Lungenklinik Hemer PATIENTENINFORMATION Zielgerichtete („targeted“) Therapie Sehr geehrte Patientin, sehr geehrter Patient! Bisher hing die Chemotherapie eines bösartigen Tumors vor allem vom Ausgangspunkt des Tumors ab, so unterschieden sich die zytostatische Therapie z.B. des Brust-, Darm- und Lungenkrebses durch den Einsatz unterschiedlicher Medikamente (Zytostatika). Häufig entstehen bösartige Zellen durch Veränderungen (Mutationen) an Genen, die normalerweise das Zellwachstum kontrollieren und bremsen. Wir können bei speziellen Tumoren (häufiger bei Frauen und bei Nichtrauchern) bestimmte Genmutationen nachweisen und mit speziellen Medikamenten an diesen Veränderungen angreifen und damit das Tumorwachstum bremsen. Routinemäßig werden bei uns alle Tumore auf das Vorliegen von eventuellen Genmutationen hin getestet. Lässt sich eine Genmutation nachweisen, kann eine gezielte Therapie auch diese Veränderungen direkt im Tumor angreifen. Diese gezielte („targeted therapy“) bremst die Funktion spezieller Eiweiße, die für die Informationsübertragung (Signaltransduktion) in der Tumorzelle nötig sind. Hiermit kann ein im Vergleich zur Chemotherapie deutlich besseres Tumoransprechen und ein wesentlich längeres Überleben erreicht werden bei besserer Verträglichkeit. •Diesen „kleinen Moleküle“ werden als Tablette eingenommen werden und beeinflussen die Signaltransduktion und damit Krebswachstumsprozesse innerhalb der Tumorzelle. Beispiele für die Therapie beim Lungenkarzinom sind Erlotinib (Tarceva®), Gefitinib (Iressa®) und Afatinib. Die beim Lungenkrebs eingesetzten kleinen Moleküle sind in der Regel gut verträglich. Unerwünschte Wirkungen können an der Haut (Hautausschlag) und am Darm (Durchfall) auftreten. Wir geben ein Ihnen hierzu Informationsblatt aus, dass Ihnen helfen soll, mit diesen unerwünschten Wirkungen individuell umzugehen. Wie lange welche Therapie für welchen Patienten? Nicht alle Tumore bieten dieselben Angriffspunkte (targets). Wir versuchen, für jeden Patienten die möglichst beste Therapie zu finden und nennen dies „individualisierte oder personalisierte“ Krebstherapie. Auch ohne Nachweis einer Genmutation können diese „kleinen Moleküle“ nach einer Chemotherapie in zweiter Linie oder als Erhaltungstherapie eingesetzt werden. Obwohl wir bei nachgewiesenen Genmutationen lange ein gutes Tumoransprechen beobachten, muss im längerfristigen Verlauf schließlich mit Resistenzen und einem Nicht-mehrAnsprechen gerechnet werden, weshalb wir auch unter der gezielten Therapie eine regelmäßige Kontrolle empfehlen. Die Forschung entwickelt neue zielgerichtete Therapien, sodass wir hoffen, auch bei Mutationen eine gezielte Zweitlinientherapie anbieten zu können. Nach ASCO: „Understanding Targeted Treatments“ 25.05.2011 FL ISO.47.28-0 (alt FL 75.47.28) Freigabe am 2013-10-29 durch Serke, Monika Seite 1 von 1