Vorlesung OC-V Carbeniumionen Vorlesung OC-V Woher kennen wir bereits Carbeniumionen? 1. Triphenylmethanfarbstoffe Adolf von Bayer erzeugte 1902 die ersten stabilen intensiv farbigen Triarylmethylkationen Lebensdauer in Wasser > 1h 2. Zwischenstufen von SN1 und E1-Reaktion Kinetik 1. Ordnung k = c (Alkylhalogenid) Ingold und Whitmore erkannten Carbokationen bei zweistufigen Substitutionen und Eliminierungen Vorlesung OC-V Experimenteller Nachweis des tert-Butylkations 1H NMR Vorlesung OC-V NMR-Spektroskopie von Carbeniumionen „magic acid“ Erzeugung durch starke Lewissäuren mit nicht nucleophilen Gegenionen Isopropylkation: Starke Tieffeld-Shifts durch Entschirmung! Typische 1J(C,H)-Kopplungskonstante – sp2! Vorlesung OC-V Stabilität und Struktur von Carbeniumionen Carbeniumionen in Supersäuren Resonanzstabilisierung gut ablesbar an starken 13C-NMR-Hochfeldshifts Je mehr sCharakter, desto stabiler ist ein Orbital! (um ca. 18 kcal/mol instabiler als das planare Kation Vorlesung OC-V Protonierte Arene Kann man die Zwischenstufe der elektrophilen aromatischen Substitution beobachten? 13C-NMR Spektrum im Festkörper bei -120°C Kristallstruktur bei -120°C Reed et al., JACS 1999, 121, 6314 Vorlesung OC-V MethylKation Hyperkonjugation Überlappungsintegral b t-ButylKation MO-Bild: Übertragung von Elektronendichte aus der s-Bindung ins leere pz-Orbital Coplanare C-H-/C-CBindungen nötig! VB-Bild: „Non-bonded structure“ A. J. Kirby, „Stereoelectronic Effects“, in Oxford Chemistry Primers, New York, 1996, 36, 3-33. Vorlesung OC-V Struktureller Nachweis der Hyperkonjugation Non-bonded structure zeigt: C-R-Bindung wird schwächer = länger C-C-Bindung wird stärker = kürzer Kristallstruktur: Dreifache Hyperkonjugation aus langen coplanaren C-C-Bindungen T. Laube, Acc. Chem. Res. 1995, 28, 399 13C-NMR (SbF5/SO2ClF, -80°C): Typische Tieffeld-Shifts bis in die Donor-C-C-Bindung G. Olah, JACS 1985, 107, 2764 Vorlesung OC-V Stabilität von Carbeniumionen In Lösung: keine primären Carbeniumionen Vorlesung OC-V Elektrostatisches Oberflächen-Potenzial ESP Sehr wertvoll zur Vorhersage von chemischen Reaktionen und nichtkovalenten Wechselwirkungen! Vorlesung OC-V Mesomere Effekte Donor-Heteroatome mit freiem Elektronenpaar am Heteroatom (O,N) Im Oxoniumion füllt das lone pair am Donoratom das leere p-Orbital des Carbeniumions: es entsteht eine p-Bindung. Das Elektronenpaar befindet sich im HOMO der p-Bindung. Das unbesetzte p*-Orbital ist das LUMO des Oxoniumions. Je niedriger das LUMO, desto höher seine Reaktivität als Elektrophil. Von links nach rechts nimmt die Elektronegativität zu und senkt das n-Orbital ab. Dadurch sinkt auch das LUMO und das Kation wird reaktiver Die Reaktion wird schneller, wenn der Orbitalkoeffizient am LUMO-C wächst. Vorlesung OC-V p-Systeme in a-Position: das Allylkation Tieffeldshift am Cd+ Normales Alken/Dien LUMO HOMO LUMO HOMO Wichtig für Reaktionen: Breite Orbitallappen! Vorzeichen beachten! Vorlesung OC-V Abschätzung der Resonanzenergie 2 CH3 CH3 H H ΔG≠ = 12 kcal/mol H 2 CH3 CH3 H ΔG≠ = 23 kcal/mol Vorlesung OC-V Das Benzylkation X-ray: Coplanare Überlappung Unterschiedliche Längen! Partielle Doppelbindung! Solvolyse-Geschwindigkeiten Langsamer Schritt Hammond-Postulat! (Carbeniumion ~ ÜZ) Vorlesung OC-V Anwendungen in der Synthese (DMT) Dimethoxytrityl-Schutzgruppe in der RNA-Synthese: 1M Cl2HCCO2H CH3CN, 5 min, 25°C + ROH Benzylkation R. Welz, S. Müller, Tetrahedron Lett. 2001, 43, 795 Nucleic Acids Res. 2000, 28, 886 Prins-Reaktion: Prins-Cyclisierung: Oxoniumion (nicht frei) Übersicht: Synthesis 1977, 661 Oxoniumion Vorlesung OC-V Das Phenylkation sp2 Anregung von Halogenbenzol durch Photoionisierung Vorlesung OC-V Der β-Effekt von Silicium C sp3 Vorlesung OC-V Anwendungen des β-Effekts von Silicium Gerüstumlagerungen zu gespannten Ringen: Der β-Si-Effekt treibt die Gerüstumlagerung des Norbornylkations in Richtung auf zunehmende Ringspannung! Angew. Chem. 1989, 101, 1728 Sakurai-Reaktion: Der β-Si-Effekt lenkt den Angriff des Allylsilans in die γ-Position. Es entstehen Homoallylalkohole Verwandt: die Aldoladdition mit Silylenolethern – Tetrahedron Lett. 1976, 1295 Mukaiyama-Variante Vorlesung OC-V Das Cyclopropylmethylcarbinyl-Kation 2 NMR-Signale: δ (CH3) = 2.6/3.2 ppm (gestaffelt) Energetisch hoch liegende gekrümmte σ-Bindung (banana bond, Walsh-Orbitale) Schnelle Solvolyse JACS 1965, 87, 2998 Energetisch hoch liegende σ-Bindungen erlauben maximale Hyperkonjugation! Tieffeldshifts im Cyclopropan Rotationsbarriere 15 kcal/mol pz-Orbital parallel zur Ringebene Beweis durch Kristallstruktur Ein Cycloproanring in αStellung stabilisiert das Carbeniumion sogar noch besser als ein Phenylring. Protoniertes Keton Childs, JACS 1986, 108, 1692 Vorlesung OC-V Umlagerungen von Carbokationen Übersicht: W. Kirmse, ChiuZ 1982, 16, 197