Stellungskrieg oder Selbstbeweihräucherung?

Werbung
Medien
Dezember_2008
Stellungskrieg oder
Selbstbeweihräucherung?
Über die Kampagne des Verbands Österreichischer Zeitungen mit dem
Titel „Werbung braucht Zeitschriften und Magazine“ waren Vertreter anderer
Mediengattungen ziemlich verärgert. Erstmals griff der VÖZ andere Medien an.
BESTSELLER fragte nach, was Gattungskampagnen eigentlich bringen. text clemens coudenhove
tungen abhebt, um Glaubwürdigkeit ge-
sam mit der ORF-Enterprise die Gattungs-
schon gegeben, aber nicht in die-
genüber Gratismedien zu gewinnen.“ Der
kampagne
ser zugespitzten Form“, sagt Ge-
wissenschaftliche „Nährboden“ zur Kam-
kann“ ins Leben rief und von der VÖZ-
rald Grünberger, Geschäftsführer des
pagne war die von IFES und GfK Austria
Kampagne nicht viel hält: „Die Kampagne
Verbands
Zeitungen
durchgeführte Studie „Medienqualitäten“.
wurde als selbstbewusst und charmant an-
(VÖZ). Die VÖZ-Kampagne mit dem Slo-
„Wenn wir mit der Kampagne Mediaplaner
gekündigt. Sie ist keines von beiden. Die
gan „Werbung braucht Zeitungen und Ma-
und Leser zum Schmunzeln gebracht ha-
Vorzüge von Printwerbung zulasten ande-
gazine“ sorgte im September dieses Jah-
ben, ist es gut so“, meint Grünberger, für
rer Mediengattungen herauszustreichen,
res für einigen Unmut in der Branche, und
den es in der Kampagne letztlich um einen
zeugt nicht gerade von hohem Selbstbe-
stellte insofern eine werbliche Zäsur dar,
Kampf um Aufmerksamkeit ging. „Diese
wusstsein.“ Außerdem sei der Inhalt der
als erstmals andere Mediengattungen wie
Themen in einer Kampagne aufzubereiten,
VÖZ-Sujets fachlich falsch: „Gerade eine
Radio, Event oder TV „angegriffen“ wur-
ist
Vergleichende
Gattungskampagne muss Mate-
den. In ein weißes Blatt Papier wurde ein
Werbung ist ein Stilmittel, über
rial aus der Marktforschung ent-
Mund gefaltet, in einer Sprechblase war
das in jedem Fall gesprochen
halten“, ist Graf überzeugt. Ziel-
etwa Folgendes zu lesen: „Ich war ein Ra-
wird“, ist der VÖZ-Geschäfts-
gruppen
diospot. Aber ich wollte immer schon
führer überzeugt und schießt
seien neben den Mediaagentu-
mehr sein. Elegant, witzig, auffallend.
nach: „In Österreich ist es im-
ren nämlich auch Kreativagen-
Eine richtige Anzeige eben ...“ Ziel der
mer noch so, dass bei verglei-
turen und werbetreibende Un-
Kampagne war es, die Vorteile der öster-
chender Werbung die Nase ge-
ternehmen, „die zwar alle gleich
reichischen Kaufzeitungen und Kaufma-
rümpft wird, nur wenige wollen
wichtig sind, sich aber für unter-
gazine als Werbeträger herauszuarbeiten.
das.“ Insgesamt habe die Kam-
schiedliche Argumente interes-
pagne funktioniert, „weil sie nie-
sieren“. Bei der Radio-Gattungskampagne seien die Vorzüge
Der Leser wird in den Sujets direkt von ei-
hat“, VÖZ-Geschäftsführer
Gerald Grünberger:
große Zustimmung und ebensol- „Unsere nächste Kamche Ablehnung hätte die Kampa- pagne schaut wieder
gne hervorgerufen, „wie immer ganz anders aus.“
ner Anzeige angesprochen, die ihm er-
bei Dingen, die polarisieren“, ergänzt
war beispielsweise das Wort „Mykonos“
klärt, warum sich der Kunde entschieden
Grünberger. Ob die Kampagne dazu ge-
zu hören, ehe der Sprecher Folgendes
hat, in einer Kaufzeitung oder in einem
führt hätte, dass Mediabudgets umge-
sagte: „Schließen Sie doch für einen Au-
Kaufmagazin zu werben – und eben nicht
schichtet wurden, kann er freilich nicht sa-
genblick die Augen und denken Sie an eine
in einem anderen Medium.
gen. Allerdings: „Print war etwas in der
griechische Insel. Kann es sein, dass Sie
„Selbstbewusst, offensiv und charmant“
Defensive, das hat sich mit der Initiative
jetzt an Mykonos denken? Schon verblüf-
sollte die von Demner, Merlicek & Berg-
eindeutig gedreht. Dem Thema wurde Auf-
fend, was Radiowerbung alles kann, gell?“
mann gestaltete Kampagne sein und „ein
merksamkeit geschenkt, das ist das posi-
Für Graf liegen die Vorzüge von Radio-
sichtbarer Beleg dafür, dass Kaufzeitun-
tive Resultat“, betont Grünberger.
werbung auf der Hand: „Radiowerbung
Österreichischer
Print in der Offensive
Der VÖZ wollte das Printmedium ganz
einfach für sich selbst sprechen lassen.
schwierig.
manden
kalt
gelassen
„Was
Radiowerbung
solcher
alles
Kampagnen
sehr gut herausgearbeitet worden, ist Graf überzeugt. Zwischen
mehreren
Fremdspots
wird nicht überblättert, die Leute zappen
gen und Kaufmagazine in einer radikal veränderten Medienlandschaft Lesern und
Marktforschung als notwenige Basis
nicht weg. Das belegen eine Reihe von Stu-
Werbern einen unverzichtbaren Mehrwert
„Werbung für Mediengattungen macht
dien.“ Die zweite Welle der Gattungskam-
bieten“. Grünberger: „Entgegen allen Un-
nur Sinn, wenn sie sich auf einem fachli-
pagne, die unter dem Titel „Werbe Wun-
kenrufen lebt Print, und mit einem starken
chen Niveau bewegt“, sagt Dr. Michael
der Radio“ steht und im Rahmen eines
Auftritt wollten wir demonstrieren, wie
Graf, Geschäftsführer des Privatradio-
Wettbewerbs mit dem CCA entwickelt
sich Print gegenüber anderen Mediengat-
vermarkters RMS Austria, der gemein-
wurde, läuft Mitte Dezember an.
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fotos VÖZ, Gewista
G
attungskampagnen hat es immer
In Sachen TV setzt der ORF auf Eigenwerbung, etwa mit der Imagekampagne
„Am Liebsten ORF“ oder mit der B2B-Kampagne „Was wäre Werbung ohne O
und R und F?“ der ORF-Enterprise.
„Stadtgespräch“ wollte die Gewista mit dem City Light „Ciao Adele“
anlässlich der Restitution des berühmten Klimt-Gemäldes werden.
BESTSELLER_11
Medien
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„Lächerliches Heruntermachen“
KR Karl Javurek, Obmann der Fachgruppe
Werbung Wien und Geschäftsführer des
Außenwerbeunternehmens Gewista, findet die VÖZ-Kampagne „einfach nur
schlecht“ und kritisiert „dieses lächerliche Heruntermachen anderer Mediengattungen“. So etwas habe in der Politik nicht
geklappt und in diesem Fall noch weniger.
Ausgerechnet jene Mediengattung, die Javurek zufolge am meisten überbewertet
werde, habe damit den intermedialen Vergleich eröffnet. „Diesen Fehdehandschuh
des VÖZ werden andere Mediengattungen
wie TV, Dialogmarketing und Außenwerbung gerne aufnehmen“, erklärt Javurek.
Gattungsmarketing mache die Gewista übrigens eigenständig. 2007 wurden etwa
Mit der Kampagne „Werbung braucht Zeitungen und Magazine“ sorgte der Verband Österreichischer Zeitungen im September dieses Jahres für Aufsehen und Ärger, da erstmals andere
Mediengattungen angegriffen wurden.
Plakate in der Nähe von Werbeagenturen
affichiert, auf denen das altmodische TVTestbild zu sehen war und der Text: „Liebe
GGK, versuch mal, mich wegzuzappen.“
Javurek: „In dieser Eigenkampagne haben
wir versucht zu demonstrieren, dass ein
Plakat
punktgenau
eingesetzt
werden
kann. Außerdem ging es uns hier um einen
Sympathiefaktor für das Plakat.“
Für Außenwerbung wurde 2007 aber auch
mit einem City Light getrommelt, das – so
Javurek – „zum Stadtgespräch“ wurde.
Das berühmte Klimt-Gemälde „Adele“
wurde vergangenes Jahr nach langem
Rechtsstreit an Maria Altmann zurückgegeben, die Gewista thematisierte das Ereignis mit einem City Light, auf dem das
Bild und „Ciao Adele“ zu sehen waren. Javurek: „Niemand hat anfangs gewusst,
dass wir der Absender der Kampagne waren, bis wir das Rätsel aufgelöst haben.“
Aktionen wie diese würden sich auch nicht
Mit diesen Plakaten, die „personalisiert“ in der Nähe von Werbe- und Mediaagenturen
affichiert wurden, wollte die Gewista demons­trieren, dass sich das Plakat für den punkt­
genauen Einsatz eignet: „Liebe Initiative, versuchen Sie mal, mich wegzuzappen.“
Auftraggeber. Eine gemeinsame Gattungskampagne mit dem Konkurrenten Epamedia kann sich Karl Javurek nicht vorstellen.
Sprecher: „Mykonos.“
(nach einem Fremdspot)
„Die Epa bewirbt in erster Linie das Plakat, wir bewerben die Kombination von
Sprecher: „Mykonos.“
(nach einem Fremdspot)
Plakat, City Light und Rolling Board.“ Als
Gattungsmarketing kann Javurek zufolge
Sprecher: „Mykonos.“
(nach einem Fremdspot)
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an Mediaplaner richten, sondern eher an
aber auch die Marktforschung bezeichnet
werden, die gemeinsam mit der Epamedia
Sprecher: „Schließen Sie doch für
einen Augenblick die Augen und
denken Sie an eine griechische Insel.“
auf neue Beine gestellt wird. „Messen statt
„Kann es vielleicht sein, dass
Sie jetzt an Mykonos denken?“
& Controlling), die 2010 erstmals valide
„Schon verblüffend, was
Radiowerbung alles kann, gell?“
fern soll. „Hier wird es sicher noch ge-
Befragen“ lautet das Motto der gemeinsamen Tochtergesellschaft R&C (Research
Reichweiten für die Außenwerbung liemeinsame PR- und Marketingmaßnahmen
geben“, kündigt Javurek an. Um Out of
und zwar mit guter Kreation und neuen
dessen Rahmen einmal harte Zahlen über
home insgesamt zu pushen, seien jedoch
Blickwinkeln, die aufgezeigt werden“, er-
Leistungswerte einzelner Mediengattun-
Awards wie der „Große Österreichische
klärt Feher. Besonders die sprechende
gen verglichen werden“, wünscht sich
Plakatpreis“ oder der Kreativwettbewerb
VÖZ-Anzeige, die den Empfänger persön-
Straberger, der ebenfalls bezweifelt, dass
„Creative Trophy“ ein extrem wichtiges
lich begrüßt (in Fachmedien und online),
Gattungskampagnen
Tool ebenso wie Sponsoring und Kulturak-
hätte Feher gut gefallen, „aber es ist si-
druck auf Mediaplaner machen könnten.
tivitäten wie „Zeit für ein Zitat“ oder „mu-
cher nicht so, dass eine Gattungskampa-
Hauptsächlich Auftraggeber würden mit
seum in progress“.
gne die Gewichtung im Mediamix auf ir-
derartigen Kampagnen über die Fähigkei-
gendeine Art verändern kann“, schränkt
ten der Medien aufgeklärt werden. Gese-
Was die Gattung kann
Ein-
der MediaCom-Boss ein. Er glaubt auch
funktioniert
nicht, dass Mediaplaner als Zielgruppe sol-
nur, wenn sie es schafft, die Fähigkeiten
cher Kampagnen bezeichnet werden kön-
des Mediums optimal zu nutzen“, erklärt
nen. „Österreich ist zu klein, bei uns gibt es
Eduard Böhler, Geschäftsführer der Agen-
maximal 400 Leute, die sich mit Mediapla-
tur Wien Nord und Präsident des Creativ
nung beschäftigen“, so Feher. Hauptziel-
Clubs Austria (CCA). Die Gattungskampa-
gruppe von Gattungskampagnen seien si-
gne „Was Radiowerbung alles kann“ hätte
cherlich Auftraggeber, denen die Stärken
das geschafft: „Wenn man es schafft, dass
und Schwächen der einzelnen Mediengat-
Verantwortlichen in werbetreibenden Un-
tungen bewusst gemacht werden sollen.
ternehmen bewusst wird, welche Stärken
An eine herausragende Gattungskampa-
ein Medium für spezielle Aufgaben hat, ist
gne kann sich auch Feher nicht erinnern.
eine Gattungskampagne ein Erfolg. Den
media.at-Sprecher Paul Schauer steht
Siegeszug einer Mediengattung kann eine
Gattungskampagnen generell skeptisch
derartige Kampagne aber nie zur Folge
gegenüber. „Für Mediaberater gilt ein Ob-
haben“, sagt Böhler. Eine weitere Aufgabe
jektivitätsgebot, sie müssen Reichweiten
der Aktion „Werbe Wunder Radio“ sei es,
und Leistungswerte der einzelnen Me-
Kreativen einen Anstoß zu geben, über die
diengattungen analysieren und von der
hen wurde die VÖZ-Kampagne aber auch
Möglichkeiten von Radiowerbung nachzu-
Zielgruppe und den Kommunikationszie-
von einer interessierten Öffentlichkeit, da
denken. Außerdem werde auf Radiower-
len ausgehend die passenden Mediengat-
Publikumsmedien wie die Oberösterreichi-
tungen vorschlagen“, so Schauer, der auch
schen Nachrichten die Sujets abdruckten.
ein Beispiel parat hat: „Wenn Fischhänd-
„Der DMVÖ hat im vergangenen Jahr ge-
ler eine gemeinsame Kampagne unter
rade mit der Umbenennung auf Dialog
dem Motto ‚Fisch ist gesund‘ lancieren, ist
Marketing Verband Österreich auf die Dia­
das hinausgeschmissenes Geld. Da wäre
logfähigkeit sämtlicher Medien hingewie-
eine punktuelle PR- und Lobbying-Kampa-
sen. Wir sagen ‚Alle Mediengattung sind
gne sicherlich sinnvoller.“ Oft ginge es bei
gut‘, allerdings müssen die messbaren
Gattungskampagnen Schauer zufolge „um
Leistungswerte der Medien genutzt wer-
das gegenseitige Auf-die-Schulter-Klop-
den“, betont Straberger.
fen, eigene Befindlichkeiten und Gruppen-
Diese „Mission“ der Dialogfähigkeit wird
dynamik“.
neben kleineren B2B-Kampagnen nicht
„Eine
Gattungskampagne
RMS-Austria-Geschäftsführer Michael
Graf: „Gattungs­kam­
pagnen müssen auf Ergebnissen der Marktforschung basieren.“
fotos Shutterstock, RMS, Gewista, Karl Michalski, MediaCom
irgendeinen
Gewista-Geschäftsführer Karl Javurek:
„Gattungskampagnen
müssen Neues vermitteln oder Sympathie hervorrufen.“
CCA-Präsident Eduard
Böhler: „Gattungskampagnen haben die
Aufgabe, die Stärken
einer Gattung für
­bestimmte Auf­gaben
bewusst z­ u machen.“
„Gattungskampagnen
sollen unterhaltsam
sein, aber die Gewichtung im Mediamix
können sie nicht ändern“, sagt MediaComCEO Joachim Feher.
zuletzt mit Veranstaltungen wie dem
„Print hat Provokation notwendig“
DMVÖ-Kongress DICOM oder dem Dia-
„Ziemlich überrascht“ war Michael Stra-
logmarketing-Award Columbus unterstri-
berger, Präsident des Dialog Marketing
chen. „Die Tatsache, dass wir seit 2007 alle
Verbandes Österreich (DMVÖ), über die
Medien als dialogfähig bezeichnen, heißt
bung immer wieder einfach vergessen,
VÖZ-Kampagne: „Alle Brancheninsider
nicht, dass wir nicht zum klassischen Mai-
weiß Böhler. Ob er sich an eine herausra-
haben verstanden, dass der VÖZ mit sei-
ling stehen. Aber es gibt heute einfach
gende oder preisgekrönte Gattungskam-
ner Kampagne nur mehr mit Provokation
zahlreiche Möglichkeiten, mit Kunden zu
pagne erinnern könne? Böhler: „Nein, da
weiterkommt.“ Ob diese Aktion gescheit
interagieren“, erklärt der DMVÖ-Chef
fällt mir keine ein.“
war oder nicht? „Das sollen andere beur-
und wünscht sich Folgendes: „Wir müssen
teilen“, meint Straberger und betont, dass
den Konsumenten klar machen, dass Wer-
Bloß Unterhaltung?
der Inhalt der VÖZ-Kampagne nicht den
bung auch Informationsqualität bringen
Joachim Feher, CEO der Mediaagentur
Tatsachen entspreche. Außerdem sei es
kann, und zwar medienübergreifend, denn
MediaCom, findet die VÖZ-Kampagne
für den Konsumenten „irritierend“, wenn
zu viele Menschen versperren sich der
„Werbung braucht Zeitungen und Maga-
andere Mediengattungen schlechtgemacht
Werbung zusehends.“ Konkrete Vorstöße
zine“ unterhaltsam. „Eine gut gemachte
würden. „Ich würde gerne einmal ein
in diesem Zusammenhang gäbe es noch
Gattungskampagne soll auch unterhalten,
Round-Table-Gespräch organisieren, in
keine, allerdings würden solche Themen
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regelmäßig von Organisationen wie der
auch deshalb geeignet, weil es in diesem
International
Association
Segment keine absolut verlässlichen Zah-
(IAA), der WKO oder dem Fachverband
len gäbe. Geworben wird bei IPA plus
Werbung aufgegriffen.
nicht nur mit den Imagekampagnen der
Advertising
einzelnen Sender, sondern vor allem auch
Belgien als Vorbild
für einzelne Sendungsformate wie Block-
Mit der Gattungskampagne „Werbe Wun-
buster oder Shows à la „Deutschland
der Radio“ ist ORF-Enterprise-Geschäfts-
sucht den Superstar“.
führer Walter Zinggl naturgemäß sehr zufrieden, und auch für ihn richtet sich die
Verweigerer zurückgewinnen
Kampagne nicht an Mediaplaner: „Die in-
Für die Österreichische Post AG sind stei-
teressieren sich in erster Linie für Leis-
gende Preise durch hohe Inflation der
tungswerte. Die kann man nicht beeindru-
Grund, warum das klassische Prospekt an
cken.“ Mit der Gattungskampagne will
Bedeutung gewinnen wird: „Preis- und
man das Medium Radio bei Auftraggebern
Angebotsvergleiche sowie gezielte Ein-
und Kreativen attraktiver machen. Zinggl:
„Ziel ist es, die Ideen und Botschaften für
das Medium Radio bestmöglich zu übersetzen. Mit Radiokampagnen sollen sich
Kreativdirektoren und nicht Juniors in
den Agenturen beschäftigen.“
Werbung für Dialogmarketing macht der DMVÖ
hauptsächlich für seine beiden wichtigsten
­Veranstaltungen, den Kongress DICOM sowie
den Kreativwettbewerb Columbus.
Die Aktivitäten der Arbeitsgemeinschaft
Teletest (AGTT) wiederum richten sich
ganz klar an Mediaplaner. Wichtig für Gattungskampagnen ist Zinggl zufolge außerdem, dass sie langfristig angelegt werden.
„In Belgien wird Radio mit einer Gattungskampagne seit über fünf Jahren beworben,
und dort sind die Buchungen für Radiowerbung im Mediamix um vier bis fünf Prozent gestiegen“, berichtet er. Eine TV-Gat-
Laut ORF-EnterpriseGeschäftsführer
­Walter Zinggl läuft
die erfolgreichste
­Gattungskampagne
für das Medium
Radio in Belgien.
DMVÖ-Präsident
Michael Straberger:
„Andere Mediengattungen schlecht­
zumachen, löst
beim Konsumenten
meist Irritation aus.“
tungskampagne kann sich Zinggl nicht
vorstellen. Eigenwerbung werde dennoch
käufe helfen den Inflationsdruck zu lin-
kontinuierlich betrieben: mit der Image-
dern und bares Geld zu sparen. Das Wer-
kampagne „Am Liebsten ORF“ sowie der
bemedium Prospekt ist bei der Suche
B2B-Kampagne „Was wäre Werbung ohne
nach dem attraktivsten Angebot ein hilf-
O und R und F?“. Und auch die Kreativen
reicher Problemlöser“, heißt es in einer
will der ORF mit der Kampagne „Wer ist
Aussendung zu einer Imformationskam-
der Werber?“ ansprechen.
pagne mit dem Ziel, Prospektverweigerer
Der Werbezeitenvermarkter Ipa plus (RTL,
RTL 2, Super RTL, VOX und Austria 9TV) setzt
auf Image- beziehungsweise Eigenwerbung:
etwa für die „Fußballfreie Zone“ seiner
­Sender während der UEFA EURO 2008.
Die Österreichische Post AG versuchte im
Oktober mit einer breit angelegten Kampagne
Prospektverweigerer zurückzugewinnen.
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sonen gibt es rund 700.000, 84.000 davon
Gerhard Riedler, Geschäftsführer des
ließen sich sogar auf die Robinson-Liste
Werbezeitenvermarkters IPA plus (RTL,
eintragen. Die am 7. Oktober gestartete
RTL 2, Super RTL, VOX und Austria 9TV),
Kampagne (626.000 Direct-Mailings) in-
hält Gattungskampagnen für das Medium
formierte die Österreicher über die Vor-
Fernsehen für überflüssig: „Mediaplaner
teile des Prospekts. Jeder Österreicher,
sind zahlengesteuert. Die Entscheidung
der seinen Werbeverzicht zurücknahm,
für TV-Werbung fällt nicht über Image-
erhielt Gutscheine im Wert von 170 Euro
werte“, ist Riedler überzeugt und ver-
und nahm an einem großen Gewinnspiel
weist auf die harten Zahlen, die Teletest
teil, bei dem Städtereisen verlost wurden.
liefert. „Die Stärken der TV-Werbung wol-
Mag. Marc Zimmermann, Kommunikati-
len wir mit dem AGTT-Forum speziell für
onsleiter der Österreichischen Post: „Wir
Mediaagenturen herausstreichen. Außer-
haben rund 10.000 Rückmeldungen von
dem geht es darum, neueste Erkenntnisse
Personen erhalten, die am Gewinnspiel
aus Reichweitenmessung und Forschung
teilgenommen haben. Und 9.000 Leute ha-
zu präsentieren.“ Für das Printsegment
ben den „Keine Werbung“-Sticker von den
sei eine Gattungskampagne sicherlich
Postkästen entfernt.“
fotos ORF Enterprise, DMVÖ
zurückzugewinnen. Und von diesen Per-
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