Folklore in der Kunstmusik

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Datum: 18.02.2017
Bieler Tagblatt
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Medienart: Print
Medientyp: Tages- und Wochenpresse
Auflage: 20'215
Erscheinungsweise: 6x wöchentlich
Themen-Nr.: 833.009
Abo-Nr.: 833009
Seite: 16
Fläche: 69'055 mm²
Folklore in der Kunstmusik
Tobs Spanische und ungarische Klänge hat das Sinfonieorchester Biel unter Leitung von Gastdirigent Manuel
Hernändez-Silva am Mittwoch präsentiert: Ein musikalisch farbiger, rhythmisch mitreissender Abend.
Annelise Alder
Manuel de Falla, Joaquin Turina und Zol-
dieselbe Ausprägung wie bei de Falla.
trotz aller Tempofreiheiten, die sich der
Das kurze Konzertstück ist vor allem im Pianist herausnimmt, bis zum Kulmina-
tän Kodäly: Die Komponisten stammen langsamen Mitteilteil in der französiaus verschiedenen Ländern. Doch ihr schen Klangwelt eines Debussy oder RaMusikstil nährt sich von vergleichbaren vel verhaftet. Der Klaviersolist, der russiQuellen, nämlich der Volksmusik ihrer sche Pianist Andrei Korobeinikov, lässt
Heimat. Wie die charakteristischen die Klangkaskaden entsprechend perlend
Klänge und Rhythmen den Personalstil fliessen und schillern. Spanische Klänge
der erwähnten Komponisten ausprägen, sind vorwiegend im Schlussteil sowie in
ist freilich ganz individuell. Das Konzert der auftrumpfenden Einleitung zu hören.
von Mittwoch im Kongresshaus Biel mit Hier greift der 31-jährige Pianist denn
dem Sinfonieorchester Biel Solothurn auch beherzt in die Tasten und präsenhat dies auf eindrückliche Weise veran- tiert sich somit als vielseitiger Gestalter.
schaulicht.
Beliebter Jazz
tionspunkt am Satzende durchzuhalten.
Auch das lange Klaviersolo im Mittelsatz formuliert Korobeinikov im romantischen Geist. Wie ein Nocturne lässt er
die Melodie in der Oberstimme über der
einfachen Begleitfigur frei und expressiv
aussingen. Elegant übernehmen die aus-
drucksvoll intonierenden Bläser anschliessend die melodische Führung,
während die Streicher unter HernändezSilvas umsichtiger Leitung mit sanftem
Klangteppich sekundieren.
Unbeschwert, den heiteren Grundcha-
Spanischer Nationalstil
Gut möglich, dass die Eröffnungsakkorde rakter herauskehrend geht der Pianist
des Pianisten gar zu kraftvoll gerieten. dagegen das Schluss-Presto an. Das SinJedenfalls irritiert der leicht verstimmte fonieorchester Biel Solothurn unter LeiFlügel nach der Pause, zumal mit dem tung des spanischen Gastdirigenten steht
Klavierkonzert von Maurice Ravel ein ihm sicher zur Seite. Der wirblige Satz
De Falla lässt ihn in seinem Ballett in Werk auf dem Programm steht, das per se mit seinen synkopisch platzierten AkForm von modalen und phrygischen Ton- aussergewöhnliche klangliche Reize be- zenten und frechen Bläsereinwürfen
fortschreitungen und synkopierten reithält. Der französische Komponist zi- mündet schliesslich in die ausgesprochen
Rhythmen anklingen. Auch bedient er tiert darin Idiome spanischer und baski- pointiert ausgeführte Schluss- Stretta.
sich traditioneller Tänze, so etwa des scher Musik. Auffallend sind vor allem jeUngarische Volksmusik
Fandango im «Tanz der Müllerin».
doch die zahlreichen Jazz-Anklänge.
Gastdirigent Manuel Hernändez-Silva Andrei Korobeinikov kostet den Be- Eine ganz andere Klangwelt tut sich im
besitzt wohl nicht zuletzt seiner spani- ziehungsreichtum in der Partitur denn letzten Werk des Programms auf. Denn in
schen Herkunft wegen - ein besonderes auch genüsslich aus. Allein für das lang- den «Tänzen aus Galänta» verarbeitete
Flair für diese Musik. So hebt er insbe- same Motiv nach der Themenexposition Zoltän Kodäly, der wie sein Landsmann
sondere die rhythmische Vielschichtig- der Bläser im ersten Satz nimmt er sich Bela Bartök die Volksmusik seiner ungarischen Heimat erforscht hatte, Melokeit der Partitur hervor und moduliert
die zahlreichen Tempomodifikationen viel Zeit und gestaltet es in lasziver Ma- dien der Musik der Sinti und Roma. Bemit grosser Eleganz. Auf der Strecke blei- nier aus. Die Bläser des Sinfonieorches- reits als Kind war Kodäly der Musik ihrer
ben in seinem mit vollem Körpereinsatz ters stehen dem lustvollen Ausspielen Kapellen begegnet. In seinem brillanten
ausgeführten Dirigat die zarten, geheim- ihrer solistisch herausgestellten Phrasen Orchesterwerk lässt er die ebenso
nisvollen Klänge, welche die erotisch auf- dabei in nichts nach. Stellvertretend sei schwermütige wie lebensfrohe Klangwelt
nun auf kunst- und wirkungsvolle Weise
geladene Stimmung vor allem zu Beginn die gestopfte Trompete erwähnt.
Manuel de Fallas Ballettsuite «Der Dreispitz» gilt als Paradebeispiel eines musikalischen Nationalstils. Den Ausgangspunkt bildet der andalusische Flamenco.
Bei den manuell flinken Passagen lässt aufleben.
Wie in den traditionellen Kapellen so
Landsmann Manuel de Falla seine kom- Temperament leiten, jedenfalls gerät das spielt auch in den «Tänzen von Galänta»
des Balletts evozieren.
Joaquin Turina verbrachte wie sein sich der Pianist bisweilen von seinem
positorischen Lehrjahre in Paris. Beide in diesem Werk so anspruchsvolle Zufolgten musikalisch jedoch Isaac Albeniz, sammenspiel zwischen Solist und Ordem Begründer des nationalspanischen chester nicht immer mit letzter PräziMusikstils. In Turinas «Rapsodia sinfo- sion. Doch Dirigent Manuel Hernändeznica» für Klavier und Streicher erfährt Silva zieht die Zügel immer wieder zu
das folkloristische Kolorit indes nicht sich und vermag den Spannungsbogen
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die Klarinette eine zentrale Rolle. Gerard Schlotz, der Soloklarinettist des Sin-
fonieorchesters Biel Solothurn nutzt
überlegen die Gunst der Stunde und
spielt sein langes Solo im langsamen ersten Teil wie auch seinen Auftritt kurz vor
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Schluss mit samtenen Ton und agogisch
frei gestaltend. Auch die übrigen Bläser
glänzen mit ausdrucksstark vorgetragenen Melodien, derweil Manuel Hernändez-Silva den schwerblütigen Charakter
des langsamen ersten Teils von den Streichern in sattem Ton ausspielen lässt.
Die zahlreichen Tempowechsel, vor allem auch in den anschliessenden schnellen Sektionen fügt er zu einem organischen Ganzen zusammen. Auch hier ge-
lingt es ihm, den Spannungsbogen bis
zum mitreissenden Csärdäs am Schluss
durchzuziehen. Das Publikum dankt für
einen musikalisch farbigen, rhythmisch
mitreissenden Abend mit rauschendem
Beifall.
Der Flamenco hat zahlreiche klassische spanische Komponisten inspiriert. Keystone
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