Mythos und seine Wirkung

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Mythos und seine Wirkung
ORPHEUS UND EURYDIKE
Orpheus, ein Sänger und Königssohn aus Thrakien, wollte
seine kurz zuvor erst geheiratete Eurydike aus der Unterwelt
zurück auf die Oberwelt befördern. Deshalb stieg er hinunter
und bat Hades sie gehen zu lassen. Mit der Zustimmung des
Hades machte er sich wieder auf den Weg zur Oberwelt.
Einzige Bedingung jedoch war, dass Eurydike hinter ihm her
gehen müsse und er sich nicht umdrehen darf, um zu sehen ob sie noch da ist. Schlussendlich
blickte er zurück und der Geist der Eurydike verschwand wieder in die Unterwelt. Orpheus
versinkt in tiefe Trauer und singt ausschließlich wehmütige Klagelieder. Seinen Tod findet er - je
nach Quelle -
auf unterschiedliche Weise (er wird von Mänaden zerfetzt, von Frauen
erschlagen, von Zeus mit Blitz getötet), seine Lyra erscheint als Sternbild am Himmel.
Orpheus ist bereits in der Antike ein beliebtes Sujet, dem Mythos können mehrere
Grundthemen entnommen werden:
Musik und Liebe haben die Macht, die Trennung der Sphären - Tod und Leben -
-
aufzuheben
große tragische Liebe, Scheitern durch diese Liebe (durch die Liebe kommt Eurydike aus
-
dem Hades heraus und fällt durch die Liebe wieder in den Hades zurück)
Tod und der Versuch seiner Überwindung
-
Damit haben sich zahlreiche Künstler auseinandergesetzt:

Literatur
◦ Ovid (Metamorphosen, 10.Buch)
◦ Vergil (Georgica, 4.Buch)
◦ Gedichte von: Goethe, Novalis, Kleist, Trakl, Rilke, Bachmann, ...
◦ Theaterstücke von: Calderon, Cocteau, Tennessee Williams, Wolfgang Bauer, ...

Musik
◦ Monteverdi („L' Orfeo“ - gilt als erste Oper)
◦ Ch. W. Gluck („Orfeo ed Euridice“: Eurydike muss nicht in die Unterwelt
zurückkehren, sondern darf bei Orpheus bleiben)
◦ Offenbach (Operette „Orpheus in der Unterwelt“)
◦ Strawinsky (Ballett)
◦ Reinhard Mey, Söhne Mannheims (Song: Ich wollte wie Orpheus singen)

bildende Kunst
◦ römische Mosaikkunst (meist Tiere, die Orpheus Musik lauschen)
◦ Brueghel, Corot, Hrdlicka (Skulpturen)
häufiges Thema: Eurydike streckt die Hand nach Orpheus beim Aufstieg aus der
Unterwelt aus
1
PYGMALION
Pygmalion war eine Gestalt in der griechischen Mythologie und
König von Zypern. Er war auf der Suche nach der perfekten Frau,
die aber in seinen Augen nicht existierte, weshalb er sich eine Frau
aus Elfenbein schnitzte, in die er sich verliebte. Mit Hilfe von
Aphrodite wurde sie zum Leben erweckt und gebar Pygmalion, nun
als Ehefrau, eine Tochter.
Pygmalion ist in der Antike ein noch unbekannteres Thema, das
folgen-de Aspekte aufwirft:
-
Liebe überwindet alle Grenzen
-
die rohe (weibliche) Figur wird durch die liebevolle Zuwendung des (Gebildeten)
Mannes zur inneren und äußeren Schönheit

Literatur
o Ovid, Metamorphosen
o Vergil
o Johann Jakob Bodmer (Pygmalion und Elise, 1749)
o Jean-Jacques Rousseau (Pygmalion; Melodram 1770).
o Johann Wolfgang von Goethes (Pygmalion, Jugendgedicht (1767)
o George Bernard Shaw (Pygmalion, Schauspiel 1913)

Musik
o Franz von Suppé, Die schöne Galathee (Operette, 1865)
o My Fair Lady (Musical nach Shaws Werk)
o Pretty Woman (Film, 1990)
Auch in der Psychologie wird von dem sogenannten Pygmalion-Effekt gesprochen. Der
besagt, dass die Erwartungshaltung von beispielsweise Schüler und Lehrer schon im Vorfeld
ohne sie zu sehen bestätigt, auch wenn das Gegenteil der Fall ist.
Pygmalionismus (auch: Agalmatophilie) bezeichnet eine starke Zuneigung bzw. sexuelle
Präferenz gegenüber (nackten) Statuen. Auch andere unbelebte menschliche Darstellungen
wie Gemälde oder (Sex-)Puppen können als Fetisch dienen.
2
PYRAMUS UND THISBE
Pyramus und Thisbe sind zwei Kinder von verfeindeten
Familien, die ineinander verliebt sind und ihr einzige
Möglichkeit darin sehen durch einen Spalt in der Wand zu
kommunizieren, welche die beiden Häuser verbindet. Um
einander sehen zu können, vereinbaren sie ein Treffen
unter einem
Maulbeerbaum. Thisbe,
die
als
erste
ankommt, flüchtet vor einer fressenden Löwin und verliert
dabei ihren Schleier. Am Maulbeerbaum angekommen
sieht Pyramus den Schleier und stürzt sich in der
Annahme, dass Thisbe von der Löwin gefressen wurde, in
sein Schwert. Die zurückkehrende Thisbe sieht den Toten
und stürzt sich von der Liebe überwältigt ebenfalls ihn sein Schwert. Um ihren Wunsch
beisammen zu sein zu erfüllen, lassen die Familien die Asche der beiden in eine Urne füllen.
Das Motiv der verbotenen und schließlich durch ein Missverständnis zerstörten Liebe taucht in
der Literatur, in der Musik, in Film und Fernsehen regelmäßig auf. Inder Malerei wurde
Thisbe Ende des 19. Jahrhunderts als Symbol für gescheiterte weibliche Emanzipation
eingesetzt.
Die bekanntesten Rezeptionen sind:

Tragödie: Shakespeare, Romeo und Julia
Shakespeare, Ein Sommernachtstraum (Parodie)

Musical: Leonard Bernstein, West Side Story

Andreas Gryphius, Herr Peter Squenz

Pyramus und Thisbe zählen zu den wichtigsten Liebespaaren der barocken Oper – 18
Bearbeitungen dieses Stoffes, darunter von Christoph Willibald Gluck (1746) und
Franz Xaver Süssmayr (1793) kennt die Musikgeschichte.

Gemälde u.a. von Lucas Cranach, Rembrandt und Peter Paul Rubens.

Titanic (Spielfim)
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