Wir sehen uns als Neukundengenerator

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BETRIEBSPRAXIS
„Wir sehen uns als
Neukundengenerator“
Interview mit Volker Grahl,
Vorstand der SuperVista AG,
ehemals brillen.de
Volker Grahl,
Vorstandsmitglied
SuperVista AG
SuperVista AG – hinter dem Namen könnte man einen Filmverleih vermuten,
tatsächlich handelt es sich um das frühere Unternehmen brillen.de. Mit der
Umbenennung hielt der Name brillen.de als Marke Einzug in das Portfolio des
Brillenglas- und Fassungsherstellers. Die Firmenzentrale ist nach wie vor in
Wildau, Brandenburg.
Die SuperVista AG steht für günstige und
für ihre Partneroptiker exklusive Fassungen und Brillengläser für die Zielgruppe
45+. Die Fassungen und die Brillengläser
werden im eigenen Werk in Shanghai
(China) auf deutschen Maschinen produziert und zusammengebaut sowie vorzugsweise stationär verkauft.
An der Spitze der SuperVista AG
stehen Matthias Kamppeter, Vorstandsvorsitzender; Markus Fränkle, Vorstand;
Volker Grahl, Vorstand und Daniel
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DOZ 07 | 2016
Thung, Vorsitzender des Aufsichtsrats.
Heute beschäftigt die AG insgesamt 75
Mitarbeiter, 55 von ihnen in Wildau und
weitere fünf in Bayreuth. Dependancen
im Ausland unterhält die SuperVista AG
in Österreich, in Großbritannien und
in Spanien. Hinzukommen sollen demnächst auch Vertretungen in Italien und
in den skandinavischen Ländern.
Das Unternehmen wurde 2012 als
brillen.de gegründet. Das Konzept basiert auf einer Kooperation mit stationä-
ren Partneroptikern. Zweck sei es, Letzteren eine Möglichkeit zu geben, sich
gegenüber den Filialisten zu behaupten,
erklärte Grahl. Das Stammgeschäft des
traditionellen Augenoptikers werde vom
Angebot der SuperVista AG nicht berührt. „Da wir unseren Partneroptikern
Produkte und Kunden liefern, sehen wir
uns am ehesten als Glashersteller, der
zusätzlich Neukunden gewinnt“, betonte
Vorstandsmitglied Grahl weiter. Heute
zählt die SuperVista AG in Deutschland
550 Partneroptiker, bis zum Jahresende
hofft man auf Zuwachs: 700 sollen es
demnach noch werden.
Geworben wird mit Preisen ab 249
Euro, aktuell liegt der Durchschnitt der
verkauften Gleitsichtbrillen (durch übliche Aufpreise) bei 330 Euro, davon verdient der Partneroptiker knapp 130 Euro.
Bezahlen muss er eine fünf-Euro-teure
Einschleifgebühr sowie den Versand von
3,50 Euro pro Brille. Die SuperVista AG
verdient an der vom Partneroptiker verkauften Brille ebenfalls 130 Euro. Dieser
wird über aktives Re-Marketing erreicht.
Oft wurde das Unternehmen in die
Nähe der Online-Optiker gerückt. Dagegen grenze man sich aufs Schärfste ab,
ließ der gelernte Augenoptiker Grahl
wissen. Vielmehr wolle man sein Image
diesbezüglich schärfen und entsprechend
nach außen transportieren. Die Kommunikation sei in diesem Bereich bisher
nicht ganz ideal gelaufen, gab der Kontaktlinsenexperte zu. Unter anderem um
das schiefe Bild wieder geradezurücken
sei die Namensänderung von brillen.de
zu SuperVista AG sei folgerichtig ein erster Schritt.
Die DOZ traf Volker Grahl in Wildau.
DOZ: Bis vor kurzem hieß Ihr Unternehmen noch brillen.de.
Warum jetzt SuperVista AG?
Volker Grahl: Wir haben den Namen bewusst gewählt. Wir
sind in UK, Spanien und Österreich, demnächst auch in Italien
vertreten. Dänemark, Schweden und Norwegen haben wir auch
im Visier. Im Ausland mutet die Holding brillen.de ungelenk
an, deshalb haben wir SuperVista AG gewählt. Außerdem ist zu
brillen.de Anfang des Jahres eine zweite Marke hinzugekommen, die Steiner-Vision Brillengläser, die exklusiv über die
Partneroptiker vertrieben werden.
DOZ: Sie wehren sich vehement dagegen, als Online-Anbieter bezeichnet zu werden. Warum? Auf brillen.de wird die
Pupillendistanz abgefragt, der Endverbraucher kann sein
Bild hochladen, man kann Fassungen und Gläser bestellen.
Das war in der Tat möglich, aber es verfälschte unseren
Firmenfokus: keiner hier im Haus hätte Ihnen sagen können,
wie viele Brillen wir online verkaufen. Deshalb und um unser
Profil als Hybrid­optiker zu schärfen, verkaufen wir gar nichts
mehr online. Der Kauf erfolgt zwingend über die Terminierung
bei einem unserer Partneroptiker.
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DOZ: Wer sind dann Ihre unmittelbaren Mitbewerber?
VG: Nicht die Onliner, nicht die sta­tionären Augenoptiker,
insofern vertreten wir die traditionellen Augenoptiker gegen
Fielmann, Apollo & Co. Allerdings gibt es aus unserer Sicht eine
Daseinsberechtigung für beide Handelsformen – wir sehen uns
dabei auf Seiten der traditionellen Geschäfte.
„Wir adressieren
den stationären Augenoptiker.“
DOZ: Wer sind typischerweise Ihre Partneroptiker?
VG: Wenn Sie ein gutgehendes Geschäft in Lauflage haben,
dann brauchen Sie die SuperVista AG nicht. Unsere Terminierung würde dazu führen, dass der Augenoptiker den flexiblen
Kunden, der gerade mal reinkommt, blockiert. Zu unseren Zielgruppen gehören diejenigen, die ihrer eigenen Einschätzung
nach zu wenig Frequenz, zu wenige Gleitsicht- und Neukunden
pro Monat im Geschäft haben und mehr Umsatz benötigen.
DOZ: Screenen Sie die Augenoptiker, die Sie als Partner
gewinnen wollen, vorher?
VG: Wir prüfen die Verfügbarkeit in der Region. Die Postleitzahlen 5 und 6 sind beispielsweise restlos vergeben. Interessierte Augenoptiker setzen wir in diesen Regionen auf eine Warteliste. Wir legen auf Flächenabdeckung Wert. Dünn besiedelt
sind Regionen im Süden, in Thüringen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. Wir adressieren
den stationären Augenoptiker. Die Meisterpflicht garantiert uns
im Vergleich zu vielen Filialbetrieben die augenoptische und
optometrische Kompetenz, die dem Endkunden zu Gute kommt.
DOZ: Sichern Sie Ihren Partneroptikern einen Gebietsschutz
zu? Wenn ja: Wie definieren Sie diesen?
VG: In ländlichen Regionen gehen wir nach Kilometerdistanz. Unter zehn Kilometern wird es eng; es sei denn, der erste ►
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BETRIEBSPRAXIS
Augenoptiker hat einen vollen Kalender.
In dem Moment, in dem der Endkunde
vier bis sechs Wochen auf einen Termin
warten muss, sind wir qua Vertrag berechtigt, einen zweiten Partneroptiker
aufzumachen. Der erste Partner würde
dieses vermutlich nicht merken.
Welle ausmachten. Diese 30 haben dann
weitere Augenoptiker geworben. Danach
sind wir mit Mailings und Faxen an die
Augenoptiker herangetreten.
„Der Durchschnittspreis
einer Gleitsichtbrille außerhalb
des SuperVista-Portfolios
liegt bei 450 bis 650 Euro.“
DOZ: Er könnte personell ja auch aufstocken …
VG: Wenn der Augenoptiker acht Termine pro Tag hat, ist er voll. Wir streben
nicht an, dass der Partneroptiker einen
zusätzlichen Gesellen einstellt, um die
SuperVista-AG-Termine abzufangen. Damit würde man das Rückgrat der Meisterpräsenz aushöhlen. Dann hätte der
Endverbraucher dort dieselbe Situation
wie bei den Filialisten. Wir mögen die
kleinteilige Struktur. Wir wollen, dass
der kleine Familienbetrieb von uns leben
kann. Wenn der erste Familienbetrieb
terminlich voll ist, dann nehme ich lieber
einen anderen Partneroptiker in fünf- bis
sechs Kilometer Distanz dazu.
In der Stadt nehmen wir ab 60.000
Einwohnern einen zweiten Partneroptiker dazu. Allerdings: Selbe Straße, andere Straßenseite dulden wir auch in
Großstädten nicht.
DOZ: Ihre Partneroptiker können von
Ihnen leben?
VG: Viele sind zunächst skeptisch.
Ich kann allerdings vorrechnen, dass das
sehr wohl funktioniert. Der Augenoptiker
ist in der Regel kein BWLer. Folgerichtig
vergessen viele, bestimmte Leistungen
auf ihrer Seite zu berechnen. Es stimmt
nicht, dass jeder Endkunde als Alternative zu unseren 249-Euro-Gleitsichtbrillen eine 1.000 Euro teure Brille kaufen
würde.
Wir haben unsere Partneroptiker vor
kurzem befragt, was der Durchschnitts­
preis ihrer normalen Gleitsichtbrille außerhalb des brillen.de-Sortiments ist. Die
Preise lagen zwischen 450 und 650 Euro.
DOZ: Akquirieren Sie Ihre Partneroptiker aktiv, oder kommen sie auf Sie zu?
VG: Beides. Am Anfang war dieses
eine Kernerarbeit. Zunächst gab es ungefähr 30 Augenoptiker, die die erste
DOZ: Gibt es noch weitere Argumente
für eine Partnerschaft?
VG: Ja, klar. Wenn man aus den 450
bis 650 Euro die Mehrwertsteuer rausrechnet und den Warenwert, den der
Die Reklamationen
gehen direkt am
Firmenstammsitz in
Wildau ein.
Augenoptiker bei brillen.de nicht bezahlen muss, und die Kosten für Marketing,
Werkstatt, Bruchrisiko, Vorinvestition der
Fassung, Inkasso und Ausfallrisiko abzieht, dann landet man sehr wahrscheinlich bei einem Wert, der nicht mehr so
weit vom brillen.de-Preis entfernt ist.
Dann erkläre ich dem Augenoptiker auch
noch, dass wir bei dem Mix aus augenoptischer Dienstleistung, guter Beratung
und 249 Euro pro Brille einen Wiederkaufrhythmus von zwölf bis 16 Monaten
haben, wir seine Kalender füllen und das
Marketing für ihn übernehmen. Für ihn
entsteht kein wirtschaftliches Risiko.
DOZ: Findet das Marketing in Absprache statt? Sie machen Online-Marketing und auch Wurfpostsendungen …
VG: Am liebsten werben wir online.
Unser Marketing-Mix zwischen Onlineund Offline-Werbung ist 70 : 30, das bildet
auch exakt das Verhältnis der onlineaffinen Kunden in der Zielgruppe ab.
Sogenannte Beileger sind zum Beispiel
eine Möglichkeit, in der Region eines
Augenoptikers zu werben. Wir hatten einen AOK-Beileger lanciert, 4,2 Millionen
Menschen, Zielgruppe 45+. Ein weiterer
wurde einer ADAC-Ausgabe beigelegt,
erfolgreich deshalb, weil unsere Partneroptiker auf der Rückseite mit abgedruckt wurden. Wir schalten aber auch
ganz klassische Offline-Werbung, wie
Anzeigen oder Hauswurfsendungen, je
nach Standortanforderung. Zurzeit ist
das ein Volumen von ca. 1 Mio. Euro pro
Monat. Das heißt es entfallen über 1.500
Euro Werbeinvestitionen pro Monat auf
einen Partner.
DOZ: Marketing funktioniert am besten, wenn man die individuelle Situation eines Unternehmens kennt. Prüfen Sie diese bei potenziellen Partnern
vorab?
VG: Wir führen vorab ein Gespräch am
Telefon. Wir erklären dem Interessenten,
wie unser System funktioniert. Wir gucken uns bisher, das muss ich gestehen,
die Läden kaum vorher an.Deshalb wollen wir einen Außendienst aufbauen – für
die Akquise und auch, um das Partnernetzwerk zu verbessern, um zu coachen,
und die Erfolgsdeterminanten unseres
Konzeptes nachzuhalten.
DOZ: Sie setzen auf den traditionellen
Augenoptiker, weil dieser für augen­
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optische und optometrische Kompetenz steht. Ist denn ein Endkunde, der
möglichst wenig für seine Brille ausgeben möchte, bereit, Geld in Screenings
zu investieren?
VG: Das ist eine generelle Frage. Das
liegt am Talent des Augenoptikers. Er
muss dem Endkunden den Nutzen der
optometrischen Zusatzleistungen vermitteln.
Wir haben den Smart-Shopper, der
nur günstig kaufen möchte, wir haben
aber auch Besserverdiener, die für eine
Gleitsichtbrille trotzdem keine 1.000 Euro
ausgeben möchten. Der zum Beispiel ist
ein Kandidat, der vermutlich zusätzlich
in Screenings investieren würde.
In bestimmten Regionen
sollten nach Wunsch der
SuperVista AG weitere Part­
neroptiker hinzukommen.
„Drei bis fünf Partneroptiker
verlassen monatlich das
System der SuperVista AG.“
DOZ: Wie schnell greifen Ihre Verträge?
VG: Wir prüfen die regionale Verfügbarkeit. In Bayreuth sitzen fünf unserer Kollegen, die ausschließlich unsere
Augen­
optiker betreuen. Sie kümmern
sich um die Einführung in die Programme, lösen operative tägliche Probleme, beantworten Fragen nach einer
Fassung oder auch nach Abläufen. Ebenfalls zuständig ist das Team in Wildau.
Wir prüfen also an zwei Stellen und
unabhängig voneinander, ob wir einen
Augenoptiker aufnehmen. Danach rufen
wir den Interessenten an und erklären
ihm unser Konzept. Erst danach erhält
er den Vertrag. Unterschreibt er diesen,
vereinbart die Partnerbetreuung einen
Telefontermin zur Programmeinweisung.
Danach bestimmt der Interessent seinen
SuperVista-AG-Starttermin. Wir brauchen etwa zwei bis vier Wochen Vorlauf,
um unter anderem die Fassungen, die
Aufkleber und Materialien zuzuschicken.
Allerdings selektieren wir aus, wenn der
Augenoptiker unsere Regeln missachtet.
DOZ: Passiert so etwas öfter?
VG: Ja, jeden Monat. Zum einen ist
der Fremdverkauf des Partners an den
Endkunden ein Bruch des Vertrages, den
ich damit sofort fristlos beenden könnte.
Machen wir nicht automatisch, weil es
immer, wenn man mit Menschen arbei-
tet, auch Ausnahmen gibt. Den eindeutigen Fall gibt es relativ selten. Im Monat
verlassen etwa drei bis fünf Augenoptiker unser System.
DOZ: Wie überprüfen Sie die Com­
pliance-Willigkeit der Augenoptiker?
VG: Wir haben den besten Testkäufer
der Welt. Nämlich die Kunden, die wir zu
unseren Partnern schicken. Wir dürfen
an dieser Stelle nicht vergessen, dass unsere Kunden online-affin sind, das heißt,
sie nutzen die sozialen Netzwerke für
Kritik – positiv, wie negativ, daraus lässt
sich sehr viel ablesen. Außerdem erhält
der Endverbraucher nach zwölf Wochen
einen Fragebogen, auf dem er das Brillenglas, den Augenoptiker und brillen.de
bewertet. Das sind zehn bis 15 Fragen.
Wenn ein Partner unzufrieden ist, oder
sich nicht mehr bei uns wohlfühlt, kann
er sofort kündigen, schickt die Ware an
uns zurück, wird aus dem Dealerlocator
(dt.: Händlersuche) rausgenommen, das
heißt, dass man ihn nicht mehr in der
Suchfunktion findet, das Marketing auf
Null gedreht wird und er kein SuperVistaAG-Partner mehr ist; das war‘s.
DOZ: Darf der Partneroptiker seinem
brillen.de-Endkunden auch Prada verkaufen?
VG: Ein SuperVista-AG-Kunde, unabhängig ob er terminiert oder spontan ins
Geschäft kommt, wird von unseren Partneroptikern auch als solcher beraten.
Wenn der Kunde in unserem Sortiment
nichts Passendes findet, dann kann der
Augenoptiker ihm auch eine Fassung eines anderen Labels verkaufen. Allerdings
nur mit unseren Brillengläsern. Der Deal
muss sich auch für uns rechnen. Bis der
Kunde terminiert beim Partneroptiker im
Geschäft steht, hat die SuperVista AG
ca. 30 bis 50 Euro investiert.
Die Gegenleistung dafür, dass der
Kunde da ist, muss ein irgendwie getätigter SuperVista-AG-Umsatz sein. Wir
sehen uns als generischer Glashersteller und bieten mehrere Gleitsichtgläser,
alle Aufschläge mit höheren Indizes,
Polarisation, Transitions und Prisma, inklusive Office-, Antifatique- und Arbeitsplatz-Brillen an. Liefern können wir nahezu eine vergleichbare Produktpalette,
wie die großen Glashersteller.
Es ist logisch, dass es sich verbietet,
den brillen.de-Kunden mit einer eigenen
Super-Sonder-Gleitsichtaktion zu bewerben. Wobei die meisten Partneroptiker
rasch erkennen, dass wir mit unserem
Konzept keine Flusen versprechen, dass
wir wirkungsvolles Marketing machen.
Wir vereinbaren rund 20.000 Termine ►
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BETRIEBSPRAXIS
Die SuperVista AG
stellt ihren Partner­
optikern Presenter
zur Verfügung.
im Monat. Das schafft kein Augenoptiker
mit eigenen Werbemaßnahmen.
DOZ: Passt die SuperVista AG auch zu
einem Augenoptiker, der das Premiumsegment bedient?
VG: Die Premium-Augenoptiker sind
nicht auf uns angewiesen. Sie haben
ihre Strategie festgelegt und verkaufen
Luxus­
brillen. Allerdings kann auch da
unser Konzept passen – beispielsweise
als günstige Zweitmarkenstrategie. Bei
uns findet der Premium-Optiker seine
ergänzende Low-Budget-Serie. Er spart
außerdem die Werkstattleistung, das
Marketing, die Fassungen und das Inkasso. Die Provision, die er von uns bekommt, enthält keinerlei Gegenposition
im Geschäft. Er kann dadurch den Rohertrag seines Gesamtgeschäftes sprungfix
erhöhen.
DOZ: Vereinbaren Sie mit dem Partneroptiker eine monatliche Menge an
Brillen?
VG: Können wir ja nicht, weil wir in unserem Konzept dafür verantwortlich sind,
die Kunden zu bringen. Eine Bedingung
ist, dass der Partneroptiker 15 Stunden
pro Woche für SuperVista-AG-Kunden
reserviert, als Auswahl für uns. Wir prüfen im Nachgang, wie viele Termine wir
für den Augenoptiker vereinbaren konnten und wie viele Verkäufe aus diesen
Terminen hervorgegangen sind. Über
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80 Prozent der Kunden nehmen die Termine auch wahr. Die Hälfte unserer Partneroptiker verkauft mehr Brillen als wir
Termine machen. Einzelne Partneroptiker verkaufen inzwischen ausschließlich
Brillen und Gläser von uns.
DOZ: Die vom Kunden ausgesuchte
Fassung wird nicht hin- und hergeschickt. Das heißt, dass der Augenoptiker nur Ausstellungsstücke präsentiert
und entsprechend nichts lagern muss?
VG: So ist es. Die Fassungen werden
im Werk in Shanghai produziert, gelagert und zusammengesetzt. In dem Moment, in dem der Augenoptiker auf den
Knopf drückt, geht bei uns der Auftrag
los. Nach Eingang der Bestellung wird
die Fassung aus dem Lager genommen
und das Glas dazu individuell produziert.
Wir haben eine komplette, direkte Anbindung. Jeden Tag landet ein Flieger in
Frankfurt am Main.
Wenn die Brille an den Partneroptiker geschickt wird, wird gleichzeitig der
Endkunde benachrichtigt und kann seine
Brille beim Augenoptiker abholen.
DOZ: Was passiert mit einer Brille, die
ein Kunde zurückgibt? Sie garantieren
ja Zufriedenheit …
VG: Der Kunde erhält im Rahmen der
Zufriedenheitsgarantie ein zweimaliges
kostenloses Umtauschrecht mit Differenzpreiserstattung. Das heißt sollte er
mit der Gleitsichtbrille nicht klar kommen, kann eine Lese- oder Fernbrille die
Alternative sein. Grundsätzlich werden
die Brillen nach Wildau in die Reklamationsabteilung geschickt. Dann ergründen wir, woran es gehapert hat. Geht es
um einen Fertigungs- oder einen Herstellermangel, oder ist die Zentrierung
nicht korrekt, in jedem Fall bestellt der
Augenoptiker eine neue Brille. Hat er
etwas falsch gemacht, ist er dagegen
versichert; die 20-Euro-Versicherung ist
automatisch inkludiert und deckt Sehstärkenveränderung, Bruch und Beschädigungen aller Art für den Kunden ab.
Sie greift unabhängig von der Verträglichkeitsgarantie.
DOZ: Wieviele Fassungen muss der Augenoptiker in seinem Geschäft zeigen?
VG: Theoretisch sollte der Partneroptiker die 250 Fassungen Erstausstattung
auch zeigen. In der Praxis sieht dieses
oft anders aus. Wir liefern Displays, auf
die 288 Fassungen passen. Nach den
ersten sechs Monaten bekommt der
Part­ner­optiker kontinuierlich Designerkollektionen dazu.
Wenn eine Fassung nicht mehr nachgefragt wird, verabschiedet sie sich
schleichend aus unserem Programm: Sie
wird durch neue Designs ersetzt.
„Wir bewerben 45+
und schmale Budgets.“
DOZ: Was hat es mit Ihrer massiv beworbenen Gleitsichtstudie auf sich?
VG: Dadurch, dass sich der Kunde
für eine Studie anmeldet, erhält er den
bekannten Vorzugspreis. Im Gegenzug
muss er einen Fragebogen beantworten
und – als zufriedener Kunde – Freunde
werben. Das Ergebnis und die Beurteilung durch unsere Partneroptiker fließen
in die Bewertung des Gleitsichtdesigns
ein. Das Design 2014 zum Beispiel hatten
wir aufgrund unserer Studienergebnisse
rausgenommen und verkaufen es nicht
mehr. Das Glasdesign 2015 hingegen
ist super bewertet worden – folgerichtig
haben wir das Produkt als Premium-Produkt eingeführt.
DOZ: Um Ihre Versprechen einzulösen,
müssen Sie auch ran an den Endverbraucher. Wie gelingt das?
chen Regionen überzeugt die Menschen
oft der Preis. Sie suchen ihren Wohnsitzoptiker auf und sparen sich so den Weg
ins Shopping-Center in der nächstgrößeren Stadt.
VG: An die Endkunden treten wir auf
regionaler Ebene über die Kanäle online,
offline und TV heran.
Ist ein Endkunde an der SuperVista AG
interessiert, dann ruft er entweder im
Callcenter an oder besucht unsere Website und registriert sich. Nach wenigen
Minuten wird er zurückgerufen und ge­
fragt, wo und damit bei welchem Partner­
optiker er an unserer aktuellen Gleitsichtstudie teilnehmen möchte. Wir loggen ihn
dann dort für eine Stunde ein. Der Augenoptiker sieht Namen, Telefonnummer und
E-Mail-Adresse des Kunden und kann ihn
damit auch für eigene Werbezwecke nutzen. Zum Beispiel für Kontaktlinsen, Sonnenbrillen, Zweitbrillen usw.
DOZ: Woran verdient brillen.de? Bisher klingt das Geschäftsmodell so
selbstlos …
VG: Wie oben schon erwähnt, verbleiben 130 Euro von den z. B. 330 Euro
Bruttopreis bei der SuperVista AG. Davon müssen Wareneinsatz, Fertigung,
Fracht, die gesamte Organisation und
insbesondere das Marketing, bestritten
werden. Das ist eng kalkuliert. Jetzt wird
deutlich, warum es betriebswirtschaftlich notwendig ist, dass aus möglichst
jedem registrierten Kunden ein Auftrag
wird. Wir leben von hohem Volumen bei
kleiner Marge.
DOZ: Wer sind Ihre typischen End­
kunden?
VG: Wir bewerben ausschließlich 45+,
das heißt auch 60+, 65+ und schmale
Budgets. Das heißt, wir gehen nur auf die
Gleitsichtbrille. Gerade in strukturschwa-
DOZ: Wollen Sie künftig auch eigene
brillen.de-Geschäfte eröffnen?
VG: Nein, das haben wir nicht vor. Wir
wollen nach wie vor mit selbstständigen
Augenoptikern wachsen, die sich aber
auch zu einem SuperVista full-store entwickeln können. Die eigenen Filialen dienen hauptsächlich unseren Marketingtests, um das Risiko zu minimieren. Für
ein Unternehmen mit niedrigen Margen
ein wichtiger Aspekt.
DOZ: Sie kommen ursprünglich aus der
Kontaktlinse. Denke Sie darüber auch
für brillen.de nach?
VG: Auch, ja. Im Laufe des kommenden Jahres werden wir darüber nachdenken, was wir mit der Linse machen
werden. Mit Sicherheit werden wir mit
einer individuellen Lösung auf den Markt
kommen, mit welchen Linsen, kann ich
noch nicht sagen.
Herr Grahl, herzlichen Dank für das
Gespräch! n
Judith Kern
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DOZ 07 | 2016
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