als PDF - Politik und Unterricht

Werbung
Sonderausgabe zur Reihe Politik & Unterricht
E4542
P & U aktuell 18
Landtagswahl 2016
in Baden-Württemberg
Materialien zur Wahl am 13. März 2016
www.landtagswahl-bw.de
Grußwort
Wilfried Klenk MdL
Präsident des Landtags von
Baden-Württemberg
Liebe Lehrerinnen und Lehrer,
liebe Schülerinnen und Schüler,
Landtagswahl 2016 – hat doch nichts mit mir zu tun! Dies
zu denken liegt nahe, wenn man unter 18 ist. Durch das
P&U-Sonderheft »Landtagswahl« wollen der Landtag von
Baden-Württemberg und die Landeszentrale für politische
Bildung junge Menschen ermuntern, sich dennoch mit dieser
Thematik zu befassen.
Laut Shell-Studie aus dem Jahr 2015 bezeichnen sich nur
41 Prozent der jungen Menschen als politisch interessiert.
Editorial
Lothar Frick
Direktor der Landeszentrale
für politische Bildung
Baden-Württemberg
Ohne Wahlen gibt es keine Demokratie. Unsere Demokratie
lebt von der Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger. Dazu
gibt es weitaus mehr Möglichkeiten, als nur alle fünf Jahre
ein Kreuzchen zu machen, aber Wahlen sind dennoch das
Hochfest unserer demokratischen Grundordnung. Wenn es
zudem noch Landtagswahlen sind, trifft dies den ureigenen
Aufgabenbereich der Landeszentrale für politische Bildung
Baden-Württemberg.
Die Abgeordneten des Landtags erleben aber oft, dass es viel
mehr sind. Woher kommt diese unterschiedliche Wahrnehmung? Zahlreiche Schülergruppen besuchen seit Jahren den
Landtag und treffen dabei auf Abgeordnete. Die Fragen der
Schülerinnen und Schüler sind alles andere als unpolitisch.
Sie wollen wissen, wie wir mit den Flüchtlingen umgehen,
wann die Umgehungsstraße für ihren Ort kommt, welchen
Sinn das achtjährige Gymnasium, die Gemeinschaftsschule
oder die Änderung der Bildungspläne haben. Wenn wir mit
ihnen darüber diskutieren, dann reden wir über Grundrechte und Verfassung, Verkehrs- oder Bildungspolitik. Als
Landtagspräsident verleihe ich jedes Jahr im Rahmen des
Schülerwettbewerbs des Landtags zahlreiche Preise an Jugendliche, die sich intensiv mit politischen Themen befasst
haben. Für mich zeigt sich so, dass Jugendliche Interesse
an Politik haben.
Am 13. März 2016 geht es um eine wichtige Entscheidung:
Welche Parteien und Politiker sollen »Spielregeln« für unser
tägliches Leben aufstellen? Das sollte weder jungen Menschen noch Erwachsenen gleichgültig sein. Daher wünschen
wir uns, dass sich alle mit dem Thema Wahl beschäftigen.
Seid Multiplikatoren und motiviert diejenigen, die wählen
dürfen, ihren Einfluss geltend zu machen! Damit die Partei,
die das vertritt, was euch wichtig ist, die meisten Stimmen
bekommt.
wählerinnen und -wähler ist es eine unserer wichtigsten
Aufgaben, für die Schulen des Landes aktuelle und ausgewogene Materialien zur Verfügung zu stellen. Es geht dabei um
grundsätzliche Fragen des Wahlrechts, der Wahlbeteiligung
und um Themen der Landespolitik. Aber es geht darüber
hinaus auch um Probleme, die uns alles andere als gleichgültig lassen können. Was bedeutet es beispielsweise, wenn im
Verhältnis zu den älteren Generationen weniger junge Menschen zur Wahl gehen? Diese und zahlreiche andere Fragen
können mit Jugendlichen im schulischen Zusammenhang
erörtert werden. Dabei soll nicht zuletzt Interesse an der
Landespolitik geweckt und deutlich gemacht werden, dass
es sich lohnt, sich einzubringen.
Die Landtagswahl ist im Jahr 2016 unser thematischer
Schwerpunkt. Über unser Onlineportal www.landtagswahlbw.de finden Sie eine ganze Fülle weiterer Informationen
und Materialien, unter anderem auch den Wahl-O-Mat. Er hat
sich als ausgesprochen erfolgreiches Instrument erwiesen,
um mit jungen Menschen ins Gespräch über Landespolitik
zu kommen.
Angesichts der seit Jahrzehnten tendenziell abnehmenden
Wahlbeteiligung vor allem in der Gruppe der Erst- und Jung2
P & U aktuell • 18-2016
Landtagswahl 2016 in Baden-Württemberg
Landtagswahl 2016 in
Baden-Württemberg
M1
Welche politische Ebene entscheidet?
 Welche politische Ebene entscheidet? Fülle die
Tabelle aus und füge in die rechte Spalte die
Ziffer ein, die zur zuständigen politischen Ebene
gehört.
Gemeinderat in meinem Wohnort
Landtag von Baden-Württemberg in Stuttgart
Deutscher Bundestag in Berlin
Europäisches Parlament in Straßburg
1
2
3
4
zuständige
politische Ebene
(Ziffer)
Verkaufsverbot für Kosmetikprodukte, die zuvor an Tieren getestet wurden.
In meiner Stadt soll es ein Jugendhaus geben.
Nach der 4. Klasse können meine Eltern frei entscheiden, auf welche Schule ich gehen soll.
Es soll eine neue Bundesstraße gebaut werden.
Es darf auch am Heiligen Abend in Clubs und Diskotheken getanzt werden.
Geschäfte dürfen an Werktagen 24 Stunden geöffnet haben.
In meinem Wohnort wird ein neuer Kindergarten gebaut.
Rauchen ist ab 18 Jahren erlaubt.
Es soll ein neuer Fußballplatz gebaut werden.
Begleitetes Autofahren ist mit 17 Jahren möglich.
Für das Fahren auf der Autobahn ist eine Gebühr zu bezahlen.
Als Deutsche oder Deutscher darf ich bis zu drei Monate in jedem Land der Europäischen Union wohnen.
Lösungen im Internet unter www.politikundunterricht.de/aktuell_18/landtagswahl2016.htm
P & U aktuell • 18-2016
3
Landtagswahl 2016 in Baden-Württemberg
picture alliance/ZB
picture alliance/Frank May
4
picture alliance/dpa
Koalitionen im Land (Beispiele)
picture alliance/ZB
M3
LpB Baden-Württemberg
Landtagsabgeordnete machen Politik für junge Menschen
picture alliance/dpa
M2
P & U aktuell • 18-2016
Landtagswahl 2016 in Baden-Württemberg
M4
Die Qual der Wahl: Standpunkte vergleichen
Wie funktioniert der Wahl-O-Mat?
Per Mausklick wird der Wahl-O-Mat ganz einfach gestartet –
und schon befindet man sich mitten in der Welt der Landespolitik. Etwa 30 Thesen, die Jugendliche betreffen, werden
nach und nach auf dem Bildschirm angezeigt. Der Wahl-OMat bietet nun die Möglichkeit, die persönliche Meinung zu
den Thesen in Form von »stimme zu«, »stimme nicht zu«,
»neutral» oder »These überspringen« zu äußern. Am Ende
vergleicht der Wahl-O-Mat die eigenen Stellungnahmen mit
den Aussagen der Parteien und erstellt eine Rangfolge der
Übereinstimmung. Die Partei, die die angegebenen Standpunkte am ehesten vertritt, führt dann im Ergebnis die
Rangliste an. Zusätzlich ist es möglich, zu den geäußerten
Ansichten eine detailliertere Stellungnahme der jeweiligen
Partei abzurufen. Da für den einen oder anderen Nutzer
manche Thesen wichtiger sind als andere, kann er diese auch
unterschiedlich gewichten.
Wozu den Wahl-O-Mat benutzen?
Besonders für unentschlossene Wählerinnen und Wähler
kann der Wahl-O-Mat eine Orientierungshilfe, wohlgemerkt
aber keine Wahlempfehlung sein. Das Instrument möchte vor
allem einen Diskussionsanlass bieten und Interesse für Poli-
picture alliance/dpa
Was ist der Wahl-O-Mat?
Orange und viereckig, in Form eines Monitors, präsentiert
sich der Wahl-O-Mat. Der politische Online-Test im Internet
ist für Jugendliche von Jugendlichen gemacht. Mit der interaktiven Wahlmaschine können sich Nutzerinnen und Nutzer
spielerisch über die Standpunkte der Parteien zu politischen
Fragen informieren. Die Thesen im Wahl-O-Mat sind zwischen
der Redaktion und den Parteien abgestimmt.
tik wecken. Außerdem soll der Wahl-O-Mat natürlich dazu
anregen, sich näher über die Landespolitik zu informieren.
Wo steht der Wahl-O-Mat?
Für die Landtagswahl in Baden-Württemberg geht der
Wahl-O-Mat Mitte Februar 2016 online und ist dann unter
www.landtagswahl-bw.de aufrufbar. Detaillierte Unterrichtsmaterialien rund um den Wahl-O-Mat stehen unter www.
wahl-o-mat.de zur Verfügung.
Arbeitsanregungen zu M 2 – M 4
 Im Landtag geht es um viele Themen, die ganz konkret
auch junge Menschen betreffen. M 2 zeigt an sechs Beispielen, wofür das Landesparlament u. a. zuständig ist.
Bildet Gruppen und benennt diese Themen. Inwiefern betreffen euch diese Politikfelder?
 Der Landtag entscheidet. Dazu braucht es Mehrheiten.
Sieh dir die Grafik M 3 an. Ordne den einzelnen Beispielen
die folgenden Begriffe zu: Schwarz-Gelb, Alleinregierung,
Grün-Rot, Große Koalition.
 Erkläre, warum die CDU seit 2011 nicht an der Regierung
beteiligt ist, obwohl sie die stärkste Fraktion im Landtag
stellt.
Der Wahl-O-Mat in der Klasse oder in Gruppenarbeit
 Spielt den Wahl-O-Mat (M 4) in der Klasse oder in einer
kleineren Gruppe durch. Bestimmt dabei eine Person, die
durch das Programm führt bzw. moderiert. Klärt eventuell
offene Fragen und holt zu jeder These ein Stimmungsbild
ein.
P & U aktuell • 18-2016
 Welche Politikfelder werden im Wahl-O-Mat behandelt?
Welche davon sind euch besonders wichtig? Ihr könnt jetzt
die einzelnen Thesen gewichten.
 Welche Thesen waren besonders umstritten? Benennt
Gründe dafür. Haben euch manche Positionen der Parteien überrascht? Gebt auch dafür Gründe an. Recherchiert
im Internet die detaillierten Aussagen der Parteien zu
diesen umstrittenen Punkten. Holt dann nochmals ein
Stimmungsbild ein. Hat es sich verändert?
Der Wahl-O-Mat in der individuellen Arbeit
 Bevor ihr den Wahl-O-Mat (M 4) einzeln durchspielt:
Für welche Partei würdet ihr euch entscheiden? Nach dem
Durchspielen des Wahl-O-Mat: Stimmt das Ergebnis mit
dem überein, was ihr erwartet hattet? Falls nein, woran
könnte das liegen?
 Unter www.landtagswahl-bw.de könnt ihr einen Tipp
zum Wahlergebnis abgeben. Es winken attraktive Preise!
5
Landtagswahl 2016 in Baden-Württemberg
picture alliance/dpa
Die Spitzenkandidaten der im Landtag vertretenen Parteien
picture alliance/dpa
M5
Winfried Kretschmann, Bündnis 90/Die Grünen
www.winfried-kretschmann.de
picture alliance/dpa
picture alliance/dpa
Guido Wolf, CDU
www.guidowolf.info
Dr. Nils Schmid, SPD
www.nils-schmid.de
Dr. Hans-Ulrich Rülke, FDP/DVP
www.hans-ulrich-ruelke.de
Arbeitsanregungen zu M 5 – M 6
 Bildet Arbeitsgruppen und füllt für die vier Spitzenkandidaten den Steckbrief (M 6) aus. Erstellt anschließend
Präsentationen zu den vier Politikern. Nutzt dazu deren
Homepages.
 Benennt Gründe, warum Parteien einen Spitzenkandidaten präsentieren.
 Sucht nach aktuellen Umfragen zur »Sonntagsfrage«.
Welche Parteien werden genannt? Welche davon kommen
laut der Umfragen vermutlich über die Fünfprozenthürde?
 Wer bewirbt sich in eurem Wahlkreis (vgl. M 9)? Wählt
sechs Bewerberinnen bzw. Bewerber aus. Legt in der Klasse
6
drei landespolitische Themen fest (z. B. aus M 2). Bildet
Arbeitsgruppen und vergleicht die Aussagen der sechs
Bewerberinnen und Bewerber zu den drei Themen. Erstellt
eine kurze Präsentation. Eine Zusammenstellung aller Parteien, die bei der Landtagswahl Kandidatinnen und Kandidaten in den Wahlkreisen aufgestellt haben, findet ihr
unter www.landtagswahl-bw.de/parteien_uebersicht_ltw.
html.
P & U aktuell • 18-2016
Landtagswahl 2016 in Baden-Württemberg
M6
Steckbrief
Name: .......................................................................................................................................................
Partei: . .....................................................................................................................................................
Parteimitglied seit: . ....................................................................................................................................
Wahlkreis: ..................................................................................................................................................
Meine ersten Gedanken zur Person: ................................................................................................................
. ...............................................................................................................................................................
Alter: ........................................................................................................................................................
Geburtsort: ................................................................................................................................................
Familienstand: ............................................................................................................................................
Hobbys / Freizeitgestaltung:..........................................................................................................................
Erlernter Beruf: ...........................................................................................................................................
Werdegang: ................................................................................................................................................
. ...............................................................................................................................................................
Frühere politische Ämter und Funktionen: .......................................................................................................
. ...............................................................................................................................................................
Aktuelle politische Ämter und Funktionen: ......................................................................................................
. ...............................................................................................................................................................
Mitgliedschaften in Vereinen, Verbänden, Organisationen usw.: . .........................................................................
. ...............................................................................................................................................................
Politische Ziele / Wahlversprechen: ................................................................................................................
. ...............................................................................................................................................................
Anekdoten und Stilblüten: ............................................................................................................................
. ...............................................................................................................................................................
Ein (wichtiges oder auch lustiges) Zitat: .........................................................................................................
. ...............................................................................................................................................................
Was ich an der Person bemerkenswert finde: ....................................................................................................
. ...............................................................................................................................................................
. ...............................................................................................................................................................
P & U aktuell • 18-2016
7
Landtagswahl 2016 in Baden-Württemberg
Wahlkämpfe müssen nun mal plakativ sein ...
© CDU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP/DVP, jeweils Landesverbände Baden-Württemberg
M7
Arbeitsanregungen zu M 7
 Analysiert die Plakate: Welche Unterschiede weisen sie
auf? Mit welchen Stilmitteln arbeiten die Parteien? Was
spricht euch an – und was nicht?
 Gestaltet in Gruppenarbeit ein eigenes Plakat. Überlegt euch dazu einen griffigen Slogan oder ein wichtiges
Thema, das ihr in den Mittelpunkt stellen wollt.
 Beobachtet in Gruppenarbeit über mehrere Wochen
hinweg eine Partei. Sammelt ihre Wahlwerbung und ihre
Wahlwerbeaktivitäten. Schaut regelmäßig in die Zeitung,
fotografiert Plakate, Infostände usw. und beobachtet die
Aktivitäten der Partei im Internet. Haltet fest, wann und
wo ihr die Materialien gefunden habt.
 Entwickelt eine Wandzeitung zur Partei eurer Wahl. Teilt
das Plakat in Felder ein. Jedes Wahlwerbemittel bekommt
ein Feld. Macht die Einteilung einheitlich für alle Parteien,
sodass ihr gut vergleichen könnt. Dokumentiert einmal pro
Woche den Stand eurer Nachforschungen und vergleicht
8
die Parteien. Wo fehlen noch Materialien? Welches ist der
originellste »Fund der Woche«? Kommen im Verlauf des
Wahlkampfs neue Materialien hinzu? Wie verändert sich
der Einsatz der Wahlwerbemittel, je näher der Wahltag
rückt?
 Ob man wählen geht und für welche Partei man sich
entscheidet, ist nicht nur eine Frage des Verstands, sondern auch eine des Gefühls. Betrachtet eure Wandzeitung
unter diesem Aspekt. Was soll eher den »Kopf«, was soll
stärker den »Bauch« ansprechen? Haltet das Ergebnis in
einer Tabelle fest und vergleicht in der Klasse.
 Welche Wahlwerbung kommt bei euch gut an, welche
nicht? Begründet. Befragt eure Eltern oder Großeltern und
vergleicht deren Meinung mit eurem Ergebnis.
 Lassen sich anhand der gesammelten Materialien Wahlkampfstrategien einzelner Parteien erkennen?
P & U aktuell • 18-2016
Landtagswahl 2016 in Baden-Württemberg
M8
Wahlberechtigt oder nicht?
Um bei der Landtagswahl wählen zu dürfen, gelten folgende
Bedingungen:
1. Man muss am Wahltag mindestens 18 Jahre alt sein.
2. Man muss Deutsche oder Deutscher sein.
3. Man muss seit mindestens drei Monaten seinen Hauptwohnsitz in
Baden-Württemberg haben.
 Entscheidet nach dem Lesen der Texte, welche der Personen wählen dürfen. Bei »nein«: Was verhindert, dass sie wahlberechtigt sind?
Wahlberechtigt …
ja oder nein?
Auf der Geburtstagsparty von Lucia geht es hoch her. Ihre
Freunde sind bei ihr in Stuttgart zu Besuch. Lucia ist hier
geboren und aufgewachsen. Sie hat ihren Entschluss, mit
18 Jahren Deutsche zu werden, wahr gemacht. Ihre Freunde
wollen wissen warum. »Ist euch aufgefallen, dass ich nur
so Einfluss darauf habe, was hier in Deutschland passieren
soll? Ich will nicht nur meckern, sondern mitentscheiden.
Deshalb gehe ich wählen!«
ja
Lisa ist politisch sehr engagiert. Sie studiert in Berlin
Politikwissenschaft und hat dort ihren Hauptwohnsitz. Geboren wurde sie allerdings in Karlsruhe, wo sie immer noch
einen Zweitwohnsitz angemeldet hat. Sie würde gerne bei
der Landtagswahl in Baden-Württemberg wählen. Schließlich möchte sie nach dem Studium wieder nach Karlsruhe
ziehen.
ja
Cem Süleyman schaut sich die Wahlwerbung der verschiedenen Parteien an. Er wohnt seit 1960 in Lörrach und
arbeitet als Kaufmann. Inzwischen fühlt er sich wie ein
Badener, auch ohne deutschen Pass. Er weiß, dass der
Landtag darüber entscheidet, wofür die aus Steuern eingenommenen Gelder ausgegeben werden. Und manche Investition findet er einfach überflüssig. Daher findet er,
dass es Zeit ist, sich auch einmal an der Landtagswahl zu
beteiligen.
ja
Als Baden-Württemberger freut sich Sebastian. Er war
10 Jahre lang Koch im gleichen Restaurant und hat nun
einen neuen Job gefunden. Dafür zieht er am 1. Dezember
2015 von München nach Mannheim. Die Landtagswahlen
in Baden-Württemberg sind 2016 besonders spannend. Er
fragt sich, ob er wählen darf.
ja
Sabrina wohnt in Sigmaringen. Sie liest regelmäßig morgens
die Zeitung. Das gehört für sie einfach dazu. Daher weiß sie
immer genau, was gerade in der Politik passiert. Im November 2015 ist sie 18 Jahre alt geworden. Sie freut sich, bei
Landtagswahlen endlich mitentscheiden zu dürfen. Ihr Opa
sagt zu ihr: »Wozu liest du eigentlich immer die Zeitung?
Wählen darfst du doch eh erst mit 21 Jahren.«
ja
P & U aktuell • 18-2016
Begründung bei »nein«
nein
nein
nein
nein
nein
9
Landtagswahl 2016 in Baden-Württemberg
M9
Die Wahlkreise bei der Landtagswahl 2016 in Baden-Württemberg
Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Kartengrundlage GfK GeoMarketing GmbH
M 10
10
70 Wahlkreise – 70 Stimmzettel (ein Beispiel von 2011)
P & U aktuell • 18-2016
Landtagswahl 2016 in Baden-Württemberg
M 11
Repräsentative Demokratie
Arbeitsanregungen zu M 9 – M 11
 Sucht in der Karte M 9 euren Wahlkreis. Welche Abgeordnete bzw. welcher Abgeordneter hat euren Wahlkreis
bisher vertreten? Kandidiert sie bzw. er wieder? Welche
weiteren Kandidatinnen bzw. Kandidaten treten an? Bildet
Arbeitsgruppen und füllt den Steckbrief (M 6) für die Kandidatinnen und Kandidaten in eurem Wahlkreis aus. Nutzt
dazu auch deren Homepages. Präsentiert eure Ergebnisse
anschließend in der Klasse.
 Der amtliche Stimmzettel (M 10) listet auf, wer in einem
Wahlkreis kandidiert. Wie kann man auf einen solchen
Stimmzettel kommen? Recherchiert für euren Wahlkreis,
wie die Aufstellung der Kandidatinnen und Kandidaten
verlaufen ist. Wie viele Parteimitglieder haben sich bei der
Kandidatenkür beteiligt? Gab es Gegenkandidaten? Gab es
ein klares oder ein knappes Ergebnis? Definiert vor diesem
P & U aktuell • 18-2016
Hintergrund in eigenen Worten den Begriff »innerparteiliche Demokratie«.
 Erklärt in eigenen Worten den Begriff »repräsentative
Demokratie« (M 11).
 Wenn Bürgerinnen und Bürger mit den Parteien und
Kandidatinnen bzw. Kandidaten, die zur Landtagswahl antreten, unzufrieden sind, welche Möglichkeiten haben sie
im Vorfeld der Wahl, um die Auswahl zu beeinflussen?
 Die Abgeordneten im Landtag von Baden-Württemberg
machen die Gesetze für das Land. Welche ergänzenden
Instrumente gibt es zur repräsentativen Demokratie?
Sind sie in der Verfassung des Landes Baden-Württemberg
vorgesehen? Recherchiert unter www.lpb-bw.de/bwverf/
bwverf.htm.
11
Landtagswahl 2016 in Baden-Württemberg
M 12
Wahlbeteiligung – Jung und Alt (Zahlen der Landtagswahl 2011)
Arbeitsanregungen zu M 12
 Analysiert die Grafik und gebt ihre zentralen Aussagen
wieder. Benennt etwaige Auswirkungen auf die Politik,
wenn die jungen Generationen im Verhältnis zu den älteren Generationen weniger zur Wahl gehen.
 Führt in der Klasse eine Pro- und Kontra-Debatte zu der
12
Forderung nach Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre
durch.
 Verfasst in Gruppenarbeit einen Leserbrief, in dem ihr
Vorschläge zur Steigerung der Wahlbeteiligung bei Erstund Jungwählerinnen und -wählern zusammenstellt.
P & U aktuell • 18-2016
Landtagswahl 2016 in Baden-Württemberg
M 13
Thesentabelle: Wählen oder nicht wählen?
 Bevor ihr die Thesentabelle ausfüllt, führt in der Klasse
eine anonyme Umfrage durch, wer zur Wahl gehen würde.
 Füllt in Einzelarbeit die folgende Thesentabelle aus. Bildet
dann in der Klasse kleine Gruppen. Begründet und diskutiert
eure Entscheidungen.
 Führt anschließend die anonyme Umfrage in der Klasse
nochmals durch. Hat sich das Ergebnis verändert?
Ich stimme
zu
Ich stimme
nicht zu
Nur wenn sich viele an Wahlen beteiligen, stimmt ein wichtiger Baustein
der Demokratie, nämlich dass die Mehrheit entscheidet.
Ist mir doch egal, wenn Ältere, Wohlhabende und besser Gebildete bestimmen,
welche Politik gemacht wird.
Nur wer seine Stimme nutzt, wird von der Politik gesehen. Vor Nichtwählern
braucht ein Politiker keine Angst zu haben.
Wer Verantwortung für sein Leben übernehmen will, kann durch seine
Stimmabgabe die Rahmenbedingungen verbessern.
Ich habe keine Lust, am Sonntag
ins Wahllokal zu gehen.
Es ist immer noch besser, das »kleinere Übel« regiert.
Dafür sorge ich mit meiner Stimme.
Es gibt doch keine wirklichen Alternativen.
Die Parteien wollen doch alle das Gleiche.
Wählen dürfen –
was für ein Privileg!
Ich habe keine Ahnung von Politik. Daher möchte ich
auch nicht wählen.
Ich will, dass meine Werte und Vorstellungen auch in der Politik gelten.
Daher wähle ich die Partei, die diesen am nächsten kommt.
Wahlen bewirken doch nichts. Kaum sind die Politiker gewählt,
erinnern sie sich nicht mehr an das, was sie versprochen haben.
Auch wer nicht wählt, trägt Verantwortung für das Wahlergebnis. Denn schlechte
Abgeordnete werden gewählt von guten Bürgern, die nicht zur Wahl gehen.
P & U aktuell • 18-2016
13
Landtagswahl 2016 in Baden-Württemberg
M 14
Wie werden aus Wählerstimmen Parlamentssitze?
Das Wahlsystem in Baden-Württemberg (Beispiel: Landtagswahl 2011)
Wahlberechtigt ist …
18
jede Deutsche und
jeder Deutscher,
die oder der das
18. Lebensjahr voll­
endet hat
und
seit mindestens
drei Monaten den
Hauptwohnsitz in
Baden-Württemberg hat.
Jede Wählerin und jeder Wähler
hat eine Stimme, die sie bzw. er
in der Gemeinde abgibt, in der
sie bzw. er wohnt.
Jede Gemeinde liegt in einem der
70 Wahlkreise, in die BadenWürttemberg eingeteilt ist.
Jeder Wahlkreis hat einen eigenen
Stimmzettel mit eigenen Kandidatinnen und Kandidaten (vgl. M 9
und M 10).
Eine animierte pdf-Simulation zum
Wahlsystem (»Wie werden aus Stimmen
Sitze im Landtag?«) findet sich unter
www.landtagswahl-bw.de.
Nicht berücksichtigt sind die Sonderregelungen,
die dann gelten, wenn ein Direktmandat an einen
Einzelbewerber geht oder an einen Parteibewerber,
dessen Partei landesweit weniger als fünf Prozent
der gültigen Stimmen erreicht hat.
1. Schritt: Verteilung der Sitze
auf die Parteien
Ermittlung des landesweiten Ergebnisses. Alle Stimmen werden zusammengezählt, die alle Bewerber einer
Partei in ihren Wahlkreisen bekommen haben.
120 Sitze (Mandate) werden unter
den Parteien verteilt, die landesweit
mehr als 5 Prozent der gültigen Stimmen erreicht haben.
Beispiel 2011 (Sitze):
CDU: 51 GRÜNE: 32
SPD: 30 FDP/DVP: 7
Berechnungsmethode: Höchstzahlverfahren nach Sainte-Laguë/Schepers
2. Schritt: Regionale Verteilung
der Sitze innerhalb der Parteien
Die Sitze jeder Partei werden nun
innerhalb der Partei regional auf
die vier Regierungsbezirke des
Landes verteilt: Freiburg, Karlsruhe,
Stuttgart und Tübingen.
Berechnungsmethode:
Höchstzahlverfahren nach SainteLaguë/Schepers
14
P & U aktuell • 18-2016
Landtagswahl 2016 in Baden-Württemberg
3. Schritt: Zuteilung der Sitze
an Bewerber (Direktmandate)
Wer in einem der 70 Wahlkreise die
meisten Stimmen erhalten hat, ist
»direkt« gewählt. So werden die
ersten 70 Mandate vergeben.
Beispiel 2011:
CDU: 60 GRÜNE: 9 SPD: 1
Die CDU hat also 9 Mandate mehr
erreicht, als in Schritt 1 errechnet
wurde (»Überhangmandate«).
Alle Direktmandate werden aber
vergeben. Die Zahl der Sitze im
Landtag erhöht sich somit zunächst
auf 129.
4. Schritt: Zuteilung der Sitze
an Bewerber (Zweitmandate)
Innerhalb der Regierungsbezirke
werden nun die noch freien Sitze
verteilt. Neben die Direktmandate
treten die Zweitmandate.
Dabei ist der Stimmenanteil
eines jeden Kandidaten maßgeblich.
Er bestimmt die Reihenfolge,
nach der die Sitze innerhalb der
jeweiligen Partei vergeben werden.
Schritt 5: Zuteilung der Sitze an
Bewerber (»Ausgleichsmandate«)
Fallen in einem Regierungsbezirk
Überhangmandate an, so muss dort
geprüft werden, ob die Verteilung
der Sitze zwischen den Parteien nach
Sainte-Laguë/Schepers noch stimmt.
Sonst muss »ausgeglichen« werden.
So wurden 2011 folgende Sitze vergeben: Reg.bez. Stuttgart 5 (SPD: 3,
Grüne: 2), Reg.bez. Karlsruhe 3
(SPD: 2, Grüne: 1), Reg.bez. Freiburg
1 (Grüne). Diese gingen an die Bewerber mit dem nächstbesten Ergebnis (vgl. Schritt 4).
Die Anzahl der Sitze erhöhte sich um
neun »Ausgleichsmandate« auf 138.
P & U aktuell • 18-2016
15
POLITIK & UNTERRICHT IM INTERNET
Aktuelle, ältere und vergriffene Hefte zum Downloaden:
www.politikundunterricht.de
BESTELLUNGEN
Alle Veröffentlichungen der Landeszentrale können bestellt werden im Webshop:
www.lpb-bw.de/shop.
Wenn Sie nur kostenlose Titel mit einem Gewicht unter 500 Gramm bestellen, fallen für
Sie keine Versandkosten an. Für Sendungen über 500 Gramm sowie bei Lieferungen
kostenpflichtiger Produkte werden Versandkosten berechnet.
Kostenpflichtige EINZELHEFTE UND ABONNEMENTS für
interessenten auSSerhalb Baden-Württembergs
Neckar-Verlag GmbH, Klosterring 1, 78050 Villingen-Schwenningen
Tel. 07721/8987-81, www.neckar-verlag.de, [email protected]
www.lpb-bw.de
13000182016
Impressum:
P&U aktuell wird von der Landeszentrale für politische Bildung BadenWürttemberg herausgegeben und erscheint in unregelmäßiger Folge
als Ergänzung zu Politik & Unterricht, Zeitschrift für die Praxis der
politischen Bildung.
Herausgeber: Lothar Frick, Direktor der Landeszentrale für
politische Bildung Baden-Württemberg
Chefredakteur: Prof. Dr. Reinhold Weber
Autorinnen und Autor dieser Ausgabe:
Elisabeth Krause und Agnes Gräsle, Besucherdienst des Landtags
Baden-Württemberg
Prof. Dr. Reinhold Weber, Chefredakteur Politik & Unterricht
Mara Mühleck, Universität Tübingen
Anschrift der Redaktion: Stafflenbergstraße 38, 70184 Stuttgart
Fax: 0711/164099-77; E-Mail: [email protected]
Gestaltung: Medienstudio Christoph Lang, Rottenburg a. N.
www.8421medien.de
Verlag: Neckar-Verlag GmbH, Klosterring 1
78050 Villingen-Schwenningen
Druck: PFITZER GmbH & Co. KG
71272 Renningen
Nachdruck oder Vervielfältigung auf elektronischen Datenträgern sowie
Einspeisung in Datennetze nur mit Genehmigung der Redaktion.
Titelfoto: Landtag Baden-Württemberg
Auflage dieses Heftes: 40.000 Exemplare
ISSN 0344-3531
Das Heft im Internet:
www.politikundunterricht.de/aktuell_18/landtagswahl2016.htm
Politik & Unterricht wird auf umweltfreundlichem Papier mit Zellstoff
aus nachhaltiger Forstwirtschaft und Recyclingfasern gedruckt.
Herunterladen