The Day After Tomorrow Risikoaufklärung durch Katastrophenpädagogik? Dr. Fritz Reusswig Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) Postfach 601203 14412 Potsdam Deutschland Tel.: ++49<0> 331 288 2576 E-mail: [email protected] 1. Klimawandel goes to Hollywood Am 27. Mai 2004 kommt mit The Day After Tomorrow des deutschen Hollywood-Regisseurs Roland Emmerich ein Film in über 80 Ländern weltweit in die Kinos, der erstmals den globalen Klimawandel zum Hauptdarsteller macht: im Zuge des globalen Temperaturanstiegs schmelzen die Polkappen, der vermehrte Süßwassereintrag lässt den Nordatlantikstrom abbrechen, es kommt zu Tornados und Extremwetterereignissen rund um den Globus, und am Ende steht die Menschheit vor einer neuen, selbstverschuldeten Eiszeit. Der Film hat bislang rd. 540 Mio. US $ eingespielt und wurde weltweit von rd. 100 Mio. Menschen gesehen, in den USA von über 21 Mio., in Deutschland von über 4 Mio., in Österreich von rd. 550.000 Menschen – mehr als jemals die Berichte des IPCC lesen würden. Und der Verkauf der DVD läuft seit Oktober. Was hat der Film bewirkt? Macht er die Menschen eher rat- und hilflos angesichts des überwältigen Klimageschehens, das er mit hervorragenden Special Effects (125 Mio. US $ Produktionskosten) in Szene setzt? Haben die Menschen ihn als ein Stück Science Fiction abgetan, weil viele seiner Behauptungen den wissenschaftlichen Tatsachen nicht entsprechen? Wirkt er also letztlich kontraproduktiv, wie vor allem einige Klimaforscher im Vorfeld kritisch vermutet haben? Oder befördert er die Sache des Klimaschutzes noch viel mehr als tausend Artikel oder umweltpädagogischen Initiativen, wie einige Umweltverbände erhofften, die vor den Kinos ihre Broschüren verteilt haben? Dass wir es hier nicht mit einer Eintagsfliege zu tun haben dürften, zeigt zweierlei: (1) TDAT hat ein eigenes Filmgenre etablieren helfen: „Global Warming Filme“. Er hat sich an die Spitze dieses Genres gesetzt, noch vor Waterworld mit Kevin Kostner und Artificial Intelligence von Steven Spielberg. Vielleicht war das ja nicht der letzte Klimafilm. (2) Der deutsche Verleih des Films, 20th Century Fox, hat eine Klimaschutzinitiative lanciert (www.climatepartner.de), bei der man die CO2-Emissionen von Flugreisen oder Events durch Finanzierung von Aufforstungsprojekten o.ä. kompensieren lassen kann. Auch wenn das nur ein Werbeinstrument sein sollte: es zeigt, dass sich die Filmbranche doch als umweltfreundlich präsentieren möchte (oder gar muss). 2. Ergebnisse einer deutschen Wirkungsstudie Vermuten kann man viel, aber eine wirkliche Wirkungsabschätzung lässt sich nur auf eine empirische Untersuchung stützen. Weltweit hat es vier solcher Untersuchungen gegeben: eine in den USA, eine in Großbritannien, eine in Japan, und eine in Deutschland. Die deutsche Studie wurde von den Soziologen Dr. Fritz Reusswig und Dipl.-Soz. Julia Schwarzkopf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) sowie von Dipl.-Soz. Phlipp Pohlenz (Universität Potsdam) durchgeführt und finanziell vom Bundesumweltministerium in Berlin sowie vom European Climate Forum (ECF), einem Zusammenschluss europäischer Klimaforschungsinstitute, Unternehmen und NGOs, unterstützt. Es wurden über 1.300 Kinobesucher in sechs deutschen Städten direkt vor und direkt nach dem Ansehen von The Day After Tomorrow befragt, zusätzlich wurde eine telefonische Nachbefragung von 150 Personen vier Wochen später durchgeführt, um der Frage nachzugehen, was von dem Film im längeren Abstand „hängen“ bleibt. Die Ergebnisse der Studie liegen jetzt als PIKReport Nr. 92 vor (http://www.pik-potsdam.de/pik_web/publications/pik_reports/reports/ pr.92/pr92.pdf). 1. Hohe Medienwirkung: Die Medienwirkung des Films (Werbung, Interviews, Berichte) allein hat zu einer kleinen Konjunktur des Klimathemas im Sommer 2004 geführt und noch dazu Menschen erreicht, die sich ansonsten für das Thema nicht oder kaum interessieren. 2. Film stärkt Klimaskepsis. Überraschenderweise hat „The Day After Tomorrow“ (TDAT) zu einer Abschwächung der wahrgenommenen Wahrscheinlichkeit eines Klimawandels geführt: Waren vorher noch 41,8% der Meinung, ein globaler Klimawandel sei „sehr wahrscheinlich“, so sank diese Zahl nach Ansehen des Films auf 25,7% nachher. Dafür nahm der Anteil derer deutlich zu, die den Klimawandel „nur“ noch für „eher wahrscheinlich“ halten. Die Zahl der „Klimaskeptiker“ (Klimawandel „eher“ oder „sehr unwahrscheinlich“) hat leicht zugenommen, bleibt aber insgesamt vorher und nachher eher gering. 3. TDAT verändert das mentale Modell des Klimawandels. Aus den Befragungen und den Fokusgruppen-Interviews geht eindeutig hervor, dass der Film das bisher in der Bevölkerung vorherrschende Bild des Klimawandels ziemlich auf den Kopf stellt. Die meisten hatten beim Eintritt in das Kino eine Vorstellung von Klimawandel im Kopf, die sich so charakterisieren lässt: Emissionen führen zu einem allmählichen Temperaturanstieg, der in einer eher fernen Zukunft zu problematischen Folgen (wie Meeresspiegelanstieg oder, immer wieder fälschlich als Klimafolge erwähnt: Vergrößerung des Ozonlochs) führt, die hauptsächlich die Menschen weit weg, in Entwicklungsländern betreffen. Durch den Film werden die Besucher mit folgendem Bild konfrontiert: die globale Erwärmung führt paradoxerweise zu einer sehr raschen Abkühlung, die vor allem für uns in den Industrieländern katastrophale Auswirkungen hat. Es fällt den meisten schwer, hier zwischen Fakten und Fiktion zu unterscheiden - eine Aufgabe für Klimaforschung und Umweltkommunikation. Auf jeden Fall hat der Film dazu geführt, dass die Menschen sich der Komplexität und Verwundbarkeit des Weltklimas stärker bewusst geworden sind. Die Rolle der Ozeane etwa war den meisten vor dem Film überhaupt nicht klar. Und Deutschland wird nach dem Film als gefährdeter eingestuft als vorher. 4. Film stärkt Unterstützung für (deutsche) Klimapolitik. Die Special Effects einer hereinbrechenden Klimakatastrophe führen bei den Zuschauern keineswegs zu Fatalismus oder Fluchtgefühlen. Im Gegenteil: nur knapp 10% der Befragten nahmen die Botschaft „Wir können ohnehin nichts tun“ mit nach Hause, 82% wählten nach dem Film die Botschaft „Wir müssen den Klimawandel unbedingt aufhalten“ als ihr Motto. Die meisten glauben auch, dass es noch möglich sowie unterm Strich auch wirtschaftlich vernünftig ist, Klimaschutzpolitik zu betreiben. Die deutsche Klimapolitik, die speziell wegen der Ökosteuer keine allzu guten Noten vor dem Film erhalten hatte, wird nachher deutlich besser bewertet – angesichts der kritischen Haltung des Films gegenüber der Klimapolitik der US-Regierung nicht besonders verwunderlich. Deutschland wird aufgefordert, auch international seine Anstrengungen noch zu verstärken. 5. Film führt nicht zu einer Verstärkung der individuellen Handlungsbereitschaft. Im Gegensatz dazu hat TDAT nicht zu einem Sprung in der individuellen Bereitschaft geführt, etwas gegen den Klimawandel im Alltagsleben (Konsum, Mobilität, Energieverbrauch....) zu tun. Politik und Wirtschaft werden als Hauptverantwortliche gesehen, nicht die einzelnen Bürger oder die Umweltverbände. Angesichts des Hauptkonflikts zwischen Wissenschaft und Politik im Film vielleicht nicht verwunderlich. Dennoch wird deutlich, dass Wissenschaft und Politik ihre Anstrengungen verstärken müssen, um den einzelnen Menschen ihre eigene Verantwortung deutlich zu machen, vor allem aber auch realistische und sinnvolle Handlungsmöglichkeiten im Klimaschutz aufzuzeigen sowie Hindernisse für klimafreundliches Verhalten abzubauen. Neben der PIK-Studie haben sich vier andere Forschungsteams aus den USA, Großbritannien und Japan mit der Wirkung des Films auf das jeweilige Publikum beschäftigt. Diese Teams trafen sich am 21. und 22. Oktober 2004 am PIK, um ihre Ergebnisse auszutauschen und Vergleiche anzustellen. Dabei wurde deutlich, dass die unterschiedlichen kulturellen und politischen Hintergründe in diesen Ländern dazu führen, dass ein und derselbe Film ganz unterschiedliche Wirkungen hervorruft. In den USA etwa, wo Klima und Klimaschutz eine deutlich geringere Rolle in der Öffentlichkeit spielen als in Europa, hat der Film deutlich zur Sensibilisierung für das Thema und die Notwendigkeit von Klimapolitik beigetragen. Und: wer den Film gesehen hat, war deutlich stärker bereit, John Kerry zu wählen als George W. Bush. Aber das hatte Roland Emmerich ja als Absicht schon vorher verkündet. 3. Konsequenzen für die Umweltbildung Das Offensichtliche, aber auch Interpretationsbedürftigste zuerst: Mit The Day After Tomorrow hat sich ein weltweit gezeigter Hollywood-Film des Themas „Klimawandel“ im Sinne von „Klimakatastrophe“ angenommen. Und die Branche scheint nachlegen zu wollen, wie das neue Genre „Global Warming Movies“ und die Profilierung der 20th Century Fox als klimafreundlich andeuten. Das Kino als Umweltbildungsstätte? Das ist natürlich nicht von vornherein abwegig. Man denke an den relativen Erfolg von dokumentarisch gemachten, aber gut erzählten Filmen wie Mikrokosmos oder neuerdings Genesis, in denen komplexe ökologische Wirkungsgefüge bzw. die Evolution des Lebens auf dem Planeten in ansprechender und unterhaltender Form dargestellt werden. Natürlich will ein Blockbuster wie TDAT nicht aufklären, sondern unterhalten – und durch Unterhaltung möglichst viel Geld verdienen. Aber das muss mit dem umweltpädagogischen Effekt keineswegs von vornherein unverträglich sein. TDAT hat für das Klimathema in der öffentlichen Wahrnehmung sicher mehr erreicht als die IPCC-Berichte. Neuerdings machen sich Wissenschaftler in gemeinsamen Workshops mit Drehbuchautoren mit dem Kommunikationsmedium Film vertraut, um durch eine bessere Kenntnis seiner Funktionslogik auch die Chancen für eine „richtigere“ Wissenschaftskommunikation zu erhöhen. Artikel 6 der Klimarahmenkonvention (UNFCCC) macht es den Vertragsstaaten zur Pflicht, für „Bildung, Ausbildung und öffentliches Bewusstsein“ in Sachen Klima und Klimaschutz zu sorgen. Bislang gehört dieser Paragraph zu den eher vernachlässigten Teilen des internationalen Vertragswerks. Viele Klimaforscher stürzen sich etwa auf Artikel 2, der als Ziel der ganzen Konvention fordert, dass „eine gefährliche anthropogene Störung des Klimasystems verhindert wird“. Aber wie soll das ins Werk gesetzt werden, wenn Wähler und Steuerzahler vom Klimaproblem nichts oder nicht hinreichend viel wissen und/oder Klimaschutz für eine nutzlose, überflüssige oder gar schädliche Sache halten? Unsere Studie zielte nicht auf die Ausarbeitung einer adäquaten Umweltbildung im Bereich Klimaschutz. Aber sie kann doch Anlass bieten, über eine solche nachzudenken. Dabei möchte ich folgende Punkte festhalten, die teilweise einfach Fragen formulieren: 1. Unterhaltungsindustrie beachten. Filme und DVDs bieten ein bislang noch zu wenig beachtetes Medium für die Verbreitung von Umwelt- und Nachhaltigkeitsbewusstsein. Weil sie kommerziell ausgerichtet sind und Unterhaltungszwecken dienen, bestehen Berührungsängste oder offene Ablehnung. Dennoch zeigen viele Filme und auch Publikumsbefragungen, dass die Zuschauer im Kino immer auch etwas lernen, etwas alsi Information oder Message mitnehmen. Viele Regisseure und Drehbuchautoren sind engagierte und besorgte Personen – oder geben sich zumindest ein entsprechendes öffentliches Image. Daran kann man ansetzen. Warum kann die Umweltbildungsszene nicht an die Unterhaltungsindustrie herantreten und mit entsprechend aufbereiteten Themen, Geschichten, Szenarien etc. aufwarten? Viele der von uns befragten Jugendlichen nahmen den Film immer noch als „Hollywood“ bzw. „zu amerikanisch“ wahr – sie wollen ihren eigenen Lebenskontext gezeigt bekommen. Warum keinen europäischen Klimafilm? 2. Geschichten statt Zeigefinger? Filme erzählen zu aller erst Geschichten. Sie sind emotional dicht, und nah an (be-)greifbaren Personen. Umweltbildung will zu oft Sachverhalte vermitteln, Wissen bzw. angemessene Haltungen und Verhaltensmuster. Die Auseinandersetzung mit dem Medium Film kann dazu zwingen, einmal über die individuelle Ausbuchstabierung eines Umweltproblems im Alltagskontext und die ganz persönliche Relevanz und Einfärbung desselben nachzudenken. Dafür gibt es in der Umweltforschung übrigens durchaus Anknüpfungspunkte: das IPCC hat in seinem Dritten Assessment-Bericht von 2001 erstmals eine ganze Reihe verschiedener Politik- und Ökonomieszenarien mit entsprechenden Klimafolgen skizziert, und die Global Scenario Group (Paul Raskin et al.) hat 2002 mit dem Buch „Great Transition“ eine noch weiter ausdifferenzierte und kontrastreiche Szenarien-Welt vorgestellt. Das Element des Narrativs und der Geschichte – sowie die Fähigkeit, solche zu erzählen – sollte als Kompetenz im Umweltdiskurs entwickelt und in die Umweltbildung eingebaut werden. Das setzt voraus, dass der moralische Zeigefinger deutlich abgeschwächt wird. 3. Zielwissen. Vielfach wurde – besonders von Naturwissenschaftlern – der Film für seinen laxen Umgang mit den Ergebnissen der Klimaforschung (bis hin zu Verfälschungen) kritisiert. Viele Wissenschaftler beurteilen den Film wie ein wissenschaftliches Paper im Peer-ReviewVerfahren, ohne die Eigenlogik eines Kinofilms in Rechnung zu stellen. Was sollen die Leute eigentlich wissen über den Klimawandel? Sollen sie den IPCC-Bericht (oder zumindest das Summary for Policymakers) wiedergeben können, oder doch in der Lage sein, dies zu lesen? Oder leisten wir uns nicht in einer arbeitsteiligen Gesellschaft unter anderem deshalb das Subsystem Wissenschaft, um genau dies nicht zu müssen? Aber was müssen wir dann wissen? nur: was wissen die Leute schon, und was sollen/müssen sie wissen, um als aufgeklärt, gebildet und klimabewusst zu gelten? Im Übrigen: viel wurde über den wissenschaftlichen Gehalt des Films diskutiert – dabei aber immer nur auf naturwissenschaftliche Zusammenhänge geachtet. Der Film geht aber auch auf sozialwissenschaftliche Fakten ein (US-Haltung zu Kioto, Umweltflüchtlinge, Verhältnis Politik-Wissenschaft etc.). Klima als „Hybridobjekt“ (Bruno Latour) im Schnittfeld von Natur und Gesellschaft verlangt aber eine integrierte und transdisziplinäre Betrachtung und Bewertung. Was an sozialwissenschaftlichem „Zielwissen“ über eine nachhaltige Gesellschaft braucht es eigentlich. Häufig wird argumentiert: „Im jetzigen, eher nicht-nachhaltigen Zustand sind die Menschen auch nicht glücklich“. Aber wer garantiert ihnen, dass sie in einer nachhaltigen Gesellschaft glücklich(er) sein werden? 4. Transformationswissen. Das Interessante an der Wirkung des Films in Deutschland war, dass ein Film, der den sich vollziehenden Klimawandel selbst quasi als Akteur (oder gar als „Aktant“ im Sinne von Latour) in Szene setzt, der kein Wort/Bild über die Ursachen des Klimawandels verliert, und der an menschlicher Reaktion nur Flüchten oder Standhalten kennt – dass ein solcher Film beim Publikum die Message evoziert: „Wir müssen alles tun, um den Klimawandel aufzuhalten“. Und die Unterstützung für die Klimapolitik stieg ja ebenfalls, obwohl der Film quasi nach deren Scheitern einsetzt. Allerdings: die persönliche Handlungsbereitschaft hat der Film nicht erhöht, auch Angst vor dem Klimawandel nicht erzeugt. Warum schlägt er also nicht auf die persönliche Handlungsebene durch? Nun, zum einen muss ja nicht alles über diese Schiene laufen – eine Wählerschaft kann sich auch eine Voice-Option gönnen, um entsprechende politische Rahmenbedingungen zu schaffen, die alle einzelnen nicht schaffen könnten. Zum Zweiten aber scheint es den Befragten nicht recht klar zu sein, was genau sie denn selbst tun könnten, um das Klima zu schützen. In der Risikoforschung wird oft geglaubt, man müsse nur die Risiken drastisch genug vor Augen führen, um schützendes Handeln hervorzurufen. Vernachlässigt wird dabei, dass mein Handeln nicht nur von meiner Risikowahrnehmung abhängt, sondern auch von meiner Einschätzung meiner persönlichen Handlungsfähigkeit, der wahrgenommenen Kosten, Effektivität, Machbarkeit. TDAT lässt seine Zuschauer an dieser Stelle völlig im Regen stehen, es geht ihm ja auch nicht um Belehrung durch eine Verhaltensfibel, sondern um Beeindruckung durch sichtbar werdende Grenzen der Steuerbarkeit durch Verhalten. Hier sollte Umweltbildung verstärkt einsetzen. Das größte Manko des Films aus meiner Sicht ist, dass er – trotz aller positiven Effekte auf das Klimabewusstsein der Zuschauer – das Bild einer „Blut-Schweiß-und-Tränen-Klimapolitik“ befördert, d.h. Klimaschutz ist zwar notwendig, aber teuer, aufwändig usw. Von dieser Seite passt er nicht in die durch das Nachhaltigkeitskonzept mittlerweile geprägte Landschaft. Mitglieder der Sustainability-Science-Community, aber nicht sie allein, sprechen von einer Sustainability Transition nicht mehr nur als einer Zukunftsangelegenheit, sondern auch schon als einem gegenwärtigen Faktum. Das Konzept hat sich etabliert, es hat sich in verschiedene Diskurse eingehaust (und wurde dort entsprechend um- oder neudefiniert). Aber es bezieht sich mittlerweile auch auf eine sozial-ökologische Realität, nicht mehr nur auf eine programmatische Forderung. Es gibt – zumindest in Ansätzen – ökologische Produkte und Käuferschichten, es gibt Ansätze nachhaltiger Lebensstile, es gibt einen grünen Unternehmenssektor, es gibt die „Normalisierung“ der Ökologie, es gibt bestimmte Milieus – auch mit einem gewissen gesellschaftlichen und politischen Einfluss -, die dem Ziel der Nachhaltigen Entwicklung positiv gegenüberstehen, es gibt Erfolge in der Umweltpolitik usw. – und es gibt sehr positive Beispiele erfolgreicher Umweltbildung. Um diese zu verstärken käme es darauf an, auch eine positive Kommunikation über gelingende Beispiele, über den Nebennutzen ökologischer Nachhaltigkeit, über das Element des Spaßes bei der Erreichung weitergehender Ziele zu entwickeln und zu pflegen. Es geht nicht um die problematische Anbiederung an die Spaßgesellschaft, sondern an die Erinnerung an die Motivkomplexe, die nicht zuletzt uns selbst bewegen. Und da ist die Risikokommunikation eben nur die halbe Wahrheit. Diese Hälfte hat The Day After Tomorrow allerdings ziemlich gut und wie wir sehen konnten wirkungsvoll ins Bild gesetzt.