V A R I A AUS UNTERNEHMEN trahepatischen Metabolisierung nur in sehr schweren Fällen eine Dosisanpassung notwendig wird. Davon unabhängig ist das Dosierungsschema vergleichsweise einfach, es wird mit einer Dosierung von 1 mg morgens begonnen, und die Dosis kann anschließend im Zwei-Wochen-Rhythmus um jeweils 1 mg gesteigert Fluorchinolone F ür die Diagnose von Harnwegsinfektionen sind drei Kriterien erforderlich: Bakteriurie, Pyurie und klinische Symptome wie Dysurie, Pollakisurie, Fieber und gegebenenfalls Flankenschmerz. Der häufigste Erreger der akuten Zystitis ist Escherichia coli; bei diesem Bakterium gibt es kaum Resistenzprobleme, wenn die richtigen Antibiotika eingesetzt werden. Für chronische Harnwegsinfektionen sind vor allem Enterobacteriaceae, Enterokokken, Pseudomonaden und Acinetobacter-Spezies veranwortlich. Sie können in Mischinfektionen auftreten und Resistenzen zeigen. Gegen Ampicillin ist E. coli in annähernd 60 Prozent der Fälle resistent, gegen Doxycyclin in gut 50 Prozent, gegen Cotromoxazol in rund 15 Prozent und gegen orale Cephalosporine in zwei bis vier Prozent der Fälle. Die beste Wirkung zeigt immer noch das Fluorchinolon Ciprofloxacin (Ciprobay®, Bayer AG). Die unkomplizierte bakterielle Zystitis der Frau mit Pollakisurie, Nykturie, Algurie und Tenesmen heilt ohne antibiotische Therapie innerhalb einer Woche in 40 Prozent der Fälle spontan aus. Bei einigen Erregern kann durch bakterielle Toxine unbehandelt eine Lähmung der ureterovesikalen Muskulatur mit konsekutivem vesikorenalen Reflux auftreten. Eine Pyelo- werden, bis die gewünschte therapeutische Wirksamkeit erreicht ist. Dadurch wird, so Schüler, für den Patienten eine sehr viel einfachere Handhabung als bislang üblich erreicht. Die Kardinalsymptome Rigor, Akinesie und Tremor wurden im Mittel um 50 Prozent gemindert, und das gilt auch für Off-Phänomene, die unter hoher Dosierung so- gar um 80 Prozent zu reduzieren sind. Die Wirkeffekte werden dabei nicht durch Probleme bei der Verträglichkeit erkauft. Die beobachteten Nebenwirkungen sind, so Schüler, in ihrem Spektrum denjenigen anderer Dopaminagonisten vergleichbar, allerdings deutlich geringer ausgeprägt. Christine Vetter Ciprofloxacin bei Harnwegsinfektion nephritis wäre die Folge. Zur Therapie der akuten unkomplizierten Zystitis, die in der Regel „blind“ durchgeführt wird, empfiehlt sich heute die orale Einmaltherapie mit Fleoxacin, Fosfomycin-Trometamol oder Fluorchinolonen sowie die Drei-Tage-Therapie (Kurzzeit-Therapie). Durch diesen EinnahmeModus ist die Rate unerwünschter Nebenwirkungen sehr niedrig zu halten. Außerdem bleibt der Selektionsdruck auf periurethrale, vaginale und rektale Bakterien niedrig, so daß eine Resistenzentwicklung bei den Erregern ausbleibt. Als weiteren Vorteil der Kurzzeit-Therapie nannte Prof. Kurt G. Naber (Straubing) den „differentialdiagnostischen“ Effekt: Wenn nach drei Tagen Bakteriurie oder Symptome persistieren, liegt eine komplizierte Harnwegsinfektion vor, die weitergehende Untersuchungen des Urogenitaltraktes erfordert. Prophylaxe der Reinfektion In zahlreichen klinischen Studien und in der täglichen Praxis hat sich Ciprofloxacin zur Single-Shot- und KurzzeitTherapie als sehr zuverlässig erwiesen. Dieses Fluorchinolon mit der kurzen Halbwertszeit von drei bis vier Stunden bewirkt in einer Einmaldosierung von 500 mg eine Heilungsrate von 93 Prozent. Vergleichbare Ergebnisse werden mit täglich 2 x 250 mg über drei Tage erreicht. Bei älte- Akanthozyten – ringförmig umgewandelte Erythrozyten – im Urin weisen stets Foto: E. Wandel, Mainz auf eine Nephropathie mit glomerulärer Läsion hin. A-1290 (66) Deutsches Ärzteblatt 94, Heft 19, 9. Mai 1997 ren Frauen sind die Ergebnisse grundsätzlich schlechter, gleichgültig welche Therapieform angewendet wird. Ursache hierfür ist die hohe Reinfektionsrate bei diesen Patientinnen, so Naber. Auch zur Reinfektionsprophylaxe eignet sich Ciprofloxacin bestens. Auf dem Bakteriurie-Workshop der Bayer AG in Salzburg empfahl Naber eine Dosis von 125 mg/Tag. Ergeben sich in der Anamnese Anhaltspunkte dafür, daß die Harnwegsinfektion oder Reinfektion durch den Geschlechtsverkehr ausgelöst wird, so sollten postkoital jeweils 125 mg Ciprofloxacin als „Pille danach“ eingenommen werden. Die Ursachen von komplizierten Harnwegsinfektionen sind neben abnormen anatomischen Verhältnissen im Urogenitaltrakt auch urologische Interventionen, Katheter und Schienen. Biofilme auf den Fremdkörpern und Harnsteinen schützen häufig die Erreger vor dem Zugriff der Antibiotika. Es muß mit hohen Dosen und über längere Zeit behandelt werden. Wichtig ist im Falle von Ausguß- oder Kelchsteinen, diese zu entfernen, ansonsten kann die Harnwegsinfektion nicht beseitigt werden. Betrachtet man das weite Spektrum von Erregern von komplizierten Harnwegsinfektionen, so findet man kein Antibiotikum, das alle Spezies abdecken würde. Fluorchinolone gehören zu den wenigen oralen Medikamenten der ersten Wahl; sie weisen das breiteste Wirkungsspektrum auf und die niedrigste Rate an Resistenzen. Dabei ist es unerheblich, ob 500 mg oder 750 mg Ciprofloxacin 2x täglich verabreicht werden, um eine Eradikation der Erreger zu erzielen. Mit einer Langzeitbehandlung von Patienten mit komplizierten Harnwegsinfektionen erzielten Shah et al. (Frankfurt) mit täglich 2x 500 mg Ciprofloxacin im Zeitraum von 29 bis 259 Behandlungstagen eine Erfolgsrate von 73 Prozent. Siegfried Hoc