V A R I A Feuilleton Salbgefäß, Kalzit (ägyptischer Alabaster), 26,7 × 22 cm Tutanchamun uities Cairo ncil of Antiq Ungebrochene Faszination Fotos: Andreas F. Voegelein, Antikenm lung Ludwig, Supreme Cou useum Basel und Samm 50 ausgewählte Exponate aus dem Grab des ägyptischen Pharao werden mit 70 weiteren kostbaren Grabfunden aus derselben Epoche ausgestellt. Sarg der Tuja, Holz, stuckiert und vergoldet, 100,8 × 218,5 × 67,5 cm M it den Worten „Tut is back!“ feierte der Generalsekretär der Ägyptischen Antikenverwaltung, Prof. Zahi Hawass, das nach 23 Jahren durchbrochene Verbot des ägyptischen Parlaments, Gegenstände aus Tutanchamuns Grab außerhalb Ägyptens zu zeigen. Tutanchamun faszinierte Archäologen weltweit genauso wie die wachsende Schar der Kunstinteressierten. Diese Faszination ist ungebrochen seit dem November 1922, als Howard Carter nach langen Jahren der Suche und kurz vor dem endgültigen Abbruch der Grabungen auf das einzigartig erhaltene Grab des Pharao Tutanchamun stieß. Carter hat sich A 370 damit unter die ganz großen Entdecker wie Schliemann, Champollion oder Evans eingereiht. Neben der unwiderstehlichen Schönheit der Funde reizt das rätselhafte Schicksal des schon mit 19 Jahren verstorbenen Pharao, dessen Schädel eine große Kopfverletzung ungeklärten Ursprungs aufweist. Fluch des Pharao Dazu kommt, dass Tutanchamun Ägypten nur wenige Jahre nach der Regentschaft von Echnaton und Nofretete regierte, die durch gewaltige Umbrüche in Religion und Staat gekennzeichnet war. Schließlich sind die ungeklärten Vorfälle im Zusammenhang mit der Öffnung des Grabes zu nennen. In erster Linie gilt dies für den Tod Lord Carnarvons, des Finanziers von Howard Carter, der in Ägypten völlig unerwartet nach einem Mückenstich starb. Gerade dieser ungeklärte Tod ließ die Fama vom Fluch des Pharao aufleben, der sich auf eine Grabinschrift bezieht, wonach jeder, der die Ruhe des Pharao stört, dem Tod geweiht ist. Nach dem Fluch des König von Unterägypten, Holz, stuckiert und vergoldet, Statuette: 63 × 13 cm Pharao gegen die Störer der Totenruhe befragt, erklärt Dr. Wafaa El-Saddik, die Generaldirektorin des Ägyptischen Museums in Kairo (die übrigens in Köln studierte): „Wir tun nichts anderes und leben.“ Vorsichtshalber werden neu entdeckte Gräber aber erst zwei Tage nach der Öffnung und wegen der Infektionsgefahr nicht von frisch rasierten Männern betreten. Die Bonner Ausstellung und ihre Resonanz unterstreichen die Strahlkraft Tutanchamuns eindrucksvoll. Die 50 sorgfältig ausgewählten Exponate aus dem Grab Tutanchamuns sind mit 70 weiteren kostbaren Grabfunden aus derselben Epoche, der 18. Dynastie, zusammengefügt. Diese Dynastie ist durch die Namen Echnaton und Nofretete geprägt. Um nur einige wenige ganz besonders herausragende Stücke zu nennen, sei auf die vergoldeten Herrscherstatuen Tutanchamuns, einmal mit der Krone Oberägyptens und einmal mit der Unterägyptens, hingewiesen, ebenso auf den wunderbar verzierten monumentalen Goldsarg der Tuja und den Kopf einer Kolossalstatue Echnatons. Eine geschickte Ausstellungsregie sorgt dafür, dass die Exponate durch Vergrößerungen historischer Fotos der Ausgrabungen von Howard Carter und des Niltals stimmungsvoll gerahmt werden. Mediale Installation Eine farbige Ein-zu-eins-Rekonstruktion der bemalten Wände in der Sargkammer Tutanchamuns vertieft im Zentrum der Ausstellung den Einblick in die Jenseitsvorstellungen der Ägypter. So finden sich die Begräbnisprozession Tutanchamuns und seine Ankunft in der Unterwelt dargestellt. Zwei mediale Installationen ergänzen die Ausstellung: Ein 3-D-animierter Film von 20 Minuten Länge vermittelt plastisch die Entwicklung der pharaonischen Grabarchitektur. Von den Mastabas ist die Entwicklung über die Pyramiden bis zu den Felsengräbern im Tal der Könige anschaulich zu verfolgen. Die zweite mediale Installation ist ein interaktiver Tisch über das Niltal mit seinen kulturellen und religiösen Ernst Wanner Zentren. Die Ausstellung „Tutanchamun – Das goldene Jenseits“ ist bis zum 1. Mai in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Museumsmeile Bonn, Friedrich-Ebert-Allee 4 zu sehen. Öffnungszeiten: montags 10 bis 19 Uhr, dienstags bis sonntags 10 bis 21 Uhr. Eintritt: 12 Euro, ermäßigt 7 Euro, Familien 19 Euro. Vorverkauf unter der Hotline: 08 00/1 75 27 50. Katalog: 26 Euro. Weitere Informationen unter www.bundeskunsthalle.de oder Telefon: 02 28/9 17 12 00. Jg. 102 Heft 6 11. Februar 2005 Deutsches Ärzteblatt