Programmheft

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JUNGES KONZERT / hr-SINFONIEKONZERT
hr-SINFONIEORCHESTER
JAVIER PERIANES KLAVIER
ANDRÉS OROZCO-ESTRADA DIRIGENT
19 UHR | KONZERTEINFÜHRUNG
(am 9./10. Juni) mit Christiane Hillebrand
BOHUSLAV MARTINŮ (1890–1959)
ca. 35’
1. Sinfonie (1942)
Moderato
Allegro – Trio. Poco moderato – Allegro come prima
Largo
Allegro non troppo
Dieses Werk wird im Jungen Konzert am 8. Juni nicht aufgeführt!
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MANUEL DE FALLA
DAS KONZERT IM INTERNET:
Freitag, 10. Juni 2016, 20.00 Uhr (Video-Livestream)
auf concert.arte.tv und hr-sinfonieorchester.de,
im Anschluss dort auch als Video-on-Demand verfügbar
(1876–1946)
Nächte in spanischen Gärten (1909–15)
Sinfonische Impressionen für Klavier und Orchester
ca. 24’
Im Generalife
Ferner Tanz
In den Gärten des Berglandes von Córdoba
DAS KONZERT IN hr2-KULTUR:
Freitag, 10. Juni 2016, 20.05 Uhr (live) | Dienstag, 21. Juni 2016, 20.05 Uhr
– auch als Livestream im Internet unter hr2-kultur.de
Übernommen wird das Konzert von Radiosendern in Australien, Österreich, Schweden, Spanien,
Südkorea und der Tschechischen Republik.
PAUSE
ca. 25’
DAS PROGRAMM
TSCHECHISCH-SPANISCHES SAISON-FINALE
LEOŠ JANÁČEK
(1854–1928)
Taras Bulba (1915–18)
Rhapsodie für Orchester
ca. 23’
Andrijs Tod
Ostaps Tod
Prophezeiung und Tod Taras Bulbas
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MANUEL DE FALLA
(1876–1946)
2. Suite aus dem Ballett »Der Dreispitz« (1916–19)
Tanz der Nachbarn (Seguidillas)
Tanz des Müllers (Farruca)
Schlusstanz (Jota)
ca. 12’
Im Saison-Finale der hr-Sinfoniekonzerte
präsentiert Chefdirigent Andrés OrozcoEstrada vier Werke aus der ersten Hälfte
des 20. Jahrhunderts und verbindet dabei
zwei klangmächtige Stücke zweier tschechischer Komponisten mit der mediterranen
Welt des Spaniers Manuel de Falla.
Zu Beginn des Abends steht die episch angelegte 1. Sinfonie des an der französischen
Musiksprache geschulten und bis heute
weithin unterschätzten Komponisten Bohuslav Martinů auf dem Programm. Die Einstudierung dieses Werkes, mit dem der
Tscheche 1942 im reifen Alter von 51 Jahren
als Sinfoniker im US-amerikanischen Exil
reüssierte, bildet zugleich den Auftakt zu
einer Gesamteinspielung aller sechs Martinů-Sinfonien mit dem hr-Sinfonieorchester unter Andrés Orozco-Estrada.
Martinůs »spätgeborener« sinfonischer
Erstling begegnet in der ersten Konzerthälfte de Fallas sinfonischen Impressionen
seiner Nächte in spanischen Gärten für
Klavier und Orchester. Als Pianist ist in
diesem reizvollen dreisätzigen Konzert-
stück der Spanier Javier Perianes erstmals
beim hr-Sinfonieorchester zu erleben, der
für die Entfaltung von de Fallas faszinierender, iberisch inspirierter Kunstmusik
die besten Voraussetzungen mitbringt.
Nach der Konzertpause erklingt zunächst
die Orchesterrhapsodie Taras Bulba des
kreativen Einzelgängers Leoš Janáček, die
den archaisch-düsteren Geist einer GogolNovelle über den Kosakenhauptmann Taras
Bulba beschwört. Anschließend ist zum
Ausklang der hr-Sinfoniekonzerte in dieser
Spielzeit die mitreißende Musik aus Manuel
de Fallas Ballett Der Dreispitz zu hören.
Aus den reichen Quellen seiner heimatlichen
Musikkultur schöpfend, wollte de Falla
einen vollwertigen spanischen Nationalstil
jenseits aller exotisch gefärbten Andalusien-Klischees formen. Wie kaum ein anderes Werk beweist dabei gerade Der Dreispitz den Erfolg von de Fallas diesbezüglichen Bemühungen.
Adam Gellen
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BOHUSLAV MARTINŮ
1. SINFONIE
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DER KOMPONIST
Bohuslav Martinů, 1890 im böhmischen
Polička geboren und 1959 in der Nähe von
Basel gestorben, gehört neben Smetana,
Dvořák und Janáček zu den bedeutendsten
Komponisten der tschechischen Musik.
Mit seinem vielseitigen Œuvre von nahezu
400 Werken wird er bis heute außerhalb
seiner Heimat allerdings kaum entsprechend gewürdigt. Wie Dvořák stammte
Martinů aus einer einfachen Familie. Er
studierte am Prager Konservatorium Violine und erhielt Kompositionsunterricht bei
Josef Suk, komponierte bereits aber seit
seinen Kindertagen. Beim Eintritt als Geiger
in die Tschechische Philharmonie 1918
waren so schon über 100 Werke entstanden:
Sinfonische Dichtungen, Ballette, Schauspielmusiken, Kammermusik, Klavierwerke,
Lieder und Chöre.
Die Arbeit im bedeutendsten Orchester
seines Landes weitete Martinůs Horizont.
Unter dem Dirigenten Václav Talich lernte
er die neueste Musik von Janáček, Debussy,
Ravel, Strawinsky, Dukas und Roussel kennen und das Debussy-Erlebnis wurde dem
jungen Geiger zu einer ähnlich grundlegenden Erfahrung wie für de Falla, Bartók und
Kodály. Mit einem Stipendium ging Martinů
1923 nach Paris, um bei dem von ihm bewunderten Albert Roussel private Kompositionsstunden zu nehmen. Das überaus
anregende Leben in der damaligen Kunsthauptstadt der Welt fesselte ihn derart, dass
er sich dauerhaft in Paris niederließ, wo
er auch heiratete. Die politisch-militärischen
Ereignisse des Zweiten Weltkriegs – als
tatkräftiger Patriot stand Martinů auf der
Schwarzen Liste der Nationalsozialisten –
zwangen ihn 1941 angesichts der bevorstehenden Einnahme von Paris durch die
Wehrmacht schließlich zur Emigration in
die USA, wo in den folgenden Jahren u.a.
seine sechs Sinfonien entstehen sollten.
Seine letzten Lebensjahre verbrachte Martinů schließlich ab 1953 in Nizza, Rom und
der Schweiz. Er starb – wie Bartók, de Falla
und Enescu – im Exil, ohne seine Heimat
nach 1938 je wiedergesehen zu haben.
7
DAS WERK
Zahlreiche berühmte Komponisten wie Beethoven, Schumann, Bruckner oder Brahms
haben ihre Erstlingswerke auf dem besonders hoch angesehenen, aber auch mit
besonders hohen Erwartungen belasteten
Gebiet der Sinfonik erst in vergleichsweise
fortgeschrittenem Alter vorgelegt. Doch
selbst diese sinfonischen »Spätzünder«
werden vom 1890 geborenen tschechischen
Komponisten Bohuslav Martinů bei Weitem
übertrumpft, der seine 1. Sinfonie erst mit
51 Jahren schrieb.
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Die Gründe für Martinůs lang hinausgezögertes sinfonisches Debüt sind vielfältig.
Eine entscheidende Rolle spielt aber gewiss
die Tatsache, dass die Sinfonie – zumal in
Mitteleuropa – spätestens nach den tiefgreifenden Umbrüchen des Ersten Weltkriegs ihren einst herausragenden Stellenwert im Gattungsgefüge einbüßte. Im Falle
von Bohuslav Martinů kam aber noch eine
persönliche Disposition hinzu: Seit er als
junger Mann mit dem Œuvre Claude Debussys in Berührung gekommen war, galt
seine Begeisterung der Musik Frankreichs,
wo die Sinfonie jedoch seit jeher eine untergeordnete Rolle gespielt hatte.
Folgerichtig waren es auch gänzlich andere
Einflüsse, die Martinů seit seiner Übersiedlung in die pulsierende Musikmetropole
Paris im Jahre 1923 begierig in sich aufsog:
Neben dem Schaffen seiner französischen
Zeitgenossen wurde Martinůs sich allmählich verfestigender Personalstil geprägt
durch das allgemein wachsende Interesse
an der Musik des 18. Jahrhunderts, den
Jazz, die Werke Strawinskys, aber auch
etwa durch die englische und italienische
Vokalpolyphonie der Renaissance.
Berücksichtigt man all diese Voraussetzungen, lässt sich nachvollziehen, warum
der an sich überaus produktive Martinů
die Fortschreibung der großen sinfonischen
Tradition nicht gerade als seine künstlerische Lebensaufgabe begriff. Umso berechtigter stellt sich freilich die Frage, warum
er ab 1942 auf einmal in jährlicher Folge
fünf Sinfonien schrieb, denen als Nachzügler später noch eine Sechste folgte.
Hierbei spielen wiederum biografische Fakten eine wesentliche Rolle: Der mit der
tschechoslowakischen Widerstandsbewegung verbundene Martinů musste 1941 vor
den auf Paris vorrückenden deutschen
Truppen in die USA fliehen. Er genoss dort
zu jenem Zeitpunkt bereits ein gewisses
Renommee, das nach der Erstaufführung
seines Concerto grosso mit dem Boston
Symphony Orchestra unter Serge Koussevitzky nur wenige Monate nach Martinůs
Ankunft in Amerika noch einmal beträchtlich wuchs. Der Erfolg zog sogleich einen
Kompositionsauftrag Koussevitzkys für
ein großes Orchesterwerk nach sich. Aus
diesem Anlass schrieb Martinů 1942 seine
1. Sinfonie sowie bald darauf als weitere
Auftragswerke für Boston, Cleveland und
Philadelphia seine Sinfonien Nr. 2–5.
In den USA florierte die Gattung der Sinfonie fast das gesamte 20. Jahrhundert hindurch – eine Blüte, deren Anfänge zusammenfielen mit der Etablierung der großen,
technisch brillanten amerikanischen Orchester. So bot sich Martinů mit der Komposition
von Sinfonien für berühmte Interpreten die
Chance, sich in seiner neuen Heimat rasch
und nachhaltig zu etablieren. Entsprechend
schnitt er seine Sinfonien denn auch auf
die Verhältnisse in seiner neuen Wahlheimat
zu – sowohl hinsichtlich des vorherrschenden Stil-Eklektizismus als auch durch die
Erfüllung der Publikumserwartung in Bezug
auf ein möglichst umfassendes Ausschöpfen des klanglich-virtuosen Potenzials des
modernen Sinfonieorchesters.
Obwohl sie nur rund 35 Minuten lang ist,
sollte die Erste Martinůs längste Sinfonie
bleiben. Sie weist trotz dieser relativ bescheidenen Dimensionen insgesamt einen
epischen Grundzug auf. Die Disposition der
vier Sätze – mit einem Scherzo in der herkömmlichen »A-B-A-Form« samt zentralem
Trio-Abschnitt an zweiter Stelle und dem
darauffolgenden klagevollen Largo – gibt
sich traditionell, und auch die harmonische
Sprache des Komponisten hielt selbst für
konser vative Hörer nur begrenzte Herausforderungen bereit. Hingegen hat die Exposition und Verarbeitung des musikalischen
Materials selbst kaum mehr etwas mit den
seit Beethoven kanonisierten thematischen
Prozessen zu tun. Stattdessen bedient sich
Bohuslav Martinů auch in seiner 1. Sinfonie
der von ihm in den 1930er Jahren entwickelten Fortspinnungstechnik, die aus einer
einzigen motivischen »Zelle« ganze Sätze
entstehen lässt und dabei auf die Verwendung kontrastierender Themenpaare verzichtet.
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MANUEL DE FALLA
NÄCHTE IN SPANISCHEN GÄRTEN
10
DER KOMPONIST
Manuel de Falla, geboren 1876 im spanischen Cádiz und 1946 in Alta Gracia (Argentinien) gestorben, gilt als der bedeutendste
spanische Komponist seit der Renaissance.
Er vollendete die Bestrebungen nach einem
eigenständigen hispanischen Nationalstil
auf europäischem Niveau, die vom Komponisten und Musikwissenschaftler Felipe
Pedrell initiiert und deren Umsetzung von
Enrique Granados und Isaac Albéniz begonnen worden waren. De Falla studierte intensiv die spanische Kunstmusik vergangener
Jahrhunderte wie auch die diversen volksmusikalischen Stile seiner Heimat. Diese
souverän gehandhabten Kenntnisse sowie
die während eines mehrjährigen ParisAufenthalts gesammelten vielfältigen musikalischen Eindrücke ermöglichten es ihm,
zu einem im besten Sinne »populären«
Personalstil zu gelangen. Dessen Kennzeichen sind neben der Verwendung heimatlicher Klänge in all ihren Facetten eine farbige Instrumentierung, eine leichte Fasslichkeit und die elementare Kraft einer
betont tänzerischen Rhythmik. Um 1920
trat de Fallas Schaffen in eine neue Phase
ein, die unter dem Einfluss des Neoklassizismus zu einem sich abstrakter äußernden Nationalton und einer herberen Klanglichkeit führte.
Wichtiger als sein 1899 mit Auszeichnung
abgeschlossenes Klavierstudium am Madrider Konservatorium erwies sich für de
Fallas weiteren Weg der umfassende private Kompositionsunterricht bei Felipe
Pedrell (1902–04). Die ernüchternden Verhältnisse im spanischen Musikleben führten 1907 zu de Fallas Übersiedlung nach
Paris, wo er mit vielen der bedeutendsten
Künstler der Zeit Bekanntschaft schloss.
Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs kehrte
de Falla nach Madrid zurück, um dort mit
seinen ersten reifen Werken große Erfolge
zu feiern. 1920 siedelte er nach Granada
um, wo zunehmende gesundheitliche Probleme den ohnehin bedächtig-selbstkritisch
arbeitenden Komponisten immer weniger
Werke vollenden ließen. Eine Konzertreise
nach Argentinien bot ihm 1939 schließlich
den willkommenen Anlass, Francos Spanien für immer den Rücken zu kehren.
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12
DAS WERK
Angeregt durch den Musikhistoriker und
Komponisten Felipe Pedrell, bei dem er zu
Beginn des 20. Jahrhunderts drei Jahre
lang privat studierte, sowie durch die ersten
vielversprechenden Versuche der beiden
älteren Pedrell-Schüler Isaac Albéniz und
Enrique Granados auf diesem Gebiet, setzte
sich der junge spanische Komponist Manuel
de Falla ein ambitioniertes Ziel: Er wollte
eine moderne, spezifisch spanische Kunstmusik erschaffen und damit zugleich sein
Land von dessen jahrhundertelangem Status als bedeutungslose Randzone auf der
Landkarte der abendländischen Musik befreien.
De Falla hatte sich dabei schnell von der
naheliegenden und relativ einfach zu bewerkstelligenden Idee verabschiedet, eine
Art »Postkarten-Folklorismus« zu betreiben
– etwa durch die massenhafte Produktion
virtuoser Salonstücke über andalusische
Melodien im Stile der Nationalromantik
des 19. Jahrhunderts. Stattdessen interessierte er sich ernsthaft für das vielfältige
Volksmusik-Erbe seiner Heimat mit dessen
teils archaisch-orientalischen Wurzeln,
studierte es eingehend und vollbrachte
dabei etwas, was nur großen Künstlerper-
sönlichkeiten vorbehalten ist: Die Essenz
dieser Tradition zu abstrahieren, um sie
organisch in seine eigene Tonsprache zu
integrieren – und dies auf Augenhöhe mit
den führenden Komponisten seiner Zeit.
Entscheidende Impulse für seine weitere
kreative Entwicklung erhielt de Falla ab
1907 während seines mehrjährigen ParisAufenthalts, als er nicht nur die aktuelle
französische Musik direkt an der Quelle
kennenlernen konnte, sondern auch mit
deren Hauptprotagonisten in teilweise
engen persönlichen Kontakt trat: Debussy,
Ravel, Dukas, Satie oder Florent Schmitt
gehörten genauso zu de Fallas Freundesund Bekanntenkreis wie dessen damals
ebenfalls in Paris lebende Landsleute Isaac
Albéniz und Ricardo Viñes – jener bedeutende katalanische Pianist, der zahlreiche
Klavierwerke der französischen Moderne
u.a. von Debussy und Ravel aus der Taufe
hob.
So war es denn auch Viñes, für den der
äußerst bedächtig und akribisch arbeitende de Falla 1909 mit der Komposition
mehrerer Nocturnes für Klavier solo begann, bezogen auf spanische Orte und mit
ihnen verbundene Genre-Bilder. De Falla,
zu jener Zeit fernab von seinem Geburtsland, bezog seine unmittelbare Inspiration
dafür aus mehreren Quellen, darunter aus
Gedichten von Rubén Darío oder dem Kupferstich-Zyklus »Gärten Spaniens« von
Santiago Rusiñol. Schließlich beschränkte
de Falla die Anzahl seiner iberischen Nachtbilder auf drei Stücke: Im Generalife (dem
Sommerpalast und Landsitz der Sultane
von Granada unweit der berühmten Alhambra), Ferner Tanz sowie In den Gärten des
Berglandes von Córdoba.
Doch bevor de Falla die langwierige Arbeit
an seinem Werk nach der Rückkehr in die
Heimat 1914 abschloss, hatte er – dem
Ratschlag des späteren Widmungsträgers
Ricardo Viñes folgend – seine letztlich
Noches en los jardines de España (Nächte
in Spaniens Gärten) betitelte Komposition
zu einem Orchesterwerk mit solistisch hervortretender Klavierstimme umgearbeitet.
Es handelt sich dabei aber weder unter
formalen Gesichtspunkten um ein Konzert
im traditionellen Sinne noch in Bezug auf
das Verhältnis zwischen »Solist« und Orchester, trotz des wirkungsvollen und technisch anspruchsvollen Klavierparts.
Die Noches sind sicherlich das am deutlichsten vom Impressionismus beeinflusste
Werk de Fallas, der sich schon wenige
Jahre später eine neoklassizistische, herbere Tonsprache zu eigen machen sollte.
Der Komponist äußerte sich selbst im Programmheft der Madrider Uraufführung
im April 1916 zu seinem Stück und betonte
dabei einige zentrale Aspekte seiner reizvoll gestalteten musikalischen Naturbilder:
»Thematische Grundlage dieses Werkes
sind (wie bei den meisten anderen Werken
des Komponisten ...) die Rhythmen, die
Modi, die Kadenzformeln und die Verzierungsformeln, die charakteristisch für den
andalusischen Volksgesang sind, welcher
aber sehr selten in seiner ursprünglichen
Gestalt verwendet wird. Auch die instrumentale Behandlung stilisiert häufig Effekte,
die den Instrumenten der Volksmusik eigentümlich sind. Es sei ausdrücklich darauf
hingewiesen, dass diese Nocturnes keine
Programmmusik sind, sie wollen lediglich
expressive Musik sein, und dass die Klangmalerei auf tiefere Empfindungen zurückgeht als bloßes Tanz- und Festgetümmel;
auch Schmerz und Geheimnis fließen ein.«
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2. SUITE AUS »DER DREISPITZ«
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DAS WERK
Schon kurz nachdem Manuel de Falla beim
Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 nach
einem siebenjährigen Paris-Aufenthalt
nach Madrid zurückkehrte, begann eine
intensive Freundschaft und eine fruchtbare
Zusammenarbeit zwischen dem Komponisten und dem Ehepaar Martínez Sierra.
Diese gründeten um jene Zeit das Teatro de
Arte, wo sie innovative dramaturgische und
szenische Konzepte verwirklichten. Fast
jedes der zehn Werke de Fallas aus der
Zeit zwischen 1914 und 1920 entstand aus
dieser künstlerischen Kollaboration, darunter auch die Ballettpantomime El amor
brujo (Der Liebeszauber) und die »pantomimische Farce« El Corregidor y la molinera (Der Corregidor und die Müllerin).
Letztere hat Gregori Martínez Sierras Bühnen-Adaption einer bekannten spanischen
Novelle zur Grundlage: Pedro Antonio de
Alarcóns »El sombrero de tres picos« (Der
Dreispitz, 1874), auf dem auch schon Hugo
Wolfs Oper Der Corregidor (1896) basierte.
Die turbulente komödiantische Erzählung
spielt in einem andalusischen Dorf zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Es geht darin
um die letztlich vergeblichen Bemühungen
eines Corregidors (eines örtlichen Beamten,
der mit der Rechtspflege betraut ist), die
schöne, junge, kapriziöse Ehefrau eines
eifersüchtigen Müllers zu verführen. Nach
einigen Verwicklungen steht am Ende der
alternde, aufgeblasene Amtmann, zu dessen Uniform der titelgebende Dreispitz
gehört, als der gefoppte und belächelte
Verlierer der Geschichte dar.
De Fallas Musik zu El Corregidor y la molinera war gerade erst zur Hälfte fertiggestellt, als er Ausschnitte daraus dem berühmten Impresario Sergej Diaghilew vorspielte, dessen nicht minder berühmte
»Ballets Russes« sich während des Ersten
Weltkriegs auf Einladung König Alfonsos
XIII. längere Zeit in Spanien aufhielten. Ohnehin auf der Suche nach einem spanischen
Sujet für ein neues Ballettprojekt, war er
sich sicher, in de Falla (den er bereits aus
Paris kannte) den richtigen Mann gefunden
zu haben. Noch bevor der Komponist die
Arbeit an El Corregidor beendet hatte, war
der Plan zu einer Umgestaltung des Werkes
zu einem Ballett für Diaghilew beschlossen.
Nach zweijähriger Umarbeitungszeit fand
die Uraufführung dieser Fassung als El
sombrero de tres picos im Juli 1919 in London statt. Sie gestaltete sich als ein seltenes Zusammenwirken herausragender
Künstler: Neben de Falla und Diaghilew
trugen Ernest Ansermet als Dirigent, Léonide Massine als Choreograf und Tänzer
sowie Pablo Picasso als der Verantwortliche für Kostüme und Bühnenbild zum
triumphalen Erfolg bei, der für den inzwischen 42-jährigen de Falla zugleich den
internationalen Durchbruch bedeutete.
Was dieses Werk de Fallas von fast allen
vorangegangenen unterscheidet, ist die
Tatsache, dass er hier nicht mehr nur auf
die Melodien, Tänze und Klänge seiner
näheren Heimat Andalusien zurückgreift,
sondern bewusst die musikalische Tradition ganz Spaniens – etwa die Seguidilla,
die Jota oder die Farruca – als Grundlage
für seine kunstvolle Verschmelzung von
Volks- und Kunstmusik nimmt.
Die aus zwei Szenen bestehende Ballettmusik zu Der Dreispitz nahm de Falla schon
bald nach der erfolgreichen Premiere des
Bühnenwerkes zur Grundlage für zwei
Orchestersuiten, wobei jede der beiden
Suiten Musik aus je einem der zwei Akte
beinhaltet. Die heute Abend erklingende
2. Suite umfasst im Wesentlichen also die
drei großen Tanzszenen aus der zweiten
Hälfte des Balletts: Die Nachbarn feiern an
der Mühle das Johannisfest und tanzen
eine Seguidilla, bevor der Müller eine solistische, wild gestampfte Farruca – das populärste Stück der gesamten Dreispitz-Musik
– aufführt. Augenzwinkernd zitiert de Falla
hier die ersten Takte von Beethovens 5. Sinfonie, als die Gendarmen an der Tür der
Mühle klopfen, um im Auftrag des Corregidors den Müller festzunehmen: »So pocht
das Schicksal an die Pforte!« Die immer
rasantere Handlung spitzt sich zum Finale
hin immer weiter zu, in das de Falla nochmal zahlreiche Motive der vorangegangenen
Episoden einwebt und an deren Schluss
die Dorfbewohner den bloßgestellten Corregidor verhöhnen, indem sie ihn in einer
straffgezogenen Decke wie eine Stoffpuppe
in die Luft schleudern.
Adam Gellen
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LEOŠ JANÁČEK
TARAS BULBA
16
DER KOMPONIST
Leos Janáček, 1854 im mährischen Dorf
Hukvaldy (Hochwald) geboren und 1928 in
Moravská Ostrava (Mährisch-Ostrau) gestorben, führt trotz seines Ranges als tschechischer Nationalkomponist noch heute
eher ein Schattendasein im Konzertrepertoire. Umso bemerkenswerter ist die große
Bedeutung, die man ihm von Seiten der
Musikwissenschaft beimisst. Denn wie ein
erratischer Block steht Janáčeks Schaffen
in der Musiklandschaft: Er hatte keine Vorgänger und eigentlich auch keine Nachfolger.
Wenig beachtete Werke im Geiste der Spätromantik füllten sein Schaffen, bis er im
Alter von 50 Jahren in seiner Oper Jenůfa
plötzlich mit einer neuen Tonsprache von
explosiver dramatischer Kraft überraschte.
Janáček gewann dieses spezifische Idiom
aus der Sprachmelodie der tschechischen
Volkslieder, die er jahrelang studiert hatte
und sich musikalisch zu Nutze machte.
Gegen Konventionen hatte sich der Einzelgänger schon während seiner Studien in
Prag, Leipzig und Wien aufgelehnt. Als Sängerknabe des Augustinerstifts war er aus
ärmlichen Verhältnissen nach Brünn gekommen, wo er schließlich zeitlebens in provinzieller Enge arbeiten und als geschätzter
Pädagoge auf den erhofften Ruhm als Komponist lange warten sollte. Gegenüber den
neuen Strömungen der Musikentwicklung
zeigte sich Janáček resistent. Besondere
Bedeutung für die sehr persönliche Prägung
seiner Musik hatten innere Beweggründe:
um 1900 etwa der Tod seiner beiden Kinder,
ab 1917 bis zu seinem Tod 1928 dann die
emotionale Bindung an die 38 Jahre jüngere Kamila Stösslová, deren unbewussten
Impulsen letztlich die meisten seiner in
rascher Folge entstandenen Meisterwerke
der späten Jahre zu verdanken sind.
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18
DAS WERK
»Nicht weil er seinen eigenen Sohn erschlug,
um ihn für den Verrat an seinem Volk zu
strafen; nicht wegen des Märtyrertodes
seines zweiten Sohnes; sondern darum,
weil sich auf der ganzen Welt keine Feuerfl ammen, keine Folterqualen finden, die
imstande wären, die Kraft des russischen
Volkes zu vernichten – um dieser Worte
willen, die in die sengenden Funken und
Flammen des Scheiterhaufens fallen, auf
dem der ruhmreiche Kosakenhauptmann
Taras Bulba den Tod erlitt, habe ich diese
Rhapsodie nach der von N. W. Gogol verfassten Sage komponiert.«
Janáčeks kämpferische Worte, aus denen
eine schwärmerische, gänzlich unkritische
Russlandbegeisterung spricht, müssen
als Aspekt seines tschechischen Nationalbewusstseins verstanden werden, der für
ihn einen mächtigen Schaffensimpuls bedeutete: Wie viele seiner Landsleute sah Janáček in den Russen die künftigen Befreier
von habsburgischer Unterjochung und deutscher Bevormundung. Voreilig erwartete
er zu Beginn des Ersten Weltkriegs den
russischen Einmarsch in Mähren. 1915, als
diese Illusion zerbrach, wählte er in einer
für ihn charakteristischen Trotzhandlung
Gogols Novelle »Taras Bulba« als Stoff für
eine Tondichtung: Die Episoden aus den
Unabhängigkeits- und Glaubenskämpfen
der ukrainischen Kosaken gegen die Polen
im frühen 17. Jahrhundert erschienen ihm
als leuchtendes historisches Vorbild und
Ermutigung für die Gegenwart. Mit rhapsodischer Freiheit und der Großzügigkeit
einer neuzeitlichen Freske beschwor Janáček dabei in seinem Taras Bulba den Inhalt
und Geist der Gogol-Novelle, ohne sich allzu
sehr mit programmatischer Kleinmalerei
zu belasten.
Im ersten Satz werden wir mit dem Tod
Andrijs konfrontiert. Der Sohn des Kosakenhauptmanns Taras Bulba ist aus Liebe zur
Tochter des polnischen Heerführers vor
der Schlacht bei Dubno zum Feind übergelaufen. Taras, der ihm das Leben gab, tötet
ihn nun mit eigener Hand. Verrat kann er
nicht dulden. Die kantable Süße erotischer
Verführung und Hingabe findet in den harten
Tönen der Verurteilung durch den Vater
und dessen Abwendung in wildem Ritt durch
die Steppe der Ukraine ihr Ende. Im zweiten Satz, Ostaps Tod, hören wir die Klagen
des zweiten Sohnes nach dessen Gefangennahme. Das wilde Treiben polnischer Sol-
daten und Ostaps hingebungsvolle Erinnerung an Heim und Familie geraten an- und
ineinander. Vor seiner Hinrichtung durch
die Feinde ruft Ostap in seiner Verzweiflung
den Vater. Und dieser antwortet unverhofft
für alle aus der Menge, um dann spurlos
zu verschwinden. Der dritte Satz, Prophezeiung und Tod Taras Bulbas, gelangt im von
Posaunen getragenen Schluss zu einem
eindrucksvollen Höhepunkt, den nur noch
die mit Orgelklängen ausgestattete musikalische Apotheose übertrifft. Sie überhöht
noch die stolze Prophezeiung Taras, der
im Feuer des Scheiterhaufens seinem Volk
eine ruhmvolle Zukunft voraussagt.
Die Urfassung von Taras Bulba hatte Janáček bereits im Sommer 1915 fertiggestellt.
Da jedoch im Krieg an eine Aufführung
nicht zu denken war, blieb die Partitur zunächst in der Schublade liegen – erst 1918
vollendete Janáček die definitive Version.
Die Uraufführung des Werkes fand dann
im Oktober 1921 in Brünn statt. Allerdings
blieben Aufführungen danach zunächst
eher selten. So lernte etwa die Stadt Prag
das Werk erst drei Jahre später kennen.
Doch der Erfolg des grandiosen Orchesterwerks, das in seiner spannungsgeladenen
Gestalt unmittelbar anspricht, war letztlich
unaufhaltsam: Alle bedeutenden tschechischen Dirigenten, von Karel Ancerl über
Rafael Kubelik und Václav Neumann bis zu
Václav Talich, haben es in der Folge dirigiert, und durch sie begann der allmähliche
Triumphzug des Taras Bulba im allgemeinen Konzertleben.
Andreas Maul
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DIE INTERPRETEN
JAVIER PERIANES
wurde 2012 vom spanischen Kulturministerium mit dem Nationalen Musikpreis ausgezeichnet. Seine internationale Karriere
hat den Klaviervirtuosen bereits auf fünf
Kontinente geführt. So konzertierte er
ebenso in der Londoner Royal Festival Hall
wie in der New Yorker Carnegie Hall, im
Pariser Théâtre des Champs-Élysées, in
der Berliner Philharmonie, im Großen Saal
des Moskauer Konservatoriums oder in
der Suntory Hall in Tokio.
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Zu den Höhepunkten von Perianes’ Konzertsaison 2015/16 zählen seine Auftritte
mit den Wiener Philharmonikern, dem Chicago Symphony Orchestra, dem Boston
Symphony Orchestra, dem London Philharmonic Orchestra und dem Yomiuri Nippon
Symphony Orchestra sowie Tourneen durch
Australien und Neuseeland.
In der Spielzeit 2014/15 gab Javier Perianes
seine Debüts beim Orchestre de Paris, dem
National Symphony Orchestra Washington,
dem San Francisco Symphony Orchestra
und dem BBC Scottish Symphony. Der spanische Pianist hat bereits mit vielen bedeu-
tenden Dirigenten zusammengearbeitet,
darunter mit Daniel Barenboim, Charles
Dutoit, Zubin Mehta, Lorin Maazel, Rafael
Frühbeck de Burgos, Daniel Harding, Pablo
Heras-Casado, Andrés Orozco-Estrada,
Robin Ticciati und Vasily Petrenko.
Javier Perianes nimmt exklusiv für das
Label »harmonia mundi« auf. Auf seiner
jüngsten Einspielung mit dem Cuarteto
Quiroga sind erstmals auf einer CD die Klavierquintette von Granados und Turina vereint. Frühere Veröffentlichungen Perianes’
umfassen eine Auswahl aus Edvard Griegs
Lyrischen Stücken, Schuberts Impromptus
und andere Klavierstücke, Sonaten von
Manuel Blasco de Nebra, Werke von Chopin
und Debussy, Klaviersonaten Beethovens
sowie Griegs Klavierkonzert mit dem BBC
Symphony Orchestra unter Sakari Oramo.
Seine 2014 erschienene Aufnahme »Lieder
ohne Worte« mit Solo-Klavierstücken Mendelssohns erntete begeisterte Kritiken,
und Perianes’ de Falla-Einspielung mit Klavierwerken sowie der Nächte in spanischen
Gärten war für einen »Latin Grammy« nominiert.
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ANDRÉS OROZCO-ESTRADA
ist seit der Spielzeit 2014/15 Chefdirigent
des hr-Sinfonieorchesters. Zugleich hat er
in der vergangenen Saison die Position des
Music Director bei der Houston Symphony
übernommen. Mit dem London Philharmonic Orchestra, einem der weltweit renommiertesten Orchester, ist er seit dieser
Saison zudem als Erster Gastdirigent verbunden.
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In Kolumbien geboren und ausgebildet in
Wien, gehört Andrés Orozco-Estrada heute
zu den gefragtesten Dirigenten seiner Generation. International machte er erstmals
2004 auf sich aufmerksam, als er im Wiener
Musikverein beim Tonkünstler-Orchester
einsprang – von der Presse als »Wunder
von Wien« gefeiert. 2009 wurde er Chefdirigent des Tonkünstler-Orchesters. Eine
sehr erfolgreiche gemeinsame Arbeit begann, die im Sommer 2015 zu Ende ging.
2009 bis 2013 war Orozco-Estrada außerdem Chefdirigent des Baskischen Nationalorchesters.
Andrés Orozco-Estrada arbeitet mit Orchestern wie den Wiener Philharmonikern, dem
Concertgebouw-Orchester Amsterdam,
dem Pittsburgh Symphony und dem Gewandhausorchester Leipzig, den Münchner Philharmonikern, dem Mahler Chamber Orchestra und dem London Symphony Orchestra,
dem City of Birmingham Symphony Orchestra, dem Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia in Rom und dem Orchestre National de France zusammen. Zu
seinen aktuellen Debüts gehören das Philadelphia und das Cleveland Orchestra, das
Tonhalle-Orchester Zürich und das Israel
Philharmonic Orchestra. Im Sommer 2015
dirigierte er erstmals bei den Salzburger
Festspielen.
Seine musikalische Ausbildung begann der
1977 in Medellín geborene Andrés OrozcoEstrada zunächst mit dem Violinspiel. Als
15-Jähriger erhielt er seinen ersten Dirigierunterricht. 1997 ging er schließlich nach
Wien, wo er an der renommierten Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in
der Dirigierklasse von Uroš Lajovic, einem
Schüler des legendären Hans Swarowsky,
studierte.
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hr-SINFONIEORCHESTER
NÄHER DRAN.
Das hr-Sinfonieorchester, 1929 als eines
der ersten Rundfunk-Sinfonieorchester
Deutschlands gegründet, meistert erfolgreich den Spagat zwischen der Pflege der
Tradition und den Herausforderungen
eines modernen Spitzenorchesters. Konzertreihen mit unterschiedlichen Programmschwerpunkten, in denen große
Sinfonik auf Alte Musik und Konzerte mit
Neuer Musik auf Projekte für junge Konzertbesucher treffen, markieren sein
künstlerisches Profil.
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Mit internationalen Gastspielen und preisgekrönten CD-Produktionen genießt das
Orchester als Frankfurt Radio Symphony
zugleich weltweit einen hervorragenden
Ruf. Regelmäßige Konzertreisen nach Asien
sind ebenso selbstverständlich wie die
stete Präsenz auf bedeutenden europäischen Konzertpodien. Aktuelle Tourneen
führen in der Saison 2015/16 nach Japan
und Südkorea.
Für seine hervorragenden Bläser, seinen
satten Streicherklang und seine dynamische
Spielkultur berühmt, steht das hr-Sinfonieorchester mit seinem Chefdirigenten
Andrés Orozco-Estrada dabei heute für
musikalische Exzellenz wie für ein interessantes und vielseitiges Repertoire.
Bekannt geworden durch seine Maßstäbe
setzenden Einspielungen der romantischen
Literatur, zählt das hr-Sinfonieorchester
Frankfurt seit Jahrzehnten zu den international führenden Mahler- und BrucknerOrchestern – eine Tradition, die vom langjährigen Chefdirigenten Eliahu Inbal über
seine Nachfolger Dmitrij Kitajenko und
Hugh Wolff ausstrahlte bis hin zur vielbeachteten Arbeit von Paavo Järvi, dem heutigen »Conductor Laureate« des hr-Sinfonieorchesters.
Entscheidende Akzente in seinem Engagement für die Tradition wie für die zeitgenössische Musik setzte das Orchester bereits
mit seinem ersten Chefdirigenten Hans
Rosbaud. In den 1960er bis 1980er Jahren
entwickelte sich das hr-Sinfonieorchester
unter Dean Dixon und Eliahu Inbal schließlich zu einem Orchester von internationalem Format mit Gastspielen in aller Welt
und wichtigen, vielfach ausgezeichneten
Schallplatten- und CD-Editionen.
Die Spielzeit 2016/17 gibt den Rhythmus für alle Freunde der regionalen Kultur
und klassischen Musik vor. Wir engagieren uns auch in diesem Jahr wieder als
Medienpartner für viele regionale Theater-, Musik- und Literaturveranstaltungen.
Besonderer Höhepunkt ist das große Open-Air-Konzert des hr-Sinfonieorchesters
am 17.08.2016, das wir als Partner unterstützen. fnp.de
NEWS-TICKER
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VIERFACHER ABSCHIED
In diesem Sommer treten mehrere langjährige Mitglieder des hr-Sinfonieorchesters ihren wohlverdienten Ruhestand an
und verabschieden sich daher mit dem
heutigen Abend vom Publikum der hrSinfoniekonzerte. Peter Agoston wurde
in Klausenburg
(Rumänien) geboren
und studierte an der
Bukarester Musikakademie. 1974–84
war er Primarius
des Streichquartetts
Euphonia, das 1983 den Ersten Preis beim
Streichquartett-Wettbewerb in Bukarest
gewann. Darüber hinaus war er als Konzertmeister des Philharmonischen Orchesters Tîrgu Mures˛ und des Kammerorchesters Camarata Transilvanica tätig, bevor er
1984 in die Bundesrepublik Deutschland
übersiedelte. Ein Jahr später wurde Peter
Agoston als 1. Violine tutti Mitglied des
hr-Sinfonieorchesters, zudem wirkt er als
Primarius im Ensemble Concertant Frankfurt. Peter Wolf ist seit 1986 Solo-Cellist
des hr-Sinfonieorchesters. Er begann
im Alter von zehn Jahren mit dem Cello-
spiel und wurde bei
Alexander Molzahn,
Gerhard Mantel
und am Salzburger
Mozarteum bei Heidi
Litschauer ausgebildet. Sein beruflicher
Weg führte ihn über Wien, Ludwigshafen
und Darmstadt zurück nach Frankfurt, wo
er neben seiner Orchestertätigkeit auch
als Dozent an der Musikhochschule tätig
ist. Ulrich Mehlhart
ist seit 1983 als Klarinettist im hr-Sinfonieorchester tätig,
davon 30 Jahre an der
Solo-Position. Zudem
engagierte er sich elf
Jahre lang im Orchestervorstand. Er studierte in Frankfurt und Basel und ist langjähriges Mitglied des »mutare ensemble«.
Ulrich Mehlhart hat seit 1989 eine rege
Unterrichtstätigkeit an Hochschulen in
Mainz und Würzburg sowie bei Meisterkursen in Deutschland, der Schweiz und
Italien entfaltet. Wir wünschen unseren
geschätzten Kollegen ein erfülltes Leben
»nach« dem hr-Sinfonieorchester! Außer-
dem wechselt Artur
Podlesniy zur kommenden Saison als
Stellvertretender
Konzertmeister zum
Frankfurter Opernund Museumsorchester. Er wurde 1980 in Charkiw / Ukraine
geboren und studierte in Moskau und Düsseldorf. Als Preisträger verschiedener
Violin- und Kammermusik-Wettbewerbe
begann er seine Laufbahn 2002 bei den
Düsseldorfer Symphonikern. Nach einer
weiteren Station bei den Essener Philharmonikern wurde Artur Podlesniy 2008 Mitglied des hr-Sinfonieorchesters als 1. Violine tutti. Auch ihm wünschen wir viel Erfolg
auf seinem weiteren beruflichen Lebensweg!
KONZERTABOS ZU GEWINNEN
hr2-kultur verlost zwei attraktive Abonnements für die zwölf Freitags-Konzerte des
hr-Sinfonieorchesters in der Alten Oper für
die kommende Saison 2016/17. Das Gewinnspiel läuft noch bis zum 14. Juni, anmelden
können Sie sich dafür im Internet auf der
Seite hr2-kultur.de. Wir wünschen allen Teilnehmern viel Glück!
RHEINGAU MUSIK FESTIVAL
Gleich mit zwei verschiedenen Programmen
tritt das hr-Sinfonieorchester in den kommenden Wochen beim renommierten Rheingau Musik Festival in Kloster Eberbach auf.
Dabei übernimmt ausnahmsweise nicht
der Chefdirigent des hr-Sinfonieorchesters
die Leitung der Eröffnungskonzerte, doch
die »Vertretung« kann sich mehr als sehen
und hören lassen: Der weltweit gefeierte
deutsche Dirigent Christoph Eschenbach
steht nach fast 20 Jahren wieder am Pult
unseres Orchesters, um Sinfonien von Franz
Schubert und Anton Bruckner zu präsentieren. Anschließend führen Andrés OrozcoEstrada und das hr-Sinfonieorchester am
1. Juli mit der Missa solemnis das geistliche Hauptwerk Beethovens zum Abschluss
ihrer zweiten gemeinsamen Saison auf –
unter Mitwirkung eines exzellenten Solisten-Quartetts und des Wiener Singvereins.
Zugleich krönen sie damit ihr viel beachtetes Beethoven-Projekt »Ludwig van ...«.
CD-NEUERSCHEINUNG
Eine echte Premiere stellt unsere neueste
CD dar, denn sowohl der Solist als auch
der Dirigent sind Mitglieder des hr-Sinfonieorchesters: Solo-Kontrabassist Bogusław
Furtok spielt unter der Leitung von Peter
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Zelienka (1. Violine)
Werke von Max Bruch,
Ernest Bloch und
Nino Rota für Kontrabass und Orchester.
Die CD ist bei hrmusic / Pan Classics
erschienen und an unserem CD-Stand im
Foyer der Alten Oper (Ebene 1) erhältlich.
Elisabethen Quelle. Natürlich reines Mineralwasser
aus der Region. Egal ob Sie Ihr Wasser gerne Pur, Sanft,
mit wenig oder viel Kohlensäure trinken. In der eleganten
Glasflasche hinterlassen alle unsere Sorten
einen guten Eindruck.
Elisabethen Quelle.
Gut zu wissen, was man trinkt.
BIO-QUALITÄT
NATRIUMARM
QUELLFRISCH
AUS DER REGION
»SALOME«-VORVERK AUF GESTARTET
Während der allgemeine Vorverkauf der
Einzelkarten für 2016/17 erst am 1. Juli
beginnt, sind die Tickets für unsere konzertante Aufführung von Richard Strauss’
Salome am Samstag, 10. September 2016
in der Alten Oper (s. S. 31) bereits erhältlich. Sichern Sie sich jetzt die besten Plätze
unter hr-ticketcenter.de!
Das OPEN AIR KONZERT des hr-Sinfonieorchesters wird präsentiert von Elisabethen Quelle.
www.elisabethen.de
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OPEN AIR KONZERT
Bereits zum dritten Mal veranstaltet das
hr-Sinfonieorchester unter Andrés OrozcoEstrada ein kostenloses Open Air Konzert
am Frankfurter Mainufer. Am Mittwoch,
17. August können Sie an der Weseler Werft
populäre Kompositionen u.a. von Gershwin
und Bernstein unter freiem Himmel genießen. Weitere Informationen finden Sie
unter hr-sinfonieorchester.de.
Gut zu wissen,
wie stilvoll man Klassik
genießen kann.
GESELLSCHAFT DER FREUNDE UND FÖRDERER
MÖCHTEN SIE DIE ARBEIT DES hr-SINFONIEORCHESTERS
UNTERSTÜTZEN?
Dann werden Sie Mitglied der »Gesellschaft der Freunde und Förderer des hr-Sinfonieorchesters e.V.« und profitieren Sie dabei auch von vielen exklusiven Vorteilen.
Informieren Sie sich auf hr-sinfonieorchester.de unter »Förderverein« oder senden
Sie eine Mail an [email protected].
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QUELLEN UND TEXTNACHWEISE
Kurt Honolka: Leoš Janáček – Sein Leben. Sein Werk.
Seine Zeit, Stuttgart 1982; Pavel Eckstein: »Leoš
Janáček«, in: Der Konzertführer – Orchestermusik
von 1700 bis zur Gegenwart, hrsg. v. Attila Csampai /
Dietmar Holland, Hamburg 1987; Kurt Pahlen: Manuel
de Falla und die Musik in Spanien, Olten / Freiburg i. Br.
1953; Wolfgang Marggraf: »Musik der heißen Rhythmen und glühenden Farben« – in: CD-Booklet Berlin
Classics 0010212BC; Yvan Nommick: »Manuel de
Falla – vom komponierenden Pianisten zum Komponisten«, in: CD-Booklet »De Falla – Noches en los
jardines de España – Obres para piano«, harmonia
mundi HMC 952099; Egon Voss: »Manuel de Falla«,
in: Konzertführer Orchestermusik, hrsg. v. Attila
Csampai / Dietmar Holland, Reinbek bei Hamburg
2
2009; Ivana Rentsch: »Martinů, Bohuslav«, in: Die
Musik in Geschichte und Gegenwart, Personenteil
Bd. 11, Kassel u.a. 2004; Wolfgang Rathert: »Die Sinfonien von Bohuslav Martinů – Ein Beitrag zur amerikanischen Musikgeschichte?«, in: Musik-Konzepte,
Sonderband Bohuslav Martinů, hrsg. v. Ulrich Tadday,
München 2009.
BILDNACHWEISE
Foto: Andrés Orozco-Estrada (1) © Martin Sigmund;
Foto: Javier Perianes © Josep Molina; Foto: Andrés
Orozco-Estrada (2) © Werner Kmetitsch; Fotos: Peter
Agoston / Ulrich Mehlhart / Artur Podlesniy © Anna
Meuer / Tim Wegner; Foto: Peter Wolf © privat.
HERAUSGEBER
Hessischer Rundfunk
KONZERT-TIPP
ANDRÉS OROZCO-ESTRADA DIRIGIERT
RICHARD STRAUSS’ »SALOME«
»Was ist es, das du haben möchtest, Salome?«, fragt Herodes seine Tochter, weil sie
endlich getanzt hatte für ihn. Salome lächelt,
die A-Klarinette trillert im dreifachen Pianissimo. Sie selbst, ganz leise: »Den Kopf
des Jochanaan«. In einer Silberschüssel,
»zu meiner eigenen Lust«. Um ihn, der sie
zurückwies, endlich doch zu küssen. Es
ist der wohl maßloseste und grauenerregendste Wunsch der Operngeschichte, den
Richard Strauss da in Töne gesetzt hat.
Und diese Töne sind: rauschhaft, obsessiv,
ein fiebriger Sog in Richtung Abgrund.
Diese Salome ist Oper in ihrer konzentriertesten Form, so ganz ohne Nebenschau-
plätze, ohne Bühnenkonventionen, ohne
jedes Seitenthema. So ausladend Strauss
1911 seinen Rosenkavalier anlegte, so kompakt und atemlos, ja radikal, hatte er wenige
Jahre zuvor die Salome auf die Bühne gebracht. Salomes berühmter Schleiertanz
gehört zwar zum sinfonischen Standardprogramm, die ganze Oper aber ist ein hoch
expressiver Solitär in der nächsten Saison
– zu erleben am 10. September mit einem
exquisiten Sänger-Ensemble und dem hrSinfonieorchester unter der Leitung von
Chefdirigent Andrés Orozco-Estrada im
Rahmen einer konzertanten Aufführung in
der Alten Oper.
REDAKTION
Adam Gellen
Samstag | 10. September 2016 | 20 Uhr
Alte Oper | Konzertante Oper
GESTALTUNGSKONZEPT
Birgit Nitsche
Tickets unter: (069) 155-2000 | hr-Sinfonieorchester.de
SATZ UND DRUCK
Imbescheidt | Frankfurt
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DIE NÄCHSTEN KONZERTE
So_12.06.2016 | 18 Uhr | hr-Sendesaal | Kammerkonzert
ARTUR PODLESNIY / MA XIMILIAN JUNGHANNS | Violine
STEFFEN WEISE | Viola
VALENTIN SCHARFF | Violoncello
ELENA KOLESNITSCHENKO | Klavier
Schulhoff | Fünf Stücke für Streichquartett
Schostakowitsch | 8. Streichquartett c-Moll op. 110
Franck | Klavierquintett f-Moll
Fr/Sa_24./25.06.2016 | 20 Uhr | hr-Sendesaal | Barock+
JORY VINIKOUR | Cembalo
GOTTLIEB WALLISCH | Klavier
ANNE-SOPHIE BERTRAND | Harfe
MARTIN HASELBÖCK | Dirigent / Orgel
J.S. Bach | 1. Brandenburgisches Konzert
Martin | Petite symphonie concertante
Poulenc | Concert champêtre
J.G. Graun | Sinfonia grosso D-Dur
So_26.06.2016 | 18 Uhr | hr-Sendesaal | Kammerkonzert
CHARYS SCHULER | Violine
KLAUS OPITZ | Viola
PETER WOLF | Violoncello
PHILIPP BRUNS / SVEN VAN DER KUIP / ULRICH BÜSING | Klarinette
JOACHIM ENDERS | Klavier
GERHARD MÜLLER-HORNBACH | Dirigent
Schönberg | Suite op. 29 (mit Erläuterungen von Gerhard Müller-Hornbach)
Tickets unter: (069) 155-2000 | hr-Sinfonieorchester.de
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