Erfahrungsbericht - Akademisches Auslandsamt

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Erfahrungsbericht
Name: Antoniya Mancheva
Austauschjahr: 2014/2015
Praktikumseinrichtung: 1Global Translators
Stadt: Barcelona
Land: Spanien
Aus Spam-Schutzgründen wird die E-Mail-Adresse nicht im Internet veröffentlicht,
kann aber im Akademischen Auslandsamt erfragt werden.
Vom 6. Oktober bis 19. Dezember 2014 habe ich ein Praktikum im Web Marketing bei der
Übersetzerfirma 1Global Translators in Barcelona gemacht. Die Anzeige hatte ich vom Akademischen Auslandsamt der Uni Augsburg weitergeleitet bekommen. Ich habe mich mit den
Standard-Bewerbungsunterlagen beworben (Anschreiben, Lebenslauf, Zeugnisse und Referenzen). Die Bewerbung lief sehr unkompliziert – kurz nachdem ich die Unterlagen per EMail geschickt hatte, habe ich die Zusage für das Praktikum bekommen. Wahrscheinlich war
es meine Erfahrung (ich hatte bereits mehrere Praktika im Lebenslauf) und die Tatsache,
dass das Praktikum in Barcelona nicht vergütet war.
Vorbereitung
Die Erasmus+ Unterlagen konnte ich nur im letzten Moment vorbereiten, da das Programm
zu der Zeit aktualisiert wurde und es neue Regelungen geben sollte. Es war aber relativ einfach, alles auszufüllen und das Learning Agreement zu finalisieren.
Zusätzlich zu den Erasmus+ Unterlagen habe ich mich für die Paket-Versicherung des
DAAD entschieden, die auch vom AAA empfohlen wird. Die Anmeldung funktioniert einfach
über die Webseite des DAAD.
Da Spanischkenntnisse für das Praktikum kein Muss waren, habe ich mich nur oberflächlich
mit der Sprache beschäftigt. Für die Basics im Alltag kann ich den kostenfreien Online-Kurs
von BBC empfehlen: http://www.bbc.co.uk/languages/spanish/mividaloca/
Es war mir noch wichtig, eine Wohnung zu finden, bevor ich ankomme. Auf Idealista.es und
Erasmusu.com finden sich genügend Anzeigen für WGs und Einzelwohnungen. Mein WGZimmer habe ich über Erasmusu.com gefunden. Das WG-Zimmer in Augsburg habe ich untervermietet.
Um mich besser zu orientieren, habe ich viel Google Street View benutzt. So kann man sich
ein gutes Bild machen, wo man ankommen wird. Darüber hinaus habe ich etwas recherchiert, wie man sich eine SIM-Karte besorgt und was die günstigsten Handy-Tarife sind. Ich
kann einen internationalen Anbieter empfehlen, wie Lebara oder LycaMobile. Beides habe
ich selbst als Auslandsstudentin in Deutschland und in Australien benutzt und bin recht zufrieden. Die SIM-Karten gibt es in lokalen Call-Shops zu kaufen (sog. Locutorio).
Ankunft
Nach der guten Vorbereitung hatte ich kaum Überraschungen, als ich ankam. Verschiedene
Fluggesellschaften fliegen von München nach Barcelona. Ich bin mit Lufthansa geflogen und
hatte keinerlei Probleme mit dem Flug, Gepäck, etc. Vueling ist auch eine Low-CostAlternative. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, in die Stadt zu fahren – Aerobus für 6€ bis
Placa Espanya oder Placa Catalunya, öffentlicher Bus 46 (Tickets von TMB-Automaten – die
Öffentlichen in Barcelona), Zug R2 von Terminal 2 in die Stadt. Meine beste Option war, den
kostenfreien Bus zwischen den Terminals zu nehmen und dann den Zug bis Sants Estacío.
Meine Wohnung war 2 Minuten zu Fuß vom Bahnhof Sants und meine zukünftige Mitbewohnerin hat mich dort abgeholt. Ich habe mich schnell eingelebt und die ersten wichtigen Sachen erledigt – SIM-Karte mit mobilem Internet, Supermärkte in der Nähe und Einkaufen,
Weg zum Büro, TMB Ticket (erstmals 10er Karte für 9,95€).
Unterbringung (Kosten, Standard, etc.)
Bei meiner Vorbereitung habe ich schnell herausgefunden, dass manche Stadtteile in
Barcelona angenehmer zum Leben sind als andere. El Raval ist zum Beispiel nicht die beste
Wahl (Kriminalität). Ich habe in Sants gewohnt - 10 Minuten zu Fuß vom Büro am Placa Espanya, direkte Anbindung an 2 Metrolinien (10 Minuten in die Innenstadt), Buslinien, Nachtbus, Sants Estacío (für Regionalzüge und den Zug zum Flughafen). Mein Zimmer war vollmöbliert, ziemlich hell, ca. 10-12qm, mit Einzelbett, Schreibtisch, Garderobe und ausreichend Stauraum. Bettwäsche und Tücher musste ich nicht mitbringen. Ich habe mit zwei
Mädchen gewohnt – die Eigentümerin, eine Spanierin und eine Studentin aus Belgien, beide
sehr freundlich und hilfsbereit. In der Wohnung konnte ich alles nutzen (Teller, Besteck, Töpfe, etc.), was für mich optimal war. Waschmaschine, Trockner, Mikrowelle und Herd waren
vorhanden. Die Wohnung war top! Für alles inklusive Heizung, Wasser, Strom und WLAN
habe ich 350 € pro Monat gezahlt. Die Kaution war eine Monatsmiete. Für diesen Stadtteil ist
dies ein Durchschnittspreis, in der Innenstadt sind die Preise etwas höher (Eixample, Born,
Gotico). Alles, was deutlich billiger ist, sollte man sich mit etwas Misstrauen ansehen. Die
Wohnungen in Barcelona sind in der Regel schlecht isoliert – es ist oft kalt drin. Im Sommer
ist dies überhaupt kein Problem, aber im Winter braucht man schon einen kleinen Heizkörper. Es ist nicht ungewöhnlich, keinen Mietvertrag zu unterschreiben – so war es bei mir. Als
Ausländer würde ich aber etwas vorsichtig sein und NICHTS im Voraus überweisen. Insbesondere auf Erasmusu.com gibt es solche Anzeigen, wo eine Überweisung im Voraus verlangt wird. Diese habe ich direkt von meiner Suche ausgeschlossen. Wenn man mit anderen
Internationals wohnen will, ist Erasmusu.com aber auf jeden Fall eine gute Quelle. Die Premium-Mitgliedschaft muss man nicht zahlen – auch ohne sie kann man anderen kontaktieren.
Praktikumsinhalte
Mein Praktikum war im Web Marketing, wo ich bereits etwas Erfahrung hatte und meine
Kenntnisse erweitern wollte. Hier sind die wichtigsten Tätigkeiten, die ich hatte:
• Bloggen und Blog-Management
• Social Media Marketing (Facebook, Twitter, Pinterest, LinkedIn)
• Web-Reporting (Google Analytics, Excel)
• Recherche und Marketing zur Kundengewinnung
• Content Management (Wordpress): Relaunch 1globaltranslators.com
• SEO: Blog und Website
Leben in der Stadt und bei der Firma (Arbeitsklima, Kollegen)
Das Arbeitsklima bei der Firma war sehr angenehm. Am Anfang hatte ich mir vorgestellt,
dass das Unternehmen etwas größer sein wird und war deswegen überrascht, dass das Büro eigentlich ein Apartment ist :D. In Spanien ist das Büroleben anders. Es ist normal, morgens um 10 oder 11 anzukommen, eine zweistündige Mittagspause zu machen und etwas
länger im Büro zu bleiben (18-19 Uhr). Die Tätigkeiten an sich fand ich nicht besonders anstrengend oder herausfordernd; ich habe mich dort nie gestresst gefühlt. Das ist schon anders wie in Deutschland; die südliche Mentalität kann man fühlen. Es ist verständlich, dass
man viel entspannter ist, die Kollegen viel netter und empathischer sind und die Atmosphäre
lockerer. Die Menschen sind das Wichtigste und ich habe mich sehr wohl im Büro gefühlt.
Auf der anderen Seite war das Praktikum nicht bezahlt und es ist kein Edelstein im Lebenslauf, bei 1Global Translators im Marketing zu arbeiten. Man muss nur für sich wissen, was
einem wichtig ist, bevor man sich für die Stelle entscheidet. Die Firma übernimmt aber zumindest die Kosten für die Monatskarten für die Öffentlichen (ca. 150 € für 3 Monate), was
sehr bequem für mich war, da ich wirklich überall in Barcelona hinkonnte. Generell bin ich
ganz zufrieden mit dem Arbeitsklima. Die anderen Praktikanten und ich waren wie eine kleine Familie – fast immer zusammen, auch nach der Arbeit. Es war ein internationales Team
und wir alle hatten ähnliche Interessen – alles rund um Barcelona zu entdecken. Dafür könnte ich mir nicht eine bessere Gruppe vorstellen. Egal, ob Museum, Tapas, am Strand sitzen,
Clubbing, Galerien, Shopping oder zusammen kochen, es war super mit ihnen die Zeit zu
verbringen. Wir sind immer noch in Kontakt und ich glaube, die Freundschaften bleiben lang
bestehen. Wir planen schon, wie wir uns gegenseitig besuchen.
Zum Leben in der Stadt kann ich tatsächlich nichts Negatives sagen (außer vielleicht, auf die
Handtasche aufzupassen). Barcelona ist einzigartig! Eine Großstadt mit Strand, mit einem
riesen kulturellen Angebot, unendlich viele Bars und Cafes - typisch Catalan/Spanisch oder
international, sehr billig bis high-end, viel Musik, Kunst, Sportmöglichkeiten, Natur in der Nähe, etc. Hier findet sich etwas für jeden Geschmack. Alles passiert viel spontaner wie in
Deutschland und am Anfang muss man sich darauf einstellen, aber nach ein paar Wochen
lernt man es zu lieben.
Sprachniveau bzw. Sprachkurse vor Ort
Mein Eindruck war, dass Catalan und Spanisch im Alltag und auf der Straße gleichermaßen
gesprochen werden. Am Anfang konnte ich die zwei Sprachen jedoch kaum unterscheiden,
da ich nur ein paar Worte auf Spanisch konnte. Man kommt aber ganz gut mit Englisch
durch. Mittlerweile kann ich etwas mehr Spanisch, sodass ich mich zum Beispiel im Supermarkt, in den Shops, in Cafes oder in der Apotheke verständigen kann. Die Menschen haben
generell viel Verständnis, wenn jemand die Sprache nicht kann. Barcelona ist letztendlich
eine sehr touristische und internationale Stadt. Wenn sie selbst kein Englisch sprechen, versuchen sie immer mich zu verstehen, egal ob mit Händen und Füßen, ohne dass es anstrengend wird. Solche Situationen fand ich immer lustig.
Wenn man die Zeit hat, kann man Spanisch- oder Catalankurse besuchen. Es gibt sehr viele
Sprachschulen, wo man Unterricht für Erwachsene bekommt. Catalankurse bietet die Regierung an – kostenfrei. Man muss sich nur das Buch kaufen. Ich selbst hatte keine Zeit für
Sprachkurse, aber viele meiner Freunde konnten das noch in ihrem Kalender unterbringen.
Zwei meiner Freunde empfehlen die Sprachschule Ole (http://www.olelanguages.com/); zwei
andere – die kostenlosen Catalankurse (http://www.cpnl.cat/).
Lebenshaltungskosten
Die Preise in Barcelona sind ähnlich zu den in Augsburg. Hier ein Überblick über meine Lebenshaltungskosten (zur Orientierung):
• Miete: 350 € (alles inklusive)
• Handy: ca. 15-20 € (inkl. Internet)
• Kaffee & Croissant: ca. 2-3 €
• Günstige Tapas & 1-2 Gläser Wein: ca. 5-10 € (billiger wie in Augsburg)
• Einkaufen im Supermarkt für die Woche: ca. 30 € (Meeresfrüchte und Fisch sind viel
verbreiteter und günstiger wie in Deutschland)
• Obst & Gemüse vom lokalen Gemüseladen für die Woche: ca. 5-6 € (sehr billig!!!)
• TMB Monatsticket: ca. 50€ (ab 26 Jahre)
• Klamotten, Schuhe, etc: die gleichen Preise wie in DE, manchmal billiger.
Hinzu kommen noch Auslandsversicherung, Bankkosten je nach Bank, etc. Die deutsche
Bank hat mehrere Filialen in Barcelona – Abheben ist einfach und kostenfrei.
Kulturschock/ kulturelle Eigenheiten
Natürlich gibt es einige Kleinigkeiten, die man beachten muss, aber generell habe ich keinen
Kulturschock erlebt. In Barcelona läuft das Leben etwas entspannter, man ist viel öfter draußen mit Freunden und macht viel mehr Party. Die Menschen sind einem näher und die Straßen sind fast immer voll. Barcelona ist der richtige Ort, wenn man sich mehr sozialisieren
will.
Die Essenszeiten sind generell etwas später, aber das hat mich nie gestört. Auch um 6 oder
7 bekommt man Abendessen. Die Läden sind fast immer offen und man fühlt sich nicht gestresst, genau bis zu einer bestimmten Uhrzeit einkaufen zu gehen. Also die Unterschiede zu
Deutschland sehe ich positiv an.
Klima/Wetter
Ich war dort zwischen Oktober und Januar. Bis Anfang November kann man sich am Strand
sonnen! Die Sonne scheint fast jeden Tag. Es gab nur vereinzelte verregnete Tage im Dezember. Also vom Winterwetter her: absolut top und macht glücklich!!!
Soziale Kontakte
Siehe Arbeitsklima/Kollegen und kulturelle Eigenheiten. Kontakte lassen sich sehr schnell
und unkompliziert knüpfen, und zwar mit Menschen aus der ganzen Welt (inkl. Einheimischen). Wenn das Dein Ding ist, in Barcelona bist Du richtig.
Stadt, Umgebung, Freizeitmöglichkeiten
Es gibt immer was Neues zu sehen oder zu besuchen – auch im „Winter“. Es gibt auch viele
Webseiten, die Tipps anbieten. http://www.secretsofbarcelona.com/en/ fand ich zum Beispiel
ganz gut. Sonst hat man nicht nur den Strand, sondern auch die Berge ganz nah. Montserrat
ist definitiv einen Ausflug wert. Auch kleinere Städte in der Nähe: Sitges, Tarragona, Girona,
Costa Brava. Für Wander-Begeisterte – Andorra soll atemberaubend sein (ca. 3 Sdt. von
Barcelona). Leider habe ich keine Zeit genau dafür gefunden, aber es muss auch was für
den nächsten Besuch bleiben.
Kurz zusammengefasst
Barcelona: falls Du hier kurz leben kannst – mach das!
1Global Translators: ist ok – für Ambitionierte etwas langweilig, dafür aber entspannt.
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