BETRIEBSPRAXIS „Wir sehen uns als Neukundengenerator“ Interview mit Volker Grahl, Vorstand der SuperVista AG, ehemals brillen.de Volker Grahl, Vorstandsmitglied SuperVista AG SuperVista AG – hinter dem Namen könnte man einen Filmverleih vermuten, tatsächlich handelt es sich um das frühere Unternehmen brillen.de. Mit der Umbenennung hielt der Name brillen.de als Marke Einzug in das Portfolio des Brillenglas- und Fassungsherstellers. Die Firmenzentrale ist nach wie vor in Wildau, Brandenburg. Die SuperVista AG steht für günstige und für ihre Partneroptiker exklusive Fassungen und Brillengläser für die Zielgruppe 45+. Die Fassungen und die Brillengläser werden im eigenen Werk in Shanghai (China) auf deutschen Maschinen produziert und zusammengebaut sowie vorzugsweise stationär verkauft. An der Spitze der SuperVista AG stehen Matthias Kamppeter, Vorstandsvorsitzender; Markus Fränkle, Vorstand; Volker Grahl, Vorstand und Daniel 2 DOZ 07 | 2016 Thung, Vorsitzender des Aufsichtsrats. Heute beschäftigt die AG insgesamt 75 Mitarbeiter, 55 von ihnen in Wildau und weitere fünf in Bayreuth. Dependancen im Ausland unterhält die SuperVista AG in Österreich, in Großbritannien und in Spanien. Hinzukommen sollen demnächst auch Vertretungen in Italien und in den skandinavischen Ländern. Das Unternehmen wurde 2012 als brillen.de gegründet. Das Konzept basiert auf einer Kooperation mit stationä- ren Partneroptikern. Zweck sei es, Letzteren eine Möglichkeit zu geben, sich gegenüber den Filialisten zu behaupten, erklärte Grahl. Das Stammgeschäft des traditionellen Augenoptikers werde vom Angebot der SuperVista AG nicht berührt. „Da wir unseren Partneroptikern Produkte und Kunden liefern, sehen wir uns am ehesten als Glashersteller, der zusätzlich Neukunden gewinnt“, betonte Vorstandsmitglied Grahl weiter. Heute zählt die SuperVista AG in Deutschland 550 Partneroptiker, bis zum Jahresende hofft man auf Zuwachs: 700 sollen es demnach noch werden. Geworben wird mit Preisen ab 249 Euro, aktuell liegt der Durchschnitt der verkauften Gleitsichtbrillen (durch übliche Aufpreise) bei 330 Euro, davon verdient der Partneroptiker knapp 130 Euro. Bezahlen muss er eine fünf-Euro-teure Einschleifgebühr sowie den Versand von 3,50 Euro pro Brille. Die SuperVista AG verdient an der vom Partneroptiker verkauften Brille ebenfalls 130 Euro. Dieser wird über aktives Re-Marketing erreicht. Oft wurde das Unternehmen in die Nähe der Online-Optiker gerückt. Dagegen grenze man sich aufs Schärfste ab, ließ der gelernte Augenoptiker Grahl wissen. Vielmehr wolle man sein Image diesbezüglich schärfen und entsprechend nach außen transportieren. Die Kommunikation sei in diesem Bereich bisher nicht ganz ideal gelaufen, gab der Kontaktlinsenexperte zu. Unter anderem um das schiefe Bild wieder geradezurücken sei die Namensänderung von brillen.de zu SuperVista AG sei folgerichtig ein erster Schritt. Die DOZ traf Volker Grahl in Wildau. DOZ: Bis vor kurzem hieß Ihr Unternehmen noch brillen.de. Warum jetzt SuperVista AG? Volker Grahl: Wir haben den Namen bewusst gewählt. Wir sind in UK, Spanien und Österreich, demnächst auch in Italien vertreten. Dänemark, Schweden und Norwegen haben wir auch im Visier. Im Ausland mutet die Holding brillen.de ungelenk an, deshalb haben wir SuperVista AG gewählt. Außerdem ist zu brillen.de Anfang des Jahres eine zweite Marke hinzugekommen, die Steiner-Vision Brillengläser, die exklusiv über die Partneroptiker vertrieben werden. DOZ: Sie wehren sich vehement dagegen, als Online-Anbieter bezeichnet zu werden. Warum? Auf brillen.de wird die Pupillendistanz abgefragt, der Endverbraucher kann sein Bild hochladen, man kann Fassungen und Gläser bestellen. Das war in der Tat möglich, aber es verfälschte unseren Firmenfokus: keiner hier im Haus hätte Ihnen sagen können, wie viele Brillen wir online verkaufen. Deshalb und um unser Profil als Hybrid­optiker zu schärfen, verkaufen wir gar nichts mehr online. Der Kauf erfolgt zwingend über die Terminierung bei einem unserer Partneroptiker. OS. L N E KOST CHER. RITÜTR FACHBESU T N I E NUR F DOZ: Wer sind dann Ihre unmittelbaren Mitbewerber? VG: Nicht die Onliner, nicht die sta­tionären Augenoptiker, insofern vertreten wir die traditionellen Augenoptiker gegen Fielmann, Apollo & Co. Allerdings gibt es aus unserer Sicht eine Daseinsberechtigung für beide Handelsformen – wir sehen uns dabei auf Seiten der traditionellen Geschäfte. „Wir adressieren den stationären Augenoptiker.“ DOZ: Wer sind typischerweise Ihre Partneroptiker? VG: Wenn Sie ein gutgehendes Geschäft in Lauflage haben, dann brauchen Sie die SuperVista AG nicht. Unsere Terminierung würde dazu führen, dass der Augenoptiker den flexiblen Kunden, der gerade mal reinkommt, blockiert. Zu unseren Zielgruppen gehören diejenigen, die ihrer eigenen Einschätzung nach zu wenig Frequenz, zu wenige Gleitsicht- und Neukunden pro Monat im Geschäft haben und mehr Umsatz benötigen. DOZ: Screenen Sie die Augenoptiker, die Sie als Partner gewinnen wollen, vorher? VG: Wir prüfen die Verfügbarkeit in der Region. Die Postleitzahlen 5 und 6 sind beispielsweise restlos vergeben. Interessierte Augenoptiker setzen wir in diesen Regionen auf eine Warteliste. Wir legen auf Flächenabdeckung Wert. Dünn besiedelt sind Regionen im Süden, in Thüringen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. Wir adressieren den stationären Augenoptiker. Die Meisterpflicht garantiert uns im Vergleich zu vielen Filialbetrieben die augenoptische und optometrische Kompetenz, die dem Endkunden zu Gute kommt. DOZ: Sichern Sie Ihren Partneroptikern einen Gebietsschutz zu? Wenn ja: Wie definieren Sie diesen? VG: In ländlichen Regionen gehen wir nach Kilometerdistanz. Unter zehn Kilometern wird es eng; es sei denn, der erste ► DORTMUND 27. + 28. August 2016 Sa. 10.00 – 19.00 Uhr So. 10.00 – 17.00 Uhr Messe Westfalenhallen Dortmund Veranstalter HVVplus GmbH Tel. +49 (0) 221 /DOZ 99 220739 -0 | 2016 www.brille-und-co.de 3 BETRIEBSPRAXIS Augenoptiker hat einen vollen Kalender. In dem Moment, in dem der Endkunde vier bis sechs Wochen auf einen Termin warten muss, sind wir qua Vertrag berechtigt, einen zweiten Partneroptiker aufzumachen. Der erste Partner würde dieses vermutlich nicht merken. Welle ausmachten. Diese 30 haben dann weitere Augenoptiker geworben. Danach sind wir mit Mailings und Faxen an die Augenoptiker herangetreten. „Der Durchschnittspreis einer Gleitsichtbrille außerhalb des SuperVista-Portfolios liegt bei 450 bis 650 Euro.“ DOZ: Er könnte personell ja auch aufstocken … VG: Wenn der Augenoptiker acht Termine pro Tag hat, ist er voll. Wir streben nicht an, dass der Partneroptiker einen zusätzlichen Gesellen einstellt, um die SuperVista-AG-Termine abzufangen. Damit würde man das Rückgrat der Meisterpräsenz aushöhlen. Dann hätte der Endverbraucher dort dieselbe Situation wie bei den Filialisten. Wir mögen die kleinteilige Struktur. Wir wollen, dass der kleine Familienbetrieb von uns leben kann. Wenn der erste Familienbetrieb terminlich voll ist, dann nehme ich lieber einen anderen Partneroptiker in fünf- bis sechs Kilometer Distanz dazu. In der Stadt nehmen wir ab 60.000 Einwohnern einen zweiten Partneroptiker dazu. Allerdings: Selbe Straße, andere Straßenseite dulden wir auch in Großstädten nicht. DOZ: Ihre Partneroptiker können von Ihnen leben? VG: Viele sind zunächst skeptisch. Ich kann allerdings vorrechnen, dass das sehr wohl funktioniert. Der Augenoptiker ist in der Regel kein BWLer. Folgerichtig vergessen viele, bestimmte Leistungen auf ihrer Seite zu berechnen. Es stimmt nicht, dass jeder Endkunde als Alternative zu unseren 249-Euro-Gleitsichtbrillen eine 1.000 Euro teure Brille kaufen würde. Wir haben unsere Partneroptiker vor kurzem befragt, was der Durchschnitts­ preis ihrer normalen Gleitsichtbrille außerhalb des brillen.de-Sortiments ist. Die Preise lagen zwischen 450 und 650 Euro. DOZ: Akquirieren Sie Ihre Partneroptiker aktiv, oder kommen sie auf Sie zu? VG: Beides. Am Anfang war dieses eine Kernerarbeit. Zunächst gab es ungefähr 30 Augenoptiker, die die erste DOZ: Gibt es noch weitere Argumente für eine Partnerschaft? VG: Ja, klar. Wenn man aus den 450 bis 650 Euro die Mehrwertsteuer rausrechnet und den Warenwert, den der Die Reklamationen gehen direkt am Firmenstammsitz in Wildau ein. Augenoptiker bei brillen.de nicht bezahlen muss, und die Kosten für Marketing, Werkstatt, Bruchrisiko, Vorinvestition der Fassung, Inkasso und Ausfallrisiko abzieht, dann landet man sehr wahrscheinlich bei einem Wert, der nicht mehr so weit vom brillen.de-Preis entfernt ist. Dann erkläre ich dem Augenoptiker auch noch, dass wir bei dem Mix aus augenoptischer Dienstleistung, guter Beratung und 249 Euro pro Brille einen Wiederkaufrhythmus von zwölf bis 16 Monaten haben, wir seine Kalender füllen und das Marketing für ihn übernehmen. Für ihn entsteht kein wirtschaftliches Risiko. DOZ: Findet das Marketing in Absprache statt? Sie machen Online-Marketing und auch Wurfpostsendungen … VG: Am liebsten werben wir online. Unser Marketing-Mix zwischen Onlineund Offline-Werbung ist 70 : 30, das bildet auch exakt das Verhältnis der onlineaffinen Kunden in der Zielgruppe ab. Sogenannte Beileger sind zum Beispiel eine Möglichkeit, in der Region eines Augenoptikers zu werben. Wir hatten einen AOK-Beileger lanciert, 4,2 Millionen Menschen, Zielgruppe 45+. Ein weiterer wurde einer ADAC-Ausgabe beigelegt, erfolgreich deshalb, weil unsere Partneroptiker auf der Rückseite mit abgedruckt wurden. Wir schalten aber auch ganz klassische Offline-Werbung, wie Anzeigen oder Hauswurfsendungen, je nach Standortanforderung. Zurzeit ist das ein Volumen von ca. 1 Mio. Euro pro Monat. Das heißt es entfallen über 1.500 Euro Werbeinvestitionen pro Monat auf einen Partner. DOZ: Marketing funktioniert am besten, wenn man die individuelle Situation eines Unternehmens kennt. Prüfen Sie diese bei potenziellen Partnern vorab? VG: Wir führen vorab ein Gespräch am Telefon. Wir erklären dem Interessenten, wie unser System funktioniert. Wir gucken uns bisher, das muss ich gestehen, die Läden kaum vorher an.Deshalb wollen wir einen Außendienst aufbauen – für die Akquise und auch, um das Partnernetzwerk zu verbessern, um zu coachen, und die Erfolgsdeterminanten unseres Konzeptes nachzuhalten. DOZ: Sie setzen auf den traditionellen Augenoptiker, weil dieser für augen­ 4 DOZ 07 | 2016 optische und optometrische Kompetenz steht. Ist denn ein Endkunde, der möglichst wenig für seine Brille ausgeben möchte, bereit, Geld in Screenings zu investieren? VG: Das ist eine generelle Frage. Das liegt am Talent des Augenoptikers. Er muss dem Endkunden den Nutzen der optometrischen Zusatzleistungen vermitteln. Wir haben den Smart-Shopper, der nur günstig kaufen möchte, wir haben aber auch Besserverdiener, die für eine Gleitsichtbrille trotzdem keine 1.000 Euro ausgeben möchten. Der zum Beispiel ist ein Kandidat, der vermutlich zusätzlich in Screenings investieren würde. In bestimmten Regionen sollten nach Wunsch der SuperVista AG weitere Part­ neroptiker hinzukommen. „Drei bis fünf Partneroptiker verlassen monatlich das System der SuperVista AG.“ DOZ: Wie schnell greifen Ihre Verträge? VG: Wir prüfen die regionale Verfügbarkeit. In Bayreuth sitzen fünf unserer Kollegen, die ausschließlich unsere Augen­ optiker betreuen. Sie kümmern sich um die Einführung in die Programme, lösen operative tägliche Probleme, beantworten Fragen nach einer Fassung oder auch nach Abläufen. Ebenfalls zuständig ist das Team in Wildau. Wir prüfen also an zwei Stellen und unabhängig voneinander, ob wir einen Augenoptiker aufnehmen. Danach rufen wir den Interessenten an und erklären ihm unser Konzept. Erst danach erhält er den Vertrag. Unterschreibt er diesen, vereinbart die Partnerbetreuung einen Telefontermin zur Programmeinweisung. Danach bestimmt der Interessent seinen SuperVista-AG-Starttermin. Wir brauchen etwa zwei bis vier Wochen Vorlauf, um unter anderem die Fassungen, die Aufkleber und Materialien zuzuschicken. Allerdings selektieren wir aus, wenn der Augenoptiker unsere Regeln missachtet. DOZ: Passiert so etwas öfter? VG: Ja, jeden Monat. Zum einen ist der Fremdverkauf des Partners an den Endkunden ein Bruch des Vertrages, den ich damit sofort fristlos beenden könnte. Machen wir nicht automatisch, weil es immer, wenn man mit Menschen arbei- tet, auch Ausnahmen gibt. Den eindeutigen Fall gibt es relativ selten. Im Monat verlassen etwa drei bis fünf Augenoptiker unser System. DOZ: Wie überprüfen Sie die Com­ pliance-Willigkeit der Augenoptiker? VG: Wir haben den besten Testkäufer der Welt. Nämlich die Kunden, die wir zu unseren Partnern schicken. Wir dürfen an dieser Stelle nicht vergessen, dass unsere Kunden online-affin sind, das heißt, sie nutzen die sozialen Netzwerke für Kritik – positiv, wie negativ, daraus lässt sich sehr viel ablesen. Außerdem erhält der Endverbraucher nach zwölf Wochen einen Fragebogen, auf dem er das Brillenglas, den Augenoptiker und brillen.de bewertet. Das sind zehn bis 15 Fragen. Wenn ein Partner unzufrieden ist, oder sich nicht mehr bei uns wohlfühlt, kann er sofort kündigen, schickt die Ware an uns zurück, wird aus dem Dealerlocator (dt.: Händlersuche) rausgenommen, das heißt, dass man ihn nicht mehr in der Suchfunktion findet, das Marketing auf Null gedreht wird und er kein SuperVistaAG-Partner mehr ist; das war‘s. DOZ: Darf der Partneroptiker seinem brillen.de-Endkunden auch Prada verkaufen? VG: Ein SuperVista-AG-Kunde, unabhängig ob er terminiert oder spontan ins Geschäft kommt, wird von unseren Partneroptikern auch als solcher beraten. Wenn der Kunde in unserem Sortiment nichts Passendes findet, dann kann der Augenoptiker ihm auch eine Fassung eines anderen Labels verkaufen. Allerdings nur mit unseren Brillengläsern. Der Deal muss sich auch für uns rechnen. Bis der Kunde terminiert beim Partneroptiker im Geschäft steht, hat die SuperVista AG ca. 30 bis 50 Euro investiert. Die Gegenleistung dafür, dass der Kunde da ist, muss ein irgendwie getätigter SuperVista-AG-Umsatz sein. Wir sehen uns als generischer Glashersteller und bieten mehrere Gleitsichtgläser, alle Aufschläge mit höheren Indizes, Polarisation, Transitions und Prisma, inklusive Office-, Antifatique- und Arbeitsplatz-Brillen an. Liefern können wir nahezu eine vergleichbare Produktpalette, wie die großen Glashersteller. Es ist logisch, dass es sich verbietet, den brillen.de-Kunden mit einer eigenen Super-Sonder-Gleitsichtaktion zu bewerben. Wobei die meisten Partneroptiker rasch erkennen, dass wir mit unserem Konzept keine Flusen versprechen, dass wir wirkungsvolles Marketing machen. Wir vereinbaren rund 20.000 Termine ► DOZ 07 | 2016 5 BETRIEBSPRAXIS Die SuperVista AG stellt ihren Partner­ optikern Presenter zur Verfügung. im Monat. Das schafft kein Augenoptiker mit eigenen Werbemaßnahmen. DOZ: Passt die SuperVista AG auch zu einem Augenoptiker, der das Premiumsegment bedient? VG: Die Premium-Augenoptiker sind nicht auf uns angewiesen. Sie haben ihre Strategie festgelegt und verkaufen Luxus­ brillen. Allerdings kann auch da unser Konzept passen – beispielsweise als günstige Zweitmarkenstrategie. Bei uns findet der Premium-Optiker seine ergänzende Low-Budget-Serie. Er spart außerdem die Werkstattleistung, das Marketing, die Fassungen und das Inkasso. Die Provision, die er von uns bekommt, enthält keinerlei Gegenposition im Geschäft. Er kann dadurch den Rohertrag seines Gesamtgeschäftes sprungfix erhöhen. DOZ: Vereinbaren Sie mit dem Partneroptiker eine monatliche Menge an Brillen? VG: Können wir ja nicht, weil wir in unserem Konzept dafür verantwortlich sind, die Kunden zu bringen. Eine Bedingung ist, dass der Partneroptiker 15 Stunden pro Woche für SuperVista-AG-Kunden reserviert, als Auswahl für uns. Wir prüfen im Nachgang, wie viele Termine wir für den Augenoptiker vereinbaren konnten und wie viele Verkäufe aus diesen Terminen hervorgegangen sind. Über 6 DOZ 07 | 2016 80 Prozent der Kunden nehmen die Termine auch wahr. Die Hälfte unserer Partneroptiker verkauft mehr Brillen als wir Termine machen. Einzelne Partneroptiker verkaufen inzwischen ausschließlich Brillen und Gläser von uns. DOZ: Die vom Kunden ausgesuchte Fassung wird nicht hin- und hergeschickt. Das heißt, dass der Augenoptiker nur Ausstellungsstücke präsentiert und entsprechend nichts lagern muss? VG: So ist es. Die Fassungen werden im Werk in Shanghai produziert, gelagert und zusammengesetzt. In dem Moment, in dem der Augenoptiker auf den Knopf drückt, geht bei uns der Auftrag los. Nach Eingang der Bestellung wird die Fassung aus dem Lager genommen und das Glas dazu individuell produziert. Wir haben eine komplette, direkte Anbindung. Jeden Tag landet ein Flieger in Frankfurt am Main. Wenn die Brille an den Partneroptiker geschickt wird, wird gleichzeitig der Endkunde benachrichtigt und kann seine Brille beim Augenoptiker abholen. DOZ: Was passiert mit einer Brille, die ein Kunde zurückgibt? Sie garantieren ja Zufriedenheit … VG: Der Kunde erhält im Rahmen der Zufriedenheitsgarantie ein zweimaliges kostenloses Umtauschrecht mit Differenzpreiserstattung. Das heißt sollte er mit der Gleitsichtbrille nicht klar kommen, kann eine Lese- oder Fernbrille die Alternative sein. Grundsätzlich werden die Brillen nach Wildau in die Reklamationsabteilung geschickt. Dann ergründen wir, woran es gehapert hat. Geht es um einen Fertigungs- oder einen Herstellermangel, oder ist die Zentrierung nicht korrekt, in jedem Fall bestellt der Augenoptiker eine neue Brille. Hat er etwas falsch gemacht, ist er dagegen versichert; die 20-Euro-Versicherung ist automatisch inkludiert und deckt Sehstärkenveränderung, Bruch und Beschädigungen aller Art für den Kunden ab. Sie greift unabhängig von der Verträglichkeitsgarantie. DOZ: Wieviele Fassungen muss der Augenoptiker in seinem Geschäft zeigen? VG: Theoretisch sollte der Partneroptiker die 250 Fassungen Erstausstattung auch zeigen. In der Praxis sieht dieses oft anders aus. Wir liefern Displays, auf die 288 Fassungen passen. Nach den ersten sechs Monaten bekommt der Part­ner­optiker kontinuierlich Designerkollektionen dazu. Wenn eine Fassung nicht mehr nachgefragt wird, verabschiedet sie sich schleichend aus unserem Programm: Sie wird durch neue Designs ersetzt. „Wir bewerben 45+ und schmale Budgets.“ DOZ: Was hat es mit Ihrer massiv beworbenen Gleitsichtstudie auf sich? VG: Dadurch, dass sich der Kunde für eine Studie anmeldet, erhält er den bekannten Vorzugspreis. Im Gegenzug muss er einen Fragebogen beantworten und – als zufriedener Kunde – Freunde werben. Das Ergebnis und die Beurteilung durch unsere Partneroptiker fließen in die Bewertung des Gleitsichtdesigns ein. Das Design 2014 zum Beispiel hatten wir aufgrund unserer Studienergebnisse rausgenommen und verkaufen es nicht mehr. Das Glasdesign 2015 hingegen ist super bewertet worden – folgerichtig haben wir das Produkt als Premium-Produkt eingeführt. DOZ: Um Ihre Versprechen einzulösen, müssen Sie auch ran an den Endverbraucher. Wie gelingt das? chen Regionen überzeugt die Menschen oft der Preis. Sie suchen ihren Wohnsitzoptiker auf und sparen sich so den Weg ins Shopping-Center in der nächstgrößeren Stadt. VG: An die Endkunden treten wir auf regionaler Ebene über die Kanäle online, offline und TV heran. Ist ein Endkunde an der SuperVista AG interessiert, dann ruft er entweder im Callcenter an oder besucht unsere Website und registriert sich. Nach wenigen Minuten wird er zurückgerufen und ge­ fragt, wo und damit bei welchem Partner­ optiker er an unserer aktuellen Gleitsichtstudie teilnehmen möchte. Wir loggen ihn dann dort für eine Stunde ein. Der Augenoptiker sieht Namen, Telefonnummer und E-Mail-Adresse des Kunden und kann ihn damit auch für eigene Werbezwecke nutzen. Zum Beispiel für Kontaktlinsen, Sonnenbrillen, Zweitbrillen usw. DOZ: Woran verdient brillen.de? Bisher klingt das Geschäftsmodell so selbstlos … VG: Wie oben schon erwähnt, verbleiben 130 Euro von den z. B. 330 Euro Bruttopreis bei der SuperVista AG. Davon müssen Wareneinsatz, Fertigung, Fracht, die gesamte Organisation und insbesondere das Marketing, bestritten werden. Das ist eng kalkuliert. Jetzt wird deutlich, warum es betriebswirtschaftlich notwendig ist, dass aus möglichst jedem registrierten Kunden ein Auftrag wird. Wir leben von hohem Volumen bei kleiner Marge. DOZ: Wer sind Ihre typischen End­ kunden? VG: Wir bewerben ausschließlich 45+, das heißt auch 60+, 65+ und schmale Budgets. Das heißt, wir gehen nur auf die Gleitsichtbrille. Gerade in strukturschwa- DOZ: Wollen Sie künftig auch eigene brillen.de-Geschäfte eröffnen? VG: Nein, das haben wir nicht vor. Wir wollen nach wie vor mit selbstständigen Augenoptikern wachsen, die sich aber auch zu einem SuperVista full-store entwickeln können. Die eigenen Filialen dienen hauptsächlich unseren Marketingtests, um das Risiko zu minimieren. Für ein Unternehmen mit niedrigen Margen ein wichtiger Aspekt. DOZ: Sie kommen ursprünglich aus der Kontaktlinse. Denke Sie darüber auch für brillen.de nach? VG: Auch, ja. Im Laufe des kommenden Jahres werden wir darüber nachdenken, was wir mit der Linse machen werden. Mit Sicherheit werden wir mit einer individuellen Lösung auf den Markt kommen, mit welchen Linsen, kann ich noch nicht sagen. Herr Grahl, herzlichen Dank für das Gespräch! n Judith Kern Anzeige Alles „Easy“ – alle Details im Blick Easyloupe® Titan heißt die beliebte Qualitäts-Lupenbrille von OCULUS. Das moderne Trägergestell ist aus edlem Titan, also federleicht. In Kombination mit der bewährt brillanten OCULUS-Optik findet sie ihren Einsatz im Berufsund Freizeitbereich. Die Easyloupe® Titan ist in zwei Vergrößerungen erhältlich. Entdecken Sie zusätzliche Absatzmöglichkeiten mit den Lupenbrillen von OCULUS. www.oculus.de DOZ 07 | 2016 7