Praktikum "Schutzmaßnahmen

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E9/A7
Schutzmaßnahmen in elektrischen Anlagen nach DIN VDE 0100
03/2017
Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden
Prof. Dr.-Ing. Ralf- Dieter Rogler
Dipl.-Ing. K. Schellenberger
1. Einleitung
1.1 Ziel des Praktikums
Das Praktikum "Schutzmaßnahmen in elektrische Anlagen nach DIN VDE 0100" soll den
Einblick in den Aufbau, die Wirkungsweise und die Überprüfung von Schutzmaßnahmen in
Anlagen der Energieversorgung und in Verbraucheranlagen vertiefen.
1.2 Notwendigkeit von Schutzmaßnahmen
Die in der DIN VDE enthaltenen Regeln sind grundsätzlich nur Empfehlungen und haben
keinen Gesetzescharakter. Die Anwendungspflicht ergibt sich erst aus mehreren Vorschriften
und Gesetzen, wie z.B. der Unfallverhütungsvorschrift BGV A3 oder der
Betriebssicherheitsverordnung incl. deren technischen Regeln (TRBS) sowie der 2.
Durchführungsverordnung
zum
Energiewirtschaftsgesetz.
Darin
ist
sinngemäß
festgeschrieben, dass Hersteller, Nutzer und Betreiber von elektrischen Anlagen die Pflicht
haben, die Empfehlungen des Deutschen Institutes für Normung (DIN) und des Verbandes
Deutscher Elektrotechniker (VDE) als "Anerkannte Regeln der Technik" einzuhalten.
Schutzmaßnahmen gegen gefährliche Körperströme sind erforderlich, da trotz größter Sorgfalt
bei der Errichtung bzw. dem Betrieb elektrischer Anlagen und Geräte Fehler und Defekte nicht
auszuschließen sind. Die Grundregel des Schutzes gegen elektrischen Schlag nach VDE
0140-1 ist, dass gefährlich aktive Teile nicht berührbar sein dürfen und berührbare Teile weder
unter normalen Bedingungen noch unter Einzelfehlerbedingungen zu gefährlich aktiven Teilen
werden dürfen. Die Schutzmaßnahmen erfüllen ihren Zweck jedoch nur, wenn sie
ordnungsgemäß ausgeführt sind und regelmäßig überprüft werden.
1.3 Durchzuführende Tätigkeiten
In diesem Praktikum sollen verschiedene Energieverteilungs- bzw. Erdungssysteme (TNSystem, TT-System) realisiert und mit einer „Verbraucheranlage“ verbunden werden. Diese
wird mit verschiedenen Schutzmaßnahmen (Erdung, Überstromschutz, Fehlerstromschutz)
ausgestattet. Deren Wirksamkeit wird getestet bei Körperschluss eines Betriebsmittels sowie
bei Kabelfehlern (z.B. bei Unterbrechung des Schutzleiters).
Als Kriterium dient dabei die Sicherheit des Anwenders, dargestellt durch die an einem
Modellmenschen gemessenen Ströme und Spannungen. Es soll untersucht werden, welche
Maßnahmen in welchen Energieversorgungs-Systemen geeignet sind, auch beim Auftreten
mehrerer Fehler und unter ungünstigen Umgebungsbedingungen eine hohe Sicherheit zu
gewährleisten.
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2. Verwendete Formelzeichen
Ia
Abschaltstrom der Schutzeinrichtung
IF
Fehlerstrom, Strom über die Fehlerstelle
IK
Körperstrom, Strom über den Menschen
IN
Nennstrom
IN
Nennfehlerstrom (z.B. einer Schutzeinrichtung)
k
Material- und umgebungsabhängiger Faktor für Schutzleiterquerschnitte
RA
Erdungswiderstand des Anlagenerders
RB
Widerstand der Betriebserdung
RI
Isolationswiderstand
RK
Widerstand der Fehlerstelle bei Körperschluss
RL
Widerstand des Außenleiters
RM
Widerstand des Menschen (Körperwiderstand)
RS
Schleifenwiderstand
RÜ
Standortübergangswiderstand zum Erdreich
RV
Widerstand des Verbrauchers
S
Schutzleiterquerschnitt
t
Ansprechzeit, Auslösezeit
UB
Berührungsspannung
UF
Fehlerspannung (zwischen Körper des el. Betriebsmittels und Bezugserde)
UL
zulässige Berührungsspannung
ULN
Leiter - Erde - Spannung
UN
Netzspannung
U0
Nennwechsel- oder Nenngleichspannung Außenleiter gegen geerdeten Leiter
RCD
Fehlerstromschutzschalter, FI-Schutzschalter; z.B. IN = 30 mA,
LS
Leitungsschutzschalter
ZS
Impedanz der Fehlerschleife
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3. Grundlagenwissen
3.1. Übersicht normgerechter Schutzmaßnahmen gegen elektrischen Schlag
(Aus: Kiefer/ Schmolke; VDE 0100 und die Praxis; 15. Auflage; S 176)
Bild 1: Schutzmaßnahmen nach DIN VDE 0100-410
3.2. Begriffserklärung der Schutzmaßnahmen
Gefährdung: Bei der Nutzung elektrischer Geräte entsteht durch die Empfindlichkeit des
menschlichen Körpers gegenüber einem „Elektrischen Schlag“ eine Gefährdung für diesen
(/9/, Bild 62, 63).
Darauf aufbauend wurden Grenzwerte festgelegt, die beim Betrieb elektrischer Anlagen auch
im Fall eines Einzelfehlers nicht überschritten werden dürfen. (/9/, Bild 58 – 66)
Zur sicheren Nutzung des elektrischen Stromes müssen mehrere Komponenten betrachtet
werden: Die Energieversorgungsanlage, die die Energieerzeugung und –Weiterleitung z.B.
bis zum Hausanschlusskasten beinhaltet, die Verbraucheranlage, die sämtliche internen
Leitungen und Sicherheitseinrichtungen beinhaltet, sowie die angeschlossenen elektrischen
Geräte.
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Eine Schutzmaßnahme eines Gerätes bzw. einer Anlage muss immer mindestens aus einer
Kombination von Basisschutz und Fehlerschutz bestehen.
Der Basisschutz umfasst üblicherweise den Schutz gegen das direkte Berühren
spannungsführender Teile (Schutzklasse I und II) in Form von Abdeckungen u.ä. (/9/ Bild 82,
Bild 90 - 95) oder als Sonderfall den Schutz des Menschen beim direkten Berühren durch den
Einsatz von Schutzkleinspannung (SK III) (/9/, Bild 83 – 89)
Als Fehlerschutz bezeichnet man alle Maßnahmen, die beim Berühren von Teilen, die nur im
Fehlerfall unter Spannung stehen könnten („Indirekte Berührung“ z.B. bei fehlerhaftem
Basisschutz) Gefährdungen verhindern sollen (/9/, Bild 96 – 105). Dazu zählen z.B. die
„Schutzisolierung“ (doppelte oder verstärkte Isolierung bei SK II), „Potenzialausgleich und
Erdung“ (z.B. Erdung metallischer Gehäuse, SK I). In Anlagen können „nicht leitende Räume“
(z.B. der Einbau nichtleitender Fußböden und Wände) oder „Schutztrennung“ (Verwendung
eines Trenntransformators oder eines IT-Energieversorgungssystemes) angewendet werden.
Ein zusätzlicher Schutz kann in Verbraucheranlagen in Form von automatischen
Abschalteinrichtungen (Sicherungen, FI-Schutzschalter, Erdungsüberwachung) verwendet
werden, die bei direktem oder indirektem Berühren spannungsführender Teile die
Speisespannung abschalten (/9/, Bild 106-135). Beim Vorhandensein besonderer
Umgebungsbedingungen, z.B. in Feuchträumen, kann dessen Einsatz vorgeschrieben sein.
3.3. Schutzleiter
Der Begriff "Schutzleiter" bezeichnet elektrische Leiter, die hauptsächlich zum Zweck der
Sicherheit eingebaut werden, z.B. als Schutz gegen elektrischen Schlag.
-
-
Der Schutzerdungsleiter verbindet zu Schutzzwecken leitfähige Teile eines
elektrischen Betriebsmittels mit dem Erdungsleiter der Verbraucheranlage.
Ein Erdungsleiter ist die Verbindung (oder ein Teil davon) zwischen bestimmten
Erdungspunkten des Netzes, der Anlage (z.B. Haupterdungsschiene) oder eines
Betriebsmittels (Erdungsanschluss) mit dem Erdungssystem.
Der Schutzpotentialausgleichsleiter dient der Verbindung leitfähiger Teile mit dem
Haupterdungsanschlusspunkt einer Anlage oder als zusätzlicher Potentialausgleich
der Verhinderung des Auftretens einer Spannungsdifferenz zwischen zwei Geräten
bzw. zu fremden leitfähigen Teilen.
Das Erdungssystem umfasst alle fest mit der Umgebung (z.B. dem Erdreich) verbundenen
Erdungsbauteile wie Fundament- und Tiefenerder. Der Erder muss bei allen
Umgebungsbedingungen einen bestimmten zumeist möglichst geringen Übergangswiderstand zum Erdreich aufweisen.
In der VDE-0100-100 werden verschiedene Energieversorgungs- und Verteilungssysteme
nach der Art der Erdverbindungen unterschieden, z.B. TN, TT oder IT-Systeme (erster
Buchstabe: Art des Betriebserders der Energieversorgungsanlage, zweiter Buchstabe: Art des
Anlagenerders der Verbraucheranlage, siehe auch 3.4 – 3.6 sowie /9/, Bilder 50 – 57). Die
Verantwortung für die Erdung liegt entweder beim Besitzer (z.B. beim Hauseigentümer bei
Nutzung von TT-Systemen), bei Verwendung eines TN-Systems beim Energieversorger bzw.
Netzbetreiber. (VDE-0100-540)
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3.4. Dimensionierung der Schutzleiter
Der Widerstand eines Schutzleiters muss so klein sein, dass bei einem Erdschluss ein
ausreichend hoher Fehlerstromes über den Schutzleiter fließen kann und somit das
rechtzeitige Auslösen der Sicherung nicht behindert wird.
Außerdem muss ein Schutzleiter allen thermischen und mechanischen Belastungen im zu
erwartenden Fehlerfall bis zum Abschalten durch die Schutzeinrichtung standhalten.
Zusätzlich dazu muss er widerstandsfähig gegen mechanische Beschädigungen sein.
Aus diesen Forderungen ergeben sich Mindestquerschnitte für verschiedene
Anwendungsfälle, die auch abhängig vom verwendeten Material und den Umgebungsbedingungen sind.
System
120 V < U0 < 230 V
(IN < 32 A)
230 V < U0 < 400 V
(IN < 32 A)
Sonstige
AC
DC
AC
DC
TN
0,4 s
5s
0,2 s
0,4 s
5s
TT
0,2 s
0,4 s
0,07 s
0,2 s
1s
TT (mit Schutz-PA)
0,4 s
5s
0,2 s
0,4 s
Tabelle 1: Maximal zulässige Abschaltzeiten (nach VDE 0100-410, Tabelle 41.1)
5s
Der Mindestquerschnitt von Schutzleitern zur Gewährleistung der geforderten
Abschaltzeiten lässt sich bei Zeiten unter 5s durch die folgende Formel berechnen:
IF2 · t  k2 · S2
S
IF
t
k
Schutzleiterquerschnitt in mm2
Effektivwert des zu erwartenden Fehlerstromes in A
Ansprechzeit der Schutzeinrichtung für die aut. Abschaltung in s
Material- und umgebungsabhängiger Faktor (VDE 0100-540 Anh. A)
Bei richtig dimensionierten Außenleiterquerschnitten können zur Bestimmung der
Schutzleiterquerschnitte näherungsweise die Werte aus Tabelle 2 verwendet werden.
Aus rein mechanischen Gründen darf bei Schutzleitern, die nicht Bestandteil eines Kabels oder
einer Leitung sind, ein Mindestquerschnitt nicht unterschritten werden, z.B. 16 mm2 bei
Aluminiumkabel und 4 mm2 bei Kupfer bei ungeschützter Verlegung (weitere Werte und
Bedingungen siehe VDE 0100-540).
Querschnitt der Außenleiter der
Anlage
Mindestquerschnitt des entsprechenden
Schutzleiters
(Faktor k2; SP in mm2)
2
(Faktor k1; S in mm )
gleicher Werkstoff
anderer Werkstoff
S
(k1 / k2) * S
S 16
16
(k1 / k2) * 16
16  S  35
0,5 * S
(k1 / k2) * 0,5 * S
S  35
Tabelle 2: Schutzleiterquerschnitt in Abhängigkeit von Außenleitern (nach VDE 0100-540)
Wenn ein Schutzleiter gemeinsam für zwei oder mehr Stromkreise verwendet wird, muss die
Querschnittsberechnung für die jeweils ungünstigste Bedingung vorgenommen werden.
Bei einigen Systemen wie z.B. dem TN- Systemen übernehmen die Schutzleiter weitere
Funktionen. Es gibt PEN-, PEL- und PEM-Leiter, die jeweils die Funktion des Neutral-, AußenE9 Schutzmaßnahmen 03/2017
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oder Mittelleiters mit übernehmen. Diese dürfen nur in fest installierten elektrischen Anlagen
verwendet werden und müssen entsprechend den zusätzlichen Aufgaben größer
dimensioniert werden.
Der Übergabepunkt zwischen Energieversorger und Verbraucheranlage ist z.B. der
„Hausanschlusskasten“. In diesem befinden sich neben einer Sicherung für jeden Leiter L1 –
L3 der Anschlusspunkt für die vom Energieversorger kommenden Schutz- und ggf.
Neutralleiter (PEN oder PE und N). Im Falle eines PEN-Leiters sollte dort die Aufteilung in PEund N-Leiter erfolgen.
3.5. Potentialausgleich
Die VDE 0100-410 fordert in jedem Gebäude einen Hauptpotentialausgleich über die
Haupterdungsschiene. Diese befindet an einer zentralen Stelle im Inneren des Gebäudes,
z.B. im Hausanschlusskasten. Dort müssen, wenn vorhanden, folgende leitfähigen Teile
angeschlossen werden: Haupterdungsleitungen, Potentialausgleichsleitungen, metallene
Rohrleitungssysteme (z.B. Wasser und Heizung) und metallene Teile der
Gebäudekonstruktion, sowie das lokale Erdungssystem (z.B. Blitzschutzerder).
Nach VDE 0100-410 ist ein zusätzlicher Schutzpotentialausgleich insbesondere dort
vorzunehmen, wo durch die Umgebungsbedingungen ein erhöhtes Risiko vorliegt, die
Bedingungen für die automatische Abschaltung (tA = 0,2 s oder 5 s) mit dem üblichen
Schutzerdungsmaßnahmen nicht erfüllt werden können oder wenn im IT- System
Isolationsüberwachungseinrichtungen eingesetzt werden. In die Maßnahme müssen alle
gleichzeitig berührbaren Körper ortsfester Betriebsmittel, alle vorhandenen Schutzleiter und
alle fremden, leitfähigen Teile einbezogen werden.
Ein Schutzpotentialausgleichsleiter muss einen Mindestquerschnitt haben (6 mm2 CU, 16 mm2
AL, 50 mm2 Stahl). Es besteht ebenfalls eine Abhängigkeit zum Querschnitt der Außenleiter
und eine zum Querschnitt des Schutzerdungsleiters (siehe VDE 0100-540)
Allgemein gilt für den Widerstand des zusätzlichen Potentialausgleichsleiters:
R < 50 V / Ia
Ia = Auslösestrom, der das Abschalten der Schutzeinrichtung bewirkt
3.6. Schutzeinrichtungen
Schutzeinrichtungen dienen sowohl dem Personenschutz als auch dem Anlagenschutz.
Beim Anlagenschutz kommt es vor allem auf die in Wärme oder mechanische Energie
umgewandelte elektrische Leistung an, das heißt, ein zu langes Fließen von Überstrom in
Form eines zu hohen Maximal- bzw. Dauerstromes muss verhindert werden. Wichtige
Kennwerte sind dabei die mechanischen und thermischen Grenzbelastungswerte der
verwendeten Materialien. Verwendet werden verschiedene Arten von Sicherungen oder
Schutzschaltern, die den fließenden Laststrom bewerten und den entsprechenden Stromkreis
abschalten (siehe auch Bild 3).
Beim Personenschutz kommt es darauf an, in sehr kurzer Zeit unabhängig vom fließenden
Laststrom auch einen wesentlich kleineren Fehlerstrom zu erkennen und abzuschalten. Diese
Funktion kann z.B. von einem FI-Schutzschalter erfüllt werden, der bereits vor Eintritt einer
Gefährdung abschaltet (siehe Bild 4).
Anhand der Gefährdungskennlinie (Bild 2) und bei Kenntnis des typischen
Körperinnenwiderstandes (ca. 1 kΩ) kann die maximal zulässige Berührungsspannung
berechnet werden:
UL = RK · IKmax
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Auslösekennlinien:
Moderne Leitungsschutz-(LS)-Sicherungen vereinigen in sich zwei Funktionen. Die
elektromagnetische Schnellauslösung löst z.B. bei Geräten der B-Charakteristik bei Strömen
> 3*IN innerhalb von 10 ms aus. Die thermische Auslösung für Ströme zwischen 1,2 * IN und 3
* IN erfolgt mit einer stromhöhenabhängigen Verzögerung (4 Sekunden bis 60 Minuten). Das
heißt, dass diese Sicherung zur rechtzeitigen Abschaltung gefährlicher Körperströme nur dann
beitragen kann, wenn ein sehr hoher Überstrom IL fließt. (Geräteschutzsicherung Im
Praktikum: C-Charakteristik, für die Schnellauslösung ist ein Überstrom von ca. 10 IN nötig.)
Bild 1: Auslösekennlinien von LS-Sicherungen: allgemeine Kennlinie / Praktikums-LS
Im folgenden Bild wird deutlich, dass ein FI-Schutzschalter besser in der Lage ist, zu hohe
Körperströme innerhalb kürzester Zeit abzuschalten und damit einen großen Teil des
Gefährdungsbereiches des Menschen abdeckt. Dabei ist die zulässige Herstellertoleranz
eines FI-Schutzschalters (0,5...1,0 · IN) zu beachten.
1: nicht wahrnehmbar
2: wahrnehmbar,
ab 10 mA
Muskelkrämpfe möglich
3: Herzkammerflimmern
möglich
4: tödliche
Auswirkungen möglich
Bild 2: Gefährdungskennlinie mit Auslösekennlinie eines FI-Schutzschalters
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3.7. Schutzmaßnahmen im TN - System
TN = Erdungssystem „Terra / Nullung“ d.h. nur der mit dem Mittel- oder Neutralleiter des
Versorgungssystems verbundene N-Leiter des Netzsystems muss direkt mit dem Erdreich
verbunden werden (Betriebserder). Eine wichtige Voraussetzung für die Funktion von
Schutzmaßnahmen im TN-System ist dessen Zuverlässigkeit und Niederohmigkeit.
Die zweite wichtige Voraussetzung ist die sichere Verbindung dieses Erdleiters mit dem PEoder PEN-Leiter sowie deren mechanisch und elektrisch stabile Verbindung bis zum
Erdungspunkt des Verbraucheranschlusskastens. Für beides ist der Energieversorger
verantwortlich. (siehe auch /9/, Bilder 52 - 55)
TN-S-System
Wenn bereits am Betriebserder des Energieversorgers ein separater PE-Leiter
angeschlossen und dieser parallel zum N-Leiter bis zum Verbraucheranschluss geführt wird
(5adriges Zuleitungskabel) handelt es sich um ein TN-S-System ("separated").
Der ankommende PE-Leiter wird an die Haupterdungsschiene der Verbraucheranlage
angeschlossen. Innerhalb der Verbraucheranlage werden alle „Körper“ (metallische
Gehäuse von Verbrauchern) ebenfalls mit der Haupterdungsschiene verbunden. "N" und
"PE" dürfen an keiner Stelle der Verbraucheranlage wieder verbunden werden.
TN-C-System
Wenn die Zuleitung vom Stromversorger nur 4adrig erfolgt, handelt es sich um ein
TN-C-System ("combined"), d.h. es gibt keinen separaten PE-Leiter für Schutzzwecke
sondern nur einen PEN-Leiter. Bei älteren Gebäuden wird dieses System bis zu den
Verbrauchsgeräte- Anschlussstellen zweiadrig weitergeführt und der PEN-Leiter z.B. erst in
den Schuko-Steckdosen in PE und N aufgeteilt.
TN-C-S-System
Es ist auch möglich, die Aufteilung von PEN in N und PE bereits im Hausanschlusskasten
oder am Anschluss eines Feuchtraumes vorzunehmen, dann handelt es sich um ein TN-CS-System. Es ist wichtig, dass die Aufteilung des PEN-Leiters in PE- und N-Leiter nur an
einer definierten Stelle der Verbraucheranlage stattfindet und im weiteren Verlauf keine
nochmalige Verbindung zwischen N- und PE-Leiter hergestellt wird.
Dieses System ist das in Deutschland am weitesten verbreitete System.
Es ist zulässig, die Verbraucheranlage mit einem zusätzlichen örtlichen Erdungssystem
auszustatten, welches am Haupterdungsanschlusspunkt mit dem PE- oder PEN-Leiter des
Energieversorgers verbunden werden muss. Damit kann bei Erdschluss eines Außenleiters
den Spannungsanstieg des Schutzleiters gegen Erde zusätzlich begrenzt werden.
Im TN - System sind Überstrom-Schutzeinrichtungen zugelassen. Der im Fehlerfall
fließende Strom muss das vorgeschaltete Schutzgerät innerhalb der vorgeschriebenen Zeit
(siehe Tabelle 1) zum Ausschalten bringen.
Die Kennwerte der Schutzeinrichtungen (Ia) und Stromkreisimpedanzen (ZS) müssen die
folgende Anforderung erfüllen:
Zs · Ia  U0
Zs ist hier die Impedanz der Fehlerschleife und besteht aus:
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- dem Innenwiderstand der Stromquelle
- dem Widerstand des betroffenen Außenleiters bis zum Fehlerort
- dem Widerstand des Schutzleiters zwischen Fehlerort und Stromquelle
Ia ist der notwendige Strom, der das automatische Abschalten innerhalb der vorgegebenen
Zeit (siehe Tabelle 2) bewirkt;
U0 ist die Nennspannung des Außenleiters gegen Erde;
Die Abschaltzeiten sind ggf. nicht zur Abwendung von Gefahren bei indirekter Berührung
geeignet. Hierbei muss noch der Einfluss des Widerstandes des Erdungsanschlusses des
berührten defekten Gerätes und der Übergangswiderstand des Menschen zum Erdreich oder
zu berührbaren fremden leitfähigen Teilen einbezogen werden. Wenn die
Berührungsspannung UL übersteigen könnte, muss ein zusätzlicher Schutzpotentialausgleich angeschlossen werden.
Die Verwendung von Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen (RCD) in TN-Systemen ist nur bei
TN-S-Systemen uneingeschränkt möglich. Der RCD dient auch hier immer nur als
Zusatzschutz. Der Stromkreis muss zugleich durch eine Überstrom-Sicherung und ggf. einen
Potentialausgleich geschützt sein.
Wenn in TN-C-S-Systemen ein RCD verwendet wird, so darf auf der Lastseite kein PENLeiter verwendet werden. Die Verbindung des Schutzleiters des Verbrauchers mit dem PENLeiter muss vor dem RCD, also auf der Versorgungsseite, hergestellt werden!
3.8. Schutzmaßnahmen im TT - System
TT = Erdungssystem „Terra / Terra": Der Null- oder Mittelleiter des Versorgungssystems
(Betriebserder) wird an der Energieversorgungsstation geerdet, jedoch nicht weitergeführt
bis zur Verbraucheranlage. Der Haupterdungsanschlusspunkt des Verbrauchersystems wird
an einen eigenen „Anlagen-Erder“ angeschlossen, der sich direkt am Standort der Anlage
befindet. Dieses System spart Kabelmaterial, jedoch muss der Anlagenerder regelmäßig
überprüft und instandgehalten werden, um auch bei Frost und Trockenheit ausreichend
niedrigen Werte zu erreichen. Zwischen beiden Erdern befindet sich hierbei nur das
vorhandene Erdreich. Dessen Leitfähigkeit ist stark abhängig von den jeweiligen
Umgebungsbedingungen. TT-Systeme werden z.B. für das öffentliche Niederspannungsnetz
sowie in Frankreich und in Italien auch für Haushalte genutzt.
Im TT - System sind Überstromschutzeinrichtungen zugelassen.
Die Voraussetzung für deren Funktion ist, dass dauerhaft und zuverlässig ein geeigneter
niedriger Wert von Zs sichergestellt werden kann.
Zs ist hier wie beim TN-System die Impedanz der Fehlerschleife, diese beinhaltet aber statt
dem Widerstand des Schutzleiters den viel höheren Erdungswiderstand von Anlagenerder
plus Betriebserder. (/9/, Bild 56)
Die Berechnung kann analog der beim TN-System erfolgen.
Da in TT-Systemen keine ausreichend niederohmige Verbindung zwischen Anlagenerder
und Betriebserder des Versorgers erreichbar ist, sind Überstrom-Schutzeinrichtungen bei
Erdschlüssen für den Personenschutz nur beding wirksam, deshalb sind hier ggf. zusätzlich
Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen (RCD) zu verwenden. Für einen wirksamen
Personenschutz muss die folgende Bedingung erfüllt sein:
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RA · IN  UL
RA ... Summe der Widerstände des Erders und des Schutzleiters der Körper in 
(wenn nicht bekannt, darf er durch Zs ersetzt werden)
IN ... Bemessungsdifferenzstrom der Fehlerstrom-Schutzeinrichtung (RCD) in A
UL ... zulässige Berührungsspannung, d.h. 50 V
Der Fehlerschutz (bei indirektem Berühren) ist in diesem Fall auch bei nicht
vernachlässigbarer Fehlerimpedanz gegeben.
3.9. Schutzmaßnahmen im IT - System
IT = Erdungssystem „Isoliert / Terra“:
Die wichtigste Voraussetzung ist die Energieversorgung über einen separaten
Transformator oder über einen eigenen Generator.
Der Sternpunkt bzw. Neutralleiter der Sekundärseite des Stromerzeugers darf nicht oder nur
über eine ausreichend hohe Impedanz mit dem Erdreich verbunden werden.
Das bewirkt, dass ein Erdschluss oder Körperschluss nicht zum Fließen eines gefährlich
hohen Fehlerstromes führen kann und die Anlage deshalb nicht sofort abgeschaltet werden
muss. Das System wird z.B. in bestimmten Bereichen von Krankenhäusern oder
Industrieanlagen verwendet, in denen eine ungeplante Abschaltung zwingend vermieden
werden muss.
Im IT - System sind Überstromschutzorgane, Fehlerstromschutzeinrichtungen, Isolationsüberwachungseinrichtungen, Isolationsfehler-Sucheinrichtungen und in Sonderfällen
Fehlerspannungsschutzeinrichtungen als Schutzeinrichtung zugelassen.
Die Körper der elektrischen Betriebsmittel müssen einzeln oder gruppenweise mit dem
Schutzleiter verbunden und geerdet sein. Ähnlich dem TT - System muss die Erdung des
Schutzleiters der Bedingung
RA · Id  UL
genügen.
RA ... Erdungswiderstand aller Körper in 
Id ... Fehlerstrom im Falle des ersten Fehlers
UL ... zulässige Berührungsspannung
Aufbau, Einrichtung und Instandhaltung eines IT-Systems erfordert umfangreiches
Fachwissen.
Die Anlage muss nach Auftreten eines Isolationsfehlers zum nächstmöglichen Zeitpunkt
abgeschaltet und der Fehler gesucht und behoben werden, denn bei Auftreten eines
zweiten Fehlers auf einer anderen Leitung müsste auch diese Anlage sofort abgeschaltet
werden. Zum Auffinden des Isolationsfehlers kommen besondere, zumeist fest eingebaute
Isolationsfehler-Mess- bzw. Sucheinrichtungen zum Einsatz. (siehe auch /9/, Bild 57; sowie
Unterlagen zum Praktikum E11)
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3.10. Schutztrennung
Bei der Schutzmaßnahme "Schutztrennung" werden die elektrischen Betriebsmittel vom
speisenden Netz galvanisch getrennt und nicht geerdet. Damit soll verhindert werden, dass
im Sekundärstromkreis Berührungsspannungen entstehen können, die vom Primärnetz
herrühren oder im Sekundärnetz erzeugt werden. (siehe auch /9/, Bild 97)
3.11. Schutzmaßnahmen bei Geräten
Bei der Entwicklung von Geräten muss je nach erforderlichem Funktionsumfang und
geplantem Einsatzzweck eine Schutzklasse und ein Schutzgrad festgelegt werden.
Die Schutzklasse (I – III) legt fest, welche Kombination von Basis- und Fehlerschutz
(Erdung, Isolation, siehe /9/, Bild 75-78) bei diesem Gerät angewendet werden soll.
Der Schutzgrad (IP - x y) wird entsprechend dem geplanten Einsatzzweck, der
erforderlichen mechanischen und elektrischen Anschlüsse sowie der notwendigen
Wärmeabfuhr aus dem Geräteinneren festgelegt (siehe /9/, Bild 79-81):
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4 Vorbereitungsfragen
4.1
Erläutern Sie die vier Gefährdungsbereiche von technischem Wechselstrom!
4.2
Erklären Sie die Begriffe: aktive Teile, fremde leitfähige Teile, Körper und
elektrischer Schlag!
4.3
Erklären Sie die folgenden Fehlerarten: Kurzschluss, Körperschluss, Leiterschluss,
Isolationsfehler!
4.4
Was ist bei der Dimensionierung eines Netzes (Leiterquerschnitte, Festlegung von
Nennströmen von Sicherungen und Leitungsschutzschaltern) in Hinblick auf die
zulässigen Abschaltzeiten zu beachten?
4.5
Zeichnen Sie in der Schaltung des TT-Systems (Bild 6.4) den Stromverlauf bei
einem Körperschluss bei „b“ (RK sei 100 Ω, RV sei 3000 Ω). Berechnen Sie die
Berührungsspannung und den Körperstrom einmal für RÜ = 220 Ω und einmal für RÜ
= 10 kΩ. Für die Berechnung können RB und RL vernachlässigt werden.
4.6
Erklären Sie die Funktion eines FI-Schutzschalters.
4.7
Unter welchen Bedingungen wäre der Anschluss eines RCD in einem TN-System
sinnvoll? Was muss beachtet werden?
5
Literatur
/1/
DIN VDE 0100 – 410 (VDE 0100-410): 2007-06; (IEC 60364-4-41:2005, modifiziert)
Errichten von Niederspannungsanlagen – Teil 4-41: Schutzmaßnahmen – Schutz
gegen elektrischen Schlag
/2/
DIN VDE 0100 – 540 (VDE0100-540): 2012-06; (IEC 60364-6, modifiziert)
Errichten von Niederspannungsanlagen – Teil 6: Auswahl und Errichtung
elektrischer Betriebsmittel – Erdungsanlagen und Schutzleiter
/3/
DIN VDE 0100 – 600 (VDE0100-600): 2008-06; (IEC 60364-5-54:2011)
Errichten von Niederspannungsanlagen – Teil 6: Prüfungen
/4/
DIN VDE 0701 - 0702 (VDE 0701-0702): 2008-06
Prüfung und Instandsetzung, Änderung elektrischer Geräte – Wiederholungsprüfung
elektrischer Geräte – Allgemeine Anforderungen für die elektrische Sicherheit
/5/
Hösl, Alfred:
Die neuzeitliche und vorschriftsmäßige Elektroinstallation: Wohnungsbau / Gewerbe
/ Industrie von Alfred Hösl und Roland Ayx.-18., neu bearbeitete Auflage.Heidelberg: Hüthig 2003
/6/
Karnowsky, Jürgen:
Prüfungen der Schutzmaßnahmen: Erstprüfungen nach DIN VDE 0100 Teil 600 u.
Wiederholungsprüfungen / Jürgen Karnowsky; Uwe Konika; Dieter Vogt- 3. Aufl.Berlin; Offenbach: VDE -Verlag 1988
/7/
Kiefer, Gerhard: VDE 0100 und die Praxis/Gerhard Kiefer 15. Aufl.- Berlin;
Offenbach: VDE - Verlag 2014
/8/
Unfallverhütungsvorschrift BGV A3 / DGUV Vorschrift 3
/9/
Vorlesung „Elektrosicherheit“, Bilder 50 – 135;
Prof. Dr.-Ing. R.-D. Rogler, https://www.htw-dresden.de/fakultaetelektrotechnik/personal/professoren/prof-dr-ing-ralf-dieter-rogler.html
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6
VERSUCHSAUFGABEN
Sicherheitsregeln während der Versuchsdurchführung:
Alle Messungen werden bei realer Netzspannung (230 V) durchgeführt! Es dürfen nur
berührungsgeschützte Messkabel verwendet werden. Vor dem Umstecken von Kabeln und
Messgeräten muss die Spannung abgeschaltet werden (grüner Schalter). Ein
Wiedereinschalten darf nur nach vorheriger Kontrolle der Schaltung durch den
Versuchsbetreuer erfolgen. Bei jedem Anzeichen einer Fehlfunktion muss sofort die
Spannung abgeschaltet und der Laboringenieur informiert werden.
Erforderliche Geräte-Grundausstattung:
Netzversorgung: Schalttafel-Gerät, wahlweise mit Vorhängeplatten z.B. TN-C, TT
Verbraucher: Schalttafel-Platte mit Glühlampe (15 W, mit Vorhängeplatten 2, 3, 4,)
Modellmensch: Schalttafel-Platte, Körperwiderstand RM = 750 Ω
Optional: FI-Schutzschalter (IN = 30 mA).
Messgeräte: 2 Multimeter „Metrahit“ auf Trägerplatten, 2 Schalttafelmessgeräte
Allgemeine Hinweise für die Versuchsausführung:
- Machen Sie sich zuerst mit dem jeweiligen Erdungssystem vertraut.
- Überlegen Sie, welchen Weg der Strom beim Betrieb der Anlage und bei einem Fehler im
Netz oder im Verbraucher suchen würde und ob das zu einer Auslösung einer
Schutzeinrichtung oder einer Gefährdung des Modellmenschens führen könnte.
Aufgabe 6.1: TN-C-S-System
- Erforderliche Geräte-Zusatzausstattung:
Vorhängeplatte „TN-C-S-Netz“
Verbraucher-Vorhängeplatte „2“
Bauen Sie ein TN-C-S-Modellnetz auf. Schließen Sie je ein Schalttafel-Messgerät zur
Überprüfung der Netzspannung UN und des Gesamtstromes IL1 an.
Wählen Sie mittels Steckbrücke den Betriebserder-Widerstand RB, den Anlagenerder RA und
den Übergangswiderstand zwischen Modellmensch und Erdreich (RÜ) nach Tabelle 6.1 aus.
Prüfen Sie den fehlerfreien Betrieb der Anlage.
Spannung
UN =
Stromverbrauch IL1 =
Lampenfunktion
Zur Beurteilung der möglichen Gefährdung des Modell-Menschens schließen Sie bitte
weitere Messgeräte (Multimeter) zur Messung der Berührungsspannung UB und des
Körperstromes IK an. Achten Sie an allen Messgeräten auf die Auswahl des richtigen
Messbereiches und auf die richtigen Anschlussbuchsen.
E9 Schutzmaßnahmen 03/2017
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Bild 6.1: Schaltung für ein TN- C- S- System
Testen Sie, welche Auswirkungen das "direkte Berühren“ ("Hand" mit Leiter verbinden) einer
aktiven Leitung für den Modellmenschen hätte. (siehe Gefährdungskennlinie, Bild 2)
Einstellungen
Fehler
direktes
Berühren
Leiter
RB (Ω)
RÜ (Ω)
L1
2,2
10 k
„Hand“
L1
2,2
220
„Hand“
N
2,2
220
„Hand“
L1
∞
220
„Hand“
Auswirkungen
UB (V)
IK (mA)
Sicherung
Gefährdungs(LS) ausgelöst?
Bereich
Tabelle 6.1 a: Messwerte eines TN-C-S-Systems bei direkter Berührung (ohne RCD)
Zum Test der "Indirekten Berührung" verbinden Sie jetzt die „Hand“ des Modellmenschens
mit dem „Körper“ (d.h. dem Gehäuse) des Gerätes der Schutzklasse I. Führen Sie die erste
Testreihe ohne FI-Schutzschalter durch.
Testen Sie die Schaltung bei verschiedenen Fehlern des Netzes (Leitungsunterbrechungen
bei "c" (N), "d" (PE) oder "e" (PEN)) oder Vertauschung der Netzanschlüsse L1 mit N ("X")
im Anschlusskasten.
Die "Körperschluss"-Steckbrücken (bei „a“ (0,2 Ω) oder „b“ (0 Ω)) sollen immer erst nach dem
Einschalten eingesteckt werden.
Bei Anzeichen der thermischen Auslösung des Leitungsschutzschalters "LS" (Brummen)
zügig die Messwerte ablesen und dann sofort die Anlage mit dem grünem Schalter
abschalten, und den "Isolationsfehler" (die Brücke) entfernen.
Hinweis: Nach Auslösung des LS steht der schwarz-rote Taster ca. 1,5 cm heraus. Diesen vorsichtig
rückstellen, nach thermischer Auslösung muss er ggf. erst einige Minuten abkühlen!
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Fehler
Gefährdung
Übergangswiderstände
Netz
Gerät
RB (Ω)
RA (Ω)
-
-/a
2,2
-
b
2,2
N
-/a
2,2
N
b
2,2
∞
∞
∞
∞
N
b
2,2
1k
N
b
2,2
PE
-/a
2,2
PE
b
2,2
∞
∞
∞
PE
b
2,2
1k
PE
b
2,2
PEN
-
2,2
PEN
a
2,2
PEN
b
2,2
∞
∞
∞
∞
PEN
-
2,2
1k
PEN
-
2,2
X
-/b
2,2
X
a
2,2
∞
∞
∞
RÜ (Ω)
UB (V)
IK
(mA)
Auslösung
Lampe
LS
FI
220
220
220
220
220
10 k
220
220
220
10 k
220
220
220
220
10 k
220
220
Tabelle 6.1b: Messwerte beim TN-C-S-Systems
Bewerten Sie anhand der aus der Norm bekannten Grenzwerte von UB und IK und der
gemessenen Werte, ob und bei welchen Einstellungen bzw. Fehlern bei dieser Anlage eine
Gefahr für den Menschen besteht. Markieren Sie diese Ergebnisse, z.B. farbig.
Bei diesem System darf ein zusätzlicher Anlagenerder installiert und mit dem Haupterdungspunkt verbunden werden. Stellen Sie fest, bei welcher Art von Fehlern dieser
hilfreich wäre. Treffen Sie eine Aussage, durch welche weiteren Umgebungsbedingungen
sich die Gefahr für den Modellmenschen vermindern lässt.
Zeichnen und bauen Sie jetzt den FI - Schutzschalter an der richtigen Position in Schaltbild
und Stromkreis ein. Testen Sie bei den markierten Einstellungen nochmals, ob der RCD
auslöst und ob damit die Gefahr beseitigt wurde.Markieren Sie wiederum die Zustände, bei
denen trotzdem eine Gefährdung bestehen bleibt.
Mit welchen zwei Änderungen könnte dieses System zu einem ein TN-S-System umgebaut
werden? Welche Sicherheits-Vorteile hätte das?
Aufgabe 6.2: TN-C-System
- Erforderliche Geräte-Zusatzausstattung:
Vorhängeplatte „TN-C-Netz“, Verbraucher-Vorhängeplatte „3“
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Bild 6.2: Schaltung für ein TN - C - System
Überprüfen Sie die Sicherheit dieses Netzes bei verschiedenen Einstellungen (ohne RCD).
Fehler
Übergangswiderstände
Netz
Gerät
RB (Ω)
RA (Ω)
RÜ (Ω)
-
-/a
4,7
∞
220
-
b
4,7
∞
220
PEN
-/a
4,7
∞
220
PEN
b
4,7
∞
220
PEN
b
4,7
∞
10 k
X
-
4,7
∞
220
X
a
4,7
∞
220
X
b
4,7
∞
220
Gefährdung
UB (V)
IK
(mA)
Auslösung
Lampe
LS
Tabelle 6.2: Messwerte für ein TN-C System
Überlegen Sie, ob und wie hier ein FI-Schutzschalter eingesetzt werden könnte, um die
Gefahr vom Menschen abzuwenden.
Zeichnen und bauen Sie den RCD in die Schaltung ein.
Testen Sie das Ergebnis bei den besonders gefährlichen Einstellungen.
Bei welchen Fehlern könnte ein zusätzlicher Anlagenerder nützlich sein?
Aufgabe 6.3: TT-Netz
- Erforderliche Geräte-Zusatzausstattung:
Netz-Vorhängeplatte „TT-System“, Verbraucher mit Vorhängeplatte „4“
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FI
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Bild 6.3: Schaltung TT-Netz
Testen Sie die Schaltung bei verschiedenen Fehlern zunächst ohne RCD. Die
Körperschluss-Steckbrücken (bei „a“ (0,2 Ω) oder „b“ (100 Ω)) sollen immer erst nach dem
Einschalten eingesteckt werden. Markieren Sie die gefährlichen Zustände.
Bei akustischem Ansprechen des LS-Schalters (z.B. 3. Messung) die Messwerte zügig
ablesen und dann sofort die Anlage abschalten ("Körperschluss" (Brücke) entfernen).
Fehler
Übergangswiderstände
Netz
Gerät
RB (Ω)
RA (Ω)
RÜ (Ω)
-
-/a
4,7
1000∞
220
-
b
4,7
1000∞
220
-
b
4,7
47
220
-
b
∞
1000
220
-
b
4,7
1000
10 k
-
-/a
4,7
220
-
b
4,7
∞
∞
N
-
4,7
1000
220
N
a
4,7
1000
220
N
b
4,7
1000
220
Gefährdung
UB (V)
IK
(mA)
Auslösung
Lampe
LS
FI
220
Tabelle 6.3: Messwerte TT-System
Zeichnen und bauen Sie jetzt den FI - Schutzschalter an der richtigen Position in Zeichnung
und Stromkreis ein. Testen Sie bei den markierten Einstellungen nochmals, ob der RCD
auslöst und ob damit die Gefahr beseitigt wurde.
Markieren Sie wiederum die Zustände, bei denen trotzdem eine Gefährdung bestehen
bleibt.
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Aufgabe 6.4 : Überprüfung des Anlagenerders (RA) bei einem TT-System
- Erforderliche Geräte-Zusatzausstattung:
„Sonde“ zur Simulation einer Referenz-Erdungssonde (Schalttafel-Platte)
Schutzmaßnahme-Prüfgerät „PG 0100 N“ zur Feststellung von RA
Bei diesem Test soll der wirksame Erdungswiderstand des Anlagenerders (RA) gemessen
werden.
Entfernen Sie die Verbindung zum Modellmenschen und alle Gerätefehler, da diese die
Messwerte verfälschen könnten. Ergänzen Sie die Schaltung mit der Platte „Sonde“.
Stecken Sie Brücken bei „RB“: 4,7. und bei „RA“: 1 k.
Messen Sie den Erdungswiderstand des Anlagenerders (RA) mit dem Messgerät PG
0100N. Wählen Sie einen passenden Messbereich für den Erdungswiderstand RE. Nutzen
Sie ggf. die ausliegende Gerätebeschreibung.
Überprüfen Sie die Einhaltung der möglichen zulässigen Berührungsspannung nach der
Bedingung für TT-Netze: RA * Ia  UL
Diskutieren Sie welcher Wert von Ia unter welchen Bedingungen eingesetzt werden darf!
Tragen Sie Ihre Ergebnisse in die Tabelle 6.4 ein und bewerten Sie diese.
Grenzwert
UL in V
Schutz- Nennwert Istwert Messwert berechnet Bedingung erfüllt
Gerät
Ia
UB in V
Ja / nein
IN in mA
RA in 
Sicherung
RCD
RCD
-
Tabelle 6.4: Überprüfung der Einhaltung der zulässigen Berührungsspannung
Aufgabe 6.5: Testmöglichkeiten an einem Fehlerstrom-Schutzschalter
Es gibt mehrere Möglichkeiten einen FI-Schutzschalter zu testen. Führen Sie nacheinander
drei verschiedene Tests durch.
- Test 1: Einfacher Funktionstest (haushaltsüblich)
Schließen Sie den FI-Schutzschalter zwischen Stromversorgung und Verbraucher an. Testen
Sie diesen.
Hinweis: Erinnern Sie sich an den FI-Schutzschalter im häuslichen Zählerkasten. Lesen Sie, was alles auf dem Schalter steht.
War der Test erfolgreich? Tragen Sie das in die 1. Spalte der Tabelle 6.5 ein.
Erklären Sie, was bei diesem Test im Schalter vorgeht. Welche Kennwerte muss dieser FISchutzschalter erfüllen? Welche Toleranzbereiche sind zulässig?
- Test 2: Feststellung des genauen Auslösestromes des verwendeten Gerätes
Erforderliche Geräte-Zusatzausstattung:
„FI-Auslösung“ zur Einstellung eines variablen Test-Fehlerstromes (Schalttafel-Platte)
Positionieren Sie die Auslöseplatte zwischen FI-Schutzschalter und Verbraucher.
Verbinden Sie die Platte mit der Verbraucherseite der Platte „FI-Schutzschalter“. Schließen
Sie ein Messgerät zur Bestimmung des Fehlerstromes (IF) an. Kontrollieren Sie Ihre
Schaltung mit Hilfe des Bildes 6.5
E9 Schutzmaßnahmen 03/2017
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Bild 6.5: Schaltung zum Test des Fehlerstrom-Schutzschalters im TT-System
Bestimmen Sie den Fehlerstrom bei dem dieser FI-Schutzschalter auslöst.
Hinweis: Verbinden Sie mit einer Steckbrücke (d) den Einstellwiderstand mit L1 (der Anschluss mit
der Diode bleibt frei) Stellen Sie das Drehpotentiometer vor Messbeginn auf den größtmöglichen
Widerstandswert (Rechtsanschlag, 23 k) ein. Schalten Sie die Anlage ein. Stellen Sie das
entsprechende Multimeter auf Maximalwerterfassung (Taste Data / Max mehrfach drücken) ein.
Erhöhen Sie den Fehlerstrom, indem Sie den Widerstand langsam verkleinern.
Tragen Sie die Messwerte in untenstehende Tabelle ein.
Entfernen sie die Platte anschließend wieder aus der Schaltung.
- Test 3: Feststellung der Auslöse- bzw. Abschaltzeit dieses RCD´s
Erforderliche Geräte-Zusatzausstattung: Schutzmaßnahme-Prüfgerät „PG 0100 N“
- Bestimmen Sie die Auslösezeit des FI - Schutzschalters mittels PG 0100 N (siehe auch
ausliegende Gerätebeschreibung)
- Kontrollieren Sie, ob der untersuchte FI - Schutzschalter normgerecht reagiert hat.
getestete Funktion
benutztes „Gerät“
Ggf.
Sollwert
Test 1 (Funktionstest)
FI-"Test"-Taster
---
Test 2: Messung
Auslösestrom in mA
verstellbarer
„Isolationswiderstand“
mA
Test 3: Messung der
Auslösezeit in ms
PG 0100 N
ms
Ergebnis
bzw.
Messwert
Tabelle 6.5: Messergebnisse zum Test des Fehlerstromschutzschalters
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Bewertung
20
7. Auswertung:
Vergleichen Sie nochmals zusammenfassend alle hier betrachteten Systeme:
Kriterium
TN-(C)-S Netz
TN-C-Netz
Installationsaufwand
Wartungsaufwand
FehlerMöglichkeiten
erreichbarer
Schutz
bei
Netzfehlern:
bei Gerätefehlern:
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TT-Netz
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