ELISABETH PESCHKE* Und wenn die kan Almdudler haben, dann geh i wieder Ham... Werbung in Österreich zwischen Kräuterlimonade und Mozartwahn. Betrachtungen und Bemerkenswertes zur Werbung in Österreich Ha nincs nekik almdudlerük, akkor hazamegyek Reklám Ausztriában üdítı- és Mozart-ırület között Rövid áttekintés az osztrák reklám világáról Elıadásomban röviden áttekintem az osztrák reklám néhány fontos területét. Vajon létezik-e tipikus osztrák reklám (úgyanúgy, mint tipikus magyar reklám), vagy a globalizáció hatására minden egységessé válik? Mit értünk azalatt, hogy tipikus? Milyen tendenciák, divatirányzatok vannak a reklámban? (Például a retro, a nosztalgiahullám, valamint a nıkrıl, a nemi szerepekrıl, különbözı foglalkozásokról és a szabadidıs programokról alkotott képek változásai.) Kitérnék még a gasztronómia szerepére a reklámban, ezenkívül a szójátékok megjelenésére a plakátokon és a különbözı rejtett üzenetekre. Bemutatok néhány osztrák reklámot és termékcsomagolást, melyek kitörölhetetlenek az osztrákok emlékezetébıl. Verschiedenste Bereiche sollen in diesem Vortrag kurz umfasst werden. Gibt es überhaupt typisch-österreichische (genauso wie typisch-ungarische) Werbung, oder ist im Zuge der Globalisierung bereits alles vereinheitlicht? Woran denken wir, wenn wir an „typisch“ denken? Welche Tendezen gibt es in der Werbung (Retro- bzw. Nostalgiewelle, Veränderung des Frauenbilds welche (gesellschaftlichen) Veränderungen fließen auch in die Werbung ein (zum Beispiel in Bezug auf das aktuelle Frauenbild in der Werbung?) Wie sieht es mit der Gastronomie aus, und welche Wortspiele auf Plakatwerbung, verstecke Botschaften etc. gibt es? Gibt es überhaupt noch „originelle“ Werbung, die sich über Jahre in den Köpfen der Menschen festsetzt, gibt es einen Hang zur NichtVeränderung der gewohnten (Produkt)verpackungen, um eine gewisse Tradition zu wahren? Und wie können sich Geburtstage berühmter Persönlichkeiten (zum Beispiel Mozart) auf die Werbung und Wirtschaft auswirken? Zwei, unter vielen Vertretern der Österreichischen Werbung, möchte ich hier etwas genauer darstellen. Dies sei zum einem die Marke Almdudler, zum anderen, besonders im Jahr 2006 aktuell, Mozart als Marke. Almdudler sei erwähnt wegen des legendären Werbespruchs und des typisch österreichischem in der Werbelinie, Mozart wiederum spielt als gigantischer Wirtschaftsfaktor eine wichtige Rolle. Almdudler, geht man von den Erzeugern aus, ist eine markante herb-frische Limonade mit dem Trachtenpärchen als Markenzeichen auf der Flasche und symbolisiert fast schon ein Stück österreichisches Kulturgut, sozusagen ein Heimatgefühl zum Trinken. Seit 1957 prickelt diese Limonade in den Flaschen. * BGF Külkereskedelmi Fıiskolai Kar, Német tanszéki osztály, osztrák lektor. 242 E. PESCHKE: UND WENN DIE KAN ALMDUDLER HABEN... Erfinder der heimischen Brand war der Wiener Sodawasser- und Limonadenhersteller ERWIN KLEIN: im Jahre 1957 in der Aufbruchsstimmung der Wirtschaftswunderjahre hatte er die Idee die damals moderne Redewendung „auf der Alm dudeln” (in der Bedeutung von WAHRIG, 2001: “leise vor sich hin singen, summen“) in Brauseform zu verpacken und als „Almdudler” zum österreichischen Nationalgetränk zu machen. Aus dieser Redewendung fand er den Markennamen und ließ also Almdudler als Markennamen schützen und gemeinsam mit dem Trachtenpärchen auf die Flaschen seiner Kräuterlimonade drucken. Der Erfolg kann sich sehen lassen: heute kennen immerhin über 90 Prozent1 aller Österreicher die folkloristische Kräuterlimonade; Almdudler ist eine der beliebtesten und bekanntesten Getränkemarken im Land. Der Durst der Fans ist groß: über 80 Millionen Liter Almdudler werden pro Jahr produziert; 14 Prozent des Gesamtabsatzes werden in Auslandsmärkten abgefüllt und vertrieben. Seit der Erfindung des Kräuter-Softdrinks vor rund 50 Jahren hat sich aber auch einiges in der Werbe-und Produktlinie geändert. THOMAS KLEIN hat 1986 mit Hilfe seines Teams, sowie einer namhaften Agentur, den Werbeslogan „Wenn die kan Almdudler hab’n, geh i wieder ham!” (“Und wenn es hier keinen Almdudler gibt dann gehe ich wieder nach Hause“) ins Leben gerufen und zum geflügelten Wort gemacht. Der Slogan der in den 80-er Jahren nahezu Kultstatus erreichte und bis heute in aller Munde ist, wird gerne im übertragenen Sinn verwendet um Unmut oder Unzufriedenheit über eine bestimmte Situation auszudrücken oder auch den Rückzug aus einer Situation anzudrohen. Der Trend zur Kräuterlimonade wurde im Laufe der Zeit neu entdeckt bzw. neu belebt und auch dem Zeitgeist angepasst: Mittlerweile gibt es Almdudler auch in einer „light”-, „g’spritzt”- und „still”-Version und in der Kombination mit Bier als „Almradler”. Dieser Trend ist am Getränkemarkt auch bei vielen anderen Produktanbietern bemerkbar, um dem ernährungsbewußten Trend zu folgen und Limonaden nicht nur als zuckerreichen Genuss zu präsentieren. Almdudlers Weg zur Erfolgsmarke war allerdings schwieriger, als es heute den Anschein hat. In der Einführungsphase war die Ablehnung gegen den Folkloredrink unglaublich groß. Sowohl die Endverbraucher als auch die Gastronomie lehnten den Almdudler ab. Kritiker meinten damals: „Der Flascheninhalt ist zu groß, die Farbe zu gelb, der Name zu dumm und die Werbung zu penetrant.”...Zu Beginn der 80-er Jahre gelang Almdudler der Sprung zu einer dynamischen Marke. Ab 1986 schlug die Marke eine neue Werbelinie ein: weg vom Folklore-Image hin zum modernen Kultgetränk, die sich auch in den oben erwähnten Produktveränderungen niederschlägt. Ein äußerst aktuelles und viel diskutiertes Thema zur Zeit ist die Vermarktung Mozarts. Denn WOLFGANG AMADEUS MOZART, das Wunderkind aus Salzburg, sorgt für zusätzliche Millioneneinnahmen im Tourismusgeschäft. Vom fetten Kuchen zum 250. Geburtstag will aber auch der Handel ein großes Stück.2 Morgens einen Mozart-Drink zur Semmel, zu Mittag dann vielleicht ein 1 2 Quelle: Focus Marktforschung 2005. Reidinger, 2006. 243 BUDAPESTI GAZDASÁGI FİISKOLA – MAGYAR TUDOMÁNY NAPJA, 2006 paar Mozart-Knödel vor dem Mozart-Dessert, zur Jause kommt Mozart-Wurst aufs Brot und bei all dem Schlemmen muss man nur aufpassen, dass man sich nichts auf das neue Mozart-Shirt patzt. So sieht der Alltag im Mozartjahr 2006 aus, zumindest wenn es nach den Wünschen unzähliger Unternehmen geht, die auf dem Weg durch das Jubiläumsjahr den einen oder anderen Euro mehr einnehmen wollen.1 – Das „Wunderkind aus Salzburg”, ist derzeit allgegenwärtig und sein Konterfei ziert in heimischen Supermärkten ganze Regalabteile. Die Tourismusbranche boomt ganz besonders durch den 250-jährigen Geburtstag Mozarts. Schätzungen besagen, dass etwa alleine das Land Salzburg am Ende des Jubiläumsjahres zusätzliche Einnahmen von etwa 50 Millionen Euro verzeichnen wird, in Wien rechnet man mit Zuwächsen in einer ähnlichen Größenordnung. Insgesamt wird der Marktwert der „Marke Mozart” auf etwa fünf Milliarden US-Dollar geschätzt. Was aber macht die „Marke Mozart” aus und warum erweist sich gerade W. A. MOZART als Wunderkind gesteigerter Absätze voller Hotelbetten?1 Der 5 Milliarden Dollarwert kann durchaus kritisch betrachtet werden, die Zahlen über Prognosen im Tourismus beruhen auf Schätzungen von Einnahmen aus Veranstaltungen und Übernachtungen und Ausgaben von Touristen und können dadurch genauer bestimmt werden.2 Dass sich gerade die Marke Mozart für Marketingzwecke sehr gut eignet, ist für EBSTER kein Zufall: „Eine Marke soll Produkte durch wieder erkennbare Merkmale unterscheidbar machen. Mit Mozart assoziiert man Jugendlichkeit, Genie, Attraktivität und auch ein wenig Rebellion. Mit BEETHOVEN könnte man das beispielsweise nicht machen, hier denkt man sofort auch an Schlagworte wie ‘Schicksal’ oder die Tatsache, dass er taub war”.3 Hierbei sei auch das frühe Ableben Mozarts (er wurde nur 35 Jahre alt) zu nennen, da er dadurch auf allen Porträts noch sehr jung ist. Hinzu kommt, wie CLAUS EBSTER betont, dass Mozart im Gegensatz zu lebenden Berühmtheiten nie durch negative Schlagzeilen oder Misserfolge dem Image eines Produktes schaden kann. Ein weiterer Grund für die Verwendbarkeit des Komponisten in Sachen Public Relations sei schlichtweg die Tatsache, dass er als eine der ersten Personen als Marke verwendet wurde. Bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden Marzipankugeln in Schokolade getunkt und als „Mozartkugeln” verkauft. Produkte lassen sich durch den Namen Mozart gut verkaufen Problematisch würde es aber werden, wenn sich die Konsumentinnen manipuliert fühlen und sich fragen, was denn Mozart mit einem bestimmten Produkt zu tun haben soll. Dies nennt man den Reaktanzeffekt der bei der Zielgruppe eine ablehnende Haltung gegenüber der Werbebotschaft und deren Auftraggeber erzeugt.4 Dieser Effekt würde schließlich dazu führen dass 1 Reidinger, 2006. Ebster in Reidinger 2006. Zitiert wird hier: Univ.-Ass. Mag. Dr. Claus Ebster, der am Lehrstuhl für Marketing der Universität Wien tätig ist und sich intensiv mit dem Thema „Marken” auseinander setzt. 3 Reininger, 2006. 4 Ebster in Reidinger 2006. 2 244 E. PESCHKE: UND WENN DIE KAN ALMDUDLER HABEN... viele Produkte wieder vom Markt verschwinden.1 Einige Zahlen noch zu Mozartprodukten: Mehr als eine Million Liter Mozart Schoko-Liqueur werden jährlich in 60 Länder exportiert.2 Die Österreich-Werbung setzte den Wert der Marke Mozart auf fünf Milliarden Euro fest. Jetzt kann, wer will, Mozart in einem Atemzug mit Red Bull und Coca-Cola nennen. „Mozart wurde von der Mozartkugel überrollt”, argwöhnte NICOLAUS HARNONCOURT. Der Dirigent weiß, wovon er spricht: Mozartaufführungen in österreichischen Konzerthäusern spielen jährlich etwa 435 000 Euro ein. Mozart-Süßwaren dagegen 29 Millionen Euro.2 Als weitere allgemeine Bemerkungen würde ich als Beispiel für Hang zur Nicht-Veränderung der gewohnten (Produkt)verpackungen, um eine gewisse Tradition zu wahren die Verpackung der traditionellen Mannerschnitten erwähnen, deren Verpackung sich immer schon in rosa und mit dem Stephansdom präsentiert. In der Werbung findet sich allgemein die Tendenz zu gesund und bio, wobei man sich allerdings der Gefahr von light-Produkten, die dazu verführen mehr zu konsumieren schon bewusst ist. Zur Darstellung des Frauenbildes, auf das ich jetzt nicht mehr sehr genau eingehen möchte sei erwähnt, dass sich Frauendarstellungen auch heute noch trotz deutlicher Veränderungen an der Oberfläche im wesentlichen an traditionelle weibliche Rollen und Stereotypen orientieren, Männer werden schon auch als “Softies“ oder “neue Männer“ präsentiert, wobei, gemäß auch der Fachliteratur, der Heldentypus immer noch überwiegt.3 Quellenangaben, Bibliographie BUSCHMANN, GERD, Das Menschenbild in der Werbung, in: Medienimpulse Nr. 53, Sept. 2005, S. 57-68. GNAIGER, PETER: Ein Hoch auf H. C. König, www.salzburg.com, 2006. 02. 06. MARSCHIK MATTHIAS, DORER JOHANNA: Sexismus (in) der Werbung: Geschlecht, Reklame, Konsum, in: Medien und Werbung, Medienimpulse, Dezember 2002, S. 37-44. REIDINGER, PETER: Die Marke Mozart in aller Munde, www.dieuniversitaetonline.at, 2006.02.03 www.almdudler.com www.manner.at 1 Reidinger 2006. Gnaiger, 2006. 3 Buschmann 2005, Marschik 2002. 2 245