CATERINUCCIA von Thomas Bremser (1958)

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CATERINUCCIA
CATERINUCCIA
von Thomas Bremser (1958)
UA 27. Juni 2009 in der Ev. Stadtkirche Solingen-Gräfrath
Darsteller
Caterinuccia (Sopran)
Thomas Bremser – Henry Purcell/Orpheus II 8Altus)
N.N. – Charles Burney von Scotland Yard (Erzähler)
Thomas Bocklenberg – John Dowland
Ensembles
cappella vocale
Du(ell)o Musicale
Thomas B Duo
Thomas Bremser www.thomasbremser.de
Arbeitsmaterial für „Caterinuccia“ aus dem Zyklus „Orpheus am Rhein“ OAR5.6
von Thomas Bremser (2004-2011) Uraufführung Juni 2009 in Solingen (Wuppertal)
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CATERINUCCIA
TEXTMATERIAL
1. Klaus Theweleit „buch der könige“ Band 1 „orpheus und eurydike“ 1988
2. „Das Gift dringt durch die Augen ein“ von Sir Reginald Scot [c.1538-1599]
aus „The Discovery of Witchcraft“ [London 1584]
3. Susan McClary: „Konstruktionen des Geschlechts in Monteverdis dramatischer Musik“
Musik-Konzepte 88 (edition text+kritik, Herausgeber Metzger/Riehn)
Claudio Monteverdi „Um die Geburt der Oper“
4. Eigene Texte + vorläufige Handlung + Musikmaterial
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Arbeitsmaterial für „Caterinuccia“ aus dem Zyklus „Orpheus am Rhein“ OAR5.6
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CATERINUCCIA
1. Eurydike/Caterinuccia
Das Gift dringt durch die Augen ein!
von Sir Reginald Scot [c.1538-1599]
aus „The Discovery of Witchcraft“ [London 1584]
Genauso wie es eine Verzauberung oder Verhexung durch böse Blicke gibt, die Unheil bewirkt, gibt es verhexende Blicke, die zum Gegenteil zur Liebe führen, …oder die doch zumindest guten Willen und Zuneigung hervorrufen.
Denn - wenn die Verzauberung oder Verhexung durch die Begierde, den Wunsch oder das Gelüsten nach irgendeiner schönen Gestalt oder einer Liebesbezeugung entstanden oder hervorgerufen worden ist, ist das Gift
durch die Augen eingedrungen, auch aus großer Entfernung.
Und der Eindruck einer schönen Form gelangt ins Herz des Liebenden, wo er das Feuer entfacht, an dem er
dann leidet.
Und weil das süße, zarte Blut der Geliebten dort wandert, ist sein Bild im eigenen Blut strahlend vorhanden,
und kann dort nicht zur Ruhe kommen: und geheilt werden kann es nur, wenn das Blut dessen, der verwundet
ist, zurückfließt und eindringt in den, der es verwundet hat.
2. Eigene Texte + vorläufiger Ablauf + Musik
Prolog
Henry Purcell und John Dowland „Orpheus I am“ (Johnson) alleine
auf die Bühne. Henry Purcell danach ab. John Dowland bleibt alleine
und stimmt sein Instrument.
Erster lauter Pfiff! (Off-Stage)
Wie ein Signal auf einem Schiff. Sofort kommt das Ensemble auf die Bühne mit lautem „Hallo“ und eifrigem
„Durcheinanderstimmen“.
Auch die Cappella Vocale kommt lautstark auf die Bühne. Männer und Frauen
rufen sich etwas zu.
Zweiter lauter Pfiff! (Off-Stage)
Stille!
Caterinuccia tritt lachend und scherzend auf. Alle schauen auf sie!
Sie hat eine Bootsmannspfeife um den Hals hängen.
Dritter lauter Pfiff von Caterinuccia/Eurydike, danach Nr.4
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Tableau 1
1. Das Ensemble, außer den beiden Sängern, betritt die Bühne. Nachstimmen.
2. Die Cappella Vocale tritt getrennt nach Frauen und Männern auf.
3. Caterinuccia/Eurydike tritt auf; danach bekommt Caterinuccia/Eurydike; Nähe John Dowland
4. Henry Purcell/Orpheus tritt auf und begrüßt das Publikum (Text)
5. Henry Purcell/Orpheus dirigiert die Toccata + Ritornell (Monteverdi)
6. Prolog Eurydike (Monteverdi)
7. Text: Eurydike
8. 1. Arie “Komm Du süße Todesstunde” Duett (!) (Bach)
9. Dialog “Eurydike u. Orpheus”
10. Cappella Vocale “Bonjour mon coeur” (di Lasso)
11.Text
13. Du(ell)o musicale (?) etwas sehr Lebendiges!
14. Text: Orpheus, der seine Eurydike beweint
15. Thomas B Duo “I saw my lady weep” (Dowland)
16. Cappella Vocale / Sestina I (Monteverdi) - 1. + 2. Teil
17. Du(ell)o musicale mit Henry Purcell / “O bellezza gentile” (Quagliati)
18. Text: Eurydike
19. Cappella Vocale / Sestina II (Monteverdi) - 3. Teil
20. Thomas B Duo “Flow my tears” (Dowland)
21. Cappella Vocale / Sestina III - 4. Teil
Tableau 2
22. Traumsequenz (!) Eurydike und Orpheus / Du(ell)o musicale / Chaconne (Purcell)
Tableau 3
23. Probe Caterina Martinelli mit John Dowland / Lasciare Cadenza für Altblockflöte Solo (Bocklenberg)
Improvisation zum Lamento d’Arianna
24. “Lasciate di morire” (Monteverdi) / Lamento d’Arianna / Caterinuccia/Eurydike verlässt die Bühne
Tableau 4
25. Cappella Vocale / Sestina IV (Monteverdi) - 5. + 6. Teil
26. Du(ell)o musicale (?)
B. Finale
27. Choral BWV 161 /2 Strophen (Bach)
28. Alle von der Bühne
Tableau 5
C. Epilog
29. Caterinuccia/Eurydike hat sich mittlerweile ganz in schwarz gekleidet. Sie kommt langsam auf die Bühne
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und liest den Text „Das Gift dringt durch die Augen ein. Danach betreten Henry Purcell/Orpheus und John Dowland die Bühne. Caterinuccia/Eurydike geht langsam auf Henry Purcell/Orpheus zu und gibt ihm die Bootsmannspfeife. Schließlich dreht sie sich mit dem Rücken zum Publikum, dann attacca:
30.„Sweeter than roses“ (Purcell)
ENDE
D. Applausordnung
Applaus (!?)
1. Caterinuccia/Eurydike – John Dowland – Henry Purcell/Orpheus: Applaus
2. Die Drei ab
3. Cappella Vocale alleine und bleibt auf der Bühne: Applaus
4. Andreas von Pavel + Du(ello) musicale und bleiben auf der Bühne: Applaus
5. Alle verbeugen
6. Dann Caterinuccia/Eurydike – John Dowland – Henry Purcell/Orpheus: Applaus
7. Das ganze Ensemble verbeugt sich.
E. Zugabe
(?) „Komm Du süße Todesstunde“ 1. Arie (?)
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CATERINUCCIA
Caterinuccia* / Der rote Faden
Unser “Hörspiel” Caterinuccia beschäftigt sich in Musik und Text mit der Geschichte der römischen Sängerin
Caterina Martinelli (1591-1608), die im Alter von 13 Jahren (1603) die Schülerin von Claudio Monteverdi (15671643) wurde. Im dem selben Jahr starb Monteverdis Tochter Leonora Camilla kurz nach der Geburt. Caterina
Martinelli lebte von da an bis zu ihrem frühen Tod bei der Familie Monteverdi. Sie wurde als großartige Sängerin beschrieben und Monteverdi komponierte für sie die Titelrolle in seiner Oper Arianna (UA 28. Mai 1608).
Kurz vor der Premiere verstarb Caterina Martinelli, genannt Caterinuccia, mit 17 Jahren an den Folgen
einer Pockeninfektion (9. März 1608). 1610, auf Geheiß des Herzog von Mantua komponierte Monteverdi einen Madrigalzyklus, den Scipione Agnelli anläßlich des Todes von Caterina Martinelli verfasst hatte. Die cappella vocale wird dieses Werk, Sestina “Lagrime d’amante al sepolcro dell’amata”, in der Veranstaltung Caterinuccia singen. Die Verknüpfung mit den mythologischen Figuren, Eurydike und Orpheus, Claudia
und Claudio Monteverdi, Francis Purcell und Henry Purcell, lag nahe und trieb die dramatische Entwicklung in
dem Zyklus Orpheus am Rhein, der im Jahre 2004 begann, sinnvoll fort.
Am 24. Februar 1607 als der L’Orfeo von Monteverdi in Mantua urauffgeführt wurde, war Monteverdis Frau,
die Sängerin Claudia Monteverdi, schwer erkrankt und starb schließlich am 10. September 1607.
Fragen:
Wird der Sänger Orpheus seine Eurydike wieder finden?
Bleibt sie im Totenreich zurück?
Ist es etwa Caterina Martinelli?
Hat Eurydike doch überlebt und ist jetzt mitten unter uns?
*
Der musikwissenschaftliche Hintergrund, außer die frei
erfundene dramaturgische Ebene, stützt sich auf das Buch
Monteverdi (3. Auflage 2002 www.laaber-verlag.de )
von Frau Prof. Dr. Silke Leopold, Universität Heidelberg
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Text Martinelli 1
Ich, Caterina Martinelli, das kleine römische Mädchen, mit der klaren Stimme, weshalb man mir immer zurief:
„Caterina, Caterina! Unsere kleine Caterinuccia, komm sing und spiel uns was vor!“. Ich gehorchte brav, auch
als mich mein Vater mich schließlich mit 13 zu den Monteverdis brachte. Meine kleine süße Stimme reichte
eben nicht für den Beruf der Sängerin, der nun mal für mich vorgesehen war. Eine Sängerin am Hofe Mantuas
war eine Person, hatte nicht nur ein Funktion, eben nicht nur ein kleines kesses Mädchen, machte eine Figur
vor dem Herzog. Ja, der Herzog von Mantua – er hatte etwas freundliches, überaus Liebenswertes auf der
einen Seite seiner Seele. Die andere Seite war, wie soll ich es ausdrücken? – Sie war schwarz und undurchsichtig.
Text Martinelli 2
Das Gift dringt durch die Augen ein!
von Sir Reginald Scot [c.1538-1599]
aus „The Discovery of Witchcraft“ [London 1584]
Eurydike / Caterinuccia spricht:
Genauso wie es eine Verzauberung oder Verhexung durch böse Blicke gibt, die Unheil bewirkt, gibt es verhexende Blicke, die zum Gegenteil zur Liebe führen, oder die doch zumindest guten Willen und Zuneigung
hervorrufen. Denn wenn die Verzauberung oder Verhexung durch die Begierde, den
Wunsch oder das Gelüsten nach irgendeiner schönen Gestalt oder einer Liebesbezeugung entstanden oder
hervorgerufen worden ist, ist das Gift durch die Augen eingedrungen, auch aus großer Entfernung. Und der
Eindruck einer schönen Form gelangt ins Herz des Liebenden, wo er das Feuer entfacht, an dem er dann leidet.
Und weil das süße, zarte Blut der Geliebten dort wandert, ist sein Bild im eigenen Blut strahlend vorhanden,
und kann dort nicht zur Ruhe kommen: und geheilt werden kann es nur, wenn das Blut dessen, der verwundet
ist, zurückfließt und eindringt in den, der es verwundet hat.
Text Martinelli 3
Textmaterial zu Orpheus und Eurydike
Der rote Faden von Thomas Bremser
Hänsel, der kleine Orpheus
Hänsel: Gretel ich weiß den Weg nicht mehr!
Gretel: O Gott! Was sagst du? Den Weg nicht mehr?
Hänsel: Was bist du für ein furchtsam Wicht! Ich bin ein Bub’ und fürcht’ mich nicht.
Adelheid Wette (1858-1916), Schwester von Engelbert Humperdinck (1854-1921)
Sie schrieb das Libretto zu Hänsel und Gretel.
Text Martinelli 4
Ich bin ein Bub’ und fürcht’ mich nicht! Jaja, wer’s glaubt wird selig! Genau an dieser Stelle begannen wir 2004
mit der Idee zu Orpheus am Rhein. Die Rolle des Buben, der so gerne seiner Schwester, die sich zwar auch
fürchtet, aber im Endeffekt die Ideen und Auswege kennt, den Weg aus dem dunklen Wald zeigen will. Ich
glaub’, nein ich bin sicher, dass wir da begannen, uns Gedanken über Orpheus den Sänger und Heiler zu machen. Kann ein Sänger auch Entdecker, Liebhaber, Erlöser und Freund sein? Kann es Orpheus schaffen seine
Eurydike ein zweites Mal aus dem Totenreich zu befreien.
Oder war Eurydike vorsorglich in eine andere Haut geschlüpft und nicht wirklich gestorben? Hatte sie sich
selbst aus dem Totenlabyrinth befreien können? Wer half ihr dabei?
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Text Martinelli 5
Signorina Martinelli probt mit dem Lautenisten John Dowland die ersten Kompositionsfragmente des Lamento
d’Arianna von Claudio Monteverdi / So h ä t t e es sein können:
Die Probe fand spontan und unvermittelt an einem kalten Mantuaner Morgen im Januar des Jahres 1608 im
Hochzeitszimmer (Camera degli Sposi) des Palazzo Ducale di Mantova statt. Henry Purcell überlieferte diese
Episode. Er, der Orpheus Britannicus, stand dabei etwas abseits und lauschte dem privaten Konzert der Beiden.
Dies wunderbare Spiel inspirierte Purcell zu der Schauspielmusik Sweeter than roses (1695), die off-stage
gesungen werden sollte um eine Verführung auf der Bühne im Schauspiel von Richard Norton (1666-1732), mit
dem Titel Pausanius, the Betrayer of his country, einzuleiten: Sweeter than roses, or cool, cool evening breeze... Purcell wusste nicht, dass er nach dieser Komposition nicht mehr lange zu leben hatte. Neben all der schönen Musik, ist alles übersät mit Krankheit und Tod. Bitte Ruhe, wir wollen die Probenarbeit nicht stören!
Text Martinelli 6
Odysseus schrieb an seine Penelope folgenden Brief nicht: Hier, meine liebe Penelope, eine musikalische Wegweisung und Begegnung mit mir. Stille versammelt sich. Harmonie und Rhythmus ordnen sich zu wundersamen
Klängen. In der Trockenheit ruht das Feuchte. In meinem musikalischen Labyrinth gibt es Metall und Wasser. In
einer Luftsäule, mit durchfluteten Röhrensystemen, wird unter riesigen Wasserfällen Musik erklingen. Stille
wird man suchen müssen. Sirenen werden mit weichem runden Ton Träume aufpusten. Werden es zwei, drei
oder gar vier Sirenen sein? Wird sich Parthenope mit ihrer Mädchenstimme vordrängeln können? Werde ich
diesem Gesang verfallen? Warte auf mich Penelope!
Text Martinelli 7
Eurydike/Caterinuccia schrieb auf jeden Fall ihrem Orpheus aus dem Totenreich:
Ach Orpheus, mein Orpheus! Ich schrieb Dir unlängst über die Hintergründe von Gefühlen, die mich wärmen
und Atem geben in Fülle. Dein Antlitz ist mir vertraut bis ins Mark, dass mir gibt und schaut und lindert so was
wund. Gesegnet sei Dein Stimmchen mit dieser omnipotenten Lieblichkeit einnes singenden erwachsenen
Knaben, der innig Dir, nur Dir zu Füßen liegen soll. Ein titanisches Gelächter aus dem Off, während Oberon die
Blume Liebejeden gereicht wird. Ich wollt ich wär an diesem Abend, der uns betrunken vor Glück in den Armen,
karg, am Rande der Wörter aushält und uns zuruft: “Komm geliebter Geliebter, halte mich wach für Dich, ganz
sanft und fest, ganz nah und hier und jetzt...” - Wenn nicht der viel-zitierte Mond früh am lauthalsen Flügeltisch
aufging und dickes Herzblut, melancholisch geklumpt, rostete so lalelu. Als ich von Dir für allerlei Momente an
die Luft gezogen wurde. Rosig kühl dann, träumt’ ich Deine Lippen, die meine Phantasie ins Wangenkissen
drückt. Seelenranke komm und stottre ins Gemüt. Zungenzwirn näh mühsam Liebesfingerhut zu Wörterläppchen, Gnadendeckchen. Verlier’ den Faden nicht! Apollo? Apollo! - Vater meines Orpheus. Zu klein die Zeit, der
Raum und was weiß ich für dies Gefühl: nur fort hier - schnell! - und Luft für unser kleines Ziel.
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Die Musik:
Claudio Monteverdi (1567-1643)
1. Toccata / Prologo L’Orfeo (1607)
Favola in Musica
2. Lagrime d’Amante al Sepolcro dell’Amata / Sestina (1610)
Der Grabgesang für Caterina Martinelli
Consort of musike
Anthony Rooley
3. Lasciate di morire (Lamento d’Arianna)
Die Klage der von Theseus verlassenen Ariadne. Eigentlich war die Titelpartie für Caterinuccia, alias Caterina
Martinelli vorgesehen; am 9. März 1608 aber starb Caterina an den Folgen einer Pockeninfektion
(lat.: variola, auch Blattern genannt). Die Uraufführung war am 28. Mai 1608 mit der damals sehr berühmten
Sängerin und Schauspielerin Virginia Andreini (1583-1630) besetzt. Die Andreini war u.a. Darstellerin einer
Commedia dell’arte-Truppe, die sich ebenfalls zu Feierlichkeiten in Mantua aufhielt.
Thomas Bocklenberg (1958)
Lasciare Cadenza für Altblockflöte Solo (2009) / Improvisation zum Lamento d’Arianna
Orlando di Lasso (1532-1594)
Bonjour, mon coeur / Le premier livre de Chansons - Antwerpen 1564
Johann Sebastian Bach (1685-1750) / Komm, du süße Todesstunde - Kantate BWV 161
A. 1. Aria für Altus + c.f. im Sopran
B. 6. Choral
Drew Minter, Altus
Paolo Quagliati (1555-1628) / O bellezza gentile – Canzone / La sfera armoniosa (Rom 1623)
Thomas Bremser, Altus
John Dowland (1562-1626)
1. I saw my lady weep
Funeral to the most famous Anthony Holborne
Thomas B Duo
Thomas Bremser Altus (live)
2. Flow my tears
David Daniels, Altus
Henry Purcell (1659-1695)
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1. Sweeter than roses
David Daniels, Altus
2. Chaconne, Act III aus der Oper Dioclesian (1690)
Two in one upon a Ground
Robert Johnson (c.1582-1633)
Orpheus I am
Dario Castello (c.1590-c.1630)
Canzone
Girolamo Frescobaldi (1583-1643)
Canzone
Anonymous (Sammlung 1706)
Grounds
Aus der Division Flute
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Micro-Cosmos von Thomas Bremser
Im Sommer 1989 entstand die CD-Produktion mit der Bergischen Musikschule Wuppertal „Liebeskummer
(un)gelöst“. Die Canzone von Paolo Quagliati „O bellezza gentile“ wird auch im Jahre 2009 in der Produktion
„Caterinuccia“ erklingen.Im Dezember 1989 H-Moll Messe mit dem Stuttgarter Kammerchor unter der Leitung
von Frieder Berniusim Herkulessaal in München. Vor dem Konzert, in dem der wunderbare Derek Lee Ragin
den Altus sang, traf ich zufällig die Schauspielerin Christine K., die mich indirekt zu der Beschäftigung mit
Orpheus und Eurydike inspirierte. Während ich an einem anderen Tisch speiste, skizzierte ich kurz mein Projekt, dass ich ihr dann überbringen ließ. Auf diesem Papier stand auch die Telefonnummer meiner Mutter,
Brunhilde Bremser, mit der sie sich, wie ich nach dem Konzert erfuhr, telefonisch lange unterhalten hatte.
Schließlich bekam ich noch ein Telegramm von Frau K. aus Wien, was ich leider nie beantwortete. Und wie nah
war die Assoziation mit der 17jährigen Frau K., die den Hollywood-Star Tony C. geheiratet hatte. Wenn das
nicht die wahre Geschichte von Orpheus und Eurydike war. Aber halt! In der Mythologie stirbt Eurydike den
zweifachen Tod. In meiner Geschichte soll sie leben, solange sie mag!1990 startete ich einen erneuten Versuch
und telefonierte mit Frau Hannelore E. über das Projekt. Natürlich hatte ich damals nicht die Produktionskosten
zusammen, ließ mich aber weiterhin von den wunderbaren Büchern von Silke Leopold und Klaus Theweleit
leiten. Mit Frau Leopold fuhr ich Januar 1990 in ihrem Käfer direkt nach einem Konzert im „Apollosaal“ über
den noch existierenden Checkpoint Charly in den Westen. Danach verlor sich das Thema Orpheus und Eurydike
bei mir, weil ich ab 1991 ich an meiner eigenen Karriere bastelte. Es folgten 1992-1995 meine wirklich wunderbarsten Opernjahre unter der Intendanz von Michael Hampe.Erst 1996, mittlerweile seit 1992 im Ensemble der
Kölner Oper und mit der Rolle des Hänsels in Humperdincks Oper betraut (Kinderoper Köln) kam das Thema
Orpheus und Eurydike als Bruder-Schwester-Geschichte zu mir zurück. Letztendlich verursachte die WalküreProduktion von Kurt Horres den Schub nach vorne. 1999 entwickelte ich die Produktion „orfeotransition“ und
„Zwei in Einem“. 2001 schied ich freiwillig und ein wenig desillusioniert über das subventionierte Operngeschäft aus dem Ensemble der Kölner Oper aus, um eine Ausbildung zum Logopäden zu machen. Da war leider
kein Platz zum atmen mehr.Ende 2003 entwickelte ich meinen MICRO-COSMOS anhand von drei mythischen
Männergestalten unter dem Arbeitstitel Triumvirat: Orpheus –Odysseus (ab 2011) –Der Messias (später), parallel unterrichtete ich meine Privatschüler im Fach Gesang. Es begann Juni 2004 „Sommernachtsträume“ OaR1.6
(Liederabend mit Purcell/Händel/Schumann/Wagner/Britten)Weihnachten 2004 „Orpheus begegnet Jesus von
Nazareth“ über das Lied „Es ist ein Ros entsprungen“ OaR2.6. Schließlich 2005 das Pasticcio, der prall-barocke
Opernkrimi „Eurydike darf nicht sterben“ OaR3.6. 2006 pausierte ich. Auch 15 Jahre später , als ich die Produktionskosten gehabt hätte, sagte Frau E. nach anfänglichem Interesse über eine lange Zeit durch ihre Agentur
das Projekt ab. Frau Judy W. war für die gealterte Eurydike nicht zu begeistern. Dieser Kontakt schlug genauso
fehl, wie der Agentur-Kontakt mit Uwe F., den ich gerne als Apollo besetzt hätte. Irgendwie funktionierte das
nicht so, und ich konzipierte dann 2007, ohne Promis, mit dem Komponisten und Lautenisten Thomas Bocklenberg die vierte Veranstaltung „John Dowland begegnet Orpheus in der Unterwelt“ OaR4.6. Danach ging ich ins
„musikalische Exil“. Ende 2008 kam es zur erneuten Begegnung mit Bernd Mischke, Leiter der CapellaVocaleund mittlerweile Musikschulleiter der Bergischen Musikschule Wuppertal. Nun entstand die Idee zu „Caterinuccia“ OaR5.6 bei mir. Mit den Konzerten „Caterinuccia“ im Juni 2009 wird sich wieder einer meiner virtuellen Kreise schließen. Ein neuer Kreis wird 2010 beginnen…
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Der rote Faden
Den Faden verlieren
Im übertragenen Sinne bedeutet Jemand hat den Faden verloren, dass jemand eine Argumentationskette nicht
zu Ende führen kann oder sich nicht mehr erinnert, was zuletzt gesagt wurde. Der Ursprung der Redewendung
ist unklar: Sie könnte sich auf den Ariadnefaden beziehen, der Theseus den Weg durch das Labyrinth des Minotauros wies. Wahrscheinlicher ist jedoch die Herkunft aus der Webersprache*, wo ein verlorener Faden u.a.
Zeitverlust bedeutete, bis der Faden wieder aufgenommen werden konnte. Unter einem roten Faden versteht
man ein Grundmotiv, einen Weg oder auch eine Richtlinie. „Etwas zieht sich wie ein roter Faden durch etwas“
bedeutet beispielsweise auch, dass man darin eine durchgehende Struktur oder ein Ziel erkennen
kann. Der Begriff wird seit Goethes Wahlverwandtschaften im übertragenen Sinne verwendet. In den einleitenden Bemerkungen zu einem ersten Auszug aus Ottiliens Tagebuch, beschreibt er den Kennfaden der britischen Marine: „Sämtliche Tauwerke der königlichen Flotte sind dergestalt gesponnen, dass ein roter Faden
durch das Ganze durchgeht, den man nicht herauswinden kann, ohne alles aufzulösen“. Zweck des roten Fadens war, das Tau als Eigentum der Royal Navy auszuweisen.
Quelle: Wikipedia
*Ist Bottom the weaver (Zettel) aus dem Sommernachtstraum nicht so Einer in Zettels Traum?
Ich hatt’ nen Traum...
Hintergrund zur Bootsmannspfeife:
Die Bootsmannspfeife war einst das einzige Mittel, außer der menschlichen Stimme, für die Befehlserteilung an
Bord. Heute gibt es andere, verfeinerte Kommunikationssysteme, aber viele Marine-Mannschaften der Welt
traditionsbewusst wie eh und je benutzen die Bootsmannspfeife als ein Zeichen des Respekts, wenn der Kapitän oder besondere Gäste an Bord kommen oder wichtige Befehle erteilt werden. Der Bootsmann war verantwortlich für die Segelmanöver, deshalb musste er häufiger als jeder andere Offizier Befehle weiterleiten. Die
Pfeife wurde daher nach ihm benannt. In den alten Tagen waren die Matrosen gedrillt wie Schiffshunde und
reagierten sofort auf den Pfeifton. Auf der See, in den Minuten der Gefahr besonders bei Sturm konnten sie
den hochfrequenten Ton der Pfeife hören und dem ohne Verzögerung folgen. Befehle, die Segel zu hissen oder
die Lunten der Kanonen zu löschen, wurden durch verschiedene Varianten der Töne vermittelt. Es ist bekannt,
dass die Sklaven im römischen und im griechischen Reich nach einer Pfeife ähnlich der Bootsmannspfeife monotone Arbeiten verrichteten. Die Bootsmannspfeife wurde zuerst im dreizehnten Jahrhundert, während der
Kreuzzüge auf englischen Schiffen gebraucht. Richtig bekannt wurde sie aber erst um 1670, als der „Lord High
Admiral of the Navy“ eine goldene Pfeife als Rangabzeichen trug. Diese Pfeife ist als „Whistle of Honour“ in die
Geschichte eingegangen. Die regulären Bootsmannspfeifen wurden damals aus Silber gefertigt, und die Offiziere haben ihren Namen darin eingraviert.
Befehle der Bootsmannspfeife
Eine Bootsmannpfeife (auch Bootsmannspfeife) ist eine metallene Signalpfeife, die an Bord von Schiffen eingesetzt wird. In der Ära der Großsegler diente die Bootsmannpfeife dem Bootsmann zur Weitergabe von Kommandos an die Schiffsmannschaft. Bereits in der Antike sollen römische Ruderer durch Pfeifen befehligt worden
sein, in ihrer heutigen Form wurde die Bootsmannpfeife zuerst im 13. Jahrhundert auf englischen Segelschiffen
eingesetzt. Obwohl sie nur die beiden Tonhöhen „hoch“ und „tief“ kennt, umfassten bestimmte Signalfolgen
eine Vielzahl unterschiedlicher Kommandos. Der laute und schrille Klang übertönte dabei Wetter, See und die
Eigengeräusche des Schiffs und unterbrach jede Unterhaltung an Bord. Der Aufbau der Pfeife ist einfach und
enthält keine beweglichen Teile, ihr Gebrauch erfordert allerdings einige Übung. Über ein Mundstück wird der
Luftstrom in ein enges Rohr geblasen, aus dessen Ende er mit hoher Geschwindigkeit auf eine offene Kugel
trifft. Die Kante der Kugelöffnung dient dabei als Labium, ähnlich dem einer Orgelpfeife. Durch unterschiedliThomas Bremser www.thomasbremser.de
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ches Anblasen und Änderung der Handhaltung kann beim Pfeifen der Ton variiert werden. Grundsätzlich wird
zwischen den Signaltönen „hoch“ und „tief“, der Tondauer und ihrer Abfolge unterschieden, auch Triller sind
gebräuchlich. Die Instrumente werden aus Metall, meist Kupfer und Messing, gefertigt. Es sind aber auch versilberte und massiv silberne Ausführungen erhältlich und eine goldene Pfeife avancierte 1670 zur Insignie der
obersten britischen Admiralität. Die Pfeifen der Deutschen Marine bestehen aus vernickeltem Messing. Je nach
Dienstgrad des Benutzers werden sie dort auch Maaten- oder Bootsmannsmaatenpfeife genannt. In der heutigen Schifffahrt werden Befehle an die Mannschaft über Lautsprecher, Megaphone oder Bordfunk weitergegeben und die Bootsmannpfeife spielt nur noch beim Bordzeremoniell auf Militärschiffen eine größere Rolle. So
steht jedem Offizier und Würdenträger, der an oder von Bord geht, ein Signal der Ehrerbietung zu: es wird
„eine Seite gepfiffen“. Die Pfeife ist des Weiteren auch bei der Flaggenparade und bei der so genannten „Front“
im Einsatz. Eine traditionelle Verwendung findet sie ferner noch auf Segelschulschiffen wie der Gorch Fock,
dort werden Befehle weiterhin durch Pfiffe gegeben oder angekündigt . Bootsmann, Deckoffizier, dem die
Aufsicht über die Takelung, Anker und Boote zugeteilt ist; das Kommando erteilt er mit Hilfe der Bootsmannspfeife.
In der Kaiserlichen Marine hieß sie noch Bootsmannspfeife, aber schon vor der Jahrhundertwende wurde sie
fast nur noch von Maaten und Obermaaten gebraucht. Portepeeunteroffiziere benutzten wie Deckoffiziere die
Batteriepfeife, eine einfache Trillerpfeife, die bis dahin nur den Offizieren vorbehalten war.
Die Bootsmannsmaatenpfeife geht angeblich auf einen antiken Calamus (Schilfrohr) zurück, der mit einer kleinen Fruchtschale verbunden war. Aber auch im 13. Jahrhundert wird auf europäischen Schiffen vom Calamus
gesprochen. Um 1670 soll eine solche Pfeife in Gold dem "Lord High Admiral of the Navy" in Britannien verliehen worden sein. Derartige Stücke sind aus Silber ebenso überliefert wie aus anderen Metallen. Offiziere ließen
sich auf das senkrechte Stück den Namen oder eine Widmung eingravieren. Die Handhabung der Pfeife ist eine
besondere Kunst. Früher mußte der Besitzer sich eine neue Pfeife erst zurechtklopfen und feilen, um einen
möglichst klaren und durchdringenden Ton herauszubringen. Sodann faßt man die Pfeife mit dem Daumen an
der waagerechten Platte und greift mit dem Zeigefinger über das Rohr, um die Pfeife festzuhalten. Mit den
übrigen drei Fingern kann man nun den Luftstrom abkneifen, um einen hohen Ton zu erzeugen, oder die Finger
öffnen, um einen tieferen Ton zu erzielen. Durch Bewegen des Gaumenzäpfchens erreicht man einen leicht
trillernden Ton. Die auf der Bootsmannsmaatenpfeife erzeugten Töne haben den großen Vorteil, daß sie auch
hei schlechtem Wetter überall durchdringen. Beim Ertönen der Bootsmannsmaatenpfeife hat im Deck sofort
Ruhe zu herrschen. Die Ausrede, die Pfeife nicht gehört zu haben, ist unzulässig. Da es der Stolz jedes Maaten
ist, die Bootsmannsmaatenpfeife richtig zu beherrschen, fallen Schulschiffe in aller Welt dadurch auf, daß sich
abends um die Zeit der Abendronde in Hafenschuppen und Ecken überall ein Maatenschüler oder Offiziersanwärter in der Kunst der Bootsmannsmaatenpfeife übt. Neben den hohen und tiefen Tönen und dem Trillern
müssen natürlich die verschiedenen Signale beherrscht werden. Sie sind auf dem beiliegenden Blatt nach dem
alten Dienst an Bord wiedergegeben. Dabei entspricht der unterste (tiefste) Ton einer offenen Handhaltung.
Ihm folgt die halbgeschlossene Hand und darauf die geschlossene, und der höchste und durchdringende Ton
wird mit der abgekniffenen Hand erreicht. Da der ältere Obergefreite z. B. als Fallreepsgefreiter bereits mit der
Bootsrnannsmaatenpfeife umgehen können musste, um Seite zu pfeifen oder einen Befehl auszusingen, ist ein
missglückter Pfiff für einen Unteroffizier höchst blamabel. Meist wird er durch den Ruf quittiert "Der letzte
Wagen bleibt stehen!", um an einen Eisenbahnbeamten zu erinnern.
Die Bootsmannsmaatenpfeife ist mit fast gleichen Signalen heute wohl bei allen Marinen auf der Welt gebräuchlich. Besonders auf Segelschiffen hat sie sich zu allen Zeiten bewährt. Die Arbeitspfiffe sind hier beim
rhythmischen Anziehen oder Losgeben von Leinen geradezu unerlässlich. Dabei ist zur Erklärung darauf hinzuThomas Bremser www.thomasbremser.de
Arbeitsmaterial für „Caterinuccia“ aus dem Zyklus „Orpheus am Rhein“ OAR5.6
von Thomas Bremser (2004-2011) Uraufführung Juni 2009 in Solingen (Wuppertal)
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CATERINUCCIA
weisen, dass auch die Ehrenbezeigung durch Seite-Pfeifen ursprünglich ein Arbeitsvorgang war. Mannschaft
enterte an einem herabgelassenen Tau, einem Fallreep noch im 18. Jahrhundert an Bord. Für Offiziere wurde
an diesem über einen Block laufenden Reep" ein Korb oder Stuhl befestigt, in den sie einstiegen und darin
durch die Fallreepsgasten nach dem Ton der Bootsmannsmaatenpfeife gleichmäßig vorgeheißt wurden.
Als das am schwersten zu pfeifende Signal gilt das letzte "Alle Mann Schnaps empfangen"; es ist identisch mit
"Besan Schot an !" Es war dies auf den alten Rahsegelschiffen meist bei Segelmanövern die letzte, am wenigsten anstrengende Arbeit, nämlich das Anholen der Besanschot und Belegen. Da dies auf dem Achterdeck geschah, konnte der Kapitän bei Zufriedenheit mit dem Manöver die Männer mit einem Schnaps belohnen. Dass
dazu alle auf das Achterdeck kamen, war selbstverständlich. Die gewohnten Befehle werden nach fast vorgeschriebenen Melodien ausgesungen und von erfahrenen Unteroffizieren mit Zusätzen versehen. Diese Zusätze
müssen in der Melodie dem Haupttext entsprechen. Leider sind sie wie hier meist nur bruchstückweise aufgezeichnet.
Den Seemann begleiten sie den ganzen Tag, vom ersten Locken fünf Minuten vor dem Wecken angefangen bis
in die späten Abendstunden zum "Licht aus! Ruhe im Schiff". Folgte auf das Locken noch das relativ gemütliche
. "Diiie Backschafter sich klarmachen!", war das Wecken schon weniger gemütlich. "Reise! Reise! Rut ut dem
Schietkorb, Lüft an! Lüft an das Gatchen! Reise, Reise! Iiiiberall zurrt Hängematten! Antreten an Oherdeck zur
Hängemattsmusterung!" Nur Sonntags konnte es etwas gemütlicher sein. Dann folgte eine ganz alte Segelanweisung: "Zum Locken , Backbord voraus Laboe in Sicht, Hein Seemann Lüft dein A.. -gewicht". Nach dem "Reise, Reise, Aufstehen!", "Der Bäcker von Laboe ist da" (Gemeint ist der weiße Leuchtturm!), "Die Waschfrau
zeigt von achtern klar!" (Das Leuchtfeuer Bülk zeigt klar zum Einschwenken nach Steuerbord), "Auf Soldaten
reckt die Leiber!" (Die Seesoldaten müssen sich klarmelden zum Postenstehen), "Die Pier steht voller wilder
Weiber!" (Die Duckdalben sind zu erkennen), "Auf jedem Schiff, das dampft und segelt, ist einer, der die
Waschfrau kennt,..!"(Die Waschfrau kam mit dem Boot entgegen gerudert, um die Wäsche der Soldaten möglichst früh einzusammeln. sie wurde meist stürmisch begrüßt), "Reise, Reise! Aufstehen ... !"
Solche und ähnliche oft recht originelle Nebensprüche gab es, wo es sich machen ließ, wohl zu jedem Befehl.
Bis zum abendlichen "Liiicht aus! Rruhe im Schiff !". Es folgte in verschiedenen Varianten: "Geiiister und Klabautermänner auf Stationen, Leute mit abstehenden Ohren auf die Back zum Segeln !" usw., was dem Bootsmaaten der Wache an Unfug, der wohl geduldet wurde, gerade einfiel. Diese humorvollen Einlagen hatten bei
der ständigen Anspannung des Dienstes, der Tag und Nacht gemacht werden musste, durchaus ihren belebenden Sinn. Heute würden wir sagen, der Streß und das Einerlei ließen sich leichter ertragen.
Zu der Bootsmannsmaatenpfeife gehört außerdem das Pfeifenhändsel. Dieses knüpfte sich jeder Bootsmaat,
der etwas auf sich hielt, aus einer Aneinanderreihung von Zierknoten meist aus Segelgarn selber.
Also die Bootsmannspfeife gibt es seit dem 13ten Jh. und sie bestand damals aus antiken calamus (Schilfrohr)
welches mit einer kleinen Fruchtschale verbunden war. Die Pfeife ist das einzige was selbst bei "Unwettern"
noch zu hören ist. Es gibt verschieden Signale unter anderem auch das wenn der Capt.das Schiff betritt.
Seemännische Rituale wie das Tragen der Uniform, Einholen und Hissen der Fahne, feierliche Musik und das
Blasen der Bootsmannspfeife geben der begleiteten Seebestattung ihre eigene Feierlichkeit.
Thomas Bremser www.thomasbremser.de
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von Thomas Bremser (2004-2011) Uraufführung Juni 2009 in Solingen (Wuppertal)
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CATERINUCCIA
Pfeiffen an Bord !!!!!!!!!
Das Verbot hatte einen praktischen Grund. Auf den großen Rahschiffen hat der Bootsmann (mit der = Bootsmannspfeife) die Kommandos der Schiffsführung in Pfeifsignale umgesetzt, damit jene auch bei Sturm und
Wind noch richtig bei Jan Maat ankamen. Ein dazwischen pfeifender Seemann hätte da einige Verwirrung stiften können. Deshalb hieß es nicht ohne Grund: An Bord pfeifen nur der Wind und der Bootsmann!
Das schrägste Mitgebringsel Buttons? T-Shirts? Aufblasbare Schwerter? Alles langweilig. Das beste Gimmick
gab es von Sunflowers, die zur "Anno 1791"-Präsentation eine klassische Bootsmannspfeife verteilten. Diese
wurde und wird noch heute in der Seefahrt benutzt, um den Matrosen Kommandos zu geben oder den Kapitän
beim an/von Bord gehen zu grüßen. Der helle Ton der Pfeife ist bestens dazu geeignet, die Kollegen in den
Wahnsinn zu treiben. Sehr gut.
Der Kerl hielt sich dran. Nach drei Minuten trat ich ihm ma ganz kurz auf seine Plattfüße, und ruck, zuck sachte
er: „Amen.“ Ein Offizier nahm seine Bootsmannspfeife und pfiff dem Otto die letzte Seite, dat iss son ehrender,
letzter Gruß bei die Seeleute. Vier Mann hoben den Tisch, marschierten damit zur Reling, neigten ihn und
wuppdich, unser lieber Otto landete mit nem sauberen Köpper im schönen lauwarmen Mittelmeer.
Die Mitglieder wollen durch ihre Tätigkeit das Leben an Bord eines Schiffes dieser Art vermitteln. Dazu wird bei
Törns nach Wachplan Wache gegangen (nautisch und technisch), die Zeitmessung erfolgt nach „Glasen“, Kommandos werden mit der Bootsmannspfeife übermittelt, Flaggenparaden in Häfen durchgeführt, seemännische
Arbeiten verrichtet (Knotenkunde, An-, Ablegemanöver, Schleusungen) usw. Mannschaftsmitglieder repräsentieren das Schiff in fremden Häfen und unterstützen im Ausland die Völkerverständigung. Hier soll der Funke
der Begeisterung für alles Maritime überspringen und die Notwendigkeit der Verantwortungsübernahme deutlich werden. Teamwork wird großgeschrieben. Auch ist eine Ausbildung/Prüfungsvorbereitung für verschiedene Sportbootführerscheine angedacht.
Anhang:
Orpheus am Rhein [Zyklus von 2004-2010]
Musiktheater von Thomas Bremser
Orpheus am Rhein 2004 – 2010
Was bisher geschah:
2004
OaR1.6 Sommernachtsträume
Thomas Bremser www.thomasbremser.de
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CATERINUCCIA
Prolog „Die Seele Orpheus spannte weit ihre Flügel aus, flog durch die stillen Lande, als flöge sie nach
Haus…“(nach Joseph von Eichendorff, Mondnacht)
Monolog
Orpheus an den Rhein zu holen ist ein phantasievolles Unterfangen, voll archaischer Assoziationen und abendländischen Klängen aus 4 Jahrhunderten. Wie weit Orpheus Seele spannt, werden wir am 1. Abend der sechsteiligen Reihe (2004-2010) ein wenig erhellen können. Natürlich steht die Stimme im Vordergrund und die,
stellvertretend für viele, die sich um die menschliche Stimme (vox humana) verdient gemacht haben.
Dialog
Was wäre Orpheus ohne seine Eurydike, die irgendwann verschwunden war und stumm blieb. An dieser Stelle
wollen wir mit dem Zyklus beginnen… Die Pianistin (Clara Schumann), die ohne Worte Klänge aus einem Flügel
schöpft und Orpheus (Robert Schumann) begleitet in seinem Tonrausch. Selbstvergessen als „Singgefäß“, tönender Körper, schwelgt er in seinem Allmachtstraum, der nur zufällig im Sommer vorbeiflog, als er seine eigene Biografie am Ufer des Rheins las.
Orpheus an den Rhein zu holen wird das Publikum aufhorchen lassen. Komponisten die Orpheus „umschwirren
wie Motten das Licht“ stellen sich ihm in den Weg: Henry Purcell, Robert Schumann, Georg Friedrich Händel,
Friedrich von der Spee, John Dowland, Thomas Morley, Richard Wagner, Christoph Willibald Gluck, Benjamin
Britten, Johann Sebastian Bach, Johann Christoph Bach, Claudio Monteverdi, Wolfgang Amadeus Mozart, Claudin de Sermisy, Hector Berlioz, Georg Philip Telemann, Ralph Vaughan Williams, Dietrich Buxtehude, Franz
Schubert, Thomas Campion.
Epilog = Prolog
Der weltliche, alte Orpheus-Mythos
Die inhaltliche Grundlage des Zyklus’ ist der Orpheus-Mythos. Orpheus verliert kurz nach der Hochzeit seine
Braut Eurydike durch einen Schlangenbiss. Da Orpheus wunderschön singen kann, haben die Götter ein Einsehen und erlauben ihm, seine Frau aus dem Totenreich ins Leben zurückzuführen (weltliche Auferstehung). Die
einzige Bedingung, die ihm dabei gestellt wird: Er darf seiner Frau in der Unterwelt nicht in die Augen schauen.
Diese Forderung erfüllt Orpheus nicht, da er nicht vertraut wird er zum „Doppelwitwer“. Zur Strafe soll er von
den Mänaden zerrissen werden. Doch Apollo rettet ihn und lässt Orpheus zum Himmel aufsteigen (weltliche
Himmelfahrt), wo er später nur nochJünglingen vorsingen soll. (Hmm…?)
Der weltliche, neuzeitliche Eurydike-Orpheus-Mythos [Thomas Bremser 1989]
2005 sind wir endgültig bei Eurydike. Orpheus wird funktionieren, dient lediglich als „Sing - Maschine“, taugt als
„Klang - Produzent“
OAR2.6 Orpheus begegnet Jesus von Nazareth / Es ist ein Ros’ entsprungen - von Thomas Bremser
„Si malum est deus est“
Wenn das Böse ist, dann ist Gott [Thomas von Aquin]
Was wäre Orpheus ohne seine Eurydike, die irgendwann verschwunden war und stumm blieb. An dieser Stelle
begannen wir Juni 2004 mit dem Zyklus. Die Pianistin, die ohne Worte Klänge aus einem Flügel schöpfte und
Orpheus begleitete in seinem Tonrausch. Selbstvergessen als „Singgefäß“, tönender
Körper, schwelgte er in seinem Allmachtstraum, der wie zufällig im Sommer vorbeiflog, als er seine eigene
Biographie am Ufer des Rheins las. Orpheus an den Rhein zu holen sollte das Publikum aufhorchen lassen.
Orpheus ist auch weiterhin auf der Suche. Die Pianistin entwand sich ihm mit einer ungeheuren Forderung, die
an dieser Stelle einfach keine Würdigung bekommen darf, und von der er sich nur leidlich erholte. Nach WeihThomas Bremser www.thomasbremser.de
Arbeitsmaterial für „Caterinuccia“ aus dem Zyklus „Orpheus am Rhein“ OAR5.6
von Thomas Bremser (2004-2011) Uraufführung Juni 2009 in Solingen (Wuppertal)
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CATERINUCCIA
nachten ist Orpheus’ nicht zumute. Er, der jahrzehntelang die Kantaten und Oratorien zum Besten gab, wird
nicht mehr heimisch in der Amtskirche. Er wird ignoriert, verleumdet und ausgeschlossen. Singen will er noch.
Deshalb veranstaltet er seinen eigenen Gottesdienst zur Weihnachtszeit. Ausgerechnet in einem Hotel,
oft Zuflucht für verbotene Liebe wird die alte Geschichte erzählt. Assoziativ schreitet Orpheus durch die Lieder
und Texte die ihm wie von selbst zufliegen. Die Machtphantasie, sein eigenes selbst gemachtes Weihnachten
zu haben, beflügelt ihn. Jetzt nur nicht aufhören. Fast unmerklich aber spürbar begegnet Orpheus Jesus von
Nazareth in aller feierlichen Stille, was beinahe für fremde Ohren ausgeschlossen worden wäre…
2005
OAR3.6 Eurydike darf nicht sterben
Sehnsucht nach dem Zurück oder Wunsch nach einer neuen Wirklichkeit?
Ein Opern - Pasticcio von Thomas Bremser
Musik von Claudio Monteverdi, John Dowland, John Wilson, Joachim Neander,
Henry Purcell, Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel…Auf der "Queen Mary II" trifft sich zwischen Zeit
und Raum eine illustre Reise-Gesellschaft: Henry Purcell, der "Orpheus Britannicus", Claudio Monteverdi,
Schöpfer des "Orfeo", nebst seiner Gattin, ein junges Paar, das sich in Illusion und Wirklichkeit des OrpheusMythos verwickelt - sie als die Anna Livia Plurabelle des James Joyce, er als sich wieder inkarnierender 'neuer
Orpheus' Elvis Presley - ,eine Kommissarin von Scotland Yard, die das betrügerische Treiben oder sich ein
Wahrheit erschaffendes Geschehen skeptisch begleitet und kommentiert, eine (er)-trinkende „Primadonna“
und schließlich Eurydike - als Geist gefangen im Hades, sich befreiend im Wunsch nach neuem Leben, als Frau
oder Muse Sehnsucht weckend, selber Sehnsucht und damit Urheberin von Illusion und Wirklichkeit, Geschöpf
und Schöpferin des Mythos um den Gemahl und Sänger Orpheus. Antike Sage und Sang, Renaissance in
der Musik, barocke Präsenz und drängender Rock n' Roll - Eurydike darf nicht sterben. Denn es entstehen neue
Bilder, neue Werke der Kunst, neue Wirklichkeiten aus Illusionen und Realität, Parodie der Parodie. schlicht
große wie kleine Oper. Und es geht wie immer und in jedem täglichen Leben nur um Mann und Frau, um Natur
und Geist, wie sie sich verbinden, lösen, streiten, benutzen, Gemeinsames schaffen - eben nur leben, zu 'leben'
versuchen, Leben erschaffen und es sich nehmen - auch in Einsamkeiten.
[Klaus Hundgeburt 2005]
OaR4.6 John Dowland begegnet Orpheus in der Unterwelt - von Thomas Bremser (*1958)
Uraufführung 30. November 2007 um 20.00 Uhr Liebfrauenkirche Duisburg-Mitte
Was bisher geschah…
Der Zyklus von Thomas Bremser „Orpheus am Rhein“, der 2004 mit den zwei Veranstaltungen „Orpheus im
Sommernachtstraum“ und „Orpheus begegnet Jesus von Nazareth“ begann, und dann
im Jahr 2005 mit dem prall barocken Opern-Krimi „Eurydike darf nicht sterben“ seine, mittlerweile szenische,
Fortsetzung fand, geht am 30. November 2007 in die 4. Uraufführung, von sechs Veranstaltungen, bis 2010.
Der Titel der 4. Uraufführung lautet:„John Dowland begegnet Orpheus in der Unterwelt“ und ist wie die
vorherige Aufführung ein Pasticcio.
Die Ausführenden
Thomas B Duo / Thomas Bremser, Altus / Thomas Bocklenberg, Lauteninstrumente
Choralschola St. Johannes Kirchhellen
Darsteller:
Thomas Bremser / Orpheus (Sänger + Unterwelt- und Himmelfahrer)
Thomas Bocklenberg / John Dowland (reisender Lautenist aus dem englischen Königreich)
Thomas Bremser www.thomasbremser.de
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von Thomas Bremser (2004-2011) Uraufführung Juni 2009 in Solingen (Wuppertal)
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CATERINUCCIA
Choralschola St. Johannes Kirchhellen / Jünglinge des Gesanges
Ort der Handlung:
Duisburg am Rhein im Winter 2007. Ein Kirchengebäude (Liebfrauenkirche) in der Duisburger City am neugestalteten König-Heinrich-Platz, mit einer geheimnisvollen fiktiven Grabkammer, in der angeblich die sterblichen
„Überreste“ von Eurydike* liegen sollen. *Eurydike ist die Sängerin Caterina Martinelli, die schon in der 3.
Veranstaltung als Eurydike in Erscheinung trat. Es einen vertonten Grabgesang (SESTINA, 1610), des Komponisten Claudio Monteverdi. Der Grabgesang hat den menschlichen Anlass, des frühen Todes der römischen Sängerin Caterina Martinelli (genannt Caterinuccia), die 13jährig als Schülerin zu Monteverdi kam und 1608
17jährig starb. Ihr, der auch die Rolle der „Arianna“ zugedacht war, gilt die Totenklage der „SESTINA“. Hierzu
gibt es noch ein besonderes Konzert Caterinuccia (OAR5.6)
Die Handlung von OaR4.6
Das Hauptstück
Etwas verspätet erscheint Orpheus auf der Suche nach seiner angeblich verstorbenen Frau Eurydike. Er hat die
Einladung von Duisburger Sponsoren angenommen, um über das Thema “RUHR.2010” zu sprechen. Orpheus
wurde gebeten, die Aufführung der Marienvesper von Monteverdi zu beaufsichtigen, die angeblich 2010 in
Duisburg, nach 400 Jahren aufgeführt werden soll. Das Publikum hat schon für den erwarteten Liederabend
Platz genommen. John Dowland stimmt seine Laute. Dowland hält Orpheus für diesen Sänger. Orpheus gibt
sich zu erkennen und bittet Dowland um musikalische Hilfe bei der Reise in die Unterwelt. Klangkörper trifft
klingenden Körper / Flimmerhaar trifft Resonanz Schmerz begegnet Hoffnung / Hoffnung ignoriert Vergangenheit Freude trifft Demut / Saiten finden Stimmbänder. Der weltliche Christus begegnet dem geistlichen Christus... Fragen:
Wird Orpheus seiner Eurydike begegnen?
Wird unter diesen Voraussetzungen die Marienvesper von Claudio Monteverdi
in Duisburg im Jahre 2010 aufgeführt?
Wird Orpheus seine Eurydike aus dem Totenreich holen können?
Wie wird das Publikum reagieren?
Musik von John Dowland, Anthony Holborne, Friedrich Spee, John Wilson,
Thomas Campion, Henry Purcell, Christoph Willibald Gluck,
Ralph Vaughan Williams, Jaques Ibert, Thomas Bocklenberg u.a.
Thomas Bremser www.thomasbremser.de
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von Thomas Bremser (2004-2011) Uraufführung Juni 2009 in Solingen (Wuppertal)
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Die zehn Prüfungen des Orpheus
mit dem
Thomas B Duo
Grafik: © Thomas Bremser 2007
1
Faksimile-Druck aus „Anleitung zur Singkunst“ Pier Francesco Tosi / Johann Friedrich Agricola
VEB Deutscher Verlag für Musik Leipzig 1966 / Vorlage aus Deutsche Staatsbibliothek Berlin, Sign. Mus. 793a
Orpheus
Zeitreisender und Prüfling
Sänger - Altus = Counter-Tenor
Alias Henry Purcell / Der Orpheus britannicus
Thomas Bremser
John Dowland 1562-1626
Zeitreisender und treuer Liedbegleiter
Komponist und Lautenist; ein wahrer Freund aus alter Zeit;
Thomas Bocklenberg
Die Jünglinge des Gesanges
Die Prüfungskommission
Choralschola (Leitung: Detlef Steinbrenner)
St. Johannes Kirchhellen (Bottrop)
Caterina Martinelli 1590-1608
Schülerin von Claudio Monteverdi
Hannah S. Peifer (1990) - Gesang
Claudio Monteverdi 1567-1643
Musiklehrer
Axel Herberhold (1972) – Gitarre
Allerlei Zeugen
Das heutige Publikum.
Mit unserem großen Dank für Ihr Kommen!
2
Was bisher geschah…
Orpheus am Rhein [Zyklus von 2004-2010]
von Thomas Bremser
Orpheus am Rhein 2004 - 2010
2004
OaR1.6 “Sommernachtsträume”
Prolog
„Die Seele Orpheus spannte weit ihre Flügel aus, flog durch die stillen Lande, als flöge sie nach Haus…“
(nach Joseph von Eichendorff, Mondnacht)
Monolog
Orpheus an den Rhein zu holen ist ein phantasievolles Unterfangen, voll archaischer Assoziationen und abendländischen Klängen aus 4 Jahrhunderten. Wie weit Orpheus Seele spannt, werden wir am 1. Abend der sechsteiligen Reihe (2004-2010) ein
wenig erhellen können. Natürlich steht die Stimme im Vordergrund und die, stellvertretend für viele, die sich um die menschliche Stimme (vox humana) verdient gemacht haben.
Dialog
Was wäre Orpheus ohne seine Eurydike, die irgendwann verschwunden war und stumm blieb. An dieser Stelle wollen wir mit
dem Zyklus beginnen… Die Pianistin (Clara Schumann), die ohne Worte Klänge aus einem Flügel schöpft und Orpheus (Robert
Schumann) begleitet in seinem Tonrausch. Selbstvergessen als „Singgefäß“, tönender Körper, schwelgt er in seinem AllmachtTraum, der nur zufällig im Sommer vorbeiflog, als er seine eigene Biografie am Ufer des Rheins las.
Orpheus an den Rhein zu holen wird das Publikum aufhorchen lassen.
Komponisten die Orpheus „umschwirren wie Motten das Licht“ stellen sich ihm in den Weg: Henry Purcell, Robert Schumann,
Georg Friedrich Händel, Friedrich von der Spee, John Dowland, Thomas Morley, Richard Wagner, Christoph Willibald Gluck,
Benjamin Britten, Johann Sebastian Bach, Johann Christoph Bach, Claudio Monteverdi, Wolfgang Amadeus Mozart, Claudin de
Sermisy, Hector Berlioz, Georg Philip Telemann, Ralph Vaughn Williams, Dietrich Buxtehude, Franz Schubert, Thomas Campion.
Epilog = Prolog
Der weltliche, alte Orpheus-Mythos
Die inhaltliche Grundlage des Zyklus’ ist der Orpheus-Mythos. Orpheus verliert kurz nach der Hochzeit seine Braut
Eurydike durch einen Schlangenbiss. Da Orpheus wunderschön singen kann, haben die Götter ein Einsehen und
erlauben ihm, seine Frau aus dem Totenreich ins Leben zurückzuführen (weltliche Auferstehung). Die einzige
Bedingung, die ihm dabei gestellt wird: Er darf seiner Frau in der Unterwelt nicht in die Augen schauen. Diese
Forderung erfüllt Orpheus nicht und wird so zum „Doppelwitwer“. Zur Strafe soll er von den Mänaden zerrissen werden. Doch
Apollo rettet ihn und lässt Orpheus zum Himmel aufsteigen (weltliche Himmelfahrt), wo er später nur noch Jünglingen vorsingen
soll. (Hmm…?)
Der weltliche, neuzeitliche Eurydike-Orpheus-Mythos [Thomas Bremser 1989]
2005 wären wir endgültig bei Eurydike. Orpheus wird funktionieren, dient lediglich als „Sing - Maschine“, taugt als
„Klang - Produzent“.
OaR2.6 “Orpheus begegnet Jesus von Nazareth”
Es ist ein Ros’ entsprungen
von Thomas Bremser
„Si malum est deus est“
Wenn das Böse ist, dann ist Gott [Thomas von Aquin]
Was wäre Orpheus ohne seine Eurydike, die irgendwann verschwunden war und stumm blieb. An dieser Stelle
begannen wir Juni 2004 mit dem Zyklus. Die Pianistin, die ohne Worte Klänge aus einem Flügel schöpfte und Orpheus begleitete
in seinem Tonrausch. Selbstvergessen als „Singgefäß“, tönender Körper, schwelgte er in seinem Allmacht-Traum, der wie zufällig
im Sommer vorbeiflog, als er seine eigene Biographie am Ufer des Rheins las. Orpheus an den Rhein zu holen sollte das Publikum aufhorchen lassen.
Orpheus ist auch weiterhin auf der Suche. Die Pianistin entwand sich ihm mit einer ungeheuren Forderung, die an
dieser Stelle einfach keine Würdigung bekommen darf, und von der er sich nur leidlich erholte. Nach Weihnachten ist Orpheus’
nicht zumute. Er, der jahrzehntelang die Kantaten und Oratorien zum Besten gab, wird nicht mehr heimisch in der Amtskirche.
Er wird ignoriert, verleumdet und ausgeschlossen. Singen will er noch. Deshalb veranstaltet er seinen eigenen Gottesdienst zur
Weihnachtszeit. Ausgerechnet in einem Hotel wird die alte Geschichte erzählt. Assoziativ schreitet Orpheus durch die Lieder und
Texte die ihm wie von selbst zufliegen. Die Machtphantasie, sein eigenes selbst gemachtes Weihnachten zu haben, beflügelt ihn.
Jetzt nur nicht aufhören. Fast unmerklich aber spürbar begegnet Orpheus Jesus von Nazareth in aller feierlichen Stille, was
beinahe für fremde Ohren ausgeschlossen worden wäre…*Thomas Bremser 2004+
2005
OaR3.6 “Eurydike darf nicht sterben
Sehnsucht nach dem Zurück oder Wunsch nach einer neuen Wirklichkeit?
Eine Opern - Pastete von Thomas Bremser
Musik von Claudio Monteverdi, John Dowland, John Wilson, Joachim Neander, Henry Purcell, Johann Sebastian Bach, Georg
3
Friedrich Händel…Auf der "Queen Mary II" trifft sich zwischen Zeit und Raum eine illustre Reise-Gesellschaft: Henry Purcell, der
"Orpheus Britannicus", Claudio Monteverdi, Schöpfer des "Orfeo", nebst seiner Gattin, ein junges Paar, das sich in Illusion und
Wirklichkeit des Orpheus-Mythos verwickelt - sie als die Anna Livia Plurabelle des James Joyce, er als sich wieder inkarnierender
'neuer Orpheus' Elvis Presley - ,eine Kommissarin von Scotland Yard, die das betrügerische Treiben oder sich ein Wahrheit
erschaffendes Geschehen skeptisch begleitet und kommentiert, eine (er)trinkende „Primadonna“ und schließlich Eurydike - als
Geist gefangen im Hades, sich befreiend im Wunsch nach neuem Leben, als Frau oder Muse Sehnsucht weckend, selber Sehnsucht und damit Urheberin von Illusion und Wirklichkeit, Geschöpf und Schöpferin des Mythos um den Gemahl und Sänger
Orpheus. Antike Sage und Sang, Renaissance in der Musik, barocke Präsenz und drängender Rock n' Roll - Eurydike darf nicht
sterben. Denn es entstehen neue Bilder, neue Werke der Kunst, neue Wirklichkeiten aus Illusionen und Realität, Parodie der
Parodie. schlicht große wie kleine Oper. Und es geht wie immer und in jedem täglichen Leben nur um Mann und Frau, um Natur
und Geist, wie sie sich verbinden, lösen, streiten, benutzen, Gemeinsames schaffen - eben nur leben, zu 'leben' versuchen,
Leben erschaffen und es sich nehmen - auch in Einsamkeiten. [Klaus Hundgeburt 2005]
Die Prüfungsordnung
John Dowland begegnet Orpheus in der Unterwelt
Die Uraufführung einer Musik-Pastete OaR4.6
aus dem sechsteiligen Zyklus „Orpheus am Rhein“ *2004-2010]
von Thomas Bremser [*1958]
30. November 2007 um 20:00 Uhr
Liebfrauenkirche Duisburg – Mitte
Thomas B Duo
Orpheus - Thomas Bremser, Altus
John Dowland – Thomas Bocklenberg, Lauteninstrumente
Gäste
Die Jünglinge des Gesanges - Choralschola St. Johannes Kirchhellen (Bottrop)
Eurydike 2 / Caterina Martinelli (Caterinuccia) – Hannah S. Peifer, Gesang
Claudio Monteverdi – Axel Herberhold, Gitarre
4
1. Abteilung
Prolog
„Die Ankunft von John Dowland und Orpheus“
Es kommt ein Schiff geladen
l. Es kommt ein Schiff, geladen / bis an sein' höchsten Bord / trägt Gottes Sohn voll Gnaden / des Vaters / Vaters /
Vaters, ewigs Wort.
2. Das Schiff geht still im Triebe / es trägt ein teure Last /
das Segel ist die Liebe / der Heilig Geist der Mast.
3. Der Anker haft' auf Erden / da ist das Schiff am Land /
das Wort will Fleisch uns werden / der Sohn war / Sohn ist /
Sohn wird uns gesandt.
6. Danach mit ihm auch sterben / und geistlich auferstehn /
das ewig Leben erben / wie an ihm ist geschehn.
Text: Daniel Sudermann um 1626
nach einem Marienlied aus Straßburg 15. Jh.
Text-Bearbeitung: für OaR4.6 von Thomas Bremser
Melodie: Anonym Köln 1608
Neukomposition: für OaR4.6
Fassung für Laute und Altus von Thomas Bocklenberg
Begrüßung
„Mein lieber Freund und Gefährte John Dowland! Du weißt genau, was ich meine, wenn ich immer wieder meinen
Schülern predige, den eigentlichen Grund für das Singen und vormalige Schreien als kleiner Wurm, bei sich selbst
zu suchen. Wir Sänger und Menschen wollen alle geliebet werden. Mir haben die Götter aufgetragen, für meine
Liebe zu singen. Jeden Tag diese Prüfung; um der Liebe Willen. Eurydike! ‚Ach ich habe sie verloren‘. John, hilf mir
mit Deiner Kunst, bei der Gesangprüfung meiner Liebe!“
Hier mein Tagebucheintrag unserer gemeinsamen Zeitreise vom 30. November 2007 gegen 15:00 Uhr in Duisburg. Nach einem Gespräch mit Johann Friedrich Agricola [1720-1774] und mir, Orpheus, alias Henry Purcell in
Duisburg. „Nun mehr erscheine ich, Orpheus, in England Henry Purcell genannt, als Sänger, Heiler und Veranstalter barocker Ereignisse. Aber zurück zum Gesang:
Lieber Johann Friedrich, nachdem ich die bisherigen Lektionen gekonnt, meines Fleißes gewiss und glücklich bin,
erscheine ich heute hier in öffentlicher Versammlung, vor einem Publikum in Duisburg.
Aber was hilft es, sich nur da sehen und hören zu lassen? Wer auf der großen Schaubühne der Welt nicht eine
würdige Rolle spielt, der macht keine andere Figur als eine stumme Person.
Auch ich häufte Jahr um Jahr meine Fehler an. Aber es sind noch andere, hochverehrter Freund Agricola, welche
nichts anders studieren als Fehler. Sie sind dabei mit einer bewundernswürdigen Leichtigkeit sie alle zu lernen,
und mit einem trefflichen Gedächtnis begabet, sie alle zu behalten. Ihre natürliche Neigung treibt sie so zum
Bösen, dass, wenn sie vielleicht von der Natur mit einer schönen Stimme beschenket worden, sie ganz untröstlich
sind, wenn sie den Kunstgriff nicht ausfindig machen können, sie in eine der schlechtesten zu verwandeln.
Wenn eine große Menge von Sängern nicht bei sich überzeugt zu sein glaubten, dass sie schon genug gelernt
hätten: so würde die Anzahl der recht guten nicht so gar gering, und hingegen der Haufen der schlechten nicht so
ungeheuer groß sein. Diese, wenn sie vier Kyrie auswendig singen können, denken schon, dass sie das: Non plus
Ultra erlanget haben. .. Derartige Sänger glauben nicht, dass die Mittelmäßigkeit an einem Sänger Unwissenheit
bedeutet.“
5
Gesang 1 [Erste Prüfung]
Orpheus with his Lute (1901)
Ralph Vaughan Williams [1872-1958]
[1] Strophe von William Shakespeare (1564-1616)
Henry VIII, 3. AKt 1. Szene
Orpheus with his lute made trees,
And the mountain-tops that freeze,
Bow themselves, when he did sing:
To his music, plants and flowers
Ever sprung²; as sun and showers
There had made a lasting spring.
Everything that heard him play,
Even the billows of the sea,
Hung their heads, and then lay by.
In sweet music is such art:
Killing care and grief of heart
Fall asleep, or, hearing, die. [²rose]
[2] Strophe von Thomas Bremser [2007]
Zu weit, zu weit der Weg
Zur Geliebten Frau mein Flehn‘
Hör‘ mich an, wenn ich nun sing‘
Will Dich sehn‘ im Hochzeitskleid
Lächelnd mild die kurze Zeit.
Warum gingst Du fort von mir?
Du, mein Freund, John Dowland spiel‘,
Auf der Laute musizier‘.
Zwing die Angst in meinen Sang.
Süße Klänge sing ich Euch.
Lass uns Beide ziehn‘ ins Grab,
komm, mein Freund begleit‘ mein Flehn‘ - komm!
Ralph Vaughan Williams
6
dunkelste strahlung – geteilter
schatten
Klaus Hundgeburt [1956]
[2007 arthellweg gedicht]
Aus seinem neuesten Buch:
einfaches gebet [gebet und echo]
du
mich ändernd lebendes gedicht
das ich niemals schreiben könnte
du
weite jener großen melodie
die ich beständig hören möchte
du
nächtlich offnen himmel überstrahlend
mehr als sterne es vermögen
neige mich in liebe
bloß vor dir beherrscherin der rosen
die auf ewig deine schönheit widerspiegeln
Klaus Hundgeburt
7
Gesang 2
Take o take those lips away
Ralph Vaughan Williams
[1] Strophe von William Shakespeare
Take, o take those lips away
that so sweetly were forsworn,
And those eyes, the break of day
lights that do mislead the morn:
But my kisses bring again,
bring again; Seals of love,
but seal'd in vain, seal'd in vain.
[2] Strophe von Thomas Bremser [2007]
Ach, Eurydike wohin?
Finde ich Dein Augenpaar?
Nur Dein Blick, der Liebe Sinn
Und der Duft von Deinem Haar.
All‘ mein Sehnen
Zeit vergeht, Zeit vergeht,
Herz auf Herz,
Ach, fühlst Du mich noch in Dir?
Nach dem Tod Vaughan Williams' [1958] wurde seine Asche im "Poet's Corner" in der Westminster Abbey in
London beigesetzt.
Lebendige Geschichte
Der dritte Akt der Oper „Orfeo ed Euridice“ von Christoph Willibald Gluck. Eine zerklüftete Felsenhöhle. Doch der
Weg durch das Schattenreich ist weit, und das Gebot der Götter grausam, sich nicht umblicken zur Gattin, zur
Frau, zur eigenen Frau. Ich mahne meine Frau zur Eile. Sie klagt über meine unfassbare Lieblosigkeit, da ich sie
keines Blickes würdige. Vergebens fleht sie um ein Liebeszeichen, vergebens bitte ich sie, sich zu gedulden und an
meine Liebe zu glauben. Sie will die Gefilde der Seligen nicht verlassen, nur um zu freudlosem Leben zurückzukehren. Schließlich bricht meine Widerstandskraft, und ich ziehe die Heißgeliebte in meine Arme. Entseelt sinkt sie
augenblicklich nieder. Als ich, Orpheus, vom Schmerz überwältigt, mich selbst töten will, haben die Götter abermals ein Einsehen. Amor naht und erweckt die zweifach Verlorene zu neuem Leben, zum Lohn für meine Treue.
Beglückt kehren wir, die Wiedervereinten zur Erde zurück und preisen im Tempel Amors die Macht der Liebe. Und
wenn Eurydike nicht gestorben ist, dann lebt sie noch heute…noch heute? – Das kann nicht sein. Komm John, spiel
die schöne utopische Arie des Ritter von Gluck:
8
Gesang 3
Che faro senza Euridice
Christoph Willibald Gluck [1714-1787]
Christoph Willibald Gluck
Che faro senza Euridice?
Dove andro senza il mio ben?
Che faro, dove andro,
che faro senza il mio ben?
Euridice, Euridice,
oh Dio, rispondi! rispondi!
Io son pure il tuo fedele,
Che faro senza Euridice?
Ah! non m'avanza piu soccorso,
piu speranza ne dal mondo,
ne dal ciel!
Che faro senza Euridice?
Ach, ich habe sie verloren,
all mein Glück ist nun dahin!
Wär, o wär ich nie geboren,
weh, dass ich auf Erden bin!
Eurydike, gib Antwort
o vernimm mich!
O hör'meine Stimme,
die dich ruft zurück!
Ach, vergebens!
Ruh und Hoffnung,
Trost des Lebens
ist nun nirgends
mehr für mich!
Ach, ich habe sie verloren,
Orpheus: „Tja, John, C-Dur, die einfältige Tonart der Liebenden…“
9
So a tag (*siehe Anhang)
André Heller [1947]
(Fischer Taschenbuch 1486, Frankfurt 1974)
so a tag, so a tag, ganz ohne di, des is ka tag. ganz alaan.
so a tag. Wann i aufsteh in der fruah und siech nur mi.nix von dir.
du fehlst ma und i fang mit mir nix an, bin so potschat² – ganz verlurn.
du hast mi stark verändert, du machst aus mir an wurschtel – schau mi an.
so a tag, so a tag ganz ohne di, des is ka tag.ganz alaan.
so a tag, wann i aufsteh in da fruah und siech nur mi.nix von dir.
i mag di, oder wia ma halt so sagt: ich lieb dich wirklichDes könnt i schwörn.
du kannst da des net vurstelln.allaweil nur auf die uhr schau’n!
so a tag ohne di, kannst ma glauben, is ka tag.
²unbeholfen, ungeschickt
André Heller 2006
Gesang der Jünglinge I
[Vater Apollo wird retten; nach der „Himmelfahrt“ seines Sohnes Orpheus. „ Ab sofort singst Du (Orpheus) nur
noch Jünglingen vor…!“+
Antiphon "Laetetur cor" Graduale Romanum Triplex
10
Das Gift dringt durch die Augen ein
Sir Reginald Scot [c.1538-1599]
„The Discovery of Witchcraft“ *London 1584+
Genauso wie es eine Verzauberung oder Verhexung durch böse Blicke gibt, die Unheil bewirkt, gibt es verhexende
Blicke, die zum Gegenteil zur Liebe führen, oder die doch zumindest guten Willen und Zuneigung hervorrufen.
Denn wenn die Verzauberung oder Verhexung durch die Begierde, den Wunsch oder das Gelüsten nach irgendeiner schönen Gestalt oder einer Liebesbezeugung entstanden oder hervorgerufen worden ist, ist das Gift durch die
Augen eingedrungen, auch aus großer Entfernung.
Und der Eindruck einer schönen Form gelangt ins Herz des Liebenden, wo er das Feuer entfacht, an dem er dann
leidet. Und weil das süße, zarte Blut der Geliebten dort wandert, ist sein Bild im eigenen Blut strahlend vorhanden, und kann dort nicht zur Ruhe kommen: und geheilt werden kann es nur, wenn das Blut dessen, der verwundet ist, zurückfließt und eindringt in den, der es verwundet hat.
Sir Reginald Scot
Gesang 4
I saw my lady weep
John Dowland [1562-1626]
<Funeral to the most famous Anthony Holborne>
[1]I saw my lady weep,
And Sorrow proud to be advanced so,
In those fair eyes where all perfections keep,
Her face was full of woe;
But such a woe (believe me) as wins more hearts,
Than Mirth can do with her enticing parts.
[2]Sorrow was there made fair,
And Passion wise, tears a delightful thing,
Silence beyond all speech a wisdom rare,
She made her sighs to sing,
And all things with so sweet a sadness move,
As made my heart at once both grieve and love.
[3]O fairer than aught else,
The world can show, leave off in time to grieve,
Enough, enough, your joyful looks excels,
Tears kills the heart.
O strive not to be excellent in woe,
Which only breeds your beauty's overthrow.
11
Laute
Galliards
Anthony Holborne [? - 1602]
Über die Laute…
Die Laute ist eines der ältesten Musikinstrumente. Basierend auf Darstellungen um 2000 v. Chr. stammt sie in der Form des
Tanbur mit Schildkröten-Korpus aus dem babylonischen Raum. Die Araber entwickelten daraus den noch heute weit verbreiteten Ud, dessen Name (Al-ùd) sich in europäischen Ländern zu: Laud, Liuto, Luth, Laute etc. entwickelt hat. Durch die politische
und kulturelle Berührung von Orient und Okzident im 8. Jh. kam die arabische Laute durch Mauren und Sarazenen zunächst
nach Spanien und Sizilien. Von hier aus verbreitete sie sich in ganz Europa und nahm bis zum Barock vielfältige Formen an. In
Spanien selbst allerdings entwickelte sich gleichzeitig die Gitarre. In Renaissance und Frühbarock erlebte die Laute ihre Hochblüte. Sie wurde angesehen als „regina omnium instrumentorum musicorum“ – als die Königin aller Musikinstrumente. Von Barock
bis zur Spätromantik bleibt die Laute im Musikleben verschollen und erlebt erst heute in Tagen historischer Aufführungspraxis
eine Wiederbelebung als Solo- und Ensembleinstrument.
[ Amor und Psyche + Orpheus (-Eurydike] = ? ]
Plakatentwurf nach: Pascal-Simon Gérard [1770-1834] / Amor and Psyche Louvre, Paris, France
Über die Melacholie…
Melancholie war im elisabethanischen England ein nur allzu gegenwärtiges Phänomen, das neben den Ärzten auch die Philosophen zu heilen und zu erklären versuchten. Während heutzutage der Begriff der Melancholie in der Psychoanalyse als das Endstadium einer Depression gilt, beinhaltet der Begriff im 16. Jh. neben dieser Schwere auch leichte psychische Verstimmungen.
Das wohl bedeutendste literarische Werk zur Melancholie verfasste Robert Burton (1577 - 1640) zu Lebzeiten Dowlands in
seinem Werk „The Anatomy of Melancholy“, das 1621 erschien.
"Zahlreich und verschieden sind die Mittel, die die Philosophen und Ärzte verschrieben haben, um ein betrübtes Herz aufzuheitern, um abzulenken von jenen komplexen und intensiven Sorgen und Nachdenken, die diese Krankheit so sehr auszeichnen;
aber meiner Meinung nach ist nichts so gegenwärtig, nichts so mächtig, nichts so angemessen wie ein starkes Getränk, Fröhlichkeit, Musik und gute Gesellschaft."
"Viele Menschen werden melancholisch durch das Musikhören, jedoch ist es eine angenehme Melancholie, die die Musik hervorruft; und daher ist sie für diejenigen unzufriedenen, Kummer leidenden, ängstlichen, sorgenvollen oder niedergeschlagenen
Menschen ein höchst angenehmes Heilmittel."
"Musik mildert die Furcht und Wut, besänftigt das Schreckliche, lindert die Schwere, und den Schlaflosen bringt sie Ruhe; sie
nimmt einem den Groll, und den Hass, sei es instrumentale Musik, Gesang, mit Streichern, Bläsern, etc.; sie heilt alle Verdrießlichkeit und Schwere der Seele." [Quelle: Iwen Schmees 2006 Home: http://johndowland.de/]
12
Gesang 5
There is a garden in her face
Thomas Campion [1567-1620]
[1]There is a Garden in her face,
Where Roses and white Lillies grow ;
A heau'nly paradise is that place,
Wherein all pleasant fruits doe flow.
There Cherries grow, which none may buy
Till Cherry ripe themselves doe cry.
Masolino da Panicale[ Tommaso di Christofano Fini ]1383 [ Panicale in Valdelsa ]-1440 - Florenz.
“Adam und Eva im Paradies”. Fresko (1424-1425). Florenz, Sta. Maria del Carmine, Cappella Brancacci.
[2]Those Cherries fayrely doe enclose
Of Orient Pearle a double row ;
Which when her lovely laughter showes,
They look like Rose-buds fill'd with snow.
Yet them nor Peere nor Prince can buy,
Till Cherry ripe themselves doe cry.
[3]Her Eyes like Angels watch them still ;
Her Browes like bended bowes doe stand,
Threatning with piercing frownes to kill
All that attempt with eye or hand
Those sacred Cherries to come nigh,
Till Cherry ripe themselves doe cry.
Gesang der Jünglinge II
Responsorium "Unam petii a Domino" Graduale Romanum Triplex
13
Laute
Sir John Smith his Almain
John Dowland
Gesang 6
Come again
John Dowland
[1]Come again, sweet love doth now invite.
Thy graces that refrain, to do me due delight.
To see, to hear, to touch, to kiss, to die,
with thee again in sweetest sympathy.
[2]Come again, that I may cease to mourn.
Through thy unkind disdain, for now left and forlorn.
I sit, I sigh, I weep, I faint, I die,
in deadly pain and endless misery.
[6]Gentle love, draw forth thy wounding dart.
Thou canst not pierce her heart, for I that do approve.
By sighs, and tears, more hot, than are, thy shafts,
did tempt while she for triumph laughs.
Komm wieder
[1]Komm wieder: Holde Liebe fordert heraus
nun deine Reize, die gebührend
Wonne wollen mir verweigern,
zu sehen, hören, fühlen, küssen, sterben
wieder mit dir in holdem Einklang.
[2]Komm wieder: dass ich aufhören kann,
deine Missachtung zu beklagen,
denn vorerst, traurig und verlassen,
sitz ich, seufze, weine, schmachte, sterbe
in tödlich Leid, endlosem Elend.
[6]Zärtlicher Liebesgott, ziehe heraus den spitzen Pfeil:
Du kannst durchbohren nicht
mein Herz, denn ich verführte
durch Seufzer, Tränen heißer als dein Schaft,
dieweil sie im Triumph nur lacht.
14
Laute
Fantasie „In Nomine 2 “
Thomas Bocklenberg [1958]
Die Fantasie In Nomine2 für Laute/ Arciliuto solo basiert auf einer gregorianischen Melodie, die zuerst von John Taverner in der
1. Hälfte des 16. Jahrhunderts für seine Messe GLORIA TIBI TRINITAS verwendet wurde. In der Folgezeit entstanden zahlreiche
Werke insbesondere von englischen Komponisten der Renaissance, des Barock und neuerer Zeit, die diese Melodie als cantus
firmus zur Grundlage nahmen. Der Titel In Nomine geht dabei auf den Text des "Benedictus-Satzes" bei Taverner zurück:
Benedictus qui venit in nomine domini - [Hochgelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn]
In Nomine
Choralabschnitt bei John Taverner [um1490-1545]
Thomas Bocklenberg
Ende der 1. Abteilung < Pause > 20-30 Minuten
15
Grafik: Thomas Bremser (2007) nach Masolino da Panicale
16
2. Abteilung
Gesang 7
Music for a while
Henry Purcell [1659-1695]
Music for a while [Z. 583 no. 2, from Orpheus Britannicus, Vol. II, 1692]
Text: John Dryden [1631-1700]
Music for a while
Shall all your cares beguile:
Wond'ring how your pains were eas'd
And disdaining to be pleas'd
Till Alecto free the dead
From their eternal bands,
Till the snakes drop from her head,
And the whip from out her hands.
Musik, für eine Weile
vertreibt sie unsere Sorgen,
ihr wundert euch, dass eure Sorgen linder
werden und verachtet die Zufriedenheit
bis Alecto die Toten befreit
von ihren ewigen Fesseln;
bis die Schlangen von ihrem Kopf sich lösen
und die Peitsche aus ihrer Hand fällt.
Musik, für eine Weile
vertreibt sie unsere Sorgen.
John Dryden
17
Gesang der Jünglinge III
Antiphon "Laetabimur" Graduale Romanum Triplex
Theorbe
Über die Theorbe
Die Theorbe ist ein spezielles Instrument der Lautenfamilie, das im 17. Jahrhundert von Rom und Padua aus in
ganz Europa Verbreitung fand. Sie war vorrangig als Begleitinstrument in Oper und Konzert beliebt, wurde aber in
Italien und Frankreich auch solistisch verwendet.
Sarabande
Robert De Visée [1660-1720]
Robert De Visée
18
Gesang 8
Bey stiller Nacht zur ersten Wacht
Friedrich von Spee (1591-1655)
Trawrgesang von der Noth Christ am Oelberg in dem Garten
„Trutznachtigall" - Erstdruck 1649
Anmerkung: Die Nachtigall galt vor allem in der antiken Literatur als Sinnbild für das „Dichter-Selbst".
[1] Bey stiller Nacht zur ersten Wacht / Ein Stimm sich gund zu klagen /: II Ich nahm in acht, was die dan sagt /
That hin mit Augen schlagen.
[2] Vil Ruten Geissel [und] Scorpion / In meine Ohren sausen /:II Auch kömpt mir vor ein Dornen Cron /
O Gott wen wolt nitt grausen!
[3] Der schöne Mon will undergohn / Für Leyd nitt mehr mag scheinen /:II Die Sternen lan Ihr Glitzen stahn /
Mit mir sie wollen weinen.
[4] Kein Vogelsang noch Frewdenklang / Man höret in den Lufften /:II Die wilden Thier auch trawrn mit mir /
In Steinen und in Klufften. *Reprise „In Steinen und in Klufften“+
Friedrich von Spee
Theorbe
Musette
Robert De Visée
19
Ein Lied (Wagenbachs Taschenbücherei 18, © 1976 Verlag Klaus Wagenbach)
Else Lasker Schüler* [1869-1945]
*geboren am 11.02.1869 in Wuppertal-Elberfeld, starb am 22.01.1945 verarmt in Jerusalem.
Ein Lied
Hinter meinen Augen stehen Wasser,
Die muss ich alle weinen.
Immer möcht ich auffliegen,
Mit den Zugvögeln fort;
Buntatmen mit den Winden
In der großen Luft.
O ich bin so traurig - Das Gesicht im Mond weiß es.
Drum ist viel samtne Andacht
Und nahender Frühmorgen um mich.
Als an deinem steinernen Herzen
Meine Flügel brachen,
Fielen die Amseln wie Trauerrosen
Hoch vom blauen Gebüsch.
Alles verhaltene Gezwitscher
Will wieder jubeln,
Und ich möchte auffliegen
Mit den Zugvögeln fort.
Else Lasker-Schüler
20
Gesang 9
Flow my tears
John Dowland
Form: A1-A2 / B1-B2 / C1-C2 Laute
A1 Flow my tears fall from your springs,
Exil’d for ever: let me mourn
Where nights black bird her sad infamy sings,
There let me live forlorn.
A2 Down vain lights shine you no more,
No nights are dark enough for those
That in despair their last fortunes deplore,
Light doth but shame disclose.
B1 Never may my woes be relieved,
Since my pity is fled,
And tears, and sights, and groans my weary days,
Of all joys have deprived.
B2 From the highest spire of contentment,
My fortune is thrown,
And fear, and grief, and pain for my deserts,
Are my hopes since hope is gone.
C1 Hark you shadows that in darkness dwell,
Learn to contemn light,
Happy, happy they that in hell
Feel not the worlds despite
C2 Laute
Fließt, meine Tränen
Fließt meine Tränen, strömt aus euren Quellen. Für immer verbannt: lasst mich trauern.
Wo der schwarze Vogel der Nacht sein düsteres Lied singt, dort lasst mich einsam sein.
Verlöscht, ihr trüben Lichter, scheint nicht mehr! Keine Nacht ist dunkel genug für jene,
Die verzweifelt ihr verlorenes Glück betrauern, das Licht enthüllt nur ihre Schmach.
Niemals kann mein Leid gemildert werden. Seit jedes Mitleid verschwunden ist,
Und Tränen und Seufzen und Klagen haben meine schweren Tage aller Freude beraubt
Vom höchsten Gipfel der Zufriedenheit wurde mein Glück hinabgestürzt
Und Angst und Gram und Schmerz in dieser Einsamkeit sind meine Hoffnungen, seit es keine Hoffnung gibt.
Horcht, ihr Schatten, die im Dunkeln wohnen, lernt das Licht verachten!
Glücklich, glücklich sind jene, die in der Hölle die Qualen dieser Welt nicht verspüren!
John Dowland
21
Laute
Petite Suite
Jacques Ibert [1890-1962]
Jacques Ibert
Gesang der Jünglinge IV
Antiphon "Inclina aurem tuam" Graduale Romanum Triplex
Die Schutzbefohlenen
Erich Fried [1921-1988] [Fischer 10343] (1967)
aus dem Gedichtband „Anfechtungen“
Die Schutzbefohlenen
Wir stehen unter dem Schutz
von Leuten mit guten Ohren
die züchten in großen Käfigen
bunte Singschlangen
Die züchten Singsingschlangen
in Käfigen die wir bezahlen
mit unseren Steuern
und die wir umschreiten im Kreis
Wenn uns das Geld ausgeht
kommen wir sanglos
in die Käfige
wo die Singsingschlangen warten
um uns schön singen zu lehren
damit wir Gnade finden
vor den Ohren der guten Leute
die uns vor ihnen beschützen
Erich Fried
22
Sally, sometimes hearing my voice…
Meine schlimme, schöne Ahnung
…
…als sie und ich fast ans Tageslicht treten, klagt Eurydike, dass ich sie nicht ansehe, also nicht mehr liebe und sie
sagt, dass sie lieber in die Unterwelt zurückkehren wolle. Aha! Ich komme nicht umhin, mich umzudrehen, und in
diesem Moment bricht sie auch schon zusammen. Dieser verdammte kleine Augenblick des Vertrauens…
Orpheus sing! Sing schon! Gleich hast du es geschafft!
Gesang 10 [Letzte Prüfung]
Cold Song
Henry Purcell [John Dryden] - aus der Semi-Oper “King Arthur”
Original für Bass / “Danke, Klaus Nomi…” [Klaus Sperber, 1944-1983]
What Power art thou,
Who from below,
Hast made me rise,
Unwillingly and slow,
From beds of everlasting snow!
See'st thou not how stiff,
And wondrous old,
Far unfit to bear the bitter cold.
I can scarcely move,
Or draw my breath,
I can scarcely move,
Or draw my breath.
Let me, let me,
Let me, let me,
Freeze again...
Let me, let me,
Freeze again to death!
Conclusio
Der stumme Schrei des Orpheus: “Caterinuccia? Eurydike?
Francis Purcell? Anna Livia Plurabelle? Antwortet!“
Henry Purcell
23
Die Nordsee vor Sylt 2007
Eurydike 2 (Caterina Martinelli) erscheint…
Hannah S. Peifer, Stimme / Axel Herberhold, Gitarre
Orpheus schaut, blickt, sieht, guckt in seinen eigenen Spiegel: „Flow my tears“
von John Dowland
Eurydike 2 (“Caterinuccia”) war da…
*Eurydike 2 ist die Sängerin Caterina Martinelli, die schon in der 3. Veranstaltung von Orpheus am Rhein als Eurydike in Erscheinung trat. Es gibt einen vertonten Grabgesang (SESTINA, 1610), des Komponisten Claudio Monteverdi, der in der Veranstaltung im Jahr 2010 Oar6.6 „Caterinuccia“ eine große Rolle spielen wird. Der Grabgesang
hat den menschlichen Anlass, des frühen Todes der römischen Sängerin Caterina Martinelli (genannt Caterinuccia), die 13jährig als Schülerin zu Monteverdi kam und im Jahre 1608 [OrfeoRuhr 2008] 17jährig starb. Ihr, der
auch die Rolle der „Arianna“ zugedacht war, gilt die Totenklage der „SESTINA“. Aber dazu an einem anderen Ort
mehr…
24
Epilog
Ach, komm!
Melodie: Es kommt ein Schiff geladen
Text: Thomas Bremser 2007
[5] Ach komm! Und lass uns Beide
Den Weg gemeinsam gehn.
Ich suche morgen weiter
Die Zeit wird schnell vergehn
[6] Dann sing ich uns ein Liedchen fein
Die Frau: mein Herz, erbebt;
Seh ich sie weiter sterben,
warum muss das geschehn
[7] Wenn wir uns auch so gerne
am Tisch des Herrn gesehn
So muss ich wirklich warten
und will all das verstehn
*8+ Kein Vater hilft, kein‘ Mutter da
zu hören meine Not
Die Melodie durchs ganze Jahr
ertönt im Herz mein Gott…
[9 =1] Es kommt ein Schiff, geladen
bis an sein' höchsten Bord.
Trägt Gottes Sohn voll Gnaden
des Vaters, Vaters, Vaters, ewigs Wort.
25
Die Anbetung der Eurydike
Take o Take those lips away
John Wilson [1595-1674]
[1]Take, o take those lips away
that so sweetly were forsworn,
And those eyes, the break of day
lights that do mislead the morn:
But my kisses bring again,
bring again; Seals of love,
but seal'd in vain, seal'd in vain.
[2]Hide, or hide those hills of snow
that thy frozen bosom wears,
On whose tops the pinks that grow,
are yet of those that April wears;
But first set my poor heart free,
Bound in those icy chains by thee.
[1]Bleibt, o bleibt ihr Lippen ferne,
Die so lieblich falsch geschworen,
Und ihr Augen, Morgensterne,
Die mir keinen Tag geboren!
Doch den Kuss gib mir zurück, Gib zurück,
Falsches Siegel falschem Glück, Falschem Glück!
[2]Birg, o birg der Hügel Schnee,
Die dein eis‘ger Busen trägt,
Knospen, die ich blühn dort seh,
Sind wie vom April gehegt.
Doch mein Herz mir wieder bring, wieder bring,
Das du zwangst mit eis‘gem Ring, eis‘gem Ring.
John Wilson
Ende des Programms
Die Konserve von OaR4.6 im 21. Jahrhundert als Download im Internet unter
www.thomasbremser.de + www.thomasb-duo.de
26
Anhang
Termine / Mitwirkende / Adressen / Vergangenes / Werbung
Kein Ende, nur ein Abschied mit einem herzlichen „Auf Wiedersehn! Demnächst in diesem Theater…“
In Vorbereitung und Fortsetzung mit:
OR1.6 OrfeoRuhr „Die Augen der Eurydike“ *2008+
Grafik Thomas Bremser
OaR5.6 *2008/2009+“Eurydike begegnet Orpheus“
OaR6.6 „Caterinuccia“
27
Die Mitwirkenden
Die Choralschola
Die Kirchturmuhr St. Johannes in Kirchhellen
Die Choralschola St. Johannes Kirchhellen (Bottrop)
http://www.stjohannes-kirchhellen.de/kirchenmusik/choere/choralscholastjohannes.html
Franz-Josef Berghorn
Rainer Kropp
Wolfgang Kuhnert
Ulrich van Oepen
Werner Stratmann
Heinrich Schlüter
Detlef Steinbrenner
Die Choralschola St. Johannes wurde im März 2001 neu gegründet, zeitgleich mit dem Kinderchor. Acht interessierte Sänger
schlossen sich zusammen, um die schöne Praxis des gregorianischen Choralgesangs in dieser Pfarrgemeinde nach längerer Pause
wieder neu aufleben zu lassen.
Der erste Auftritt erfolgte schon nach wenigen Wochen am Gründonnerstag.
Die Schola erarbeitet die Propriums- und Ordinariumsgesänge des Gregorianischen Chorals nach neuesten semiologischen
Forschungsergebnissen und gestaltet die Meßfeiern an Hochfesten und Sonntagen, zur Zeit zirka einmal im Monat. Außerdem
wurde der Literaturumfang erweitert durch mehrstimmige Gesänge aus der russisch-orthodoxem Sakralmusik sowie der europäischen frühen Mehrstimmigkeit.
Zusätzliche Aktivitäten sind u. a. regelmäßige Studienfahrten und Einkehrtage, wie z.B. in der Benediktiner-Abtei Gerleve im Jahr
2004, in der Benediktiner-Abtei Chevetogne, Belgien im März 2006. Im Oktober 2007 findet eine Studienfahrt nach Hildesheim
statt, zu der auch die Mitgestaltung eines Hochamtes in der Domkirche vorgesehen ist.
Probe: Freitags von 18 bis 19 Uhr im Pfarrheim St. Johannes
28
Thomas Bocklenberg, Laute
Thomas Bocklenberg, Lauteninstrumente
www.thomasb-duo.de
Thomas Bocklenberg studierte in Düsseldorf am früheren Robert - Schumann Institut (Robert - Schumann - Hochschule) 19791983 Gitarre bei Prof. Maritta Kersting und Komposition und Instrumentation bei Prof. Günther Becker. Es folgten Studien in
Elektronischer- und Computerkomposition bei Prof. Dirk Reith an der Folkwang - Hochschule Essen. Er komponiert für verschiedene Besetzungen, von Solo- und Kammermusik bis zu Orchesterwerken und Elektronischer Musik. Seine musikalische Sprache
ist gleichermaßen von Elementen der europäischen Avantgarde wie von südamerikanischer Musik beeinflusst. Neben der Komposition und Interpretation eigener Werke ist Thomas Bocklenberg als Gitarrist, Lautenist und Arrangeur Mitglied verschiedener
Ensembles.
Ensembles
ARION AULOS – historische Instrumente
CANTIGA - Lieder und Lautenmusik von Mittelalter bis Frühbarock
DUO 96 - Lauten & Gitarren
CAPELLA VOCALE NEUSS
TRAVERSÈE – Flöte und Gitarre
TRUTZ NACHTIGALL - Frühe Vokalmusik aus der Zeit Friedrich Spees
THOMAS B DUO - Altus und Laute
Sowohl als gefragter Solist. als auch als Continuospieler wirkt er regelmäßig an Studio- und Bühnenproduktionen mit. Von besonderer Bedeutung sind für ihn konzertante Begegnungen von Alter Musik mit Werken der Gegenwart und die Komposition
Neuer Musik; auch für historische Instrumente.
Thomas Bocklenberg
Berghäuschensweg 139
41468 Neuss
Tel. 02131.168.210
Email. [email protected]
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Thomas Bremser, Altus
Foto: Nina Stapel
www.thomasbremser.de
Der Opernsänger und Gesangslehrer Thomas Bremser (*1958)
Thomas Bremser, Altus, erhielt seinen ersten Trompetenunterricht im Alter
von 8 Jahren und sang als Knabensopran in St. Lamberti zu Hildesheim. Er
nahm Trompetenunterricht bei Heribert Prell (Mönchengladbach), nahm
während seiner Zeit als Trompeter im Heeresmusikkorps 7 in Düsseldorf
Unterricht an der Musikhochschule Köln, Barocktrompete bei Walter Holy
(collegium musicum WDR).
Er studierte schließlich ab 1984 an der Robert-Schumann Hochschule u.a.
bei Hea Soon Park, Heinz Julius Scholz und Michaela Krämer das Fach
Altus / Counter-Tenor.Bremser absolvierte zahlreiche Meisterkurse u.a.
bei Emma Kirkby, Paul Esswood, Anner Bilsma, René Jacobs und Max van Egmond.
1985 wurde er von dem damaligen Intendanten Michael Hampe als Solist an
die Kölner Oper verpflichtet. Er sang als Countertenor in der Oper
„Agrippina“ von Händel und bestritt einige Liederabende mit Musik von
Benjamin Britten.
In der Zusammenarbeit mit dem Theaterfachmann Albin Hänseroth und dem
Cembalisten und Dirigenten Gabor Antalffy entstand die Produktion Alcina
von Händel, in der er die Partie des Ruggiero sang.
Studien führten ihn danach an das Mozarteum in Salzburg, wo er von
Nikolaus Harnoncourt im Jahr 1989 musikdramatischen Unterricht erhielt.
Im Mozartjahr 1991 sang er unter der Leitung von Christopher Hogwood
die Partie des Farnace in der Oper „Mitridate Re di Ponto“ von Wolfgang
Amadeus Mozart.
Von 1992- 2001 kehrte er an die Oper der Stadt Köln zurück.
1996 wurde er als Gast an die Bayerische Staatsoper München verpflichtet.
Im selben Jahr debütierte er als Hänsel an der Kölner Oper. Auf
internationalen Konzertreisen sang Thomas Bremser u. a. unter der Leitung
von Christopher Hogwood, Frieder Bernius, Howard Amman, Georg Fischer
und Arnold Östman.
Im Jahr 2001 besuchte er für vier Semester die Schule für Logopädie in
Bochum, um seine physiologischen und pädagogischen Grundlagen zum
Thema Sprache und Stimme zu erweitern.
2002 debütierte Thomas Bremser als „Schwan“ (Carmina Burana) in der
Kölner Philharmonie. Es folgten zahlreiche Konzertverpflichtungen im
In u. Ausland.
Seit dem Jahr 2003 arbeitet Thomas Bremser als freischaffender Künster
als Altus, Gesangslehrer und Autor in Duisburg. Im Jahr 2004 schuf er den
sechsteiligen Zyklus „Orpheus am Rhein“(2004-2010).
Seit dem Jahr 2005 leitet er die „Stimmwerkstatt" in Duisburg, die vom Land
NRW und vom Schulamt der Stadt Duisburg gefördert wird.
30. November 2007 findet die Uraufführung OAR4.6 “John Dowland begegnet
Orpheus in der Unterwelt” mit dem THOMAS B DUO in der Liebfrauenkirche
Duisburg-Mitte statt.
30
Letzte Meldung vor der Drucklegung…
Es gibt ja keine Zufälle! Eine gute Woche vor diesem Konzert lernte ich am Mercator - Gymnasium Duisburg den
Musiklehrer Axel Herberhold kennen, der mir erzählte, dass er mit einer Schülerin „Flow my tears“ einstudiert
hätte. Ein Zufall, ein Wink, das Schicksal? Warum nicht? Also sang mir Hannah S. Peifer am Sonntag vor dem Konzert in der Liebfrauenkirche den Song vor. Solch‘ eine schöne Stimme! Natürlich „musste“ sie nach dem Vorsingen
mitmachen. Danke an ihren „Entdecker“ und Förderer Axel Herberhold.
Viel Vergnügen mit einer tollen Nachwuchssängerin!
Hannah S. Peifer, Stimme (*1990)
Schülerin, 12. Klasse Mercator - Gymnasium Duisburg http://www.du.nw.schule.de/merc-gym/Start/index.php
(Rektorin: OStD‘ Gabriele Boden)
Axel Herberhold, Gitarre (*1972)
Musiklehrer am Mercator - Gymnasium Duisburg
Er unterrichtet seit 2006 am Mercator - Gymnasium, hat in Dortmund studiert und spielt Gitarre. Neben dem Fach
Musik, unterrichtet Axel Herberhold Philosophie und praktische Philosophie.
Axel Herberhold
Claudio Monteverdi
31
Grafik Thomas Bremser 2007
32
Die Ereigniskarte www.thomasbremser.de
33
OaR1.6 2004 Grafik Thomas Bremser nach zwei Bildern von Jennifer Sgodda
34
OaR2.6 2004 Grafik Thomas Bremser
35
OaR3.6 2005 Grafik Thomas Bremser nach einem Motiv der Queen Mary II
36
eurypheus empfiehlt diese Aufnahme der Marienvesper:
Claudio Monteverdi: VESPRO DELLA BEATA VERGINE (Marienvesper)
Kammerchor Stuttgart unter der Leitung von Frieder Bernius
Thomas Bremser als Altus im Stuttgarter Kammerchor
In den Live-Konzerten in Stuttgart und München (Herkules-Saal) auch als Solist
Deutsche harmonia mundi (Sony BMG) 1989
Recording Supervision: Wolf Erichson
Im Booklet der Text: “Claudio Monteverdis Marienvesper” von Silke Leopold
Mit freundlicher Genehmigung der Firma Sony BMG [2007]
frei verkäuflich
www.youtube.de
www.xing.de
www.kulturhauptstadt-europas.de/Team.php
www.kulturkritik-ruhr.de/termine/index.php
37
OR1.6 *in Vorbereitung für 2008 „Die Augen der Eurydike“+ Grafik Thomas Bremser nach einem Foto [2005]
www.thomasb-duo.de
Projekt euryphéus für Europäische Kulturhauptstadt RUHR.2010
www.eurypheus.de Grafik Thomas Bremser
38
Projekt für das Schuljahr 2007/2008 an der Gustav-Heinemann-Realschule in Duisburg
Grafik Thomas Bremser www.stimmwerkstatt-international.eu
Thomas Bremser, Fuldastr.34 D-47051 Duisburg
Tel. 0203.518.88.02 www.thomasbremser.de
Die Stimmwerkstatt findet in der Gustav-Heinemann-Realschule in Duisburg statt
www.ghrs-du.de Direktorin: Gisela Mettgenberg
Sally [2007]
Meine Homepage: www.thomasbremser.de/html/sally.html
39
Referenzen von Thomas Bremser [2007]
1984 Aufnahmeprüfung an der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf
1985 Engagement als Solist an der Oper der Stadt Köln, Liederabende, Schwetzinger Festspiele, Drottningholm
(Schweden)
1987-88 „Alcina“ von Händel mit ALCINA COSMETIC Bielefeld; Dr. Wolff GmbH
1989 CD „Liebeskummer (un)gelöst“ WDR Wuppertal (Bergische Musikschule Wuppertal, Leitung Bernd Mischke)
1989 Stuttgarter Kammerchor „Marienvesper“ Harmonia Mundi Ltg. Frieder Bernius
1991 Deutsche Bundesbahn DB-Kindertag in Remscheid „Zauberflöte für Kinder“
1992-2001 Oper der Stadt Köln, Solistische Aufgaben im In-und Ausland
Operninspizient und Abendspielleiter (1500 Vorstellungen)
1993 Stadt Ratingen „Zwei in Einem“
1996 Engagement Bayrische Staatsoper
1997 Solist der Kinderoper Köln in der Yakult-Halle der Oper der Stadt Köln
1999-2002 Gründung des Ensembles Zungenreden
2000 Liederabend Oper der Stadt Köln „Shakespeare-Songs“
Programme: „Flow my tears“ – „Time stands still“ – „Widerstehe“ – „Zwei in Einem“ – Shakespeare-Songs, „Es ist
ein Ros entsprungen“
Aufführungsorte: Willhelm Lehmbruck Museum , Küppersmühle, Ludwig Turm „Garten der Erinnerung“, Sammlung Ludwig Aachen, Wuppertal, Mönchengladbach
2003 Gründung DieSingSchule
2004-2010 Sechsteiliger Zyklus Orpheus am Rhein
OaR1.6 (Juni 2004) „Orpheus im Sommernachtstraum“
OaR2.6 (Dezember 2004) „Orpheus begegnet Jesus von Nazareth“
OaR3.6 (November 2005) „Eurydike darf nicht sterben“
OaR4.6 (November 2007) „John Dowland begegnet Orpheus in der Unterwelt“
Liebfrauenkirche Duisburg-Mitte
OaR5.6 (2008/2009) „Eurydike begegnet Orpheus“
OaR6.6 (2010) „Caterinuccia“ (anlässlich RUHR.2010; angefragt)
29. Mai 2010 Kleiner Saal Mercatorhalle in Duisburg
2006 GHRS Stimmwerkstatt
2007 Gründung des Thomas B Duo
2008-2010 Sechsteiliger Zyklus OrfeoRuhr
2010 euryphéus 5 Projekte für RUHR.2010 (beworben)
Eine „musische Assoziation“ von Thomas Bremser zum Thema Gerhard Mercator, Odysseus und Orpheus. Projekt
für die Kulturhauptstadt RUHR.2010. Hauptstück ist die Marienvesper von Claudio Monteverdi.
40
© Thomas Bremser 2007
Impressum:
Thomas Bremser - Altus. Gesanglehrer. Autor. Musikproduzent
Projektbüro. Duisburg: orfeooffice
Ort. Fuldastraße 34 - 47051 Duisburg
Tel. 0203.518.88.02
Fax. 0203.518.88.03
Mobil. 0178.867.93.64
Mail. [email protected]
Internetauftritte. Vernetzungen
www.thomasbremser.de
www.eurypheus.de
41
www.stimmwerkstatt-international.eu
www.thomasb-duo.de
Steuernummer. USt-IdNr.DE.161494492
Bankverbindung. Sparkasse Duisburg Königstraße
Bankleitzahl. 350.500.00
Kontonummer. 2000.862.88
42
mag.2_07
Kultur und Schule. Das Magazin zum NRW-Landesprogramm 2006/2007: Projektimpressionen aus der
Praxis SEITE 4 Fragen und Antworten zum Programm
SEITE 14 Künstlerpool SEITE 16 Evaluation SEITE 17
Modell-Land NRW SEITE 18 Termine SEITE 20
Editorial. Das vorliegende zweite Quartalsmagazin
mag 2_07 zum Landesprogramm »Kultur und Schule«
stellt die Projektpraxis in den Mittelpunkt. Darüber hinaus wird ein Ausblick auf den Künstlerpool und die geplante Programmevaluation gegeben. Fragen zur Abgabepflicht und Perspektiven des Modell-Lands kulturelle Bildung NRW runden das Magazin ab.
2
Impressum
Herausgeber
Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen
Stadttor 1 · 40190 Düsseldorf
Produktion
LKD NRW e.V., Unna
Bildnachweis
Titelmotiv: Das Foto zeigt die Künstlerin Mechthild Pempeit
mit Schülerinnen und Schülern des Projekts »In 80 Tönen,
Farben, Geschichten und Tänzen um die Welt« der Offenen
Ganztagsgrundschulen Unna · Fotograf: Olaf Nowodworski
Abbildungen im Innenteil: Arinya Berges (S. 4), Diaz-Fernandez/Küster/Bremser (S. 5 u. 14/15), Manfred Brückner
(S. 6, 14/15 u. 17), Frank Domahs (S. 7), Lutz SchörkenKoch (S. 8), (Raphael Dieckert/ Katrin Soran, S. 9), Robrecht
Herrmann (S. 10 u. 16), Sigrid Halfpap (S. 11), Bart Hogenboom (S. 12), Barry L. Roshto (S. 13)
© Copyright für alle Abbildungen bei den Künstlern
Gestaltung
Lütke Fahle Seifert AGD, Münster
Druck
Druckerei Kettler GmbH, Bönen
Diese Broschüre kann per E-Mail bestellt werden bei:
[email protected] (Stichwort: mag. 2_07)
© Düsseldorf, Februar 2007
www.kultur.nrw.de
Kultur und Schule. Das Magazin zum NRW-Landesprogramm 2006/2007: Projektimpressionen aus der
Praxis SEITE 4 Fragen und Antworten zum Programm
SEITE 14 Künstlerpool SEITE 16 Evaluation SEITE 17
Modell-Land NRW SEITE 18 Termine SEITE 20
Thomas Bremser
Die Stimmwerkstatt
Superstars auf dem Weg zur Selbstwahrnehmung oder wie Schülerinnen
und Schüler der Klassen 8 und 9 der
Gustav-Heinemann-Realschule Duisburg das Sprechen und Singen neu erleben
Hier sind sie: Aylin, Carina, Dana,
Dennis, Halima, Julia, Lenia, Lisa,
Marco, Marie, Minh Trang, Selina, Sevim und Zeynep. Der Einfluss von Karaoke, Mp3-Playern,
Musik-Downloads im Internet,
Autobiographie
und Zukunftsvision
Superstar-Popstar-Fernsehen etc.
An der Richard von Weizsäcker-
ne Zukunftsvision entwickelt. Zur Veröffentlichung der spä-
und in Cellophan eingetütet. Auf dem Handy, beim Einkauf,
wahrnehmung, die wohlwollende
Schule, einer Förderschule für
ter entstandenen Bücher suchen wir noch nach entsprechen-
in jeder erdenklichen Situation sind wir »online« und lassen
Kritik und Eigenkritik sowie das
emotionale und soziale Entwick-
den Möglichkeiten.
uns von Sprache und Musik beeinflussen. So leicht zu be-
Selbstbewusstsein jedes Einzelnen
lung in Münster, arbeite ich in ei-
In dieser extremen Schulsituation sind kriminelle Vorge-
dienen, nur ein Knopfdruck, ein Klick und schon funktio-
erst einmal innerhalb dieser
ner 6. Klasse mit 10 Jungen und
schichten, körperliche Gewalt oder Unterrichtsverweigerung
niert alles wie am Schnürchen. Es sieht doch alles so leicht,
Stimmwerkstatt gestärkt werden.
einem Mädchen. Die 11- bis 13-
normal. Nur die intensive Zusammenarbeit mit der Schullei-
ja in (be-)greifbarer Nähe, aus.
Was machen wir dort konkret?
Jährigen verschiedener Herkunft
tung und den beiden, das Projekt ständig mit begleitenden
Wechseln wir die Seite und werden vom Konsumenten zum
Wir hören zu, lauschen, sprechen,
und Religion kommen zum Teil
Lehrerinnen bzw. Sozialarbeiterinnen, macht diese Arbeit
Darsteller, Sänger oder Redner, wird uns schnell bewusst,
diskutieren, schreien, flüstern,
aus einem doppelt fremdsprachi-
möglich. Neben pädagogischer Unterstützung erhalte ich
dass die Stimme nicht auf Knopfdruck einen künstlerischen
brüllen, turnen, atmen, ächzen,
gen Elternhaus. Mit den verschie-
sämtliche Freiheiten bezüglich zeitlicher, räumlicher und vor
Ausdruck findet, sondern nur durch intensive Schulung zu
stöhnen, hecheln, singen, sum-
densten gestalterischen Ausdrucks-
allem inhaltlicher Gestaltung. Allein dieser flexible Hand-
einer Interpretationsmöglichkeit gelangen kann.
men, brummen, tönen und hau-
mitteln erarbeiten sie ein eigenes
lungsrahmen lässt uns bereits jetzt die ersten Früchte ernten.
Dieses menschliche »Funktionieren« ist Thema der Stimm-
chen einem Lied Leben ein, mehr
Buch über sich selbst. Im ersten
Die Reaktionen der Kinder und Jugendlichen unterstreichen
werkstatt. Die funktionelle und die personale Ebene der Stim-
nicht. Ob sich hieraus ein öffentli-
autobiographischen Teil wird durch
die Notwendigkeit von Projekten wie diesem. Es bietet dem
me werden durch Improvisationen kleiner Musical- und
cher Auftritt ergibt, wird man se-
die aktuelle emotionale Erfahrung
gewaltigen inneren Aufruhr ein Forum.
Opernszenen sowie Einzelvorträge eines Liedes angeregt.
hen und hören können ... ■
während der gestalterischen oder
Unser großer Wunsch ist, mit weiteren Projekten an diesen
Um innerhalb der Gruppe den Mut zu finden, ein Lied allei-
Schreib-Arbeiten die sofortige in-
»Erfolg« anzuknüpfen. Eine langfristige Idee ist z. B. eine
ne vorzutragen, bedarf es aber auch der gezielten Einzel-
tensive Reflexion in Form von Be-
Sammlung mit vielen Autobiographien von Kindern und Ju-
schulung. Durch physiologische Grundkenntnisse wie Atem-
wusstmachung und Verbalisierung
gendlichen.
technik, Sprech- und Gesangübungen sollen die Selbst-
der Zugang zur Selbstwahrneh-
Der Austausch auf den Fortbildungen gab mehr allgemeine
mung erleichtert. Dabei ist ein
Informationen und Inspirationen. Mein persönliches Lern-
»realer« Blick auf die eigene Si-
feld ist die Erfahrung und der Austausch während des Pro-
tuation (Familie, Schule ...) der
jektes selbst. ■
eine Aspekt, das Erkennen der eigenen Schwächen und vor allem
Stärken der andere. Aus diesem
Erkennen heraus wird mit jedem
Jugendlichen im zweiten Teil sei-
hat seine kulturellen Spuren hinterlassen. Musik ist, wie nie zuvor,
austauschbar, überall verfügbar
5
Projektimpressionen aus der Praxis
Projektimpressionen aus der Praxis
4
Arinya Berges
7
Manfred Brückner
Lina do Carmo
Wachstum
Dance meets identity –
Harmonie in der Verschiedenheit
Zwölf Jugendliche (8 Jungen,
gendlichen motiviert und überzeugt werden,
4 Mädchen) einer 6. Klasse
dass dieses Projekt nur gemeinsam zum Er-
der Geschwister-Scholl-
folg führt. Die Aufnahme und Unterstützung
In der Klasse 9c der Freiherr-vom-Stein-Realschule in Düs-
die Jugendlichen fühlten sich wie
Ganztagshauptschule in Ah-
durch die Schule war sehr gut und hat die Ar-
seldorf mit 25 Schülerinnen und Schülern sind 14 Nationa-
ein Schiff in einer gewaltigen Wo-
len erarbeiten Collagen zum
beit erleichtert. Das Kollegium hat erkannt,
litäten vertreten. Vor diesem Hintergrund wollte sich das
ge, aber bei der ersten Präsentati-
Thema Frieden und Freiheit
dass das Öffnen der Schule für diese Art der
Projekt »Dance meets identity« mit der historischen, aktuel-
on am 12. Januar 2007 vor Freun-
mit dem Titel »Wachstum«.
Angebote überlebensnotwendig ist. Daher
len und zukünftigen Identität der Jugendlichen auseinander-
den und Eltern waren alle Zweifel
Wir arbeiten miteinander an
wird dieses Projekt auch im nächsten Jahr
setzen. Gleich zu Beginn unserer Zusammenarbeit musste
wie weggewischt: Die Lehrer erkannten ihre Schülerinnen und
einem 2x2 Meter großen Friedensbild,
fortgesetzt. Es wäre wünschenswert, wenn der Kon-
ich feststellen, wie stark die Jugendlichen von MTV beein-
aufgeteilt in 16 gleich große Fragmente.
takt zum Lehrerkollegium enger wäre. Dafür fehlt es
flusst sind und wie schwer es ihnen oft fällt, mit Klischees
Schüler nicht wieder!
Die einzelnen Fragmente werden farb-
aber an den strukturellen Voraussetzungen. An dieser
zu brechen. Wir haben uns bewusst viel Zeit für die Reflexi-
Die Klassenlehrerin Maria Heiter
lich gestaltet unter anderem unter Zuhil-
Schule wird etwas bewegt. Hier gibt es ein gutes Mit-
on genommen, so dass sich auch die sehr schüchternen Ju-
hat mich sehr unterstützt, die
fenahme von Zeitungsausschnitten vom
einander. Ein Informationsaustausch im Rahmen der
gendlichen auf den zeitgenössischen Tanz einlassen konn-
Schule insgesamt dem Projekt
11. September 2001.
Fortbildungen ist hilfreich und notwendig. ■
ten. Das Arbeiten mit den Jugendlichen ist ein indirektes
Raum gegeben. Von Februar bis
Dieses große Ganze soll tragfähig für
Führen und ein ständiger Balanceakt. Hätten sie sich bevor-
April ist eine Vertiefung des cho-
den Frieden werden. Das gesamte Pro-
mundet gefühlt, wäre das der Tod des Projekts gewesen. 12
reographischen Prozesses zu einer
jekt wird fotografisch begleitet, um in ei-
Jugendliche haben den Sprung auf die Bühne gewagt. Aus
vollendeten Tanzproduktion im
ner späteren Ausstellung den Entste-
ihnen formte sich allmählich eine feste Gruppe. Wir einig-
Tanzhaus NRW geplant. Von Mai
hungsprozess zu zeigen. Gleichzeitig
ten uns darauf, dass HipHop und Breakdance-Elemente ok
bis Juni geht’s um die Enderarbei-
werden die Schüler angehalten, ihre Ge-
sind, aber keine Bewegungen kopiert werden sollten. Ge-
tung mit Generalproben im Tanz-
danken zum Projekt festzuhalten und
meinsam versuchten wir den eigenen und auch Namen der
haus NRW für die Premiere und
aufzuschreiben.
anderen in Bewegung umzusetzen. Dass Tanz auch viel mit
Aufführung im Rahmen des tanz-
Die räumlichen Arbeitsbedingungen sind
Nachdenken zu tun hat, wollte manchen nicht in den Kopf.
maxx und des Schulfestes. Wenn
ideal. Bis zum Beginn der gemeinsamen
Im zweiten Teil des Projekts ging es um die Frage, was ist
das keine tolle Perspektive für die
künstlerischen Arbeit mussten die Ju-
Körper, was ist Identität? Es war ein ständiges Auf und Ab,
Jugendlichen ist. ■
Projektimpressionen aus der Praxis
Projektimpressionen aus der Praxis
6
Svetlana Fourer
Achim Krichel
Das Spiel mit der neutralen Maske
Kreatives Schreiben&Theaterspiel
Es gibt viele Theaterstücke für Kinder und Jugendliche und
alle haben eins gemeinsam: Sie wurden von Erwachsenen
geschrieben. Hier setzt meine Projektidee an. Warum sollten nicht die Jugendlichen
selbst ein Stück schreiben und
auf die Bühne bringen? »Authentisches Bühnenmaterial«
garantiert! Am Aachener Couven Gymnasium machten wir
uns daran, mit Schülern der
Jahrgangsstufen 7 bis 10 diese
ambitionierte Idee umzusetzen.
Nach einer Einführung in
Techniken des dramatischen
Schreibens legten wir los. Wir
gaben uns den Namen »Die
Betablocker«, wählten ein
Thema »My ge-
Es ging vor allem darum, den Ju-
Nach den Proben mit den Einzelgruppen haben wir uns bes-
neration – Stücke unseres Lebens« und bilde-
führung zu bringen, lässt sich wahr-
gendlichen (Achtklässlern) der
ser verstanden und ich konnte den meisten Jugendlichen die
ten vier Kleingruppen. Jede Gruppe arbeitet
scheinlich nicht umsetzen. Dafür
Gemeinschaftshauptschule Tiefen-
Angst vorm Ausprobieren nehmen. Sie bekamen Lust zu
seitdem an einem ca. 20-minütigen Kurz-
brauchen wir mehr Zeit. Von daher
talstraße in Köln-Mülheim die
spielen und zu machen. Nach zwei Tagen hat jede Gruppe
stück, sodass im Frühling ein abendfüllendes
hoffen wir auf eine Fortsetzung
verschiedenen Arten der Körper-
als Team zusammengearbeitet, die Störer waren gebremst
Theaterstück vorliegen wird. Natürlich pro-
des Projekts 2007/08.
haltung unter der neutralen Maske
und die Jugendlichen machten auch freiwillig Ȇberstun-
ben wir in Spielszenen, was wir geschrieben
Das Projekt wurde vom Couven
bewusst zu machen und ihnen
den«. Sowohl das Spiel mit den Gesichtsmasken als auch
haben. Zum Einsatz kommen dann auch die
Gymnasium von Anfang an bes-
auch ein Bewusstsein für die eige-
das Schauspielerische und Tänzerische haben bald sehr gut
Schauspieler in unserer Truppe, die neugierig die Entwick-
tens unterstützt. Die Arbeitsbedin-
ne Körperhaltung zu vermitteln.
geklappt. Ohne die Unterstützung der Klassenlehrerin Bri-
lung der Texte verfolgen. Die Qualität des bisher Geschrie-
gungen im Computerraum und in
Das Ganze sollte spielerisch durch
gitte Schunke, der Deutschlehrein Angelika Humpert und
benen übertrifft meine Erwartungen – starke lebensnahe
der Aula sind ausgezeichnet. Na-
Übungen und Improvisationen ge-
der Schulleiterin Ursula Stumpf hätte ich das Ganze organi-
Dialoge und sehr gutes Szenen-Timing. Die größte Stärke
türlich blicken besonders die
schehen. Ich musste mein Konzept
satorisch nicht so gut hinbekommen. Auch das Lehrerkolle-
meiner jungen Autoren ist ihre Unerfahrenheit. Das ur-
Deutschlehrer erwartungsvoll auf
den kreativen Output ihrer Schüler.
Alle zwei Monate treffe ich mich
gium war teilweise sehr interessiert und gespannt auf das
sprüngliche, von mir allzu euphorisch angepeilte Vorhaben,
Kinder und Jugend-
Ergebnis. Leider konnte aber nur eine Klasse unsere Auf-
ein solch großes Stück noch im selben Schuljahr zur Auf-
lichen die Maske
führung sehen, weil man sich nicht getraut hat, die Anfän-
mit den Künstler-Kollegen
überhaupt nicht an-
ger den möglichen Lachern und Kommentaren der anderen
zur Fortbildung. Dort blicken
genommen haben –
auszusetzen.
wir alle über den Tellerrand
ich habe ihnen zu
Eine Fortsetzung des Projekts ist von allen Seiten sehr er-
unserer eigenen Projekte,
viel auf einmal zu-
wünscht. Mich hat beeindruckt zu sehen, wie viel Mut und
übernehmen Anregungen
gemutet. Um die
Wille hinter anfänglichem Misstrauen versteckt waren. Es
für zukünftige und unter-
teils massiven Stö-
braucht jemanden, der das Feuer zündet und verlorenes
stützen uns bei anstehenden
Selbstvertrauen zurückgibt. ■
Problemen. ■
aber sofort korrigieren, weil die
rungen besser in den Griff zu bekommen, habe ich die Klasse in
drei Gruppen und drei Szenen von
»Romeo und Julia« geteilt: 1. Ball
im Haus Capuelt, 2. Balkon-Szene
und 3. Kampf zwischen Mercutio,
Tybalt und Romeo.
9
Projektimpressionen aus der Praxis
Projektimpressionen aus der Praxis
8
Sigrid Halfpap
Ohne Wasser läuft nix
Jonas Müller
Bronzeplastik Bremer Stadtmusikanten
Eine Gruppe von 16 Schülern der
Meine eigentliche Intention ist jedoch, die Be-
Das Projekt soll den Kindern die Bedeutung des Wassers für
Im Moment beschäftigen wir uns
Geschwister-Scholl-Hauptschule
gegnung mit Kunst außerhalb der Schule in ei-
Mensch und Umwelt vor Augen führen und sie motivieren,
mit dem Künstler Hundertwasser,
in Brakel entwickelt in 4 Teams
nem Bildhaueratelier zu ermöglichen. Beim ers-
das Thema künstlerisch zu bearbeiten. Im August 2006 be-
was beim Thema Wasser nahelie-
jeweils eine Tierplastik aus Bron-
ten Treff in meinem Atelier höre ich Kommen-
gann die Verwirklichung meines Projekts mit zehn Sieben-
gend ist. Die gesamte Projektar-
zeblech, die anschließend zu einer
tare wie: »Ey, cool, ey, wodraus is das, womit is
jährigen an der Offenen Ganztagsgrundschule Blomberg.
beit wird von mir auf einer Home-
Gesamtform montiert wird. Wir
das gemacht?« Doch plötzlich sehe ich mit Ent-
Mein Ideenreichtum schien fast unerschöpflich. Die Kinder
page mit Fotos dokumentiert, da-
treffen uns 14-tägig dienstags von
setzen, wie jemand mit einem meiner Schweißbrenner wie
sollten »Regengeräusche« sammeln, Aquarelle im Regen
mit die Kinder ihren Eltern oder
16 bis 19 Uhr. Das sehr kostspieli-
mit einer Pistole herumfummelt. Als ich entsetzt schreie:
malen, im Schwimmbad Unterwasserfotos machen usw.
Freunden jederzeit ihre Projektar-
ge Material wird von der bekann-
»Stopp, Unfallgefahr« antwortet der Jugendliche mürrisch:
Sehr schnell musste ich lernen, dass es gar nicht so einfach
beit zeigen können. Insgesamt
ten Beschlagherstellerfirma FSB
»Wollt ja nur mal gucken, Alter.« Obwohl er mit dem Alter
ist, selbst mit der anfänglichen Unterstützung der Kunstleh-
kommen wir mit dem abgespeck-
aus Brakel gesponsert. Der För-
Recht hat, entwende ich ihm kommentarlos das Griffstück
rerin, mit den Kindern nachmittags einigermaßen ruhig zu
ten Konzept gut voran.
derverein der Schule und die Stadt
und provoziere eine Fehlzündung mit einer riesigen Stich-
arbeiten. So speckte ich mein Konzept mehr und mehr ab.
Mit der Schulleiterin stehe ich in
Brakel stellen 2500 € für die
flamme und anschließender Knallgasexplosion als Antwort.
Unser Arbeitsraum ist groß und bietet viele Möglichkeiten.
sehr gutem Kontakt. Neuerdings
Schweißausrüstung zur Verfü-
Es folgen Ausrufe wie: »Boh, ey, Alter, heftich Alter, ey!«
Schränke zur Unterbringung des Materials sind vorhanden.
auch mit der Leiterin des Offenen
gung, womit auch die Wertschät-
der männlichen Cooltyp-Fraktion und »Nix für mich, das
Allerdings lädt der Raum die Kinder auch zum Herumtoben
Ganztagsschulbereichs, mit der
zung des Projekts deutlich wird.
wars wohl« der weiblichen Beckenfrei-Fraktion. Das daraus
ein, da keine feste Sitz- oder Klassenordnung besteht.
ich mich nun manchmal berate.
In der Anfangsphase wurden aus-
folgende Aufstellen und Einhalten von Regeln ist hart, aber
Die Kinder brauchen Bewegung und Abenteuer – deshalb
Leiterin und Lehrer wissen den
schließlich Arbeitsproben erstellt
unumgänglich!
war der Spaziergang am Bach wohl das schönste Erlebnis
Wert des Projekts sehr wohl zu
und vor allem Sicherheitsabläufe
Im homo ludens, dem spielenden Menschen, eine der wich-
für sie. Sie haben eifrig gesammelt, was sich im und am
schätzen. Für die Kinder ist es
trainiert, worauf Skizzen und Mo-
tigsten Triebfedern für das Machen von Kunst zu sehen, ist
Wasser finden ließ. Wir haben daraus eine 120 cm große
eher ein Kurs wie andere auch. ■
delle folgten. Natürlich ist diese
meine Leitidee für dieses Projekt, fernab vom Animations-
Collage gemacht, worauf die Kinder sehr stolz sind. Dank
Phase des Übens etwas zäh, aber
geschäft der so genannten Freizeitgesellschaft und abseits
des Fördervereins der Schule, der die Materialkosten be-
die Modellergebnisse brachten die
vom eindimensional zweckorientierten Menschen. ■
zahlt, haben wir auch Fahnen gebaut und bemalt, die die
Anfangsbegeisterung wieder zu-
Kinder mit nach Hause nehmen durften, um sie in ihre Gär-
rück.
ten zu »pflanzen«.
11
Projektimpressionen aus der Praxis
Projektimpressionen aus der Praxis
10
Bart Hogenboom
Migrationstheater
2003 begann ich meine Arbeit als Regisseur und
Theaterpädagoge an der Hauptschule in Münster-Coerde. In Anlehnung an die Entwicklungen
in den Niederlanden, wo Drama Pflichtfach ist,
ist es mein Ziel, Theater als festen Bestandteil
der schulischen Arbeit zu verankern. Die Hauptschule Coerde ist eine Stadtteilschule mit rund 50% Schülerinnen und
Schülern mit Migrationshintergrund, darunter eine hohe
Zahl von Sinti und Roma, und mit einer Vielzahl sozial- und
bildungsbenachteiligter Kinder. Aufgrund der geringen kulturellen Identifikation der Schülerinnen und Schüler – abgesehen vom Fernsehkonsum – liegt die Besonderheit eines
Theaterprojekts an der Schule darin, überhaupt Theater zu
spielen, sich auf die Bühne zu wagen und sich auszudrücken.
Ich arbeite mit den Schülerinnen und Schülern immer ergebnisorientiert, d. h. am Ende steht eine Aufführung.
Wichtig ist, das Konzept ständig der Lerngruppe anzupassen und sehr flexibel zu sein. Ich fordere die Schüler heraus
Barry L. Roshto
und lege Wert auf kurze und kräftige Präsentationen. Gut
Muster Natur
gefällt mir, dass mit Hauptschülern ein sehr authentisches
Arbeiten möglich ist. Die Erfahrung, auf der Bühne zu stehen, ist für viele Teilnehmer/innen von unschätzbarem
Das »Mixed-Media«-Kunstprojekt »Muster Natur« wurde
dem Altpapier gerettet worden wa-
Wert.
konzipiert, um die Aufmerksamkeit von Stadtkindern, die
ren, aufgeklebt. Die Bäume wur-
Schwerpunkt des durch Kultur und Schule ermöglichten
die Marienschule in Bonn besuchen, gegenüber der in der
den angemalt und ausgeschmückt.
Projekts »Migrationstheater« ist die Umsetzung von bekann-
Natur vorhandenen visuellen und akustischen Information
Dabei gab es auf einmal einen
ten Märchen in eine moderne und zeitgemäße Erzählung.
zu erhöhen. In den aufeinander aufbauenden Phasen sollte
Baum mit Gesicht, und bald dar-
Beim Start des Projekts im August 2006 waren mehr als 20
die Natur in der Umgebung nach Mustern untersucht, doku-
auf hatten alle Bäume Gesichter,
Achtklässler dabei, bei den verbliebenen 15 Jugendlichen
mentiert und dann aus dem gewonnenen Material und den
Persönlichkeiten, Ränge und Be-
bin ich zuversichtlich, dass sie bis zum Projektfinale dabei
neu erworbenen Kenntnissen Kunstwerke kreiert werden.
ziehungen. Sie fingen an mitein-
bleiben. In Zusammenarbeit mit dem Begegnungszentrum
Die Selbstorganisation, das wichtigste Prinzip natürlicher
ander zu agieren und organisierten
Meerwiese sind andere Theatergruppen mit Jugendlichen
Strukturen, sollte anschaulich gemacht werden und als
sich schließlich selbst in ein Thea-
und Senioren gefragt worden, ob sie sich auch mit dem The-
Maßstab für die Analyse natürlicher Muster dienen.
terstück um. Die neue Digicam,
ma Märchen auseinander setzen wollen. Im Mai 2007 wer-
Muster Natur ist ein Projekt, in dem elektronische Medien
die die Offene Ganztagsschul-Lei-
den sich die teilnehmenden Jugendlichen und Senioren ihre
eine wichtige Rolle spielen, aber nicht im Zentrum stehen.
terin uns beisteuerte, erwies sich
Aufführungen gegenseitig vorstellen, um einen generations-
Das Erlernen des Umgangs mit Kameras, Mikrofonen und
als geeignetes Gerät, um Videofil-
übergreifenden Austausch zu ermöglichen. ■
Computern sollte beiläufig als »collateral learning« gesche-
me aufzunehmen. Jetzt wird ein
hen. Wichtiger ist, wie die Kinder diese Medien optimal
Märchenfilm gedreht. Dies ent-
ausnutzen können, um ihre Ideen umzusetzen. Wie können
spricht nicht der ursprünglichen
sie verschiedene Medien so mischen, dass jedes Medium
Intention, aber das ist Medien-
das andere ergänzt, ohne in eine sensuelle Weitschweifig-
kunst ... ■
keit oder Überfülle zu gelangen?
Zurzeit hat sich in dem Kurs ein Prozessfluss ergeben, der
angefangen hat mit dem Basteln eines künstlichen Waldes.
Zunächst wurden Blätter aus alten Plastik-Prospektfolien
ausgeschnitten. Diese wurden dann an Papp-Rollen, die aus
13
Projektimpressionen aus der Praxis
Projektimpressionen aus der Praxis
12
Das NRW-Landesprogramm »Kultur
und
Schule«
2006/2007
Fragen und Antworten
Anknüpfend an die Informationen zu Ausschreibung, Finanzierung und Fortbildung
(siehe mag.1_06, auch unter www.kultur.nrw.de) greifen wir an dieser Stelle die
wichtigsten Fragen zu Abgabepflichten auf. Informationen zum Versicherungsbedarf
folgen in einer späteren Ausgabe.
Fragen und Antworten zum NRW-Landesprogramm
14
15
Abgabepflichten in Schulprojekten
Müssen Schulen
Beiträge an die
Künstlersozialkasse
abführen?
Die Künstlersozialkasse (KSK) ist eine staatliche Einrichtung, die
selbstständigen Künstlern und Publizisten sozialen Schutz in der Ren-
Sind Schulen
Auch von Gebührenzahlungen an die GEMA, die Gesellschaft für mu-
GEMA-pflichtig?
sikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte, sind
ten-, Kranken- und Pflegeversicherung bietet. Die Hälfte der fälligen
nordrhein-westfälische Schulen befreit. Denn zwischen der GEMA
Beträge werden dabei aus einem Zuschuss des Bundes sowie aus Sozi-
und dem Land Nordrhein-Westfalen besteht ein Vertrag zur Abgeltung
alabgaben der Unternehmen gezahlt, die Kunst und Publizistik ver-
der Vergütungsansprüche gegenüber den kommunalen Schulträgern.
werten.
Diese umfasst Schulveranstaltungen oder gemeinsame Veranstaltungen
mehrerer Schulen, bei denen kein Eintrittsgeld oder Unkostenbeitrag
Bei Schulprojekten stellt sich die Frage, ob auch allgemein bildende
von mehr als 2,56 € erhoben wird. Schulveranstaltungen im Sinne des
Schulen abgabepflichtig werden, sobald sie Künstlerinnen und Künst-
Pauschalvertrages sind Veranstaltungen einer Schule, mehrerer Schu-
ler verpflichten. Dies hat das Bundessozialgericht verneint. Mit dem
len gemeinsam oder eines Fördervereins oder der Schülervertretungen
Katalog der abgabepflichtigen Unternehmen habe der Gesetzgeber nur
außerhalb des planmäßigen Unterrichts in der Schule, auf Plätzen und
diejenigen Kreise erfassen wollen, die typischerweise Künstler für
Straßen oder in Räumlichkeiten, die der Schule kostenfrei zur Verfü-
ihre Zwecke in Anspruch nehmen. Der Abgabetatbestand sei noch
gung gestellt werden, bei denen lediglich Erlöse aus Eigenbewirtung
nicht erfüllt, wenn die Schule selbstständige Künstler im Unterricht
erzielt werden und die nicht dem Erwerbszweck eines Dritten dienen.
oder für außerunterrichtliche Veranstaltungen heranzieht. Anders sieht
Da die außerunterrichtlichen Angebote im Landesprogramm »Kultur
dies für außerschulische Träger und Einrichtungen aus, für die die Ab-
und Schule« als schulische Veranstaltung gelten, besteht auch hier kei-
gabepflicht schon grundsätzlich festgestellt wurde.
ne Vergütungspflicht. Diese entfällt ohnehin für Veranstaltungen der
Jugendhilfe, der Sozialhilfe, der Alten- und Wohlfahrtspflege, der Gefangenenbetreuung sowie für Schulveranstaltungen, sofern sie nach ihrer sozialen oder erzieherischen Zweckbestimmung nur einem bestimmten, abgegrenzten Kreis von Personen zugänglich sind.
Kritische
Begleitung
www.kulturundschule.de
Das Netzwerk zum Netzwerken
Mit dem Startschuss zum Landes-
einen Wegweiser durch die Vielzahl kompetent durchge-
programm »Kultur und Schule«
führter und kreativer Projekte.
im vergangenen Jahr schaffte die
Interessierte Lehrerinnen und Lehrer, Künstlerinnen und
Landesregierung eine stabile Basis
Künstler, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Institutio-
für ein immer größer werdendes
nen, aber auch Eltern und Schüler können sich im Künstler-
Netzwerk kulturell-ästhetischer
pool, in der Projektdatenbank und im Schulpool über die
Bildung. Während derzeit landes-
Projekte aktiver kulturell-ästhetischer Bildung informieren,
weit in allen Schulformen Schüle-
Anregungen und Eindrücke sammeln und in Kontakt mit-
Im Januar 2007 hat das Zentrum für Kulturforschung in
gen geplant, auf denen die Pro-
rinnen und Schüler unter der Lei-
einander treten. Differenzierte Funktionen ermöglichen die
Bonn, das in seiner Tätigkeit einen Schwerpunkt in der For-
jektergebnisse präsentiert werden
tung von Künstlerinnen und
zieldefinierte Suche nach Künstlerinnen und Künstlern,
schung zu kulturellen Bildungsprozessen bei Kindern und
sollen. Beteiligte Schüler sollen
Künstlern in mehr als 700 Projek-
Kunstrichtungen und Projektangeboten im Einzugsbereich
Jugendlichen gesetzt hat (Publikationen u. a.: »1. Jugend-
hier die Möglichkeit erhalten, sich
ten Kunst und Kultur begegnen,
einer bestimmten Schule oder in einer Region. Künstlerin-
Kultur Barometer«; »Künste – Medien – Kompetenzen« –
ebenfalls zur Akzeptanz der
wird bereits an der Fortsetzung
nen und Künstler werden die Möglichkeit haben auch nach
Abschlussbericht zum Programm der Bund-Länder-Kom-
Künstlerprojekte zu äußern.
dieses Programms im kommenden
interessierten Schulen in ihrem Tätigkeitsradius zu suchen
mission für Bildungsplanung und Forschungsförderung
Schuljahr 2007/2008 gearbeitet.
und diese zu kontaktieren. Finden sich im Schulpool derzeit
»Kulturelle Bildung im Medienzeitalter« u. a.), die Evalua-
In einem dritten Schritt werden
Erklärtes Ziel ist die landesweite
nur die Schulen, die schon jetzt ein gefördertes Projekt
tion des Landesprogramms »Kultur und Schule« übernom-
schließlich alle beteiligten Künst-
Verbindung verschiedener Initiati-
durchführen, so werden sich zukünftig Schulen selbst regis-
men. Die Entwicklung der Projekte und anderen Aktivitäten
ler und Schulen schriftlich befragt.
ven zu einem filigranen und kom-
trieren können, um ihr Interesse an einem Projekt im Rah-
im Rahmen des 2006/07 erstmals umgesetzten landesweiten
Diese quantitativen Erhebungen
petenten Netzwerk kulturell-ästhe-
men des Landesprogramms zu dokumentieren.
NRW-Programms soll dokumentiert und kritisch begleitet
sollen eine breite Rückmeldung
werden. Methodisch beinhaltet die Evaluation drei »Bau-
zum Programm ermöglichen. In
steine«.
einigen ausgewählten Schulen
tischer Bildung. Kontakte, Empfehlungen und der Erfahrungsaus-
Eltern, Schüler und Lehrer erfahren darüber hinaus mehr
tausch unterstützen dieses Vorha-
über die landesweiten Aktivitäten und Möglichkeiten. An-
ben ganz wesentlich.
geregt durch die Vielzahl der Projekte, werden sie darin un-
In einem ersten Schritt werden sämtliche Projektunterlagen
Meinungsbild gebeten.
werden auch die Eltern um ein
terstützt, selbst aktiv zu werden und Kontakt zu Künstlerin-
des Landesprogramms wie Bewerbungen, Materialien der
Für einen abschließenden Auswer-
Mit dem Internetsystem »www.
nen und Künstlern aufzunehmen, um mit ihnen Ideen zu
Fortbildungen etc. sekundäranalytisch ausgewertet. Für je-
tungsbericht werden die erhobe-
kulturundschule.de«, das feder-
entwickeln und umzusetzen. So wird aus einem groben sta-
des Projekt werden in einer Datenbank systematisch alle
nen Daten des dreigeteilten Me-
führend vom Kulturse-
bilen Netz zunehmend ein feinmaschiges, multiin-
verfügbaren Informationen gesammelt, so dass Aussagen
thodenkonzepts harmonisiert und
kretariat Gütersloh be-
formatives Netzwerk kulturell-ästhetischer Bildung
für alle geförderten Projekte der ersten Förderwelle möglich
zueinander in Beziehung gesetzt.
treut wird, steht ab Mit-
mit wachsendem, zukunftsweisendem Potential. ■
werden, beispielsweise zum biographischen Werdegang der
Er beinhaltet nicht nur Empfeh-
te Februar ein umfang-
Künstler, zu den Projektorten, den Projektinhalten (wie
lungen für die weitere organisato-
reiches Kommunikati-
Sparten, Zielgruppen, Zeitorganisation) und vieles mehr.
rische und inhaltliche Gestaltung,
onsnetzwerk zur Verfü-
Dieses Verfahren wird auch auf die Projekte des zweiten
sondern auch eine empirische
gung. Als Informati-
Durchführungsjahres 2007/08 angewendet.
Skizze des NRW Landespro-
ons- und Kommunika-
gramms »Kultur und Schule«. Es
tionsforum wird das Onlineportal
Qualitative Interviews haben in einem zweiten Schritt die
ist geplant, die Ergebnisse in Form
zu einem wichtigen Multiplikator
Aufgabe, die sekundäranalytischen Auswertungen und Er-
einer Publikation unter dem Motto
auf dem Weg zu einer langfristi-
kenntnisse zu vertiefen. Intensive Gespräche werden dabei
»Zahlen, Fakten, Hintergründe«
gen Kooperation zwischen Kultur-
mit Repräsentanten aller am Landesprogramm beteiligten
voraussichtlich im Herbst 2007 zu
schaffenden, Kulturinstitutionen
Personengruppen geführt: den Künstlern, den Schulen, den
veröffentlichen. ■
und Schulen. Hier findet der Besu-
Fortbildungsinstitutionen, aber auch den Kommunen und
cher nicht nur allgemeine Infor-
Bezirksregierungen, die die Bewerbungen koordinierten.
mationen zu Zielsetzung, Umset-
Für das Ende des ersten Durchführungsjahres von »Kultur
zung und Förderung, sondern auch
und Schule« sind im Sommer 2007 Abschlussveranstaltun-
17
Breite Rückmeldung
Künstlerpool
16
Evaluation des
NRW-Landesprogramms
»Kultur und Schule«
NRW:
Modell-Land
für Kulturelle Bildung
Staatssekretärin
Staatssekretär
Dr. Marion Gierden-Jülich
Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff
Staatssekretär
Günter Winands
Gemeinsame Tagung
von Staatskanzlei, Schulministerium
und Jugendministerium
18
zur Förderung der kulturellen Bildung im Dialog konkreti-
Bedeutung kommt dem Unterricht
Kultureinrichtungen müssen sich so früh wie möglich an
Remscheid der Startschuss für die
siert werden.
an anderen kulturellen Lernorten
Kinder und Jugendliche wenden. Dazu bedarf es einer en-
landesweite Initiative »Modell-
zu, der Besuch von Theatern, Mu-
gen Kooperation mit den Kindertageseinrichtungen, den
Land Kulturelle Bildung Nord-
Die Voraussetzungen in Nordrhein-Westfalen dafür sind
seen und Konzerten ist gleichwer-
Schulen und den Einrichtungen der Jugendarbeit.«
rhein-Westfalen«. Ziel des Pro-
gut: Ein wichtiges Zeichen wurde mit dem Landespro-
tiger Unterricht in anderer Form
gramms ist es, die zahlreichen In-
gramm »Kultur und Schule« gesetzt, das Künstler in Schu-
und sollte in jeder Schule eine
Weitere Informationen unter www.schulministerium.
itiativen der kulturellen Bildung
len bringt und die Bildungsarbeit mit Kultureinrichtungen
Selbstverständlichkeit sein. Alle
nrw.de, zum Programm »Kultur und Schule« unter
im Land miteinander zu vernet-
vernetzt. Der Start erfolgte mit 700 Projekten, für 2007 ist
Partner der kulturellen Bildung
www.kultur.nrw.de sowie zur außerschulischen Ju-
zen, ihren Wirkungsgrad zu erhö-
eine Verdopplung geplant. Die Landesregierung fördert dar-
müssen aktiv aufeinander zuge-
gendbildung unter www.mgffi.nrw.de. ■
hen sowie neue Angebote anzure-
über hinaus zahlreiche Projekte aus dem Kinder- und Ju-
hen. Der Aufschwung der kultu-
gen und umzusetzen.
gendplan. Theater, Museen und viele andere außerschuli-
rellen Bildung in den Ganztags-
sche Lernorte arbeiten partnerschaftlich mit den Schulen
schulen soll auch alle anderen
und den Einrichtungen der Jugendarbeit zusammen.
Schulen einbeziehen.«
Brockhoff, der Staatssekretär für
NRW-Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brock-
Staatssekretärin Dr. Marion Gier-
Schule und Weiterbildung, Günter
hoff erklärte: »Die Projekte sind ein erster wichtiger Im-
den-Jülich sagte: »Die kulturelle
Winands, und die Staatssekretärin
puls. Ziel ist es jedoch für die Zukunft, neben Einzelprojek-
Jugendbildung ist eine wichtige
des Jugendministeriums, Dr. Mari-
ten Strukturen zu stärken und zu Gesamtkonzepten kulturel-
Säule der Kinder- und Jugendar-
on Gierden-Jülich, zusammen mit
ler Bildung zu kommen, denn Nachhaltigkeit und Kontinui-
beit in Nordrhein-Westfalen. Sie
dem Direktor der Akademie, Prof.
tät sind wichtige Aspekte in Bildungsprozessen. Die Zu-
bietet jungen Menschen die Chan-
Die nächsten Fortbildungstermine sind auf der Rückseite dieser
Dr. Max Fuchs, zu einer ersten ge-
sammenarbeit von Schule und Kultur ist daher von beson-
ce, kreativ und kritisch mit kultu-
Broschüre aufgelistet.
meinsamen Tagung in die Akade-
derer Bedeutung.«
rellen Angeboten umzugehen und
Zum Auftakt haben Kulturstaats-
19
sekretär Hans-Heinrich Grosse
mie Remscheid eingeladen. Ge-
sie funktioniert über das Erleben,
Die Ausschreibung zum NRW-Landesprogramm »Kultur und Schule«
meinsam mit 70 repräsentativen
Staatssekretär Günter Winands unterstrich: »Ziel der Initia-
Erfahren und Ausprobieren. Das
für das Schuljahr 2007/2008 erscheint in Kürze unter
Vertreterinnen und Vertretern von
tive ist es, Nordrhein- Westfalen zu einem Modellland für
macht sie bei Jugendlichen so at-
www.kultur.nrw.de (Kultur und Schule).
Organisationen, Verbänden und
die kulturelle Bildung zu machen. Kinder und Jugendliche
traktiv. Der demografische Wan-
Kommunen sollten bereits erarbei-
können über die kulturelle Bildung neue Begabungen ent-
del ist auch eine Herausforderung
tete Eckpunkte und Instrumente
decken und ihre Persönlichkeit stärken. Eine herausragende
für Kultur und kulturelle Bildung.
Modell-Land NRW
Am 13. Dezember 2006 fiel in
6. Februar bis 10. März
3. Fortbildung
Themen u. a.: Umgang mit Konflikten
Altersspezifische Angebote · Kollegialer
Erfahrungsaustausch · Perspektiven »Kultur und Schule«
Regionalworkshops in Bottrop (6. Februar,
14 bis 20 Uhr), Hamm (22. Februar, 14 bis
19 Uhr), Unna (23. Februar, 9 bis 15 Uhr),
Krefeld (26. Februar, 14 bis 19.30 Uhr),
Dortmund (27. Februar, 9 bis 14.30 Uhr),
Aachen (1. März, 9 bis 15 Uhr), Herne
(2. März, 9 bis 14.30 Uhr), Köln (2. März,
10 bis 16 Uhr), Münster (6. März, 9 bis 15
Uhr), Remscheid (6. März, 9 bis 14.30 Uhr),
Ibbenbüren (6. März, 8.30 bis 14 Uhr),
Neuss (12. März, 11 bis 17 Uhr), Bielefeld
(10. März, 10 bis 16 Uhr)
Info: LKD NRW e.V.
Tel. 02303-65618, -69324
[email protected]
Literatur
14. Februar, Gladbeck
3. Fortbildung
Geplante Themen: Ausgewählte Methoden
des Kreativen Schreibens · Kollegialer Erfahrungsaustausch · Möglichkeiten der Beteiligung von Schülerinnen und Schülern
Ort: Städtische Galerie Gladbeck
Info: Literaturbüro NRW-Ruhrgebiet e. V.
Tel. 02043-992168
[email protected]
Tanz
5./6. Mai, Köln
4. Fortbildung
Themenschwerpunkt: Choreografieentwicklung mit Kindern und Jugendlichen
Ort: Sporthochschule Köln
Institut für Tanz und Bewegungskultur
Info: NRW Landesbüro Tanz
Tel. 0221-2265754
[email protected]
Musik
Die Fortbildungen werden im
Modulsystem angeboten
28. Februar (Musik in offenen Spielkreisen),
8. März (Musik und Bewegung), 15. März
(Songwriting), 28. April (Percussion),
16. Mai (Singen mit Kindern)
jeweils 9.30 bis 17 Uhr
Ort: Landesmusikakademie NRW, Heek
Info: Tel. 02568-9305-33
[email protected]
Film/Medien
3. Februar, Köln
3. Fortbildung
Themenschwerpunkt: Umgang mit Konflikten
Ort: Jugendherberge Köln-Deutz,
Siegesstraße 5, 50679 Köln
Info: filmothek der jugend nrw e.V.
Tel. 0203-4105825
[email protected]
Theater
8./9./13. Februar, Neuss
3. Fortbildung
Geplante Themen: Konflikte · Vernetzung
10 bis ca. 17 Uhr
Ort: Rheinisches Landestheater Neuss
Info: Tel. 02131- 26 99 32
[email protected]
17./19./20. April, Neuss
4. Fortbildung
Geplante Themen: Endspurt · Evaluation
10 bis ca. 17 Uhr
Ort: Rheinisches Landestheater Neuss
Info: Tel. 02131- 26 99 32
[email protected]
Termine Fortbildungen
Bildende Kunst
Info: www.thomasb-duo.de
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Info: www.thomasb-duo.de
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Info:
Die Laute ist eines der ältesten Musikinstrumente. Basierend auf Darstellungen um 2000 v. Chr. stammt sie in der
Form des Tanbur mit Schildkröten-Korpus aus dem babylonischen Raum. Die Araber entwickelten daraus den noch
heute weit verbreiteten Ud, dessen Name (Al-ùd) sich in europäischen Ländern zu: Laud, Liuto, Luth, Laute etc.
entwickelt hat. Durch die politische und kulturelle Berührung von Orient und Okzident im 8. Jh. kam die arabische
Laute durch Mauren und Sarazenen zunächst nach Spanien und Sizilien. Von hier aus verbreitete sie sich in ganz
Europa und nahm bis zum Barock vielfältige Formen an. In Spanien selbst allerdings entwickelte sich gleichzeitig die
Gitarre. In Renaissance und Frühbarock erlebte die Laute ihre Hochblüte. Sie wurde angesehen als „regina omnium
instrumentorum musicorum“ – als die Königin aller Musikinstrumente. Vom Barock bis zur Spätromantik bleibt die
Laute im Musikleben verschollen und erlebt erst heute in Tagen historischer Aufführungspraxis eine Wiederbelebung
als Solo- und Ensembleinstrument.
Info: www.thomasb-duo.de
eF
Ferutre$4e
"
- c r Ä i . i i j F ' Hrru- 1Q i _ t o R - i i i , .
NeueKlangwelt
erschlossen
Saxophonquartett
"Pindakaas"
undCountertenor
ThomasBremser
shK,.hg
Füp.J
M R t t n r R sS c n n ö o e n
S e u r u e R r N G EWRe e 2 8
D - 48151Mürusren
P n o r u e#: 4 9 - ( 0 ) 25 1- 79 6 2 74
FAX: #49-(0)251-97
4 5874
e- m ail:schr oeder @pi ndak aas .de
DIALOG - Musik für Gesang
und Saxophonquartett
oEs sei das menschlichste aller Instntmenteo, schrieb der Komponist Hector Berlioz 1852 an einen Freund, nachdem er den Klang
des Saxophons in einem Konzert des Instrumentenbauers Adolphe
S a x z L t me r s t e n M a l g e h ö r t h a t t e .
Das enorm vielfältige Klangpotential des Saxophons mit Gesang
und Musik aus der Renaissance, des Barock und der Moderne zu
verbinden. ist der Ausgangspunkt des Projektes "Dialog."
für Altus/ Countertenor von John Dowland und sowie
"Songs"
Opernarien von Henry Purcell erklingen erstmals nicht mit Lautenbegleitung, sondern im Zusammenspiel mit vier Saxophonen.
Tonale Kanons von Arnold Schönberg zu Texten des Komponistenund J.W.Goethes s'erden in einer direkten Gegenüberstellung von
Rezitation und Kanon interpretiert, um den Zusammenhang zwischen Schönbergs Musik und den ihr zugrunde liegenden Texten
zu verdeutlichen.
Expressive jiddische Lieder aus dem Ghetto Wilna und Klezmermusik schlagen die musikalische Brücke zvr Mitte des 20. Jahrhunderts.
Thomas Bremser (Altus), Ruth Boguslawski (Jidd.Gesang) und das
Pindakaas Saxophon Quartett präsentieren dieses innovative Projekt auch auf ihrer CD oDialog", neu erschienenen bei oFono
2O0O",Musikwelt Tonträger (Best.Nr.: FCD 2OO2O|.
Mit freundlicherUnterstützungder
i'ü
GWK
)In::*n*'*''{füJL?'fJlf
Kultur.Roman
xÜnSrIER DERREGIONAUFCD
mitHumor
Schönberg
1905 und 1949 insgesamt16
Von MANUEL IENNEN
(der
Bärenreiter-Verlag
Der flüchtige Blick auf das
kommt mit Bearbeitungenauf
des
der
neuen
CD
Cover
30) kleine Kanons für drei
münsterschen,,Pindakaas"oder vier Stimmen, ohne die
Rebeunruhigt:
Quartetts
Instrumentierung festanlegeu
naissance-Lieder, Schönberg
und iiddische Traditionals
alles'bearbeitet fi.ir Saxophone! lst das nicht gewollt anspruchsvoll und kopflastig?
Die ersten Höreindrücke geben indes sofort Entwarnung:
eine echte Premieregeglückt.
Hier handelt es sich einfach
hält der musikaliAllerdinss
um schöne Musik, geschickt
sche Geiuss mit dem editoarrangiert, professionell gerischen Entzückennicht ganz
spielt udd stilistisch erMan erlebt einen tonalen
mit.
staunlich gut abgestimmt.Die
Schönberg, der sein eigenes
vier Saxophonisten Marcin
Geiammei über das Altern
Lenger, Guido Grospietsch, (,,Keiner
bleibt bei 20 ewig
Ioachim Schoofs und Mat. .') witzig und lakostehen.
ganze
ihias S"hrtider haben
nisch in knappe Noten fasst.
Arbeit geleistet.
Wer Giora Fei,t-an liebt,
Die Mixtur startet mit Lie- kommt schließlich in letzten
von
und
Arien
dern
fohn Drittel auf seine Kosten: Bei
Dowland und Henry Purcell, ,,Plavthe Klezmer" fetzen die
sesunqen von dem Counterrichtig glutvoll los' Die
ienor-Thomas Bremser. Ge- ;ungi
Säneerin Rüü! Bosuslawski
rade Dowlands Iautenlieder steuärt herzzereißeide
iiddikliueen den hiesisen
-frischAlte- sche Soli in lupenrein kehliin ger
Mus-ik-Fans noch
Technik bei.
deu Ohren, gaben doch vor
Um
die Katze nicht im Sack
siniger ZeitEmma Kirkby und
Anthonv Rooley in Münster zu kaufeu, sollten sich Inteieinumiübeltes l(onzert. h der essenten den kommenden
S'amstagabend(27. 11.) freiAltus-Saxophon-Fassung
feblt ein wenig die improvi- halten: flnnn frcfss QUartett
satorische Spontaneität des und Sängerlive un 20'Uhr
ErbdroOrieinals, dafür wirkt die Mu- im müisterschen
sik-durch die Bläserbeglei- stenhof auf.' Karten-Infos
tutrB elegischer. Übärra- beim TICXCET€ORNR unschenderweise fallen die mo- serer Zeitungt @ 02 51 / 5
92-52 52. .
PindakaasSaxophonQUartett:
Dialog. 1 G); DDD; Fono 2000
FCD20020;ca.35 DM.
Mü*sttusrhp
Qqitqhft r
könnte aus den Worten.aber
noch mehr Funken schlagen.
Ein wahres Fundsück sind
fünf Kanons von Arnold
Schönberg zu eigenen oder
Goetheschen Texten. Der
Komponist schrieb laut Internei-Werkverzeichnis des
Schöaberg4enters arischen
?.-5,4y',1\
desPindakaas
Saxophon-Quartett
DieneueCD,,Dialo$'
Veritabeldrauflosgespielt
Be- auchhäufigseineKonzerte
beschlos- dürfendie MusikerdennunsereWerDerersteEindruckist irritierend.
und SchönJa.abernichtso.Barockmusik senhat.Musstemandabeiimmerbe- ke soeinfachbenutzen?")
kannt?
Texte bergsZustimmung(,,Veritabel,einNachgut einerMi- dauerndauf die dazugehörigen
mit Saxophonen?
werdensienunnachgelie- fach drauflos gespielt.Das gefällt
nute folgt mit dem Einsatzder Ge- verzichten,
Es isl iat- fert. Die Saarbrücker
Gewissheit;
SängerinRuth mir.") kann jeder Zuhörer seinen
sangsstimme
fora g'hile". Boguslawski
Purcells
.,Music
In- Standpunktsuchen.Fest steht: Es
sächlich
bieteteindringliche
führen terpretationen
von,Schtiller,schtil- klingt und funktioniert.Warumalso
Auf ihrerneuenCD .,Dialog"
Saxophqn ler" und ,,Wirlebenejbig",zweiTei- nicht?
die MusikerdesPindakaas
GUIDODIESING
Quartettsfort. was ihnenbereitsmit len der Pindakaas-lnstrumentalsuite
gelungen
war: ,,Songs
=9
derertenCD ..Vo1'age"
of JewishLife".
dass sich die SaxoSie beweisen.
Im Beiheftzur CD streitenin ei- Die CD ,,Dialog" ist unter der Bephonfamilie
ohneAbstrichcfür illu- nem fiktiven Gesprächdie vertrete- stellnummer
FCD 20020bei der Firliksttickeeignet.bei derenKomposi- nen Komponisten
über die Statthaf- tna ,,Fono 2000" erschienenund ist
nochnicht
tion an dieseInstrumente
tigkeit der Bearbeitungen.
Zwischen im Handelundbei der Vertnebsfirma
zu denkenwar.
Dowlandspuristischen
Zweifeln(,,Ja, Iü llsikwelt er höltlich.
In Liedernvon Purcellund John
die Saxophone
Dowlandübernehmen
denPartderLaute.Dabeiist derZumit der Stimmeton
sammenklang
ThomasBremserweit
Countertenor
als es die
rveniqerungewöhnlich,
Kom6ination'
über die Jahrhunderle
hinwegerwarlenließe.Einfühlsam
und mit weichemTon zeigensichdie
Ilusiker stilsicherund geschmackroll. Die CD bestehtausdrei Teilen.
nedie leiderein wenigunvermittelt
stehen:Nachdenenqlibeneinander
folgen.unierschenLautenliedern
brochenvon kurzen Rezitationen.
fünf Kanonsvon ArnoldSchönberg.
Rufdesverkopfdiedenlandläufigen
ten Zwölftönersaufs Angenehmste
eniet mit
widerlegen.
Die Aufnahme
jiddischenTraditionals,mit ienen
und CountertenorThomasBremser(vome).
das Quartettin der Verganeei!:eit DasPindakaasSaxophon-Quartett
\,eii, f.5clrt
?.rf t
2+, 44, 1\
Nr.264
Freitag,12. November1999
ms7
MZ präsentiertKgnzertim Erbdrostenhof
undCounter-Tenor
Saxofon
Frage bereits beantlgorten
muiste. Der renommierte
Sä-nserstudiertezunächstBaritoi. ber-orer feststellte,dass
seine Stimme mühelos auch
die Reeistereiner rteiblichen
-{lt- u-nd SoPranstimme erreicht. Heute-singter an den
qoßen Opernhäusernder Reiublik. i'on lvtünchen bis
kOLn.Pattieo in BarockoPern'
aber auch den ,,Hä-nsel"aus
Enselbert HumPerdincks ro:nüdscher \ lärchenoPer.
Die \Z
Präsentiert den
Thomas
Ccunter-Tenör
Bremser nun in einem auSersersöhnlichen Kammerkod2ert erstmals in Münster.
Zusemmen mit dem Pinda-
kaas Saxofon Quartett erarbeitete der Counter-TenorBarocklieder von |ohn Dowland
und Henrv Purcell. Die damals üblithe Lautenbegleitung übernehmen auf der ge-
rade erschienenen CD ,,Dialog" (FCD 20020) die Saxofone.
DasThema Stimme und Saxofon ereift das Ensemble
auch ii verschiedenen Kanons von Arnold Schöuberg
auf. Schönberg komPonierte
Zeit seines Lebens tonale Kanons zu eigenen, humoristischen Textän. Rezitation und
Musik wird das Quintett an.
diesem Abend gegenüberstellen. Den Brückenschlag
zur Moderne bilden iiddische
Lieder aus dem Ghetto Wiloa,
die Pindakaaszusämmen srit
der Saarbrückener Klezrner'
Sängerin Ruth Boguslwski
auffäbrt.
Karten für rlas Konzert am
Samstag, 27. November, um
20 Uhiim Festsaal des Erbdrostenhofes gibt es !- MZTICKET CORNER, @ 5925252.
a
Brgmggrin einemauffiiewöhnlichen
Die tvlZpräsentiertden Cbunter-Te'9r.Thomq;
Kamm"rkonzertzusdmmenmit dem Pindakaassaxofon Quattett.
a-
crTp souND
It
\'
konzert
,t...,".,,
;
vorstellung
ßloy' 11
I
,j
Pindakaas
Musikfür Gesang&
te dos Ensemble
ous dem Ruhrgebiet einen humoristischen
Nomen
[Pindokoos
ThomosBremser.Altus (Counter-Tenor)
Iniederlond.]= Erdnußbutterl,
oller Instru- der sichvon onderenvermeinl- studierteu.o. bei Heo Soon Pork,HJ.Scholz
,Es sei dos menschlichsle
l i c h s e r i ö s e nN o m e n u n t e r u n d M i c h o e l o K r ö m e rG e s o n g .E r o b s o l menle",beschriebHeclorBerlioz1852
v i e r l e z o h l r e i c h e M e i s t e r k u r s eu . o . b e i
scheidensollle.
seinenerstenEindruckvom Klong des
EmmoKirkby, Poul Esswood,Anner Bilsmo
S o x o p h o n e s . D i e e n o r m ek l o n g l i c h e
R e n eJ o c o b s u n d M o x v o n E g m o n d .B e In seinen Konzerten pflegt
Vielfoltdes Soxophonsmit Gesong und
reits1985 wurde er von Regisseur
eine
Michoel
dos
Quortett
Rezitolionzu verbinden, schofft eine
Hompe ols Soliston die KölnerOper ver.
Prösenlotionsform,die zum
völlig neue Kombinotion.,Songs" für
pflichtetund orbeiteteeng mit dem Direkeinen unlerholtsominformierl
Counlerlenorvon John Dowlond und
lor des Tonz-ForumsKöln, Jochen Ulrich
über Werke, Beorbeitungen
Henry Purcellerklingennicht mit der
zusommen.Studienfüh*en ihn noch Solzsondern und dos Ensemble,zum onde.
gewohnten[outenbegleilung,
r e n d e n K o m p o s i t i o n ed
burg. Auf inl. Konzerlreisensong Thomos
no n k
dem
im
Zusommenklong mit
Bremseru.o. unler ChristopherHogwood,
zeitgemößer
Stilistik
und
sensiq
Soxophon uortetl.
gerechtwird.
T h o m o sF e y . O s k o r G o t t l i e b B l o r r u n d
bler Interpretotion
FriederBernius.
Fernobdes Klischees,dos SoKononsvon Ä,rnold Schönbergzu Re
zitolionensowie iiddischeTrodifionols xophon sei vorwiegendin der
l99l song er unferder Leitungvon ChriModerne
und
der
und Klezmer ous dem Ghetto Wilno
stopherHogwood den Fornocein Mozorts
schlogen die musikolischeBrücke ins s o g . " U n l e r h o l l u n g s m u s i zk u"
,Mihidote', einer Einspielungdes SWF. Seit
20. Johrhunderl.Der renommierteAltus House,bewegensich die Konzertprogromme und dos um1996 singt er in Köln die Portiedes Hönsel
Thomos Bremser lKölner Operf, die
fongreiche
i
n E n g e l b e r tH u m p e r d i n c k sr o m o n l i s c h e r
klossische
Reper(SoorRuth
Boguslowski
Söngerin
iidd.
Mörchenoper ,Hönsel und Gretel."
brückenf und dos PindokoosSoxophon toire des Ensembles.
Quortetl prösentierenerslmolslhre neu
Als Mitbegründer des
Beim Inl. Meislerkurs,KomCD
200201.
erschienene
"Ensemble
"Diolog' IFCD
mermusikmit Soxophonen"
SEnesino'der Copello Conlobo und des
wurden die Musiker mit dem
Duos ,,Chilorro & Vocino" engogiert sich
1996' ousgezeichT h o m o sB r e m s e rk o m m e r m u s i k o l i s cAh l.s
"Kulturpreis
net. EinJohr spöter erschiendie
Autor und Moderotor findet Bremserzu(f CD
nehmend Beochtung.Seine borocke
ersle CD
"Voyoge"
20.00
r l.
Musikrevue .liebeskummerlunfgelöst"
wurde 1989 vom WDR oufgezeichnet.Seit
Als musikolischeGrenzgöngerhoben
An 27. November 1999 im
Johren orbeilet ThomosBremserouch ols
sich die vier Soxophonislenseit der
FeslsoolEbdrostenhof (SolzStimmbildnerim eigenenGesongsstudio
in
im
Gründung ihres Soxophonguorletles
Münsler).
D
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u
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g
.
slroße
Beginn
20.00
Johr 1990 etobliertGonz bewußtwöhlUhr.
Saxophonquaftett
Saxophon
Pindakaas
Quartett
ThomasBremser
Pindakaas
Saxophon
Quartettin Mittelmeiderich
Weißer
BlueSder
('(l
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cf\
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G
\J
oQ1
Was haben Johann SebastianBach. klar von ihnen abhob.Mit blocküafJohn Dowland und Johana Joseph
Fux bis aul ihren Vornamenund die
Tatsache,daß alle drei Komponisten
waren, gemeinsam?Alle dreli haben
nie ein Stück fur Saxodhonö seschrieben.Kein Wunder, schließlich
war dasSaxophonzu.ihrehlebzeitm
uoch gar nicht erfunden. Trotzdem
waren ihre Werkejetzt beim Konzert
desPindakaasSaxophonQuartettsin
der MittelmeiderichärKiröhe verheten und bei denvier Saxophonisten
in
mebr von Dowland gehört, dessen
den bestenHänden.
Musik ThomasBremseiin seinerEin_
fühunä ironisch äls
Blues
Experimentgeglückt
"weißen
.bezeichnete.
der Spähenaissance"
Die vier Pindakaas-MusikeroräZugabe'
sentierten ein stilistisch gewöUt
vielfältigesFrogramm,dasjeäochum
Die zwcite Neuheit im pindakaas_
zwel hochrtrteressante
Pulkte erwei_ Programm waren drei Kanons von
tert war. In vier Ausschnitten aus
Dowlands
of Songsor Ayres"
"Book
übemahmen
die vier BlSserdiä Begleitung des Duisburger Countertenors ThomasBremser.Das Experiment,die ursprunglichfür eiue.Laute
geschriebene
Stimhe aul vier Saxop.hgog.
in deren Klang
.vqtgilen,
sich die"lthoheMännerstimmq
missfils:
gelangnit Bravour.
Ia
my complaintscould passi"If umspielten
onsmove"
die Bhseistinmen die Meloäien des Sängers,der
sich nit glänzenderHöheäennoch
halb Stunden ohne Pausenicht ohne
Zugäbedavonkommen.
GTITDODIESING
peN
Festliches CD-Präsentationskon
zett
,rDialog" - Musik für
Saxophonquartett und Sänger
lf Joha Dowland 11562-1626lz
What if I never speed?
If my complaints
2f Anonymus (ca. 16.Jhdt.f:
Din Din
3f John Dowland 11562-t626lt
Come again
4f Anonynus
Greensleeves
(ca. 16.Jhdt.!:
5f John Dowland 115'62-1626lz
Fine knacks for Ladies
6l John Jenktns (1592-1678f:
Allemande und Fantasie
7f Henry Purcell (1659-1695f:
Music for awtrile
Pause
lf Arnold Schönbcrg (1874-195 1! Fünf Kanons zu Texten von
J.W.Goethe und A.Schönberg
2f John Dowland llö62-1626lz
Flow my Tears
3f Jlddtsche
Sorrgs of Jewistr Life
Play tl..e Klezm.er
Tmdltionals:
4f Henry Furcell (1659-1695f:
Cold Song. Aus "King Arthuf
Pindakaas Sarophon Ouartett {Münster)
Marcin Langer - Sopransacophon / Guido Grospietsch - Altsarophon
Joachim schoofs - Tenorsa:rophon /Matthias schröder - Baritonsaxophon
Thomas Bremser (Köln) - Alhrs, Rezitation
Ruttr Boguslarvski (Saarbrücken) - Jiddischer Gesang
Veranstalter: Pindakaas Saxophon Quartett
& GWK)tg:';il$l"f
:.'ü
i.l'lJ*?'fJf
Mit freundlicher
Unterstützung
durch den
Landsc
haftsverband
l[l|r'"jllqll
'illllif/'
Westfafen-Lippe
geb 1968 in Mrnden/Westl
1992 legtesie an der Robert- SchumannHochschulcDüsseldorfdie Künstlerische
A b s c h _ l u * f r r i f u nrqn i r s e h rg u r c r nE r f o l g .
1993 dasKonzertexamenab.
lntemationalcMeisterkurse
rnit l. Oistrach,
Y Menuhin, W. Schneiderhan,Y. Neaman,
H Krebbers,P Hirshhorrr und F Gulli
Seit 1997ist Karin Lorenzfestangestelk
als
1. Konzertmeisternbeim Staatsihcater
Mainz rrnd ist internatron:rlals
Konzertsolistrntdtig
KULTURKREIS
D E RU N N A E R
WIRTSCHAFT
geb in Vilsbiburg/Bayern.
Ab 1986 Harferrsrudruman der MusikhochschuleMünchen ber Prol Helga Stork,
d a ss i e 1 9 9 2m i t A u s z e i c h n u n g
und 1995
mit clemKonzertexarnen
bcenilet.Danach
alsStipencliaturclerStiftung clesdeutschen
Vcrlkcsund Rotary Lrrcrnaiional bei Prof.
Nancy Allen an der YaleUnivcrsity in den
USA. Sie rst Cewinnerin zahlreicher
Wettbcu'erbe Karin Lorenzund Anclrca
Steckermeier-Threle
tretcn gerncinsamals
,,Duo Euterpc"aui
L)uoEuterla
-Sonntrrg,r6. -\clrtcmbcr:oor
t7 oo L)hr
Clhristrs/rirchc, L/nnc-Kr)nlpsborn
Marcin Lttngar
Sopran-, Altsaxophon,
Querflöte
Guido Orosprersch
Ah', Tenorsaxophon
-loachimSchoo/s
Tenor-,
Bmitonsaxophon,
BalSkLarinette
MarthrasSchröJer
13mitonsaxophon,
Klarinettc
aller Instrumente
,, Es isr dasmenschlich.src
s c h r i c bd e r K o m p o n i s rH e c t o r B c r l i o z1 B 5 Z
ThomasBrernser
an einen Freund,nirchderner clcnKlang des
Ooü1tertcnor
Saxophonszum erstenMal gchtir.thatteGeneinsam entwickeltcn r]ie frinf Kiinstler tlas
P,trjekt,,Dialrg",rn clemsichtlasenorrnevielfälrige
KlangpotentialclesSaxophonsmrt GesitngunLl
Musik ausclcrRenirissance,
dcs Barock unclcler
Moderne verhindet
.\o-tophonQlrartett rrrrcl(ilortcrl,nor
S o n n t a g: ,8 . O k t o b e r : o o r r 7 . o o L i h r
(lhristrrs/cnche,
UrncKi)nigsborn.
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Möseler Verlag
Dietrich Möseler
Karl Heinrich Moeseler Verlag
Hoffmann-v.-F.-Str. 8
38304 Wolfenbuettel
Germany www.moeseler-verlag.de
Am 6. Februar 2009 autorisierte Herr Dietrich Möseler dieses pdf für die Internetseite:
http://www.thomasb-duo.de/html/caterinuccia.html
Wir danken dem Verlag ausdrücklich für die große Hilfe!
Projekt: Caterinuccia / Orpheus am Rhein 5.6 von Thomas Bremser
Möseler Verlag
Dietrich Möseler
Karl Heinrich Moeseler Verlag
Hoffmann-v.-F.-Str. 8
38304 Wolfenbuettel
Germany www.moeseler-verlag.de
Am 6. Februar 2009 autorisierte Herr Dietrich Möseler dieses pdf für die Internetseite:
http://www.thomasb-duo.de/html/caterinuccia.html
Wir danken dem Verlag ausdrücklich für die große Hilfe!
Projekt: Caterinuccia / Orpheus am Rhein 5.6 von Thomas Bremser
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