Nach einer kurzen Darstellung der « eisernen Ration » ethischen Fachwissens leitet dieses Heft in einzelnen Schritten dazu an, wie sich ethische Kompetenzen strukturiert und gezielt in den Unter- Erika Langhans richt einbauen lassen. Im Zentrum stehen dabei die Situierung der Inhalte im Lehrplan, die Auswahl ethisch-moralischer Fragestellungen, die Bestimmung und Vermittlung der notwendigen Vorkenntnisse und die Wahl der geeigneten Methoden. Das hier vorgeschlagene Konzept für Ethikunterricht im ABU lässt sich im Rahmen von themen­ zentriertem und interdisziplinärem Unterricht, wie er für ABU verlangt wird, ohne Mühe umsetzen. Zehn Handlungsfelder ( HF ) von Lehrpersonen in der Berufsbildung HF 1 Das Fach und seine Didaktik meistern HF 2 Entwicklung und Lernen unterstützen HF 3 Heterogenität berücksichtigen HF 4 Vielfältige Methoden zur Kompetenzförderung einsetzen Didaktische Hausapotheke Band 6 Ethikunterricht an Berufsfachschulen Ein Leitfaden HF 5 Selbstgesteuertes Lernen fördern HF 6 Wirkungsvoll kommunizieren HF 7 Verschiedene Beurteilungsverfahren einsetzen HF 8 Berufliches Handeln reflektieren und weiterentwickeln HF 9 Zusammenarbeit pflegen HF 10 Eine berufspädagogische Perspektive einnehmen www.hep-verlag.ch/didaktische-hausapotheke-6 Eine Publikation der PH Zürich UG_Ethikunterricht_Berufsfachschulen_1A_17.indd Alle Seiten 21.02.17 16:49 5 Inhalt Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 1Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 2 2.1 2.2 2.3 2.4 Grundlagen der Ethik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Ethik und Moral . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .11 Vier normative Theorien auf einen Blick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .13 Vier Grundbegriffe der Ethik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .19 Angewandte Ethik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .25 3 3.1 3.2 3.3 Ethik im Unterricht an berufsbildenden Schulen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Ziele und Lerngegenstände des Ethikunterrichts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .27 Ethik im Rahmenlehrplan allgemeinbildender Unterricht (RLP ABU) . . . . . . . .31 Abgrenzung des Aspekts Ethik zu anderen Aspekten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .31 Struktur und Inhalte des Ethikunterrichts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 4 4.1Faktenwissen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .36 4.2 Vernetztes Zusammenhangswissen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .37 4.3Konsequenzenwissen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .37 4.4Prinzipienwissen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .38 4.5Orientierungswissen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .38 5 Vorgehen bei der Unterrichtsplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 Schritt 1: Die Einbettung des Ethikunterrichts im Schullehrplan (SLP) . . . . . . .40 Schritt 2: Die moralische Frage formulieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .44 Schritt 3: Das Prinzipienwissen bestimmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .44 Schritt 4: Das Fakten-, Zusammenhangs- und Konsequenzenwissen umschreiben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .44 Schritt 5: Die didaktische Reduktion vornehmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .45 Schritt 6: Den Unterricht gestalten und angemessene Methoden wählen . . . .45 Beispiel einer Unterrichtseinheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .46 6 I II III IV V Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 Der Rahmenlehrplan für den allgemeinbildenden Unterricht zum Aspekt Ethik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .54 Verknüpfung und Einbettung in den Schullehrplan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .56 Beispiele zu den Unterrichtstipps . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .59 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .63 Die Autorin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .64 Langhans_Ethikunterrricht_1A_17.indb 5 23.02.17 09:52 7 Vorwort Soziale Ungleichheiten weltweit, Industrie 4.0, Zunahme der globalen Migrationsbewegungen, Energie- und Ressourcenverknappung, weitere Flexibilisierung der Arbeitswelt: Mit diesen wenigen Stichworten ist schon angedeutet, was in der nahen und mittelbaren Zukunft an Herausforderungen auf uns zukommt. Wir alle stehen vor grossen moralischen Fragen: globale Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit, Generationenvertrag, veränderte Arbeitswelten, multikulturelle Gesellschaften, trans- und interkulturelle Kommunikation medizinischer Fortschritt, Reproduktionstechnologie usw. usf. Eine solide Werte- und Identitätsbildung, auf der wohlerwogene Urteile und Entscheidungen basieren, ist Voraussetzung für eine verantwortungsvolle Mitgestaltung der gesellschaftlichen und persönlichen Zukunft, gerade für die heranwachsenden Generationen. In diesem Heft finden Sie die wichtigsten Grundlagen zum Ethikunterricht an berufsbildenden Schulen und eine praxiserprobte Anleitung, wie Ethikunterricht mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen gelingen kann. Zu den «Didaktischen Hausapotheken» Die Studiengänge für angehende Berufsfachschul-Lehrpersonen an der PH Zürich stützen sich auf ein eigens entwickeltes Modell mit zehn Handlungsfeldern und drei Dutzend Kompetenzen. Die «didaktischen Hausapotheken» liefern zu bestimmten Handlungsfeldern nützliches Hintergrundwissen und praxiserprobte Unterrichtsvorschläge. Das Übersichtsdokument mit den zehn Handlungsfeldern und den entsprechenden Kompetenzbeschreibungen finden Sie auf der Website der PH Zürich (www.phzh.ch/sek2 > zehn Handlungsfelder). Das Gerüst der zehn Handlungsfelder, je in eine prägnante Formel verpackt, findet sich auch auf dem Heftrücken der «didaktischen Hausapotheken». Dieses Heft bezieht sich in erster Linie auf die Handlungsfelder 1 und 4: Handlungsfeld 1: Das Fach und seine Didaktik meistern Die Lehrperson verfügt über fundiertes Fachwissen und versteht die zentralen Konzepte, Strukturen und Arbeitsweisen ihres Fachs. Sie plant und schafft Lernsituationen, die alle diese Aspekte ihres Fachs für die Berufslernenden bedeutsam machen. Handlungsfeld 4: Vielfältige Methoden zur Kompetenzförderung einsetzen Die Lehrperson versteht und nutzt gezielt verschiedene Unterrichtskonzepte und eine Vielfalt von Methoden, um bei den Berufslernenden die Entwicklung von Kompetenzen zu fördern. Langhans_Ethikunterrricht_1A_17.indb 7 23.02.17 09:52 9 1Einleitung Ethik an berufsbildenden Schulen? Braucht es dazu eine eigene «didaktische Hausapotheke»? Die Frage ist durchaus berechtigt, da weder an gewerblich-industriellen, kaufmännischen und gesundheitlich-sozialen Berufsfachschulen noch in der Berufsmaturität (BM) Ethik oder Philosophie als eigenständige Fächer unterrichtet werden. Allerdings treffen wir in den Lehrplänen durchaus auf ethische Lerninhalte. Der vorliegende Band zeigt am Beispiel des allgemeinbildenden Unterrichts (ABU), wie sich Ethik strukturiert in den Unterricht integrieren lässt. Damit Ethikunterricht nicht zur reinen Verhaltenslehre verkommt, muss sich die Lehrperson an der Leitdisziplin der Praktischen Philosophie orientieren, was ein Minimum an Fachwissen voraussetzt. Nur eine Minderheit der Lehrpersonen in der Berufsbildung hat wohl einen philosophischen oder ethischen Hintergrund; deshalb wird hier einleitend zunächst eine «eiserne Ration» an Grundwissen vermittelt, an dem sich ethisch weniger Kundige orientieren können. Wer darin schon versiert ist, überspringt den ersten Teil ganz einfach. Die Literaturempfehlungen im Anhang dienen jenen, die sich weiter in die Ethik und ihre Didaktik einarbeiten möchten. Kapitel 3 zeigt am Beispiel des ABU, wie ethisch-moralische Fragestellungen mit anderen Lerninhalten verbunden werden. Im ABU ist Ethik einer von acht Aspekten des Lernbereichs «Gesellschaft». In kaufmännischen Schulen werden zahlreiche Inhalte von höchster ethischer Brisanz berührt: Unternehmensverantwortung, soziale Gerechtigkeit, globale Armut und Welthandel, ethische Geldanlagen und Investitionen, Zielkonflikte der Unternehmensführung usw. Der Berufskundeunterricht (BKU) an gesundheitlich-sozialen Schulen befasst sich mit grundlegenden Fragen des Menschseins und reicht damit weit in die Ethik hinein.1 Und auch die berufskundlichen Fächer der gewerblich-industriellen Schulen tangieren in den Bereichen Arbeitssicherheit, Berufsethos, Ökologie und Umweltschutz, Nachhaltigkeit usw. ethische Fragestellungen. Dass Ethik in Recht und Wirtschaft, Literatur und Geschichte in BM-Bildungsgängen eine Rolle spielt, versteht sich von selbst. Allen Fächern ist gemeinsam, dass die Ethik mit den fachspezifischen Lerninhalten verknüpft werden muss. In den Kapiteln 4 und 5 geht es um die Didaktik eines integrierten Ethikunterrichts im ABU, BKU, in Wirtschaft und Gesellschaft (W&G) und ausgewählten BM-Fächern. Kapitel 4 zeigt am ABU exemplarisch, was zu einer Inhaltsstruktur des Ethikunterrichts gehört und wie eine solche Struktur erstellt wird. Kapitel 5 widmet sich dann der Unterrichtsplanung und zeigt an einem ABU-Beispiel, wie die Lehrperson von der Inhaltsstruktur zum Unterricht gelangt. Im Anhang findet sich der einschlägige Teil aus dem Rahmenlehrplan für den allgemeinbildenden Unterricht (RLP ABU) zur Ethik. An gängigen Schullehrplanthemen werden ethische Fragestellungen vorgeschlagen, die sich gut mit dem ABU verknüpfen lassen. 1 Die Bildungsverordnungen (BiVos) und Schullehrpläne für Fachleute Betreuung (FaBe) und Fachleute Gesundheit (FaGe) erwähnen die Ethik explizit. Es geht dort um Patientenautonomie, Gesundheit, Krankheit, Behinderung, das Alter und das Altern, das eigene Berufsethos. Langhans_Ethikunterrricht_1A_17.indb 9 23.02.17 09:52 10 Ausgewählte Beispiele illustrieren, wie ethische Inhalte aus diesem Band im Unterricht umgesetzt werden können. Eine Literaturliste im Anhang enthält empfohlene Publikationen, mit denen sich Interessierte weiter in die Ethik vertiefen können. Ausserdem ist eine Auswahl an Grundlagenwerken zu Methoden aufgelistet, die sich für den Ethikunterricht besonders eignen. Langhans_Ethikunterrricht_1A_17.indb 10 23.02.17 09:52 11 2 Grundlagen der Ethik Die Lehrpläne für berufsbildende Schulen und auch der RLP ABU sehen keinen systematischen, fachspezifischen Philosophie- oder Ethikunterricht vor. Unter diesen Umständen muss sich integrierter Ethikunterricht an der Leitdisziplin der philosophischen Ethik orientieren, damit er nicht zur blossen Verhaltenslehre verkommt. Ebenso verliert namentlich die angewandte Ethik ohne Bezugswissenschaften (Recht, Politik, Wirtschaft, Biologie, Genetik usw.) ihren Wirklichkeitsbezug und damit ihre Bedeutung für den Unterricht an berufsbildenden Schulen. Um integrierten Ethikunterricht strukturiert zu planen und angemessen umzusetzen, sind ein paar ethische Grundkenntnisse unerlässlich. Je mehr die Lehrperson weiss, desto besser kann sie gute ethische Fragen für den Unterricht formulieren, die Sachstruktur erstellen und eine angemessene Reduktion vornehmen. Wie viel den Lernenden hiervon vermittelt wird, liegt im Ermessen der Lehrperson und ist natürlich abhängig von den Lernvoraussetzungen und -bedingungen der Lernenden (Leistungsniveau, Beruf, Dauer der Lehre usw.) und nicht zuletzt auch von den Vorgaben der Schullehrpläne. 2.1 Ethik und Moral Die klassische Philosophie befasst sich mit drei Fragen, die Immanuel Kant in seiner «Kritik der reinen Vernunft» erstmals so formuliert hat. Davon umfasst die Ethik als Teilgebiet der Philosophie die Frage «Was soll ich tun?».2 Theoretische Philosophie Praktische Philosophie (Ethik) Religionsphilosophie Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Wie kann ich wissen, dass ein Tisch ein Tisch ist? Philosophie des Geistes Sprachphilosophie Metaphysik Erkenntnistheorie 2 Warum darf ich an Gott glauben? Metaethik Normative Ethik Angewandte Ethik Da sich die Ethik als wissenschaftliche Disziplin nicht geradlinig aus einer Tradition heraus entwickelt hat, kann die Darstellung der Philosophie auch einer anderen Systematik folgen. Je nach Denkstruktur ist es zum Beispiel möglich, die Rechtsphilosophie und die politische Philosophie als eigenständige Disziplinen der praktischen Philosophie oder aber als Teildisziplinen der Ethik zu betrachten. An dieser Stelle ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass sich alle mit ethischen Inhalten befassen. Langhans_Ethikunterrricht_1A_17.indb 11 23.02.17 09:52 12 Ethikunterricht an berufsbildenden Schulen ist in der Regel im Bereich der angewandten Ethik angesiedelt, da hier ein integrierter Ansatz am besten umgesetzt werden kann. →→ Die Ethik befasst sich mit der Frage: «Was soll ich tun?». Sie beschäftigt sich also damit, welches die wohlerwogenen, moralisch gebotenen Handlungen im Leben eines Menschen sind. Sie stellt letztlich die Frage nach dem guten Leben. Die Ethik kann auch als Kunst, die richtigen Fragen zu stellen, beschrieben werden. Als Theorie der Moral folgt sie facheigenen wissenschaftlichen Kriterien und bietet kohärente und plausible Begründungen zu oder Kritik an moralischen Aussagen. →→ Die Metaethik untersucht grundlegende abstrakte und theoretische Fragen wie zum Beispiel: Wie funktionieren moralische Urteile, und was sind moralische Aussagen? Gibt es moralische Tatsachen? Und wenn ja, kann moralisches Wissen erkannt werden? Mit solchen Fragen beschäftigen wir uns im Unterricht an Berufsfachschulen in der Regel nicht. Für die Lehrperson ist es aber wichtig zu wissen, dass es verschiedene Ansichten zu diesen Fragen gibt. Dies wirkt sich insbesondere auf die Beurteilung der Universalität der Menschenrechte und der Frage nach absoluten Werten aus. →→ Die normative Ethik ist die Theorie der Moral. Moralische Aussagen wie zum Beispiel «Töten ist verwerflich» werden beschrieben und theoretisch begründet. Die normativen Theorien geben keine abschliessenden Antworten zu konkreten Fragen im menschlichen Zusammenleben. Sie beschreiben und begründen moralische Prinzipien, anhand deren Handlungen bewertet und moralische Aussagen über das gute und gerechte (Zusammen-)Leben geprüft werden können. Die Gewichtung und Bewertung von moralischen Prinzipien können in verschiedenen Denkschulen durchaus voneinander abweichen. Eine normative Theorie überzeugt durch ihre Kohärenz und Plausibilität. →→ Die angewandte Ethik befasst sich mit konkreten moralischen Fragen, die sich aus dem Zusammenleben der Menschen ergeben. Sie kann auch als Anwendung aller relevanten normativen Theorien, Prinzipien oder Beurteilungskriterien auf spezifische Handlungsbereiche beschrieben werden. →→ Die Moral ist die Summe der in einer Gesellschaft gewachsenen und verbreiteten moralischen Normen, Prinzipien, Maximen, Werte und Haltungen. Sie entspricht dem alltäglichen Verständnis darüber, wie man sich verhalten soll. Manche Ethiker zählen Sitten, Bräuche, Knigge, Umgangsformen und dergleichen dazu, andere ziehen eine Grenze zwischen Moral als Folge aus der Einsicht, dass die Normen dem bestmöglichen Zusammenleben dienen, und Anstandsregeln, die bloss beliebige Übereinkünfte darstellen. Gemeinsam ist allen das Verständnis der Moral als das, was in der Gesellschaft für das gelingende Zusammenleben verhandelt wird und was allen Mitgliedern einer Gemeinschaft sowohl zugemutet wird als auch zugemutet werden muss. Auf die Verletzung moralischer Normen reagieren Menschen mit (sozialen) Sanktionen oder Empörung, Tadel sowie Vorwürfen. Langhans_Ethikunterrricht_1A_17.indb 12 23.02.17 09:52