JUNGES KONZERT / hr-SINFONIEKONZERT hr-SINFONIEORCHESTER JAVIER PERIANES KLAVIER ANDRÉS OROZCO-ESTRADA DIRIGENT 19 UHR | KONZERTEINFÜHRUNG (am 9./10. Juni) mit Christiane Hillebrand BOHUSLAV MARTINŮ (1890–1959) ca. 35’ 1. Sinfonie (1942) Moderato Allegro – Trio. Poco moderato – Allegro come prima Largo Allegro non troppo Dieses Werk wird im Jungen Konzert am 8. Juni nicht aufgeführt! 2 3 MANUEL DE FALLA DAS KONZERT IM INTERNET: Freitag, 10. Juni 2016, 20.00 Uhr (Video-Livestream) auf concert.arte.tv und hr-sinfonieorchester.de, im Anschluss dort auch als Video-on-Demand verfügbar (1876–1946) Nächte in spanischen Gärten (1909–15) Sinfonische Impressionen für Klavier und Orchester ca. 24’ Im Generalife Ferner Tanz In den Gärten des Berglandes von Córdoba DAS KONZERT IN hr2-KULTUR: Freitag, 10. Juni 2016, 20.05 Uhr (live) | Dienstag, 21. Juni 2016, 20.05 Uhr – auch als Livestream im Internet unter hr2-kultur.de Übernommen wird das Konzert von Radiosendern in Australien, Österreich, Schweden, Spanien, Südkorea und der Tschechischen Republik. PAUSE ca. 25’ DAS PROGRAMM TSCHECHISCH-SPANISCHES SAISON-FINALE LEOŠ JANÁČEK (1854–1928) Taras Bulba (1915–18) Rhapsodie für Orchester ca. 23’ Andrijs Tod Ostaps Tod Prophezeiung und Tod Taras Bulbas 4 MANUEL DE FALLA (1876–1946) 2. Suite aus dem Ballett »Der Dreispitz« (1916–19) Tanz der Nachbarn (Seguidillas) Tanz des Müllers (Farruca) Schlusstanz (Jota) ca. 12’ Im Saison-Finale der hr-Sinfoniekonzerte präsentiert Chefdirigent Andrés OrozcoEstrada vier Werke aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und verbindet dabei zwei klangmächtige Stücke zweier tschechischer Komponisten mit der mediterranen Welt des Spaniers Manuel de Falla. Zu Beginn des Abends steht die episch angelegte 1. Sinfonie des an der französischen Musiksprache geschulten und bis heute weithin unterschätzten Komponisten Bohuslav Martinů auf dem Programm. Die Einstudierung dieses Werkes, mit dem der Tscheche 1942 im reifen Alter von 51 Jahren als Sinfoniker im US-amerikanischen Exil reüssierte, bildet zugleich den Auftakt zu einer Gesamteinspielung aller sechs Martinů-Sinfonien mit dem hr-Sinfonieorchester unter Andrés Orozco-Estrada. Martinůs »spätgeborener« sinfonischer Erstling begegnet in der ersten Konzerthälfte de Fallas sinfonischen Impressionen seiner Nächte in spanischen Gärten für Klavier und Orchester. Als Pianist ist in diesem reizvollen dreisätzigen Konzert- stück der Spanier Javier Perianes erstmals beim hr-Sinfonieorchester zu erleben, der für die Entfaltung von de Fallas faszinierender, iberisch inspirierter Kunstmusik die besten Voraussetzungen mitbringt. Nach der Konzertpause erklingt zunächst die Orchesterrhapsodie Taras Bulba des kreativen Einzelgängers Leoš Janáček, die den archaisch-düsteren Geist einer GogolNovelle über den Kosakenhauptmann Taras Bulba beschwört. Anschließend ist zum Ausklang der hr-Sinfoniekonzerte in dieser Spielzeit die mitreißende Musik aus Manuel de Fallas Ballett Der Dreispitz zu hören. Aus den reichen Quellen seiner heimatlichen Musikkultur schöpfend, wollte de Falla einen vollwertigen spanischen Nationalstil jenseits aller exotisch gefärbten Andalusien-Klischees formen. Wie kaum ein anderes Werk beweist dabei gerade Der Dreispitz den Erfolg von de Fallas diesbezüglichen Bemühungen. Adam Gellen 5 BOHUSLAV MARTINŮ 1. SINFONIE 6 DER KOMPONIST Bohuslav Martinů, 1890 im böhmischen Polička geboren und 1959 in der Nähe von Basel gestorben, gehört neben Smetana, Dvořák und Janáček zu den bedeutendsten Komponisten der tschechischen Musik. Mit seinem vielseitigen Œuvre von nahezu 400 Werken wird er bis heute außerhalb seiner Heimat allerdings kaum entsprechend gewürdigt. Wie Dvořák stammte Martinů aus einer einfachen Familie. Er studierte am Prager Konservatorium Violine und erhielt Kompositionsunterricht bei Josef Suk, komponierte bereits aber seit seinen Kindertagen. Beim Eintritt als Geiger in die Tschechische Philharmonie 1918 waren so schon über 100 Werke entstanden: Sinfonische Dichtungen, Ballette, Schauspielmusiken, Kammermusik, Klavierwerke, Lieder und Chöre. Die Arbeit im bedeutendsten Orchester seines Landes weitete Martinůs Horizont. Unter dem Dirigenten Václav Talich lernte er die neueste Musik von Janáček, Debussy, Ravel, Strawinsky, Dukas und Roussel kennen und das Debussy-Erlebnis wurde dem jungen Geiger zu einer ähnlich grundlegenden Erfahrung wie für de Falla, Bartók und Kodály. Mit einem Stipendium ging Martinů 1923 nach Paris, um bei dem von ihm bewunderten Albert Roussel private Kompositionsstunden zu nehmen. Das überaus anregende Leben in der damaligen Kunsthauptstadt der Welt fesselte ihn derart, dass er sich dauerhaft in Paris niederließ, wo er auch heiratete. Die politisch-militärischen Ereignisse des Zweiten Weltkriegs – als tatkräftiger Patriot stand Martinů auf der Schwarzen Liste der Nationalsozialisten – zwangen ihn 1941 angesichts der bevorstehenden Einnahme von Paris durch die Wehrmacht schließlich zur Emigration in die USA, wo in den folgenden Jahren u.a. seine sechs Sinfonien entstehen sollten. Seine letzten Lebensjahre verbrachte Martinů schließlich ab 1953 in Nizza, Rom und der Schweiz. Er starb – wie Bartók, de Falla und Enescu – im Exil, ohne seine Heimat nach 1938 je wiedergesehen zu haben. 7 DAS WERK Zahlreiche berühmte Komponisten wie Beethoven, Schumann, Bruckner oder Brahms haben ihre Erstlingswerke auf dem besonders hoch angesehenen, aber auch mit besonders hohen Erwartungen belasteten Gebiet der Sinfonik erst in vergleichsweise fortgeschrittenem Alter vorgelegt. Doch selbst diese sinfonischen »Spätzünder« werden vom 1890 geborenen tschechischen Komponisten Bohuslav Martinů bei Weitem übertrumpft, der seine 1. Sinfonie erst mit 51 Jahren schrieb. 8 Die Gründe für Martinůs lang hinausgezögertes sinfonisches Debüt sind vielfältig. Eine entscheidende Rolle spielt aber gewiss die Tatsache, dass die Sinfonie – zumal in Mitteleuropa – spätestens nach den tiefgreifenden Umbrüchen des Ersten Weltkriegs ihren einst herausragenden Stellenwert im Gattungsgefüge einbüßte. Im Falle von Bohuslav Martinů kam aber noch eine persönliche Disposition hinzu: Seit er als junger Mann mit dem Œuvre Claude Debussys in Berührung gekommen war, galt seine Begeisterung der Musik Frankreichs, wo die Sinfonie jedoch seit jeher eine untergeordnete Rolle gespielt hatte. Folgerichtig waren es auch gänzlich andere Einflüsse, die Martinů seit seiner Übersiedlung in die pulsierende Musikmetropole Paris im Jahre 1923 begierig in sich aufsog: Neben dem Schaffen seiner französischen Zeitgenossen wurde Martinůs sich allmählich verfestigender Personalstil geprägt durch das allgemein wachsende Interesse an der Musik des 18. Jahrhunderts, den Jazz, die Werke Strawinskys, aber auch etwa durch die englische und italienische Vokalpolyphonie der Renaissance. Berücksichtigt man all diese Voraussetzungen, lässt sich nachvollziehen, warum der an sich überaus produktive Martinů die Fortschreibung der großen sinfonischen Tradition nicht gerade als seine künstlerische Lebensaufgabe begriff. Umso berechtigter stellt sich freilich die Frage, warum er ab 1942 auf einmal in jährlicher Folge fünf Sinfonien schrieb, denen als Nachzügler später noch eine Sechste folgte. Hierbei spielen wiederum biografische Fakten eine wesentliche Rolle: Der mit der tschechoslowakischen Widerstandsbewegung verbundene Martinů musste 1941 vor den auf Paris vorrückenden deutschen Truppen in die USA fliehen. Er genoss dort zu jenem Zeitpunkt bereits ein gewisses Renommee, das nach der Erstaufführung seines Concerto grosso mit dem Boston Symphony Orchestra unter Serge Koussevitzky nur wenige Monate nach Martinůs Ankunft in Amerika noch einmal beträchtlich wuchs. Der Erfolg zog sogleich einen Kompositionsauftrag Koussevitzkys für ein großes Orchesterwerk nach sich. Aus diesem Anlass schrieb Martinů 1942 seine 1. Sinfonie sowie bald darauf als weitere Auftragswerke für Boston, Cleveland und Philadelphia seine Sinfonien Nr. 2–5. In den USA florierte die Gattung der Sinfonie fast das gesamte 20. Jahrhundert hindurch – eine Blüte, deren Anfänge zusammenfielen mit der Etablierung der großen, technisch brillanten amerikanischen Orchester. So bot sich Martinů mit der Komposition von Sinfonien für berühmte Interpreten die Chance, sich in seiner neuen Heimat rasch und nachhaltig zu etablieren. Entsprechend schnitt er seine Sinfonien denn auch auf die Verhältnisse in seiner neuen Wahlheimat zu – sowohl hinsichtlich des vorherrschenden Stil-Eklektizismus als auch durch die Erfüllung der Publikumserwartung in Bezug auf ein möglichst umfassendes Ausschöpfen des klanglich-virtuosen Potenzials des modernen Sinfonieorchesters. Obwohl sie nur rund 35 Minuten lang ist, sollte die Erste Martinůs längste Sinfonie bleiben. Sie weist trotz dieser relativ bescheidenen Dimensionen insgesamt einen epischen Grundzug auf. Die Disposition der vier Sätze – mit einem Scherzo in der herkömmlichen »A-B-A-Form« samt zentralem Trio-Abschnitt an zweiter Stelle und dem darauffolgenden klagevollen Largo – gibt sich traditionell, und auch die harmonische Sprache des Komponisten hielt selbst für konser vative Hörer nur begrenzte Herausforderungen bereit. Hingegen hat die Exposition und Verarbeitung des musikalischen Materials selbst kaum mehr etwas mit den seit Beethoven kanonisierten thematischen Prozessen zu tun. Stattdessen bedient sich Bohuslav Martinů auch in seiner 1. Sinfonie der von ihm in den 1930er Jahren entwickelten Fortspinnungstechnik, die aus einer einzigen motivischen »Zelle« ganze Sätze entstehen lässt und dabei auf die Verwendung kontrastierender Themenpaare verzichtet. 9 MANUEL DE FALLA NÄCHTE IN SPANISCHEN GÄRTEN 10 DER KOMPONIST Manuel de Falla, geboren 1876 im spanischen Cádiz und 1946 in Alta Gracia (Argentinien) gestorben, gilt als der bedeutendste spanische Komponist seit der Renaissance. Er vollendete die Bestrebungen nach einem eigenständigen hispanischen Nationalstil auf europäischem Niveau, die vom Komponisten und Musikwissenschaftler Felipe Pedrell initiiert und deren Umsetzung von Enrique Granados und Isaac Albéniz begonnen worden waren. De Falla studierte intensiv die spanische Kunstmusik vergangener Jahrhunderte wie auch die diversen volksmusikalischen Stile seiner Heimat. Diese souverän gehandhabten Kenntnisse sowie die während eines mehrjährigen ParisAufenthalts gesammelten vielfältigen musikalischen Eindrücke ermöglichten es ihm, zu einem im besten Sinne »populären« Personalstil zu gelangen. Dessen Kennzeichen sind neben der Verwendung heimatlicher Klänge in all ihren Facetten eine farbige Instrumentierung, eine leichte Fasslichkeit und die elementare Kraft einer betont tänzerischen Rhythmik. Um 1920 trat de Fallas Schaffen in eine neue Phase ein, die unter dem Einfluss des Neoklassizismus zu einem sich abstrakter äußernden Nationalton und einer herberen Klanglichkeit führte. Wichtiger als sein 1899 mit Auszeichnung abgeschlossenes Klavierstudium am Madrider Konservatorium erwies sich für de Fallas weiteren Weg der umfassende private Kompositionsunterricht bei Felipe Pedrell (1902–04). Die ernüchternden Verhältnisse im spanischen Musikleben führten 1907 zu de Fallas Übersiedlung nach Paris, wo er mit vielen der bedeutendsten Künstler der Zeit Bekanntschaft schloss. Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs kehrte de Falla nach Madrid zurück, um dort mit seinen ersten reifen Werken große Erfolge zu feiern. 1920 siedelte er nach Granada um, wo zunehmende gesundheitliche Probleme den ohnehin bedächtig-selbstkritisch arbeitenden Komponisten immer weniger Werke vollenden ließen. Eine Konzertreise nach Argentinien bot ihm 1939 schließlich den willkommenen Anlass, Francos Spanien für immer den Rücken zu kehren. 11 12 DAS WERK Angeregt durch den Musikhistoriker und Komponisten Felipe Pedrell, bei dem er zu Beginn des 20. Jahrhunderts drei Jahre lang privat studierte, sowie durch die ersten vielversprechenden Versuche der beiden älteren Pedrell-Schüler Isaac Albéniz und Enrique Granados auf diesem Gebiet, setzte sich der junge spanische Komponist Manuel de Falla ein ambitioniertes Ziel: Er wollte eine moderne, spezifisch spanische Kunstmusik erschaffen und damit zugleich sein Land von dessen jahrhundertelangem Status als bedeutungslose Randzone auf der Landkarte der abendländischen Musik befreien. De Falla hatte sich dabei schnell von der naheliegenden und relativ einfach zu bewerkstelligenden Idee verabschiedet, eine Art »Postkarten-Folklorismus« zu betreiben – etwa durch die massenhafte Produktion virtuoser Salonstücke über andalusische Melodien im Stile der Nationalromantik des 19. Jahrhunderts. Stattdessen interessierte er sich ernsthaft für das vielfältige Volksmusik-Erbe seiner Heimat mit dessen teils archaisch-orientalischen Wurzeln, studierte es eingehend und vollbrachte dabei etwas, was nur großen Künstlerper- sönlichkeiten vorbehalten ist: Die Essenz dieser Tradition zu abstrahieren, um sie organisch in seine eigene Tonsprache zu integrieren – und dies auf Augenhöhe mit den führenden Komponisten seiner Zeit. Entscheidende Impulse für seine weitere kreative Entwicklung erhielt de Falla ab 1907 während seines mehrjährigen ParisAufenthalts, als er nicht nur die aktuelle französische Musik direkt an der Quelle kennenlernen konnte, sondern auch mit deren Hauptprotagonisten in teilweise engen persönlichen Kontakt trat: Debussy, Ravel, Dukas, Satie oder Florent Schmitt gehörten genauso zu de Fallas Freundesund Bekanntenkreis wie dessen damals ebenfalls in Paris lebende Landsleute Isaac Albéniz und Ricardo Viñes – jener bedeutende katalanische Pianist, der zahlreiche Klavierwerke der französischen Moderne u.a. von Debussy und Ravel aus der Taufe hob. So war es denn auch Viñes, für den der äußerst bedächtig und akribisch arbeitende de Falla 1909 mit der Komposition mehrerer Nocturnes für Klavier solo begann, bezogen auf spanische Orte und mit ihnen verbundene Genre-Bilder. De Falla, zu jener Zeit fernab von seinem Geburtsland, bezog seine unmittelbare Inspiration dafür aus mehreren Quellen, darunter aus Gedichten von Rubén Darío oder dem Kupferstich-Zyklus »Gärten Spaniens« von Santiago Rusiñol. Schließlich beschränkte de Falla die Anzahl seiner iberischen Nachtbilder auf drei Stücke: Im Generalife (dem Sommerpalast und Landsitz der Sultane von Granada unweit der berühmten Alhambra), Ferner Tanz sowie In den Gärten des Berglandes von Córdoba. Doch bevor de Falla die langwierige Arbeit an seinem Werk nach der Rückkehr in die Heimat 1914 abschloss, hatte er – dem Ratschlag des späteren Widmungsträgers Ricardo Viñes folgend – seine letztlich Noches en los jardines de España (Nächte in Spaniens Gärten) betitelte Komposition zu einem Orchesterwerk mit solistisch hervortretender Klavierstimme umgearbeitet. Es handelt sich dabei aber weder unter formalen Gesichtspunkten um ein Konzert im traditionellen Sinne noch in Bezug auf das Verhältnis zwischen »Solist« und Orchester, trotz des wirkungsvollen und technisch anspruchsvollen Klavierparts. Die Noches sind sicherlich das am deutlichsten vom Impressionismus beeinflusste Werk de Fallas, der sich schon wenige Jahre später eine neoklassizistische, herbere Tonsprache zu eigen machen sollte. Der Komponist äußerte sich selbst im Programmheft der Madrider Uraufführung im April 1916 zu seinem Stück und betonte dabei einige zentrale Aspekte seiner reizvoll gestalteten musikalischen Naturbilder: »Thematische Grundlage dieses Werkes sind (wie bei den meisten anderen Werken des Komponisten ...) die Rhythmen, die Modi, die Kadenzformeln und die Verzierungsformeln, die charakteristisch für den andalusischen Volksgesang sind, welcher aber sehr selten in seiner ursprünglichen Gestalt verwendet wird. Auch die instrumentale Behandlung stilisiert häufig Effekte, die den Instrumenten der Volksmusik eigentümlich sind. Es sei ausdrücklich darauf hingewiesen, dass diese Nocturnes keine Programmmusik sind, sie wollen lediglich expressive Musik sein, und dass die Klangmalerei auf tiefere Empfindungen zurückgeht als bloßes Tanz- und Festgetümmel; auch Schmerz und Geheimnis fließen ein.« 13 2. SUITE AUS »DER DREISPITZ« 14 DAS WERK Schon kurz nachdem Manuel de Falla beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 nach einem siebenjährigen Paris-Aufenthalt nach Madrid zurückkehrte, begann eine intensive Freundschaft und eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen dem Komponisten und dem Ehepaar Martínez Sierra. Diese gründeten um jene Zeit das Teatro de Arte, wo sie innovative dramaturgische und szenische Konzepte verwirklichten. Fast jedes der zehn Werke de Fallas aus der Zeit zwischen 1914 und 1920 entstand aus dieser künstlerischen Kollaboration, darunter auch die Ballettpantomime El amor brujo (Der Liebeszauber) und die »pantomimische Farce« El Corregidor y la molinera (Der Corregidor und die Müllerin). Letztere hat Gregori Martínez Sierras Bühnen-Adaption einer bekannten spanischen Novelle zur Grundlage: Pedro Antonio de Alarcóns »El sombrero de tres picos« (Der Dreispitz, 1874), auf dem auch schon Hugo Wolfs Oper Der Corregidor (1896) basierte. Die turbulente komödiantische Erzählung spielt in einem andalusischen Dorf zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Es geht darin um die letztlich vergeblichen Bemühungen eines Corregidors (eines örtlichen Beamten, der mit der Rechtspflege betraut ist), die schöne, junge, kapriziöse Ehefrau eines eifersüchtigen Müllers zu verführen. Nach einigen Verwicklungen steht am Ende der alternde, aufgeblasene Amtmann, zu dessen Uniform der titelgebende Dreispitz gehört, als der gefoppte und belächelte Verlierer der Geschichte dar. De Fallas Musik zu El Corregidor y la molinera war gerade erst zur Hälfte fertiggestellt, als er Ausschnitte daraus dem berühmten Impresario Sergej Diaghilew vorspielte, dessen nicht minder berühmte »Ballets Russes« sich während des Ersten Weltkriegs auf Einladung König Alfonsos XIII. längere Zeit in Spanien aufhielten. Ohnehin auf der Suche nach einem spanischen Sujet für ein neues Ballettprojekt, war er sich sicher, in de Falla (den er bereits aus Paris kannte) den richtigen Mann gefunden zu haben. Noch bevor der Komponist die Arbeit an El Corregidor beendet hatte, war der Plan zu einer Umgestaltung des Werkes zu einem Ballett für Diaghilew beschlossen. Nach zweijähriger Umarbeitungszeit fand die Uraufführung dieser Fassung als El sombrero de tres picos im Juli 1919 in London statt. Sie gestaltete sich als ein seltenes Zusammenwirken herausragender Künstler: Neben de Falla und Diaghilew trugen Ernest Ansermet als Dirigent, Léonide Massine als Choreograf und Tänzer sowie Pablo Picasso als der Verantwortliche für Kostüme und Bühnenbild zum triumphalen Erfolg bei, der für den inzwischen 42-jährigen de Falla zugleich den internationalen Durchbruch bedeutete. Was dieses Werk de Fallas von fast allen vorangegangenen unterscheidet, ist die Tatsache, dass er hier nicht mehr nur auf die Melodien, Tänze und Klänge seiner näheren Heimat Andalusien zurückgreift, sondern bewusst die musikalische Tradition ganz Spaniens – etwa die Seguidilla, die Jota oder die Farruca – als Grundlage für seine kunstvolle Verschmelzung von Volks- und Kunstmusik nimmt. Die aus zwei Szenen bestehende Ballettmusik zu Der Dreispitz nahm de Falla schon bald nach der erfolgreichen Premiere des Bühnenwerkes zur Grundlage für zwei Orchestersuiten, wobei jede der beiden Suiten Musik aus je einem der zwei Akte beinhaltet. Die heute Abend erklingende 2. Suite umfasst im Wesentlichen also die drei großen Tanzszenen aus der zweiten Hälfte des Balletts: Die Nachbarn feiern an der Mühle das Johannisfest und tanzen eine Seguidilla, bevor der Müller eine solistische, wild gestampfte Farruca – das populärste Stück der gesamten Dreispitz-Musik – aufführt. Augenzwinkernd zitiert de Falla hier die ersten Takte von Beethovens 5. Sinfonie, als die Gendarmen an der Tür der Mühle klopfen, um im Auftrag des Corregidors den Müller festzunehmen: »So pocht das Schicksal an die Pforte!« Die immer rasantere Handlung spitzt sich zum Finale hin immer weiter zu, in das de Falla nochmal zahlreiche Motive der vorangegangenen Episoden einwebt und an deren Schluss die Dorfbewohner den bloßgestellten Corregidor verhöhnen, indem sie ihn in einer straffgezogenen Decke wie eine Stoffpuppe in die Luft schleudern. Adam Gellen 15 LEOŠ JANÁČEK TARAS BULBA 16 DER KOMPONIST Leos Janáček, 1854 im mährischen Dorf Hukvaldy (Hochwald) geboren und 1928 in Moravská Ostrava (Mährisch-Ostrau) gestorben, führt trotz seines Ranges als tschechischer Nationalkomponist noch heute eher ein Schattendasein im Konzertrepertoire. Umso bemerkenswerter ist die große Bedeutung, die man ihm von Seiten der Musikwissenschaft beimisst. Denn wie ein erratischer Block steht Janáčeks Schaffen in der Musiklandschaft: Er hatte keine Vorgänger und eigentlich auch keine Nachfolger. Wenig beachtete Werke im Geiste der Spätromantik füllten sein Schaffen, bis er im Alter von 50 Jahren in seiner Oper Jenůfa plötzlich mit einer neuen Tonsprache von explosiver dramatischer Kraft überraschte. Janáček gewann dieses spezifische Idiom aus der Sprachmelodie der tschechischen Volkslieder, die er jahrelang studiert hatte und sich musikalisch zu Nutze machte. Gegen Konventionen hatte sich der Einzelgänger schon während seiner Studien in Prag, Leipzig und Wien aufgelehnt. Als Sängerknabe des Augustinerstifts war er aus ärmlichen Verhältnissen nach Brünn gekommen, wo er schließlich zeitlebens in provinzieller Enge arbeiten und als geschätzter Pädagoge auf den erhofften Ruhm als Komponist lange warten sollte. Gegenüber den neuen Strömungen der Musikentwicklung zeigte sich Janáček resistent. Besondere Bedeutung für die sehr persönliche Prägung seiner Musik hatten innere Beweggründe: um 1900 etwa der Tod seiner beiden Kinder, ab 1917 bis zu seinem Tod 1928 dann die emotionale Bindung an die 38 Jahre jüngere Kamila Stösslová, deren unbewussten Impulsen letztlich die meisten seiner in rascher Folge entstandenen Meisterwerke der späten Jahre zu verdanken sind. 17 18 DAS WERK »Nicht weil er seinen eigenen Sohn erschlug, um ihn für den Verrat an seinem Volk zu strafen; nicht wegen des Märtyrertodes seines zweiten Sohnes; sondern darum, weil sich auf der ganzen Welt keine Feuerfl ammen, keine Folterqualen finden, die imstande wären, die Kraft des russischen Volkes zu vernichten – um dieser Worte willen, die in die sengenden Funken und Flammen des Scheiterhaufens fallen, auf dem der ruhmreiche Kosakenhauptmann Taras Bulba den Tod erlitt, habe ich diese Rhapsodie nach der von N. W. Gogol verfassten Sage komponiert.« Janáčeks kämpferische Worte, aus denen eine schwärmerische, gänzlich unkritische Russlandbegeisterung spricht, müssen als Aspekt seines tschechischen Nationalbewusstseins verstanden werden, der für ihn einen mächtigen Schaffensimpuls bedeutete: Wie viele seiner Landsleute sah Janáček in den Russen die künftigen Befreier von habsburgischer Unterjochung und deutscher Bevormundung. Voreilig erwartete er zu Beginn des Ersten Weltkriegs den russischen Einmarsch in Mähren. 1915, als diese Illusion zerbrach, wählte er in einer für ihn charakteristischen Trotzhandlung Gogols Novelle »Taras Bulba« als Stoff für eine Tondichtung: Die Episoden aus den Unabhängigkeits- und Glaubenskämpfen der ukrainischen Kosaken gegen die Polen im frühen 17. Jahrhundert erschienen ihm als leuchtendes historisches Vorbild und Ermutigung für die Gegenwart. Mit rhapsodischer Freiheit und der Großzügigkeit einer neuzeitlichen Freske beschwor Janáček dabei in seinem Taras Bulba den Inhalt und Geist der Gogol-Novelle, ohne sich allzu sehr mit programmatischer Kleinmalerei zu belasten. Im ersten Satz werden wir mit dem Tod Andrijs konfrontiert. Der Sohn des Kosakenhauptmanns Taras Bulba ist aus Liebe zur Tochter des polnischen Heerführers vor der Schlacht bei Dubno zum Feind übergelaufen. Taras, der ihm das Leben gab, tötet ihn nun mit eigener Hand. Verrat kann er nicht dulden. Die kantable Süße erotischer Verführung und Hingabe findet in den harten Tönen der Verurteilung durch den Vater und dessen Abwendung in wildem Ritt durch die Steppe der Ukraine ihr Ende. Im zweiten Satz, Ostaps Tod, hören wir die Klagen des zweiten Sohnes nach dessen Gefangennahme. Das wilde Treiben polnischer Sol- daten und Ostaps hingebungsvolle Erinnerung an Heim und Familie geraten an- und ineinander. Vor seiner Hinrichtung durch die Feinde ruft Ostap in seiner Verzweiflung den Vater. Und dieser antwortet unverhofft für alle aus der Menge, um dann spurlos zu verschwinden. Der dritte Satz, Prophezeiung und Tod Taras Bulbas, gelangt im von Posaunen getragenen Schluss zu einem eindrucksvollen Höhepunkt, den nur noch die mit Orgelklängen ausgestattete musikalische Apotheose übertrifft. Sie überhöht noch die stolze Prophezeiung Taras, der im Feuer des Scheiterhaufens seinem Volk eine ruhmvolle Zukunft voraussagt. Die Urfassung von Taras Bulba hatte Janáček bereits im Sommer 1915 fertiggestellt. Da jedoch im Krieg an eine Aufführung nicht zu denken war, blieb die Partitur zunächst in der Schublade liegen – erst 1918 vollendete Janáček die definitive Version. Die Uraufführung des Werkes fand dann im Oktober 1921 in Brünn statt. Allerdings blieben Aufführungen danach zunächst eher selten. So lernte etwa die Stadt Prag das Werk erst drei Jahre später kennen. Doch der Erfolg des grandiosen Orchesterwerks, das in seiner spannungsgeladenen Gestalt unmittelbar anspricht, war letztlich unaufhaltsam: Alle bedeutenden tschechischen Dirigenten, von Karel Ancerl über Rafael Kubelik und Václav Neumann bis zu Václav Talich, haben es in der Folge dirigiert, und durch sie begann der allmähliche Triumphzug des Taras Bulba im allgemeinen Konzertleben. Andreas Maul 19 DIE INTERPRETEN JAVIER PERIANES wurde 2012 vom spanischen Kulturministerium mit dem Nationalen Musikpreis ausgezeichnet. Seine internationale Karriere hat den Klaviervirtuosen bereits auf fünf Kontinente geführt. So konzertierte er ebenso in der Londoner Royal Festival Hall wie in der New Yorker Carnegie Hall, im Pariser Théâtre des Champs-Élysées, in der Berliner Philharmonie, im Großen Saal des Moskauer Konservatoriums oder in der Suntory Hall in Tokio. 20 Zu den Höhepunkten von Perianes’ Konzertsaison 2015/16 zählen seine Auftritte mit den Wiener Philharmonikern, dem Chicago Symphony Orchestra, dem Boston Symphony Orchestra, dem London Philharmonic Orchestra und dem Yomiuri Nippon Symphony Orchestra sowie Tourneen durch Australien und Neuseeland. In der Spielzeit 2014/15 gab Javier Perianes seine Debüts beim Orchestre de Paris, dem National Symphony Orchestra Washington, dem San Francisco Symphony Orchestra und dem BBC Scottish Symphony. Der spanische Pianist hat bereits mit vielen bedeu- tenden Dirigenten zusammengearbeitet, darunter mit Daniel Barenboim, Charles Dutoit, Zubin Mehta, Lorin Maazel, Rafael Frühbeck de Burgos, Daniel Harding, Pablo Heras-Casado, Andrés Orozco-Estrada, Robin Ticciati und Vasily Petrenko. Javier Perianes nimmt exklusiv für das Label »harmonia mundi« auf. Auf seiner jüngsten Einspielung mit dem Cuarteto Quiroga sind erstmals auf einer CD die Klavierquintette von Granados und Turina vereint. Frühere Veröffentlichungen Perianes’ umfassen eine Auswahl aus Edvard Griegs Lyrischen Stücken, Schuberts Impromptus und andere Klavierstücke, Sonaten von Manuel Blasco de Nebra, Werke von Chopin und Debussy, Klaviersonaten Beethovens sowie Griegs Klavierkonzert mit dem BBC Symphony Orchestra unter Sakari Oramo. Seine 2014 erschienene Aufnahme »Lieder ohne Worte« mit Solo-Klavierstücken Mendelssohns erntete begeisterte Kritiken, und Perianes’ de Falla-Einspielung mit Klavierwerken sowie der Nächte in spanischen Gärten war für einen »Latin Grammy« nominiert. 21 ANDRÉS OROZCO-ESTRADA ist seit der Spielzeit 2014/15 Chefdirigent des hr-Sinfonieorchesters. Zugleich hat er in der vergangenen Saison die Position des Music Director bei der Houston Symphony übernommen. Mit dem London Philharmonic Orchestra, einem der weltweit renommiertesten Orchester, ist er seit dieser Saison zudem als Erster Gastdirigent verbunden. 22 In Kolumbien geboren und ausgebildet in Wien, gehört Andrés Orozco-Estrada heute zu den gefragtesten Dirigenten seiner Generation. International machte er erstmals 2004 auf sich aufmerksam, als er im Wiener Musikverein beim Tonkünstler-Orchester einsprang – von der Presse als »Wunder von Wien« gefeiert. 2009 wurde er Chefdirigent des Tonkünstler-Orchesters. Eine sehr erfolgreiche gemeinsame Arbeit begann, die im Sommer 2015 zu Ende ging. 2009 bis 2013 war Orozco-Estrada außerdem Chefdirigent des Baskischen Nationalorchesters. Andrés Orozco-Estrada arbeitet mit Orchestern wie den Wiener Philharmonikern, dem Concertgebouw-Orchester Amsterdam, dem Pittsburgh Symphony und dem Gewandhausorchester Leipzig, den Münchner Philharmonikern, dem Mahler Chamber Orchestra und dem London Symphony Orchestra, dem City of Birmingham Symphony Orchestra, dem Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia in Rom und dem Orchestre National de France zusammen. Zu seinen aktuellen Debüts gehören das Philadelphia und das Cleveland Orchestra, das Tonhalle-Orchester Zürich und das Israel Philharmonic Orchestra. Im Sommer 2015 dirigierte er erstmals bei den Salzburger Festspielen. Seine musikalische Ausbildung begann der 1977 in Medellín geborene Andrés OrozcoEstrada zunächst mit dem Violinspiel. Als 15-Jähriger erhielt er seinen ersten Dirigierunterricht. 1997 ging er schließlich nach Wien, wo er an der renommierten Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in der Dirigierklasse von Uroš Lajovic, einem Schüler des legendären Hans Swarowsky, studierte. 23 hr-SINFONIEORCHESTER NÄHER DRAN. Das hr-Sinfonieorchester, 1929 als eines der ersten Rundfunk-Sinfonieorchester Deutschlands gegründet, meistert erfolgreich den Spagat zwischen der Pflege der Tradition und den Herausforderungen eines modernen Spitzenorchesters. Konzertreihen mit unterschiedlichen Programmschwerpunkten, in denen große Sinfonik auf Alte Musik und Konzerte mit Neuer Musik auf Projekte für junge Konzertbesucher treffen, markieren sein künstlerisches Profil. 24 Mit internationalen Gastspielen und preisgekrönten CD-Produktionen genießt das Orchester als Frankfurt Radio Symphony zugleich weltweit einen hervorragenden Ruf. Regelmäßige Konzertreisen nach Asien sind ebenso selbstverständlich wie die stete Präsenz auf bedeutenden europäischen Konzertpodien. Aktuelle Tourneen führen in der Saison 2015/16 nach Japan und Südkorea. Für seine hervorragenden Bläser, seinen satten Streicherklang und seine dynamische Spielkultur berühmt, steht das hr-Sinfonieorchester mit seinem Chefdirigenten Andrés Orozco-Estrada dabei heute für musikalische Exzellenz wie für ein interessantes und vielseitiges Repertoire. Bekannt geworden durch seine Maßstäbe setzenden Einspielungen der romantischen Literatur, zählt das hr-Sinfonieorchester Frankfurt seit Jahrzehnten zu den international führenden Mahler- und BrucknerOrchestern – eine Tradition, die vom langjährigen Chefdirigenten Eliahu Inbal über seine Nachfolger Dmitrij Kitajenko und Hugh Wolff ausstrahlte bis hin zur vielbeachteten Arbeit von Paavo Järvi, dem heutigen »Conductor Laureate« des hr-Sinfonieorchesters. Entscheidende Akzente in seinem Engagement für die Tradition wie für die zeitgenössische Musik setzte das Orchester bereits mit seinem ersten Chefdirigenten Hans Rosbaud. In den 1960er bis 1980er Jahren entwickelte sich das hr-Sinfonieorchester unter Dean Dixon und Eliahu Inbal schließlich zu einem Orchester von internationalem Format mit Gastspielen in aller Welt und wichtigen, vielfach ausgezeichneten Schallplatten- und CD-Editionen. Die Spielzeit 2016/17 gibt den Rhythmus für alle Freunde der regionalen Kultur und klassischen Musik vor. Wir engagieren uns auch in diesem Jahr wieder als Medienpartner für viele regionale Theater-, Musik- und Literaturveranstaltungen. Besonderer Höhepunkt ist das große Open-Air-Konzert des hr-Sinfonieorchesters am 17.08.2016, das wir als Partner unterstützen. fnp.de NEWS-TICKER 26 VIERFACHER ABSCHIED In diesem Sommer treten mehrere langjährige Mitglieder des hr-Sinfonieorchesters ihren wohlverdienten Ruhestand an und verabschieden sich daher mit dem heutigen Abend vom Publikum der hrSinfoniekonzerte. Peter Agoston wurde in Klausenburg (Rumänien) geboren und studierte an der Bukarester Musikakademie. 1974–84 war er Primarius des Streichquartetts Euphonia, das 1983 den Ersten Preis beim Streichquartett-Wettbewerb in Bukarest gewann. Darüber hinaus war er als Konzertmeister des Philharmonischen Orchesters Tîrgu Mures˛ und des Kammerorchesters Camarata Transilvanica tätig, bevor er 1984 in die Bundesrepublik Deutschland übersiedelte. Ein Jahr später wurde Peter Agoston als 1. Violine tutti Mitglied des hr-Sinfonieorchesters, zudem wirkt er als Primarius im Ensemble Concertant Frankfurt. Peter Wolf ist seit 1986 Solo-Cellist des hr-Sinfonieorchesters. Er begann im Alter von zehn Jahren mit dem Cello- spiel und wurde bei Alexander Molzahn, Gerhard Mantel und am Salzburger Mozarteum bei Heidi Litschauer ausgebildet. Sein beruflicher Weg führte ihn über Wien, Ludwigshafen und Darmstadt zurück nach Frankfurt, wo er neben seiner Orchestertätigkeit auch als Dozent an der Musikhochschule tätig ist. Ulrich Mehlhart ist seit 1983 als Klarinettist im hr-Sinfonieorchester tätig, davon 30 Jahre an der Solo-Position. Zudem engagierte er sich elf Jahre lang im Orchestervorstand. Er studierte in Frankfurt und Basel und ist langjähriges Mitglied des »mutare ensemble«. Ulrich Mehlhart hat seit 1989 eine rege Unterrichtstätigkeit an Hochschulen in Mainz und Würzburg sowie bei Meisterkursen in Deutschland, der Schweiz und Italien entfaltet. Wir wünschen unseren geschätzten Kollegen ein erfülltes Leben »nach« dem hr-Sinfonieorchester! Außer- dem wechselt Artur Podlesniy zur kommenden Saison als Stellvertretender Konzertmeister zum Frankfurter Opernund Museumsorchester. Er wurde 1980 in Charkiw / Ukraine geboren und studierte in Moskau und Düsseldorf. Als Preisträger verschiedener Violin- und Kammermusik-Wettbewerbe begann er seine Laufbahn 2002 bei den Düsseldorfer Symphonikern. Nach einer weiteren Station bei den Essener Philharmonikern wurde Artur Podlesniy 2008 Mitglied des hr-Sinfonieorchesters als 1. Violine tutti. Auch ihm wünschen wir viel Erfolg auf seinem weiteren beruflichen Lebensweg! KONZERTABOS ZU GEWINNEN hr2-kultur verlost zwei attraktive Abonnements für die zwölf Freitags-Konzerte des hr-Sinfonieorchesters in der Alten Oper für die kommende Saison 2016/17. Das Gewinnspiel läuft noch bis zum 14. Juni, anmelden können Sie sich dafür im Internet auf der Seite hr2-kultur.de. Wir wünschen allen Teilnehmern viel Glück! RHEINGAU MUSIK FESTIVAL Gleich mit zwei verschiedenen Programmen tritt das hr-Sinfonieorchester in den kommenden Wochen beim renommierten Rheingau Musik Festival in Kloster Eberbach auf. Dabei übernimmt ausnahmsweise nicht der Chefdirigent des hr-Sinfonieorchesters die Leitung der Eröffnungskonzerte, doch die »Vertretung« kann sich mehr als sehen und hören lassen: Der weltweit gefeierte deutsche Dirigent Christoph Eschenbach steht nach fast 20 Jahren wieder am Pult unseres Orchesters, um Sinfonien von Franz Schubert und Anton Bruckner zu präsentieren. Anschließend führen Andrés OrozcoEstrada und das hr-Sinfonieorchester am 1. Juli mit der Missa solemnis das geistliche Hauptwerk Beethovens zum Abschluss ihrer zweiten gemeinsamen Saison auf – unter Mitwirkung eines exzellenten Solisten-Quartetts und des Wiener Singvereins. Zugleich krönen sie damit ihr viel beachtetes Beethoven-Projekt »Ludwig van ...«. CD-NEUERSCHEINUNG Eine echte Premiere stellt unsere neueste CD dar, denn sowohl der Solist als auch der Dirigent sind Mitglieder des hr-Sinfonieorchesters: Solo-Kontrabassist Bogusław Furtok spielt unter der Leitung von Peter 27 Zelienka (1. Violine) Werke von Max Bruch, Ernest Bloch und Nino Rota für Kontrabass und Orchester. Die CD ist bei hrmusic / Pan Classics erschienen und an unserem CD-Stand im Foyer der Alten Oper (Ebene 1) erhältlich. Elisabethen Quelle. Natürlich reines Mineralwasser aus der Region. Egal ob Sie Ihr Wasser gerne Pur, Sanft, mit wenig oder viel Kohlensäure trinken. In der eleganten Glasflasche hinterlassen alle unsere Sorten einen guten Eindruck. Elisabethen Quelle. Gut zu wissen, was man trinkt. BIO-QUALITÄT NATRIUMARM QUELLFRISCH AUS DER REGION »SALOME«-VORVERK AUF GESTARTET Während der allgemeine Vorverkauf der Einzelkarten für 2016/17 erst am 1. Juli beginnt, sind die Tickets für unsere konzertante Aufführung von Richard Strauss’ Salome am Samstag, 10. September 2016 in der Alten Oper (s. S. 31) bereits erhältlich. Sichern Sie sich jetzt die besten Plätze unter hr-ticketcenter.de! Das OPEN AIR KONZERT des hr-Sinfonieorchesters wird präsentiert von Elisabethen Quelle. www.elisabethen.de 28 OPEN AIR KONZERT Bereits zum dritten Mal veranstaltet das hr-Sinfonieorchester unter Andrés OrozcoEstrada ein kostenloses Open Air Konzert am Frankfurter Mainufer. Am Mittwoch, 17. August können Sie an der Weseler Werft populäre Kompositionen u.a. von Gershwin und Bernstein unter freiem Himmel genießen. Weitere Informationen finden Sie unter hr-sinfonieorchester.de. Gut zu wissen, wie stilvoll man Klassik genießen kann. GESELLSCHAFT DER FREUNDE UND FÖRDERER MÖCHTEN SIE DIE ARBEIT DES hr-SINFONIEORCHESTERS UNTERSTÜTZEN? Dann werden Sie Mitglied der »Gesellschaft der Freunde und Förderer des hr-Sinfonieorchesters e.V.« und profitieren Sie dabei auch von vielen exklusiven Vorteilen. Informieren Sie sich auf hr-sinfonieorchester.de unter »Förderverein« oder senden Sie eine Mail an [email protected]. 30 QUELLEN UND TEXTNACHWEISE Kurt Honolka: Leoš Janáček – Sein Leben. Sein Werk. Seine Zeit, Stuttgart 1982; Pavel Eckstein: »Leoš Janáček«, in: Der Konzertführer – Orchestermusik von 1700 bis zur Gegenwart, hrsg. v. Attila Csampai / Dietmar Holland, Hamburg 1987; Kurt Pahlen: Manuel de Falla und die Musik in Spanien, Olten / Freiburg i. Br. 1953; Wolfgang Marggraf: »Musik der heißen Rhythmen und glühenden Farben« – in: CD-Booklet Berlin Classics 0010212BC; Yvan Nommick: »Manuel de Falla – vom komponierenden Pianisten zum Komponisten«, in: CD-Booklet »De Falla – Noches en los jardines de España – Obres para piano«, harmonia mundi HMC 952099; Egon Voss: »Manuel de Falla«, in: Konzertführer Orchestermusik, hrsg. v. Attila Csampai / Dietmar Holland, Reinbek bei Hamburg 2 2009; Ivana Rentsch: »Martinů, Bohuslav«, in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Personenteil Bd. 11, Kassel u.a. 2004; Wolfgang Rathert: »Die Sinfonien von Bohuslav Martinů – Ein Beitrag zur amerikanischen Musikgeschichte?«, in: Musik-Konzepte, Sonderband Bohuslav Martinů, hrsg. v. Ulrich Tadday, München 2009. BILDNACHWEISE Foto: Andrés Orozco-Estrada (1) © Martin Sigmund; Foto: Javier Perianes © Josep Molina; Foto: Andrés Orozco-Estrada (2) © Werner Kmetitsch; Fotos: Peter Agoston / Ulrich Mehlhart / Artur Podlesniy © Anna Meuer / Tim Wegner; Foto: Peter Wolf © privat. HERAUSGEBER Hessischer Rundfunk KONZERT-TIPP ANDRÉS OROZCO-ESTRADA DIRIGIERT RICHARD STRAUSS’ »SALOME« »Was ist es, das du haben möchtest, Salome?«, fragt Herodes seine Tochter, weil sie endlich getanzt hatte für ihn. Salome lächelt, die A-Klarinette trillert im dreifachen Pianissimo. Sie selbst, ganz leise: »Den Kopf des Jochanaan«. In einer Silberschüssel, »zu meiner eigenen Lust«. Um ihn, der sie zurückwies, endlich doch zu küssen. Es ist der wohl maßloseste und grauenerregendste Wunsch der Operngeschichte, den Richard Strauss da in Töne gesetzt hat. Und diese Töne sind: rauschhaft, obsessiv, ein fiebriger Sog in Richtung Abgrund. Diese Salome ist Oper in ihrer konzentriertesten Form, so ganz ohne Nebenschau- plätze, ohne Bühnenkonventionen, ohne jedes Seitenthema. So ausladend Strauss 1911 seinen Rosenkavalier anlegte, so kompakt und atemlos, ja radikal, hatte er wenige Jahre zuvor die Salome auf die Bühne gebracht. Salomes berühmter Schleiertanz gehört zwar zum sinfonischen Standardprogramm, die ganze Oper aber ist ein hoch expressiver Solitär in der nächsten Saison – zu erleben am 10. September mit einem exquisiten Sänger-Ensemble und dem hrSinfonieorchester unter der Leitung von Chefdirigent Andrés Orozco-Estrada im Rahmen einer konzertanten Aufführung in der Alten Oper. REDAKTION Adam Gellen Samstag | 10. September 2016 | 20 Uhr Alte Oper | Konzertante Oper GESTALTUNGSKONZEPT Birgit Nitsche Tickets unter: (069) 155-2000 | hr-Sinfonieorchester.de SATZ UND DRUCK Imbescheidt | Frankfurt 31 DIE NÄCHSTEN KONZERTE So_12.06.2016 | 18 Uhr | hr-Sendesaal | Kammerkonzert ARTUR PODLESNIY / MA XIMILIAN JUNGHANNS | Violine STEFFEN WEISE | Viola VALENTIN SCHARFF | Violoncello ELENA KOLESNITSCHENKO | Klavier Schulhoff | Fünf Stücke für Streichquartett Schostakowitsch | 8. Streichquartett c-Moll op. 110 Franck | Klavierquintett f-Moll Fr/Sa_24./25.06.2016 | 20 Uhr | hr-Sendesaal | Barock+ JORY VINIKOUR | Cembalo GOTTLIEB WALLISCH | Klavier ANNE-SOPHIE BERTRAND | Harfe MARTIN HASELBÖCK | Dirigent / Orgel J.S. Bach | 1. Brandenburgisches Konzert Martin | Petite symphonie concertante Poulenc | Concert champêtre J.G. Graun | Sinfonia grosso D-Dur So_26.06.2016 | 18 Uhr | hr-Sendesaal | Kammerkonzert CHARYS SCHULER | Violine KLAUS OPITZ | Viola PETER WOLF | Violoncello PHILIPP BRUNS / SVEN VAN DER KUIP / ULRICH BÜSING | Klarinette JOACHIM ENDERS | Klavier GERHARD MÜLLER-HORNBACH | Dirigent Schönberg | Suite op. 29 (mit Erläuterungen von Gerhard Müller-Hornbach) Tickets unter: (069) 155-2000 | hr-Sinfonieorchester.de