Vorlesung Mathematik 2 für Informatik Inhalt: Lineare Algebra I Rechnen mit Vektoren und Matrizen I Lineare Gleichungssysteme, GauÿAlgorithmus I Vektorräume, Lineare Abbildungen I Eigenwerte und Eigenvektoren Literatur Gerald und Susanne Teschl: Mathematik für Informatiker, Band 1, Kapitel 9 bis 14 vektoren.pdf, Seite 1 Vektoren Ein x ndimensionaler Vektor mit n∈N ist ein nTupel = ~x = x = (x1 , x2 , ..., xn ). mit reellen Zahlen Komponenten x1 , x2 , ..., xn , den Koordinaten oder des Vektors. Alternative Notation als x 1 x 2 Spaltenvektor: x = .. . xn Der Vektorraum Rn ndimensionalen ( R hoch n) ist die Menge aller Vektoren: Rn = {(x1 , x2 , ..., xn ) : x1 , ..., xn ∈ R} = R × R × ... × R vektoren.pdf, Seite 2 Anwendungen I Physikalische Gröÿen wie Ort, Geschwindigkeit, Kraft etc. werden durch Verktoren x ∈ R3 dargestellt. I Geometrische Objekte können mit Hilfe von Vektoren beschrieben werden (→ Computergrak) I rgbFarbwerte können durch einen Vektor I x = (r , g , b) ∈ R3 dargestellt werden. Umsätze x1 , x2 , ..., xn einer Handelskette mit n Filialen n lassen sich zu einem Vektor x ∈ R zusammenfassen. I Allgemein: gleichartige Zahlengröÿen werden zu Vektoren zusammengefasst (vgl. Arrays in Programmiersprachen) vektoren.pdf, Seite 3 Koordinatensysteme dienen der Darstellung von Objekten im zwei- oder dreidimensionalen Raum durch Vektoren, die als Pfeile veranschaulicht werden. P in Koordinaten Beispiel: Punkt mit den −2 der Ebene 3 In diesem Fall spricht man von einem Ortsvektor, der den Koordinatenursprung mit dem Punkt P verbindet. vektoren.pdf, Seite 4 Richtungsvektoren verbinden Punkte miteinander. Beispiel: Die Eckpunkte eines Dreiecks werden die die Ortsvektoren A= und −3 B= 1 C= 2 −2 1 3 beschrieben. Die Seiten werden dann durch die Richtungsvektoren AB = 4 2 , AC = 5 −3 und BC = 1 −5 dargestellt. Bemerkung: Mathematisch gibt es keinen Unterschied zwischen Orts- und Richtungsvektoren, die Unterscheidung bezieht sich auf die jeweilige Anwendung. vektoren.pdf, Seite 5 Rechnen mit Vektoren Die grundlegenden Rechenoperationen mit Vektoren sind die Vektoraddition und die Multiplikation mit Skalaren (reellen Zahlen). Die Summe zweier Vektoren der gleichen n ist komponentenweise ndimensionalen Vektor: Dimension einen x +y = x1 y1 x2 y2 .. + .. . . xn yn deniert und ergibt wieder = x1 + y1 x2 + y2 . . . . xn + yn Analog deniert man die Dierenz x −y komponentenweise mit − statt +. Bei der Multiplikation eines Vektors mit einer reellen Zahl (Skalar) a·x= a wirdjedeKompomnente x1 x2 a· .. . xn = a · x1 a · x2 .. . a · xn mit a multipliziert: vektoren.pdf, Seite 6 Beispiele +4 5 I 2+5 = 2+5 = 7 3 6 3+ 6 9 2 −2 2 − (−2) 4 I − = = −2 1 3 1−3 1 0, 5 1 −7 I 1 · 2 = 1 , −7 · 2 = −14 2 3 1, 5 3 −21 1 I 4 1 (3; 2; 5; 7) − (1; 2; 3; 4) = (2; 0; 2; 3) , 1, 6 I 2 + −1, 5 = 0, 5 −1 3, 1 2, 1 −2 3 I − 1 , 5 · 6 = −9 . 4 −6 1 4 I 2+ ist nicht deniert. 1 3 0 6 5 vektoren.pdf, Seite 7 Geometrisch entspricht die Addition von Vektoren im R2 oder R3 dem aneinander hängen der Vektorpfeile. Multiplikation mit einem Skalar entspricht einer Streckung bzw. Stauchung sowie bei einem negativen Skalar der Umkehrung der Pfeilrichtung. vektoren.pdf, Seite 8 Bemerkung Zu Ortsvektoren Richtungsvektor A, B erhält man den zugehörigen x von A nach B als Dierenz x = B − A. Beispiel Der Vektor x= 1 3 − −3 1 = 4 2 verbindet die Punkte mit den Koordinaten A= −3 1 und B= 1 3 . vektoren.pdf, Seite 9 Rechenregeln für Vektoren x, y , z ∈ Rn I I I I x + y = y + x (Kommutativgesetz), (x + y ) + z = x + (y + z) (Assoziativgesetz), x + 0 = x mit dem Nullvektor 0 = (0; 0; ...; 0), x − x = 0. Fazit: (Rn , +) ist abelsche Gruppe. Rechenregeln für x, y ∈ Rn und a, b ∈ R I I I I a · (b · x) = (a · b) · x (Assoziativgesetz), (a + b) · x = a · x + b · x und a · (x + y ) = a · x + a · y (Distributivgesetze), 0 · x = a · 0 = 0 und 1 · x = x , x − y = x + (−1) · y . vektoren.pdf, Seite 10 Norm (oder Betrag) eines Vektors = Länge des Pfeils Im p x 1 2 2 R2 : kxk = x2 = x1 + x2 nach Pythagoras. Allgemein im kxk = Rn : p x12 + x22 + ... + xn2 . Beispiele 1 √ 1 = 2, 3 −4 = 5, 1 − 2 = 3, 2 1 √ 2 3 = 30. 4 Anwendung Den Abstand zweier Punkte Verbindungsvektors A und B erhält man als Norm des B − A. vektoren.pdf, Seite 11 Eigenschaften der Norm x, y ∈ Rn und a ∈ R gilt I k0k = 0 und kxk > 0, falls x 6= 0 (Positivität), I ka · xk = |a| · kxk (Homogenität), I kx + y k ≤ kxk + ky k (Dreiecksungleichung) Für Einheitsvektor = Vektor mit Norm 1 Ist x 6= 0 beliebig, so ist x kxk 1 = kxk ·x ein Einheitsvektor. Beispiele für Einheitsvektoren 0 1 , 0 2 1 3 2 = 1 2/3 2/3 , 1/3 √1 2 1 −1 1 −2 3 . 55 −4 1 und √ 5 Spezielle Einheitsvektoren im e1 = (1; 0; 0), e2 = (0; 1; 0), 3 R e3 sind: = (0; 0; 1), analog im Rn . vektoren.pdf, Seite 12 Das Skalarprodukt im Rn ordnet zwei Vektoren hx, y i = ~x · ~y = x, y ∈ Rn Pn i=1 xi yi einen Skalar hx, y i ∈ R zu: = x1 · y1 + x2 · y2 + ... + xn · yn ∈ R Beispiele I I 1 3 , 4 = 1 · 3 + 2 · 4 = 3 + 8 = 11 2 3 3 , −4 = 3 · 3 − 4 · (−4) = 32 + 42 = 25 −4 * I 1 4 + 2 −3 −3 , −2 −4 1 = 1 · 4 + 2 · (−3) − 3 · (−2) − 4 · 1 = 0. vektoren.pdf, Seite 13 Eigenschaften des Skalarprodukts I I I I hx, xi =px12 + ... + xn2 = kxk2 ≥ 0 bzw. kxk = hx, xi, hy , xi = hx, y i (Symmetrie), ha · x, y i = a · hx, y i für Skalare a ∈ R und hx + z, y i = hx, y i + hz, y i sowie hx, y + zi = hx, y i + hx, zi für x, y , z ∈ Rn (Bilinearität), hx, y i = kxk · ky k · cos ^(x, y ), wobei ^(x, y ) für den Winkel zwischen x und y und cos für die Cosinusfunktion steht, x⊥y (x senkrecht y ) ⇔ hx, y i = 0 und |hx, y i| ≤ kxk · ky k (CauchySchwarzUngleichung) I insbesondere I vektoren.pdf, Seite 14 Beispiel x = Es ist und kxk = 1 2 −1 √ , y = , z = − 1 ky k = 6, 2 √ 1 2 kzk = 5, 3 √ 14 hx, y i = 1 · 0 + 2 · 2 + (−1) · 1 = 3, hx, zi = −1 sowie hy , zi = 0. * hx, y + zi = Aus der Bilinearität folgt z. B. 1 2 + 3 hy , zi = 0, stehen Für den Winkel α = hx, y i + hx, zi = 3 − 1 = 2. , 1 −1 Da 0 3 y und zwischen z x senkrecht aufeinander. und y gilt p 3 hx, y i = √ √ = 0, 3 ≈ 0, 5477 kxk · ky k 6· 5 ⇒ α = arccos 0, 5477 = 56, 8o = 0, 991 rad, wobei arccos (Arcuscosinus) die Umkehrfunktion des Cosinus bezeichnet. cos α = vektoren.pdf, Seite 15 Geometrische Anwendungen R2 C = (2; 0). Beispiel: Gegeben sei das Dreieck im A = (−1; 1), B = (2; 3) Die Seite AB und AC wird √ durch y = (3; −1) ky k = 10. α x√ = B − A = (3; 2) kxk = 13. wird durch den Vektor beschrieben und hat die Länge Der Winkel mit den Eckpunkten beschrieben und hat die Länge zwischen diesen beiden Seiten kann berechnet werden durch hx, y i = kxk · ky k · cos α ⇔ cos α = hx, y i 7 =√ ≈ 0, 614 ⇒ α ≈ 52, 1o = 0, 91 kxk · ky k 130 rad Analog erhält man für die Seite BC die Länge 3 und die o o Winkel β ≈ 56, 3 und γ ≈ 71, 6 . vektoren.pdf, Seite 16 Parameterdarstellung von Geraden im R2 und R3 Zu Vektoren t∈R x und v ist die Menge aller Punkte Jede Gerade g mit x der Ortsvektor Richtungsvektor v lässt sich so darstellen, wobei eines beliebigen Punktes auf zwei Punkte auf Diese x +t ·v eine Gerade. g g ist und der verbindet. Parameterdarstellung ist nicht eindeutig. vektoren.pdf, Seite 17 Beispiel Gesucht ist eine der Geraden Parameterdarstellung Punkte 1 A= und 2 −1 B= im 1 Als Ortsvektor kann (zum Beispiel) 1 2 − −1 1 = R g durch die . x =B = werden, als Richtungvektor v =A−B = 2 −1 1 gewählt 2 1 . Somit ist g= −1 1 +t · 2 1 −1 2 :t∈R = +R· 1 . 1 eine (von vielen möglichen) Parameterdarstellung der Geraden. vektoren.pdf, Seite 18 Gerade g = x + R · v vektoren.pdf, Seite 19 Anwendung der Parameterdarstellung Berechnung von Schnittpunkten, Schnittwinkeln, Projektionen etc. Im Beispiel muss für den Schnittpunkt von g mit der x1 Achse −1 + 2t 1+t gelten: x1 0 = −1 1 Aus der Gleichung für die 0 +t · 2 1 = x2 Koordinate folgt = 1 + t ⇔ t = −1. Eingesetzt in die Gleichung für die x1 Koordinate ergibt sich nun x1 = −1 + 2 · (−1) = −3, d. h. g schneidet die 1. Koordinatenachse im Punkt −3 0 . vektoren.pdf, Seite 20 Beispiel: Schnittwinkel zweier Geraden Seien A = (1; 1; 2), B = (2; −1; 3) Die Gerade g durch A und B und C = (0; −2; 2) ∈ R3 . hat die Parameterdarstellung g = {(1; 1; 2)+t ·(1; −2; 1) : t ∈ R} = (1; 1; 2)+R·(1; −2; 1), h = (1; 1; 2) + R · (−1; −3; 0) stellt die Gerade durch A und C dar. Der Schnittwinkel α der beiden Geraden ist der Winkel zwischen den Richtungsvektoren und wird bestimmt durch: cos α = h(1; −2; 1), (−1; −3; 0)i 5 = √ ⇒ α = 49, 8o k(1; −2; 1)k · k(−1; −3; 0)k 60 vektoren.pdf, Seite 21 Bemerkung Beim Schnitt zweier Geraden tritt neben dem Winkel α auch o immer der Supplementwinkel β = 180 − α auf, wobei gilt cos β = − cos α. Der Winkel zwischen zwei Richtungsvektoren ist je nach Wahl der Richtungsvektoren entweder α oder β. Standardmäÿig wird der kleinere der beiden Winkel als Schnittwinkel der Geraden deniert. Diesen erhält man für beliebige Richtunsvektoren cos α = v und w durch |hv ,w i| . kv k·kw k vektoren.pdf, Seite 22 Orthogonale Projektion x, v ∈ Rn orthogonale Projektion Zu Vektoren v= 6 0 deniert man die von x in Richtung von v durch mit πv (x) = x|| = hx, v i ·v hv , v i Beispiel 4 und v= hx, v i = 4 − 1 = 3 hv , v i = 1 + 1 = 2 und Mit x= πv (x) = 1 3 2 ·v = 3 2 · 1 ist −1 und somit 1 −1 = , −1, 5 1 5 Spezialfall Ist e ein Einheitsvektor (d. h. πe (x) = hx, ei · e kek = 1), so ist vektoren.pdf, Seite 23 Eigenschaften der orthogonalen Projektion Ist hx, v i > 0, v, seine Länge ist kπv (x)k = wobei Ist α so zeigt der Vektor hx,v i kv k x|| = πv (x) in Richtung von = kxk · cos α, der Winkel zwischen x und v ist. hx, v i < 0, so zeigt πv (x) in die entgegengesetzte v , die Länge ist ebenfalls kxk · | cos α|. Richtung von Ist ist hx, v i = 0, d. h. x und v stehen πv (x) = 0 der Nullvektor. Insbesondere hängt von der Länge von πv (x) v ab. senkrecht aufeinander, so nur von der Richtung, nicht jedoch vektoren.pdf, Seite 24 Orthogonale Zerlegung x|| = πv (x), so steht der Vektor x⊥ = x − x|| senkrecht auf v und damit auch auf x|| , d. h. man hat eine Zerlegung x = x|| + x⊥ , wobei x|| ein skalares Vielfaches von v ist und x⊥ senkrecht auf v steht. Ist Beispiel x = Mit x|| = , −1, 5 1 5 4 1 und v = folgt 1 −1 x⊥ = x − x|| = , 2, 5 2 5 . vektoren.pdf, Seite 25 Anwendung: Abstand PunktGerade A ∈ Rn und einen Vektor y⊥ senkrecht auf g steht. Die kürzeste Verbindung zwischen einem Punkt g = x + R · v ist ist durch der A mit g verbindet und der einer Gerade gegeben, Man erhält y⊥ , indem man zu einem beliebigen y = x − A, den auf dem Richtungsvektor v der Geraden Anteil y⊥ = y − πv (y ) bestimmt. Verbindungsvektor y, z. B. senkrechten vektoren.pdf, Seite 26 Beispiel Abstand des Punktes Punkte g= −1 −1 1 2 zur Geraden 3 g durch die −3 −2 1 und 1 A= +R· 2 . Man erhält 2 y= , 1 −1 1 −A= , π(2;1) (y ) = −3 2 , 1 −2 · 2 1 2 1 ⇒ y⊥ = −3 −2 − , 2 −8 2 −3, 2 = · 1 = −1, 6 5 1 −3, 2 −1, 6 = , −0, 4 0 2 . Der Abstand zwischen Punkt und Gerade ist ky⊥ k = √ 0, 2 ≈ 0, 45. vektoren.pdf, Seite 27