Musik und Sehnsucht nach anderen Ländern

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Gothaer Allgemeine
TAGO
Musik und Sehnsucht
nach anderen Ländern
ANGEMERKT
Wunderbare
Programme
Stefan Stiller, 2. Geiger in der Thüringen-Philharmonie, tankt gern neue Kraft in der Natur
Erinnerung
an Spohr und
Rühmann
Tolles Programm
zu Pfingsten
Eine Begegnung mit Heinz Rühmann ermöglicht das diesjährige Pfingstfestival. Foto: Privat
Gotha. Ein attraktives Programm hat die Thüringen-Philharmonie für ihr diesjähriges
Pfingstfestival
zusammengestellt. Zum Auftakt erklingen am
Freitagabend, 6. Juni, ab 18 Uhr,
in der Margarethenkirche Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy, Wolfgang Amadeus Mozart und Louis Spohr. Konzertmeister Alexej Barchevitch ist
musikalischer Leiter des Abends
und zugleich Solist: Er spielt das
Violinkonzert Nr. 2 d-Moll von
Spohr, der vor 230 Jahren geboren wurde.
Am Pfingstsamstag tritt das
Bläseroktett der Philharmonie
im Ekhof-Theater auf und spielt
Werke von Franz Anton Hoffmeister (1754 - 1812), Ludwig
van Beethoven (1770 - 1827)
und Gordon Jacob (1895 1984).
Am Pfingstsonntagabend wartet das Salonorchester Weimar
mit einer hörenswerten HeinzRühmann-Revue auf.
Karten kann man kaufen oder
reservieren lassen im Orchesterbüro der Thüringen-Philharmonie, Reinhardsbrunner Straße 23, Tel. 03621/75 17 76. Die
Preise liegen zwischen 12 und
22 Euro; Jugendliche zahlen lediglich 5 Euro.
Beethoven,
Kancheli
und Künneke
Bekanntes und
Ungewohntes
Gotha. Eine Vorschau auf die
Konzerte der neuen Spielzeit
gibt die Anrechtsbroschüre. Bewährte Publikumsfavoriten wie
Beethovens 5. Sinfonie, Max
Bruchs Violinkonzert Nr. 1 gMoll, Mendelssohn „Italienische“, und Bruckner 4. Sinfonie,
die „Romantische“, stehen ebenso auf dem Programm der Anrechtsreihe A wie weniger Bekanntes, so etwa ein Stück für
vier Saxophone und Orchester
von Gija Kancheli und von Mazin Blazewicz ein Konzert für
Marimbaphon und Orchester.
Aber auch bekannte, jedoch nur
selten gespielte Stücke bietet das
A-Anrecht, beispielsweise Claude Debussys „Vorspiel zum
Nachmittag eines Fauns“ und
Maurice Ravels Klavierkonzert
für die linke Hand.
Die B-Reihe bietet im ersten
Konzert Werke von Mozart und
Rossini, im zweiten „Märchenhafte Winterträume“, im Neujahrskonzert Wiener Walzer &
Co. , im dritten Musik aus Frankreich und im fünften instrumentale und sängerische Kostproben aus dem Zauberland der
Operette.
Günter Müller-Rogalla,
Geschäftsführender Intendant,
zur neuen Anrechtsbroschüre
Wir alle können uns wohl guten
Gewissens die Behauptung erlauben, dass der Frühling vor
der Tür steht. Er ist zwar durchaus ein wenig früher dran als
sonst, aber zeigt doch ziemlich
eindeutig, dass er sich jetzt nach
vorne drängeln möchte, um uns
baldmöglichst mit seinen milden Temperaturen zu umgarnen.
Neben dieser langsamen Erwärmung der Luft gibt es aber
auch noch andere Anzeichen,
die uns hoffen lassen. Es wird
zum Beispiel früher hell und
später dunkel. Bei mir persönlich funktioniert übrigens auch
immer ganz hervorragend das
Einsetzen des Heuschnupfens
als Hinweis auf den Frühling.
Wenn ich den bekomme, dann
kann es nicht mehr lange dauern, bis ich bei linden Temperaturen spazieren gehen kann, um
das Aufblühen eben jener Pollenträger zu bewundern, die
meine Nase ärgern. Darauf
kann ich mich verlassen.
Und worauf Sie sich zum Beispiel auch immer verlassen können, ist, dass wir , die ThüringenPhilharmonie Gotha, zum Jahresbeginn unsere neue Anrechtsbroschüre veröffentlichen. Vor wenigen Tagen war
es mal wieder so weit, und Sie
können sich nunmehr einen
Eindruck von den wunderbaren
Programmen und Solisten verschaffen, die wir Ihnen in den
beiden Anrechtsreihen der
Spielzeit 2014/15 präsentieren
werden.
Sonnabend,.März
Stefan Stiller tauschte als Kind die Mundharmonika gegen die Geige ein. „Das war reiner Zufall“, sagt er heute. Aber längst ist er froh darüber, sich ausgerechnet
für dieses Instrument entschieden zu haben.
Foto: Dieter Albrecht
Von Dieter Albrecht
Gotha. „Musik ist mein Leben.“
Ein beeindruckender Satz, der
aber nichts über den Menschen
aussagt, der sich hinter der
schwarz gekleideten Gestalt
dort oben auf der Bühne verbirgt. TA wollte mehr wissen
und sprach mit Stefan Stiller aus
der Gruppe der 2. Geigen der
Thüringen-Philharmonie.
Wie der 1959 in der Spielzeugstadt Sonneberg geborene Stefan Stiller zur Musik gekommen
ist, das ist recht unspektakulär.
Aus
einer
Musikerfamilie
kommt er nicht – der Vater war
Spielzeugdesigner,
die
als
Dekorgestalterin ausgebildete
Mutter nähte Puppenkleider.
Nun gut, Vater und Mutter waren Chorsänger, und der Vater
hatte als Kind mal Violine und
Mandoline gelernt ...
Als der Vater einmal in der
Sonneberger Kreismusikschule
zu tun hatte, wobei der siebenjährige Stefan ihn begleitete,
fragte den einer der Instrumentallehrer: „Spielst Du denn auch
ein Instrument?“ Worauf der
Junge wahrheitsgetreu antworte: „Ja, Mundharmonika.“ –
„Willst Du’s nicht mal mit Violine probieren?“
Zweitklässler
mit der Geige
Und Stefan probierte – ab
Klasse 2 lernte er Violine, fünf
Jahre lang bei Heinz Knaust, danach bei Walther Liebermann,
einem Neffen des damaligen Gothaer Konzertmeisters Franz
Liebermann.
Nach weiteren vier Jahren, er
besuchte
inzwischen
die
10. Klasse, bewarb er sich an der
Leipziger
Musikhochschule
„Felix Mendelssohn Bartholdy“.
Warum nicht in Weimar, das
doch viel näher lag? „Weil ich
mit meinem Vater öfter auf der
Messe gewesen war, und Leipzig
gefiel mir einfach gut“, sagt Stefan Stiller heute.
In Leipzig – Horst Sonnemüller war sein Hauptfachlehrer –
absolvierte der junge Sonneberger aber nur zwei Studienjahre
inklusive des Vorstudienjahrs.
Er war nämlich zum Probespiel
nach Saalfeld zum dortigen Sinfonieorchester gefahren und
durfte doch tatsächlich Mitglied
der 2. Geigen werden. Den Rest
des Studiums absolvierte er
extern, das Staatsexamen legte
er 1983 ab. Zwischendurch, von
1984 bis 1985, musste er seinen
anderthalbjährigen Grundwehrdienst ableisten.
In der Spielzeit 1987/88
wechselte Stefan Stiller zu den
2. Geigen der Suhler Philharmonie. Das Jahr der Arbeitslosigkeit, das die Suhler Musiker erwischte, bevor ihr Orchester mit
dem in Gotha zur ThüringenPhilharmonie Gotha-Suhl fusionierte, überbrückte er zeitweise
mit einem Halbjahresvertrag,
der ihn nach Plauen ins Voigt-
ländische Theater verschlug.
0Suhl als Wohnort gab der gebürtige Südthüringer erst im
Jahr 2009 auf, indem er nach
Gotha zog, wo er seitdem lebt –
als Single. Wenn er keinen
Dienst hat, wandert er gern bei
jedem Wetter über die Dörfer,
fährt Rad oder geht schwimmen.
Sein Hobby ist die Ornithologie.
Vögel mit dem Fernglas beobachten, Vogelrufe identifizieren,
wie es schon sein Vater tat, das
bereitet ihm viel Freude.
Erholung in der Sonne
südlicher Länder
Stefan Stiller reist auch gern
und regelmäßig. Bulgarien, Italien, Kroatien, Slowenien, die
Schweiz – das bringt ihm die Erholung, die ein Berufsmusiker
braucht. „Ein halbes Jahr in der
Toskana zu wohnen, ohne mich
zu langweilen“, meint er, „könnte ich mir durchaus vorstellen.“
Und womit entspannt sich der
Berufsmusiker Stiller sonst
noch? Mit Musik natürlich!
Bach, Mendelssohn, Dvořák,
Bruckner fesseln ihn immer wieder, ebenso aber auch guter Jazz,
etwa mit der kanadischen Pianistin Diana Krall, der portugiesischen Sängerin und Liedermacherin Bebel Gilberto oder dem
deutschen Trompeter Till Brönner. Und sogar gut gemachte
Popmusik, zum Beispiel von
Sting oder von den britischen
Bands „Pink Floyd“ und
„Queen“, kann ihn begeistern.
Gute Filme abseits des Hollywood-Mainstreams oder spannende Bücher über fremde Länder und ferne Zeiten, zum Beispiel über die alten Ägypter, die
Mayas und die Indianer gestern
und heute, haben es ihm ebenfalls angetan.
Das alles zwischendurch.
Denn die Hauptsache ist ja immer noch der Dienst. Und macht
der auch noch Spaß? – „Aber
immer!“
Maskottchen Anton freut sich
schon auf die Kinder, die zum Familienkonzert mitkommen.
Fünf Jahre
Familienkonzert
Gotha. „Das war toll“ – so lautet
das Motto des nächsten Familienkonzerts, zu dem die Thüringen-Philharmonie für Sonntag,
13. April, ins Kulturhaus einlädt.
Es erklingen die besten Stücke
aus fünf Jahren Familienkonzert. Juri Lebedev dirigiert, Günter Müller-Rogalla moderiert.
Auf dem Programm steht unter
anderem Musik aus „Hook“,
„Krieg der Sterne“, „Der König
der Löwen“, „Lord of the
Dance“, „Fluch der Karibik“.
Stille ist schön – und mit einer Tasse Tee noch schöner
Mit der Geigerin Tianwa Yang, Solistin des nächsten Sinfoniekonzerts der Anrechtsreihe A, sprach Dieter Albrecht über Musik und Leben
Wie haben Sie zur Musik gefunden?
Das war reiner Zufall, ich komme ja nicht aus einer Musikerfamilie. Als ich vier Jahre alt war,
besuchte ich in Peking einen
musikalisch ausgerichteten Kindergarten. Ich habe mich am
Klavier versucht, da stellte sich
heraus, dass ich das absolute Gehör habe. Meinen Eltern wurde
empfohlen, mich ernsthaft ein
Instrument lernen zu lassen. Da
sie sich ein Klavier nicht leisten
konnten, kauften sie mir eine
Geige. Üben fand ich nicht so
spannend, aber ich bin oft aufgetreten. Als ich sechs Jahre alt
war, gewann ich den 1. Preis der
Stadt Peking, ein Jahr später den
nationalen Preis.
Gab es ein Schlüsselerlebnis,
das Ihren Weg geprägt hat?
Nein. Als eine Art „Wunderkind“ war ich sehr bekannt, und
mit zehn hatte ich meinen ersten
Auftritt als Solistin mit einem
Profi-Orchester. Es gab immer
Engagements, so ergab sich ganz
ein einfach eine Solokarriere.
Sehr gern habe ich auch Kammermusik gemacht. Mit 16 kam
ich nach Deutschland, um in
Karlsruhe Kammermusik zu studieren. Daran schloss sich mein
Solisten-Studium in Berlin und
Freiburg an.
Preise für historische Originale
sind ja enorm gestiegen. Ich bin
jetzt 26. Vielleicht könnte ich
mir eine Guarneri kaufen, wenn
ich 80 bin. Eine Geige, die ich
mir jetzt leisten könnte, würde
mir nicht gefallen.
Haben Sie menschliche und
künstlerische Vorbilder?
Als Kind hatte ich ein AhaErlebnis: Ich sah und hörte ein
Video über Maria Callas, eine
Persönlichkeit, die keine Grenzen kannte. Das hat etwas in mir
erweckt. Auch die Kammermusik des großen Geigers Adolf
Busch (1891 – 1952) hat mich
fasziniert.
Gibt es Komponisten, deren
Werke Sie besonders stark beeindrucken?
Ich bin relativ klassisch, liebe
Brahms und Mozart-Opern, bin
aber auch ein großer Fan von
Wolfgang Riehm (geb. 1952).
In Gotha werden Sie Tschaikowskis Violinkonzert spielen. Was reizt Sie speziell an
diesem Werk?
Das Tschaikowski-Konzert habe ich schon mehr als 50-mal gespielt. Das ist so unglaublich mu-
Was würden Sie einem Menschen antworten, der behauptete, man könne auch ohne gute Musik gut leben?
Essen und Trinken reicht nicht.
Ohne Musik stirbt man nicht,
aber es ist kein gutes Leben.
Die junge chinesische Geigerin Tianwa Yang ist die Solistin des berühmten Violinkonzerts von Pjotr Iljitsch Tschaikowski.
Foto: privat
sikantisch, so natürlich aus dem
Bauch heraus, ein volkstümliches, lebensbejahendes Stück!
Technisch nicht leicht, aber das
soll das Publikum ja nicht interessieren.
Welche Eigenschaften schätzen Sie besonders an der Violine, die Sie spielen?
Ich spiele ein Instrument von
Guarneri del Gesù. Das ist einfach phantastisch, ich kann gar
nicht aufhören, es zu rühmen.
Sein Klang ist irgendwie erdiger
als der von Stradivari-Geigen,
die auch ihre Vorzüge haben.
Ich bin sehr glücklich, dass ich
diese Leihgabe spielen darf. Die
Wie entspannen Sie sich?
Eigentlich ganz simpel: ein
Buch aufschlagen, einen guten
Film ansehen oder einfach mal
gar nichts tun – Stille ist schön.
Und mit einer Tasse Tee dazu
noch schöner. Meditieren? Buddhistische Riten? Nein, ich bin
keine Exotin, ich habe schon in
Peking immer mit einem Auge
zur westlichen Welt geschielt.
Haben Sie manchmal Heimweh?
Nein, eher nicht. Deutschland
ist meine Heimat geworden, hier
habe ich meine Freunde.
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