Frankfurt am Main, 18. Januar 2016 Liebe Freunde und Förderer des Mousonturms, die Hits des singenden Dachdeckermeisters Ernst Neger versetzten die Fastnachtsgesellschaften im Nachkriegs-Deutschland bundesweit in Ekstase. Trunken feierte man im kollektiven Schunkeln die Wiederauferstehung der Nation aus dem Geist des Schlagers. Darin verbirgt sich eine unwiderstehliche Herausforderung zum totalen Liederabend über Musik und Affekt, Schönheit und Scham, die Oliver Augst, Künstler im experimentellen Grenzbereich von Musik, Hörspiel, Literatur und Entertainment, Brezel Göring, Frontmann von Stereo Total, John Birke und das marburgjazzorchestra* mit der Uraufführung von Der Ernst Neger Komplex (5./6.2., Mousonturm-Koproduktion) couragiert annehmen, in dem sie einen unvergleichlichen Abend aus Musik- und Textcollage, Live-Hörspiel und Konzert erschaffen. Schorsch Kamerun, Regisseur und Gründungsmitglied der Goldenen Zitronen zieht mit Fabian Hinrichs, dem begnadeten Schauspieler vieler Pollesch-Stücke und fränkischen TV-Tatort-Kommissar Voss, kluger Musik und Systemkritik gegen den Raubtierkapitalimus unserer Tage ins Feld. Radikal assoziativ befragt das Gespann unter dem enigmatischen Titel Ich habe um Hilfe gerufen. Es kamen Tierschreie zurück. (12./13.2. im Frankfurt LAB) Sein und Nichtsein in der Gegenwart und die Optionen, dem alles verwertenden Strudel zu entkommen. Mit von der Partie sind der als PC Nackt performende Musiker Patrick Christensen, bekannt für die elektronischen Klänge mancher Sebastian Hartmann Inszenierung, und die Tänzerinnen der Skvo’s Dance Company aus Minsk. Der Abend ist eine gemeinsame Produktion von HAU Berlin, Kampnagel Hamburg und dem Mousonturm. Der Frankfurter Choreograf und Tänzer Antony Rizzi, mit vielen seiner Stücke am Mousonturm und darüber hinaus bekannt, sieht Tanz, Sex und Religion als diejenigen Grundbedürfnisse, die ihn wie ein starker Motor und Rhythmus am Leben halten. Mit seinem internationalen Performer-Ensemble feiert er in seiner neuen, vom Mousonturm koproduzierten Tanzperformance Same Old Set Different Show (Uraufführung, 18.-21.2.) die lebendige Dynamik der Wiederkehr und des erneuten Durchlebens von Geschichten, Themen und Lebens-Phasen – tief und leicht. Im März kooperieren wir gleich zweimal mit dem Schauspiel Frankfurt: Mit der Eröffnungsproduktion der Tanzplattform Deutschland 2016, Not Punk, Pololo von Gintersdorfer/Klaßen, die am 2. und 3. März im Schauspielhaus gezeigt wird – und mit einem gemeinsamen Gastspiel von Alain Platels jüngster Produktion En avant, marche! am 22. und 23.3. ebendort. Als unübertroffener Meister, wenn es darum geht, existenzielle Dramen und skurrile Charaktere mit tänzerischer und klanglicher Virtuosität zu hoch explosiven Bühnenwerken zu vereinen, läßt der belgische Starchoreograf in En avant, marche! eine 30-köpfige Blaskapelle die Schallmauern zwischen den Genre-Grenzen durchbrechen. Voll dreistem Humor und überaus leicht umspielen Platel und sein Team die Klischees traditioneller Volksmusik und verwandeln das Orchester in ein choreografisch-musikalisches Gesellschaftsmodell für ein gemeinsames Leben und Lieben. Mit besten Grüßen und auf bald im Mousonturm, im Frankfurt LAB oder im Schauspielhaus! Matthias Pees