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Kölner Sonntagskonzerte 3
Anna Larsson
Marco Blaauw
Mahler Chamber Orchestra
Heinz Holliger
Sonntag
8. Februar 2015
18:00
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Ricola-Kräuterbonbons bereit und händigen Ihnen Stofftaschentücher des Hauses
Franz Sauer aus.
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Kölner Sonntagskonzerte 3
Anna Larsson Alt
Marco Blaauw Trompete
Mahler Chamber Orchestra
Musiker der MCO Academy
am Orchesterzentrum|NRW
Heinz Holliger Dirigent
Sonntag
8. Februar 2015
18:00
Pause gegen 18:50
Ende gegen 19:50
Förderer der MCO Academy: Kunststiftung NRW und das Ministerium für
Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen
Dieses Konzert wird auch live auf philharmonie.tv übertragen.
Der Livestream wird unterstützt durch JTI.
Medienpartner: VAN | Magazin für klassische Musikkultur
PROGRAMM
Georg Friedrich Haas *1953
»I can’t breathe« (2014)
für Trompete solo. In memoriam Eric Garner
Kompositionsauftrag des Ensemble Musikfabrik,
gefördert durch das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend,
Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen
Uraufführung
Heinz Holliger *1939
Tonscherben (1985)
Orchester-Fragmente in memoriam David Rokeah
Gustav Mahler 1860 – 1911
Lieder nach Texten von Friedrich Rückert (1901/02)
für Singstimme und Orchester
»Blicke mir nicht in die Lieder!«
»Ich atmet’ einen linden Duft«
»Um Mitternacht«
»Liebst du um Schönheit«
»Ich bin der Welt abhanden gekommen«
Pause
Heinz Holliger
Ardeur noire (2008)
für großes Orchester und gemischten Chor ad libitum
(nach Claude Debussys »Les soirs illuminés par l’ardeur
du charbon« für Klavier)
Claude Debussy 1862 – 1918
La Mer L 109 (1903 – 05)
Drei sinfonische Skizzen für Orchester
De l’aube à midi sur la mer (Von der Morgendämmerung
bis zum Mittag auf dem Meer). Très lent
Jeux de vagues (Spiele der Wellen). Allegro
Dialogue du vent et de la mer (Dialog des Windes mit dem Meer).
Animé et tumultueux
2
DIE GESANGSTEXTE
Gustav Mahler 1860 – 1911
Lieder nach Texten von Friedrich Rückert (1901/02)
für Singstimme und Orchester
»Blicke mir nicht in die Lieder!«
»Um Mitternacht«
Blicke mir nicht in die Lieder!
Meine Augen schlag’ ich nieder,
Wie ertappt auf böser Tat;
Um Mitternacht
Hab’ ich gewacht
Und aufgeblickt zum Himmel;
Kein Stern vom Sterngewimmel
Hat mir gelacht
Um Mitternacht.
Selber darf ich nicht getrauen,
Ihrem Wachsen zuzuschauen:
Deine Neugier ist Verrat!
Um Mitternacht
Hab’ ich gedacht
Hinaus in dunkle Schranken.
Es hat kein Lichtgedanken
Mir Trost gebracht
Um Mitternacht.
Bienen, wenn sie Zellen bauen,
Lassen auch nicht zu sich schauen,
Schauen selbst auch nicht zu.
Wenn die reichen Honigwaben
Sie zu Tag gefördert haben,
Dann vor allen nasche du!
Um Mitternacht
Nahm ich in Acht
Die Schläge meines Herzens;
Ein einz’ger Puls des Schmerzens
War angefacht
Um Mitternacht.
»Ich atmet’ einen linden Duft«
Ich atmet’ einen linden Duft!
Im Zimmer stand
Ein Zweig der Linde,
Ein Angebinde
Von lieber Hand.
Wie lieblich war der Lindenduft!
Um Mitternacht
Kämpft’ ich die Schlacht,
O Menschheit, deiner Leiden;
Nicht konnt’ ich sie entscheiden
Mit meiner Macht
Um Mitternacht.
Wie lieblich ist der Lindenduft!
Das Lindenreis
Brachst du gelinde!
Ich atme leis
Im Duft der Linde
Der Liebe linden Duft.
Um Mitternacht
Hab’ ich die Macht
In deine Hand gegeben!
Herr! Über Tod und Leben
Du hältst die Wacht
Um Mitternacht!
3
»Liebst du um Schönheit«
Liebst du um Schönheit,
O nicht mich liebe!
Liebe die Sonne,
Sie trägt ein gold’nes Haar!
Liebst du um Jugend,
O nicht mich liebe!
Liebe den Frühling,
Der jung ist jedes Jahr!
Liebst du um Schätze,
O nicht mich liebe.
Liebe die Meerfrau,
Sie hat viel Perlen klar!
Liebst du um Liebe,
O ja, mich liebe!
Liebe mich immer,
Dich lieb’ ich immerdar!
»Ich bin der Welt abhanden gekommen«
Ich bin der Welt abhanden gekommen,
Mit der ich sonst viele Zeit verdorben,
Sie hat so lange nichts von mir vernommen,
Sie mag wohl glauben, ich sei gestorben!
Es ist mir auch gar nichts daran gelegen,
Ob sie mich für gestorben hält,
Ich kann auch gar nichts sagen dagegen,
Denn wirklich bin ich gestorben der Welt.
Ich bin gestorben dem Weltgetümmel,
Und ruh’ in einem stillen Gebiet!
Ich leb’ allein in meinem Himmel,
In meinem Lieben, in meinem Lied.
4
ZU DEN WERKEN
Georg Friedrich Haas:
»I can’t breathe« für Trompete solo –
in memoriam Eric Garner (2014)
Im Juli 2014 wird in New York der Afroamerikaner Eric Garner
von mehreren Polizisten verhaftet. Er soll, so der Verdacht, illegal
Zigaretten verkauft haben. Die Polizisten agieren unangemessen brutal, nehmen Garner, der unbewaffnet ist und an akutem
Asthma leidet, in den Würgegriff, was der New Yorker Polizei
seit vielen Jahren untersagt ist. Am Boden liegend und um Luft
ringend, verliert Garner das Bewusstsein. Kurze Zeit später verstirbt er. Noch unfassbarer wird dieser Fall, als Monate später
eine Geschworenenjury entscheidet, dass der weiße Polizist, der
Garner zu Tode gewürgt haben soll, sich nicht vor Gericht zu verantworten habe. Das treibt Tausende vor allem in New York und
Washington auf die Straßen. Viele der Protestierenden halten
Schilder hoch, auf denen die Worte geschrieben stehen, die Garner mehrfach und deutlich vernehmbar, aber letztlich vergeblich
gerufen hatte: »I can’t breathe« (»Ich bekomme keine Luft«).
Mit diesen letzten Worten Eric Garners betitelte Georg Friedrich
Haas sein jüngstes Werk für Trompete solo, eine künstlerische
Reflexion dieses Vorfalls und für den Komponisten ein Weg, sich
mit den Protesten zu solidarisieren. Haas, seit September 2013
Professor of Music an der Columbia University in New York, wo
er seither auch lebt, beobachtete natürlich, dass der Fall Garner
in den USA mitnichten einen Einzelfall darstellt, und er schildert
seine Ängste: »Ich lebe in den USA. Ich bin gerne hier. Es ist ein
wunderbares Land mit wunderbaren Menschen und einer wunderbaren Kultur«, schreibt er. »Aber … Wenn ich am Abend in
einer einsamen Straße in New York gehe, fürchte ich mich. Vor
Kriminellen. Wäre meine Hautfarbe schwarz, müsste ich mich
mehr vor der Polizei als vor Kriminellen fürchten. Eric Garner ist
zum Symbol geworden.«
»I can’t breathe«, im Dezember 2014 fertiggestellt, beginnt mit
einer 14-taktigen, frei im zwölftönigen Raum ausschwingenden Kantilene, einem instrumentalen »Trauergesang«, traditionell notiert, im Tonumfang und in der Spieltechnik nicht über
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das hinausgehend, was traditionelle Trompetenschulen lehren.
Doch dann greift Haas, der seit vielen Jahren die Grenzen des
temperierten Tonsystems mit Mikrointervallen verschiedenster
Abstufungen aufbricht und eigenwillige mikrotonale Klangwelten schafft, massiv in die vermeintlich gefestigte Struktur dieses
Trauergesangs ein. Bis zum Schluss des Stückes verengen sich
die Intervalle, die nun auch Sechstel-, Achtel- und sogar Sechzehnteltöne einschließen, immer weiter. Zudem gibt die Partitur zahlreiche Anweisungen für den Einsatz von Dämpfern und
Obertonbildungen, durch die der Solist die Klangcharakteristik
und -farben massiv verändert (da die Partitur an die Grenzen
des Umsetzbaren geht, ja diese zuweilen überschreitet, entschied Marco Blaauw sich für die Doppeltrichter-Trompete, mit
der sich kontinuierliche oder sehr schnelle Klangfarbenwechsel besonders gut realisieren lassen). Bei aller Virtuosität rückt
diese Memoriam-Komposition in eine zunehmend bedrückende
Perspektive: »Der Gesang«, so Haas, »wird immer mehr erstickt,
zuletzt in einer Sechzehnteltonskala. Dieser sich verengende
Trauergesang steht in einem Klangraum weiter Trompetentöne
extremer Register und wechselnder Farben – vielleicht vorsichtige Symbole für jene Welt, aus der das Opfer gewaltsam gerissen wurde. Den Tätern gebe ich keine Töne.«
Heinz Holliger: Tonscherben.
Orchester-Fragmente in memoriam
David Rokeah (1985)
»Meine ganze Beziehung zur Musik«, sagte Heinz Holliger einmal, »ist so, dass ich immer probiere, an die Grenzen zu kommen.« Wie ein Leitmotiv zieht sich dieses häufig zitierte Motto
durch sein musikalisches Wirken. Es hat gleich mehrere Bedeutungsebenen, denn Holliger, der in Langenthal im Schweizer Kanton Bern geboren wurde, schafft es seit vielen Jahren,
sowohl als Interpret – als Oboist und Dirigent – als auch komponierend höchste Maßstäbe zu setzen und Grenzen auszuloten.
Bereits in den 1960er-Jahren sorgte Holliger dafür, dass »sein«
Instrument, die Oboe, jenseits traditioneller spieltechnischer
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und klanglicher Beschränkungen für die zeitgenössische Musik
nutzbar wurde, indem er deren Klangfarbenpalette ausweitete
und die dem Instrument eigene Einstimmigkeit durch intelligente
Mehrklangtechniken durchbrach. Sein Werkkatalog von über 150
Kompositionen zeigt aber auch, dass Holliger, der zunächst stark
vom Serialismus eines Boulez und der Kontrapunktik und Linearität von Sándor Veress, einem seiner Lehrer, geprägt wurde, die
Oboe gar nicht einmal so sehr in das Zentrum seines Schaffens
rückte. So umfasst sein Œuvre kleinere Solo- und Kammermusikstücke ebenso wie Vokalzyklen, groß besetzte Orchesterkompositionen und Bühnenwerke, darunter auch die 1998 in Zürich
uraufgeführte Oper Schneewittchen. Holligers Ideal, in seiner
Arbeit stets Grenzen auszuloten, Grenzerfahrungen zu thematisieren, kommt auf verschiedensten Ebenen zum Tragen. Neben
der spieltechnischen »Entgrenzung« der Oboe können das etwa
die körperlichen oder psychischen Grenzgänge des konzertierenden Virtuosen sein, genauso aber auch poetisch artikulierte
Grenzerfahrungen, die Holliger in der Lyrik etwa von Georg Trakl,
Nelly Sachs, Paul Celan, Friedrich Hölderlin oder Robert Walser
findet.
Nicht zuletzt durch Übersetzungen Paul Celans wurde Holliger auf die Dichtung des israelischen Dichters David Rokeah
(1916 – 1985) aufmerksam. 1983 freundeten sich die beiden Künstler an, im Jahr darauf verbrachten sie längere gemeinsame
Zeit in Israel, wo Holliger mit dem Israel Philharmonic Orchestra unter Gary Bertini Bruno Madernas drittes Oboenkonzert
aufführte. Unter dem Eindruck der Proben und der für ihn völlig neuen Klangwelt schrieb Rokeah die beiden Gedichtzyklen
23 Etüden und 8 Etüden, letztere widmete er dem befreundeten
Musiker. Holligers Orchesterkomposition Tonscherben wiederum entstand 1985 als Reaktion auf die 8 Etüden von Rokeah. »Ich
wollte Eigenschaften dieser letzten kurzen Gedichte aufspüren,
Gemeinsamkeiten finden, ohne die Texte […] direkt zu verwenden«, sagte Holliger 1998 in einem Gespräch mit Michael Kunkel.
Die inhaltlich-bildhaften Assoziationen, die ihn dabei umtrieben,
deutete Holliger in einem knappen Kommentar zu seinen Tonscherben an: »zerbrochene Worte, angebrannte Bilder, verkohlte
Erinnerungen, Menschengestalten in graue Mauern eingebrannt,
zersplitterte Klänge von Zimbeln.«
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Das Titelwort »Tonscherben« verweist auf wesentliche Züge des
Werks: auf die fragmentarische, aphoristische Gestalt seiner
Einzelteile, das Brüchige des Ganzen, die mal splittrigen und
scharfkantigen, mal flächigen oder von fließenden Linea­turen
geformten Konturen, und nicht zuletzt – man denke an einen
Scherbenhaufen etwa einer heruntergefallenen Vase, bei dem
die Scherben durch den Aufprall mehr oder weniger zufällig verteilt sind – die in gewisser Weise »offene«, jedenfalls nicht architektonische oder a priori konstruierte äußere Form des Werks:
Holliger überlässt es nämlich dem Dirigenten, die Abfolge der
insgesamt neun, zwischen 30 Sekunden und 2 Minuten langen
»Orchester-Fragmente« frei zu wählen – in einem gewissen Rahmen jedenfalls. Festgelegt ist nur die Position der beiden Außenteile. Die Binnenstruktur dagegen, d.h. die Reihenfolge der Teile
II bis VIII, ist flexibel, wobei Holliger bestimmte Vorgaben und
Empfehlungen für mögliche Abfolgen der Teile gibt. So sollen,
um ein Beispiel zu nennen, die Fragmente II–IV nicht nacheinander in dieser Abfolge gespielt werden, und nach Teil I soll laut
Partitur am besten Teil II, IV oder VI folgen. Das Ganze ähnelt
so einer Art Mobile, dessen einzelne Teile gegeneinander austauschbar, zugleich aber wie mit unsichtbaren Fäden miteinander verbunden sind.
Ihre Kürze und ihr fragmentarischer Charakter könnten dazu
verleiten, die Tonscherben in die Nähe der bekannten Orchester­
miniaturen Anton Weberns zu rücken. Doch Holliger hatte etwas
ganz anderes im Sinn. Er erdachte seine Fragmente als kleine
Bruchstücke, die aus imaginierten größeren Formen gleichsam
herausgebrochen seien: »Es sind keine Aphorismen wie bei
Webern«, betont er im Gespräch mit Michael Kunkel, »sondern
Riesenformen, die weitertragen könnten. Wie am Anfang, es geht
los wie ein Riesenstück, und dann, husch, fällt es in Asche ab.
Auch die anderen Fragmente sind zerbrochene Riesenstücke. Sie
brechen plötzlich ab oder brennen an einer Seite an.«
Allgegenwärtig ist das Prinzip der Kontrastierung, mit dem Holliger die Musik in Grenzbereiche führt. Das betrifft die Dynamik,
die sich über weite Strecken entweder in extrem leisen, zuweilen kaum mehr wahrnehmbaren oder aber sehr lauten Bereichen
bewegt. Auf Kontrastwirkungen zielen auch die verschiedenen
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Texturtypen. So gibt es gezackte, kantige und scharfgeschnittene Klangkonturen (wie etwa den Bläserklang direkt zu Beginn
von Teil I), denen dann wieder eher »bröselige«, »rieselnde«
Klangmaterien oder flächige Gebilde gegenübergestellt werden. Im neunten und finalen Fragment lässt Holliger das Prinzip
der harten Kontrastierung allerdings hinter sich. Er rührt hier an
die »letzten Dinge«, indem er zaghaft den Topos des Trauermarsches aufruft. Die Spielanweisung »funebre« und die kurze leise
Andeutung eines trauermarschartigen, punktierten Rhythmus im
ersten Takt (in der großen Trommel) geben hier den entscheidenden Hinweis, denn ansonsten ist die Partitur extrem ausgedünnt,
auf wenige und kleinste, weit auseinandergezogene Klangbruchstücke reduziert. Vom Trauermarsch, schreibt Josef Häusler, »bleiben nur zerriebene Skelettreste, atomisierte Partikel und
Spurenelemente […]«. Erst nach dem vorläufigen Abschluss der
Tonscherben, die er später noch um das nun als achtes gezählte
Fragment ergänzte, erfuhr Holliger vom plötzlichen Tod seines
Freundes David Rokeah. Er war am 29. Mai 1985, dem Tag der
Niederschrift des Trauermarsches, verstorben.
Heinz Holliger: Ardeur noire
für großes Orchester und gemischten
Chor ad libitum (2008)
Entstanden die Tonscherben als Reaktion auf die Dichtung David
Rokeahs, so bezieht sich Holliger mit dem 2008 komponierten
Orchesterwerk Ardeur noire auf eine Komposition von Claude
Debussy (1862 – 1918): auf das kurz vor dessen Tod entstandene
Klavierstück Les soirs illumines par l’ardeur du charbon. Der französische Komponist war in den letzten Jahren seines Lebens von
einer Krebserkrankung und der damit verbundenen Radiumbestrahlung gezeichnet. Dazu kam die bedrückende Kriegssituation: seit Jahren wütete der Erste Weltkrieg, Paris unter Beschuss,
lebensnotwendige Dinge waren streng rationiert und Debussys
finanzielle Lage zudem prekär. Umso bemerkenswerter, dass in
dieser Zeit so herausragende Werke wie die drei späten Sonaten, die Klavieretüden oder Enc blanc et noir für zwei Klaviere
9
entstanden. Im Winter 1717 komponierte Debussy das kurze Klavierstück Les soirs illumines par l’ardeur du charbon (Die Abende
werden durch Kohlenglut erleuchtet). Das Werk hatte er jedoch
nicht für den Konzertsaal geschrieben, sondern als persönliches
Geschenk (oder musikalischen Lohn?) für seinen Kohlenhändler
Monsieur Tronquin, der es in dieser schwierigen Zeit geschafft
hatte, das Haus des Komponisten beständig mit der kostbaren
Kohle zu beliefern. Auf diesen Hintergrund bezieht sich der Titel
des Stücks, ein Zitat aus Baudelaires Gedicht Le Balcon, welches
Debussy bereits 1888 als erstes seiner Cinq poems de Charles
Baudelaire vertont und damals schon mit einer Notsituation verbunden hatte. Lange Zeit blieb das Klavierstück vollkommen
unbekannt, erst 2001 ging ein Nachfahre des Kohlenhändlers mit
ihm an die Öffentlichkeit, und noch im gleichen Jahr wurde das
Manuskript in Paris versteigert.
2008 transformierte Heinz Holliger das Klavierstück Debussys zu
dem großbesetzten Orchesterwerk Ardeur noire (Schwarze Glut),
das im Juli desselben Jahres in der Züricher Tonhalle durch das
Tonhalle-Orchester Zürich und unter seiner Leitung uraufgeführt
wurde. Neben dem großen Orchester kann ad libitum noch ein
Chor eingesetzt werden, der dann aus der Ferne (»da lontano«)
und, so die Partitur, »eventuell unsichtbar hinter der Bühne« die
Worte des Titels singt.
Holligers äußerst farbige und suggestive Klangwelten aufspannendes Werk ist mehr als nur eine reine Instrumentation. »Wie
aus einem geheimnisvollen Abgrund entsteigt da die Musik von
Debussy«, schrieb der Rezensent der Berner Zeitung, »flüchtig
und nebulös, angereichert mit irritierenden Orchesterfarben.
Holliger lädt sie auf, lässt sie ins Leere laufen, schleust seine
eigene Klangwelt in das Vakuum hinein, um den Kosmos der Originalkomposition allmählich zu verfremden und zu zersetzen. Ein
subtiles Werk.«
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Gustav Mahler: Fünf Lieder nach Texten
von Friedrich Rückert (1901/02)
Kaum ein Komponist hat sein Schaffen auf so wenige Gattungen
konzentriert wie Gustav Mahler. Von seltenen Ausnahmen abgesehen, beschäftigte er sich Zeit seines Lebens nur mit der Sinfonie und dem Lied, wobei die beiden Gattungen ihm keineswegs
zu gegensätzlichen Polen gerieten, sondern sich ergänzten, ja
sogar einander symbiotisch durchdrangen – wie überhaupt instrumentales und vokales »Denken« in Mahlers Musik ineinanderfließen. Die Nähe zwischen Lied und Sinfonie zeigt sich im
Œuvre Mahlers nicht nur, aber eben auch darin, dass Lieder und
Liedmelodien Eingang in sinfonische Zusammenhänge fanden.
Das ist ungewöhnlich, ebenso wie der Umstand, dass Mahler für
fast alle Lieder jeweils eigenständige Klavier- und Orchesterfassungen niederschrieb.
Mahlers Lieder umfassen eine breite Palette verschiedener musikalischer Stilhöhen und Ausdrucksweisen – vom (vermeintlich
einfachen) Volksliedcharakter bis hin zu tiefster lyrischer Verinnerlichung und Ausdruck von Leid und Todesbewusstsein. Vor
allem durch seine Vorliebe für volksliedartige Texte setzte sich
Mahler von der Gattungstradition ab. Dem im 19. Jahrhundert als
Inbegriff des Naturhaft-Reinen geltenden Volkslied begegnete er
in der von Achim von Arnim und Clemens von Brentano herausgegebenen Sammlung Des Knaben Wunderhorn, die zur gewichtigsten Textquelle seiner Vokalwerke wurde. Dabei zollte Mahler
den überlieferten Textgestalten nur wenig Respekt. Vielfach griff
er in diese ein, nicht allein durch Wortveränderungen oder Wiederholungen, sondern auch durch Umgruppierungen von Zeilen
oder sogar Verschachtelungen mehrerer verschiedener originaler Vorlagen zu einem ganz neuen Gedicht.
Weitaus größere (wenn auch nicht gänzliche) Zurückhaltung,
was Eingriffe in die vertonten Texte angeht, legte Mahler sich dort
auf, wo er auf ästhetisch und qualitativ höherstehende Literatur
zurückgriff, nämlich in seinen Liedern auf Gedichte von Friedrich
Rückert (1788 – 1866). Während Mahler die Wunderhorn-Texte, die
für ihn weniger Kunst als vielmehr – wie er schrieb – Ausdruck
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von »Natur und Leben« waren, als gleichsam objektivierte Sinngeber der Musik beigab und sie in eher auf distanzierende Objektivität zielende Vertonungen brachte, wählte er mit den sehr ichbezogenen Gedichten Rückerts eine Dichtung, die zum einen
schon aufgrund ihrer eigenen ›Musikalität‹ musikalische Sinnstiftung mit sich brachte, und die zum andern in viel stärkerem Maße
nach einer betont subjektiven, intimeren Ausgestaltung verlangte.
Die fünf Lieder nach Texten von Friedrich Rückert entstanden in
den Sommermonaten der Jahre 1901 und 1902. Anders als die
ebenfalls in diesen Jahren und auf Texte Rückerts komponierten
Kindertotenlieder bilden sie keinen Zyklus; sie müssen also weder
in einer festgelegten Reihenfolge noch vollständig dargeboten
werden. Mahler, der diese Lieder selbst in verschiedenen Zusammenstellungen und wechselnder Reihenfolge aufführte, schrieb
sie zunächst in Klavierfassungen. Erst später instrumentierte er
sie, wobei er offenbar von Beginn an beide Versionen im Auge
hatte. Bei der Orchestrierung beschränkte er sich allerdings auf
vier Lieder – das zuletzt entstandene »Liebst du um Schönheit«
(Juni–August 1902) ist das einzige der Rückert-Lieder, das er
selbst nicht in eine Orchesterfassung brachte, wohl weil er dieses
als Geburtstagsgeschenk für seine Frau Alma komponierte Lied
als ein »Privatissimum« betrachtete. Die noch junge Beziehung
zwischen Alma und ihm war zu diesem Zeitpunkt noch nicht
wirklich gefestigt. Mahler zweifelte an ihrer Liebe und schenkte
ihr zum Geburtstag diese komponierte Liebeserklärung in Form
eines schlichten, leicht variierten Strophenliedes. Strophe für
Strophe benennt er hier jene äußerlichen Dinge, die allzu häufig die Liebe entfachen – »Schönheit«, »Jugend«, »Schätze« –, für
die er selber aber nicht stehen kann. In der letzten Strophe dann
die Aufforderung, der Liebe willen zu lieben. Erst nach Mahlers
Tod wurde das Lied von dem Leipziger Kapellmeister, Komponisten und Kritiker Max Puttmann im Auftrag des Verlags C. F. Kahnt
instrumentiert. »Liebst du um Schönheit« ist nur ein Beispiel dafür,
dass Mahler mit den Rückert-Liedern nun sehr viel intimere Charakterbilder als in seinen früheren Liedern schuf. Nirgends fand
er in seiner Musik zu so privaten Aussagen wir hier. Deutlich wird
dies besonders auch in »Ich bin der Welt abhanden gekommen«
und »Um Mitternacht«. Dass es für Mahler längst zu einer bitter
empfundenen Realität geworden war, mit seinen Vorstellungen
12
und Erwartungen in einen Widerspruch zur Gegenwart geraten
zu sein, macht das erstgenannte Lied deutlich. Mit dem Text des
Gedichts »Ich bin der Welt abhanden gekommen« jedenfalls identifizierte sich der Komponist ganz besonders. »Das ist Empfindung
bis in die Lippen hinauf, die sie aber nicht übertritt! Und: das bin
ich selbst!«, soll Mahler über dieses Lied gesagt haben.
Wenn Mahler in dem sonderbar uneinheitlichen Lied »Um Mitternacht« den literarischen Topos einer um Mitternacht sich ereignenden »Schicksalsstunde« aufgriff, so stand dies – wie immer
wieder vermutet wurde – möglicherweise im Zusammenhang
mit einer Nacht im Februar des Jahres 1901, in der der Komponist lebensbedrohliche Darmblutungen erlitt und er sich an der
Schwelle zum Tode wähnte. Sind die in lyrisch-verinnerlichtem
Tonfall gehaltenen Strophen 1 – 4 von existenziellen Ängsten
durchdrungen, so nimmt das Lied mit der letzten Strophe und
ihrer Steigerung ins Choralartig-Hymnische bei der Anrufung des
Herrn »über Tod und Leben« eine geradezu theatralische Wendung. Die bis dahin vorherrschende liedhafte Intimität scheint
hier völlig verdrängt.
In schlichtem, aber emsig bewegten Tonfall ermahnt »Blicke mir
nicht in die Lieder!« dazu, nicht vorschnell den Blick auf etwas
noch unfertiges – vielleicht eine noch nicht vollendete Komposition? – zu richten. Als metaphorisches Beispiel nennt der Text
die Bienen, die sich beim Bau ihrer Waben im Verborgenen auch
nicht beobachten lassen. »Wenn die reichen Honigwaben / sie zu
Tag befördert haben, / dann vor allen nasche du!«, so die letzte
Strophe des Liedes.
Wie »Blicke mir nicht in die Lieder!« wird auch »Ich atmet’ einen linden Duft« von einer durchgängigen Achtelbewegung grundiert,
einer pentatonisch gefärbten Kettenfigur, die den jeweiligen Tonvorrat figurativ umspielt. Insgesamt ist der Tonsatz in diesem Lied
sehr verschlankt, Mahler verzichtet mit der Trompete, Posaune
und Tuba nicht nur auf das schwere und strahlende Blech, sondern mit nicht besetzten Celli (und Kontrabässen, die aber ohnehin in den anderen Rückert-Liedern fehlen) auch auf die tiefen
Streicher. Dem schlanken Satz entsprechend entfalten sich
die Stimmen quasi solistisch zu geschmeidigen, sich einander
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annähernden und wieder auseinanderweichenden Tonlinien. Ein
reduziertes, im Ausdruck komprimiertes Vokalstück, in dem – wie
Matthias Hansen ausführt – die Artikulationsebenen zwischen
dem Vokalen und dem Instrumentalen durchlässig erscheinen,
ja verschwimmen. Ein überaus modernes Lied, das manches aus
Kompositionen wie Strawinskys Trois poèmes de la lyrique japonaise, Schönbergs Pierrot lunaire oder Ravels Chansons madecasses vorwegzunehmen scheint.
Claude Debussy: La Mer (1903 – 05)
Von Eindrücken und Stimmungen aus der Natur ließen sich
nicht nur die impressionistischen Maler anregen. Auch Claude
Debussy, der in einiger Hinsicht dem Impressionismus durchaus nahestand (es aber ablehnte, selbst mit diesem damals eher
negativ konnotierten Begriff etikettiert zu werden), brachte die
Faszination, die Naturphänomene auf ihn ausübten, in seinen
Kompositionen zum Ausdruck. Besonders das Wasser und damit
verbundene Gefühle und Sinneseindrücke, etwa das Schillern
des auf seiner bewegten Oberfläche gebrochenen Lichts, inspirierten ihn und schlugen sich in entsprechenden Titeln nieder.
Reflets dans l’eau (Spiegelungen im Wasser) aus den Images oder
La Cathédrale engloutie (Die versunkene Kathedrale) aus dem ersten Buch der Préludes sind zwei bekannte Beispiele dafür.
Ähnliches gilt für das Orchesterwerk La Mer, zu dem sich Debussy
durch das Meer inspirieren ließ. Zwischen 1903 und 1905 komponiert, war La Mer, das heute nach dem Prélude à L’après-midi d’un
faune wohl meistgespielte Orchesterwerk des Franzosen, für ihn
eine Art Befreiungsschlag, der ihm aus der bedrückenden Situation nach dem Erfolg von Pelléas et Mélisande (1902) verhelfen
sollte. Zunächst jedoch sah es keineswegs danach aus; das Publikum der Uraufführung (am 15. Oktober 1905 in den Pariser Concerts
Lamoureux unter der Leitung von Camille Chevillard) und auch die
Hörer der nachfolgenden Aufführungen zeigten sich reserviert
und wenig beeindruckt (was sich erst später ändern sollte, als der
Komponist selbst das Werk einige Male dirigierte, am 19. und 26.
Januar 1908 in Paris, danach auch in London und Rom).
14
Das Publikum der Uraufführung hatte offenbar etwas anderes
erwartet. Möglicherweise sorgten die vielen Wechsel des Metrums, die unorthodoxe Art der motivischen Entwicklung und die
zahlreichen abrupten dynamischen Wechsel für Irritationen. Gut
möglich aber auch, dass der Titel und die drei beschreibenden
Satzüberschriften – I. De l’aube à midi sur la mer (Von der Morgendämmerung bis zum Mittag auf dem Meer), II. Jeux de vagues
(Spiele der Wellen), III. Dialogue du vent et de la mer (Dialog des
Windes mit dem Meer) – bei dem einen oder anderen die Erwartungen in Richtung einer vordergründig tonmalerischen Programmmusik gelenkt haben. Eine illustrativ nachahmende Vorgehensweise, die das Tosen und Rauschen der aufgewühlten
See, das Pfeifen des Windes direkt in ein tönendes Abbild »übersetzt«, lag Debussy, der Tonmalerei im traditionellen Sinne strikt
ablehnte, aber vollkommen fern. Tatsächlich hatte Debussy die
Komposition auch nicht etwa am Atlantik oder am Mittelmeer
begonnen, sondern im Burgund, wo er 1903 den Sommer mit seiner Frau verbrachte, in Bichain, dem Sommersitz seiner Schwiegereltern. »Nun werden Sie sagen«, schrieb er im September
desselben Jahres an den Freund André Messager (der im Jahr
zuvor die UA von Pelléas et Mélisande dirigiert hatte), »dass die
Weinberge Burgunds nicht gerade vom Ozean umspült werden!
Aber ich habe unzählige Erinnerungen; das ist meiner Meinung
nach besser als eine Realität, deren Charme im Allgemeinen die
Gedanken zu sehr belastet.«
Es war ein »Bild«, schreibt Michael Stegemann, »nicht [ein]
Abbild, was dem Komponisten vorschwebte«. Debussys Musik
sollte dem Wesen des Meeres entsprechen, ohne dieses aber
genau abzubilden; sie sollte so flüchtig und wechselhaft wie das
Meer sein, so unvorhersehbar, und dabei doch ein homogenes
Ganzes bilden. In diesem Sinne ist wohl auch der in sich mehrdeutige, ja scheinbar widersprüchliche Untertitel Trois esquisses symphoniques (Drei sinfonische Skizzen) zu verstehen, den
Debussy zusammen mit dem Haupttitel der damals recht erfolgreichen Komposition La Mer. Esquisses symphoniques d’après un
poème de Eddy Levis (1890) des Belgiers Paul Gilson (1865 – 1842)
abgeschaut haben dürfte.
15
»Sinfonisch« und zugleich »skizzenhaft«, das scheint sich
eigentlich auszuschließen. Ersteres wird meist mit architektonisch ausgearbeiteten oder zielgerichteten Formen verbunden,
eine Skizze dagegen mit etwas noch Unfertigem, Entwurfsartigem. Vor dem Hintergrund der sinfonischen Tradition jedenfalls
erscheint Debussys La Mer in sich ähnlich mehrdeutig. Zwar
begibt Debussy sich mit der Besetzung und der mehrsätzigen
Anlage seines Orchesterwerks in die Nähe der Sinfonie, und
manch einer hat in den drei Sätzen versteckte Bezüge zu traditionellen Sinfonie-Satzformen wie Sonatenallegro, Scherzo und
Rondo ausgemacht. Formal und in der Art der motivisch-thematischen Entwicklungen distanziert Debussy sich jedoch zugleich
von der Gattung, und eben auch durch die Titulierung als »Skizzen«. Sie meint freilich nicht, dass das Werk etwas Unfertiges
darstelle oder nur entwurfsartig ausgearbeitet sei. Vielmehr
bezieht sie sich wohl auf die musikalische Faktur, auf die unvorhersagbare Abfolge musikalischer Ereignisse, auf das Verschleiern klarer Hierarchien von Themen und Motiven. Debussy, so
legte Jean Barraqué in seiner Analyse dar, benutze hier musikalische Formen nicht a priori, sondern entwickele sie aus den
Bewegungen des Materials heraus. Die musikalischen Prozesse
seien nicht durch eigentliche Themen, sondern durch »cellules«,
»schèmes primitifs« generiert. Pierre Boulez beschrieb dies treffend als »Wucherung von kleinen Figurationen, kleinen Momenten«, die auf ihre »Erschließung durch das Orchester« warten.
Andreas Günther
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BIOGRAPHIEN
Georg Friedrich Haas
Komponist der heutigen Uraufführung
Georg Friedrich Haas, geboren 1953 in
Graz, studierte Komposition (u. a. bei
Iván Eröd und Gösta Neuwirth), Klavier
und Musikpädagogik in seiner Heimatstadt. Von 1981 bis 1983 absolvierte
er ein Aufbaustudium bei Friedrich
Cerha in Wien. Ab 1978 hatte er Lehraufträge an der Hochschule in Graz,
daneben lehrte er von 1982 bis 1987
an den Musikgymnasien in Graz und
Oberschützen. Neben mehreren Besuchen der Darmstädter Ferienkurse für Neue Musik nahm er 1991 am Stage d’Informatique
Musicale pour compositeurs am Ircam in Paris teil.
Haas’ Kompositionen werden heute weltweit von den namhaftesten Orchestern und bei renommierten Festivals aufgeführt, so
u. a. bei Wien Modern, beim Musikprotokoll Graz, den Salzburger
Festspielen, der Musik-Biennale Berlin, den Wittener Tagen für
neue Kammermusik, Ars Musica Brüssel, der Biennale di Venezia, dem Akiyoshidai Festival, dem Festival d‘Automne à Paris und
beim Huddersfield Contemporary Music Festival.
Kompositionsaufträge erhielt er u. a. von den Bregenzer Festspielen, den Donaueschinger Musiktagen, musica viva München,
der Stiftung Mozarteum, den Klangspuren Schwaz, den Münchener Philharmonikern, dem Cleveland Orchestra, den Berliner Philharmonikern und der New Yorker Carnegie Hall, dem Ensemble
Musikfabrik, dem Bayerischen Rundfunk, von BBC Radio 3, dem
ORF Radio-Symphonieorchester Wien und Wien Modern. 2011
war er Composer-in-residence des Lucerne Festival.
Ab 2002 lehrte Georg Friedrich Haas als außerordentlicher Professor an der Universität für Musik und Darstellende Kunst Graz.
An der Hochschule für Musik der Musik-Akademie in Basel, wo
er 2008 zum Professor für Komposition ernannt wurde, leitete
er von 2005 bis 2013 eine Kompositionsklasse. Seit September
17
2013 ist Georg Friedrich Haas Professor of Music an der Columbia
University in New York.
Georg Friedrich Haas erhielt mehrere Preise und Auszeichnungen, u. a. den Ernst-Krenek-Preis der Stadt Wien (1998), den
Andrzej-Dobrowolski-Preis und den Preis der Stadt Wien für
Musik (2004), den Großen Österreichischen Staatspreis (2007),
den Kompositionspreis des SWR Sinfonieorchesters BadenBaden und Freiburg (2010) für limited approximations und den
Musikpreis Salzburg (2013).
18
Anna Larsson
Die schwedische Kammersängerin
Anna Larsson erhielt ihre Ausbildung
am University College of Opera in Stockholm. Ihr internationales Debüt gab sie
1997 in Gustav Mahlers zweiter Sinfonie
mit den Berliner Philharmonikern unter
der Leitung von Claudio Abbado. Ihr
Operndebüt gab sie als Erda in Wagners Rheingold an der Staatsoper Unter
den Linden in Berlin unter der Leitung
von Daniel Barenboim.
Erfolgreich verkörperte sie seither u. a. die Rollen der Kundry,
Erda, Waltraute, Orphée, Fricka, Dalilah, Lucretia und Zia Principessa an Häusern wie dem Teatro alla Scala, der Wiener Staatsoper, der Bayerischen Staatsoper, bei den Festspielen in Salzburg und Aix-en-Provence, am Royal Opera House in London,
am Teatro Maggio Musicale Florenz, am Palau des Arts Valencia,
an der Oper in Kopenhagen, der Finnish National Opera und der
königlichen Oper in Stockholm. Im Januar 2011 gab sie ihr umjubeltes Debüt als Kundry in Parsifal an La Monnaie in Brüssel.
Auf der Konzertbühne gilt Anna Larsson international als eine der
führenden Mahler-Interpretinnen. Regelmäßig gibt sie Konzerte
mit Orchestern wie den Berliner Philharmonikern, dem Lucerne
Festival Orchestra, dem New York Philharmonic, den Wiener
Philharmonikern, dem Orchestra dell’ Accademia Nazionale
di Santa Cecilia, dem Chicago Symphony Orchestra, dem Los
Angeles Philharmonic, dem London Symphony und dem London
Philharmonic.
Dabei arbeitete sie mit Dirigenten wie Claudio Abbado, Zubin
Mehta, Esa-Pekka Salonen, Vladimir Jurowski, Sir Simon Rattle,
Antonio Pappano, Gustavo Dudamel, Seiji Ozawa, Ryan Wigglesworth, Antonello Manacorda, Gerd Albrecht, Hartmut Haenchen, Kurt Masur, Lorin Maazel, Alan Gilbert und Nikolaus Harnoncourt. Zu ihren Engagements der jüngsten Zeit gehörten
die Kundry in Parsifal am Teatro Communale in Bologna und
19
Herodias in Salome an der Oper in Stockholm. Im Sommer 2014
sang sie die Gaea in Daphne am Theatre Du Capitole in Toulouse, gefolgt von God the mother in The King of fools in Vattnäs Concert Barn. Im vergangenen Herbst sang Anna Larsson die
Waldtaube in Schönbergs Gurreliedern in Amsterdam. In diesem
Frühjahr wird sie an der Wiener Staatsoper die Klytemnestra in
Elektra verkörpern.
Anna Larsson wurde im Dezember 2010 von König Carl Gustav
von Schweden zur Kammersängerin ernannt. 2011 eröffnete sie
im schwedischen Vattnäs zusammen mit ihrem Mann ihr eigenes
Konzerthaus »Vattnäs Concert Barn«.
In der Kölner Philharmonie war Anna Larsson zuletzt im März
2004 zu hören.
20
Marco Blaauw
Die Weiterentwicklung der Trompete,
ihrer Technik und ihres Repertoires ist
Ziel und Anliegen von Marco Blaauw.
Sein Engagement in der Ensemblemusik ergänzt er durch solistische Projekte im Bereich der komponierten und
improvisierten zeitgenössischen Musik
und die intensive Zusammenarbeit mit
bekannten und jungen Komponisten
unserer Zeit. Etliche Werke sind eigens
für Marco Blaauw geschrieben bzw.
von ihm angeregt worden, darunter Kompositionen von Peter
Eötvös, Wolfgang Rihm, Olga Neuwirth, Georg Friedrich Haas
und Rebecca Saunders. Ab 1998 arbeitete er intensiv mit Karlheinz Stockhausen zusammen. So war er an zahlreichen Uraufführungen innerhalb des Opernzyklus Licht beteiligt.
Als festes Mitglied ist Marco Blaauw dem in Köln ansässigen
Ensemble Musikfabrik seit 1994 verbunden. Engagements als
Solist führten ihn um die Welt. Er arbeitete u. a. mit dem Niederländischen Rundfunk-Sinfonieorchester, dem WDR Sinfonieorchester Köln, dem Symphonieorchester des Bayerischen
Rundfunks, dem BBC Scottish Symphony Orchestra, dem Klangforum Wien, der London Sinfonietta und Dirigenten wie Susanna
Mälkki, Peter Eötvös, Matthias Pintscher und Jaap van Zweden.
Seine Arbeit in Ensembles und als Solist ist in zahlreichen Rundfunk- und CD-Produktionen dokumentiert. Seit 2005 erschienen
sechs Porträt-CDs u. a. mit Ersteinspielungen. Im Dezember 2013
erschien seine jüngste Solo-CD Angels. Seit 2000 widmet sich
Marco Blaauw zudem der pädagogischen Arbeit mit musikalischen Laien.
Als Mitglied des Ensemble Musikfabrik ist er schon öfter bei uns
zu Gast gewesen. Solistisch hörten wir ihn zuletzt im November
2013.
21
MCO Academy
Die MCO Academy ist ein praxisorientiertes Ausbildungsmodell
für hochqualifizierten Orchesternachwuchs. Sie ist eine Kooperation zwischen dem Orchesterzentrum|NRW in Dortmund und dem
Mahler Chamber Orchestra und entstand 2009 im Rahmen der
NRW-Residenz des Orchesters. Das Programm umfasst über das
gesamte Jahr verteilte Aktivitäten wie Workshops, Probespiele,
Individualunterricht und Spielpraxis und findet seinen Höhepunkt in der alljährlichen MCO Academy-Konzerttour, für die
sich die Studierenden durch ein Probespiel qualifizieren müssen.
Auf dieser Tour erleben die Akademisten in den Reihen des MCO
und unter der Leitung bedeutender musikalischer Persönlichkeiten eine intensive Arbeitswoche am Orchesterzentrum|NRW mit
drei abschließenden Konzerten in den Philharmonien von Essen
und Köln und im Konzerthaus Dortmund. Bisher leiteten Daniel
Harding, Pierre Boulez, Esa-Pekka Salonen, Ton Koopman, Pablo
Heras-Casado und Peter Eötvös Konzerte der MCO Academy.
Das Orchesterzentrum|NRW ist eine gemeinsame Einrichtung
der vier Musikhochschulen des Landes Nordrhein-Westfalen
(Detmold, Düsseldorf, Essen und Köln) und die europaweit erste
hochschulübergreifende Ausbildungsstätte für angehende
Orchestermusiker. Im Masterstudiengang Orchesterspiel werden Studierende in vier Semestern praxisnah und zielgerichtet
auf eine Karriere in renommierten Orchestern vorbereitet. Für
Absolventen einer Musikhochschule, die ihre Zukunft in einem
Orchester sehen, bietet dieses Masterstudium eine umfassende
Spezialisierung.
Die MCO Academy ist international vernetzt mit Partnern in Spanien (Jove Orquestra Nacional de Catalunya), England (Royal
Northern College of Music) und Australien (Australian National
Academy of Music). Für das heutige Konzert haben sich insgesamt 46 Studierende aus NRW und aus den Partnerinstitutionen
qualifiziert.
22
Die MCO Academy wird vom Ministerium für Familie, Kinder,
Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen
gefördert.
23
Mahler Chamber Orchestra
In den 17 Jahren seines Bestehens hat sich das Mahler Chamber Orchestra (MCO) zu einem der künstlerisch interessantesten
und erfolgreichsten Ensembles des internationalen Musiklebens
entwickelt. Mit weltweiten Konzerttourneen und längeren Aufenthalten in seinen Residenzen ist das MCO rund 200 Tage im
Jahr unterwegs. Bisher trat das Orchester in 36 Ländern auf vier
Kontinenten auf, einschließlich des Island-Debüts im Sommer
2014. Seit 1998 ist das MCO Residenzorchester in der norditalienischen Stadt Ferrara. Seit 2003 gastiert das Orchester jeden
Sommer beim Lucerne Festival, wo das MCO auch den Kern des
von Claudio Abbado gegründeten Lucerne Festival Orchestra bildet. Mit der MCO Academy und mit dem Education- und Outreach-Programm MCO Landings engagiert sich das Orchester
im pädagogischen und sozialen Bereich. Die Europäische Union
ernannte das Mahler Chamber Orchestra zum Kulturbotschafter
2011 – 2013.
Das MCO wurde 1997 von ehemaligen Mitgliedern des Gustav
Mahler Jugendorchesters gegründet, die weiterhin gemeinsam
musizieren wollten. Unterstützt von Claudio Abbado setzten sie
ihre Vision eines eigenen freien und internationalen Spitzenorchesters um. Der Durchbruch gelang dem Ensemble im Sommer
24
1998 beim Opernfestival in Aix-en-Provence mit der Aufführung
der Mozartoper Don Giovanni unter der Leitung von Claudio
Abbado. Die 45 Mitglieder der Kernbesetzung stammen aus 20
verschiedenen Nationen und leben in ganz Europa. Kernrepertoire des Orchesters sind Sinfonik und Opernliteratur der Wiener
Klassik und der frühen Romantik. Dank seiner flexiblen Struktur
ist es dem MCO möglich, ein sehr breites Repertoire zu spielen,
das von Kammermusik bis zur groß besetzten Sinfonie und Oper,
vom Barock bis zu Uraufführungen reicht. Das Experimentieren
mit Repertoire, Konzertorten und Konzertformaten bildet einen
wesentlichen Bestandteil der Identität des Orchesters.
Der Name des Orchesters verweist auf die Wurzeln des Ensembles im Gustav Mahler Jugendorchester. Der Begriff »Chamber«
bezieht sich weniger auf die Besetzungsgröße, als auf die von
allen MCO-Musikern geteilte kammermusikalische Grundhaltung, die ihr Zusammenspiel charakterisiert. Das Mahler Chamber Orchestra befindet sich in keiner öffentlich-rechtlichen
Trägerstruktur und finanziert sich hauptsächlich aus den Konzerteinnahmen, ergänzt durch Spenden und Sponsoring. Das
MCO wird von Orchestervorstand und Management in engem
Dialog geführt, mit demokratischem Mitspracherecht der Mitglieder. Der Sitz des MCO-Managements liegt in Berlin.
Neben dem Gründungsdirigenten Claudio Abbado hat vor allem
Daniel Harding das MCO geprägt: Er ist dem MCO seit 1998
verbunden, als er mit nur 22 Jahren zum Ersten Gastdirigenten gewählt wurde. 2003 wurde er zum Musikdirektor und 2008
zum Principal Conductor ernannt. Im Sommer 2011 wählte das
Orchester Daniel Harding einstimmig zum Conductor Laureate.
Eine weitere zentrale Stellung nimmt der norwegische Pianist Leif
Ove Andsnes ein, der dem MCO seit 2012 als künstlerischer Partner verbunden ist. Unter dem Titel »The Beethoven Journey« sind
Andsnes und das MCO seit 2012 (bis 2015) mit einem BeethovenZyklus unterwegs, wobei Andsnes das Orchester vom Klavier
aus leitet. Beethovens fünf Klavierkonzerte und die Chorfantasie
gelangen in mehr als 60 Konzerten in über zehn Ländern zur Aufführung und werden auf CD veröffentlicht. Das Mahler Chamber
Orchestra begleitet den Zyklus mit der Education-Projektreihe
»Feel the Music«, die gehörlose und schwerhörige Kinder in die
25
Welt des Orchesters einlädt, um zu erkunden, wie sich Musik
für sie erleben lässt. Im September 2013 wurde »Feel the Music«
mit dem internationalen Musikvermittlungspreis »YEAH! Young
EARopean Award« ausgezeichnet.
Als weitere künstlerische Partner des Orchesters sind der Komponist George Benjamin, die Dirigenten Daniele Gatti, Andris Nelsons und Teodor Currentzis und die Solistinnen Martha Argerich,
Mitsuko Uchida und Isabelle Faust hervorzuheben. Das MCO hat
28 zum Teil preisgekrönte Alben eingespielt. 2013 erschien die
Aufnahme von George Benjamins mit dem International Opera
Award 2013 ausgezeichneter Oper Written on Skin, die das MCO
beim Festival d’Aix-en-Provence 2012 unter der Leitung des Komponisten zur Uraufführung brachte. Im September 2014 erschien
das dritte Album im Beethoven-Zyklus mit Leif Ove Andsnes als
Solist und Dirigent in Beethovens Klavierkonzert Nr. 5 und der
Chorfantasie.
In der Kölner Philharmonie ist das Mahler Chamber Orchestra
regelmäßig zu Gast. Zuletzt war es bei uns im Februar vergangenen Jahres zu hören.
26
Die Besetzung des
Mahler Chamber Orchestra
Violine I
Raphael Christ Konzertmeister
Cindy Albracht
Isabelle Briner
Annette zu Castell
Alice Clause (MCO Academy)
Noh Yun Kwak (MCO Academy)
Velina Ninova (MCO Academy)
Verena K. Ochanine (MCO Academy)
Paula Sanz (MCO Academy)
Geoffroy Schied
Timothy Summers
Laura Urteaga (MCO Academy)
Hayley Wolfe
Yi Yang
Viola
Beatrice Muthelet*
Florent Bremond
Marie Chilemme
Marie-Louise De Jong (MCO
Academy)
Lilit Mhkitaryan(MCO Academy)
Yodfat Miron
Hanne Skjelbred
Alisa Smith (MCO Academy)
Caroline Vischer (MCO Academy)
Ylvali Zilliacus
Violoncello
Frank-Michael Guthmann*
Stefan Faludi
Nils Hobinger (MCO Academy)
Ji Eun Lee (MCO Academy)
Heather Moseley (MCO Academy)
Silvia Sánchez (MCO Academy)
Martin Leo Schmidt
Stefan Ueberschaer
Violine II
Tilman Büning*
Stephanie Baubin
Riccardo Caraceni (MCO Academy)
Laura Custodio (MCO Academy)
Christian Heubes
Tobias Isemann (MCO Academy)
Jana Ludvickova
Anna-Maria Malm
Joan Mestre (MCO Academy)
Ludovica Nardone
Neus Navarrete Gonzalez (MCO
Academy)
Sonja Starke
Kontrabass
Onur Özkaya*
Rohan Dasika (MCO Academy)
Apostol Kosev
Mariona Mateu Carles (MCO
Academy)
Noik Park (MCO Academy)
Wouter Swinkels
27
Trompete
Luis González Martí*
Albert Marigo (MCO Academy)
Matthew Sadler
Rainer Saville (MCO Academy)
Laura Wilson (MCO Academy)
Flöte
Silvia Careddu*
Irmina Gocek (MCO Academy)
Paco Varoch Estarelles
Amy Yule (MCO Academy)
Oboe
Jose Luis Garcia Vegara*
Laura Campbell (MCO Academy)
Pau Roca (MCO Academy)
Emma Schied
Posaune
Andreas Klein*
Matthew McGeachin (MCO
Academy)
Mark Hampson
Daniel Steppeler (MCO Academy)
Klarinette
Jaan Bossier*
Lluis Casanova Martínez (MCO
Academy)
Marcus Norman (MCO Academy)
Vlad Weverbergh
Tuba
Sérgio Carolino*
Fraser Russel (MCO Academy)
Pauke
Martin Piechotta
Fagott
Alexei Tkachuk*
Andres Androquia (MCO Academy)
Sam Brough (MCO Academy)
Daniel Ortuño (MCO Academy)
Schlagzeug
Rizumu Sugishita
Malika Maminova (MCO Academy)
Guillermo Andres Ospina Martínez
(MCO Academy)
Horn
Stefán Jón Bernhardsson*
Valentin Eschmann (MCO Academy)
Marc Garcia Anguera (MCO
Academy)
Sebastian Posch
Allison Chavez Fernhorn (MCO
Academy)
Anna Ferriol Fernhorn (MCO
Academy)
Adam Gal Fernhorn (MCO Academy)
Kartini Kuharto-Martin Fernhorn
(MCO Academy)
Klavier, Celesta
Holger Groschopp
Harfe
Christoph Bielefeld
Lisa-Maria Hilti (MCO Academy)
* Stimmführer
28
Heinz Holliger
Heinz Holliger gehört zu den vielseitigsten und außergewöhnlichsten
Musikerpersönlichkeiten unserer Zeit.
Geboren in Langenthal, studierte er in
Bern, Paris und Basel Oboe (bei Emile
Cassagnaud und Pierre Pierlot), Klavier
(bei Sava Savoff und Yvonne Lefébure)
und Komposition (bei Sándor Veress
und Pierre Boulez). Nach Ersten Preisen
bei den internationalen Wettbewerben
von Genf und München begann für ihn
eine unvergleichliche Karriere als Oboist, welche ihn in die großen Musikzentren aller fünf Kontinente führt. Im ständigen Austausch von Interpretation und Komposition erweitert er die spieltechnischen Möglichkeiten des Instruments und setzt sich mit
großem Engagement für die zeitgenössische Musik ein. Einige
der bedeutendsten Komponisten der Gegenwart widmen ihm
ihre Werke. Zugleich setzt er sich auch für wenig bekannte und
einseitig interpretierte Komponisten ein.
Als Dirigent arbeitet Heinz Holliger seit vielen Jahren mit weltweit führenden Orchestern und Ensembles zusammen, darunter die Berliner Philharmoniker, das Cleveland Orchestra, das
Königliche Concertgebouworchester Amsterdam, das Philharmonia Orchestra London, die Wiener Symphoniker, die Wiener
Philharmoniker, das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, das SWR-Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg
und das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR, das WDR
Sinfonieorchester Köln, das hr-Sinfonieorchester Frankfurt, das
Tonhalle-Orchester Zürich, das Orchestre de la Suisse Romande,
das Orchestre de Chambre de Lausanne, das Budapest Festival
Orchestra, das Orchestre National de Lyon und das Orchestre
Philharmonique de Strasbourg. Eine langjährige Zusammenarbeit verbindet ihn auch mit dem Chamber Orchestra of Europe.
Heinz Holliger ist einer der gefragtesten Komponisten unserer Zeit. Am Zürcher Opernhaus erhielt seine Oper Schneewittchen nach Robert Walser große internationale Anerkennung.
29
Zu seinen Hauptwerken zählen außerdem der Scardanelli-Zyklus
und das Violinkonzert.
Heinz Holliger ist Träger zahlreicher Auszeichnungen und Preise
(Komponistenpreis des Schweizerischen Tonkünstlervereins,
Léonie-Sonning-Musikpreis der Stadt Kopenhagen, Kunstpreis
der Stadt Basel, Ernst-von-Siemens-Musikpreis, Musikpreis der
Stadt Frankfurt, Premio Abbiati der Biennale di Venezia, Ehrendoktorwürde der Universität Zürich, Zürcher Festspielpreis,
Rheingau-Musikpreis u. a.) und Schallplattenauszeichnungen
(Diapason d’Or, Midem Classical Award, Edison Award, Grand
Prix du Disque, mehrere Deutsche Schallplattenpreise).
Es sind zahlreiche CD-Einspielungen mit Heinz Holliger als
Oboist, Dirigent und Komponist erschienen. Eine Reihe mit
den bedeutendsten Orchesterwerken von Charles Koechlin mit
dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR unter der Leitung von Heinz Holliger ist im Entstehen begriffen. Von den fünf
bereits erschienenen Einspielungen wurde eine Doppel-CD mit
Vokalwerken (Juliane Banse) mit dem Midem Classical Award
2006 und dem ECHO Klassik Preis 2006 ausgezeichnet. Die Aufnahme von Les Bandar-log/Offrande musicale sur le nom de BACH
erhielt 2009 (als einzige Aufnahme in der Kategorie sinfonische
Musik) einen Grand Prix du Disque.
In der Kölner Philharmonie dirigierte Heinz Holliger zuletzt im
April 2013.
30
KölnMusik-Vorschau
Februar
DO
19
20:00
DI
10
Julian Rachlin Violine
Gewandhausorchester Leipzig
Riccardo Chailly Dirigent
20:00
Götz Alsmann Gesang, Klavier
und mehr
Altfrid Maria Sicking Vibraphon,
Xylophon
Michael Müller Bass
Rudi Marhold Schlagzeug
Markus Paßlick Percussion
Felix Mendelssohn Bartholdy
Konzert für Violine und Orchester
e-Moll op. 64
Gustav Mahler
Sinfonie Nr. 1 D-Dur »Titan«
Internationale Orchester 3
Broadway
FR
20
MI
18
20:00
20:00
Thierry Mechler Orgel
Maurizio Pollini Klavier
Johann Sebastian Bach
Englische Suiten Nr. 6 d-Moll
BWV 811, Nr. 3 g-Moll BWV 808 und
Nr. 2 a-Moll BWV 807
Robert Schumann
Arabeske C-Dur op. 18 für Klavier
Kreisleriana op. 16
Acht Fantasiestücke für Klavier
sowie Improvisationen von
Thierry Mechler
Frédéric Chopin
24 Préludes op. 28
für Klavier
Orgel Plus 3
Als Maurizio Pollini 1960 den internationalen Chopin-Wettbewerb in Warschau
gewann, begründete der große Artur
Rubinstein die Entscheidung mit den
Worten: »Er ist technisch besser als
jeder in der Jury.« Über 50 Jahre später
ist Pollini weiterhin eine Instanz, nicht
nur pianistisch. Ob er die komplexen
Sonatengebirge Beethovens, Schuberts
und Chopins erkundet oder sich mit
neuer Musik beschäftigt – die Klavierabende dieses italienischen Jahrhundertpianisten fesseln das Herz und den
Verstand gleichermaßen.
SO
22
15:00
Filmforum
Der Lieblingsfilm von
Thierry Mechler
Melancholia
Regie: Lars von Trier
DK/SE/FR/D, 2011, 136 Min.
Medienpartner: choices
Karten an der Kinokasse
KölnMusik gemeinsam mit
Kino Gesellschaft Köln
31
MI
März
20:00
SO
25
01
Hagen Quartett
Lukas Hagen Violine
Rainer Schmidt Violine
Veronika Hagen Viola
Clemens Hagen Violoncello
20:00
Le Concert des Nations
Jordi Savall Viola da Gamba und Leitung
Bonuskonzert: Klassiker!
Johann Sebastian Bach
Musikalisches Opfer BWV 1079
für Instrumentalensemble
Wolfgang Amadeus Mozart
Streichquartett B-Dur KV 458,
A-Dur KV 464 und C-Dur KV 465
Bonuskonzert Baroque ... Classique
Klassiker!
Quartetto 5
SO
08
SA
28
16:00
Matosinhos String Quartet
Vitor Vieira Violine
Juan Carlos Maggiorani Violine
Jorge Alves Viola
Marco Pereira Violoncello
20:00
Habib Koité lead voc, g
Abdoul Wahab Berthe b, kamale n’goni
Mama Kone calabash, djembe,
back voc
Issa Kone ac-g, bj , back voc
Coulibaly keyb, back voc
Nominiert von Calouste Gulbenkian
Foundation Lisbon und Casa da
Música Porto
Habib Koité: »Soô«
Felix Mendelssohn Bartholdy
Streichquartett a-Moll op. 13
Musik aus Mali ist schon lange nichts
Unbekanntes mehr für europäische
Ohren – Oumou Sangaré, Ali Farka
Touré und Salif Keïta stehen regelmäßig an der Spitze einschlägiger
Charts. Auch Habib Koité zählt längst
zu den großen Namen der Szene Malis.
Mit seinem eleganten Akustik-Sound
zwischen Tradition, Afro-Groove
sowie Soul-, Blues- und FlamencoReminiszenzen sorgt er für mitreißende
Live-Momente. Dass Habib Koité aber
nicht nur ein charismatischer Sänger ist,
sondern auch ein hervorragender Gitarrist, hat er auf seinem neuesten Album
»Soô« zum wiederholten Mal bewiesen.
José Viana da Mota
Cenas nas Montanhas
für Streichquartett
Vasco Mendonça
Caged Symphonies
für Streichquartett
Dmitrij Schostakowitsch
Streichquartett Nr. 3 F-Dur op. 73
15:00 Einführung in das Konzert durch
Bjørn Woll
Gefördert durch die
Europäische Kommission
Familiensache – Zu diesem Konzert
bieten wir eine Kinderbetreuung an.
Philharmonie für Einsteiger 4
32
Rising Stars –
die Stars von morgen 5
Foto: Gunter Gluecklich
Sonntag
22. Februar 2015
20:00
Sofia Gubaidulina
Offertorium
Konzert für Violine und Orchester
Gustav Mahler
Sinfonie Nr. 4 G-Dur
für Orchester mit Sopransolo
Christina Landshamer Sopran
Patricia Kopatchinskaja Violine
NDR Sinfonieorchester
Thomas Hengelbrock Dirigent
Thomas Hengelbrock, seit vier Jahren Chef am Pult des NDR
Sinfonieorchesters, gehört dank seiner kompromisslosen Art des
Musizierens und seiner so vielseitigen Konzert- und Opernprojekte zu den gefragtesten Dirigenten unserer Zeit. Mit Sofia Gubaidulinas »Offertium« tritt Patricia Kopatchinskaja in die Fußstapfen Gidon Kremers, auf dessen Anregung Gubaidulina das
Violinkonzert schrieb und der es auch ur- und viele weitere Male
aufführte. Mittlerweile gehört es zu einem der meistgespielten
Violinkonzerte des 20. Jahrhunderts. Gustav Mahlers 4. Sinfonie
endet mit dem Lied »Das himmlische Leben« aus der Gedichtesammlung »Des Knaben Wunderhorn« – es singt die Münchner
Sopranistin Christina Landshamer.
Ihr nächstes
Abonnement-Konzert
SO
SO
08
12
20:00
April
18:00
Radek Baborák Horn
Tabea Zimmermann Viola und Leitung
Junge Deutsche Philharmonie
Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen
Ryan Wigglesworth Dirigent
Ensemble Resonanz
Enno Poppe Dirigent
Wolfgang Amadeus Mozart
Konzert für Klarinette und Orchester
A-Dur KV 622 (1791)
Version für Viola und Orchester
Tabea Zimmermann Viola und Leitung
Leoš Janáček
Sinfonietta JW VI/18
für Orchester
Ryan Wigglesworth
Locke’s Theatre
für Orchester
Enno Poppe
Filz (2015)
für Viola und Kammerorchester
Kompositionsauftrag von Ensemble
Resonanz, Wiener Konzerthaus und
KölnMusik
Deutsche Erstaufführung
Tabea Zimmermann Viola
Enno Poppe Dirigent
Wolfgang Amadeus Mozart
Konzert für Horn und Orchester
Es-Dur KV 495
Richard Strauss
Suite aus der Oper
»Der Rosenkavalier« TrV 227d
für Orchester
Franz Schubert
Sinfonie Nr. 5 B-Dur D 485 (1816)
Tabea Zimmermann Viola und Leitung
MO
Kölner Sonntagskonzerte 4
09
20:00
Ensemble, Chor und Orchester des
Staatstheaters am
Gärtnerplatz, München
Michael Brandstätter Dirigent
Johann Strauß
Wiener Blut
Konzertante Aufführung
17:00 Ballettschule lindig.art
Blickwechsel Musik und Tanz:
»Im Walzerschritt«
Gefördert durch das
Kuratorium KölnMusik e.V.
Operette und ... 3
34
Sonntag
8. März 2015
20:00
Radek Baborák Horn
Junge Deutsche
Philharmonie
Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen
Dirigent
Foto: Benjamin Ealovega
Ryan Wigglesworth
Werke von Leoš Janáček,
Ryan Wigglesworth,
Wolfgang Amadeus Mozart
und Richard Strauss
Anlässlich des 100. Geburtstages von Benjamin Britten im Jahr 2013
schrieb Komponist und Dirigent Ryan Wigglesworth im Auftrag des
von Britten gegründeten Aldeburgh Music Festivals das Orchesterwerk »Locke’s Theatre für Orchester«, inspiriert durch die Bühnenmusik des Komponisten Matthew Locke zu Shakespeares Schauspiel »Der Sturm«. Umrahmt wird das Werk von Janáčeks Sinfonietta,
Mozarts Konzert für Horn und Orchester Es-Dur und der wunderbaren
»Rosenkavalier«-Suite von Richard Strauss.
Philharmonie-Hotline 0221 280 280
­koelner-­philharmonie.de
Informationen & Tickets zu allen Konzerten
in der Kölner ­Philharmonie!
Kulturpartner der Kölner Philharmonie
Herausgeber: KölnMusik GmbH
Louwrens Langevoort
Intendant der Kölner Philharmonie
und Geschäftsführer der
KölnMusik GmbH
Postfach 102163, 50461 Köln
­koelner-­philharmonie.de
Redaktion: Sebastian Loelgen
Corporate Design: hauser lacour
kommunikationsgestaltung GmbH
Textnachweis: Der Text von Andreas
Günther ist ein Original­­­beitrag
für dieses Heft.
Fotonachweise: gmcastelberg.ch S. 17;
Priska Ketterer S. 29; Klaus Rudolph S. 21;
Anna Thorbjörnsson S. 19; Sonja Werner
S. 24
Gesamtherstellung:
adHOC ­Printproduktion GmbH
Donnerstag
19. Februar 2015
20:00
Julian Rachlin Violine
Gewandhausorchester Leipzig
Riccardo Chailly Dirigent
Felix Mendelssohn Bartholdy
Konzert für Violine und Orchester
e-Moll op. 64
Foto: Gert Mothes
Gustav Mahler
Sinfonie Nr. 1 D-Dur »Titan«
koelner-philharmonie.de
0221 280 280
Herunterladen