cronos info 36 · Februar 2015 Managementberatung Energiedienstleistungen für Geschäftskunden: Die PS auf die Straße bringen 27 28 Managementberatung n der letzten Ausgabe der cronos info wurde bereits ausführlich darauf eingegangen, dass Energieversorgungsunternehmen (EVU) in der Regel optimale Voraussetzungen mitbringen, um sich als ganzheitlicher Lösungsanbieter für Energiedienstleistungen (EDL) zu positionieren. Denn sie verfügen nicht nur über den direkten Draht zum Kunden, sondern besitzen zudem das erforderliche Wissen hinsichtlich geeigneter Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz. Hinzu kommen die Erfahrungen in Planung, Bau und Betrieb von Anlagen zur Energieumwandlung, -verteilung und -speicherung. Der Zugang zu den Märkten der Energiebeschaffung und -vermarktung rundet das Eignungsprofil als Lösungsanbieter darüber hinaus noch ab. Im Folgenden soll nun gezeigt wer- I cronos info 36 · Februar 2015 den, wie sich dieses Potenzial im Zuge der Weiterentwicklung des Geschäftsfelds der Energiedienstleistungen ausschöpfen lässt und welche Möglichkeiten EVU hinsichtlich des organisatorischen Aufbaus haben. Der Schlüssel ist die Vernetzung des an verschiedenen Stellen im EVU vorhandenen Wissens In den meisten Unternehmen ist das für den ganzheitlichen Optimierungsansatz erforderliche Wissen auf mehrere Köpfe und Organisationseinheiten verteilt. Wie bereits in der letzten Ausgabe angesprochen, stehen auf der einen Seite hervorragende Verkäufer sowie Produkt- und Angebotsmanager für Stromund Gaslieferprodukte. Auf der anderen Seite findet man im Abb. 1: Getrennte Geschäftseinheiten für Commodity und EDL Die Aufbauorganisation ist komplex und enthält Redundanzen, ist aber relativ schnell umzusetzen. Geschäftsführung Produkte und Marketing Verkauf Commodity SGE EDL … Commodity Marketing und Produktportfoliomanagement Produkte und Marketing KMU und Kommunen Produkt- und Partnermanagement Verkauf Angebotscenter Produktentwicklung Angebotscenter Großkunden Wesentliche Vorteile: Q Der Interessenkonflikt Strom- und Gasverkauf vs. EDL ist für Kunden weniger offensichtlich, insbesondere, wenn Geschäftseinheit EDL in eigener GesellQ schaft allokiert wird. Q Ermöglicht schnellen Markterfolg für EDL, da Thema unabhängig vom CommodityVertrieb vorangetrieben wird. Q Wesentliche Nachteile: Kunde hat getrennte vertriebliche Hauptansprechpartner für Commodity und EDL. Q Die ganzheitlichen Lösungen müssen Q über Bereichsgrenzen hinweg entwickelt werden. Q Der Q Abb. 2: Commodity und EDL als gemeinsame Geschäftseinheiten Die Aufbauorganisation ist schlank und frei von Redundanzen – erfordert aber eine breitere Qualifizierung der Mitarbeiter. Q Q Geschäftsführung Verkauf Commodity & EDL Produkte und Marketing Commodity & EDL Großkunden Marketing und Produktportfoliomanagement KMU und Kommunen Produkt- und Partnermanagement Angebotscenter Produktentwicklung … Wesentliche Vorteile: Q Der Kunde hat nur einen vertrieblichen Hauptansprechpartner. Q Ganzheitliche Lösungen werden bereichsQ intern entwickelt und aus einer Hand angeboten. Q Wesentliche Nachteile: Q Der Interessenkonflikt Strom- und Gasverkauf vs. EDL ist für Kunden offensichtlich. Q Ein Umdenken und Fortbildung für alle Mitarbeiter im Vertrieb ist erforderlich Energiedienstleistungsbereich sehr kompetente Projektentwickler, Produkt- und Angebotsmanager für Energieeffizienz und z. B. BHKW-Contracting. Und für den Zugang zu den Energiemärkten gibt es noch die Energiehandelsabteilung. Die Herausforderung besteht darin, dieses verteilte Wissen miteinander zu vernetzen – und 29 Managementberatung cronos info 36 · Februar 2015 zwar sowohl im Verkauf als auch im Produkt- und Angebotsmanagement. Grundsätzlich gibt es hierzu zwei verschiedene LöZum einen können Qsungsansätze: Q die bestehenden GeschäftseinQ für Commodity, also den Qheiten Strom- und Gasvertrieb, und für Energiedienstleistungen (EDL) nach wie vor getrennt gehalten werden. Zum anderen lassen sich diese auch zu einer gemein- samen Geschäftseinheit zusammenfassen. Beide Ansätze haben ihre Vor- und Nachteile. Bei getrennten GeschäftseinQ heiten für Commodity und EDL Q gestaltet sich der OrganisatiQ onsaufbau insgesamt komplexer. Hierbei wird dem ganzheitlichen Ansatz zudem nur bedingt Rechnung getragen bzw. erfordert es besondere Mühe, die bestehenden internen Grenzen zu überwinden. Die spezifischen Vor- und Nachteile dieses Modells sind in Abbildung 1 aufgelistet. Der auf einer Einheit basierende Ansatz erfordert im Gegensatz dazu eine deutlich breitere Qualifizierung der Mitarbeiter. Jedoch lässt sich gegenüber den Kunden auf diese Weise viel Q Q Abb. 3: Abstimmungsaufwand bei getrennten Geschäftseinheiten Bei getrennten Geschäftseinheiten für Commodity und EDL sind viele bereichsübergreifende Abstimmungen erforderlich. Q Stellt marktgerechte Commodity-Produkte und -Lösungsbausteine für die jeweiligen Kundensegmente zur Verfügung. abwicklungsfähig sind und kontinuierlich verbessert werden. Q Sorgt dafür, dass die Commodity-Produkte und -Lösungsbausteine Q Enge Zusammenarbeit mit dem Produktmanagement EDL Produktmanagement Commodity Verkäufer Angebotscenter Commodity Commodity Q Beziehungsmanagement Q Kennt Kunde Bedürfnis „Niedrige Energiekosten” Commodity Q Legt Vorgehensweise beim Kunden bzgl. Commodity fest Q Enge Abstimmung mit Verkäufer für EDL Q Beziehungsmanagement Q Kennt EDL Q Legt Vorgehensweise beim Kunden bzgl. EDL fest Q Enge Abstimmung mit Verkäufer für Commodity Produktmanagement Q Gestalten individueller Energielieferverträge auf Basis freigegebener Bausteine Q Experten für Energiewirtschaft Q Enge Zusammenarbeit mit Angebotscenter EDL Q Projektleitung bei komplexen Lösungen Q Kombination von Lösungsbausteinen zu ganzheitlichen Kundenlösungen für Energietechnik Q Enge Zusammenarbeit mit Angebotscenter Commodity Q Experten Verkäufer Angebotscenter EDL EDL EDL Q Stellt marktgerechte EDL und Lösungsbausteine für die jeweiligen Kundensegmente zur Verfügung. dafür, dass die EDL und Lösungsbausteine abwicklungsfähig sind und kontinuierlich verbessert werden. Q Enge Zusammenarbeit mit dem Produktmanagement Commodity Q Sorgt Abb. 4: Abstimmungsaufwand bei einer gemeinsamen Geschäftseinheit Bei einer gemeinsamen Geschäftseinheit für Commodity und EDL erfolgen die Abstimmungen bereichsintern. Kunde Bedürfnis „Niedrige Energiekosten” Verkäufer Angebotscenter Commodity und EDL Commodity und EDL Q Beziehungsmanagement Q Kennt Commodity und EDL Q Legt Vorgehensweise beim Kunden fest Q Kann einfache EDL ohne Einbindung des Angebotscenters verkaufen (z. B. Energieberatung) Q Projektleitung bei komplexen Lösungen, z. B. Contracting Q Kombination von Lösungsbausteinen zu ganzheitlichen Kundenlösungen Q Enge Zusammenarbeit der Experten für Energiewirtschaft und Energietechnik Produktmanagement Commodity und EDL Q Stellt Q Sorgt marktgerechte Produkte, Dienstleistungen und Lösungsbausteine für die jeweiligen Kundensegmente zur Verfügung. (Kunden- und Marktsicht) dafür, dass die Produkte, Dienstleistungen und Lösungsbausteine abwicklungsfähig sind und kontinuierlich verbessert werden. (Prozesssicht) 30 glaubwürdiger ein Angebot „aus einer Hand“ lancieren. Abbildung 2 fasst die wichtigsten Vor- und Nachteile zusammen. Grundsätzlich kann man sagen, dass die Beibehaltung von getrennten Geschäftseinheiten ihren Hauptvorteil in der schnellen Umsetzbarkeit hat, da das Wissen zwar vernetzt wird, aber auf viele Köpfe verteilt bleibt. Die Zusammenlegung in einer gemeinsamen Geschäftseinheit punktet dagegen mit einem deutlich geringeren Abstimmungsaufwand, wie aus den Abbildungen 3 und 4 deutlich wird. Beim „gemeinsamen“ Ansatz ist in jedem Fall ein Umdenken erforderlich – insbesondere im Hinblick auf die Fortbildung innerhalb der gesamten Vertriebsorganisation. Ziel ist es, Verkäufer, Produkt- und Angebotsmanager zu haben, die jeweils das gesamte Spektrum von Commodity über Energieeffizienz und Contracting bis hin zur Vermarktung von Flexibilitäten abdecken können. Mit Blick auf die aktuelle Qualifikation der Vertriebsmitarbeiter in EVU kann dieser Weg sehr lang sein. Fazit: Egal, welcher Weg gewählt wird – die ersten Schritte sollten zeitnah gegangen werden Wenn ein EVU entscheidet, sich als ganzheitlicher Lösungsanbieter zu positionieren, IMPRESSUM Herausgeber cronos Unternehmensberatung GmbH Redaktion Marcus Krüger (V.i.S.d.P.) Anja Ziegler (Ltg.) Sarah Belimkan Managementberatung ist es vor allem wichtig, den dafür erforderlichen Veränderungsprozess zeitnah zu beginnen. Dies kann auch in Form einer Pilotierung innerhalb der bestehenden Organisation erfolgen. Hierzu könnten ausgewählte Mitarbeiter aus den Geschäftseinheiten Commodity, Energiedienstleistungen und Energiehandel in eine Projektgruppe integriert werden, um den Grundstein für dieses Geschäftsmodell zu erarbeiten und erste Vorstöße bei Pilotkunden zu unternehmen. Unterstützung durch c.con Die c.con Management Consulting GmbH (c.con) ist die Strategie- und Managementberatung innerhalb der cronos Unternehmensgruppe – mit klarem Fokus auf der Energiewirtschaft. Daher verstehen die Berater die Gegebenheiten und Herausforderungen der EVU sehr genau. cronos info 36 · Februar 2015 Stefan Mierzowski Jahrgang: 1966 Studienabschluss/Titel: Dipl.-Ökonom Studium: Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Universität StuttgartHohenheim Werdegang: Seit 1997 Berater in verschiedenen Branchen, hauptsächlich in der Energiewirtschaft, Mitglied der Geschäftsleitung der cronos, Geschäftsführer c.con Management Consulting GmbH Tätigkeitsschwerpunkte: Strategie- und Managementberatung in der Energiewirtschaft; Interimsmanagement Fachlich ist die c.con mit den Prozessen und Produkten sowohl im Commodity- als auch im Energiedienstleistungsbereich von EVU bestens vertraut. In Verbindung mit der ausgeprägten Methodenkompetenz und der Erfahrung aus über 80 erfolgreichen Beratungsprojekten ist das eine gute Voraussetzung, um EVU auf ihrem Weg zum ganzheitlichen Lösungsanbieter wirkungsvoll zu unterstützen. Anschrift der Redaktion cronos Unternehmensberatung GmbH Weseler Straße 539 48163 Münster Tel. +49 251 39966-0 Fax +49 251 39966-999 [email protected] www.cronos.de Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmung und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Layout und Satz KOEPERHERFURTH Büro für Konzeption und Gestaltung, Dortmund Erscheinungsweise ci vier teljährlich (4 Ausgaben pro Jahr) Druck Thiekötter Druck GmbH & Co. KG, Münster Copyright Diese Zeitschrift, Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb des engen Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung der cronos unzulässig und strafbar. Anzeigenverwaltung und Abonnementservice Sie haben Interesse, eine Anzeige zu schalten, oder möchten die cronos info abonnieren? Schicken Sie eine E-Mail an [email protected].