Grundlagen der VWL II MAKROÖKONOMIE Dr. Sebastian Watzka Sommersemester 2009 © Prof. Dr. Gerhard Illing Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 1 „We‘re not making it up,“ Bernanke told the House Financial Services panel. „We‘re working along a program that has been applied in various contexts,“ he said. „We‘re not completely in the dark.“ Um noch mehr „Licht ins Dunkel“ zu bringen, studieren wir Makroökonomie ! Methoden: Wir benutzen möglichst einfache Modelle um die komlexe Realität besser zu verstehen. Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 2 Organisatorisches Basistext zur Vorlesung: Olivier Blanchard/Gerhard Illing, Makroökonomie, 4.aktualisierte Auflage, Pearson Studium, München 2006 Kapitel 1-5, 6-8, 18 und 22 Ergänzend: Dazu auch Übungsbuch verfügbar! weitere Unterlagen finden Sie auf der Homepage: http://www.sfm.vwl.uni-muenchen.de/index.html Dort sind verfügbar: (bzw werden verfügbar sein) - Foliensätze zur Vorlesung - Aufgabenblätter Wirtschaftsteil der Tageszeitungen; Economist, Monatsberichte von EZB / Bundesbank; Internet (vgl. links) Sprechstunde: Dienstag 14.00- 15.00 (Anmeldung bitte per Email) Klausurtermin: Mo. 27.07.09 von 13.30-14.30 Anmeldezeitraum: 01.06.09 - 02.07.09 https://lsf.verwaltung.uni-muenchen.de (siehe auch Klausur-Masterplan: www.isc.lmu.de) Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 3 Organisatorisches Gesamtpaket: 1) Lehrbuch Blanchard / Illing Kapitel 1-5, 6-8, 18 und 22 2) Vorlesung mit Foliensatz 3) Übungen a) Aufgabenblätter selbständig lösen! b) Besprechung der Aufgabenblätter durch Mitarbeiter 4) Makro-Quiz a) Arbeitsgruppen zum Lösen von Übungsaufgaben im Internet: Wettbewerb um die beste Gruppe! Start: […] b) Tutorien zur Besprechung des Makro-Quiz 5) Übungsbuch zum Lehrbuch (Forster/Klüh/Sauer) 6) Ergänzende Literatur: Internet, Tageszeitungen, Economist, Monatsberichte der EZB Wichtig: Nicht Auswendiglernen, sondern Mitdenken!! Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 4 Organisatorisches: Übungstermine Vorlesung: Do, 16 - 18 Uhr, HGB M118, Beginn 23.04.2009 Übungen: Achtung: Die Übungen beginnen erst in der zweiten Vorlesungswoche Dienstag, ab 28.04.09 Mittwoch, ab 29.04.09 Dr. Sebastian Watzka 18st-20 Uhr Sebastian Watzka HGB, A016 12ct-14 Uhr Florian Buck HGB, M114 18st-20 Uhr Florian Buck HGB, E006 Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 5 Gliederung der Veranstaltung 1. Einführung und Grundlagen der makroökonomischen Analyse (Kapitel 1-2) 2. Das IS-LM Modell (Kapitel 3-5,22) 3. Außenwirtschaft und Modelle der Wechselkursbestimmung (Kapitel 18) 4. Kurze Einführung in das AS/AD-Modell und Phillips Kurve (Kapitel 6-7) 5. Analyse der aktuellen Finanzkrise (neues Kapitel 22) Aktuelle Brisanz makroökonomischer Probleme und wirtschafts- politischer Diskussion unübersehbar. Anwendung verschiedener Modelle auf makroökonomische Probleme Besseres Verständnis der komplizierten gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge Ökonomen müssen Politikempfehlungen geben Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 6 1. Grundlagen der makroökonomischen Analyse Blanchard / Illing, Kapitel 1-2 Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 7 Grundlagen der makroökonomischen Analyse Gliederung des 1. Kapitels: 1.1 Geschichtlicher Überblick und Einführung 1.2 Die aktuelle Finanzkrise 1.3 Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR) und Messung von wirtschaftlicher Aktivität/Wohlfahrt eines Landes 1.4 Makroökonomische Größen: BIP, Inflation, Arbeitslosigkeit 1.5 Kreislaufmodelle und I=S Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 8 1.1 Geschichtlicher Überblick und Einführung Dogmengeschichtliche Epoche Untersuchungsgegenstand Wirtschaftspolitische Maßnahmen Klassik (ca. 1770-1870) Wachstum, Verteilung langfristig Neoklassik (ca. 1870-1925) Haushalte, Unternehmen, Märkte langfristig Keynesianische Theorie Beschäftigung, (ca. 1925-1945) Inflation Kurzfristig Neoklassische Synthese (1945- 1970) Beschäftigung, Inflation kurz-, mittel-, langfristig Neue keynesianische Makroökonomie Mikroökonomische Fundierung; Anreize kurz-, mittel-, langfristig Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 9 1.1 Geschichtlicher Überblick und Einführung Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 10 1.1 Geschichtlicher Überblick und Einführung Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 11 1.1 Geschichtlicher Überblick und Einführung John Maynard Keynes: The General Theory of Employment, Interest and Money, Ch.1, p.3: „I shall argue that the postulates of the classical theory are applicable to a special case only and not to the general case (..). Moreover, the characteristics of the special case assumed by the classical theory happen not to be those of the economic society in which we actually live, with the result that its teaching is misleading and disastrous if we attempt to apply it to the facts of experience.“ Online auf: http://ebooks.adelaide.edu.au/k/keynes/john_maynard/k44 g/index.html Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 12 1.1 Geschichtlicher Überblick und Einführung Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 13 1.1 Geschichtlicher Überblick und Einführung Makroökonomie beschäftigt sich mit zentralen gesamtwirtschaftlichen Größen: Wirtschaftswachstum und Konjunktur Arbeitslosigkeit Inflation Zinsen Außenwirtschaft: Wechselkurse/ Zahlungsbilanz Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 14 1.1 Geschichtlicher Überblick und Einführung In der Makroökonomie geht es darum: - Gesamtwirtschaftliche Entwicklungen zu beschreiben (Empirie) - - historische Daten und Episoden (z.B. Wirtschaftskrise 1930) Ländervergleiche Gesamtwirtschaftliche Beziehungen zu erklären (Theorie) sowie - Vorschläge zur Problemlösung zu geben (Politik) → Wir betrachten die aktuellen Herausforderungen der Finanzkrise Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 15 1.1 Geschichtlicher Überblick und Einführung Wir beschäftigen uns in diesem Kurs hauptsächlich mit der Analyse der kurzen Sicht Betrachtet Konjunkturschwankungen, also zyklische Schwankungen ums Produktionspotential Kurzfristige Analyse: Schwankungen der Nachfrage sind der wesentliche Bestimmungsfaktor Wichtige Determinanten gesamtwirtschaftlicher Nachfrage: Konsum, Investition, Staatsausgaben, Nettoexporte Wir wollen diese Variablen erklären Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 16 1.1 Geschichtlicher Überblick und Einführung Beispiel 1: Geringere Konjunkturschwankungen seit dem 2. Weltkrieg ? Wirtschaftswachstum in den USA, 1870-2008 25,00% 20,00% 15,00% 10,00% 5,00% 0,00% -5,00% -10,00% 18 70 18 76 18 82 18 88 18 94 19 00 19 06 19 12 19 18 19 24 19 30 19 36 19 42 19 48 19 54 19 60 19 66 19 72 19 78 19 84 19 90 19 96 20 02 20 08 -15,00% Reales BIP in den USA; Veränderung gegenüber Vorjahr Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 17 1.1 Geschichtlicher Überblick und Einführung USA & Deutschland, 1962-2009 Beispiel 2:Arbeitslosenquote Entwicklung der Arbeitslosigkeit in Deutschland – strukturelle oder konjunkturelle Faktoren ? 12 • Arbeitslosigkeit in Deutschland nach dem Krieg lange sehr niedrig: 10 50er/60er Jahre – „Wirtschaftswunder“ • 8 Nach den Ölkrisen (1974/5 und 81-83) stetiger Anstieg der Arbeitslosigkeit 6 • USA Deutschland erneuter sprunghafter Anstieg nach der Wiedervereinigung (1992-94) 4 Arbeitslosigkeit verharrt auf hohem Niveau strukturelle Ursachen ? Also 2 zu hohe Arbeitslosenunterstützung, etc ? 19 6 19 2 6 19 4 6 19 6 6 19 8 7 19 0 7 19 2 7 19 4 7 19 6 7 19 8 8 19 0 8 19 2 8 19 4 8 19 6 8 19 8 9 19 0 9 19 2 9 19 4 9 19 6 9 20 8 0 20 0 0 20 2 0 20 4 0 20 6 08 Oder aber chronisch zu geringe aggregierte Nachfrage (besonders 0 Binnennachfrage) in Kombination mit komplizierten Arbeitsmarktdynamiken (Hysterese) ?? Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 18 1.2 Die weltweite Finanzkrise 1.2.1 Ausgangspunkt: Immobilien- und Kreditblase in den USA Finanzinnovationen (Verbriefung) + laxe Regulierung + niedrige Zinsen → laxe Kreditvergabe → Anstieg der Immobilienpreise → hohe Gesamtverschuldung der Haushalte relativ zum Einkommen Steigende Zinsen: Nachfrage nach Immobilien geht zurück → besonders Investitionen in den amerikanischen Wohnungsbau brechen ein Rückgang der Immobilienpreise Hohe Zinszahlungen belasten Hausbesitzer→ ausbleibende Zinszahlungen führen zu Zahlungsausfällen bei Banken und Preisverfall von immobilienbesicherten Wertpapieren (Mortgage-Backed Securities) Subprime-Immobilienkrise wird zu einer der größten Bankenkrise der Geschichte Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 19 1.2 Die weltweite Finanzkrise 1.2.2 Die Subprime-Krise wird zur weltweiten Bankenkrise Fatale Abwärtsspirale: Insolvenz von Finanzinstituten; Verteuerung der Kredite → Wirtschaftsabschwung → Weiterer Anstieg der Zahlungsausfälle; → weitere Finanzinstitute geraten in Schwierigkeiten Starker Rückgang von Immobilien- und Finanzvermögen Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 20 1.2 Die weltweite Finanzkrise Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 21 1.2 Die weltweite Finanzkrise 1.2.2 Die Subprime-Krise wird zur weltweiten Bankenkrise Es kommt zum credit crunch (Kreditklemme): • Banken verlangen hohe Zinsaufschläge (Margen oder Spreads) • Banken vergeben weniger Kredite TED-Spreads 5 4,5 4 3,5 3 2,5 2 1,5 1 0,5 0 US EUR Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 01.03.2009 01.01.2009 01.11.2008 01.09.2008 01.07.2008 01.05.2008 01.03.2008 01.01.2008 01.11.2007 01.09.2007 01.07.2007 01.05.2007 01.03.2007 01.01.2007 UK Seite 22 1.2 Die weltweite Finanzkrise 1.2.3 Realwirtschaftliche Konsequenzen Sinkende Vermögenspreise + hohe Verschuldung: Einschränkung der Kreditaufnahme Vorsichtssparen → Einbruch der Konsumnachfrage Sparparadox: Das Bestreben der Konsumenten, mehr zu sparen, kann kurzfristig einen Einbruch der Produktion auslösen. Unternehmen werden pessimistischer über zukünftige Nachfrage; zögern mit Neuinvestitionen. Banken reduzieren Kreditvergabe → Einbruch der Investitionsnachfrage Reduzierte aggregierte Nachfrage führt zu scharfem Rückgang von Produktion und Beschäftigung → weitere Zahlungsausfälle → Finanzintermediäre geraten in noch größere Schwierigkeiten Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 23 1.2 Die weltweite Finanzkrise 1.2.3 Realwirtschaftliche Konsequenzen Multiplikatoreffekte verstärken die Wirkung von Schocks: Rückgang der aggregierten Nachfrage: Rückgang der Produktion und Beschäftigung weiterer Rückgang des Einkommens weiterer Rückgang von aggregierter Nachfrage (Konsum) weitaus stärkerer Gesamteffekt als ursprünglicher Nachfragerückgang genannt Multiplikatoreffekt Hinweis: Momentan heftige Diskussionen unter Ökonomen über die genaue Größe des Multiplikators mehr dazu in Kapitel 2 Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 24 1.2 Die weltweite Finanzkrise 1.2.3 Realwirtschaftliche Konsequenzen Zunächst nur bestimmte Sektoren betroffen (Finanzsektor, Bauwirtschaft; Autoindustrie) Nachfragerückgang breitet sich über Multiplikatoreffekte schnell auf die gesamte Wirtschaft aus Starker Rückgang von Produktion und Beschäftigung im Vergleich zum Produktionspotential! In der kurzen Frist wird Produktion von der Nachfrage bestimmt wird! Bei einem plötzlichen Nachfrageeinbruch sinkt die Produktion weit unter das Vollbeschäftigungsniveau (die natürliche Rate der Produktion) Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 25 1.2 Die weltweite Finanzkrise 1.2.3. Realwirtschaftliche Konsequenzen: Der Ifo-Index fällt bereits frühzeitig Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 26 1.2 Die weltweite Finanzkrise 1.2.3. Realwirtschaftliche Konsequenzen: Industrieproduktion und BIP brechen ein Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 27 1.2 Die weltweite Finanzkrise 1.2.3. Realwirtschaftliche Konsequenzen: BIP Wachstum Dtld Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 28 1.2 Die weltweite Finanzkrise 1.2.3. Realwirtschaftliche Konsequenzen: Dtld und OECD Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 29 1.2 Die weltweite Finanzkrise 1.2.4 Stabilisierung durch Wirtschaftspolitik Geldpolitik: Weltweit massive Zinssenkungen • Fed seit August 2007: Federal Funds Target Rate inzwischen bei 0-0,25 % • EZB anfangs zurückhaltend, seit Oktober 2008 starke Zinssenkungen, EZB-Leitzins inzwischen bei 1,25 % (Stand: 2. April 2009) • Kurzfristige Zinsen inzwischen nahe Null Gefahr einer Liquiditätsfalle (siehe Kapitel 2) Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 30 1.2 Die weltweite Finanzkrise 1.2.4 Stabilisierung durch Wirtschaftspolitik: Leitzinssenkungen der EZB und Fed Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 31 1.2 Die weltweite Finanzkrise 1.2.4 Stabilisierung durch Wirtschaftspolitik Fiskalpolitik: Große Konjunkturprogramme USA: Februar 2009 Paket von 787 Mrd. $ Deutschland: zwei Konjunkturpakete Dez 2008/Jan 2009: 31 + 50 Mrd. € über 2 Jahre Streit: - Steuersenkung vs. Anstieg der Staatsausgaben? - Wie groß ist die Multiplikatorwirkung? Auswirkung auf die langfristige Verschuldung? Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 32 1.2 Die weltweite Finanzkrise 1.2.4 Stabilisierung durch Wirtschaftspolitik Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 33 1.2 Die weltweite Finanzkrise 1.2.4 Stabilisierung durch Wirtschaftspolitik: Langfristige Konsequenzen Starker Anstieg des Staatsdefizits und der Staatsverschuldung: In Deutschland: • Staatsdefizit 2009 (2010) bei 3 (4) % des BIP • Staatsverschuldung steigt 2009 auf 68,5 % des BIP, bis 2012 auf 72,5 % des BIP Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 34 1.2 Die weltweite Finanzkrise 1.2.4 Stabilisierung durch Wirtschaftspolitik: Langfristige Konsequenzen Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 35 1.2 Die weltweite Finanzkrise 1.2.5 Internationale Auswirkungen Handelsströme brechen ein ! Nachfrageeinbruch verbreitet sich weltweit. Haushalte in den USA reduzieren Nachfrage nach Importen: Computer, Kleidung, Spielzeuge, Autos aus China/Japan, Europa Einbruch der Exportnachfrage in diesen Staaten Rückgang von Produktion und Beschäftigung. Rückgang der Nachfrage in anderen Sektoren und in anderen Regionen der Welt Die ursprüngliche Wirkung verstärkt sich wieder wechselseitig zwischen den Ländern (Multiplikatoreffekt). (In China und Osteuropa geht auch die Nachfrage nach Maschinen aus Deutschland zurück.) Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 36 1.2 Die weltweite Finanzkrise 1.2.5 Internationale Auswirkungen Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 37 1.2 Die weltweite Finanzkrise 1.2.5 Internationale Auswirkungen Internationale Kapitalströme beschleunigen globale Verbreitung der Krise. Globale Aktivitäten internationaler Geschäftsbanken; Verluste aus der US-Immobilienkrise → Banken droht Insolvenz Auch Handelskredite werden aus Furcht vor Insolvenz der Geschäftspartner stark eingeschränkt. Umschichtungen internationaler Finanzanleger („Flucht in sichere Anlagen“) → Abfluss von Kapital aus Schwellenländern (Osteuropa, China) Beeinträchtigt die Fortführung langfristiger Investitionen, finanziert durch Auslandskapital aus entwickelten Ländern Es kommt nicht nur zu Finanz-, sondern auch zu Wechselkurskrisen. Produktionseinbruch in den Industriestaaten trifft Schwellenländer sowohl durch höhere Kosten für Kredite wie durch Rückgang der Exportnachfrage. Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 38 1.2 Die weltweite Finanzkrise 1.2.6 Ein vorläufiges Fazit • Was als Subprime-Krise in den USA begann, hat sich schnell zur globalen Finanz- und Wirtschaftskrise entwickelt • Ursachen lagen in der laxen Kreditvergabe an zweitklassige US-Hypothekennehmer, einem unregulierten und intransparenten Hypothekenvergabesystem in den USA, sowie „innovativen“ Finanzprodukten, deren Anreizstruktur nicht zu einer sorgfältigen Investitionsentscheidung beitrugen • Aufgrund der globalen Verflechtungen des modernen Banken- und Finanzsektors rasche Ausweitung auf andere Länder • Zusammenfassend einige Graphiken zur aktuellen Entwicklung und Prognosen für die Zukunft Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 39 1.2 Die weltweite Finanzkrise Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 40 1.2 Die weltweite Finanzkrise Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 41 1.2 Die weltweite Finanzkrise Wachstumsraten in den USA, Deutschland und Europa, 1998-2008, in Prozent zum Vorquartal, annualisiert 10% 8% USA Euroraum 6% 4% 2% 0% -2% Deutschland -4% -6% -8% -10% 1998 1999 Dr. Sebastian Watzka 2001 2002 2004 Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 2005 2007 2008 Seite 42 1.2 Die weltweite Finanzkrise Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 43 1.2 Die weltweite Finanzkrise Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 44 1.2 Die weltweite Finanzkrise 1.2.7 Langfristige Auswirkungen Die langfristigen Auswirkungen der Finanzkrise sind völlig unklar ! Wichtig zu beobachten sind: • wirtschaftliche Entwicklung in den USA und Europa in den nächsten Jahren ausschlaggebend • • • • • BIP, Arbeitslosigkeit, Inflation: Deflation vs Hyperinflation vs „normaler“ Entwicklung Gradwanderung der Fed Wechselkursentwicklung: Dollar als Leitwährung in Gefahr ? politische Entwicklung: Die Glaubwürdigkeit der amerikanischen Politik – schon von Bush stark beschädigt – steht auf dem Spiel !! Verbindungen zwischen Washington und Wall Street zu stark ?? Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 45 1.2 Die weltweite Finanzkrise John Maynard Keynes: „In the longrun we‘re all dead!“ Deshalb: Langfristige Analyse nicht Teil dieses Grundlagenkurses Wachstumstheorie aber wichtiges Gebiet der VWL!! Fragen: Warum sind manche Länder reich, andere arm? Was bestimmt Wachstum? Schwierige Fragen, keine leichten Antworten... Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 46 1.3 VGR und Wohlfahrtsanalyse Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR) als Startpunkt für die theoretische makroökonomische Analyse VGR ist eine der wichtigsten Datenquellen für die empirische Analyse Verständnis der VGR ist zentral für die Makroökonomie Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 47 1.3 VGR und Wohlfahrtsanalyse 1.3.1 Grundlagen Bei der Wirtschaftsanalyse ist es wichtig, zwischen folgenden Begriffen genau zu unterscheiden: Nominal : zu aktuellen Preisen gemessen Real : zu konstanten Preisen (um Inflationseffekte bereinigt ) Niveau : Stufe in einer Skala bestimmter Werte Wachstumsraten : prozentuale Veränderung Niveau Yt c a W ∆ Yt +1 Yt +1 − Yt g= = Yt Yt Dr. Sebastian Watzka ) e t a r s ( m tu s h Niveau Yt+1 Yt +1 = (1 + g ) ⋅ Yt Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 48 1.3 VGR und Wohlfahrtsanaylse 1.3.1 Grundlagen Bestandsgröße: wird zu einem bestimmten Zeitpunkt gemessen Stromgröße: wird pro Zeiteinheit gemessen Bestandsgrößen Stromgrößen Strom größe Dr. Sebastian Watzka Bestands größe Vermögen Ersparnis Staatsschuld Neuverschuldung Auslandsvermögen Leistungsbilanz- defizit ↓ - überschuß ↑ Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 49 1.3 VGR und Wohlfahrtsanalyse 1.3.2 Wohlfahrtsanalyse Was wollen wir überhaupt erfassen? Internationale Vergleichbarkeit: Welches Land ist am besten „dran“? Vergleichbarkeit erfordert einheitliche Maßgrößen Weltweit einheitliche Berechnung? Kriterien: „Produktionsaktivität“ in einem Land „Verfügbarkeit an Gütern“ der Bewohner eines Landes „Gesamtwirtschaftliche Wohlfahrt“ Happiness (Fokus Box Seite 303f.) Unterscheide: • Gesamtproduktion vs. Einkommen Bruttoinlandsprodukt (BIP) vs. Bruttonationaleinkommen (BNE) • Nominale vs. reale Größen • Absolute vs. pro Kopf Größen Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 50 1.3 VGR und Wohlfahrtsanalyse 1.3.2 Wohlfahrtsanalyse - Regierung maximiert Wohlfahrt - Wie definiert man Wohlfahrt? - - Allgemein: Wt=W(u1,t,u2,t,..,uN,t,u1,t+1,u2,t+1,uN,t+1,...) - Bentham: W(.)=u1,t+u2,t+..+uN,t+u1,t+1+u2,t+1+uN,t+1+... - Rawls: W(.)=min{u1,t,u2,t,..,uN,t,u1,t+1,u2,t+1,uN,t+1,...} Wie misst man Wohlfahrt? - ui,t nicht beobachtbar, yi,t schon. - Wt=y1,t+y2,t+..+yN,t+y1,t+1+y2,t+1+... ⇒Bentham - Pragmatisch: Wt=(y1,t+y2,t+..+yN,t)/Nt=BIPt/ Nt - Wt=min{y1,t,y2,t,..,yN,t,y1,t+1,y2,t+1,yN,t+1,...} ⇒Rawls - Pragmatisch: Wt=yHartz IV,t Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 51 1.3 VGR und Wohlfahrtsanalyse Bentham/utilitaristischer Politiker Rawlsianischer Politiker wählt diesen Punkt U2 Nutzenverteilungsgrenze des U2 Politikers Nutzenverteilungsgrenze des Politikers Isowohlfahrtskurven (Rawlsianer) Isowohlfahrtskurven (Utilitarist) U1 Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 U1 Seite 52 1.3 VGR und Wohlfahrtsmessung 1.3.2 Wohlfahrtsanalyse Erkenntnis: Wohlfahrtsanalyse selbst im einfachsten Fall ziemlich schwierig Abhängig von verschiedenen Wohlfahrtsfunktionen (Gerechtigkeitsvorstellungen, etc) können ganz unterschiedliche Ergebnisse optimal sein vgl. Ergebnisse des graphischen Beispiels: utilitaristischer Politiker: im Ergebnis hat Individuum 2 hohen Nutzen, Individuum 1 gar keinen rawlsianischer Politiker: im Ergebnis haben beide Individuen denselben Nutzen Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 53 1.3 VGR und Wohlfahrtsmessung 1.3.2 Wohlfahrtsanalyse Wichtig für die Politik: Je nachdem was für eine Wohlfahrtsfunktion der entsprechende Politiker hat, wird er bestimmte Politikmaßnahmen wählen! In diesem Beispiel: • Ein utilitaristischer Politiker könnte den Spitzensatz bei der Einkommensteuer senken, um den Vielverdienenden besser zu stellen. • Ein rawlsianischer Politiker würde dagegen Hartz IV erhöhen, oder den Arbeitslosen mehr oder bessere Jobs vermitteln, etc Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 54 1.3 VGR und Wohlfahrtsmessung 1.3.3 Reales BIP pro Kopf Gesehen: Reales BIP pro Kopf also nützliches Maß zur Wohlfahrtsmessung Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 55 1.3 VGR und Wohlfahrtsmessung 1.3.3 Reales BIP pro Kopf – Was bedeutet das? - Niedriges BIP/Kopf: kann durchaus freiwillige Entscheidung sein - Höhere Präferenz für Freizeitkonsum wird vom BIP nicht erfasst Aber BIP ist nur unvollkommener Indikator: - Marktverzerrungen, z. B. unfreiwillige Arbeitslosigkeit - alle Aktivitäten ohne Marktpreise werden nur unvollkommen erfasst Internationaler Vergleich: a) BIP/Kopf b) Produktivität (BIP/Arbeitsstunde) Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 56 1.3 VGR und Wohlfahrtsmessung Bezug zur Mikroökonomie: 1) Die VGR erfasst die Budgetrestriktion einer Volkswirtschaft: Die Summe aller Ausgaben muss ex post der Summe aller Einnahmen entsprechen 2) Bei perfekt kompetitiven Märkten repräsentiert das BIP die Maximierung der gesamtwirtschaftlichen Wohlfahrt (abgesehen von Verteilungsfragen) Ansatzpunkt der Mikroökonomie: Konsumenten optimieren den Konsumplan entsprechend ihren individuellen Präferenzen Gesamtwirtschaftlicher Konsum C: Summe der zu Marktpreisen bewerteten Konsumgüterbündel aller Haushalte Makroökonomie betrachtet Gesamteinkommen / Verfügbarkeit von Gütern Probleme: Externe Effekte (Umwelt); Freizeitkonsum; Verteilungsgerechtigkeit Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 57 1.3.1 VGR - Berechnung des BIP BIP: Die gesamte Wertschöpfung der innerhalb eines Jahres produzierten Waren und Dienstleistungen für Endverbrauch Aber: Können wir Äpfel und Birnen addieren? Summiere die mit den Marktpreisen gewichteten Mengen: BIP t = P t Y t = ∑ pit y it Verschiedene Ansätze zur Berechnung des BIP 1) Gesamte Wertschöpfung der Endprodukte 2) Summe der Mehrwerte in allen Produktionsstufen 3) Einkommen aller Haushalte 4) Ausgaben aller Haushalte Alle Berechnungsmethoden kommen – in einer geschlossenen Volkswirtschaft - zum gleichen Ergebnis! Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 58 1.3.1 VGR - Berechnung des BIP Verteilungsseite: Wert aller Einkommen Einkommen Arbeit Haushalte Summe der Mehrwerte in allen Produktionsstufen Unternehmen Güter Entstehungsseite: Wertschöpfung der Endprodukte Ausgaben Verwendungsseite: Wert aller Ausgaben Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 59 1.3.2 VGR - Entstehungsrechnung Betrachten wir in einem Beispiel zunächst die Produktion (Unternehmensseite): Entstehungsrechnung: Produktion von Autos erfolgt in vielen Zwischenstufen Im Beispiel: Stahlunternehmen als Zulieferer für Autofirma Was bedeutet: 1) Gesamte Wertschöpfung der Endprodukte 2) Summe der Mehrwerte in allen Produktionsstufen Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 60 1.3.2 VGR - Entstehungsrechnung Firma 1: Stahlunternehmen Verkaufserlös Ausgaben (Löhne) Ausgaben (Abschreibungen) Gewinne € 120 € 80 € 20 € 20 Firma 2: Autofirma Verkaufserlös Ausgaben Löhne Abschreibungen Vorleistungen (Stahl) Gewinne Frage: € 250 € 210 € 70 € 20 € 120 € 40 Wie hoch ist das BIP? € 370 oder € 250? Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 61 1.3.2 VGR - Entstehungsrechnung Gesamte Wertschöpfung der Endprodukte Antwort: € 250 Würden wir beide Unternehmen addieren (€ 120 + € 250), würde die Stahlproduktion (€ 120) doppelt gezählt Wert der Endprodukte (Autos) enthält bereits alle Zwischenprodukte (Stahl) Verständnistest: Dr. Sebastian Watzka Wie hoch wäre das BIP bei einer Fusion der beiden Firmen? Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 62 1.3.2 VGR - Entstehungsrechnung Andere Berechnungsmethode (Summe der Mehrwerte in allen Produktionsstufen) muss zum gleichen Ergebnis führen Berechnung des Mehrwerts in allen Produktionsstufen: Mehrwert = Produktionswert – Wert aller Zwischenprodukte In unserem Beispiel: Stahl Keine Zwischenprodukte Mehrwert = € 120 € 120 Autoproduktion Zwischenprodukte (Stahl) = € 120 Mehrwert= € 250 - € 120 = € 130 Endsumme Dr. Sebastian Watzka € 130 € 250 Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 63 1.3.3 VGR - Verteilungsrechnung Die ersten beiden Ansätze definieren BIP von der Produktionsseite (Bruttowertschöpfung pY). Ein dritter Ansatz berechnet BIP von der Einkommensseite (wN+rK+Tind +A): BIP = Arbeitseinkommen Verwendung der Verkaufserlöse für Abschreibungen A + Kapitaleinkommen ind (Mwst) zur + Bezahlung von indirekten Steuern T indirekte Steuern zur Bezahlung von Arbeitseinkommen (Löhne wN) + Abschreibungen der Rest für Anteilseigner (Kapitaleinkommen rK) Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 64 1.3.3 VGR - Verteilungsrechnung Unser Beispiel: Berechnung von der Einkommensseite: Einkommen: (Stahl + Auto) Summe Arbeit € 80 + € 70 € 150 Kapital € 20 + € 40 € 60 Abschr. € 20 + € 20 € 40 BIP: € 120 + € 130 € 250 NIP=BIP-Abschreibungen → 250-40=210 Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 65 1.3.4 VGR - Verwendungsrechnung Produktionsseite: Bruttowertschöpfung Gesamte Wertschöpfung aller Endprodukte Mehrwert Einkommensseite: Summe aus Arbeits- und Kapitaleinkommen, Abschreibungen und indirekten Steuern: p Y = w N+ r K + Tind + A Fazit: Produktionswert = Wert aller Einkommen Nun: Betrachten wir die Verwendungsseite: Wert aller Ausgaben BIP entspricht den Gesamtausgaben für Endverbrauch von Gütern und Dienstleistungen: Gesamtwirtschaftliche Nachfrage: Y = C + I + G + X - IM Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 66 1.3.4 VGR - Verwendungsrechnung Komponenten Komponenten des des BIP: BIP: C – Konsum: von den Konsumenten gekaufte Güter und Dienstleistungen (~ 60% des BIP) I – Bruttoinvestitionen (~ 20% des BIP) G – Staatsausgaben (ohne Transfers) (~ 20 % des BIP) X - IM – Nettoexporte Exporte (X) - Importe (IM) (~ 40% des BIP) (~ 35% des BIP) • X > IM -- Handelsbilanzüberschuss • X < IM -- Handelsbilanzdefizit Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Ausland: Unterscheide zwischen Produktion, Einkommen u Ausgaben Seite 67 1.4 Makroökonomische Größen Makroökonomen befassen sich im wesentlichen mit den folgenden Größen: • BIP und seinen Komponenten: Konsum, Investitionen, Staatsausgaben, Exporten und Importen • Inflation • Arbeitslosigkeit Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 68 1.4.1 Nominales vs. reales BIP BIP: Summe der mit Preisen bewerteten Güter des Endverbrauchs: i i BIP t = Pt Y t = ∑p t yt Frage: Steigt das BIP wirklich, falls bei konstanten Mengen nur die Preise steigen? Preisindex Pt versucht, das nominale BIP um Inflationseffekte zu bereinigen. • Bei Inflation: Unterscheide zwischen nominalen und realen Größen! • Extremfall: Hyperinflation (Lateinamerika/ Russland): Hohe nominale Wachstumsraten ohne reale Basis • Reales BIP: nominales BIP, korrigiert um die Inflationsrate Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 69 1.4.1 Nominales vs. reales BIP Begriff der Inflation: Wann sprechen wir überhaupt von Inflation? Die Inflationsrate π bezeichnet die prozentuale Veränderung des Preisniveaus von einer Periode t zur nächsten Periode t+1. Inflationsrate : Dr. Sebastian Watzka ∆Pt +1 Pt +1 − Pt π t +1 = = (%) Pt Pt Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 70 1.4.1 Nominales vs. reales BIP Inflation übertreibt tatsächliches Wachstum: Nominales BIP = P x Y (Preis mal Menge) Inflationsbereinigung Beispiel: Eine Ökonomie mit nur einem Gut Jahr Produzierte Autos 2005 2006 2007 Frage: 10 12 15 Nominales BIP € 10,000 € 15,000 € 16,500 € 100,000 € 180,000 € 247,500 Um wie viel ist die reale Autoproduktion gestiegen? Reale Gütereinheiten: • 2005 -- 10 • 2006 -- 12 (20 % Zuwachs) • 2007 -- 15 (25 % Zuwachs) Dr. Sebastian Watzka Preis je Auto Autoproduktion, bewertet zu konstanten Preisen von 2005 • 2005 – 100 000 • 2006 – 120 000 (20 % Zuwachs) • 2007 – 150 000 (25 % Zuwachs) Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 71 1.4.1 Nominales vs. reales BIP Konstruiere einen Preisindex Pt um die reinen Preissteigerungen (inflationäre Effekte) aus dem nominalen BIP herauszurechnen Im Basisjahr: P0 = 100 2005: € 10,000 P2005 = 100 → jährliche Inflationsraten: 2006: € 15,000 P2006 = 150 2007: € 16,500 P2007 = 165 π2006 = (P2006 - P2005 )/ P2005 =0,50=50% π2007 = (P2007 - P2006 )/ P2006 =0,10=10% Notation: Yt -- reales BIP im Jahr t Pt Yt = nominales BIP im Jahr t Pt: Preisindex im Jahr t Dr. Sebastian Watzka P0 Yt =∑ p y Pt Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 i t i t Seite 72 1.4.1 Nominales vs. reales BIP Reales BIP: zu konstanten Preisen von 2005 Wird ermittelt, indem wir nominales BIP durch Preisindex teilen Autoproduktion zu Preisen von 2005 2005 -- € 100,000 x 100/100 = € 100,000 2006 -- € 180,000 x 100/150 = € 120,000 (20% Zuwachs) 2007 -- € 247,500 x 100/165 = € 150,000 (25% Zuwachs) Nominales NominalesBIP BIP2005 2005== Reales RealesBIP BIP2005 2005 Vergleiche: Reale Autoproduktion zu Preisen von 2005 • 2005 – 100 000 • 2006 – 120 000 (20 % Zuwachs) • 2007 – 150 000 (25 % Zuwachs) Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 73 1.4.1 Nominales vs. reales BIP Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 74 1.4.1 Nominales vs. reales BIP Wachstumsraten Nominales g tBIP +1 BIP Wachstum: Wachstumsrate g des realen BIP: Preisänderungsrate: (= Inflationsrate) Dr. Sebastian Watzka ∆ BIPt +1 Pt +1 ⋅ Yt +1 − Pt ⋅ Yt = = BIPt Pt ⋅ Yt Y t +1 ∆ Yt +1 Yt +1 − Yt = = Yt Yt ∆ Pt +1 Pt +1 − Pt π t +1 = = Pt Pt Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 75 1.4.1 Nominales vs. reales BIP ∆ BIP ≈ ∆ P + ∆ Y = π + g g BIP = Y P Y BIP Beweis: Yt+1 = (1+ gY ) Yt Pt +1 = (1 + π ) Pt 1 Es gilt: Pt +1Yt +1 − Pt Yt g BIP = = Pt Yt (1 + π ) (1 + gY ) PtYt − Pt Yt = Pt Yt π ⋅ g Y ≈ π + gY = (1 + π ) (1 + gY ) − 1 = π + gY +{ = 0 für π , g Y ≈ 0 •Persönlicher Inflationsrechner auf der Seite des Statistischen Bundesamtes: •http://www.destatis.de, zuerst auf Preise dann auf Persönlicher Inflationsrechner klicken. Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 76 1.4.1 Nominales vs. reales BIP Praktische Probleme bei der Berechnung des realen BIP In der Gesamtökonomie gibt es viele Güter Die relativen Preise ändern sich ständig Reales BIP ist eine konstruierte Größe Wie berechnen wir die wahre Inflationsrate? Problem: Welche Gewichtung einzelner Güter bei der Berechnung? D: Seit 2005 Kettenindex; Referenzjahr 2000 (P2000 =100) Wie messen wir die Inflationsrate korrekt? Konstruiere subjektive Inflationsrate mit eigenem Warenkorb! Beispiel: Bei der Euro-Umstellung: Starke Unterschiede zwischen „gefühlter“ und gemessener Inflationsrate! Vgl. Inflationsrechner beim Statistischen Bundesamt (destatis) Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 77 Lebens- und Genussmittel Produkt/Dienstleistung Anteil am Warenkorb Teuerung (in Promille) April 2002 April 2001 (in %) Produkt/Dienstleistung Anteil am Warenkorb (in Promille) Teuerung April 2002 April 2001 (in %)) Gesamtlebenshaltung Langkornreis, parboiled Weißbrot Toastbrot Roggenbrot Brötchen Pizza, tiefgekühlt Kalbsschnitzel Schweinekotelett Schweinebauchfleisch Schweinebraten Lammfleisch Putenschnitzel Kopfsalat Lauch Blumenkohl Weißkohl Wirsingkohl Chinakohl Tomaten grüne Paprikaschoten Salatgurken Zwiebeln Bananen Tafeläpfel Tafelbirnen Weintrauben Kiwi Gesamtlebenshaltung Wohnungsmieten (einschl. Mietwert der Eigentümerwohnungen 4-Raum-Wohnung, Neubau, Bad, ZH, netto, freifinanziert Strom Gas extra leichtes Heizöl Bohnenkaffee Kaffee, entkoffeiniert Instant-Bohnenkaffee Hundefutter Vogelfutter 1000,00 1,6 171,53 1,5 109,36 1,2 25,84 10,96 5,87 4,16 0,52 0,51 2,37 0,50 4,7 -6,0 -6,7 -2,3 -2,2 -0,3 1,1 1,2 Dr. Sebastian Watzka 1000,00 0,41 0,48 0,54 1,59 3,99 2,37 0,22 1,85 0,52 2,57 0,19 0,74 0,75 0,87 0,27 0,20 0,11 0,14 0,95 0,78 0,55 0,32 1,60 2,58 0,47 1,29 0,71 1,6 1,4 3,0 1,8 2,7 7,3 4,9 1,4 -5,7 -3,1 -2,4 4,7 -2,6 -20,6 -24,4 -12,5 33,1 15,3 15,1 51,9 -24,2 -18,1 19,3 -4,1 12,0 7,7 -9,2 30,0 Pkw über 1 500 ccm bis 2 000 ccm Hubraum Pkw über 2 000 ccm Hubr. Normalbenzin - Bleifrei, Markenware, Selbstbedienung Normalbenzin - Bleifrei, Ringfrei, Selbstbedienung Superbenzin - Bleifrei, Markenware, Selbstbedienung Wochen-, Monats-, Jahreskarten, Nahverkehr sonstige Bundesbahnfahrten zu Sonder- konditionen, Nahverkehr PC, IBM kompatibel Tintenstrahldrucker, s.-w. Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 21,01 3,3 6,12 1,1 10,27 2,2 1,80 2,1 12,98 2,2 0,26 4,1 0,30 19,7 5,14 1,28 -16,0 -17,2 Seite 78 1.4.2 Inflationsrate Es gibt unterschiedliche Maße für das Preisniveau: BIP-Deflator Verbraucherpreisindex (=Preisindex der Lebenshaltung) Harmonisierter Verbraucherpreisindex (HVPI) wird für einen EU-weit identischen Warenkorb berechnet. Der Verbraucherpreisindex benutzt ein festes Gewichtungsschema (Warenkorb), während dem BIP-Deflator ein veränderliches Gewichtungsschema zu Grunde liegt. Preisindizes mit einem festen Gewichtungsschema gehören zur Gruppe der Laspeyres-Indizes. Preisindizes mit einem veränderlichen Gewichtungsschema zur Gruppe der Paasche-Indizes. Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 79 1.4.2 Inflationsrate Der BIP-Deflator setzt nominales und reales BIP zueinander in Beziehung: BIP-Deflator = BIPnom BIPreal = ∑ p ti x ti ∑ p 0i x ti P P t X t 0 X t Der Verbraucherpreisindex berechnet sich dagegen wie folgt: VPI = Dr. Sebastian Watzka ∑ p ti x 0i ∑ p 0i x 0i Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 P P t X 0 0 X 0 Seite 80 1.4.2 Inflationsrate Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 81 1.4.2 Inflationsrate Ausgewiesene Inflationsrate (Verbraucherpreisindex) überschätzt die wahre Inflationsrate Gründe: a) Substitutionseffekte nicht berücksichtigt b) Qualitätsverbesserungen nicht korrekt erfasst USA: seit 1995 veränderte Berechnung der Inflation Hedonischer Preisindex Deutschland: Aktualisierung des Warenkorbs (alle 5 Jahre) seit 2002: teilweise Umstellung auf hedonischen Preisindex Für BIP Deflator: seit 2005 Wechsel zu Kettenindex-Verfahren Reales BIP für zwei aufeinander folgende Jahre wird berechnet anhand der durchschnittlichen Preise der beiden Jahre; Index für das reale BIP wird durch Verkettung der so ermittelten jährlichen Wachstumsraten konstruiert Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 82 1.4.2 Inflationsrate Substitutionseffekte: Substitutionseffekte: Auf Veränderungen der relativen Preise reagieren Haushalte mit Substitution: Billiger gewordene Güter werden verstärkt nachgefragt Bei Gewichtung mit altem Warenkorb (Basisjahr) wird Preisveränderung überzeichnet: Laspeyres Index berücksichtigt Substitutionseffekt nicht ! ∑ p ti x 0i ∑ p 0i x 0i Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 83 1.4.2 Die Inflationsrate Hedonischer Hedonischer Preisindex: Preisindex: Angenommen, Konsumenten wären bereit, für neue Generation 25% mehr zu zahlen: Korrekter Index müsste Preissenkung von 20% ausweisen: Korrekter Preis: 1/1,25 = 0,8 = 1-0,2! Hedonischer Preisindex versucht, Effekte von Qualitätsverbesserungen (Nutzengewinn) aus dem Preisindex herauszurechnen In den USA schon seit 1995 verwendet → gemessene Inflationsraten sind niedriger Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 84 1.4.2 Die Inflationsrate Aktuelle Entwicklung und Prognosen: Deflationsgefahr ? Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 85 1.4.3 Die Arbeitslosenquote Als Arbeitslosenquote u bezeichnet man den Anteil der Arbeitslosen U an der Zahl der Erwerbspersonen L. Also: U u = L Die Zahl der Erwerbspersonen L setzt sich zusammen aus - der Zahl der Beschäftigten (Erwerbstätigen) N, und - der Zahl der Erwerbslosen, U. Januar 2007: L = N +U Beschäftigte (N) = 38,89 Mio. Arbeitslose (U) = 3,18 Mio. Arbeitslosenquote u = U/(N+U) ~ 7,6% Quelle: Statistisches Bundesamt Wiesbaden Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 86 1.4.3 Die Arbeitslosenquote Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 87 1.4.3 Die Arbeitslosenquote Stilisierte Stilisierte Fakten Fakten in in Europa: Europa: niedrige Arbeitslosenquote in den 60er Jahren Anstieg in den 70er Jahren (Ölschock) Anfang der 80er Jahre weiterer Anstieg trotz Wirtschaftswachstum kaum Rückgang Ende der 80er Jahre Eurosklerose/ Hysteresis: Verharren auf neuem Niveau Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 88 1.4.3 Die Arbeitslosenquote Ursachen für die Unterauslastung des Produktionsfaktors Arbeit? Unterscheide: Unterscheide: Konjunkturelle Arbeitslosigkeit als Folge mangelnder Nachfrage in Rezession (kurze Frist) – aktuelle Finanzkrise führt zu unfreiwilliger Arbeitslosigkeit Strukturelle Arbeitslosigkeit als Folge von Rigiditäten am Arbeitsmarkt; Grenzsteuerbelastung im unteren Einkommensbereich und bei älteren Arbeitnehmern (mittlere Frist) “Natürliche” Arbeitslosenquote? Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 89 1.4.3 Die Arbeitslosenquote Arbeitslosenquote USA & Deutschland, 1962-2009 12 10 8 USA 6 Deutschland 4 2 19 6 19 2 6 19 4 6 19 6 6 19 8 7 19 0 7 19 2 7 19 4 7 19 6 7 19 8 8 19 0 8 19 2 8 19 4 8 19 6 8 19 8 9 19 0 9 19 2 9 19 4 9 19 6 9 20 8 0 20 0 0 20 2 0 20 4 0 20 6 08 0 Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 90 1.5 Kreislaufmodelle Lernziel: Lernziel: Verstehe die Kreislaufbeziehungen Verstehe den Zusammenhang zu der gesamtwirtschaftlichen Budgetbeschränkung: Wert aller Ausgaben = Wert aller Einnahmen Kreislaufbeziehungen ergeben sich aus gesamtwirtschaftlicher Budgetbeschränkung Verschiedene Verschiedene Arten Arten zur zur Berechnung Berechnung des des BIP: BIP: Produktionsseite: Wertschöpfung der Endprodukte Verteilungsseite: Wert aller Einkommen Verwendungsseite: Wert aller Ausgaben (Gesamtwirtschaftliche Nachfrage) Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 91 1.5 Kreislaufmodelle Einfaches Modell mit 4 Sektoren - Gedankliche Trennung: Haushalt: konsumiert, arbeitet und spart; er ist Besitzer aller Inputs Unternehmen: produziert Güter für Konsum- und Investitionszwecke, entlohnt die Produktionsfaktoren Arbeit N und Kapital K. Staat: produziert öffentliche Güter G ; erhebt Steuern T; druckt Geld; Staatsverschuldung Ausland: Exporte, Importe, internationale Kapitalströme Schrittweises Vorgehen: • zunächst: Haushalte und Unternehmen • Dann: Staatsaktivität: Staatsausgaben G; Steuern T • Dann: Offene Volkswirtschaft: Exporte X; Importe IM Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 92 1.5 Kreislaufmodelle: Die Zusammensetzung des BIP 2005 Anteil am BIP in Prozent Quelle: Statistisches Bundesamt Mrd. € Konsum privater Haushalte (C) 1.357,50 58,5% + Staatlicher Konsum (G) 425,88 18,3% + Bruttoinvestitionen (I) 412,44 17,8% = Inländische Verwendung von Gütern +Außenbeitrag (X-IM) (Exporte minus Importe) 2.195,82 94,6% 126,38 5,4% Exporte (X) von Waren und Dienstleistungen 1.046,48 45,1% Importe (IM) von Waren und Dienstleistungen 39,6% = Bruttoinlandsprodukt (Y) Dr. Sebastian Watzka 920,10 2.322,20 Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 93 1.5.1 Einfaches Kreislaufmodell Einfachstes Einfachstes Modell: Modell: Für den Haushalt gilt: Wert aller Einkommen: Y = w N+ r K • Ein Haushalt • Ein Unternehmen • Ein Gut (P =1) Wert aller Ausgaben: C + S (Verwendungsseite) Budgetbeschränkung: Der Wert der Ausgaben für Konsum und Sparen muss den Faktoreinnahmen entsprechen: C + S = Y = w N + r K Für das Unternehmen gilt: Faktorzahlungen = Wert der Endverkäufe (Für Konsum- und Investitionsgüter) Für die Gesamtökonomie gilt damit in einer geschlossenen Volkswirtschaft: Ausgaben = Einkommen = Wertschöpfung C+S=C+I=Y=wN+rK Im Gleichgewicht sind alle Pläne von Haushalten und Unternehmen erfüllt Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 94 1.5.1 Einfaches Kreislaufmodell Einkommen Y Haushalte Unternehmen Konsum C s ni ar sp Er S es v In I n o titi Finanzsektor Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 S=I Seite 95 1.5.1 Einfaches Kreislaufmodell Aus der Beziehung C + S = C + I = Y folgt: S=I Ersparnisse der Haushalte finanzieren Investitionen der Unternehmen über den Finanzsektor (Kapitalmarkt) (Geschlossener Kreislauf der Stromgrößen) Ex post: besteht immer Identität zwischen privater Ersparnis und Investition: Lagerinvestitionen als Residualgröße Ex ante: Wann stimmen die Pläne von Haushalten und Unternehmen überein? Welche Anpassung erfolgt im Ungleichgewicht? Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 96 1.5.2 Kreislaufmodell mit Staat Erweiterung um den Staat: Er erzielt Steuereinnahmen T und tätigt Staatsausgaben G; G – T = Nettoneuverschuldung (Defizit) des Staates A) Haushalte: Y=C+S+T Wert der Einnahmen (Einkommen) muss den Ausgaben für C, S und T entsprechen B) Unternehmen: Y=C+I+G Gesamteinnahmen müssen dem Wert aller produzierten Güter entsprechen Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 97 1.5.2 Kreislaufmodell mit Staat Y Haushalte Unternehmen C G T Staat S I Budget Überschuss Überschuss T-G G-TT-G defizit Finanzsektor Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 98 1.5.2 Kreislaufmodell mit Staat Daraus folgt: C + S + T = Y = C + I + G oder: S–I= G–T S – I = Nettoersparnis der privaten Sektors G – T = Nettoneuverschuldung (Defizit) des Staates Staatsdefizit: G-T muss am Kapitalmarkt aus der Nettoersparnis des privaten Sektors finanziert werden Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 99 1.5.3 Kreislaufmodell mit Außensektor Außenwirtschaftliche Außenwirtschaftliche Beziehungen: Beziehungen: Haushalte: Y = C + S + T Unternehmen: Y = C + I + G + X – IM Güterexporte/-importe X – IM; Kapitalexporte Aus C + I + G + X – IM = Y = C + S + T folgt: S – I = G –T + X – IM Exportüberschuss X – IM entspricht Kapitalexport: Neuverschuldung des Auslands Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 100 1.5.3 Kreislaufmodell mit Außensektor Gleichung I – S + G –T + X – IM = 0 verdeutlicht eine zentrale Interdependenz: Finanzierung eines Staatsdefizits nur möglich durch: G –T = S – I + IM – X Private Nettoersparnis im Inland (S - I) oder: Kapitalimporte (Zunahme der ausländischen Ersparnis). Leistungsbilanzdefizit X - IM < 0 gleichbedeutend mit Kapitalimporten: Falls Güterimporte Exporte übersteigen, muss Kapital importiert werden USA Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 101 1.5.3 Kreislaufmodell mit Außensektor Y Haushalte Unternehmen C Staat S I Budget defizit G-T Netto-Importe Netto-Exporte G T Finanzsektor Netto-Kapitalimporte Netto-Kapitalexporte Ausland (Leistungsbilanzdefizit) (Leistungsbilanzüberschuss) Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 102 1.5.4 Anwendung: Das hohe US-Leistungsbilanzdefizit Bis 2007 hohes US-Leistungsbilanzdefizit - Es war ein Reflex hoher Neuverschuldung (niedrige private Sparquote) Abbau des US-Leistungsbilanzdefizits nur bei höherer privater Ersparnis → Einbruch der Konsumnachfrage? Frage: Hohes Leistungsbilanzdefizit in den USA. Weltweit aber muss Gesamtbilanz ausgeglichen sein. Wer stellte die Überschüsse bereit? Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 103 1.5.4 Anwendung: Das hohe US-Leistungsbilanzdefizit USA Leistungsbilanzdefizit Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 104 X–IM = S –I + T–G Dr. Sebastian Watzka Beispiel USA Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 105 1.6 Ausblick Dr. Sebastian Watzka Grundlagen der VWL II – Kapitel 1 Seite 106