicherung • 20 ml Middlebrook-7H11-Agar für die Anzucht von Mykobakterien Middlebrook-7H11-Agar 21 g Glycerin 5 ml auf 900 ml H2Odest. auffüllen, autoklavieren und auf 45°C abkühlen OADC-Anreicherung 100 ml 3.10 Kultivierung von Dictyostelium discoideum Da bei dem haploiden Organismus D. discoideum häufig Spontanmutationen auftreten, werden die Amöben nicht kontinuierlich weiterkultiviert. Es wird ein Vorrat an Sporen in flüssigem Stickstoff angelegt, aus dem man jede Woche eine Vorkultur auftaut und von dieser Hauptkulturen anlegt. Um einen neuen Jahresvorrat anzulegen, werden die Sporen in 75 cm2 Zellkulturflaschen mit 10 ml HL5-Medium überführt. Bei 23°C keimen die Sporen zu Amöben aus und bilden innerhalb von 3 bis 4 Tagen einen Zellrasen. Anschließend werden drei 1 Liter Erlenmeyerkolben mit je 300 ml HL5-Medium befüllt und mit je 3 ml der Vorkultur beimpft. Die Kolben werden bei 23°C und 150 rpm geschüttelt bis eine Zellzahl von 2-4 x 106 Zellen/ml erreicht ist. Die Zellen werden geerntet indem sie bei 1000 rpm für 5 min zentrifugiert und zweimal mit Soerensenpuffer pH 6,0 gewaschen werden. Das Zellpellet wird in wenig Soerensenpuffer aufgenommen und auf Soerensenagarplatten ausplattiert. Die Agarplatten werden bei 23°C inkubiert, wobei nach 48 Stunden Fruchtkörper mit gelben Sporenköpfen ausgebildet werden. Diese Fruchtkörper mit den reifen Sporen werden mit sterilem Soerensenpuffer von der Agarplatte abgeschwemmt und in 1 ml Aliquots in flüssigem Stickstoff eingefroren. Aus diesem Vorrat wird jede Woche ein Aliquot aufgetaut und in 20 ml HL5-Medium in einer 75 cm2 Zellkulturflasche bei 23°C inkubiert. Wenn eine Zellzahl von 2-5 x 106 Dictyostelien/ml erreicht ist, wird die Zellkulturflasche mit der Material und Methoden 38 Vorkultur bis zu 10 Tage bei 4°C gelagert. Aus dieser Vorkultur wird je nach Bedarf die Arbeitskultur angeimpft. • HL5-Medium Proteose Pepton 14,3 g Hefeextrakt 7,15 g Glukose 15,4 g Na2HPO4 1,28 g KH2PO4 0,49 g mit H2Odest. auf 1000 ml auffüllen und den pH-Wert mit 10 N KOH auf 7,5 einstellen • 50 x Soerensenpuffer KH2PO4 99,9 g Na2HPO4 17,8 g mit H2Odest. auf 1000 ml auffüllen • Soerensenagar Agar 15 g mit 1 x Soerensenpuffer auf 1000 ml auffüllen • Infektionsmedium HL5-Medium und 1 x Soerensenpuffer im Verhältnis 1:1 mischen 3.11 Kultivierung von endozytobiontenhaltigen Acanthamoeba sp. Da endozytobiontenhaltige Acanthamöben nicht in flüssigem Stickstoff konserviert werden können, muss eine kontinuierliche Kultur angelegt werden. Hierzu werden in 75 cm2 Zellkulturflaschen 20 ml TSY-Medium mit 2 ml einer bestehenden Amöbenkultur angeimpft und bei Raumtemperatur inkubiert. Sobald sich ein Zellrasen gebildet hat, werden die Amöben durch Klopfen der Zellkulturflasche auf eine Tischkante vom Flaschenboden abgelöst und zum Beimpfen einer neuen Kultur verwendet. • TSY-Medium Trypticase Soja Bouillon 30 g Hefeextrakt 10 g mit H2Odest. auf 1000 ml auffüllen und den pH-Wert mit 10 N KOH auf 7,3 einstellen Material und Methoden 39 3.12 Infektion von Dictyostelium discoideum 3.12.1 Vorbereitung von Dictyostelien für die Infektion Um eine Arbeitskultur von D. discoideum zu erhalten, werden in einer 75 cm2 Zellkulturflasche 20 ml HL5-Medium mit 500 µl der Dictyostelium-Vorkultur beimpft und bei 23°C inkubiert. Wenn sich nach 2 bis 3 Tagen ein Zellrasen gebildet hat, werden die Dictyostelien durch Klopfen der Flasche auf eine Tischkante vom Boden gelöst. Anschließend werden die Zellen bei 1000 rpm für 5 min abzentrifugiert und mit Soerensenpuffer gewaschen. Für die Infektion werden die Dictyostelien mit Infektionsmedium auf die gewünschte Zellzahl eingestellt. 3.12.2 Infektion von Dictyostelien mit Legionellen Die Infektion von Dictyostelium mit Legionella bzw. LLAP K62 findet in 25 cm2 Zellkulturflaschen statt. Hierzu werden 5 x 105 Dictyostelien/ml im Infektionsmedium mit 1 x 104 Legionellen/ml infiziert, was einer MOI von 0,02 entspricht. Bei dieser geringen Infektionsdosis kann davon ausgegangen werden, dass alle Legionellen von den Dictyostelien aufgenommen werden. Zur Bestimmung des 0 h-Wertes, werden sofort nach Zugabe der Legionellen die Wirtszellen durch Klopfen der Infektionsflasche auf eine Tischkante vom Flaschenboden gelöst. Es wird ein Aliquot von 300 µl entnommen. Durch 3 minütiges Zentrifugieren bei 13000 rpm und starkes Vortexen werden die Wirtszellen zerstört. Durch Ausplattieren geeigneter Verdünnungen auf BCYE-Agarplatten wird die Bakterienzahl/ml bestimmt. Die Infektionsflaschen werden über 96 h bei 24,5°C inkubiert, wobei nach 24, 48, 72 und 96 h erneut Aliquots entnommen werden, um die Zunahme oder Abnahme der Bakterienzahl zu bestimmen. 3.12.3 Infektion von Dictyostelien mit Pseudomonaden Für die Infektion von Dictyostelien mit Pseudomonaden, werden 5 x 105 Wirtszellen/ml in 25 cm2 Zellkulturflaschen mit 1 x 106 Pseudomonaden/ml infiziert. Nach 3 h Koinkubationszeit bei 24,5°C werden die Zellen zweimal mit Soerensenpuffer gewaschen. Anschließend werden die extrazellulären Bakterien durch 100 µg Gentamicin/ml im Infektionsmedium abgetötet. Nach 30 min wird das gentamicinhaltige Medium durch zweimaliges Waschen mit Soerensenpuffer entfernt und durch Infektionsmedium mit Material und Methoden 40 10 µg/ml Gentamicin ersetzt. Aufgrund der reduzierten Menge an Gentamicin im Medium wird während des Infektionszeitraumes gewährleistet, dass sich die Pseudomonaden nicht extrazellulär vermehren können. Zu diesem Zeitpunkt wird ein Aliquot von 300 µl entnommen und zweimal mit Soerensenpuffer bei 1000 rpm für 5 min gewaschen um das Gentamicin zu entfernen. Nach Zentrifugation bei 13000 rpm und 3 minütigem starken Vortexen werden die Wirtszellen zerstört und die intrazellulären Bakterien freigesetzt. Durch Ausplattieren geeigneter Verdünnungen auf LB-Platten wird die intrazellulär vorhandene Bakterienanzahl bestimmt. Ebenso werden nach 24 h und 48 h geeignete Verdünnungen ausplattiert. 3.12.4 Infektion von Dictyostelien mit Mykobakterien In kleinen Zellkulturflaschen werden 5 x 105 Dictyostelien/ml mit 1 x 106 Mykobakterien/ml infiziert und bei 24,5°C koinkubiert. Drei Stunden später wird das Infektionsmedium durch amikazinhaltiges Medium (200 µg/ml Endkonzentration) ausgetauscht um extrazelluläre Bakterien abzutöten. Nach 1 h werden die Bakterien und das Amikazin durch dreimaliges Waschen mit Soerensenpuffer entfernt. Die weitere Inkubation findet in Infektionsmedium mit 20 µg/ml Amikazin statt, um die extrazelluläre Vermehrung von Mykobakterien zu verhindern. Zu diesem Zeitpunkt wird ein Aliquot von 300 µl aus der Infektionsflasche entnommen, dreimal mit Soerensenpuffer gewaschen und auf 7H11-Agar ausplattiert. Alle 24 h werden weitere Aliquots entnommen und geeignete Verdünnungen auf 7H11-Agar ausplattiert um die intrazelluläre Bakterienanzahl zu bestimmen. 3.12.5 Infektion von Dictyostelien mit Endozytobionten Für die Infektion von Dictyostelien mit Endozytobionten müssen die Endozytobionten aus ihren Originalwirten isoliert werden. Hierzu werden die endozytobiontenhaltigen Amöben in 75 cm2 Zellkulturflaschen kultiviert, bis sie einen Monolayer am Boden der Zellkulturflasche gebildet haben. Durch Klopfen der Zellkulturflasche auf eine Tischkante, werden die Amöben vom Boden abgelöst. Anschließend wird die Suspension bei maximaler Geschwindigkeit für 4 min zentrifugiert, um die Amöben zu zerstören. Das Pellet wird in EppendorfReaktionsgefäße überführt und zweimal mit eiskaltem, sterilen H2Odest. gewaschen. Mit Hilfe von zwei „freeze-thaw“-Zyklen werden noch intakte Wirtszellen zerstört. Hierzu werden zum Gefrieren die Eppendorf-Reaktionsgefässe mit den Amöben in mit 96%igem Ethanol Material und Methoden 41 versetztes Trockeneis gelegt, bis die Suspension durchgefroren ist. Das Auftauen findet in einem auf 37°C vorgeheizten Wärmeblock statt. Um die restlichen noch intakten Wirtszellen zu zerstören, wird die Suspension dreimal durch eine Injektionsnadel aufgezogen und wieder ausgeblasen. Schliesslich wird die Kanüle durch einen sterilen Filter (Minisart, Sartorius, Porengrösse 1,2 µm) ausgetauscht und die endozytobiontenhaltige Suspension in ein steriles Eppendorf-Reaktionsgefäss filtriert. Durch das Filtrieren werden die Amöbenreste entfernt. Ist die Endozytobiontensuspension undurchsichtig weiß und milchig, kann mit sterilem 1 x PBS verdünnt werden. Für die Infektion von Dictyostelien mit Endozytobionten werden 5 ml 5 x 105 Dictyostelien/ml in einer 25 cm2 Zellkulturflasche mit 100 µl der Endozytobiontensuspension infiziert. Da Endozytobionten nicht kultivierbar sind, wird die intrazelluläre Vermehrung mittels Fluoreszenz in situ Hybridisierung (FISH) beobachtet. 3.13 Fluoreszenz in situ Hybridisierung von Endozytobionten und Dictyostelien Bei der Fluoreszenz in situ Hybridisierung binden spezifische, mit einem Fluoreszenzfarbstoff markierte Oligonukleotidsonden an eine komplementäre Zielsequenz der ribosomalen RNA. 3.13.1 Fixierung von Zellen für die in situ Hybridisierung Zur Fixierung von Zellen für die in situ Hybridisierung, werden 300 µl Zellsuspension aus der Zellkulturflasche entnommen und in ein Eppendorf-Reaktionsgefäß pipettiert. Hiervon werden gleich 20 µl auf ein Feld eines 6-Feld-Objektträgers aufgetragen. Der Rest wird bei 1000 rpm für 4 min zentrifugiert. Das Pellet wird in 50 µl 1 x PBS aufgenommen und vorsichtig resuspendiert. Hiervon werden ebenso 20 µl auf ein Feld eines 6-FeldObjektträgers aufgetragen. Zum Trocknen der Zellen, werden die Objektträger bei 37°C auf einen vorgeheizten Heizblock gelegt. Anschließend werden auf jedes Feld 20 µl einer 4%igen PFA-Lösung aufgetropft. Die Fixierung erfolgt in einer feuchten Kammer bei Raumtemperatur (RT). Nach einer Stunde wird das Fixans abgezogen und die Zellen mit 1 x PBS gewaschen. Die Permeabilisierung der Zellmembran erfolgt über eine aufsteigende Ethanolreihe mit 50, 80 und 96% Ethanol für je 3 min. Der luftgetrocknete Objektträger kann direkt zur Hybridisierung eingesetzt oder bei 4°C aufbewahrt werden. Material und Methoden • 42 Fixierlösung 4% Paraformaldehyd Zur Herstellung einer 4%-igen Paraformaldehydlösung werden 99 ml H2Odest. auf einem heizbaren Magnetrührer auf 60–65°C erwärmt. Anschließend werden 6-9 g Paraformaldehyd zugegeben und unter Rühren gelöst. Langsam wird 1 M NaOH zugetropft, bis die Lösung klar ist. Nach Zugabe von 49,8 ml 3 x PBS lässt man die Lösung auf RT abkühlen. Mit konzentrierter Salzsäure wird der pH-Wert auf 7,2 bis 7,4 eingestellt. Die Fixierlösung kann in Aliquots bei –20°C eingefroren werden. 3.13.2 Färbung von Zellen mittels 16S-rRNA bzw. 18S-rRNA in situ Hybridisierung Zur in situ Hybridisierung werden 50 ng der jeweiligen Sonde in Hybridisierungspuffer (20 µl Endvolumen) auf die fixierte Probe aufgetropft und in einer feuchten Kammer für 1,5 h bei 46°C im Dunkeln inkubiert. Anschließend wird der Hybridisierungsmix abgezogen. Um überschüssige Sonde zu entfernen, werden die Zellen zweimal mit vorgewärmtem Waschpuffer gewaschen und mit 20 µl Waschpuffer pro Feld in einer feuchten Kammer bei 46°C inkubiert. Nach 20 min wird der Objektträger vorsichtig mit H2Odest. gespült. Anschließend wird der Objektträger im Dunkeln luftgetrocknet und mit Citifluor eingedeckt. 3.14 Quantifizierung der Phagozytoserate von Dictyostelium discoideum mittels Durchflusszytometrie (FACS-Analyse) Mit Hilfe des Durchflusszytometers (FACS für Fluorescence Activated Cell Sorting/Scanning) kann neben Größe und Granularität von Zellen auch die Expression fluoreszierender Proteine gemessen werden. Das Green Fluorescent Protein (GFP) emittiert nach Anregung mit Licht der Wellenlänge im Bereich von 480-501 nm grünes Licht der Wellenlänge 507-511 nm. Um die Phagozytoserate von D. discoideum zu ermitteln, wird 1 ml 5 x 105 Dictyostelien/ml jeweils in eine Vertiefung einer 24-Loch-Schale pipettiert. Es werden 2,5 x 107 GFPexprimierende L. pneumophila Corby pro Napf zugegeben, was einer MOI von 50 entspricht. Nach 3 h Koinkubation bei 24,5°C in Soerensenpuffer, werden die Zellen einmal mit Soerensenpuffer und dreimal mit eiskaltem Soerensenpuffer gewaschen. Anschließend werden die Zellen 5 min auf Eis gestellt, damit sie sich vom Boden der 24-Loch-Schale ablösen. Durch vorsichtiges auf- und abpipettieren, werden die restlichen Zellen abgelöst und Material und Methoden 43 in ein FACS-Röhrchen überführt. Am Durchflusszytometer kann nun die Anzahl der grün leuchtenden Wirtszellen bestimmt werden. 3.15 Quantifizierung der Phagozytoserate von Dictyostelium discoideum mittels Gentamicin-Assay Um die Phagozytoserate von D. discoideum und nicht GFP-markierten Bakterien zu ermitteln, wird der Gentamicin-Assay durchgeführt. Hierzu werden 5 ml von 5 x 105 Dictyostelien/ml in einer 25 cm2 Zellkulturflasche mit 1 x 106 Legionellen/ml infiziert. Nach der gewünschten Koinkubationszeit bei 24,5°C, wird das Infektionsmedium abgezogen und die Zellen zweimal vorsichtig mit Soerensenpuffer gewaschen. Anschließend wird 100 µg/ml gentamicinhaltiges Infektionsmedium zugegeben um extrazelluläre Bakterien abzutöten. Nach einer Inkubationszeit von 30 min bzw. 3 h bei 24,5°C, werden die extrazellulären Bakterien und das Gentamicin durch dreimaliges Waschen mit Soerensenpuffer entfernt. Die Anzahl der aufgenommenen Bakterien wird durch Ausplattieren geeigneter Verdünnungen auf BCYEAgarplatten bestimmt. 3.16 Fixierung von Zellen für die Elektronenmikroskopie Für die Transmissionselektronenmikroskopie werden 5 x 105 Dictyostelien/ml auf runde Deckgläschen in 24-Loch-Schalen ausgesät. Diese werden mit 100 µl Endozytobiontenfiltrat, mit 1 x 106 LLAP K62/ml bzw. mit 1 x 106 P. aeruginosa/ml infiziert. Nach entsprechender Inkubationszeit werden die Deckgläser mit Hilfe einer Pinzette aus den Näpfen entfernt und für 2 h bei RT in einer 0,5 x Karnovskylösung fixiert. Anschließend werden die Deckgläschen kurz in Wasser gewaschen und mit 25% Glutaraldehyd überschichtet. 15 min später wird das Glutaraldehyd mit 0,2 M Cacodylatpuffer abgespült und 2% Osmiumtetroxid aufgetropft. Nach weiteren 15 min wird das Osmiumtetroxid mit Wasser abgewaschen und die Zellen über Nacht in 0,2 M Cacodylatpuffer bei 4°C inkubiert. Am nächsten Tag erfolgt die Entwässerung der Zellen durch eine aufsteigende Alkoholreihe mit 70, 80, 90, 96 und zweimal mit 100% Ethanol gefolgt von zweimal Propylenoxid für jeweils 5 bis 10 min. Die Zellen verbleiben für mindestens 2 h bzw. über Nacht in einer 1:1 Mischung aus Propylenoxid und Epon, bevor sie für weitere 2-4 h in reines Epon überführt werden. Anschließend werden Gelatinekapseln mit Epon gefüllt und vorsichtig auf die Zellseite der Deckgläschen gepresst. Im Wärmeschrank bei 40 bis 50°C polymerisiert das Epon innerhalb von zwei Tagen aus. Die Deckgläser Material und Methoden 44 werden mit flüssigem Stickstoff abgesprengt. Die fertigen Präparate werden geschnitten und kontrastiert. 3.17 Isolierung von Gesamt-RNA aus Dictyostelium discoideum 3.17.1 RNA-Isolierung nach Qiagen-Protokoll Die RNA-Isolierung wird nach dem RNeasy Midi Protokoll zur Isolierung zytoplasmatischer RNA durchgeführt. Die Isolierung erfolgt pro Ansatz aus 1,5 x 107 infizierten bzw. nicht infizierten Dictyostelien zu verschiedenen Zeitpunkten nach Infektion. Für die Infektion, werden die Bakterien mit einer MOI von 10 eingesetzt. 3.17.2 RNA-Isolierung mit Trizol Die RNA-Isolierung erfolgt aus infizierten und nicht infizierten Dictyostelien. Für die Infektion werden die Bakterien mit einer MOI von 10 eingesetzt. Für die RNA-Isolierung mit Trizol, werden 5 x 107 infizierte und nicht infizierte Dictyostelien pro Ansatz zweimal mit 0,02 M Soerensenpuffer pH 6 gewaschen. Das Pellet wird in 5 ml Trizol resuspendiert und gevortext. Nach Zugabe von 1 ml Chloroform wird 15 s stark gevortext und anschließend bei 3000 rpm und 4°C 45 min zentrifugiert. Die wässrige Phase wird in ein neues Röhrchen überführt und mit 5 ml Isopropanol stark gevortext. Nach 10 min Inkubation bei RT wird bei 3000 rpm und 4°C 45 min zentrifugiert. Das Pellet wird mit 75% Ethanol in H2O/DEPC gewaschen (3000 rpm bei 4°C für 1 min). Anschließend wird das Pellet in 0,4 ml H2O/DEPC resuspendiert und gevortext und bei 60°C für 10 min inkubiert. 3.17.3 Konzentrationsbestimmung von RNA Zur Bestimmung der RNA-Konzentration, wird die Absorption der Probe bei 260 nm am Photometer gemessen. Die zu untersuchende Probe wird 1:100 verdünnt. Unter Berücksichtigung des Verdünnungsfaktors wird die Konzentration berechnet, wobei ein Extinktionskoeffizient von 1 einer Konzentration von 40 µg/ml RNA entspricht. Durch Messen der Absorption bei 280 nm wird die Reinheit der Probe kontrolliert. Bei einem Verhältnis der Absorption A260/A280 von 1,6 bis 2,1 liegt die RNA in ausreichender Reinheit vor. Material und Methoden 45 3.17.4 RNA-Gelelektrophorese Die isolierte RNA wird mit Hilfe der Gelelektrophorese auf Qualität und eventuelle Verunreinigungen mit DNA kontrolliert. Es werden 4,2 g Agarose in 304 ml DEPC-Wasser aufgekocht und im Wasserbad abgekühlt. Nach Abkühlen auf 60°C, werden 35 ml 10 x MOPS-Puffer und 10,5 ml 37% Formaldehyd zugegeben und in einen vorbereiteten Gelschlitten gegossen. Das erkaltete Agarose-Gel wird in eine mit MOPS-Puffer gefüllte Gelkammer gelegt, wo es für 30 min equilibriert. 3 µg RNA werden mit 3 µl Ladepuffer in einem Gesamtvolumen von 20 µl gemischt und bei 55°C für 10 min inkubiert. Die Auftrennung der RNA erfolgt bei 120 V für 3 h. Um das Formaldehyd aus dem Gel auszuwaschen, wird das Gel für 30 min gewässert und anschließend mit Ethidiumbromid gefärbt. • H2O/DEPC (1% DEPC) 2,5 ml DEPC werden mit 2,5 l H2Odest. gemischt, über Nacht bei 37°C inkubiert und anschließend für 20 min autoklaviert • 10 x MOPS MOPS 41,8 g werden in 800 ml H2O/DEPC gelöst. Der pH-Wert wird auf 7 eingestellt 3 M Na-Acetat EDTA pH 8 16,6 ml 20 ml mit H2O/DEPC auf 1000 ml auffüllen und filtrieren. Der Puffer wird im Dunkeln bei RT aufbewahrt • 5 x RNA Ladepuffer deionisiertes Formamid 3084 µl Glycerin 86 % 2000 µl Formaldehyd 37 % 10 x MOPS 720 µl 4000 µl EDTA 0,5 M 80 µl Bromphenolblau 16 µl mischen und mit H2O/DEPC auf 10 ml auffüllen Material und Methoden 46 3.18 Kultivierung der humanen Lungenepithelzelllinien NCI-H292, A549 und Calu3 Die Lungenepithelzelllinie NCI-H292 wird bei 37°C und 5% CO2 kultiviert. Als Medium dient RPMI-1640 mit zusätzlich 2 mM L-Glutamin und 10% FCS. Die Kultivierung erfolgt in 75 cm2 Zellkulturflaschen, wobei alle 3 Tage Medium gewechselt wird. Haben die Zellen einen konfluenten Monolayer gebildet, werden sie in neue Flaschen gesplittet. Hierzu wird das alte Medium abgekippt und durch 5 ml Trypsin/EDTA ersetzt. Die Inkubation erfolgt bei 37°C und 5% CO2 bis sich die ersten Zellen vom Boden der Zellkulturflasche ablösen. Das Trypsin/EDTA wird vorsichtig abgegossen. Die lose am Boden haftenden Zellen werden durch Klopfen der Flasche an den Handrücken gelöst. Es werden 10 ml frisches RPMIMedium zugegeben und die noch haftenden Zellen durch gutes Resuspendieren abgelöst. Um die Zellen weiter zu kultivieren, werden 1-2 ml dieser Suspension in eine neue 75 cm2 Zellkulturflasche mit frischem RPMI-Medium gegeben und bei 37°C und 5% CO2 inkubiert. Für die Stammhaltung werden die Zellen von 4-5 Flaschen in 5 ml Medium und 5 ml FCS resuspendiert und auf Eis gestellt. Hierzu werden eine Mischung aus 2 ml DMSO und 8 ml Medium zugetropft. 1 ml Aliquots werden in Cryoröhrchen mit Innengewinde pipettiert und für 2 h bei –20°C inkubiert. Anschließend werden die Zellen über Nacht bei –80°C eingefroren, bevor sie in flüssigem Stickstoff dauerhaft gelagert werden. Zum Ansetzen einer frischen Kultur müssen die eingefrorenen Zellen rasch bei 37°C aufgetaut und in 20 ml vorgewärmtes RPMI-Medium gegeben werden um die toxische Wirkung von DMSO auf die Zellen zu verringern. Die Zellen werden bei 37°C und 5% CO2 inkubiert. Sobald die ersten Zellen am Boden der Zellkulturflasche haften, wird das DMSO-haltige Medium abgekippt und durch frisches Medium ersetzt. Die Kultivierung der Lungenepithelzelllinien A549 und Calu3 erfolgt wie oben beschrieben für NCI-H292 Zellen. A549-Zellen werden in DMEM-Medium mit wenig Glukose (PAA), 2mM L-Glutamin und 10% FCS kultiviert. Die Kultivierung von Calu3-Zellen findet in Eagles MEM zusätzlich mit 2 mM L-Glutamin, 1 mM Natriumpyruvat, non essential amino acids und 10% FCS statt. 3.19 Infektion von NCI-H292 mit Legionellen Für die Infektion von Lungenepithelzellen werden 5 x 105 NCI-H292/Vertiefung in eine 24Loch-Platte ausgesäht. Nach Zugabe von 1 x 107 Bakterien/Vertiefung und einer Koinkubation von 3 h bei 37°C und 5% CO2, werden die extrazellulären Bakterien durch Material und Methoden 47 dreimaliges Waschen entfernt. Durch Zugabe von 100 µg Gentamicin/ml für 30 min werden die restlichen extrazellulären Bakterien getötet. Anschließend wird dreimal mit vorgewärmtem RPMI-Medium gewaschen um das Gentamicin zu entfernen. Durch Kratzen mit einer blauen Pipettenspitze werden die Zellen vom Boden gelöst. Durch Ausplattieren geeigneter Verdünnungen auf BCYE-Agarplatten wird die Bakterienzahl/ml bestimmt. Ebenso werden nach 24, 48, und 72 h geeignete Verdünnungen ausplattiert, um die Vermehrung der Bakterien zu bestimmen. 3.20 Biotinylierung von Legionellen und Bindungsassay Für die Biotinylierung werden Legionellen auf BCYE-Agar 4-5 Tage kultiviert. Die Bakterien werden mit Puffer A abgeschwemmt und mit Puffer A auf eine OD550nm von 0,7 verdünnt. Anschließend werden gleiche Volumina Legionellen mit der Biotinlösung 2 h bei RT leicht geschüttelt. Nach Abzentrifugation bei 3000 rpm für 5 min werden die Bakterien dreimal mit 1 x PBS pH 7,4 gewaschen, um ungebundenes Biotin zu entfernen. Die biotinylierten Bakterien werden in 1% BSA/PBS pH 7,4 resuspendiert. Die biotinylierten Legionellen können für drei Tage bei 8°C aufbewahrt werden. • Puffer A 1 x PBS Calciumchlorid Magnesiumchlorid 0,1 mM 1 mM pH-Wert auf 7,6 einstellen • Biotinlösung 0,2 bis 0,3 mg/ml Biotin in Puffer A Für den Bindungsassay biotinylierter Legionellen an Lungenepithelzellen NCI-H292 werden die Wirtszellen in einer 96-Loch-Schale kultiviert, bis sie zu einem Monolayer gewachsen sind. Über Nacht bei 4°C werden die freien Bindungsstellen mit 5% Milch blockiert. Anschließend werden die Zellen dreimal mit 1 x PBS gewaschen. Nach Inkubation der biotinylierten Legionellen auf den Zellen, werden ungebundene Legionellen dreimal weggewaschen. Nach Zugabe von Neutravidinperoxidase und mehrmaligem Waschen tritt mit Hilfe von Peroxidasesubstrat in den Näpfen in denen Biotin-Legionellen gebunden haben eine blaue Verfärbung auf. Die enzymatische Reaktion wird durch Zugabe von 2 M H2SO4 Material und Methoden 48 gestoppt. Durch die pH-Wert Änderung tritt eine Farbänderung auf und aus blau wird gelb. Die Absorption wird bei 450 nm gemessen. 3.21 Gewinnung extrazellulärer Matrix aus NCI-H292 Um extrazelluläre Matrix aus der Lungenepithelzelllinie NCI-H292 zu gewinnen, werden die Zellen auf eine Zellzahl von 1 x 105 Zellen/ml eingestellt und in 96- oder 24-Loch-Platten bzw. in Chamberslides ausgesät und bei 37°C und 5% CO2 inkubiert. 20 ml davon werden in eine 75 cm2 Zellkulturflasche gegeben und bei 37°C und 5% CO2 inkubiert. Alle 2 Tage wird das Medium gewechselt bis die Zellen zu einem konfluenten Monolayer gewachsen sind. 48 h später wird das Medium entfernt und die Zellen dreimal mit 10 mM Tris/HCl pH 8 gewaschen. Durch Inkubation in 0,5% DOC (Natriumdesoxycholat) in 10 mM Tris/HCl bei RT werden die Zellen zerstört. Die Zellreste werden nach 30 min vorsichtig abgezogen. Anschließend wird die Matrix in 10 mM Tris/HCl mit 10 U/ml DNaseI und Proteaseinhibitoren (Complete EDTA-free protease inhibitor cocktail tablets) für 5 min inkubiert. Nach weiterer Inkubation in 2 mM Tris/HCl pH 8 und Proteaseinhibitoren für 5 min bei RT, wird die Matrix dreimal mit 1 x PBS gewaschen. • 1 M Tris/HCl Tris 121,14 g auf 1000 ml H2Odest. auffüllen und mit HCl auf pH 8 einstellen • 10 x PBS NaCl Na2HPO4 x 2 H2O 80 g 12,5 g KCl 2g KH2PO4 2g auf 1000 ml H2Odest. auffüllen Material und Methoden 49 3.22 Bindestudien von Mip an NCI-H292, die extrazelluläre Matrix von NCI-H292 und an extrazelluläre Matrixproteine 3.22.1 FITC-Markierung von Proteinen Die Bindung von FITC an Proteine erfolgt mit dem FITC Labeling Kit von Calbiochem. Die Durchführung erfolgt nach Protokoll. Es werden je 1 mg Protein mit 50 µg FITC markiert. Die mit FITC gekoppelten Proteine werden aliquotiert und bei –20°C gelagert. 3.22.2 HRP-Markierung von Proteinen Die Bindung aktivierter Peroxidase aus Meerrettich (HRP) an Proteine erfolgt mit dem Peroxidase Markierungs-Kit von Biotrend. Die Durchführung erfolgt nach Protokoll. Es werden 1 mg Protein mit 50 µg aktivierter Peroxidase konjugiert. Die mit HRP gekoppelten Proteine werden aliquotiert und bei –20°C gelagert. 3.22.3 Bindestudien mit Mip-FITC Zur Gewinnung extrazellulärer Matrix von Lungenepithelzellen, werden NCI-H292 Zellen in Chamberslides (Falcon, Culture slide 8 Chamber Polystyrene Vessel) angezogen, und wie unter 3.21 beschrieben, behandelt. Die extrazelluläre Matrix wird 2 h mit 5% Milch bei RT blockiert und anschließend einmal gewaschen. 5 µg Mip-FITC werden in 0,5% Milch gelöst und für 4 h bei RT inkubiert. Anschließend wird das ungebundene Mip-FITC gut weggewaschen. Die Matrix wird im Dunkeln getrocknet, mit Citifluor eingedeckt und unter dem Fluoreszenzmikroskop mikroskopiert. Für Bindestudien an extrazelluläre Matrixproteine werden 3-5 µg Protein in 40 µl 1 x PBS gelöst und auf je ein Feld eines 6-Feld-Objektträgers pipettiert. Dieser wird in einer feuchten Kammer über Nacht bei 4°C inkubiert. Am nächsten Tag wird 2 h mit 5% Milch bei RT blockiert. Anschließend wird einmal gewaschen und mit Mip-FITC für 4 h bei RT inkubiert. Das Mip-FITC liegt dabei in einer Konzentration von 3 µg in 40 µl 0,5% Milch in PBS vor. Die Objektträger werden in einer Küvette mit 1 x PBS gut gewaschen, um ungebundenes Mip-FITC zu entfernen. Anschließend werden die Objektträger im Dunkeln getrocknet und mit Citifluor eingedeckt. Material und Methoden 50 3.22.4 Bindestudien mit Mip-HRP Für Bindestudien von Mip-HRP an NCI-H292 Zellen und die extrazelluläre Matrix dieser Zellen werden diese in 96-Loch-Platten angezogen. Die extrazelluläre Matrix wird wie unter 3.21 beschrieben, gewonnen. Für Bindestudien an extrazelluläre Matrixproteine, werden 3 µg je Protein in 50 µl 0,1 M NaHCO3 pH 8,3 gelöst und in je eine Vertiefung einer 96-LochPlatte pipettiert und über Nacht bei 4°C inkubiert. Sowohl die Zellen, die extrazelluläre Matrix und die Matrixproteine werden dreimal mit 1 x PBS gewaschen und 2 h mit 5% Milch bei 37°C blockiert. Anschließend wird einmal gewaschen. In jeden Napf werden 3 µg MipHRP verdünnt in 0,5% Milch pipettiert und bei RT inkubiert. Nach 4 h wird durch dreimaliges Waschen ungebundenes Mip-HRP entfernt. Durch Zugabe von Peroxidasesubstrat tritt in den Näpfen in denen Mip-HRP gebunden hat eine blaue Verfärbung auf. Die enzymatische Reaktion wird durch Zugabe von 2 M H2SO4 gestoppt. Durch die pH-Wert Änderung tritt eine Farbänderung auf und aus blau wird gelb. Die Absorption wird bei 450 nm gemessen. 3.22.5 Kohlenhydratabspaltung von Glykoproteinen 3.22.5.1 Abspaltung der Kohlenhydrate mit Periodat Wie unter 3.22.4 beschrieben, werden 96-Loch-Platten mit Glykoproteinen beschichtet. Die Oxidation der Zucker an den Glykoproteinen erfolgt durch Behandlung mit Natriumperiodat. Hierzu werden 10 mM Natriumperiodat in 100 mM Natriumazetatpuffer pH 5,5 gelöst. Die Inkubation der Glykoproteine mit der Natriumperiodatlösung findet für 16 h bei 4°C statt. Nach zweimaligem Waschen mit 1 x PBS können die Bindungsstudien wie unter 3.22.4 beschrieben durchgeführt werden. 3.22.5.2 Abspaltung der Kohlenhydrate mit Endoglykosidase H Für die Abspaltung von Kohlenhydraten mit Endoglykosidase H (Roche) werden die Glykoproteine in 96-Loch-Platten mit 2,5 mU/ml Endoglykosidase H in 100 mM Natriumazetatpuffer pH 5,5 inkubiert. Die Inkubation findet für 16 h bei 22°C statt. Nach zweimaligem Waschen können die Bindungsstudien wie unter 3.22.4 beschrieben durchgeführt werden. Material und Methoden 51 3.23 Transwell-Experimente Die Transwell-Versuche werden in 24-Loch-Platten und Transwell-Einsätzen mit 3 µm großen Poren durchgeführt. In jeden Napf werden 1000 µl Medium pipettiert, bevor die Filtereinsätze in die Näpfe eingehängt werden. Die Lungenepithelzellen NCI-H292, A549 oder Calu3 werden auf 5 x 105 Zellen/ml eingestellt. Davon werden je 200 µl in die Einsätze pipettiert und bei 37°C und 5% CO2 inkubiert. Nach 2 Tagen werden die Filtereinsätze in eine neue 24-Loch-Platte überführt, in der frisches Medium vorpipettiert ist. Der Überstand im Filter wird ebenso durch frisches Medium ausgetauscht. Nach 3-4 Tagen bildet sich ein konfluenter Monolayer. Um sicher zu gehen, dass der Monolayer dicht gewachsen ist, werden die Zellen noch einen Tag inkubiert. Die Filter werden in eine neue 24-Loch-Platte überführt in der frisches FCS-freies Medium vorpipettiert ist. Der Überstand in den Filtern wird abgesaugt und ebenso durch FCS-freies Medium mit 1 x 107 Bakterien auf den Filter pipettiert. Die Inkubation findet bei 37°C und 5% CO2 statt. Um zu untersuchen, ob die Bakterien in der Lage sind, den Monolayer zu durchdringen, werden nach 5 h geeignete Verdünnungen des unteren Teils des Transwell-Systems auf Agarplatten ausplattiert. Für Komplementationsversuche mit rekombinantem wildtypischem Mip, Mip(Y185-A), Mip(D142-L), Mip(Monomer), humanem FKBP12 und Parvulin werden aufsteigende Konzentrationen rekombinanten Proteins zum oberen Teil des Transwell-Systems pipettiert. Um die Rolle der PPIase-Aktivität von Mip bei der Penetration durch den Monolayer zu untersuchen, werden 1 x 107 wildtypische Legionellen mit 100 µg Rapamycin bzw. FK506 vorinkubiert. Die Vorinkubation findet bei 37°C für 20 min statt, bevor die Legionellen auf den Filter pipettiert werden. Für die Versuche mit Proteaseinhibitoren (Roche) werden die Bakterien ebenfalls für 20 min bei 37°C mit den entsprechenden Proteaseinhibitoren vorinkubiert. Das Medium des Transwell-Systems wird durch proteaseinhibitorhaltiges Medium ausgetauscht. In folgender Tabelle sind die Konzentrationen der Proteaseinhibitoren für die Transwell-Experimente aufgelistet. Tabelle 8 Konzentrationen und Spezifität der Proteaseinhibitoren im Transwell-Experiment Proteaseinhibitor Spezifität Konzentration Complete EDTA-free Protease Inhibitor Cocktail Tabletten E-64 inhibiert Serin- und Cysteinproteasen inhibiert Cysteinproteasen inhibiert Serinproteasen und SerinThreonin Phosphatasen inhibiert Serinproteasen 1 Tablette für 20 ml 10 µg/ml Pefabloc SC PMSF 30 µg/ml 170 µg/ml Material und Methoden 52 3.24 Transwell-Experiment mit Matrigel Das MatrigelTM Basement Membrane Matrix (Becton Dickinson) wird auf Eis aufgetaut und vorsichtig mit vorgekühlten Pipetten homogenisiert. Das Matrigel wird mit eiskaltem RPMIMedium auf 1 mg/ml verdünnt und in Aliquots bei –20°C eingefroren. Für TranswellVersuche wird ein Aliquot auf Eis aufgetaut und 20 µg in 100 µl 1 x PBS verdünnt und mit gekühlten Pipetten auf Transwell-Filterchen pipettiert, die in 24-Loch-Platten eingehängt sind. Während einer Inkubation von 1 h bei 37°C geliert das Matrigel. Das Matrigel muss anschließend getrocknet werden. Hierzu werden die offenen Platten über Nacht in die Sterilwerkbank gestellt. Am nächsten Tag wird das Matrigel mit 100 µl serumfreiem RPMIMedium für 2 h bei 37°C rekonstituiert. Die Penetrationsassays werden wie unter 3.21 beschrieben durchgeführt. 3.25 Rasterelektronenmikroskopie Für die Rasterelektronenmikroskopie werden die Transwell-Filter in 5% Paraformaldehyd und 2% Gluraraldehyd für 2 h bei RT fixiert. Nach einmaligem Waschen in 100 mM Cacodylatpuffer werden die Filter in 100 mM Cacodylatpuffer für 1 h bei RT inkubiert. Anschließend werden die Filter dreimal für je 5 min mit 100 mM Cacodylatpuffer gewaschen. Zur Mikroskopie der Ober- und Unterseite der Filter wird die Membran mit den fixierten Zellen mit Hilfe einer Rasierklinge vom Einsatz gelöst und in zwei Teile geschnitten. Die fixierten Zellen bzw. das Matrigel auf den Membranen werden in einer aufsteigenden Acetonreihe entwässert. Hierzu werden die Membranen für je 15 min in 10%, 30% und 50% Aceton und für je 30 min in 70%, 90% und 100% Aceton inkubiert. Die entwässerten Membranen werden nach Standardmethode kritisch punktgetrocknet. 3.26 Radioaktivmarkierung extrazellulärer Matrix Für die radioaktive Markierung der extrazellulären Matrix von Lungenepithelzellen NCIH292, werden die Zellen wie unter 3.18 beschrieben in 24-Loch-Platten kultiviert bis sie zu einem subkonfluenten Monolayer gewachsen sind. Nach dem Waschen der Zellen mit 1 x PBS, werden pro Napf 1 ml Methionin- und Cystein-freies Zellkulturmedium (C. C. Pro, Neustadt/W.) zugegeben und für 1 h bei 37°C und 5% CO2 inkubiert. Anschließend wird das Medium abgezogen und durch 30 µCi L-[35S]-haltiges Medium (21 µCi L-[35S]Methionin und 9 µCi L-[35S]Cystein; Pro-MixTM, Amersham Biosciences, Freiburg) und 10% normales Material und Methoden 53 RPMI-Medium ersetzt. Zum Einbau der radioaktiv-markierten Aminosäuren werden die Zellen für 18 h bei 37°C und 5% CO2 inkubiert. Am nächsten Tag werden die Zellen zerstört und die extrazelluläre Matrix, wie unter 3.19 beschrieben, gewonnen. Um den Abbau der extrazellulären Matrix durch Bakterien zu untersuchen, werden pro Napf 1 x 107 Bakterien auf die radioaktiv-markierte Matrix pipettiert und kurz gemischt. Sofort nach Zugabe der Bakterien wird ein Aliquot von 25 µl aus dem Überstand entnommen und in ein Scintillationsröhrchen mit 2 ml Scintillationsflüssigkeit (Optiphase Hisafe) pipettiert. Die Radioaktivität im Scintillationsröhrchen wird an einem Scintillationsmessgerät (Packard, Liquid Scintillation Analyzer 1600 TR) gemessen. Um den Abbau der Matrix über die Zeit zu beobachten werden nach 0 min, 5 min, 10 min, 20 min, 40 min, 60 min und 120 min Aliquots aus dem Überstand entnommen und die freiwerdende Radioaktivität gemessen. Der Einbau der Radioaktivität in die gesamte Matrix eines Napfes wird bestimmt, indem die Matrix vom Boden des Napfes mit einer blauen Pipettenspitze abgekratzt wird und komplett in ein Scintillationsröhrchen pipettiert wird. Als Positivkontrolle für den Abbau der Matrix werden in einen Napf 2 Units Proteinase K gegeben. Als Negativkontrolle wird an Stelle der Bakterien 1 x PBS zugegeben. 3.27 Proteinbiochemische Methoden 3.27.1 Auftrennung von Proteinen mittels SDS-PAGE (Polyacrylamid-Gelektrophorese) Die Auftrennung von Proteinen nach ihrer Größe erfolgt über die SDS-PAGE (Polyacrylamid-Gelelektrophorese). Durch Zugabe von SDS zu den Proteinen, werden diese denaturiert. Des Weiteren bindet je ein SDS-Molekül an je zwei Aminosäurereste der Hauptkette des Proteins. Die Nettoladung des nativen Proteins wird durch die negative Ladung des SDS weit überlagert. Daher wandern die Proteine im Gel ausschließlich auf Grund ihrer Größe in Richtung der Anode. Vor Gießen des Gels werden die Glasplatten gründlich mit 100% Ethanol gereinigt und nach Anleitung (BioRad) zusammengebaut. Die Trenngellösung wird bis ca. 2-3 cm unterhalb des oberen Randes der Glasplatten gegossen. Damit der Trenngelrand nicht uneben auspolymerisiert, wird ca. 1 ml Ethanol aufpipettiert. Nachdem das Trenngel auspolymerisiert ist, wird das Ethanol mit Hilfe von Whatmanpapier abgesaugt. Das Sammelgel wird nun bis zum Rand der Glasplatten eingefüllt und die Kämme werden luftblasenfrei eingesetzt. Nach Auspolymerisieren des Sammelgels werden die Gele mitsamt Glasplatten in die Elektrophoreseapparatur eingespannt. Die Apparatur wird mit 1 x SDS-Laufpuffer gefüllt. Material und Methoden 54 Nach Entfernen der Kämme werden die Taschen mit einer Spritze mit Laufpuffer ausgespült, um Polyacrylamidreste zu entfernen. Die aufzutrennenden Proteine werden mit 5 x Lämmlipuffer versetzt, 5 min bei 100°C aufgekocht und anschließend in die Taschen des Gels pipettiert. Der Lauf der Proteine durch das Sammelgel erfolgt bei 80 V. Sobald die Proteine am Rande des Trenngels angekommen sind, kann die Spannung auf 110 V erhöht werden. Die Auftrennung der Proteine kann gestoppt werden, sobald die Bromphenolbande aus dem Gel in den Puffer läuft. Die Gele können mit Coomassie-Blue gefärbt oder für einen Western-Blot verwendet werden. • 30%ige Acrylamidlösung (rotiphorese Gel A, Roth, Karlsruhe) • 10 x SDS-Laufpuffer 0,5 M Tris/HCl 3,84 M Glycin SDS 30 g 144,4 g 10 g auf 1000 ml mit H2Odest. auffüllen • • Trenngellösung für ein 12%iges Acrylamidtrenngel Acrylamidlösung 3,2 ml 1,5 M Tris/HCl pH 8 2,0 ml H2Odest. 2,8 ml 10% SDS 80 µl 10% APS 40 µl TEMED 5 µl Sammelgellösung für ein 5%iges Sammelgel Acrylamidlösung 0,5 M Tris/HCl pH 8 H2Odest. • 1,33 ml 2,0 ml 4,37 ml 10% SDS 80 µl 10% APS 40 µl TEMED 5 µl 5 x Lämmlipuffer 1) SDS EDTA 1,1 g 0,41 g Material und Methoden 55 NaH2PO4 x 2H2O 0,17 g β-Mercaptoethanol 1,1 ml mit NaOH auf pH 7,2 einstellen und mit H2Odest. auf 10 ml auffüllen 2) 0,2% Bromphenolblau in 50% Glycerin 1) und 2) zu gleichen Teilen mischen und geeignete Aliquots einfrieren • 100% Ethanol • TEMED • APS 10% (w/v) in H2Odest. 3.27.2 Coomassie-Färbung von Polyacrylamidgelen Die Proteine auf Polyacrylamidgelen werden unter leichtem Schwenken mit Coomassie-Blue gefärbt. Die Färbung findet für 1-2 h bei RT statt. Anschließend wird Entfärbelösung zugegeben, die mehrmals gewechselt wird. Sobald der Hintergrund genügend entfärbt ist, können die Gele in H2O aufbewahrt werden. • Färbelösung Methanol/Ethanol* 454 ml 100% Essigsäure 92 ml Coomassie-Blue R250 2,5 g auf 1000 ml H2Odest. auffüllen • Entfärbelösung 100% Essigsäure 75 ml Methanol/Ethanol* 50 ml auf 1000 ml H2Odest. auffüllen *aufgrund der Toxizität von Methanol kann auch Ethanol verwendet werden 3.27.3 Protein-Transfer auf Nitrozellulosemembran (Westernblot) Mittels elektrophoretischem Transfer im Westernblot-Verfahren können Proteine aus dem Polyacrylamidgel auf eine Nitrozellulose- bzw. eine PVDF-Membran immobilisiert werden. Material und Methoden 56 Die Proteine werden somit für die nachfolgende Detektion mit Antikörpern zugänglich gemacht. Zur Vorbereitung werden zwölf Whatmanpapiere und eine Nitrozellulose- bzw. PVDF-Membran auf die Größe des Polyacryamidgels zugeschnitten. Die Grafitplatte des Semi-Dry-Blotters wird mit Wasser angefeuchtet. Für die unterste Lage werden sechs Whatmanpapiere in Anodenpuffer I getränkt und der überschüssige Puffer vorsichtig ausgedrückt. Auf die zweite Lage (drei in Anodenpuffer II getränkte Whatmanpapiere) wird eine in Anodenpuffer II getränkte Nitrozellulosemembran luftblasenfrei aufgelegt. Im Falle einer PVDF-Membran, wird diese für 30 s in 100% Methanol inkubiert und dann für 5 min in Anodenpuffer II equilibriert. Die letzte Lage bilden drei in Kathodenpuffer eingelegte Whatmanpapiere. Es ist darauf zu achten, dass die getränkten Whatmanpapiere gut von überschüssigem Puffer befreit werden und nicht zu nass auf die Blotapparatur gelegt werden. Zum Schluss wird die obere Grafitplatte aufgelegt und der Deckel der Apparatur verschlossen. Die Proteine werden für 1 h stromkonstant bei 0,8 mA pro Quadratzentimeter Gel auf die Membran übertragen. Für spezifische Antikörperreaktionen mit den Proteinen auf der Membran müssen zuerst die freien Bindungsstellen mit 5% Milch in TBST abgesättigt werden. Das Blockieren findet für 1 h bei RT bzw. über Nacht bei 4°C statt. Nach zweimaligem Waschen mit TBST wird der erste Antikörper in 1% Milch in TBST zugegeben und für 2 h bei RT bzw. über Nacht bei 4°C inkubiert. Die Verdünnung des Antikörpers erfolgt je nach Herkunft bzw. nach Herstellerangaben. Der primäre Antikörper wird abgenommen und kann eingefroren und wieder verwendet werden. Anschließend wird die Membran dreimal für je 10 min unter leichtem Schwenken mit TBST gewaschen. Die Inkubation mit dem HRP-gekoppelten sekundären Antikörper erfolgt für 1 h bei RT unter leichtem Schwenken in 1% Milch in TBST. Nach Verwerfen des sekundären Antikörpers wird die Membran dreimal je 10 min in TBST gewaschen um ungebundenen Antikörper zu entfernen. Mit Hilfe des ECL-Kits (enhanced chemilumineszence) wird der Blot entwickelt. Dazu werden die zwei Lösungen zu gleichen Teilen gemischt und die Membran damit für 1 min überschichtet. Überschüssige Flüssigkeit wird mit Whatmanpapier abgesaugt, bevor die Membran in Frischhaltefolie eingewickelt wird. Die an den sekundären Antikörper gekoppelte Peroxidase setzt das in Lösung 1 enthaltene Wasserstoffperoxid zu Wasser und O2 um. Der freiwerdende Sauerstoff wiederum oxidiert das in Lösung 2 enthaltene Luminol, wobei es zur Entstehung von blauem Licht kommt. In der Dunkelkammer wird in einer Entwicklerkassette ein Film auf die Membran gelegt. Durch das blaue Licht wird der Film während der Material und Methoden 57 Exposition auf die Membran geschwärzt. Mit Hilfe einer Entwicklermaschine können die geschwärzten Bereiche sichtbar gemacht werden. • Anodenpuffer I 0,3 M Tris-Base 36,3 g 20% Methanol 200 ml mit H2Odest. auf 1000 ml auffüllen • Anodenpuffer II 25 mM Tris-Base 3,02 g 20% Methanol 200 ml mit H2Odest. auf 1000 ml auffüllen • Kathodenpuffer 25 mM Tris-Base 3,02 g 40 mM ε-Amino-n-Capronsäure 5,25 g 20% Methanol 200 ml mit H2Odest. auf 1000 ml auffüllen • TBST 50 mM Tris/HCl pH 7,5 6,55 g 150 mM NaCl 8,77 g 0,05% Tween 80 0,5 ml mit H2Odest. auf 1000 ml auffüllen • ECL-Kit mit Lösung 1 und 2 3.27.4 Strippen von Westernblots Durch Entfernen der gebundenen Antikörper auf einer Nitrozellulose- bzw. einer PVDFMembran, können diese für neue Antikörperreaktionen erneut verwendet werden. Hierzu werden die Antikörper mit Strip-Puffer für 30 min bei 60°C entfernt. Anschließend wird mit TBST gut gewaschen, bevor der Blot blockiert und mit neuen Antikörpern hybridisiert werden kann. • Material und Methoden 58 Strip-Puffer 62,5 mM Tris/HCl pH 7,6 2% SDS 3,63 g 10 g mit H2Odest. auf 500 ml auffüllen vor Gebrauch zu 100 ml Puffer 700 µl β-Mercaptoethanol (Endkonzentration 100 mM) geben Ergebnisse 59 4 Ergebnisse 4.1 4.1.1 Dictyostelium discoideum als Modellsystem Infektion von Dictyostelium discoideum mit Pseudomonas aeruginosa Dictyostelium discoideum eignet sich als Modellsystem zur Untersuchung der Virulenz von verschiedenen intrazellulären Pathogenen wie L. pneumophila und M. avium. In dieser Arbeit wurde untersucht, ob sich Dictyostelien auch als Modellsystem für extrazelluläre Bakterien wie Pseudomonas aeruginosa oder verschiedene Endozytobionten eignet. Für die Invasionsassays mit Pseudomonaden wurden die Dictyostelien, wie unter 3.12.3 beschrieben, infiziert. Nach 3 h Koinkubation der Bakterien mit den Zellen, werden die extrazellulären Bakterien durch mehrmaliges Waschen und Gentamicinbehandlung entfernt. Von 1,2 x 106 Bakterien/ml werden nach 3 h 3,3 x 103 Bakterien/ml von den Dictyostelien aufgenommen. Pseudomonaden können sich in den Wirtszellen nicht etablieren. 3 h nach Gentamicinbehandlung sind nur noch knapp 500 Bakterien/ml und nach 17 Stunden sind noch 40 Bakterien/ml intrazellulär nachzuweisen. 24 h nach Infektionsbeginn sind nur noch wenige Pseudomonaden intrazellulär detektierbar (Abb. 5). Für die intrazelluläre Beobachtung wurden elektronenmikroskopische Aufnahmen wie unter 3.16 beschrieben durchgeführt. In Abbildung 6 ist der intrazelluläre Verdau von P. aeruginosa durch D. discoideum dargestellt. 10000000 1000000 log Zellzahl/ml 100000 10000 1000 100 10 1 0,1 0 0' 3 17 24 Zeit [h] Abb. 5 Infektion von Dictyostelium discoideum mit Pseudomonas aeruginosa. P. aeruginosa ist nicht in der Lage, sich in D. discoideum zu vermehren. 3 h nach Infektion werden die extrazellulären Bakterien entfernt (0`). 24 h nach Infektionsbeginn sind nur noch wenige Bakterien nachweisbar. Die Versuche wurden dreimal unabhängig voneinander durchgeführt. Die resultierende Standardabweichung ist in Form von Fehlerbalken dargestellt. Ergebnisse 60 Abb. 6 Elektronenmikroskopische Aufnahme von Pseudomonas aeruginosa in Dictyostelium discoideum. Bereits 3 h nach Aufnahme der Bakterien ist zu sehen, dass die Pseudomonaden durch ihre Wirtszelle verdaut werden. B stellt das Bakterium dar. Der Grössenmarker entspricht 1 µm Länge. 4.1.2 Infektion von Dictyostelium discoideum mit Endozytobionten In diesem Teil der Arbeit, wurde untersucht, ob sich das Modellsystem D. discoideum zur Studie obligat intrazellulärer Bakterien eignet. Hierzu wurden die mit Neochlamydien verwandten TUME1 und die mit Parachlamydien verwandten UWE25, sowie die βProteobakterien UWC6 wie unter 3.12.5 beschrieben aus ihren Originalwirtszellen isoliert und mit Dictyostelien koinkubiert. Da Endozytobionten nicht auf Agarplatten kultivierbar sind, wurde die Vermehrung der Bakterien mittels Fluoreszenz in situ Hybridisierung beobachtet. Nach 24 und 48 h Koinkubation wurden Proben aus den Infektionsflaschen entnommen und auf 6-Feld-Objektträger aufgetropft. Nach Fixierung der Proben wurden die Dictyostelien mit der Sonde DICT2-Fluorescein und die Endozytobionten mit den jeweiligen Sonden (AcBet42a-Cy3; Bn9658-Cy3; C22658-Cy3) hybridisiert. Mit Hilfe des Fluoreszenzmikroskopes konnten 48 h nach Infektion mehr intrazelluläre Bakterien beobachtet werden als nach 24 h Infektion (Abb. 7). Ergebnisse 61 TUME1 UWE25 UWC6 24h 24h 24h 48h 48h 48h Abb. 7 Fluoreszenzmikroskopische Darstellung von D. discoideum infiziert mit den Endozytobioten TUME1, UWE25 und UWC6. Die Wirtszellen wurden mit der Dictyostelien-spezifischen Sonde DICT2-FITC und die Endozytobionten mit der jeweilig spezifischen Cy3-markierten Sonde hybridisiert. Die obere Reihe zeigt die infizierten Dictyostelien 24 h nach Infektion. 48 h nach Infektion (zweite Reihe) sind intrazellulär mehr Bakterien zu sehen. Im Gegensatz zu TUME1 und UWC6 ist UWE25 in der Lage Dictyostelien zu lysieren. Dies konnte unter dem Lichtmikroskop 48 h nach Infektion durch einen großen Teil abgelöster Wirtszellen und das Vorhandensein vieler Zellfragmente beobachtet werden. Durch elektronenmikroskopische Aufnahmen (Abb. 8) konnte die Lokalisierung der Endozytobionten in D. discoideum gezeigt werden. TUME1 und UWE25 befanden sich 48 h nach Infektion nicht in Vakuolen, sondern waren eng von Membranen umschlossen. UWC6 konnte sowohl in Vakuolen als auch frei im Zytoplasma nachgewiesen werden (Abb. C). Ergebnisse A B C 4.1.3 62 Abb. 8 Infektion von D. discoideum mit den Endozytobionten A: UWE25 B: TUME1 C: UWC6 Mit S ist der Endozytobiont bezeichnet. M stellt die Mitochondrien dar und V die Vakuole. Der Grössenmarker zeigt eine Länge von 1 µm. Die elektronenmikroskopischen Bilder wurden 48 h nach Infektion aufgenommen. Zusammenfassung Anhand von Infektionsexperimenten konnte in dieser Arbeit gezeigt werden, dass das extrazelluläre Bakterium P. aeruginosa von D. discoideum verdaut werden kann. Im Gegensatz dazu konnte man anhand von Fluoreszenz in situ Hybridisierung und elektronenmikroskopischen Auffnahmen nachweisen, dass sich die Endozytobionten UWE25, TUME1 und UWC6 in D. discoideum innerhalb von 48 h vermehren können. 4.2 Expressionsmuster von infizierten und uninfizierten Dictyostelien 4.2.1 Aufbau des Dictyostelium discoideum cDNA-Microarrays In Zusammenarbeit mit Patrick Farbrother und Ludwig Eichinger am Institut für Biochemie I der Universität zu Köln wurde die Genexpression von Dictyostelium discoideum nach Infektion mit Legionella mittels eines cDNA-Microarrays untersucht. Der Chip wurde von Patrick Farbrother im Rahmen seiner Dissertation hergestellt (Farbrother, 2004). Dieser cDNA-Microarray trägt 5423 Sonden des japanischen cDNA Projektes, 450 Sonden für Ergebnisse 63 publizierte Gene und 33 Kontrollen. Die Amplifikation der Sonden erfolgte in 96-well Platten mittels PCR und QIAvac PCR Purification Kit. Die Sonden wurden aus den 96-Loch-Platten in 384-Loch-Platten überführt, um mit Hilfe eines Proteineer dp Pipettier-Roboter auf Microarrays gedruckt zu werden. Durch Kontrollen konnte sichergestellt werden, dass während des Transfers und des Druckvorgangs keine Kontamination der Sonden untereinander stattfindet. Auf dem cDNA-Microarray sind die Sonden jeweils zweimal nebeneinander gedruckt. Die Positivkontrollen sind je 24 mal, die Negativkontrollen 6, 24 oder 286 mal und die SpotReport Kontrollen je 96 mal gedruckt. Das SpotReport System besteht aus zehn DNA Sonden und den dazugehörigen RNAs von Arabidopsis thaliana Genen. Da die verwendeten Gene von A. thaliana von allen bekannten D. discoideum Genen verschieden sind, ist keine Hybridisierung möglich. Somit besteht das Microarray aus 14620 Punkten. Die Anordnung auf dem Microarray besteht aus drei Blöcken mit je 16 UnterMicroarrays, die aus 18 x 18 Punkten bestehen. Kontrollen haben gezeigt, dass die Nachweisgrenze des Microarray Systems bei 5 pg DNA liegt. Die RNA aus mit Legionella infizierten Dictyostelien und uninfizierten Dictyostelien wurde wie unter 3.17.1 beschrieben isoliert. Anschließend wurde die reverse Transkription und die Markierung der cDNA mit den Fluoreszenzfarbstoffen Cy3 und Cy5 nach Vorschrift des Herstellers durchgeführt. Nach Hybridisierung des Microarrays mit den markierten cDNA Sonden und nach Entfernen der ungebundenen Sonden, wurden die Microarrays nach Anleitung mit ScanArray Express gescannt. Die Anregung während des Scans wurde so gewählt, dass der Cy3-Kanal und der Cy5-Kanal ähnliche Signalintensitäten hatten. Dies hatte den Vorteil, dass dadurch die Kanäle teilweise normalisiert wurden, was die erforderlichen Anpassungen bei der Normalisierung mit dem Statistikprogramm R verringerte. Mit Hilfe von ScanArray Express wurden die Microarray Bilder eines Scans mit starker und schwacher Anregung nach Anleitung des Herstellers quantifiziert. Die Identifikation differentiell exprimierter Gene eines Microarray-Experimentes erfolgte durch das Programm Significance Analysis of Microarrays (SAM) in der Version 1.21. Dieses Programm verwendet einen modifizierten t-Test, um die signifikanten Gene und die Anzahl der falsch positiven Gene zu ermitteln. Für den Sequenzvergleich der cDNA Sequenzen mit bekannten Proteinsequenzen aus D. discoideum und anderen Organismen, wurde das Programm BLAST des NCBI (http://www.ncbi.nlm.nih.gov/BLAST) oder des EBI (http://www.ebi.ac.uk/blast2/index.html?UniProt) verwendet. Um falsche Ergebnisse auszuschließen, müssen die Arrays möglichst oft wiederholt werden. Hierzu gibt es mehrere Möglichkeiten. Zum einen kann die RNA aus mehreren Kulturen isoliert werden, die unabhängig voneinander zu verschiedenen Ergebnisse 64 Zeitpunkten angesetzt wurden. Dies würde die biologische Variabilität der RNA-Expression verringern. Zum anderen kann die Farbmarkierung von Experiment- und Kontroll-cDNA getauscht werden. Somit kann ein möglicher genspezifischer Effekt der Farbstoffe minimiert werden. Eine weitere Art der Wiederholung erfolgt auf dem Microarray, da für jede Sonde zwei Punkte und für die Kontrollen mehrere Punkte auf dem Microarray existieren. 4.2.2 Kategorisierung der differentiell exprimierten Gene Die Sonden des Microarrays wurden in funktionelle Kategorien eingeteilt. Diese funktionelle Kategorisierung basiert auf der für Saccharomyces cerevisiae des Munich Information Centre for Protein Sequences (MIPS, http://mips.gsf.de/proj/yeast/CYGD/db/index.html). Mit aufgenommen wurden noch Kategorien für die Multizellularität von D. discoideum während des Entwicklungszyklusses (Urushihara et al., 2004; Farbrother, 2004). In Tabelle 9 sind die funktionellen Kategorien der 5423 cDNA Sonden des D. discoideum Microarrays aufgeführt. Tabelle 9 Funktionelle Kategorisierung der 5423 cDNA Sonden des D. discoideum Microarrays. Es ist die Anzahl der Sonden in den einzelnen Kategorien sowie der Anteil der Kategorie am gesamten cDNA Satz angegeben. Kategorie Anzahl Anteil (%) 1. Metabolism 757 14,0 2. Energy 64 1,2 3. Transcription 107 2,0 4. Translation 90 1,7 5. Protein destination 139 2,6 6. Cellular biogenesis and organization 53 1,0 7. Transport facilitaion 96 1,8 8. Cell proliferation 63 1,2 9. Movement 67 1,2 10. Stress response and cell rescue 34 0,6 11. Signal transduction 115 2,1 12. Multicellular organization 95 1,8 13. Retrotransposon and plasmid proteins 13 0,2 14. Classification uncertain 2377 43,8 15. Unclassified proteins 1340 24,7 13 0,2 16. error Ergebnisse 4.2.3 65 Vermehrung verschiedener Legionellen in Dictyostelien Mit Hilfe des Microarrays sollte das RNA-Expressionsmuster uninfizierter Dictyostelien mit dem von Dictyostelien verglichen werden, die mit verschiedenen Legionellen infiziert wurden. Hierzu wurden der pathogene Stamm L. pneumophila PhilI JR32, der für D. discoideum apathogene Stamm L. hackeliae und die dotA-Mutante von L. pneumophila PhilI JR32 für die Infektionen verwendet. Zunächst wurde die Vermehrungsfähigkeit der drei Legionellen-Stämme in D. discoideum untersucht. Die Infektionen wurden wie unter 3.12.2 beschrieben durchgeführt. In Abbildung 9 ist die Replikationsrate von L. pneumophila PhilI JR32, L. hackeliae und der dotA-Mutante von L. pneumophila PhilI JR32 dargestellt. Über eine Infektionszeit von 96 h ist eine stetige Abnahme der dotA-Mutante und von L. hackeliae zu sehen, wobei sich die wildtypischen L. pneumophila PhilI JR32 über 96 h um 1,5 logStufen vermehren können. 1000000 log CFU/ml 100000 L. p. JR32 10000 L. p. dotA-Mutante 1000 L. hackeliae 100 10 0 24 48 72 96 Zeit [h] Abb. 9 Invasionsassays von L. pneumophila PhilI JR32, dotA-Mutante von L. p. PhilI JR32 und L. hackeliae in D. discoideum. Die Versuche wurden wie unter 3.12.2 beschrieben dreimal unabhängig voneinander durchgeführt. Die resultierende Standardabweichung ist in Form von Fehlerbalken dargestellt. Ergebnisse 4.2.4 66 Differentiell exprimierte Gene von Dictyostelium discoideum 24 h nach Infektion mit Legionella pneumophila Im Folgenden wurde untersucht, welche Gene von D. discoideum während der Infektion mit L. pneumophila PhilI JR32 reguliert werden. Hierzu wurde die RNA aus infizierten und uninfizierten Dictyostelien isoliert und gegeneinander mit Hilfe von Microarrays verglichen. Zum Vergleich wurde der 24 h Wert nach Infektion von D. discoideum mit L. pneumophila ausgewählt. Der 24 h Wert ist dahingehend interessant, da zu diesem Zeitpunkt noch keine intrazelluläre Vermehrung der Legionellen stattfindet und noch keine Lyse der Wirtszellen erfolgt. Aus vier unabhängigen Experimenten wurden sieben RNA-Extrakte aus infizierten Dictyostelien und aus uninfizierten Dictyostelien isoliert. Diese wurden unter Vertauschung der Farbmarkierung von Experiment- und Kontroll-cDNA markiert und mit insgesamt 19 Microarrays hybridisiert. Nach Auswertung dieser 19 Microarray-Experimente wurden durch SAM 1218 differentiell regulierte Gene gefunden. Davon wurden 612 induziert und 606 reprimiert. Aufgrund der hohen Zahl an differentiell regulierten Genen wurden für die Annotation nur die Sonden mit den höchsten score-Werten, also Werte mit hoher Signifikanz, ausgewählt. Um Hinweise zu erhalten, welche Funktion die zu den Sonden gehörigen Gene haben, wurde mit dem Programm BLAST nach Proteinen bekannter Funktion in D. discoideum und anderen Organismen gesucht. 4.2.4.1 Induzierte Gene In Tabelle 10 ist das BLAST-Ergebnis für die 16 am stärksten regulierten Gene von D. discoideum 24 h nach Infektion mit L. pneumophila aufgelistet. Tabelle 10 Induzierte Gene von D. discoideum 24 h nach Infektion mit L. pneumophila. Angegeben sind die Sonden des Microarrays, der Signifikanz-Wert von SAM (score), der Faktor der Induktion und das BLASTErgebnis. Sonde score Faktor BLAST-Ergebnis SSB153 15,24 5,9 - SSL850 13,18 4,3 Ähnlich zu Discoidin I von D. discoideum SSK605 11,64 1,6 SLD769 10,85 2,4 Ähnlich zu Phosphoribosylaminoimidazol Carboxylase von Bifidobacterium longum Ähnlich zu Endopeptidase ClpB von Rhodopseudomonas palustris SSL284 10,29 1,9 rtoA Ergebnisse 67 VSA218 10,28 2,1 SLJ833 10,13 2,1 Ähnlich zu short-chain Dehydrogenase von Schizosaccharomyces pombe α-Mannosidase SSM409 10,07 1,8 - SLD718 9,59 1,8 SSM847 9,51 2,4 - SSJ163 8,40 3,0 SSK692 8,14 2,4 SSI119 7,15 2,6 Ähnlich zu short-chain Dehydrogenase von Rhizobium sp. (Stamm NGR234) Hypothetisches Protein in D. discoideum, keine ähnlichen Proteine in anderen Organismen mit p-Wert < 0,98 Ähnlich zu Glutathion S-Transferase von Xenopus laevis SSK512 6,59 2,4 Ähnlich zu hypothetischem Protein in Arabidopsis thaliana SLH683 4,91 3,0 D13973 4,57 4,4 Ähnlich zu Acetyl-CoA Hydrolase von Geobacter sulfurreducens Dp87, Sorus Matrix Protein Zwei der induzierten Gene infizierter Dictyostelien konnten bereits charakterisiert werden. RtoA ist ein 39,8 kDa großes Protein. Mutanten im rtoA-Gen bilden während des Entwicklungszyklusses ungewöhnlich viele Prästielzellen. Das Gen manA, repräsentiert durch die Sonde SLJ833, kodiert für die lysosomale α-Mannosidase. Die α-Mannosidase ist ein 140 kDa großes Präprotein, das proteolytisch in zwei lösliche Untereinheiten gespalten wird. Dieses Enzym ist eine Exoglykosidase und ist in Eukaryoten weit verbreitet. Es spaltet α-Dmannosidische Bindungen und baut somit N-glykosidische Oligosaccharide ab (Schatzle et al., 1992). Für weitere sieben Sonden wurden ähnliche, bereits in D. discoideum und anderen Organismen beschriebene Proteine gefunden. Das durch die Sonde SSL850 repräsentierte Gen zeigt eine starke Ähnlichkeit zu Discoidin I von D. discoideum. Durch Vergleiche der Aminosäuresequenzen konnte gezeigt werden, dass von 266 Aminosäurepositionen 134 identisch sind und 167 ähnliche Aminosäuren aufweisen. Das Discoidin I ist ein kohlenhydratbindendes Protein (Lectin) und dient zur interzellulären Adhäsion. Des Weiteren binden an dieses Lectin auch Futterbakterien wie Klebsiella aerogenes und Escherichia coli (Simpson et al., 1974; Breuer und Siu, 1981). Die durch die Sonden VSA218 und SSJ163 repräsentierten Gene zeigen eine zu 41% bzw. zu 43 % identische Aminosäuresequenz zu den short-chain Dehydrogenasen von Schizosaccharomyces pombe und Rhizobium sp. Die shortchain Dehydrogenasen gehören zu den Oxidoreduktasen, Lyasen oder Isomerasen. Sie können aliphatische Alkohole, Prostaglandine, Retinoide und Steroide umsetzen (Belyaeva et al., 2003). Die Sonde SSK605 zeigt mit 40% Übereinstimmung eine Ähnlichkeit zu der Phosphoribosylimidazol Carboxylase von Bifidobacterium longum. Die entsprechende Ergebnisse 68 Aminosäuresequenz der Sonde SLD769 zeigt 60% Identität zu der Endopeptidase ClpB von Rhodopseudomonas palustris. Eine 66%ig identische Aminosäuresequenz zeigen SLD718 und die Acetyl-CoA Hydrolase von Geobacter sulfurreducens. Die größte Ähnlichkeit der Sonde SSI119 mit 69 identischen von 194 Aminosäuren hatte die Glutathion S-Transferase von Xenopus laevis. Die Sonden SSK692 und SSK512 zeigten Ähnlichkeiten zu hypothetischen Proteinen von D. discoideum oder anderen Organismen, zu denen keine weitere Information vorliegt. Für die vier Sonden SSB153, SSM409, SSM847 und SLH683 konnte keine signifikante Ähnlichkeit zu bekannten Proteinen gefunden werden. Die Sonde D13973 repräsentiert das bereits publizierte Gen Dp87 (Ozaki et al., 1993). Dieses Gen kodiert für ein 83 kDa großes Protein der Sporenhülle. 4.2.4.2 Reprimierte Gene In Tabelle 11 sind die D. discoideum Gene aufgeführt, die 24 h nach Infektion mit L. pneumophila am stärksten reprimiert wurden. Tabelle 11 Reprimierte Gene von D. discoideum 24 h nach Infektion mit L. pneumophila. Angegeben sind die Sonden des Microarrays, der Signifikanz-Wert von SAM (score), der Faktor der Repression und das BLASTErgebnis. Sonde Score Faktor BLAST-Ergebnis Ähnlich zu β`-COP von Bos taurus VSE168 -11,23 2,3 SSC645 -10,96 2,6 SSC158 -10,67 2,9 Ähnlich zum T06D8.9 Protein von C. elegans SSL828 -10,44 2,5 Ähnlich zu calcium binding protein 4a von D. discoideum SSC374 -10,25 2,3 - SSL818 -10,18 2,7 Ähnlich zu calcium binding protein 4b von D. discoideum VSG118 -10,14 1,7 - SSF803 -10,08 2,5 Hypothetisches Protein von D. discoideum SSB431 -9,80 3,0 Ähnlich zu Stearoyl-CoA Desaturase von Mucor rouxii SSM741 -9,71 3,2 - SLE471 -9,25 2,9 cotB, spore coat protein SP70 SSL579 -8,11 2,5 Ähnlich zu calcium binding protein 2 von D. discoideum SSM558 -5,93 2,8 Ähnlich zu calcium binding protein 4a von D. discoideum - Das durch die Sonde SLE471 codierte Gen konnte dem cotB von D. discoideum zugeordnet werden. Dieses Gen codiert für das spore coat Protein SP70, eines von drei Proteinen, die in Ergebnisse 69 der Sporenhülle von D. discoideum vorkommen (Fosnaugh & Loomis, 1993). Teilweise große Ähnlichkeit zeigen die Sonden SSL818, SSL828 und SSL579 mit den kleinen calciumbindenden Proteinen (CBP) 4a, 4b und 2 von D. discoideum. Die CBPs 4a und 4b sind 162 Aminosäuren lang und weisen eine Sequenzidentität mit den entsprechenden Sonden von 90% auf. Die Aminosäuresequenz von CBP 2 ist mit der Sequenz von SSL579 nur zu 36% identisch bzw. mit 54% ähnlich. Alle drei calciumbindenden Proteine weisen vier Konsensusseqzuenzen für vier EF-Hand Motive auf (Andre et al., 1996). Für die Sonde VSE168 wurde eine Übereinstimmung von 384 Aminosäuren von 638 Aminosäuren des β`COP Proteins von Bos taurus gefunden. 73% der Aminosäuren sind ähnlich. COPs (coat protein) sind Vesikel umhüllende Proteine, die in den intra-Golgi Transport und auch beim Transport zwischen Golgi und dem endoplasmatischen Retikulum eine Rolle spielen (Lowe & Kreis, 1998). Mit 49% Sequenzübereinstimmung und 66% ähnlichen Aminosäuren zeigt die Sonde SSB431 die größte Gemeinsamkeit mit der Stearoyl-CoA Desaturase von Mucor rouxii. Diese membrangebundenen Enzyme des endoplasmatischen Retikulums oxidieren bevorzugt Palmitoyl- und Steraoyl-CoA. Die entstehenden Produkte sind Ausgangsstoffe für die Synthese von Triglyzeriden, Wachsen, Cholesterinestern und Phospholipiden (Heinemann & Ozols, 2003). Die Sonde SSC158 zeigt 36% Identität in ihrer Sequenz zu dem Membranprotein T06D8.9 von Caenorhabditis elegans auf. SSF803 ist identisch mit dem hypothetischen Protein Q86HF1 von D. discoideum. Ähnlichkeiten zu charakterisierten Proteinen anderer Organismen sind nicht bekannt. Für die Sonden SSC645, SSC374, VSG118, SSM741 und SSM558 konnten keine signifikanten Treffer in den Datenbanken des NCBI gefunden werden. 4.2.5 Vergleich der Genexpression nach Infektion mit L. pneumophila und L. hackeliae Legionella pneumophila kann sich in D. discoideum vermehren. Im Gegensatz dazu werden L. hackeliae in den Phagolysosomen zu 82% verdaut. Der Vergleich der Genexpression von D. discoideum nach Infektion mit L. pneumophila und L. hackeliae sollte die Gene liefern, die aufgrund von Infektion statt dem Verdau differentiell exprimiert werden. Diejenigen Gene, die mit der Aufnahme von Legionellen reguliert sind, werden in beiden Kulturen exprimiert und sollten sich somit aufheben. In Tabelle 12 sind die nach 24 h Infektion von D. discoideum mit L. pneumophila induzierten Gene aufgezeigt, wobei Tabelle 13 die reprimierten Gene darstellt. Zur Kontrolle dienten nicht uninfizierte Zellen wie oben beschrieben, sondern mit L. hackeliae infizierte Dictyostelien. Ergebnisse 70 Tabelle 12 Induzierte Gene von D. discoideum 24 h nach Infektion mit L. pneumophila im Vergleich zu L. hackeliae infizierten Dictyostelien. Angegeben sind die Sonden des Microarrays, der Signifikanz-Wert von SAM (score), der Faktor der Repression und das BLAST-Ergebnis. Sonde score Faktor BLAST-Ergebnis SLI845 18,5 4,7 Ähnlich zu Endopeptidase ClpB von Rhodopseudomonas palustris SSL850 18,4 6,1 Ähnlich zu Discoidin I von D. discoideum SSB153 18,3 13,0 - SSJ163 15,6 4,6 SSM847 15,3 3,7 Ähnlich zu short-chain Dehydrogenase von Rhizobium sp. (Stamm NGR234) Discoidin I J01284 14,6 3,5 SLJ337 13,3 2,8 VSE614 12,9 3,5 SSE777 12,6 3,1 - VSI715 3,2 - 11,6 Ähnlich zu PqaA von Salmonella typhi Tabelle 13 Reprimierte Gene von D. discoideum 24 h nach Infektion mit L. pneumophila im Vergleich zu L. hackeliae infizierten Dictyostelien. Angegeben sind die Sonden des Microarrays, der Signifikanz-Wert von SAM (score), der Faktor der Repression und das BLAST-Ergebnis. Sonde score Faktor BLAST-Ergebnis SLE471 -20,7 6,7 CotB, spore coat protein SP70 SSM558 -18,5 8,6 SSB307 -16,2 4,3 SSC374 -15,8 3,5 - SSF615 -14,7 3,3 - SSC158 -13,1 4,4 Ähnlich zum T06D8.9 Protein von C. elegans SSL818 -12,2 4,0 Ähnlich zu calcium-binding protein 4b von D. discoideum SSH545 -11,3 2,6 Cysteinproteinase 5 Vorläufer VSK389 -11,0 2,4 SSB431 -10,9 3,7 Ähnlich zu Ubiquitin-konjugierendem Enzym von Paramecium tetraurelia Ähnlich zu Stearoyl-CoA Desaturase von Mucor rouxii Ähnlich zu Spleissfaktor 3b von Mus musculus Für die Versuche wurden je zwei unabhängige DNA-Präparationen verwendet, die mit vier Microarrays hybridisiert wurden. Die Analyse durch SAM ergab insgesamt 882 regulierte Gene. Hiervon wurden während der Infektion mit L. pneumophila 428 induziert und 454 reprimiert. Anhand der Tabellen kann man sehen, dass sich hier drei induzierte und vier reprimierte Gene befinden, die auch in entsprechender Tabelle des Vergleichs mit Ergebnisse 71 uninfizierten Zellen auftauchen. Bei den induzierten Genen tauchten die Sonden SSL850, SSJ163 und SLI845 (SLD769) schon in Tabelle 10 auf. Die Sonde SLI845 hat große Ähnlichkeit mit der Endopeptidase ClpB von Rhodopseudomonas palustris. Durch Überarbeitung der cDNA-Sequenzen des japanischen cDNA-Projektes konnte festgestellt werden, dass es sich um dasselbe Gen handelt, das durch die Sonde SLD769 aus Tabelle 10 repräsentiert wird. Ebenfalls ist bei den in diesem Experiment induzierten Genen der Faktor der Induktion mit den Faktoren im vorangegangenen Experiment zu vergleichen. Aus den Vergleichen der reprimierten Gene in Tabelle 11 und 13 geht hervor, dass hier vier Sonden übereinstimmen. Die Sonden SLE471, SSL818, SSC158 und SSB431 zeigen Gene, die in beiden vergleichenden Experimenten bei der Infektion von D. discoideum mit L. pneumophila reprimiert werden. Jedoch sind in diesem Vergleich die Faktoren der Repression verschieden. Die Sequenz der Sonde SSH545 zeigt Identität mit dem cDNAFragment der Cysteinproteinase 5. Die Sonde VSK389 ist ähnlich zu einem Ubiquitinkonjugierenden Enzym von Paramecium tetraurelia, wobei die Sequenz der Sonde SSB307 ähnlich zu dem Spleissfaktor 3b von Mus musculus ist. Wird nun der Faktor der Induktion und Repression mit einem Schwellenwert von > 1,5 angegeben, so verringert sich die Anzahl der differentiell regulierten Gene beim Vergleich uninfiziert gegen L. pneumophila infiziert auf 269. Beim Vergleich von L. pneumophila infizierten gegen L. hackeliae infizierte Dictyostelien ergibt sich ein Wert von 588 differentiell regulierten Genen. Die Anzahl der Gene, die bei beiden Experimenten reguliert werden ist 197. Hiervon werden 120 induziert und 77 reprimiert. Diese sind die Gene, die durch den Infektionsvorgang reguliert sind. Beim Kontakt und durch die Aufnahme der Legionellen werden 72 Gene reguliert. Während des Verdaus von Legionellen werden 187 Gene induziert und 204 reprimiert. In folgender Abbildung sollen die Werte veranschaulicht werden. Ergebnisse 72 L. pneumophila uninfiziert L. pneumophila L. hackeliae 152 117 307 281 32 40 Gene, die durch den Kontakt und die Aufnahme von Legionellen beeinflusst werden 120 77 187 204 Gene, die durch die Infektion beeinflusst werden Gene, die durch den Verdau von Legionellen beeinflusst werden Abb. 10 Vergleich der Experimente von L. pneumophila-infizierten und uninfizierten Dictyostelien und mit L. hackeliae als Kontrolle. Es sind die induzierten und reprimierten Gene dargestellt, die bei beiden Infektionsexperimenten differentiell reguliert sind und solche, die bei einem der Experimente zu finden sind. Für die Induktion und die Repression wurde ein Schwellenwert von > 1,5 gewählt. 4.2.6 Vergleich der Genexpression nach Infektion mit Legionella pneumophila und Legionella pneumophila ∆dotA Das Protein DotA ist Bestandteil des Typ-IV-Sekretionssystems von Legionella und spielt eine Rolle während der Blockade der Phagosom-Lysosomfusion. Knockout-Mutanten im dotA-Gen werden von Dictyostelien aufgenommen, befinden sich aber kurze Zeit später in Phagolysosomen und werden dort abgebaut (Roy et al., 1998). Für den Vergleich der Genexpression von D. discoideum infiziert mit L. pneumophila und L. pneumophila ∆dotA wurden je zwei unabhängige RNA-Präparationen verwendet, die mit vier Microarrays hybridisiert wurden. In Tabelle 14 und 15 sind die zehn induzierten bzw. reprimierten Gene mit den höchsten scores angegeben. Ergebnisse 73 Tabelle 14 Induzierte Gene von D. discoideum nach Infektion mit L. pneumophila und mit L. pneumophila ∆dotA als Kontrolle. Angegeben sind die Sonden des Microarrays, der Signifikanz-Wert von SAM (score), der Faktor der Induktion und das BLAST-Ergebnis. Sonde score Faktor BLAST-Ergebnis VSH181 28,8 4,2 Ähnlich zu exprimiertem Protein von Arabidopsis thaliana SSK833 26,7 5,3 Ähnlich zu hypothetischem Protein von D. discoideum AF140780 25,3 3,0 Countin Ähnlich zu Glykoprotein 130 von D. discoideum VSE427 25,2 4,1 SSB153 22,4 9,2 - SSE890 22,2 3,3 SLG851 22,0 8,0 Ähnlich zu vermeintlich Kinesin-verwandtem Protein von Plasmodium falciparum Präsporen Protein Dp87 Vorläufer SSK761 21,3 6,2 SLB478 19,9 5,5 Ähnlich zu einem Histidyl-tRNA Synthetase Homolog von Homo sapiens Ähnlich zu RING Finger Protein 14 von Mus musculus SSL437 19,9 5,0 - Tabelle 15 Reprimierte Gene von D. discoideum nach Infektion mit L. pneumophila und mit L. pneumophila ∆dotA als Kontrolle. Angegeben sind die Sonden des Microarrays, der Signifikanz-Wert von SAM (score), der Faktor der Induktion und das BLAST-Ergebnis. Sonde score Faktor BLAST-Ergebnis SLJ376 -21,7 3,4 Flavohämoglobin SSL389 -20,0 2,5 SSM424 -19,0 3,6 SSL845 -18,1 4,1 VSD222 -16,8 2,0 Ähnlich zu Gen 16 Protein von Xenopus laevis VSH732 -16,4 3,5 VSH352 -16,3 2,0 Ähnlich zu einer Oxidoreduktase der Eisen/Ascorbat Familie von Caulobacter crescentus Ähnlich zu ribosomalem Protein L17 von Paralichthys olivaceus SSC158 -16,3 4,7 Ähnlich zum T06D8.9 Protein von C. elegans VSI401 -15,4 3,7 ABC Transporter AbcG3 SLG489 -15,2 2,2 Cytochrom Oxidase Untereinheit 1 und 2 Ähnlich zu luminescens Xaa-Pro Aminopeptidase von Photorhabdus - Vergleicht man die zehn am stärksten induzierten und reprimierten Gene dieses Experiments mit uninfizierten Zellen als Kontrolle, so kann man zwei Übereinstimmungen finden, nämlich Sonde SSB153 bei den induzierten Genen und SSC158 bei den reprimierten Genen. Ebenfalls sind bei den induzierten Genen zwei bekannte D. discoideum Gene dabei. Countin (Sonde AF140780) ist ein Sekretionsfaktor, der die Zellzahl der Aggregate während der Entwicklung Ergebnisse 74 beeinflusst. Dp87 ist ein Präsporenprotein, das Ähnlichkeiten mit anderen Proteinen aus der Sporenhülle aufweist (Ozaki et al., 1993). Reprimiert werden die Gene, die durch die Sonden SLJ376, VSI401 und SLG489 repräsentiert werden. Diese Gene konnten als Flavohämoglobin, ABC-Transporter G3 und als Cytochrom Oxidase identifiziert werden. Um zu untersuchen, welche Gene bei D. discoideum eine Rolle während eines Infektionsvorgangs spielen, bildet man die Schnittmenge aller Gene, die bei L. pneumophila infizierten Zellen auftauchen, jedoch keine Rolle spielen, bei uninfizierten, L. hackeliae oder L. pneumophila ∆dotA infizierten Zellen. Die Gene, die hier differentiell exprimiert werden, stellen wohl den minimalen Satz an Genen dar, die in D. discoideum als Reaktion auf eine Infektion mit L. pneumophila reguliert werden. Dieser Satz an Genen kann in funktionelle Kategorien eingeteilt werden. Die Kategorisierung wurde von Urushihara et al. des japanischen cDNA-Projekt erstellt und teilt die Gene entsprechenden Kategorien ihrer Funktion zu (Urushihara et al., 2004). So gehören 17 der 35 induzierten Gene während einer L. pneumophila Infektion in die Unterkategorie 1.1 Metabolismus: Aminosäuremetabolismus. In dieser Kategorie sind auch übermäßig viele Sonden für t-RNA-Synthetasen vorhanden. Des Weiteren tritt keine weitere Kategorie gehäuft auf. 4.2.7 Zeitreihe der Genexpression von Dictyostelium discoideum mit Legionella pneumophila Um zu untersuchen wieviele Gene während einer Infektion von D. discoideum mit L. pneumophila exprimiert werden, wurde eine Zeitreihe angesetzt. Hierzu wurden Dictyostelien mit L. pneumophila wie unter 3.12.2 beschrieben infiziert und die RNA zu den Zeitpunkten 1 h, 3 h, 6 h, 24 h und 48 h nach Infektion wie unter 3.17.1 beschrieben isoliert. Für jeden Zeitpunkt wurden drei unabhängige RNA-Isolationen verwendet, die mit sechs Microarrays hybridisiert wurden. Nach Einberechnung eines Schwellenwertes von > 1,5 für den Regulationsfaktor, ergibt sich folgende Anzahl an differentiell regulierten Genen zu den entsprechenden Zeitpunkten. Tabelle 16 zeigt, dass die meisten Gene 24 h nach Infektion differentiell reguliert werden. Eine Stunde nach Infektionsbeginn sind nur die wenigsten Gene differentiell reguliert. Teilt man die Gene funktionellen Gruppen zu, so findet man überwiegende Induktion vorwiegend in den Kategorien 6 Cellular biogenesis and organization und 10 Stress response and cell rescue (siehe Tabelle 9). Ergebnisse 75 Tabelle 16 Darstellung der differentiell exprimierten Gene zu verschiedenen Zeitpunkten der Infektion von D. discoideum mit L. pneumophila. Die Anzahl der differentiell exprimierten Gene wurde mit SAM identifiziert. Der Schwellenwert der Induktion bzw. Repression ist mit einem Faktor > 1,5 angegeben. Zeitpunkt [h] Differentiell exprimierte Gene 1 19 3 129 6 50 24 189 48 77 Zur Veranschaulichung wurden elektronenmikroskopische Aufnahmen einer Infektion von D. discoideum mit L. pneumophila gemacht. Hierzu wurden Dictyostelien wie unter 3.12.2 beschrieben mit L. pneumophila PhilI JR32 infiziert. In Abbildung 11 sind infizierte Dictyostelien 3 h, 24 h und 48 h nach Infektion dargestellt. A B A B C C Abb. 11 Elektronenmikroskopische Aufnahmen Legionellen-infizierter Dictyostelien. Die Bilder wurden 3 h (A), 24 h (B) und 48 h (C) nach Infektion aufgenommen.Die Pfeile zeigen die sich im Phagosom befindlichen Legionellen. Der Grössenmarker entspricht 1 µm Länge In Abbildung 11 sind mit L. pneumophila infizierte Dictyostelien elektronenmikroskopisch dargestellt. Die Pfeile zeigen auf die sich im Phagosom befindlichen Legionellen 3 h (A), 24 h Ergebnisse 76 (B) und 48 h (C) nach Infektion. Bereits 48 h nach Infektion können randvoll mit Legionellen angefüllte Wirtszellen beobachtet werden. 4.2.8 Zusammenfassung Mit Hilfe des D. discoideum Microarrays wurde die Genexpression von D. discoideum nach Infektion mit L. pneumophila untersucht. Zur Kontrolle dienten uninfizierte Dictyostelien und Dictyostelien, die mit L. hackeliae bzw. einer dotA-Mutante von L. pneumophila infiziert wurden. Für den Zeitpunkt 24 h nach Infektionsbeginn konnten 140 Gene in D. discoideum als differentiell exprimiert identifiziert. Zu den bisher bekannten Proteinen gehören RtoA, Discoidin I, CotB und die lysosomale α-Mannosidase. Über Homologie-Suche konnte weiteren Treffern eine Funktion zugewiesen werden. Hierzu zählen die molekularen Chaperone ClpB, β`-COP und drei calciumbindende Proteine. Mit Hilfe einer Kategorisierung der Sonden konnte gezeigt werden, dass besonders viele Gene induziert werden, die am Aminosäuremetabolismus beteiligt sind, oder bei denen es sich um ribosomale Proteine handelt. Anhand einer Zeitreihe über 48 h konnte gezeigt werden, dass 3 h und 24 h nach Infektion die meisten Änderungen in der Genexpression von D. discoideum auftreten. Zahlenmäßig überrepräsentiert sind in der Zeitreihe die Kategorien 6 Cellular biogenesis and organization und 10 Stress response and cell rescue. 4.3 4.3.1 Untersuchung von Nramp aus Dictyostelium discoideum Aufnahmerate von Legionella pneumophila in Dictyostelium discoideum WT und nramp-Mutante Das Nramp-Protein aus D. discoideum ist am Transport zweiwertiger Kationen über die phagosomale Membran beteiligt. Es wurde untersucht, ob dieses Protein einen Einfluss auf die Aufnahme und die Replikation von Bakterien in D. discoideum hat. Um die Aufnahmerate von L. pneumophila in D. discoideum WT und der nramp-Mutante HSB60 zu vergleichen, wurden WT und Mutante in 24-Loch-Schale für 3 h mit GFP-exprimierenden Legionellen koinkubiert. Nach 3 h Koinkubation bei 24,5°C wurden die extrazellulären Bakterien weggewaschen. Nach Ablösen der Zellen vom Boden der Schale wurde die Anzahl der grün leuchtenden Wirtszellen am Durchflusszytometer bestimmt. Für die Durchführung der Versuche wurde der Stamm L. pneumophila Corby (pRK10(pBC(gfp)-Pmip)) verwendet. Parallel zur FACS-Analyse wurden die CFU-Werte ermittelt. Abbildung 12 zeigt die durch Ergebnisse 77 FACS-Analyse erimittelte Aufnahmerate von L. pneumophila in AX2-Wildtyp und die nramp-Mutante. Bild A zeigt uninfizierte wildtypische Dictyostelien und Bild B zeigt uninfizierte nramp-Mutanten. In Bild C ist eine durch erhöhte Fluoreszenz verursachte Rechtsverschiebung der Wirtszellen zu sehen. Im Mittel sind 19% der Dictyostelien infiziert, wobei nur 10% Zellen der nramp-Mutante (Bild D) mit L. pneumophila Corby infiziert sind. Dies entspricht einer 50% verminderten Aufnahmefähigkeit der nramp-Mutante im Vergleich zum Wildtyp. A B C D Abb. 12 FACS-Analyse von D. discoideum infiziert mit GFP-markierten L. pneumophila. Die Versuche wurden wie unter 3.14 beschrieben durchgeführt. Bild A zeigt uninfizierte AX2 und Bild B zeigt uninfizierte nrampMutanten. Die Phagozytoserate von L. pneumophila in nramp-Mutanten (D) ist im Vergleich zur Aufnahme in AX2 (C) vermindert. Zur Überprüfung der Ergebnisse aus der FACS-Analyse wurden parallel noch CFUBestimmungen durchgeführt um die Phagozytoserate in wildtypischen Dictyostelien und nramp-Mutanten zu bestimmen (Abb. 13) 120000 100000 80000 60000 40000 20000 0 L. pneumophila in WT L. pneumophila in NRAMP-Mutante Abb. 13 Bestimmung der CFU-Werte 3 h nach Infektion von D. discoideum WT und D. discoideum nrampMutante mit L. pneumophila Corby. Die Versuche wurden wie unter 3.14 beschrieben dreimal unabhängig voneinander durchgeführt und die resultierende Standardabweichung ist in Form von Fehlerbalken dargestellt. Ergebnisse 78 Wie in Abb. 13 dargestellt, werden 1 x 105 L. pneumophila in 5 x 105 D. discoideum WT aufgenommen. Geht man davon aus, dass jede Wirtszelle jeweils nur ein Bakterium aufnimmt, so entspricht das einer Infektionsrate von 20%. Im Gegensatz zum Wildtyp nimmt die nramp-Mutante nur etwa halb so viele (5,7 x 104) Legionellen auf. Die Aufnahmerate in die nramp-Mutante ist also im Vergleich zum WT um 50% reduziert. Sowohl durch FACSAnalyse, als auch durch CFU-Bestimmung konnte gezeigt werden, dass die Aufnahme von L. pneumophila in die nramp-Mutante von D. discoideum deutlich vermindert ist. 4.3.2 Vermehrung von Legionella pneumophila und Mycobakterium avium in Dictyostelium discoideum WT und nramp-Mutante HSB60 Neben der Aufnahmerate wurde die Vermehrungsrate von L. pneumophila in wildtypischen Dictyostelien mit der Vermehrungsrate in nramp-Mutanten HSB60 über eine Zeit von 96 h untersucht. Hierzu wurden die Dictyostelien wie unter 3.12.2 beschrieben infiziert. Nach 0 h, 24 h, 48 h, 72 h und 96 h wurden Aliquots aus den Infektionsflaschen entnommen und davon geeignete Verdünnungen auf BCYE-Agarplatten ausplattiert. Die Vermehrung der Legionellen in D. discoideum WT und in der nramp-Mutante ist in Abb. 14 dargestellt. log CFU/ml 1000000 100000 L. pneumophila in WT L. pneumophila in Nramp-Mutante 10000 1000 0 24 48 72 96 Zeit [h] Abb. 14 Vermehrung von L. pneumophila Corby in D. discoideum Wildtyp und in der nramp-Mutante von D. discoideum. Die Invasionsassays wurden wie in 3.12.2 beschrieben dreimal unabhängig voneinander durchgeführt. Die resultierende Standardabweichung ist in Form von Fehlerbalken dargestellt. Wie in Abb. 14 zu erkennen ist, nimmt die Anzahl der Legionellen sowohl im WT als auch in der Mutante in den ersten 24 h ab. Während die Legionellen sich in der Mutante bereits nach 48 h vermehrt haben, nehmen die Bakterien im Wildtyp weiter ab. Erst nach 72 h ist eine Ergebnisse 79 deutliche Vermehrung um das knapp 4-fache des Inokulums zu erkennen. Die Legionellen in der Mutante haben sich nach 72 h bereits um das 7-fache vermehrt. Nach 96 h wird der Unterschied in der Replikationsrate noch deutlicher. Während sich L. pneumophila im WT um das 22-fache vermehrt hat, nahm die Anzahl von L. pneumophila in der nramp-Mutante um das 80-fache zu. Da Mycobacterium avium ebenfalls ein intrazelluläres Pathogen ist und sich in D. discoideum vermehren kann, wurde die Aufnahme- und Replikationsrate von M. avium in wildtypischen Dictyostelien mit der in nramp-Mutanten verglichen. Hierzu wurden die Invasionsassays wie unter 3.12.4 beschrieben durchgeführt. In Abb. 15 ist die Vermehrung von M. avium in wildtypischen Dictyostelien und in der nramp-Mutante dargestellt. 10000000 log CFU/ml 1000000 M. avium in WT 100000 M. avium in NrampMutante 10000 1000 0 0' 24 48 72 96 Zeit [h] Abb. 15 Darstellung der Vermehrungsrate von M. avium in D. discoideum WT und der nramp-Mutante über einen Zeitraum von 96 h. Die Invasionsassays wurden wie unter 3.12.4 beschrieben durchgeführt. Nach 3 h Koinkubationszeit wurden die extrazellulären Bakterien entfernt und die Anzahl der intrazellulären Bakterien zum Zeitpunkt 0’ h bestimmt. Ebenso wurden bis 96 h alle 24 h Aliquots entnommen um die intrazelluläre Vermehrungsrate zu bestimmen. Die Versuche wurden dreimal unabhängig voneinander durchgeführt. Die resultierende Standardabweichung ist in Form von Fehlerbalken angegeben. Wie in Abb. 15 zu erkennen ist, wurden sowohl die wildtypischen Dictyostelien als auch die nramp-Mutanten zum Zeitpunkt 0 h mit etwa gleich vielen Mykobakterien infiziert. Nach Entfernen der extrazellulären Bakterien wurden zum Zeitpunkt 0’ h von der nramp-Mutante nur etwa halb so viele Mykobakterien aufgenommen wie von wildtypischen Dictyostelien. Die Mykobakterien vermehrten sich in D. discoideum WT von 7,6 x 103 Bakterien/ml zum Zeitpunkt 0’ h auf 5,4 x 105 Bakterien/ml nach 96 h. Dies enspricht einer Vermehrung um knapp 2 log-Stufen. Trotz der niedrigeren Aufnahme in die nramp-Mutante, vermehrten sich die Mykobakterien innerhalb von 96 h von 4 x 103 Bakterien/ml auf 1,5 x 106 Bakterien/ml, Ergebnisse 80 was einer Vermehrung um knapp 2,7 log-Stufen entspricht. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich sowohl L. pneumophila als auch M. avium in nramp-Mutanten von Dictyostelium besser vermehren können 4.3.3 Expression von nramp während der Infektion Im Folgenden wurde die Expression von nramp in D. discoideum während einer Infektion untersucht. Hierzu wurden 5 x 107 Dictyostelien mit 5 x 108 Legionellen bzw. mit der gleichen Anzahl Mykobakterien wie in 3.12.2 und 3.12.4 beschrieben infiziert. Anschließend wurden zum Zeitpunkt 0 h, 24 h, und 48 h nach Infektion die Gesamt-RNA aus dem Infektionsansatz mit Trizol isoliert. Als Negativkontrolle dienten uninfizierte Dictyostelien. Im Schnitt konnten pro Ansatz etwa 400 µl RNA mit einer Konzentration von 1 mg/ml isoliert werden. In Zusammenarbeit mit Salvatore Bozzaro wurden mit diesen RNAs Northern-Blots mit einer spezifischen nramp-Sonde durchgeführt, um die Expression von nramp während der Infektion mit Legionellen und Mykobakterien zu untersuchen (Abb. 16). Abb. 16 In den oberen Northern-Blots ist die nramp1-Expression von D. discoideum nach Inkubation im Medium und nach Koinkubation mit M. avium und L. pneumophila dargestellt. Zur Kontrolle wurden NorthernBlots mit den Sonden gegen VatB und Actin durchgeführt. Zum Zeitpunkt 0 h exprimieren Dictyostelien, die sich alleine im Medium befinden bzw. bei Koinkubation mit M. avium oder L. pneumophila gleich viel nramp-RNA. Zur Kontrolle wurden Dictyostelien ohne Bakterien in Medium inkubiert. Hier ist zu beobachten, dass die nramp-Expression innerhalb 48 h abnimmt. Ebenso ist die nramp-Expression nach Infektion mit L. pneumophila (rechter Blot) nach 24 h reduziert. Nach 48 h ist keine nramp-RNA im Northernblot mehr nachweisbar. Anders verhält es sich mit M. avium infizierten Dictyostelien. Nramp-RNA ist die ganze Zeit während der 48 h Infektion nachweisbar. Zur Kontrolle wurden aus den gleichen Experimenten Northern-Blots mit Sonden für VatB (vacuolar H+ ATPase B) und Actin durchgeführt. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Ergebnisse 81 nramp-RNA von Dictyostelium während einer Infektion mit M. avium über 48 h exprimiert wird, während einer Infektion mit L. pneumophila jedoch nach 48 h nicht mehr nachweisbar ist. 4.3.4 Zusammenfassung Sowohl durch FACS-Analyse als auch durch CFU-Bestimmungen konnte gezeigt werden, dass M. avium und L. pneumophila durch wildtypische Dictyostelien besser phagozytiert werden, als durch nramp-Mutanten von D. discoideum. Invasionsstudien haben gezeigt, dass sich beide Bakterien in der Mutante besser vermehren können als im Wildtyp. Anhand von Northern-Blots ist zu sehen, dass die nramp-Expression von uninfizierten und mit L. pneumophila infizierten Dictyostelien innerhalb 48 h abnimmt. Im Gegensatz dazu ist nramp-RNA während einer Infektion mit M. avium über 48 h nachweisbar. 4.4 4.4.1 Funktionsanalyse des Legionella pneumophila Mip-Proteins Intrazelluläre Vermehrung von Legionella pneumophila mip-Mutanten in NCI-H292 Um den Einfluss der PPIase-Aktivität und der Dimerisierung des Mip-Proteins auf das intrazelluläre Überleben von L. pneumophila in Lungenepithelzellen NCI-H292 zu untersuchen, wurden wie unter 3.19 beschrieben Invasionsassays durchgeführt. Über die Bestimmung der CFU wurde die intrazelluläre Vermehrung quantifiziert. Für die Infektion wurden der mip-positive Wildtyp Stamm L. pneumophila PhilI JR32, die mip-negative Mutante L. p. PhilI JR32-2, die mit mip transformierte Komplementante L. p. PhilI JR32-2.1, die PPIase-defizienten Stämme L. p. PhilI JR32-2.2 (2% PPIase) und L. p. PhilI JR32-2.3 (6,2% PPIase) sowie der monomeres Mip exprimierende Stamm L. p. PhilI JR32-2.4 verwendet (Abb. 17) Ergebnisse 82 100000000 log CFU/ml 10000000 JR 32 JR 32-2 1000000 JR 32-2.1 JR 32-2.2 100000 JR 32-2.3 JR 32-2.4 10000 1000 0 0' 24 48 72 Zeit [h] Abb. 17 Invasionsassay verschiedener L. pneumophila PhilI JR32 Mip-Varianten. Quantifizierung der intrazellulären Vermehrung des Wildtyps JR32, der mip-negativen Mutante JR32-2, der mip-positiven Komplementante JR32-2.1, den PPIase-defizienten Stämmen JR32-2.2 (2% PPIase) und JR32-2.3 (6,2% PPIase) sowie der monomeres Mip exprimierenden Variante JR32-2.4 in der Lungenepithelzelllinie NCI-H292. 5 x105 Zellen/ml wurden mit einer MOI von 20 für 3 h bei 37°C und 5% CO2 infiziert, bevor die extrazellulären Bakterien durch Gentamicinbehandlung entfernt wurden. Die Versuche wurden dreimal unabhängig voneinander durchgeführt. Die resultierende Standardabweichung ist in Form von Fehlerbalken dargestellt. Die Abbildung 17 zeigt die intrazelluläre Vermehrung verschiedener L. pneumophila PhilI JR32 Mip-Varianten. Nach einer Inkubationszeit von 3 h bei 37°C und 5% CO2 wurden die extrazellulären Bakterien durch Gentamicinbehandlung entfernt. Zu diesem Zeitpunkt (0’ h) wurden alle Bakterienstämme gleich gut in die Lungenepithelzellen aufgenommen. Bereits 24 h später ist eine deutliche Vermehrung des Wildtyps JR32, der Komplementante JR32-2.1 und der monomeres Mip exprimierenden Variante JR32-2.4 um eine knappe log-Stufe zu erkennen. Die mip-Mutante JR32-2 vermehrte sich innerhalb 24 h nicht und die PPIasedefizienten Varianten JR32-2.2 und JR32-2.3 konnten ihre Anzahl nur verdreifachen. Dieser Trend ist nach 48 h und 72 h noch besser zu sehen. Der Wildtyp JR32, die Komplementante JR32-2.1 und die monomeres Mip exprimierende Variante JR32-2.4 vermehrten sich um 2,5 log-Stufen. Die mip-Mutante konnte sich nur leicht mehr als 1 log-Stufe vermehren, die PPIase-defizienten Varianten JR32-2.2 um 1,5 log-Stufen und JR32-2.3 um 2 log-Stufen. 4.4.2 Bindestudien Für viele Immunophiline sind zelluläre Interaktionspartner identifiziert worden. Das humane Cyclophilin-A (hCyp-18) z. B. interagiert mit hsp90. Das hFKBP-12 bindet an Calmodulin und auch an weitere zelluläre Komponenten wie das RAFT1 (Rapamycin-FKBP-12 target) (Galat & Metcalfe, 1995). Ebenso wie das hFKBP-12, zählt das Legionella Mip-Protein zu Ergebnisse 83 den FK506-Bindeproteinen. Für Mip konnte jedoch bis heute kein natürliches Substrat identifiziert werden. Legionellen vermehren sich in der Lunge sowohl in Lungenmakrophagen als auch in Lungenepithelzellen. Durch histologische Untersuchungen konnten in der Lunge von Patienten, die an Legionellose verstorben sind, viele Legionellen extrazellulär nachgewiesen werden. In der Annahme, dass es einen extrazellulären Interaktionspartner gibt, wurden Bindestudien von Mip an extrazelluläre Matrix und extrazelluläre Matrixproteine durchgeführt. 4.4.2.1 Bindung von Mip an Lungenepithelzellen NCI-H292 Zur Untersuchung, ob Mip eine Rolle bei der Bindung von Legionellen an Lungenepithelzellen spielt, wurden wildtypische L. pneumophila PhilI JR32 und mip-negative L. pneumophila PhilI JR32-2 mit Biotin gekoppelt und mit Lungenepithelzellen inkubiert. Der Versuch wurde wie unter 3.20 beschrieben durchgeführt. Nach entsprechender Inkubationszeit wurde Neutravidinperoxidase zugegeben, welche an Biotin bindet. Nicht gebundene Neutravidinperoxidase wurde entfernt und nach Zugabe von Peroxidasesubstrat wurde die Intensität des Farbumschlages am ELISA-Reader gemessen. Anhand der unterschiedlichen Farbintensitäten ist zu erkennen, dass die mip-Mutante nur halb so gut an die Lungenepithelzellen gebunden hat, wie der Wildtyp (Abb. 18) Bindung (A450nm) 1,2 0,9 0,6 0,3 0 JR32 JR32-2 Abb. 18 Darstellung der Bindung biotinylierter Legionellen an Lungenepithelzellen NCI-H292. Nach 3 h Inkubation der Legionellen auf den Lungenepithelzellen ist zu erkennen, dass wildtypische L. pneumophila PhilI JR32 doppelt so gut an NCI-H292 Zellen binden als mip-negative L. pneumophila PhilI JR32-2. Die Versuche wurden dreimal unabhängig voneinander durchgeführt. Die resultierende Standardabweichung ist in Form von Fehlerbalken dargestellt. Ergebnisse 84 Da Mip eine Rolle bei der Bindung von Legionellen an die Lungenepithelzellen spielt, wurden Bindestudien von gereinigtem, rekombinantem Mip an Lungenepithelzellen durchgeführt. In Vorversuchen kam es beim Nachweis einer Bindung von Mip zu falsch positiven Ergebnissen, die durch Kreuzreaktionen des sekundären Antikörpers verursacht wurden. Um Kreuzreaktionen von Antikörpern zu vermeiden, wurde das rekombinante MipProtein direkt mit Meerrettichperoxidase (HRP) bzw. mit dem Fluoreszenzfarbstoff FITC gekoppelt. Die Bindung von HRP an Mip bzw. von FITC an Mip wurde wie unter 3.22.1 und 3.22.2 beschrieben durchgeführt. Die Bindungsstudien von Mip an Lungenepithelzellen NCIH292 wurde wie unter 3.22.3 und 3.22.4 beschrieben durchgeführt. In folgender Grafik ist die Bindung von Mip-HRP an Lungenepithelzellen in Abhängigkeit der Konzentration dargestellt. Zur negativen Kontrolle wurden gleiche Versuche mit Rinderserumalbumin (BSA) durchgeführt. Es ist zu sehen, dass Mip-HRP bei steigender Konzentration vermehrt an Lungenepithelzellen bindet. BSA-HRP bindet trotz steigender Konzentration nicht an Lungenepithelzellen.. 2,5 Bindung (A450nm ) 2 1,5 Mip-HRP BSA-HRP 1 0,5 0 0,6 1,25 2,5 5 10 20 40 Konzentration [µg/ml] Abb. 19 Bindung von Mip-HRP und BSA-HRP an Lungenepithelzellen. Die Versuche wurden wie unter 3.22.4 beschrieben durchgeführt. Die Bindung von Mip-HRP bzw. BSA-HRP ist durch die Farbintensität und somit durch die Absorption wiedergegeben, die der ELISA-Reader misst. Die Bindung von Mip-HRP ist konzentrationsabhängig, da bei zunehmender Konzentration von Mip-HRP eine zunehmende Absorption gemessen wurde. BSA-HRP bindet trotz zunehmender Konzentration nicht an Lungenepithelzellen. Die Versuche wurden dreimal unabhängig voneinander durchgeführt. Die daraus resultierende Standardabweichung ist in Form von Fehlerbalken dargestellt. 4.4.2.2 Ergebnisse 85 Bindung von Mip an extrazelluläre Matrix von Lungenepithelzellen Um zu untersuchen, ob Mip an die extrazelluläre Matrix von Lungenepithelzellen NCI-H292 bindet, wurde wie unter 3.22 beschrieben, die extrazelluläre Matrix aus diesen Zellen gewonnen. Die quantitative Bindung von Mip-HRP an die extrazelluläre Matrix wurde wie unter 3.22.4 beschrieben durchgeführt. Die konzentrationsabhängige Bindung ist in Abb.20 dargestellt. 3 Bindung (A450nm ) 2,5 2 Mip-HRP BSA-HRP 1,5 1 0,5 0 6 1,25 2,5 5 10 20 40 Konzentration [µg/ml] Abb. 20 Bindung von Mip-HRP und BSA-HRP an die extrazelluläre Matrix der Lungenepithelzelllinie NCIH292. Die Versuche wurden wie unter 3.22.4 beschrieben durchgeführt. Die Absorption nimmt mit steigender Konzentration von zugegebenem Mip-HRP zu, wobei sich die Absorption mit steigender Konzentration an zugegebenem BSA-HRP nicht wesentlich verändert. Die Versuche wurden dreimal unabhängig voneinander durchgeführt. Die daraus resultierende Standardabweichung ist in Form von Fehlerbalken dargestellt. Wie in Abb. 20 zu erkennen, nimmt die Bindung von Mip-HRP an die extrazelluläre Matrix von Lungenepithelzellen mit steigender Konzentration zu. Als Negativkontrolle wurden die Versuche unter gleichen Bedingungen mit BSA-HRP durchgeführt. Trotz steigender Konzentration konnte keine Bindung von BSA-HRP an die extrazelluläre Matrix nachgewiesen werden. Zur Kontrolle der Bindung von Mip an die extrazelluläre Matrix von Lungenepithelzellen wurden Mip und BSA wie unter 3.22.1 beschrieben mit dem Fluoreszenzfarbstoff FITC markiert und Bindestudien durchgeführt. Je 50 µg des Farbstoffes wurden an 1 mg des Proteins gekoppelt. Die Bindung von Mip-FITC an die extrazelluläre Matrix konnte anschließend am Fluoreszenzmikroskop beobachtet werden. Die gleichen Versuche wurden zur Kontrolle mit BSA-FITC durchgeführt. Hier konnte keine Fluoreszenz detektiert werden, was darauf schließen lässt, dass keine Bindung von BSA-FITC an die extrazelluläre Matrix Ergebnisse 86 stattgefunden hat. In Abbildung 21 A ist die Bindung von Mip-FITC an die extrazelluläre Matrix dargestellt. Abbildung 21 B zeigt die negative Kontrolle mit BSA-FITC. A B Abb. 21 Fluoreszenzmikroskopische Aufnahme der Bindung von Mip-FITC (A) bzw. BSA-FITC (B) an die extrazelluläre Matrix von Lungenepithelzellen NCI-H292. Die extrazelluläre Matrix wurde wie unter 3.22 beschrieben gewonnen. Die Bindestudien wurden wie unter 3.22.3 beschrieben durchgeführt. 4.4.2.3 Das Bindung von Mip an Proteine der extrazellulären Matrix Mip-Protein von L. pneumophila bindet an die extrazelluläre Matrix von Lungenepithelzellen. Die extrazelluläre Matrix besteht hauptsächlich aus hochmolekularen Glykoproteinen, Proteoglykanen, Laminin, Collagenen und Fibronektin. Im Folgenden wurde untersucht an welche der Komponenten der extrazellulären Matrix das Legionella MipProtein bindet. Für Bindestudien wurde der Boden einer 96-Loch-Platte mit aufgereinigten Matrixproteinen wie unter 3.22.4 beschrieben beschichtet. Durch die schonende Behandlung ist gewährleistet, dass die Proteine ihre native Form behalten. Die Proteine wurden mit MipHRP bzw. für die negative Kontrolle mit BSA-HRP inkubiert. Die Bindung von HRPgekoppeltem Protein wird durch Zugabe von Peroxidasesubstrat sichtbar gemacht indem eine Blaufärbung auftritt. Die Reaktion wird durch Zugabe von Schwefelsäure gestoppt, wobei sich durch die pH-Wert Änderung die Flüssigkeit gelb färbt. Die Intensität der Farbe wird mit Hilfe des ELISA-Readers bei 450 nm gemessen. In Abbildung 22 ist die Bindung von MipHRP an die verschiedenen Proteine der extrazellulären Matrix dargestellt. Ergebnisse 87 Binding (A450nm) 2,5 2 1,5 Binding of Mip-HRP 1 0,5 BS A C ol Ia ge n C ol I la ge n C ol II la ge n C III ol la ge n C IV ol la ge n C pl ol V as la g m e .F n VI ib r ze on ll. ec Fi tin br on ec tin 70 La kD m a in Fi in br on ec t Vi tro in ne ct in 0 Abb. 22 Dargestellt ist die Bindung von 40 µg Mip-HRP/ml an immobilisierte Proteine der extrazellulären Matrix. Die Versuche wurden wie unter 3.21.4 beschrieben durchgeführt. Mip-HRP bindet an Collagene, wobei die Bindung an Collagen IV am stärksten ist. Die Versuche wurden dreimal unabhängig voneinander durchgeführt. Die resultierende Standardabweichung ist in Form von Fehlerbalken dargestellt. In Abbildung 22 ist die Bindung von Mip-HRP an die verschiedenen gereinigten extrazellulären Matrixproteine dargestellt. Zur Negativkontrolle diente BSA. Anhand der Abbildung ist zu erkennen, dass Mip bevorzugt an die Collagene bindet. Hier ist vor allem eine vermehrte Bindung an die Collagene I, IV, V und VI zu erkennen. Collagen II und III wird nur schwach gebunden. Andere Matrixproteine wie zelluläres Fibronektin, plasmatisches Fibronektin, ein 70 kDa Fragment von Fibronektin sowie Laminin und Vitronektin werden nicht gebunden. Die Absorption liegt für die Bindung an diese Proteine unter 0,5 und somit im Bereich der Negativkontrolle BSA. Ebenso konnte gezeigt werden, dass BSA-HRP nicht in der Lage ist an die in diesen Versuchen verwendeten extrazellulären Matrixproteine zu binden. Des Weiteren wurde untersucht, ob die Bindung von Mip an die Matrixproteine konzentrationsabhängig ist. Hierzu wurden wie oben beschrieben die Vertiefungen einer 96Loch-Platte mit den Matrixproteinen beschichtet. Anschließend wurden aufsteigende Konzentrationen von Mip-HRP zugegeben und mit den Proteinen inkubiert. Nach Zugabe von Peroxidasesubstrat wurde die quantitative Bindung anhand der Farbintensität am Photometer bei einer Wellenlänge von 450 nm gemessen. In Abbildung 23 ist die Absorption in Abhängigkeit der Bindung von Mip-HRP an die verschiedenen extrazellulären Matrixproteine gezeigt. Ergebnisse 88 3,000 2,000 1,500 1,000 0,500 0,000 -0,500 1,25 2,5 5 10 20 40 80 Bindung (A450nm) 2,500 Collagen I Collagen II Collagen III Collagen IV Collagen V Collagen VI plasma. Fibronectin zell. Fibronectin Laminin 70 kDa Fibronectin Vitronectin BSA Konzentration Mip-HRP [µg/ml] Abb. 23 Bindung von Mip-HRP an verschiedene gereinigte extrazelluläre Matrixproteine. Die Versuche wurden wie unter 3.22 beschrieben durchgeführt. Bei steigender Konzentration an zugegebenem Mip-HRP zu den Collagenen I - VI nimmt die Absorption zu. Der Effekt ist am stärksten bei Collagen IV zu beobachten. An die Collagene II und III bindet Mip-HRP erst ab einer Konzentration von über 30 µg. Die extrazellulären Matrixproteine wie verschiedene Fibronektine, Laminin, Vitronektin, sowie die negative Kontrolle BSA werden nicht gebunden. In Abbildung 23 ist zu erkennen, dass mit steigender Konzentration von Mip-HRP die Bindung an Collagen I, IV, V und IV zunimmt, wobei Collagen IV am stärksten gebunden wird. Bei Zugabe von 80 µg/ml Mip-HRP steigt die Absorption auf 2,4 an. An die Collagene II und III bindet Mip-HRP erst bei Konzentrationen über 30 µg/ml. Die Bindung an zelluläres Fibronektin, plasmatisches Fibronektin, ein 70 kDa Fragment von Fibronektin, Laminin, Vitronektin und BSA bleibt trotz steigender Konzentrationen an zugegebenem Mip-HRP unter einer Absorption von 0,5. Die negativen Werte kommen durch das Abziehen des Leerwertes zustande. Anhand dieses Versuches konnte gezeigt werden, dass die Bindung von Mip-HRP an die Collagene I bis VI konzentrationsabhängig ist. Trotz zunehmender Konzentration an zugegebenem Mip-HRP konnte jedoch keine erhöhte Bindung an plasmatisches Fibronektin, zelluläres Fibronektin, ein 70 kDa Fragment von Fibronektin, Laminin, Vitronektin oder an die negative Kontrolle BSA gezeigt werden. Die Bindung von Mip an verschiedene extrazelluläre Matrixproteine wurde durch mikroskopische Analyse bestätigt. Für diese Versuche wurde Mip und BSA wie unter 3.22.1 beschrieben mit dem Fluoreszenzfarbstoff FITC markiert. Der Bindungsassay wurde wie unter 3.22.3 beschrieben durchgeführt, wobei die extrazellulären Matrixproteine durch eine schonende Methode auf Glasobjektträger aufgebracht wurden. Nach Inkubation der Proteine Ergebnisse 89 mit Mip-FITC bzw. BSA-FITC und Entfernen von ungebundenem Protein, konnten die Proben mit Hilfe des Fluoreszenzmikroskopes ausgewertet werden. In Abbildung 24 ist die Bindung von Mip-FITC an verschiedene extrazelluläre Matrixproteine dargestellt. A B C D E F G H I J K Abb. 24 Fluoreszenzmikroskopische Darstellung der Bindung von Mip-FITC an verschiedene Proteine der extrazellulären Matrix. Bindung von Mip-FITC an Collagen I (A), Collagen II (B), Collagen III (C), Collagen IV (D), Collagen V (E), Collagen VI (F). An die Proteine plasmat. Fibronektin (G), zelluläres Fibronektin (H), Laminin (I), Vitronektin (J) und BSA (K) ist keine spezifische Bindung nachzuweisen. Die Versuche wurden wie unter 3.22.3 beschrieben durchgeführt. An die Collagene I–VI (A– F) ist eine Bindung von Mip-FITC zu sehen. Bei Bindungsstudien an die anderen extrazellulären Matrixproteine ist nur eine schwache Hintergrundfluoreszenz zu erkennen. Um die Bindedomäne von Mip an Collagen IV zu identifizieren, wurden Bindestudien mit dem monomeren, N-terminal verkürzten Mip(77-213) durchgeführt. In Abbildung 25 ist die Ergebnisse 90 Bindung von monomerem Mip an Collagen IV dargestellt. Es ist zu erkennen, dass die Bindefähigkeit des monomeren Mip im Vergleich zum dimeren Mip nicht eingeschränkt ist. Dies weist darauf hin, dass die N-terminale Domäne an der Bindung von Mip an Collagen IV nicht beteiligt ist. In Abbildung 26 kann man die Bindung von Mip-HRP nach Hemmung der PPIase-Aktivität durch FK506 bzw. Rapamycin sehen. Beide Inhibitoren binden an das Cterminale Ende von Mip. Somit wird die C-terminale Domäne blockiert. Es ist zu erkennen, dass die Bindung nach Blockierung der C-terminalen Domäne deutlich vermindert ist. Als Negativkontrolle wurde BSA-HRP verwendet. 2,5 Bindung (A450nm ) 2 1,5 1 0,5 0 Mip monomeres Mip Abb. 25 Bindung von wildtypischen Mip-HRP und monomerem Mip-HRP an Collagen IV im ELISA. Für die Bindung wurde Collagen IV in den Vertiefungen einer 96-Loch-Platte mit 80 µg Mip/ml inkubiert. Die Versuche wurden dreimal unabhängig voneinander durchgeführt. Die resultierende Standardabweichung ist in Form von Fehlerbalken dargestellt. Bindung (A450nm) 2,5 Mip-HRP 2 Mip-HRP + FK506 1,5 Mip-HRP + Rapamycin BSA-HRP 1 0,5 0 0,6 1,25 2,5 5 10 20 40 Konzentration [µg/ml] Abb. 26 Darstellung der Bindung von Mip-HRP und Mip-HRP nach Hemmung der PPIase-Aktivität durch 100 µg FK506 bzw. Rapamycin an Collagen IV im ELISA Test. Zur Negativkontrolle wurde die Bindung von BSA-HRP an Collagen IV durchgeführt. Die Versuche wurden dreimal unabhängig voneinander durchgeführt. Die resultierende Standardabweichung ist in Form von Fehlerbalken dargestellt. Ergebnisse 4.4.3 91 Kompetitionsassay Um zu untersuchen, ob die Bindung von Mip-HRP bzw. von Mip-FITC an Collagen IV durch die Zugabe von unmarkiertem Mip vermindert werden kann, wurden die Bindungsassays wie folgt durchgeführt. Für die ELISA-Versuche wurden die 96-Loch-Platten mit 3 µg Collagen IV beschichtet. Pro Napf wurden 8 µg Mip-HRP eingesetzt. Durch Zugabe aufsteigender Konzentrationen von gereinigtem, unmarkiertem Mip wurde die Bindungsfähigkeit von MipHRP getestet. Als Positivkontrolle wurden in einen Napf nur 8 µg Mip-HRP und zur Negativkontrolle 8 µg unmarkiertes Mip zugegeben. Zusätzlich diente die Zugabe von Puffer als Negativkontrolle. Die Versuche wurden wie unter 3.22 beschrieben durchgeführt. Nach Zugabe von Peroxidasesubstrat wurde die quantitative Bindung anhand der Farbintensität am Photometer bei einer Wellenlänge von 450 nm gemessen. Die Bindung von Mip-HRP ist in Abbildung 27 gezeigt. Bindung (A450nm ) 2 1,5 1 0,5 0 kein Mip 2µg Mip 4µg Mip 8µg Mip kein MipHRP Neg. Ko. Abb. 27 Bindung von Mip-HRP an gereinigtes Collagen IV in einer 96-Loch-Platte. Die ersten vier Balken stellen die Bindung von 8 µg Mip-HRP dar unter Zugabe der angegebenen Konzentrationen von unmarkiertem Mip. Als Negativkontrolle wurde nur unmarkiertes Mip bzw. Puffer zugegeben. Die Versuche wurden dreimal unabhängig voneinander durchgeführt. Die resultierende Standardabweichung ist in Form von Fehlerbalken dargestellt. In Abbildung 27 ist die Bindung von Mip-HRP an Collagen IV unter Zugabe aufsteigender Konzentrationen von unmarkiertem Mip dargestellt. Es ist zu erkennen, dass die Bindung von Mip-HRP an Collagen IV nach Zugabe aufsteigender Konzentrationen an unmarkiertem Mip abnimmt. In den Negativkontrollen ist keine Bindung nachweisbar. Zur Kontrolle wurden Kompetitionsversuche mit Mip-FITC wie unter 3.22.3 beschrieben durchgeführt. Hierzu wurden Glasobjektträger durch eine schonende Methode mit Collagen Ergebnisse 92 IV beschichtet. Nach Inkubation von Collagen IV mit 8 µg Mip-FITC und gleicher Menge an unmarkiertem Mip, konnte die Abnahme der Fluoreszenz mit Hilfe des Fluoreszenzmikroskopes beobachtet werden. Als Negativkontrolle wurde Collagen IV mit unmarkiertem Mip inkubiert. Abbildung 28 stellt die Abnahme der Fluoreszenz dar. A B C Abb. 28 Bindung von Mip-FITC an Collagen IV unter Zugabe gesteigerter Mengen unmarkiertem Mip. Bild A zeigt die Bindung von 8 µg Mip-FITC an Collagen-beschichtete Objektträger. In Bild B ist die Bindung von 8 µg Mip-HRP unter Zugabe von 8 µg unmarkiertem Mip dargestellt. Bild C zeigt als Negativkontrolle die Bindung von 8 µg unmarkiertem Mip an Collagen IV ohne Zugabe von FITC-markiertem Mip. 4.4.3.1 Entfernung der Zuckerreste von Collagen IV Collagen IV ist das Hauptglycoprotein von Basalmembranen. In folgenden Versuchen wurde untersucht, ob es bei der Bindung von Mip an Collagen IV um eine Protein-Protein Bindung handelt, oder ob Mip an die Zuckerreste von Collagen IV bindet. Hierzu wurde Collagen IV wie in 3.22.4 beschrieben an die Vertiefungen einer 96-Loch-Platte gebunden. Die Zuckerreste des Collagen IV wurden wie in 3.22.5 beschrieben durch eine 16 stündige Behandlung mit 10 mM Periodat oxidiert bzw. durch Zugabe von 2,5 mU/ml Endoglycosidase H entfernt. Milde Behandlung mit Periodat führt zur Oxidation von Neuraminyl- und Galactosylresten. In folgender Abbildung ist die Bindung von Mip-HRP an Collagen IV, mit Periodat behandeltes Collagen IV, mit Endoglycosidase H behandeltes Collagen IV und BSA dargestellt. Ergebnisse 93 Bindung (A 450nm) 2,5 Collagen IV 2 Collagen IV + Periodate 1,5 Collagen IV + Endoglycosidase H 1 0,5 BSA 0 5 10 20 40 80 Konzentration Mip-HRP [µg/ml] Abb. 29 Bindung von Mip-HRP an immobilisiertes Collagen IV, mit Periodat bzw. Endoglycosidase H behandeltes Collagen IV und an die Negativkontrolle BSA. Die Bindung an Collagen IV und an deglycosyliertes Collagen IV nimmt mit steigender Konzentration von Mip zu, während die Bindung an die Negativkontrolle BSA trotz steigender Mip-HRP Konzentration gleich bleibt. Die Versuche wurden dreimal unabhängig voneinander durchgeführt. Die resultierende Standardabweichung ist in Form von Fehlerbalken dargestellt. Wie in Abbildung 29 zu erkennen ist, bindet Mip-HRP an immobilisiertes Collagen IV. Nach Entfernen der Zuckerreste des Glycoproteins Collagen IV durch milde Behandlung mit Periodat bzw. Endoglycosidase H ist die Bindung von Mip-HRP an Collagen IV nicht beeinträchtigt. Die Bindung ist konzentrationsabhängig, da mit steigender Konzentration an zugegebenem Mip-HRP die Absorption und somit die Bindung an Collagen IV zunimmt. In der Negativkontrolle BSA ist keine Bindung von Mip-HRP detektierbar. Da die Bindung von Mip-HRP an Collagen IV nach Entfernen der Kohlenhydratreste nicht beeinträchtigt ist, handelt es sich um eine Protein-Protein Bindung. 4.4.4 Transwell-Experimente Transwell-Versuche dienen dazu, um zu unteruchen, ob Bakterien in der Lage sind, durch einen dichten Zellverband zu penetrieren. In diesen Versuchen soll die Penetration der Legionellen durch die Lungenepithelbarriere gezeigt werden. Hierzu wurden Filterchen mit bakteriendurchlässigen 3 µm großen Poren in die Vertiefungen einer 24-Loch-Schale gehängt. Die Filter wurden mit Lungenepithelzellen NCI-H292 beimpft und bei 37°C und 5% CO2 inkubiert, bis ein dichter Zellverband gewachsen ist. Folgende rasterelektronenmikroskopische Aufnahmen zeigen die Filter ohne Zellen (Bild A), mit einem dichten Zellverband aus Lungenepithelzellen NCI-H292 auf der Unterseite (Bild B) und mit Zellen und Ergebnisse 94 Legionellen auf der Oberseite des Filters (Bild C). Die Zellen sind in der Lage aufgrund von Pseudopodien durch die Poren zu kriechen und sich auf der Unterseite des Filters auszubreiten und dort ebenfalls einen Monolayer zu bilden. A B C Abb. 30 Elektronenmikroskopische Aufnahmen der Filtereinsätze im Transwellsystem. Das erste Bild zeigt die 3 µm großen Poren des Filters. Auf Bild B ist die Unterseite zu sehen, an der die Lungenepithelzellen einen dichten Zellverband gebildet haben. Bild C zeigt die Oberseite des Filters mit Zellen und Bakterien. Die jeweilige Größe des Markers ist unten an jedem Bild angegeben. 4.4.4.1 Transwell-Versuche mit Legionella pneumophila Mip-Varianten Um zu testen, ob das Mip-Protein aus L. pneumophila für die Penetration der Legionellen durch Lungenepithelzellen verantwortlich ist, wurden der mip-positive Wildtyp Stamm L. pneumophila PhilI JR32, die mip-negative Mutante L. p. PhilI JR32-2, die mit mip transformierte Komplementante L. p. PhilI JR32-2.1, die PPIase-defizienten Stämme L. p. PhilI JR32-2.2 (2% PPIase) und L. p. PhilI JR32-2.3 (6,2% PPIase) sowie der monomeres Mip-exprimierende Stamm L. p. PhilI JR32-2.4 für die Versuche verwendet. Vor Zugabe der Bakterien wurde im Transwellsystem das Medium durch FCS-freies Medium ausgetauscht um eventuelle Wechselwirkungen mit Serumbestandteilen zu verhindern. Nach 5 h Inkubation der Bakterien auf dem Filter, wurden die Filter entfernt und der untere Teil des TranswellSystems in geeigneten Verdünnungen ausplattiert. In Abb. 31 ist die Menge der Bakterien angegeben, die in der Lage ist, nach 5 h durch eine dichte Barriere aus Lungenepithelzellen durchzutreten. Ergebnisse 95 8000 7000 CFU/ml 6000 5000 4000 3000 2000 1000 0 JR32 JR32-2 JR32-2.1 JR32-2.2 JR32-2.3 JR32-2.4 Abb. 31 Penetration der Mip-Varianten von L. pneumophila durch eine dichte Barriere aus Lungenepithelzellen NCI-H292 5 h nach Zugabe der Bakterien. Die Versuche wurden wie unter 3.23 beschrieben durchgeführt. Wildtypisches Mip-exprimierende Legionellen (L. pneumophila PhilI JR32 und JR32-2.1) sowie monomeres Mip-exprimierende Legionellen (L. pneumophila PhilI JR32-2.4) sind in der Lage einen Lungenepithelzellmonolayer zu durchdringen. Die mip-negative Mutante L. pneumophila PhilI JR32-2 kann den Monolayer nicht durchdringen. Die Penetrationsrate der Isomerase-defizienten Legionellen (L. pneumophila PhilI JR32-2.2 und JR32-2.3) ist vermindert. Die Versuche wurden fünfmal unabhängig voneinander durchgeführt. Die resultierende Standardabweichung ist in Form von Fehlerbalken dargestellt. In Abbildung 31 ist die Penetrationsrate der verschiedenen L. pneumophila PhilI JR32 MipVarianten dargestellt. Nach einer Inkubation der Bakterien von 5 h auf dem Zellmonolayer waren im Mittel 5200 L. pneumophila PhilI JR32 in der Lage die Barriere zu durchbrechen. Die mit wildtypischem mip komplementierte Mutante JR32-2.1 und die monomeres Mipexprimierende Variante JR32-2.4 waren ebenfalls in der Lage die Zellbarriere auf wildtypischem Niveau zu penetrieren. Im Gegensatz dazu konnte die mip-negative Mutante die Barriere aus Zellen mit extrazellulärer Matrix nur mit einer Zellzahl von 45 Bakterien/ml durchbrechen. Ebenso war die Penetration der PPIase-defizienten Varianten auf eine Bakterienzahl von 1300 Bakterien/ml (JR32-2.2) bzw. 3000 Bakterien/ml (JR32-2.3) reduziert. Um auszuschließen, dass es sich bei den Ergebnissen um spezifische Phänomene des Stammes L. pneumophila PhilI handelt, wurde der gleiche Transwell-Versuch mit den Stämmen L. pneumophila Corby und L. pneumophila Wadsworth durchgeführt. In Abb. 32 sind die Penetrationsraten des Wildtyps, der mip-negativen Mutanten und der mit wildtypischem mip komplementierten Mutanten der Stämme L. pneumophila PhilI JR32, Corby und Wadsworth aufgezeigt. Ergebnisse 96 CFU/ml 10000 1000 100 W M C pE -1 ( C or by 10 W 3) ad sw or W ad th N sw U W 20 ad orth 1 sw N U or 20 th 3 N U 20 3. 1 -1 y or by or b C Ph i Ph ilI JR 32 lI JR Ph 32 ilI JR -2 32 -2 .1 10 Abb. 32 Vergleich der Penetrationsraten der Stämme L. pneumophila PhilI JR32, Corby und Wadsworth. Es wurde jeweils der Wildtyp (PhilI JR32, Corby, Wadsworth NU 201), die mip-negative Mutante (PhilI JR32-2, Corby-1, Wadsworth NU 203) sowie die mit wildtypischem mip komplementierte Mutante (PhilI JR32-2.1, Corby-1(pEWM 103), Wadsworth NU 203.1) getestet. Die Versuche wurden dreimal unabhängig voneinander durchgeführt. Die daraus resultierende Standardabweichung ist in Form von Fehlerbalken dargestellt. Wie aus Abbildung 32 zu entnehmen, sind die Penetrationsraten der drei Stämme vergleichbar. Die Durchgängigkeit der wildtypischen Stämme L. pneumophila PhilI JR32, Corby und Wadsworth NU 201 lag zwischen 5200 und 6600 Bakterien/ml. Von den mipnegativen Mutanten L. pneumophila PhilI JR32-2, Corby-1 und Wadsworth NU 203 gingen 40 bis 57 Bakterien/ml durch die Barriere aus Lungenepithelzellen und ihrer Matrix. Die Durchgangsrate der mit wildtypischem mip komplementierten Mutanten L. pneumophila PhilI JR32-2.1, Corby-1(pEWM 103) und Wadsworth NU 203.1 lag im wildtypischen Bereich von 4400 bis 5700 Bakterien/ml. 4.4.4.2 Zugabe von rekombinantem Mip Mip-negative Mutanten von L. pneumophila sind nicht in der Lage, durch eine Barriere aus Lungenepithelzellen NCI-H292 zu penetrieren. Im Folgenden wurde untersucht, ob der Effekt durch Zugabe von rekombinantem Mip aufgehoben werden kann. Es wurden TranswellVersuche wie oben beschrieben durchgeführt. Die mip-negativen Mutanten L. pneumophila PhilI JR32-2 wurden mit aufsteigenden Konzentrationen von rekombinantem Mip auf das Transwell-Filterchen pipettiert. Nach 5 h Koinkubation wurde der untere Teil auf BCYE-Agar ausplattiert. In Abbildung 33 ist die Penetrationsrate von JR32-2 durch eine Lungenepithelzellbarriere nach Zugabe von rekombinantem Mip dargestellt. Ergebnisse 97 100000 log CFU/ml 10000 1000 100 10 recombinantes Mip/ml Abb. 33 Darstellung der Penetrationsraten von L. pneumophila PhilI JR32-2 durch eine Barriere aus Lungenepithelzellen im Transwell-System nach Zugabe aufsteigender Konzentrationen von rekombinantem Mip. Bei erhöhter Zugabe von rekombinantem Mip sind mehr Bakterien in der Lage durch die Barriere zu gelangen Die Sättigung liegt bei etwa 240 µg/ml. Die Mittelwerte resultieren aus vier unabhängig voneinander durchgeführten Versuchen. Die resultierende Standardabweichung ist in Form von Fehlerbalken dargestellt. Wie in Abbildung 33 zu erkennen ist, waren die mip-Mutanten nach Zugabe von rekombinantem Mip in der Lage eine Barriere aus Lungenepithelzellen im Transwell-System zu penetrieren. Die Durchgangsrate der Bakterien ist von der Konzentration des zugegebenen Proteins abhängig, wobei ein Minimum an 1 µg zugegeben werden musste, um einen Effekt zu sehen. Bei Zugabe von 240 µg gingen ca. 1,7 x 104 Legionellen durch, wobei hier eine Sättigung erreicht wurde. 4.4.4.3 Hemmung der PPIase-Aktivität In folgenden Versuchen wurde untersucht, ob die Peptidyl-Prolyl cis/trans Isomerase Aktivität (PPIase) von Mip während der Penetration der Bakterien durch Epithelzellen eine Rolle spielt. Die Versuche wurden wie unter 3.23 beschrieben durchgeführt. Hierzu wurde die enzymatische Aktivität von Mip durch die Vorinkubation der wildtypischen Bakterien mit Rapamycin und FK506 gehemmt. Nach Zugabe der vorinkubierten Bakterien auf den Filter und 5 h Koinkubation, wurde der untere Teil des Transwell-Systems auf BCYE-Agar ausplattiert. In Abbildung 34 ist die Durchgangsrate von L. pneumophila PhilI JR32 ohne Hemmung und mit Hemmung der PPIase-Aktivität durch FK506 bzw. Rapamycin dargestellt. Ergebnisse 98 logCFU/ml 10000 1000 100 10 JR32 JR32 + FK506 JR32 + Rapamycin Abb. 34 Transwell-Versuch mit L. pneumophila PhilI JR32 ohne Hemmung und mit Hemmung der PPIaseAktivität durch FK506 bzw. Rapamycin. Nach Hemmung der enzymatischen Aktivität gehen weniger Bakterien durch den Monolayer. Die Versuche wurden wie unter 3.23 beschrieben fünfmal unabhängig voneinander durchgeführt. Die resultierende Standardabweichung ist in Form von Fehlerbalken dargestellt. In Abbildung 34 ist zu erkennen, dass die Penetrationsrate von L. pneumophila PhilI JR32 nach Zugabe der PPIase-Hemmer FK506 und Rapamycin um etwa 2 log-Stufen abnimmt. Nach 5 h Koinkubationszeit auf den Lungenepithelzellen im Filter gehen etwa 6,6 x 103 wildtypische Legionellen durch die Barriere. Wird die PPIase-Aktivität jedoch durch 100 µg FK506 gehemmt, so sind nur noch etwa 80 Legionellen/ml in der Lage, die Barriere zu durchbrechen. Nach Hemmung durch Rapamycin gehen nur noch etwa 50 Bakterien durch die Lungenepithelzellbarriere. Um zu bestätigen, dass die PPIase-Aktivität von Mip eine Rolle bei der Penetration der Legionellen durch Lungenepithelzellen spielt, wurden Komplementationsversuche mit rekombinantem, mutiertem Mip gemacht. Hierzu wurden die Transwell-Experimente wie unter 3.23 beschrieben durchgeführt. Zu den mip-negativen Legionellen wurden im Transwell-Filter je 30 µg PPIase-defizientes bzw. monomeres Mip-Protein gegeben. Das Mip(Y185-A) besitzt noch eine PPIase-Restaktivität von 2%, wobei Mip(D142-L) eine PPIase-Restaktivität von 6% aufweist. In Abbildung 35 sind die Penetrationsraten von L. pneumophila PhilI JR32 und L. pneumophila PhilI JR32-2 mit und ohne Zugabe von rekombinantem Mip-Protein dargestellt. Ergebnisse 99 logCFU/ml 10000 1000 100 ) om on (M ip -2 JR 32 JR 32 -2 +M ip +M ip +M -2 JR 32 er L) 2(D 14 5(Y 18 JR 32 JR 32 -2 A) 10 Abb. 35 Darstellung der Penetrationsraten von L. pneumophila PhilI JR32 und JR32-2 durch eine Barriere aus Lungenepithelzellen im Transwell-System. Wobei die Zugabe von Mip(Y185-A) und Mip(D142-L) den Durchgang von JR32-2 nur leicht verbessert, gehen die Mutanten nach Komplementierung mit dem rekombinanten monomeren Mip mit annähernd wildtypischen Niveau durch die Barriere. Die Versuche wurden viermal unabhängig voneinander durchgeführt. Die resultierende Standardabweichung ist in Form von Fehlerbalken dargestellt. Durch Komplementationsversuche im Transwell-System mit der mip-negativen Mutante JR32-2 und rekombinanten mutierten Mip-Proteinvarianten konnte gezeigt werden, dass durch die Zugabe von monomerem Mip die fehlende mip-Expression der Mutante annähernd kompensiert werden kann. Nach 5 h Inkubation der Bakterien auf dem Filter gehen im Mittel 5300 wildtypische L. pneumophila PhilI JR32 durch die Barriere aus Lungenepithelzellen und extrazellulärer Matrix. Der Durchgang der Mutante JR32-2 liegt bei 45 Bakterien/ml. Bei Zugabe von 30 µg/ml von Mip(Y185-A) bzw. Mip(D145-L) wird die Penetrationsrate der Mutante JR32-2 auf 155 Bakterien/ml gesteigert. Dies kann auf die geringe PPIase-Aktivität der gereinigten Proteinvarianten zurückgeführt werden. Bei Zugabe von monomeren rekombinanten Mip mit voller PPIase-Aktivität sind mit 1500 Bakterien/ml wesentlich mehr Mutanten in der Lage die Barriere zu penetrieren. 4.4.4.4 Transwell-Versuche mit Escherichia coli Um zu untersuchen, ob nur Legionellen mit Hilfe von Mip in der Lage sind einen Lungenepithelzellmonolayer zu penetrieren, wurden die Transwell-Versuche mit Escherichia coli durchgeführt. Hierzu wurden die Versuche wie in 3.23 beschrieben durchgeführt. Es wurden die wildtypischen, mip-negativen E. coli HB101 mit dem Vektor pBR322, sowie die mit dem mip-tragenden Vektor pBLL106 transformierten E. coli HB101 Ergebnisse 100 verwendet. Der Vektor pBLL106 resultiert aus dem Vektor pBR322 mit einem 4,5 kb BamH I-Cla I mip-tragenden Fragment. Ebenso wurde getestet, ob durch Zugabe von gereinigtem rekombinanten Mip-Protein die wildtypischen mip-negativen E. coli HB 101 in der Lage sind, durch den Monolayer zu gelangen (Abb. 37). Durch Gewinnung von Gesamtzellproteinen aus beiden E. coli Stämmen und Westernblotanalyse konnte gezeigt werden, dass E. coli HB101 transformiert mit dem Vektor pBLL106 in der Lage ist Mip zu exprimieren. Die Ergebnisse des Westernblots (Abb. 36) belegen, dass E. coli HB101 transformiert mit pBLL106 im Gegensatz zu wildtypischen E. coli HB 101 Mip exprimiert. Mip-Monomer (25 kDa) Abb. 36 Westernblot aus Gesamtproteinen aus E. coli hybridisiert mit Mip-AK 2D8 und sek. Ak anti-MausPeroxidase. Spur M stellt den Rainbowmarker dar. In Spur 1-4 sind Gesamtzellproteine aus E. coli HB101 pBLL106 (exprimiert Mip) aufgetragen. Spur 5 ist frei. In Spur 6 sind Gesamtzellproteine aus E. coli HB101 pBR322 (mip-negativ) aufgetragen. Ergebnisse 101 1000000 logCFU/ml 100000 10000 1000 100 10 - + - - E. coli (Mip ) E. coli (Mip ) E. coli (Mip ) E. coli (Mip ) + 30 µg Mip + 100 µg Mip Abb. 37 Darstellung der Durchgangsraten von wildtypischen E. coli HB 101 und dem mip-exprimierenden E. coli HB 101 transformiert mit pBLL 106. Nach Zugabe von rekombinantem Mip-Protein sind wildtypische E. coli in der Lage den Lungenepithelzellmonolayer zu durchdringen. Die Versuche wurden viermal unabhängig voneinander durchgeführt. Die resultierende Standardabweichung ist in Form von Fehlerbalken dargestellt. In Abbildung 37 sind die Penetrationsraten der Stämme E. coli HB 101 (Vektorkontrolle) und E. coli HB 101 pBLL106 dargestellt. Es ist zu erkennen, dass wildtypische E. coli nicht in der Lage sind, eine Barriere aus Lungenepithelzellen zu durchdringen. Nach Transformation mit dem Legionella-mip-tragenden Vektor pBLL106, bzw. nach Zugabe von rekombinantem Legionella-Mip können diese E. coli den Monolayer penetrieren. Bei Zugabe von 30 µg Mip sind im Mittel 5600 Bakterien/ml durch den Monolayer gegangen, wobei bei Zugabe von 100 µg knapp doppelt so viele Bakterien/ml penetrieren konnten. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass E. coli mit Hilfe des Mip-Proteins von L. pneumophila eine Barriere aus Lungenepithelzellen und ihrer extrazellulären Matrix penetrieren können. 4.4.4.5 Hemmung der Proteaseaktivität Für die Degradation der extrazellulären Matrix ist die Aktivität proteolytischer Enzyme notwendig. Einige invasive Bakterien können durch tissue-type Plaminogenaktivator (tPA) das an ihre Oberfläche gebundene Plasminogen aktivieren. Plasmin gehört zu den Serinproteasen und ist in der Lage verschiedene Proteine der extrazellulären Matrix zu degradieren, so dass die Bakterien in das daruntergelegene Gewebe eindringen können (Lähteenmäki et al., 2000). In folgenden Versuchen wurde getestet, ob während der Penetration der Legionellen durch die Barriere aus Lungenepithelzellen und extrazellulärer Matrix Proteasen eine Rolle spielen. Ergebnisse 102 Darzu wurde die Proteaseaktivität durch Zugabe eines Proteaseinhibitorcocktails im Transwell-System gehemmt. Wie unter 3.23 beschrieben wurde eine Tablette des Complete EDTAfree Protease Inhibitor Cocktails in 20 ml Medium gelöst. Die Bakterien wurden mit diesem inhibitorhaltigen Medium abgeschwemmt und 20 min vor Zugabe zum Transwell-System bei 37°C inkubiert. Ebenso wurde das Medium im Transwell-System durch dieses Medium ausgetauscht. Nach Zugabe der Bakterien auf den Filter und 5 h Inkubation, wurde der untere Teil des Transwell-Systems auf BCYE-Agar ausplattiert. In folgender Abbildung ist die Penetrationsrate von L. pneumophila PhilI JR32 ohne und mit Proteaseinhibitor dargestellt. Zur Kontrolle der Undurchlässigkeit des Monolayers wurde die mip-negative Mutante L. pneumophila PhilI JR32-2 ohne und mit Proteaseinhibitor getestet. Ebenso wird die Durch- gangsrate der Mip-Varianten L. pneumophila Phil JR32-2.2, JR32-2.3 und JR32-2.4 gezeigt. logCFU/ml 100000 10000 1000 100 hi bi to r t.i n hi bi to r 2. 4+ Pr o JR 32 - 2. 3+ Pr o t.i n hi bi to r t.i n JR 32 - JR 32 - 2. 2+ Pr o t.i n hi bi to r 2 2+ Pr o JR 32 JR 32 - JR 32 + JR 32 Pr ot ea se in hi bi to r 10 Abb. 38 Darstellung der penetrierten Bakterien durch eine Barriere aus Lungenepithelzellen NCI-H292 im Transwell-System. Von den wildtypischen Legionellen JR32 sind 1,6 x 104 Bakterien/ml in der Lage zu penetrieren. Nach Hemmung der Proteaseaktivität im System sind es 106 Bakterien/ml. Im Vergleich können 34 mip-negative Mutanten JR32-2 durch die Barriere. Nach Hemmung der Proteaseaktivität im Transwell-System sind von den Stämmen JR32-2.2, JR32-2.3 und JR32-2.4 nur noch zwischen 20 und 60 Bakterien/ml in der Lage die Barriere zu durchbrechen. Die Versuche wurden dreimal unabhängig voneinander durchgeführt. Die resultierende Standardabweichung ist in Form von Fehlerbalken dargestellt. Wie in Abbildung 38 zu sehen ist, sind nach Hemmung der Proteaseaktivitäten nur noch 106 wildtypische Legionellen in der Lage durch eine Barriere aus Lungenepithelzellen und ihrer extrazellulären Matrix zu gelangen. Im Vergleich gehen 1,6 x 104 wildtypische Legionellen/ml ohne Hemmung der Proteaseaktivitäten durch den Monolayer. Zur Kontrolle ist die Durchgängigkeit der mip-negativen Mutante dargestellt. Sie beträgt ohne Proteaseinhibitor 34 Bakterien/ml und mit Proteaseinhibitor 20 Legionellen/ml. Ebenso ist die Penetrationsrate der Mip-Varianten von L. pneumophila PhilI JR32 nach Hemmung der Proteaseaktivität auf weniger als 60 Bakterien/ml reduziert. Ergebnisse 103 Da der Proteaseinhibitorcocktail ein breites Spektrum an Serin- und Cysteinproteasen inhibiert, wurde in folgenden Versuchen getestet, ob es sich um eine Serin- oder Cysteinprotease handelt, die gehemmt wird. Hierzu wurden gleiche Transwell-Versuche wie oben beschrieben durchgeführt. Zum einen wurden die Serinproteasen durch die Zugabe von 30 µg/ml Pefabloc SC bzw. 170 µg (1 mM) PMSF gehemmt. Pefabloc SC (AEBSF) ist 4-(2-Aminoethyl)benzensulfonylfluorid. PMSF (Phenylmethansulfonylfluorid) ist ein irreversibler Inhibitor von Serinproteasen wie Trypsin und Chymotrypsin sowie von Thiolproteasen wie Papain. Die Cysteinproteasen wurden durch 10 µg/ml E-64 (N-[N-(L-3-trans-Carboxyoxiran-2-carbonyl)L-leucyl]-agmatin) blockiert. Die Mengenangaben beziehen sich auf die empfohlene Arbeitskonzentration der Firmen Roche bzw. Sigma, von denen Chemikalien bezogen wurden. Bei Pefabloc SC musste die empfohlene Konzentration von 100 auf 30 µg/ml reduziert werden, da bei höherer Dosierung die Bakterien abgetötet wurden. Vor Zugabe der Bakterien auf die Transwell-Filter, wurden diese mit der angegebenen Konzentration der Proteaseinhibitoren 20 min bei 37°C vorinkubiert. Ebenso wurde das Medium im Transwell-System durch proteaseinhibitorhaltiges Medium ausgetauscht. Nach 5 h Inkubation der Bakterien auf der Zellbarriere wurde der untere Teil des Transwell-Systems auf BCYE-Agar ausplattiert. In Abbildung 39 ist die Penetrationsrate der wildtypischen L. pneumophila PhilI JR32 ohne und mit Hemmung der Serinproteasen durch Pefabloc SC bzw. PMSF und Hemmung der Cysteinproteasen durch E-64 dargestellt. logCFU/ml 10000 1000 100 10 JR32 JR32+Pefabloc SC JR32+PMSF JR32+E-64 Abb. 39 Penetrationsraten von L. pneumophila PhilI JR32 durch eine Barriere aus Lungenepithelzellen NCIH292 im Transwell-System. Nach Hemmung der Serinproteasen durch Pefabloc SC bzw. PMSF konnte die Durchgängigkeit von JR32 von 6500 auf 90 bzw. 45 Bakterien/ml reduziert werden. Die Hemmung der Cysteinproteasen zeigt keinen Effekt auf die Penetrationsrate der Legionellen. Die Versuche wurden viermal unabhängig voneinander durchgeführt. Die resultierende Standardabweichung ist in Form von Fehlerbalken dargestellt. Ergebnisse 104 In Abbildung 39 ist die Penetrationsrate von L. pneumophila PhilI JR32 durch eine Barriere aus Lungenepithelzellen im Transwell-System dargestellt. Nach Hemmung der Serinproteasen durch Pefabloc SC bzw. PMSF im System ist die Durchgangsrate der Bakterien von 6500 auf 90 bzw. 50 Bakterien/ml reduziert. Der Cysteinproteasehemmer E-64 zeigt keinen Effekt auf die Durchgängigkeit der wildtypischen Legionellen. Nach Hemmung mit E-64 konnten noch knapp 3300 Bakterien/ml im unteren Teil des Transwell-Systems detektiert werden. Anhand dieser Versuche konnte gezeigt werden, dass die Aktivität von Serinproteasen im TranswellSystem eine Rolle bei der Penetrationsfähigkeit der Legionellen durch eine Barriere aus Lungenepithelzellen und ihrer extrazellulären Matrix spielen. 4.4.5 Transwell-Versuche mit A549- und Calu3-Zellen Wie in den Transwell-Versuchen mit NCI-H292 Zellen zu sehen ist, spielt die Anwesenheit des Mip-Proteins eine entscheidende Rolle für die Penetrationsfähigkeit von L. pneumophila durch eine Barriere aus Lungenepithelzellen und ihrer extrazellulären Matrix. Ob das Vorhandensein der extrazellulären Matrix hierbei wichtig ist, sollten Transwell-Versuche mit Lungenepithelzellen zeigen, die keine extrazelluläre Matrix bilden. Hierzu wurden TranswellExperimente wie unter 3.23 beschrieben mit A549 bzw. Calu3-Zellen durchgeführt. Es konnte gezeigt werden, dass sich A549-Zellen für Transwell-Versuche nicht eignen. Nach 5 Tagen der Zellen auf dem Transwell-Filter und täglichem Mediumwechsel, war es nicht möglich eine dichte Barriere von Zellen auf dem Filter zu erhalten. Für die Versuche wurden 1 x 107 Legionellen auf den Filter pipettiert. Nach 5 h wurden geeignete Verdünnungen des unteren Teils des Transwell-Systems auf BCYE-Agarplatten ausplattiert um die Anzahl der Bakterien zu bestimmen, die in der Lage waren durch die Lage an A549-Zellen zu gelangen. Da sowohl L. pneumophila PhilI JR32 WT wie auch die mip-negative Mutante in der Lage waren annähernd komplett in den unteren Teil des Transwell-Systems zu gelangen, kann davon ausgegangen werden, dass die Barriere an Zellen nicht dicht genug war. Aus diesem Grund wurden gleiche Versuche wie oben beschrieben mit der Epithelzelllinie Calu3 durchgeführt. In Abbildung 40 sind die Penetrationsraten von L. pneumophila PhilI JR32 und der mip-negativen Mutante L. pneumophila PhilI JR32-2 dargestellt. Ergebnisse 105 logCFU/ml 100000 10000 1000 JR32 JR32-2 Abb. 40 Darstellung der penetrierten Legionellen im Transwell-System mit Calu3-Zellen. Sowohl die wildtypischen Legionellen als auch die mip-negativen Mutanten von L. pneumophila JR32 sind in der Lage eine Barriere aus Calu3-Zellen zu penetrieren. Die Versuche wurden viermal unabhängig voneinander durchgeführt. Die resultierende Standardabweichung ist in Form von Fehlerbalken dargestellt. Wie in Abbildung 40 zu erkennen ist, sind 1,9 x 104 wildtypische L. pneumophila PhilI JR32 und 3,1 x 104 mip-negative L. pneumophila PhilI JR32-2 im unteren Teil des TranswellSystems nachzuweisen. Dieser Versuch mit Calu3-Zellen, die keine extrazelluläre Matrix bilden, zeigt, dass sowohl Wildtyp als auch mip-negative Legionellen in der Lage sind, die Barriere zu penetrieren. 4.4.6 Degradationsassay Die Pathogenität von L. pneumophila wird unter anderem durch die Fähigkeit dieser Bakterien verursacht, tief in das Lungengewebe einzudringen und hier Makrophagen und Epithelzellen zu befallen. Viele invasive Bakterien sind hierzu in der Lage die extrazelluläre Matrix und Basalmembranen zu degradieren. Die extrazelluläre Matrix besteht hauptsächlich aus Collagenen, Proteoglykanen, Elastin und Glykoproteinen wie Laminin, Fibronektin und Entaktin. Dieses dichte Flechtwerk zu degradieren erfordert proteolytische Aktivität der Bakterien. Um zu untersuchen, ob L. pneumophila extrazelluläre Matrix abbauen kann, wurden Degradationsversuche mit radioaktivmarkierter Matrix durchgeführt. Hierzu wurden Lungenepithelzellen NCI-H292 wie unter 3.26 beschrieben in 24-Loch-Platten kultiviert. Durch Zugabe von L-[35S]Methionin und L-[35S]Cystein werden diese Aminosäuren in die generierende Matrix eingebaut. Nach Erreichen eines konfluenten Monolayers, werden die Lungenepithelzellen wie unter 3.21 beschrieben zerstört und die extrazelluläre Matrix gewonnen. Nach Zugabe der Bakterien wird nach entsprechender Zeit ein Aliquot aus der Ergebnisse 106 Vertiefung der 24-Loch-Platte abgenommen und in Scintillationsflüssigkeit pipettiert. Die freigewordene Radioaktivität wurde am Scintillationsmessgerät bestimmt. In folgender Abbildung ist der Abbau der extrazellulären Matrix im Laufe der Inkubationszeit mit L. pneumophila PhilI JR32 mit und ohne Pefabloc SC, JR32-2 ohne und mit 30 µg Mip und 100 µg Mip alleine angegeben. Als Positivkontrolle dienten 2 Units Proteinase K und als Negativkontrolle Puffer. 2500 JR32 2000 CPM JR32 + Pefabloc SC JR32-2 1500 JR32-2 + 30 µg Mip 1000 100 µg Mip Proteinase K 500 Buffer 0 0 5 10 20 40 60 120 Zeit [min] Abb. 41 Degradation der extazellulären Matrix von Lungenepithelzellen NCI-H292. Darstellung der steigenden counts per minutes (cpm) im Laufe der Inkubationszeit mit Proteinase K, L. pneumophila PhilI JR32 und JR32-2 mit 30 µg Mip. Es ist keine freiwerdende Radioaktivität messbar bei Inkubation mit L. pneumophila PhilI JR32 + Pefabloc SC, JR32-2, 100 µg Mip und der Negativkontrolle Puffer. In Abbildung 41 ist die zeitabhängige Degradation der extrazellulären Matrix dargestellt. Mit Hilfe des Scintillationsmessgerätes wurde die freiwerdende Radioaktivität bestimmt. Gut zu erkennen ist die steigende Degradation der Matrix innerhalb 120 Minuten nach Inkubation mit der Positivkontrolle Proteinase K. Ebenfalls sind wildtypische L. pneumophila PhilI JR32 und mip-negative JR32-2 nach Zugabe von 30 µg rekombinantem Mip in der Lage die extra- zelluläre Matrix zu zerstören. Nach Hemmung der Serinproteaseaktivitäten durch Zugabe von Pefabloc SC, können L. pneumophila PhilI JR32 die Matrix nicht mehr degradieren. Ebenso scheint das Mip-Protein für die Degradation wichtig zu sein, da mip-negative Legionellen JR32-2 nicht mehr in der Lage sind, die Matrix innerhalb von 2 h zu zerstören. Bei Zugabe von 100 µg rekombinantem Mip ist keine freiwerdende Radioaktivität zu messen, was darauf hinweist, dass Mip alleine keine Proteaseaktivität besitzt. Degradationsassays konnten zeigen, dass wildtypische Legionellen in Anwesenheit von Serinproteaseaktivität die extrazelluläre Matrix von Lungenepithelzellen degradieren können. Ergebnisse 4.4.7 107 Zusammenfassung Anhand von Bindestudien konnte gezeigt werden, dass das Mip-Protein aus L. pneumophila an die extrazelluläre Matrix der Lungenepithelzelllinie NCI-H292 bindet. Eine konzentrationsabhängige Bindung konnte an die Collagene und vor allem an das Collagen IV nachgewiesen werden. Eine Behandlung des Glykoproteins Collagen IV durch Endoglykosidase H bzw. Periodat beeinflusst die Bindung von Mip nicht. Dies führt zu der Annahme, dass es sich um eine Protein-Protein Bindung handelt. Kompetitionsassays mit markiertem und unmarkiertem Mip haben ebenfalls gezeigt, dass es sich um eine spezifische Bindung handelt. Transwell-Versuche mit extrazellulärer Matrix exprimierenden Lungenepithelzellen NCI-H292 zeigen, dass sowohl das Mip-Protein von L. pneumophila, als auch das Vorhandensein einer Serinproteaseaktivität für die Penetration von Legionellen und E. colis durch eine Barriere dieser Zellen eine Rolle spielen. Für die Penetration ist nicht die volle PPIase-Aktivität notwendig. Bei einer Restaktivität von nur 2% ist jedoch die Penetrationsfähigkeit deutlich niedriger als bei einer PPIase-Aktivität von 6%. Ebenso konnte nach Hemmung der PPIase-Aktivität durch FK506 bzw. Rapamycin die Penetrationsfähigkeit stark reduziert werden. Nach Zugabe von rekombinantem wildtypischen Mip bzw. monomerem Mip waren die mip-negativen Mutanten JR32-2 in der Lage auf annähernd wildtypischem Niveau durch die Barriere aus Lungenepithelzellen und ihrer extrazellulären Matrix zu gelangen. Mit Hilfe von Proteaseinhibitoren konnte gezeigt werden, dass Serinproteasen für die Durchdringung der Legionellen durch die Barriere notwendig sind. Degradationsassays mit S35-markierter extrazellulärer Matrix zeigten, dass Legionellen in Anwesenheit von Mip und einer Serinproteaseaktivität in der Lage sind, die extrazelluläre Matrix von Lungenepithelzellen zu degradieren. Diskussion 108 5 Diskussion 5.1 5.1.1 Dictyostelium discoideum als Modellsystem Dictyostelium discoideum als Modellsystem zur Untersuchung von WirtPathogen-Interaktionen In zahlreichen Studien konnte gezeigt werden, dass sich die Amöbe Dictyostelium discoideum zur Untersuchung von Wirt-Pathogen Interaktionen eignet. Hägele et al. und Solomon et al. konnten zeigen, dass verschiedene Legionella-Spezies in der Lage sind, sich in D. discoideum zu vermehren und die Infektion nach denselben Mechanismen abläuft wie sie z. B. für Acanthamoeba castellanii bekannt sind (Hägele et al., 2000; Solomon et al., 2000). Der Vorteil dieses Dictyostelium-Modellsystems liegt in der einfachen Handhabung und Haltung der Dictyostelien im Labor. Des Weiteren ist die Amöbe haploid und somit genetisch leichter zugänglich. Es gibt ein cDNA Projekt und ein Genomprojekt, das sich nach Abschluss der Sequenzierung nun in der Analysephase befindet. Dictyostelium eignet sich nicht nur zur Untersuchung von Legionella, sondern auch als Infektionsmodell für andere Bakterien. Neben Legionellen können sich auch Mycobacterium avium und M. marinum in D. discoideum vermehren (Skriwan et al., 2002; Solomon et al., 2003). In dieser Arbeit konnte gezeigt werden, dass sich verschiedene obligat intrazelluläre Bakterien in Dictyostelien vermehren können. Hierzu wurden die Endozytobionten TUME1, UWE25 und UWC6 aus den Originalwirten A. castellanii isoliert und für die Infektion in Zellkulturflaschen mit D. discoideum pipettiert. Da die Endozytobionten ohne Wirtszelle nicht kultivierbar sind, wurde das Vorhandensein der intrazellulären Bakterien mit Fluoreszenz in situ Hybridisierung sichtbar gemacht. Mit Hilfe von spezifischen Cy3-markierten 16S-rRNA-Sonden wurde die intrazelluläre Zunahme der Bakterien über 48 h beobachtet. Zum Zeitpunkt 48 h nach Inokulation konnte eine erhöhte Anzahl der drei Endozytobionten in D. discoideum festgestellt werden. Fritsche et al. haben gezeigt, dass ca. 22% aller Acanthamöbenisolate mit nicht kultivierbaren, obligat intrazellulären Endozytobionten infiziert sind. Diese gehören hauptsächlich zu den Chlamydiales und Rickettsiales. TUME1 ist ein Neochlamydienverwandter Endozytobiont, UWE25 ist ein Parachlamydien-verwandter Endozytobiont und UWC6 gehört zu den β-Proteobakterien. Anhand von elektronenmikroskopischen Aufnahmen konnte gezeigt werden, dass die Stämme TUME1 und UWE25 im Zytoplasma des Wirtes von membranösen Strukturen eng umschlossen sind. UWC6 konnte sowohl in Vakuolen als auch Diskussion 109 frei im Zytoplasma nachgewiesen werden. Die Lokalisierung der Endozytobionten entspricht ihrer Lokalisierung in ihren natürlichen Wirten (Horn et al., 2002; Fritsche et al., 2000). Im Gegensatz zu TUME1 und UWC6 ist UWE25 in der Lage Dictyostelien zu lysieren. Dies konnte unter dem Lichtmikroskop 48 h nach Infektion durch einen großen Teil abgelöster Wirtszellen und das Vorhandensein vieler Zellfragmente beobachtet werden. Dieses Phänomen zeigt, dass UWE25 in D. discoideum kein Endosymbiont ist, sondern ein Parasit. Die Zerstörung der Wirtszelle kann durch verschiedene Faktoren zustande kommen. Zum einen kann es sich um einen rein physikalischen Vorgang handeln, bei dem die Wirtszelle aufgrund der starken Vermehrung der Bakterien platzt. In anderen Wirtszellen als Dictyostelium kann die Zerstörung auch durch Apoptose hervorgerufen werden. Des Weiteren ist es auch möglich, dass das Bakterium die Zytolyse durch Porenbildung initiiert. Dies ist ein bekannter Vorgang während der Infektion von Makrophagen und Epithelzellen mit L. pneumophila (Alli et al., 2000). In dieser Arbeit wurde gezeigt, dass sich D. discoideum nicht zur Untersuchung der intrazellulären Interaktion von Wirt mit dem Bakterium Pseudomonas aeruginosa eignet. Cosson et al. haben jedoch festgestellt, dass man Dictyostelium für Studien zur interzellulären Interaktion von Wirt und Bakterium verwenden kann (Cosson et al., 2002). Pseudomonas aeruginosa wird hauptsächlich im Boden und im Wasser gefunden. Es ist bekannt, dass dieser Keim ganz verschiedene Wirte wie Pflanzen, Insekten, Acanthamöben und Caenorhabditis elegans infizieren kann (Michel et al., 1995; Tan et al., 1999). Im Menschen verursacht er häufig nosokomiale Infektionen sowie schwere Pneumonie und Bakteriämie. Als opportunistischer Keim besiedelt dieses Bakterium häufig die Lungen von Patienten mit Zystischer Fibrose und verursacht dort erhebliche Lungenschäden. Das Vorhandensein vieler Stämme mit multipler Antibiotikaresistenz stellt ebenso erhöhten Handlungsbedarf in der Pseudomonadenforschung dar. Für Infektionsexperimente wurden in Zellkulturflaschen Dictyostelien mit Pseudomonaden infiziert. Da sich die Bakterien auch extrazellulär vermehren können, war während der ganzen Infektionsdauer eine geringe Gentamicinkonzentration vorhanden. Nach 3 h, 17 h und 24 h wurden Aliquots aus der Infektionsflasche entnommen, mit Puffer gewaschen um das Antibiotikum zu entfernen und in geeigneten Verdünnungen auf LB-Agarplatten ausplattiert. Zum Zeitpunkt 0´ h wurden nur 0,4% der Pseudomonaden von den Dictyostelien aufgenommen. Die intrazelluläre Anzahl verminderte sich innerhalb 17 h nach Aufnahme, wobei nach 24 h annähernd keine Pseudomonaden mehr intrazellulär detektiert werden konnten. Zur Kontrolle der Infektionsexperimente wurden elektronenmikroskopische Aufnahmen von pseudomonaden- Diskussion 110 infizierten Dictyostelien gemacht. Bereits 3 h nach Infektion konnten Pseudomonaden identifiziert werden, die von ihrer Wirtszelle verdaut werden. Cosson et al. haben ebenso die Interaktion von Pseudomonaden mit D. discoideum untersucht. Sie konnten zeigen, dass D. discoideum für ihre Fragestellung ein geeignetes Wirtszellsystem ist, um die Pathogenität von P. aeruginosa zu untersuchen. Bei ihren Untersuchungen wurden Dictyostelien zusammen mit Pseudomonaden auf einen Rasen von Klebsiella pneumoniae ausgestrichen. Das Vorhandensein von P. aeruginosa hemmt das Wachstum von D. discoideum und somit die Plaquebildung auf dem Klebsiella-Rasen. Ebenso konnten Dictyostelien auch nicht auf einem Pseudomonadenrasen wachsen. Dies zeigt, dass P. aeruginosa kein Futterbakterium für D. discoideum ist. Pseudomonaden werden von Dictyostelien bis zu zehnmal schlechter aufgenommen als Klebsiellen (Pukatzki et al., 2002). Die Versuche von Cosson et al. zielten darauf hinaus, zu testen, inwieweit P. aeruginosa das Wachstum von D. discoideum inhibieren kann. Somit stellten sie auch fest, dass selbst der Kulturüberstand der Pseudomonaden ausreicht, um das Wachstum der Dictyostelien zu inhibieren und sie zu lysieren. Beteiligt an der Lyse scheinen hier die las und rhl Signalwege zu sein, die zur Expression verschiedener Virulenzgene wie Proteasen, Rhamnolipiden, Pyocyanin und Exotoxin A führen (Cosson et al., 2002). Somit scheint das Dictyostelienmodell geeignet zu sein, um die extrazelluläre Pathogenität von Pseudomonas zu untersuchen, jedoch nicht die intrazelluläre. 5.1.2 5.1.2.1 Genexpression von Dictyostelium discoideum nach Infektion mit Legionella Genexpression 24 h nach Infektion mit Legionella pneumophila In Zusammenarbeit mit Patrick Farbrother von der Universität Köln wurde die Genexpression von Dictyostelium discoideum während der Infektion mit Legionellen mit Hilfe eines DNAMicroarrays untersucht. Auf diesem Microarray befinden sich 450 Sonden von bereits publizierten Genen, 5423 Sonden cDNAs des japanischen cDNA Projekts sowie 33 Kontrollen. Jede Sonde wird zweimal auf das Array gespottet, die Kontrollen sogar bis zu sechsmal. Dies ergibt eine Anzahl von 14620 Punkten insgesamt auf dem Array. Die Nachweisgrenze des Microarray-Systems liegt bei etwa 5 pg mRNA. Die RNA-Isolierung wurde nach dem RNeasy Midi Protokoll zur Isolierung zytoplasmatischer RNA durchgeführt. Die Isolierung erfolgte pro Ansatz aus 1,5 x 107 infizierten bzw. nicht infizierten Dictyostelien zu verschiedenen Zeitpunkten nach Infektion. Für die Infektion wurden die Diskussion 111 Bakterien mit einer MOI von 10 eingesetzt. Die mRNAs wurden revers transkribiert und mit den Farbstoffen Cy3 oder Cy5 markiert. Nach Hybridisierung wurden die Microarrays mit ScanArray Express gescannt und anschließend mit dem Programm R normalisiert. Für die Identifikation differentiell exprimierter Gene eines Experiments wurde das Programm Significance Analysis of Microarrays (SAM) verwendet. Sequenzvergleiche der cDNASequenzen mit bekannten Proteinsequenzen wurden mit dem Programm BLAST des NCBI oder des EBI durchgeführt (Farbrother, 2004). Um die Fehler der Microarrays möglichst gering zu halten, wurden die Messungen der Genexpression mit mehreren Microarrays wiederholt. Ebenso wurden die Farbmarkierungen Cy3 und Cy5 von Experiment- und Kontroll-cDNA vertauscht. Somit wurde ein möglicher genspezifischer Effekt der Farbstoffe minimiert. Die größten Schwankungen wurden jedoch durch die wiederholte Messung von unabhängig isoliertem biologischen Material ausgeglichen. Ebenso war es sinnvoll einen Schwellenwert von mehr als 1,5 für den Faktor der Genregulation einzuführen, da die Genexpressionen erst dann reproduzierbar waren und mit quantitativer PCR überprüft werden konnten. In den ersten Versuchen wurde die Genexpression von legionelleninfizierten und uninfizierten Dictyostelien 24 h nach Infektion verglichen. Hierbei wurden 1218 Gene als differentiell exprimiert identifiziert. Nach Erhöhung des Schwellenwertes für Induktion und Repression auf 1,5, blieben 152 induzierte und 117 reprimierte Gene übrig. Es wurden zahlreiche Gene gefunden, deren Funktion nicht zuzuordnen war. Es konnten jedoch auch einige bekannte Gene identifiziert werden, bzw. Gene, denen man eine Funktion zuteilen konnte. Zu den bekannten Genen, die während der Infektion induziert werden, gehört das rtoA-Gen. RtoA ist ein 39,8 kDa großes Protein, das für die Fusion von Endozytose-Vesikeln wichtig ist. In Mutanten ist die Fusion von Endo- und Exozytose-Vesikeln verringert (Brazill et al., 2000). Da L. pneumophila in D. discoideum die Fusion des Phagosoms mit Endosomen und Lysosomen verhindert, kann es sein, dass die Wirtszelle darauf mit gesteigerter Expression von rtoA reagiert. Des Weiteren wird die Expression von manA induziert. Die Induktion der manA-Expression führt zu einer Erhöhung der lysosomalen α-Mannosidase. Diese wiederum spaltet α-mannosidische Bindungen. Mannose ist neben Rhamnose, Glucosamin und anderen Zuckern Bestandteil der äußeren Membran von L. pneumophila (Otten et al., 1986). Ein Teil der Phagosomen in Dictyostelien verschmelzen mit Lysosomen, was zu einem Verdau der darin befindlichen Legionellen führen kann (Hägele et al., 2000). Dies könnte zu einem vermehrtes Vorkommen von Mannose in infizierten Dictyostelien führen. Ebenso konnte ein Gen gefunden werden, das große Ähnlichkeiten zum Discoidin I von D. discoideum zeigt. Diskussion 112 Discoidin I ist ein Lectin, das an Lipopolysaccharide der äußeren Mebran von Gramnegativen Bakterien wie K. aerogenes und E. coli bindet (Breuer & Siu, 1981). Ob Discoidin I oder das Genprodukt der Sonde SSL850 auch an Lipopolysaccharide von Legionellen bindet, ist nicht bewiesen. Die Sonde SSK605 zeigt Ähnlichkeit zu der Phosphoribosylaminoimidazol Carboxylase von Bifidobacterium longum. Dies ist ein Enzym der Purin-Biosynthese. Da L. pneumophila für seine intrazelluläre Vermehrung Nukleotide benötigt, könnte eine erhöhte Expression dieses Gens erklärbar sein. Die Sonde SLD769 ist ähnlich zur Endopeptidase ClpB von Rhodopseudomonas palustris. Sie gehört zur Familie der molekularen Chaperone Clp/Hsp100, welche Proteinaggregate auflösen, die durch Hitzeschock oder andere Arten von Stress gebildet werden. Da eine Infektion durch L. pneumophila für die Wirtszelle eine erhöhte Stresssituation darstellt, erscheint die Überexpression solcher Chaperone plausibel. Während einer Infektion von D. discoideum mit L. pneumophila werden vermehrt Gene exprimiert, die hohe Ähnlichkeiten zu den calciumbindenden Proteinen (CBP) 4a und 4b von D. discoideum haben. In D. discoideum sind die calciumbindenden Proteine (CBP) Calnexin und Calreticulin an der Umstrukturierung des Aktin-Zytoskeletts beteiligt (MüllerTaubenberger et al., 2001). Die Aufnahme und die Vermehrung von L. pneumophila in Calnexin- und Calreticulin-Mutanten von D. discoideum ist vermindert. Mit Hilfe der konfokalen Lasermikroskopie ist gezeigt worden, dass GFP-markiertes Calnexin und Calreticulin während der Phagozytose von L. pneumophila im phagozytischen Cup angereichert werden. Im Gegensatz zur Vakuole in der sich E. colis befanden, wurden beide Proteine an der replikativen Vakuole von L. pneumophila in D. discoideum gefunden (Fajardo et al., 2004). Die Rolle der calciumbindenden Proteine 4a und 4b während des Infektionsprozesses ist jedoch nicht bekannt. Coat proteine (COPs) umhüllen Vesikel, die am Transport innerhalb des Golgi-Apparates sowie am Transport zwischen Golgi und ER beteiligt sind (Lowe & Kreis, 1998). Die Sonde VSE168 zeigt Ähnlichkeiten zum β´-COP von Bos taurus. Falls das Homolog dazu in D. discoideum Endosomen und Lysosomen umhüllt, könnte eine Beeinflussung während des Infektionsprozessen durch L. pneumophila denkbar sein. Des Weiteren werden Gene induziert, deren Produkte ähnlich zur Acetyl-CoA Hydrolase, einer Glutathion S-Transferase und zu short-chain Dehydrogenasen sind. Die Acetyl-CoA Hydrolase ist für die Regulation des intrazellulären Acetyl-CoA Spiegels zur Fettsäure- und Cholesterinsynthese, sowie für die Fettsäureoxidation verantwortlich. Die Glutathion STransferase wirkt als Antioxidans und neutralisiert schädigende freie Radikale im Gewebe Diskussion 113 (Aguilera et al., 2001). Eine Erhöhung dieser Enzyme während einer Infektion der Zelle scheint verständlich, da sich die Wirtszelle vermutlich gegen die Infektion zur Wehr setzt. Die Stearoyl-CoA Desaturase (SCD) katalysiert die Synthese von langkettigen Fettsäuren wie Oleat (C18:1) und Palmitoleat (C16:1). Diese sind die wichtigsten einfach ungesättigten Fettsäuren von Membranphospholipiden, Triglyzeriden, Wachsestern und Cholesterinestern (Rahman et al., 2004). Eine Repression dieses Enzyms während der Infektion könnte für die Wirtszelle zur Energieeinsparung dienen, da eventuell alle nicht unbedingt notwendigen Funktionen der Zelle gedrosselt werden. Dp87 und CotB sind Proteine der Sporenhülle und werden während des Entwicklungszyklusses von D. discoideum exprimiert und sezerniert (Araki & Maeda, 1998; Hopper et al, 1995). Eine Induktion von dp87 und eine Repression von cotB steht im Widerspruch. Eine Induktion eines Proteins der Sporenhülle könnte so erklärt werden, dass sowohl eine Infektion wie auch ein Nahrungsmangel erheblichen Stress für die Zelle bedeuten, der zur Aggregation der Zellen und letztendlich zur Bildung von Sporen führen würde. Ebenso kann eine Repression eines Sporenhüllproteins erklärt werden. Die Wirtszelle könnte von den Legionellen soweit umprogrammiert werden, so dass es nicht zur Ausbildung von Sporen kommt, in denen sich die Bakterien nicht mehr effektiv vermehren könnten. Es konnte beobachtet werden, dass mit Legionellen infizierte Dictyostelien nur noch eingeschränkt in der Lage sind, sich in Fruchtkörper zu differenzieren und Sporen zu bilden (Hägele et al., 2000). 5.1.2.2 Infektion mit Legionella hackeliae und einer dotA-Mutante von Legionella pneumophila Pathogene Legionellen können sich in Dictyostelien vermehren. Im Gegensatz dazu werden 82% von L. hackeliae durch D. discoideum in den Phagosomen verdaut (Hägele et al., 2000). Für die Fragestellung, welche Gene bei einer Infektion durch L. pneumophila eine Rolle spielen, wurde zur Kontrolle RNA aus uninfizierten Zellen aber auch aus Zellen gewonnen, die mit apathogenen L. hackeliae bzw. mit einer dotA-Mutante von L. pneumophila infiziert wurden. DotA ist Teil des Typ-IV-Sekretionssystems und befindet sich in der inneren Membran von L. pneumophila. Es spielt während der frühen Phase der Infektion eine Rolle indem es die Fusion von Phagosom und Lysosom verhindert (Roy et al., 1998). Vergleicht man das Expressionsmuster von D. discoideum, die mit wildtypischen Legionellen infiziert wurden, mit dem Expressionsmuster von Dictyostelien, die mit L. hackeliae oder einer dotA- Diskussion 114 Mutante infiziert wurden, so sind Gemeinsamkeiten und auch Unterschiede zu erwarten. In allen drei Ansätzen kommt es zum Kontakt der Wirtszelle mit L. pneumophila, L. hackeliae bzw. der dotA-Mutante. Ebenso findet eine Aufnahme der Bakterien statt. Die für Kontakt und Aufnahme der Bakterien verantwortlichen Gene sollten in allen Ansätzen reguliert sein. Im Idealfall wären keine Unterschiede der Genexpression messbar. Der Vergleich von L. pneumophila infizierten Dictyostelien mit solchen, die L. hackeliae verdauen, sollte Gene liefern, die aufgrund einer Infektion statt eines Verdaues differentiell exprimiert sind. Bei einem Vergleich von L. pneumophila infizierten Dictyostelien mit uninfizierten Zellen, erhält man 269 Gene, die differentiell exprimiert werden. Dagegen werden 588 Gene differentiell exprimiert, wenn man L. pneumophila infizierte Zellen mit L. hackeliae infizierten Zellen vergleicht. Somit gibt es 197 Gene, die in beiden Experimenten reguliert sind. Sie könnten die Gene darstellen, die durch den Infektionsvorgang beeinflusst werden. Viele der 588 differentiell exprimierten Gene könnten falsch positiv sein, da hier nur RNAs aus einem Infektionsexperiment mit mehreren parallelen Ansätzen verwendet wurden. Genauer sind wahrscheinlich die Ergebnisse des Expressionsvergleiches von uninfizierten Dictyostelien im Vergleich zu Dictyostelien, die mit L. pneumophila infiziert wurden. Bei diesen Experimenten wurde die RNA aus vier voneinander unabhängigen Ansätzen isoliert. Es hat sich gezeigt, dass die Schwankungen in der Genexpression am häufigsten dadurch verursacht werden, dass unabhängige Ansätze verglichen werden. Ein Vergleich möglichst vieler RNAs aus mehreren Kulturen, die unabhängig voneinander angesetzt wurden, vermindert somit den Erhalt falscher Ergebnisse. Beim Vergleich von L. pneumophila infizierten Zellen mit Zellen, die mit der dotA-Mutante von L. pneumophila infiziert wurden, erhält man 649 Gene als differentiell exprimiert. Vergleicht man nun die differentiell exprimierten Gene von L. pneumophila infizierten Zellen mit den drei Kontrollen (uninfiziert, L. hackeliae infiziert und dotA-Mutante infiziert) so erhält man die Gene, die in D. discoideum als Reaktion auf eine Infektion mit L. pneumophila reguliert werden. Es wurden 250 Gene gefunden, die differentiell exprimiert werden. Davon konnten 140 Gene (56%) gefunden werden, die mit Genen aus dem Vergleich gegen uninfizierte Zellen übereinstimmen. Bei den induzierten Genen ist RtoA, die lysosomale α-Mannosidase, Discoidin I und sein Homolog, das Homolog zu ClpB sowie die nicht annotierbaren Sonden SSB153, SSM409 und SSM847 darunter. In allen drei Experimenten konnten die Gene der Sonden SSC374, SSC645, SSM741, VSG118 sowie das β´-COP Homolog, cotB und die drei Homologe der calciumbindenden Proteine gefunden werden. 5.1.2.3 Diskussion 115 Genexpression während einer Infektion über 48 h Mit Hilfe von Genexpressionsstudien anhand einer Zeitreihe kann man zelluläre Prozesse, die während einer Infektion ablaufen, untersuchen. Hierzu wurden zum Zeitpunkt 1 h, 3 h, 6 h, 24 h und 48 h nach Infektion aus je drei unabhängigen Ansätzen RNA isoliert und mit sechs Microarrays hybridisiert. Die höchste Anzahl differentiell regulierter Gene konnte zu den Zeitpunkten 3 h und 24 h nach Infektion gefunden werden. Was genau zu diesen Zeitpunkten in der Zelle passiert, ist jedoch unbekannt. Zeitliche Vergleiche zur Infektion in Makrophagen können nur bedingt gezogen werden, da hier die Infektion wesentlich schneller abläuft. In Makrophagen etabliert sich eine legionellenhaltige Vakuole, die völlig unabhängig vom endosomalen Netzwerk ist, bereits nach 6 h. Schon nach 10 bis 15 h erwerben die legionellenhaltigen Phagosomen lysosomale Eigenschaften. Nach 20 h werden die bis dahin neutralen Vakuolen bereits angesäuert, was darauf hindeutet, dass die Phagosomen mit dem lysosomalen Kompartiment fusionieren. Hierdurch wird die Vermehrung der Legionellen gefördert. Kurze Zeit später werden die Legionellen aus den Wirtszellen freigesetzt (Swanson & Fernandez-Moreira, 2002). In D. discoideum läuft dieser Vorgang vermutlich langsamer ab, da eine Wirtszelllyse erst nach 72 h zu beobachten ist. Zum Zeitpunkt 24 h nach Infektion wäre zu vermuten, dass sich hier das replikative Phagosom ausgebildet hat, die Bakterien sich angepasst haben und nun in ihre replikative Phase übergehen. Von den insgesamt 1133 differentiell exprimierten Genen aus der Zeitreihe, konnten nur 179 Gene annotiert werden. Um herauszufinden, welche Gruppen von Genen vor allem reguliert werden, wurden die Sonden des Microarrays in funktionelle Kategorien eingeteilt. Diese funktionelle Kategorisierung basiert auf der Kategorisierung für Saccharomyces cerevisiae des Munich Information Centre for Protein Sequences (MIPS, http://mips.gsf.de/proj/yeast/CYGD/db/index.html). Mit aufgenommen wurden noch Kategorien für die Multizellularität von D. discoideum während des Entwicklungszyklusses (Urushihara et al., 2004; Farbrother, 2004). In Tabelle 9 sind die funktionellen Kategorien der 5423 cDNA Sonden des D. discoideum Microarrays aufgeführt. Die bereits bekannten Gene repräsentieren vor allem die Kategorien 6 Cellular biogenesis and organization und 10 Stress response and cell rescue Da eine Infektion durch L. pneumophila in D. discoideum zu Prozessen der Umorganisation führen und erheblichen Stress für die Zelle bedeuten, ist eine Überrepräsentation dieser Kategorien plausibel. Zusammenfassend ist zu sagen, dass sich das DNA-Microarray eignet, um Expressionsmuster zu untersuchen. In dieser Arbeit wurde das Expressionsmuster von D. discoideum nach Infektion mit L. pneumophila untersucht. Zur Kontrolle dienten uninfizierte Zellen, und Zellen, die mit L. hackeliae bzw. einer dotA-Mutante von L. pneumophila koinkubiert Diskussion 116 wurden. Diese beiden Stämme weisen eine verminderte Pathogenität bzw. ein deletiertes Pathogenitätsgen auf. Für den Zeitpunkt 24 h nach Infektionsbeginn wurden 140 Gene gefunden, die in D. discoideum in Reaktion auf eine Infektion mit L. pneumophila differentiell exprimiert sind. Einige Gene codieren bereits bekannte Proteine von D. discoideum. Dazu gehören das RtoA, Discoidin I, CotB und die lysosomale α- Mannosidase. Weiteren Proteinen konnte durch Homologie-Suche eine Funktion zugeteilt werden. Hierzu zählen die Chaperone ClpB, β’-COP und drei calciumbindende Proteine. Nach Einteilung in funktionelle Kategorien, konnte gezeigt werden, dass während eines Infektionsprozesses über 48 h viele Gene reguliert werden, deren Produkte am NukleotidMetabolismus beteiligt sind, oder bei denen es sich um ribosomale Proteine handelt. 5.1.3 Nramp von Dictyostelium discoideum Das nramp1-Gen kodiert für das natural resistance-associated macrophage protein 1. Gene der nramp Familie sind sowohl unter Eukaryoten und Prokaryoten weit verbreitet (Cellier et al., 2001). Homologe Gene in der Maus wurden mit der Kontrolle von Infektionen mit Salmonella typhimurium (Ity), Leishmania donovanii (Lsh) und Mycobacterium bovis (Bcg) in Zusammenhang gebracht (Lang et al., 1997). In D. discoideum konnte ein Homolog des Nramp1-Proteins gefunden werden. Es befindet sich in der phagosomalen Membran und ist für den Transport von zweiwertigen Kationen zuständig. Da noch nicht aufgekärt wurde, wie der Transport genau stattfindet, existieren zwei Hypothesen. Nach der ersten Hypothese werden zweiwertige Kationen wie Fe2+ aus dem Phagosom heraustransportiert. Da Fe2+ als Kofaktor in vielen Enzymen vorkommt, können Bakterien im Phagosom viele Enzyme nicht bilden, die wichtig sind für die Ausbildung ihrer Virulenz. Die zweite Hypothese schlägt einen Transport von Eisen in das Phagosom vor. Hier fördert der erhöhte Fe2+-Spiegel die Bildung von Sauerstoffradikalen nach der Haber-Weiss Reaktion. Dies wiederum würde zum Abtöten der im Phagosom befindlichen Bakterien führen (S. Bozzaro, pers. Mitteilung). Das Vorhandensein von Eisen stellt für Legionellen einen wichtigen Faktor dar. So konnte gezeigt werden, dass die Vermehrungsfähigkeit der Legionellen in Säugerzellen eisenabhängig ist (Pope et al., 1996). Die Zugabe von γ-Interferon inhibiert das Wachstum von Legionellen, indem der intrazelluläre Eisenspiegel reduziert wird (Byrd et al., 1989). Ein optimales Wachstum von Legionellen wird ab einem Eisenspiegel von 20 µM erreicht (Mengaud et al., 1993). Das sind sehr hohe Mengen an Eisen, wenn man bedenkt, dass in einem bakterien- Diskussion 117 haltigen Phagosom nur ca. 0,1 µM Eisen vorhanden ist (Portillo et al., 1992). Legionellen müssen somit in der Lage sein, potente Eisenaquisitionssysteme zu exprimieren. 5.1.3.1 Infektion von Dictyostelium discoideum WT und einer nramp-Mutante In dieser Arbeit wurde die Rolle von Nramp1 aus D. discoideum während einer Infektion durch L. pneumophila und M. avium untersucht. Anhand von FACS-Analysen wurde die Aufnahmerate von L. pneumophila in wildtypische Dictyostelien mit der Aufnahmerate in die nramp-Knockout-Mutante verglichen. Hierzu wurden die Dictyostelien mit GFP-markierten Legionellen infiziert und die Phagozytoserate nach 3 h Koinkubation am FACS-Gerät ausgewertet. Die Auswertung über die Quadrantstatistik ergibt eine Phagosytoserate von 20% in Ax2 Wildtypzellen und 10% in die Mutante. Dies bedeutet, dass die Mutante 50% weniger Legionellen aufnimmt als der Wildtyp. Die FACS-Analyse bietet eine schnellere Methode der Messung der Phagozytoserate als die zeitaufwendige Bestimmung der CFU-Werte. Um die Ergebnisse zu überprüfen, wurden Invasionsassays wie in 3.15 beschrieben durchgeführt. 3 h nach Zugabe der Legionellen, wurden die extrazellulären Bakterien durch Gentamicinbehandlung abgetötet. Die Anzahl der aufgenommenen Bakterien wurde durch Ausplattieren geeigneter Verdünnungen auf BCYE Agar bestimmt. Es wurden 1 x 105 L. pneumophila in 5 x 105 D. discoideum WT aufgenommen. Geht man davon aus, dass jede Wirtszelle jeweils nur ein Bakterium aufnimmt, so entspricht das einer Infektionsrate von 20%. Im Gegensatz zum Wildtyp nimmt die nramp-Mutante nur etwa halb so viele (5,7 x 104) Legionellen auf. Die Aufnahmerate in die nramp-Mutante ist also im Vergleich zum WT um 50% reduziert. Die Vermehrung von L. pneumophila ist in Abbildung 14 dargestellt. Es ist zu erkennen, dass die Anzahl der Legionellen sowohl im WT als auch in der Mutante in den ersten 24 h abnimmt. Dies ist evtl. dadurch zu erklären, dass in D. discoideum rund 16% der Phagosomen mit Lysosomen fusionieren und die sich darin befindlichen Legionellen verdaut werden (Hägele et al., 2000). Zudem müssen sich die Bakterien an das veränderte Milieu in der Zelle anpassen, bevor sie in die replikative Phase übergehen können. Dies kann durchaus dazu führen, dass die Anzahl der intrazellulären Bakterien in den ersten 24 h abnimmt. Während sich die Legionellen in der Mutante bereits nach 48 h vermehrt haben, nehmen die Bakterien im Wildtyp weiter ab. Erst nach 72 h ist eine deutliche Vermehrung um das knapp Vierfache des Inokulums zu erkennen. Die Legionellen in der Mutante haben sich nach 72 h bereits um das Siebenfache vermehrt. Nach 96 h wird der Unterschied in der Replikationsrate noch deutlicher. Während sich L. pneumophila im WT um das 22-fache vermehrt hat, nahm die Diskussion 118 Anzahl von L. pneumophila in der nramp-Mutante um das 80-fache zu. Da sich M. avium ebenfalls in D. discoideum replizieren kann, wurde die Aufnahmerate dieses Bakteriums sowohl in AX2 als auch in die nramp-Mutante mittels eines Amikazinassays bestimmt. Hierzu wurden die Dictyostelien 3 h mit Mykobakterien koinkubiert. Nach Entfernen der extrazellulären Bakterien durch Amikazin wurden geeignete Verdünnungen auf 7H11 Agar ausplattiert. Ebenso wurden Invasionsassays wie unter 3.12.4 beschrieben durchgeführt um die intrazelluläre Vermehrung von M. avium in D. discoideum zu vergleichen. Wie anhand der Abbildung 15 zu erkennen ist, wurden sowohl die wildtypischen Dictyostelien als auch die nramp-Mutanten zum Zeitpunkt 0 h mit etwa gleich vielen Mykobakterien infiziert. Nach Entfernen der extrazellulären Bakterien wurden zum Zeitpunkt 0’ h von der nramp-Mutante nur etwa halb so viele Mykobakterien aufgenommen wie von wildtypischen Dictyostelien. Die Mykobakterien vermehrten sich in D. discoideum WT um knapp zwei log-Stufen. Trotz der niedrigeren Aufnahme in die nramp-Mutante, vermehrten sich die Mykobakterien innerhalb von 96 h um knapp 2,7 log-Stufen. Die erhöhte Replikationsrate von L. pneumophila und M. avium in der nramp-negativen Mutante HSB60 resultiert aus dem Fehlen des Nramp-Proteins. Die Wirtszelle hat hier einen ihrer Abwehrmechanismen gegen intrazelluläre Pathogene verloren. Hackam et al. konnten zeigen, dass Mäuse mit einer Mutation im nramp1-Gen deutlich anfälliger für mykobakterielle Infektionen sind. Der pHWert in Phagosomen von nramp1-exprimierenden Mäusen war deutlich niedriger als in Mutanten (Hackam et al., 1998). 5.1.3.2 Expression von nramp in Dictyostelium discoideum während einer Infektion Des Weiteren wurde in dieser Arbeit die Expression von nramp1 während der Infektion von D. discoideum mit L. pneumophila und M. avium untersucht. Hierzu wurden Dictyostelien mit den Bakterien mit einer MOI von 10 infiziert. Nach 0 h, 24 h und 48 h wurde die RNA wie in 3.17.2 beschrieben mit Trizol isoliert. In Zusammenarbeit mit Salvatore Bozzaro wurden die RNA-Isolate auf das Vorhandensein von nramp-RNA mit Hilfe von Northern-Blots und einer spezifischen nramp-Sonde untersucht. Zur Kontrolle der Methode fanden parallel Hybridisierungen mit den Sonden VatB und Actin statt. Zur Kontrolle der nramp-Expression wurde RNA aus uninfizierten Dictyostelien isoliert und auf das Vorhandensein von nrampRNA untersucht. Hier ist zu sehen, dass die nramp-Expression in uninfizierten Dictyostelien innerhalb von 48 h stark abnimmt. Dennoch ist nramp-RNA nach 48 h noch nachweisbar. Ebenso nimmt die nramp-Expression bei L. pneumophila infizierten Dictyostelien stark ab. Diskussion 119 Schon nach 48 h ist keine nramp-RNA mehr nachweisbar. Das bedeutet, dass Legionellen in der Lage sind, die nramp-Expression zu unterdrücken. Im Gegensatz dazu ist während der Infektion mit M. avium über 48 h ein nahezu konstanter Level an nramp-RNA nachweisbar. Demnach konnte gezeigt werden, dass trotz Vermehrung der Mykobakterien, Dictyostelien in der Lage sind, nramp zu exprimieren. Eventuell könnte dies an unterschiedlichen Eisenanforderungen der Legionellen und Mykobakterien liegen. Es konnte gezeigt werden, dass Deferoxamin, ein Eisen-Chelator einen leicht stimulierenden Effekt auf die nramp-Expression hat. Ebenso wird durch Zugabe von Eisen die Expression von nramp reprimiert (S. Bozzaro, pers. Mitteilung). Durch einen sehr hohen Eisenbedarf von M. avium könnte es zum Fehlen von Eisen für die Wirtszelle kommen. Dadurch könnte Dictyostelium angeregt sein, nramp zu exprimieren, um für sich selber Eisen zur Verfügung zu stellen. Anhand dieser Versuche konnte gezeigt werden, dass sich D. discoideum eignet, um eine Infektion von Legionellen und Mykobakterien zu untersuchen. Um den Einfluss von Eisen auf die Infektion zu verstehen, könnten Invasionsassays mit Legionellen und Mykobakterien unter Zugabe von Eisen bzw. Eisenchelatoren gemacht werden. 5.2 Funktionelle Analyse des Legionella pneumophila Mip-Proteins Ein seit knapp 15 Jahren bekannter Virulenzfaktor von L. pneumophila ist das 25 kDa große Mip-Protein (macrophage infectivity potentiator). Elektronenmikroskopische Aufnahmen und das Markieren von Mip durch goldgebundene Antikörper konnte zeigen, dass sich Mip auf der Oberfläche der Legionellen befindet aber auch in die phagosomale Membran inseriert wird (Helbig et al., 2001). Mip-ähnliche Proteine und mip-verwandte DNA-Sequenzen können auch in anderen intrazellulären Organismen wie Chlamydia trachomatis, Chlamydia psittaci, Coxiella burnetii, Trypanosoma cruzi und auch in Escherichia coli und anderen Enterobakterien gefunden werden (Helbig et al., 2003). Im Jahre 2001 konnte die Kristallstruktur von Mip aufgeklärt werden (Riboldi-Tunnicliffe et al., 2001). Mip gehört zu den FK506-Bindeproteinen (FKBP). Jedes Monomer des homodimeren Proteins besteht aus einer N-terminalen Domäne, die für die Dimerisierung verantwortlich ist, einer verbindenden α-Helix und einer C-terminalen PPIase Domäne. Peptidyl-Prolyl cis/trans Isomerasen (PPIasen) stellen die Isomerisierung von Peptidyl-Prolylbindungen ein. Infektionsstudien mit Mip-Varianten haben gezeigt, dass die N-terminale Domäne und die Dimerisierung von Mip, nicht jedoch seine PPIase-Aktivität eine Rolle während der Infektion von Acanthamoeba castellanii und U937 Makrophagen spielen. Für die volle Virulenz von Legionella in Meer- Diskussion 120 schweinchen sind sowohl die Dimerisierung als auch die PPIase-Aktivität notwendig (Köhler et al., 2003). Im Hinblick darauf könnte die PPIase-Aktivität eine extrazelluläre Rolle während der Infektion von höheren Organismen spielen. In dieser Arbeit wurde die extrazelluläre Funktion von Mip näher untersucht. 5.2.1.1 Invasionsassays von Legionellen in Lungenepithelzellen Legionellen können sich sowohl in Lungenmakrophagen als auch in Lungenepithelzellen vermehren. Neben den Lungenepithelzellen, die 93% der alveolären Oberfläche ausmachen, kann die darunter liegende extrazelluläre Matrix eine große Rolle während der frühen Phase der Infektion spielen. Um zu untersuchen, welchen Einfluss das Mip-Protein, die Dimerisierung und die PPIase-Aktivität dieses Proteins auf die Vermehrung von L. pneumophila haben, wurden Invasionsassays von L. pneumophila PhilI JR32, JR32-2, JR32-2.1, JR32-2.2, JR32-2.3 und JR32-2.4 in den Lungenepithelzellen NCI-H292 durchgeführt. Diese Zellen sind in der Lage extrazelluläre Matrix zu bilden (Lähteenmaki et al., 1998). Für die Infektion der Lungenepithelzellen wurden wie unter 3.19 beschrieben Invasionsassays durchgeführt. Alle Bakterienstämme wurden gleich gut in die Lungenepithelzellen aufgenommen. Nach 24 h haben sich der Wildtyp JR32, die Komplementante JR32-2.1 und die monomeres Mip-exprimierende Variante JR32-2.4 um eine knappe logStufe vermehrt. Die mip-Mutante JR32-2 vermehrte sich innerhalb 24 h nicht und die PPIasedefizienten Varianten JR32-2.2 und JR32-2.3 konnten ihre Anzahl verdreifachen. Nach 72 h konnten sich der Wildtyp JR32, die Komplementante JR32-2.1 und die monomeres Mipexprimierende Variante JR32-2.4 um 2,5 log-Stufen vermehren. Die mip-Mutante konnte sich nur leicht mehr als 1 log-Stufe vermehren, die PPIase-defizienten Varianten JR32-2.2 um 1,5 log-Stufen und JR32-2.3 um 2 log Stufen. Dies zeigt deutlich, dass die PPIase-Aktivität von Mip für die Vermehrung in Lungenepithelzellen eine Rolle spielt, die Dimerisierung jedoch nicht wichtig ist. Dies steht im Gegensatz zu den Invasionsstudien in A. castellanii und U937Makrophagen, in denen die PPIase-Aktivität nicht relevant ist, die Dimerisierung von Mip aber notwendig ist, für die volle Virulenz von L. pneumophila. Lungenepithelzellen gehören jedoch nicht zu den professionell phagozytierenden Zellen. Zudem exprimieren sie extrazelluläre Matrix, die eventuell einen Einfluss auf die PPIase-Aktivität haben könnte. Diskussion 5.2.1.2 121 Bindestudien von Mip Im Weiteren konnte in dieser Arbeit gezeigt werden, dass Mip sowohl an Lungenepithelzellen wie auch an die extrazelluläre Matrix von Lungenepithelzellen NCI-H292 bindet. Vor allem werden hier Collagene, speziell Collagen IV gebunden. Die Bindung an die extrazelluläre Matrix sowie an die Collagene wurde durch Bindestudien mit Mip-FITC und Mip-HRP wie in 3.22 beschrieben durchgeführt. Durch direkte Bindung von FITC oder HRP an das Protein benötigt man keinen primären bzw. sekundären Antikörper um eine Bindung von Mip an ECM oder rekombinante Proteine nachzuweisen. Es wurden zahlreiche Versuche unternommen, die Bindung durch die Dot-Blot Methode nachzuweisen. Hierzu wurden die gereinigten Matrixproteine durch ein Vakuum auf eine PVDF-Membran angesaugt. Die freien Bindungsstellen wurden mit Milch blockiert. Nach Inkubation mit Mip und der Nachweis der Bindung mit Hilfe von primärem und sekundärem Antikörper, konnte man eine schwache Bindung an Collagen IV erkennen. Allerdings war eine starke positive Bindung an Laminin zu sehen. Es konnte jedoch auch gezeigt werden, dass durch Verwenden des sekundären Antikörpers falsch-positive Ergebnisse produziert wurden. Daher wurde auf die Verwendung von Antikörpern im weiteren Verlauf der Versuche verzichtet, um falsch-positive Ergebnisse auszuschliessen. Mip wurde zum Nachweis direkt mit FITC oder HRP gekoppelt. Zudem konnte festgestellt werden, dass Mip nicht gut an geblottetes Collagen bindet. Es ist zu vermuten, dass die Proteine durch das Blotten und das Ansaugen auf die Membran ihre natürliche Konformation ändern und somit die Bindestellen für Mip nicht mehr frei zugänglich sind. Daher wurde im weiteren Verlauf der Bindestudien als Methode der Wahl das Aufbringen auf Glasobjektträger bzw. das Anheften an Chamberslides durch Inkubation der Proteine über Nacht durchgeführt. Die Versuche wurden in Anlehnung an Westerlund et al. und Eberhard et al. durchgeführt. Es konnte gezeigt werden, dass die Bindung von MipHRP an Collagene konzentrationsabhängig ist, wobei eine Bindung von Mip an Collagen II und III erst ab einer Konzentration von 40 µg/ml nachzuweisen ist. Eine vermehrte Bindung an Collagen IV ist schon ab 2,5 µg/ml zu sehen. In Kompetitionsbindestudien wurden die Versuche gleichzeitig mit markiertem und unmarkiertem Mip durchgeführt. Sowohl bei der Auswertung über ELISA mit Mip-HRP als auch am Mikroskop mit Mip-FITC konnte die Bindung von markiertem Mip durch Zugabe gesteigerter Mengen an unmarkiertem Mip vermindert werden. Um die Bindedomäne von Mip an Collagen IV zu finden, wurden Bindestudien mit dem monomeren N-terminal verkürzten Mip(77-213) durchgeführt. Es konnte kein Unterschied in der Bindung an Collagen IV festgestellt werden, was darauf hinweist, dass die N-terminale Diskussion 122 Domäne von Mip nicht an der Bindung von Mip an Collagen IV beteiligt ist. Ebenso wurde das enzymatische Zentrum von Mip durch Zugabe von 100 µg/ml Rapamycin bzw. FK506 gehemmt. In Abbildung 26 ist zu sehen, dass hier die Bindung an immobilisiertes Collagen IV deutlich vermindert ist. Dies deutet darauf hin, dass die C-terminale Domäne an der Bindung beteiligt sein könnte. Rapamycin bzw. FK506 könnten durch ihre große Struktur jedoch weitere Bereiche von Mip blockieren. Um genauere Aussagen über eine Bindedomäne von Mip machen zu können, müssten weitere Bindestudien mit C-terminal verkürztem Mip durchgeführt werden. Die Bindung von bakteriellen Proteinen an Epithelien, extrazelluläre Matrixproteine und vor allem an Collagen IV konnte schon mehrfach gezeigt werden. So sind z. B. Streptococcus pneumoniae, Streptococcus pyogenes, Staphylococcus aureus, Aspergillus fumigatus und Escherichia coli in der Lage an immobilisiertes Collagen IV zu binden (Eberhard et al., 1999; Gil et al., 1996; Pouttu et al., 1999; Kostrzynska et al., 1989; Patti et al., 1994). Bei der Bindung von Mip an Collagen IV handelt es sich um eine Protein-Protein Bindung und nicht um eine Bindung an die Kohlenhydratseitenketten des Glykoproteins Collagen. Durch Behandlung mit 100 mM Periodat bzw. mit 2,5 mU Endoglykosidase H für 16 h wurden die Kohlenhydrate von immobilisiertem Collagen IV oxidiert bzw. entfernt. Bindestudien mit Mip-HRP an diese Collagene haben gezeigt, dass eine Bindung nach Entfernen der Kohlenhydrate nicht beeinträchtigt ist. Westerlund et al. haben gezeigt, dass das O75X Adhäsin von uropathogenen E. coli ein Collagen IV-Bindeprotein ist und ebenfalls an den Proteinteil des Collagens bindet (Westerlund et al., 1989). Komponenten der extrazellulären Matrix sind stark mit Wirtszelloberflächen in Geweben assoziiert. Laminin und Collagen IV werden hauptsächlich auch in Basalmembranen gefunden. In der Lunge tritt vermehrt Collagen IV auf (Gelse et al., 2003). Vermutlich stellt die Bindung von Mip an Collagen IV einen Hauptfaktor für die Kolonisierung der Legionellen in der Lunge dar. 5.2.1.3 Transwell-Versuche mit Legionella Mip-Varianten und Escherichia coli Zahlreiche pathogene Bakterien sind in der Lage anatomische Barrieren zu durchbrechen, um in angrenzende Gewebe oder den Blutkreislauf zu gelangen. Die Einwanderung vieler Bakterien wie z. B. Streptococcus pneumoniae, Borellia burgdorferi, Neisseria meningitidis, Haemophilus influenzae und Helicobacter pylori geschieht nach Plasminogenaktivierung, die wiederum zur Aktivierung proteolytischer Enzyme führt (Eberhard et al., 1999). In dieser Arbeit wird ein neuer PPIase-abhängiger Mechanismus für die Invasion von Bakterien in ein Diskussion 123 Gewebe beschrieben. Als geeignetes Modell zur Untersuchung der Invasion von Bakterien in Gewebe hat sich das Transwell-System etabliert. Das Transwell-System besteht aus einem Filtereinsatz mit einer Membran, die 3 µm große Poren besitzt. Diese Poren sind durchlässig für Legionellen. Auf der Membran befindet sich ein Monolayer aus Lungenepithelzellen NCIH292. Diese Zellen gehören zu den Typ II-Alveolarepithelzellen und sind in der Lage extrazelluläre Matrix zu produzieren. Das Vorhandensein der extrazellulären Matrix dichtet den Zellmonolayer zusätzlich ab. Der Filtereinsatz wird in die Vertiefungen einer 24-LochPlatte eingehängt. Bakterien können nun in den oberen Teil des Systems pipettiert werden. Nach entsprechender Inkubationszeit wird der untere Teil des Transwell-Systems auf Agarplatten ausplattiert, um zu kontrollieren, wieviele Bakterien in der Lage waren, den Monolayer zu transmigrieren. Die Transwell-Versuche wurden mit den Mip-Varianten von Legionella pneumophila PhilI JR32 (Wildtyp), JR32-2 (Mip-negativ), JR32-2.1 (Komplementante), JR32-2.2 (Variante mit 2% PPIase-Aktivität), JR32-2.3 (Variante mit 6% PPIase-Aktivität) und JR32-2.4 (monomeres Mip) durchgeführt. Es stellte sich heraus, dass Legionellen mit voller PPIase-Aktivität in der Lage sind, durch einen Monolayer aus Lungenepithelzellen zu penetrieren. Die Legionellen mit 6% PPIase-Aktivität von Mip kommen zu 60% durch den Monolayer und die Legionellen mit 2% PPIase-Aktivität gehen nur noch zu 20% durch im Vergleich zu den wildtypischen Legionellen. Die Migration ist durch das monomere N-terminal verkürzte Mip nicht beeinträchtigt. Dass die Fähigkeit der Penetration nicht nur für L. pneumophila PhilI JR32 gilt, zeigten Versuche mit den Stämmen L. pneumophila Wadsworth und L. pneumophila Corby. Hier sind ebenfalls die wildtypischen Legionellen, sowie die Komplementanten in der Lage durch einen Monolayer aus Lungenepithelzellen zu penetrieren. Um zu untersuchen, ob nur Legionellen mit Hilfe von Mip in der Lage sind einen Lungenepithelzellmonolayer zu penetrieren, wurden die Transwell-Versuche mit Escherichia coli durchgeführt. Für die Versuche wurden E. coli HB101 verwendet. Diese Bakterien exprimieren im Gegensatz zu dem Laborstamm E. coli K12 DH5α keine Flagellen oder Fimbrien. Eine Reihe von Fimbrien von Enterobakterien sind an der Bindung an extrazelluläre Matrix und auch an Collagen IV beteiligt und führen zur erhöhten Invasivität dieser Bakterien in Zellgewebe (Westerlund & Korhonen, 1993). Es wurden die wildtypischen, mipnegativen E. coli HB101 mit dem Vektor pBR322, sowie die mit dem mip-tragenden Vektor pBLL106 transformierten E. coli HB101 verwendet. Der Vektor pBLL106 resultierte aus dem Vektor pBR322 mit einem 4,5 kb BamH I-Cla I mip-tragenden Fragment. Ebenso wurde getestet, ob durch Zugabe von gereinigtem rekombinanten Legionella-Mip-Protein die wildtypischen mip-negativen E. coli HB 101 in der Lage sind, durch eine Barriere aus Diskussion 124 Lungenepithelzellen mit ihrer Matrix zu gelangen. Es konnte gezeigt werden, dass wildtypische E. coli nicht in der Lage sind, diese Barriere aus Lungenepithelzellen zu durchdringen. Nach Transformation mit dem Legionella-mip-tragenden Vektor pBLL 106, bzw. nach Zugabe von rekombinantem Legionella-Mip konnten diese E. coli den Monolayer penetrieren. Bei Zugabe von 30 µg Mip sind im Mittel 5600 Bakterien/ml durch den Monolayer gegangen, wobei bei Zugabe von 100 µg knapp doppelt so viele Bakterien/ml penetrieren konnten. Diese Versuche haben gezeigt, dass die Penetrationsfähigkeit durch die Anwesenheit von Mip ein genereller Mechanismus für L. pneumophila ist um durch eine Barriere aus Lungenepithelzellen mit ihrer extrazellulären Matrix zu gelangen und auf E. coli übertragen werden kann. Des Weiteren konnte gezeigt werden, dass das Fehlen von Mip in der Mutante JR32-2 durch die Zugabe von rekombinantem Mip kompensiert werden kann. Im Transwell-Versuch penetrieren vermehrt Mutanten umso mehr rekombinantes Mip zugegeben wird. Der Effekt ist konzentrationsabhängig und erreicht bei einem Wert von 240 µg/ml seine Sättigung. Durch Zugabe von 30 µg rekombinantem monomeren Mip ist ebenfalls eine Steigerung der Penetrationsrate von JR32-2 zu beobachten, wobei die Zugabe von je 30 µg rekombinantem Mip(D142-L) und Mip(Y185-A) die Penetrationsrate nur von 50 auf 150 Legionellen erhöht. Dies bestätigt die These, dass die Dimerisierung von Mip für die Penetrationsfähigkeit von L. pneumophila durch einen Monolayer aus Lungenepithelzellen nicht notwendig ist. In weiteren Versuchen wurde gezeigt, dass die Peptidyl-Prolyl cis/trans Isomerase Aktivität von Mip während der Penetration der Bakterien durch Epithelzellen eine Rolle spielt. Hierzu wurde die enzymatische Aktivität von Mip durch Vorinkubation der wildtypischen Bakterien mit Rapamycin und FK506 gehemmt. Während der Koinkubation von 5 h befanden sich 100 µg Rapamycin bzw. FK506 im Transwell-System. Die Penetrationsrate von L. pneumophila PhilI JR32 konnte durch Zugabe der PPIase-Hemmer FK506 und Rapamycin um etwa zwei log-Stufen reduziert werden. Die Notwendigkeit der PPIase-Aktivität während der Penetration durch den Lungenepithelzellmonolayer korrelliert mit den Ergebnissen im Meerschweinchenmodell. Auch hier sind die Legionella Mutanten mit niedriger PPIaseAktivität deutlich attenuiert (Köhler et al., 2003). Wahrscheinlich erhöht die PPIase-Aktivität die Virulenz von Legionella, indem die Invasivität in das Lungengewebe verbessert wird. 5.2.1.4 Diskussion 125 Inhibierung der Proteaseaktivitäten Die Fähigkeit von invasiven Bakterien in Gewebe einzudringen erfordert proteolytische Aktivität (Lähteenmäki et al., 2000). Um zu testen, ob während des Prozesses der Penetration durch Lungenepithelzellen Proteasen beteiligt sind, wurden Transwell-Versuche mit Proteaseinhibitoren durchgeführt. Durch Zugabe eines Protease Inhibitor Cocktails konnte gezeigt werden, dass die Penetrationsrate der Legionellen um etwa zwei log-Stufen vermindert wurde. Complete EDTA-free Cocktail Tabletten hemmen ein breites Spektrum Serin- und Cysteinproteasen. Metallo- und Aspartatproteasen werden nicht gehemmt. Ob es sich um eine Serinoder Cysteinprotease handelt, wurde in weiteren Versuchen getestet. Hierzu wurden gleiche Transwell-Versuche wie oben beschrieben durchgeführt. Zum einen wurden die Serinproteasen durch die Zugabe von Pefabloc SC (4-(2-Aminoethyl)-benzensulfonylfluorid) bzw. PMSF (Phenylmethylsulfonylfluorid) gehemmt. Die Cysteinproteasen wurden durch E-64 (N[N-(L-3-trans-carboxyoxiran-2-carbonyl)-L-leucyl]-agmatin) blockiert. Die Mengenangaben beziehen sich auf die empfohlene Arbeitskonzentration der Firma Roche, von der die Chemikalien bezogen wurden. Bei Pefabloc SC musste die empfohlene Konzentration von 100 µg/ml auf 30 µg/ml reduziert werden, da bei höherer Dosierung die Bakterien abgetötet wurden. Nach Hemmung der Serinproteasen im System war die Durchgangsrate der Bakterien von 6500 auf 90 bzw. 45 Bakterien/ml reduziert. Der Cysteinproteasehemmer E-64 zeigte keinen Effekt auf die Durchgängigkeit der wildtypischen Legionellen. Nach Hemmung der Cysteinproteasen mit E-64 konnten noch knapp 3300 Bakterien/ml im unteren Teil des Transwell-Systems detektiert werden. Ein genereller Mechanismus für invasive Bakterien ist die Degradation der extrazellulären Matrix und der Basalmembranen. Bei vielen Bakterien ist dieser Prozess von der Plasminogenaktivierung abhängig, was zu einer Serinproteaseaktivität führt (Boyle & Lottenberg, 1997). 5.2.1.5 Degradation der extrazellulären Matrix Um genauere Erkenntnisse über die proteolytische Aktivität während der Penetration von Legionellen durch Gewebe zu bekommen, wurden Degradationsassays mit radioaktivmarkierter extrazellulärer Matrix durchgeführt. Um radioaktivmarkierte extrazelluläre Matrix (ECM) zu erhalten, wurden die Lungenepithelzellen wie unter 3.26 beschrieben mit L[35S]Methionin und L-[35S]Cystein während ihres Wachstums inkubiert. Nach Erreichen eines konfluenten Monolayers wurden die Lungenepithelzellen wie unter 3.21 beschrieben zerstört Diskussion 126 und die extrazelluläre Matrix gewonnen. Nach Zugabe der Bakterien wurde nach entsprechender Zeit ein Aliquot aus der Vertiefung der 24-Loch-Platte abgenommen und in Scintillationsflüssigkeit pipettiert. Die freigewordene Radioaktivität wurde am Scintillationsmessgerät bestimmt. Es konnte gezeigt werden, dass wildtypische L. pneumophila PhilI JR32 und mip-negative JR32-2 nach Zugabe von 30 µg rekombinantem Mip in der Lage sind die extrazelluläre Matrix zu zerstören. Nach Hemmung der Serinproteaseaktivitäten durch Zugabe von Pefabloc SC, konnten L. pneumophila PhilI JR32 die Matrix nicht mehr degradieren. Ebenso scheint das Mip-Protein für die Degradation wichtig zu sein, da mipnegative Legionellen JR32-2 nicht mehr in der Lage waren, die Matrix innerhalb von 2 h zu zerstören. Bei Zugabe von 100 µg rekombinantem Mip alleine konnte keine freiwerdende Radioaktivität gemessen werden. Dies weist darauf hin, dass das Mip-Protein selber keine proteolytische Aktivität besitzt. Vielmehr weisen die Versuche darauf hin, dass zusätzlich eine Serinproteaseaktivität benötigt wird um extrazelluläre Matrix abzubauen. In dieser Arbeit konnten Collagene, speziell Collagen IV als extrazellulärer Bindungspartner von Mip aus Legionella pneumophila identifiziert werden. Zudem konnte gezeigt werden, dass PPIase-positive Legionellen in der Lage sind mit Hilfe serinproteolytischer Aktivität extrazelluläre Matrix zu degradieren und einen Monolayer aus Lungenepithelzellen zu penetrieren. Dass das Mip-Protein mit der extrazellulären Matrix während der Penetration der Legionellen interagiert, zeigen auch Transwell-Versuche mit Lungenepithelzellen, die keine Matrix bilden. Hierzu wurden Calu3-Zellen verwendet. Sowohl wildtypische als auch mipnegative Legionellen konnten in annähernd gleicher Menge durch einen Monolayer aus Calu3-Zellen gelangen. Es gibt zahlreiche Proteine ganz unterschiedlicher Bakterien, die an die extrazelluläre Matrix binden können. So konnten die mykobakteriellen Proteine 85A, 85B und 85C in vitro das extrazelluläre Matrixprotein Fibronektin binden (Naito et al., 1998). Des Weiteren konnten als Fibronektin-Bindeproteine noch das FnBPA aus S. aureus, das Sfb aus Streptococcus pyogenes, das FnBA und FnBB aus Streptococcus dysgalactiae und das FSE aus Streptococcus equisimilis identifiziert werden (Greene et al., 1995). Zudem gibt es noch das Collagen-Bindeprotein CnA aus S. aureus (Xu et al., 2004). Die Bindung an Fibrinogen ist für die Adhärenz und Kolonisation von S. aureus und Streptococcus sanguis wichtig. Mutanten sind nur noch geschwächt in der Lage eine infektive Endokarditis zu verursachen (Westerlund & Korhonen, 1993). Zudem binden eine Reihe von enterobakteriellen Fimbrien an Glykoproteine der extrazellulären Matrix. So binden Typ 1 und Typ S Fimbrien von E. coli an Oligosaccharidketten von Laminin. Die Dr-Fimbrien von E. coli O75X binden in Form einer Diskussion 127 Protein-Protein Interaktion an Typ IV Collagen, speziell an die 7S Domäne (Westerlund & Korhonen, 1993). Das YadA Protein von Yersinia enterocolitica und Y. pseudotuberculosis bildet eine polymetrische Matrix auf der Bakterienoberfläche. Es vermittelt die Adhärenz der Bakterien an gelöstes und immobilisiertes Collagen I, II, III, IV, V und XI und in geringerem Maße auch an Laminin und Fibronektin. Eine yadA-Mutation führt zu einer 100-fach geringeren Infektivität der Bakterien in Mäusen (Roggenkamp et al., 1995). Bei Infektionen im Meerschweinchenmodell mit mip-negativen Mutanten, konnte eine um 60fach reduzierte Anzahl an Bakterien in der Lunge gefunden werden als in Meerschweinchen, die mit wildtypischen Legionellen infiziert wurden (Köhler et al., 2003). Dies ist evtl. an der verminderten Adhäsionsfähigkeit der mip-negativen Mutanten zurückzuführen. Bei allen ECM-Bindeproteinen wie auch bei Mip konnte eine Abhängigkeit der Bindung von der Konformation des ECM-Proteins festgestellt werden. Die Protein-ECM Interaktionen variieren jedoch in ihrem Mechanismus. So kann es sich wie bei Mip und Collagen IV um eine Protein-Protein Bindung handeln oder um eine Bindung an die Kohlenhydratketten der Glykoproteine (Pouttu et al., 1999). Ebenso gibt es die Bindung über einen Brückenmechanismus, der über ein bivalentes, lösliches Protein vermittelt wird. Für einige der ECMBindeproteine konnte gezeigt werden, dass sie die Kolonisation der Bakterien fördern und die Invasivität in Gewebe erhöhen (Eberhard et al., 1999). Ebenso wie zur Adhäsion dienen Fimbrien auch zur Plasminogenaktivierung (Kukkonen et al., 1998). Neben Gram-positiven Bakterien wie Streptokokken sind auch wichtige Gram-negative Pathogene in der Lage Plasminogen auf ihrer Oberfläche zu binden. Durch wirtszelleigene Plasminogenaktivatoren wird Plasminogen in seine proteolytische Form Plasmin aktiviert (Saksela & Rifkin, 1988). Plasmin gehört zu den trypsinähnlichen Serinproteasen mit einer breiten Substratspezifität und weiteren Funktionen wie die Degradierung von Fibrin und anderen Proteinen der extrazellulären Matrix (Kukkonen et al., 1998). Während der Metastase von Tumorzellen ist die Aktivierung von Prokollagenasen notwendig, da Tumorzellen wesentlich größer sind als Bakterien. Somit ist die Adhärenz an Laminin und die Plasminogenaktivierung für die Metastase von Tumorzellen wichtig. Man spekuliert, dass die Metastase von Tumorzellen und das Eindringen von Bakterien in das Gewebe ähnlich abläuft, da beide Arten von Zellen durch das dichte Geflecht der ECM und der Basalmembran kommen müssen um sich im Gewebe ausbreiten zu können (Lähteenmaki et al., 1998). Eine besondere Rolle während der „Metastase“ von Legionellen scheint vor allem die PPIaseAktivität von Mip zu spielen. Wie Bindestudien gezeigt haben, ist die C-terminale Region von Mip an der Bindung an Collagen IV beteiligt. Peptidyl-Prolyl cis/trans Isomerasen Diskussion 128 katalysieren die Faltung der Tripelhelix von Collagenen. Collagene bestehen aus drei Strängen, Jeder Strang bildet eine Kette aus etwa 1000 Wiederholungen von Gly-XAA-YAA, wobei XAA oft Prolin und YAA Hydroxyprolin ist. Die cis/trans Isomerisierung bildet den geschwindigkeitsbestimmenden Schritt bei der Bildung der Collagen-Tripelhelix (Davis et al., 1989). Im Hinblick auf die vorliegende Arbeit könnte ein Modell für die Invasion von L. pneumophila in Lungengewebe postuliert werden. Die Adhärenz von membran- gebundenem Mip an Collagen IV erhöht die Kolonisierung von Legionellen in der Lunge. Die Bindung des C-terminalen Endes von Mip an Collagen IV könnte zur Aktivierung einer Serinprotease führen bzw. könnte Collagen sensitiv für den Abbau durch eine Serinprotease machen. Beides würde zur Spaltung von Proteinen in der extrazellulären Matrix führen, was den Eintritt der Legionellen in das tiefere Lungengewebe erleichtern würde. 5.3 Ausblick In meiner Arbeit konnte gezeigt werden, dass sich Dictyostelium als Modell zur Untersuchung der Interaktionen zwischen Wirt mit intrazellulären Pathogenen und Symbionten eignet. In Zukunft könnten durch Interaktionsstudien in ein und demselben Wirtssystem mit weiteren intrazellulären Pathogenen und anderen Symbionten allgemeine Strategien untersucht werden, die beiden Arten der Interaktion zu Grunde liegen. Neben der Untersuchung bakterieller Faktoren, könnten auch Wirtszellfaktoren betrachtet werden, die wichtig für die Etablierung einer Infektion sind. Hierzu könnten Invasionsstudien in verschiedenen bereits existierenden Mutanten von D. discoideum mit Pathogenen und Symbionten durchgeführt werden. Anhand der Invasionsstudien konnte gezeigt werden, dass sich D. discoideum eignet, um eine Infektion von Legionellen und Mykobakterien zu untersuchen. Im Gegensatz zu legionelleninfizierten Dictyostelien, ist während einer Infektion mit Mykobakterien über 48 h nrampRNA nachzuweisen. Um den Einfluss von Eisen auf eine Infektion zu verstehen, könnten Invasionsassays mit Legionellen und Mykobakterien unter Zugabe von Eisen bzw. Eisenchelatoren gemacht werden. Mit Hilfe des D. discoideum Microarrays konnten zahlreiche Gene identifiziert werden, die während einer Infektion mit L. pneumophila eine Rolle spielen. In weiteren Versuchen können diese Gene und Proteine näher untersucht werden. Es sollte kontrolliert werden, ob sich die Proteinkonzentration in gleichem Maße ändert wie die mRNA-Konzentration des dazugehörigen Gens. Findet man ein interessantes Protein, könnte sein Gen deletiert bzw. Diskussion 129 überexrimiert werden. Anhand von Invasionsassays kann die Auswirkung auf die Infektion untersucht werden. Für genauere Aussagen zur Genexpression in Dictyostelium wird ein neuer Chip entworfen, der zusätzlich die Gene trägt, die durch das inzwischen abgeschlossene Sequenzierprojekt identifiziert wurden. Des Weiteren wird in Zukunft das Suchen nach Homologien wesentlich vereinfacht, da die Genome von immer mehr Organismen komplett sequenziert werden. Das Mip-Protein von Legionellen ist in der Lage an die extrazelluläre Matrix von Lungenepithelzellen besonders an Collagen IV zu binden. Die Bindung an Collagen IV und die Aktivierung einer Serinprotease ermöglicht es Legionellen durch die Barriere aus Epithelzellen und ihrer extrazellulären Matrix zu gelangen. In weiteren Versuchen sollte getestet werden, ob es sich um eine Wirtszell- oder eine bakterielle Serinprotease handelt. Ebenso sollte die Serinprotease näher charakterisiert werden. Zur Untermauerung der Hypothese sollten Infektionen im Meerschweinchenmodell durchgeführt werden. Bisher konnte gezeigt werden, dass das intrazelluläre Überleben der mip-negativen Mutante L. pneumophila PhilI JR32 im Tiermodell deutlich reduziert ist (Köhler et al., 2003). Es sollte nun aber auch untersucht werden, ob mip-negative Legionellen vermindert in das Lungengewebe eindringen können. Hierzu sollten Meerschweinchen zum einen mit wildtypischen L. pneumophila und zum anderen mit mip-Mutanten infiziert werden. Ein histologischer Vergleich der Meerschweinchenlungen würde Aufschlüsse über die Invasionsfähigkeit des L. pneumophila WT und der mip-Mutante in vivo aufzeigen. Literatur 130 6 Literatur Adeleke A, Pruckler J, Benson R, Rowbotham T, Halablab M, Fields BS. (1996) Legionella-like amoebal pathogens - phylogenetic status and possible role in respiratory disease. 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FCS FISH FLUOS g Gal/GalNAc h IPTG kb kDa LB LPS Lsg. min ml µl µm M MG MOI mRNA mV NK OADC OD Abbildung N-2-Acetoamido-2-aminomethansulfonsäure auffüllen auf axenisch buffered charcoal yeast extract Basenpaare beziehungsweise circa Grad Celsius „colony forming units“, koloniebildende Einheiten Zentimeter Diethyl-Pyrocarbonat destilliert Dimethylsulfonamid desoxyribonucleic acid Ethylendiamintetraacetat expressed sequence tag et altera (= und andere) et cetera Ethanol eventuell fetal calf serum fluoreszierende in situ Hybridisierung Fluorescein Gramm Galaktose-N-acetyl-Galaktosamin hour(s) Isopropyl-β-D-Thiolgalactopyranosid Kilobasen Kilodalton Luria Bertani Lipopolysaccharide Lösung Minute(n) Milliliter Mikroliter Mikrometer Molar Molekulargewicht multiplicity of infection messenger ribonucleic acid Millivolt Negativkontrolle oleic acid-albumin-dextrose complex optische Dichte Anhang PBS PFA (p)ppGpp RNA rpm rRNA RT SDS sp. spp. t Tab. TAE Tris TU u. a. U ÜN v. a. VBNC Vol. WT X-Gal z. B. 140 phosphate buffered saline Paraformaldehyd (Guanosin-3`,5`-bis-diphosphat) ribonucleic acid rounds per minute ribosomal ribonucleic acid Raumtemperatur sodium dodecyl sulfate Spezies (Einzahl) Spezies (Mehrzahl) time Tabelle Tris-Acetat-EDTA Tris-(hydroxymethyl)-aminomethan Technische Universität unter anderem Units über Nacht vor allem viable but nonculturable Volumen Wildtyp 5-bromo-4-chloro-3-indolyl-β-glucosid zum Beispiel Anhang 7.2 141 Publikationen Wagner C, Khan S, Kamphausen T, Fischer G, Hacker J, Steinert M. (2004) Collagen binding of Mip enables Legionella pneumophila to transmigrate through the lung epithelial barrier. EMBO in Revision Farbrother P, Steinert M, Wagner C, Morio T, Urushihara H, Tanaka Y, Schleicher M, Eichinger L. Dictyostelium transcriptional host cell response upon infection with Legionella. In Vorbereitung Peracino B, Wagner C, Balest A, Balbo A, Pergolizzi B, Ceccarelli A, Noegel A, Steinert M, Bozzaro S. The Dictyostelium homologue of Nramp1 is required for efficient phagocytosis and resistance to pathogenic bacteria. In Vorbereitung Skriwan C, Fajardo M, Hägele S, Horn M, Wagner M, Michel R, Krohne G, Schleicher M, Hacker J, Steinert M. (2002) Various bacterial pathogens and symbionts infect the amoeba Dictyostelium discoideum. Int J Med Microbiol 291: 615-24 Heuner K, Dietrich C, Skriwan C, Steinert M, Hacker J. (2002) Influence of the alternative s 28 factor on virulence and flagellum expression of L. pneumophila. Infect Immun 70: 1604-08. 7.3 Übersichtsartikel und Tagungsbeiträge Steinert M, Hägele S, Skriwan C, Grimm D, Köhler R, Ludwig W, Schleicher M, Hacker J. (2000) Interaction of Legionella pneumophila with Dictyostelium discoideum and other host organisms. 5th International Conference on Legionella, Ulm, Deutschland, September 2000. Wagner C, Khan S, Köhler R, Kamphausen T, Fischer G, Hilgenfeld R, Hacker J, Steinert M. (2003) Functional analysis of the Legionella pneumophila Mip-Protein. 55. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM), Dresden, Deutschland, September 2003. Steinert M, Fajardo M, Wagner C, Heuner K, Hacker J. (2003) Dictyostelium discoideum: a new model system for pathogen and symbiont interactions. Nova Acta Leopoldina 33: 79-84 Steinert M, Wagner C, Khan S, Köhler R, Kamphausen T, Fischer G, Hacker J. (2004) Functional analysis of the collagen binding Mip-Protein of Legionella pneumophila. 56. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM), Münster, Deutschland, September 2004. Anhang 7.4 142 Lebenslauf Name Carina Wagner (geb. Skriwan) Anschrift Friedenstrasse 46 97072 Würzburg geboren am 17.01.1974 in Würzburg Familienstand verheiratet, eine Tochter Ehemann Bartosz Wagner, Diplom Informatiker Schulausbildung 1980 bis 1993 Steinbachtal-Grundschule und St. Ursula Gymnasium in Würzburg Berufsausbildung 1993 bis 1995 Ausbildung zur Medizinisch-technischen Assistentin an der Staatl. MTA Schule in Würzburg mit Examen im Oktober 1995 Akademischer Werdegang Studium 1995 bis 2000 Studium der Biologie an der Bayerischen Julius-Maximilians-Universität in Würzburg. Diplom im September 2000 mit den Schwerpunkten Mikrobiologie, Tierphysiologie und Biochemie. Diplomarbeit „Dictyostelium discoideum als Wirtsmodell für intrazelluläre Pathogene“. Am Institut für molekulare Infektionsbiologie in Würzburg bei Prof. J. Hacker von Januar 2000 bis September 2000. Promotion 2000 bis 2004 (Mutterschutz und Elternzeit Okt. 2002 – April 2003) am Institut für molekulare Infektionsbiologie