7 KULTUR Sudetendeutsche Zeitung Folge 10 | 7. 3. 2014 Gemälde, Skizzen und illustrierte Tagebücher des vielseitigen Künstlers sind in der neuen Ausstellung zu sehen. Bilder: Susanne Habel � Werke von Armin Roland Engelhardt im Sudetendeutschen Haus in München Vertreter des expressiven Realismus Im Sudetendeutschen Haus wurde die Werkschau „Armin Roland Engelhardt“ eröffnet. Die Ausstellung, eine Veranstaltung der Heimatpflegerin der Sudetendeutschen, zeigt Bilder eines Künstlers aus Baden-Württemberg, die Erhard Ernst Korkisch gestaltet hatte. Die Eröffnung wurde musikalisch vom „Funtasten-Junior-Ensemble“ umrahmt: Fünf junge Akkordeonisten spielten klassische und moderne Stücke. A rmin Roland Engelhardt wurde in seinem künstlerischen Schaffen und Leben stark von Sudetendeutschen geprägt“, sagte Christoph Lippert einleitend. „Daher ist es nur naheliegend, daß wir ihn hier nun mit einer Ausstellung im Sudetendeutschen Haus ehren“, betonte der neue Bundesgeschäftsführer der Sudetendeutschen Landsmannschaft bei der Begrüßung der Gäste in der hauseigenen AlfredKubin-Galerie. Er bedankte sich bei Heimatpflegerin Zuzana Finger, der Veranstalterin, und beim SL-Bundesgeschäftsführer Christoph Lippert begrüßt freundlich. Architekten Erhard Ernst Korkisch, dem Gestalter der Ausstellung. Lipperts besonderer Dank galt den Musikern, die die Eröffnung umrahmten: Die fünf jungen Akkordeonspieler, die sich „Funtasten-Junior-Ensemble“ nennen und schon viele Preise errangen, begeisterten den Musikfreund Lippert mit ihrem souveränen Spiel. Das Ensemble, zu dem auch der junge Böhmerwäldler Philipp Oberparleiter zählt, hatte den Abend mit einer schmissigen Version der „Tres Danzas Espaniolas“ von Enrique Granados eröffnet und ließ später weitere klassische und moderne Stücke folgen. „Armin Roland Engelhardt, der selbst musizierte und als Jugendlicher auch komponierte, hätte sich sicher sehr über die schöne musikalische Umrahmung gefreut“, sagte auch Korkisch in seiner Einführungsrede. Der Architekt und Kunst- Bei der Eröffnung in der ersten Reihe: Tochter Sabine Engelhardt und die Enkelin Laura des Künstlers, dessen Witwe Marlies Engelhardt und Professor Erhard Ernst Korkisch, der die Ausstellung gestaltete. kenner kannte Engelhardt seit seiner Kindheit persönlich: „Tatsächlich sind wir in StuttgartCannstatt gemeinsam zur Schule gegangen und waren immer befreundet“. Er sei als Vertriebener in der schwäbischen Familie des 1932 in Ludwigsburg geborenen Engelhardt immer sehr herzlich aufgenommen worden, erinnerte sich Korkisch. Im Familienkreis habe der junge Roland, wie Korkisch ihn nannte, auch seine Interessen an Musik, Literatur und besonders Kunst entwickeln können. Engelhardt habe sich durch seine Empathie mit allen Leidenden ausgezeichnet: mit den Opfern des Nationalsozialismus wie auch mit den Kriegsopfern und Vertriebenen. Dies spiegele sich auch in seinem Werk: „Seine Bilder sind davon seelisch durchdrungen, wie von einem Fluidum“, sagte Korkisch. Nach frühen Portraitstudien und künstlerischer Förderung schon in der Schulzeit am Johannes-Kepler-Gymnasium in Bad Cannstatt habe sich Engelhardt autodidaktisch zum Künstler herangebildet und sei dabei bald Tübingen und München absolvon der abstrakten Kunst und viert habe. Danach sei er bis zur dem expressiven Realismus be- Rente als Justitiar tätig gewesen, einflußt worhabe zweimal den, wie sie geheiratet auch von und sich imdem Mährer mer in seiner Adolf Hölzel Freizeit und an der Stuttoft nachts garter Kunstkünstlerisch akademie betätigt. verfochten „Die grafiworden seische und maen. Die dorlerische Weitige Aufnahterbildung meprüfung war ihm dahabe Engelbei der wichhardt mühetigste Auflos bestantrag“, so Korden. Er habe kisch. „Eine sich jedoch wichtige Stazur selbstäntion war der digen EntKontakt mit wicklung seiHeribert Loner schöpsert und der Armin Roland Engelhardt: „Selbstpor- Künstlergilferischen Anlagen und trait“ (1977). de Ess­lingen, Möglichkeideren Einfluß ten entschlossen und sich auf vä- man auch an den hier ausgestellterliches Drängen für ein Jura- ten Werken sehen kann“, erläustudium entschieden, das er in terte er einen weiteren Bezug En- gelhardts zu sudetendeutschen Vorbildern. Bei der Künstlergilde Esslingen habe Engelhardt die Anwendung aller Techniken wie Aquarell, Öl, Tusche, Kohle, Wachs, Kreide und Radierung zur Vollendung gebracht. Seine zurückgezogene Lebensweise habe den Künstler weitgehend von Ausstellungen abgehalten: „Nur wenige Präsentationen in Stuttgart, Nürtingen und Kornwestheim lenkten die öffentliche Aufmerksamkeit auf seine von früh an vervollkommnete Portraitkunst, die ein Kaleidoskop menschlicher Eigenschaften und Charakterisierung darstellt“, bedauerte Korkisch die weitgehende Ausblendung Engelhardts aus dem Kunstbetrieb zu Lebzeiten. Der Künstler starb 2011 in Esslingen. Die Ausstellung im Sudetendeutschen Haus zeige nun an den Längsseiten der Galerie großformatige Arbeiten in Öl, Tempera und Aquarell, dabei eine Reihe von Paris-Impressionen, erläuterte Korkisch seine Gestaltung. Zusätzlich gebe es eine Vielzahl Das „Funtasten-Junior-Ensemble“ besteht aus den jungen Akkordeonspielern Leos Frahnke, Moritz Finsterwalder, Eric Krieger, Florian Glasl und Philipp Oberparleiter (ganz rechts), der auch in der Kindergruppe der Ortsgruppe München des Deutschen Böhmerwaldbundes aktiv ist. von Engelhardts perfektionierten Portraitwiedergaben, die ein Kaleidoskop menschlicher Eigenschaften und Charakterisierung böten, wie eine von Rembrandt geprägte Gruppenstudie. In einem Kabinett seien „strukturelle Bilder“ zu sehen, die von der abstrakten Kunst geprägt seien. „Eine Besonderheit sind die über Jahrzehnte geführten Tagebücher Engelhardts, die mit seiner feinen Handschrift und den vielen Illustrationen ebenfalls ein Kunstgenuß sind.“ Diese Autographen sind in mehreren Vitrinen ausgestellt. Korkisch dankte Marlies Engelhardt, der Witwe des Künstlers, und Zuzana Finger für die Unterstützung bei der Vorbereitung der neuen Schau. Den Dank gab die Heimatpflegerin postwendend an ihn zurück und überreichte Korkisch als Dankesgaben englischen Tee und Gebäck sowie der Künstlerwitwe ein Blumenbouquet. „Auch diese, meine vierte Ausstellung gemeinsam mit Professor Korkisch, zeigt wieder die wunderbare Ein- Heimatpflegerin Dr. Zuzana Finger, die Veranstalterin der Schau. bettung der Sudetendeutschen in ihrer ,neuen‘ Heimat“, so Finger. „Der schwäbische Künstler Engelhardt sei von dem Mährer Adolf Hölzel, vom in Troppau aufgewachsenen Heribert Losert, und von der Esslinger Künstlergilde inspiriert worden. Der sudetendeutsche Kunstfreund Korkisch präsentiere nun hier die Werkschau Engelhardts. „Sudetendeutsche Künstler wirkten immer als Impulsgeber und Vermittler“, faßte die Heimatpflegerin diese Kooperation zusammen. Und passend zu diesem Gedanken spielte das „Funtasten-Junior-Ensemble“ noch ein „Capriccietto“ des böhmischen Komponisten Jiří Rada. Susanne Habel Bis Dienstag, 25. März: „Armin Roland Engelhardt. Eine Werkschau“ in München-Au, Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8. Montag bis Freitag 9.00–19.00 Uhr.