Schauspiel- und Ballettmusik von Ludwig van Beethoven Ludwig van Beethoven ging 1792 endgültig nach Wien – dort traf er auf eine sehr vielfältige und lebendige Theaterkultur. An den zwei Hoftheatern und den Vorstadtbühnen fanden Opernaufführungen, Singspiele, Ballettdarbietungen und Sprechtheatervorstellungen statt – und für alle diese Bühnen wurde Musik gebraucht, für die auch Beethoven angefragt wurde. Der Choreograph Salvatore Viganò führte Beethoven an das Ballett heran: Zu seinem aufklärerischen Tanz um den Prometheus-Mythos komponierte Beethoven 1800 „Die Geschöpfe des Prometheus“ als Begegnung von Musik, Theater und Tanz. Die Ouvertüre zu der Ballettmusik spielt das Gewandhausorchester Leipzig unter Leitung von Riccardo Chailly am 14. September, den gesamten „Prometheus“ dirigiert Jonathan Nott im Abschlusskonzert mit den Bamberger Symphonikern am 28. September, Christoph Waltz rezitiert die Zwischentexte von Hanns Zischler, die dieser eigens für die Aufführung beim Beethovenfest verfasst hat. Die Werke, die Beethoven für das Theater komponiert hat, haben eine Tendenz zum Heroischen und einen dezidiert politischen Hintergrund. In der Musikwissenschaft wird spekuliert, dass der Komponist die Figur des Prometheus als künstlerisches Abbild von Napoleon gesehen hat. Denn als er 1800/1801 die Musik zu „Die Geschöpfe des Prometheus“ schrieb, war er noch voller Begeisterung für die liberalen Ideen aus Frankreich. Im „Egmont“, den Beethoven für die Wiener Erstaufführung im Jahre 1810 komponierte, idealisierte er nach seiner Enttäuschung über Napoleon einen historischen Freiheitskämpfer. Beethovens Musik zu Goethes Sturm- und Drang-Drama „Egmont“ steigert sich in den Liedern, Zwischenaktmusiken und der Siegessymphonie zu einer Anti-Handlung, die dem todgeweihten Dissidenten Egmont wenigstens in der musikalischen Gegenwelt zum Sieg verhilft. Die Besonderheiten und Kunstgriffe dieser Musik erläutert Stefan Mickisch am 28. September im Beethoven-Haus. Die komplette Schauspielmusik Beethovens zu „Egmont“ spielen die Hamburger Symphoniker unter Leitung von Jeffrey Tate am Abend zuvor in der Beethovenhalle. Udo samel spricht den Egmont, Hans-Jürgen Schatz rezitiert die überleitenden Texte von Franz 2 Grillparzer und Friedrich Mosengeil, Juliane Banse singt die Klärchenlieder aus dem „Egmont“. 1807 hatte Beethoven erstmals für ein Schauspiel komponiert: Die Ouvertüre zum Schauspiel „Coriolan“ des Wiener Autors Heinrich Joseph Collin. Die Cappella Andrea Barca, die in diesem Jahr eine „Residency“ beim Beethovenfest hat, spielt unter Leitung ihres Gründers András Schiff am 3. September diese BeethovenOuvertüre. Dass Schauspielaufführungen um 1800 mit Musik inszeniert wurden, einer Ouvertüre und Zwischenmusiken zwischen den Akten, war eine gängige Praxis, bei der man gerne auf bestehende Werke zurückgriff. Zu besonderen Anlässen jedoch wurden vollständige Schauspielmusiken beauftragt wie zu Goethes „Egmont“ oder aber zur Eröffnung des neu erbauten Theaters in Pest 1812 anlässlich derer Beethoven „Die Ruinen von Athen“ komponierte. Das Werk auf einen Text des Autors August von Kotzebue erklingt am 11. September in der originalen Orchesterfassung durch das WDR Rundfunkorchester unter Leitung von Helmuth Froschauer und am 7. September in einem Arrangement für Bläserquintett, gespielt vom arirangQuintett, das im letzten Jahr ein Stipendium des Deutschen Musikrates erhielt. Doch Beethoven lieferte nicht nur Musik im Auftrag von Dichtern und Choreografen, sondern setzte sich auch jahrelang mit einem eigenen Bühnenwerk auseinander, seiner einzigen Oper „Fidelio“. Im November 1805 fand die Uraufführung der Urfassung unter dem Titel „Leonore“ im Theater an der Wien statt. Aus den drei Akten kürzte Beethoven nach dem geringen Erfolg seine Oper in den folgenden Jahren unter dem Namen „Fidelio“ auf eine endgültige Fassung von zwei Akten zusammen, diese wurde erstmal im Mai 1814 in Wien gespielt. Beethoven thematisierte in seiner Oper die Prinzipien der politischen Freiheit, der Gerechtigkeit und der Brüderlichkeit gegen jegliche Tyrannei. Die Ouvertüre Nr. 3 zu „Leonore“, gefolgt von Arnold Schönbergs „Ode to Napoleon Buonaparte“ und Beethovens Symphonie Nr. 9 interpretiert das „Orchestra-in-residence“ des Beethovenfestes Bonn, die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen unter Leitung von Paavo Järvi im Eröffnungskonzert am 29. August in der Beethovenhalle.