Physikalisch-chemisches Praktkum für Fortgeschrittenen (PC-F-Praktikum) Versuche zur optischen Spektroskopie Frank Petzke 04.2003 1 fp 03 0 Inhaltsverzeichnis und Vorbemerkungen 0.1 0 Inhaltsverzeichnis INHALTSVERZEICHNIS UND VORBEMERKUNGEN......................................... 2 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 1 INHALTSVERZEICHNIS ................................................................................................ 2 VORBEMERKUNGEN ................................................................................................... 4 FEHLER IM SKRIPTUM ................................................................................................ 5 EINIGE ALLGEMEINE BEMERKUNGEN ZUR QUANTENPHYSIK ..................................... 7 WEITERFÜHRENDE LITERATUR .................................................................................. 8 PHYSIKALISCHE GRÖßEN IN DER OPTISCHEN SPEKTROSKOPIE ..............9 1.1 DER GEBRAUCH VON WELLENLÄNGEN UND WELLENZAHLEN IN DER OPTISCHEN SPEKTROSKOPIE..................................................................................................................... 9 1.2 DIE SPEKTRALE PHOTONENSTROMDICHTE ............................................................... 11 1.3 EINIGE PHYSIKALISCHE GRÖßEN ZUR BESCHREIBUNG MATERIELLER SYSTEME....... 12 1.4 DER MOLARE DEKADISCHE ABSORPTIONSKOEFFIZIENT ........................................... 12 1.4.1 Das Bouguer-Lambert-Beersche Gesetz ........................................................ 12 1.4.2 Das Signal-Rausch-Verhälnis (SNR).............................................................. 14 1.5 DIE NATÜRLICHE BANDBREITE VON BANDEN IN EINEM SPEKTRUM ......................... 15 1.6 DIE HERSTELLUNG VON LÖSUNGEN MIT BEKANNTER KONZENTRATION ................. 16 2 DIE WESENTLICHEN TEILE DER IN DER OPTISCHEN SPEKTROSKOPIE 17 BENUTZTEN APPARATUREN ................................................................................................. 17 2.1 LICHTQUELLEN ........................................................................................................ 17 2.2 MONOCHROMATOREN ............................................................................................. 19 2.3 PHOTOMULTIPLIER .................................................................................................. 23 2.4 OPTIKEN .................................................................................................................. 24 2.5 KÜVETTEN ............................................................................................................... 24 3 APPARATIVE ANORDNUNGEN IN DER OPTISCHEN SPEKTROSKOPIE ....26 3.1 3.2 3.3 SPEKTRALPHOTOMETER .......................................................................................... 26 SPEKTRALFLUOROMETER ........................................................................................ 28 DIE SYSTEMATISCHE VERFÄLSCHUNG VON EMISSIONS- UND ANREGUNGSSPEKTREN DURCH STREUEFFEKTE ........................................................................................................ 30 3.4 DIE SYSTEMATISCHE VERFÄLSCHUNG VON EMISSIONS- UND ANREGUNGSSPEKTREN DURCH REABSORPTION ........................................................................................................ 30 4 QUANTENPHYSIKALISCHE GRUNDLAGEN DER OPTISCHEN SPEKTROSKOPIE ................................................................................................................31 4.1 4.2 4.3 4.4 4.5 4.6 4.7 4.8 4.9 4.10 OPTISCHE SPEKTROSKOPIE ...................................................................................... 31 DIE QUANTENPHYSIKALISCHE BESCHREIBUNG VON MOLEKÜLEN ........................... 31 OBSERVABLE UND OPERATOREN ............................................................................. 32 EIGENWERTGLEICHUNGEN....................................................................................... 33 DER ERWARTUNGSWERT DER OBSERVABLEN O IM ZUSTAND Ψ ............................ 34 DIE SCHRÖDINGERGLEICHUNG ................................................................................ 36 DER HAMILTONOPERATOR FÜR MOLEKÜLE ............................................................ 36 EIGENSCHAFTEN DER ZUSTANDSFUNKTION UND DIE QUANTISIERUNG DER ENERGIE38 DIE BORN-OPPENHEIMER NÄHERUNG ..................................................................... 40 FERMIS GOLDNE REGEL (ZEITABHÄNGIGE STÖRUNGSRECHNUNG).......................... 42 2 fp 03 4.13 DER ÜBERGANGSDIPOL IN BORN-OPPENHEIMER-NÄHERUNG (VIBRONISCHER ÜBERGANGSDIPOL) UND FRANCK-CONDON-FAKTOREN ...................................................... 45 5 MOLEKÜLSPEKTREN................................................................................................49 5.1 DIE ÜBERGÄNGE IN DER OPTISCHEN SPEKTROSKOPIE UND DIE ZUGEHÖRIGEN SPEKTRALBEREICHE ............................................................................................................ 49 5.2 DIE INTERPRETATION VON MOLEKÜLSPEKTREN ...................................................... 49 5.3 DIE THERMISCHE BESETZUNG DER AUSGANGSZUSTÄNDE ....................................... 50 5.4 ELEKTRONENABSORPTIONSSPEKTREN ..................................................................... 50 5.5 ELEKTRONENSPEKTREN IN EMISSION ...................................................................... 54 5.5.1 Die Prozesse nach einem Absorptionsvorgang .............................................. 54 5.5.2 Die möglichen Wege der Desaktivierung eines angeregten Moleküls ........... 56 5.5.3 Quantenausbeuten und Lebensdauern............................................................ 57 5.5.4 Die theoretische Behandlung der Messung von Anregungsspektren ............. 59 5.5.5 Die Bildung von Excimeren und Exciplexen .................................................. 61 5.6 NULL-NULL-SCHWINGUNGSÜBERGÄNGE IN ABSORPTION UND FLUORESZENZEMISSION ............................................................................................................................. 63 6 ANHANG ...................................................................................................................... 66 6.1 STRUKTUR- UND SUMMENFORMELN DER BENUTZTEN VERBINDUNGEN................... 66 6.1.1 Lösungsmittel.................................................................................................. 66 6.1.2 Substanzen ...................................................................................................... 66 6.2 ZAHLENANGABEN, TABELLEN, GRAPHISCHE DARSTELLUNGEN UND LITERATURQUELLEN............................................................................................................ 66 6.2.1 Physikalische Größen und deren Werte ......................................................... 66 6.2.2 Tabellen .......................................................................................................... 67 6.2.3 Graphische Darstellungen.............................................................................. 68 6.2.4 Angabe von Literaturquellen .......................................................................... 68 6.3 EINIGE NATURKONSTANTEN, EINHEITEN UND PRÄFIXE VON EINHEITEN ................. 68 6.3.1 Naturkonstanten.............................................................................................. 68 6.3.2 SI-Einheiten .................................................................................................... 69 6.3.3 Abgeleitete SI-Einheiten ................................................................................. 69 6.4 DEZIMALE VIELFACHE DER EINHEITEN ................................................................... 71 7 VERSUCHSANLEITUNGEN..................................................................................... 72 7.1 VERSUCH 1: DAS ELEKTRONISCHE ABSORPTIONSSPEKTRUM VON 2CHLORNAPHTHALIN IN CYCLOHEXAN ................................................................................. 72 7.2 VERSUCH 2: FLUORESZENZ UND EXCIMERENBILDUNG ............................................ 74 3 fp 03 0.2 Vorbemerkungen Das vorliegende Skriptum ist kein Ersatz für Vorlesungen über Spektroskopie oder für ein gutes Lehrbuch. Es soll lediglich die wichtigsten Inhalte der Praktikumsversuche präsentieren und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die in der Spektroskopie untersuchten Phänomene sind nur mittels der Quantenphysik zu verstehen. Daher erfordert eine erfolgreiche Durchführung und Auswertung der beiden Versuche grundlegende Kenntnisse in der Quantenphysik. Darüber hinaus wird ein dem 6. Studienplansemester entsprechender Kenntnisstand in physikalischer Chemie vorausgesetzt. Damit eine sinnvolle Versuchsdurchführung ermöglicht wird, müssen die Studenten das Messprinzip und die physikalischen Grundlagen des Versuchs verstanden haben. Zur Gewährleistung dieser Voraussetzung ist zu jedem Versuch am gleichen Tag ein circa einstündiges Kolloquium abzulegen. Zur Erleichterung der thematischen Eingrenzung des den Versuch betreffenden Stoffes ist den Versuchsanleitungen eine nach Versuchen geordnete Stichwortliste beigefügt. Die durchgeführten Versuche werden von jeder Gruppe in einem handschriftlichen Protokoll dargestellt. Tabellen und Graphiken können mit eventuell vorhandener Software erstellt werden, die handschriftlichen Originaldaten müssen allerdings beigefügt sein. Das Protokoll soll die in der Versuchsanleitung gestellten Aufgaben sowie die Originalmeßdaten enthalten, wobei die benutzten Gleichungen mit der Erklärung der vorkommenden Buchstaben anzugeben sind. Zu quantitativen Auswertungen gehört immer eine Fehlerbetrachtung. Nicht enthalten soll das Protokoll aus Büchern oder aus dem Skriptum abgeschriebene Theorieteile. Das Protokoll muss spätestens zwei Wochen nach der Durchführung des betreffenden Versuchs abgegeben werden (zeitlicher Zusammenhang zur Versuchsdurchführung). 4 fp 03 0.3 Fehler im Skriptum Falls Sie Druckfehler, Rechtschreibfehler, Grammatikfehler oder inhaltliche Fehler in dem vorliegenden Skriptum entdecken, wäre es nett, wenn Sie diese Fehler hier dokumentieren würden. Nach Beendigung des Praktikums geben Sie dieses Blatt bitte an Dr. Frank Petzke Institut für Physikalische Chemie Jakob Welderweg 11 Raum 00343 (Erdgeschoss) Telefon 06131-3922872 zurück, oder lassen Sie es einfach im Praktikumsraum liegen. Für Ihre Mühe danke ich im voraus Seite Absatz oder Gleichungsnr. Fehler 5 fp 03 Seite Absatz oder Gleichungsnr. Fehler 6 fp 03 0.4 Einige allgemeine Bemerkungen zur Quantenphysik Bohr und Einstein/Heisenberg haben in der Auseinandersetzung um die Interpretation der Quantenphysik nicht philosophische Aussagen eigenen Rechts getroffen, sondern versucht, umgangssprachlich eine neue Theorie zu deuten, deren mathematische Konsistenz und empirische Bestätigung bereits unstrittig waren. Ihr einziger physikalischer Streitpunkt war die Vollständigkeit der Quantentheorie. Hat man sich nach der Interpretation Bohrs mit ihrem statistischen Charakter philosophisch abzufinden, oder ist sie – wie Einstein behauptete – unvollständig (Gott würfelt nicht!), das heißt nur ein vorläufiges Durchgangsstadium auf dem Weg zu einer streng deterministischen Theorie mit „verborgenen Parametern“? Diese Frage ist heute eindeutig zugunsten Bohrs entschieden. Diese Interpretationsprobleme entstehen, weil unser Verstand und unsere Sprache, mit denen wir unter anderem auch Philosophie treiben, sich nicht im täglichen Umgang mit einzelnen Atomen, Elementarteilchen und Strahlungsquanten entwickelt haben, sondern aus der Alltagserfahrung mit makroskopischen Objekten. Wenn man Modelle aus der Makrowelt zur Beschreibung der Mikrowelt heranzieht, darf man sich über Widersprüche – insbesondere zwischen dem Wellen- und dem Teilchenbild – nicht wundern. In der Quantenphysik können beide Bilder koexistieren, sie sind komplementär zueinander. Nicht der Bohrsche Komplementaritätsbegriff ist widersprüchlich und unscharf, sondern unser Alltagsverstand ist für ein Verständnis der Mikrowelt ziemlich ungeeignet. Es ist sehr schwierig, mit den Mitteln einer philosophisch angereicherten Umgangssprache eine mathematisch formulierte Theorie extrem alltagsferner Objekte zu erfassen. Ein durch und durch mathematisch-unanschauliches Objekt ist die quantenmechanische Wellenfunktion, welche die gesamte Information über den Zustand eines Systems enthält. Diese Zustandsfunktion ist keine Observable, sie ist also nicht direkt messbar. Falsch ist eine weitverbreitete Interpretation der Unbestimmtheitsrelation, die auf Heisenberg zurückgeht: Wenn man gewisse Messgrößen nicht zugleich mit beliebiger Genauigkeit bestimmen kann, sondern nur in den Grenzen der Unbestimmtheitsrelation, dann liege das daran, dass die erste Messung das beobachtete Objekt so störe, dass die zweite Messung wertlos werde. Das Experiment mit dem sogenannten Quantenradierer zeigt, dass es sich beim Beobachten eben nicht um eine irreversible Störung handelt, sondern um einen reversiblen Informationsgewinn: Wird diese hinzu gewonnene Information über die erste Messgröße noch innerhalb der Versuchsanordnung wieder gelöscht, so wird die zweite wieder messbar. 7 fp 03 0.5 Weiterführende Literatur Atkins, P. W., Friedman, R. S. (1997), Molecular Quantum Mechanics; Oxford University Press Atkins, P. (1993), Quanten; VCH Verlagsgesellschaft Levine, I. (1974), Molecular Spectroscopy, Wiley Steinfeld, J. I. (1979), Molecules and Radiation; MIT-Press Murrell, (1963), The Theory of the Electronic Spectra of Organic Molecules; Methuen Birks,J. B. (1970), Photophysics of Aromatic Molecules; Wiley Parker, C. A. (1968), Photoluminescence of Solutions; Elsevier Publishing Press Herzberg, Spectra of Diatomic Molecule; D. van Nostrand Comp. Herzberg, Electronic Spectra of Polyatomic Molecules; D. van Nostrand Comp. Schmidt, W. (1994), Optische Spektroskopie; VCH Verlagsgesellschaft (Vorsicht: Viele Verständnisfehler im theoretischen Teil, aber guter apparativer Teil) Messiah, A., Quantum Mechanics, 2 Bände; North-Holland Publishing Company Haken, Wolf, (1992), Molekülphysik und Quantenchemie; Springer Klessinger, M., Michl, J., (1995), Excited States and Photochemistry of Organic Molecules; VCH, 1995 Sakurai, J. J., (1994), Modern Quantum Mechanics; Addison-Wesley Publishing Company Loudon, R., (1995), The Quantum Theory of Light; Oxford Cohen-Tannoudji, C., Diu, B., Laloe, F., (1977), Quantum Mechanics, 2 Bände; Wiley 8 fp 03 1 Physikalische Größen in der optischen Spektroskopie 1.1 Der Gebrauch von Wellenlängen und Wellenzahlen in der optischen Spektroskopie Die Gleichung λ= 1 ν (1.1) verknüpft die Wellenlänge λ mit der Wellenzahl ν . Zwischen der Lichtgeschwindigkeit c , der Frequenz ν und der Wellenlänge λ gilt folgende Beziehung c =ν ⋅λ . (1.2) Die Energie Ph eines Photons ist mit diesen Größen durch Ph = hν = h c λ = hcν (1.3) verknüpft, mit h der Planckschen Konstante. Die Abhängigkeit der Photonenenergie von der Wellenzahl beziehungsweise von der Wellenlänge ist in den Abbildungen 1.1 und 1.2 dargestellt EPh /10−19 J 8 7 6 5 4 2,0 2,5 3,0 −6 ν / 10 m 3,5 4,0 -1 Abb. 1.1: Abhängigkeit der Photonenenergie von der Wellenzahl 9 fp 03 8 EPh /10 −19 J 7 6 5 4 250 300 350 400 450 500 ν / 10 −6 m -1 Abb. 1.2: Abhängigkeit der Photonenenergie von der Wellenlänge Die meisten Monochromatoren sind aus Kostengründen mit Gittern ausgestattet. Da in diesem Fall die lineare Dispersion m (siehe Kapitel 2.2) und daher die spektrale Bandbreite unabhängig von der eingestellten Wellenlänge sind, haben Gittermonochromatoren gewöhnlich eine Wellenlängenskala. Daher wird das optische Signal in Abhängigkeit von der Wellenlänge mit konstanter spektraler Bandbreite über den gesamten spektralen Bereich gemessen. Dann wird häufig aus Bequemlichkeit die Wellenlänge benutzt. Der Gebrauch von Wellenzahlen hat gegenüber Wellenlängen den großen Vorteil, dass die Photonenenergie Ph proportional zur Wellenzahl beziehungsweise zur Frequenz ist (siehe (1.3) oder Abbildung 1.1). Deshalb ist es vorteilhaft, optische Spektren (zum Beispiel κ B (ν ) oder Ψ Pν (ν ) ) in Abhängigkeit von ν darzustellen. Da die Messungen jedoch häufig in Abhängigkeit von der Wellenlänge (Monochromatoren mit Gittern) durchgeführt werden, müssen die Wellenlängen in Wellenzahlen umgerechnet werden. Dann ändert sich allerdings die spektrale Bandbreite ∆ν mit der Wellenzahl ν auf Grund der Beziehung ∆ν = ν2 − ν1 = 1 λ2 − 1 λ1 = λ1 − λ2 ∆λ . = λ1λ2 λ1λ2 (1.4) Für zwei Beispiele soll diese Abhängigkeit gezeigt werden: λ2 = 360 nm, λ1 = 350 nm, ∆λ =10 nm, ∆ν =793 cm-1 , λ2 = 590 nm, λ1 = 580 nm, ∆λ =10 nm, ∆ν =292 cm-1 . 10 fp 03 1.2 Die spektrale Photonenstromdichte In der optischen Spektroskopie wird das optische Signal häufig mittels eines Photomultipliers oder einer Photodiode detektiert. Diese Geräte verwandeln einen Lichtstrom in einen elektrischen Strom, der einfach gemessen werden kann. Meistens wird bei den Experimenten die Größe und der Ort der ausgeleuchteten Fläche auf der Photomultiplerkathode konstant gehalten. Dann hängt der gemessene Lichtstrom nur von der Wellenzahl ν und von der Zeit t ab; er wird als spektrale Photonenstromdichte bezüglich der Wellenzahl bezeichnet Ψ Ph ,ν = Ψ Ph ,ν (ν, t ) . (1.5) Für ein stationäres Strahlungsfeld fällt die Zeitabhängigkeit weg Ψ Ph ,ν = Ψ Ph ,ν (ν ) . (1.6) Mit der Definitionsgleichung (1.1) für die Wellenzahl ν = 1 (1.7) λ dν 1 =− 2 dλ λ und (1.8) kann die spektrale Photonenstromdichte bezüglich der Wellenzahl in eine spektrale Photonenstromdichte Ψ Ph ,λ (λ , t ) bezüglich der Wellenlänge transformiert werden. Die Photonenstromdichte in Abhängigkeit von der Zeit ist durch ∞ Z Ph (t ) = ∫ Ψ Ph ,ν (ν, t ) dν (1.9) 0 definiert. Einsetzen von (1.8) in (1.9) ergibt ∞ Z Ph (t ) = ∫ Ψ Ph ,ν (λ , t ) 0 1 λ2 ∞ dλ = ∫ Ψ Ph ,λ (λ , t ) dλ . (1.10) 0 In (1.10) wurde die Beziehung Ψ Ph ,ν (ν, t ) = Ψ Ph ,ν (λ , t ) (1.11) benutzt, die durch Substitution der Variablen ν durch λ erhalten wird. Aus (1.10) folgt direkt Ψ Ph ,ν (ν, t ) = λ 2 Ψ Ph ,λ (λ , t ) . (1.12) Die physikalische Größe „Intensität I“ ist mit der spektralen Photonenstromdichte durch die Beziehung I (ν, t ) = Ψ Ph ,ν (ν, t ) ⋅Ph = Ψ Ph ,ν (ν, t ) ⋅ hν = Ψ Ph ,ν (ν, t ) ⋅ hcν 11 (1.13) fp 03 verknüpft. Dies bedeutet, dass die Intensität eine spektrale Energiedichte ist. Da in vielen Experimenten die Strahlung durch einen Photomultiplier detektiert wird, ist es nicht korrekt, die gemessene Größe als Intensität zu bezeichnen. 1.3 Einige physikalische Größen zur Beschreibung materieller Systeme Ein physikalisches System wird als homogen bezeichnet, wenn die interessierende physikalische Größen nicht von den Ortskoordinaten abhängen. Ein physikalisches System wird als isotrop bezeichnet, wenn die interessierende physikalische Größen nicht von den Richtung abhängen. Zwischen einem physikalischen System und seiner Umgebung wird häufig ein Phasengrenzfläche beobachtet, der sich als abrupte Änderung des Wertes einer oder mehrerer physikalischer Größen bemerkbar macht. An einer Phasengrenzfläche tritt optische Reflexion auf. Innerhalb eines Systems kann der Photonenstrom durch Absorption und Streuung geschwächt werden. 1.4 Der molare dekadische Absorptionskoeffizient 1.4.1 Das Bouguer-Lambert-Beersche Gesetz Trifft Licht auf ein materielles System, dann kann an der Grenzschicht ein Teil des Lichtes reflektiert und der restliche Teil durchgelassen werden. Im Innern des materiellen Systems kann die Anzahl der eingedrungenen Photonen durch Streuung oder durch Absorption abnehmen, das heißt die spektrale Photonenstromdichte wird verringert. Das behandelte System sei eine isotrope, homogene, nicht lumineszierende Phase mit vernachlässigbarer Streuung. Sämtliche spektrale Photonenstromdichten beziehen sich auf das Innere der Phase, so dass Reflexionsverluste nicht berücksichtigt werden müssen. Damit gehen in die Behandlung der Phase nur Absorptionsprozesse ein. Das Strahlungsfeld sei stationär und die durchstrahlte Oberfläche sei konstant, so dass in der Darstellung der spektralen Photonenstromdichte die Variable t weggelassen werden kann. Dann gilt für die Abnahme der stationären spektralen Photonenstromdichte Ψ Pν (ν, x) im infinitesimalen Wegstück dx in der Ausbreitungsrichtung x (siehe Abb. 1.3) − d Ψ Ph ,ν (ν, x) dx ~ Ψ Ph ,ν (ν, x) . (1.14) Mit der Proportionalitätskonstanten a(ν ) , dem natürlichen Absorptionskoeffizienten, folgt aus (1.14) d Ψ Phν (ν, x) = − a(ν ) Ψ Phν (ν, x) . dx 12 (1.15) fp 03 Die Beziehung (1.15) heißt Bouguer-Lambertsches Gesetz. absorbierende Phase ΨPν~ (ν~ ,0) ΨPν~ (ν~ , x) ΨPν~ (ν~, d) dx 0 x d Abb. 1.1: Die Schwächung der spektralen Photonenstromdichte in einer absorbierenden Phase Die Integration von x = 0 bis x = d ergibt: Ψ Pν ( d ) d Ψ Pν (ν, x) = − a(ν ) ∫ dx ∫ ( ν , x ) Ψ Pν Ψ Pν (0) 0 d ln Ψ Pν (ν, 0) = a(ν ) ⋅ d . Ψ Pν (ν, d ) (1.16) (1.17) d ist also der Weg des Lichtes durch das absorbierende System. Wird anstelle des natürlichen Logarithmus der Logarithmus zur Basis Zehn benutzt, so ergibt sich log Ψ Pν (ν, 0) a (ν ) ⋅ d = = a* (ν ) ⋅ d = A(ν ) , Ψ Pν (ν, d ) ln10 (1.18) mit a* (ν ) dem dekadischen Absorptionskoeffizienten (der optischen Dichte) und A(ν ) der Absorption bei der Wellenzahl ν . Wird die Absorption durch eine einzige Substanz AB hervorgerufen, so gilt die folgende von Beer gefundene Beziehung a* (ν ) = κ B (ν ) ⋅ cB . (1.19) cB ist die Konzentration und κ B (ν ) der molare dekadische Absorptionskoeffizient der Substanz AB. Die Einheit von κ B (ν ) ist durch [κ B (ν )] = m 2 mol-1 . (1.20) gegeben. Aus (1.18) folgt mit (1.19) 13 fp 03 A(ν ) = log Ψ Pν (ν, 0) = κ B (ν ) ⋅ cB ⋅ d . Ψ Pν (ν, d ) (1.21) In vielen Fällen ist κ B (ν ) zumindest näherungsweise unabhängig von der Konzentration der Substanz. Wenn die Absorption durch mehrere Substanzen verursacht wird, muss (1.19) durch die allgemeinere Gleichung K a* (ν ) = ∑ κ I (ν ) ⋅ cI (1.22) I =1 ersetzt werden, wobei K die Anzahl der Substanzen ist. Einsetzen von (1.22) in (1.18) ergibt K A(ν ) = d ⋅ ∑ κ I (ν ) ⋅ cI . (1.23) I =1 Diese Beziehung wird Bouguer-Lambert-Beersches Gesetz genannt. κ I (ν ) beziehungsweise κ I (λ ) ist charakteristisch für die Moleküle A I . κ I (ν ) hängt weiterhin vom Druck und der Temperatur ab. Bei Messungen in Lösung hängt κ I (ν ) zusätzlich vom Lösungsmittel ab, wegen der Wechselwirkungen zwischen dem gelösten Molekül und den Lösungsmittelmolekülen in seiner Umgebung. Diese Wechselwirkungsenergien müssen im Hamiltonoperator berücksichtigt werden und beeinflussen daher die Form der Zustandsfunktionen und wegen Gleichung (4.65) (integrale Absorption) auch κ I (ν ) . Es kann gezeigt werden, dass der relative Fehler der Absorption A seinen minimalen Wert für Werte von A, die im Intervall ]0,3; 2, 2[ liegen, nicht sehr übersteigt. Daher sollte für gute Absorptionsmessungen A∈ ]0,3; 2, 2[ (1.24) eingehalten werden. 1.4.2 Das Signal-Rausch-Verhälnis (SNR) Das Rauschen des registrierten Signals einer optischen Apparatur wird durch unterschiedliche Ursachen hervorgerufen: • Photonenrauschen: Die von einer Lichtquelle abgestrahlte Anzahl von Photonen schwankt mit der Zeit. • Detektorrauschen: Ein auf die Photokathode des Photomultipliers (siehe Kap. 2.3) auftreffendes Photon führt nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit zur Emission eines Elektrons (Quantenausbeute der Photokathode). Da es sich hierbei um einen statistischen 14 fp 03 Prozeß handelt, resultiert eine Fluktuation der Elektronen mit der Zeit (Detektorrauschen), das sich dem Photonenrauschen des auftreffenden Lichtes überlagert. Analoge statistische Prozesse finden in den Verstärkerstufen des Photomultipliers bei der Sekundärelektronenvervielfachung statt. • Elektronisches Rauschen: In den elektronischen Geräten, in denen das elektrische Messsignal des Photomultipliers verarbeitet wird, überlagert sich weiteres Rauschen, das durch die elektronischen Bauteile dieser Geräte verursacht wird. Die Messgenauigkeit einer optischen Apparatur ist prinzipiell durch diese Prozesse beschränkt. Für das Photonenrauschen und das Detektorrauschen kann unter der experimentell bestätigten Annahme der Gültigkeit der Poissonstatistik für diese Prozesse die empirische Standardabweichung sΨ Pν der spektralen Photonenstromdichte Ψ Pν als Maß für das Rauschen benutzt werden. Für die empirische Standardabweichung sΨ Pν gilt dann sΨ Pν = Ψ Pν . (1.25) Damit folgt für das Signal-Rausch-Verhältnis SNR ( ) SNR = k ⋅ (Ψ Pν / sΨ Pν ) = k ⋅ Ψ Pν / Ψ Pν = k ⋅ Ψ Pν , (1.26) wobei k eine Proportionalitätskonstante ist. Damit die Werte von SNR groß werden, muss demnach Ψ Pν groß sein, was durch die Wahl einer Lichtquelle mit hoher auf den Raumwinkel bezogenen Photonenstromdichte (analog den Definitionen in Kap. 1.2) und durch optische Bauteile mit großer Lichtdurchlässigkeit erreicht werden kann. Insbesondere kann eine hohe spektrale Photonenstromdichte aus großen Spalten am Monochromator resultieren, wodurch jedoch die spektrale Auflösung vermindert wird. 1.5 Die natürliche Bandbreite von Banden in einem Spektrum Analog zur spektralen Bandbreite eines Monochromators (siehe Kap. 2.2) lässt sich für eine Bande eines Spektrums eine natürliche Bandbreite als die Halbwertsbreite der betreffenden Bande definieren. Da in einem Spektrum häufig Bandenüberlagerungen vorliegen, kann es in diesem Falle schwierig sein, den Fuß der Bande festzulegen, von dem aus die Höhe der Bande ermittelt wird. 15 fp 03 1.6 Die Herstellung von Lösungen mit bekannter Konzentration Die Konzentration c0 B der Substanz A B ist durch die Beziehung c0 B = n0 B , V (1.27) mit n0B = Substanzmenge (Einheit: mol) der Substanz A B und V = Volumen der Lösung, definiert. Die Substanzmenge kann mittels der Beziehung n0 B = m0 B MB (1.28) ermittelt werden. m0B ist die Masse der Substanz A B , die durch Wägen ermittelt wird, und M B die molare Masse der Substanz A B , die aus der Summenformel berechnet werden kann. Unter einer Lösung versteht man eine Mischung von Substanzen mit den folgenden Eigenschaften: Die gelösten Substanzen besitzen eine sehr kleine Konzentration im Vergleich zum Lösungsmittel A1, im Grenzfall eine gegen Null konvergierende Konzentration. Eine genaue Ermittlung des Volumens V der Lösung kann mittels der Beziehung V= m0 ρ0 (1.29) erhalten werden, wobei m0 die Gesamtmasse der Lösung ist, die durch Wägen ermittelt wird, und ρ0 die Dichte der Lösung. Ist die Lösung hinreichend verdünnt (m0 B << m0 ) , so kann die Dichte ρ0 der Lösung in guter Näherung durch die Dichte ρ1 des Lösungsmittels approximiert werden. ρ1 kann aus Nachschlagewerken entnommen werden. Die Ermittlung des Volumens aus m0 und ρ1 ist wesentlich genauer als eine direkte Volumenmessung. 16 fp 03 2 Die wesentlichen Teile der in der optischen Spektroskopie benutzten Apparaturen 2.1 Lichtquellen In Abb. 2.1 sind die Spektren einiger Lichtquellen dargestellt, die in spektroskopischen Apparaturen verwendet werden. Abb. 2.1: Typische Spektren einiger Lichtquellen: Gasentladungslampen (1: XeHochdrucklampe, 2: Hg-Hochdrucklampe, 4: Deuteriumlampe, 5: Hg-Niederdrucklampe), Glühlampen (3: T = 3000 K, 3a: T = 2000 K) In Abb. 2.1 können verschiedene Arten von Spektren unterschieden werden: Kontinuierliche Spektren (Deuteriumlampe, Glühlampe wie z.B. Wolframbandlampe), kontinuierliche 17 fp 03 Spektren mit Struktur (Xe-Hochdrucklampe, Hg-Hochdrucklampe) und Linienspektren (HgNiederdrucklampe). In der Abbildung ist die spektrale Photonenstromdichte M (λ ) (Photonen pro Zeit, Fläche, Raumwinkel und Wellenlängenintervall) der Lichtquellen 1, 2, 3, 3a und 4 beziehungsweise die Photonenstromdichte N (λ ) (Photonen pro Zeit, Fläche und Raumwinkel) der Lichtquelle 5 dargestellt. Die Einheiten der angegebenen Werte beziehen sich auf s, cm 2 , Steradian und nm. Die Hochdrucklampen besitzen ein kleines Brennfleckvolumen, aus dem der überwiegende Teil des Lichtes abgestrahlt wird. Daraus resultiert eine hohe Photonenstromdichte, welche einen großen Photonenstrom durch die optischen Teile der Apparaturen, wie zum Beispiel durch die Monochromatorspalte, ermöglicht und ein günstiges Signal-Rausch-Verhältnis zur Folge hat. Daher werden Hochdrucklampen bevorzugt da eingesetzt, wo geringe Photonenströme detektiert werden, also in Fluorometern (Xe-Hochdrucklampe) und bei der Messung von Ramanspektren (Hg-Hochdrucklampen). Zur Messung von Absorptionsspektren ist es günstig, Lampen zu benutzen, deren Photonenstrom einerseits nicht zu klein ist, damit das Signal-Rausch-Verhältnisses ausreichende Werte besitzt, und andererseits nicht zu groß ist, damit der Detektor nicht übersteuert wird. Dann ist das Ausgangssignal des Detektors nicht mehr proportional zum einfallenden Photonenstrom. Abb. 2.2: Schematische Darstellung einer Xe-Hochdrucklampe mit Lampenhaus In Abb. 2.2 ist schematisch eine Xe-Hochdrucklampe mit Lampenhaus dargestellt. Hochdrucklampen stehen beim Betrieb unter hohem Innendruck und können explodieren. Xe18 fp 03 Hochdrucklampen stehen auch im kalten Zustand unter hohem Innendruck. Beim Hantieren mit Xe-Hochdrucklampen muss daher Schutzkleidung getragen werden. 2.2 Monochromatoren Ein Monochromator hat die Aufgabe, aus einem breiten Spektrum, beispielsweise dem Spektrum einer thermischen Lichtquelle, einen schmalen Spektralbereich herauszufiltern. Dies geschieht mittels der Wellenlängeneinstellung. Der herausgefilterte Spektralbereich ist ein Maß für die Auflösung der Messung und wird durch die Spaltbreite des Monochromators eingestellt. Eine gute Größe zur quantitativen Beschreibung des herausgefilterten Spektralbereichs ist die weiter unten definierte spektrale Bandbreite. In Abb. 2.3 und Abb. 2.4 sind die Strahlengänge durch einen Gitter- beziehungsweise einen Prismenmonochromator dargestellt. Der Monochromator besteht aus den folgenden Elementen: • • • • • Eingangsspalt W1 , optisches Element M1 (Spiegel oder Linse), welches das Strahlbündel parallel auf das dispergierende Element abbildet, dispergierendes Element (Gitter oder Prisma), welches das einfallende parallele Lichtbündel mit großer Bandbreite (großer Wellenlängenbereich) in parallele Lichtbündel zerlegt, die sich im Austrittswinkel und damit in der Wellenlänge unterscheiden, optisches Element M2 (Spiegel oder Linse), das die unter verschiedenen Winkeln aus dem dispergierendenden Element austretenden Strahlbündel auf die Ebene des Ausgangsspaltes abbildet. Ausgangsspalt W2 . Abb. 2.3: Strahlengang durch einen Gittermonochromator mit Lichtquelle und Küvette 19 fp 03 Abb. 2.4: Strahlengang durch einen Prismenmonochromator mit Lichtquelle und Küvette In einem Monochromator wird der Eingangsspalt auf den Ausgangsspalt abgebildet. Das Strahlenbündel, das auf das dispergierende Element trifft, muss parallel sein, damit eine räumliche Trennung der verschiedenen Wellenlängen in der Ebene des Ausgangsspaltes erreicht wird. Demnach ist der Abstand zwischen Spalt und abbildendem Element gerade gleich der Brennweite des abbildenden Elements: 1 1 1 = + f g b (2.1) mit f = Brennweite des abbildenden Elements, g = Gegenstandsweite und b = Bildweite. Im Eingangsteil liegt also das Bild im Unendlichen, d.h. b = ∞ , woraus sofort g = f folgt. Die spektrale Bandbreite ist als die Halbwertsbreite der spektralen Dreiecksbande definiert, die mit einem anderen Monochromator mit besserer Auflösung am Ausgang des betrachteten Monochromators gemessen wird (siehe Abb. 2.5). 1,2 ΨPh 1,0 0,8 0,6 h ∆λ 0,4 0,2 0,0 0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 λ0 1,2 1,4 1,6 1,8 λ 2,0 Abb. 2.5: Zur Definition der spektralen Bandbreite ∆λ Die spektrale Bandbreite hängt von der Spaltbreite ab, wobei der Zusammenhang durch die folgende Beziehung gegeben ist: ∆λ = bSp m 20 , (2.2) fp 03 mit bSp der Spaltbreite und m der Dispersion. Die Dispersion m ist durch (für kleine α) m = f ⋅ tgα ≈ f ⋅ α (2.3) gegeben. f ist die Brennweite der Optik des Monochromators und α die Winkeldispersion (Winkelunterschied zwischen zwei Strahlen, die das dispergierende Element verlassen und sich um eine Wellenlängendifferenz von 1 nm unterscheiden). α f α m Strahl vom dispergierenden Element sphärischer Spiegel Austrittsebene Abb. 2.6: Zur Dispersion m Durch Drehung des dispergierenden Elements werden verschiedene Spektralbereiche auf den Austrittsspalt abgebildet. Gitter: Konstante Dispersion mit der Wellenlänge. d ϕ a g Gitter Schirm Abb. 2.7: Beugung am Gitter Mit der Bedingung für maximale Verstärkung z ⋅ λ = g ⋅ sinϕ , (2.4) folgt mit z = Ordnung, λ= Wellenlänge, g = Gitterkonstante, ϕ = Ablenkwinkel, a und d aus Abb. 2.7 a = d ⋅ tgϕ ≈ d ⋅ sinϕ = d ⋅ z ⋅ λ / g (für kleine ϕ ) . (2.5) Da die Werte von g circa 10 mal so groß sind wie diejenigen von λ, folgt direkt aus (2.4), dass die Werte von ϕ klein sind. 21 fp 03 Wegen a ≅ λ und λrot >λblau wird rotes Licht stärker abgelenkt als blaues Licht. Vorteil: Die lineare Dispersion und damit die spektrale Bandbreite sind unabhängig von der eingestellten Wellenlänge. Nachteil: Da auch die zweite und höhere Ordnungen den Gittermonochromator passieren, kann es zu Überlagerungen kommen. Ist zum Beispiel der Monochromator bezüglich der ersten Ordnung auf die Wellenlänge λ1 = 600 nm eingestellt, so kommt auch Licht der Wellenlänge λ2 = 1 / 2 ⋅ λ1 = 300 nm durch den Monochromator. Prisma: Blaues Licht wird stärker abgelenkt als rotes Licht. Bei einem Prisma ändert sich die lineare Dispersion m mit der Wellenlänge (Beispiel: m ändert sich um circa 2 Größenordnungen von 200 nm bis 1000 nm). In diesem Falle benötigt man Tabellen oder Graphen oder Beziehungen zum Ermitteln der spektralen Bandbreite bei einer eingestellten Wellenlänge und vorgegebener Spaltbreite. Vorteil: Es gibt keine höheren Ordnungen wie beim Gittermonochromator. Spalte: Eingangs- und Ausgangsspalt werden gleich gewählt; dann ist bei konstanter spektraler Bandbreite der Photonenstrom durch den Monochromator maximal. Auflösung und Signal-Rausch-Verhältnis: Wird die spektrale Bandbreite verkleinert, so wird die Auflösung des Monochromators größer, d.h. es können evtl. vorhandene Strukturen in einem untersuchten Spektrum aufgelöst werden. Gleichzeitig wird jedoch der Photonenstrom, der den Monochromator verlässt, verringert. Das gemessene Signal wird also kleiner und damit das Signal-Rausch-Verhältnis schlechter. Das Rauschen des gemessenen Signals wird im wesentlichen durch das Photonenrauschen der Lichtquelle und durch Schwankungen der Verstärkung im Photomultiplier und der darauf folgenden Elektronik verursacht. Bei einer Messung ist es deshalb vernünftig, mit großen Spaltbreiten beginnend zu immer kleineren Spaltbreiten überzugehen, solange bis keine bessere Auflösung des Spektrums erreicht wird. Dann misst man ein aufgelöstes Spektrum mit optimalem SignalRausch-Verhältnis. Streulicht (Fremdlicht): Durch Streuung an Inhomogenitäten der Oberflächen der optischen Elemente im Monochromator ist der durchgelassenen Bande (mit der spektralen Bandbreite ∆λ bei der eingestellten Wellenlänge λ0 ) das Spektrum des eingestrahlten Photonenstroms unterlagert (circa das 10−4 − fache des Maximums der Dreiecksbande bei einem Gittermonochromator, bei Prismenmonochromatoren noch kleiner). Besonders günstig sind Doppelmonochromatoren mit einem Gitter und einem Prisma als dispergierenden Elementen, da hier die zweite und die höheren Ordnungen unterdrückt werden, und das Streulicht auf das 10−9 − fache des Maximums der Dreiecksbande gesenkt wird. 22 fp 03 2.3 Photomultiplier Funktionsweise: In Abb. 2.8 ist der Aufbau und die Funktionsweise eines Photomultipliers dargestellt. Die Energie der auf die Photokathode auftreffenden Photonen ist ausreichend, um ein Elektron aus dem Metall der Photokathode freizusetzen, wobei die Ausbeute kleiner als Eins ist (lichtelektrischer Effekt). Durch ein elektrisches Feld wird das Elektron in Richtung auf die erste Dynode beschleunigt. Beim Auftreffen auf diese Dynode schlägt das Elektron aufgrund seiner hohen kinetischen Energie zwei oder mehr Elektronen aus dem Metall der Dynode aus (Sekundärelektronenvervielfachung). Nach mehreren solcher Elektronenverstärkungsstufen (circa 10) treffen auf die Anode so viele Elektronen auf, dass sie als elektrischer Strom nachgewiesen werden können. Abb.2.8: Aufbau und Funktionsweise eines Photomultipliers Spannungsteiler: Der Spannungsteiler dient zur Erzeugung der elektrischen Potentiale und Felder, durch welche die Elektronen beschleunigt werden (siehe Abb. 2.9). Dunkelstrom: Durch Elektronen, die sich aufgrund ihrer thermischen Energie aus der Photokathode beziehungsweise aus den Dynoden lösen, wird ein Strom verursacht, der nicht durch Photonen hervorgerufen ist. Zerstörung: Die Photokathode des Photomultipliers kann durch einen zu hohen auftreffenden Photonenstrom zerstört werden. Aus diesem Grund befindet sich im allgemeinen im Photomultipliergehäuse ein Verschluß, der immer dann geschlossen sein sollte, wenn Licht von außen in die Apparatur gelangen kann, wie zum Beispiel beim Einsetzen einer Küvette oder beim Wechseln von Monochromatorspalten. 23 fp 03 Abb. 2.9: Prinzip eines ohmschen Spannungsteilers für Photomultiplier 2.4 Optiken Linsen (chromatische Aberrationen: Brennweite ändert sich mit der Wellenlänge) und Spiegel (geometrische Aberrationen: Spalt wird als gekrümmtes Rechteck abgebildet). 2.5 Küvetten Material: Glas für Messungen im sichtbaren Bereich, Quarz für Messungen im UV-Bereich. Küvetten für Absorptionsmessungen: Zwei gegenüberliegende Fenster sind durchsichtig. Unterschiedliche Schichtdicken. Küvetten für Emissionsmessungen: Quadratische Küvetten (10 mm Kantenlänge) aus Quarz mit 5 durchsichtigen Fenstern. 24 fp 03 Kosten: Küvetten sind sehr teuer (ab circa 180,- DM) wegen der hohen Genauigkeit der Schichttiefen und der Fensterstärken und wegen der benötigten einwandfreien Oberflächen der Fenster. Quarzküvetten sind wesentlich teurer als Glasküvetten und Emissionsküvetten (5 Fenster) sind teurer als Absorptionsküvetten (2 Fenster). 25 fp 03 3 Apparative Anordnungen in der optischen Spektroskopie 3.1 Spektralphotometer Küvette mit der Lösung Monochromator Lichtquelle : Wolframbandlampe Deuteriumlampe Photomultiplier Referenzküvette mit dem Lösungsmittel Abb. 3.1: Blockschaltbild eines Spektralphotometers mit einem Strahl Durch die Verwendung einer Referenzküvette können Lichtverluste, die nicht auf die Absorption der untersuchten Moleküle zurückzuführen sind, kompensiert werden. Der Lichtstrahl soll möglichst parallel durch die Küvette hindurch treten, damit alle Strahlen des Bündels die gleiche Weglängen durch die Küvette zurücklegen. Anwendung: Messung von Absorptionsspektren Messgröße: Spektrale Photonenstromdichte ΨPν (Photonen pro Fläche pro Zeit pro Wellenzahlintervall). Diese Größe wird im Photomultiplier in ein proportionales elektrisches Signal I transformiert. Ermittlung eines Absorptionsspektrums: Messung der spektralen Photonenstromdichte ΨPν (beziehungsweise des elektrischen Signals I): Die Küvette mit der Lösung befindet sich im Strahlengang. Messung der spektralen Photonenstromdichte ΨPν0 (beziehungsweise des elektrischen Signals I0): Die Küvette mit dem reinen Lösungsmittel befindet sich im Strahlengang. Durch die Messung von ΨP0 können Lichtverluste kompensiert werden, die durch andere Prozesse als die Absorption verursacht werden und daher die Messung verfälschen. Wird die spektrale Photonenstromdichte durch diese Prozesse um einen bestimmten Bruchteil geschwächt, so kürzt sich dieser Faktor bei der Quotientenbildung in (3.1) heraus. Die stärksten Lichtverluste werden durch Reflexionen an den Grenzflächen (Luft-Quarz, QuarzLösungsmittel) hervorgerufen, die beim senkrechten Übergang zwischen Glas und Luft circa 4 % betragen. Grundsätzlich sind daneben noch die Lichtverluste durch Streuung in der 26 fp 03 Lösung und in den Küvettenfenstern und durch eine eventuelle Absorption des Lösungsmittels zu berücksichtigen. Lambert-Beersches-Gesetz: Für die beiden gemessenen elektrischen Signale I und I 0 gilt unter der Annahme, dass das Lösungsmittel A1 im interessierenden Spektralbereich nicht absorbiert, der folgende Zusammenhang mit den physikalischen Größen des Systems (siehe (1.19) und (1.22)): A = log E Ψ (ν, d ) I (ν ) = log Pν = − d ⋅ ∑ κ I (ν ) ⋅ c0 I . I 0 (ν ) Ψ Pν (ν, 0) I=2 (3.1) Die Summation erstreckt sich über alle absorbierenden Substanzen AI des Systems. Das Lösungsmittel A1 soll nicht absorbieren, weshalb die Summation in (3.1) mit A2 beginnt. d ist die Schichtdicke der Küvette (optischer Weg durch das absorbierende System), κ I (ν ) der molare dekadische Absorptionskoeffizient der Substanz A I im Lösungsmittel A1 (charakteristisch für die Substanz A I im Lösungsmittel A1 ) und c0I die Einwaagekonzentration der Substanz A I im Lösungsmittel A1 . κ I (ν ) kann auch noch von der Temperatur und vom Druck abhängen. Enthält die Lösung nur eine absorbierende Substanz A B mit der Einwaagekonzentration c0B und dem molaren dekadischen Absorptionskoeffizienten κ B , so vereinfacht sich (3.1) zu: A = log Ψ Pν (ν, d ) = −κ B (ν ) ⋅ c0B ⋅ d . Ψ Pν (ν, 0) (3.2) Absorptionsspektrum: Bei Kenntnis von c0B , d , I (ν ) und I 0 (ν ) kann κ B (ν ) mittels (3.2) berechnet werden. Die graphische Auftragung von κ B (ν ) gegen ν (oder von κ B (λ ) gegen λ ) heißt Absorptionsspektrum der Substanz A B im Lösungsmittel A1 . Da nach (4.65) ∫ κ B (ν ) / ν dν (3.3) Bande proportional zum Quadrat des Übergangsdipols und damit zur Übergangsrate ist, ist die graphische Auftragung von κ B (ν ) / ν gegen ν für bestimmte Betrachtungen günstiger und wird ebenfalls als Absorptionsspektrum bezeichnet. Bemerkungen zur Durchführung von Absorptionsmessungen Nach den Ausführungen in Kap. 1.4.1 ist es zweckmäßig, die Konzentration der untersuchten Substanz in der Phase und die Schichttiefe der Küvette für ein vorgegebenes Spektralphotometer und eine vorgegebene spektrale Bandbreite so zu wählen, dass die Werte der Absorption A im Intervall A∈ ]0.3, 2.2[ liegen. Es ist günstig, die Messung bei kleinen Werten von ν bzw. großen Werten von λ zu beginnen, da die eingestrahlten Photonen in diesem Falle eine geringere Energie besitzen und somit photochemische Reaktionen unwahrscheinlicher sind als bei großen eingestrahlten Energien (Die Energie eines Photons ist proportional zu ν ). 27 fp 03 Wegen der Temperaturabhängigkeit von κ B (ν ) muss bei Präzisionsmessungen sowie in speziellen Fällen (z.B. bei EDA-Komplexen) die Probe sehr gut temperiert werden. Falls bei Messungen in Lösung das Lösungsmittel im zu untersuchenden Spektralbereich eine hinreichend starke Absorption zeigt, so wird die Messung ungenau, da die Differenz log Ψ Pν (ν, d ) − log Ψ Pν (ν, 0) sehr klein wird. Der Zusammenhang zwischen log {Ψ Pν (ν, d ) / Ψ Pν (ν, 0)} und der Konzentration c0B sollte nach (3.2) linear sein. Abweichungen, besonders bei hohen Konzentrationen, können durch spezifische Wechselwirkungen der gelösten Moleküle untereinander verursacht sein. Automatisch registrierende Spektralphotometer In automatisch registrierenden Spektralphotometern gibt es zwei Strahlengänge. In einem davon befindet sich die Küvette mit der Lösung, im anderen die Küvette mit dem reinen Lösungsmittel. Das von der Lichtquelle ausgehende Licht wird durch einen rotierenden Sektorspiegel abwechselnd durch die beiden Küvetten geleitet. Da die optischen Verluste in den beiden Strahlengängen in Abhängigkeit von der Wellenzahl verschieden sind, verursacht durch unterschiedliche optische Wege, durch unterschiedliche Materialien der optischen Elemente und durch unterschiedliche Beschaffenheit der Oberflächen der optischen Elemente, zum Beispiel durch Verschmutzungen (Staub), muss bei Präzisionsmessungen vor der Messung eine Eichung durchgeführt werden. 3.2 Spektralfluorometer Chopper Motor Anregungsmonochromator Fluoreszenzküvette Lichtquelle: Xe-Hochdrucklampe mit breitem Spektrum und hoher Leuchtdichte Emissionsmonochromator Photomultiplier Abb. 3.2: Blockschaltbild eines Fluorometers 28 fp 03 Anwendung: Messung von Emissions- und Anregungsspektren. Messgröße: Analog zur Absorption, es wird jedoch nur das elektrische Signal I (relative Werte) gemessen. Diese relativen Werte sind mit systematischen apparativen Fehlern behaftet. Emissionsspektren: Die Anregungswellenlänge λex wird fest eingestellt, die Emissionswellen-länge λem wird variiert. In den Spektren wird die spektrale Photonenstromdichte Ψ Pν (ν ) (oder Ψ Pλ (λ ) ), die proportional zum elektrischen Signal ist, gegen ν (bzw. λ ) aufgetragen. In die gemessenen relativen Werte von Ψ Pλ (λem ) gehen neben dem spektralen Verhalten der untersuchten Lösung noch unerwünschte spektrale Eigenschaften des gesamten Emissionsstrahlenganges ein (Optiken, dispergierendes Element und Optiken des Emissionsmonochromators, Photokathode des Photomultipliers). Daher wird das Emissionsspektrum der Lösung verfälscht. Will man korrigierte Emissionsspektren erhalten, so müssen die spektralen Eigenschaften des Emissionsstrahlenganges durch eine spektrale Eichmessung ermittelt und anschließend in die gemessenen Spektren eingerechnet werden. Eine Eichung kann mittels einer geeichten Lampe (von der das relative Spektrum bekannt ist) oder mittels eines wohldefinierten Systems (bestimmte Substanz in einem bestimmten Lösungsmittel bei bestimmter Temperatur), von dem das relative Emissionsspektrum bekannt ist, durchgeführt werden. Absolute Emissionsspektren (die Spektren sind von der Apparatur, mit der sie gemessen wurden, bzw. von den experimentellen Bedingungen der Messung, z.B. von den Spaltbreiten des Emissionsmonochromators, unabhängig) können zum Beispiel dadurch erhalten werden, dass jeder Wert Ψ Pλ (λem ) durch das Integral ∫ Ψ λ (λ P em )dλem (3.4) dividiert wird. Anregungsspektren („relative Absorptionsspektren“): Die Emissionswellenlänge λem fest eingestellt, die Anregungswellenlänge λex wird variiert. In die gemessenen relativen Werte von Ψ Pλ (λem ) wird gehen neben dem spektralen Absorptionsverhalten der untersuchten Lösung noch unerwünschte spektrale Eigenschaften des gesamten Anregungsstrahlenganges ein (Optiken, dispergierendes Element und Optiken des Anregungsmonochromators, Lampe). Daher wird das Anregungsspektrum der Lösung verfälscht. Will man korrigierte Anregungsspektren erhalten, so müssen die spektralen Eigenschaften des Anregungsstrahlenganges durch eine spektrale Eichmessung ermittelt und anschließend in die gemessenen Spektren eingerechnet werden. Eine Eichung kann mittels eines Quantenzählers (z.B. Rhodamin B in Ethylenglykol) durchgeführt werden, bei dem die Quantenausbeute über einen großen Spektralbereich unabhängig von der Anregungswellenlänge ist. Die Anzahl der vom Quantenzähler emittierten Photonen ist für alle Absorptionswellenlängen proportional zur Anzahl der absorbierten Photonen. Der Quantenzähler wird anstelle der zu untersuchenden Lösung in die Küvette gefüllt. 29 fp 03 3.3 Die systematische Verfälschung von Emissions- und Anregungsspektren durch Streueffekte Ursache: Rayleigh-Streuung und Raman-Streuung an den Molekülen des Lösungsmittels. Identifikation: Die Bande der Rayleigh-Streuung tritt bei derselben Wellenzahl von Anregung und Emission auf. Bei der Messung von Emissionsspektren sind die Banden der Raman-Streuung bezüglich der Anregungswellenzahl zu kleineren Wellenzahlen verschoben. Die Differenz zwischen der Anregungswellenzahl und der Wellenzahl der Ramanbande ist konstant. Wird die Anregungswellenzahl geändert, so verschiebt sich die Ramanbande über das Emissionsspektrum weg, dessen Lage und Bandenform im allgemeinen unverändert bleibt. Bei der Messung von Anregungsspektren sind die Banden der Raman-Streuung bezüglich der Emissionswellenzahl zu größeren Wellenzahlen verschoben. Die Differenz zwischen der Emissionswellenzahl und der Wellenzahl der Ramanbande ist konstant. Wird die Emissionswellenzahl geändert, so verschiebt sich die Ramanbande über das Anregungsspektrum weg, dessen Lage und Bandenform im allgemeinen unverändert bleibt. 3.4 Die systematische Verfälschung von Emissions- und Anregungsspektren durch Reabsorption Sind die Null-Null-Übergänge im Absorptions- und im Fluoreszenzemissionsspektrum nur wenig gegeneinander verschoben, d. h. die Null-Null-Übergänge in Absorption und in Emission besitzen eine vergleichbare Energie (siehe Kap. 5.11), oder liegen diese Übergänge sogar näherungsweise übereinander, so können die emittierten Photonen auf ihrem Weg durch die Lösung durch gelöste Moleküle reabsorbiert werden. Daher sind in diesem Fall die Photonenstromdichten des Fluoreszenzspektrums im Spektralbereich des Null-NullÜberganges systematisch zu niedrig. Dieser Effekt darf speziell dann nicht vernachlässigt werden, wenn die Lösung eine hohe Absorption hat, verursacht durch eine große Konzentration der gelösten Substanz und durch einen langen Weg der emittierten Photonen durch die Lösung, wie er im allgemeinen bei Fluorometern mit rechtwinkligem Strahlengang (siehe Abb. 3.2) vorkommt. 30 fp 03 4 Quantenphysikalische Grundlagen der optischen Spektroskopie 4.1 Optische Spektroskopie Eine wichtige Aufgabe der optischen Spektroskopie ist die Untersuchung der spektralen Abhängigkeit der Wechselwirkung von Licht mit Molekülen oder Atomen: + hν ex Molekül → Molekül* → Molekül − hν em (4.1) Molekül* ist hierbei das Molekül in einem angeregten Zustand. Die beteiligten Moleküle werden als quantenphysikalische Systeme behandelt, das Licht wird meistens klassisch, also als elektromagnetische Welle, beschrieben. Viele Phänomene sind allerdings nur zu verstehen, wenn das Licht mittels der Quantenelektrodynamik behandelt wird. 4.2 Die quantenphysikalische Beschreibung von Molekülen Moleküle bestehen aus Atomkernen und Elektronen. Die Atomkerne und die Elektronen werden als punktförmige Teilchen approximiert, d.h. als Teilchen ohne räumliche Ausdehnung. Diese Näherung ist wegen der im Verhältnis zur Ausdehnung der Teilchen großen Entfernungen zwischen ihnen gerechtfertigt. Quantenphysikalisch lässt sich der Zustand eines Systems, also zum Beispiel eines Moleküls, durch eine Zustandsfunktion Ψ beschreiben (1. Postulat der Quantenphysik). Ψ kann als Funktion von Variablen Ψ = Ψ ( R, r ,η , ξ , t ) (4.2) dargestellt werden mit R = Ortskoordinaten der N N Kerne, d.h. R beinhaltet 3N N Kern-Ortskoordinaten r = Ortskoordinaten der N e Elektronen, d.h. r beinhaltet 3N e Ortskoordinaten der Elektronen η = Spinkoordinaten der N N Kerne ξ = Spinkoordinaten der N e Elektronen t = Zeit. Die Zustandsfunktion Ψ ist jedoch keine physikalische Messgröße (Observable). Die Größe 2 Ψ = Ψ *Ψ (4.3) wird als Wahrscheinlichkeitsdichte interpretiert (M. Born), wobei Ψ * die konjugiert komplexe Größe zu Ψ ist. Das Integral 31 fp 03 ∫ Ψ Ψ dτ = ∫ ∫ ...∫ Ψ *Ψ d R d r dη dξ * V V = ∫ ∫ ...∫ Ψ Ψ d R1...d R N N d r1...d r Ne dη1...dη N N dξ1...dξ Ne * (4.4) V gibt die Wahrscheinlichkeit an, dass sich das System zu einer bestimmten Zeit in dem von allen Koordinaten aufgespannten Raum innerhalb der jeweiligen Integrationsgrenzen für jede Koordinate jedes Teilchens aufhält. Dabei ist V eine Abkürzung für die Integrationsgrenzen sämtlicher Koordinaten. Jedes R k mit k = 1,..., N N bzw. jedes r e mit e = 1,..., N e enthält drei Komponenten. Das Integral über den gesamten Raum, d.h. über den jeweiligen vollständigen Wertebereich jeder einzelnen Koordinate, wird im allgemeinen auf Eins normiert. 4.3 Observable und Operatoren Jeder Observablen O, das ist eine irgendwie messbare Größe, wie zum Beispiel der Ort, der Impuls, die Energie usf., lässt sich in der Quantenphysik ein Operator Oˆ zuordnen: O → Oˆ . (4.5) Im folgenden sind einige Beispiele aufgeführt: • Hamiltonoperator Ĥ : Operator für die Gesamtenergie des Systems, • Ortsoperator qi → qˆi = qi (i =1,2,3) , (4.6) • Impulsoperator pi → pˆ i = = ∂ i ∂ qi (i =1,2,3) . (4.7) Durch die Darstellung von pˆ i und qˆi wird ein physikalischer Befund erfüllt, der sich durch die folgende Kommutatorrelation beschreiben lässt (2. Postulat der Quantenphysik) [ qˆi , pˆ i ] Ψ = ( qˆi pˆ i − pˆ i qˆi ) Ψ = ∂ = ∂ qi Ψ = qi − i ∂ qi i ∂ qi (4.8) = qi = ∂ = = ∂ Ψ − Ψ − qi Ψ = i =Ψ , i ∂ qi i i ∂ qi oder kurz [ qˆi , pˆ i ] = i= . (4.9) Analog kann die Gültigkeit der Beziehungen 32 fp 03 qˆi , qˆ j = 0 , (4.10) pˆ i , pˆ j = 0 (4.11) qˆi , pˆ j = i=δ ij (4.12) und bewiesen werden. Dieser Kommutator hängt mit der Orts-Impuls-Unschärferelation (Heisenbergsche Unschärferelation) zusammen (siehe Atkins, Molecular Quantum Mechanics,3. Auflage 1997, S. 253 ff) ∆pi ∆qi = 〈 pˆ i2 〉 − 〈 pˆ i 〉 2 ⋅ 〈 qˆi2 〉 − 〈 qˆi 〉 2 ≥ 11 = 〈[ pi , qi ]〉 = . 2 i 2 (4.13) Die spitzen Klammern haben die Bedeutung eines Mittelwertes oder besser eines Erwartungswertes (siehe Kap. 4.5). δ pi bzw. δ qi werden als die Unbestimmtheit der Observablen pi beziehungsweise qi bezeichnet. 4.4 Eigenwertgleichungen Die Beziehung Oˆ f m = wm f m (4.14) heißt Eigenwertgleichung. Die Funktionen f m sind die Eigenfunktionen des Operators Oˆ mit den zugehörigen Eigenwerten wm (feste Werte). Die Gleichung ∂ exp {ax} = a exp {ax} ∂x (4.15) ist ein Beispiel einer Eigenwertgleichung mit Oˆ = ∂ / ∂ x, fm = exp{ax} und wm = a. Zu jedem Eigenwert wm existiert mindestens eine Eigenfunktion. Existieren zwei oder mehr Eigenfunktionen fi zu Oˆ , die den gleichen Eigenwert besitzen, so spricht man von Entartung bezüglich der Observablen O. Die Eigenfunktionen fn und fm heißen orthogonal, falls die Beziehung ∫f * n k , n = m ( x1 ,x2 ,.....,xl ) ⋅ f m ( x1 ,x2 ,.....,xl ) dx1dx2 .....dxl = ∫ f n* f m dτ = 0, n ≠ m (4.16) gilt, wobei k ein Zahlenwert ist. In τ sind sämtliche Variablen x1, x2,....xn zusammengefasst, von denen die Funktionen fn und fm abhängen. Die Integration ist über die Wertebereiche aller Variablen zu erstrecken, so dass das Ergebnis der Integration einen Wert darstellt, der nicht mehr von den Variablen abhängt. 33 fp 03 Da die Integralschreibweise häufig einen hohen Schreibaufwand erfordert, wird in der Quantenphysik die sogenannte „bracket“-Schreibweise für Integrale benutzt: ∫f f dτ = 〈 f n | f m 〉 . * n m (4.17) Die Eigenfunktionen f m heißen orthonormal, falls die Beziehung 1, n = m 〈 f n |f m 〉 = 0, n ≠ m (4.18) gilt. Die Eigenfunktionen f m bilden eine vollständige Basis, falls sie orthogonal sind und jede Funktion Ψ folgendermaßen dargestellt werden kann Ψ = ∑ cm f m (4.19) m mit cm = Koeffizienten. 4.5 Der Erwartungswert der Observablen O im Zustand Ψ Der Erwartungswert der Observablen O im Zustand Ψ ist wie folgt definiert ∫ Ψ Oˆ Ψ dτ ∫ Ψ Ψ dτ * 〈Oˆ 〉 Ψ = * = 〈Ψ | Oˆ | Ψ〉 , 〈Ψ | Ψ〉 (4.20) wobei dτ in (4.4) erklärt ist. Falls die Zustandsfunktion orthonormiert ist, d.h. falls 〈 Ψ | Ψ〉 = 1 (4.21) 〈Oˆ 〉 Ψ = 〈 Ψ | Oˆ | Ψ 〉 . (4.22) gilt, so folgt aus (4.20): Ist weiterhin Ψ eine Eigenfunktion zu Oˆ , so gilt Ψ = fk (4.23) 〈Oˆ 〉 Ψ = 〈 f k | Oˆ | f k 〉 = 〈 f k | wk | f k 〉 = wk 〈 f k | f k 〉 = wk , (4.24) und damit wobei wk aus dem Integral herausgezogen werden kann, da wk ein Zahlenwert ist und somit nicht von dτ abhängt. Für den Fall der Gültigkeit von (4.23) ist der Erwartungswert der 34 fp 03 Observablen O im Zustand Ψ = f k gerade gleich dem Eigenwert des Operators Ô zur Zustandsfunktion f k . Im allgemeinen ist Ψ keine Eigenfunktion zu Ô und muss mit (4.19) dargestellt werden. Dann gilt 〈Oˆ 〉 Ψ = 〈 Ψ | Oˆ | Ψ〉 = 〈 ∑ cn f n | Oˆ | ∑ cm f m 〉 n m (4.25) = ∑∑ c c 〈 f n | Oˆ | f m 〉 = ∑∑ cn*cm wm 〈 f n | f m 〉 . * n m n m n m Die Summationen über n und m haben den gleichen physikalischen Inhalt, beim Auftreten von gemischten Termen werden jedoch die unterschiedlichen Indices benötigt. Wenn die f m orthonormiert sind, gilt weiter mit (4.18) 2 〈Oˆ 〉 Ψ = ∑ cm wm . (4.26) m cm 2 wird als Wahrscheinlichkeit interpretiert, den Eigenwert wm der Observablen O (entsprechend dem Zustand f m ) als Messergebnis einer Messung zu finden. Besitzen zwei Operatoren Oˆ1 und Oˆ 2 die gleichen Eigenfunktionen, so dürfen sie bei Hintereinanderausführung vertauscht werden, so dass gilt Oˆ1 , Oˆ 2 = 0 . Der Beweis ist trivial. Als Beispiel wird die Schwingungsfunktion ψ 0 ( y ) = π 1/ 4 e-y 2 /2 (4.27) des harmonischen Oszillators behandelt (siehe Kap. 4.20.2). y ist eine zur Auslenkung aus der Ruhelage proportionale Koordinate. Der Erwartungswert von y im Schwingungszustand ψ0 berechnet sich zu ∞ 〈 y〉ψ 0 = 〈ψ 0 | yˆ | ψ 0 〉 = ∫ ψ ( y ) yψ 0 ( y ) dy = π * 0 −∞ ∞ 1/ 2 ⋅∫e −∞ − y2 y dy = − π 1/ 2 2 ∞ ⋅e − y2 =0 . (4.28) −∞ Anschaulich folgt dieses Ergebnis daraus, dass ψ0 spiegelsymmetrisch zur Ordinate ist. Der Erwartungswert 〈ψ 0 | ŷ | ψ 0 〉 darf nicht mit der Wahrscheinlichkeit Pψ 0 ( y1 , y2 ) verwechselt werden, den harmonischen Oszillator im Zustand ψ0 im Intervall [y1 ,y2] der Auslenkungswerte zu finden y2 Pψ 0 ( y1 , y2 ) = ∫ ψ ( y )ψ 0 ( y ) dy = π * 0 y1 y2 1/ 2 ⋅ ∫ e− y dy = 2 y1 1 π ⋅ [ Erf ( y2 ) − Erf ( y1 ) ] . 2 (4.29) Erf (y) heißt Error Function und ist durch das Gleichheitszeichen rechts in (5.22) definiert (siehe auch Abramowitz, M. and Stegun, I. A. (1972), Handbook of Mathematical Functions, Dover Publications). 35 fp 03 4.6 Die Schrödingergleichung Ein weiteres fundamentales Postulat der Quantenphysik ist die Gültigkeit der zeitabhängigen Schrödingergleichung = i= dΨ . Hˆ Ψ = i=Ψ dt (4.30) Falls der Hamiltonoperator Ĥ nicht explizit von der Zeit abhängt (konservatives System), d.h. Hˆ = Hˆ ( R, r ,η , ξ ) , (4.31) kann die Zeitabhängigkeit in der Zustandsfunktion Ψ separiert werden: Ψ = Ψ ( R, r ,η , ξ , t ) = ψ ( R, r ,η , ξ ) ⋅ e − i t / = , (4.32) wobei die Energie des Zustands ist. Die Exponentialfunktion enthält die Zeitabhängigkeit, und die Zustandsfunktion ψ ( R, r ,η , ξ ) ist unabhängig von der Zeit. Einsetzen von (4.32) in (4.30) und Durchführen der Ableitung nach der Zeit auf der rechten Seite von (4.30) ergibt: i Hˆ ψ ⋅ e − i t / = = i= − ψ ⋅ e − i t / = . = (4.33) Daraus folgt die zeitunabhänge oder stationäre Schrödingergleichung Ĥψ = ψ . (4.34) Aus der Struktur dieser Beziehung ist direkt zu erkennen, dass es sich um eine Eigenwertgleichung handelt. Zur Lösung der zeitunabhängigen Schrödingergleichung muss der Hamiltonoperator für das behandelte System bekannt sein, d.h. die Beiträge aller Energien zur Gesamtenergie. Die Energiewerte des Systems erhält man durch die Bestimmung der Eigenwerte der zeitunabhängigen Schrödingergleichung. 4.7 Der Hamiltonoperator für Moleküle Der Hamiltonoperator Ĥ ist der Operator der Gesamtenergie des Systems und kann daher folgendermaßen dargestellt werden Hˆ = Tˆ + Vˆ . (4.35) Tˆ ist der Operator der gesamten kinetischen Energie des Systems und lässt sich deshalb als Summe der kinetischen Energien aller K Teilchen des Systems darstellen: 36 fp 03 K Tˆ = ∑ TˆI . (4.36) I =1 Vˆ ist der Operator der gesamten potentiellen Energie des Systems und lässt sich daher als Summe aller verschiedenen L im System vorkommenden potentiellen Energien, wie zum Beispiel elektrische Wechselwirkungen (Monopol-Monopol-, Dipol-Dipol-, Induktionswechselwirkungen und so weiter), darstellen: L Vˆ = ∑ VˆL . (4.37) J =1 Gravitationswechselwirkungen sind gegenüber den elektrischen verschwindend klein und können daher vernachlässigt werden. Wechselwirkungen Der Hamiltonoperator für Moleküle kann folgendermaßen dargestellt werden, wenn neben den Spin-Bahn- und Spin-Spin-Kopplungstermen als Wechselwirkungen zwischen den Kernen und Elektronen nur Monopol-Monopol-Wechselwirkungen (CoulombWechselwirkungen) berücksichtigt werden, die den größten Beitrag zur Gesamtwechselwirkung leisten: Hˆ = TˆN ( R ) + Tˆe (r ) + VˆNN ( R ) + VˆNe ( R, r ) + Vˆee (r ) + Hˆ SO + Hˆ SS . (4.38) Die einzelnen Beiträge haben die folgende Bedeutung: TˆN ( R) : kinetische Energie der Kerne NN pˆ 2 =2 TˆN ( R) = ∑ a = − 2 a =1 2ma Tˆe (r ) : 1 ∂2 ∂2 ∂2 =2 + + = − 2 ∑ ∂ ya2 ∂ za2 2 a =1 ma ∂ xa NN NN 1 ∑m ∆ a =1 a (4.39) a kinetische Energie der Elektronen Ne pˆ 2 =2 Tˆe (r ) = ∑ i = − 2me i =1 2me Ne ∑∆ i =1 i (4.40) VˆNN ( R) : elektrische Monopol-Monopol-Wechselwirkungsenergie der Kerne untereinander 1 VˆNN ( R) = 2 NN NN ∑∑ a =1 b =1 a ≠b e 2 Z a Z b N N −1 N N e2 Z a Zb = ∑ ∑ 4πε 0 Rab a =1 b > a 4πε 0 Rab (4.41) Vˆee (r ) : elektrische Monopol-Monopol-Wechselwirkungsenergie der Elektronen unter- einander 1 Ne Ne e 2 1 Ne −1 Ne e2 1 ˆ Vee (r ) = ∑∑ =∑ ∑ 2 i =1 j =1 4πε 0 rij i =1 j >i 4πε 0 rij (4.42) j ≠i 37 fp 03 VˆNe ( R, r ) : elektrische Monopol-Monopol-Wechselwirkungsenergie der Kerne mit den Elektronen N N Ne Za e2 VˆNe ( R, r ) = −∑∑ a =1 i =1 4πε 0 R a − r i Hˆ SO : Spin-Bahn-Wechselwirkungsenergie Hˆ SS : Spin-Spin-Wechselwirkungsenergie. (4.43) Die verwendeten Buchstaben haben dabei die folgenden Bedeutungen: N N = Anzahl der Kerne N e = Anzahl der Elektronen pa = Impuls des Kerns A a pi = Impuls des i-ten Elektrons ma = Masse des Kerns A a mi = Masse des i-ten Elektrons xa , ya , za = Ortskoordinaten des Kerns A a ∆ a = Laplace-Operator des Kerns A a ∆ i = Laplace-Operator des i-ten Elektrons e = Elementarladung ε 0 = Permittivität des Vakuums Z a , Z b = Kernladungszahl des Kerns A a bzw. A b Rab = R a − R b = Abstand zwischen dem Kern A a und dem Kern A b rij = r i − r j = Abstand zwischen dem i-ten und dem j-ten Elektron R a , R b = Ortskoordinaten (Ortsvektor) des Kerns A a bzw. A b r i , r j = Ortskoordinaten (Ortsvektor) des i-ten bzw. des j-ten Elektrons. 4.8 Eigenschaften der Zustandsfunktion und die Quantisierung der Energie Mit der Darstellung des Hamiltonoperators nach (4.38) bis (4.43) ist die Schrödingergleichung eine Differentialgleichung 2. Ordnung bezüglich der Kernkoordinaten R a und der Elektronen-koordinaten r i . Damit durch diese Differentialgleichung ein 38 fp 03 physikalisches System beschrieben wird, muss die Zustandsfunktion den folgenden Bedingungen genügen: I. ψ ( R, r ,η , ξ ) ist eine Funktion (und keine Relation), d.h. zu jedem Satz von Werten R a und r i gibt es einen und nur einen Wert von ψ ( R, r ,η , ξ ) . II. ψ ( R, r ,η , ξ ) muss quadratisch integrabel sein, d.h. es muss die Gleichung (4.21) für ψ ( R, r ,η , ξ ) gelten ( 〈ψ | ψ 〉 = 1 ). Dann gilt für jede Ortskoordinate ρ j ∈ {R a , r i } lim ψ ( R a , r i ) = 0 . (4.44) ρ j →±∞ III.Da ψ ( R, r ,η , ξ ) eine Lösung einer Differentialgleichung 2. Ordnung bezüglich der ρ j ist, muss ψ ( R, r ,η , ξ ) stetig sein, und auch die zweite Ableitung (∂ 2ψ ( R, r ,η , ξ )/∂ 2 ρ j ) muss fast überall stetig sein. In einem „offenen“ Potential (Abb. 4.1) kann für jeden Energiewert eine Zustandsfunktion gefunden werden, die der Bedingung II genügt. Daher liegt in diesem Falle ein Kontinuum von Zuständen und Energien vor. In einem „gebundenen“ Potential (Abb. 4.1) kann nur für bestimmte Energiewerte eine Zustandsfunktion gefunden werden, die der Bedingung II genügt. Daher liegen in diesem Falle als Folge der Randbedingungen diskrete Zustandsfunktionen und diskrete Energien vor (siehe Atkins, Molecular Quantum Mechanics, S. 34 ff.). (ρ) "gebundenes" Potential "offenes" Potential ρ Abb. 4.1: „Offenes“ und „gebundenes“ Potential 39 fp 03 4.9 Die Born-Oppenheimer Näherung Unter Vernachlässigung der Spin-Bahn-Kopplungsterme und anderer relativistischer Wechselwirkungsterme im Hamiltonoperator sowie nach der Abtrennung der Translation und der Rotation hat die Schrödingergleichung die folgende Form Hˆ vib (Q, q) ψ vib (Q, q ) = vib ψ vib (Q, q ) . (4.45) Der Index „vib“ kennzeichnet den Hamiltonoperator und die Zustandsfunktionen als vibronisch (eine Zusammensetzung aus „vibrational“ und „electronic“). Q sind die Kernkoordinaten und q die Elektronenkoordinaten in einem molekülfesten Koordinatensystem, das aus der Abtrennung der Translation und der Rotation resultiert. Der Hamiltonoperator kann durch Hˆ vib (Q, q ) = TˆN (Q) + Hˆ el (Q, q ) . (4.46) dargestellt werden, wobei die Abkürzung Hˆ el (Q, q ) = Tˆe (q ) + VˆNN (Q) + VˆNe (Q, q ) + Vˆee (q ) (4.47) benutzt wird. Eine exakte Separation der Schrödingergleichung bezüglich der Elektronen- und der Kernkoordinaten ist wegen des Auftretens des Terms VˆNe (Q, q) nicht möglich, da dieser Term sowohl von den Kern- als auch von den Elektronenkoordinaten abhängt. Eine Näherung wird dadurch ermöglicht, dass die Kernmassen circa 104 mal so groß sind wie die Elektronenmassen. Daher bewegen sich die Kerne wesentlich langsamer als die Elektronen, so dass die Kerne bezüglich der Elektronenbewegung als ortsfest betrachtet werden können. Die Bewegung der Kerne ist entsprechend dieser Näherung unabhängig von der Bewegung der Elektronen. Die Bewegung der Elektronen hängt jedoch sowohl von den Elektronen- als auch von den Kernkoordinaten ab. Interessiert nur die Elektronenbewegung, so kann TˆN (Q) in Hˆ (Q, q ) weggelassen werden. In (4.46) bleibt also nur noch Hˆ (Q, q ) übrig und die vib el Schrödingergleichung nimmt die einfache Form an: Hˆ el (Q, q ) φel (Q, q ) = el φel (Q, q ) . (4.48) Die Zustandsfunktionen φel (Q, q) sind dabei elektronische Zustandsfunktionen. Die Gleichung (4.48) wird nun für einen festen Satz von Kernkoordinaten Q i gelöst, und man erhält die Energieeigenwerte el und die Eigenfunktionen φel (Q i , q ) . Analog wird (4.48) für eine große Anzahl weiterer fester Sätze von Kernkoordinaten gelöst, bis die Energieeigenwerte el als Funktion der Kernkoordinaten Q el = el (Q) 40 (4.49) fp 03 und die elektronischen Zustandsfunktionen φel als Funktion der Kernkoordinaten Q und der Elektronenkoordinaten q φel = φel (Q, q) (4.50) angesehen werden können. Es kann nichttrivial gezeigt werden, dass die gesamten vibronischen Zustandsfunktionen dann folgendermaßen dargestellt werden können (Born-Oppenheimer Näherung): ψ vib (Q, q) = φel (Q, q) χ el ,v (Q) . (4.51) Die Zustandsfunktionen χ el ,v (Q) sind die Schwingungsfunktionen; sie hängen von dem jeweiligen elektronischen Zustand φel ab und von der Schwingungsquantenzahl v. Für jeden bilden die Schwingungsfunktionen ein einzelnen elektronischen Zustand φel Orthonormalsystem. Umgekehrt sind die Schwingungsfunktionen χ i ,v (Q) des i-ten elektronischen Zustandes φi (Q, q) vollständig von den Schwingungszustandsfunktionen χ k ,v (Q) mit k ≠ i aller anderen elektronischen Zustände φk (Q, q) entkoppelt. Die elektronischen Zustandsfunktionen φk (Q, q) bilden nach (4.48) für jeden festen Satz von Kernkoordinaten Q ein vollständiges Orthonormalsystem im q-Raum . Zusammenfassung: Zunächst werden die Kernkoordinaten konstant gehalten. Die Bewegung der Elektronen wird so behandelt, dass die potentielle Energie durch die Summe der Monopol-Monopol-Wechselwirkungen VˆNN (Q) + VˆNe (Q, q ) + Vˆee (q) dargestellt wird. Die Energieeigen-werte sind Funktionen der Kernkoordinaten Q ( el = el (Q) ) und die Eigenfunktionen der Elektronen sind Funktionen der Kernkoordinaten Q und der Elektronenkoordinaten q (ψ el = ψ el (Q, q) ). Die Funktion el (Q) stellt dann die potentielle Energie für die Bewegung der Kerne dar. Für ein zweiatomiges Molekül kann el (Q) in Form einer “Potentialkurve” dargestellt werden (siehe Abb. 4.2). 41 fp 03 Abb 4.2: Potentielle Energie eines zweiatomigen Moleküls mit den ersten vier SchwingungsZustandsfunktionen 4.10 Fermis Goldne Regel (zeitabhängige Störungsrechnung) In der optischen Spektroskopie werden unter anderem Übergänge in einem physikalischen System, also zum Beispiel in einem Molekül, zwischen Zuständen unterschiedlicher Energie behandelt. Diese Übergänge werden durch die Wechselwirkung zwischen elektromagnetischer Strahlung und dem Molekül bewirkt. In einer korrekten quantenelektrodynamischen Behandlung besteht das System aus dem Molekül und der elektromagnetischen Strahlung, die beide quantenphysikalisch beschrieben werden. Im Falle von Absorptionsphänomenen ist eine einfachere semiklassische Behandlung möglich, bei der das Molekül als quantenphysikalisches System betrachtet wird. Die elektromagnetische Welle wird klassisch behandelt und tritt als kleine Störung im Hamiltonoperator auf. Da die elektromagnetische Strahlung ein zeitabhängiges Phänomen ist, muss bei der Behandlung von der zeitabhängigen Schrödingergleichung (4.30) i= ∂ Ψ ( R OS , t ) = Hˆ ( R OS , t )Ψ ( R OS , t ) , ∂t (4.52) ausgegangen werden, wobei die Orts- und den Spinkoordinaten in R OS zusammengefasst sind. Die explizite Zeitabhängigkeit des Hamiltonoperators soll durch eine Beziehung der Form 42 fp 03 Hˆ ( R OS , t ) = Hˆ 0 ( R OS ) + Hˆ '( R OS , t ) , (4.53) dargestellt werden, wobei Hˆ '( R OS , t ) die explizit zeitabhängige Störung durch das elektromagnetische Feld ist. Hˆ 0 = Hˆ 0 ( R, r ,η , ξ ) = Hˆ 0 ( R OS ) (4.54) ist nach (4.31) der Hamiltonoperator des ungestörten Systems, für das die Schrödingergleichung (4.34) Hˆ 0 ( ROS ) ψ n ( R OS ) = n ψ n ( ROS ) (4.55) gilt. Die Größenordnung der Ausdehnung der untersuchten Moleküle beträgt circa 0,1 nm. Demgegenüber liegt die Wellenlänge des Anregungslichtes im Bereich zwischen 250 nm und 1800 nm. Daher kann das elektrische Feld des Lichtes, das die Störung am Molekülort verursacht, über den räumlichen Bereich des Moleküls als konstant angesehen werden. Der elektrische Feldvektor hängt dann nicht mehr vom Ort sondern nur noch von der Zeit ab und kann durch E (t ) = E 0 cosω t (4.56) approximiert werden. E 0 ist die Amplitude des elektromagnetischen Feldes und ω die Kreisfrequenz der Welle. In den meisten Fällen ist es ausreichend, die Wechselwirkung zwischen dem Licht und dem Molekül als Wechselwirkung zwischen dem elektromagnetischen Feld und dem elektrischen Dipol µ des Moleküls zu beschreiben, da diese Wechselwirkung im allgemeinen die weitaus größten Beiträge zu den optischen Spektren verursacht. Dann wird der Beitrag der Störung zur Gesamtenergie im Hamiltonoperator durch die Wechselwirkungsenergie zwischen dem elektromagnetischen Feld und dem Dipol des Moleküls (elektrischen Dipolnäherung) durch Hˆ '(t ) = µˆ E 0 cos ω t (4.57) gegeben. Der elektrische Dipoloperator ergibt sich direkt aus der Darstellung des elektrischen Dipols µˆ = ∑ qn aˆ n , (4.58) n wobei die qn die Ladungen sämtlicher Teilchen des Moleküls, also aller Atomkerne und aller Elektronen des Moleküls und die aˆ n die Operatoren der Ortsvektoren dieser Teilchen sind. Der Dipoloperator µ̂ ist also eine Funktion der Ortskoordinaten der Kerne und Elektronen. 43 fp 03 Um einen Zusammenhang mit den Messgrößen der optischen Spektroskopie herzustellen, wird eine neue Größe, nämlich die Übergangsrate Wi → f (Ableitung der Übergangswahrscheinlichkeit Pf(t) nach der Zeit t), definiert: Wi → f = dPf (t ) dt . (4.59) Eine nichttriviale Behandlung ergibt den folgenden Ausdruck für die Übergangsrate Wi → f = 2 dP(t ) π = E 0 ⋅ 〈ψ f | µˆ | ψ i 〉 ρ f ( f ) . dt 2= (4.60) Diese Beziehung „Fermis Goldne Regel“ (Fermi Golden Rule) genannt. Die Größe µ fi = 〈ψ f | µˆ | ψ i 〉 (4.61) heißt elektrischer Übergangsdipol. Diese physikalische Größe darf nicht mit dem elektrischen Dipol µ = 〈ψ | µˆ | ψ 〉 (4.62) im Zustand ψ , oder genauer mit dem Erwartungswert des elektrischen Dipols im Zustand ψ, verwechselt werden. Insbesondere ist der elektrische Übergangsdipol µif nicht gleich der Differenz der elektrischen Dipole in zwei verschiedenen elektronischen Zuständen: µ fi = 〈ψ f | µˆ | ψ i 〉 ≠ ∆ if µ = 〈ψ f | µˆ | ψ f 〉 − 〈ψ i | µˆ | ψ i 〉 . (4.63) Das Auftreten der Zustandsdichte ρ f (f ) der Endzustände ψ f bezüglich der Energie, das ist die Anzahl der Endzustände ψ f im Energieintervall f − df ,f + df , resultiert daraus, dass die optischen Übergänge in eng zusammen liegende (quasikontinuierliche) Endzustände führen. Das Auftreten von quasikontinuierlichen Zuständen ist nur im Rahmen einer quantenelektrodynamischen Behandlung des Systems, bestehend aus elektromagnetischer Strahlung und dem Molekül, zu verstehen: Der Ausgangszustand bei einem Absorptionsprozess ist eine Kombination des Grundzustands des Moleküls mit dem n-Quantenstrahlungsfeld (Strahlungsfeld aus n Photonen), dessen angeregte Zustände einen quasikontinuierlichen Frequenzbereich in der Umgebung der Absorptionsfrequenz aufspannen. Analog ist der Endzustand des Absorptionsprozesses eine Kombination des angeregten Molekülzustandes mit dem (n-1)-Quantenstrahlungsfeld, da ein Quant (Photon) vom Molekül absorbiert wurde. Aus (4.60) folgt, dass optische Übergänge nur induziert werden können, wenn der elektrische Übergangsdipol µ fi = ψ f | µˆ | ψ i 44 (4.64) fp 03 einen Wert ungleich Null besitzt. Aus dieser Bedingung ergeben sich die Auswahlregeln für optische Dipolübergänge. Allgemein muss das skalare Produkt zwischen dem elektrischen Feldvektor E 0 und dem Übergangsdipol ungleich Null sein, die beiden Vektoren dürfen also nicht orthogonal sein. Für den Fall einer isotropen Orientierungsverteilung der Moleküle kann die Beziehung κ B (ν ) 1 dν = S 3 ν Abs − Bande ∫ ∑p i {i , f } 〈ψ f | µˆ | ψ i 〉 2 (4.65) hergeleitet werden, die den Übergangsdipol mit dem molaren dekadischen Absorptionskoeffizienten κ B (ν ) verknüpft. Das Integral auf der linken Seite von (4.65) heißt „Integrale Absorption“. Die Summation auf der rechten Seite von (4.65) erstreckt sich über alle Paare von Zuständen ψ i und ψ f , gekennzeichnet durch die Mengenklammer {i,f}, deren Energiedifferenz zu der Absorptionsbande auf der linken Seite von (4.65) einen Beitrag liefert, und zwischen denen Übergänge möglich sind. pi ist die Besetzungswahrscheinlichkeit der Ausgangszustände ψ i und S eine Konstante, deren Wert mittels der Beziehung S= N A 2π 2 log e ≈ 2.935 ⋅1060 mol−1 C−2 hcε 0 (4.66) berechnet werden kann. e ist die Basis des natürlichen Logarithmus. Der Faktor 1/3 resultiert aus einem nichttrivialen Mittelungsprozess über die isotrop verteilten Übergangsdipole. 4.13 Der Übergangsdipol in Born-Oppenheimer-Näherung (Vibronischer Übergangsdipol) und Franck-Condon-Faktoren Zur Berechnung des Übergangsdipols in der Born-Oppenheimer-Näherung können die Zustandsfunktionen nach (4.51) verwendet werden ψ i = φi (Q, q ) χ el ,i (Q) , i ψ f = φ f (Q, q) χ el f ,f (Q) . (4.67) Nach (4.61) gilt mit (4.67) für den elektrischen Übergangsdipol µ fi = 〈ψ f | µˆ | ψ i 〉 = 〈 χ el f ,v f (Q) φ f (Q, q) | µˆ (Q, q) | φi (Q, q) χ eli ,vi (Q)〉 = 〈 χ el f ,v f (Q) 〈φ f (Q, q ) | µˆ (Q, q ) | φi (Q, q )〉 q χ eli ,vi (Q)〉 Q . (4.68) Die Integrationen wurden so geordnet, dass das innere Integral über die Elektronenkoordinaten q und das äußere Integral über die Kernkoordinaten Q erstreckt wird (gekennzeichnet durch die Indizierung der brackets). Das innere Integral wird durch µ efi (Q) = 〈φ f (Q, q) | µˆ (Q, q ) | φi (Q, q)〉 q 45 (4.69) fp 03 abgekürzt. Da die Integration über q erstreckt wird, und die Integrationsgrenzen die gesamten Wertebereiche der Variablen q umfassen, hängt das Ergebnis µ fi nur noch von Q e ab. µ fi (Q) kann physikalisch als der Übergangsdipol zwischen den Zuständen φi (Q, q) und e φ f (Q, q) interpretiert werden (elektronischer Übergangsdipol). Die explizite Abhängigkeit von µ fi von den Kernkoordinaten Q ist nicht bekannt, weshalb e µ efi (Q) in eine Potenzreihe um Q 0 entwickelt wird (Taylorreihe): µ fi (Q) = µ fi (Q 0 ) + e e 3 N − 6 (5) ∑ j =1 ∂ µ e (Q ) fi (Q j − Q j 0 ) + ..... . ∂ Qj Q 0 (4.70) Q 0 bezeichnet die Kernkoordinaten in einer Referenzkonfiguration, häufig in der Gleichgewichtskonfiguration des elektronischen Grundzustandes. Aus experimentellen Befunden ist bekannt, dass für nicht zu große Auslenkungen aus der Ruhelage die e Abhängigkeit der Größe µ fi von den Kernkoordinaten Q klein ist und daher näherungsweise vernachlässigt werden kann. Dann werden in (4.70) alle Ableitungen auf der rechten Seite Null. Einsetzen von (4.70) in (4.68) ergibt µ fi (Q) = µ efi (Q 0 ) 〈 χ el f ,v f (Q) | χ eli ,vi (Q)〉 Q . (4.71) µ efi (Q) ist in dieser Näherung der Übergangsdipol zwischen den beiden am Übergang beteiligten elektronischen Zuständen. Die Integrale 〈 χ el f ,v f (Q) | χ eli ,vi (Q)〉 Q heißen „Überlappungsintegrale“. Da in Fermis Golden Rule die Quadrate des elektrischen Dipols auftreten, werden bei Berechnungen auch die Quadrate der Überlappungsintegrale benötigt. Ein solches Quadrat 〈 χ el f ,v f (Q) | χ eli ,vi (Q)〉 Q2 heißt „Franck-Condon-Faktor“. Die FranckCondon-Faktoren sind ein Maß für die relative Übergangswahrscheinlichkeit zwischen den verschiedenen Schwingungszuständen unterschiedlicher elektronischer Zustände und beschreiben die Schwingungsstruktur der Elektronenbanden. Da die Schwingungsfunktionen χ el f ,v f (Q) und χ eli ,vi (Q) zu verschiedenen Elektronenfunktionen gehören, nämlich zu φ f beziehungsweise zu φi , sind sie nicht orthonormiert, weshalb die Überlappungsintegrale 〈 χ el f ,v f (Q) | χ eli ,vi (Q)〉 Q auch für unterschiedliche χ el f ,v f (Q) und χ eli ,vi (Q) von Null verschiedene Werte besitzen können. Orthonormiert sind allerdings die Schwingungszustandsfunktionen χ el f ,v f (Q) , die zu einem einzigen elektronischen Zustand φ f gehören. Zur experimentellen Ermittlung von Übergangsdipolen und Franck-Condon-Faktoren siehe auch Kap. 5.4 . In graphischen Darstellungen, welche die potentielle Energie als Ordinate haben, werden die Übergänge als senkrechte Pfeile eingezeichnet (siehe Abb. 4.4), deren Länge proportional zu 46 fp 03 den bei den Absorptions-, Emissions- und strahlungslosen Übergängen auftretenden Energiedifferenzen ist. Strahlungslose Übergänge, die isoenergetisch verlaufen, bei denen also weder Energie zugeführt noch frei wird, werden durch waagrechte Pfeile gekennzeichnet. Abb. 4.4: Potentialkurven von elektronischem Grund- und Anregungszustand mit Übergängen zwischen deren Schwingungszuständen (die Schwingungszustände sind durch die Schwingungsquantenzahlen v gekennzeichnet) In der Abb. 4.4 sind die Potentialkurven des Grundzustandes und eines angeregten Zustandes für ein zweiatomiges Molekül wiedergegeben. Die Potentialkurve des angeregten Zustandes ist gegenüber derjenigen des Grundzustandes meistens in Richtung zu größeren Kernabständen verschoben, da der angeregte Zustand häufig einen stärker antibindenden Charakter besitzt. Bei Raumtemperatur beginnen die Absorptionsübergänge in der Regel im Schwingungsgrundzustand des elektronischen Grundzustandes (Boltzmannverteilung) und enden in einem der Schwingungszustände des elektronisch angeregten Zustands. Die Übergangsrate der Anregung der einzelnen Schwingungszustände des elektronisch angeregten Zustands hängt von den Überlappungsintegralen der Schwingungszustandsfunktionen ab, zwischen denen der Übergang stattfindet. Anhand der Beziehung (4.71), die unter der Voraussetzung der Born-Oppenheimer-Näherung gilt, kann das Franck-Condon-Prinzip am Beispiel der Abb. 4.5 erläutert werden: Der absolute Wert des Überlappungsintegrals 〈 χ el f ,v f (Q) | χ eli ,vi (Q)〉 Q wird am größten, wenn die Funktionen χ el f ,v f (Q) und χ eli ,vi (Q) über den gesamten Integrationsbereich jeweils ein einheitliches Vorzeichen und eine möglichst 47 große Amplitude besitzen. Der fp 03 Absorptionsübergang 2 ← 0 in der Abb. 4.5 ist demnach wesentlich stärker als beispielsweise der Übergang 0 ← 0 . Die Pfeile, deren Länge proportional zur Energiedifferenz zwischen den Energieeigenwerten ist, können nicht bezüglich der Koordinaten, also in Abb. 4.5 bezüglich des Kernabstandes, interpretiert werden. Für die physikalische Größe „Übergangswahrscheinlichkeit“ (beziehungsweise „Übergangsrate“) ist der elektrische Übergangsdipol (4.61) maßgebend. Da der elektrische Übergangsdipol durch ein Integral mit den Koordinaten als Integrationsvariablen repräsentiert wird, fallen die Koordinaten durch die Integration über den gesamten Wertebereich der Koordinaten als Variable weg. Daher ist es nicht hilfreich, wenn von Übergängen bei einem festen Kernabstand gesprochen wird. 48 fp 03 5 Molekülspektren 5.1 Die Übergänge in der optischen Spektroskopie und die zugehörigen Spektralbereiche In der optischen Spektroskopie wird die Absorption oder die Emission elektromagnetischer Strahlung durch Moleküle (oder Atome) untersucht. Ein Molekül kann bei einem solchen Prozess seinen Zustand bezüglich der Elektronen-, der Schwingungs- oder der Rotationsbewegung ändern. Je nach Bewegungsform finden diese Übergänge in charakteristischen Energiebereichen statt und damit in charakteristischen Frequenz- oder Wellenlängen- oder Wellenzahlbereichen. In Tabelle 5.1 sind die Wellenzahlbereiche verschiedener Bewegungsformen mit den molekularen Informationen, die aus den entsprechenden spektroskopischen Messungen gewonnen werden können, angegeben. Zum Vergleich entspricht der Wert von RT bei Raumtemperatur einer Wellenzahl von circa 200 cm -1 . Tab. 5.1: Wellenzahlbereiche der verschiedenen Bewegungsformen von Molekülen Spektroskopie Mikrowellen Wellenzahlbereich / cm-1 0.03 - 3 Fernes IR 3 - 300 IR 300 - 4.000 Raman 3 - 3.000 Rotation schwerer Moleküle Rotation leichter Moleküle Schwingungen schwerer Moleküle Schwingungen leichter Moleküle Rotationsschwingungen Schwingungen Rotationen UV/VIS 10.000 - 30.000 Elektronenbewegung 5.2 Bewegungsform Information Bindungslängen elektrische Dipole Bindungslängen Kraftkonstanten Bindungslängen Kraftkonstanten Ladungsverteilungen Bindungslängen Kraftkonstanten Ladungsverteilungen Bindungslängen Kraftkonstanten Ladungsverteilungen Dissoziationsenergien Die Interpretation von Molekülspektren Aus dem Wellenzahlbereich, in dem ein Spektrum liegt, können nach Kap 5.1 Rückschlüsse auf die Änderung der Bewegungsform des Moleküls bei der Absorption oder Emission gezogen werden. Aus der Lage der Banden im Spektrum ergeben sich die Differenzen der Energieeigenwerte der zugehörigen Zustände des Moleküls. Ist einer der Zustände des Übergangs charakterisiert, so kann aus der auftretenden Energiedifferenz und der Übergangswahrscheinlichkeit auf die Art des anderen Zustandes geschlossen werden. 49 fp 03 Aus der integralen Absorption ∫ κ (ν) /ν dν (siehe (4.110) kann der Wert des Übergangsdipols des behandelten Übergangs ermittelt werden. Optische Absorptions- und Emissionsspektren werden häufig zu analytischen Untersuchungen benutzt, zum Beispiel zum Nachweis von bestimmten Substanzen in einer Probe unbekannter Zusammensetzung oder zur Ermittlung der Konzentration von bestimmten Komponenten eines Systems. 5.3 Die thermische Besetzung der Ausgangszustände Es werde ein System behandelt, das K verschiedene Zustände ψ i und N unterschiedliche Energien i annehmen kann mit K ≥ N . Falls K > N gilt, liegt mindestens eine Entartung vor. Ist die Besetzung der Zustände des Systems nur durch die thermische Energie kT bedingt, so wird die Wahrscheinlichkeit, dass sich das behandelte System in einem Zustand mit der Energie n befindet, durch die Boltzmannsche Besetzungswahrscheinlichkeit p (n ) = exp(−n / kT ) K ∑ exp(−i / kT ) i =1 = exp(−n / kT ) N ∑ g j exp(−j / kT ) (5.1) j =1 beschrieben. Die Summation über i = 1,....,K erstreckt sich über alle Zustände des Systems. Die Summe K Z = ∑ exp(−i / kT ) (5.2) i =1 heißt Zustandssumme. Die Summation über j = 1,....,N erstreckt sich über alle Energien des Systems, wobei über die entarteten Energien entsprechend dem Entartungsgrad g j mehrfach summiert wird, so dass sämtliche Zustände des Systems berücksichtigt sind. 5.4 Elektronenabsorptionsspektren Elektronische Zustände (Zweielektronenzustände) können sich in der Multiplizität, d.h. im Gesamtspin der beiden Bindungselektronen, unterscheiden (Kap. 4.17). Zustände mit dem Gesamtspin S = 0 und der Multiplizität M = 1 heißen Singulettzustände, Zustände mit dem Gesamtspin S = 1 und der Multiplizität M = 3 werden Triplettzustände genannt. Nach den Ausführungen in Kap. 4.19 sind optische Übergänge zwischen Zuständen verschiedener Multiplizität nur schwach erlaubt relativ zu optischen Übergängen zwischen Zuständen gleicher Multiplizität. Die Übergangswahrscheinlichkeit für optische Übergänge ist also zwischen Zuständen gleicher Multiplizität wesentlich größer als diejenige zwischen Zuständen unterschiedlicher Multiplizität. Da der elektronische Grundzustand ein 50 fp 03 Singulettzustand ist (vergleiche Kap. 4.17), werden daher bei einer Anregung mit thermischen (konventionellen) Lichtquellen, wie Glühlampen oder Gasentladungslampen, im Allgemeinen nur Absorptionsübergänge zwischen dem Singulettgrundzustand und angeregten Singulettzuständen beobachtet. Der elektronische Grundzustand wird mit S0, die angeregten Singulettzustände werden mit S1, S2, S3,…. und die angeregten Triplettzustände mit T1, T2, T3,…. bezeichnet. Durch die Indices 1,2,3,…. werden die Zustände so geordnet, dass ihre zugehörigen Energiewerte mit wachsendem Index größer werden. In der Born-OppenheimerNäherung sind jedem elektronischen Zustand eine Progression von Schwingungszuständen überlagert mit Schwingungsquantenzahlen, die den Normalschwingungen des Moleküls entsprechen (siehe Abb.5.9). S2 S1 v1=2 v1=1 S0 v2=2 v2=1 v2=0 v1=0 v0=2 v0=1 v0=0 Abb. 5.9: Energieniveaudiagramm mit vibronischen Übergängen Die Übergänge gehen im allgemeinen vom nullten Schwingungsniveau v0 = 0 des elektronischen Grundzustandes S0 aus, da nur dieser thermisch ausreichend besetzt ist (siehe Kap. 5.3 und Kap. 5.7.1, Boltzmannsche Besetzungswahrscheinlichkeit). Bei Absorptionsmessungen in der Gasphase mit hinreichend kleinen Konzentrationen können optische Übergänge in die verschiedenen Schwingungszustände der elektronischen Anregungszustände beobachtet werden. Ist die spektrale Auflösung des benutzten Spektralphotometers ausreichend hoch, so können darüber hinaus optische Übergänge zwischen Rotationszuständen des Schwingungsgrundzustandes des Elektronengrundzustandes und Rotationszuständen von angeregten Elektronen-Schwingungszuständen detektiert werden. Bei Absorptionsmessungen in Lösungen muss beachtet werden, dass die Moleküle keine freien Rotationen und Schwingungen ausführen können, da diese Bewegungen durch die Lösungsmittelmoleküle in der Umgebung des gelösten Moleküls gehindert werden. Die gelösten Moleküle führen Bewegungen aus, die von der zufälligen sterischen Anordnung der 51 fp 03 Lösungsmittelmoleküle in ihrer Umgebung beeinflusst sind, und als eine Überlagerung von gehinderten Schwingungen und Teilrotationen angesehen werden können; diese Bewegungen heißen Librationen. Durch die elektrischen Eigenschaften der Lösungsmittelmoleküle, wie der Ladung oder dem elektrischen Dipol, und durch die daraus resultierenden Wechselwirkungen mit den gelösten Molekülen werden auch die elektronischen Molekülzustände beeinflusst. Die quantenphysikalische Behandlung gelöster Moleküle erfordert also einen wesentlich komplizierteren Hamiltonoperator als die Behandlung freier Moleküle in einer Gasphase mit hinreichender Verdünnung. Die aus der Lösung der Schrödingergleichung resultierenden Zustandsfunktionen unterscheiden sich deshalb von denen der Gasphase, sie hängen zusätzlich noch von den physikalischen Eigenschaften der Lösungsmittelmoleküle ab. Daraus folgt, dass sich auch die Erwartungswerte der physikalischen Größen, wie zum Beispiel die Erwartungswerte der Energie, gegenüber der Gasphase ändern und darüber hinaus vom jeweils verwendeten Lösungsmittel abhängen. Genauso sind die Übergangsdipole, in deren Berechnung nach (4.103) die Zustandsfunktionen der beteiligten Zustände eingehen, vom Lösungsmittel abhängig. Diese Sachverhalte zeigen sich in den Absorptionsspektren in einer vom Lösungsmittel abhängigen Lage und Höhe der Absorptionsbanden. In Lösungen ergibt sich eine weitere Komplikation daraus, dass sich die gelösten Moleküle infolge der thermischen Bewegung der Lösungsmittelmoleküle in unterschiedlichen Umgebungen befinden. Da in das Ergebnis einer Absorptionsmessung viele gelöste Moleküle in verschiedenen Umgebungen eingehen, es sich also um eine Mittelung über die Übergänge vieler gelöster Moleküle in unterschiedlichen Lösungsmittelumgebungen handelt, treten in der Regel in den gemessenen Absorptionsspektren von Substanzen in Lösung breite Banden auf. Sind die Übergangswahrscheinlichkeiten für verschiedene elektronische Übergänge, wie zum Beispiel S1 ← S0 , S2 ← S0 , …. unterschiedlich, so findet man im Absorptionsspektrum Spektralbereiche mit unterschiedlichen Werten des molaren dekadischen Absorptionskoeffizienten κ B (ν ) . Häufig weisen diese Banden eine Struktur auf, die den Übergängen in unterschiedliche Schwingungszustände des angeregten elektronischen Zustands zugeordnet werden können. Das Spektrum der Abb. 5.10 kann beispielsweise folgendermaßen interpretiert werden: Der Absorptionsbereich zwischen 2.250.000 m-1 und 3.600.000 m-1 mit kleinen Werten des Absorptionskoeffizienten entspricht dem Übergang S1 ← S0 und der Bereich zwischen 3.600.000 m-1 und 4.300.000 m-1 mit großen Werten des Absorptionskoeffizienten dem Übergang S 2 ← S0 . Die Strukturen des S1 ← S0 Übergangs beispielsweise können durch Übergänge in die verschiedenen Schwingungszustände des S1-Elektronenzustands erklärt werden, also von kleinen Wellenzahlen aufwärts durch die Übergänge (S1 , v1 = 0) ← (S0 , v0 = 0) , (S1 , v1 = 1) ← (S0 , v0 = 0) und so fort. 52 fp 03 κ / m 2 mol -1 25000 20000 15000 10000 5000 0 2000000 2500000 3000000 3500000 Wellenzahl / m 4000000 4500000 -1 Abb. 5.10: Absorptionsspektrum von 9-Cyanobianthryl in einem Gemisch von Methylcyclohexan und Valeronitril (Massenbruch von Valeronitril: 0,1) bei Raumtemperatur Da die thermische Bewegung der Lösungsmittelmoleküle von der Temperatur und dem Druck der Phase abhängt, resultiert auch ein Einfluss dieser beiden Größen auf die Umgebung der gelösten Moleküle und damit auf das Absorptionsspektrum. Aus den Absorptionsspektren kann mittels der Beziehung (4.110) für die integrale Absorption der Übergangsdipol ermittelt werden. Da bei Elektronenübergängen im allgemeinen alle Übergänge vom nullten Schwingungsniveau des elektronischen Grundzustands ausgehen, entfällt die Summation über die Ausgangszustände, und für die Besetzungswahrscheinlichkeit gilt pS0 ,v0 =0 = 1 . (5.3) Mit (4.201) µ fi (Q) = µ efi (Q 0 ) 〈 χ v f ,f (Q) | χ vi ,i (Q)〉 Q (5.4) folgt aus (4.110) für den elektronischen Übergang S f ← S0 κ B (ν ) 1 e dν = S |µ f 0 |2 ν 3 elektr . Abs . Bande ∫ ∑ vf 〈 χ v f , f | χ v0 = 0,0 〉 2 1 e = S |µ f 0 |2 3 ∑ 〈χ vf v0 = 0,0 | χ v f , f 〉 〈 χ v f , f | χ v0 = 0,0 〉 . (5.5) Durch Anwendung der Vollständigkeitsrelation für die Schwingungsfunktionen des angeregten elektronischen Zustandes folgt κ B (ν ) 1 1 e e dν = S |µ f 0 |2 〈 χ v =0,0 | χ v =0,0 〉 = S |µ f 0 |2 . ν 3 3 elektr . Abs . Bande ∫ 0 53 0 (5.6) fp 03 Aus der Berechnung der integralen Absorption über die gesamte elektronische Absorptionsbande ergibt sich der Übergangsdipol zwischen dem elektronischen Grundzustand und dem behandelten elektronischen Anregungszustand. Zur Ermittlung eines Franck-Condon-Faktors wird die Integration in (5.5) nur über die interessierende Schwingungsbande der Elektronenbande ausgeführt. Damit ist dann auch die Schwingungsquantenzahl vf des Endzustandes festgelegt, und die Summation über alle anderen Werte von vf entfällt in (5.5) 2 κ B (ν ) 1 e 2 ν µ χ χ = S 〈 〉 d | | | . v v = 0,0 ∫ f0 ν 3 Schwingungsbande f 0 (5.7) Aus (5.5) und (5.6) folgt ∑ vf 〈 χ v f , f | χ v0 =0,0 〉 2 =1 . (5.8) Die Summe der Franck-Condon-Faktoren über alle Schwingungsbanden eines Elektronenübergangs besitzt also den Wert Eins. Ein einzelner Franck-Condon-Faktor hat demnach immer einen Wert kleiner oder maximal (wenn nur ein Schwingungsübergang vorliegt) gleich Eins. 5.5 Elektronenspektren in Emission 5.5.1 Die Prozesse nach einem Absorptionsvorgang Die folgende Behandlung von Elektronenspektren in Emission beschränkt sich auf Moleküle, die in einem Lösungsmittel gelöst sind. Nach einem Absorptionsprozess in einen angeregten elektronischen Zustand kann das Molekül über diverse Prozesse in den Grundzustand zurückkehren. Einen anschaulichen Überblick über diese Prozesse bietet ein Energieniveaudiagramm mit den verschiedenen Zuständen und Übergängen, ein sogenanntes Jablonski-Diagramm, wie es in Abb. 5.11 dargestellt ist. Die Übergänge, die im Jablonski-Diagramm durch ihre Ratekonstanten gekennzeichnet sind, werden im folgenden definiert: Schwingungsrelaxationsprozesse (SR, Ratekonstante kSR mit Werten zwischen 1011 s −1 und 1013 s −1 , entsprechend Zeiten zwischen 100 fs und 10 ps) laufen zwischen den einzelnen Schwingungszuständen eines elektronischen Zustandes ab. Die durch Schwingungsrelaxation freiwerdende Energie wird in Lösungen von den umgebenden Lösungsmittelmolekülen in Form von Bewegungsenergie (Translation, Rotation, Schwingung) aufgenommen, der Prozeß verläuft also strahlungslos. 54 fp 03 S 2 S 1 SR T IC 21 S 0 IC SR 1 IX 11 10 SR IX 10 Abs Fl SR Ph Q SR SR Abb. 5.11: Energieniveau-Diagramm (Jablonski-Diagramm) Unter Innerer Konversion (IC, Internal Conversion, Ratekonstante kIC mit Werten zwischen 1011 s-1 und 1013 s-1, entsprechend Zeiten zwischen 100 fs und 10 ps) versteht man einen Übergang zwischen zwei Schwingungszuständen gleicher Energie, die jedoch zu verschiedenen elektronischen Zuständen mit gleicher Multiplizität gehören. Da hierbei keine Energie frei wird, es sich also um einen isoenergetischen Prozess handelt, verläuft der Prozess strahlungslos. Unter Intersystemcrossing (IX, Ratekonstante kIX mit Werten zwischen 107 s-1 und 1010 s-1, äquivalent zu Zeiten zwischen 100 ps und 100 ns) versteht man einen Übergang zwischen zwei Schwingungszuständen gleicher Energie, die jedoch zu elektronischen Zuständen mit unterschiedlicher Multiplizität gehören. Da hierbei keine Energie frei wird, es sich also um einen isoenergetischen Prozess handelt, verläuft der Prozess strahlungslos. Spontane Fluoreszenz (Fl, Ratekonstante kfl mit typischen Werten zwischen 107 s-1 und 1010 s-1, äquivalent zu Zeiten zwischen 100 ps und 100 ns) heißt ein Übergang zwischen elektronischen Zuständen gleicher Multiplizität, bei dem ein Photon emittiert wird. Die freiwerdende Energie (Differenz der Energien der am Übergang beteiligten Zustände) wird durch das Photon aufgenommen, und damit ist dessen Energie (dessen Wellenzahl, dessen Wellenlänge) festgelegt. Phosphoreszenz (Ph, Ratekonstante kph mit typischen Werten zwischen 10-1 s-1 und 104 s-1, äquivalent zu Zeiten zwischen 100 µs und 10 s) ist ein Übergang zwischen elektronischen Zuständen verschiedener Multiplizität, bei dem ein Photon emittiert wird. Die freiwerdende Energie wird durch das emittierte Photon aufgenommen. 55 fp 03 5.5.2 Die möglichen Wege der Desaktivierung eines angeregten Moleküls Nach der Absorption eines Photons befindet sich das Molekül beispielsweise in einem angeregten Schwingungszustand des angeregten Elektronenzustands S2 (siehe Abb.5.11). Von hier aus kann das Molekül durch Innere Konversion auf einen Schwingungszustand gleicher Energie des Elektronenzustands S1 übergehen. In Konkurrenz zur Inneren Konversion können Schwingungsrelaxationsprozesse zwischen den einzelnen Schwingungszuständen des S2Zustandes ablaufen. Da die Ratekonstante der Inneren Konversion und die der Schwingungsrelaxation in der gleichen Größenordnung liegen, können diese beiden Prozesse miteinander konkurrieren. Der wahrscheinliche Weg der Desaktivierung hängt von den jeweiligen Werten der beiden Ratekonstanten ab, die ihrerseits wiederum durch das untersuchte Molekül und gegebenenfalls durch das Lösungsmittel und die Temperatur und den Druck der Phase festgelegt sind. Daher kann der Prozess der Inneren Konversion auch von anderen Schwingungszuständen als dem primär angeregten Schwingungszustand des S2Zustandes ausgehen (siehe Abb. 5.11). Die direkte Fluoreszenz oder ein strahlungsloser Übergang von irgendeinem Schwingungszustand des elektronischen S2-Zustandes in den Grundzustand S0 ist aufgrund der wesentlich kleineren Ratekonstanten dieser Prozesse bezüglich der Ratekonstanten kIC und kSR unwahrscheinlich (Ausnahme: Azulen). Befindet sich das Molekül in einem angeregten Schwingungszustand des S1-Zustandes, so erreicht es durch Schwingungsrelaxation den Schwingungsgrundzustand des S1-Zustandes. Konkurrenzprozesse zu dieser Schwingungsrelaxation, wie ein Übergang in einen Triplettzustand oder ein Übergang zum Grundzustand durch Emission eines Photons beziehungsweise durch einen strahlungslosen Prozess, sind wegen der wesentlich kleineren Ratekonstanten dieser Prozesse unwahrscheinlich. Der Schwingungsgrundzustand des S1-Zustandes kann auf unterschiedlichen Wegen entvölkert werden. Das Molekül kann unter Aussenden eines Photons in einen Schwingungszustand des elektronischen Grundzustandes übergehen oder durch isoenergetisches Intersystemcrossing in einen Schwingungszustand eines Triplettzustandes, da die Werte der Ratekonstanten dieser beiden Prozesse die gleiche Größenordnung haben. Aufgrund der bisherigen Betrachtungen folgt, dass im allgemeinen die Fluoreszenz von Molekülen aus dem Schwingungsgrundzustand des elektronischen S1Zustandes erfolgt (Kasha-Regel). Ein strahlungsloser isoenergetischer Internal Conversion Übergang in den elektronischen Grundzustand S0 ist im allgemeinen gegenüber der Fluoreszenz unwahrscheinlich, was durch den Franck-Condon-Faktor, der auch bei diesen strahlungslosen Übergängen auftritt, verursacht wird. Befindet sich das Molekül in einem angeregten Schwingungszustand eines Triplettzustandes, so erreicht es durch Schwingungsrelaxation und gegebenenfalls durch Internal Conversion zwischen zwei Triplettzuständen den Schwingungsgrundzustand des energetisch niedrigsten Triplettzustandes. Aus dem Triplettzustand der Multiplizität 3 kann das Molekül entweder durch die Emission eines Photons über einen nur schwach erlaubten Übergang (siehe Kap. 4.19) in einen Schwingungszustand des elektronischen Singulett-Grundzustandes der 56 fp 03 Multiplizität 1 (Phosphoreszenz) oder durch einen strahlungslosen isoenergetischen Intersystemcrossingprozess in einen hochangeregten Schwingungszustand des elektronischen Grundzustandes übergehen. Aufgrund des “Spinverbots” ist für beide Prozesse die Übergangswahrscheinlichkeit klein, und daher die Lebensdauer des angeregten Triplettzustandes hoch. In flüssigen Lösungen bei Zimmertemperatur wird im allgemeinen keine oder nur eine sehr schwache Phosphoreszenzemission beobachtet: Wegen der hohen Lebensdauer des Triplettzustandes kann es zu strahlungslosen Löschprozessen (kQ cQ) durch im Lösungsmittel gelöste weitere Substanzen (Quencher), wie zum Beispiel durch molekularen Sauerstoff, kommen (siehe auch Kap. 5.10.8). Das Quenchermolekül Q übernimmt die Triplettenergie beispielsweise durch einen Stoß, wodurch das betrachtete Molekül A*2 (T1 ) strahlungslos in den Singulettgrundzustand übergeht − A*2 (T1 ) + Q → A 2 (S0 ) + Q* → A 2 (S0 ) + Q . (5.9) Das angeregte Quenchermolekül kehrt seinerseits ebenfalls mittels eines strahlungslosen Prozesses in seinen Grundzustand zurück. Ein anderer möglicher Löschmechanismus ist die Eigenlöschung nach (5.10), wobei in einigen Fällen die Bildung eines Excimeren als Zwischenprodukt entsprechend (5.11) diskutiert wird. − A*2 (T1 ) + A 2 (S0 ) → 2A 2 (S0 ) (5.10) − A*2 (T1 ) + A 2 (S0 ) → [ A 2 A 2 ] (S1 ) → 2A 2 (S0 ) (5.11) * In beiden Fällen handelt es sich um diffusionskontrollierte Prozesse, die von der Viskosität und damit von der Temperatur der Lösung abhängen. Bei Untersuchungen in festen, glasartigen Lösungsmitteln sind die Translationsbewegungen aller Moleküle unterbunden, so dass für phosphoreszenzfähige Moleküle dann eine Phosphoreszenzemission beobachtet werden kann. 5.5.3 Quantenausbeuten und Lebensdauern Für viele Experimente in der optischen Spektroskopie spielt die Zeitabhängigkeit der physikalischen Größen eine wichtige Rolle. Im folgenden wird daher die Konzentration (Substanzmengendichte) der untersuchten Moleküle als Funktion der Zeit dargestellt. Sei cS0(t) die Konzentration der Moleküle im nullten Schwingungszustand des elektronischen Grundzustandes S0 , von dem aus die Absorption erfolgt und cS1(t) die Konzentration im nullten Schwingungszustand des ersten angeregten Singulettzustandes S1. Unter der im allgemeinen gut erfüllten Voraussetzung, dass die Desaktivierung sämtlicher angeregter Moleküle über den nullten Schwingungszustand des ersten angeregten Singulettzustandes 57 fp 03 abläuft (Vavilovsche Regel), gilt für die Rate, d.h. für die zeitliche Änderung, der Konzentration im Zustand S1 dcS 1 (t ) = kabs cS 0 (t ) − (k fl + krl ) cS 1 (t ) . dt (5.12) Der erste Term der rechten Seite von (5.12) beschreibt die Besetzung des Zustands S1 , der zweite Term dessen Entvölkerung. Die Ratekonstante kabs bezieht sich auf die Absorption aus dem Grundzustand, die Ratekonstante kfl auf die Fluoreszenz von S1 nach S0 und die Ratekonstante krl auf sämtliche strahlungslose (Index rl, radiationless) Desaktivierungsprozesse, durch die der S1-Zustand entvölkert werden kann, wie zum Beispiel Intersystemcrossing in einen Triplettzustand oder innere Konversion in den Grundzustand. Die Dimension der Ratekonstanten ist das Reziproke der Zeit, woraus als SI-Einheit s-1 resultiert. Ist NS1 die Anzahl der Moleküle im Zustand S1 und NS0 die im S0-Zustand, so kann die Fluoreszenzquantenausbeute ϕ fl als das Verhältnis der Molekülrate kfl NS1 der Moleküle, die den Zustand S1 durch Fluoreszenz verlassen zu der Molekülrate (kfl+krl) NS1 der Moleküle, die den Zustand S1 insgesamt verlassen, definiert werden ϕ fl = k fl N S 1 (k fl + krl ) N S 1 = k fl (5.13) k fl + krl Ist die Vavilovsche Regel erfüllt, so gilt für den stationären Fall nach (5.12) dcS 1 (t ) = 0 = kabs cSst0 − (k fl + krl ) cSst1 , dt (5.14) so dass aus (5.13) mit der Definition der Konzentration für die Molekülsorte B (NA ist die Avogadrosche Konstante) cB (t ) = nB (t ) N B (t ) = V VN A (5.15) folgt ϕ fl = k fl N Sst1 (k fl + krl ) N Sst1 = k fl cSst1 (k fl + krl )cSst1 = k fl cSst1 kabs cSst0 . (5.16) Die Beziehung (5.16) ermöglicht die experimentelle Ermittlung der Fluoreszenzquantenausbeute durch die Messung der Rate der absorbierten Moleküle und der Fluoreszenzrate. Da sich bei der Verwendung konventioneller Lichtquellen immer nur ein kleiner Bruchteil der Moleküle in angeregten Zuständen befindet, kann die Konzentration cS0(t) in sehr guter Näherung mit der Einwaagekonzentration c0B gleichgesetzt werden. Das Reziproke der Ratekonstanten kfl 58 fp 03 τ fl = 1 k fl (5.17) heißt Fluoreszenzlebensdauer. Das Reziproke der Summe der Ratekonstanten kfl und krl τ0 = 1 k fl + krl (5.18) heißt Fluoreszenzabklingzeit. Die Größe τ 0 kann direkt experimentell ermittelt werden, während die Größe τ fl mit (5.13) aus der Quantenausbeute und der Abklingzeit berechnet werden muss τ fl = τ 1 1 = = 0 . k fl (k fl + krl ) ϕ fl ϕ fl (5.19) 5.5.4 Die theoretische Behandlung der Messung von Anregungsspektren Die Messung von Absorptionsspektren bei kleinen Konzentrationen oder bei kleinen Absorptionen A(νex ) (siehe Kap. 1.2.1) ist häufig mit großen Fehlern behaftet (siehe Kap. 1.2.3). Zeigt die zu untersuchende Substanz eine Emission, so bietet sich die Möglichkeit, auch bei sehr geringen Konzentrationen indirekt relative Absorptionsspektren zu messen (siehe Kap. 3.2), wodurch der Nachweis auch geringer Substanzmengen ermöglicht wird. Eine stationäre spektrale Photonenstromdichte Ψ Pν (νex ; x = 0) = Ψ Pν (νex ;0) (5.20) (siehe (1.13)) trete in ein System der Schichtdicke d ein. Das System kann beispielsweise eine Lösung der Substanz A2 im Lösungsmittel A1 in einer Küvette sein. Die Photonenstromdichte Ψ Pν (νex ) wird durch eine permanent brennende Lichtquelle, wie eine Xenonhochdrucklampe, durch einen Monochromator mit fest eingestellter Spaltbreite und durch optische Elemente, wie Blenden, Spiegel, Linsen und gegebenenfalls Polarisatoren präpariert. Damit ist die Photonenstromdichte unabhängig von der Zeit und bezieht sich auf den Eintrittsort x = 0 der Küvette, auf eine Fläche A senkrecht zur Ausbreitungsrichtung. Innerhalb der Küvette sei das Strahlungsfeld parallel, so dass die Fläche A konstant ist. Weiterhin bezieht sich die Photonenstromdichte auf ein Wellenzahlintervall, das durch die Spaltbreite der Monochromatorspalte festgelegt ist und das durch die spektrale Bandbreite charakterisiert wird. Damit ist die Photonenstromdichte nur noch abhängig von der am Monochromator eingestellten Wellenzahl. Nach dem Durchlaufen der Schichtdicke d der Küvette verlässt eine Photonenstromdichte 59 fp 03 Ψ Pν (νex ; x = d ) = Ψ Pν (νex ; d ) (5.21) ∆Ψ Pν (νex ) = Ψ Pν (νex ;0) − Ψ Pν (νex ; d ) (5.22) die Probe, so dass Photonen pro Zeit (Photonenrate) von den gelösten Molekülen in der Probe absorbiert werden. Dies bedeutet, dass eine Anzahl von ∆Ψ Pν (νex ) Molekülen pro Zeit (Molekülrate) angeregt wird. In einem stationären Experiment kehrt die gleiche Molekülrate, nämlich (kfl+krl)NS1 , aus dem angeregten Zustand in den Grundzustand zurück ∆Ψ Pν (νex ) = (k fl + krl ) N S 1 (νex ) . (5.23) Ein gewisser Anteil kflNS1 dieser Molekülrate, nämlich die fluoreszierenden Moleküle pro Zeit, verlässt den angeregten Zustand durch die Emission eines Photons. Dieser Anteil ist gerade durch die Quantenausbeute ϕ fl gegeben. Nach (5.16) gilt dann mit (5.21) und (5.22) k fl N S 1 (νex ) = ϕ fl (k fl + krl ) N S 1 (νex ) = ϕ fl (Ψ Pν (νex ;0) − Ψ Pν (νex ; d )) . (5.24) Aus (1.18) bis (1.20) folgt für Ψ Pν (νex ; d ) Ψ Pν (νex ; d ) = Ψ Pν (νex ;0) ⋅ exp{− a (νex )d } = Ψ Pν (νex ;0) ⋅ exp{−ln10 ⋅ κ 2 (νex ) c2 d } . = Ψ Pν (νex ;0) ⋅ exp{−2.3 ⋅ κ 2 (νex ) c2 d } (5.25) Einsetzen in (5.24) ergibt die Rate der fluoreszierenden Moleküle k fl N S 1 (νex ) = ϕ fl Ψ Pν (νex ;0) [1 − exp{−2.3 ⋅ κ 2 (νex ) c2 d }] . (5.26) Die Exponentialfunktion kann in eine Potenzreihe entwickelt werden exp{− x} = 1 − x + 1 2 1 3 x − x + .... , 2! 3! x = 2.3 ⋅ κ 2 (νex ) c2 d . (5.27) Für hinreichend kleine Konzentrationen nimmt κ 2 (νex )c2 d ebenfalls kleine Werte an, so dass die Reihenentwicklung nach dem linearen Glied abgebrochen werden kann. Als Beispiel ergibt sich mit den folgenden für Emissionsmessungen realistischen Werten κ2 = 500 m2 mol1 , c2 = 3 ⋅10−3 mol m −3 , und d = 5 ⋅10−3 m ein Wert 2.3 κ2 c2 d = 0.017; die benutzte Näherung ist demnach gerechtfertigt. Aus (5.26) folgt dann k fl N S 1 (νex ) = ϕ fl Ψ Pν (νex ;0) (2.3 ⋅ κ 2 (νex ) c2 d ) . (5.28) Bei einer realen Emissionsmessung wird nur ein bestimmter Bruchteil der spektralen Photonenstromdichte, die in den gesamten Raumwinkel emittiert wird, durch die Optik des Emissionsstrahlenganges erfasst. Werden die Experimente mit konstant gehaltenen Monochromatorspalten durchgeführt, so ist dieser Bruchteil unabhängig von der Anregungswellenzahl νex . Dann folgt für die spektrale Photonenstromdichte der Emission 60 fp 03 unter der im allgemeinen richtigen Annahme, dass die Fluoreszenzquantenausbeute ϕ fl unabhängig von νex ist ex Ψ em Pν (ν ex ) = konst ⋅ k fl N S 1 (ν ex ) ~ Ψ Pν (ν ex ;0) ⋅ κ 2 (ν ex ) . (5.29) Das Ergebnis einer solchen Messung hängt über κ2 und Ψ exPν (νex ;0) von νex ab. Die Abhängigkeit der Größe Ψ exPν (νex ;0) von der Anregungswellenzahl νex ist apparativ bedingt und zwar im wesentlichen durch das Spektrum der Lichtquelle und die spektrale Durchlässigkeit des Anregungsmonochromators. Daher wird das Spektrum Ψ em Pν (ν ex ) als unkorrigiertes Anregungsspektrum bezeichnet. Ist Ψ exPν (νex ;0) aus einer Eichmessung bekannt, so kann aus Ψ em Pν (ν ex ) ~ κ 2 (νex ) ex Ψ Pν (νex ;0) (5.30) ein spektral korrigiertes Anregungsspektrum erhalten werden, das ein relatives Absorptionsspektrum mit der richtigen Bandenform darstellt, in dem jedoch die absoluten Werte von κ2 nicht bekannt sind. 5.5.5 Die Bildung von Excimeren und Exciplexen Nach der Absorption eines Photons befindet sich das Molekül nach kurzer Zeit im nullten Schwingungszustand des niedrigsten angeregten S1-Zustandes, von dem aus beispielsweise ein Übergang durch die Emission eines Photons der Energie hν e1 in den S0-Zustand A*2 (S1 ) → A 2 (S0 ) + hν e1 (5.31) oder strahlungslos erfolgen kann. Ein möglicher strahlungsloser Konkurrenzprozess zur Fluoreszenz ist die Bildung von Excimeren (siehe auch Kap. 5.10.4) A*2 (S1 ) + A 2 (S0 ) → [A 2 A 2 ]* (S1 ) , (5.32) wobei ein angeregtes Molekül mit einem anderen nichtangeregten der gleichen Art reagiert. Diese chemische Reaktion läuft um so effektiver ab, je größer die Lebensdauer des angeregten Moleküls A*2 (S1 ) ist, und je höher die Konzentration von A 2 gewählt wird, da durch beide Bedingungen die Wahrscheinlichkeit für ein Zusammentreffen des angeregten Moleküls mit einem Molekül im Grundzustand erhöht wird. Läuft die Reaktion zwischen zwei Molekülen verschiedener Substanzen A2 und A3 ab A*2 (S1 ) + A 3 (S0 ) → [A 2 A 3 ]* (S1 ) , 61 (5.33) fp 03 so spricht man von der Bildung von Exciplexen. Die weiteren Betrachtungen, die sich auf Excimere beziehen, können analog auf die Bildung von Exciplexen übertragen werden. Das nach (5.32) gebildete Excimere kann seine Anregungsenergie strahlungslos und/oder unter Emission eines Photons der Energie hν e 2 entsprechend [A 2 A 2 ]* (S1 ) → A 2 (S0 ) + A 2 (S0 ) + hν e 2 (5.34) abgeben. Aufgrund des Ablaufs der chemischen Reaktion (5.32) liegt der S1-Zustand des Excimers energetisch niedriger als derjenige des Monomers, und damit gilt hν e1 > hν e 2 . (5.35) Das Fluoreszenzspektrum des Excimeren liegt also gegenüber dem Fluoreszenzspektrum des Monomeren energetisch tiefer und ist daher zu größeren Wellenlängen verschoben. Da im Grundzustand keine stabilen Dimere existieren, zerfällt das Excimere durch den Fluoreszenzprozess in zwei Monomere. Die Endzustände sind demnach durch das offene Abstoßungspotential zwischen den beiden Monomeren A2 bestimmt. In einem offenen Potential liegt ein Kontinuum von Zuständen vor, aus dem sich ein Kontinuum von Energien ergibt. Aus diesem Grunde sind die Emissionsbanden von Excimeren oder Exciplexen breit und unstrukturiert (siehe Abb. 5.12). Die Bandenform spiegelt im wesentlichen die Aufenthaltswahrscheinlichkeit der angeregten Moleküle [A 2 A 2 ]* (S1 ) in Abhängigkeit von der Abstandskoordinate zwischen den beiden Monomermolekülen wider. In der Abbildung 5.12 enden die Pfeile, welche die Fluoreszenzemission darstellen, im Bereich des Randes des offenen Potentials. Dieser Sachverhalt ergibt sich aus einer Argumentation analog zu den Ausführungen in Kap. 5.6 . Aus (5.32) ist zu erkennen, dass die Excimerenbildung eine konzentrationsabhängige chemische Reaktion ist. Aus der Konzentrationsabhängigkeit der Fluoreszenzmessungen kann jedoch nicht ohne weiteres auf die Bildung von Excimeren geschlossen werden. Eine alternative Erklärung für das Auftreten der langwelligen Bande im Fluoreszenzspektrum ist die Bildung von Dimeren im Grundzustand, die wie die Monomeren angeregt werden und anschließend fluoreszieren. Eine Entscheidung zwischen den beiden möglichen Erklärungen kann durch konzentrationsabhängige Messungen von Absorptionsspektren oder durch Fluoreszenzmessungen in Abhängigkeit von der Anregungswellenzahl getroffen werden. 62 fp 03 (r) [A A ]* 2 2 A +A 2 2 r Abb. 5.12: Schematische Darstellung der Fluoreszenz von Excimeren 5.6 Null-Null-Schwingungsübergänge in Absorption und Fluoreszenzemission Bei Messungen in Lösungen ist die Null-Null-Schwingungsbande der Fluoreszenzemission mehr oder weniger stark gegenüber der Null-Null-Schwingungsbande der elektronischen Absorption zu kleineren Energien bzw. Wellenzahlen oder zu größeren Wellenlängen verschoben. Dieser Befund kann folgendermaßen erklärt werden: Im betrachteten System sind die Moleküle in den elektronischen Zuständen in einem Lösungsmittel solvatisiert. Diese Solvatation wird dadurch verursacht, dass die Energie des Systems “gelöstes Molekül und Lösungsmittel” geringer ist als die Energie des Systems “Molekül in der Gasphase und Lösungsmittel”. Sind die gelösten Moleküle und die Lösungsmittelmoleküle elektrisch neutral und besitzen sie einen von Null verschiedenen Dipol, so wird die Solvatation durch elektrische Dipol-Dipol-Wechselwirkungen zwischen dem gelösten Molekül und den Lösungsmittel-molekülen hervorgerufen. Infolge der Dipol-Dipol-Wechselwirkungen stellt sich eine von einer zufälligen statistischen Verteilung abweichende Ordnung zwischen dem gelösten Molekül und den Lösungsmittelmolekülen seiner Umgebung ein. Diese Ordnung hängt unter anderem vom Betrag und der Richtung des Dipols des gelösten Moleküls ab. Der Dipol des gelösten Moleküls hängt wiederum vom Zustand ab, in dem sich das Molekül befindet, da der Erwartungswert des elektrischen Dipols im Zustand ψ durch µψ = 〈ψ | µˆ | ψ 〉 (5.36) gegeben ist, wobei µ̂ der elektrische Dipoloperator ist. 63 fp 03 Häufig besitzt das gelöste Molekül im elektronischen Ausgangs- und Endzustand der Absorption unterschiedliche Dipole, so dass sich bei einem Absorptionsübergang zwischen zwei elektronischen Zuständen der Wert des Dipols des gelösten Moleküls ändert. Im Ausgangszustand möge ein Gleichgewicht zwischen dem gelösten Molekül und den Lösungsmittelmolekülen vorliegen, weshalb dieser Zustand als Gleichgewichtszustand bezeichnet wird. Direkt nach dem Absorptionsübergang besitzt das gelöste Molekül einen anderen elektrischen Dipol, die Lösungsmittelumgebung des Moleküls hat sich jedoch gegenüber dem Ausgangszustand noch nicht verändert, da für die durch die Dipoländerung hervorgerufene Einstellung eines neuen Gleichgewichts eine wesentlich längere Zeit notwendig ist. Solche Zustände werden als Franck-Condon-Zustände bezeichnet. Nach dem Anregungsprozess erfolgt während der Lebensdauer der angeregten Zustände eine Relaxation zwischen dem gelösten Molekül und den Lösungsmittelmolekülen seiner Umgebung, bis ein neuer Gleichgewichtszustand erreicht ist. Mit dieser Relaxation ist eine Energieerniedrigung verbunden, der angeregte Franck-Condon-Zustand liegt energetisch über dem angeregten Gleichgewichtszustand. Eine Fluoreszenzemission erfolgt also aus dem energetisch niedrigsten angeregten Gleichgewichtszustand in den Franck-Condon-Grundzustand, von dem aus durch einen weiteren Relaxationsprozess zwischen dem gelösten Molekül und den Lösungsmittelmolekülen seiner Umgebung wieder der Gleichgewichts-Grundzustand erreicht wird. In der Abb. 5.13 sind schematisch Anordnungen zwischen gelöstem Molekül und den umgebenden Lösungsmittelmolekülen dargestellt. In diesem Beispiel besitzt der angeregte Zustand einen größeren Dipol als der Grundzustand, woraus eine höhere Solvatation im angeregten Zustand folgt. Qualitativ ist direkt zu erkennen, dass die Energie des Null-NullSchwingungsübergangs größer ist, als diejenige der Fluoreszenzemission. 64 fp 03 Abb. 5.13: Schematische Darstellung von Gleichgewichts- und Franck-Condon-Zuständen. Die großen Ovale stellen die gelösten Moleküle dar, die kleinen Ovale die Lösungsmittelmoleküle Die Energielücke zwischen dem Gleichgewichtszustand und dem Franck-Condon-Zustand ist um so größer je größer die Werte der Dipole sowohl der gelösten als auch der Lösungsmittelmoleküle sind. Wird ein Molekül einer bestimmten Sorte in Lösungsmitteln unterschiedlicher relativer Permeabilität ε untersucht, so vergrößert sich die Energielücke zwischen den Null-Null-Schwingungsübergängen mit wachsender relativer Permeabilität des Lösungsmittels, das heißt mit wachsendem elektrischen Dipol der Lösungsmittelmoleküle. 65 fp 03 6 Anhang 6.1 Struktur- und Summenformeln der benutzten Verbindungen 6.1.1 Lösungsmittel Wasser H2O Cyclohexan C6H12 O H H 6.1.2 Substanzen 2-Chloronaphthalin C10H7Cl Pyren C16H10 Cl 6.2 Zahlenangaben, Tabellen, graphische Darstellungen und Literaturquellen 6.2.1 Physikalische Größen und deren Werte Physikalische Größen werden kursiv geschrieben. Für eine physikalische Größe zugelassene Buchstaben sind in den SI-Vereinbarungen festgelegt, ebenso wie die zugelassenen Einheiten (siehe Anhang C). Der Wert einer physikalischen Größe lässt sich darstellen als das Produkt aus einer Zahl und einer Einheit. Ist die Länge l eines Stabes gleich 5 Meter, so schreibt man: l=5m. (6.1) In Tabellen und bei der Achsenbeschriftung von Schaubildern zieht man es üblicherweise vor, lediglich Zahlen anzugeben, um Schreibarbeit zu sparen. Diese Zahlen erhält man, indem man 66 fp 03 die physikalische Größe durch die benutzte Einheit, oder durch die benutzte Einheit multipliziert mit einer geeigneten Zehnerpotenz, dividiert: l/m =5 (6.2) l / 102 cm= 5 . (6.3) oder Die Einheiten sollen nicht in eckige Klammern gesetzt werden. Eine korrekte Verwendung der eckigen Klammern sieht beispielsweise folgendermaßen aus: [ ν ] = cm-1 . (6.4) Die bedeutet, dass die Einheit der physikalischen Größe ν in cm-1 angegeben wird. 6.2.2 Tabellen Eine Tabelle hat zum Beispiel folgendes Aussehen: Tab. B.1: Molarer dekadischer Absorptionskoeffizient κ einer Substanz A2 im Lösungsmittel A1 in Abhängigkeit von der Wellenlänge λ -9 λ / 10 m 2 κ / m mol 460 5,38 462 5,74 464 6,32 466 6,54 ... ... -1 Die Beschriftung einer Tabelle befindet sich oberhalb der Tabelle. 67 fp 03 6.2.3 Graphische Darstellungen Ein Schaubild mit Beschriftung ist im Folgenden wiedergegeben: 25 κ / 104 m2 mol-1 20 15 10 5 0 340 360 380 400 420 440 460 480 500 520 λ / nm Abb. B.1: Absorptionsspektrum von 9-Cyanobiathryl im Lösungsmittel Methylcyclohexan Bei graphischen Darstellungen befindet sich die Beschriftung unter der Abbildung. 6.2.4 Angabe von Literaturquellen 6.2.4.1 Bücher Beispiel: Yariv, A. (1975), Quantum Electronics; Wiley, New York 6.2.4.2 Zeitschriften Beispiel: Sinaan, H. D., Loudon, R. (1975), J.Phys. A7, 617 6.3 Einige Naturkonstanten, Einheiten und Präfixe von Einheiten 6.3.1 Naturkonstanten c = 2.99792458 ⋅108 m/s (Lichtgeschwindigkeit) 68 fp 03 e=1.60217733 ⋅10-19 C (Elementarladung) ε 0 = 8.854187817 ⋅10-12 C2 J -1m -1 (Dielektrizitätskonstante des Vakuums) F = 9.64846 ⋅104 C/mol (Faradaysche Konstante) g = 9.80665 m s -2 (Erdbeschleunigung) G = 6.6732 ⋅10-11 m3 kg -1 s -2 (Gravitationskonstante) h= 6.6260755 ⋅10-34 J s (Plancksches Wirkungsquantum) == h =1.05457266 ⋅10-34 J s 2π k = 1.380658 ⋅10−23 J K -1 (Boltzmannsche Konstante) me = 9.1093897 ⋅10-31 kg (Elektronenruhemasse) m p = 1.6726231 ⋅10-27 kg (Protonenruhemasse) mn = 1.6749286 ⋅10-27 kg (Neutronenruhemasse) mu = 1.66057 ⋅10-27 kg (Einheit der Atommasse) µ 0 = 12.566370614 ⋅10-7 T 2 m3J -1 (Permeabilität des Vakuums) N A = 6.0221367 ⋅1023 Teilchen / mol (Avogadrosche Zahl) R = 8.3143 J K -1 mol-1 (Gaskonstante) 6.3.2 SI-Einheiten Basisgröße Symbol Basiseinheit elektr. Stromstärke A Ampere Länge m Meter Masse kg Kilogramm Substanzmenge mol Mol Temperatur K Kelvin Zeit s Sekunde 6.3.3 Abgeleitete SI-Einheiten Größe Einheit Symbol und Verknüpfung mit Basiseinheiten 69 fp 03 m s -2 Beschleunigung kg m −3 Dichte Druck Pa=10-5 bar=N m -2 Pascal elektr. Dipol Cm=Asm V m −1 = kg m A −1 s −3 elektr. Feldstärke elektr. Kapazität elektr. Ladung Farad F = A 2 s 4 kg −1 m −2 = A s V −1 Coulomb C=As C m −2 = A s m −2 elektr. Polarisation elektr. Spannung Volt V = kg m 2 s -3 A -1 = J A -1 s -1 elektr. Widerstand Ohm Ω = kg m 2 s −3 A −2 = V A −1 Energie Joule J = kg m 2 s -2 = N m=V A s m2 Fläche m s -1 Geschwindigkeit mol m -3 Konzentration Kraft Leistung Newton N=kg m s-2 =J m -1 Watt W = kg m 2 s −3 = J s −1 = V A kg mol-1 molare Masse m3 Volumen 70 fp 03 6.4 Präfix Dezimale Vielfache der Einheiten Symbol Zehnerpotenz Exa E 1018 Peta P 1015 Tera T 1012 Giga G 109 Mega M 106 Kilo k 103 Milli m 10-3 Mikro µ 10-6 Nano n 10-9 Piko p 10-12 Femto f 10-15 Atto a 10-18 71 fp 03 7 Versuchsanleitungen 7.1 Versuch 1: Das elektronische Absorptionsspektrum von 2-Chlornaphthalin in Cyclohexan 1. Messen Sie das Absorptionsspektrum von 2-Chlornaphthalin (molare Masse M Cl = 162.62 ⋅10−3 kg mol-1 ) in Cyclohexan. Stellen Sie dazu eine Lösung von 2-Chlornaphthalin in Cyclohexan mit der Einwaagekonzentration c0Cl ≈ 3 mol m -3 her. Eine weitere Lösung erhalten Sie durch Verdünnen im Massenverhältnis 1:24. Welche Küvetten sind für die Messung geeignet? Wählen Sie für die Messung unter Berücksichtigung der Absorptionswerte geeignete Schichttiefen (2 mm, 5 mm, 10 mm) und die richtige Lösung. Die Messung soll im Wellenzahlbereich von 29 ⋅105 m -1 bis 44 ⋅105 m -1 in Schritten von 0.1⋅105 m -1 durchgeführt werden. 2. Stellen Sie • über das gesamte Absorptionsspektrum Absorptionskoeffizienten κ den • in der niederenergetischen Absorptionsbande den Absorptionskoeffizienten κ multipliziert mit dem Faktor 10 molaren molaren dekadischen dekadischen in Abhängigkeit von der Wellenzahl graphisch dar. 3. Geben Sie die Wellenzahlen der Bandenmaxima, die zugehörigen Werte von κ und die Abstände der Banden in einer Tabelle an. Interpretieren Sie anhand dieser Daten das Absorptionsspektrum. Vergleichen Sie die Ergebnisse mit den Werten aus der angegebenen Literatur. 4. Kontrollieren Sie am Beispiel des 0-0-Übergangs des elektronischen S1 ← S0 Übergangs, ob die benutzte spektrale Bandbreite in einem vernünftigen Verhältnis zur natürlichen Bandbreite der gemessenen Absorptionsbanden steht. 5. Berechnen Sie die Übergangsdipole der Elektronenbanden. Schätzen Sie den FranckCondon-Faktor für die 0-0-Schwingungsbande des elektronischen Übergangs mit der niedrigsten Energie ab. Literatur: Ferguson, J. (1954), J. Chem. Soc., 304 De Laszlo, H. (1928), J. Amer. Chem. Soc. 50, 892 72 fp 03 Stichwörter: Aufbau und Funktion eines Spektralphotometers und seiner Komponenten Spektrale Photonenstromdichte Signal-Rausch-Verhältnis Bouguer-Lambert-Beersches Gesetz Spektrale und natürliche Bandbreite Elektronenabsorptionsspektren (Spektren, Energieniveaudiagramm mit Absorptionsübergängen, Erklärung der Lage und der Höhe von Absorptionsbanden) Übergangsdipol Integrale Absorption Born-Oppenheimer-Näherung Franck-Condon-Faktoren Potentialkurven zweiatomiger Moleküle Quantenmechanische Grundlagen (Operatoren, Eigenwertgleichungen, Erwartungswerte, Schrödingergleichung, Hamiltonoperator für Moleküle, Zustandsfunktion und Quantisierung der Energie) 73 fp 03 7.2 Versuch 2: Fluoreszenz und Excimerenbildung 1. Messen Sie das Fluoreszenzemissionsspektrum von 2-Chlornaphthalin im Lösungsmittel Cyclohexan mit unterschiedlichen spektralen Bandbreiten (10 nm, 5 nm, 2 nm und 0.5 nm) des Monochromators im Emissionsstrahlengang. Benutzen Sie dazu die Lösung mit der kleineren Konzentration aus Versuch 2. Bei welcher spektralen Bandbreite ist die Messung des Fluoreszenzemissionsspektrums am günstigsten? Begründen Sie Ihre Antwort. Überprüfen Sie, ob die Faustregel ∆λsp ≤ 1 ∆λnat 10 für die verwendeten spektralen Bandbreiten erfüllt ist. Geben Sie die Kriterien für eine geeignete Wahl der Wellenlänge und der spektralen Bandbreite des Monochromators im Anregungsstrahlengang an. 2. Vergleichen Sie das gemessene Fluoreszenzemissionsspektrum mit dem Absorptionsspektrum aus Versuch 2 anhand einer gemeinsamen graphischen Darstellung. Wieso sind die Abstände und die Höhen der Schwingungsbanden im Fluoreszenzspektrum verschieden von denen der ersten Elektronenbande des Absorptionsspektrums? Unter welcher Bedingung ist der Abstand der Schwingungsbanden in beiden Spektren gleich? 3. Messen Sie das Fluoreszenzanregungsspektrum von 2-Chlornaphthalin bei einer geeigneten Emissionswellenlänge. Vergleichen Sie dieses Spektrum mit dem Absorptionsspektrum. Wie können die Unterschiede erklärt werden? 4. Messen Sie das Fluoreszenzemissionsspektrum von Pyren (molare Masse: M Py = 202.3 ⋅10−3 kg mol-1 ) bei der Anregungswellenlänge λex = 345 nm im Lösungsmittel Cyclohexan bei den folgenden Konzentrationen: c1 ≈ 10 mol m -3 c2 ≈ 4 mol m -3 c3 ≈ 2 mol m -3 c4 ≈ 1 mol m -3 c5 ≈ 0.2 mol m -3 . Stellen Sie die Lösung mit der größten Konzentration durch Einwiegen von Substanz und Lösungsmittel her. Die weiteren Konzentrationen erhalten Sie durch Verdünnen, wobei die genauen Konzentrationswerte durch Wägungen ermittelt werden. Verwenden Sie Kölbchen mit einem Volumen von 10 ml. Zu jedem Spektrum ist ein „Leerspektrum“ des reinen Lösungsmittels in das gleiche Diagramm zu messen. Interpretieren Sie die Messergebnisse. 74 fp 03 5. Messen Sie zwei Fluoreszenzanregungsspektren von Pyren in Cyclohexan bei einer Pyrenkonzentration von circa 2 mol m -3 , wobei Emissionswellenlängen von 470 nm beziehungsweise von 380 nm benutzt werden sollen. Welcher Schluß kann aus dem Ergebnis dieser Messungen gezogen werden? Durch welche spektroskopischen Messungen (die im Rahmen des Praktikums nicht durchgeführt werden sollen) kann die gleiche Aussage gewonnen werden? 6. Unter photostationären Bedingungen besteht zwischen dem Verhältnis der gemessenen Ψ fl ((AA)∗ ) und Ψ fl (A∗ ) des Excimeren spektralen Photonenstromdichten beziehungsweise des Monomeren und der Einwaagekonzentration c0 Py von Pyren ein linearer Zusammenhang. Leiten Sie diese Beziehung her. Wie hängt die Steigung mit physikalischen Größen zusammen? Überprüfen Sie anhand einer graphischen Auftragung, ob die Beziehung erfüllt ist, und ermitteln Sie die Steigung mittels einer linearen Regressionsanalyse. Literatur zu 4.: Förster, Th., Kasper, K. (1955), Z. Elektrochem. 59, 977 Förster, Th., Kasper, K. (1954), Z. Physik. Chem. NF 1, 275 Förster, Th. (1968), Angew. Chem. 81, 364 Stichwörter: Aufbau und Funktion eines Spektralfluorometers und seiner Komponenten Spektrale Photonenstromdichte Spektrale und natürliche Bandbreite Signal-Rausch-Verhältnis Jablonski-Diagramm (Absorption, Innere Konversion, Schwingungsrelaxation, Fluoreszenz) Erklärung der Lage von Fluoreszenzbanden mittels eines Energieniveaudiagramms Excimerenbildung (beteiligte Prozesse, Interpretation der Excimerenbanden, Ausschluß anderer denkbarer Erklärungen der Spektren) Quantenmechanische Grundlagen (Operatoren, Eigenwertgleichungen, Erwartungswerte, Schrödingergleichung, Hamiltonoperator für Moleküle, Zustandsfunktion und Quantisierung der Energie) 75 fp 03