Web 2.0 – Von der Welle zum Business Case

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Web 2.0 – Von der Welle zum Business Case
von Frank Bärmann, aixpressive
Neue Software-Generation, Mitmachweb, Social Web oder einfach Web 2.0, das
alles sind Begriffe für eine scheinbar neue Ära des Internets. Diese Ära läutet an
sehr vielen Stellen eine Neuordnung der Gesetzmäßigkeiten des Internets, eine
neue Denkweise und Philosophie sowie neue Geschäftmodelle ein. Das Web ist zu
einer eigenständigen sozialen Plattform geworden, in der Interaktivität und
Kreativität die treibenden Kräfte der Entwicklung sind. Plötzlich entstanden eine
ganze Reihe von neuen Anwendungen wie Wikis, Weblogs sowie Bild- und
Videoportale und Technologien wie RSS und Podcasts.
Die Ideen vieler dieser Anwendungen sind zwar nicht ganz neu, haben aber erst
durch die Web 2.0 Welle eine echte Chance bekommen.
Anfänglich fand Web 2.0 im privaten Bereich statt, Vorreiter waren wie in vielen
Dingen die USA. Dort begannen Personen, private Tagebücher im Internet zu
führen, dort entstanden die ersten Videoportale und die ersten
Netzwerkplattformen. Irgendwann vor einigen Jahren schwappte die Welle dann
nicht nur nach Deutschland, sondern eroberte auch die Business Welt. Findige
Unternehmer gründeten Business-Netzwerke, kommerzialisierten die
Videoportale und setzten Weblogs für ihre unternehmerische Kommunikation ein.
Mittlerweile findet man an sehr vielen Stellen im Internet Web 2.0 Ableger und
Anwendungen – und immer geht es darum, eine so genannte „Community“, also
eine Gruppe von Menschen mit gleichen Interessen, an dem Wissen anderer
teilhaben zu lassen.
Hierzu ein paar simple Beispiele:
Bei Amazon erhält der Käufer eines Buches den Hinweis „Kunden, die Artikel
gekauft haben, welche Sie sich kürzlich angesehen haben, kauften auch …“, viele
Shopping-Portale bieten die Möglichkeit zur Bewertung von Produkten durch
andere Kunden, die Online Enzyklopädie Wikipedia (http://de.wikipedia.org) lädt
jeden Internetbenutzer ein, mitzuarbeiten.
Auch und besonders Weblogs (Wortkreuzung aus engl. Web „Netz“ und Log, auch
Blogs genannt) erfreuen sich bei Unternehmen immer größerer Beliebtheit. Der
Hersteller für Tiefkühlkost FRoSTA betreibt beispielsweise einen der wohl
erfolgreichsten und bekanntesten Produktblogs (http://www.blog-frosta.de) der
deutschen Blogszene.
Das FRoSTA-Blog ist ein Webtagebuch von FRoSTAMitarbeitern, die auf diese Weise offen, ehrlich und aus erster Hand über die
Marke FRoSTA berichten und mit Kunden über aktuelle Themen aus dem Bereich
Ernährung diskutieren wollen.
Solche sogenannten Corporate Blogs treten in unterschiedlichen Formen auf und
können grundsätzlich unterschiedliche Funktion haben. Charakteristisch ist dabei,
dass sie dazu dienen, Kommunikations- oder Marketingziele des Unternehmens
zu verfolgen. Viele Unternehmen nutzen Blogs zur direkten und unbeschwerten
Kommunikation mit dem Kunden. Dies ist nämlich einer der Hauptvorteile von
Blogs. Während Webseiten immer nur in eine Richtung kommunizieren – vom
Unternehmen zum Konsumenten – fließt die Kommunikation durch die
Kommentarfunktion und Verlinkungen von anderen Blogs ungefiltert in beide
Richtungen. Das Unternehmen bekommt also direkt die Meinung des
Verbrauchers mitgeteilt, im Idealfall kommt es zu einer konstruktiven Diskussion.
Aus Kunden werden Fans.
Blogs sorgen im positiven Fall für eine Erhöhung der Bekanntheits- und
Sympathiewerte des Unternehmens und bieten die Möglichkeit zur guten
Positionierung in Themenfeldern (die so genannte Reputation). Das Unternehmen
bekommt durch ein Blog eine persönliche Note.
Leider kann ein Blog, wenn es schlecht gemacht ist oder zum reinen Marketing
missbraucht wird, auch negative Auswirkungen haben, über die sich jedes
Unternehmen bewusst sein sollte.
Weitere Möglichkeiten der Nutzung von Blogs sind Marktforschung und MarktMonitoring, Krisen-Kommunikation und die Verbesserung des SuchmaschinenRankings. Durch den enorm hohen Grad der Vernetzung untereinander steigen
Blogs oftmals schnell bei Google & Co. auf die begehrten vorderen Plätze.
Wiki - Das besondere Content-Management-System
Mit der Web 2.0 hat sich im Mitmachweb eine neue Generation von ContentManagement-Systemen etabliert: Die Wikis.
Das Wort Wiki ist eine Ableitung des hawaiianischen Wortes WikiWiki und
bedeutet „schnell“. „Schnell“ trifft auch genau die Besonderheiten und Vorteile
eines Wiki: Es benötigt vom Benutzer keine oder wenig Einarbeitungszeit, ist
unkompliziert über den Browser zu bedienen und Änderungen sind direkt nach
dem Speichern sichtbar. Die Hemmschwelle der Nutzer ist niedrig, so dass im
Gegensatz zu vielen komplizierten Knowledge-Management-Systemen,
Mitarbeiter einfacher motiviert werden können, ihr Wissen einzubringen.
Immer mehr Unternehmen nutzen Wikis für die interne Teamarbeit, für das
Projektmanagement und als Wissensbasis.
Laut einer Umfrage an der Universität zu Köln nutzen mittlerweile 58 % der
befragten Unternehmen ein Wiki, 18 % haben eines geplant. 86 % der
Unternehmen nannten als Grund für die Einführung eines Wikis die einfache
Benutzung. Wikis lassen sich heute als Basis einer Wissensdatenbank, als
Kommunikationsplattform, als Projektmanagementwerkzeug oder zur Erstellen
von Dokumentationen nutzen
Die neuen Web 2.0 Technologien
Die Web 2.0 hat aber nicht nur neue Business-Anwendungen, neue Generationen
von Webseiten und Communities ins Leben gerufen. Es sind in diesem
Zusammenhang auch einige neue Technologien aufgetaucht, die es sicher schon
vorher gab, die aber wiederum mit Anwendungen wie Google Maps oder Weblogs
erst bekannt wurden. Drei wichtige Vertreteter sind: RSS, AJAX und Podcast.
RSS steht für “Really Simple Syndication” und ist die neueste Technologie zur
“wirklich einfachen Verbreitung” von Informationen an einen festen
Abonnentenkreis. Während Newsletter und Rundsendungen aufgrund der
Kostenintensität sowie einer immer größer werdenden Spam-Flut immer weiter
an Bedeutung verlieren, sind RSS-Feeds auf dem Vormarsch.
AJAX bedeutet „Asynchronous JavaScript and XML” und ist wohl eher bei den
Programmierern als bei den Nutzern ein Begriff. Dennoch ist AJAX dabei, das
Internet nachhaltig zu reformieren. Es handelt sich um eine völlig neue Art von
Webanwendungen, die die Nutzer bei Google Maps, der Auto-Vervollständigung
beim Eintippen von Suchbegriffen oder der Korrektur von Tippfehlern nach dem
Motto "Meinten Sie vielleicht ..." kennen. Auch Bilder-Sharing Seiten wie Flickr
arbeiten mit AJAX. AJAX ermöglicht es, Inhalte und Objekte im Browser neu
aufzubauen, ohne dass nach jeder Aktion die gesamte Seite neu geladen werden
muss.
Podcast ist ein Kunstwort aus dem Markennamen „iPod“ und Broadcasting (engl.
Für Rundfunk). Ein Podcast ist im ursprünglichen Sinn eine Audiodatei, die über
Newsfeeds verbreitet wird. Auch für Podcasts gilt das „Web 2.0-Prinzip“ der
einfachen Erstellung und Verteilung.
Es menschelt im Web
„Ich kenne jemanden, der kennt jemanden und der kennt dich“. Dieses so
genannte „Kleine Welt-Phänomen“ machen sich Netzwerk-Plattformen wie XING
(ehemals openBC), StudiVZ, MySpace oder StayFriends zunutze. Auch das ist
Web 2.0. Während die letzten drei wohl eher privater Natur sind, propagiert
XING den geschäftlichen Nutzen der Plattform. Diese hat über 1,5 Millionen
Mitglieder in 16 Nationen. Vom Handwerker, Experten bis zum Top-Manager ist
alles vertreten. Tausende von Unternehmen sind dort präsent. In über 4000
themen-, branchen- und regionalbezogenen Gruppen wird diskutiert,
beratschlagt und ausgetauscht. Man meldet sich an, definiert ein Profil, sucht
sich relevante Gruppen, stellt sich vor und macht mit. Nebenbei sucht man sich
Bekannte, ehemalige Kollegen, alte Freunde oder Kommilitonen. Vielleicht
arbeitet einer von denen bei Siemens oder Microsoft und es ist ein Auftrag drin.
Vielleicht.
Die Chancen von Web 2.0 im Business Bereich
Die Chancen für Web 2.0 für Unternehmen sind da – unbestritten. Für wen aber
was wie sinnvoll ist, bleibt natürlich offen. Blogs sind nützlich, aber sicher nicht
für jeden. XING kann helfen, ein Netzwerk aufzubauen. Es gibt heute
Unternehmen, die nur von der Web 2.0 Welle existieren oder durch sie
entstanden sind. Und es gibt welche, die nie damit konfrontiert werden.
Im zweiten Teil wird ein Interview mit Thomas Kilian vom Neukunden-MagnetenBlog Aufschluß darüber geben, wie ein sogenanntes Blog-Karneval, eine BlogZusammenarbeit zu einem Thema initiiert von einem Blogger, einen Mehrwert für
Unternehmen darstellen kann.
Literatur:
DW-World http://www.dw-world.de/dw/article/0,2144,1790308,00.html
Ein vollständiger Artikel zum Verständnis von Web 2.0 ist von Tom O’Reilly unter
http://www.oreillynet.com/pub/a/oreilly/tim/news/2005/09/30/what-is-web20.html nachzulesen.
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