Forschungsschwerpunkte – Dr. Ansgar Reiners Aktivität von Sternen Der Begriff der stellaren Aktivität lässt sich am Beispiel der Sonne verdeutlichen. Die Oberfläche der Sonne durchläuft im Laufe der Zeit den sogenannten Sonnenzyklus. Während eines circa elf Jahre dauernden Sonnenfleckenzyklus’ bilden sich auf der Sonnenoberfläche zunächst dunkel erscheinende kühle Flecken. Die Position dieser Flecken verschiebt sich von höheren Breiten in Richtung Äquator, bevor die Anzahl der Flecken am Ende des Zyklus’ wieder abnimmt. Die Flecken entstehen durch die Anwesenheit magnetischer Flussröhren, die durch die Oberfläche dringen. Man spricht daher auch von magnetischer Aktivität. Die Ursache dieser Aktivität ist ein gigantischer Dynamo, der im Innern der Sonne ein Magnetfeld erzeugt, welches sich zyklisch verändert. Die Auswirkungen der Sonnenaktivität sind vielfältig, sie reichen von der bloßen Veränderung der äußeren Erscheinung der Sonne, über eine kaum merkliche Veränderung der Gesamtstrahlung der Sonnen, bis hin zu riesigen Eruptionen, in denen Sonnenmaterial in den Raum geschleudert wird, was auf der Erde zu Veränderungen elektromagnetischer Felder und zum Entstehen des Nordlichtes führt. Um die Ursache des Sonnenmagnetismus und der Sonnenaktivität zu verstehen, untersuchen wir in unserer Gruppe die Aktivität von anderen Sternen, die zum Teil der Sonne ähnlich sind, zum Teil aber stark unterschiedliche Eigenschaften aufweisen. Die Abhängigkeit der Aktivität von diesen Eigenschaften erlaubt Rückschlüsse auf die Mechanismen im Sterninneren und auf die Arbeitsweise stellarer Dynamos. Messung stellarer Magnetfelder Die Eigenschaften stellarer Dynamos und die Grundlagen der Aktivität der Sonne und der Sterne sind direkt verknüpft mit der Existenz von Magnetfeldern. Die Messung stellarer Magnetfelder ist ein Forschungsschwerpunkt, der hohe technische Anforderungen an die Messtechnik und das Analyseverfahren stellt. Wir verwenden die weltweit größten Teleskope, wie zum Beispiel das Very Large Telescope (VLT) der Europäischen Südsternwarte (ESO) in der Atacama-Wüste Chiles sowie das Keck Teleskop auf Hawaii, um Magnetfelder auf sonnenähnlichen und auf kühleren Sternen zu vermessen. Auf theoretischer Seite beschäftigen wir uns mit dem Verhalten stellarer Atmosphären im Magnetfeld, vor allem mit dem Verhalten molekularer Absorptionslinien, die sich besonders zum Nachweis von Magnetfeldern auf sehr kühlen Sternen verwenden lassen. Forschungsschwerpunkte – Heinz Maier-Leibnitz-Preis 2010 Dr. Ansgar Reiners Stand April 2010 DFG 2 Stern, Braune Zwerge und Planeten Unsere Sonne ist ein Stern, in ihrem Innern fusioniert Wasserstoff zu Helium. Dabei werden enorme Energiemengen freigesetzt, die die Sonne so hell leuchten lassen. Im Gegensatz zu den Sternen sind die Planeten unseres Sonnensystems nur zu sehen, weil sie das Sonnenlicht reflektieren. Planeten um andere Sterne – extrasolare Planeten – sind schwieriger zu sehen, da sie und ihre Sterne so weit von uns entfernt sind, dass die Planeten im Schein der hellen Sterne nicht zu erkennen sind. Wir beschäftigen uns mit der Suche nach extrasolaren Planeten, insbesondere mit der Frage, wie man Planeten um verhältnismäßig kleine Sterne nachweisen kann. Hier spielt auch die Aktivität wieder eine Rolle, da der Nachweis von Planeten um einen Stern erschwert wird, wenn der Stern in seiner Helligkeit schwankt oder kühle Flecken zeigt. Neben den Sternen und den um sie kreisenden Planeten gibt es noch eine dritte Gruppe von Objekten, die von den physikalischen Eigenschaften her zwischen diesen einzugruppieren ist: Die Braunen Zwerge entstehen wie Sterne, können aber keine ausreichenden Fusionsprozesse anfeuern, so dass sie kalt und dunkel wie Planeten erscheinen. Die Eigenschaften von Braunen Zwergen, ihre Gemeinsamkeiten mit Sternen und Planeten, die magnetischen Prozesse auf Braunen Zwergen und ihre Entwicklung im Lauf der Zeit sind Gegenstand unserer Arbeit. Forschungsschwerpunkte – Heinz Maier-Leibnitz-Preis 2010 Dr. Ansgar Reiners Stand April 2010 DFG