Jahrbuch Database c 2017 FIZ Karlsruhe JfM 02516302 von Stackelberg, H. Angebot und Nachfrage in der Produktionswirtschaft. Arch. math. Wirtschafts- u. Sozialforsch. 4, 73-99 (1938). Man kennt in der Wirtschaftstheorie Ausnahmen von dem plausiblen Satz, daß “die nachgefragte Menge eine monoton abnehmende und die angebotene Menge eine monoton zunehmende Funktion des Preises ist”, und man weiß nicht, wie weit seine Gültigkeit überhaupt reicht. Die vorliegende Arbeit hat sich die Aufgabe gestellt, die Grenzen für die Gültigkeit dieses Satzes aufzusuchen. In der Einleitung werden zwei Beispiele angegeben, die deutlich diejenigen Gebiete der Wirtschaft umgrenzen, in denen der Satz nicht gilt. Das erste Beispiel gibt einen Fall wieder, in dem die nachgefragte Menge eine zunehmende Funktion des Preises ist: Eine Haushaltung, die in ihrem Etat nur einen bestimmten Betrag für die Versorgung mit Fleisch eingesetzt hat und wochentags billiges Rindfleisch und sonntags teures Kalbfleisch kauft, wird bei steigenden Fleischpreisen den Verbrauch an Kalbfleisch einschränken und daher mehr Rindfleisch nachfragen, obgleich auch der Preis für Rindfleisch gestiegen ist. Es lassen sich leicht weitere solche Beispiele für eine Wirtschaft mit gegebenem Etat und substituierbaren Gütern, die verschiedenen qualitativen Rang haben (“inferior” – “superior”), konstruieren. Im zweiten Beispiel wächst die angebotene Menge mit abnehmendem Preise. Diese “regelwidrige” Reaktion zeigen Kleinbetriebe, deren Produktionsumfang im wesentlichen von der Arbeitskraft des Betriebsinhabers und seiner Familienangehörigen abhängt und die nur ein geringes Einkommen abwerfen. Ein Sinken des Preises für das erzeugte Gut veranlaßt den Produzenten zu erhöhten Anstrengungen, um durch gesteigerte Erzeugung den Einkommensausfall teilweise wieder auszugleichen. In beiden Beispielen handelt es sich bei den nachfragenden und anbietenden Wirtschaftseinheiten um Haushaltungen, bei denen sich Einnahmen und Ausgaben die Waage halten müssen. Dieses Streben nach der Erfüllung der Bilanzgleichung wird vom Verf. als das “hauswirtschaftliche Bedarfsprinzip” bezeichnet. Es führt unter bestimmten Umständen zu den beschriebenen regelwidrigen Reaktionen. Handelt es sich um eine reine Erwerbswirtschaft, die also nur dem “Erwerbsprinzip” gehorcht, d. h. “ihre Gewinne in Geld bei gegebenen technischen Produktionsbedingungen zu einem Maximum zu machen sucht”, so gilt für sie das allgemeine Nachfrage- und Angebotsgesetz ohne Einschränkung. Im Hauptteil der Arbeit wird der Beweis für diese Behauptung geführt, indem man die mathematischen Bedingungen für das Maximum des Gewinns ausnutzt, der als Funktion der Preise der Güter und Produktionsmittel dargestellt wird. Der Preis des ν-ten Produktes xν , (v = 1, 2, . . . , n) bzw. des µ-ten Produktionsmittels (mit negativem Vorzeichen versehen) xµ (µ = n + 1, . . . , m) sei pν bzw. pµ , dann ergibt sich als Gewinngleichung G= m X pλ xλ . λ=1 tialxλ > 0, und ihr Beweis wird aus den Maxitialpλ mumbedingungen gefolgert. Zum Schluß werden die Produktionsfunktionen und die Reaktionen der Wirtschaften, die dem Erwerbsprinzip gehorchen, mit den Produktionsfunktionen und den Reaktionen der Wirtschaften, die dem Bedarfsprinzip gehorchen, verglichen. Goeritz, L.; Dr. (Berlin) Die Behauptung des zu beweisenden Satzes lautet dann –1– June 3, 2017