15 / 16 SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS Donnerstag 30.6.2016 Freitag 1.7.2016 4. Abo D Herkulessaal 20.00 – ca. 22.00 Uhr 15 / 16 RAFAEL PAYARE Dirigent PIOTR ANDERSZEWSKI Klavier SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS Leider musste Sir John Eliot Gardiner sein Engagement für die Konzerte mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks am 30. Juni und 1. Juli 2016 in München aufgrund eines für diese Woche notwendig gewordenen kurzen Krankenhausaufenthaltes absagen. Wir freuen uns sehr, dass sich der venezolanische Dirigent Rafael Payare kurzfristig bereit erklärt hat, die Konzerte zu übernehmen. Das Programm wurde nur geringfügig geändert. Von Rossini erklingt nun statt der Ouvertüre zu »Le siège de Corinthe« die Ouvertüre zu »Il barbiere di Siviglia«. Hierfür bitten wir um Verständnis. KONZERTEINFÜHRUNG 18.45 Uhr Moderation: Elgin Heuerding LIVE-ÜBERTRAGUNG in Surround auf BR-KLASSIK Freitag, 1. Juli 2016 PausenZeichen: Robert Jungwirth im Gespräch mit Piotr Anderszewski und Rafael Payare Konzert zum Nachhören (on demand): Eine Woche abrufbar auf br-klassik.de 4 Programm Gioachino Rossini Ouvertüre zum Melodramma buffo »Il barbiere di Siviglia« • Andante sostenuto – Allegro con brio Wolfgang Amadeus Mozart Konzert für Klavier und Orchester G-Dur, KV 453 •Allegro •Andante • Allegretto – Finale. Presto Pause Johannes Brahms Symphonie Nr. 4 e-Moll, op. 98 • Allegro non troppo • Andante moderato • Allegro giocoso – Poco meno presto – Tempo I • Allegro energico e passionato – Più allegro 5 Programm »Lebhaft, leicht, amüsant, nie langweilig« Zu Gioachino Rossinis Ouvertüre zur komischen Oper Il barbiere di Siviglia Renate Ulm Die Legenden, die sich um die Uraufführung der Oper Il barbiere di Siviglia von Rossini am 20. Februar 1816 ranken, sind so schön, dass man sie – aber bitte mit Vorbehalt – nicht vorenthalten sollte: Bevor in jener Karnevalssaison 1816 in Rom der Theaterabend überhaupt begann, lieferten die Gegner Rossinis und Anhänger Paisiellos schon ein veritables Pfeifkonzert ab, und als Rossini endlich am Klavier zum Dirigieren erschien, brach ein Gegröle aus, das dann die gesamte Ouvertüre übertönte. Dieser Tumult muss sich während der Aufführung noch gesteigert haben, als Verschiedenes auf der Bühne schief lief: Dem Darsteller des Grafen Almaviva rissen die Saiten seiner Gitarre, weil er mit seinem eigentlich zarten Ständchen gegen den Lärm aus dem Auditorium ankämpfen wollte, Rossini musste daraufhin am Klavier den Part übernehmen. Der Sänger des Basilio verletzte sich bei seinem Auftritt so schwer, dass er fortan blutüberströmt seine Arien sang, was so mancher Opernbesucher als schlechten Regieeinfall deutete und heftig dagegen anbuhte. Zuletzt lief noch eine verschreckte Katze über die Bühne: das schlimmste Vorzeichen für die abergläubischen Theaterleute. Anlass für das zuvor tobende Publikum, nun zu lachen und vielstimmig zu maunzen. So manche Ausschmückung dieser Geschichte mag eine spätere Zutat gewesen sein, dennoch war die Premiere von Rossinis Bühnenwerk ein arges Fiasko, das zumindest ist belegt. Aber wieso kam es dazu? Entstehungszeit der Oper Anfang des Jahres 1816 Uraufführung 20. Februar 1816 in Rom im Teatro Argentina unter der Leitung des Komponisten Lebensdaten des Komponisten 29. Februar 1792 in Pesaro – 13. November 1868 in Passy bei Paris 6 Gioachino Rossini Gioachino Rossini Rossini hatte einen Opernvertrag für das Teatro Argentina in Rom unterschrieben, doch das hierfür vorgesehene Libretto gefiel ihm gar nicht. Da er unter großem Zeitdruck stand, musste der Librettist Cesare Sterbini beim Schreiben des neuen Textbuches auf einen bewährten Stoff zurückgreifen: Beaumarchais’ Le barbier de Séville ou la précaution inutile. Ende des 18. Jahrhunderts wurde dieser Stoff mehrfach vertont, so auch von Giovanni Paisiello (1740–1816). Da Paisiellos Komposition von 1782 in Rom aber gerade in der Zeit, als Rossini sich an die Arbeit machte, das Stück zu vertonen, ein beliebtes, oft aufgeführtes Werk war, schien ein Konflikt unausweichlich. Rossini ließ daher öffentlich verlautbaren, dass er verlangt habe – um »nicht der kühnen Rivalität mit dem ihm vorausgegangenen unsterblichen Verfasser [Paisiello] geziehen zu werden« –, dass sein Barbier in gänzlich neue Verse gesetzt, dazu einige neue Szenen und erstmals Chöre eingefügt werden. Der moderne Geschmack verlange dies, der sich seit jener Zeit, als Paisiello seine bewährte Musik geschrieben hatte, doch deutlich verändert habe. Was offiziell als »demütige Entschuldigung« 7 Gioachino Rossini Almaviva o sia l’inutile precauzione, so der ursprüngliche Titel von Rossinis komischer Oper, der dann in Il barbiere di Siviglia geändert wurde, hier die Titelseite des Librettos von Cesare Sterbini verbreitet wurde, weil sich Rossini des gleichen Themas angenommen hatte, war eigentlich ein Affront, denn es bedeutete im Umkehrschluss: Paisiellos Werk ist altmodisch und nicht mehr nach dem Geschmack des Publikums. Kein Wunder, dass dieser mit seinen Anhängern einen Gegenangriff auf die Uraufführung Rossinis plante. Nach diesem verpatzten Premierenabend begann ab der nächsten Aufführung des Barbiers der Siegeszug dieser Oper, deren Beliebtheit bis heute ungebrochen ist. Vermutlich gehört die Ouvertüre des Werks zu einem der meistgespielten Stücke Rossinis überhaupt, dabei ist sie nicht explizit für den Barbier geschrieben, sondern einem früheren Stück entnommen, ein Vorgang, der damals in der kompositorischen Arbeit durchaus geläufig war. Der noch nicht 24-jährige Rossini soll diese Oper – laut 8 Gioachino Rossini eigener Aussage – innerhalb von 13 Tagen geschrieben haben. Welche Arbeitsmenge er bewältigte, lässt sich kaum vorstellen. Zudem musste er seinen Vertrag termingerecht ausführen: »Im Nichterfüllungsfalle verpflichtet sich der Maestro zu der Entschädigung aller Verluste.« Das harte Theatergeschäft forderte von Rossini neben sprühender Kreativität und schneller Umsetzung der Ideen auch ökonomisches Arbeiten, was natürlicherweise zum »Recycling« einiger weniger Stücke aus seinen anderen Werken führte. Dazu zählt die Ouvertüre, die Rossini auf Grund ihrer zündenden Wirkung vermutlich schon drei Mal in leicht variierter Form eingesetzt hatte – für L’equivoco stavagante (Bologna 1811), für Aureliano in Palmira (Mailand 1813) und für Elisabetta regina d’Inghilterra (Neapel 1815). Mit einigen Anklängen und Motiven aus Il barbiere di Siviglia angereichert, wird sie heute ausschließlich mit dieser komischen Oper in Verbindung gebracht. Zwei Fortissimo-Orchesterakkorde in der Einleitung (Andante sostenuto) haben die Aufgabe, das sich noch unterhaltende, geschwätzige Publikum im Theater zur Ruhe zu zwingen, was bei der ersten Aufführung offensichtlich keine Wirkung zeigte. Daraufhin spielen die Streicher und die Fagotte ganz leise, schnelle Staccato-Tonrepetitionen wie ein geschäftiges Flüstern, als hätte Rossini hier das schwatzende Publikum parodiert. Nach dem ersten dolce gespielten, liedhaften Thema der Ersten Violinen endet die Einleitung mit dem Wispern und den mahnenden Orchesterschlägen Die Barbier-Szene aus Il barbiere di Siviglia, abgebildet im Victrola Book of the Opera von 1917 9 Gioachino Rossini des Anfangs. Das Allegro con brio stimmt sich mit einem schnellen, dabei leise pulsierenden »Beat« der Bässe ein, über dem sich dann eine sehr temperamentvoll geprägte Melodie abhebt, die man gerne als spanisches Idiom ansehen möchte. Das bald folgende Cantabile der Oboe mündet sogleich wieder in einen streng punktierten Rhythmus, der von den Streichern in gleichbleibend geschabten Vierteln quasi fest an der Kandare gehalten wird, bis das ganze Orchester die »Melodie« im dolce und im Pianissimo mitsingen darf und sich zu Steigerungspartien hinreißen lässt. Rossinis Kompositionstrick ist ja, durch vielfache, schnelle Wiederholungen und Sequenzen eine brodelnde Spannung zu erzeugen, ohne dass wirklich thematisches Geschehen stattfindet. Die Musik nimmt den Hörer emotional mit und begeistert dadurch. Die schnellen Tonrepetitionen oder Staccati in den Instrumentalstimmen sind vergleichbar mit dem Plapperparlando, das die Sänger bei Rossini so oft zu bewältigen haben, und so treibt Rossini das ganze Orchester in der Stretta (più mosso) zu einem Schluss mit applausheischender Wirkung. In seinem Buch Vie de Rossini charakterisiert der französische Schriftsteller Stendhal die Eigenschaften des Komponisten sehr treffend: »Lebhaft, leicht, amüsant, nie langweilig, selten erhaben, so scheint Rossini wie geschaffen zu sein, um einfache Menschen in Ekstase zu versetzen. Obwohl Mozart ihn im zärtlichen und melancholischen Genre bei weitem übertrifft und Cimarosa im komischen und leidenschaftlichen Stil, ist er doch der beste Mann in Sachen Schnelligkeit, Amüsement und allen Effekten, die damit zusammenhängen. [...] Ganz im Vertrauen aber würde ich sagen, dass Rossinis Stil ein wenig wie der Franzose aus Paris ist: eitel und eher lebhaft als fröhlich, nie leidenschaftlich, immer geistreich, selten langweilig, noch seltener erhaben.« Der Komponistenkollege Carl Maria von Weber bezeichnete seinen Konkurrenten als einen sich bald legenden »Sirokkowind«: »Wer wird nicht gern Rossinis lebendigem Ideensturme, dem pikanten Kitzel seiner Melodien lauschen? Wer wird aber auch so verblendet sein, ihm dramatische Wahrheit einräumen zu wollen?« Von dem Phänomen Rossini fühlten sich alle seine Zeitgenossen überrollt und schwankten zwischen Begeisterung und Skepsis. 10 Gioachino Rossini 11 Gioacchino Rossini www.ard-musikwettbewerb.de Klaviertrio Gesang Bläserquintett Oboe Trompete Klavier Schlagzeug Viola Klarinette Flöte Violoncello Fagott Posaune Harfe Klavierduo Horn Streichquartett Violine Kontrabass Orgel Gitarre ontrabass arfe treichquartett orn 65. Internationaler Musikwettbewerb der ARD München 29. August bis 16. September 2016 Nächster Wettbewerb 2017: Klavier Violine Oboe Gitarre Für Frauen? Zu Wolfgang Amadeus Mozarts Klavierkonzert G-Dur, KV 453 Andrea Lauber »Nun habe ich auch heute wieder ein Neues Concert für die frl: Ployer fertig gemacht«, schrieb Mozart am 10. April 1784 an seinen Vater Leopold. Das Fräulein Ployer, mit vollständigem Namen Anna Maria Barbara (Babette) Ployer, war seit 1783 Klavierschülerin Mozarts – und gleichzeitig seine Auftraggeberin. Zwei Klavierkonzerte ließ sich das junge Mädchen von Mozart schreiben: das Es-Dur-Konzert KV 449 sowie das G-DurKonzert KV 453. Es ist jedoch davon auszugehen, dass nicht die damals 19-jährige Babette, sondern ihr Vetter, Gottfried Ignaz Ployer, ein angesehener Reichshofagent in Wien und ebenfalls Musikliebhaber, Mozart dafür entlohnte. Während Mozart das Klavierkonzert KV 449 selbst bei einem Hauskonzert im März 1784 in Wien spielte, durfte Barbara Ployer das zweite ihr gewidmete Konzert KV 453 selbst uraufführen: »Morgen wird bey H: Agenten Ployer zu döbling auf dem Lande Academie seyn, wo die frl: Babette ihr Neues Concert ex g – ich das Quintett – und wir beyde dann die grosse Sonate auf 2 Clavier spiellen werden«, berichtet Mozart darüber in seinen Briefen. Der Solistin wurde in diesem Hauskonzert die außerordentliche Ehre zuteil, das Klavierkonzert zu spielen und darüber hinaus zusammen mit ihrem Lehrer Mozart aufzutreten. Sie scheint also eine sehr eifrige Schülerin und ernst zu nehmende Pianistin gewesen zu sein, denn sowohl in technischer als auch musikalischer Hinsicht verlangen das G-Dur- wie das Es-Dur-Konzert dem Spieler einiges ab. »Concerte welche schwitzen machen« – so charakterisierte Mozart selbst seine Klavierkonzerte, und er wusste, wovon er sprach, denn die meisten Entstehungszeit März/April 1784 (Eintrag ins Werkverzeichnis am 12. April 1784) Auftraggeberin Barbara Ployer Uraufführung 10. Juni 1784 in Döbling bei Wien Lebensdaten des Komponisten 27. Januar 1756 in Salzburg – 5. Dezember 1791 in Wien 12 W. A. Mozart Wolfgang Amadeus Mozart Silberstiftzeichnung von Doris Stock (1789) dieser Werke hatte Mozart für sich selbst geschrieben und in zahlreichen öffentlichen Konzerten, den so genannten »Academien«, aufgeführt. Denn nach seinem Bruch mit dem Salzburger Hof 1781 musste sich Mozart nun als »freier Künstler« in Wien etablieren. Da das Solo-Konzert zu der Gattung gehört, die sich explizit an eine zahlreiche Hörerschaft wendet – nicht wie Kammermusik auch »für sich« gespielt werden kann –, und virtuose Werke meist das Publikum begeisterten, stellte sich Mozart so durch zahlreiche Konzertauftritte den Wiener Musikkreisen vor. Schon bald wurden diese Subskriptionskonzerte für Mozart eine seiner wichtigsten Einnahmequellen und öffneten ihm die Türen der Wiener Aristokratie. »Nun können Sie sich leicht vorstellen, dass ich nothwendig Neue Sachen spiellen muss – und da muss man also schreiben. – der ganze vormittag ist den scolaren gewidmet. – und abends hab ich fast alle tage zu spiellen […] hab ich nicht genug zu thun? – ich glaube nicht dass ich auf diese art aus der übung kommen kann«, notierte der Komponist am 3. März 1784, und so lässt sich erklären, dass Mozart – von insgesamt 23 erhaltenen »selbständigen« Klavierkonzerten – zwölf allein zwischen 1784 13 W. A. Mozart Eine Seite aus Mozarts Werkverzeichnis Im unteren Notensystem befindet sich der Eintrag des G-Dur-Konzerts KV 453 mit den ersten vier Takten des Allegro 14 W. A. Mozart und 1786 schrieb. Für kein Instrument hat Mozart mehr konzertante Werke geschaffen. Trotz oder gerade wegen dieser musikalischen »Tagesarbeit«, zu der Mozart aufgrund seiner finanziellen Situation gezwungen war, schraubten sich seine kompositorischen Ansprüche nach oben. In den frühen und mittleren 1780er Jahren in Wien wird das Klavierkonzert gar zu Mozarts Hauptgattung. In diese Zeit fällt auch die Komposition des G-Dur-Konzerts KV 453. Am 12. April 1784 trug Mozart dieses Konzert in sein eigenhändig angelegtes »Verzeichnüß aller meiner Werke« ein. Das Klavierkonzert KV 453 war das vierte Konzert innerhalb weniger Wochen, und doch unterscheidet es sich stark von seinen drei unmittelbaren Vorgängern. Seit dem Klavierkonzert KV 41 – einem der so genannten »Pasticcio-Konzerte« –, entstanden 1767, hatte Mozart kein Konzert in der Tonart G-Dur mehr geschrieben, und es sollte auch keines mehr folgen. Die Grundstimmung des G-Dur-Konzertes ist heiter und lebensbejahend, stellenweise intim und innig, jedoch nicht völlig unbeschwert – vielleicht die kompositorische Umsetzung typisch weiblicher Charakterzüge? Das Allegro beginnt mit einer ausgedehnten Orchesterexposition, in der zwei – beinahe tänzerische – Themen vorgestellt werden, die vom Klavierpart aufgegriffen werden. Die Solo-Exposition folgt also zuerst dem Vorbild des Orchesters, bevor der Solist dann allein ein neues, drittes Thema präsentiert. Der nun anschließende Durchführungsteil hat aufgrund vieler Modulationen beinahe den Charakter einer Fantasie: Innerhalb weniger Takte werden bis zur Reprise 13 verschiedene Tonarten berührt. Das Andante, wie üblich in der Subdominante C-Dur, ist der letzte langsame Satz eines Klavierkonzerts von Mozart, in dem noch eine Kadenz vorgeschrieben ist. In den späteren Konzerten wird der Spielraum für die Virtuosität des Solisten hier zunehmend eingeschränkt. Das Thema bildet keinen echten Kontrast zum ersten Satz. Es scheint, als würde dessen heitere Motivik hier verinnerlicht und ein wenig ins Melancholische gewendet. Das abschließende Allegretto ist als Variationenform komponiert. Eine amüsante Anekdote erzählt, dass sogar Mozarts Vogel »Stahrl« das Anfangsthema, das tatsächlich einem Gezwitscher ähnelt, pfeifen konnte. Die Besonderheit dieses Satzes liegt jedoch darin, dass Mozart den zweiten Teil durch die Kadenz und die Bezeichnung FinalePresto vollständig vom Rest des Satzes abtrennt und die Coda dadurch der Instrumentalfassung eines Opernfinales ähnelt, in die zwar das Thema des Variationssatzes eingearbeitet, die aber ansonsten thematisch eigenständig ist. Neben Babette Ployer fand das G-Dur-Konzert noch eine weitere glühende Verehrerin – Clara Schumann. Mozart scheint mit diesem Werk 15 W. A. Mozart Titel von Mozarts 1784 eigenhändig angelegtem Werkverzeichnis den Nerv der Frauen und Pianistinnen getroffen zu haben. Im Februar 1861, 77 Jahre nach der Entstehung des Klavierkonzertes, bekam Clara Schumann die Noten von Johannes Brahms geschickt und äußerte sich folgendermaßen: »[…] Zu schreiben habe ich wenig, könnte ich dir aber mein ganzes volles Herz ausschütten, Aug’ in Auge, Du müsstest wohl lange zuhören, und wäre es doch nur das, was Du selbst am besten weißt. Ich denke, Du ahnst, dass ich von den Mozartschen Konzerten spreche, die ich beide mit einem unbeschreiblichen Entzücken gespielt. Mein erstes Gefühl war dabei, könnte ich Dich umarmen zum Dank dafür, dass du mir diese Genüsse verschafft! Welche Musik ist das, diese Adagios! Ich konnte mich bei beiden der Tränen nicht erwehren, namentlich ergriff mich das Cdur-Adagio (KV 453) aufs tiefste – Himmelswonne durchströmt einen da. […] Doch genug – ich meine, ich könnte nicht aufhören davon, und dann ist’s doch nur ein schwacher Ausdruck dessen, was ich empfinde. Ich wollte Dir das Gdur-Konzert zurückschicken, mir ist aber, als müsste ich es festhalten. […] Recht betrübt ist es, dass das Publikum keine Ahnung von der Herrlichkeit dieser Musik hat […] während unsereins die ganze Welt umarmen möchte vor Entzücken, dass es einen solchen Menschen gegeben.« 16 W. A. Mozart BR-KLASSIK WISSEN HÖRBIOGRAFIEN VON JÖRG HANDSTEIN BEETHOVEN „FREIHEIT ÜBER ALLES“ Jörg Handstein erzählt Beethovens Leben als Geschichte eines radikalen Individualisten in einer unsicheren Zeit. Eine Hauptrolle spielt dabei die Musik: ständig auf neuen Wegen, effektvoll und tiefsinnig, schrullig und poetisch, sinnlich und philosophisch. Aufnahmen mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Mariss Jansons (Symphonie Nr. 5) und mit Alexej Gorlatch (Klaviersonate f-Moll op. 2 Nr. 1) ergänzen die zehnteilige Hörbiografie. 4 CD 900907 MAHLER „WELT UND TRAUM“ In seiner zehnteiligen Hörbiografie erzählt Jörg Handstein Mahlers Leben vor dem Hintergrund einer spannungsreichen Epoche, farbig und vielstimmig, faktentreu und nah an den Quellen. Inklusive Mahlers Symphonie Nr. 1 mit Mariss Jansons und dem Symphonie orchester des Bayerischen Rundfunks. 4 CD 900901 MOZART „SCHATTEN UND LICHT“ „Spannende Zeitreise, atmosphärisch dichtes Hörspiel und bereichernde Biografie – Jörg Handstein gelang mit seiner Annäherung an das Phänomen Mozart ein bezauberndes Kunstwerk.” (Crescendo Februar 2015) Ergänzt werden die zehn Kapitel der Hörbiografie durch die Klavierkonzerte Nr. 18 und 23, gespielt von Martha Argerich und Daniel Barenboim, begleitet vom Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. www.br-klassik.de/label 4 CD 900906 Erhältlich im Handel und im BRshop / www.br-shop.de Blühende Bäume und bittere Kirschen Zu Johannes Brahms’ Vierter Symphonie Jörg Handstein In einem Flusstal, umgeben von weitläufigen Hügeln, liegt Mürzzuschlag, ein kleiner Ort im Nordosten der Steiermark. Eigentlich nicht besonders bemerkenswert – läge er nicht an einer spektakulären Eisenbahnstrecke. Es ist die Semmeringbahn, eine Großtat der Technik: Über zahlreiche Tunnel und Brücken verbindet sie seit 1854 die k.k. Reichs-Haupt- und Residenzstadt mit dem Süden des Reichs. Sie hat dem Mürztal zu industrieller Entwicklung verholfen. Und das zum gemächlichen Wandern einladende Mürzzuschlag ist nun für die Wiener Sommerfrischler höchst bequem erreichbar. Auch Johannes Brahms verbringt hier zwei Sommer, deren Frucht die Vierte Symphonie ist. »Im Allgemeinen sind ja leider die Stücke von mir angenehmer als ich […]. Aber in hiesiger Gegend werden die Kirschen nicht süß und eßbar – wenn Ihnen das Ding also nicht schmeckt, so genieren Sie sich nicht.« Mit diesen Worten bat Brahms am 29. August 1885 seine Freundin Elisabeth von Herzogenberg um ihr geschätztes Urteil. In Sorge um die Wirkung seiner Symphonie äußerte Brahms auch an Hans von Bülow die Befürchtung, sie schmecke »nach dem hiesigen Clima – die Kirschen hier werden nicht süß, Du würdest sie nicht essen!« Über das Verhältnis von Musik und Klima kann die Musikwissenschaft bislang keine Auskunft geben. Zu konstatieren ist immerhin, dass zum Beispiel die vorwiegend heitere Zweite Symphonie am klimatisch viel milderen, ja lieblichen Wörthersee entstand. Diese übrigens bezeichnete Brahms als »so melancholisch, daß Sie es nicht aushalten«. Sind also die Mürzzuschlager Kirschen nur eine von Brahms’ üblichen Ironien? Entstehungszeit In den Sommern 1884 und 1885 im österreichischen Mürzzuschlag Uraufführung 25. Oktober 1885 in Meiningen mit der Herzoglichen Hofkapelle unter der Leitung des Komponisten Lebensdaten des Komponisten 7. Mai 1833 in Hamburg – 3. April 1897 in Wien 18 Johannes Brahms Johannes Brahms, Pastell von Ludwig Michalek (1891) Natürlich waren alle gespannt auf die neue Symphonie. Eine private Probeaufführung mit zwei Klavieren stieß allerdings auf wenig Begeisterung. »Den ganzen [ersten] Satz über hatte ich die Empfindung, als ob ich von zwei schrecklich geistreichen Leuten durchgeprügelt würde.« So erinnert sich Eduard Hanslick, der als Kritiker Brahms sehr verbunden war, persönlich aber lieber harmlos heitere Musik hörte. Auch Frau von Herzogenberg genierte sich nicht, die »Schlinggewächse geistreicher Detailkombinationen« zu kritisieren, »über die man hinwegsehen muß, um den Kern voll und ganz zu schmecken und zu genießen«. Die Symphonie sei »eine kleine Welt für die Klugen und Wissenden, an der das Volk […] nur einen schwachen Anteil haben könnte«. Nach der traditionellen Ästhetik aber sollte sich eine Symphonie repräsentativ an das große Publikum wenden, ja seit Beethoven emphatisch an die »Menschheit«, und damit auch entsprechend eingängig und effektvoll gearbeitet sein. Dichte, 19 Johannes Brahms Mürzzuschlag um 1900 detailliert ausgefeilte Strukturen und introvertierte Charaktere waren der Kammermusik vorbehalten. Diese Unterscheidung hat Brahms mit seiner Vierten vollends aufgehoben. Brahms, der Fortschrittliche: Wenn man etwa an Schönbergs Kammersymphonie denkt, erscheint dies zukunftsweisend, aber die Zeitgenossen reagierten eben befremdet. Brahms selbst war nicht ganz wohl dabei: Mit dem kuriosen Kirschen-Vergleich wollte er auch andeuten, dass die Symphonie einem kulinarischen Anspruch nicht entgegenkommt. »Nr. IV riesig, ganz eigenartig, ganz neu, eherne Individualität. Atmet beispiellose Energie von a bis z.« Mit diesem spontanen Eindruck kam Hans von Bülow aus der ersten Probe zur Uraufführung. Auch beim Publikum, darunter eine Schar eigens nach Meiningen angereister Musikfreunde, kam die »Nr. IV« glänzend an. Das auf dem Papier und als Klavierfassung so spröde Werk schien unter den Farben des Orchesters erst richtig aufzuleben. Eine Tournee der Meininger Hofkapelle brachte es nun in viele Städte Europas. Aber ausgerechnet Wien, wo Brahms bereits als lebende Institution verehrt wurde, blieb reserviert. Die Erstaufführung am 17. Januar 1886 war nur ein Achtungserfolg, dann wurde die Symphonie erst wieder 1897, kurz vor Brahms’ Tod, gespielt. 20 Johannes Brahms »Es fiel – ihm wieder mal – nichts ein ...« Diese Worte sollen Wiener Musiker auf die ersten Töne gesungen haben, passend zum gleichförmigen Rhythmus des Themas. Und sie hatten gar nicht so unrecht. Denn Brahms gewann die Tonfolge aus einer ganz banalen Kadenz und einer floskelhaften Sequenz, wie sich ihrer jeder zweitrangige Barockkomponist bedient hätte. Aber dieses Thema will gar kein origineller Einfall sein. Die eigentliche Musik wächst erst allmählich aus der Folge von Terzen hervor – ähnlich wie aus dem unscheinbaren Keimling eine große, üppige, in den wunderbarsten Formen und Farben sprießende Pflanze. Gleich zu Beginn blüht eine fein gestaltete Variation auf, und die zahlreichen Nebenthemen sprießen bei aller Unterschiedlichkeit aus demselben Hauptstamm. Damit ist der erste Satz das wohl kunst- und eindrucksvollste Beispiel für das im 19. Jahrhundert so beliebte organische Komponieren, zumindest in einer Symphonie. Eine markante Fanfare dynamisiert den Ablauf, aber das dramatische Prinzip einer Konfrontation von Gegensätzen, wie es seit Beethoven üblich war, kehrt Brahms geradezu um. Das Kompositionsprinzip ist einer lyrischen Erzählung vergleichbar, die sich kontinuierlich entfaltet, bald voranschreitet und bald betrachtend innehält. Man kann es auch mit Clara Schumann so umschreiben: »Es ist, als läge man im Frühling unter blühenden Bäumen, und Freude und Leid zöge durchs Gemüt.« Im dann doch recht dramatischen Schlussteil triumphiert allerdings das Leid: Das Hauptthema zwingt mit großem Pathos ein herbes Ende in e-Moll herbei. Bei aller Blüte reifen hier wirklich keine süßen Kirschen! 21 Johannes Brahms Johannes Brahms: autographe Partiturseite der Vierten Symphonie, Beginn des vierten Satzes: Allegro energico e passionato Die verweigerte Aufhellung nach E-Dur holt der zweite Satz gleichsam nach und fixiert zugleich das idyllische Bild, das vorher so flüchtig vorübergezogen ist. Ein Hornruf, träumerisch ausgesungene Melodien, leuchtende Klangfelder, der dramatische Einbruch einer Durchführung: Schubert steht hier nicht weit. Konstruktiv knüpft das Andante an das Allegro an, denn wieder dient die Terz als motivische Keimzelle. Bis in die Substanz der Tonart wirkt sie hinein: Das E-Dur changiert subtil nach C-Dur, was der Harmonik eine ganz besondere Färbung verleiht. Mit einem Paukenschlag platzt das C-Dur, der bislang versteckte Gegenpol zur Grundtonart, im dritten Satz nun offen heraus. Die helle Tonart hat ja oft etwas Plakativ-Lärmendes, und dieser Charakter durchbricht heftig die Sphäre der komplexen Innerlichkeit. Ist die in Brahms’ Symphonik ungewohnt laute Heiterkeit des Allegro giocoso eine Art Ausbruchsversuch? Oder das sardonische Gelächter des Narren in einer Tragödie? Jedenfalls macht das Finale gleich sehr deutlich »Schluss mit lustig«. Mit einer ehernen Tonfolge in e-Moll dämpfen die Bläser das Licht schlagartig ab. Erstmals treten die Posaunen in Aktion, eine Atmosphäre von düsterer Feierlichkeit erzeugend. Der wiederholt von scharfen Akkorden abgeschnittene Grundton erinnert an Beethovens dramatische Coriolan-Ou22 Johannes Brahms vertüre. Die Tonfolge hat Brahms jedoch einer Bach-Kantate entnommen: Nach dir, Herr, verlanget mich BWV 150. Sie dient dort als stets wiederkehrende Bass-Linie, die Grundlage für eine lange Reihe von Variationen. Diese barocke Form der so genannten »Passacaglia« verwendet Brahms nun auch für das Finale. Er bezeichnete einmal den Bass als »heilig, als festen Grund, auf dem ich meine Geschichten baue«, und hier realisiert er diesen kompositorischen Grundsatz in Reinform. Schon 1882 plante er einen Symphoniesatz über das Bach-Thema: »Aber es ist zu klotzig, zu geradeaus. Man müßte es irgendwie chromatisch verändern.« Und tatsächlich steckt nun ein ›ais‹ in der e-Moll-Tonleiter. Außerdem rückt Brahms die alte Form in eine moderne Perspektive: Die insgesamt 30 Variationen sind so kunstvoll aufeinander bezogen, dass der Eindruck einer kontinuierlichen, folgerichtigen Entwicklung entsteht. Zunächst führt diese zu einer Beruhigung und Aufhellung in E-Dur. Dann kehrt (mit Variation 16) der Beginn zurück und setzt eine dramatisch gesteigerte Entwicklung in Gang, die wie eine Durchführung wirkt. Variation 24 knüpft reprisenartig an die erste an. Die Schemen eines Sonatensatzes durchscheinen die bloße Reihungsform, und damit auch der Glaube des 19. Jahrhunderts, dass jede Veränderung Entwicklung und Fortschritt bringe. Den Weg zum lichten, lösenden E-Dur kehrt der Prozess im zweiten Teil allerdings um. Gegen die Erwartung eines Happy End schließt das Werk im anfänglichen e-Moll. Eigentlich tragisch: Unerbittlich hat das starre Wiederholungsmuster der Passacaglia das Fortschrittsmodell der Sonate unterlaufen. Brahms erster Biograph Max Kalbeck meinte, das Finale feiere »den finsteren Würgeengel als den Herrn und Meister einer Weltuntergangstragödie, welche sich täglich und stündlich wiederholt«. Das ist sicher zu dick aufgetragen. Wenn dieser düstere Schluss etwas feiert, dann zumindest die ewige Wiederkehr des Gleichen. Die Entwicklung erweist sich als Illusion: Das ist die bittere Kirsche, die das Finale zu schlucken gibt. 23 Johannes Brahms Clara Schumann, Pastellzeichnung von Franz von Lenbach (1878) Eine schöne Stunde hat sie mir geschaffen und mich ganz gefangen genommen durch Farbenreichtum und ihre Schönheit sonst. Kaum weiß ich, welchem Satz ich den Vorzug geben soll: dem ersten träumerischen mit seiner herrlichen Durchführung und den wunderbaren Ruhepunkten, dabei der sanft wogenden inneren Bewegung – (es ist, als läge man im Frühling unter blühenden Bäumen, und Freude und Leid zöge durchs Gemüt) oder dem letzten so großartig aufgebauten mit seiner ungeheuren Mannigfaltigkeit, und trotz der vielen großen Arbeit so voll tiefer Leidenschaft, die in der Mitte so wunderbar besänftigt, dann aber wieder mit neuer Gewalt auftritt! [...] Dann wieder, wie träumt man in dem romantischen Adagio, sogar der dritte Satz ist mir jetzt lieber geworden durch seine reizvolle Lustigkeit. – Könnte ich mit Dir darüber sprechen, die Partitur vor uns! – (Aus einem Brief von Clara Schumann an Johannes Brahms über dessen Vierte Symphonie vom 15. Dezember 1885) 24 Clara Schumann an Johannes Brahms HAUPTSPONSOR UNTERSTÜTZT DANIEL HARDING DIRIGENT ANNET TE DASCH SOPR AN ELISABETH KUL M AN MEZ ZOSOPR AN ANDREW STAPLES TENOR GER ALD FINLEY BARITON SYMPHONIEORCHESTER UND CHOR DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS LUDWIG VAN BEETHOVEN: LEONOREN - OUVERTÜRE NR. 3 C- DUR OP. 72B ROBERT SCHUMANN: NACHTLIED OP. 108 FÜR CHOR UND ORCHESTER LUDWIG VAN BEETHOVEN: SYMPHONIE NR. 9 D - MOLL OP. 125 SONNTAG 17. JULI 2016 20.00 UHR KARTEN: WWW.KLASSIK-AM-ODEONSPLATZ.DE 0 800/59 00 594 UND BEKANNTE VVK-STELLEN BR-KLASSIK HIGHLIGHTS IM FERNSEHEN BAYERISCHES FERNSEHEN Montag, 4. Juli 2016 | 23.35 Uhr Science Fiction aus der Vergangenheit Die Oper »South Pole« von Miroslav Srnka Ein Film von Uli Aumüller (2016, Erstausstrahlung) Sonntag, 10. Juli 2016 | 10.35 Uhr Rafael Kubelík dirigiert Leoš Janáček: »Sinfonietta« Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks Eine Konzertaufzeichnung aus dem Herkulessaal der Münchner Residenz (1977) Dienstag, 12. Juli 2016 | 0.05 Uhr Mariss Jansons dirigiert Rafael Kubelík Felix Mendelssohn Bartholdy: Symphonie Nr. 3 a-Moll, op. 56 (»Schottische«) Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks Aufzeichnung aus der Philharmonie im Gasteig (2009) ARD-ALPHA Sonntag, 10. Juli 2016 | 11.00 Uhr »Auf Flügeln des Gesanges« 70 Jahre Chor des Bayerischen Rundfunks Ein Film von Christian Mößner (2016) Sonntag, 10. Juli 2016 | 20.15 Uhr 70 Jahre BR-Chor Das Jubiläumskonzert aus dem Herkulessaal der Münchner Residenz Mit Opernchören von Wagner, Verdi u. a. Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks Leitung: Mariss Jansons Konzertaufzeichnung vom April 2016 br-klassik.de BR-KLASSIK HIGHLIGHTS IM RADIO Montag, 4. Juli 2016 | 18.05 Uhr Festspielzeit: Mozartfest Würzburg Kammerorchester Basel Leitung: Giovanni Antonini Solistin: Sol Gabetta, Violoncello Joseph Haydn: Symphonie F-Dur, Hob. I:79 Robert Schumann: Cellokonzert a-Moll, op. 129 Wolfgang Amadeus Mozart: Symphonie Es-Dur, KV 543 Sol Gabetta Dienstag, 5. Juli 2016 | 14.05 Uhr Panorama Mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks Wolfgang Amadeus Mozart: Klavierkonzert d-Moll, KV 466 (Maria João Pires, Klavier; Bernard Haitink); Robert Schumann: Symphonie Nr. 4 d-Moll, op. 120 (Pablo Heras-Casado) u. a. Dienstag, 5. Juli 2016 | 18.05 Uhr Festspielzeit: Progetto Martha Argerich Kammerkonzert mit Martha Argerich, Khatia und Gvantsa Buniatishvili u. a. Wolfgang Amadeus Mozart: Sonate e-Moll, KV 304; Gabriel Fauré: Klavierquintett c-Moll, op. 115; Franz Schubert/Sergej Prokofjew: »Walzer«, Suite; Maurice Ravel: »Gaspard de la nuit«; »La Valse« Mittwoch, 6. Juli 2016 | 22.05 Uhr Der Chor des Bayerischen Rundfunks Leitung: Riccardo Muti Luigi Cherubini: Antifona; »Nemo gaudeat«; Missa solemnis Nr. 1 E-Dur (Ruth Ziesak, Sopran; Marianna Pizzolato, Mezzosopran; Herbert Lippert, Tenor; Ildar Abdrazakov, Bass; Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks) br-klassik.de Riccardo Muti 28 Biographien Piotr Anderszewski Piotr Anderszewski gehört zu den prominentesten Pianisten seiner Generation und ist in allen großen Konzertsälen weltweit zu Gast, ob als Solist – u. a. mit den Berliner Philharmonikern, dem Koninklijk Concertgebouworkest Amsterdam, dem London Symphony, dem Chicago Symphony und dem Philadelphia Orchestra – oder in der Doppelfunktion als Pianist und Dirigent mit dem Scottish Chamber Orchestra, der Sinfonia Varsovia und der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen. Auch mit SoloRecitals ist er an renommierten Spielstätten wie dem Barbican Centre und der Royal Festival Hall in London, dem Wiener Konzerthaus, der New Yorker Carnegie Hall oder dem Mariinsky-Theater in St. Petersburg zu hören. Seit dem Jahr 2000 hat Piotr Anderszewski einen Exklusivvertrag bei Warner Classics/Erato (früher Virgin Classics) und zahlreiche, vielfach ausgezeichnete CDs eingespielt: Beethovens Diabelli-Variationen (Choc du Monde de la Musique und ECHO Klassik), die Partiten Nr. 1, 3 und 6 von Bach (Nominierung für den Grammy Award) und eine hochgelobte Aufnahme mit Werken seines Landmannes Karol Szymanowski, die 2006 mit dem Classic FM Grammophone Award als beste Instrumental-CD ausgezeichnet wurde. Seine CD mit Solo-Werken von Robert Schumann erhielt 2011 den ECHO Klassik und 2012 zwei BBC Music Magazine Awards, darunter den der »Einspielung des Jahres«. Für seine jüngste Aufnahme der Englischen Suiten Nr. 1, 3 und 5 von Bach wurde Piotr Anderszewski 2015 mit dem Gramophone Award in der Kategorie »Beste instrumentale CD« und mit dem ECHO Klassik geehrt. Weitere hochkarätige Auszeichnungen begleiten seine Laufbahn, u. a. der prestigeträchtige Gilmore Award, der alle vier Jahre einem außergewöhnlich talentierten Pianisten verliehen wird. Für ARTE drehte der Regisseur Bruno Monsaingeon zwei Dokumentarfilme über ihn, die ebenfalls preisgekrönt sind: Piotr Anderszewski spielt die Diabelli-Variationen (2001) und das Künstlerporträt Piotr Anderszewski, Reisender ohne Ruhe (2008), das von seinen Gedanken über Musik, seiner Konzerttätigkeit und seinen polnisch-ungarischen Wurzeln erzählt. Höhepunkte der Saison 2015/2016 sind und waren Auftritte mit den Berliner Philharmonikern, der Tschechischen Philharmonie, der Camerata Salzburg und dem Lausanne Chamber Orchestra sowie Solo-Recitals beim Lucerne Festival at the Piano, beim Enescu Festival in Bukarest, im Leipziger Gewandhaus, im Lincoln Center in New York, in der Berliner Philharmonie und in der Londoner Wigmore Hall. Beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks war Piotr Anderszewski zuletzt im November 2008 zu Gast. Damals spielte er Bartóks Drittes Klavierkonzert unter der Leitung von Sir John Eliot Gardiner. 29 Biographien LASSEN SIE UNS FREUNDE WERDEN! Freunde sind wichtig im Leben eines jeden von uns. Diese Überlegung machten sich musikbegeisterte und engagierte Menschen zu eigen und gründeten den gemeinnützigen Verein »Freunde des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks e. V.«. Seine heute über 1000 Mitglieder fördern die herausragende künstlerische Arbeit des Symphonieorchesters und seiner Akademie nach Kräften. Der Verein trägt dazu bei, den Ruf dieses weltweit berühmten Orchesters weiterhin zu mehren. Mit der finanziellen Unterstützung der »Freunde« werden Instrumente finanziert, Kompositionsaufträge erteilt, Kammermusikkurse abgehalten und jungen Talenten in der Akademie eine erstklassige Ausbildung an ihren Instrumenten ermöglicht. Den »Freunde«-Mitgliedern werden zahlreiche attraktive Vergünstigungen angeboten, von exklusiven Besuchen ausgewählter Proben über bevorzugte Kartenbestellungen bis hin zu Reisen des Orchesters zu Sonderkonditionen.* Helfen Sie mit als Freund und lassen Sie sich in die Welt der klassischen Musik entführen! Kontakt: Freunde des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks e. V. Geschäftsstelle: Ingrid Demel, Sabine Hauser c/o Labor Becker, Olgemöller & Kollegen Führichstraße 70 81671 München Telefon: (089) 49 34 31 Fax: (089) 450 91 75 60 E-Mail: [email protected] www.freunde-brso.de * Rechtsverbindliche Ansprüche bestehen jeweils nicht Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks Schon bald nach seiner Gründung 1949 durch Eugen Jochum entwickelte sich das Symphonieorchester zu einem international renommierten Klangkörper, dessen Ruf die auf Jochum folgenden Chefdirigenten Rafael Kubelík, Sir Colin Davis und Lorin Maazel stetig weiter ausbauten. Neben den Interpretationen des klassisch-romantischen Repertoires gehörte im Rahmen der 1945 von Karl Amadeus Hartmann gegründeten musica viva von Beginn an auch die Pflege der zeitgenössischen Musik zu den zentralen Aufgaben des Orchesters. Seit 2003 setzt Mariss Jansons als Chefdirigent neue Maßstäbe. Von den Anfängen an haben viele namhafte Gastdirigenten wie Erich und Carlos Kleiber, Otto Klemperer, Leonard Bernstein, Günter Wand, Sir Georg Solti, Carlo Maria Giulini, Kurt Sanderling und Wolfgang Sawallisch das Symphonieorchester geprägt. Heute sind Bernard Haitink, Riccardo Muti, Esa-Pekka Salonen, Herbert Blomstedt, Franz Welser-Möst, Daniel Harding, Yannick Nézet-Séguin, Sir Simon Rattle und Andris Nelsons wichtige Partner. Tourneen führen das Orchester durch Europa, nach Asien sowie nach Nord- und Südamerika. Als »Orchestra in Residence« tritt das Orchester seit 2004 jährlich beim Lucerne Festival zu Ostern auf, 2006 wurde es für seine Einspielung der 13. Symphonie von Schostakowitsch mit dem Grammy geehrt. Bei einem Orchesterranking der Zeitschrift Gramophone, für das international renommierte Musikkritiker nach »The world’s greatest orchestras« befragt wurden, kam das Symphonieorchester auf Platz sechs. www.br-so.de facebook.com/BRSO Twitter: @BRSO 31 Biographien 32 Biographien Rafael Payare Einen »brillanten Dirigenten« und einen »Musiker von wahrlich seltener Substanzhaftigkeit« nannte die Abendzeitung 2015 den gebürtigen Venezolaner Rafael Payare anlässlich seines Debüts bei den Münchner Philharmonikern. Rafael Payare, Jahrgang 1980, ist Absolvent des angesehenen musikalischen Jugendförderprogramms »El Sistema« und nahm sein reguläres Dirigierstudium 2004 bei José Antonio Abreu auf. Anschließend stand er am Pult aller wichtigen Orchester seines Heimatlandes, so auch des renommierten Simón Bolívar Orchestra, das er sowohl in Caracas als auch während einer Kanada-Tournee 2009 dirigierte. Als ausgebildeter Hornist hatte er zuvor unter der Leitung so namhafter Dirigenten wie Giuseppe Sinopoli, Claudio Abbado, Sir Simon Rattle und Lorin Maazel auch selbst in diesem Orchester gespielt. 2012 gewann Rafael Payare den Ersten Preis beim Malko International Competition for Young Conductors in Kopenhagen und wurde im Sommer desselben Jahres von Lorin Maazel als Gastdirigent für dessen Castleton Festival in Virginia verpflichtet. Aufgrund der engen Verbindung zu seinem Mentor Maazel und dem Festival wurde Rafael Payare dort 2015 zum Chefdirigenten ernannt. Eine weitere wichtige Station seiner Dirigentenlaufbahn war die Zusammenarbeit mit Daniel Barenboim, dem er 2012 bei der Neuproduktion von Wagners Siegfried an der Berliner Staatsoper Unter den Linden assistierte. Seit 2014 ist Rafael Payare Chefdirigent des Ulster Orchestra in Nordirland. Daneben erhält er, als einer der zur Zeit begehrtesten Nachwuchs-Dirigenten, Einladungen von renommierten Orchestern in aller Welt: von den Wiener Philharmonikern, dem London Symphony, dem Chicago Symphony und dem City of Birmingham Symphony Orchestra, dem Los Angeles Philharmonic, dem Rotterdam Philharmonic, dem Royal Stockholm Philharmonic und dem Oslo Philharmonic Orchestra sowie den Göteborger Symphonikern. In der Spielzeit 2014/2015 feierte er zudem sein umjubeltes Operndebüt mit Puccinis Madama Butterfly an der Königlichen Oper in Stockholm. Höhepunkte der aktuellen Spielzeit waren Auftritte beim Philharmonia Orchestra London in der Royal Festival Hall, beim NDR Sinfonieorchester Hamburg, beim hr-Sinfonieorchester, der Tschechischen Philharmonie, beim Orchestre de la Suisse Romande, beim Orchester der Oper Zürich und bei den Bamberger Symphonikern. Rafael Payare arbeitet mit namhaften Solisten wie Jean-Yves Thibaudet, Nikolai Lugansky, Alisa Weilerstein, Elisabeth Leonskaja und Alexander Melnikov. Eine enge Freundschaft verbindet ihn auch mit dem polnischen Komponisten Krzysztof Penderecki, der ihn 2013 einlud, im Rahmen der Festkonzerte anlässlich seines 80. Geburtstages in Warschau zu dirigieren. 33 Biographien NÉZET- SÉGUIN SCH UBERT PRO HASKA WEB B RUCK ER NER SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS YANNICK NÉZET-SÉGUIN Dirigent, ANNA PROHASKA Sopran – CARL MARIA VON WEBER Ausschnitte aus »Euryanthe« und »Der Freischütz«; FRANZ SCHUBERT Ausschnitte aus »Die Verschworenen«, D 787, und »Die Bürgschaft«, D 435; ANTON BRUCKNER Symphonie Nr. 7 E-Dur Informationen: br-so.de, Tickets: br-klassikticket.de € 18 / 25 / 35 / 49 / 58 / 69 / 82 Einführung: 18.45 Uhr 7.7. und 8.7. 20 Uhr Herkulessaal Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks MARISS JANSONS Chefdirigent NIKOLAUS PONT Orchestermanager Bayerischer Rundfunk Rundfunkplatz 1 80335 München Telefon: (089) 59 00 34 111 IMPRESSUM Herausgegeben vom Bayerischen Rundfunk Programmbereich BR-KLASSIK Publikationen Symphonieorchester und Chor des Bayerischen Rundfunks REDAKTION Dr. Renate Ulm (verantwortlich) Dr. Vera Baur GRAPHISCHES GESAMTKONZEPT Bureau Mirko Borsche UMSETZUNG Antonia Schwarz, München DRUCK alpha-teamDRUCK GmbH Nachdruck nur mit Genehmigung Das Heft wurde auf chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt. TEXTNACHWEIS Renate Ulm: Originalbeitrag für dieses Heft; Andrea Lauber: aus den Programmheften des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks vom 15. Juli 2008; Jörg Handstein: aus den Programmheften des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks vom 9./10. Februar 2012; Biographien: Agenturmaterial (Anderszewski), Archiv des Bayerischen Rundfunks (Symphonieorchester), Vera Baur (Payare). BILDNACHWEIS Wikimedia Commons (Rossini, Titelseite des Librettos); Arthur Hutchings: Mozart. Der Mensch, Baarn 1976 (Mozart); Wolfgang Amadeus Mozart: Eigenhändiges Werkverzeichnis, = Neue Ausgabe sämtlicher Werke, Serie X: Supplement, Werkgruppe 33, Abteilung 1, Kassel 1991 (Eintrag des G-Dur-Konzerts im Werkverzeichnis); Erich Valentin: Mozart. Eine Bildbiographie, München 1959 (Titelseite von Mozarts Werkverzeichnis); Christiane Jacobsen (Hrsg.): Johannes Brahms: Leben und Werk, Hamburg 1983 (Brahms, Elisabeth von Herzogenberg, Autograph); © BR / Foto Sessner (Kubelík); © Marco Borggreve (Gabetta); © Todd Rosenberg (Muti); © K. Miura (Anderszewski); © Astrid Ackermann (Symphonieorchester); © Henry Fair (Payare); Archiv des Bayerischen Rundfunks. 35 Impressum BR-KLASSIK.DE Das neue Klassik-Portal. BR-KLASSIK-STUDIOKONZERTE ABONNEMENT 2016 / 2017 Di. 18. Oktober 2016, Studio 2, 20 Uhr LIEDERABEND ANNA LUCIA RICHTER SOPRAN MICHAEL GEES KLAVIER Schumann, Britten, Brahms Di. 4. April 2017, Studio 2, 20 Uhr ANDREAS BRANTELID VIOLONCELLO CHRISTIAN IHLE HADLAND KLAVIER Beethoven, Janáček, Mjaskowski Di. 15. November 2016, Studio 2, 20 Uhr KLAVIERABEND INGRID JACOBY Mozart, Ponce, Fauré, Debussy u. a. Di. 9. Mai 2017, Studio 2, 20 Uhr AUGUSTIN HADELICH VIOLINE CHARLES OWEN KLAVIER Beethoven, Schnittke, Mozart, Strawinsky, Tschaikowsky Di. 7. Februar 2017, Studio 2, 20 Uhr LIEDERABEND BENJAMIN APPL BARITON GRAHAM JOHNSON KLAVIER Beethoven, Schumann, Schubert, Wolf Di./Mi. 30./31. Mai 2017 Studio 2, 20 Uhr FESTIVAL DER ARD-PREISTRÄGER Pierné, Mozart, Bax, Jongen, Caplet, Beethoven, Cras, Debussy, Hosokawa Abo (7 Konzerte): Euro 155,- / 115,- | 20% Ersparnis im Vergleich zum Einzelkartenkauf! Einzelkarten (VVK ab 7.6.2016): Euro 32,- / 24,- sowie Euro 20,- / 16,- (Festival der ARDPreisträger); Schüler und Studenten: Euro 8,Abo-Hotline 0800–59 00 595 (national, gebührenfrei), +49 89 55 80 80 (international) BRticket 0800–59 00 594 (national, gebührenfrei), +49 89 59 00 10 880 (international) br-klassikticket.de | München Ticket 089 / 54 81 81 81 A Akademie des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks Sprungbrett zu den Orchestern der Welt Ausbildungsplätze 4 Violinen 1 Flöte 2 Violen 2 Violoncelli 1 Oboe 1 Trompete 1 Horn 2 Kontrabässe 1 Klarinette 1 Posaune 1 Fagott 1 Pauke mit Schlagzeug Ausbildung • Instrumentaler Einzelunterricht • Mentales Training • Kammermusik • Mitwirkung bei Proben und Konzerten des Symphonieorchesters Erfolg Absolventen der Akademie finden Engagements in renommierten Orchestern im In- und Ausland Konzerttermine • Donnerstag, 14. Juli 2016, Hubertussaal Schloss Nymphenburg • Samstag, 16. Juli 2016, Festsaal Kloster Seeon Förderer Die Akademie dankt F R E U N D E S Y M P H O N I E O R C H E S T E R B A Y E R I S C H E R R U N D F U N K e.V. Kontakt Akademie des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks Geschäftsführung: Christine Reif Hanselmannstraße 20, 80809 München Telefon: 089/3509-9756 Fax: 089/3509-9757 E-Mail: [email protected] www.br-so.de 4. Abo D 30. 6 ./ 1 .7. 2 016 br-so.de br-klassik.de