Inhalte des E-Learning Kurses “Integriertes Management für Handwerksbetriebe und KMU“ ES/09/LLP-LdV/TOI/149072 Modul 1. Nachhaltiges Management und Unternehmensführung Didaktische Einheit 1.1. Nachhaltigkeit und Nachhaltigkeitsmanagement 1.1.1. Nachhaltige Entwicklung und Herausforderungen für Unternehmen Unterschiedliche Lebensstile der Erdbewohner/-innen sorgen heute für einen äußerst ungleichmäßigen Verbrauch der Ressoucen in der Natur. 20% der Menschheit verbrauchen in den sogenannten industrialisierten Ländern etwa 80% der Weltressourcen. In vielen Regionen werden schon heute die ökologischen Belastungsgrenzen der Erde um ein Vielfaches überschritten. Wiederum in anderen Regionen, vor allem in Entwicklungsländern, ist der Naturverbrauch im Vergleich zu den Industrieländern deutlich geringer. Wenn die Menschen in allen Ländern der Welt das Wohlstandsniveau der hoch entwickelten Industrieländer erreichten, würde das Ökosystem Erde wahrscheinlich zusammenbrechen. Nur wenn wir mit unserer Natur im globalen Maßstab sinnvoll Haushalten und ihre Rohstoffe wesentlich effizienter nutzen, können wir auch in Zukunft gut auf unserer einen Erde leben. Das Leitbild „nachhaltige“ oder auch „zukunftsfähige Entwicklung“ (engl. Sustainable Development) prägt seit Beginn der 90er Jahre die internationale und nationale Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialpolitik. Einen wichtigen Meilenstein für unser heutiges Verständnis von Nachhaltigkeit setzte die „Weltkommission für Umwelt und Entwicklung“, die unter dem Vorsitz der norwegischen Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundland Nachhaltige Entwicklung wie folgt definierte. Definition Nachhaltige Entwicklung: „Nachhaltige Entwicklung ist Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können“ (Weltkommission für Umwelt und Entwicklung, 1987). Das Leitbild einer Nachhaltigen Entwicklung zielt also darauf ab, dass alle Menschen so leben können, dass sie ihre Bedürfnisse befriedigen können: Jetzt (Gerechtigkeit zwischen Nord und Süd) und in Zukunft (Gerechtigkeit für zukünftige Generationen). Das Konzept einer nachhaltigen, zukunftsfähigen Entwicklung verbindet drei Komponenten: eine ökonomische, eine ökologische und eine soziale. Primärziele sind der Schutz der Ökosphäre, eine stabile wirtschaftliche Entwicklung und eine gerechte Verteilung des Wohlstands. Die Umsetzung und Ermöglichung einer nachhaltigen, zukunftsfähigen Entwicklung umfasst praktisch alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens und erfordert daher einen intensiven Dialog und Aushandlungsprozess zwischen allen gesellschaftlichen Akteuren. Im Juni 1992 trafen sich Vertreter/-innen aus 179 Staaten der Erde in Rio de Janeiro zur UNO-Konferenz über Umwelt und Entwicklung. Es war das erste Mal in der Geschichte, dass sich so viele Staaten zusammenfanden, um über die Probleme des Systems Erde zu diskutieren und einen gemeinsamen Maßnahmenplan voran zu treiben. Ein wichtiges Ergebnis dieses „Erdgipfels“ war die Agenda 21 – ein Fahrplan für einen guten Weg in das 21. Jahrhundert. Der Leitgedanke der Agenda 21 „Global denken – lokal handeln“ macht die Tatsache deutlich, dass eine nachhaltige Entwicklung nur durch ein weltweites Aktionsprogramm erreicht werden kann, wobei es in der Verantwortung der einzelnen Staaten liegt die Inhalte und Ziele der Agenda 21 in einer auf die nationalen Umstände und Bedürfnisse angepassten Strategie umzusetzen. Mit der Unterzeichnung erklärten sich 179 Staaten bereit, das Leitbild national in allen Politikbereichen unter Beteiligung von Gesellschaft und Wirtschaft umzusetzen. Das europäische Engagement in der Nachhaltigen Entwicklung begann offiziell im Jahr 1997, als es zu einem übergeordneten Ziel der EU-Politik in dem Vertrag von Amsterdam wurde (in Kraft getreten 1999). Die erste EU-Strategie für Nachhaltige Entwicklung wurde auf dem Gipfel von Göteborg im Juni 2001 ins Leben gerufen. Im Jahr 2010 wurde von der Europäischen Kommission außerdem "Europa 2020" als Strategie für "intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum" veröffentlicht. Neben den politischen Aktionen in Europa gibt es eine Reihe von nationalen Initiativen, Aktivitäten und NGOs, die für Nachhaltige Entwicklung eintreten. Tabelle 1: Nachhaltige Entwicklung – Ökologische, soziale und ökonomische Herausforderungen (Beispiele) 1.1.2. Nachhaltiges Wirtschaften Nachhaltigkeit ist ein international anerkanntes Leitbild und längst auch wichtiger Bestandteil der Strategie erfolgreicher Unternehmen. Zahlreiche Unternehmen in Europa haben sich schon frühzeitig der Herausforderung gestellt, und einige konnten sich mittlerweile sogar mit Nachhaltigkeitsthemen als „Vorreiter“ in Nachhaltigkeitsratings und –rankings positionieren. Nachhaltiges Wirtschaften steht für eine Unternehmenspolitik, die etriebswirtschaftlichen Erfolg, Umweltauswirkungen sowie die Beziehungen des Unternehmens zu seinem gesellschaftlichen Umfeld in ein langfristig tragfähiges Gleichgewicht stellt. Betriebliche Umwelt- und Sozialpolitik sind hierbei nicht Selbstzweck, sondern fördern den Unternehmenserfolg: So setzen einerseits innovativ geführte Unternehmen Umweltmanagement-systeme als Mittel der Effizienzsteigerung ein. Andererseits motiviert das wachsende Bewusstsein für soziale und ökologische Verantwortung in Verbraucher- und Finanzmärkten die Unternehmen zu einem Einsatz für mehr Nachhaltigkeit. In manchen Branchen stellt der glaubwürdige Beleg sozial- und umweltverantwortlichen Wirtschaftshandelns daher bereits eine Zugangsvoraussetzung zu internationalen Lieferketten dar. Das Handwerk und KMUs sind ein Schlüsselfaktor für eine nachhaltige Entwicklung: Sie stehen in der Regel auf ihren lokalen Wurzeln und leisten einen unverzichtbaren Beitrag für die lokale Entwicklung und soziale Integration. Sie schaffen Arbeitsplätze, sorgen für Berufsausbildung und sie stellen den Transfer und die kontinuierliche Verbesserung des spezifischen Know-how sicher. Schon heute zeichnet sich das Handwerk in seinen Kernbereichen durch eine hohe strukturelle Nachhaltigkeit aus: regionaler Einkauf von Rohstoffen, Produkte mit hoher Lebensdauer und hoher Reparaturfreundlichkeit sowie die betriebliche Marktfunktion (dezentrale Erstellung und Darbietung differenzierter gewerblicher Güter und Dienstleistungen – vornehmlich in der Region, in welcher sich das Unternehmen befindet). Handwerksunternehmen beraten, entwickeln, produzieren, verkaufen, bauen ein, warten, reparieren und entsorgen. Damit bilden sie die gesamte Wertschöpfungskette ab. Die vorwiegend kleinbetrieblichen Strukturen des Handwerks ermöglichen dabei flexibles Reagieren auf Marktveränderungen. Die überwiegend regionale Orientierung bietet Vorteile. Sie ermöglicht es, dass Handwerksunternehmen sehr frühzeitig die Kundenbedürfnisse erkennen und nutzen können. Dies gilt sowohl für neue Produkte als auch für neue Dienstleistungen. Marktchancen bestehen beispielsweise in der Umsetzung innovativer Dienstleistungsideen, die Chancen für neue, zukunftsfähige Arbeitsplätze eröffnen. Abbildung 1: Die sechs Dimensionen unternehmerischer Nachhaltigkeit 6 Dimensionen Das Konzept für eine Nachaltige Entwicklung kann erfolgreich in allen Handwerksbereichen implementiert werden. Gute Ausgangspunkte (interne wie externe Prozesse) sind: • Leitbild und Strategie – durch Engagement eine Vorbildrolle für zukünftige Generationen übernehmen; • Organisation und Führung – Wettbewerbsvorteile durch verbessertes Management nutzen; • Personal – Arbeitsklima verbessern, Motivations- und Innovationspotenziale freisetzen; • Aus- und Weiterbildung/Qualifizierung – durch Kompetenzentwicklung neue Chancen schaffen und Ideen fördern; • Finanzen und Controlling – Unternehmensstabilität sichern, Verbesserungspotenziale aufspüren; • Produktion und Leistungserstellung – durch Effizienz Kosten senken, Umwelt schonen und Wettbewerbsfähigkeit fördern; • Kunden/-innen und Produkte – innovative Produkt- und Dienstleistungsangebote entwickeln; • Innovation – Pro-aktiv handeln, neue Märkte erschließen; • Kooperation – Von Netzwerken mit Kooperationspartnern profitieren; • Regionale Wirtschaftskreisläufe und globale Verantwortung – Regional handeln, global denken. Ökologische Chancen Soziale Chancen Ökonomische Chancen Regionale Produktions- und Versorgungsstrukturen helfen, unnötige Umweltbelastungen durch Transporte zu reduzieren. Dadurch wird auch die regionale Identität und Verankerung des Unternehmens gestärkt. Erschließung neuer Kundengruppen und Märkte, z. B. „LOHAS“ = Lifestyle of Health and Sustainability“ – Menschen, die durch ihr gezieltes Konsumverhalten die Themen Gesundheit und Nachhaltigkeit fördern, können neu für das Unternehmen als Kunden gewonnen werden. Innovations- und Marktchancen, die sich aus Nachhaltigkeitsmaßnahmen ergeben. Neue Produkte, Dienstleistungen und Technologien lassen Innovationen und neue Geschäftsfelder entstehen. Bewusster, gezielter und effizienter Umgang mit natürlichen Ressourcen führt zu reduzierter Belastung der Umwelt und hilft gleichzeitig, Kosten zu sparen. Programme zur Gesundheitsprävention, zur flexiblen Gestaltung der Arbeitszeit, Mitarbeiterbeteiligung oder Alles deutet darauf hin, dass „Nachhaltigkeit“ in den nächsten Jahren und Jahrzehnten zunehmend ein integrierter Bestandteil der politischen und gesamtgesellschaftlichen Entwicklung, in vielen Bereichen schon heute ist. Cradle-to-Cradle Prinzip - ökoeffektiver Lösungsansatz: Öko-effektive Produktionsweise und ökologisch intelligentes Produktdesign. Ein innovativer Ansatz des Wirtschaftens, welcher die Eingriffe in die natürlichen Kreisläufe minimiert. Abfall ist dabei Nahrung („waste equals food“). Teamorientierte, innovative und faire Mitgestaltungspolitik der Unternehmensprozesse und organisation Hierdurch werden u. a. Optimierungspotenziale im Unternehmen neu entdeckt. Regionale Produktions- und Versorgungsstrukturen und somit Unabhängigkeit von Importen und politisch unsicheren Ressourcenquellen. Umstellung auf biologiche Landwirtschaft bzw. Bezug von Produkten aus biologischer Landwirtschaft Faire, soziale und innovative Integrationspolitik führen zu höherer Anerkennung auch bei den Kunden. Einbau von Nachhaltigkeitsaspekten in die Unternehmensvision und das Unternehmensleitbild führen u. a. zu first-mover-advantages. Ökologisches, ressourceneffizientes Produktdesign (Ecodesign): Entwicklung von Produkten, Dienstleistungen und Technologien die eine möglichst geringe Belastung für die natürliche Umwelt aufweisen, gleichzeitig aber einen möglichst großen Nutzen für alle beteiligten Akteure entlang der Wertschöpfungskette. Aktive Einbeziehung von Stakeholdern (Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten usw.), um Ihre Wünsche und Bedürfnisse kennenzulernen und besser zu befriedigen. Regionale RessourcenmanagementKonzepte helfen nicht nur der Umwelt, sondern führen zu einer besseren Kooperation mit Partnerunternehmen in der Region. Bündnisse mit Mitbewerbern können zu erfolgreichen Geschäftstrategien werden. Vom Produkt zur Dienstleistung – sogenannte product-service-systems stellen den Nutzen, und nicht den Besitz eines Produktes in den Vordergrund der Überlegungen. Hier ergeben sich ökologische und wirtschaftliche Vorteile für den Unternehmer gleichermassen, die Realisierung erfordert langfristiges Denken. Aktive Förderung von Lebenslangem Lernen der MitarbeiterInnen durch entsprechende Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen – das Know-how im Unternehmen wird erhöht. Langfristige Unternehmensstrategien im Sinne eines Nachhaltigen Wirtschaftens helfen, globale Finanzkrisen besser zu überstehen. Nutzung erneuerbarer Energien um dem Klimawandel und steigenden Energiepreisen entgegenzuwirken. Berücksichtigung sozialer und ökologischer Kriterien bei der Beschaffung, führt zu einer Qualitätssteigerung u. a. im betrieblichen Einkauf. Effizienterer Umgang mit natürlichen Ressourcen und Energie führen angesichts immer stärker steigenden Rohstoffpreisen zu direkten Kosteneinsparungen. Tabelle 2: Chancen für Unternehmen, die sich aus den Herausforderungen einer Nachhaltigen Entwicklung ergeben (Beispiele) Didaktische Einheit 1.2. Strategische Unternehmensplanung 1.2.1. Werte Vereinfacht gesagt sind Werte das, was uns im Leben wichtig ist, unsere perönliche Einstellungen und Sichtweisen. In die Wirtschafts- und Arbeitswelt übersetzt sind Werte jene ethischen Grundprinzipien und Motive, die unsere Handlungen leiten, insbesondere im Austausch mit dem unternehmerischen Umfeld. Die Werte des Unternehmens und der einzelnen Menschen im Unternehmen, beeinflussen sämtliche Tätigkeiten und Beziehungen. Sie bilden die Basis für alle weiteren Schritte der Organisationsentwicklung. Werte sind Motivationsenergie für alle Beteiligten, helfen bei Entscheidungen und bieten Orientierung in Krisen und Konflikten. WERTE: Wie wir es tun Was prägt unser tägliches Handeln? Auf welcher Grundlage gehen wir aufeinander zu? Worauf können sich alle Partner verlassen? Werte beeinflussen sämtliche Unternehmerischen Tätigkeiten. Sie sind Motivationsenergie für alle Beteiligten, helfen bei Entscheidungen und bieten Orientierung in Krisen und Konflikten. Vereinfacht gesagt: Werte sind das, was uns im Leben wichtig ist, unsere perönliche Einstellungen und Sichtweisen. In die Wirtschafts- und Arbeitswelt übersetzt sind Werte jene ethischen Grundprinzipien und Motive, die unsere Handlungen leiten, insbesondere im Austausch mit dem unternehmerischen Umfeld. Unzählige Studien belegen, dass Werte in einem Unternehmen wichtige, positive, ja oft essentielle Erfolgsfaktoren darstellen. Werte bilden das Fundament der gelebten Unternehmenskultur und sind damit handfeste Voraussetzungen für den (finanziellen) Erfolg. Gelebte Werte in einem Unternehmen bewirken eine höhere Produktivität und Bindung der MitarbeiterInnen an das Unternehmen. Identität und Engagement steigen, Fluktuation und Krankheitsstände sinken. Abbildung 2: Beispiele für Unternehmenswerte (Unternehmen Poloplast) Entwicklung von Werten Die schriftliche Veröffentlichung von Unternehmenswerten macht transparent, was dem Betrieb in der Zusammenarbeit wichtig ist. Es zeigt, worauf sich die Mitarbeitenden und die Geschäftspartner verlassen können und was vom Unternehmen erwartet werden kann. Innerhalb des Unternehmens grenzen Werte klar ab, welche Handlungen und Verhaltensweisen im Unternehmensalltag von Mitarbeitern erwünscht sind und mit welchen Verhaltensweisen, Einstellungen, Mitteln und Methoden die Organisationsziele verwirklicht werden sollen. Außerdem bringen sie zum Ausdruck, wie sich das Unternehmen gegenüber externen Anspruchsgruppen verhält und welchen Umgang es mit ihnen pflegt. Um Werte für das Unternehmen zu entwickeln, gilt es Antworten auf folgende Fragen zu finden: • • • • Welche Prinzipien/Vorstellungen leiten unsere Organisation? Wofür stehen wir? Wie wollen wir handeln? Welchen Umgang pflegen wir untereinander und mit unseren Anspruchsgruppen (Konsumenten, Lieferanten, Shareholder, Öffentlichkeit, Umwelt etc.)? Unternehmenswerte können zum Beispiel sein: • Vertrauen (Ehrlichkeit, Loyalität, Zuverlässigkeit) • Respekt (vor Mensch und Umwelt) • Verantwortung (im gesellschaftlichen und ökologischen Sinne) • Fairness (Vorurteilslosigkeit und Gerechtigkeit) Worauf es ankommt: • Schriftlich fixierte Werte kommen dann sinnvoll zur Geltung, wenn sie nicht im luftleeren Raum stehen, sondern tatsächlich gelebt und zu einem zentralen Bestandteil der Unternehmenskultur werden. • Es muss daher ein Arbeitsumfeld geschaffen werden, das wertebewusstes Handeln fördert und ermöglicht, respektive Mitarbeiter dazu ermutigt. • Zugleich ist es Aufgabe der Führungskraft, als Vorbild, die Werte vorzuleben: “Great leaders like great companies create meaning – not just money’’. Fehlt diese Vorbildwirkung, laufen Werte Gefahr, auch von den Mitarbeitenden nicht beachtet, sondern vielmehr zynisch belächelt zu werden. Abbildung 3: Strategische Unternehmensplanung und operative Umsetzung der Werte Strategische Unternehmensplanung 1.2.2. Vision und Unternehmensleitbild Die Vision beschreibt das langfristige Zukunftsbild des Unternehmens, das dieses einzigartig und unverwechselbar macht. Die Vision ist, was das Unternehmen sein will oder sein kann, und nicht “was es tatsächlich ist”. Sie skizziert somit nicht ein praktisches, sondern ein Idealbild, soll gleichzeitig aber auch logisch und erreichbar sein. Die Unternehmensvision zeigt den MitarbeiterInnen den tieferen Sinn und Nutzen ihrer Arbeit auf und erleichtert ihnen dadurch, sich mit dem Unternehmen zu identifizieren. Außerdem werden die MitarbeiterInnen angeregt, das angestrebte Zukunftsbild als gemeinsames Ziel zu verfolgen. Die Vision dient für einen möglichst langen Zeitraum als Leitlinie der Untenehmensentwicklung. VISION: Wohin wollen wir Wie sehen wir uns/wo stehen wir in der Zukunft? Was wollen wir erreichen? Eine unternehmerische Vision zu haben, heißt, eine faszinierende Vorstellung von dem zukünftigen Bild des Unternehmens „begreifbar“ zu kommunizieren. Stellen Sie sich dabei die Frage: Wie soll Ihr Unternehmen aussehen, wenn all Ihre Wunschträume in Erfüllung gehen? Eine klar gestaltete und offen kommunizierte Vision • zieht motivierte und engagierte Mitarbeiter an; • erhöht die Leistungsfähigkeit und den Leistungswillen durch motivierende Bilder der Zukunft; • fördert Vertrauen und Identität bei Mitarbeitern und Geschäftspartnern; • lässt die Zukunft deutlicher und positiver hervortreten; • vermittelt allen Mitarbeitern das Gefühl, eine wertvolle Aufgabe für den Unternehmenserfolg zu erfüllen; • ist die Grundlage für die Entwicklung eines gemeinsamen „Stil des Hauses“, das Wir-Gefühl und damit für ein einheitliches Erscheinungsbild mit den unternehmensspezifischen Alleinstellungsmerkmalen; • fördert und bildet die Basis für das Ableiten von Zielen, Entwicklung von Strategien und Durchführung von Maßnahmen/Aktivitäten, so dass jeder die richtigen Dinge richtig tun kann; • erleichtert es, Geduld zu haben bei Fehlern, Umwege in Kauf zu nehmen und Abweichungen zu korrigieren, weil die Richtung klar ist, in die es weitergeht. Eine Vision kann nur dann verfolgt werden, wenn sie den Menschen im Unternehmen vermittelt und erlebbar gemacht wird. Dies geschieht durch die schriftliche Umsetzung im Unternehmensleitbild. Unternehmensleitbild Das Unternehmensleitbild drückt das Selbstverständnis und die Ausrichtung des Unternehmens aus und artikuliert den tatsächlichen Existenzgrund. Weiters drückt es die wesentliche Natur, die Normen, Werte und Ideale des Unternehmens aus. Das Unternehmensleitbild stellt somit einen internen und externen Orientierungsrahmen dar. Der wesentliche Punkt in diesem Entwicklungsschritt ist die Überlegung nach der ethischen und nachhaltigen Sinnhaftigkeit der Unternehmenstätigkeit. Die zentrale Frage dabei lautet: Was hat die Gesellschaft davon, dass es unser Unternehmen gibt? Im Unternehmensleitbild sollten außerdem folgende Fragen beantwortet werden: • Unternehmenszweck - Wer sind wir? Was ist der Zweck unseres Unternehmens? Was können wir? Was wollen wir erreichen? Welchen Nutzen stiften wir? • Unternehmenstätigkeit - Was machen wir (Produkt, Dienstleistung), um unseren Zweck zu erfüllen und Nutzen zu stiften? Worauf es ankommt: • Unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit enthält das Unternehmensleitbild auch Aussagen zum verantwortungsvollen Umgang mit Mensch und Umwelt. • Unternehmensleitlinien sind unternehmensspezifisch ausgestaltet. • Es sind Absichtserklärungen und geben eine Richtschnur vor, ersetzen das konkrete Unternehmenshandeln jedoch nicht. Daher müssen Unternehmensleitlinien operationalisierbar sein. Sie laufen sonst Gefahr, zu Leerformeln und einem geduldigen Stück Papier zu verkommen, das für niemanden verbindlich ist. Formal sollten Unternehmensleitlinien kurz, prägnant und aussagestark in einem oder mehreren Sätzen ausgedrückt werden. Abbildung 4: Beispiele für die Integration von Nachhaltigkeit in das Unternehmensleitbild (Unternehmen Ben & Jerry´s) 1.2.3. Entwicklung der Unternehmensstrategie Die Strategie gibt die operative Ausrichtung des Unternehmens vor, mit dem Ziel, den langfristigen Erfolg des Unternehmens zu sichern. Sie legt fest, wie sich das Unternehmen in seinem Umfeld positionieren will und soll und identifiziert die dafür nötigen Ressourcen. Der erste Schritt zur Entwicklung der Strategie ist die Analyse der internen Stärken und Schwächen des Unternehmens sowie der Chancen und Risiken, die sich aus dem Unternehmensumfeld ergeben. Während die Umfeldanalyse externe Einflussfaktoren untersucht und diese als Chance und Gefahr für das Unternehmen ausweist, bewertet die Unternehmensanalyse die internen Kompetenzen, Ressourcen, Potentiale und Restriktionen. Im Vergleich zu den Branchenmitbewerbern werden eigene Stärken und Schwächen identifiziert, die auf der Ebene einzelner Geschäftsfelder einen Wettbewerbsvorteil oder –nachteil begründen. Formal werden die Stärken und Schwächen des Unternehmens den Chancen und Risiken aus dem Unternehmensumfeld in der SWOT-Matrix gegenübergestellt. Aus der SWOTAnalyse lässt sich prüfen, inwieweit gebotene Chancen mit dem eigenen Fähigkeitsprofil ergriffen werden können und Risiken zu bewältigen sind, bzw. aufgrund von Schwachstellen des Unternehmens den Erfolg entscheidend gefährden. Die folgenden Fragestellungen sollen eine Anregung zur thematischen Auseinandersetzung im jeweiligen Analysefeld geben (SWOT-Analyse). EXTERN INTERN Stärken • Wo liegen die Stärken unserer MitarbeiterInnen, unserer Infrastruktur und unserer Unternehmenskultur? • Was schätzen unsere Stakeholder (KundInnen, LieferantInnen) an uns? • Wovon soll es zukünftig ein „mehr“ im Betrieb geben? • Was lief bisher gut? • Wie können wir uns intern im Sinne des Leitbildes der Nachhaltigen Entwicklung verbessern? Schwächen • Welche internen Produktionsprozesse belasten die Umwelt? • Was macht es uns schwer im Umgang miteinander? • Was macht es unseren Stakeholdern schwer im Umgang mit uns? • Was würden wir heute anders machen? • Wovon soll es zukünftig ein „weniger“ im Betrieb geben? Chancen Risiken • Welchen Nutzen stiften wir mit unseren Produkten/Dienstleistungen? • Wie können wir zu den ökologischen und gesellschaftlichen Herausfordeungen mit unseren Produkte/Dienstleistungen beitragen? • Gibt es Synergieeffekte durch die Kooperation mit anderen Unternehmen? • Sollen wir uns weiterhin auf diesen Markt konzentrieren und unsere Marktstellung ausbauen oder in einem anderen (geografischen) Markt Fuss fassen? • Was machen wir besser als unsere Mitbewerber? Was können wir von ihnen lernen? • Welche Auswirkungen haben politische, technische, gesellschaftliche und ökologische Veränderungen auf unsere Geschäftstätigkeit? • Was machen unsere Mitbewerber erfolgreicher als wir? Wo haben wir ihnen Aufholbedarf? • Das „Worst-case-Szenario der Unternehmensentwicklung Tabelle 3: Stärken – Schwächen – Chancen - Risiken Nach Beantwortung der Fragen lassen sich aus der SWOT-Analyse strategische Optionen entwickeln und beurteilen. Darauf aufbauend werden Strategiealternativen erarbeitet, die geeignet erscheinen, das Unternehmen dauerhaft erfolgreich in seinem Umfeld zu positionieren. Das Ergebnis sind meist mehrere Strategiealternativen, unter denen jene Alternative ausgewählt wird, die der Unternehmensvision am besten entspricht. Es gilt zu beachten, dass die Strategie mitunter keinen ebenen, sondern einen hügeligen Weg mit Kreuzungen und Umwegen darstellt. Strategische Unternehmensführung ist somit keine exakte Wissenschaft, die, einmal festgelegt, für immer in Stein gemeißelt ist. Mit konkreten Zielen und Maßnahmen stellen Unternehmen schließlich sicher, dass die Strategie umgesetzt wird (Strategieimplementierung). 1.2.4. Aufbau der Unternehmensstruktur Die Strategie definiert den Weg für die operativen Tätigkeiten. Mit entsprechenden Strukturen und Systemen im Betrieb wird die Strategie auf formaler Ebene unterstützt. In diesem Organisationsentwicklungsschritt geht es nämlich um die Ordnung, Beschreibung und Festlegung von Aufgaben, Kompetenzen, Verfahren, Arbeitsstilen etc im Unternehmen. Dies führt zu dokumentierten Stellenbeschreibungen bzw. Pflichtenheften, zu Organisationshandbüchern, zu Formularen und Organigrammen. Ablauforganisation auch Prozessmanagement oder Work-Flow-Management genannt Aufgabe der Ablauforganisation ist es, die Arbeitsabläufe des Betriebes zeitlich und örtlich so Hinter- und Nebeneinander zu ordnen und zu gestalten, dass die auszuführenden Arbeiten möglichst effizient ausgeführt werden können. Die Organisation der MitarbeiterInnen muss so gelegt werden, dass der Wertschöpfungsstrom auf den Kundennutzen ausgerichtet ist. Das heißt, dass MitarbeiterInnen auf den Nachfolger im Prozessablauf, der von ihrer Arbeit abhängig ist, und auf die Vorgänger, welche die eigene Leistung beeinflussen, im Sinne einer internen Kunden-Lieferanten-Beziehung orientiert sind. Die folgenden Fragen dienen der Unterstützung, um die entsprechenden Prozesse im Betrieb zu identifizieren. Aus den Antworten wird sichtbar, welche Tätigkeiten, in welcher Reihenfolge und welchem zeitlichen Ausmaß im Unternehmen notwendig sind, um das Endprodukt herzustellen. • • • • • • • Welche Arbeitsvorgänge fallen im Betrieb an? Von wem werden diese Arbeiten ausgeführt? Wie werden diese Arbeiten ausgeführt? Wann werden die Tätigkeiten ausgeführt? Wo werden die Arbeiten auszuführen? Welche materiellen und immateriellen Ressourcen sind für die einzelnen Tätigkeiten notwendig (Beschaffung, Verwaltung und Bereitstellung dieser Mittel am rechten Ort, in der rechten Menge, zum rechten Zeitpunkt) Generiert der Vorgang internen oder externen Nutzen? Aufbauend auf den Ergebnissen kann in einem nächsten Schritt die Struktur des Betriebes festgelegt werden. Aufbauorganisation Ziel der Aufbauorganisation ist es, klare Aufgaben und Rollen zu verteilen sowie Verantwortlichkeiten zu regeln. Die einzelnen Arbeitsabläufe sollen so miteinander verknüpft werden, dass Informationen optimal fließen und die täglichen Tätigkeiten gut ausgeführt werden können. Hilfreich ist es, die Kompetenzen und Potentiale der MitarbeiterInnen schriftlich zu fixieren und bildlich darzustellen. Die folgenden Fragen dienen der Unterstützung, um den Aufbau des Unternehmens zu erarbeiten. • • • • • • Welche Potenziale und Ressourcen stehen im Unternehmen zur Verfügung? Wie können diese für die einzelnen Tätigkeiten erfolgreich eingesetzt werden? Wie wird entschieden? Wer hat welche Entscheidungsbefugnisse? Wie kommt man zu Informationen? Wie spielen wir zusammen? Abbildung 5: Unterschied zwischen Aufbauorganisation und Ablauforganisation Üblicherweise visualisiert man in der Praxis die organisatorischen Sachverhalte in einem Organigramm. Dieses gibt Auskunft über die Verteilung betrieblicher Aufgaben auf Stellen und Abteilungen, die hierarchische Struktur der Organisation und der Weisungsbeziehungen und die Einordnung von Leitungshilfsstellen. Abbildung 6: Beispiel für ein Organigramm Worauf es ankommt • • • Eine Überreglementierung kann die Dynamik eines Unternehmens zerstören. Kreativität und Motivation sollen erhalten bleiben, trotzdem mit einem gewissen Maß an Strukturen begleitet werden – zuviel Chaos kann lähmend wirken. Der Einbindung der MitarbeiterInnen bei all diesen Fragen kommt eine besondere und wichtige Rolle zu. MitarbeiterInnen empfinden ihre Arbeit nämlich besonders dann als sinnerfüllt, wenn sie sich mit ihren Aufgaben identifizieren und ihre individuellen Potentiale entfalten können. Sie wollen, dass ihre Anregungen gehört werden und sie einen Teil zur Weiterentwicklung des Unternehmens beitragen können. Meist sind sie die besten Experten in Ihrem Aufgabengebiet. Die Gestaltung der Abläufe und der Aufbau des Betriebes sind abhängig von seiner Reife. Bedarf es in der Pionierphase Beweglichkeit und Improvisation, bestimmen nach einiger Zeit Standardisierung, geplante, formalisierte, mechanische und möglichst automatisierte Verfahren die Prozesse. Nach einer gewissen Routine kann die Prozesssteuerung durch die Betroffenen innerhalb von Rahmenvorgaben flexibel selbst geplant werden, später das Prozessdenken sogar ausgeweitet werden, sodass MitarbeiterInnen Prozesse und Abläufe eigenverantwortlich gestalten können. Didaktische Einheit 1.3. Operative Umsetzung 1.3.1. Umsetzungsprozess Nachdem das Fundament des Unternehmens erarbeitet, die Strategie definiert sowie Verantwortlichkeiten und Arbeitsabläufe geregelt wurden, werden in einem nächsten Schritt Ziele und Maßnahmen für einzelne Bereiche festgelegt, Indikatoren zu deren Überprüfung entwickelt und Zuständigkeiten geregelt: • • Ziele beschreiben qualitativ und quantitativ, was das Unternehmen in den kommenden Jahren erreichen will. Maßnahmen sind die konkreten Schritte, die zu tun sind, damit die Strategie umgesetzt, die Unternehmensziele und damit die Vision erreicht werden. Bei der Zielformulierung gilt es folgendes zu beachten: • • • • • • Hohe strategische Relevanz und Qualität der Ziele; Überschaubare Anzahl der Ziele („twenty is plenty“); Beeinflussbarkeit und Erreichbarkeit der Ziele; Eindeutigkeit und Verständlichkeit der Ziele; Ausgewogenes Verhältnis von Kurzfrist- zu Langfristzielen; Ausgewogenes Verhältnis von qualitativen zu quantitativen Zielen. Um letztendlich zu einer stringenten Operationalisierung der Strategie zu kommen, müssen aus den Zielen konkrete Maßnahmen abgeleitet werden. Jedem Ziel sollen ein bis maximal zwei Maßnahmen zugordnet werden. Um die Überprüfbarkeit der Zielerreichung zu gewährleisten, müssen entsprechende Indikatoren definiert werden. Diese können entweder schon in der Vergangenheit berechnet/erfasst worden sein, oder aber sie müssen entsprechend neu erhoben werden. Bei der Auswahl der Performanceindikatoren wird empfohlen, sich an dem aus dem Projektmanagement bekannten SMART Konzept zu orientieren. Getreu dem bekannten Motto „What gets measured gets done.“ sollten Unternehmen darauf achten, auch die Erreichung qualitativer Ziele zu evaluieren. Befragungsmethoden sind dazu häufig ein geeignetes Mittel. Für die Durchführung der Maßnahmen muss es klare Verantwortlichkeiten geben. Idealerweise soll pro Maßnahme nur eine Person zuständig und verantwortlich sein. Das bedeutet natürlich nicht, dass diese Person alle Leistungen die mit dieser Maßnahme verbunden sind allein erbringen muss. Selbstverständlich können die im Nachhaltigkeitsprogramm angeführten Personen in ihren jeweiligen Wirkungsbereichen Aufgaben delegieren. Doch nur diese klare „Eins zu Eins Zuordnung“ von Maßnahmen und Personen ermöglicht ein effizientes Nachhaltigkeitscontrolling, sowie Transparenz und Lesbarkeit des Managementinstruments Nachhaltigkeitsprogramm. Die Überprüfung der Zielerreichung erfolgt durch das Controlling. Sämtliche Kennzahlen die den jeweiligen Zielen zugeordnet wurden, werden in diesem Schritt erhoben bzw. berechnet und einer Auswertung zugeführt. Für ein effizientes Controlling muss eine klare Struktur aller Kommunikations- und Informationsflüsse definiert werden. Die Unternehmensleitung muss festlegen, welche Zahlen, von welchen Personen, in welchen Abständen erhoben und an das Controlling weitergeleitet werden und wie in weiterer Folge der Informationsfluss vom Controlling zu anderen Unternehmensbereichen, insbesondere zur Unternehmensführung, auszusehen hat. 1.3.2. Stakeholdermanagement Der Stakeholder-Ansatz wird der Tatsache gerecht, dass Unternehmen sich nicht ohne ihr gesellschaftliches Umfeld entwickeln und alleine die Herausforderungen des 21.Jahrhunderts bewältigen können – und auch nicht müssen. Um langfristig erfolgreich zu sein, ist vielmehr eine gemeinsame koevolutionäre Entwicklung mit den verschiedenen Anspruchsgruppen erforderlich. Jedes Unternehmen hat Stakeholdergruppen, die sowohl am wirtschaftlichen Erfolg als auch an der Wirtschaftsweise des Unternehmens interessiert sind. Je gezielter Betriebe mit diesen Gruppen in Dialog treten und sich an gemeinsamen Vorteilen orientieren, desto größer und dauerhafter ist der Erfolg. Ein intensiver Austausch mit den Anspruchsgruppen auch positiv auf das Image und das Innovationspotential des Unternehmens aus. Abbildung 7: Stakeholderprinzip - Betrieb und Umfeld entwickeln sich gemeinsam Als Anspruchsgruppen gelten alle Personengruppen, die in irgendeiner Weise mit dem Unternehmen verbunden sind. Je nach Unternehmen können die folgenden Gruppen wichtige Stakeholder sein: • • • • • • • • • • • • • Unternehmenseigentümer; Unternehmersfamilie; Mitarbeitende (z. B. mit dem Anspruch auf Beschäftigung, Entlohnung und Sicherheit); Kunden (z. B. mit dem Anspruch auf Qualität und Zuverlässigkeit); Lieferanten (z.B. mit dem Anspruch auf termingerechte Bezahlung und langfristige, ehrliche Kooperation); Mitbewerber; Medien; Nachbarn; Banken; Öffentlichkeit (z. B. mit dem Anspruch auf schonenden Umgang mit der Natur); Politik, Verwaltung; Regionale Partner; Interessensvertretungen. Die Stakeholdereinbindung zahlt sich aus. Das Bild, das die Öffentlichkeit vom Unternehmen hat, bekommt klarere Konturen und umgekehrt erhält das Unternehmen wertvolle Informationen darüber, wie die Stakeholder den Betrieb sehen, was sie von ihm erwarten und was sie gegebenenfalls bereit sind für das Unternehmen zu tun. Durch die Einbindung von Anspruchsgruppen kann das Unternehmen etwa Antworten auf die folgenden Fragen erhalten und diese für das eigene Unternehmen gewinnbringend einsetzen: • • • Welche Bedürfnisse, Werte und Sehnsüchte haben unsere Stakeholder? Wie können diese (heterogenen) Bedürfnisse in Produkten umgesetzt werden? Wie kann man im gemeinsamen Lernprozess Veränderungen in Produktions- und Konsummustern adressieren (Bewusstseinsbildung für Nachhaltigkeit)? Worauf es ankommt • • • • • • • Ein Unternehmen muss sich im Klaren sein, dass die Stakeholdereinbindung Zeit und Kapazität in Anspruch nimmt. Alle Zielgruppen sind wichtig. Der Stakeholder-Dialog beginnt bei den Mitarbeitenden. Die unmittelbaren regionalen Stakeholder einbinden. Nicht mit Projekten/Produkten beginnen, sondern zuerst im Grundsätzlichen annähern. Stakeholderdialoge regelmäßig vorsehen (keine Eintagsfliegen!). Durch kluges (Innovations-)Management sicherstellen, dass Anregungen von außen aufgegriffen und umgesetzt werden. 1.3.3. Nachhaltigkeitsbericht und Innovation Nachhaltigkeitsbericht Nachhaltigkeitsberichte entstanden als Weiterentwicklung der in den 1990er Jahren von Unternehmen veröffentlichten Umweltberichte. Sie stellen die Tätigkeiten und Leistungen des Unternehmens im Hinblick auf die nachhaltige Entwicklung dar. Sie greifen die wichtigsten Themengebiete der Nachhaltigkeit auf: Ökonomie, Ökologie und Soziales. Der Nachhaltigkeitbericht ist neben dem Geschäftsbericht ein wichtiger Bestandteil der Informationspolitik des Unternehmens. Folgende Fragen können unter anderen thematisiert werden: • • • • • Was sind die aktuellen und zukünftigen ökologischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Chancen und Risken (global bis lokal)? Welche Aufgabe hat das Unternehmen in der Gesellschaft und wie kommt es dieser nach? Welche Chancen und Gefahren kommen auf das Unternehmen zu? Wie steht das Unternehmen mit seiner Region in Verbindung? Welche Ziele des Nachhaltigkeitsprogramms wurden in welcher Qualität erreicht? Innovation Innovationen beschränken sich keineswegs auf technische Erneuerungen sondern können sehr vielgestaltig sein. Die Herausforderungen des 21.Jahrhunderts bringen vor allem auch organisatorische, ökologische und soziale Innovationen hervor. Nachhaltige Innovationen zeichnen sich dadurch aus, dass sie zu einer intelligenten Verknüpfung von Wirtschaft, Gesellschaft und Ökologie beitragen und Bedürfnisse auf ganz neue Art und Weise erfüllen. Nur so kann Lebensqualität für alle unter Einhaltung ökologischer Grenzen erreicht werden. Leider kann man Innovationen nicht auf Knopfdruck einschalten, zumal nicht bekannt ist wie eine Organisation aussehen sollte damit kreatives Arbeiten und innovative Handlungen eintreffen. Einziger Konsens herrscht dahingehend, dass mit zunehmendem Grad der formalen Strukturiertheit und der Enge des vorgegebenen Rahmens die Innovationsfähigkeit abnimmt. Vize versa ist anzunehmen, dass durch die Schaffung von Freiräumen für die Mitarbeiter deren kreative Potentiale erschlossen und nachhaltige Innovationen induziert werden. Didaktische Einheit 1.4. Kompetenzen und Führungsfähigkeit des Unternehmers 1.4.1. Führungsstil Besonders in KMUs ist der Erfolg des Unternehmens wesentlich von der Führungsfähigkeit der Gründer, Eigner und Führungskräfte abhängig. Dabei geht es nicht nur darum, an das Unternehmen zu glauben, sich zu engagieren und den ökonomischen Erfolg zu sichern. Er/SieDie Führungskraft muss die Werte des Unternehmens im Alltag glaubwürdig vorzuleben sowie im Sinne des Unternehmensleitbildes handeln. Ziel jeder Führungskraft sollte es unter anderem sein, die MitarbeiterInnen zur Selbstverantwortung aufzufordern, sie in ihren Stärken und Potentialen zu heben um so die Energie zur Verwirklichung der Unternehmensvision zu bündeln. Unternehmer und Unternehmerinnen glauben an ihre persönliche Vision und wagen es, in sich häufig verändernden und riskanten Situationen Entscheidungen zu treffen. Grundsätzlich lassen sich in einem Führungsmodell bzw. einer Führungskonzeption drei Hauptaspekte unterscheiden: • • • Managementphilosophie; Führungsstil; Führungstechniken. Unter Managementphilosophie sind die generelle Grundauffassung bzw. Grundannahmen und Grundwerte zum Menschen, zur Welt, zur Arbeit etc. zu verstehen. Als Führungsstil wird einerseits die innere Haltung und die Einstellung der Führungskraft den MitarbeiterInnen gegenüber bezeichnet und andererseits das soziale Klima nach außen hin. autoritär patriarchalisch beratend kooperativ Vorgesetzte Vorgesetzte Vorgesetzte Vorgesetzter Die Gruppe Die Gruppe Die Gruppe rentscheidet und ordnet rentscheidet ; ist aber rentscheidet ; er gestattet informiert seine entwickelt Vorschläge; aus entscheidet, nachdem entscheidet, der an; die bestrebt die jedoch Untergebenen der Zahl der der Vorgesetzte Untergeben en führen Untergeben en von Fragen zu seinen über seine Untergebenen gemeinsam gefundenen und Vorgesetzte zuvor das fungiert nur als aus, ohne zu seinen Entscheidun Entscheidun gen, um über seine beabsichtigten akzeptierten möglichen Problem aufgezeigt Koordinator nach innen hinterfragen gen zu überzeugen durch deren Beantwortu Entscheidung en; die Problemlösunge n entscheidet und die Grenzen und nach aussen bevor er sie ng deren Untergebenen sich der des anordnet; die Akzeptierun g zu haben die Möglichkeit Vorgesetzte für die von ihm Entscheidun gsspielraum Untergeben en können erreichen ihre Meinung zu äußern, favorisierte Lösung es festgelegt Rückfragen stellen und bevor der Vorgesetzte führen aus die endgültige partizipativ demokratisch hat Entscheidung trifft Tabelle 4: Führungsstile Jeder Führungsstil bewirkt andersartige Reaktionen bei den MitarbeiterInnen. So löst autoritäre Führung beispielsweise auf längere Frist entweder Unterwerfung oder Widerstand aus, ein Laisser-fair-Stil kann bei unreifen MitarbeiterInnen zu Unsicherheitsgefühlen führen. Ein besonders nachhaltiger Führungsstil • • • • • • • ermöglicht und sichert nachhaltiges Lernen; sichert Erfolg auch langfristig; ermöglich das Führen bzw. Leiten von Mitarbeitern oder eines Teams; befasst sich mit sozialer Gerechtigkeit; entwickelt Human- und materielle Ressourcen statt diese lediglich auszuschöpfen; entwickelt umweltbezogene Vielfalt und Kapazitäten; engagiert sich aktiv für die Umwelt. 1.4.2. Führungstechniken Unter Führungstechniken werden ganz konkrete Gestaltungsregeln für das Führungsverhalten und den Gebrauch eines Instrumentariums für das Führen verstanden. Sie haben zum Ziel, konkrete Handlungshilfen zur Bewältigung von Problemen im Arbeitsalltag zu bieten. Zu den Führungstechniken zählen die folgenden Methoden: • • • • • wie man MitarbeiterInnen Managementphilosophien näher bringen kann; wie man Ziele setzen und so formulieren kann, dass sie für weitere Entscheidungen und Handlungen praktisch wirksam werden; wie man Aufträge zu erteilen und Verantwortung zu übertragen hat; wie man bei der Ausführung der Arbeit Hilfe leisten kann; wie die Durchführung zu kontrollieren ist. Die meisten Führungstechniken sind einer bestimmten Managementphilosophie entflossen, sodass diese bei der Anwendung der Techniken immer mit übertragen wird. Die gebräuchlichsten Führungstechniken sind: • • • • • • Management Management Management Management Management Managament by by by by by by ideas: Leitbildorientiertes Führen; breakthrough: Durchbruchorientiertes Führen; objectives: Führen durch Zielvereinbarung; delegation: Führen durch Deligieren; exception: Führungseingriff im Ausnahmefall; system: Führen durch Systemsteuerung. Gerade bei UnternehmerInnen, die im Handwerkssektor oder generell in KMUs tätig sind kann das Gefühl aufkommen, mit zahlreichen Entscheidungen auf sich alleine gestellt zu sein. Dies muss nicht so sein, denn moderne Führungskräfte machen sich nicht alleine auf den Weg. Vielmehr öffnen sie sich für ihr Umfeld. Sie tauschen sich mit unterschiedlichen Anspruchsgruppen aus, hören ihnen aufmerksam zu und refektieren ihre Ansichten und Meinungen. Dadurch werden die UnternehmerInnen nicht nur persönlich gestärkt, sondern stärken auch ihre Legitimität („licence to operate“). Zusammenfassung Modul 1 Für die Zukunftsgestaltung von Gesellschaft und Wirtschaft kommt der Orientierung am Konzept der „Nachhaltigen Entwicklung“ eine besondere Bedeutung zu. Nachhaltigkeit gilt als die entscheidende Orientierung für eine zukunftsfähige, auf lange Sicht für alle Menschen tragfähige, globale Entwicklung. Integrierte Ziele der Nachhaltigkeit sind wirtschaftliche Prosperität, intakte Umwelt und sozialer Zusammenhalt. Eine Nachhaltige Entwicklung erfordert auch und insbesondere nachhaltig exzellent wirtschaftende Unternehmen (Englisch „Sustainable Management“). Dies bedeutet, dass Unternehmen integriert und ausgewogen ökonomische, ökologische und soziale Aspekte in ihren Handlungs- und Entscheidungsrahmen einbeziehen. Eine Orientierung am Leitbild der Nachhaltigen Entwicklung stellt Unternehmen und insbesondere die vielen KMU im Handwerksbereich vor eine Reihe von neuen Herausforderungen. Gleichzeitig können diese neuen Herausforderungen aber auch in neue (Markt-)Chancen umgewandelt werden, wenn frühzeitig die richtigen Managementstrukturen geschaffen und geeignete „Management Skills“ entwickelt werden. Zu diesen Management Skills gehören die Diskussion des Themas „Werte“, die Entwicklung einer geeigneten „Unternehmensvision“ und eines geeigneten „Unternehmensleitbild“ sowie die Ableitung einer „Unternehmensstrategie“ und der Aufbau einer entsprechenden „Unternehmensstruktur“ (strategische Elemente). Wichtige operative Elemente in diesem Zusammenhang sind: Die Verabschiedung eines „Umsetzungsprogramms“, die Umsetzung eines „Stakeholdermanagements“, das Verfassen eines „Nachhaltigkeitsberichtes“ und das Beschäftigen mit dem Thema „Innovation“. Weitere, wichtige Elemente sind die „Kompetenzen und Führungsfähigkeit des Unternehmers“ („Führungsstil“ und „Führungstechniken“). Eine der wichtigsten Fragen für Unternehmen und Handwerksbetriebe in der modernen Wirtschaftswelt ist: Wie können Umweltaspekte und soziale Ziele effektiv in Management-Prozesse integriert werden und wie lässt sie sich dieses möglichst mit wirtschaftlichen Vorteilen verknüpfen? Das Modul 1 geht dieser Frage nach und behandelt die wichtigsten Elemente unter der Überschrift „Allgemeines Management“. Modul 2. Finanzwirtschaft Didaktische Einheit 2.1. Allgemeine Einführung: Begriffe und Definitionen 2.1.1. Einführung in die Betriebswirtschaft Ein Unternehmen ist eine Organisation, die den Zweck hat, die Bedürfnisse ihrer Kunden zu befriedigen und daraus möglichst einen Gewinn zu erwirtschaften. Den Kundenbedürfnissen kann entweder mit Produkten oder Dienstleistungen entgegengekommen werden. Die daraus erwirtschafteten Einnahmen sollen einerseits die getätigte Investition decken und andererseits den künftigen Bestand der Organisation sichern. Das mag etwas verwirrend klingen, aber wenn man sich näher damit beschäftigt, beginnt das Ganze Sinn zu ergeben. Beispiel: Angenommen, Sie möchten ein Unternehmen zur Erzeugung von Glasgravuren gründen, so stehen zwei wichtige Fragen an: 1. Besteht am Markt die Bereitschaft, für das Gravieren von Glas zu bezahlen? Und, angenommen es gibt eine grosse Nachfrage: 2. Welche Geräte und Werkzeuge werden dafür benötigt und welche Kosten entstehen daraus? Die Beantwortung dieser Fragen soll klären, ob die möglichen Einnahmen aus der Tätigkeit die dafür benötigten Investitionen abdecken und ob daraus ein Gewinn erzielt werden kann. Es würde schließlich keinen Sinn ergeben, ein Unternehmen zu führen, das Verluste erzielt. Ein Unternehmen versteht sich als Organisation, welche Kundenbedürfnisse entweder mit Produkten oder Dienstleistungen befriedigt und welche ihre Zukunft durch die daraus erzielten Gewinne absichert. Der Geschäftserfolg liegt in der effizienten Zufriedenstellung von Kundenbedürfnissen oder anders ausgedrückt: Kein Bedarf, keine Kunden. Keine Kunden, kein Geschäft. In anderen Worten, selbst wenn Sie die besten Glasgravuren der Welt herstellen, aber niemand bereit ist, auch dafür zu bezahlen, haben Sie keinen Nutzen, sondern höchstens einen Verlust. Einen wichtigen Faktor bildet dabei der für Ihr Produkt oder Ihre Dienstleistung veranschlagte Preis. Ist dieser zu hoch, könnte er Kunden abschrecken; ist er zu niedrig, kann es sein, dass Sie keinen Gewinn machen. Jedes Unternehmen hat Ausgaben, die vom Verkaufserlös abgedeckt sein sollten. Die Ausgaben können in drei Hauptgruppen unterteilt werden: • • • Kosten, die sich aus dem Produkt oder der Dienstleistung ergeben (materielle Ressourcen). Kosten für Kredite oder Geldaufnahme (finanzielle Ressourcen). Kosten die sich aus durch Mitarbeiter durchgeführten Aktivitäten ergeben (personelle Ressourcen). Ein weiterer klarzustellender Begriff ist der Minimalgewinn oder Profit, der durch die Bewertung des Verkaufs und des Verkaufsvertrags (den Verkaufsvorgang) eruiert wird. Der wirtschaftliche Nutzen ist direkt mit dem Geschäftsrisiko der Organisation verknüpft: Je größer das Risiko, um so höher der Gewinn. Je höher die Sicherheit, um so niedriger der Gewinn. Im Falle unseres Glasgravurenunternehmens würde das bedeuten, dass, wenn Sie nicht nur Gravuren anbieten, sondern auch das Glas selbst, Sie beim Verkauf des Glases einen guten Gewinn erzielen könnten. Sofern Sie aber nur Gravuren anbieten, ersparen Sie sich den erhöhten Investitionsaufwand in das eventuell nicht leicht verkäufliche Produkt. Das Risiko ergibt sich daraus, dass das Unternehmen in einem freien Wettbewerbsumfeld agiert, wobei seine Tätigkeit durch folgende Faktoren beeinflußt wird: • • • • • • • Lieferanten als Faktoren der Verfügbarkeit von Produkten und Dienstleistungen, die vom Unternehmen eingesetzt werden. Kunden als Faktoren, die den Bedarf am Produkt oder der Dienstleistung sowie deren Veränderung und Anpassung an dessen Bedürfnisse ausmachen. Mitbewerber als Faktoren, die aufgrund ihrer größeren oder geringen Kapazität den tatsächlichen Kundenbedarf absorbieren. Ersatzprodukte als Elemente, die den Bedarf an den eigenen Produkten oder Dienstleistungen reduzieren oder überholen. Die angeführten Faktoren beeinflussen die Tätigkeit eines Unternehmens, basierend auf folgendem Hintergrund: Die regulierenden Rahmenbedingungen, gewissermaßen die „Spielregeln“, welche das Unternehmen zu befolgen hat. Die technischen Rahmenbedingungen, die in den meisten Fällen die Handlungsmöglichkeiten des Unternehmens beeinflussen und verändern. Jedes Unternehmen muss selbst beurteilen, wie es durch diese Faktoren beeinflusst wird. So eine Beurteilung gehört zwar nicht zu den täglichen Aufgaben, ist aber dennoch als wichtig zu betrachten, denn Veränderungen nicht bewußt wahrzuhaben, kann mit der Zeit die Zukunft des Unternehmens beeinträchtigen. Verzagen Sie nicht, sollte das alles noch etwas zu akademisch klingen. Am Ende dieser Lerneinheit werden wir Sie ersuchen, zu diesem Teil zurückzukehren, und Sie können sich selbst von dessen Sinn überzeugen. Didaktische Einheit 2.2. Kostenrechnung 2.2.1. Aufwendungen und Kosten Grundsätzlich hat jedes Unternehmen das Ziel, den Bedarf eines Kunden zu befriedigen, indem es diesem ein Produkt oder eine Dienstleistung zu einem höheren Preis verkauft, als dessen Erzeugung oder den Ankauf gekostet hat. Kaufen wir z.B. ein Produkt um € 6,- und verkaufen es um € 10,-, so erhalten wir einen Gewinn von € 4,- für jedes verkaufte Stück. Verkauf – Kosten = Gewinn 10 € - 6 € = 4 € In diesem Handelsvorgang müssen wir das Produkt erst einkaufen, bevor wir es verkaufen können: Verkäufe führen zu Einnahmen Einkäufe führen zu Ausgaben Um Produkte auf den Markt zu bringen, bedarf es üblicherweise zusätzlicher Aufwendungen, die den täglichen Geschäftsablauf erst ermöglichen. Wenn zum Beispiel Geschäftsräume angemietet werden, gehören diese Aufwendungen nicht direkt zu den Kosten des Produkts, das an den Kunden verkauft wird. Sehen wir uns die Studie eines Lederhandwerkers an, der Gürtel verkauft und dafür Folgendes tun muss: • Er kauft Rohmaterial (Leder, Schnallen) von verschiedenen Lieferanten zu, folglich betrachten wir die daraus entstehenden Ausgaben als Kosten. • Er verkauft die Gürtel in seinen eigenen Räumlichkeiten. Einerseits entstehen Produktkosten in Form der Schnallen und des Leders, andererseits gibt es Aufwendungen, die mit dem Betriebsgebäude zu tun haben - wie für Miete, Strom, etc. Die Kosten ergeben sich hauptsächlich als Folge des Produkts, während die Aufwendungen mit den wirtschaftlichen Bemühungen um den Verkauf des Produktes oder der Dienstleistung zu tun haben. Zusammenfassend können wir also sagen, dass die Berechnung der Kosten für die Unternehmensführung wesentlich ist. Kostenrechnung ist sowohl für die Produktplanung und den Produktionsprozess, als auch für die Unternehmensführung und Preisfestsetzung wichtig. Kosten und Aufwendungen können entsprechend deren jeweiliger Rolle im Unternehmen definiert werden: • • • • Produktionskosten sind alle jene Kosten, die anfallen, wenn bestimmte Güter aus anderen (Roh- und sonstige für die Produktion erforderliche Materialien) erzeugt werden. Vertriebsaufwendungen sind Kosten, die beim Verkauf von Waren und Dienstleistungen entstehen. Dazu gehören Löhne und Lohnnebenkosten der Mitarbeiter im kaufmännischen Bereich, Verkaufsprovisionen oder Aufwendungen für Werbung und Öffentlichkeitsarbeit. Verwaltungskosten sind Kosten, die zur Führung des Unternehmens notwendig sind. z.B. Gehälter und Sozialabgaben für Mitarbeiter im Verwaltungs- und allgemeinen Bereich, Expertenhonorare, Aufwendungen für Büromieten, Büroartikel, etc. Finanzierungskosten sind Kosten die mit der Beschaffung von Geldmitteln verbunden sind. z.B. Kreditspesen, Zinsen, Bankspesen und Steuern, die mit Finanztransaktionen zu tun haben. Diese Aufgliederung oder Unterscheidung ist notwendig, um Planungs- und Führungsanalysen durchzuführen. Ausgaben sind mit verschiedenen Kostenvariationen je nach deren Produktionsstufe verknüpft. Fixkosten Unabhängig von der Produktionsstufe oder vom Verkauf gibt es Fixkosten wie Gehälter, Maschinen, Mieten des Firmenareals, Steuern etc. Diese Kosten fallen auch ohne Produktion und unabhängig vom Umsatz an. Variable Kosten Variable Kosten hängen von der Produktionstätigkeit und vom Verkaufsvolumen des Unternehmens ab. Dazu gehören Rohmaterialien, direkte Lohnkosten, Stücklohn, Verpackung, Verkaufsprovision, Rabatte etc. Ein Unternehmen muss seine Kostenstruktur kennen, da diese sowohl für die Produktplanung und den Produktionsprozess als auch für die Unternehmensführung und Preisgestaltung maßgebend ist. Besteht z.B. der Hauptanteil der Ausgaben aus Fixkosten, so ist das Unternehmen nicht so abhängig von den Preisen der Produktbestandteile. Sollten sich die meisten Ausgaben aber aus variablen Kosten zusammensetzen, wird die Firma sehr stark von Preisveränderungen seiner Produktbestandteile beeinflusst werden. 2.2.2. Kosten und Break-even-Point Viele traditionelle Händler stellen sich die Frage: „Wieviel wird es mich kosten, mein Geschäft in Gang zu halten?“ Diese typische Frage spiegelt die übliche Ungewissheit wider, die in vielen kleinen Unternehmen vorhanden ist. Kleinunternehmer wissen, dass Sie verkaufen müssen, sie wissen, dass ihre Verkaufseinnahmen höher als die Kosten sein müssen, aber ihnen ist oft nicht bewusst, wie viel sie verkaufen müssen, um eine Kostendeckung zu erreichen. Sie kennen ihre Mindestverkaufsmengen nicht. Der „Break-Even-Point”, auch Kostendeckungspunkt, Gewinnschwelle oder Rentabilitätsgrenze genannt, ist ein Werkzeug des Rechnungswesens, mit dem man den Punkt berechnen kann, an dem Verkaufseinnahmen und Kosten auf einem Gleichstand sind. Den Break-Even-Point (BP) kann man mit folgender Formel berechnen: Dabei gilt: Fixkosten = Gesamtbetrag aller über ein Jahr anfallenden Fix- oder Betriebskosten % der variablen Kosten = Prozentsatz der Verkaufserlöse und der über ein Jahr anfallenden variablen Kosten. Also besteht unsere erste Aufgabe darin, die Höhe unserer Ausgaben zu erkennen. Ziehen wir unser Glasgravurenunternehmen als Beispiel heran: Fixkosten: Miete: 600€ x 12 Monate = 7.200€ Strom: 50 € x 12 Monate = 600€ Gehälter: 2.000€ x 12 Monate = 24.000€ Wasser: 25€ x 12 Monate = 300€ Feuerversicherung: 500€ pro Jahr = 500€ Müllabfuhr: 400€ pro Jahr = 400€ Gesamte Fixkosten = 33.000€ Wie Sie sehen, sind die Fixkosten einfach zusammenzustellen. Vergessen Sie aber nicht die verschiedenen Anlässe und Dienste, die Kosten verursachen. Das eigene Gehalt als Fixaufwand zu betrachten, beruht auf dem Prinzip, dass sich Tätigkeiten nicht von selbst erledigen, sondern von jemandem ausgeübt werden müssen. Kann der Eigentümer/die Eigentümerin die verschiedenen Aufgaben nicht selbst ausüben, ist jemand anzustellen, der/die sie an seiner/ihrer Stelle übernimmt. In diesem Fall wäre das Gehalt des Mitarbeiters zu den Ausgaben zu zählen. Führt also der Eigentümer / die Eigentümerin die Aufgaben selbst durch, ändert sich am Prinzip der Kosten nichts. Variable Kosten: Die Kosten, die als variabel zu betrachten sind, wären Farben oder sonstige Materialien, die während des Graviervorgangs eingesetzt werden. Beträgt der Preis für die Gravur eines Glases €20,- und die Materialkosten dafür betragen rund €1,-. Die variablen Kosten kommen also auf €1,- aus €20,- bzw. auf 5%. Mit diesen Angaben können wir die oben angeführte Formel wie folgt anwenden: Nimmt der Unternehmer also 34.737€ jährlich ein, so hat er / sie alle Kosten gedeckt. Die Rechnung kann überprüft werden, indem man die Differenz zwischen den Einnahmen und Ausgaben errechnet. Da der Kostendeckungspunkt äußerst wichtig ist, fassen wir das Ganze mit einer weiteren Erklärung zusammen: Versuchen Sie herauszufinden, wieviel Sie in Ihrem Unternehmen verkaufen müssen, um Ihre Kosten zu decken. Die variablen Kosten sind im Produkt, das Sie verkaufen oder in der Dienstleistung, die Sie anbieten enthalten. Daher werden Sie, sofern der Verkaufspreis höher ist als die variablen Kosten, beim Verkauf einen Gewinn erzielt haben. Entspricht die Summe der über das ganze Jahr gemachten Gewinne den bezahlten Fixkosten, so haben Sie den Break-Even-Point erreicht. 2.2.3. Produkt-Break-even-Point Wie wir im letzten Kapitel gesehen haben, ist es möglich, das Mindestverkaufsvolumen zu berechnen, das eine Firma benötigt um Gewinne zu erzielen. Auf der gleichen Basis können wir den Verkaufspreis eines Produktes oder einer Dienstleistung berechnen. Es gibt einen Einheitspreis, bei dem Kosten und Verkaufserlös gleich sind und somit kein Gewinn erzielt wird. Dieser unterste Preis wird als Produkt-Break-Even-Point (PBP) bezeichnet. Zur Berechnung verwendet man eine ähnliche Formel wie oben: Direkte Produktionskosten sind: • • Kosten für verwendetes Material Lohnkosten für die direkt mit der Produktion beschäftigten Mitarbeiter Die Materialkosten ergeben sich aus der Gesamtsumme aller Kosten der einzelnen Produktbestandteile. Allgemeine Fertigungskosten (AFK) sind alle weiteren Kosten, die im Produktionsprozess anfallen, aber nicht direkt dem Produkt zugeordnet werden, da sie keine Produktbestandteile bilden, wie z.B. Strom- oder Energieaufwand. Wenn für unser Glasgravurenunternehmen den Kostendeckungspunkt des Produkts berechnen wollen, müssen wir erst den Materialaufwand kennen. Wie oben gehen wir von einem Materialeinsatz von rund € 1,- aus. Die direkten Lohnkosten herauszufinden ist schon etwas kniffeliger. Da die Berechnungen für ein Kleinunternehmen etwas einfacher sind, werden wir wie folgt vorgehen, um das Beispiel besser zu veranschaulichen: Zuerst müssen wir herausfinden, wieviel Umsatz wir durchschnittlich pro Tag benötigen, um das Unternehmen durch Erreichen des Break-Even-Points aufrecht zu erhalten. Gehen wir von 220 Arbeitstagen im Jahr aus, teilen wir den Kostendeckungsbetrag durch diese Anzahl: Sobald wir wissen, wieviel wir durchschnittlich pro Tag einnehmen müssen, können wir diesen Betrag durch die Anzahl der Arbeitsstunden teilen: Nehmen wir an, dass wir pro Stunde zwei Gravuren durchführen können, ist es dennoch unwahrscheinlich, dass wir 100% Auslastung haben werden, da uns kaum täglich ununterbrochen Kunden aufsuchen werden. Eine relativ optimistische Annahme ist eine 50% Auslastung, was bedeutet, dass wir pro Stunde ein Glas gravieren müssen, um ein Einkommen zu erwirtschaften. In dem Fall müssten wir pro Gravur € 19,73 verrechnen. Da wir die Materialkosten bereits inkludiert haben (siehe 5% oben), müssten wir diese lediglich abziehen, um die direkten Lohnkosten zu erhalten: € 18,73. Wir nehmen weiters an, dass die allgemeinen Fertigungskosten lediglich einen kleinen Teil, sagen wir 2%, ausmachen, dann erhalten wir folgendes Ergebnis: Herstellungspreis Die Preiskalkulation, auch als ‘Pricing’ bezeichnet, ist eine der wichtigsten Haupttätigkeiten, die sie als Unternehmer durchzuführen haben. Die Preiskalkulation eines Produkts bedeutet alle fixen und alle variablen Kosten, die mit der Herstellung eines Artikels oder einer Dienstleistung im Zusammenhang stehen, zu identifizieren, damit der genaue Preis zur Vermarktung des Produkts bestimmt werden kann. Zuerst benötigen Sie den Herstellpreis – die Kosten, die Sie haben, um das Produkt oder die Dienstleistung herzustellen. Bei Kleinunternehmen kann man hier grundsätzlich vom Break-Even-Preis des Produkts ausgehen, auf den eine bestimmte Marge aufgeschlagen wird. Verkaufspreis Der Verkaufspreis (VP) ist jener Preis, den der Kunde für Ihr Produkt oder Ihre Dienstleistung bezahlen soll. Der Verkaufspreis ergibt sich aus der Summe aller Herstellungskosten, aller Vermarktungskosten, allgemeinen Kosten und der Nettoverkaufsspanne: VP = Produktionskosten + Vermarktungskosten + allgemeine Kosten + Gewinnspanne Didaktische Einheit 2.3. Unternehmensgründung 2.3.1. Wettbewerbsvorteil und USP In der Wirtschaft gibt es kein Vakuum. Wenn Konsumenten einen Bedarf haben, gibt es immer eine Dienstleistung oder einen guten Lieferanten dafür. Mit großer Wahrscheinlichkeit werden Sie in einem hoch konkurrenzbetonten Umfeld agieren. Um ein Unternehmen gut zu führen, muss man einen Vorteil oder besonderen Nutzen für sein Produkt oder seinen Leistung finden. Wir nennen diesen den Wettbewerbsvorteil. Wenn Sie Ihr Unternehmen gründen, gilt es, vorrangig Ihren Wettbewerbsvorteil herauszuarbeiten, denn dieser kann Ihnen garantieren, dass Sie den Kundenbedarf auf eine Art und Weise befriedigen, aufgrund derer der Kunde gerne bei Ihnen kauft und Sie wiederum entsprechende Umsätze lukrieren. Es gibt viele Wege, diesen Vorteil zu erzielen. Einige davon sind untenstehend aufgeführt: A. Einzigartigkeit Wenn Sie ein einzigartiges Produkt oder eine einzigartige Dienstleistung anbieten, haben Sie einen großen Vorteil, weil kein anderer gleiches anbietet und der Kunde, sofern er einen Bedarf hat, automatisch zu Ihnen kommt. Ein einzigartiges Produkt zu verkaufen, ist ideal, es birgt aber das Risiko, dass es keiner benötigt. Die erfolgreichsten Produkte oder Dienstleistung in der Geschichte der Menschheit sind die einzigartigen, aber es gibt auch keinen sichereren Weg in den Bankrott, wenn kein Kunde an Ihrem Produkt Interesse zeigt. B. Preis Der Preis ist unumstritten der beste Weg, sich einen Wettbewerbsvorteil zu sichern. Wegen des Preiszettels werden die meisten Kaufentscheidungen getroffen. Wenn Sie daher den besten Preis bieten können, garantiert Ihnen diese Tatsache meistens Kunden. C. Qualität Ein anderer wirkungsvoller Weg, sich einen Wettbewerbsvorteil zu sichern, besteht darin, eine bessere Qualität als die Mitbewerber anzubieten. Kunden sind meistens bereit, ein bißchen mehr für ein qualitativ besseres Produkt oder eine bessere Dienstleistung zu bezahlen. D. Balance zwischen Preis und Qualität Die Ausgewogenheit zwischen Preis und Qualität bildet ebenfalls ein wichtiges Argument. Sie haben vielleicht weder das billigste noch das beste Produkt, aber sofern es von guter Qualität ist und einen guten Preis hat, haben Sie gute Chancen, dass der Kunde Sie als Anbieter auswählt. E. Standort Ihre potentiellen Kunden müssen Sie erreichen können. Wenn Sie es Ihnen leichter machen, haben Sie eine bessere Chance, als Anbieter oder als Erzeuger aufzutreten. F. Werbung Ihre potentiellen Kunden müssen wissen, was Sie anzubieten haben. Es gibt viele verschiede Arten zu werben; sie können z.B. direkt, indirekt, aggressiv, passiv, regional, etc. werben. Es ist eine der ältesten Geschichten der Welt, dass jemand ein ausgezeichnetes Produkt hat, die Werbung dafür aber erbärmlich ist. Oft hat jemand, der zwar über ein schlechteres Produkt verfügt, aber die bessere Werbung betreibt, viel größeren Erfolg. G. Customer relations/ Service (Kundendienst) Es ist durchaus möglich, dass einige Kunden deshalb zu Ihnen kommen, weil sie mit dem Umgang, den Sie mit Ihnen pflegen, zufrieden sind. Dienstleistung, eine persönliche Note und soziale Kontakte sind Bereiche, in die Sie eventuell Zeit und Geld investieren sollten. H. Anwendung neuer Medien Je nach Art Ihres Unternehmens können Sie sich verschiedener technischer Innovationen (neue Medien) bedienen. So können Sie z.B. Kunden über E-Bay erreichen, soziale Kontakte über Facebook aufbauen oder über E-Mail ansprechen (in einigen Ländern wie Österreich nur mit Zustimmung des Adressaten erlaubt). Welche Option Sie auch anwenden, sie kann für Ihr Unternehmen ausschlaggebend sein; keines der neuen Medien sollte deshalb unterschätzt werden. Selbstverständlich gibt es zahlreiche andere Methoden, mittels derer Sie Ihren Wettbewerbsvorteil wahren können und keine sollte übersehen oder ignoriert werden. Je mehr Vorteile Sie nachweisen können, desto besser. Einige Vorteile sind direkt mit dem Preis verknüpft. Wollen Sie Ihr Geschäft z.B. in guter Lage ansiedeln, müssen Sie meistens eine höhere Miete bezahlen, was wiederum Ihre Gewinnspanne schmälert. Idealerweise bieten Sie in bester Lage das preiswerteste Produkt in höchster Qualität mit ausgezeichneter Dienstleistung an. Es ist allerdings ziemlich schwierig, alle diese Merkmale auf einmal zu erreichen und gleichzeitig noch ein rentables Unternehmen zu führen. Deshalb kommt es darauf an, die für Ihr Produkt und Ihren Markt idealen Vorteile auszuwählen, Ihre Break-Even-Point Analyse ständig zu überprüfen und schließlich sicherzustellen, dass der Gewinn die mit den gewählten Vorteilen verbundenen Kosten übertrifft. 2.3.2. Finanzierung Teil 1: Finanzierungsformen Jedes Unternehmen benötigt Ressourcen, um seine Leistung zu sichern. Tätigkeiten, die mit der Beschaffung finanzieller Mittel in Zusammenhang stehen, bezeichnen wir als Finanzierungsaufgaben. Unter Finanzierung verstehen wir die Beschaffung finanzieller Mittel (Gelder), mit denen die für ein Unternehmen notwendigen Ausgaben und die für seine Weiterentwicklung notwendigen Investitionen bezahlt werden können. Geld ist daher als Mittel und nicht als Ziel zu betrachten. Wenn es darauf ankommt, die geeignetsten Mittel zu Finanzierung auszuwählen, sollten die damit verbundenen Kosten, die Rückerstattungsdauer (Zeitraum, über den geliehenes Geld zurückbezahlt werden muss) und der Zweck der Finanzierung erwogen werden. Es gibt zwei Formen der Finanzierung, die • • Eigenfinanzierung Fremdfinanzierung A. Eigenfinanzierung Unter Eigenfinanzierung versteht man Geldmittel, die entweder dem Unternehmen oder dessen Eigentümern gehören. Sie bedingt keine zusätzlichen Kosten mit Ausnahme der Gewinnverteilung oder -Ausschüttung an die Eigentümer. Die gängigsten Formen der Eigenfinanzierung sind: • • • • Ressourcen, die durch Beiträge der Eigentümer entstehen. Zuschüsse für die Eigenfinanzierung und öffentliche Unterstützung (Förderungen). Stärkung der Eigenfinanzierung (Bildung von Rücklagen, Reserven). Aufrechterhaltung der Eigenfinanzierung (Bildung von Reserven für Abschreibungen und Bereitstellungen). Interne Finanzierungsquellen sind auch unter dem Begriff ‚interne Ressourcen‘, nicht abrufbare Verbindlichkeiten oder Nettokapital bekannt . Eigenkapital Das Eigenkapital ist der Geld- oder Warenwert, der in ein Unternehmen eingebracht wird und dort gebunden bleibt. Das Eigenkapital wird in der Bilanz berücksichtigt und wird, je nach den handelsrechtlichen Bestimmungen eines Landes, festgelegt. Öffentliche Subventionen und Förderungen Subventionen sind nicht-refundierbare Zuschüsse zur Erreichung eines bestimmten Ziels. Es gibt weitere Arten wirtschaftlicher Förderungen wie z.B. Beihilfen und Freibeträge für Sozialversicherungsbeiträge, Steueraufschübe und Aufschübe anderer Zahlungen, sogenannte Soft-Loans (Kreditfinanzierungen mit speziellen Vergünstigungen), finanzielle Subventionen, Förderungen für die Schaffung von sicheren Arbeitsplätzen oder zur Verbesserung der Infrastruktur etc. Diese Formen der Förderung sind deshalb attraktiv, weil sie nicht mit Finanzierungskosten verbunden sind und nicht zurückbezahlt werden müssen. Diese Form von Finanzierung ist abhängig von der geschätzten budgetären Verfügbarkeit und basiert auf verschiedenartigen wirtschaftlichen Analysen. Reserven Rücklagen werden aus Gewinnen, die nicht ausbezahlt /verteilt wurden, gebildet. Sie verbleiben im Unternehmen und werden in der Buchhaltung ausgewiesen. Diese Form der Eigenfinanzierung wird als Thesaurierung (= Ansammlung von Geld und/oder anderen Vermögenswerten/-gegenständen zur Bildung von Reserven) bezeichnet. Reserven für Abschreibungen und Bereitstellungen Sie gestatten es, das Firmeneigentum in Stand zu halten und werden als "Aufrechterhaltung der Eigenfinanzierung" betrachtet. Unter Eigenfinanzierung versteht man Gelder, die dem Unternehmen oder den Personen, aus dem es besteht, gehören. B. Fremdfinanzierung Als Fremdfinanzierung bezeichnet man Geldmittel, die ein Unternehmen von außerhalb des Unternehmens und nicht von dessen Eigentümern erhält. Diese Form der Finanzierung wird für einen bestimmten Zeitraum zur Verfügung gestellt. Sie bedingt Kosten durch Tilgungszinsen, Kreditgebühren und Provisionen. Die gängigsten Formen sind: • • • • • • • • • Anzahlungen und aufgeschobene Zahlungen (Debitoren) Subventionen von öffentlichen oder privaten Organisationen Bankkredite Lieferantenkredite Kontokorrentkredite Wechseldiskontkredit Leasing Mieten Factoring (Forderungszession) Anzahlungen und aufgeschobene Zahlungen Anzahlung. Auf eigenen Konten registriertes Geld, das vom Kunden bereits gezahlt wurde, obwohl noch keine Forderung gestellt wurde oder die Lieferung des Produkts bzw. der Leistung noch nicht stattgefunden hat. Debitoren. Der Verkäufer liefert Waren, obwohl der Zahlungsverpflichtung des Käufers nicht sofort nachgekommen wird. Stattdessen wird eine kurz- oder langfristige Zahlungsvereinbarung zwischen Käufer und Verkäufer getroffen. Der Zahlungsaufschub bedingt finanzielle Kosten oder eine Art Zinsen, die eventuell auch zu den Kosten des Produkts gezählt oder in den Preis eingerechnet werden können. Zu den wichtigen Schuldforderungsformen gehören: a) Der Wechsel. Der Wechsel ist eine gesetzlich geregelte Schuldforderung. Das Dokument wird von einer Person (dem Trassant) ausgestellt. In diesem Dokument fordert der Trassant eine weitere Person (den Bezogenen oder Trassat) auf, einen Geldbetrag an einem bestimmten Datum an einen Dritten (den Begünstigten), auszuzahlen. b) Der Schuldschein. Der Schuldschein ist eine vom Schuldner unterschriebene Bestätigung, die dem Gläubiger als Nachweis für das Bestehen der Schuld dien t. Die Bezahlung der Schuld an einem bestimmten Ort und zu einem bestimmten Zeitpunkt ist schriftlich im Dokument vermerkt. Der Schuldschein unterliegt einer gesetzlichen Regelung. Subventionen von öffentlichen und privaten Organisationen Wirtschaftliche Unterstützung, die sowohl von öffentlichen als auch von privaten Einrichtungen zur Verfügung gestellt werden kann. Refundierbare Subventionen müssen nach einem bestimmten Zeitpunkt zurückbezahlt werden. Meistens entfallen keine oder nur geringe Kosten bei Subventionen die von privaten oder öffentlichen Einrichtungen zur Verfügung gestellt werden, da sie einer viel geringeren Verzinsung als der für Fremdfinanzierung am Markt üblichen unterliegt. 2.3.3. Finanzierung Teil 2: Kredit Kreditaufnahme Ein Kredit oder Darlehen ist meistens mit einer bestimmten Investition verbunden. Bei diesem Vorgang übergibt eine Partei (der Kreditgeber) einer anderen (dem Kreditnehmer) einen bestimmten Geldbetrag. Der Kreditnehmer verpflichtet sich, das entlehnte Geld, sowie einen bestimmten Zinsbetrag als Gegenleistung für die Nutzung des Geldes bis zu einem bestimmten Datum zurückzubezahlen. Diese Vereinbarung wird schriftlich in einem Kreditvertrag festgehalten. Meistens wird vom Kreditnehmer auch eine Sicherstellung des Betrags verlangt. Es gibt zwei Arten solcher Sicherstellungen: • • Persönliche Garantie über laufendes Einkommen in Höhe der jährlichen Kreditsumme oder Zinsen je nach Bestimmung des Darlehengebers. Sicherstellung durch weitere Person (Bürgschaft), die eine zusätzliche Garantie abgibt für den Fall, dass der Kreditnehmer seine Schuld nicht zurückbezahlt. Wir unterscheiden zwischen zwei Arten von Darlehen: • • Die Hypothek oder Hypothekarkredit: dieser Kredit wird durch eine Immobilie besichert. Ein Darlehen, das durch bewegliche Güter (Pfand) oder Finanzgüter besichert ist. Hypothekarkredite werden durch öffentliche Urkunden bestätigt, während die anderen durch einen Vertrag oder eine Kreditpolizze geregelt sind. Die Finanzierungskosten bestehen aus Zinsen (periodische Zahlung), Bewertungskosten und Eröffnungsprovisionen (bei Kreditzusage), Abschlußgebühren (Notariat oder staatlich) im Fall von persönlichen Krediten bzw. Eintragungsgebühren im Fall von Hypothekarkrediten. Meistens beinhalten Verträge Stornogebühren (für vorzeitige Kündigung), wobei eine Provision für offenes Kapital bezahlt wird. Nach Rückzahlung der Hypothek entstehen erneut Notariats und Eintragungsgebühren, da die Eintragung gelöscht werden muss. Der Bankkredit wird von Unternehmen verwendet, wenn diese für einen bestimmten Zeitraum einen bestimmten Geldbetrag benötigen. Kontokorrentkredit Vorgang, der von Finanzinstituten verwendet wird, um Kunden für einen bestimmten Zeitraum einen frei verfügbaren, aber mit einem bestimmten Limit (Kreditlinie) versehenen Geldbetrag zur Verfügung zu stellen. Der Kunde ist verpflichtet, diesen Geldbetrag zurückzubezahlen. Die daraus entstehenden Kosten setzen sich aus Zinsen (für die verwendeten Beträge), die Verpflichtungsgebühr (Prozentsatz, der bei Gewährung des Kredits anfällt), die Bereitstellungsprovision (für nicht verwendete Beträge), die Überschreitungsprovision (für den größten Betrag der über das Kreditlimit hinausgeht) und die Abschlußgebühren (Notar, Verkäufer, staatlicher Vertreter). Der Kontokorrentkredit wird über ein Bankkonto (Girokonto) verwaltet. Der Bevollmächtigte kann von diesem Konto Geld abheben, aber auch Einzahlungen darauf tätigen. Die Bedingungen des Kontokorrentkredits werden in einem Vertrag festgelegt, in dem der Kunde sich verpflichtet, den entlehnten Betrag bis zu einem bestimmten Datum an das Finanzinstitut zurückzubezahlen. Diese Kreditform ist für ein Unternehmen deshalb besonders nützlich, weil der Unternehmer zwar seinen gesamten Geldbedarf voraussehen kann, aber nicht weiß, wieviel er genau zu welchem Zeitpunkt benötigen wird. Das Finanzinstitut wird nur für die Beträge Zinsen verrechnen, die tatsächlich verwendet wurden. Meistens analysiert das Geldinstitut die wirtschaftliche Lebensfähigkeit des Unternehmens, seine Kapazitäten, Garantien, Kunden, speziellen Vorzüge etc., wofür es bestimmte Unterlagen des Unternehmens als Nachweis und zur Garantie benötigt (z.B. Grundbuchauszüge, Einkommenssteuerbescheid, Unternehmenssteuerbescheid, Buchhaltungsunterlagen oder Bilanzen, etc.). Beispiel: Eine Institution, die an der Vermittlung rascher Kredite arbeitet, bietet einer Fabrik, die Kerzen herstellt, die Möglichkeit, einen Kredit über € 600,- zu vermitteln. Der Geldbetrag soll über 25 Monate und bis zu einem bestimmten Datum zurückbezahlt werden und es wird ein Jahreszinssatz von 25,56% vereinbart. Die Fabrik wird schließlich € 750,-, also € 150,- mehr als den geliehen Betrag, zurückzahlen. Überziehung Ein Überziehung findet dann statt, wenn nicht genügend Guthaben auf einem Konto vorhanden ist und das Geldinstitut, unter Berücksichtigung der Bonität des Kunden, die benötigten Geldmittel vorschießt. Hier kann nur mit kleineren Beträgen gerechnet werden. Eine Kontoüberziehung gilt in der Buchhaltung als Verbindlichkeit. Der Bankkunde ist also verpflichtet, den bevorschussten Betrag sofort zurückzuerstatten. Die Überziehung ist ebenfalls mit Kosten verbunden und es werden bis zur Rückerstattung Zinsen verrechnet. Auf eine Überziehung muss so rasch wie möglich eine Regulierung der finanziellen Situation folgen. Oft bringt die Überziehung nachteilige Folgen mit sich. Beispiel: Eine Person hat sein / ihr Konto überzogen und befindet sich nun in roten Zahlen, schuldet der Bank also Geld. Das kann passieren, wenn man z.B. eine Rechnung früher als erwartet bezahlen muss. In diesem Fall wird das Geldinstitut entsprechende Spesen einfordern. Der Kunde wird zum Schuldner und eine Reihe von Gesprächen und Analysen, die wiederum Kosten verursachen, werden in Gang gesetzt. 2.3.4. Finanzierung Teil 3: Vermietung und Leasing Mieten Die Miete ist eine mittel- und langfristige Art und Weise, Güter und Leistungen für deren einwandfreies Funktionieren zu benützen und sie am Ende des Mietvertrags in geeignetem Zustand zurückzugeben. Der Mieter / die Mieterin hat keinen Aufwand mit der Beschaffung oder mit der Verwaltung der Güter. Nach Ende des Vertrags gibt es keine Kaufoption. Vorteile des Mietens: • • • • • • Es wird kein Firmenkapital gebunden. Das Anlagevermögen wird nicht erhöht. Wartung der Güter wird durch den Vermieter unterstützt. Die Versicherung ist meistens in den Ausgaben enthalten. Diese Vorgehensweise ist meistens ideal, wenn keine unterstützenden Ressourcen für Eigentum vorhanden sind. Steuerrechtlich gesehen können Mietausgaben voll von der Unternehmenssteuer abgesetzt werden. Diese Option ist im Gegensatz zum betrieblichen Leasing jedermann zugänglich. Leasing Leasing ist ein Vertrag, der es einem Unternehmer erlaubt, Güter wie Immobilien oder bewegliche Güter gegen eine regelmäßige Zahlung über einen bestimmten Zeitraum hinweg zu benutzen. Leasing ist einer Miete ähnlich, aber am Ende der Leasingdauer besteht eine Kaufoption für den Leasingnehmer. Das Leasingunternehmen kauft das Gut und vermietet es an eine Geschäftsperson, die für die Instandhaltung zuständig ist. Nach Ablauf des Vertrags gibt es drei Möglichkeiten: • • • Das Gut wird durch den Leasingnehmer durch Bezahlung eines Restwerts (z.B. in der Höhe von einer oder mehreren monatlichen Leasingraten) gekauft. Der Leasingvertrag für den Gegenstand wird erneut abgeschlossen. Der Gegenstand wird an den Leasinggeber zurückgegeben. Zu den Merkmalen des Leasings gehören: • • • Die Dauer der Vereinbarung entspricht meistens nicht der Lebensdauer des Gegenstands. Der Leasingnehmer kann den Vertrag nicht vor dessen Ablauf kündigen. Die vom Leasingnehmer gemachten Zahlungen sollen meistens den gesamten Investitionswert abdecken. Die Zahlungen beinhalten somit die Materialkosten, Nutzungskosten sowie Finanzierungskosten und einen Gewinn für den Leasinggeber. Im Gegensatz zu anderen Finanzierungsquellen, die nur 70 bis 80% der Güter finanzieren, kann ein Gut über Leasing zu 100% finanziert werden. Auf diese Art können bewegliche Güter (Maschinen, Industrie und Firmenfahrzeuge, Büroausstattungen etc.) mit einer Mindestlaufdauer von zwei Jahren und Immobilien (Büros, Firmenareal etc.) mit einer Mindestlaufzeit von 10 Jahren finanziert werden. Der Vertrag muss die nominale Verzinsung enthalten sowie die Jahresrate zur Zinstilgung, Dauer, Rückgabedatum, Provisionen und Kosten, Rechte mit Bezug auf Verzinsung und die diesbezügliche Benachrichtigung des Benutzers, Bestimmungen zu den Spesen im Fall einer vorzeitigen Rückgabe mit einer klaren Unterscheidung zum Restwert sowie Bestimmungen zur Rückgaben, sollte der Vertrag nicht zustande kommen. Der Leasingnehmer muss sich mit technischen und wirtschaftlichen Risiken selbst auseinandersetzen. Er / sie bezahlt Spesen, Steuern und anfallende Kosten, führt den Gegenstand seiner geeigneten Verwendung zu und kümmert sich um die einwandfreie Instandhaltung. Der Leasingnehmer ist auch für die Versicherung des Gegenstands verantwortlich, damit der Leasinggeber einen möglichen Schaden ersetzt bekommt. Der Leasinggegenstand darf nicht Dritten überlassen oder weitervermietet werden. Sofern die Kaufoption nicht verwendet wird, besteht das Risiko der nicht-vollständigen Zahlung und der Retournierung der Ware. Vorteile: • • • Finanzierung bis zu 100% des Anschaffungswerts gestattet es, auch sehr teuere Gegenstände anzuschaffen, ohne große Summen auf einmal dafür bereitzustellen. Güter können finanziert werden, ohne dabei den Schuldenstand des Unternehmens zu erhöhen. Die mögliche Aufschubsdauer ist länger als der Kaufzeitraum. Steuerrechtliche Vorteile bestehen darin, dass z.B. bezahlte Leasingraten von der Einkommenssteuer absetzbar sind. Sofern von der Kaufoption Gebrauch gemacht wird, kann eine beschleunigte Abschreibung stattfinden. Leasingformen • • • Finanzierungsleasing: Vorgang, der drei Parteien mit einbezieht: den Benutzer oder Leasingnehmer, der das Nutzungsrecht hat; die Leasinggesellschaft oder Leasinggeber, die den vom Leasingnehmer benötigten Gegenstand beschafft und diesem für einen bestimmten Zeitraum überläßt; und den Lieferanten, der den Gegenstand an die Leasinggesellschaft verkauft. Operatives Leasing: Diese kurzfristige Leasingform dauert zwischen ein und drei Jahren. Im Gegensatz zum Finanzierungsleasing wird von der Kaufoption kein Gebrauch gemacht. Der Leasinggeber schreibt den Gegenstand nach mehreren Überlassungsperioden ab. Bei dieser Variante, die einer Miete sehr ähnlich ist, gibt der Hersteller oder die Vertriebsfirma dem Leasingnehmer die Möglichkeit, den Gegenstand durch ‚Mietraten‘ zu finanzieren und am Ende des Vertrags zu kaufen. Der Leasinggeber trägt in diesem Fall das technische und finanzielle Risiko. Lease-back: Das Unternehmen verkauft Objekte aus seinem Besitz an eine Leasinggesellschaft und least sie dann zurück. Weiters unterscheiden wir nach Art des Leasinggegenstands: • • Immobilien Leasing z.B. das Firmenareal. Mobilienleasing (Leasing von beweglichen Gütern) . z.B. das Mobiliar. Nach Art des Vorgangs / Art der Verhandlung: • • Direct Leasing: Das Unternehmen benötigt ein bestimmtes Gut und gibt der Leasingfirma bekannt was es benötigt. Indirektes Leasing: Der Hersteller vertreibt das Produkt und bietet es dem Leasinggeber oder dem Leasingnehmer an. Didaktische Einheit 2.4. Betriebsführung 2.4.1. Buchhaltung und Steuern Wenn Sie ein Unternehmen führen, erwirtschaften Sie einen Gewinn, Sie verwalten Gelder, bezahlen Gehälter, Waren, Mieten, Leasingraten, etc. Ein wesentlicher Bestandteil der Unternehmensführung besteht darin, die Übersicht über alle diese Ausgaben und Einnahmen zu behalten. Buchhaltung Die Buchhaltung (oder Buchführung) ist eine Methode, mittels derer man sämtliche betriebliche Geschäftsvorgänge aufzeichnet. Ziel ist es, betriebliches Vermögen und finanzielle Ergebnisse zu kontrollieren und zu steuern. Die Buchhaltung ist das zahlenmäßige Spiegelbild eines Unternehmens und wichtige Informationsquelle für den Unternehmer/die Unternehmerin. Außerdem dient die Buchführung dazu, den gesetzlich fixierten Informationsanforderungen von Behörden nachzukommen. Die Buchhaltung ist ein Grundwerkzeug für die Kontrolle und die Planung eines Unternehmnens und bietet unter anderem die Basis, Ziele zu setzen. Den Oberbegriff „Buchführung“ unterteilt man in: a.) Finanzbuchhaltung: Alle unternehmensbezogenen Vorgänge, die sich in Zahlenwerten ausdrücken lassen, werden hier mit den Methoden der Buchführung erfasst, auf sogenannte Konten gebucht und dokumentiert. Am Ende einer Rechnungspediode (Monat, Quartal, Jahr) werden die Konten abgeschlossen und eine Bilanz sowie eine Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) erstellt. Wie der Name schon sagt, weist die GuV den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens nach. Für gewisse Unternehmensformen ist die Finanzbuchhaltung verpflichtend - nicht jedoch für herkömmliche Betriebe des Handwerkssektors. b.) Betriebsbuchführung oder Kostenrechnung: Sie wird meist auch als "interne Buchführung" bezeichnet, schließlich ist sie nicht für externe Adressaten bestimmt. Vielmehr werden hier interne Prozesse abgebildet und ein Bild über die sätmliche Kosten, die im Unternehmen anfallen, gewonnen. Ziel ist es, Informationen zur erfolgreichen Planung und Steuerung des Unternehmens zu erhalten. Steuern Schon ein altes Sprichwort besagt: „Es gibt nichts sichereres als den Tod und Steuern“. Deshalb sollten Sie in jeder Phase Ihres Unternehmerdaseins darauf gefasst sein, mit Steuererfordernissen konfrontiert zu sein. Steuerregelungen sind in der heutigen Zeit oft extrem komplex und bei Missachtung mit Strafen verbunden. Aus diesem Grund empfehlen wir Ihnen, in Steuerfragen einen Fachmann oder eine Fachfrau (Steuerberater/-in) aufzusuchen. Wenn Steuern zu einer Erhöhung des Verkaufspreises führen, ist es wichtig, mit diesen vertraut zu sein. Mehrwertsteuer (MwSt) Die Mehrwertsteuer oder Umsatzsteuer ist eine Art allgemeiner Zins, der den Konsum von Produkten oder Dienstleistungen, die im Rahmen einer unternehmerischen Tätigkeit produziert, verkauft oder entwickelt wurden, beeinflußt. Diese Steuer bildet die Basis für die indirekte Besteuerung in den meisten europäischen Staaten. Jeder Unternehmer berücksichtigt diese Steuer in seinen Verkäufen und ist auch von der von seinen Lieferanten berechneten Mehrwertsteuer betroffen. Die Mehrweitsteuer wird so durch die Produktionskette hindurch bis hin zum Endverbraucher akkumuliert, der die Hauptlast dieser Steuer trägt. Endverbraucher können keine Steuern abziehen, da sie die Ware oder Dienstleistung verbrauchen. Die folgenden Personen werden als Endverbraucher betrachtet: • • Natürliche Personen, die weder Unternehmer sind, noch einer selbstständigen Tätigkeit nachgehen. Natürliche oder juristische Personen, die Unternehmer sind oder einer selbstständigen Tätigkeit nachgehen, sofern sie außerhalb ihres Berufsumfeldes agieren. Andere Steuerarten Bestimmte Staatsabgaben, wie die persönliche Einkommenssteuer oder die Körperschaftssteuer, deren Basis der erreichte Gewinn aus der Finanzbuchhaltung ist. Weiters gibt es Steuern auf Gemeindeebene, wie die Kommunal-, die Grund- und die Gewerbesteuern. Diese Steuern sind nicht als Ausgaben zu betrachten und deshalb auch nicht als Teil der Produktkosten. 2.4.2. Geldmittel und Cashflow Liquiditätsmanagement (Treasury) Beginnen wir mit der Feststellung, dass Gewinn und Geld zwei verschiedene Einheiten darstellen. Wir können viel Geld verdienen, ohne es zur Verfügung zu haben, und im umgekehrten Sinn können wir hohe Verluste schreiben und dennoch erhebliche Geldmittel zur Verfügung haben bzw. liquid sein. Wie schon in einem früheren Abschnitt dieses Kapitles erklärt wurde, muss der wirtschaftliche Gewinn nicht unbedingt dem finanziellen (in Form von Geld) entsprechen. Als Geldmittel bezeichnen wir Gelder, die sowohl in Form von Bargeld, über Bankkonten oder in Form von anderen Finanzprodukten zur Verfügungen stehen. Bei den Finanzprodukten sprechen wir von sofort oder wenigstens kurzfristig frei zu machenden Geldern (temporäre Investitionen in Wertpapiere, Depots, etc.). Das Liquiditätsmanagement eines Unternehmens kann aus drei verschiedenen Sichtweisen heraus analysiert werden: • • • Statisch, indem die Bilanz analysiert wird. Diese Analyse sollte in Unternehmen, die eine Finanzbuchhaltung führen, regelmäßig und mindesten einmal pro Woche durchgeführt werden. Historisch dynamisch, durch Analyse der Eingangs- und Ausgabenbewegungen realer Geldmittel mit Bezug auf vorherige Perioden. Dynamisch geschätzt, durch Schätzung der Eingangs- und Ausgabenbewegungen von Geldmitteln in künftigen Zeiträumen. Tatsächlich kommt es darauf an, dass wenn die Geldflüsse aller Einnahmen und Ausgaben analysiert werden, immer mehr Geld eingenommen als ausgegeben werden soll. Grundsätzlich muss ein Unternehmen, um Geld zu beschaffen, etwas verkaufen, auch wenn Geld auf anderen Wegen, wie über Einlagen von Partnern oder über Bankkredite, organisiert werden kann. Die dynamisch-historische Form der Analyse gibt Aufschluss über das Ausmaß, in dem eine unternehmerische Aktivität die Liquidität des Unternehmens beeinflußt hat. Weiters lässt sie uns wissen, welche Arten der Geldmittel nicht mit betrieblichen Tätigkeiten verknüpft sind, sondern mit Veränderungen bei den Sachanlagen und beim Anlagekapital. Die dynamisch geschätzte Form der Analyse gestattet es, die Liquidität eines Unternehmens durch künftige Ressourceneinsätze und Leistungserträge genau abzuschätzen. Auf diese Weise werden mögliche Unausgeglichenheiten zwischen Einnahmen und Zahlungen identifiziert. Diese Information macht es uns möglich, Alternativen einzusetzen, wenn wir zu einem bestimmten Zeitpunkt über weniger Geldmittel verfügen. Diese Analyse nennt man auch „Liquiditätsprognose“. Einen genauen Überblick über seine Geldmittel zu haben, gehört zu den wichtigsten unternehmerischen Aufgaben, denn es wird immer Zeiträume geben, in denen Liquiditätsengpässe verstärkt auftreten. Insbesondere dann, wenn sich ein Unternehmen in einer Phase raschen Wachstums befindet. Im Falle eines Liquiditätsengpasses muss sofort gehandelt werden. Als Möglichkeiten bieten sich verlängerte Zahlungsziele bei Lieferanten an, die raschere Eintreibung von Forderungen auf gemachte Lieferungen und Anzahlungen auf eingegangene Bestellungen. Sollte das nicht ausreichen, gilt es, sich mit seiner Bank bezüglich eines vorrübergehenden Kredits in Verbindung zu setzen. Eine exzessive Abhängigkeit von externen finanziellen Ressourcen kann für ein Unternehmen ein konstantes Problem bedeuten. Wenn man diesen Punkt erreicht, sollte man über alternative Schritte nachdenken, um die Situation zu stabilisieren. Cashflow (Geldfluss) Man könnte annehmen, dass, wenn ein Unternehmen über einen bestimmten Zeitraum Gewinne macht, sich auch die Liquidität entsprechend erhöht. Ganz so ist das aber nicht. Der Cashflow ergibt sich aus der Differenz zwischen Einzahlungen und Auszahlungen, die in einem Unternehmen innerhalb einer bestimmten Periode stattfinden. Oft wird der Begriff Cashflow mit dem Begriff Liquiditätsprognose gleichgesetzt, was aber nicht ganz richtig ist. Der Cashflow wird wie folgt berechnet: Cashflow = Netto Gewinn + Abschreibungen + Rückstellungen Wie wir schon vorher gesehen haben, sind Abschreibungen und Rückstellungen keine echten Zahlungen und bringen deshalb keine Reduktion der Liquidität mit sich. 2.4.3. Vertrieb und Preisgestaltung Ein Verkauf ist eine Vereinbarung mit einem Kunden, wobei diesem ein Produkt oder eine Dienstleistung gegen einen zu bezahlenden Preis überlassen wird. In Übereinstimmung mit seiner festgelegten Produktpolitik (WAS verkauft werden soll) muss ein Unternehmen gewisse zusätzliche Aspekte berücksichtigen: • • • • Zahlungsziel für Käufer (Kunden). Lieferbedingungen. Transport- oder Frachtbedingungen. Produktgarantie. Zahlungsziel: Meistens bedingt ein Verkauf den sofortigen Tausch von Produkt oder Dienstleistung gegen Geld. Im Handel zwischen Unternehmen ist es jedoch typisch, dass der Verkäufer ein direktes Angebot über eine Bank initiiert oder dem Unternehmen seines Kunden Kredit in Form eines bestimmten Zahlungsziels gewährt. Bei Privatkunden ist es üblich, dass sofort in Bar oder mittels Kreditkarte bezahlt wird. Lieferbedingungen: Je nach Art des Produkts oder dessen Verkaufsumständen, ergeben sich bestimmte vom Kunden erbetene Konditionen, denen der Lieferant im Voraus zustimmen muss (oder auch nicht). Möchte z.B. ein Kleinunternehmer einen Großhändler beliefern, so kann es passieren, dass man von ihm erwartet, dass er sich den üblichen Konditionen (z.B. das Produkt direkt an die Filiale zu liefern und die dafür entstandenen Kosten zu übernehmen) anpasst. Solche Kunden sind tunlichst zu meiden, auch wenn das Geschäft zu Beginn noch so verlockend wirkt. Transport- oder Frachtbedingungen: Es ist üblich, dass der Kunde für die Frachtoder Transportkosten aufkommt. Es gibt aber auch Fälle, in denen ein großer Kunde von seinem Lieferanten erwartet, dass dieser den Transport übernimmt. Produktgarantie: Der Verkäufer hat die Verpflichtung, rechtliche Garantiebestimmungen für Konsumgüter einzuhalten. Diese geben an, dass der Kunde beim Kauf eines neuen Gegenstands für zwei Jahre ab dem Kaufdatum das Recht auf Reparatur oder Ersatz hat. Die Produktpolitik legt fest, welches Produkt zum Verkauf angeboten wird und welche weiteren Elemente damit verknüpft sind. Verkaufspreis Wie bereits an früherer Stellle angeführt, noch einmal zur Erinnerung. Der End- oder Verkaufspreis (VP) setzt sich wie folgt zusammen: VP = Produktionskosten + Vertriebskosten + allgemeine Kosten + Gewinnspanne +MWSt • • • • • Die Produktionskosten eines Kleinunternehmens sind ist im wesentlichen der Break-Even Preis, den wir im Kapitel zur Kostendeckung berechnet haben. Vertriebskosten sind Kosten, die mit der Ausübung des Handels oder Verkaufs zu tun haben z.B. die Miete eines Geschäfts, Aufwände für Werbung, etc. Die Miete des Geschäfts kann auch bereits bei den Produktionskosten mitgerechnet worden sein. Allgemeine Kosten sind alle Aufwendungen, die sich im Unternehmen ergeben, z.B. Buchhaltungsgebühren, gewisse Steuern, bestimmte Gebühren. Die Gewinnspanne ist der zu erzielende Gewinn. MwSt ist die gesetzliche Mehrwertsteuer, wie weiter oben angeführt wurde. Berechnen wir nun den Verkaufspreis unseres Glasgravurenunternehmens. Wenn wir den bereits berechneten Break-Even-Preis von € 20,13, in dem bereits die Miete berücksichtigt wurde, heranziehen, sieht unsere Formel wie folgt aus: VP = PBP+ Allgemeine Kosten (AK) + Nettospanne + MwSt Generell wird die Miete allerdings nicht zu den allgemeinen Ausgaben gezählt. Unsere allgemeinen Kosten sind: Buchhaltungsgebühren: 200€ x 12 Monate = 2.400€ Werbung: 50 € x 12 Monate = 600€ Sonstiges: 50 € x 12 Monate = 600€ Insgesamt belaufen sich die allgemeinen Kosten (AK) auf € 3.600,- pro Jahr. Wenn wir nun eine Glasgravur pro Stunde verkaufen, müssen die allgemeinen Kosten des Jahres durch die gesamten Arbeitsstunden eines Jahres dividiert werden, um die allgemeinen Kosten pro Gravur zu berechnen. Die Gesamtanzahl der Arbeitsstunden berechnet sich aus den Arbeitsstunden für einen Tag mal den Arbeitstagen eines Jahres, in unserem Fall: Unser Zwischenergebnis lautet also VP = 20,13€ + 2,04€ + Nettospanne + MwSt Gehen wir von einer Nettospanne von 10% aus und rechnen wir weiter: VP = 20,13€ + 2,04€ + 10% (2,21€) + VAT = 24,38€ + VAT. Errechnen wir nun den Bruttoverkaufspreis bei einer MwSt von 20% : VP = 24,38€ +20% = 24,38€ + 4,9€ = 29,18€ Bitte denken Sie daran, dass, wenn Sie Ihre Nettospanne verändern, sich auch der Mehrwertsteuerbetrag ändert. Gehen wir nun zum Beispiel des Gesamtgeschäftsmodels zurück: Versuchen wir nun, eine Übung mit einer anderen Art von Unternehmen: Wir stellen Holzsessel her. Wenden Sie diese Anleitung für folgende Aufgaben an. Nehmen Sie einen Stift und versuchen Sie; die Zahlen und Begründungen aus dieser Anleitung einzutragen. Gehen Sie Schritt für Schritt vor: 1. Legen Sie den Kostendeckungspunkt des Unternehmens fest. 2. Eines der Produkte. 3. Identifizieren Sie die Wettbewerbsvorteile, welche das Unternehmen Ihrer Meinung nach haben sollte; und schreiben Sie diese auf. 4. Passen Sie die Kostendeckungspunkte an. 5. Entscheiden Sie, basierend auf Ihrer eigenen Finanzsituation, wie Sie Ihr Unternehmen finanzieren werden. Notieren Sie die Punkte. 6. Finden Sie ihren Cash-flow heraus. Laufen Sie zu einem Zeitpunkt Ihres Projekts Gefahr, Geldmangel zu haben? 7. Kalkulieren Sie den Endpreis. Zusammenfassung Modul 2 Für jeden Unternehmer/jede Unternehmerin ist der Überblick über seine finanzielle Situation für den wirtschaftlichen Erfolg unerlässlich. In diesem Kapitel wurden die Grundthemen der Unternehmensgründung / Unternehmensführung angesprochen. Erst wird das Rechnungswesen eines Unternehmens erklärt, um mögliche Ausgaben und Kosten zu erkennen und um einen möglichen Gewinn zu berechnet und erwirtschaften. Der Break-Even-Point des Produkts oder der Dienstleistung und auch die Preisgestaltung werden behandelt. Mit diesen Parametern sollte sich jeder/jede vor dem Entschluss zur Unternehmensgründung auseinandersetzen. Danach betrachten wir den Wettbewerbsvorteil eine Unternehmens, der entscheidend für einen möglichen Unternehmenserfolg ist, und gehen im Detail auf das Thema Finanzierung ein. Die Finanzierung ist für den Erfolg unerläßlich. Behandelt werden Grundformen der Finanzierung, wie Kredite, Zahlungsziele oder Mieten und Leasing. Im letzten Teil des Kapitels werden die Begriffe Buchhaltung, Steuern, Liquidität und Cash-flow erklärt. Modul 3. Qualitätsmanagement Didaktische Einheit 3.1. Einführung in das Qualitätsmanagement 3.1.1. Qualitätskonzept Das Qualitätskonzept hat sich über die Jahre entwickelt. Der Begriff wird wie folgt definiert: Grad, in dem ein Satz inhärenter Merkmale Anforderungen erfüllt. (Standard ISO 9000:2005). Ein wichtiger Bestandteil der Qualität ist objektiv und direkt messbar und basiert auf der Übereinstimmung mit den Anforderungen, die für ein bestimmtes Produkt oder eine Dienstleistung festgelegt wurden. Wenn man z.B. hausgemachte Süssigkeiten erzeugt, betrachtet man die Anforderungen als erfüllt, wenn die Zutaten den Hygienevorschriften entsprechen und die Zubereitung gemäß den für dieses Produkt festgesetzten Methoden erfolgt ist. Anforderungen können durch den Kunden bestimmt werden (z.B.: bei Maßanfertigungen), durch kompetente Behörden (z.B.: Anforderungen aus Hygienestandards), durch Interessengruppen (z.B.: ein Handwerksverband, der bestimmte Anforderungen stellt, damit ein Produkt mit einem Herkunftssiegel gekennzeichnet werden kann) oder durch das Produktionsunternehmen selbst, damit es sicherstellen kann, dass seine Produkte bestimmte den Konsumenten ansprechende Eigenschaften aufweisen. Qualität ist eine subjektive Beurteilung durch den Kunden, der/die diese vornimmt, indem er/sie die Eigenschaften des erhaltenen Produkts oder einer Dienstleistung mit den Erwartungen, die er/sie vor Erhalt des Produkts oder der Dienstleistung hatte, vergleicht: empfundene Qualität. Am Beispiel eines Keramikgeschäfts wurde beobachtet, dass der Kunde / die Kundin einen höheren Grad an Zufriedenheit erreicht, wenn die Verkaufsperson gut berät, den Kunden freundlich behandelt oder den gekauften Gegenstand fachmännisch verpackt, damit dieser beim Heimtransport nicht bricht. Daraus kann man schließen, dass Qualität dann erreicht wurde, wenn der Kunde mit dem erworbenen Produkt oder der Dienstleistung zufriedengestellt wurde und diese Tatsache bei weiteren Kaufentscheidungen berücksichtigt. Qualität entspricht der Fähigkeit eines Unternehmens, laufend und homogen den Anforderungen seines erzeugten Produkts bzw. seiner Dienstleistung gerecht zu werden und dabei die Erwartungen seiner Kunden mit jedem der Produkte/Dienstleistungen zu erfüllen. Über Qualität soll dem Kunden/der Kundin Vertrauen darin vermittelt werden, dass das angebotene Produkt oder die Dienstleistung seinen/ihren Erwartungen entsprechen wird. Dieses Vertrauen darf aber nicht auf Zufallsfaktoren beruhen, die außerhalb der Kontrolle des Unternehmens stehen. Qualität entspringt dem Niveau der Güte, welches das Unternehmen für seine Produkte bzw. Dienstleistungen festsetzt, mit dem Ziel, den Bedürfnissen seiner Zielkundschaft nachzukommen. Qualität erfordert Anstrengungen und Investitionen, die sich im Preis des Produkts/der Dienstleistung widerspiegeln. Wenn Verbesserungen nicht direkt am Produkt vorgenommen werden können, sind Verbesserungen an den zum Produkt gehörenden Dienstleistungen in Betracht zu ziehen. 3.1.2. Kundenorientierung Kundenorientierung ist eine der Stützen, die den gesamten Handelsbeziehungsprozess tragen. Sie ist auch ein wesentlicher Aspekt des gesamten Qualitätsmanagementprozesses. Im Handwerkssektor stellt Kundenorientierung eine seiner Stärken dar, denn gerade bei der Handwerksproduktion hat der Kunde eine engere Beziehung zum „Hersteller”. Fallweise wird die Produktion direkt auf den Kundenauftrag und den vom Kunden festgelegten Anforderungen hin durchgeführt. Kundenprofile verändern sich ständig. Der Handwerksprozess muss im ständigen Kontakt mit den Kunden ablaufen, denn mangelndes reales Wissen über Kundenbedürfnisse würde bedeuten, dass den Anforderungen des Kunden nicht entsprochen werden kann. Gesteigerte Kundenzufriedenheit wiederum stärkt die Kundenbindung zum Produkt. Grundlegende Prozesse der Kundenorientierung Festsetzung der produktbezogenen Anforderungen Von Kundenseite her festgelegte Anforderungen " der Kunde betrachtet diese als notwendig " d.h. die Materialien, die Art der Lieferung, die Herstellungsdauer Anforderungen, die nicht festgesetzt, aber für die richtige Entwicklung des Produkts notwendig sind " als Fachmann kennt der Handwerker diese Kriterien " z.B. welche Werkzeuge zu verwendenden sind, Herstellungsdauer, etc. Rechtliche und regulative Anforderungen " z.B. die Art der Lacke, die verwendet werden dürfen, wie Abfall verwertet werden muss, etc. Zusätzliche Anforderungen " z.B. wenn der Handwerker mit ökologischen Produkten arbeitet und daher keine hochgiftigen Stoffe verwendet. Überprüfung der produktbezogenen Anforderungen Die Anforderungen werden vom KUNDEN + HANDWERKSBETRIEB angenommen " jeder kennt die Regeln Information über das Produkt bereitstellen. Kommunikation mit den Kunden Mit Anfragen und Fragen des Kunden umgehen. Reklamationen akzeptieren und berücksichtigen. Kundenorientierung geht über eine gute Kundenbeziehung hinaus. Kundenorientierung bedeutet, die Kritik des Kunden zu akzeptieren und zu schätzen. Indem man diese in das Produktionssystem einbindet, kann sie ein wichtiges Element zur Verbesserung darstellen. 3.1.3. Qualität im Handwerk Handwerk geht meistens mit Kleinmengenproduktion einher. Dabei kommt es auf das Geschick und die Freude an, die der Handwerker/die Handwerkerin in die Bearbeitung seiner/ihrer Produkte steckt. Handwerksgilden lehnen es meistens ab Führungselemente, die sich auf die Homogenisierung der Produktion beziehen, einzuführen, da befürchtet wird, dass ein Teil des Charmes und des Ausdrucks des Produkts verloren gehen könnte. Qualität ist die Fähigkeit der Organisation, das „zu geben was sie verspricht ” (nicht mehr und nicht weniger) und ihre interne Produktionstätigkeit zu steuern, damit das Ergebnis (das Produkt oder die Dienstleistung) so homogen wie möglich erscheint. Qualität sichert Kontrolle über die interne Produktionstätigkeit, damit sind wirkungsvolle Kontrolle der Lieferanten, der Materialverlässlichkeit, der eingesetzten Ressourcen und des dem Produkt gewidmeten Zeitaufwands gemeint. Dazu ist es notwendig, aktuelle Abläufe zu identifizieren und zu überprüfen. Ein Qualitätsmanagementsystem im Handwerksbereich erfordert, dass jedes Produkt nach dem selben Betriebsstandard hergestellt wird, was aber nicht bedeutet, dass das Endergebnis das gleiche sein muss. Die Authentizität der Handwerkserzeugung geht daher nicht verloren. Ganz im Gegenteil geht es darum, die Einzigartigkeit der Handwerksproduktion zu erhalten und lediglich beim Produktionsablauf einen gemeinsamen Standard anzuwenden. Beispiel: Ist das geplante Endergebnis das Produkt „Kokosnussringe”, so ist sicherzustellen, dass die dafür verwendeten Materialien einem festgesetzten Standard entsprechen, dass die den Vorgaben entsprechenden Färbemittel verwendet werden und z.B. die Arbeitsbedingungen angemessen sind. Alle Faktoren, die das Produkt selbst ausmachen, die dessen Einzigartigkeit und Attraktivität für den Kunden bestimmen, liegen im Ermessen des Handwerkers und seiner Kunst und seines Wissens. Es geht daraus hervor, dass, auch wenn keiner der Ringe einem anderen gleicht, jeder Ring dennoch dem Bedarf und den Erwartungen des Kunden und dem eingeführten Qualitätsmanagementsystems entspricht. Qualität ist bei der Produktion eines Handwerksprodukts doppelt wichtig, weil zusätzlich zur Verwendung eines guten Grundmaterials, das Haltbarkeit und Anpassung an aktuelle Bedürfnisse, Trends und Gesetze ermöglicht, die Einzigartigkeit des Handwerks das Produkt charakterisiert. Warum benötigen wir ein Qualitätssystem? • • • • Produktionsfehler werden vermieden Die optimale Verwendung von Material und Ressourcen wird sichergestellt Es ermöglicht Präzision während des Produktionsprozesses Große Einsparungen sind möglich 3.1.4. Qualität als Wettbewerbsfaktor Qualität stellt ein Wettbewerbselement dar. Firmen, die mit Qualitätssystemen arbeiten, heben sich deutlich von Firmen ab, die sich nicht solcher Systeme bedienen. Häufig liegt der Unterschied lediglich darin, dass Betriebe, die Qualitätssysteme verwenden, zertifiziert sind und ein Qualitätssiegel verwenden dürfen. Qualität bedeutet auch die Zufriedenstellung der Bedürfnisse und Anforderungen der Kunden. Das Unternehmen, das sich am besten bewährt, wird sich im Vertrieb am besten behaupten können. Derzeit herrscht in Europa die Kultur der Qualität, weshalb Produkte, die mit einem Qualitätssiegel ausgestattet sind, automatisch positiv wahrgenommen werden. Derartige Zertifikate vermitteln Vertrauen in das Produkt und das Gefühl der Sicherheit und gut ausgeführter Arbeit. Die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit geht aber weit über die Differenzierung durch Zertifizierungen hinaus. Kundenorientierung bedarf der ständigen Anpassung an die gestellten Anforderungen sowie eines Beschwerdemanagements, das Reklamationen als Chance zur Verbesserung sieht. Vor einigen Jahren war am Lederhandwerksmarkt eine leichte Tasche der Renner, die speziell für ein brandaktuelles Telefonmodell angefertigt worden war. Obwohl sich das Produkt kaum von anderen Mobiltelefontaschen unterschied, waren die Maße der Tasche recht einzigartig und die beiden Händler, die es verkauften waren bald ausverkauft. Die Tasche war lediglich etwas breiter und etwas länger als jene für andere Telefone; deshalb waren andere Taschen für dieses Modell nicht geeignet. Die beiden Hersteller, die die Kundenbedürfnisse erkannt hatten, waren ihren Mitbewerbern weit voraus. Didaktische Einheit 3.2. Qualitätsmanagementsysteme 3.2.1. Einführung in das Qualitätsmanagement In einem konkurrierenden Geschäftsumfeld werden Kundenzufriedenheit und Kundenloyalität zum Hauptziel eines Unternehmens und somit selbstverständlich auch für Erzeuger von Handwerk. Unter Wettbewerbsvorteil versteht man die Fähigkeit eines Unternehmens / Produkts, sich auf lange Sicht gegenüber den Mitbewerbern bzw. deren Produkten im gleichen Marktsektor über Vorteile zu behaupten und so eine Marktposition zu erreichen und aufrecht zu erhalten. Der Wettbewerbsvorteil, den sich ein Unternehmen verschafft, basiert u.a. auf seinem Wissen, den Ressourcen und Eigenschaften seiner Produkte, die für das Unternehmen typisch sind und über die der Mitbewerb entweder gar nicht oder nur in geringerem Maße verfügt. Über einen derartigen Vorteil heben sich ein Unternehmen und dessen Produkte von anderen ab, was sich in besseren Ergebnissen ausdrückt. Qualität wird immer mehr zum strategischen Ziel eines Unternehmens, um die Loyalität seiner Kunden zu sichern und um seinen Marktanteil zu erhalten. Erreicht wird das über interne Verbesserungen im Unternehmen und über angemessenere Endprodukte. Insoweit Kunden größere Ansprüche stellen und deren Erwartungen steigern, ist das Bekenntnis zur Qualität für das Unternehmen der einzige Weg, zu überleben und am Markt zu bleiben. Ein Grund für Unternehmen aller Art, sich für die Einführung eines Qualitätsmanagementsystems zu entscheiden. Qualitätsmanagement bezeichnet „eine Gruppe aufeinander abgestimmter Aktivitäten zur Steuerung und Überwachung einer Organisation mit Bezug auf Qualität”. (ISO 9000:2005) Im Wesentlichen bedarf das Qualitätsmanagement zwei Arten von Maßnahmen bzw. Aktivitäten: Planung und Sicherstellung der Qualität. • • So betrachtet, ist Qualitätsplanung der Teil des Qu alitätsmanagements, in dem Ziele formuliert und die Ressourcen, die zu dessen Erfüllung benötigt werden, festgelegt werden. Qualitätssicherung kann als der Teil des Qualitätsmanagements betrachtet werden, der sich mit der Sicherstellung der Einhaltung festgelegter Qualitätsanforderungen befasst. Grundsätzlich steht Qualitätsmanagement oder “ Management mit Qualität ” für die Art Unternehmensaktivitäten, die die Bedürfnisse und Interessen der Kunden berücksichtigen und diejenigen Maßnahmen umsetzen, die den optimalen Ressourceneinsatz mit bestmöglichem Ergebnis gestatten. Die 5 Hauptbereiche des Qualitätsmanagements Kundenorientierung Das Unternehmen verpflichtet sich, den Anforderungen seiner Kunden nachzukommen. Engagement Qualität zu erreichen, ist die Aufgabe eines jeden Einzelnen. Keiner und kein Bereich eines Unternehmens kann sich entziehen. Einführung geeigneter Maßnahmen am richtigen Ort und zur richtigen Zeit Es ist möglich, herauszufinden wo und wann notwendige Maßnahmen eingesetzt werden müssen, um Produkte zu verbessern und die Kundenzufriedenheit zu steigern. Systematische Unterstützung Viele Bereiche eines Unternehmens tragen zur Unterstützung bei der Erreichung von Qualität bei Human Resources, Einkauf, Finanzabteilung. Kontinuierliche Verbesserung Erfolgreiche Unternehmen beschäftigen sich mit der Entwicklung ihres Potenzials und damit, verbesserte Produkte und Dienstleistungen anzubieten. Qualitätsmanagementsysteme haben ihre Nützlichkeit für jede Unternehmensform, egal ob groß oder klein, öffentlich oder privat, Hersteller oder Dienstleister, unter Beweis gestellt. Sie können sowohl in einer einzelnen Abteilung als auch in einer multinationalen Organisation und selbstverständlich auch in einem kleinen Handwerksbetrieb eingesetzt werden. Qualitätsmanagementsysteme bezeichnet Komponenten der Unternehmens-führung, die sich bei der Suche nach der Zufriedenstellung von Bedürfnissen und Erwartungen der Kunden auf die Erreichung von Qualität beziehen. Die Hauptbestandteile sind: • • • • • Organisationsstruktur: Das Unternehmensorganigramm zeigt die Führungsebenen an. Verantwortungsstruktur: Diese Struktur umfasst Personen und Abteilungen und zeigt deren Verantwortung innerhalb des Qualitätsmanagementsystems an. Verfahren: Diese umfassen Schriftstücke (verschiedenster Formate), in denen detaillierte Standards zur Kontrolle der Firmentätigkeit festgehalten werden. Prozesse: In einer Abfolge angeordnete Aktivitäten, die ein bestimmtes Ziel erfüllen sollen. Ressourcen: Nicht nur wirtschaftliche, sonder auch personelle, technische und sonstige Ressourcen, die fallbezogen definiert werden. 3.2.2. Geschichte des Qualitätsmanagements Das Konzept der Qualität und seiner Handhabung weist Parallelen auf, die sich durch die ganze Geschichte der Produktionsprozessen hindurchziehen. Solange Produktionsprozesse auf Handwerkskunst basierten, bestand Qualität darin, ein Produkt anzufertigen, das sowohl den Anforderungen des Kunden als auch dem Stolz des Handwerkers entsprach. Während der Industrialisierung fokussierte man mehr auf die Herstellung großer Mengen eines Produkts, um der wachsenden Nachfrage nachzukommen. Qualitätskontrollen wurden eingeführt. Sie bestanden darin, das Endprodukt auf die Übereinstimmung mit seinen voraussichtlichen Anforderungen hin zu überprüfen. In den späten 1950ern wurde in Japan eine neue Form der Erreichung von Qualität entwickelt. Diese besagte, dass die Beteiligung verschiedener Abteilungen eines Unternehmens benötigt wird, um Qualität zu erreichen, da sie alle am Produktionsprozess beteiligt sind. Dies machte die Entwicklung von Arbeitsmethoden erforderlich, bei denen Informationen bereitgestellt werden, die aufzeigen, ob ein Produkt im Einklang mit seinen Vorgaben hergestellt wurde und auch, ob Fehler bei der Produktion aufgetreten sind, die beseitigt werden müssen. Ein Beispiel solcher Kontrollmethoden sind sogenannte „Qualitätszirkel”. In den 1980ern begannen Unternehmen zu verstehen, dass Kundenzufriedenheit nicht vom Produkt alleine abhängt, sondern auch von weiteren Aspekten bzw. Komponenten des Unternehmens, wie Einkauf, Design, Vertrieb, Kundenpflege, usw. Aus dieser Erkenntnis heraus entstand das Qualitätssicherungs- bzw. das Gesamtqualitätsmanagementkonzept. Damals entstanden auch die ersten Standards der ISO 9000 Serie zur Schaffung von Qualitätsmanagementsystemen, wobei Unternehmen Leitfäden zur Verfügung gestellt wurden. Diese halfen den Unternehmen bei der kontinuierlichen Verbesserung und dabei, das Vertrauen ihrer Kunden zu erlangen, dass Produkte und Dienstleistungen den Anforderungen entsprachen. Total-Quality-Management (TQM) Das Konzept des Total-Quality-Managments (TQM) - auch umfassendes Qualitätsmanagement genannt - versteht sich als Managementform, die eine gesamte Organisation umfasst und die eng mit dem Prinzip der kontinuierlichen Verbesserung verknüpft ist. Es bedarf der gemeinsamen Anstrengung aller Unternehmensmitarbeiter, das gesetzte Ziel zu erreichen und dabei das angebotene Produkt und die angebotene Dienstleistung zu verbessern. Weiters dehnt TQM den Begriff Kunde auf den „internen Kunden“ aus, d.h. auf Mitarbeiter oder Abteilungen, die Produkte oder Dienstleistungen von anderen Bereichen oder Abteilungen des Unternehmens anfordern. Prinzipien der TQM • Die Zufriedenstellung der Anforderungen von externen wie internen Kunden anstreben. • Kontinuierliche Verbesserung in allen Unternehmensaktivitäten vorantreiben. • Beruht auf dem maximalen Engagement des Managementteams, da dieses als Motor für die Qualität eines Unternehmens fungiert. • Die Beteiligung aller Mitarbeiter fördern. • Die Lieferanten des Unternehmens, als wichtiges Element zur Erreichung von Qualität, in den Prozess einbinden. • Die Hauptprozesse des Unternehmens erörtern und steuern. • Auf objektiven Informationen beruhende Entscheidungen treffen (kontinuierliche Bewertungen). 3.2.3. Grundsätze des Qualitätsmanagements Das weltweit am weitesten verbreitete Modell für Qualitätsmanagementsysteme ist das durch den ISO 9001:2008 Standard etablierte. Allgemeine Grundsätze Prinzip 1. Der Kundenorientierte Ansatz • • • • • • Die Bedürfnisse und Erwartungen von bestehenden und potentiellen Kunden erheben und verstehen. Sicherstellen, dass die Unternehmensziele mit den Kundenerwartungen und Bedürfnissen verknüpft sind. Die Erwartungen und Bedürfnisse der Kunden, für die die Produkte oder Dienstleistungen gedacht sind, innerhalb der Organisation wirksam kommunizieren. Kundenzufriedenheit messen und die Ergebnisse berücksichtigen. Systematisch Kundenbeziehungen handhaben und gut mit den Kunden kommunizieren. Die Balance sichern zwischen Kundenzufriedenheit und den Interessen anderer Gruppen (z.B. Eigentümer, Lieferanten, Finanziers, Behörden und die Gesellschaft insgesamt). Prinzip 2. Verantwortlichkeit der Führung • • • • • • • Die Bedürfnisse aller Interessensgruppen des Unternehmens berücksichtigen, einschließlich Eigentümern, Mitarbeitern, Lieferanten, öffentlicher Verwaltung und der Gesellschaft insgesamt. Eine klare Vision über die Zukunft des Unternehmens festlegen. Ziele vorgeben und neue Herausforderungen annehmen. Die Einführung und Pflege ethischer Werte in allen Bereichen und Ebenen der Unternehmensorganisation. Allen involvierten Parteien Vertrauen vermitteln und Ängste abbauen. Die Mitarbeiter mit Ressourcen und Wissen ausstatten, damit diese verantwortlich und eigenständig handeln können. Mitarbeiter zu Beiträgen motivieren und fördern und diese evaluieren. Prinzip 3. Einbeziehung der beteiligten Personen • • • • • • • Die Wichtigkeit von Mitarbeiterbeiträgen und deren Funktion für das Unternehmen verstehen. Grenzen in ihrer Arbeit erkennen. Die Verantwortung für Probleme und deren Lösung übernehmen. Deren Leistung in Zusammenhang mit deren persönlichen Zielen beurteilen. Aktiv Möglichkeiten zur Entwicklung ihrer Fähigkeiten und Qualifizierung finden. Wissen und Erfahrungen frei teilen und austauschen. Offen mit Schwierigkeiten umgehen. Prinzip 4. Prozessorientierter Ansatz • • • • • • Aktivitäten, die zur Erreichung der angestrebten Ziele benötigt werden, auf klare, strukturierte Art beschließen. Klare Verantwortlichkeit und Anforderungen zur Handhabung der wichtigsten Aktivitäten schaffen. Die Leistungspotenzial der Hauptaktivitäten analysieren und bemessen. Die Beziehungen zwischen verschiedenen Aktivitäten innerhalb der Organisation identifizieren. Faktoren, die die Hauptaktivitäten des Unternehmens verbessern, in den Mittelpunkt stellen. (z.B.: Ressourcen, Methoden, Material etc.) Risiken, Konsequenzen und Auswirkungen der Aktivitäten auf Kunden, Lieferanten und andere betroffene Parteien beurteilen. Prinzip 5. Systemorientierter Managementansatz • • • • • • Ein effizientes System (Materialressourcen, Mitarbeiterressourcen, Struktur und Abläufe) zur Erreichung der Unternehmensziele schaffen. Die gegenseitige Abhängigkeit, die zwischen den verschiedenen Systemprozessen existiert, verstehen. Eindeutig die Funktionen und Verantwortung jeder Abteilung zur Erreichung der gemeinsamen Ziele festlegen. Die Leistungsfähigkeit der Organisation erörtern und die Grenzen der Ressourcen feststellen, ehe gehandelt wird. Die Form, in der Aktivitäten innerhalb des Systems auszuführen sind, bestimmen. Das System durch Messung und Evaluierung kontinuierlich verbessern. Prinzip 6. Kontinuierliche Verbesserung • • • • • Auf allen Unternehmensebenen eine permanente Philosophie der Verbesserung der Leistung durchsetzen. Mitarbeitern Informationen und Schulungen über die Methoden und Werkzeuge zur kontinuierlichen Verbesserung zuteil werden lassen. Sicherstellen, dass die kontinuierliche Verbesserung von Produkten, Prozessen und Systemen zum Ziel jeder Person im Unternehmen wird. Ziele zur Handhabung kontinuierlicher Verbesserung, sowie deren Bemessungskriterien vorgeben. Verbesserungen erkennen und umsetzen. Prinzip 7. Sachbezogener Entscheidungsfindungsansatz • • • • Sicherstellen, dass Daten und Informationen genau und verlässlich genug sind. Daten und Informationen allen, die sie benötigen, zugänglich machen. Daten und Informationen durch den Einsatz von sinnvollen Methoden analysieren. Entscheidungen treffen und Maßnahmen auf Basis einer objektiven Analyse im Einklang mit Erfahrung und Intuition umsetzen. Prinzip 8. Lieferantenbeziehungen zum gegenseitigen Nutzen • • • • • • • Beziehungen, die kurzfristige Vorteile und langfristige Betrachtungen berücksichtigen, herstellen. Erfahrung und Ressourcen zu teilen. Schlüssellieferanten korrekt identifizieren und auswählen. Einen wirkungsvollen, klaren und offenen Dialog mit Lieferanten ermöglichen. Informationen teilen. Gemeinsame Aktivitäten zur Verbesserung einführen. Verbesserungen durch Lieferanten ermutigen und anerkennen. Der PDCA Kreislauf Der PDCA Kreislauf (Plan-Do-Check-Act = Planen-Ausführen-Prüfen-Handeln) ist auch unter dem Begriff “Demingkreis” bekannt. Diese Methode wird meistens bei der Projektentwicklung und bei der Problemlösung angewendet, ist aber auch für das Qualitätsmanagement bestens geeignet; deshalb beziehen sich auch viele Standards (z.B.: ISO 9001) auf diese Methode. PDCA Zyklus Schritte Tätigkeiten • • Festsetzen, was und wie es erreicht werden soll. Zielsetzung, Bestimmung des Arbeitsplans, der Methoden und Ressourcen, die anzuwenden sind, und die Vorgehensweise für die Ausübung der Aktivitäten. • Ausführen der geplanten Aktivitäten und der Verwendung der vorgesehenen Ressourcen und Umsetzung des vorgegebenen Plans. • Überprüfen, ob die ausgeführten Aktivitäten den Vorgaben gemäß umgesetzt wurden. • Analyse der Ergebnisse gegenüber den erwarteten Verbesserungen sowie der aufgetretenen Schwierigkeiten und Fehler. Entscheiden, ob die Fehler zu korrigieren bzw. die Ziele anzupassen sind. Planen Ausführen Prüfen Handeln • Die Methode besteht aus der systematischen Anwendung der vier Schritte für die Durchführung eines Projekts. Durch den Einsatz dieser Methode, die für jede Form von Aktivität anwendbar ist, erreicht man folgendes: • • • • Einen logischen Aufbau der Arbeit. Die korrekte Umsetzung der notwendigen und geplanten Aufgaben. Die Kontrolle der erreichten Leistung. Die Möglichkeit, aus den Ergebnissen einen Nutzen zu ziehen und die gemachten Erfahrungen auf andere Fälle anzuwenden. 3.2.4. Vorteile des Qualitätsmanagements Die Einführung eines Qualitätsmanagementsystems betrifft alle Unternehmensbereiche und erfordert Engagement und größere Anstrengung in der Planung und Kontrolle sowie in der Kundenbeziehung, um das Ziel der kontinuierlichen Verbesserung umzusetzen. Die Präventivkosten ergeben sich aus Maßnahmen, die Fehlern vorbeugen und erwartete Ergebnisse ermöglichen sollen. Die Prüfkosten werden durch Aktivitäten zur Kontrolle und dem Testen von Material verursacht (z.B.: überprüfen, ob das Holz für die Herstellung von Musikinstrumenten die richtige Feuchtigkeit oder Stärke aufweist). Die internen Fehlerkosten kommen dann zustande, wenn Produkte, die nicht den Qualitätsanforderungen entsprechen, vor der Auslieferung an den Kunden entdeckt werden. Die externen Fehlerkosten ergeben sich aus den Konsequenzen, ein Produkt verkauft zu haben, das nicht den Kundenerwartungen und Anforderungen entspricht. Durch Anwendung des Qualitätsmanagementsystems streben Unternehmen die Verringerung von Fehlerkosten an. Grundsätzlich sind Qualitätsmanagementmaßnahmen, wie Planung und Kontrolle, Investitionen, die große Kosteneinsparungen ermöglichen. Durch Einführung eines Qualitätsmanagementsystems können Unternehmen folgende Vorteile erreichen: Vorteile des Qualitätsmanagements für das Unternehmen • Erhöhte Wirksamkeit bei der Anwendung von Ressourcen, um die Kundenzufriedenheit zu steigern. • Verbesserung der Kundenloyalität, die zu weiterführender Geschäftstätigkeit führt. • Durch Förderung der Unternehmensziele wird größere Innovationskraft und Kreativität erreicht. • Prozessintegration bedeutet, dass die gewünschten Ergebnisse auf bessere Weise erreicht werden. • Bessere Entscheidungen werden getroffen, da diese auf Informationen basieren. • Flexibilität und rasches Reagieren auf Marktveränderungen oder auf Bedürfnisse bzw. Erwartungen der Kunden. • Optimierung von Kosten und Ressourcen. • Erhöhter Wettbewerbsvorteil durch verbesserte organisatorische Kapazität. Fehlerkosten Fehlerbezogene Kosten – auch Kosten der Nicht-Qualität genannt – ergeben sich aus dem Schaden, den ein Unternehmen hat, wenn Produkte den Kunden nicht im erwünschten Zustand erreichen. Typische Beispiele dafür sind Kosten für die nochmalige Herstellung des Produkts, verschwendetes Material, Unfälle, Entschädigungszahlungen an Kunden, etc. Greifbare oder materielle Kosten sind Kosten, die objektiv gemessen werden können. Sie hängen meistens mit Zahlungen oder Auslagen, die ein Unternehmen machen muss, zusammen (z.B. Löhne, Verbrauch von Rohstoffen, Energiekosten, die sich als Folge fehlerhafter Produkte ergeben); nicht-greifbare oder „versteckte" Kosten können nicht direkt bemessen werden. Diese versteckten Kosten können lediglich abgeschätzt werden (z.B. Imageverlust des Unternehmens oder des Produkts, Auswirkungen auf den Absatz). Didaktische Einheit 3.3. Anwendung von Qualitätsmanagement in Handwerksbetrieben und KMU 3.3.1. Qualitätskontrolle von Zulieferungen und Infratsruktur Um ein Qualitätsmanagementsystem in der Praxis umsetzen zu können, muss es den Eigenschaften des jeweiligen Unternehmens angepasst werden. Es gibt keinen Weg, der als der optimalste bei der Implementierung eines Qualitätsmanagementsystems betrachtet werden kann. Jedes Unternehmen hat eine bestimmte Form der Organisation und eine bestimmte philosophische Eigenschaft, die es von anderen Unternehmen unterscheidet. Es wird hier auch aufgezeigt, dass – unabhängig von der Einführung eines Qualitätsmanagementsystems – alle Organisationen, Unternehmen und Produkte bestimmten, von der jeweiligen Gesetzgebung abhängigen, Vorgaben unterworfen sind. Es gibt keine Qualität ohne die strenge Einhaltung der Gesetze. Kontrolle des Materials (Beschaffungsmanagement) Jedes Unternehmen, das sich der Anfertigung von einzelnen Produkten oder Produktgruppen verschrieben hat, muss erst einmal Rohstoffe beschaffen, um mit der Arbeit beginnen zu können. Um z.B. ein Stück Töpferware herzustellen, benötigt man guten Ton, Malbürsten, einen geeigneten Ofen sowie eine angemessene Trinkwasserversorgung und die notwendige Energie zur Vervollständigung des Produktionsprozesses. Die Qualität der Rohstoffe und Materialien wirkt sich auf die Qualität des Endprodukts aus. Daher ist es notwendig, die angestrebte Qualität des Endprodukts zu definieren, ebenso jene der vom Lieferanten angelieferten Rohstoffe. Lieferanten, die in der Lage sind, allen gestellten Anforderungen zu entsprechen, müssen mit ihrem Einverständnis ausgewählt und die erwünschten Materialeigenschaften sowie genauen Lieferbedingungen (erforderliche Menge, Liefertermine, Preise, etc.) festgelegt werden. Der Erhalt der Waren oder Dienstleistungen stellt eine Schlüsselphase im Beschaffungsprozess dar, da die Annahme der Lieferung (meistens durch Unterschrift auf einem Lieferschein) die Übereinstimmung mit den Anforderungen bestätigt (z.B. hinsichtlich Mengen, Eigenschaften, Qualität und weiterer mit dem Lieferanten vereinbarter Bedingungen). Kontrolle der Anlagen und Maschinen Die Anlagen, auf denen Produktionstätigkeit ausgeübt wird, sowie Maschinen und Werkzeuge, die dabei eingesetzt werden, müssen der Art der Tätigkeit angemessen sein, damit sowohl die Qualität des Produkts als auch die Sicherheit der Mitarbeiter gewährleistet wird. Mindestanforderung für die Eignung eines Arbeitsplatzes • Bau • Zugänglichkeit • Evakuierung • Verfügbarkeit eines Feuerlöschsystems • Angemessene Beschilderung • Umweltbedingungen • Sicherheitsmaßnahmen • Beleuchtungssysteme • Hygienedienstleistung • Erste Hilfe Ausstattung Einige Anlagen und Maschinen sind von Gesetzes wegen gewissen Erhaltungs- und Inspektionsvorschriften unterworfen, wobei derartige Maßnahmen durch autorisierte Personen durchgeführt werden müssen (z.B. Trinkwassersysteme, Elektro-Anlagen, GasAnlagen, Feuerschutz- und Feuerlöschsystem, Fahrzeuge und sonstige Ausstattung). In solchen Fällen müssen, wie immer wenn es einen bestimmten Standard gibt, die Vorgaben eingehalten werden. Instandhaltung soll als Disziplin betrachtet werden, die dem Ziel dient die Lebensdauer von Anlagen und Geräten auf gewinnbringende Art zu verlängern. Arten der Instandhaltung Vorbeugende Instandhaltung Diese umfasst terminisierte Instandhaltungsmaßnahmen in bestimmten Zeitabständen, mit dem Ziel, Ausfällen zuvorzukommen und diese, sofern möglich, zu verhindern (z.B.: Service und Neueinstellen von Maschinen). Korrigierende Instandhaltung Darunter versteht man Instandhaltungsmaßnahmen, die sich aufgrund eines Ausfalls ergeben und grundsätzlich Reparaturmaßnahmen erforderlich machen. 3.3.2. Qualität in der Aus- und Weiterbildung Nur bei Managementsystemen, die die wirksame Beteiligung der Mitarbeiter zur Basis haben, können Ziele in der geplanten Weise erreicht werden. Ohne die Zusammenarbeit der Mitarbeiter wäre das unmöglich. Mitarbeiterschulungen sind ein wesentliches Element für ein wirksames Qualitätsmanagement. Die Hauptmodelle des Qualitätsmanagements ISO 9000 und EFQM erachten Mitarbeiterschulungen als besonders bedeutsamen Aspekt der Qualität. Schulungsmanagement Wichtig ist, Schulungsressourcen dort anzuwenden, wo der Schulungsbedarf am größten ist und wo Fehler die größten Auswirkungen auf die Qualität des Produkts oder die Dienstleistung gegenüber dem Kunden haben. Schritte zu einem guten Schulungsmanagement • • Den Schulungsbedarf des Unternehmens erkennen. Systeme zur Beurteilung des allgemeinen Schulungsbedarfs eines jeden Arbeitsplatzes schaffen. Festlegen, welche Funktionen weiterentwickelt werden müssen und welches Wissen bzw. welche Fähigkeiten dazu benötigt werden. Schulungen planen • Schulungen durchführen • Mitarbeiter zur Teilnahme an Schulungen motivieren. Schulungen beurteilen • Beurteilung der Schulungsergebnisse, gemessen an den gesetzten Zielen. • Den Schulungsbedarf der Mitarbeiter von Zeit zu Zeit erneut analysieren. Planung neuer Weiterbildungsmaß-nahmen oder Wiederholung eines Trainings. Nachverfolgung • 3.3.3. Qualität in Betriebsprozessen Maßnahmen, die zur Sicherstellung von Qualität eingeführt wurden, setzen sich aus der Inspektion des Endprodukts (Aussonderung von nicht-konformen oder fehlerhaften Produkten) und der Kontrolle aller Prozesse und Mittel, die damit verbunden sind, zusammen. Die Kontrolle und Nachverfolgung jedes einzelnen Prozesses und der Produkte gestatten es, Entscheidungen zu deren Verbesserung zu treffen. Instrument zur Kontrolle von Prozessen und Produkten Festlegung und Analyse von Indikatoren z.B.: Prozentsatz der Vorfälle im Bestellwesen (Einkaufsindikatoren). Beaufsichtigung der Prozesse Schriftverkehr zwischen Prozessen und Aktivitäten identifizieren. Produktbeaufsichtigung Überprüfen, ob das Produkt den Anforderungen entspricht. Wenn sich ein Unternehmern verbessern möchte, muss festgestellt werden, welche Bereiche verbessert werden sollen und in welchem Ausmaß die Verbesserung stattfinden soll. Das Konzept zur Qualitätsverbesserung ist eng mit Bemessungen, mit der Analyse von Daten oder Ergebnissen und mit der Festsetzung von Verbesserungszielen (die zu einem gewissen Grad erreichbar und meßbar sein sollen) verknüpft. Zu den gängigsten Techniken und Instrumenten der Qualitätsverbesserung gehören: Datensammlungsblatt, Registrierungs- oder Prüfblatt; Flussdiagramme, Histogramme; Wechselbeziehungs- oder Verteilungsdiagramme; Kontrollkarten; Affinitätsdiagramme; Beziehungsdiagramme, etc. Kundenzufriedenheit Das Unternehmen muss ein geeignetes System zur Feststellung von Kundenmeinungen zum Produkt oder zur angebotenen Dienstleistung haben. Weiters könnten, je nach Produkt oder angebotener Dienstleistung, Meinungen über Produktdetails von Interesse sein (z.B.: Aussehen, Nützlichkeit, Kosten, Verlässlichkeit, Leistung, Haltbarkeit, Liefertermin, Handhabung, wirtschaftliche Zuverlässigkeit, etc.). 3.3.4. Produktqualität Die Qualität des Endprodukts (oder der erbrachten Dienstleistung) hängt von der Umsetzung der einzelnen Aktivitäten oder Prozesse ab, die zur Herstellung des Produkts gehören. Eine Form, den Kunden oder Konsumenten über die Beschaffenheit des Produkts zu informieren, stellt die Etikettierung dar. Europäische und nationale Standards geben klar vor, welches Mindestmaß an Informationen das Etikett eines Produkts zu enthalten hat, insbesondere wenn es um Produkte geht, die die Gesundheit des Konsumenten beeinträchtigen könnten. Der Hersteller oder der Vertreiber ist für die Aufrichtigkeit der Information, die auf dem Etikett angegeben wird, verantwortlich und kann für jede Abweichung juristisch zur Rechenschaft gezogen werden. Auf der Packung und der Verpackung vieler Produkte gibt es zusätzliche Informationen zu den Produkteigenschaften, und besondere Vorteile oder Qualitätsmerkmale, die der Unterscheidbarkeit des Produkt dienen, werden hervorgehoben und so dem Kunden näher gebracht. Anforderungen, die der Kunde / die Kundin an das Produkt stellt, werden nicht immer ausdrücklich bekanntgegeben. In vielen Fällen basiert die „erwartete Qualität” auf früheren Kauferfahrungen, auf dem Prestige, das ein Produkt mit der Zeit erreicht hat, oder auf der Einhaltung von Anforderungen, die als selbstverständlich gelten (z.B.: Produktsicherheit, Gesundheit und Hygiene etc.). Letztlich ist das Vorhandsein eines After-Sales-Service ein Aspekt, den Kunden sehr schätzen und auch einfordern (als Teil der Qualitätsmerkmale des gekauften Produkts). Diese Dienstleistung sollte nachhaltig betreut werden, im Falle, dass ein Kunde /eine Kundin eine Beschwerde oder Reklamation vorbringt, einen Vorfall meldet oder Rat über das Produkt einholen möchte. Didaktische Einheit 3.4. Qualitätsmanagement-Modelle 3.4.1. ISO 90001:2008 Standard Unternehmen oder Professionisten, die eine Geschäfts- oder Handelstätigkeit ausüben wollen, müssen sich an die jeweiligen gesetzlichen Bestimmungen halten. Diese Anforderungen können, je nach Art der durchzuführenden Tätigkeit, des auf den Markt zu bringenden Produkts oder der Organisationsform, sehr unterschiedlicher Natur sein. Weiters gibt es Kriterien, wie die Rechtsform des Unternehmens, seine geografische Lage oder seine Produktionsweise, die an die Erfüllung bestimmter Vorgaben gebunden sind. Unternehmen können sich auch für die Einhaltung weiterer Anforderungen für ihre Produkte oder ihre Führung entscheiden, die über jene der Gesetzgebung hinausreichen. Diese werden als technische Standards bezeichnet. Als technischen Standard bezeichnet man ein Dokument, in dem ein bestimmtes Produkt oder eine bestimmte Dienstleistung betreffende Regeln, Richtlinien und Eigenschaften zur allgemeinen Anwendung festgehalten werden. Dieses Dokument wird unter Zustimmung der betroffenen Parteien (z.B.: Arbeitgeberverbände eines Sektors, Öffentliche Hand, Konsumentenvereinigungen, wissenschaftliche oder technische Institutionen, Gewerkschaften etc.) erstellt und muss durch eine anerkannte Behörde (Normungsorganisation) genehmigt werden. Obwohl sie freiwillig anzuwenden sind, werden technische Standards oftmals doch verpflichtend, da sie aufgrund ihrer Verbreitung am Markt zum Standard gemacht werden oder weil sich Rechtsbedingungen ändern. Im Weiteren sind Produktionsprozesse auch technischen Standards unterworfen, die sicherstellen sollen, dass das Produkt oder die Dienstleistung am Markt bestimmten Bedingungen entspricht. Auf dem Qualitätssektor gibt es verschiedene technische Standards, die in vielen Tätigkeitsbereichen und in den meisten Ländern der Welt Anwendung finden. Beispiele für technische Standards im Qualitätsmanagement für Unternehmen sind: • • ISO 9001:2008 Das EFQM Modell. Der ISO 9001 Standard ist ein von der International Organisation for Standardisation (ISO) erstellter Leitfaden, der diejenigen von einem Unternehmen zu befolgenden Anforderungen beschreibt, die der Erreichung von Kundenzufriedenheit und Qualität dienen. Die aktuelle Version des Standards wurde im November 2008 (ISO 9001:2008) unter dem Titel „Qualitätsmanagementsysteme. Anforderungen” herausgegeben. Sie beschreibt die zu berücksichtigenden Anforderungen bei der Planung des Unternehmensproduktionsprozesses sowie der Ausführung des Produkts und umfasst alle verwandten Tätigkeiten bis hin zur Kundenpflege. Dieser internationale Standard erfordert einen prozessorientierten Zugang (Vermeidung der vertikalen Führung), damit bei der Verwendung von Ressourcen und den ausgeführten Aktivitäten stets das Bewusstsein herrscht, dass jedes Element und jede Tätigkeit dem Endprodukt einen Wert zuführen. Der ISO 9001 Standard etabliert eine Struktur für das Qualitätsmanagementsystem, die es Organisationen ermöglicht, Produkte oder Dienstleistungen, die sie ihren Kunden anbieten, zu kontrollieren und mögliche Abweichungen zu korrigieren und sich stets auf einem Weg der kontinuierlichen Verbesserung zu bewegen. ISO 9001:2008 Standard Kapitel Inhalte Kapitel 1. Richtlinien und allgemeine Erklärungen zur Anwendung Generelle Aspekte zum Standard und zum Umfang. Kapitel 2. Normative Verweise Kapitel 3. Begriffe und Definitionen Kapitel 4. Qualitätsmanagementsystem Allgemeine Anforderungen und benötigte Dokumentation. Kapitel 5. Verantwortung der Leitung Verpflichtung des Managements; Kundenorientierung; Qualitätsziele und Qualitätspolitik, Planung; Verantwortung, Autorität und Kommunikation; Bewertung durch das Management. Kapitel 6. Management von Ressourcen Bereitstellen der Rahmenbedingungen und Ressourcen; personelle Ressourcen; Infrastruktur; Arbeitsumfeld. Kapitel 7. Produktrealisierung Planung und Realisierung des Produkts bzw. des Services; kundenbezogene Prozesse; Gestaltung und Entwicklung, Einkauf; Produktion und Bereitstellung der Dienstleistung; Kontrolle und Nachverfolgung. Kapitel 8. Messung, Analyse und Verbesserung Allgemein; Nachverfolgung und Messung; Kontrolle des nicht entsprechenden Produkts; Datenanalyse; Verbesserungsmaßnahmen. Die Kundenzufriedenheit erhöht sich, wenn das auf Prozessorientierung basierende Qualitätsmanagementsystem entwickelt, umgesetzt und verbessert wird. Die Dokumentation begründet die Unterstützung des Qualitätssystems, da sie nicht nur den Modus Operandi einer Organisation darstellt, sondern auch alle Informationen mit einbezieht, die zur optimalen Prozessentwicklung gehören, einschließlich der Entscheidungsfindung. Sie muss kurz, klar und eindeutig sein. Die Qualitätspolitik verankert das Engagement und die Unterstützung der oberen Führungskräfte im Hinblick auf die Übereinstimmung mit den Anforderungen des Qualitätsstandards und das Bestreben nach Kundenzufriedenheit. Sie dient als Verbindungsinstanz zu den übrigen betroffenen Mitarbeitern der Organisation. Die Analyse der Kundenzufriedenheit, die Überprüfung der Übereinstimmung mit den Anforderungen mittels Audits (Prüfungen), Nachverfolgung und Messung der Prozesse, Kontrolle der nicht entsprechenden Produkte, die Einführung von korrigierenden oder vorbeugenden Maßnahmen, um Fehlerursachen zu beseitigen – alle diese Maßnahmen ermöglichen es Organisationen u.a., sich auf das angestrebte Ziel hin zu bewegen: kontinuierliche Verbesserung. Der Erhalt des Zertifikats beschränkt sich nicht auf ein einzelnes Audit am Beginn. Jedes Jahr wird über die Zertifizierungsstelle ein Follow-up Audit durchgeführt, in dem überprüft wird, ob die Bedingungen, unter denen das Zertifikat ausgestellt wurde, auch aufrecht erhalten worden sind. Das Zertifikat ist 3 Jahre gültig. Danach kann in Form eines Erneuerungsaudits die Erneuerung beantragt werden. Bis dahin kann sich die Zertifizierungsstelle geändert haben. 3.4.2. EFQM Modell Das EFQM Modell für Excellence ist ein europäischer Leitfaden zur Messung des von einem Unternehmen erreichten Qualitätsniveaus. Das Modell basiert auf Selbstbewertung: als Methode zur kontinuierlichen Verbesserung und Business Excellence. Die Anwendung des Modells erlaubt die Durchführung einer systemischen Analyse sämtlicher Aspekte oder Elemente über neun Kriterien. Die Führungsphilosophie, auf die sich das EFQU Modell bezieht, hat eine Ähnlichkeit mit dem PDCA Zyklus, indem Aktivitäten geplant, umgesetzt und auf Einhaltung überprüft werden und bei Bedarf Anpassungen vorgenommen werden. Kriterien, die im EFQM Model analysiert werden Führung Auf welche Weise die Führung einbezogen wird. Politik und Strategie Wie das Unternehmen seine Vision umsetzt. Mitarbeiter Wie die personellen Ressourcen geleitet werden. Partnerschaften und Ressourcen Wie sich das Unternehmen in Allianzen mit anderen Organisationen verhält. Prozesse Wie Prozesse geleitet und verbessert werden. Kundenbezogene Ergebnisse Welche Erfolge im Kundenbereich erreicht werden. Mitarbeiterbezogene Ergebnisse Welche Erfolge im Hinblick auf die Mitarbeiter im Unternehmen erreicht werden. Gesellschaftsbezogene Ergebnisse Welche Erfolge mit Bezug auf die Gesellschaft erreicht werden. Schlüsselergebnisse Welche Erfolge hinsichtlich der geplanten Leistung erreicht werden. Die Bewertung sieht Vergleiche mit anderen Organisationen vor und begründet die Übereinstimmung mit den internen Zielen als Schritt vor der Einleitung von Verbesserungsmaßnahmen. Die periodische Durchführung der Selbstbewertung ermöglicht die Überprüfung der erzielten Fortschritte und weist auf die Verpflichtung zum Lernen und zur kontinuierlichen Verbesserung hin. Organisationen, die sich auf der Suche nach hervorragender Leistung, kontinuierlicher Verbesserung und Wettbewerbsfähigkeit den Prinzipien des EFQM Modells verpflichtet haben, können sich für die Zertifizierung durch eine unabhängige Zertifizierungsstelle entscheiden und so zu externer Anerkennung gelangen. Erneuerung: die Anerkennung wird für zwei Jahre erteilt, danach ist die Erneuerung mittels neuem Prozess erforderlich. 3.4.3. Produktqualitätsstandards Zusätzlich zu den Standards, die sich aufgrund der Anforderungen aus Qualitätsmanagementsystemen ergeben, bestehen es weitere Standards, die das Unternehmen in anderen Bereichen unterstützen und, oft sehr direkt, zu den Standards des Qualitätsmanagementsystems in Beziehung stehen. Es gibt mannigfaltige Normungsstellen auf internationaler, nationaler und regionaler Ebene. Es gibt auch Stellen für spezifische Produkte oder Körperschaften auf Gebietsebene. Zu den wichtigsten gehören: • • • ISO: Die International Organization for Standardization (internationale Organisation für Normung) ist weltweit die Haupteinrichtung zur Normung. Sie beschäftigt sich mit der Förderung von internationalen Standards in den Bereichen Produktion, Handel und Kommunikation aller Wirtschaftssparten, mit Ausnahme von Elektrizität und Elektronik. Sie stellt die ISO Standards auf. CEN: Das europäische Komitee für Normung. Es legt europäische Standards (EN) fest. Gemeinsam mit CENELEC (European Committee for Electrotechnical Standardization) und ETSI (European Telecommunications Standards Institute) arbeitet es, im Auftrag der Europäischen Kommission, die sogenannten „harmonisierten Normen” aus. Die Übereinstimmung mit diesen Normen gestattet die Anbringung des CE Zeichens auf Produkten. EFQM: European Foundation for Qualitätsmanagement. Diese entwickelt das Modell der Business Excellence und vergibt europäische Qualitätspreise 3.4.4. UNESCO Auszeichnung für Exzellenz im Handwerk Handwerkskunst, als Arbeit, die durch Handwerker ausgeübt wurde, wurde durch das Eindringen von großflächigen Produktionsstätten immer mehr eingeschränkt. Diese Produktionsstätten fertigten ähnliche Produkte wie der Handwerker, nur verloren diese das Handwerkswesen, das bisher zur Natur der Produkte gehörte. Sofern man ein Produkt oder eine Innung durch die Unterscheidung von anderen schützen kann, war das Ziel die Einbindung von Qualitätsstandards im Handwerksbereich. Anwendung und Abstimmung von Qualitätsstandards und -systemen auf Handwerksprozesse " sie strebt die Anerkennung von Produktionssystemen an und schützt das Handwerksprodukt vor unlauterem Wettbewerb durch jene, die keine Handwerksunternehmen sind, aber ihre Ware als Handwerksprodukte anpreisen. Aufgrund seiner globalen Natur und der Bedeutung seines Förderers stellt das Hauptprogramm zur Anerkennung von Handwerkskunst das „UNESCO Recognition of Excellence for Craftsmanship” Programm dar. Die Ziele des Programmes: • Strenge Standards für die Güte von Handwerksprodukten festzulegen • Innovation zu fördern • Schulungen und unerstützende Dienstleistungen anzubieten • Neue Möglichkeiten zur Sicherung der nachhaltigen Entwicklung von Handwerksbetrieben zu schaffen Die Etablierung eines Qualitätssystems ermöglicht den Organisationen, die diesem entsprechen, den Vorteil einer Kennzeichnung ihrer Produkte, die sich von denen, die den Qualitätsstandards nicht entsprechen, klar abheben. Dadurch wird Kunden die Qualität und Verlässlichkeit des Produkts versichert. Alle Handwerksbetriebe, die „dem was sie versprechen, entsprechen”, nehmen diese Herausforderung als Bekenntnis zur anerkannten Handwerksproduktion an und heben sich dadurch ab. Sofern das Produkt als Handwerksstück anerkannt wird, es einer unterstützenden Qualitätspolitik unterworfen ist und durch einen Handwerker in Übereinstimmung mit Standards und Prozessen gefertigt wurde, ist das Endprodukt einfach von anderen Produkten zu unterscheiden, und sein Marktwert wird schnell erkannt. Zusammenfassung Moldul 3 Wenn sich Unternehmen mit der Verbesserung ihrer Marktposition befassen und eine größere Anzahl an Kunden erreichen wollen, entwickeln sie verschiedene Vermarktungsstrategien. Obwohl diese Strategien positiv zu bewerten sind und Unternehmen bei der Gewinnung von Marktanteilen und bei der Absatzsteigerung unterstützen, gibt es einen Aspekt, der nicht in Vergessenheit geraten sollte und der besonders für Klein- und Mittelbetriebe von großer Wichtigkeit ist: ohne angemessenes Qualitätsniveau wird es schwer sein, Kundenloyalität zu schaffen. Kundenloyalität ist aber unerläßlich für die weitere Existenz eines Unternehmens, weshalb Kundenorientierung einen wesentlichen Bestandteil der Unternehmensführung ausmacht. Nur auf diese Art stellt sich das gesamte Unternehmen in den Dienst seiner Kunden, und diese werden sich als dankbar erweisen, indem sie weiterhin beim betreffenden Unternehmen kaufen. Das Qualitätswesen in einem Unternehmen zu leiten, beinhaltet u.a. die Berücksichtigung der verschiedenen internen und externen Faktoren, die dem Ziel dienen, die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Modul 4. Arbeitsumfeld Didaktische Einheit 4.1. Organisation des Arbeitsumfelds 4.1.1. Arbeitsumfeld im organisationalen Kontext Unter „Arbeitsumfeld" verstehen wir den Zusammenhang, in dem ein Handwerker bzw. eine Handwerkerin seine/ihre unternehmerische Tätigkeit ausübt, sowohl im physischen Kontext (Firmensitz und Umgebung) als in einem organisatorischen Kontext (derzeitige Legislatur, Technik). Dazu gehören auch die Menschen mit ihren individuellen Eigenschaften (Fähigkeiten, Persönlichkeit, Kommunikation, Wahrnehmung) und sämtliche Interaktionen, die sich in Arbeitsgruppen ergeben. Dieser Teil soll Führungskräften in Handwerksbetrieben Grundkonzepte und Werkzeuge bieten, mittels derer sie ihre Arbeit analysieren können. Um zu funktionieren und zu überleben, muss eine Organisation ständig mit ihrem Umfeld interagieren. Beispiel Eine Töpferei „importiert" eine breite Palette an Bedarf, wie Ton, Glasfarbe, Farben, Produktions- und Lagerausstattung, Menschen, die in der Werkstatt tätig sind, Energie für Heizung, Beleuchtung und für Produktionsanlagen aus seinem Umfeld. Später werden diese Güter in Töpferei-Erzeugnisse „transformiert". Diese Töpfereiprodukte werden an spezialisierte Geschäfte oder Händler „exportiert", die die Produkte an den Konsumenten verkaufen. Das Unternehmen ist in eine Reihe von Aktivitäten verwickelt, z.B. den Austausch mit Lieferanten, Kunden, Behörden (z.B. Umweltministerium, Ministerium für Arbeit und Soziales, regionale Behörden, die Baubewilligungen erteilen), sowie weiteren Partnern und selbstverständliche mit Mitbewerbern. Diese Kontakte bilden einen Teil des externen Umfelds und bedürfen kontinuierlicher Veränderungen der Konzeption der Handwerkstätigkeit, der Unternehmensstrategien, der Führungsentscheidungen, der Organisationsstrukturen, der Arbeitsabläufe und dem Produktdesign. Methoden zur Analyse des externen Umfelds eines Unternehmens bezeichnet man als Umfeldanalysetechnik. Der Unternehmer / die Unternehmerin sammelt Informationen, die in Zusammenhang mit der Unternehmenstätigkeit stehen aus verschiedenen Quellen: Behördeninformationen, Statistiken, Zeitungen und Zeitschriften, Arbeitgeberverbände, Webseiten, Recherchen von Spezialisten oder Berateragenturen, demografische Analysen und Marktrecherchen. Externe Faktoren, die Unternehmen beeinflussen Unter Globalisierung versteht man den Prozess, bei dem die geografische Trennung von Ländern und Individuen völlig an bedeutungslos geworden ist. Die Auswirkungen können in vielen Aspekten der Produkt- und Lebensentwicklung beobachtet werden; z.B. kann der Preis eines Töpfereiprodukts am traditionellen Inlandsmarkt durch die Produktion von Töpferwaren in China beeinflusst werden. Kommunikation, Information und Ideenaustausch sind dank Massenmedien wie Kalbeltelefonie, Mobiltelefonie und Internet schnell und frei verfügbar. Kommunikationstechnologien ermöglichen die Etablierung virtueller Organisationen, deren Mitglieder über verschiedene Standorte verteilt sind, anstatt in einem Gebäude zu arbeiten. Informationstechnologien sind wahrscheinlich die offensichtlichsten und greifbarsten Veränderungen in der aktuellen Gesellschaft. Die Verwendung von Computern ist weit verbreitet und deckt sämtliche Aspekte des gesellschaftlichen Lebens ab, von der Unterhaltung bis zu Produktionsprozessen und von der Bereitstellung von Onlinediensten bis hin zu Schulungen. Technische Innovationen sind ein wesentlicher Bestandteil der Zukunft moderner industrialisierten Gesellschaften. Darüber hinaus beeinflussen Technologien Arbeitsprozesse, und es entwickeln sich neue Arbeitsplätze. Gesellschaftliche und demographische Trends beeinflussen das Arbeitsumfeld stark. Einer dieser Trends ergibt sich aus dem Alter der europäischen Erwerbsbevölkerung. Anders ausgedrückt, die Anzahl der Menschen im Ruhestand nimmt zu gegenüber jenen, die aktiv im Erwerbsleben stehen. Mehrere Faktoren tragen zur globalen Verteilung der Arbeiterschaft bei, dazu gehören Transport und Fortschritte in der Kommunikation. Daraus ergibt sich eine grössere Vielfalt im Arbeitsumfeld in Form ethnischer, kultureller und religiöser Unterschiede; deshalb ist es für Unternehmen besonders wichtig, sich mit Werten, Bedürfnissen und unterschiedlichen Vorlieben auseinanderzusetzen. Einen weiteren wesentlichen demographischen Trend stellt die Entwicklung einer „bipolaren Belegschaft ” dar, die Trennung einerseits in hoch gebildete und spezialisierte Mitarbeiter und anderseits in schlecht ausgebildete, unqualifizierte und unterbezahlte Mitarbeiter. Die wachsende Bedeutung der Frauen als Arbeitskräfte und als Konsumentinnen stellt ebenfalls einen wichtigen Veränderungsfaktor dar. Lebensstil bzw. sogenannte "Lifestyles" und Werte verändern sich und beeinflussen die Gründung und Zusammensetzung von Familien, deren Lebensstil und Ausgaben, Freizeittrends sowie Ausbildungs- und Berufspräferenzen. Gesellschaftliche Werte stehen ebenfalls im Begriff der Veränderung: Je grösser zum Beispiel das Interesse an Umweltschutzthemen ist, umso höher werden die Strafen für Umweltsünder sein. Einzelpersonen am Arbeitsplatz: Bildung, Charakter, Kommunikation, Wahrnehmung und Motivation gehören zu den psychologischen Faktoren, die auf verschiedenste Weise zur beruflichen Leistung und der Qualität des Arbeitsumfelds beitragen. Niemandem ist die Wichtigkeit einer guten Ausbildung und Weiterbildung für die Entwicklung von Qualitätsprodukten so bewusst wie dem Handwerker oder der Handwerkerin. Eine der schönsten Seiten des Handwerksberufs besteht darin, dass man nie auslernt, sowohl auf individueller als auch auf unternehmerischer Ebene. Die Fähigkeit, neues Wissen zu entwickeln oder, in anderen Worten ausgedrückt, die Fähigkeit, zu lernen, wirkt sich direkt auf die Überlebens- und Wachstumsfähigkeit eines Unternehmens aus, besonders in Zeiten, in denen sich Technologien, Kundenbedürfnisse, Regierungspolitik und wirtschaftliche Rahmenbedingungen verändern. Globalisierung und die erhöhte internationale Mobilität haben dazu geführt, dass Handwerker und Handwerkerinnen mit Menschen aus anderen Ländern und Kulturen zusammenarbeiten. Das Verstehen kultureller Vielfalt wurde zum Hauptmerkmal eines jeden Unternehmens. Ein weiterer wichtiger Faktor für die Kommunikation innerhalb einer Organisation ergibt sich aus neuen Technologien, insbesondere E-Mail, Internet und Mobiltelefonie. Diese Techniken beschleunigen die Kommunikation zwischen den Menschen, sind unabhängig von geografischen Entfernungen sowie einfacher und billiger. 4.1.2. Gruppen und Teams Das Arbeitsumfeld umfasst auch die Gruppen und Teams eines Handwerksbetriebes oder einer Werkstatt. Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen eines Unternehmens können eine informelle Gruppe oder ein echtes „Team" bilden, in dem jeder eine spezielle Rolle und Funktion ausübt. Jede dieser Gruppen entwickelt eigene interne Strukturen, die die Zusammenarbeit der einzelnen Mitglieder ermöglicht. Gruppenprozesse beeinflussen die Einstellungen und das Verhalten der Gruppenmitglieder, wobei im umgekehrten Sinn auch einzelne Mitglieder die ganze Gruppe beeinflussen können. Gruppenzusammensetzung Arbeitsgruppen verkörpern die kulturellen Werte der Gesellschaft: Kooperation, aber auch Hierarchie. Teamarbeit hat eine positive Auswirkung auf die Produktivität des Einzelnen, stärkt die Motivation gegenüber der Arbeit und fördert den Einzelnen. Das Verhalten des Einzelnen entfaltet sich in der Beteiligung am Gruppenverhalten, was wiederum künftige zwischenmenschliche Beziehungen bildet und unterstützt. Gruppen entwickeln spezielle Eigenschaften, die nicht nur individuelles Verhalten beeinflussen, sondern auch deren Beziehung mit anderen Gruppen. Formelle und informelle Gruppen Das Verhalten am Arbeitsplatz kann sich je nach Art des Unternehmens unterscheiden und gestaltet sich dabei formell oder informell. Formelles Verhalten dient dem Zweck der Erreichung gemeinsamer Ziele. Gruppen die offiziell auf Basis der Arbeitsteilung gebildet werden, bezeichnet man als „formelle Gruppen". Die informelle Gruppe hingegen bildet sich spontan und verfügt über keine permanenten Strukturen. Das Organisationsdiagramm eines Unternehmens entspricht der Logik einer formellen Gruppe. Gruppenstruktur Die Arbeitsleistung einer Gruppe insgesamt hängt stark vom Verhalten und vom Verhalten der einzelnen Mitglieder ab. Innerhalb einer Organisation werden die meisten Aufgaben durch Einzelpersonen durchgeführt, die mit anderen in Gruppen oder Teams zusammenarbeiten. Die Struktur einer Gruppe gibt vor, in welcher Weise die einzelnen Mitglieder interagieren. Die Bildung einer Gruppenstruktur ist einer der Schlüsselpunkte ihrer Entwicklung. Die Gruppenstruktur ist an sich stabil und unveränderlich. Aber auch, wenn die Beziehungen zwischen Mitgliedern grundsätzlich stabil sind, verändern sie sich dennoch kontinuierlich. Teammitglieder haben ständig miteinander zu tun, wobei ihre Beziehung zueinander geprüft wird und sich entwickelt. Die Rollenverteilung innerhalb der Gruppe ergibt sich aus verschiedenen Faktoren, z.B. Macht, Position, Gruppenzusammenhalt, Kommunikationsfähigkeit, Rollenverteilung, Führung, etc. Einzelpersonen innerhalb der Gruppe Jeder Einzelne, der einer Gruppe angehört, zieht daraus Vorteile und zwar in der Form der Erfüllung psychologischer Bedürfnisse. Dafür muss jedes Gruppenmitglied aber auch den Preis zahlen, indem er/sie seine/ihre persönliche Freiheit zum Wohl der Gruppe einschränkt. Eine neu zusammengesetzte Gruppe durchläuft meistens verschiedene Stufen: Gruppenbildung, Enthusiasmus, Stabilisierung, Erbringung einer Leistung und Transformation. Um diese Stadien durchlaufen zu können, müssen die einzelnen Gruppenmitglieder aufhören, sich als Einzelpersonen zu verstehen und sich stattdessen als Mitglieder einer Gruppe, die Gruppenwerte unterstützen, betrachten. Diese „Entwicklung " der individuellen Einstellung und persönlicher Mithilfe trägt zum langfristigen Bestand und Erfolg einer Gruppe bei. Die Gruppe oder gesellschaftliche Kategorie, zu der eine Einzelperson gehört, ergibt einen wichtigen Teil ihres Selbstbilds. Den Bestandteil des Selbstbildes, der sich aus der Beteiligung an einer Gruppe ergibt, bezeichnet man als soziale Identität. Teamarbeit Schlechte oder mangelnde Teamarbeit kann die Motivation an der Arbeit stark beeinträchtigen und erhöht den berufsbedingten Stresspegel. Es ist weitgehend bekannt, dass Teamarbeit die Produktivität und die Arbeitszufriedenheit steigern kann, wovon sowohl das Unternehmen als auch der Mitarbeiter bzw. die Mitarbeiterin profitieren. 4.1.3. Organisationsstrukturen Organisationsstrukturen dienen dazu, zu überprüfen, wie Unternehmen ihre Ziele erreichen. Laut Soziologen sind Organisationsstrukturen auch deshalb wichtig, weil die Einstellung und das Verhalten Einzelner sowohl durch die Struktur eines Unternehmens als durch ihre individuelle Persönlichkeit beeinflusst werden. Aufgaben und Anforderungen, die sich aus ihrer Rolle ergeben, können das menschliche Verhalten beeinflussen und sogar zur Persönlichkeitsveränderung führen. Deshalb ist es unmöglich, das Verhalten der Menschen in einem Unternehmen anhand individueller oder Gruppenmerkmale, aus dem Charakter, aufgrund individueller Beziehungen oder der Führung zu erklären. Heutzutage ist es bekannt, dass Struktur das Verhalten einzelner innerhalb einer Organisation beeinflusst. Menschen innerhalb einer Organisation zu versetzen, geht mit der Verschiebung einer strukturellen Situation in eine andere einher und führt zu einer Veränderung (Verbesserung oder Verschlechterung) der individuellen Leistung, die nicht von der Einzelperson, sondern vom Kontext (z.B. Arbeitsmethoden, interne Kommunikation, Methoden zur Arbeitsevaluierung) abhängt. Das Ziel der Organisationsstruktur besteht erstens darin, • • die Aufgaben aufzuteilen und untergeordneten Einheiten zuzuweisen, und die Aktivitäten entsprechend zu koordinieren und zu steuern, damit das Unternehmensziel erreicht werden kann. Das typische Bild der Organisationsstruktur eines großen Unternehmens ist die Pyramide oder das Dreieck. Obwohl diese Form am weitesten verbreitet ist, stellt sie nur eine vieler möglicher Unternehmensstrukturen dar. Die Pyramide stellt eine Organisation dar, die sowohl über horizontale als auch vertikale Dimensionen verfügt. Die breite Basis zeigt, dass die Mehrheit der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen das Fundament der Struktur bilden und für die Fertigung von Produkten oder die Bereitstellung von Dienstleistungen zuständig sind. Diese Kriterien beziehen sich auf große und organisierte Arbeitsgruppen, entsprechen aber auch kleinen Gruppen, wie denen eines Handwerksbetriebes. Innerhalb eines Unternehmens sollten die verschiedenen Aufgaben klar und im Detail festgelegt sowie Beziehungen und Verantwortlichkeiten deutlich dargestellt sein. Dabei kann es nützlich sein, ein Organisationsdiagramm zur Visualisierung und Erklärung der formellen Strukturen zu erstellen. Organisationsstrukturen beinhalten immer eine gewisse Form von Hierarchie. Darunter verstehen wir die Aufteilung in verschiedene Authoritätsebenen eines Unternehmens. Handwerksbetriebe unterliegen meistens einer „flachen" Organisationsstruktur, in der die Unternehmensführung (oben) und die Mitarbeiter (unten) nur durch eine Stufe getrennt sind. Die formelle Organisation besteht aus einem Regelwerk, das von der Unternehmensführung absichtlich vorgegeben und von der Arbeitsgruppe geteilt wird, um die Unternehmensziele mit maximaler Effizienz zu erreichen. Die informelle Organisation jedoch stellt das Netzwerk der Beziehungen dar, die spontan zwischen Mitgliedern einer Organisation entstehen. Der Ursprung solcher Beziehungen ergibt sich meistens aus gemeinsamen Interessen. Unter Organisationsdesign verstehen wir den Prozess, in dem Führungskräfte verschiedene Komponenten und Elemente der Organisationsstruktur auswählen und leiten, um so ihre Zielen zu erreichen. Organisationsstrategie und -design Die Schlüsselrolle und Wichtigkeit neuer Organisationsstrukturen wird täglich im Geschäftsleben, der Technik, in den Medien und in der Ausbildung bestätigt. Dank des neuen virtuellen Arbeitsumfelds kann sich der Hauptbetrieb eines Handwerkers / einer Handwerkerin auch in dessen privater Wohnung befinden. Statt über traditionelle Systeme, kann er / sie alle nötigen Informationen und Bestellungen über einen Laptop und ein Mobiltelefon empfangen. Solche Veränderungen bieten wichtige Chancen zur Verbesserung, bringen aber auch verschiedene organisatorische Schwierigkeiten mit sich. Die Gestaltung einer Organisation ist ein „politischer" Prozess, in dem Macht und Einfluss bei Entscheidungen über Stellenbesetzungen, die Hierarchie und Kontrollmaßnahmen sowie bezüglich zu erschließender Märkte und Firmen, mit denen Beziehungen aufzubauen sind, eingesetzt werden. Es gibt drei Hauptinteressensbereiche zur strategischen Wahl: • • • Human Agents (Einzelpersonen oder Gruppen), die über die Gestaltung der Organisation entscheiden; die Beschaffenheit der Umwelt, in der ein Unternehmen sich befindet; die Beziehung zwischen Organisationsagenten (Führungskräften) und der Umwelt. Diese Perspektiven strategischer Entscheidung beruhen auf der Wahrnehmung der Führungskräfte, des Umfelds in dem sie tätig sind, und stellen die Grundlage der Wahl dar. In ihren Entscheidungen ist die Wahrnehmung von großer Bedeutung, nicht nur die geeignetste Organisationsstruktur betreffend, sondern auch mit Blick auf die Unternehmensstrategie und Führungsabläufe. Ein anderer Aspekt der strategischen Wahl betrachtet die Organisation so, als ob sie ausschließlich von der Umwelt abhinge, aus der sie notwendige Ressourcen (Personal, Ausstattung, Rohstoffe, Wissen, Kapital und Verkaufsstellen für Produkte und Ressourcen) bezieht. Die Umwelt, die die Organisation ermächtigt, bestimmt auch den Zugriff auf deren Ressourcen. Die Umwelt (in Form von Kunden, Lieferanten, Mitbewerbern, Behörden und anderen Stakeholdern) setzt ihre Macht ein, indem das Unternehmen gezwungen wird, nicht nur ansprechende Produkte und Dienstleistungen zu wettbewerbsfähigen Preisen anzubieten, sondern auch über effiziente Organisationsstrukturen und Abläufe zu verfügen. Obwohl Unternehmen von der Umwelt abhängig sind, können Führungskräfte dennoch ihre Ziele erreichen. Um erfolgreich zu sein, müssen sie die erforderlichen Grundressourcen bestimmen, ohne die das Unternehmen nicht bestehen kann. Weiters müssen sie diese Ressourcen in der Umwelt ausfindig machen und sich über den Grad der Abhängigkeit von ihnen klar werden. Aus diesem Grund muss der erste Schritt eines Unternehmers darin bestehen, die Umwelt, in der das Unternehmen tätig ist zu verstehen. Der nächste Schritt besteht darin, Systeme zur Verminderung der Abhängigkeit von raren Ressourcen zu erkennen und, sofern möglich, diese ganz abzuschaffen. 4.1.4. Betriebliche Abläufe Organisationsentwicklung Die Organisationsentwicklung bietet einen breiten, systematischen und praktischen Zugang zur Verbesserung der Effizienz Einzelner und des Unternehmens insgesamt. Die Organisationsentwicklung ist eine geplante Anstrengung, die das gesamte Unternehmen umfasst und von den oberen Führungskräften geleitet wird. Sie hat das Ziel, die Entwicklung und Stabilität des Unternehmens durch geplante, auf organisatorische „Prozesse“ basierende Eingriffe zu verbessern. Eine Organisation kann nur dann produktiv, effizient und wirksam sein, wenn sie sich nach dem Faktor Mensch orientiert. Einige Studien sagen, dass die beiden Haupthindernisse am Weg zur 'corporate excellence' Planung und Kommunikation sind. Folgerichtig sollte eines der Hauptanliegen bei der Entwicklung eines Unternehmens in der Verbesserung der Planung bestehen, indem strategischen Unternehmensziele und Grundsätze bestimmt werden, die Entscheidungen und Tätigkeiten leiten. Das zweite Ziel ist die Entwicklung eines wirksamen Führungsstils. Dies kann erreicht werden, indem man die Führungsstile qualifizierter Mitarbeiter in die Richtung einer der folgenden grundlegenden Orientierungen lenkt: 1. Sachaufgabenorientierung: der Schwerpunkt liegt auf der Leistung bestimmter Aufgaben (Effizienz und Auslastung, Produktionseinheiten, produzierte Stückzahl und Anzahl kreativer Ideen); 2. Mitarbeiterorientierung: Mitarbeiterbedürfnisse (Beteiligung, Engagement, Arbeitsbedingungen, Förderung des Einzelnen, Arbeitsplatzsicherheit, faire Entlohnung und gute Arbeitgeber-Arbeitnehmerbeziehungen) bilden den Schwerpunkt. Zu den Bedingungen der erfolgreichen Entwicklung einer Organisation gehören folgende Attribute: • • • • • Individuelle Ziele und Unternehmensziele müssen vereinbar sein. Konflikte, die durch Missverständnisse verursacht werden, werden durch eine offene Ansprache verschiedener Sichtweisen bereinigt. Es gibt keinen Grund, Emotionen und Gefühle, die die Arbeit betreffen, zu verstecken, denn diese spielen auch eine wichtige Rolle. Respekt für die Leistungsfähigkeit und den Wunsch nach persönlicher Weiterentwicklung eines jeden einzelnen Mitarbeiters. Ein Klima der Zusammenarbeit und des Vertrauens ist Konflikt und Geheimniskrämerei vorzuziehen. Veränderungen der Organisation Zweifellos gehört die Fähigkeit zur Veränderung zu den wünschenswertesten Führungsfähigkeiten eines Handwerkers / einer Handwerkerin. Unternehmen sind ständigem Druck ausgesetzt: aufgrund des globalen Wettbewerbs sozialer und demografischer Trends, Gesetzesänderungen, geo-politischen Ereignissen und ständig neuer Technologien. Unternehmenskultur Die Kultur eines Unternehmens fokussiert die Werte, Überzeugungen und Meinungen, die von den Mitarbeitern geteilt werden, so dass verstanden werden kann, wie die Einzigartigkeit einer Organisation entstanden ist, sich entwickelt hat und funktioniert . Die Kultur eines Unternehmens wird den gesammelten Werten, Überzeugungen, Anwendungen, Traditionen und relativ einheitlichen und andauernden Gewohnheiten gebildet, die von den Mitarbeitern geteilt werden. Sie wird auf neue Mitarbeiter und deren Nachfolger übertragen. Drei Ebenen der Unternehmenskultur • Äußere Erscheinungsformen bilden ihre am meisten sichtbaren und zugänglichen Inhalte wie in ihrer Art sicht- und hörbaren Verhaltensweisen und Ziele (Erzeugnisse, Zeremonien, Wurzeln, Ideale, Sprache, Grundsätze, Mythen, Regeln, Örtlichkeit, Riten, Schlagworte, Geschichten und Symbole). • Werte sind unter der Oberfläche angesiedelt und bestimmen die Basis der Firmenkultur. Werte sind zwar nicht sichtbar, aber sie können wahrgenommen werden; sie bestimmen weithin die Tendenz, bestimmte Situationen anderen vorzuziehen. Üblicherweise gründen sie sich auf sittliche Grundsätze, gemeinschaftsorientierte und religiöse Grundsätze, die in der Kindheit erlernt und durch Erfahrung verändert werden. Man geht davon aus, dass Werte alle Miterbeiter / -innen eine gemeinsame Orientierung vermitteln und ihr Verhalten leiten • Grundvoraussetzungen stehen zu unsichtbaren und unbewussten Vorstellungen in Beziehung, die von den Menschen als „selbstverständlich“ betrachtet werden. im Hinblick auf Verhaltensweisen, Wirklichkeitswahrnehmung und die Beziehungen zwischen Unternehmen und Umwelt. Die Stärke der Kultur eines Unternehmens entspricht dem gemeinsamen Nenner, der sich aus den Zielen ergibt, die alle Beschäftigten teilen, aus den vom Management verfolgten Werten und in einem hohen Ausmaß aus der Motivation, diese zu verwirklichen. Eine starke Unternehmenskultur „bindet“ Menschen zusammen, die in einem Unternehmen arbeiten; sie vermittelt ihnen eine Sinnvorstellung, ein Identitätsgefühl. Sie sorgt dafür, dass die Beschäftigten sich bei ihrer Arbeit wohl fühlen, steigert ihre Leistungsbereitschaft gegenüber dem Unternehmen, macht die Arbeit lohnenswerter, gibt ein Gefühl für individuelle Unterschiede, hilft den Beschäftigten, sich besser mit Arbeitskollegen / -innen zu identifizieren und bietet Regeln, die klar anzeigen, wie man sich richtig verhält. Nicht zuletzt, vermindert Unternehmenskultur Unklarheiten, so dass die Mitarbeiter / -innen den Sinn der Maßnahmen und Geschehnisse im Unternehmen verstehen. Mitarbeiterführung Das Management des Personalwesens (Human Resources Management) wirkt sich unmittelbar und auf persönliche Weise auf die Beschäftigten aus. Das Ansehen, ein „guter Arbeitgeber“ zu sein, versetzt ein Unternehmen in die Lage, qualifiziertes Personal anzuziehen und in der Firma halten zu können. Das Personalwesen stellt eine spezialisierte Unternehmensfunktion dar, deren Aufgabe darin besteht, Strategien und Abläufe zu bestimmen, die den Kreislauf mit festem Gehalt verbundener Arbeit so gestalten, dass sowohl dem Wohlergehen und der arbeitsbestimmten Lebensqualität der Beschäftigten als auch der Leistungsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit des Unternehmens gedient ist. Den Kreislauf mit festem Gehalt verbundener Arbeit bilden die Stadien, die alle Beschäftigten, unabhängig von ihrer Position, durchlaufen, von der Bewerbung oder Anwerbung über die Beschäftigung bis zum Ende des Beschäftigungsverhältnisses. Entscheidungsfindung Die Entscheidungsfindung ist ein Prozess, der die Wahl zwischen verschiedenen Möglichkeiten bedeutet. Folgende Vorgangsweisen sind denkbar: • • Individuell: Die verantwortliche Person beschränkt sich bei der Verarbeitung von Informationen auf sich selbst und auf persönliche Neigungen. In einer Gruppe: In diesem Fall werden die Entscheidungen von gruppendynamischen Effekten auf die individuelle Wahrnehmungen, Haltungen und Verhaltensweisen beeinflusst. Jedes vernünftige Wirtschaftsmodell geht von der Annahme aus, dass Entscheidungsfindungen einen rationalen Vorgang bilden und dies auch sein müssen, ein sach- und vernunftorientierter Prozess, der aus einer Abfolge von Aktionen besteht, die es zunehmend wahrscheinlich werden lassen, dass das angestrebte Ergebnis erreicht werden kann. Erfolgsorientierte Modelle der Entscheidungsfindung sorgen dafür, dass die beteiligten Personen so handeln, dass das anvisierte Ziel auf jeden Fall erreicht wird. Macht und Politik Organisationen haben eine eigene politische sowie soziale, technische, ökonomische und kulturelle Bedeutung. Macht und Politik sind untrennbar miteinander verknüpft und beeinflussen das menschliche Verhalten innerhalb eines Unternehmens. Macht wird in den Wirtschaftswissenschaften als die Fähigkeit von Einzelnpersonen verstanden, Widerstand, den andere leisten, zu überwinden und ihren Willen so zu lenken und Ergebnisse zu erzielen, die im Einklang mit ihren Interessen und Zielen stehen. Politik meint im wirtschaftswissenschaftlichen Sinne jene Art von Handlungen, die darauf abzielen, gegensätzliche Situationen aufzulösen – zum Beispiel, wenn verschiedene Mitglieder einer Organisation (eines Unternehmens) ihre Arbeit unterschiedlich bewerten und deshalb keine gemeinsamen Ziele oder Perspektiven haben, jedoch gezwungen sind, ihre Zusammenarbeit fortzusetzen. Während sie in gewisser Weise in der Absicht, gemeinschaftliche Ziele zu erreichen, übereinstimmen, können Mitarbeiter / -innen darin uneins sein, wie diese erreicht werden sollen, und die Auseinandersetzung darum stellt – aus ihrer Sicht – die angemessenste Vorgangsweise dar. Die „politische“ Sichtweise auf Unternehmen macht deutlich, dass Entscheidungen aus Verhandlungen, Gesprächen und Handlungen erwachsen, die darauf abzielen, Vorteile durch Individuen und Koalitionen zu erreichen. Diese Bündnisse werden von verschiedenen Einzelpersonen und Interessensgruppen gebildet, die sich deutlich hinsichtlich Werten, Vorlieben, Überzeugungen, Informationen sowie ihrer Wahrnehmung der Wirklichkeit unterscheiden. Didaktische Einheit 4.2. Arbeitsumfeld und Gesetzgebung 4.2.1. Risikobewertung am Arbeitsplatz Jeder Arbeitsplatz erfordert die Ermittlung und Beurteilung von Gesundheits- und Sicherheitsrisiken. Auch Handwerker / -innen müssen diese Analyse vornehmen, um mögliche Gefahren für sie selbst, die Belegschaft oder Besucher festzustellen. Handwerker/ -innen müssen entscheiden, ob ein bedeutsames Risiko besteht und, wenn dies der Fall ist, sicherstellen, dass geeignete Vorkehrungen getroffen wurden, um die Gefahr so weit wie möglich zu minimieren. Deshalb müssen Handwerker/ -innen folgende Aspekte berücksichtigen: • • • • Ihre Besucher, einschließlich besonders verletzlicher Menschen wie Kinder, ältere Personen, junge Mütter und Schwangere. Über entsprechende Geräte in ihrer Werkstätte (z.B. Feuerlöscher, Not-Telefon, Notschalter etc.) verfügen. Notfallpläne und Fluchtwege; Vorhandensein eines Erste-Hilfe-Koffers. In ihrem Arbeitsumfeld müssen Handwerker / -innen sicherstellen, das Geräte und Ausrüstungen korrekt verwahrt werden bzw. positioniert sind, so dass weder Mitarbeiter / –innen noch Besucher (z.B. Kinder) gefährdet sind. Die Sicherheit elektrischer Systeme und Anlagen ist besonders wichtig; elektrische Anschlüsse dürfen nicht überladen werden. Verwendete Geräte, Maschinen und Werkzeuge müssen für die jeweilige Arbeit geeignet sein und regelmäßig überprüft werden. Bei der Einrichtung eines Arbeitsplatzes muss eine Fülle an Faktoren bedacht werden, zum Beispiel, dass Ausrüstung und Einrichtungen den üblichen und anerkannten Standards entsprechen und richtig plaziert sind. In jeder der oben angeführten Situationen ist es unerläßlich, dass Handwerker/ -innen Schutzbekleidung, Handschuhe und Masken tragen und, dass Absaugeinrichtungen eingeschaltet bleiben, um die Belastung zu mindern. Sogar Stoffe, die in Werkstätten häufig verbreitet sind, wie z.B. gängige Klebstoffe, können eine Gefahr darstellen, wenn sie nicht fachgemäß gehandhabt werden. Handwerker/ -innen müssen auch für einen Brandfall Vorsorge treffen und über folgende Ausstattung verfügen: • • • Eine funktionierende Alarmanlage, wie z.B. einen Rauchmelder; eine Erste-Hilfe-Kasten; einen Evakuierungsplan, der allen Mitarbeitern vertraut ist. Es hat sich als nützlich erwiesen, periodische Übungen einzuführen, um die Wirksamkeit des Evakuierungsplans zu überprüfen. Verschiedene internationale Organisationen haben das Thema Arbeitsumfeld aufgegriffen, indem sie Gesetze und Regeln veranlasst oder einfach Empfehlungen ausgesprochen haben. Die bedeutsamsten Organisationen auf diesem Gebiet sind die International Labour Organization (ILO / Internationale Arbeitsorganisation der UNO) und jene Organisationen, die zur Europäischen Union gehören (insbesondere die Europäische Kommission, die dem Europäischen Parlament, dem Europäischen Rat, den Wirtschaftsund Sozialkommissionen und der Europäischen Kommission der Regionen Papiere und Empfehlungen vorgelegt hat). In diesem Kapitel wollen wir eine mögliche Herangehensweise erörtern, die dem Standpunkt der International Labour Organization (ILO) und der EU-Organisationen entspricht. Allen Handwerker/ -innen ist dringend anzuraten, regelmäßige Risiko-Evaluierungen durchzuführen, die den Gesundheits- und Sicherheitsgesetzen entsprechen – unabhängig von der Größe und der Art der Unternehmensaktivität. Eine korrekte Risiko-Evaluierung trägt dazu bei, die Möglichkeit zu verringern, dass Handwerker/ -innen durch ihre Tätigkeit die Umwelt oder Beschäftigte und Besucher gefährden. Wenn die erste Risiko-Evaluierung abgeschlossen ist, kommt es darauf an, regelmäßige Überprüfungen durchzuführen, um sicherzustellen, dass die Tätigkeit des/der Handwerker/ -in mit den Erfordernissen von Gesundheit und Sicherheit im Einklang steht. Regelmäßige Risiko-Evaluierungen mögen auf den ersten Blick hin etwas kostspielig erscheinen, da der/die Handwerker/ -in zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen Geld aufwendet, während er/sie den traditionellen Produktionsprozess aufrecht erhält. Dennoch, Handwerker/ -innen müssen sich selbst vor der Gefahr schützen, zu Geldstrafen verurteilt oder von einem Beschäftigten oder Besucher vor Gericht zitiert zu werden. Dieses Kapitel legt dar, dass Handwerker/ -innen Risiko-Evaluierungen in Übereinstimmung mit den Gesundheits- und Sicherheitsregeln durchführen sollen. Ein breiter Überblick über die Risiko-Evaluierung, einschließlich der Umweltfaktoren, stellt sicher, dass Handwerker/ -innen das Gesetz einhalten, was für seine Tätigkeit förderlich ist. Revision der Risiko-Evaluierung. Um alle riskanten Situationen zu vermeiden, die am Arbeitsplatz eintreten können, müssen Handwerker/ -innen eine systematische Überprüfung und Bewertung der Gesundheits- und Sicherheitsrisiken durchführen. Sie müssen feststellen, ob ihre Tätigkeiten sie selbst, ihre Beschäftigten (und sei es nur eine/einer) oder Besucher (z.B. Kunden, Aufsichtspersonen oder sonstige Dritte) beeinträchtigen können. Die Europäische Union empfiehlt insbesondere Übungen in Gesundheits- und Sicherheitsangelegenheiten durchzuführen. In vielen Ländern sind solche Trainings verpflichtend für alle. Die europäische Gesetzgebung fordert, dass Risikoüberprüfungen „fair und ausreichend“ durchgeführt werden. Wenn also die Gefährdungen, denen der/die Handwerker/-in sich in seinem/ihrem Arbeitsumfeld gegenüber sieht, geringfügig und leicht festzustellen sind, sollte auch das Evaluierungsverfahren einfach sein. In diesem Fall wird der/die Handwerker/ -in in der Lage sein, die Risiko-Evaluierung selbst durchzuführen. Wenn jedoch Maschinen eingesetzt, riskante Stoffe verwendet und komplizierte Verfahren stattfinden, ist ein Spezialist erforderlich. Risiken und Gefahren. Bei der Durchführung der Risiko-Evaluierung müssen Handwerker/ -innen alle möglichen Gefahren berücksichtigen. Mit „Gefahr“ ist alles gemeint, was Schaden verursachen kann. Risiko bedeutet die (geringe oder hohe) Wahrscheinlichkeit, dass jemand durch eine Gefährdung Schaden erleidet. Gemäß der Gesetzgebung in den Ländern der EU müssen alle Unternehmungen, auch Handwerksbetriebe, regelmäßige Evaluierungen von Gesundheits- und Sicherheitsrisiken durchführen, wobei einige Faktoren zu berücksichtigen sind. Es ist jedoch ratsam, über die gesetzlichen Mindeststandards der Gesundheits- und Sicherheitsregeln hinauszugehen und Risiken detailgenauer und umfassender zu überprüfen. Zum Beispiel muss der/die Handwerker/ -in bei der Risiko-Evaluierung zugleich mit den mit seiner/ihrer Arbeit verbundenen Umweltfaktoren auch Gesundheits- und Sicherheitsfragen überprüfen. So wird sein / ihr Betrieb den Umweltschutzgesetzen ebenso entsprechen wie jenen zur Gesundheit und Sicherheit. Wenn der/die Handwerker/ -in die Kriterien der Gesundheit der Beschäftigten berücksichtigt, kann er/sie sicher sein, dass er/sie alle Verpflichtungen in diesem Bereich einhält. Es ist für Handwerker/ -innen sehr nützlich, ein gründliches und regelmäßiges System detaillierter Evaluierungen einzurichten. Darüber hinaus reduzieren jene, die ihre Übereinstimmung mit den Gesetzen bekunden, ihre Versicherungskosten – und sie stärken dadurch ihre Beziehungen zu Kunden, Lieferanten und Beschäftigten und erhöhen obendrein noch ihr Ansehen. Die Feststellung von Gefahren . Handwerker/ -innen müssen sich stets bewusst sein, dass eine Risiko-Evaluierung alle Gefahren zu erfassen hat. Eine Gefahr ist etwas, das Schaden/Schädigungen verursachen kann; Risiko meint die Möglichkeit, dass jemand oder die Umwelt durch Gefahren Schaden nehmen kann. Die erste Phase der RisikoEvaluierung besteht deshalb in der Suche nach Gefahren und Gefährdungspotenzialen. Eine Gefahr kann klar erkannt werden, beispielsweise in einem beschädigtem Kabel, blankem Draht oder abgetretenen Boden – sie kann aber auch weniger offenkundig sein, zum Beispiel im Falle einer rutschigen Oberfläche. Die Gefahr kann in einem äußerlichen Faktor wie zu schwacher Beleuchtung liegen oder aber der Tätigkeit des/der Handwerkers/ -in selbst innewohnen, wie bei der Verwendung besonders gefährlicher Substanzen (z.B. Farben in einer Töpferei). Eine Gefährdung kann die Beschäftigten unmittelbar betreffen, wenn sie etwa Bakterien ausgesetzt sind – oder die Umwelt allgemein, zum Beispiel durch Abfallstoffe aus der Werkstätte. Handwerker/ -innen sollten unterscheiden zwischen: • • • Gefahren, die den Arbeitsplatz betreffen (z.B. Unterbringung eines/einer Beschäftigten am Arbeitsplatz) Gefahren, die von der Arbeit selbst herrühren (z.B. Verwendung von Schleifmaschinen in der Werkstätte) Gefahren für die Umwelt (Staub durch Schleifmaschinen) Bei der Risiko-Evaluierung erscheint es nützlich: • • • • den ganzen Arbeitsplatz, das gesamte Arbeitsumfeld, abzugehen und Notizen über bestehende oder mögliche Gefahren zu machen, mit Mitarbeitern / -innen zu sprechen, die über größere Erfahrung bezüglich versteckter Gefahren durch die Arbeitsvorgänge verfügen, die Datenblätter zur Sicherheit und sämtliche Gebrauchsanleitungen zu studieren und zu überprüfen, die Berichte über Zwischenfälle oder Unglücksfälle und mögliche Berufserkrankungen durchzusehen, um Wiederholungsfällen vorzubeugen. Es ist allen Handwerkern/ -innen zu empfehlen, geeignete Einrichtungen zur Verringerung von jedem Rauch und Staub und anderer Schadstoffe zu installieren. Ein/eine Handwerker/ -in muss seine/ihre Beschäftigten vor Gefahren schützen. Er / sie muss auch Gefahren für die Umwelt im Allgemeinen berücksichtigen, für Auftragnehmer, Kunden und Menschen, die in Kontakt mit seiner/ihrer Tätigkeit kommen. Einige Gefahren am Arbeitsplatz können leicht eruiert werden, aber sie können ebenso leicht übersehen werden. Nach der Feststellung von Gefahren im Zuge der Risiko-Evaluierung muss man sich dessen bewusst sein, dass jede einzelne Gefährdung Schaden bzw. Schädigungen verursachen kann. Es ist erforderlich, erst zu entscheiden, welche Gefahren drohen, um dann die getroffenen Maßnahmen zu überprüfen; weiters muss entschieden werden, ob die verbleibenden Schadensrisiken als hoch, mittel oder niedrig einzustufen sind. Wenn der/die Handwerker/ -in zu dem Schluss gelangt, dass das Risiko gering ist, kann es sein, dass die getroffenen Vorsichtsmaßnahmen ausreichend sind. Wenn er/sie das Risiko als mittel oder hoch einschätzt, sollten zusätzliche Vorkehrungen zur Verringerung des Risikos getroffen werden. Ein/eine Handwerker/ -in muss sich dessen bewusst sein, dass bei der Ermittlung von Risiken besondere Aufmerksamkeit folgenden Hauptfaktoren zu gelten hat: • • • Gefährdete Gruppen, wie körperlich beeinträchtigte Personen, Lehrlinge, Personen, die in abgeschiedenen Bereichen arbeiten, und Schwangere. Besucher, wie Touristen, Reinigungs- und Servicemitarbeiter, Lieferanten, Kunden und Menschen, die die Werkstatt betreten oder nur durchgehen. Die allgemeine äußere Umwelt: z.B. könnten Einheimische zu Schaden kommen, wenn das Entsorgungssystem nicht ausreichend ist (z.B. wenn Chemikalien über den Wasserabfluss entsorgt werden). Diese Methoden sind übrigens gesetzeswidrig. Es ist unbedingt zu empfehlen, alle Risiken, die mit der Tätigkeit des/der Handwerks/ -in verbunden sind, in Betracht zu ziehen, egal, ob sie Gesundheits- und Sicherheitsvorschriften betreffen. In der Praxis ist dies nicht immer möglich. EU-Bestimmungen sagen jedoch, dass Handwerker/ -innen alle „angebrachte“ Vorsicht walten lassen müssen, wenn eine Gefahr als „erheblich“ erscheint. Handwerker/ -innen sollten auch die Verbesserung der Kommunikation am Arbeitsplatz in Betracht ziehen, und überdies bessere Schulungsmaßnahmen zur Verringerung von Gefährdungen und Risiken entwickeln. Handwerkern/ -innen, die bei Kammerorganisationen eingetragen sind (wie nun in vielen EU-Ländern üblich), werden von diesen Trainings und Beratungen durch Experten angeboten. Dokumentation Obwohl, entsprechend den Gesetzen der verschiedenen Länder, alle Unternehmen aufgefordert sind, Evaluationen der Gesundheits- und Sicherheitsrisiken durchzuführen, sind nur Arbeitgeber mit mehr als fünf Beschäftigten dazu verpflichtet, schriftliche Aufzeichnungen über derartige Evaluationen zu führen. Dies könnte jedoch einen Vorteil für alle Handwerker/ -innen darstellen. Die Führung einer Dokumentation kann Handwerker/ -innen dabei unterstützen: • • • • wirksame Entscheidungen zu treffen, wie Gefahren ermittelt werden, seine / ihre Übereinstimmung mit dem Gesetz zu demonstrieren, im Falle einer gesetzlichen Überprüfung den Beweis zu liefern, dass alle notwendigen Maßnahmen zur Evaluierung der Gefahren getroffen worden sind, Versicherungskosten zu verringern. Für den/die Handwerker/ -in kann es nützlich sein (dies ist gesetzlich erlaubt), in die Dokumentation Sicherheits-Codes, Anleitungen von Hersteller oder andere wichtige Dokumente in die Dokumentation aufzunehmen. Es ist daran zu erinnern, dass die Aufbewahrung und Bereithaltung einer Gesundheits- und Sicherheitsdokumentation gesetzlich vorgeschrieben ist (unterschiedliche Methoden in den diversen EU-Staaten). Ständige Neu-Überprüfung Eine Risiko-Evaluierung sollte kein nur einmal erstelltes Dokument sein. Eine wirksame Risiko-Evaluierung erfordert ständige Kontrollen und periodische Gesamtüberprüfungen. Bei der Durchführung der Risiko-Evaluierung muss der / die Handwerker / -in das Datum notieren, um festzulegen, wann die nächste Überprüfung stattzufinden hat. Diese periodischen Überprüfungen sollten alle Vierteljahre, alle sechs Monate oder jedes Jahr erfolgen. Dies hängt von der Art der Unternehmenstätigkeit und der Branche ab und von Veränderungen im Bereich der Betriebstätigkeit selbst. Ferner müssen Handwerker/ -innen ihre Risiko-Evaluierung überprüfen wenn im Zuge ihrer Tätigkeit: • • • • • • neue Maschinen oder neue Anlagen eingeführt werden; neue Arbeitsabläufe und –praktiken eingesetzt werden; neue Substanzen/Materialien verwendet werden; neues Personal aufgenommen worden ist; der Betrieb verändert oder an einen anderen Standort übersiedelt wird; das Unternehmen rasch expandiert; • ein Zwischenfall/Unfall sich ereignet hat oder auch vermieden werden konnte. Der Termin der Überprüfung der Risiko-Evaluierung muss notiert werden, aber die Aufzeichnungen müssen entsprechend geändert werden, wenn subtsanziell neue Hinweise oder Beweise entdeckt werden oder wenn bereits getroffene Maßnahmen sich als unzureichend erweisen und verbessert werden können. Umwelt und Risiko-Evaluierung Unternehmen müssen, neben jenen zu Gesundheit und Sicherheit, eine Reihe von Umweltgesetzen und –regulierungen beachten. Dies betrifft auch Handwerksbetriebe. Manchmal bergen Umweltrisiken auch Gefahren für Gesundheit und Sicherheit. Zum Beispiel können Fahrlässigkeit bei der Entsorgung gefährlicher Stoffe oder unsichere Ablagerungsplätze sowohl die Umwelt als auch die Gesundheit der Menschen beeinträchtigen. Auch wenn keine Gefährdungen hinsichtlich Gesundheit und Sicherheit bestehen, sollten Unternehmen alle potenziellen Risikofaktoren auch für die Umwelt als Teil einer gesamthaften Risiko-Evaluierung in Betracht ziehen. Berücksichtigen Sie Risikofaktoren, in folgendem Zusammenhang: Wenn Handwerker/ -innen eine Risiko-Evaluierung durchführen, müssen sie sich selbst befragen, welche Gefahren mit diesen Umweltfaktoren in Verbindung gebracht werden und welche Risiken von diesen Gefahren ausgehen. Die Evaluierung des Produktionsprozesses Es ist wichtig, die Auswirkungen zu überprüfen, die die von einem Handwerksbetrieb eingesetzten Rohstoffe und Produktionsvorgänge auf die Umwelt haben; ebenso muss überprüft werden, inwieweit diese – unter Beachtung der Tradition – entweder noch einmal verwendet oder wiederverwertet werden können. Untersucht man die Umwelteinflüsse, die von einigen speziellen Rohmaterialien verursacht werden, erweisen sich ihre Gefährlichkeit, ihre Sub-Produkte, die verursachte Abfallmenge und die Energie, die zu ihrer Herstellung notwendig ist als Hauptfaktoren. Manchmal kann der/die Handwerker/ -in alternative Ressourcen einsetzen, die Verfahren und Produkte ergeben, die sauberer und weniger schädlich für die Umwelt sind, aber auch zu niedrigeren Unternehmenskosten führen. Rohstoffe wie Holz oder Papierderivate müssen aus einer nachhaltigen und erneuerbaren Quelle oder aus einer Recyclinganlage stammen. Für die Verwertung von Abfallstoffen können zahlreiche Alternativen in Frage kommen. Wenn zum Beispiel Sägespäne oder Papierschnitzel entsorgt werden müssen, könnte eine Sägemühle, eine Papiermühle oder eine Gemeinde daran interessiert sein, sie zu recyceln; dies würde es dem/der Handwerker/ -in gestatten, Entsorgungskosten einzusparen. Der/die Handwerker/ -in muss die Möglichkeit im Auge behalten, Materialien zu verwenden, die recycelt werden können oder aus einem Wiedergewinnungsprozess stammen. Dies trägt nicht nur dazu bei, die Umweltvorschriften einzuhalten, sondern macht es auch möglich, Lieferanten und Kunden zu beweisen, dass der Betrieb zukunftsorientiert und umweltsensibel arbeitet und sie dazu anregen, es genauso zu tun. Neben der Überwachung des Produktionsprozesses ist es wert, zu prüfen, ob Wasser, Papier und Verpackungsmaterialien in anderen Unternehmensbereichen erneut verwendet können. Didaktische Einheit 4.3. Abfallwirtschaft und Recycling 4.3.1. Kulturelle Trends Abfallmanagement und Recycling Alle den Umweltschutz betreffenden Vorschriften fordern, dass die Auswirkungen des Abfalls auf Natur und Umwelt reduziert werden und, dass daraus verwertbare Stoffe gewonnen werden. Es gibt viele und verschiedene Arten von Abfall. Er kann flüssig, fest oder gasförmig sein oder in Abwärme bestehen. In den letzten beiden Fällen handelt es sich um Emissionen, und dieser Begriff wird eng mit Umweltverschmutzung verknüpft. Wir können sagen, dass der Begriff „Abfall“ Dinge bezeichnet, die in unwirksamer oder unangemessener Weise be- oder genutzt wurden! Einige spezielle Abfälle können recycelt werden, wenn sie einer Wiederverwertung zugeführt wurden (z.B. Plastikflaschen oder Papier). Biologisch abbaubare Bestandteile des Abfalls (z.B. Papier) können in Kompost verwandelt werden (ein organisches Material, das in der Landwirtschaft als Erde dienen kann) oder zur Erzeugung von Dünger oder Biotreibstoff einer sauerstofffreien Gärung unterzogen werden. Im Falle der Nichtverwertung trägt biologisch abbaubarer Abfall zu Gasemissionen bei, die den Treibhauseffekt verursachen und zur Erderwärmung führen. Die Definition von Abfall in Europa Die Europäische Union definiert „Abfall“ gemäß der Rahmenrichtlinie zum Abfall (Europäische Verordnung 75 /442/ec mit Anhängen) als ein vom Verwender weggeworfenes Gut oder ein Gut das er wegwerfen will oder das wegzuwerfen, er gezwungen ist. Wenn Substanzen oder ein Gegenstände zu Abfall geworden sind, bleiben diese es, bis sie vollständig wiederverwertet werden und nicht länger eine Belastung der Umwelt oder der menschlichen Gesundheit darstellen. Abfallmanagement Feste, flüssige oder gasförmige Stoffe bedürfen unterschiedlicher Systeme und betreffen jedes für sich ein anderes Wissensgebiet. Die Verantwortlichkeit für Haushaltsmüll und nicht gefährlichen Gewerbeabfall unterliegt in Siedlungsgebieten häufig den lokalen Behörden, z.B. den Gemeinden; für den Umgang mit nicht gefährlichem Abfall aus Gewerbe und Industrie ist üblicherweise dessen Erzeuger verantwortlich. Letzteres trifft auch auf nicht-gefährlichen Abfall zu, der von Handwerksbetrieben, handwerklichen Arbeitern und Kunstwerkstätten erzeugt wird. Das Konzept des Abfallmanagements unterscheidet sich von Land zu Land und von Region zu Region. Hier seien die eher allgemeinen und weitverbreiteten Konzepte dargestellt. Wenn von einer hierarchischen Struktur des Abfalls die Rede ist, verwenden wir zur Klassifizierung des Abfallmanagements die „3 R“ (reduction, reuse, recycling = Verminderung, Wiederverwertung und Recycling), entsprechend den Begriffen der wünschenswerten Reduzierung des Abfalls auf ein Minimum. Das Ziel der Stufenhierarchie beim Abfallmanagement besteht darin, den größtmöglichen praktischen Nutzen aus Produkten zu gewinnen und eine möglichst geringe Menge an Abfall zu erzeugen. Die Ausweitung der Verantwortlichkeit des Hersteller (EPR = extension of producer responsibility) stellt eine Strategie dar, die Einbeziehung der Umweltkosten eines Produktes in die Marktpreise voranzutreiben und zwar für ihren ganzen Lebenszyklus. Die erweiterte Herstellerverantwortung verlangt von diesem, dass er die Verantwortung für das auf den Markt gebrachte Produkt und dessen Verpackung während seines gesamten Lebenszyklus trägt. Dies bedeutet, das Unternehmen, Firmen und Werkstätten, die Produkte importieren und/oder verkaufen gefordert sind, die finanzielle und physische Verantwortung für ihre Produkte zu tragen und zwar bis zum Ende von deren Verwendung. Produktbezogene Verantwortlichkeit stellt ein Konzept dar, bei dem der Schutz der Umwelt das Produkt selbst fokussiert, und all jene, die mit seiner Gebrauchsdauer zu tun haben, werden aufgefordert, etwas Verantwortung für die Verringerung seiner Auswirkung auf die Umwelt zu tun. Für Hersteller (einschließlich Künstlern, Handwerkern / -innen, handwerklichen Arbeitenden und Werkstätten) bedeutet dies, Recycling vorzusehen und, soweit erforderlich, zu bezahlen oder die Kosten für die Entsorgung am Ende des Gebrauchslebens zu übernehmen. Das Prinzip, dass der Verursacher zahlt, gilt für den Fall, dass der Umweltverschmutzer die finanziellen Folgen eines Umweltschadens/von Umweltschäden zu tragen hat. Im Zusammenhang mit dem Abfall Management besteht grundsätzlich für Abfall-Produzenten die Verpflichtung, die Kosten für die richtige Entsorgung zu tragen. 4.3.2. Techniken der Abfallwirtschaft Das Management von urbanem, Industrie- und Gewerbeabfall bestand bisher in dessen Sammlung und Entsorgung. Gemäß der Abfalltypologie und des geographischen Raumes, kann der Sammlung eine Umwandlung folgen. Diese Umwandlung erfolgt, um die dem Abfall innewohnenden Gefahren zu verringern, um recycelbare Materialien zu gewinnen, um Energie zu erzeugen oder um seine Größe und Menge für eine wirksamere Entsorgung zu reduzieren. Abfalldeponie Sie bildet die traditionellste Art der Müllentsorgung, die weit verbreitet in den meisten Ländern praktiziert wird. Historisch gesehen, wurden Mülldeponien häufig in verlassenen oder nicht mehr benutzten Schottergruben und Steinbrüchen oder Bergwerken angelegt. Eine gut geplante und korrekt geführte Abfalldeponie kann eine hygienische und nicht besonders schädliche Methode der Abfallentsorgung darstellen, da sie die Beeinträchtigung der lokalen Umwelt auf ein Minimum reduziert. Ältere, schlecht geplante und schlampig geführte Deponien können eine ganze Reihe negativer Auswirkungen auf die umgebende Umwelt hervorrufen, zum Beispiel Flugasche durch den Wind; die Deponie kann aber auch Parasiten anlocken und durch Undichtheiten Substanzen verlieren, die das Wasser in der Tiefe oder an seiner Oberfläche verschmutzen. Ein anderes Nebenprodukt von Deponien stellt die Bildung von Gasen dar (meistens Methan und Kohlendioxide), die entstehen, wenn sauerstofffreie Substanzen den Abfall zersetzen. Dieses Gas kann einen unangenehmen Geruch verbreiten, die Pflanzenwelt an der Erdoberfläche abtöten und zum Treibhauseffekt beitragen. Moderne Deponieanlagen verwenden verschiedene Methoden zur Verhinderung von Undichtheiten spezielle Beschichtungsverfahren (Lehm- oder Kunststoffschichten). Abfall wird üblicherweise gepresst, um seine Dichte zu erhöhen und ihm eine festere Form zu geben, und ummantelt, damit Parasiten nicht angelockt werden oder um die vom Wind verwehten Mengen an Abfallpartikeln zu verringern. Viele Deponieanlagen sind mit Systemen zur Gasgewinnung ausgestattet, die nach der Schließung der Deponie installiert wurden und das Gas gewinnen, das bei der Zersetzung und Fäule des Abfalls entsteht. Das Gas wird mittels durchlöcherter Röhren gewonnen und dann verbrannt oder zur Gewinnung elektrischer Energie in Gasgeneratoren geleitet. Verbrennung Diese Methode der Abfallbeseitigung erfordert hohe Temperaturen zur Verbrennung des Abfalls. Verbrennung und andere hochtemperaturgeführte Abfallbehandlungssysteme gelten als „Wärmebehandlung“. Verbrennung verwandelt Abfall in Wärme, Gas oder Asche. Andere Typen der Wärmebehandlung bestehen in der thermischen Spaltung und Vergasung. Verbrennung kann sowohl in kleinem Maßstab von Einzelpersonen und in großen Dimensionen von Fabriken durchgeführt werden. Sie gilt für bestimmte gefährliche Abfälle (zum Beispiel aus der Holzverarbeitung) als nützliche Entsorgungsmethode. Wiedergewinnung von Ressourcen Abfall Management, das Abfall als Ressource und nicht als Problem betrachtet, das behandelt und beseitigt gehört, ist eine relativ junge Idee. Es gibt viele verschiedene Methoden, aus Abfall wieder Produktionsmittel zu gewinnen: Materialien können einem Auszugsverfahren unterzogen und recycelt werden oder durch thermische Behandlung kann Abfall in Elektrizität verwandelt werden. Der Prozess des Auszugsverfahrens oder der Energiegewinnung aus Abfall kann auf verschiedene Art und Weise definiert werden: Wiedergewinnung von Sekundärproduktionsmitteln, Recycling etc. Recycling Es beinhaltet die Wiedergewinnung von Materialien für alternative Anwendungen, die andernfalls Abfall blieben. Die geläufige Vorstellung von „Recycling“ meint die Sammlung und die Wiederverwertung täglichen Abfalls in großem Maßstab. Diese Materialien (wie Papier, Eisen, Glas etc.) werden gesammelt und gelagert, so dass Rohstoffe, die darin enthalten sind, wieder eingesetzt werden können (recycelt). Komposterzeugung und sauerstofffreie Fermentation (Gärung) Organische Abfälle, beispielsweise von Gemüse, Essensresten und Papierprodukten, werden immer häufiger recycelt. Diese Stoffe werden einer Kompostierung unterzogen und/oder einem Gärungsprozess (Fermentation) ausgesetzt. Dieser biologische Prozess führt zur Zersetzung organischer Stoffe und tötet Krankheitserreger ab. Die dabei gewonnenen stabilisierten Stoffe können dann recycelt als natürlicher organischer Dünger oder als Kompost in der Landwirtschaft oder beim Gartenbau verwendet werden. Ein wirkungsvolles Verfahren zur Abfallsammlung kann dazu beitragen, die Entsorgungskosten zu reduzieren, vor allem dadurch, dass Abfälle, deren Entsorgung verhältnismäßig preiswert ist, nicht mit anderen Stoffen vermischt werden, die höhere Entsorgungskosten verursachen. Die üblichsten Arten von Abfall sind: • • Nicht gefährlicher Abfall (einige davon können recycelt werden!) Sonder-Abfall Nicht gefährlicher fester Abfall kann üblicherweise in geeigneten Behältern gelagert werden (z.B. Abfalleimer), während flüssige Abfallstoffe über Kanalsysteme abgeleitet werden. Der Eigentümer einer Werkstätte muss der authorisierten Firma, die den Abfall, den er erzeugt hat, abtransportiert und entsorgt, eine schriftliche Beschreibung der Abfälle übergeben. 4.3.3. Recycling Recycling stellt die Weiterverarbeitung bestimmter Stoffe in neue Produkte dar. Recycling verhindert, dass noch nützliche Stoffe verschwendet werden; es reduziert, im Vergleich zur Verarbeitung neuer Rohstoffe, den Verbrauch an Rohstoffen, Energie und deshalb auch den Ausstoß von Treibhausgasen. Recycling stellt im modernen Abfall Management ein fundamentales Konzept dar, das die dritte Stufe in der Abfallhierarchie bildet. Recycelbare Materialien. Sie werden aus einer Vielfalt von Quellen gewonnen, einschließlich Häusern und Fabriken. Sie umfassen Glas, Papier, Aluminium, Asphalt, Metalle, Textilien und Plastik. Sogar biologisch abbaubare Abfälle wie Essensreste oder Gartenabfälle können recycelt werden und zwar mit Hilfe der Kompostierung, bei der Mikroorganismen und sauerstofffreie Gärung entstehen. Recycling stellt durch die gesamte Menschheitsgeschichte hindurch eine allgemein geübte Praxis dar. In Europa wurden, im vorindustriellen Zeitalter, Bronze und andere wertvolle Metallteile gesammelt und eingeschmolzen; in Großbritannien wurden Stäube und Aschen, die bei der Verbrennung von Holz und Kohle entstanden, als Grundmaterial für die Ziegelherstellung recycelt. Der Hauptgrund für diese Recyclingaktivitäten bestand in dem wirtschaftlichen Vorteil der aus der Wiederverwendung des recycelten Materials erwuchs, anstatt, dass neue Materialien gekauft werden mussten; auch spielte die Minderung des Problems der Beseitigung des Abfalls, der in den immer dichter bewohnten Gemeinden produziert wurden, eine Rolle. Im Vereinigten Königreich begann man beispielsweise bereits 1921 mit dem Papierrecycling, als die British Paper Association gegründet wurde, um das Recycling gebrauchten Papiers populär zu machen. Der durch Weltkriege und andere ähnliche Ereignisse von weltweiter Bedeutung verursachte Rückgang der Ressourcen erwies sich als bedeutender Impulse für das Recycling. Während des Zweiten Weltkrieges forderten intensive Kampagnen der Regierungen die Bevölkerung dazu auf, Metalle abzugeben und mit Textilien zu haushalten, indem der patriotische Wert solchen Verhaltens in allen Ländern hervorgehoben wurde, die in den Krieg verstrickt waren. Sparprogramme wurden während des Weltkrieges ebenfalls eingeführt und in einigen Ländern, in denen Rohstoffe knapp waren, auch noch nach Kriegsende beibehalten, zum Beispiel in Japan. Der Nutzen von Recycling ergibt sich auf zweierlei Art: Durch die Verringerung der Zufuhr an Energie und Rohmaterialien für das Produktionssystem und durch die Verringerung der zu entsorgenden Abfallmenge. Einige Materialien wie Aluminium können unbegrenzt recycelt werden, da sich ihre Qualität dabei nicht verschlechtert. Andere recycelbare Stoffe wie Papier erfordern die Beigabe eines Prozentsatzes an Rohstoffen (Holzfasern), um die Qualitätsminderung der vorhandenen Fasern auszugleichen. Seit verarbeitete Materialien reiner sind, benötigt man eine geringere Energiemenge zu ihrer Verarbeitung, ebenso für den Transport von ihrem Gewinnungsort. Dies reduziert die Kosten aus Sicht der Umwelt ebenso wie aus sozialer und wirtschaftlicher Perspektive. Die am meisten gebräuchlichen Methoden zur Abfallentsorgung (Deponie, thermische Spaltung, Verbrennung) schädigen die Umwelt und sind nicht nachhaltig. Deshalb ist jede Methode, die das Volumen des Abfalls, der in der eben genannten Art und Weise behandelt wird, von Vorteil. Der größtmögliche Nutzen für die Umwelt wird durch Abfallverringerung (Reduzierung des Anfalls an Müll) und die Wiederverwendung bestimmter Artikel in ihrer ursprünglichen Form erzielt, zum Beispiel durch Mehrwegflaschen. Alle Recyclingtechniken verbrauchen Energie beim Transport und beider Verarbeitung, und einige Verfahren benötigen große Wassermengen. Die richtige Prioritätsreihenfolge für nachhaltigen Umweltschutz ist die folgende: Reduzierung -> Wiederverwendung -> Recycling Außerdem erregt Recycling zunehmende Aufmerksamkeit aufgrund seiner Rolle bei der Verringerung von Gasen, die den Treibhauseffekt erzeugen, seit die Erzeugung von recyceltem Harz einen geringeren Ausstoß an Emissionen, verglichen mit der Neuproduktion von Harz. Zusammenfassung Modul 4 Zu Beginn des Kapitels wird der Begriff „Arbeitsumfeld“ eingegrenzt und aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet: aus dem organisatorischen, physischen und individuellem Kontext. Die Bedeutung von Gruppen und Teams innerhalb des Unternehmens wird ebenso hervor gestrichen wie die effiziente Organisation des Unternehmens mit Hilfe von Strukturen, Abläufen und Prozessen. Außerdem wird die Unternehmenskultur, als ein wesentlicher Teil einer erfolgreichen Organisation vorgestellt. Sie spiegelt die Einzigartigkeit des Unternehmens wider. Der zweite Teil des Kapitels beschäftigt sich mit Gefahren und Risiken, die am Arbeitsplatz auftauchen und eintreten können. Die systematische Ermittlung und Beurteilung potentieller Gefahren und Risiken wie auch die zu treffenden Sicherheitsvorkehrungen für Mensch und Umwelt werden beschrieben. Ziel des letzten Teils des Kapitels ist es, auf den Umweltschutz aufmerksam zu machen. Mit einem gezielten Abfallmanagement haben es Handwerksbetriebe in der Hand, negative Auswirkungen ihrer Tätigkeiten auf die Umwelt zu minimieren. Modul 5. Marketing und Werbung Didaktische Einheit 5.1. Marktanalyse und Marktforschung 5.1.1. Marktanalyse Das Marketingumfeld Das Marketing- oder Marktumfeld umgibt und beeinflusst Sie und Ihr Unternehmen. Es bezieht sich auf alle Kräfte, die das erfolgreiche Verhältnis Ihrer Organisation zu den Zielkunden, beeinflussen. Beispiel: Der Zugang zu Produkten aus dem chinesischen Markt beeinflusste heimische Handwerksbetriebe. Die niedrigeren Preise von Waren aus Asien zwangen österreichische Handwerker, ihre Preispolitik nachzuprüfen. Wenn wir von Marketing- oder Marktumfeld sprechen, erkennen wir drei Perspektiven: • • • das Mikroumfeld das Makroumfeld das interne Marketingumfeld. Abbildung 1: Einfluss des externen Umfeldes auf das Unternehmen Für die Wettbewerbsfähigkeit Ihres Unternehmens ist es äußerst wichtig, die Dynamik des Unternehmensumfeldes zu verstehen. Unternehmen, die den Dynamiken nicht folgen oder sich nicht entsprechend anpassen (z.B. neue Regelungen und Verordnungen der heimischen Regierung oder der EU nicht beachten), werden auf dem Markt langfristig nicht bestehen können. Besonders in den letzten Jahren sind die Märkte komplexer geworden, das Marktumfeld ändert sich immer schneller. Unternehmen sind umso erfolgreicher, je leichter und schneller sie sich diesen neuen Gegebenheiten anpassen können und neue Marktchancen daraus erkennen. Das Mikroumfeld – beeinflusst das Unternehmen direkt. Sie umfasst Lieferanten, mit denen man direkt oder indirekt in Geschäftsverbindung steht, Konsumenten und Kunden sowie weitere unmittelbare Anspruchsgruppen. In diesem Zusammenhang beschreibt der Begriff Mikro die unmittelbare Beziehung zwischen einem Unternehmen und die treibenden Kräfte, die diese Beziehung beeinflussen. Das Unternehmen kann das Mikroumfeld in gewisser Weise beeinflussen. Manche Anspruchsgruppen des Mikroumfeldes können durch das Unternehmen beeinflusst werden. Abbildung 2: Das Mikroumfeld des Unternehmens (www.learnmarketing.net) Das Makroumfeld – umfasst alle Faktoren, die zwar das Unternehmen beeinflussen können, auf die das Unternehmen selbst aber keinen Einfluss hat. Ein Unternehmen kann im Allgemeinen z.B. Gesetze nicht beeinflussen. Die Entwicklungen des Makroumfeldes verändern sich ständig, und das Unternehmen muss flexibel sein, um sich entsprechend anpassen zu können. So können etwa ein aggressiver Wettbewerb und Rivalitäten am Markt stattfinden. Globalisierung bedeutet, dass laufend Ersatzprodukte und neue Marktteilnehmer entstehen können. Das breitere Umfeld verändert sich ständig, und ein Unternehmen muss sich den kulturellen, politischen, ökonomischen und technologischen Veränderungen stellen. Abbildung 3: Das Makroumfeld des Unternehmens (www.learnmarketing.net) Das interne Marketingumfeld – umfasst alle betriebsinternen Faktoren wie Mitarbeiter, Technik und Organisation. Generell werden diese über die „fünf Ms” untersucht. Die „fünf Ms” stehen für: Men, Money, Machinery, Materials and Markets (Mitarbeiter, Geldmittel, Maschinen, Material und Märkte). Das unternehmensinterne Umfeld ist im Bezug auf Veränderungsprozesse genauso wichtig wie das externe Umfeld. Das Unternehmensumfeld kann mit Werkzeugen, wie der SWOT Analyse, der Branchenstrukturanalyse „Five Forces Analyse (Fünf-Kräfte-Modell)“ oder der PEST Analyse im Detail untersucht werden. Untersuchung des Unternehmensumfeldes A. SWOT Analyse: Strengths, Weaknesses, Opportunities und Threats Die SWOT Analyse ist ein Werkzeug zur Evaluierung der Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken eines Unternehmens und seinem Umfeld. Die SWOT Analyse ist die erste Planungsstufe und hilft Ihnen, auf Schlüsselfragen zu fokussieren. Stärken und Schwächen ergeben sich aus internen Faktoren, während Chancen und Risiken von externen Faktoren abhängen. Einfache Regeln für eine erfolgreiche SWOT Analyse • • • • • Bei der Durchführung der SWOT Analyse ist es wichtig realistisch zu sein, d.h. die Stärken und Schwächen des Unternehmens realistisch zu betrachten. In der SWOT Analyse sollte zwischen der aktuellen Ist-Situation und der möglichen Zukunftssituation Ihres Unternehmens unterschieden werden. Die SWOT Analyse sollte immer aussagekräftig sein. Vermeiden Sie Graubereiche. Die SWOT Analyse soll immer mit Bezug auf den Mitbewerb angewandt werden; d.h. ob das Unternehmen besser oder schlechter als seine Mitbewerber dasteht. Die SWOT Analyse soll kurz und einfach gehalten werden. Vermeiden Sie Komplexität und Überanalyse. Die SWOT Analyse ist subjektiv. B. PEST Analyse (Political - Economical - Socialcultural - Technical) Die Analyse des Unternehmensumfeldes sollte laufend stattfinden und in alle Planungsaspekte einfließen. Das Marketingumfeld eines Unternehmens besteht aus: • • • dem internen Umfeld, z.B. Mitarbeiter (oder interne Kunden), Werkstatttechnik, Gehälter und Finanzen; dem Mikroumfeld, z.B. externe Kunden, Handelsagenten und Vertriebspartner, Lieferanten, Mitbewerber; dem Makroumfeld, z.B. politisch-rechtliche Kräfte, ökonomische Kräfte, soziokulturelle Kräfte und technologische Kräfte. Diese nennt man PEST Faktoren. Politische Faktoren: Die politische Arena hat einen großen Einfluss auf die Ihr Unternehmen betreffende Bestimmungen oder Rechtsverordnungen sowie auf die Kaufkraft Ihrer Kunden und anderer Betrieben. Es gilt, folgende Fragen zu berücksichtigen: Wie stabil ist die politisch-rechtliche Umwelt? Wird die Regierungspolitik Gesetze beeinflussen, die Ihr Unternehmen regulieren oder besteuern? Wie verhält sich die Regierung in Bezug auf Wirtschaftsethik? Welche politische Linie verfolgt die Regierung in Bezug auf die Wirtschaft? Nimmt die Regierung Stellung zu Kultur und Religion? Ökonomische Faktoren: Die kurz- und langfristige Beschaffenheit einer Handelswirtschaft muss berücksichtigt werden. Das trifft insbesondere bei der Planung von internationalem Marketing zu. Die folgenden Faktoren sollen beachtet werden: • • • • Zinssätze Inflationsrate Beschäftigungsniveau langfristige Wirtschaftsaussichten Soziokulturelle Faktoren: Der gesellschaftliche und kulturelle Einfluss auf die Wirtschaft ist von Land zu Land verschieden, und es ist sehr wichtig diese Faktoren zu berücksichtigen. Zu ihnen gehören folgende Fragen: • • • • • • • Gibt es eine vorherrschende Religion und wenn ja, welche? Welche Einstellung gibt es gegenüber Auslandsprodukten und Dienstleistungen? Hat die Landessprache einen Einfluss auf die Markteinführung des Produkts? Über wieviel Freizeit verfügen Konsumenten? Wie verhält sich die Rollenverteilung zwischen Männern und Frauen in der Gesellschaft? Wie sieht die Altersstruktur der Bevölkerung aus? Hat die ältere Generation Kaufkraft? Welche Einstellung hat die Bevölkerung gegenüber Umweltschutzthemen? Technologische Faktoren: Technologie ist für den Wettbewerbsvorteil unerläßlich und kann als Hauptmotor der Globalisierung gesehen werden. Berücksichtigen Sie dazu folgende Punkte: • • • • Können Produkte oder Dienstleistungen aufgrund von Technologie billiger und auf besserem Qualitätsniveau erzeugt werden? Bieten Technologien Konsumenten und Unternehmen innovativere Produkte und Dienstleistungen? In welcher Weise werden Vertriebskanäle durch neue Technologien verändert, z.B. Handwerk über das Internet, Versteigerungen, usw.? Ermöglicht Technologie neue Kommunikationswege zwischen Firmen und Konsumenten z.B. Banner, Customer Relationship Management (CRM), usw.? C. Branchenstrukturanalyse: Fünf-Kräfte-Modell Mit der Branchenstrukturanalyse kann ein Unternehmen sein Wettbewerbsumfeld vergleichen. Diese Analyse hat Ähnlichkeiten mit anderen Umweltanalysen, wie z.B. der PEST Analyse, dient aber eher der Strategieanalyse eines Unternehmens, als der Analyse eines einzelnes Produktes oder einer Produktpalette. Die Branchenstrukturanalyse untersucht das strategische Umfeld eines Unternehmens nach 5 Wettbewerbskräften: • • • • • Das Konkurrenzverhalten innerhalb einer Branche Der Bedrohung, dass neue Mitbewerber in den Wettbewerb eintreten Der Verhandlungsmacht der Kunden Der Verhandlungsmacht der Lieferanten Der Bedrohung, dass das Produkt der Branche substituiert wird Bedrohung durch neue Anbieter Treten auf dem Markt neue Anbieter auf, so werden Wettbewerbsvorteile unmittelbar beeinflusst. Der neue Anbieter geht mit neuen Kapazitäten auf die bestehende Marktnachfrage ein. Dieses zusätzliche Angebot bei gleicher Nachfrage drückt den Gewinn der Marktteilnehmer. Verhandlungsstärke der Abnehmer Abnehmer (Kunden) stehen mit einer Branche insofern in Konkurrenz, da sie Preise drücken, bessere Qualitäten durchsetzen oder erweiterte Dienstleistungen erzwingen können, wenn sie eine hohe Marktmacht haben. Dies senkt die Profitabilität innerhalb der Branche. Eine Käufergruppe ist mächtig, wenn die folgenden Umstände zutreffen: • • • • • die Kundengruppe ist stark konzentriert oder kauft große Volumina im Vergleich zum Gesamtumsatz der Branche die bezogenen Produkte/Dienstleistungen sind standardisiert oder undifferenziert (z. B. Benzin) die Kundenbranche befindet sich in einer wenig profitablen Geschäftssituation die Kundenbranche kann glaubwürdig mit Rückwärtsintegration in die Zulieferbranche drohen (z. B. haben VW und Ford erhebliche Kapazitäten in Zulieferfertigung, die erweitert werden können) die bezogenen Produkte/Dienstleistungen sind unerheblich für die Qualität der Produkte/Dienstleistungen der Kundenbranche. Verhandlungsstärke der Lieferanten Eine Lieferantenbranche ist 'mächtig', wenn die folgenden Faktoren vorliegen: • • • • • • die Branche wird von wenigen Firmen dominiert und ist stärker konzentriert, als die kaufende Branche für die von der abnehmenden Branche bezogenen Produkte oder Dienstleistungen besteht eine geringe Substitutionsgefahr die abnehmende Branche ist kein wichtiger Kunde für die liefernde Branche die gelieferten Produkte/Dienstleistungen stellen einen wesentlichen Beitrag für die Kundenbranche dar die Produkte/Dienstleistungen der liefernden Branche sind differenziert oder haben Wechselkosten aufgebaut die liefernde Branche kann glaubwürdig mit Vorwärtsintegration in die Kundenbranche drohen Bedrohung durch Ersatzprodukte Im weitesten Sinne konkurrieren alle Mitbewerber einer Branche mit Industrien, die Substitute herstellen. Bei der Identifikation von Substituten handelt es sich um eine Suche nach Produkten/Dienstleistungen, die die gleiche Funktion wie das Produkt der betrachteten Branche erfüllen kann. Der Einfluss von Substituten ist groß, wenn • • • • nur eine geringe ausgeprägte Produktloyalität im Markt herrscht (z.B. Subsitution eines Handwerksprodukts durch Industrieware) die Umstellungskosten vom Original auf das Substitut gering ausfallen Lizenzen und Patente auslaufen die Preise des Originals relativ hoch sind und Leistungsabstriche beim Substitut als annehmbar bei deutlich niedrigen Preisen akzeptiert werde Wettbewerbsrivalität Die Intensität des Wettbewerbes zwischen den im Markt befindlichen Unternehmen ist hoch, wenn • • • • viele Konkurrenten vorhanden sind: z. B. Bäcker haben fast identische Produktionsmittel, Rezepte, Zutaten usw. Konkurrenz ist (meistens) hoch. das Wachstum der Branche langsam ist: z. B. Lebensmittel in Österreich, weil eine schrumpfende Bevölkerung auch weniger isst. es viele verschiedene Wettbewerber gibt (diversifizierte Produkte); Produktdifferenzierung; z. B. Süßigkeiten es hohe strategische Risiken gibt; z. B. Energie (Öl, Strom, Gas etc.) 5.1.2. Marktingforschung Marktforschung und Marketingforschung werden oft verwechselt. „Markt” Forschung umfasst lediglich die einen bestimmten Markt betreffende Untersuchung und wirkt daher sehr einschränkend. „Marketing” Forschung hingegen, ist viel breiter gefächert. Dieser Begriff umfasst sowohl die Marktforschung als auch Bereiche wie die Erforschung neuer Produkte oder neuer Vertriebskanäle, z.B. übers Internet. "Bei der Marketingforschung geht es um die Erforschung der Gesamtheit des MarketingProzesses eines Unternehmens.” (Palmer, 2000 ) Der Marketingforschungsprozess Marketingforschung (auch Absatzforschung genannt) unterliegt einer systematischen Vorgehensweise, wie z.B. hier angeführt: • • • • • • Führen Sie niemals eine Recherche für Dinge, die Sie „gerne wissen würden” durch, sondern stellen Sie sicher, dass Sie das Forschungsergebnis auch tatsächlich benötigen. Die bei der Problemdefinition festgelegten Fragen stellen den Mittelpunkt der Marktforschung dar; Klären Sie die Vorgehensweise bei der Datensammlung, die zur Analyse und Beantwortung der erörterten Fragen benötigt werden. Soll eine direkte Kundenumfrage durchgeführt werden oder liefert eine Testgruppenbeobachtung bessere Ergebnisse? Die Methoden der Datensammlung werden an späterer Stelle detaillierter behandelt; Auswahl der Erhebungsmethode, z.B. Zufallsstichprobenerhebung, geschichtete Auswahl oder Klumpenstichprobe. Wie sollen die gesammelten Daten analysiert werden? Welche Software soll dabei benützt werden? Wie genau sollen die Ergebnisse sein? Entscheidung über Budget und Zeitrahmen; Absprache mit Kollegen, die in die Recherche eingebunden sind, wobei sicherzustellen ist, dass sich alle über die Aufgaben-/Problemstellung einig sind. Primäre und Sekundäre Datenquellen Es gibt zwei Hauptquellen für die Datenerhebung – Die primären und sekundären Quellen. A. Primäre Quellen Daten aus primären Quellen zu generieren ist teuer und zeitaufwendig, dafür fokussierter als die Sekundärforschung. Die Forschung kann auf folgende Weisen durchgeführt werden: Persönliche Befragungen Diese Methode ist die am meisten verbreitete Erhebungsmethode in der Marketingforschung. Interviews oder Befragungen können telefonisch, im Direktgespräch oder übers Internet durchgeführt werden. Telefoninterview: Die telefonische Befragung ist für die Sammlung von Daten über ein geografisch verstreutes Gebiet ideal. Allerdings sind die Interviews meistens stark strukturiert und gehen zu wenig in die Tiefe. Vorteile von Telefoninterviews: • • Geografisch weitläufig Relativ kostengünstig Nachteile von Telefoninterviews: • • • • Befragte Personen können einfach auflegen Interviews sind meistens kurz Anschauungsmaterial (Beispiele o.ä.) kann nicht verwendet werden Körpersprache kann nicht beobachtet werden Persönliche Interviews: Diese werden im direkten Gespräch zwischen dem Marktforscher/der Marktforscherin und der befragten Person durchgeführt. Die Daten werden in einer Studie festgehalten. Viele Befragungen sind sehr starr oder strukturiert und werden in Form von geschlossenen Fragen durchgeführt. Die Daten können leicht verglichen werden. Vorteile der persönlichen Befragung: • • • • Erlaubt mehr "Tiefe" Gegenstände wie Produkte oder Bilder können hergezeigt werden Körpersprache kann Antworten betonen Befragte können während der Befragung "beobachtet" werden Nachteile der persönlichen Befragung: • • • Interviews meist teuer Planung und Durchführung der Befragung kann viel Zeit in Anspruch nehmen Möglicherweise sind die Befragten im Direktgespräch befangen und antworten entsprechend Befragung über das Internet: Das Internet kann auf verschiedene Weise benutzt werden, um primäre Daten zu sammeln. So können z.B. Besucher von Webseiten gebeten werden ein elektronisches Formular auszufüllen. Vorteile der Internetbefragung • • • Relativ kostengünstig Verwendung von Grafiken und Anschauungsmaterial einfach möglich Besucher sind gegenüber bestimmten Homepages meistens loyal und daher bereit, sich Zeit zum Ausfüllen der Formulare zu nehmen Nachteile der Internetbefragung • • Software Know-how über das Erstellen von Fragebögen und Methoden der Datenbearbeitung sind notwendig Die Aufforderung zur Internetbefragung kann Besucher der Homepage abschrecken. Schriftliche Befragung Adressen werden erstellt oder gekauft, und ein vorgefertigter Fragebogen wird einer Auswahl von Adressaten zugeschickt. Schriftliche Befragungen generieren meistens einen Rücklauf von maximal 5 bis 10%. Eine weitere Aufforderung oder eine Erinnerung in einem zweiten Mailing kann den Rücklauf jedoch steigern. Mystery Shopping Firmen führen per Auftrag für ein Unternehmen Mystery Shopping Kampagnen durch. Meistens suchen Mystery Shopper als ‚echte Kunden‘ ein Geschäft auf und sammeln Daten über das angebotene Service und das Einkaufserlebnis. Die Resultate werden an das auftraggebende Unternehmen berichtet. Testgruppenbeobachtung Testgruppen werden aus einem ausgewählten Personenkreis zusammengesetzt. Mit diesen Testgruppen arbeiten hochspezialisierte Marktforscher, um qualitative in die Tiefe gehende Rückmeldungen zu erhalten. Die Gruppen bestehen meistens aus 10 bis 18 Teilnehmern. Diskussionen, Meinungen und Vorstellungen werden gefördert. Die Erhebung setzt sich mit bestimmten, vom auftraggebenden Unternehmen angeregten Bereichen auseinander. Vorteile der Testgruppenbeobachtung: • • • • Beauftragte Marktforscher beobachten die Gruppe oft hinter einer Einweg-Scheibe Anschauungsmaterial und greifbare Produkte können herumgereicht und Meinungen abgefragt werden Teilnehmer und Forscher wirken aufeinander ein Spezifische Interessensgebiete können umfassend abgedeckt werden Nachteile der Testgruppenbeobachtung: • • • Für die Durchführung werden sehr erfahrene Forscher benötigt, doch diese sind rar Aufwendige Organisation und Durchführung Kann im Vergleich zu anderen Methoden sehr teuer sein Projektive Methoden Diese liefern sehr subjektive qualitative Daten. Beispiele solcher Methoden sind: • • • • Cartoons – die "Sprechblasen" in einer Cartoonreihe werden vervollständigt. Ein Satz oder eine Geschichte sind fortzusetzen. Wortassoziationen – basieren auf sehr schnellen (unterbewussten) Reaktionen auf Wörter. Psychodrama – man stellt sich vor, ein Produkt zu sein und beschreibt wie es ist, in Betrieb genommen, getragen oder verwendet zu werden. Produkttests Produkttests werden oft als Teil des 'Test' Marketing Prozesses durchgeführt. Produkte werden in einem Geschäft oder Einkaufszentrum ausgestellt. Potenzielle Kunden werden eingeladen, das Geschäft aufzusuchen, und dabei wird ihr Kaufverhalten beobachtet. Die Beobachter interessiert, wie das Produkt gehandhabt und die Verpackung gelesen wird, wie lange der Konsument sich mit dem Produkt beschäftigt, usw. Tage- bzw. Haushaltsbücher Diese werden von einem speziell angeworbenen Konsumentenkreis geführt. Konsumenten werden gebeten, Aufzeichnung zu ihrem Kaufverhalten innerhalb eines bestimmten Zeitraums (Wochen, Monate oder Jahre) ins Haushaltsbuch einzutragen. Diese Vorgehensweise fordert ein starkes Engagement vom Befragten. Für den Forscher ergibt sich aus einer Reihe von gesammelten Tagebüchern ein brauchbares Bild über das Konsumverhalten. Omnibus Studien In einer Omnibusstudie kauft ein Unternehmen bei einem Marktforschungsinstitut eine oder mehrere Fragen in einem „hybriden” Interview, das entweder persönlich oder übers Telefon durchgeführt wird. Meistens ist die spezielle Frage eine von vielen, über die Organisationen oder Betriebe eine direkte Antwort auf eine einfache Frage bekommen möchten. Eine Omnibusstudie kann sich daher aus Fragen von sehr unterschiedlichen Unternehmen wie Gesundheit und Tabakwaren zusammensetzen. Diese Form der Befragung ist um einiges kostengünstiger und benötigt viel weniger Zeit und Aufwand als eine selbst durchgeführte Studie. B. Sekundäre - Marketingforschung Die Sekundäre Marketingforschung, auch „desk research“ (Schreibtischforschung) genannt, ist bereits in der einen oder anderen Form in einem Betrieb vorhanden. Diese Form der Marketingforschung ist relativ kostengünstig und kann auch rasch durchgeführt werden. Die Daten wurden jedoch häufig für Zwecke gesammelt, die in keinem direkten Zusammenhang mit der Problemstellung oder dem tatsächlichen Ziel stehen. Aus diesem Grund könnte diese Form der Forschung nicht zielgerichtet und daher schwierig für Vergleichszwecke einzusetzen sein (z.B. werden sich Marktdaten über italienische Dekorstoffe von Marktdaten über spanische Dekorstoffe unterscheiden). Für die Sekundäre Marktforschung gibt es eine Vielzahl von Quellen. Die angeführte Liste lässt sich daher durchaus ergänzen: • • • • • • • • • • • • • Handelsverbände nationale und regional Fachliteratur nationale/internationale Regierungen Webseiten informellen Kontakte Handelsverzeichnisse veröffentlichte Firmenberichte Wirtschaftsbibliotheken Berufsinstitute und Organisationen Omnibus Studien früher gesammelte Marketingforschungsergebnisse Gesamtmarktanalysen oder Statistiken öffentliche Unterlagen Didaktische Einheit 5.2. Logistikmanagement 5.2.1. Einführung in das Logistikmanagement Der physische Vertrieb bzw. die Marketing- oder Distributionslogistik umfasst die Planung, Umsetzung und Kontrolle des physischen Flusses von Material und Endprodukt sowie der zugehörigen Informationen vom Ausgangspunkt zum Konsum, um gewinnbringend Kundenbedürfnisse abzudecken. Zusammengefasst heißt das, das richtige Produkt dem richtigen Kunden am richtigen Ort zum richtigen Zeitpunkt verfügbar zu machen. Es gibt verschiedene Gründe warum Ihr Unternehmen der Logistik mehr Bedeutung schenken sollte: • • • • • Kundenservice und Kundenzufriedenheit haben für viele Geschäftsbereiche stark an Bedeutung zugenommen. Der Vertrieb stellt ein bedeutendes Kundendienstleistungselement dar, und kürzere Lieferzeiten, besserer Service und niedrigere Preise helfen sowohl bei der Kundengewinnung als auch bei der Kundenbindung. Verbesserungen in der physischen Distributionseffizienz können für Anbieter wie für Kunde, wesentlich zur Kosteneinsparung beitragen. Die explosionsartige Vermehrung der Produktvielfalt hat einen Bedarf für ein verbessertes Logistikmanagement ausgelöst. Bestellung, Versand, Lagerhaltung und Kontrolle einer großen Produktauswahl stellen eine beträchtliche Logistikherausforderung dar. Technik – nicht nur das Unternehmen sondern auch andere Mitglieder entlang des Logistikkanals können von der Technik profitieren. Die Anwendung von EDV z.B. beschleunigt die Informationsweitergabe wie Bestellungen und Rechnungslegung. Bedingt durch den Bedarf an einer kurzen Reaktionszeit, kann ein Händler, der mit seinen Lieferanten vernetzt ist, sicherstellen, dass die Abwicklungsdauer zwischen Bestellungseingang und Auslieferung so stark wie möglich verkürzt wird. Die Untersuchung des Dienstleistungsbedarfs seiner Kunden stellt für ein Unternehmen den Ausgangspunkt für die Planung eines Marketinglogistiksystems dar. Die von Kunden benötigten Vertriebsdienstleistungen können folgendes beinhalten: • • • • • rasche und effiziente Abwicklung der Bestellung, schnelle und flexible Lieferung, vorsortieren und voretikettieren von Waren, Informationen zur Nachverfolgung eines Bestellvorganges, die Bereitschaft, fehlerhafte Produkte zu ersetzen oder zurückzunehmen. Maximales Kundenservice erfordert: • • • • rasche Lieferung, große Lagerhaltung, flexibles Sortiment, eine liberale Ertragspolitik und eine Reihe weiterer Dienstleistungen Minimale Vertriebskosten erfordern: • längere Auslieferungsverzögerung, • kleine Lagermengen und große Versandmengen (Sammelversand), die aber Kunden gegenüber ein niedrigeres Dienstleistungsniveau darstellen. Das Ziel eines Marketinglogistiksystems besteht darin, ein zielgerichtetes Leistungsniveau des Kundendienstes zu etablieren, bei dem gleichzeitig die Kosten so niedrig wie möglich gehalten werden. Um das zu bewerkstelligen, bedarf es erst der Identifizierung der Wichtigkeit der einzelnen Distributionsleistungen für den Kunden und dann der Festlegung des gewünschten Dienstleistungsniveaus für jeden Bereich, wobei es selbstverständlich gilt, das Angebot der Mitbewerber mit zu berücksichtigen. Das höchste Ziel besteht darin, den Ertrag zu maximieren, nicht (nur) Absatz. Die Hauptaufgaben der Logistik 1. Abwicklung der Bestellung: • • • • • • Bestellungen vom Kunden entgegennehmen. Aufgeben von Bestellungen - per Email, Telefon, über Verkäufer oder den Computer und elektronischen Datenaustausch. Die rasche und genaue Verarbeitung von Bestellungen einschließlich Rechnungslegung, Bestätigungsinformationen wo sie benötigt werden. Verpackung und Versand der bestellten Ware. Rückaufträge für Waren, die gerade nicht lagernd sind. Ausstellen von erforderlichen Frachtpapieren und Verrechnungsdokumenten, die die Frachten begleiten. 2. Lagerhaltung: • • • • Lagerung von Produkten, die zum Verkauf bereit stehen. Entscheidungen darüber, wie viele und welche Arten von Lagermöglichkeiten benötigt werden, sowie über Lagerstandorte. (eigener Grund, Anmietung, Vertriebszentren). Sollmengen bestimmen, die verfügbar sein müssen, um die Kundenbedürfnisse zu befriedigen. Lagerung ist notwendig, da Produktion und Konsumzyklen selten im Einklang stehen. 3. Verwaltung des Lagerbestands • • • • Entscheidungen über Lagermengen zu treffen. Bestimmung der schwierigen Balance zwischen zu großer und zu niedriger Lagerhaltung. Bei der Entscheidung über die Lagerbestände müssen die Kosten, die für große Lagermengen anfallen, den Verkäufen und Gewinnen gegenübergestellt werden. Bestellzeitpunkte optimieren – hierbei ist das Risiko eines ausgegangenen Lagerbestands gegenüber den Kosten einer zu hohen Lagerhaltung abzuwägen. Bestellmengen bestimmen – hierbei soll eine Balance zwischen Bestellabwicklungskosten und Lagerhaltungskosten erreicht werden. Transport Die Art des Transports hat entscheidende Auswirkungen auf Logistikkosten und beeinflusst den Produktpreis, die Lieferleistung und den Zustand, in dem das gelieferte Produkt beim Kunden ankommt. Für den Transport von Produkten zur Lagerstätte eines Unternehmens, zu Händlern oder zu den Endkunden stehen folgende Transportwege zur Verfügung: • • • • Strasse: LKW sind hoch flexibel, sowohl in der Wahl der Strecke als auch in der Zeitplanung. Diese Transportform ist besonders für Kurzstrecken und für hochwertige Waren geeignet. Schiene: Bahnfrachten sind die kostengünstigste Methode besonders große Mengen über lange Strecken hinweg zu transportieren. Wasser: Große Mengen können mit Schiffen oder Lastkähnen bewegt werden. Die Kosten für Wassertransporte stellen sich besonders kostengünstig dar für sperrige, nicht-verderbliche Waren von niedrigem Wert und sind daher für Handwerksprodukte nicht unbedingt geeignet. Der Transport über Wasserstrecken ist die langsamste Form des Transports und wird oft durch Wetterbedingungen beeinflusst. Luft: Die Preise für Luftfrachten sind erheblich höher als die für den Schienenoder Straßentransport. Luftfracht erweist sich aber als ideal, wenn die Liefergeschwindigkeit ausschlaggebend ist oder Lieferungen in ferne Märkte erfolgen. Oft können durch Luftfrachten die Lagerhaltung, Verpackungskosten und die Anzahl oder Größe der Lagerstätten reduziert werden. Folgende Merkmale sind bei der Wahl der Transportart zu berücksichtigen: • • • • Wenn Geschwindigkeit ausschlaggebend ist, sind Luftfracht oder der LKW Transport die ideale Wahl. Wenn geringe Kosten ausschlaggebend sind, könnte der Wassertransport sich als am besten geeignet erweisen. LKW bieten scheinbar die meisten Vorteile. In der Praxis sollte eine Kombination von Frachtwegen überlegt werden. 5.2.2. Internationale Logistik Wenn ein Unternehmen vorhat, seine Produkte ins Ausland oder nach Übersee zu exportieren, so hat es dabei Verpackung, Beschriftung, Dokumentation und Versicherungsbestimmungen zu berücksichtigen. Arbeitsschritte bei internationaler Verfrachtung • • • Auswahl eines Spediteurs. Weil es beim internationalen Versand von Produkten gilt, zahlreiche Punkte zu berücksichtigen, ist es empfehlenswert, mit einem internationalen Frächter zusammenzuarbeiten. Dieser übernimmt die Aufgaben, die bei der Bewegung von Gütern an einen Zielort anfallen. Steuer- und HS Nummern. Über das Harmonisierte System zur Bezeichnung und Codierung der Waren (HS) wird jedem Produkt im internationalen Handel eine aus sechs Ziffern bestehende Nummer zugewiesen. Jedes Land kann seine vier Zusatzziffern selbst bestimmen. Einfuhrzölle und -gebühren. Zölle oder Einfuhrgebühren sind Steuern, die von Regierungen für Produkte eingehoben werden, die aus einem anderen Land importiert wurden. Bevor Sie Produkte exportieren, sollten Sie sich mit der Höhe der Zölle oder Steuern im Fremdland befassen. • Allgemeine Exportpapiere – z.B. Ausfuhranmeldungen, Rechnungen, Frachtlisten, Ursprungszeugnis, usw. 5.2.3. Integriertes Logistik Management Dieses Konzept anerkennt, dass das Angebot besserer Kundendienstleistung und Vertriebskostenoptimierung Zusammenarbeit erfordert, sowohl innerhalb des Betriebs wie auch außerhalb unter den Vertriebspartnern. • • • Maximiert die Logistikleistung des Betriebs. Integriert das betriebliche Logistiksystem mit dem der Lieferanten und Kunden, um so das gesamte Vertriebssystem zu optimieren. Die Zusammenarbeit mit Spezialisten ermöglicht Effizienz, besonders dann wenn die eigenen Mitarbeiter nicht über das notwendige Know-how verfügen. Funktionsübergreifende Teamarbeit innerhalb des Unternehmens Integriertes Logistikmanagement hat das Ziel, alle Vertriebsentscheidungen, die in einem Unternehmen anfallen, aufeinander abzustimmen. In den meisten Firmen werden die verschiedenen Vertriebsaufgaben auf verschiedene Abteilungen aufgeteilt, z.B. Marketing, Verkauf, Finanzen, Produktion, Einkauf, etc. Eine enge Zusammenarbeit kann auf verschiedene Weise erreicht werden: • • • • • Engagieren Sie Logistikexperten, die für die verschiedenen Distributionsaufgaben verantwortlich sind. Schaffen Sie Managementpositionen, die die Logistikaufgaben der einzelnen Bereiche vernetzen. Engagieren Sie 'Supply Chain Manager' (Versorgungskettenleiter), die alle Tätigkeiten der gesamten Versorgungskette für jede Produktgruppe des Unternehmens koordinieren. Engagieren Sie einen Logistikleiter mit funktionsübergreifender Befugnis. Koordinieren Sie Ihre Logistik- und Marketingaktivitäten, um mit dem Zweck eine erhöhte Marktzufriedenheit zu erhöhen und günstigere Preise zu erzielen. Vertriebspartnerschaften aufbauen Damit der Vertrieb insgesamt optimiert werden kann, ist die Zusammenarbeit mit sämtlichen Teilhabern entlang des Vertriebskanals unerlässlich. Solche Vertriebspartnerschaften können verschieden gestaltet werden. Viele Unternehmen setzen funktions- und unternehmensübergreifende Stellen und Teams dafür ein. Der Erfolg jedes einzelnen Mitglieds der Vertriebskette hängt von dessen Gesamtleistung ab. Vertriebspartnerschaften können in Form von gemeinsamen Informationsquellen und laufenden Warennachschubsystemen erfolgen. Das Endziel für die Arbeit mit externen Logistikpartnerschaften und dem Outsourcen von Logistik muss die verbesserte Dienstleistung am Kunden und damit die erhöhte Kundenzufriedenheit sein. Didaktische Einheit 5.3. Vertrieb 5.3.1. Vertriebsfunktion Der Weg über Absatzorgane bzw. Absatzmittler ergibt sich aus deren erhöhter Effizienz, wenn es darum geht, einem Zielmarkt Waren verfügbar zu machen. Vom Wirtschaftssystem her versteht sich die Rolle der Absatzmittler dahingehend, Sortimente, die aus von Erzeugern hergestellten Produkten bestehen, in von Kunden erwünschte Sortimente umzuwandeln. 5.3.2. Vertrieb als Marketingfunktion Aufgaben, die von Mitgliedern im Distributionskanal (entlang der Vertriebskette) ausgeführt werden: • • • • • • • • Information: Sammeln und Verteilen von Marketingforschungsergebnissen und Hintergrundinformationen über Akteure und Kräfte in der Marketingumwelt, die zur Planung und Ermöglichung eines Austauschs benötigt werden. Verkaufsförderung: Entwicklung und Verbreitung von Überzeugungsarbeit für ein Angebot. Kontakt: Potentielle Käufer finden und mit ihnen kommunizieren. Abgleichung: Das Angebot an die Bedürfnisse des Käufers anpassen, einschließlich solcher Aktivitäten wie Herstellung, Klassifizierung, Zusammensetzung und Verpackung. Verhandlung: Eine Einigung über den Preis und sonstige, das Angebot betreffende Bedingungen erzielen, damit das Geschäft abgeschlossen werden kann. Tatsächliche Distribution: Transport und Lagerung von Waren. Finanzierung: Akquise und Verwendung von Geldmitteln zur Abdeckung der Vertriebskosten. Risikoübernahme: Übernahme des Risikos, das sich aus der Vertriebsarbeit ergibt. Damit Waren zum Endverbraucher gelangen, muss ein Hersteller entweder alle diese Aufgaben selbst durchführen oder diese teilweise oder ganz Absatzorganen bzw. mittlern übertragen. Wichtige Prinzipien in der Struktur von Vertriebskanälen • • • Man kann Institutionen im Vertriebsarrangement ausschalten oder sie austauschen. Die Aufgaben, die diese Institutionen erfüllen, können jedoch nicht ausgeschaltet werden. Wenn Institutionen ausgeschaltet werden, werden dessen Aufgaben im Vertriebskanal entweder vorwärts oder nach hinten verlagert und müssen deshalb von anderen Mitgliedern übernommen werden. “Es ist wahr, dass man eine Institution in der Distributionskanalstruktur ausschalten kann, aber deren Aufgaben kann man nicht ausschalten”. (Marketing channels fourth edition by Louis W. Stern A deli I. El.A). Wenn einige dieser Funktionen anderen Mitgliedern des Distributionskanals übertragen werden, könnte zu einem Kostenanstieg führen, da diese Absatzmittler für die Abdeckung zusätzlicher Kosten auch mehr verrechnen. Anzahl der Stufen im Vertriebskanal Vertriebskanäle können über die Anzahl der eingeschalteten Distributionsstufen (Distributionspartner) definiert werden. Die Anzahl der Zwischenstufen macht die Länge eines Distributionskanals aus. Länge und Struktur des Distributionskanals • • • • Wahl zwischen direkten (kurzen) und indirekten (langen) Kanälen. Direktvertrieb – ein Marketingkanal bei dem der Hersteller und der Konsument direkt, ohne Mittelsmänner, miteinander in Kontakt treten. Indirekter Vertrieb – ein Vertriebskanal, bei dem Hersteller und Konsumenten über einen oder mehrere Absatzorgane miteinander agieren. Die Länge des Distributionskanals ergibt sich aus der Anzahl der Absatzorgane, die zwischengeschaltet sind. Kurze Vertriebswege • • • Wenige oder keine Absatzmittler werden zwischengeschaltet. Geben dem Hersteller mehr Kontrolle über die Vermarktung des Produkts. Ergeben höhere Vertriebskosten. Lange Vertriebswege • • Reduzierte Kosten Verringern die Kontrollmöglichkeiten des Herstellers Entscheidungen zur Gestaltung des Distributionskanals Die Gestaltung der Kanäle soll zur Suche nach einem Unterscheidungsvorteil des Unternehmens beitragen. Bei der Gestaltung eines Vertriebssystems bedarf es • • • • • • der Erkennung eines Bedarfs für eine Distributionspolitik der Festlegung Koordinierung von Vertriebszielen der Formulierung von Vertriebsaufgaben der Entwicklung möglicher alternativer Kanalstrukturen der Wahl der besten Distributionsstruktur Auswahl der Distributionsmitglieder Analyse des Kundenservicebedarfs Vertriebswege werden als Kundenwertliefungssysteme betrachtet, was bedeutet, dass jedes Mitglied des Vertriebskanals zum Wert für den Kunden beiträgt. In diesem Sinn beginnt der Absatzweg mit der Frage nach den Werten, die Kunden der verschiedenen Zielsegmente vom Vertrieb wünschen. Je dezentralisierter der Absatzweg ist, desto schneller kann die Lieferung erfolgen und umso größer ist das angebotene Sortiment. Außerdem ist das Vertriebsserviceniveau umso höher, je mehr zusätzliche Dienstleistungen erbracht werden. Festlegung der Absatzkanalziele und Einschränkungen Die Vertriebskanalziele eines Unternehmens werden durch folgende Faktoren beeinflusst: • • • • • Produkteigenschaften haben einen starken Einfluss auf die Gestaltung des Vertriebskanals Unternehmenseigenschaften spielen ebenfalls eine bedeutende Rolle. Die Marketingstrategie eines Unternehmens, die als Basis die rasche Belieferung der Kunden sieht, wirkt sich auf die Aufgaben aus, die die Absatzorgane erfüllen sollen, die Anzahl der Verkaufsstellen und die Wahl der Transportmittel Merkmale der Absatzmittler: Diese beeinflussen die Gestaltung der Distributionskanäle. Ein Unternehmen muss Absatzmittler finden, die sowohl den Willen als auch die Fähigkeit haben, die gewünschten Aufgaben zu erfüllen. Im Allgemeinen unterscheiden sich Absatzmittler in ihren Fähigkeiten bei der Verkaufsförderung, beim Kundenkontakt, bei der Lagerung und durch ihr Ansehen. Die Distributionskanäle der Mitbewerber: In einigen Fällen möchte ein Unternehmen sich dem Wettbewerb stellen und z.B. in Städten und Stadtzentren seine Marken direkt neben den Marken der Mitbewerber präsentieren. In anderen Fällen wird ein Untenehmen die Kanäle der Mitbewerber zu meiden suchen. Umweltfaktoren, z.B. wirtschaftliche Bedingungen und rechtliche Einschränkungen, beeinflussen Entscheidungen zur Gestaltung der Vertriebskanäle. In Ländern, in denen Regierungen aktiv den freien Wettbewerb fördern, wird der offene Wettbewerb durch rechtliche Bestimmungen unterstützt. Alternativen zu Vertriebskanälen Wurden einmal die Ziele der Vertriebskanäle festgelegt, geht es im nächsten Schritt darum, die Hauptvarianten bezüglich der Art und Anzahl der Absatzorgane sowie die Verantwortung der einzelnen Mitglieder festzustellen. Arten der Alternativen • • • Direct Marketing – Unter Direktmarketing versteht man eine Form der Werbung, die ein Publikum direkt anspricht, ohne dabei traditionelle Werbekanäle wie Fernsehen, Zeitungen oder Radio zu verwenden. Unternehmen kommunizieren direkt durch die Verteilung von Flugblättern, Katalogen und Werbebriefen oder durch Straßenwerbung. Direkter Verkauf . Ein Unternehmen kann direkt über sein eigenes Verkaufsteam oder über den Verkaufsstab einer Fremdfirma verkaufen. Alternativ können Vertreter unter Vertrag genommen werden. Absatzorgane / Absatzmittler. Diese sind unabhängige Organisationen, die eine Reihe von Aktivitäten durchführen. Kriterien zur Bewertung der einzelnen Alternativen • • Wirtschaftlich: Eine Firma vergleicht mögliche Verkäufe, Kosten und die Rentabilität der verschiedenen Vertriebsvarianten. Kontrolle: Der Vertrieb über externe Absatzorgane bedeutet meistens, dass man diesen auch eine bestimmte Kontrolle über die Vermarktung des Produkts überlässt. Einige Absatzorgane übernehmen dabei mehr Kontrolle als andere. • Anpassungsfähigkeit: Langfristige Zusagen gegenüber Flexibilität. Um in Betracht gezogen zu werden, soll ein Vertriebskanal, der mit einer langfristigen Bindung einhergeht, sich als hervorragend erweisen, sowohl in wirtschaftlicher Hinsicht als aus Sicht der Kontrolle. Gestaltung internationaler Vertriebskanäle Vertriebssysteme können aufgrund der Eigenart der einzelnen Länder stark variieren. Um ein internationaler Vermarkter zu werden, wird es meistens notwendig sein, die Vertriebsstrategien des eigenen Unternehmens den bestehenden Strukturen des jeweiligen Landes anzupassen. Einige Märkte haben ein komplexes und schwer zu durchdringendes Vertriebssystem, das aus vielen Schichten und einer Vielzahl an Vertriebsmittlern besteht. In Entwicklungsländern können sich Vertriebssysteme als zersplittert und ineffizient oder gar nicht vorhanden erweisen. Auswahl der Mitglieder des Vertriebskanals Typischerweise gehört zu den wichtigsten Überlegungen bei der Entscheidung, ob ein potentielles Vertriebsmitglied einbezogen werden soll, die Frage nach den Kosten, zu denen die erwarteten Leistungen auf dem jeweiligen Leistungsniveau erbracht werden können. Vertriebskanäle für verderbliche Produkte sind oft unrationell kurz, aber die zusätzlichen Kosten sind unvermeidbar, wenn die Ware auch tatsächlich rasch umgesetzt werden soll. Auch auf das Image ist zu achten. • • • „Huckepack" – ein Hersteller engagiert einen anderen Hersteller, der bereits über einen Vertriebskanal zur gewünschten Kundenschicht verfügt, damit dieser die Produkte in einen bestehenden Kanal aufnimmt. Parallelvertrieb – darunter verstehen sich "parallele" Vertriebsnetzwerke, bei denen einige Einzelhändler über einen Vertriebspartner einkaufen und andere nicht. Beurteilung der Vertriebskanalleistung – die Leistung der Vertriebsmitglieder soll periodisch kontrolliert werden. Ein Distributionspartner kann am Anfang vielversprechend gewirkt haben, aber in der Praxis dann den Anforderungen nicht entsprechen. Vertriebsmitglieder motivieren Die Vertriebsmittler anzuspornen, ist von großer Wichtigkeit. Positive Anreize, wie Verkaufsverträge werden gegenüber negativen Anreizen wie Sanktionen (z.B. reduzierte Rabatte oder die Drohung die Geschäftsbeziehung zu beenden) bevorzugt. Es ist aber auch wichtig, nicht nur durch Vertriebsmittler zu verkaufen sondern auch an sie. Ein positiver Anreiz funktioniert besser als die negative Bestrafung. Idealerweise entsteht ein wechselseitiges Verantwortungsgefühl – eine Partnerschaft – eine strategische Partnerschaft. Eine klare Kommunikation ist unerlässlich, die Verkaufsziele, Kontrollbesprechungen, Berichtsmethoden, Marketingstrategien, Schulungen, Marktinformationen, die zur Optimierung benötigt werden, Verbesserungsvorschläge etc. umfasst,. Regelmäßiger Kontakt durch Besuche, Kontrollbesprechungen, Abendessen, Wettbewerbe, Newsletter, Dankesbriefe, Gratulationspreise usw. tragen dazu bei, dass alle Beteiligten dauerhaft eng zusammenarbeiten. Didaktische Einheit 5.4. Kommunikation 5.4.1. Marketing Kommunikation Marketingkommunikation (oder integrierte Marketingkommunikation) – hierunter verstehen wir Botschaften und verwandte Medien, über die mit dem Markt kommuniziert wird. Die Personen oder Institutionen, die sich mit Werbung, Branding, Direct Marketing, grafischer Gestaltung, Marketing, Verpackung, Verkaufsförderung, Publicity, Sponsoring, Öffentlichkeitsarbeit, Verkauf und Online Marketing befassen, werden als Marktkommunikatoren bezeichnet. Im Marketing spricht man oft auch von Marketinginstrumenten, den 4 Ps: • • • • Product (Produkt) Price (Preis) Place (Distribution) und Promotion (Kommunikation) Man spricht von den 7 Ps bei der Vermarktung von Produkten und Dienstleistungen, wenn die vier Ps durch drei weitere ergänzt werden: • • • people (Menschen) processes (Prozesse) und physical evidence (physischer Nachweis) 5.4.2. Der Marketing-Kommunikations-Mix Persönlicher Verkauf Von persönlichem Verkauf spricht man, wenn ein einzelner Verkäufer/eine einzelne Verkäuferin ein Produkt, eine Dienstleistung oder eine Problem-/Aufgabenlösung an einen Kunden/eine Kundin verkauft. Der persönliche Verkauf: • • • • benötigt tendenziell weniger Ressourcen, Preise werden oft verhandelt. Es gibt meistens auch nach dem Verkauf einen Kontakt zwischen dem Käufer und dem Verkäufer, dadurch entsteht Kundenbindung. Kunden/potentielle Kunden benötigen bestimmte Informationen. Der Kauf ist meistens mit großen Geldmengen verbunden. Der persönliche Verkauf besteht aus folgendem Fünf-Stufen Prozess: 1. Erkundung – Um den Kreis der potentiellen Kunden einzuschränken, bedarf es folgender Maßnahmen: • • • Planung eines auf die Kundenbedürfnisse gerichteten Verkaufszugangs. Festlegung, welche Produkte oder Dienstleistungen am besten den Kundenbedürfnissen entsprechen. Um Zeit zu sparen, können potentielle Kunden klassifiziert werden und diejenigen, bei denen ein Kauf am wenigsten wahrscheinlich erscheint, beiseite gelassen werden. 2. Der erste Kontakt – Die gute Vorbereitung der Verkaufsperson wird den Verkaufsbesuch zielgerichteter gestalten. • • • • • • • Seien Sie pünktlich. Erarbeiten Sie Ihre Verkaufsziele, bevor Sie sich mit dem Kunden / der Kundin treffen. Was ist der Hauptzweck des Treffens? Welches Ergebnis wird erwünscht? Zeigen Sie Engagement, indem Sie sich vor dem Kundentermin informieren. Um Zeit zu sparen, senden Sie einige Informationen vorab. So wird das Interesse des Kunden geweckt. Halten Sie Muster bereit und stellen Sie sicher, dass diese in einwandfreiem Zustand sind. Zeigen Sie dem Kunden bereits während der ersten ein bis zwei Minuten, dass das Treffen keine Zeitverschwendung ist. Humor ist gut, seien Sie aber auch seriös und freundlich. 3. Der Verkaufsbesuch (oder die Verkaufspräsentation) • • • • • Zeigen Sie Enthusiasmus für Ihr Produkt. Stellen Sie die Vorteile des Produkts oder der Dienstleistung in den Mittelpunkt, die für den Kunden interessant sind, anstatt endlos Produkteigenschaften aufzuzählen. Versuchen Sie, während des Gesprächs entspannt zu sein, und helfen Sie auch dem Kunden, sich zu entspannen. Überlassen Sie dem Kunden mindestens 80% des Gesprächs. Stellen Sie viele Fragen. Verwenden Sie offene Fragen (W-Fragen) und geschlossene Fragen, d.h. Fragen, die mit „ja” oder „nein” beantwortet werden können. 4. Einwandbehandlung – hierunter versteht man die Methode, mit der Verkaufspersonen Hindernisse überwinden, die vom Kunden ausgehen. Mögliche Zugänge, um Hindernisse zu überwinden: • • • • • Versuchen Sie, Einwände vorauszuahnen ehe diese aufkommen. Die „Ja, aber” Methode erlaubt die Akzeptanz eines Einwands, um ihn dann zu entkräften. Hinterfragen Sie, „warum” der Kunden so empfindet. Formulieren Sie den Einwand neu und geben Sie diesen zurück an den Kunden. Die Verkaufsperson kann z.B. aufwerfen, dass das Produkt nicht mehr mit Zucker hergestellt wird, damit es dem Kundenbedarf entspricht. Die Verkaufsperson kann dem Kunden auch takt- und respektvoll widersprechen. 5. Der Verkaufsabschluss – das Geschick des Abschlusses: • • • • • Fragen Sie nach dem Geschäft! – ‚Darf ich bitte Ihre Bestellung entgegennehmen?' Das funktioniert tatsächlich gut. Achten Sie auf Kaufsignale (d.h. Körpersprache oder Kommentare, die der Kunde mit Bezug auf eine Bestellung macht). Hören Sie auf, zu sprechen und ermöglichen sie dem Kunden, „ja” zu sagen. Auch das funktioniert sehr gut. Der „zusammenfassende Abschluss” gibt der Verkaufsperson die Möglichkeit, alles was der Kunde benötigt, auf Basis des Gesprächs, zusammenzufassen. Der „alternative Abschluss” gestattet dem Kunden nicht, Nein zu sagen, sondern erzwingt eine Zusage. Verkaufsförderung Sales Promotion oder Verkaufsförderung ist eines der vier Instrumente im Marketing Mix. Medien und nicht-mediale Marktkommunikation wird für einen bestimmten, vorab festgelegten Zeitraum eingesetzt, um die Konsumnachfrage zu erhöhen, die Marktnachfrage zu stimulieren oder die Produktverfügbarkeit zu erhöhen. Beispiele sind: • • • • Wettbewerbe Point of Purchase Displays (am Einkaufsort) Nachlässe (Marketing) Gratisreisen, z.B. Gratisflüge Beispiele beliebter Verkaufsförderungsaktivitäten: a. Buy-One-Get-One-Free (BOGOF) – „Zwei zum Preis von einem“ ist ein Beispiel für eine kostendeckende Förderung, bekannt als führende verkaufsfördernde Taktik. b. Customer Relationship Management (CRM) - Incentives (Anreize) wie Bonuspunkte oder Rabattcoupons. c. Neue Medien – Homepages und Mobiltelefone, die eine Verkaufsaktion unterstützen. Konsumenten können über ihre Telefone SMS mit bestimmten Codes versenden, wodurch der gleiche Effekt erzielt wird. d. Merchandising – Zusätze wie Verkaufsschütten, POS (point-of-sale) Material und Produktvorführungen. e. Gratis Geschenke - z.B. hat Subway eine Karte mit 6 freien Flächen und einen Kleber für jeden Sandwichkauf vergeben. Für jede vollgeklebte Karte erhielt der Kunde /die Kundin ein Gratissandwich. f. Rabattpreise - Handwerksgeschäfte senden z.B. eine E-Mail an ihre Kunden und geben die aktuellen Sonderangebote bekannt, sobald neue Produkte freigegeben oder zusätzliche Dienstleistungen bekanntgegeben werden. g. Gemeinsame Aktionen – mit Marken, die der gleichen Firma angehören oder mit Marken einer Fremdfirma. h. Gratismuster - z.B. Verkosten von Lebensmitteln oder Getränken an Verkostungstischen in Supermärkten. i. Gutscheine und Coupons – diese werden oft in Zeitungen oder Zeitschriften oder an Packungen angebracht. j. Wettbewerbe und Preisausschreiben – Ankündigung in Zeitungen, Zeitschriften, im Fernsehen oder Radio, im Internet oder auf Verpackungen. k. Anlass-bezogene und Fair-Trade Produkte – über die Geld für wohltätige Zwecke und weniger begüterte Bauern und Hersteller gesammelt werden, werden immer populärer. Verkaufsaktionen können auch eingesetzt werden um Großhändler oder Vertriebspartner anzusprechen. Diese nennt man Trade Sales Promotions. Public Relations (und Publicity) Dieses Kommunikationsinstrument dient dem Erhalt des öffentlichen Images für bekannte Persönlichkeiten, Wirtschaftsunternehmen und Organisationen, Non-ProfitOrganisationen und Programmen. Public Relations (Öffentlichkeitsarbeit) und Publicity sind nicht identisch, aber viele PR Kampagnen beinhalten auch den Faktor Publicity. Bei Publicity geht es darum, Informationen zu verbreiten, mit dem Ziel, öffentliches Bewusstsein für ein Produkt, eine Person, eine Dienstleistung, eine Sache oder Organisation zu schaffen oder dieses zu steigern - Publicity kann somit als Ergebnis gezielter PR Planung gesehen werden. Instrumente: • • • Presseaussendungen und Pressemappen. Interaktive Social Media, wie Blogs, Twitter und Facebook. Homepages. Direct Marketing Direct Marketing steht für einen von Absatzkanälen freien Zugang zur Vertriebs- bzw. Marketingkommunikation; auch in dem Sinn, dass der Hersteller seine Marketingkommunikation direkt an den Kunden richtet. Instrumente des Direct Marketings: • • • • • • • Einschaltungen in Zeitungen und Zeitschriften Kunden-Hotlines Kataloge Coupons Postwurf TV und Radiowerbung mit Gratisnummern oder gebührenpflichtigen Telefondiensten Das Internet und neue Medien Fachmessen und Ausstellungen Werbung Werbung - above und below the line, d.h. klassische und nichtklassische Werbung - stellt ein wichtiges Element im Marketingkommunikations-Mix dar. Vorteile • • • Der Werber behält die Kontrolle über die Botschaft. Der Werber kann seine Botschaft mit einem Mal an eine große Anzahl an potentiellen Kunden richten und das zu relativ geringen Kosten pro Kopf. Werbung ist schnell, im Vergleich zu anderen Elementen des Marketingkommunikations-Mix. Werbeplanung sollte folgende Fragen berücksichtigen: • • • • • • • Wer stellt die potentielle Zielgruppe des Inserats dar? Was möchte das Unternehmen dieser Zielgruppe mitteilen? Warum ist diese Botschaft für die Zielgruppe wichtig? Welches Medium ist am besten für diese Botschaft geeignet? (siehe Medienauswahl oben) Wann ist der idealste Zeitpunkt? Welcher Ressourcen bedarf die Werbekampagne? Wie kann der Werbeerfolg gemessen werden? Sponsoring Unter Sponsoring versteht man eine Geld- oder Sachleistung an eine Organisation, die im Gegenzug den Zugang zu ihrem kommerziell verwertbaren Potential ermöglicht. Verpackung Darunter versteht man die Wissenschaft, Kunst und Technik, die mit der Umhüllung oder dem Schutz des Produktes während des Vertriebs, der Lagerung, des Verkaufs und der Verwendung einhergeht. Verpackung bezieht sich auch auf den Vorgang des Gestaltens, der Beurteilung und der Produktion von Verpackungsmaterial. Verpackung kann als koordiniertes System zur Vorbereitung eines Produkts für den Transport, die Lagerung, die Logistik, den Verkauf und den Endverbrauch bezeichnet werden. Merchandising (und Point-of-Sale) Hierunter versteht man die Gesamtheit aller Methoden, Maßnahmen und Tätigkeiten, die mit der Förderung von kommerziellen Aktivitäten verbunden sind. Im breitesten Sinn steht Merchandising für alle Maßnahmen, die zum Verkauf eines Produkts an einen Konsumenten beitragen. E-Marketing (und Internet Promotion) E-marketing wird auch Web-marketing, Online-marketing oder Suchmaschinen-Marketing (SEM) genannt. Unter diesen Begriffen versteht man das Vermarkten von Produkten oder Dienstleistungen über das Internet. Marken Die Marke kennzeichnet die Identität eines bestimmtes Produkts, einer Dienstleistung oder eines Unternehmens. Eine Marke kann verschiedene Formen annehmen, die einen Namen, ein Logo, ein Symbol, eine Farbkombination oder einen Slogan beinhalten. Eine rechtlich geschützte Marke wird als eingetragenes Warenzeichen oder Handelsmarke (Trademark) bezeichnet. Die Bildung eines Markennamens wirkt sich auf die Persönlichkeit eines Produkts, eines Unternehmens oder einer Dienstleistung aus. Markenmanagement Darunter versteht man die Anwendung von Marketingmethoden auf ein bestimmtes Produkt, eine Produktpalette oder Marke. Markenmanagement hat das Ziel, den vom Kunden empfundenen Wert eines Produkts zu steigern und somit die Markenwahl und den Wert der Marke zu erhöhen. Branding ist eine von Marketingleuten verwendete Strategie, und die Marke (brand) steht für das, was für den Konsument Bedeutung hat. Interpretationen des Begriffs Marke (De Chernatony 2003), werden wie folgt zusammengefasst: • • • • • • • • • • • • • Eine Marke ist einfach ein Logo z.B. Mirabell Mozart. Eine Marke ist ein juristisches Werkzeug, vergleichbar einem Patent oder dem Copyright. Eine Marke steht für eine Firma, z.B. Coca-Cola. Eine Marke ist eine Art Kurzschrift – aber nicht so eindeutig. Ein Konsument erkennt eine Marke und verknüpft diese mit positiven Eigenschaften. Somit kann der Markenname als Kürzel für eine Vielzahl an Informationen gesehen werden. Eine erkannte Marke hilft, die Kaufentscheidung zu erleichtern. Eine Marke reduziert Risiken. Die Marke gibt Sicherheit, besonders in einer unvertrauten Umgebung. Eine Marke bedeutet Positionierung. Die Marke ist im Kopf des Konsumenten als besser, schlechter, schneller, langsamer etc. im Vergleich zu anderen Marken verankert. Eine Marke stellt eine Persönlichkeit dar , die über die Funktion des Produkts hinausgeht. Eine Marke stellt eine Zusammenfassung von Werten dar, z.B. Amazon ist verlässlich, ethisch, unverzichtbar, usw. Eine Marke ist eine Vision. Verantwortliche streben an, die Marke mit einer Gruppe von Werten zu verknüpfen. In diesem Zusammenhang ist die Vision mit einem Ziel oder einer Mission vergleichbar. Eine Marke bedeutet Mehrwert. Der Konsument/die Konsumentin verbindet einen Wert mit einer Marke und stuft diese im Vergleich zu deren Konkurrenz ein, z.B. steht Audi über Volkswagen, und Volkswagen über Skoda – trotz vorhandener Ähnlichkeiten. Eine Marke versteht sich als Identität, die sich, je nach Marke, aus mehreren Bestandteilen zusammensetzt, z.B. Body Shop International vereint Ethik, Umweltbewusstsein und politische Werte. Eine Marke steht für ein Image. Der Konsument/die Konsumentin empfindet die Marke als etwas, das eine bestimmte Realität symbolisiert, z.B. Mirabell beruhigend, teuer. Eine Marke gleicht einer Beziehung, in der sich der Konsument/die Konsumentin durch den Konsum des Produkts oder der Dienstleistung selbst reflektiert sieht. Zusammenfassung Modul 5 Die Marketingumwelt umgibt und wirkt sich auf Sie und Ihr Unternehmen aus. Es gibt drei Hauptperspektiven zur Marketingumwelt: die Mikroumwelt, die Makroumwelt and die interne Umwelt. Die SWOT Analyse ist ein Werkzeug zur Evaluierung der Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken eines Unternehmens und seiner Umwelt. Die SWOT Analyse ist die erste Planungsstufe und hilft Ihnen, Schlüsselfragen zu fokussieren. Stärken und Schwächen sind interne, Chancen und Risiken externe Faktoren. Die PEST Analyse ist die Analyse des Unternehmensumfeldes. Sie sollte laufend stattfinden und in alle Planungsaspekte einfließen. Die Fünf-Kräfte-Analyse beim Vergleich des Wettbewerbsumfelds. Diese Analyse hat Ähnlichkeiten mit anderen Umweltanalysen, wie z.B. der PEST Analyse, die aber eher der Strategieanalyse eines einzelnen Unternehmens dient, oder SBU (Strategic Business Unit) , als der Analyse eines einzelnes Produkts oder einer Produktpalette. Das Modell der Fünf-Kräfte-Analyse befaßt sich mit den fünf wesentlichen Wettbewerbskräften: Bedrohung durch neue Anbieter, Verhandlungsstärke der Abnehmer, Verhandlungsstärke der Lieferanten, Bedrohung durch Ersatzprodukte sowie Wettbewerbsrivalität. Marktforschung und Marketingforschung werden oft verwechselt. „Markt” Forschung umfasst lediglich die einen bestimmten Markt betreffende Untersuchung und wirkt daher sehr einschränkend. „Marketing” Forschung ist hingegen viel breiter gefächert. Dieser Begriff umfasst sowohl die Marktforschung als auch Bereiche wie die Erforschung neuer Produkte oder neuer Vertriebskanäle, wie z.B. übers Internet. "Bei der Marketingforschung geht es um die Erforschung der Gesamtheit des Marketing-Prozesses eines Unternehmens.” (Palmer, 2000 ) Es gibt zwei Hauptquellen für die Datenerhebung – Die primären und sekundären Quellen. Primäre Marketingforschung. Hier werden Daten für einen bestimmten Zweck gesammelt oder mit dem Ziel, für ein bestimmtes Problem eine Lösung zu finden. Die Primärforschung ist teuer und zeitaufwendig, dafür viel fokussierter als die Sekundärforschung. Die Primärforschung kann auf folgende Weisen durchgeführt werden: Interviews (Telefon, Persönlich, im Internet, Briefbefragung), Mystery Shopping, Testgruppenbeobachtung, projektive Methoden, Produkttests, Haushaltsbücher, Omnibus Studien. Die Sekundäre Marketingforschung (auch „desk research“ -Schreibtischforschung genannt) ist bereits in der einen oder anderen Form in einem Betrieb vorhanden. Sie ist relativ kostengünstig und kann rasch durchgeführt werden. Die Daten wurden jedoch häufig für Zwecke gesammelt, die in keinem direkten Zusammenhang mit der Problemstellung oder dem tatsächlichen Ziel stehen. Aus diesem Grund könnte diese Form der Forschung nicht zielgerichtet und daher schwierig für Vergleichszwecke einzusetzen sein. Der physische Vertrieb bzw. die Marketinglogistik umfasst die Planung, Umsetzung und Kontrolle des physischen Flusses von Material und Endprodukt sowie der zugehörigen Informationen vom Ausgangspunkt zum Konsum, um gewinnbringend Kundenbedürfnisse abzudecken. Zusammengefasst heißt das, das richtige Produkt dem richtigen Kunden am richtigen Ort zum richtigen Zeitpunkt verfügbar zu machen. Der Anfang bei der Gestaltung eines Distributionslogistiksystems bedarf einer Studie der Kundenbedürfnisse. Das Ziel eines Marketinglogistiksystems besteht daraus, ein zielgerichtetes Kundendienstleistungsniveau zu etablieren, bei dem gleichzeitig die Kosten so niedrig wie möglich gehalten werden. Um das zu bewerkstelligen, bedarf es erst der Identifizierung der Wichtigkeit der einzelnen Distributionsleistungen für den Kunden und dann der Festlegung des gewünschten Dienstleistungsniveaus für jeden Bereich, wobei es selbstverständlich gilt, das Angebot der Mitbewerber mit zu berücksichtigen. Das ultimative Ziel ist es, die Kosten zu maximieren, nicht die Verkaufsmenge. Die Hauptaufgaben in der Logistik sind: Bestellungsabwicklung, Lagerhaltung, Verwaltung des Lagerbestands, Transport. Werden Güter nach Übersee exportiert, muss das exportierende Unternehmen Verpackung, Beschriftung, Dokumentation und Versicherungsbestimmung berücksichtigen . Integriertes Logistikmanagement hat das Ziel, alle Vertriebsentscheidungen, die in einem Unernehmen anfallen, aufeinander abzustimmen. In den meisten Firmen werden die verschiedenen Vertriebsaufgaben auf verschiedene Abteilungen aufgeteilt, z.B. Marketing, Verkauf, Finanzen, Produktion, Einkauf. Der Weg über Absatzorgane bzw. Absatzmittler ergibt sich aus deren erhöhter Effizienz, wenn es darauf ankommt, Waren einem Zielmarkt verfügbar zu machen. Vom Wirtschaftssystem her besteht die Rolle der Absatzmittler darin, Sortimente, die aus von Erzeugern hergestellten Produkten entstanden sind, in von Kunden erwünschte Sortimente umzuwandeln. Mitglieder im Distributionskanal können Aufgaben zur Unterstützung bei der Vervollständigung von Transaktionen oder bei der Erfüllung von beschlossenen Transaktionen wahrnehmen. Vertriebskanäle können über die Anzahl der eingeschalteten Distributionsstufen (Distributionspartner) definiert werden. Die Anzahl der Zwischenstufen macht die Länge eines Distributionskanals aus. Alternativen zu Vertriebskanälen sind: Direct Marketing, Direkter Verkauf, Absatzorgane bzw. Absatzmittler. Bewertungskriterien dabei sind: Wirtschaftlichkeit, Kontrollmöglichkeiten und Anpassungsfähigkeit. Unter Marketingkommunikation (oder integrierter Marketingkommunikation) – verstehen wir Botschaften und verwandte Medien, über die mit dem Markt kommuniziert wird. Die Personen oder Institutionen, die sich mit Werbung, Branding, Direct Marketing, grafischer Gestaltung, Marketing, Verpackung, Verkaufsförderung, Publicity, Sponsoring, Öffentlichkeitsarbeit, Verkauf und Online Marketing befassen, werden als Marktkommunikatoren bezeichnet. Marketing besteht aus einem Marketing Mix, d sich aus P roduct, Price, Place und Promotion (auch 4 P's genannt ) zusammensetzt, bzw. auch die Begriff People, Processes and Physical evidence (auch 7 P's genannt ) mit einschließt. Die Marketingkommunikation setzt sich zusammen aus: persönlichem Verkauf, Verkaufsförderung, Public Relations (und Publicity), Direktmarketing, Fachmessen und Ausstellungen, Werbung, Sponsoring, Verpackung, Merchandising (Point-of-Sale), EMarketing (und Internetaktionen), Marken. Der Fünf-Stufen-Prozess im persönlichen Verkauf besteht aus: Erkundung, Erstkontakt, Verkaufsbesuch (Verkaufspräsentation), Einwandbehandlung, Verkaufsabschluss. Modul 6. Die Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) Didaktische Einheit 6.1.Hardware 6.1.1. Computer Der Computer oder Rechner ist ein elektronisches Gerät, mit dem Daten empfangen und verarbeitet werden können, um diese in nützliche Informationen umzuwandeln. Bestandteile eines Computers Ein PC (Personal Computer) besteht aus dem Rechner (der Hardware) und den Programmen (der Software). Wenn man sich mit einem Computer befasst, sollte man dessen wichtigste Eigenschaften kennen: die Art des Prozessors, die Größe des Arbeitsspeichers (RAM) und die Kapazität der Hauptplatine. Der sichtbare Teil des Computers wird Hardware genannt. Darunter versteht man alle Bestandteile, die zusammen den Computer selbst ausmachen. Die Bestandteile werden in zwei Gruppen unterteilt: • • Die Zentraleinheit, oft auch „Tower” oder CPU (Central Processing Unit) genannt. Das „Gehäuse” beinhaltet alle elektronischen Bestandteile, die benötigt werden, damit der Computer funktioniert. Die Periphergeräte, also alle Geräte, die an die Zentraleinheit angeschlossen sind und dazu dienen, Daten ein- und auszugeben. Wir unterscheiden zwischen Eingabegeräten (Maus, Tastatur oder Scanner) und Ausgabegeräten (Drucker und Bildschirm). Innerhalb der Zentraleinheit (CPU) befinden sich die Teile des Computers, die dessen Eigenschaften bestimmen. Dazu gehören: • • • • • Das „Motherboard“ bzw. die Hauptplatine. Diese besteht aus einer Art Platte mit elektrischen Schaltstellen und Steckplätzen, an die einige der internen Bestandteile (wie Prozessor, Arbeitsspeicher) angeschlossen sind. Der Prozessor. Dieser ist das „Gehirn” des Computers, welches alle Befehle und Daten verarbeitet. Der Prozessor besteht aus einer Reihe von Chips, die die anderen Bestandteile steuern. Seine Geschwindigkeit wird in Gigahertz (GHz) gemessen. In manchen Fällen macht es die niedrige Prozessorgeschwindigkeit unmöglich bestimmte Programme zu verwenden und verhindert z.B. das Ansehen von Filmen oder den Zugriff auf das Internet. Der Speicher. Hier werden die Daten und die für das Bedienen des Computers notwendigen Befehle aufbewahrt. Die Festplatte. Als Festplatte bezeichnet man den Datenspeicher eines Computers. Hier werden Informationen, Programme und alle erstellten Ordner gespeichert. Die Kapazität der Festplatte bestimmt die Datenmenge, die gespeichert werden kann und wird in Gigabyte (Gigas –Gb-) gemessen. Steckkarten. Wir unterscheiden zwischen diversen Karten nach ihren jeweiligen Funktionen: Die Grafikkarte ermöglicht die Bildanzeige am Bildschirm; die Audiokarte ermöglicht das Abhören oder Verarbeiten von Ton, und durch die Netzwerkkarte können verschiedene Computer miteinander verbunden oder der Computer über ADSL oder Kabel ans Internet angeschlossen werden. • Die Schnittstellen. Diese sind „Steckplätze” , über die Peripheriegeräte (Maus, Tastatur, Drucker, Scanner usw.) an den Computer angeschlossen werden können. Die gebräuchlichsten Peripheriegeräte, die an die CPU angeschlossen werden, sind: • • • Die Tastatur. Die Qualität der Tastatur bestimmt die Schreibgeschwindigkeit, die Flexibilität in der Handhabung verschiedener Programme, und den Grad der Müdigkeit, die durch langes Arbeiten am Computer verursacht wird. Die Maus. Diese überträgt Bewegungen der Hand und steuert den Cursor bzw. Richtungspfeil, der am Bildschirm angezeigt wird. Der Bildschirm. Hier sieht man, was am Computer bearbeitet wird. Vergleich zwischen Computer und Laptop Vorteile eines Laptops Mobilität: er kann jederzeit mitgenommen werden. Platz: er benötigt viel weniger Platz als ein Desktop Modell Preis: bei gleicher Leistung ist der Laptop teurer als ein vergleichbarer Desktop Nachteile eines Laptops Arbeitskomfort: die Tastatur eines Laptops ist meistens kleiner und die integrierte Maus nicht so präzise wie eine herkömmliche Maus. Festplattenkapazität: ist in Laptops geringer Geschwindigkeit des Festplattenlaufwerks: ist bei Laptops geringer als bei Desktops Wie funktioniert ein Computer? • • Extern: Der Computer empfängt Daten über ein Eingabegerät, wie Tastatur, Maus, Speichermedium oder Scanner. Die Daten werden je nach vom Benutzer gewähltem Programm be- und verarbeitet. Das Ergebnis wird über ein Ausgabegerät, wie Bildschirm oder Drucker , ausgegeben und vorübergehend oder permanent gespeichert. Intern: Die über das Eingabegerät oder Speichermedium erhaltenen Daten werden in der CPU mithilfe des Arbeitsspeichers (RAM) verarbeitet. Die Zentraleinheit gibt die Ergebnisse an die entsprechende Ausgabeschnittstelle (Grafikkarte oder Druckerschnittstelle) oder an den gewählten Speicherplatz weiter. 6.1.2. Drucker, Scanner und Smartphone Drucker Mit einem Drucker werden durch den Computer erzeugte digitale Daten (Buchstaben, Bilder, Texte, Broschüren usw.) umgewandelt und als Ausdruck bzw. „hard copy“ wiedergegeben. Die Hauptmerkmale eines Druckers sind dessen Druckgeschwindigkeit, Auflösung (bestimmt die Druckqualität), Speicher und dessen Anschluss zum Computer. Wir unterscheiden grundsätzlich zwischen 4 Druckerarten: Matrixdruckern, Tintenstrahldruckern, Laserdruckern und dreidimensionalen Druckern. • • • • Matrixdrucker. Auch Nadeldrucker genannt. Tintenstrahldrucker. Die derzeit gängigste Druckerart. Alle Tintenstrahldrucker drucken in Farbe. Laser. Diese Druckerart ist die schnellste und druckt mit der höchsten Qualität. Es gibt Schwarz-Weiß- und Farblaserdrucker. Dreidimensional. Das sind Geräte, die Drucksorten in drei Dimensionen (3D) erzeugen können, d.h. Gegenstände mit Volumen. Diese Geräte ermöglichen es in einem Arbeitsvorgang in verschiedene Materialen zu drucken. Man „sieht” das Stück, wie der Kunde es nach der Fertigstellung sehen würde. Diese Technik wird insbesondere bei Schmuck, im Design von Schuhen, in der Architektur, in der Technik usw. angewandt. Bei der Auswahl des zu verwendenden Druckers soll die anfallende Druckmenge mitberücksichtigt werden: wenn Sie nur fallweise Briefe oder Rechnungen drucken, ist ein Tintenstrahldrucker am besten geeignet. Wenn Sie aber große Mengen von Text, Rechnungen oder sonstigen Dokumenten ausdrucken wollen, ist ein Laserdrucker am besten geeignet. Zum Drucken von Fotos ist ein für diesen Zweck geeigneter Tintenstrahldrucker empfehlenswert, während beim Design von Gegenständen, die man vor dem Einsatz von Material begutachten möchte, ein 3D Drucker die beste Option darstellt. Scanner Ein Scanner dient dazu, gedruckten Text, Grafiken, Zeichnungen oder Fotos von Papier, Negativen oder Dias zu kopieren oder in digitale Dokumente zu verwandeln. Diese können dann am Computer bearbeitet bzw. gespeichert werden. Einen Scanner benutzt man indem man ein Dokument flach, je nach Art des Scanners, auf eine Fläche, auf Glas bzw. unter einen Deckel, auflegt. Das Dokument wird mit einem über die Abbildung streifenden Licht beleuchtet und „eingelesen”. Dieses Licht wird dann in elektrische Signale umgewandelt, die wiederum, über einen Digital-Analog-Umsetzer in digitale Daten verwandelt, im Computer gespeichert werden können. Wir unterscheiden zwischen Hand-, Roll- und Tischscannern. Die übernommenen Abbildungen können bearbeitet, korrigiert, vermischt, vergrößert, verkleinert usw. werden. Smartphone Das Smartphone erfreut sich ebenfalls immer größer werdender Beliebtheit und kann Handwerkern sehr nützlich sein. Der Name leitet sich von der Bezeichnung „intelligentes Telefon” ab. Das Smartphone ist ein Mobiltelefon das über verschiedene Computeranwendungen verfügt und umfaßt Funktionen wie Internetzugang, E-Mail Dienste, Textverarbeitung, Kontaktverwaltung etc. Diese Telefone ermöglichen die Integration weiterer Anwendungen, etwa einer Minitastatur, eines Touchscreens oder ein Lichtstiftes. 6.1.3. Speichermedien Es ist notwendig Dateien zusätzlich zu sichern, um die Daten vor Verlust zu schützen und Informationen für den künftigen Gebrauch an anderer Stelle aufzubewahren, wenn sie nicht mehr am Computer bearbeitet werden. Es gibt verschiedene Speichermedien um Daten zu sichern. Der Begriff Speichermedium umfasst sämtliche Geräte und die Programme, die für das Ablegen von Daten bestimmt sind: Laufwerke, Disketten, optische Disks, Speicherkarten etc. Speichermedien *Festplattenlaufwerk Magnetisch *Externe Festplatte *CD Optisch *DVD *PC Card Elektronisch *Memory Card *USB flash memory (USB Laufwerk, Stick, Key, Pen-drive) Didaktische Einheit 6.2. Software 6.2.1. Betriebssystem Damit man mit einem Computer verschiedene Aufgaben ausführen kann, benötigt dieser Programme, die den einzelnen Bestandteilen Befehle zuweisen. Ein Programm besteht aus einer eine Reihe von Befehlen oder Anweisungen, die einem Computer mitteilen, wie bestimmte Funktionen oder spezifische Aufgaben ausgeführt werden sollen. Die verschiedenen Programme sind Teil der Computer Software, und jedes wurde zur Ausführung einer bestimmten Funktion entwickelt: Briefe schreiben, Berechnungen durchführen, Spiele spielen, Videos ansehen, Zeichnungen anfertigen, Simulationen gestalten, usw. Nicht alle Programme am Markt sind mit jedem Betriebssystem kompatibel. Es ist daher wichtig, die Anforderungen des jeweiligen Programms zu erörtern und herauszufinden, für welches Betriebssystem das Programm geeignet ist und welche Mindestanforderungen die Hardware erfüllen muss. Das Betriebssystem ist das Grundrechenprogramm eines Computers und macht es erst möglich, dass der Computer funktioniert und die einzelnen Geräte gesteuert werden können. Die gängigsten Betriebssysteme sind die verschiedenen Windowsversionen: Windows 98, Windows 2000, Windows Vista, Windows XP and Windows 7. Weitere Betriebssysteme sind das Mac Os und Linux. Einige haben einen bereits mitinstallierten Browser, das für den Internetzugang benötigte Programm zum Aufrufen und Lesen von Webseiten (bei Windows ist der Internet Explorer der Browser). Betriebssysteme stellen eine Art Softwareplattform dar, über die andere Programme, die sogenannten Anwendungsprogramme, funktionieren können. Wie funktioniert das Betriebssystem? Mit dem Betriebssystem arbeiten Sie über bestimmte Befehle, wie z.B. das Kopieren eines Textteils in einem Dokument, und das Wiedereinfügen an eine andere Stelle im selben oder in einem anderen Dokument. Befehle werden in einem Teil des Betriebssystems angenommen und ausgeführt, indem über die grafische Oberflache Symbole ausgewählt und angeklickt werden. Wenn Sie z.B. ein Fenster im Betriebssystem Windows verkleinern wollen, so zeigen Sie mit dem Mauszeiger auf die Schaltfläche „Minimieren”, die sich rechts oben im Fenster befindet, und klicken (kurzes Drücken) auf die linke Maustaste. Anstatt mit der Maus, kann man dem Betriebssystem die verschiedenen Befehle auch über die Tastatur mitteilen. Dafür werden bestimmte Tastenkombinationen verwendet. Die folgende Tabelle enthält die gängigsten Tastenkombinationen bei der Arbeit mit Windows. Die Tasten werden gemeinsam gedrückt: Aufgaben Befehle Öffnen Strg+O Schließen Strg+F4 Speichern Strg+S Drucken Strg+P Ausschneiden Strg+X Kopieren Strg+C Einfügen Strg+V Suchen und ersetzen Strg+F oder F5 Hilfe F1 Rechtschreibüberprüfung F7 6.2.2. Programme Es gibt zur Ausführung beinahe jeder Aufgabe ein Programm. Diese Programme werden in allgemeine Anwendungsprogramme und Dienstprogramme unterteilt. Die folgende Tabelle gibt eine Zusammenfassung der wichtigsten Programme. Aufgaben Programme Textverarbeitung *Word Datenbanken *Access Tabellenkalkulation *FileMaker *Excel Präsentationen *PowerPoint Grafiken erstellen *Paint *CorelDRAW Programme zur allgemeinen Anwendung *FreeHand Bildbearbeitung *CAD *Photoshop Kommunikation *Paint Shop Pro *Outlook Express *Eudora *Thunderbird *Firefox Multimedia *Internet Explorer *RealPlayer *Windows Media Player Lesen und Erstellen von PDF Dateien Dienstprogramme *Jukebox *Acrobat Reader Virenschutzprogramm *Norton Antivirus Anti Spyware *Panda Antivirus *Destroy Übersetzung *Babylon Komprimierung *Winzip Aufnahme *Nero File Swap (P2P) Datenaustausch *eMule *Kazaa 6.2.3. Archive Dateien sind Informationseinheiten. Hier werden Daten aus der Arbeit mit Textverarbeitungsprogrammen, Datenbanken oder sonstigen Anwendungen aufbewahrt. Die jeweiligen Dateien müssen mit den Programmen geöffnet werden, in denen sie erstellt wurden (bzw. mit einem kompatiblen Programm), damit sie weiter bearbeitet werden können. Unter Dateitypen versteht man Audiodateien, Textdateien, Grafikdateien usw. Jede Datei hat einen Namen. Dieser besteht aus einem oder mehreren Wörtern, einem Punkt und einem Kürzel, das „Erweiterung” genannt wird, z.B. „Dokument.doc”. Der Begriff der links vom Punkt steht (in diesem Fall „Dokument”) wurde vom Benutzer vergeben. Das Wort rechts vom Punkt (in diesem Beispiel, „doc”), die sogenannte Erweiterung, sagt aus, um welche Art Datei es sich handelt (in diesem Fall, eine Textdatei). Durch die Erweiterungen erkennt man die Dateitypen, z.B. Text, Audio, Grafik, etc. Dateitypen Es gibt jede Menge Dateitypen, basierend auf deren Inhalten (Text, Audio, etc.). Die Dateinamenerweiterung (im Dateinamen rechts vom Punkt) gibt Auskunft über die Art der Daten, die die Datei enthält. So ist z.B. eine Datei mit dem Namen „letters.doc” eindeutig eine Textdatei; eine Datei mit dem Namen „design2010.mpg” eine Videodatei. Die folgende Tabelle listet die gebräuchlichsten Dateinameneinweiterungen auf. Dateityp Typische Erweiterungen Textdatei .txt, .doc, .rtf Grafikdateien Vektorengrafikdateien .jpg, .jpeg,.gif, .tif, .raw .cdr, .fh, .ai, .dwg Video Dateien .avi, .mpg, .mpeg, .wmv, .rv Audio- oder Sounddateien .mp3, .wma, .ra Komprimierte Dateien .zip, .rar, .sit Präsentationen Tabellenkalkulationsdateien .ppt, .pps .xls Webseiten .htm, .html PDF .pdf Dateien können erstellt, verschoben, kopiert, angepasst, vergrößert, verkleinert und gelöscht werden. Diese Aufgaben werden über das Betriebssystem des Computers erledigt. Der Benutzer/ die Benutzerin muss lediglich in der Lage sein, die unterschiedlichen Befehle geben zu können, die vom System her möglich sind. Er/Sie sind verantwortlich dafür, dass das Betriebssystem die notwendige „Anleitung” bekommt, damit der jeweilige Arbeitsvorgang ausgeführt wird. Dateien organisieren Die meisten Computer organisieren Dateien in Ordnern auf verschiedenen Ebenen. Jeder Ordner kann Dateien oder andere Ordner, sogenannte Unterordner, enthalten, die wiederum Dateien oder Unterordner enthalten können. Das führt zu einer Art Baumstruktur. Die Verwendung verschiedener Ordner ermöglicht die logische Organisation von Dateien. Wenn Ordner verwendet werden, hat jede Datei und jeder Ordner einen Namen und einen Pfad, der das Auffinden eines Ordners mit seinen Dateien ermöglicht. Es folgt ein Beispiel für einen Dokumentpfad: Management / Kunden / 2010 / Offen / Rechnung 0103 Der Dateiname lautet „Rechnung 0103”. Diese Datei befindet sich im Ordner „Offen”, der Teil des Ordners 2010 ist. Der Ordner „2010” ist ein Unterordner des Ordners „Kunden” und alle zusammen befinden sich im übergeordneten Ordner „Management”. Didaktische Einheit 6.3. Internet 6.3.1. Voraussetzungen für die Internetverbindung Das Internet ist ein weltweites Netzwerk, das aus Millionen von Computern (jeder davon mit seinen eigenen Eigenschaften), die über diverse Kommunikationsgeräte und Telekommunikationsmedien (Telefon, Kabel, Faseroptik, via Satellit oder drahtlos) miteinander verbunden sind. Wir unterscheiden zwischen lokalen Netzwerken (LAN, Local Area Network), bei denen die einzelnen Computer sich im gleichen Gebäude befinden, und WAN, Wide Area Networks. Meistens besteht ein WAN aus verschiedenen miteinander verbundenen LANs. Das Internet kann als sehr großes WAN betrachtet werden, das aus Hunderten von miteinander verbundenen Netzwerken besteht. Das Internet hat große Veränderungen in sämtlichen Tätigkeitsbereichen mit sich gebracht: im persönlichen, im familiären, im Arbeits- und im gesellschaftlichen Bereich. Seit die Verbindung mit dem Internet sowohl preisgünstiger als auch einfacher wurde, hat sich dessen Nutzung, über alle Gesellschaftsbereiche hinweg, sehr weit verbreitet. Damit Computer, die mit dem Internet verbunden sind auch miteinander kommunizieren können, müssen sie die gleiche Sprache verwenden. Diese Sprache nennt man „protocol”, wobei die gängigste Sprache im Internet das TCP/IP (Transmission Control Protocol /Internet Protocol) ist. Dieses Protokoll identifiziert den Computer auf Basis seines Internetzugangs und ermöglicht die Kommunikation, unabhängig von Computereigenschaften und Art der Verbindung. Um sich mit dem Internet zu verbinden und Internetdienste in Anspruch zu nehmen, benötigt der Anwender: • • • Einen Computer. Ein Standardmodem, einen ADSL Router oder Modem , oder ein Kabelmodem (siehe Glossar) - je nach Art der Verbindung. Ein Internetzugangskonto, welches durch einen Internet Services Provider (PSI) erhältlich ist. Wenn man einen Internetzugang bezieht, ermöglicht der Provider die Verbindung des Kundenrechners mit einem dem Provider gehörendem Großrechner, der bereits Teil des Internet-Netzwerks ist. Diese Verbindung wird meistens über das Telefonkabel und über ein Modem mit dem Computer hergestellt. Weitere Verbindungsmöglichkeiten (ADSL, Faseroptik etc.) benötigen ein spezielles Kabel und eine Netzwerkkarte. 6.3.2. Internetverbindungen Neben dem spezifischen Programm und der für den Internetzugang benötigten Hardware ist ein spezielles Softwareprogramm, genannt Browser, erforderlich. Ein Browser ist ein Programm, das die Sprache der Webseiten interpretiert und die Seiten am Bildschirm anzeigt. Webseiten werden auf Basis von Hyperlinks aufgebaut. Browser zeigen diese an und ermöglichen den Zugriff auf die Links. In den meisten Betriebssystemen sind ein Browser und ein E-Mail Manager bereits integriert. Die gängigsten Browser sind: Internet Explorer, Netscape, Firefox und Opera. Über das Internet verfügbare Informationen sind breit gestreut und vielfältig. Damit der Benutzer Informationen effizient nutzen kann, gibt es die Suchmaschine, ein sogenanntes Hilfsprogramm das das Auffinden von Daten erheblich beschleunigt. Der Ablauf ist stets der Gleiche: ein Textteil, ein Schlüsselwort etc. werden in das dafür vorgesehene Suchfeld eingegeben, und anschließend wird über die Suchschaltfläche die Suche gestartet. Das Suchergebnis erscheint in Form einer Liste ausgewählter Webadressen, die je nach deren Suchhäufigkeit absteigend angezeigt werden. Weitere Tools oder Hilfsprogramme sind Meta-Suchmaschinen: Sie führen die Suche über verschiedene verfügbare Suchmaschinen aus, wobei die Chancen, die am relevantesten Informationen angezeigt zu bekommen, erheblich steigen. Spezialisierte Suchportale sind weitere Tools um Informationen aufzufinden. Darunter versteht man eine Sammlung von Websites oder Homepages, auf welchen sich bestimmte Schwerpunktthemen befinden. Diese beinhalten meistens Zusatzelemente wie Directories (Verzeichnisse), Diskussionsforen, E-Mailkonten usw. Nützliche Adressen Suchmaschinen www.google.at Meta-Suchmaschinen www.metacrawler.com www.compendio.com Generische Portale www.msn.com www.ya.com www.hispavista.com 6.3.3. Möglichkeiten und Nutzen des Internets Beim Internet spricht man von Multimedia, weil es eine Bandbreite von Medien nutzt. Man kann auf Texte, Bilder, Ton usw. zugreifen. Jedem Benutzer steht eine Reihe von Diensten, die voneinander unabhängig sind, zur Verfügung. Die im Internet verfügbaren Anwendungen können in folgende Gruppen unterteilt werden: • • • • • • • Kommunikation/Beziehung/Verbreitung: E-Mail; Foren; Chat und Videokonferenzen. Information/Massenmedien: Abfragen von Datenbanken; Bücher in öffentlichen und privaten Bibliotheken abrufen; nationale und internationale Zeitungen und Zeitschriften lesen, sowie die Teilnahme an Newsgroups. Handel/Recherchieren/Werbung: Firmen oder Produkte ausfindig machen; direkt Einkaufen ohne das Haus zu verlassen und dabei die Zahlungen über Kreditkarten oder Überweisung tätigen; Reservierungen (Flug- oder Bahntickets, Hotelzimmer etc.); Teilnahme an Versteigerungen; Geschenkeinkäufe. Beratungen/Vorgänge: Versicherungen aufnehmen, Bankkonten eröffnen und verwalten; offizielle Dokumente einreichen (Steuererklärung, Sozialversicherungsbeiträge, Mitteilungen etc.); gesundheitsbezogene Termine vereinbaren, etc. Unterhaltung/Freizeit: Spieleprogramme; Museen und Ausstellungen besuchen; Radioprogramme oder Musik anhören; Videos, Dokumentationen oder Filme ansehen; gratis Software herunterladen usw. Arbeiten: Telearbeitsplatz; Jobangebote abfragen; Lebensläufe veröffentlichen; Kontaktaufnahme mit interessanten Firmen. Formell und informell Lernen: Kurse finden und Themen zum individuellen Studium ausdrucken; sich mit Kursangeboten vertraut machen und für Präsenzkurse anmelden; Direkt an Online- oder E-learning Kursen teilnehmen. E-Mail E-Mail gehört zu den populärsten und wichtigsten Diensten des Internets. Über E-Mail kann man: • • • Mehrfachsendungen ausführen (eine Nachricht an mehrere Personen gleichzeitig versenden). Text, Ton, Videos und alles was in elektronische Daten umgewandelt werden kann, in die Nachricht einbetten. Bestimmte Nachrichten (Terminvereinbarungen und Antworten) automatisieren. Damit man E-Mail verwenden kann, benötigt man eine E-Mail Adresse, die den Absender identifiziert. Diese Adresse ist für jeden Benutzer einzigartig: Am Anfang befinden sich personenspezifische Angaben auf die das Zeichen @ (at) folgt. Rechts vom @-Zeichen folgen allgemeinere Angaben. E-Mail hat Vorteile (Geschwindigkeit, Anhängen jeglicher Datei an eine Nachricht aus Text) und Nachteile (bildet eine der Hauptlücken im Sicherheitssystem eines Computers, Erhalt von Werbebotschaften). Website bzw. Homepage Die Homepage stellt einen weiteren wichtigen Internetdienst dar. Seine Initialen www stehen für World Wide Web. Das World Wide Web ist ein System, über das man Informationen abrufen kann. Diese Informationen sind auf Homepages, die aus miteinander verknüpften Textfeldern, Grafiken und Fotos bestehen, abgelegt. Einzelne Webseiten sind wiederum mit weiteren Homepages verknüpft. Umgangssprachlich nennt man das Hüpfen von Homepage zu Homepage, durch Anklicken von Links, “surfen”. Es gibt Millionen von Homepages zu jedem Thema. Auf das Handwerk bezogen gibt es Seiten über: Firmen und Werkstätten; Bildungseinrichtungen; Rohstofflieferanten; Verbände; Banken; Institutionen; öffentliche Einrichtungen, usw. Soziale Netzwerke und Blogs Eine der populärsten Anwendungen im Internet sind die Sozialen Netzwerke, die sich auch für Handwerksbetriebe als sehr nützlich erweisen können. Soziale Netzwerke sind soziale Strukturen, bei denen Individuen in gegenseitiger Beziehung zueinander stehen. Diese Beziehungen können verschiedener Art oder Natur sein, z.B. Austausch über Finanz- oder Wirtschaftsangelegenheiten, Freundschaft, persönliche Beziehungen, usw. Diese Netzwerke dienen auch der Interaktion mit anderen über Chat, Foren, Blogs, usw. Die Popularität, die Soziale Netzwerke erreicht haben, basiert hauptsächlich auf deren Funktion und Wirkung: eine Anzahl von Teilnehmern versendet Nachrichten an Teilnehmer ihres eigenen Netzwerks und lädt diese ein, einem neuen Netzwerk beizutreten. Neue Mitglieder gehen wiederum in gleicher Weise vor, wobei sich die Anzahl der Mitglieder und Verknüpfungen im Internet sehr rasch steigert. Dieser Vorgang ist auch für den Beziehungsaufbau mit Kunden sehr geeignet, und garantiert, dass das direkt verkaufte Produkt auch tatsächlich der Nachfrage und den Anforderungen des Kunden entspricht. Soziale Netzwerke sind für das Marketing äußerst vorteilhaft. Beispiele für Soziale Netzwerke sind Facebook, Tuenti, Flickr, Twitter, Linkedln, Myspace, HI5. Ein weiteres, dem Handwerker zur Verfügung stehendes Tool, ist der Blog. Blogs sind persönliche Schreibstätten, wo der Autor Artikel und Nachrichten veröffentlicht. Diese können Text, Bilder oder Links zu Webseiten oder anderen Blogs enthalten. Leser können ihre Kommentare hinzufügen (posten). Dadurch entsteht eine Unterhaltung zwischen Autor und „Lesern”. Für Handwerksbetriebe kann das von Nutzen sein: Der Handwerker / die Handwerkerin erstellt einen Blog über die Aktivitäten des Betriebs. Der Blog könnte auch einen Produktkatalog (samt Bildern) und Kontaktdaten zur direkten Kontaktaufnahme beinhalten. Weiters besteht die Möglichkeit, dass der Autor / die Autorin direkte Information über Produkte von „Lesern“ enthält. Solche Informationen unterstützen den Handwerksbetrieb, seine Produkte an die Bedürfnisse der Kunden und des Markts anzupassen. Didaktische Einheit 6.4. Nutzung der IKT im Handwerksbereich 6.4.1. Digitalkamera Eine Digitalkamera ist eine Vorrichtung, die man verwendet, um digitale Fotos aufzunehmen. Sie wird in der gleichen Weise wie eine herkömmliche Kamera benutzt. Als Ergebnis erhält man eine Bilddatei, die auf einem Computer angesehen werden kann. Jedes Bild wird in der Speichereinheit der Kamera abgespeichert, von der sie gelöscht, behalten oder über ein Kabel auf den Computer heruntergeladen werden kann. Eigenschaften Resolution Die Bildqualität hängt von der Bildauflösung ab. Memory Ist die Bildspeicherkapazität der Kamera. Optical Die Qualität des Objektivs ist ausschlaggebend für gute Bilder. Zoom Über das Zoom kann man Ansichten vergrößern oder verkleinern. Format Das Dateiformat in dem man das Bild abspeichert, beeinflußt die höhere oder geringere Bildqualität. LCD Screen Über diesen Bildschirm kann das Bild sofort nach der Aufnahme besichtigt werden und es können alle nicht geeigneten Bilder sofort gelöscht werden. Batterie Wiederaufladbare Batterien sind bei Digitalkameras am gängigsten. Einsatzmöglichkeiten für Digitalkameras: Fotografieren und Dokumentieren von Produktionsprozessen; Fotografieren des fertigen Produkts für den Versand über E-Mail an einen Kunden oder für die Abbildung in Broschüren und sämtlichen Werbemitteln. Weiters können die Bilder für Unterlagen, die die Arbeit vorstellen, für Förderansuchen oder bei Messen oder Wettbewerben verwendet werden. Vorteile einer Digitalkamera gegenüber einer traditionellen Kamera • • • • Einfachheit - keine Fime und Entwicklungen mehr erforderlich. Geschwindigkeit - das Ergebnis ist sofort ersichtlich. Vielseitigkeit - die Fotos können je nach Bedarf mit dem Computer bearbeitet werden (Bildbearbeitungsprogramme). Speicherkapazität - Fotos können auf eine CD gebrannt werden (oder mittels anderer Speichermedien festgehalten werden) und so über einen längeren Zeitraum aufbewahrt werden. Langfristiges Verhalten von Speichermedien (z. B. über mehrere Jahrzehnte) ist heute noch nicht bekannt. 6.4.2. E-Commerce Unter E-Commerce versteht man den Handel über das Internet, also sämtliche Aktivitäten, die mit dem Einkauf oder Verkauf eines Produktes zu tun haben, sowie von Dienstleistungen, die über den Informationsaustausch im Internet abgewickelt werden. E-Commerce wird unterteilt in die Abwicklung zwischen Unternehmen zum Endkunden, von einem Unternehmen zu einem anderen, von einem Endkunden zu einem anderen und von einem oder mehreren Endkunden zu einem Unternehmen. Für den Einkauf über das Internet gibt es folgende Schritte: • • • • • • • • • • Besuch des Geschäfts, durch verschiedene Bereiche schmökern und Auswahl des Produkts, das man kaufen möchte. Ablage des ausgewählten Produkts und gewünschter Menge im Warenkorb und Bestätigung des Kaufwunschs. Eingabe von Daten: Name, Adresse und Kontaktmöglichkeit. Angabe von Lieferund Rechnungsanschrift. Auswahl der gewünschten Zahlungsart: Kreditkarte, Überweisung, per Nachnahme, usw. Bei Kreditkartenbezahlung müssen die entsprechenden Daten eingegeben werden. Bestätigung des Kaufs. Beim Bankinstitut überprüfen, ob der Kauf über die Karte auch gedeckt ist. Bei Vorabüberweisung, deren erfolgreiche Durchführung durch die Bank bei der Onlinefirma bestätigen. Versand der bestellten Produkte durch die Firma unter Einhaltung des vereinbarten Versandweges. Erhalt der Produkte durch den Käufer. Um auf einer Website ein virtuelles Geschäft einzurichten, benötigt man folgende Voraussetzungen: • • • Verfügung über ein Hosting Service, welches Datenbanken unterstützt. Einen Vertrag für ein SSL oder Secure Server Zertifikat (siehe Glossar). Ein virtuelles Geschäftssystem oder einen „Einkaufswagen”. Die meisten Anbieter, die Homepages anbieten, bieten auch diese Dienste an. Damit Kunden, die über die Homepage Einkäufe tätigen, mittels Kreditkarte bezahlen können, muss der Online Shop-Betreiber für diese Zwecke ein Bankkonto eröffnen bzw. über ein Finanzinstitut ein „Zahlungsportal” für das virtuelle Geschäft einrichten. Vorteile des E-Commerce Verkäufer (Handwerker) Käufer (Kunde) Potentielle Marktexpansion (globaler Markt) Bequem Einkaufen von zu Hause aus. Virtuelle Geschäfte sind 24 Stunden am Tag Möglichkeit Produkte und Preise zu und an 365 Tagen pro Jahr geöffnet. vergleichen. Direkt Beziehung zum Kunden. Modernes Image des Handwerksbetriebes. Möglichkeit vor und nach dem Einkauf mit dem Handwerksbetrieb Kontakt aufzunehmen. 6.4.3. E-Banking Unter Electronic Banking versteht man das über elektronische Abwicklung durchgeführte Bankgeschäft, z.B. über elektronische Geldausgabegeräte, Telefon oder andere Kommunikationsnetzwerke. Eine Art des Electronic Banking ist das Online Banking über Internet. Electronic Banking über Internet umfasst die Tools, die ein Institut zur Verfügung stellt, damit dessen Kunden die Banktransaktionen über eine Internetverbindung am Computer durchführen können. Möglichkeiten des Internet Banking • • • • • • • • • • Zur Abfrage von Bankbewegungen und Kontoständen von Spar- und Girokonten. Überweisungen zwischen Konten durchführen. Von eigenen Konten In- und Auslandsüberweisungen auf Spar- oder Girokonten anderer Banken durchführen, z.B. zur Zahlung von Lieferantenforderungen. Abfrage von Kreditkontoständen und Durchführung von Rückzahlungen, sowie zur Abfrage von Kreditkartentransaktionen. Ausstellen und Verwalten von Bankquittungen/Zahlungsbelegen. Abrufen von Bankauszügen und Anfragen zur Ausstellung von Schecks. Abfragen von Aktienkursen und Ein- und Verkauf von Aktien. Den Status von Investment- und Pensionsfonds anfragen und außerordentliche Beitragszahlungen leisten. Zahlung von Verwaltungsabgaben und Steuern (Umsatzsteuer, Einkommenssteuer etc.) Zum Aufladen von Mobiltelefonguthaben. Um den Internet Bankingdienst zu verwenden, ist es notwendig über ein Bankkonto zu verfügen und von der entsprechenden Bank einen Internetzugang zu erhalten. Aus Sicherheitsgründen sind der Benutzername und das zur Verfügung gestellte Passwort nicht übertragbar. Das Bankenportal erreicht man über den Internet Browser. Dort werden die von der Bank gegebenen Daten eingegeben, um der Zugriff zu aktivieren. Um einen gewissen Sicherheitsgrad zu gewährleisten, ist es wichtig das Passwort regelmäßig zu verändern. Für jede Banktransaktion, die ausgeführt wird, wird die entsprechende Genehmigung am Bildschirm angezeigt. Diese sollte ausgedruckt und abgelegt werden. Ein weiterer Dienst, den Finanzinstitute anbieten, ist das Point of Sale Terminal (TPV). Dieser Begriff hat mehrere Bedeutungen, wobei das POS Terminal das bekannteste ist. Die Verwendung eines POS Terminals ermöglicht dem Kunden die Zahlung per Kreditkarte. Das Terminal ist an eine Telefonleitung angeschlossen und setzt sich nach Eingabe der notwendigen Daten mit der Bank des Kunden in Verbindung, um die entsprechende Zahlungstransaktion zu genehmigen. Das POS Terminal gehört immer der Bank oder dem Finanzinstitut, das es installiert und dem Unternehmen ohne zusätzliche Kosten zur Verfügung stellt. Im Gegenzug erhält das Finanzinstitut eine Provision für jede über das POS Terminal getätigte Zahlung. 6.4.4. Webseite Diese Abläufe sind unabhängig und können getrennt über einen bestimmten Zeitraum ausgeführt werden. Es kann z.B. eine Domäne registriert werden, im Anschluss eine Homepage gestaltet, und über den Server bereitgestellt werden. Wie registriere ich meine Website? Jede Domäne und jeder „Domain Name“ ist einzigartig und kann nur von einer Person oder einer Firma benutzt werden. Die Person oder das Unternehmen, das eine Domäne als erste registriert, erhält sie auch. Domänen bestehen aus drei Teilen, die jeweils durch einen Punkt voneinander getrennt sind: z.B www.my_company.com. Es gibt sogenannte First-level und Second-level Domains. Die First Level Domäne besteht aus dem eigentlichen Namen (www.my_company.com). Die Second Level Domäne erweitert den Namen um den eines Providers, z.B. www.companies.com/my_company.htm. Die Second Level Domäne ist länger und es ist schwieriger sich diese zu merken. Wichtiges zur Auswahl einer Domäne • Sie soll möglichst kurz und einfach zu merken sein. • Soll einfach zu schreiben sein, um Rechtschreibfehler zu vermeiden. • Soll kreativ und ansprechend sein. • Der Name soll das wiedergeben, was der Benutzer / die Benutzer sagen möchte. Um die Registrierung einer Domäne zu gewährleisten, muss der Benutzer einen dafür akkreditierten Anbieter kontaktieren und die Domäne für einen gewünschten Zeitraum registrieren. Eine jährliche Zahlung gewährleistet die Erneuerung der Nutzung und sorgt dafür, dass keine andere Person diesen Namen übernehmen kann. Wo „hoste“ ich meine Homepage? Eine Domäne zu „hosten“ oder bereitzustellen bedeutet, bei einem mit dem Internet verbundenen Server einen Platz zu mieten, über den diese Domäne genutzt werden kann. Ein solcher Server ist eine Art „großer Computer” der es jedem, der auf das Internet zugreifen kann, ermöglicht, auf die bereitgestellten Inhalte zuzugreifen. Folgende Punkte sollen bei der Auswahl einer geeigneten Domäne berücksichtigt werden: • • • • Webspace. Darunter versteht man das Datenvolumen, das eine Website auf dem Server einnehmen darf. Der Platz ist auf der Festplatte des Computers reserviert und dient als Server, der bei Verbindung mit dem Internet die Webseitendateien zur Verfügung stellt. E-Mail Konten. Die Anzahl der E-Mailkonten, die der Anbieter zur Verfügung stellt. Es sollte die Möglichkeit bestehen, mehr als ein E-Mailkonto zu haben. Übertragungsrate. Wenn Benutzer eine Website aufrufen, erhalten sie über den Computer Dateien, aus denen die jeweilige Homepage besteht. Die verfügbare Übertragungsrate bestimmt die Anzahl von Dateien, die vom Server zu den Personen übertragen wird, die innerhalb eines bestimmten Zeitraums (meistens 1 Monat) eine bestimmte Homepage aufrufen. Es ist wichtig, dass die bereitgestellte Übertragungsrate für alle Besuche ausreichend ist. Begleitdienste. Es folgen einige Dienstleistungen des Anbieters, die für den Benutzer nützlich sein können: die Möglichkeit die Bereitstellungskapazität zu erweitern; Statistiken, über die die Anzahl der Besuche auf einer Seite gezählt werden; von Passwörtern geschützte Seiten (damit auf gewisse Seiten nur mit Berechtigungschlüssel zugegriffen werden kann); Webmail, das den Zugriff auf EMails von jedem Computer aus ermöglicht; Eine Suchoption, die es gestattet, die Inhalte einer Seite rasch zu durchsuchen; Datenbanken, die das Speichern von großen Dateimengen ermöglichen; SSL Sicherheitsschutz und virtueller Speicher, damit sichere Abwicklungen und der Produktverkauf über Webseiten möglich sind. Hosting ermöglicht den Zugriff auf zwei grundlegende Dienste: • • Eigene E-Mail. Stellt dem Benutzer ein (oder mehrere) E-Mailkonten mit dem Namen der registrierten Domäne zur Verfügung, z.B. my_request@my_company.com. Das ist für den Handwerksbetrieb von Vorteil, da mit jeder E-Mail zusätzlich eine Werbebotschaft mitgeschickt wird. Homepage. Eine registrierte Domäne gestattet dem Benutzer, seine / ihre eigene Homepage mit Informationen zum Handwerksbetrieb bereitzustellen. Die Homepage „Hochzuladen” bedeutet, Dateien aus denen die Website besteht (Texte und Bilder), auf dem Computer, der als Server dient, bereitzustellen. Jede Person mit Internetzugang kann durch Eingabe dieser Domäne auf die Homepage zugreifen. Was soll ich berücksichtigen, wenn ich meine Homepage / Website gestalte? Die im Internet verwendete Sprache ist eine spezielle, was bei der Gestaltung der Homepage berücksichtigt werden soll. Wichtige Punkte, die bei der Gestaltung einer Homepage zu berücksichtigen sich: • • Benutzerfreundlichkeit. Darunter versteht man die Einfachheit mit der der Besucher/die Besucherin durch die Seiten navigieren kann und dabei die Inhalte, die er/sie sucht rasch findet. Benutzererlebnis. Darunter versteht man das Gefühl, das der Besucher/die Besucherin beim Surfen durch die Homepage bekommt: je intensiver das Erlebnis, umso wahrscheinlicher ist, dass die Seite in Erinnerung bleibt und umso größer ist der Werbeeffekt. Schlüsselfragen für die Gestaltung einer Homepage • Wer ist die Zielgruppe; wer soll angesprochen werden? • Welche Bedürfnisse und Erwartungen hat der Besucher/die Besucherin dieser Homepage? • Was möchte der Besucher/die Besucherin auf der Homepage finden, je nachdem ob es sich um eine Einzelperson oder eine Firma handelt? Es gibt eine Reihe von Regeln, die bei der Gestaltung einer Website in Betracht gezogen werden sollten: • • • • • • • • • • • • • • Die Startseite sollte ausreichend klare Informationen über den Handwerksbetrieb enthalten. Das Browsermenü sollte auf allen Seiten zur Verfügung stehen und für den Besucher klar verständlich sein. Der Text der Links (Verknüpfungen) soll eindeutig auf das hinweisen, was der Besucher vorfindet, wenn er/sie den entsprechenden Link anklickt. Der Text soll klar, kurz und aussagekräftig sein. Vermeiden Sie die Verwendung von Fachausdrücken und verwenden Sie einfache Begriffe, damit alle Besucher diese auch verstehen können. Verwenden Sie auf der Startseite keine komplizierten Animationen, die ein langes Laden erfordern, damit der Besucher nicht ungeduldig wird und den Besuch abbricht, ohne auf die Seite zugegriffen zu haben. Die ganze Homepage sollte einheitlich gestaltet sein, d.h. Farben, Schriftarten, Listen und Informationsstruktur sollten auf allen Seiten gleichartig sein. Informationen die grafisch präsentiert werden, sollen klar, makellos und ohne „Mätzchen“ sein, damit der Besucher/die Besucherin ein Gefühl der Realität vermittelt bekommt. Bilder sollen klar angeordnet sein und den einfachen und schnellen Zugriff ermöglichen. Inkludieren Sie Kontaktdaten in einem freien Platz auf der Website, damit der Besucher/die Besucherin diese sofort auffinden kann, wenn er/sie zum „Kunden” wird. Verwenden Sie Meta-Tags. Diese sind versteckte Codes, die beim Start der Seite angegeben sind und die Suchmaschinen verwenden , wenn Seiten vorgeschlagen werden. Die wichtigsten sind: Titel. Dieser soll klar und kurz sein und ein Schlüsselwort mit Bezug auf die Aktivität des Handwerksbetriebs enthalten. Die Beschreibung. Das ist der Text, den die Suchmaschine auf der Liste der Suchergebnisse anzeigt. Dieser Text soll einen Bezug zur Tätigkeit des Handwerksbetriebs enthalten. Schlüsselwörter. Begriffe, die mit der Tätigkeit des Handwerksbetriebs zu tun haben. Damit wird sichergestellt, dass die Homepage auch auf der Ergebnisseite aufscheint, wenn der/die potentielle Besucher/in, diese Begriffe im Suchfenster der Suchmaschine eingibt. Zusammenfassung Modul 6 Diese Information ist elementar für die persönliche und berufsbezogene Entwicklung. Die Inhalte werden benötigt, um mit IKT umzugehen und sind für die Handhabung von Informationen notwendig. Die Inhalte sind sowohl für die Produktion als auch für die Verwaltung und die Führung des Handwerkbetriebs nützlich. Es ist wichtig, mit den verschiedenen Geräten, Programmen und Möglichkeiten der IKT vertraut zu sein, damit diese entsprechend den Bedürfnissen des Handwerksbetriebs optimal ausgewählt werden können. Die Techniken bringen eine große Zeit- und Geldersparnis mit sich und stellen somit wichtige Ressourcen dar. Um einen Computer optimal zu nutzen, ist es wichtig, die einzelnen am Markt befindlichen Programme zu kennen. Diese Programme dienen der Ausführung diverser Tätigkeiten, je nach Bedarf des Benutzers/der Benutzerin. Zusätzlich soll jede/r Benutzer/in mit den verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten des Internets vertraut sein: E-Mail, Homepage, Sozialen Netzwerke und Blogs. Diese Tools bringen dem Handwerker viele Vorteile. Die Verwendung einer Digitalkamera ist ein großer Fortschritt und bringt eine Ersparnis, sowohl in Bezug auf Zeit als auch auf Ressourcen. E-Commerce erweitert die kommerziellen Entwicklungsmöglichkeiten weltweit und auf fast uneingeschränkte Weise. Electronic Banking vereinfacht den Umgang mit Finanztransaktionen, und Webpagedesign ermöglicht die Kundmachung von Tätigkeiten des Handwerksbetriebs, stellt deshalb ein wichtiges Marketing- und Werbemedium dar, dessen Auswirkungen kaum abzuschätzen sind.