Christian Ulrich <[email protected]> Deutsche Kriegsführung im Zweiten Weltkrieg Sebastian Adam / Christian Ulrich Vorgeschichte Unter den langfristig wirksamen Ursachen auf die der 2. Weltkrieg zurückging, treten zwei Momente deutlich hervor: friedliche Revision und Expansionsdrang. Sie verschränkten sich in besonderer Weise in der Rolle, die Deutschland in der Vorgeschichte des Krieges spielte. Die nach dem 1. Weltkrieg getroffene Friedensregelung führte weder politisch und wirtschaftlich Stabilität herbei, noch schuf sie ein stabiles Fundament für die politisch-militärische Sicherheit der Siegermächte, der Besiegten und der neugeschaffenen Staaten in Mitteleuropa (vor allem Polen, Tschechoslowakei, baltische Staaten), die wesentlich durch den Völkerbund und ergänzende Bündnisse garantiert werden sollte. Deutschland, das als Hauptverlierer des 1. Weltkrieges aufgrund des Versailler Vertrages besonders schwere Belastungen zu tragen hatte (Repartitionen, Territorialverluste im Osten und Westen, große deutsche Minderheiten in Polen und in der Tschechoslowakei, Entmilitarisierung und alliierte Besetzung der Rheinlande, Rüstungsbeschrenkungen, Verbot einer engeren Verbindung mit Österreich), bemüte sich von Anfang an um Erleichterungen auf friedlichem Wege und erzielte dabei gewisse Erfolge (vorzeitige Räumung der Rheinlande bis 1930, Ende der Reparations-leistungen 1932). Ihm kam dabei zu Gute, daß die deutschen Revisionswünsche auch bei den Siegermächten Verständnis fanden. Das von autoritären und nationalistischen Generalskreisen gesteuerte Japan, das faschistische Italien und – seit 1933 – das nationalsozialistische Deutschland bestritten die Berechtigung des 1919 verfestigten machtpolitischen Übergewichts Großbritanniens, Frankreichs und der USA. Die “Habenichtse” (Zitat Hitler) verfolgten das Ziel, die Rohstoff-, Absatz- und Siedlungsräume in der Welt neu zu verteilen und sich durch die Beherrschung ihrer jeweiligen Region eine unerschütterliche Großmachtstellung zu sichern. Der Expansionsdrang, den sie entwickelten, brachte – zumal vor dem Hintergrund der seit 1929 sich rasch verschärfenden Weltwirtschaftskriese – ein gefährliches Moment in die unstabile weltpolitische Situation, auch wenn alle drei Mächte ihre Expansionspolitik unkoordiniert und weitgehend auch ohne Fühlungnahme miteinander betrieben. Die Regiereung Hitler mußte zunächst einmal die Hindernisse abstreifen, die der Versailler Vertrag Deutschland auferlegte. Hitler knüpfte dabei anfangs an die Revisionspolitik der vorangegangenen Reichsregierungen an, zeigte jedoch bald, daß er einseitige Akte nicht scheute, um schrittweise Deutschlands außenpolitische und militärische Gleichstellung mit den ehemaligen Siegermächten zu erreichen. Verständigungsschritte und eine Politik der vollendeten Tatsachen wechselten einander ab; Beteuerung des Friedenswillen standen neben der seit 1934 forcierten Aufrüstung. Das NS – Regime profitierte bei diesem Vorgehen davon, daß man in Deutschland die Beschränkungen aufgrund des Versailler Vertrags für überholt hielt und das Großbritannien und Frankreich deren Beseitigung als unvermeitlich ansahen und auch dann nicht zu energischem Widerstand bereit waren, als Deutschland von 1935 an bestehende Verträge offen verletzte. Wichtige Stationen auf diesem Weg waren Deutschlands Austritt aus der Abrüstungskonferenz (14. 10. 1933) und dem Völkerbund (19. 10. 1933), die Rückgliederung des Saargebiets nach der Abstimmung vom 13. 1. 1935, die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht (16. 3. 1935), das Deutsch-Britische Flottenabkommen (18. 6. 1935), der Einmarsch deuscher Truppen in die entmilitarisierten Rheinlande (7. 3. 1936), das deutsch-österreichische Abkommen vom 11. 7. 1936, die Verlängerung der Wehrpflicht von einem auf zwei Jehre ( 24. 8. 1936), das Eingreifen in den Spanischen Bürgerkrieg, der Einmarsch deutscher Truppen in Österreich und die Vereinigung der beiden Länder (12./13. 3. 1938) und die Angliederung des Sudetenlandes an das Deutsche Reich aufgrund des Münchener Abkommens vom 30. 9. 1938. Italien geriet nach anfänglichem Mißtrauen gegenüber den deutschen Ambitionen in Südosteuropa und Österreich seit 1936/37 immer stärker in den Sog des dynamischeren Partners. Die Achse Berlin – Rom (1936), der Stahlpakt (1939) zur Sicherung des “Lebensraumes” der beiden Nationen und auch der Antikominternpakt (1936) der beiden Mächte mit Japan stellten zwar wichtige Instrumente bei der diplomatischen Vorbereitung der Expansion dar, doch erwies sich ihr Wert als gering, als der Kriegsfall tatsächlich eintrat. Der Krieg Aus dem unfertigen Zustand der Wehrmacht im Sommer 1939 ergab sich die Notwendigkeit zu überfallartigen, kurzen und regional begrenzten Kriegszügen gegen jeweils nur einen Gegner (sogenannte Blitzkriege). Diese Methode der Kriegführung wandte die Wehrmacht erstmals an, als sie am 1. 9. 1939 Polen überfiel. Christian Ulrich <[email protected]> Hitler hatte bis zuletzt darauf gebaut, daß Großbritannien und Frankreich sich auch mit dem Überfall auf Polen abfinden würden. Als er auf ihr Ultimatum, seine Truppen zurückzuziehen, nicht reagierte, erklärten Großbritannien und Frankreich dem Deutschen Reich am 3. 9. 1939 den Krieg. Die den polnischen Truppen zu Lande (vor allem durch die motorisierten Verbände und die bewegliche Panzerwaffe) und in der Luft weit überlegene Deutsche Wehrmacht besetzte Polen rasch. Der Kampf um Warschau endete am 27. 9., am 6. 10. kapitulierten die letzten polnischen Verbände. Am 17. September griff die Sowjetunion, die am Vortag einen Waffenstillstand mit Japan geschlossen hatte, Polen von Osten her an. Am 28. 9. unterzeichneten die Außenminister Ribbentrob und Molotow in Moskau einen Grenz – und Freundschaftsvertrag mit einem geheimen Zusatzabkommen. In Abänderung der Vereinbarung vom 23. 8. wurde der Sowjetunion auch Litauen zugesprochen, wärend der deutsche Anteil am polnischen Gebiet bis zum Bug erweitert wurde. Das Zusammengehen Deutschlands und der Sowjetunion war von machtpolitischen und militärstrategischen Überlegungen bestimmt. Durch den Pakt mit der Sowjetunion hatte Deutschland für die Auseinandersetzung mit den Westmächten den Rücken frei und verlegte das Gros seiner Truppen nach Westen. Das am 11. 2. 1940 geschlossene Wirtschafts-abkommen, aufgrund dessen die Sowjetunion gegen deutsche Maschinen und Kriegsgerät beträchtliche Mengen Getreide, Erze und Öl lieferte, vereitelte außerdem alle Versuche von gegnerischer Seite, Deutschland durch eine Wirtschaftsblockade zum Einlenken zu zwingen. Hitler forderte Großbritannien und Frankreich am 6. 10. 1939 auf, den neuen Status quo anzuerkennen und Frieden zu schließen, doch war er trotz der Warnungen führender Militärs vor einer Offensive im Westen bereits entschloßen zur “Vernichtung der Kraft und Fähigkeit der Westmächte, noch einmal der staatlichen Konsolidierung und Weiterentwicklung des deutschen Volkes in Europa entgegen treten zu können” (Denkschrift vom 9. 10. 1939). Mängel in der Rüstung, die Wetterlage und der Pessimismus der Wehrmachtführung (Halder, Brauchitsch, auch Göring) verzögerten jedoch die Realisierung von Hitlers Absicht, noch 1939 zur Kanalküste vorzustoßen, um aus dieser Position den Hauptgegner Großbritannien zum Einlenken zu zwinken oder in der Luft und zur See bekämpfen zu können. Bevor sich Hitler nach Osten wandte, sollte die von Westen drohende Gefahr beseitigt werden. In der Absicht im neutralen Norwegen Stützpunkte für den Seekrieg gegen Großbritannien zu gewinnen, entwickelte die deutsche Marineführung Pläne zur Besetzung. Die deutsche Operation gegen Norwegen, die am 9. 4. 1940 begann, kam dem britischen Vorhaben einer Vermienung der dortigen Küstengewässer knapp zuvor. Deutsche Truppen besetzten gegen norwegischen und britischen Widerstand bis zum 10. 6. das Land. Auch Dänemark wurde am 9. 4. militärisch besetzt. Schweden blieb souverän, war aber zu wohlwollendem Verhalten gegenüber Deutschland gezwungen. Nach der Sicherung der Nordflanke war der nächste Schritt Hitlers vorgegeben. Am 10. 5. 1940 fielen deutsche Truppen unter Verletzung der Neutralität dieser Länder in den Niederlanden, in Belgien und Luxemburg ein. Strategisches Ziel der Operation war, unter Ausnutzung des Überraschungsmoments mit den schnellen Panzerverbänden und der den Westmächten überlegenen Luftwaffe an der schwächsten Stelle der gegnerischen Abwehrfront durch die Ardennen nördlich der Maginotlinie schnell zur Kanalküste durchzubrechen, dadurch die britischen und französischen Truppen zu trennen und sie dann zu umfassen. Diese Taktik führte zum Erfolg. Die Niederlande und Belgien kapitulierten am 14. bzw. 28. 5.; am 20. 5. erreichten die deutschen Truppen die Mündung der Somme. Der Versuch, dem britischen Expeditionskorps den Rückzug zum Meer abzuschneiden, gelang allerdings nicht. Zwischen dem 5. und em 22. 6. rückten deutsche Truppen bis an die nord- und westfran-zösische Küste vor. Aufgrund des Waffenstillstandsabkommens von Compiègne (22. 6. 1940) besetzte Deutschland drei Fünftel Frankreichs, so daß die nordfranzösischen Industriegebiete, Paris und die gesamte Kanal- und Atlantikküste bis zur Spanischen Grenze unter direkter deutscher Kontrolle (deutscher Militätbefehlshaber in Paris) standen. Das Elsaß und Lothringen wurden ebenso wie Luxemburg unter einer deutschen Zivilverwaltung dem Reich angegliedert. Nach dem schnellen Sieg über Frankreich befand sich Hitlers Prestige in Deutschland auf dem Höhepunkt. Das Reich beherrschte den Kontinent vom Nordkap bis zur spanischen Grenze. Die gegen die Skepsis führender Militärs erungenen Blitzsiege entzogen den oppositionellen Kräften in der Heeresführung den Boden. Das war verhängnisvoll, weil Hitler durch seine Erfolge zugleich auch in seinem Unfehlbarkeitsanspruch als “größter Feldherr aller Zeiten” bestärkt wurde. Er griff künftig häufiger in die operative Führung der Wehrmacht, vor allem des Heeres, ein und verhärtete sich zunehmend gegen sachliche Einwände. Bereits bei den Aktionen, die er im Sommer und Herbst 1940 unternahm, um Großbritannien zur Einstellung des Krieges zu zwingen, zeigte sich, daß Hitler die Relation von Ziel und Mittel nicht mehr realistisch beurteilen vermochte. Er sah sich noch keineswegs am Ziel, sondern in einem ungesicherten Zwischenstadium. Großbritannien gab den scheinbar aussichtslosen Widerstand nicht auf, wie er fest erwartet hatte. An der Ostflanke festigte die Sowjetunion ihre Position. Durch die Annexion Bessarabiens und der nördlichen Bukowina rückte sie bedrohlich an die Ölfelder des wirtschaftlich eng an Deutschland gebundenen Rumänien heran, woher die Wehrmacht den größten Teil des Treibstoffs bezog. Die Gefahr des Zweifrontenkrieges, der Deutschlands Kräfte zwangsläufig überfordern mußte, blieb bestehen. Hitlers “Appell an die Vernunft auch in England” (Reichstagsrede vom 19. 7. 1940) und das Angebot, den britischen Besitzstand zu garantieren, wenn Großbritannien die deutsche Herrschaft über Christian Ulrich <[email protected]> Europa hinnähme, fanden in London kein Echo. Deshalb wandte er sich noch im Juli 1940 der Alternative zu, den Krieg im Westen so rasch wie möglich mit Waffengewalt zu beenden. Um Großbritannien in die Knie zu zwingen, standen Hitler mehrere Wege offen, die er zum Teil auch nebeneinander einschlug. Doch stellte sich heraus, daß die Mittel der Wehrmacht unzureichend waren. Eine Landung auf der Insel setzte Luftüberlegenheit und ausreichende Transportkapazitäten voraus. In der Schlacht um England gelang es der Luftwaffe aber nicht, die britische Luftabwehr entscheident zu schwächen oder Großbritannien durch die Bombar-dierung von Städten (London, Coventry) den deutschen Wünschen gefügig zu machen. Damit fehlte die wichtigste Grundlage für die Invasion, deren Vorbereitung Hitler am 16. 7. angeort-net hatte. Mangel an Transportraum um das Landungsunternehmen “Seelöwe” im Oktober auf 1941 (und damit schon endgültig) verschoben wurde. Als direkt gegen die Insel wirksame Maßnahme blieben der Kampf gegen die britische Seeherrschaft und der Handels- und Blockadekrieg. Für ersteres fehlte es jedoch an schweren Schiffen, für letzteres an Untersee-booten in ausreichender Zahl. In der zweiten Phase der Atlantikschlacht, zwischen Juni 1940 und März 1941,versenkten allerdings die wenigen einsatzfähigen deutschen U-Boote weit mehr Schiffsraum, als die Briten neu bauten. Verwundbar waren die Briten außerdem im Mittelmeerraum auf den Zufahrtswegen zu ihrem überseeischen Imperium. Hitler sah dieses Gebiet zunächst als italienische Domäne an. Auf Drängen der Heeres- und Marineführung wurde aber auch dieser Raum in die strategischen Planungen Deutschlands miteinbezogen. Der Plan zur Eroberung Gibraltars, die eine Schlies-sung der Meerenge erlaubt hätte, scheiterte an unerfüllbaren Forderungen Spaniens, die Konflikte mit Frankreich und Italien heraufbeschworen hätten. Wärend der Kampf mit Großbritannien noch keineswegs entschieden war, unternahm Hitler einen Schritt, der dem Eingreifen der USA in Europa und Asien vorbeugen und gleichzeiteig die weltpolitische Neuordnung vorantreiben sollte. Im Dreimächtepakt (27. 9. 1940) zwischen Deutschland, Italien und Japan sicherten sich die drei Regierungen volle gegenseitige Unterstützung gegen einen Angriff der USA und die Anerkennung ihrer jeweiligen Vormachträume zu. Die erkennbare Absicht einer sowjetischen Expansion in Nord- und Südosteuropa, die Deutschland in seinem Kampf gegen die Briten sehr gefährlich werden konnte, bestärkte Hitler nur in dem Entschluß, den er bereits im Juli 1940 gefaßt hatte. Aus seiner Sicht stellte die Sowjetunion den letzten potentiellen Gegner Deutschlands von Gewicht in Europa dar, auf den Churchill seine Hoffnungen setzen konnte. Großbritannien in einem weiterem Blitzkrieg diesen “Festlanddegen” aus der Hand zu schlagen, bedeutete gleichzeitig, die Aufmerk-samkeit der USA von Europa abzulenken, weil mit einer Ausschaltung der Sowjetunion das stärkste Gegengewicht gegen Japan in Asien wegfallen würde. Wenn Deutschland durch seinen Sieg über die (in ihrer Zahl und Kampfkraft leichtsinnig unterschätzte) sowjetische Armee auch die britische Ölversorgung aus dem Nahen und Mitleren Osten unterbinden und außerdem in Nordwestafrika Fuß fassen konnte, war Großbritannien geschlagen. Das deutsch-japanische Zusammengehen würde die USA vollends isolieren. Am 21. 7. 1940 trug Hitler der Heeresführung auf, das “russische Problem in Angriff zu nehmen”. Am 31. 7. befahl er, den Angriff, der über die militärische Niederlage hinaus auf die “Vernichtung der Lebenskraft Rußlands” zielte, für den Mai 1941 vorzubereiten. Die militärische Zwangslage des Sommers 1940 brachte Hitler also dazu, sich bereits zu diesem Zeitpunkt seinem alten Fernziel der Eroberung von Lebensraum im Osten und des “rassen- ideologischen Vernichtungskrieges gegen den jüdischen Bolschewismus” (Hillgruber) zuzuwenden, obwohl er für dieses Unternehmen den Rücken nicht frei hatte. Allerdings konnte Hitler dieses Ziel nicht ungestört verfolgen. Der von Mussolini ohne vorheringe Unterrichtung Hitlers begonnene “Parallelkrieg” zum Ausbau der italienischen Machtstellung im Mittelmeerraum führte rasch zu einem Fiasko. Bei den Angriffen auf Ägypten von Libyen aus (September 1940) und auf das von den Briten unterstützde Griechenland (28. 10.) erlitt Italien bald schwere Rückschläge; außerdem gelang es den Briten durch zwei Aktionen im November 1940 und im März 1941, die italienische Mittelmeerflotte als Angriffswaffe zu lähmen. Im Mai 1941 kapitullierten die italienischen Truppen in Äthio-pien vor den seit Januar vorrückenden Briten, und im Mai/Juni konsolidierten Truppen Großbritanniens und des freien Frankreichs auch ihren Einfluß im Irak und in Syrien. Diese Stärkung der britischen Position bildete eine Gefahr für die künftige deutsche Südflanke, so daß Hitler sich entschließen mußte, Italien auf dem Balkan und in Nordafrika zu unterstützen. Deutsche Panzertruppen unter General E. Rommel drängten zwischen Februar und April 1941 die Briten aus Libyen bis an die Grenze zu Ägypten zurück. Zur Vorbereitung des Feldzugs gegen Griechenland, der die rumänischen Ölfelder gegen britische Luftangriffe von Stützpunkten im östlichen Mittelmeer aus sichern sollte, und als Stabilisierungsmaßnahme gegen die Sowjetunion wurden im November 1940 Ungarn, Rumänien und die Slowakei in den Dreimächtepakt aufgenommen und deutsche Truppen nach Rumänien entsandt. Bulgarien und Jugoslawien traten dem Pakt im März 1941 bei. Ein dagegen unternommener Staatsstreich in Belgrad hatte zur Folge, daß sich der Feldzug der Achsenmächte nunmehr gegen Griechenland und Jugoslawien richtete. Der Angriff begann am 6. 4. 1941. Am 17. 4. war Jugoslawien, am 11. 5. trotz britischer Hilfe ganz Griechenland einschließlich der Inseln in deutscher und italienischer Hand; Kreta wurde gegen die britische Besatzung aus der Luft erobert (20. – 31. 5.). Griechenland wurde italienischer und zum kleinen Teil auch deutscher, Serbien deutscher Militärverwaltung unterstellt. Christian Ulrich <[email protected]> Der Balkankrieg verbesserte zwar die strategische Lage der Achsenmächte gegenüber Groß-britannien und der Sowjetunion, doch verschob sich dadurch der Überfall auf die Sowjet-union, den Hitler am 18. 12. 1940 für Mitte Mai 1941 beschloßen hatte, um 6 (angesichts der ungünstigen Wetterlage, mit der ab Herbst in der westlichen Sowjetunion zu rechnen war) wertvolle Wochen. Der für die Zukunft wichtigste Gesichtspunkt des Unternehmens “Barbarossa” aber war, daß Hitler Deutschland nun gerade in den Zweifrontenkrieg führte, vor dem er selbst immer gewarnt hatte. Am 22. 6. 1941 fiel die deutsche Wehrmacht in der Sowjetunion ein. Rumänien, Ungarn und Italien schlossen sich dem Angriff an, Finnland kämpfte für die Wiedergewinnung der abgetretenen Gebiete. Das deutsche Ostheer umfaßte 3,05 Mill Soldaten (75% des Feld-heeres, dazu 61% der Luftwaffe). Der Absicht, die Masse der Sowjetischen Truppen an der europäischen Front (etwa 4,7 Mill Soldaten) in einem weiteren Blitzfeldzug zu schlagen, kam es entgegen, daß Stalin bis zuletzt nicht mit einem deutschen Angriff gerechnet hatte. Trotz des raschen deutschen Vordringens in drei Stoßrichtungen (Eroberung von Smolensk am 16. 7., von Kiew am 19. 9., Beginn des Angriffs auf Leningrad, das allerdings bis 1944 vergeblich belagert wurde, am 11. 9.), bei dem weit über 1,5 Mill Kriegsgefangene gemacht wurden, wurde bis zum Winter aus verschiedenen Gründen die als Sicher erwartete Entscheidung nicht erreicht. Die Rote Armee war weit leistungsfähiger und besser ausgerüstet (Panzer T-34) als vermutet. Zudem erlaubten das sowjetisch-japanische Nichtangriffsabkommen (13. 4. 1941) und die seit Juli/August deutlich werdende Orientierung nach Süden der Sowjetregierung, fertig ausgebildete und ausgerüstete Verstärkungen aus dem Osten heranzuführen. Es gelang ihr außerdem, wichtige Industriebetriebe kurzfristig nach Osten zu verlagern. Dagegen litten die stark strapazierten deutschen Truppen zunehmend unter Versorgungsschwierigkeiten. Trotzdem verwarf Hitler im August den Rat des OKH, die Kräfte zusammen zu fassen und die Entscheidung im Vorstoß auf den zentralen Verkehrsknotenpunkt Moskau zu suchen. Stattdessen befahl er aus politischen und wirtschaftlichen Gründen die Einnahme von Leningrad im Süden (zeitweilige Einnahme von Rostow am Don 21. – 28. 11.). Der Angriff auf Moskau verzögerte sich dadurch bis zum 2. Oktober. Die Spitzen der auf den Winterkrieg völlig unvorbereiteten deutschen Truppen erreichten die Außenbezirke der Hauptstadt, bevor die Rote Armee durch eine am 5. Dezember beginnende Gegenoffensive Moskau entlastete. Am 16. Dezember gab Hitler den Befehl, jede Stellung zu halten, am 19. Dezember übernahm er selbst den Oberbefehl über das Heer anstelle von Brauchitschs, der den Rückzug in günstigere Winterstellungen beführwortet hatte. Das Scheitern der Blitzkriegsstrategie vor Moskau bedeutete bereits die militärisch und ökonomisch entscheidende Wende für Hitlers gesamten Kriegsplan. Kriegswirtschaftliche Auswirkung war, daß in Deutschland seit der ersten Jahreshälfte 1942 unter A. Speer die Rohstoff- und Rüstungsproduktion (besonders Panzer und U-Boote) ohne die bisherige starke Rücksichtnahme auf die zivile Produktion und unter vermehrtem Einsatz von Zwangsarbeitern vorangetrieben wurde. Beim Ausstoß von Kriegsmaterial verschlechterte sich die Relation zwischen Achsenmächten und Alliierten von 1:1 (Mitte 1941) auf 1:3 (1944) Deutschland hatte sich lange bemüht, den USA keinen Vorwand zum Kriegseintritt zu geben. Seine Kriegserklärung vom 11. 12. 1941 erfolgte, um unter den gegebenen Umständen die USA möglichst rasch in einen Krieg auf den beiden großen Ozeanen zu verwickeln, bevor sich ihre materielle Überlegenheit, die jetzt voll mobilisiert wurde, zuungunsten der Achsenmächte auswirken konnte. Anders als die USA und Großbritannien führten Deutschland und Japan ihre Kriege jedoch weiterhin getrennt. Zum Zusammentrefen ihrer Expansionskeile im Bereich des Indischen Ozeans kam es nicht (18. 1. 1942: vertragliche Abgrenzung der Operationszonen längs des 70. Längengrades). Hitler verwarf Raeders Alternativvorschläge, die eine Verlagerung der deutschen Kriegsführung ins Mittelmeer und in den Vorderen Orient vorsahen. Die Schlagkraft des deutschen Ostheeres war 1942 schon eingeschränkt. Seine Offensive konzentrierte sich auf die Schwächung des Gegners durch die Besetzung der Versorgungsgebiete am Don und an der unteren Wolga und des Erdölgebiets von Baku und Batumi. Teilerfolge auf dem Weg zu diesen weit auseinanderliegenden Zielen (Einnahme von Sewastopol am 2. 7., von Rostow am Don am 23. 7., des Erdölgebiets von Maikop am 9. 8.) führten weder im Kaukasus noch in Stalingrad, das nicht vollständig erobert wurde, zu einer Entscheidung. Statt die begrenzten militärischen Kräfte zum Winter in günstige Positionen zu bringen, wollte Hitler beide Ziele erreichen; Der Konflikt in der Heeresführung über diese Strategie hatte die Absetzung des Generalstabschefs F. Halder zur Folge (24. 9. 1942). Durch den am 19./20. November beginnenden sowjetischen Gegenangriff wurde die 6. Armee bei Stalingrad eingekesselt und mußte, da Hitler Ausbruchsversuche nach Westen verbot und die Versorgung aus der Luft nicht gelang, am 31. Januar/2. Februar 1943 kapitulieren. Der Rückzug aus dem Kaukasus und die anschließende Stabilisierung der Front gelang nur mit Mühe. Die Gesamtverluste, die die Wehrmacht im Kriegsjahr 1942/43 erlitt, betrugen fast eine Millionen Soldaten. Als Mitte Juli 1943 eine deutsche Großoffensive zur Begradigung der Südostfront bei Kursk von einer sowjetischen Gegenoffensive beantwortet wurde, hatte die Rote Armee an der Ostfront entgültig die Initiative übernommen. Gegen die Seeverbindungen zwischen Großbritannien und den USA erzielten die deutschen U-Boote 1942 große Erfolge, solange sie vor der zunächst fast ungeschützten amerikanischen Küste ungehindert operieren konnten. Ab April 1942 verringerte sich dann die Differenz zwischen der versenkten Tonnage und den alliierten Neubauten, die um die Jahreswende 1942/43 erstmals über den Verlusten lagen; im September 1943 waren alle bisherigen alliierten Kriegsverluste durch Neubauten ausgeglichen. Am 24. 5. 1943 brach der neue Ober- Christian Ulrich <[email protected]> befehlshaber der deutschen Kriegsmarine, K. Dönitz, die Konvoibekämpfung im Nordatlantik wegen der hohen eigenen Verluste an U-Booten ab und beschränkte den Kampf vortan auf die Störung des Handels und die Bindung feindlicher Kräfte. Der deutsche Luftraum im Westen war nach dem Abbruch der Schlacht um England entblöst worden, weil die Luftwaffe auf dem Balkan und dann im Krieg gegen die Sowjetunion benötigt wurde. Es gelang nicht, die entstandene Lücke wieder zu schließen, zumal sich Hitler und Göring bei der Flugzzeugproduktion lange Zeit nicht eindeutig zwischen Offensiv- und Defensivstrategie (Bau von Bombern bzw. Jägern) entschieden. Auch in Nordafrika häuften sich die Probleme. Auf eine heimliche Zustimmung Pétains für einen Waffenstillstand in Afrika (12. 11. 1942) hin ließ Hitler dem bislang unbestzten, von der Vichy-Regierung verwalteten Teil Frankreichs militärisch besetzen. Zwischen zwei Fronten hielt sich die deutsch-italienische Heeresgruppe noch bis Anfang Mai 1943, mit der Kapitulation von 250 000 Mann (13. Mai) endeten die Kämpfe in Afrika. Als im Sommer 1943 die Mächte der Anti-Hitler-Koalition von verschiedenen Seiten her zum Eindringen in die “Festung Europa” ansetzten, hatten das NS-Regime und seine Verbündeten den Kontinent scheinbar noch fest in der Hand. Die Stabilität ihrer Herrschaft war aber in Wirklichkeit auch von innen bedroht. die Verbündeten wurden müde. Die Grenzen des Herrschaftsbereichs maßen rund 15 000 Kilometer. Die Kampfkraft der durch weite Wege und dauernde harte Einsätze überanspruchten Wehrmacht wurde geringer (Stärke des Feldheeres 1941: 3.8 Mill., 1942: 4 Mill, 1943: 4,25 Mill, 1944: 4 Mill; Waffen-SS 1941: 150 000, 1942: 230 000, 1943: 450 000, 1944: 600 000 Mann . Tote, Gefangene, Entlassene der Wehrmacht im Kriegsjahr 1940/41: 217 000, 1941/42: 627 000, 1942/43: 967 000, 1943/44: 1 706 000, 1944/45: 434 000 Mann). Auch im technischen Bereich wurde gleichwertiger Ersatz immer knapper. Die wirtschaftliche Basis war angesichts der teils durch die Umstände erzwungenen, teils fahrlässige Verzettelung der Kräfte für die Behauptung gegen den konzentrierten Ansturm von außen auf die Dauer viel zu schmal, zumal es in den eroberten Gebieten oft nicht gelang, stabile Produktionsbedingungen herzustellen. Rationalisierung, gezielter Einsatz der knappen Rohstoffe und andere Maßnahmen bewirkten zwischen Anfang 1942 und Mitte 1944 zwar eine Verdreifachung der Rüstungsproduktion, doch blieb Deutschland damit weit hinter dem Ausstoß seiner Gegner zurück. Die USA produzierten bereits 1943 mehr Kriegsmaterial als alle anderen Kriegführenden Mächte zusammengenommen. Der deutsche Herrschaftsbereich gewann in den Kriegsjahren keine feste staatliche Gestalt. Gewisse Gebiete wurden dem Reich angegliedert, den endgültigen Status der meisten besetzten Länder ließ das NS-Regime absichtlich in der Schwebe, um nach dem Sieg eine großräumige Neuordnung nach rassenideologischen Zielvorstellungen vornehmen zu können. Dementsprechend wurde die politische Kollaboration in den besetzten Ländern im wesent-lichen nach ihrem aktuellen Nutzen bewertet. Unter dem gleichen Aspekt erfolgten die propagandistischen Aufrufe zur Beteiligung am Kampf gegen den Bolschewismus, mit denen unter anderem Freiwillige für die Waffen-SS geworben wurden. In Zukunft sollten die west-, süd- und osteuropäischen Staaten (auf längere Sicht auch Italien) mit nicht- “germanischer” Bevölkerung in Abhängigkeit von Deutschland weiter exestieren. Der deutsche “Lebensraum” sollte durch zielstrebige Besiedlung nach Osten bis zum Ural ausgedehnt werden. Bis Anfang 1943 waren bereits 600 000 sogenannte Volksdeutsche aus Minderheitsgebieten im Osten des Reichsterritoriums ansässig gemacht worden. Die Bevölkerung der beanspruchten Gebiete sollte, soweit sie nicht zu Arbeitssklaven gemacht wurde, nach Sibirien und in andere entfernte Gebiete umgesiedelt werden (Billigung des Generalplans Ost durch Himmler am 12. Juni 1942). In Italien spitzte sich die Lage zu. Die alliierte Besetzung Siziliens (10. 7. – 17. 8. 1943) führte überraschend schnell dazu, daß Mussolini vom Faschistischen Großrat gestürzt wurde (25. 7.). Am Tag der alliierten Landung an der Südspitze Italiens kapitulierte die neue Regierung Badoglio (3. 9., Bekanntgabe 8. 9. 1943). Sie erklärte Deutschland am 13. 10. den Krieg. Die Bedrohung der Südflanke zwang Hitler dazu, nun auch Nord- und Mittelitalien zu besetzen (Rom 10. 9.) Dazu mußte er kampfstarke Verbände von der Ostfront abziehen. Gegen den heftigen deutschen Widerstand kamen die Alliierten 1944 in Italien nur langsam vorran (Einmarsch in Rom am 4. 6. 1944). Allerdings war es ihnen jetzt möglich, das Reich von allen Seiten aus zu bombadieren. Aufgrund des Vorstoßes der Roten Armee mußten die deutschen Truppen Griechenland (2. 11. 1943) und Südjugoslawien räumen. Im November 1944 gelang es den deutschen Truppen nach der Invasion der Allierten in der Nomandie (6. 6. 1944) noch einmal, entlang Oberrhein, Westwall und Niederrhein eine feste Front zu bilden. Deutschland war nun vom Osten, Süden und Westen eingekreist. Die Ardennenoffensive (16.-24. 12. 1944), Hitlers letzter Versuch, den feindlichen Ring im Westen, wie 1940, zu durchbrechen, scheiterte nach geringem Raumgewinn an der Unzulänglichkeut der Mittel. Mit ihren Großoffensiven rückten ab Mitte Januar 1945 die Rote Armee und ab Februar die Truppen der Westmächte unaufhaltsam vor. Der hinhaltende deutsche Widerstand im Osten ermöglichte es einer sehr großen Zahl von Flüchtlingen, doch noch in die Gebiete westlich der Oder zu gelangen. Am 25. April 1945 begegneten sich bei Torgau an der Elbe sowjetische und amerikanische Truppen, am 2. Mai kapitulierte Berlin (wo Hitler am 30. April Selbstmord begangen hatte), am gleichen Tag trat die Kapitulation der deutschen Truppen in Italien in Kraft. Am 7. Mai kapitulierte die deutsche Wehrmacht in Reims vor Vertretern der vier großen Alliierten (Sowjetunion, USA, Großbritannien, Frankreich) bedingungslos (mit Wirkung vom Beginn des 9. Mai). Der Kapitulationsakt wurde am 9. Mai in Berlin-Karlshorst auch vor dem sowjetischen Oberkommandierenden Christian Ulrich <[email protected]> vollzogen. Die Regierung des von Hitler vor seinem Tod zum Reichspräsidenten ernannten Dönitz wurde am 23. Mai 1945 in Flensburg verhaftet. Am 5 Juni gaben die Oberkommandierenden der vier Besatzungsmächte in Berlin die Übernahme der obersten Regierungsgewalt in Deutschland, die Einteilung Deutschlands in Besatzungszonen und die Konstituierung des Alliierten Kontrollrats bekannt. Damit hatte das Deutsche Reich seine Handlungsfähigkeit verloren. Folgen Der Zweite Weltkrieg richtete furchtbare Verheerungen an. Von 110 Mill Solsaten fielen 27 Mill; 25 Mill Zivielpersonen starben (darunter fast 6 000 000 Opfer des nationalsozialisti-schen Rassenwahns). 3 000 000 Menschen blieben vermißt. Die Sowjetunion verlor 20 Mill Menschen, China wenigstens 10 Mill, Deutschland 4,8 Mill (weitere 2,5 Mill durch Flucht, Vertreibung und Verschleppung als unmittelbare Folgen des Krieges), Polen 5,8 Mill, Japan 2 Mill, Jugoslawien 1,7 Mill, Frankreich 600 000, Großbritannien 400 000, die USA 300 000. Quellen: Meyers Enzyklopädisches Lexikon Janusz Piekalkiewicz: Der Zweite Weltkrieg Meyers Grosses Taschenlexikon