Arbeitsgemeinschaft „Pharmakoökonomie von Antiinfektiva“ Ansprechpartner: Eva Susanne Dietrich; Herbert-Lewin-Straße 3; 50933 Köln; [email protected] Problemstellung 1 Problemstellung 3 Begriffe wie Kosteneffektivität und Wirtschaftlichkeit haben sich in den vergangenen Jahren im allgemeinen medizinischen Sprachgebrauch etabliert. Auf der Suche nach Rationalisierungsmöglichkeiten wird vor allem die Arzneimittelverordnungspraxis im Krankenhaus gerne fokussiert. Allzu häufig reduziert sich die Diskussion auf die anfallenden Tagestherapiekosten, oder Fachtermina werden falsch verwendet. Hierbei spielen Antibiotika eine besondere Rolle, denn bis zu 90 % der stationären Patienten erhalten während ihres Krankenhausaufenthaltes ein Antibiotikum verabreicht. In Folge betragen die Arzneimittelkosten für Antibiotika bis zu 50 % des Arzneimitteletats. Bei der Wahl eines Antibiotikums ist die klinische Effektivität, gerade auch im Hinblick auf Wirtschaftlichkeitsaspekte, ein entscheidendes Kriterium. Als Folge einer insuffizienten oder nebenwirkungsreichen antibiotischen Therapie können Kosten entstehen, welche die vordergründige Einsparung durch den geringeren Präparatepreis bei weitem übersteigen. Im Zuge der Zeit fügen viele Autoren ihren Publikationen eine Kostenbetrachtung an, die häufig als pharmakoökonomische Analyse tituliert wird, den geltenden Mindestanforderungen an derartige Evaluationen jedoch oft nicht entspricht. Problemstellung 2 Viele Ärzte lehnen pharmakoökonomische Untersuchungen reflexartig ab, da sie eine Einschränkung der Therapiefreiheit und eine Gefährdung der medizinischen Ethik befürchten. In der Argumentation werden jedoch oft quantitative und qualitative Begriffe wie „Maximalversorgung“ und „optimale Versorgung“ synonym verwendet. Projekte in Planung • Studie zu Verlagerungseffekten stationär – ambulant im Zuge der DRG-Einführung • Anteil Antibiotika an Gesamtkosten Therapie Intentionen zur Gründung der AG • Ein Zusammenschluss verschiedener pharmakoökonomisch interessierter klinischer Ärzte und Apotheker im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft unter der Ägide einer medizinpolitisch einflussreichen Gesellschaft wie der Paul-Ehrlich-Gesellschaft ist sinnvoll. • Nützliche Einsatzmöglichkeiten der Pharmakoökonomie in der Infektiologie sollten diskutiert, festgelegt und ebenso wie pharmakoökonomisches Basiswissen in Vorträgen und Schriften verstärkt vermittelt werden. • Die Arbeitsgemeinschaft sollte in Anlehnung an internationale Richtlinien für pharmakoökonomische Studien Qualitätsstandards etablieren und diese gezielt und systematisch disseminieren. • Die Qualitätskriterien sollten in Studien integriert und validiert werden – vordringlich in solchen, die von Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft geleitet werden. In einem nächsten Schritt auch in möglichst vielen anderen Studien. • Nationale und internationale pharmakoökonomische Studien mit adäquater Qualität sollten verstärkt in die Therapieempfehlung der Paul-Ehrlich-Gesellschaft einbezogen werden. • Therapieempfehlungen auf der pharmakoökonomischen Studien • Longitudinalstudie Therapierichtlinien zur Basis Einhaltung von von • PCT-Studie Die Arbeitsgemeinschaft der Pharmakoökonomie von Antiinfektiva sucht Doktoranden zum nächstmöglichen Zeitpunkt Ihre Aufgabe: auf der Basis eines vorliegenden Konzeptes Unterstützung bei der Durchführung der geplanten Projekte Erstellung einer Publikation Unsere Betreuung: Zeitaufwand ist pro Projekt auf ca. 9 Monate veranschlagt; Anbindung des Doktoranden an die Arbeitsgemeinschaft Pharmakoökonomie von Antiinfektiva Finanzielle Aufwandsentschädigung und die kompetente fachliche Begleitung sind gewährleistet Wenn Sie derzeit ohne klinische Tätigkeit sind, im Großraum Köln-Bonn-Düsseldorf wohnen und Interesse an der Arbeit haben, wenden Sie sich bitte per E-Mail ([email protected]) oder über die Geschäftsstelle der PEG (Immenburgstr. 20; 53121 Bonn) an den Leiter der AG Pharmakoökonomie Jahrestagung der PEG 06.-07.September 2002, Bonn Arbeitsgemeinschaft „Pharmakoökonomie von Antiinfektiva“ E. S. Dietrich, O. Mast, H. Fischer, T. Hoppe-Tichy, K.-H. Kullmann, H.-J. Stodt, E. Strehl, H. Tassler, D. Wittmann und die Arbeitsgemeinschaft „Pharmakoökonomie von Antiinfektiva“ Einleitung Behandlungsentscheidungen, welche in Zeiten knapper Ressourcen und Mittel ökonomische Aspekte ausklammern, laufen Gefahr, zu unwirtschaftlichem Handeln zu führen. Da dies im ökonomischen Sinne bedeutet, dass mit gegebenen begrenzten Mitteln kein Optimum an Heilung bzw. Gesundheit herbeigeführt wird, ist diese Konsequenz ethisch bedenklich. Wann soll eine pharmakoökonomische Studie durchgeführt werden? Hohe finanzielle Belastung durch medikamentöse Therapie: 1. Viele Patienten betroffen 2. Hohe Medikamenten-Kosten Ziel Welche Analysenkonzepte sind für pharmakoökonomische Analysen sinnvoll? Kosten-Effektivitäts-Analysen: Grundlage wirtschaftlicher Entscheidungen Krankheitskosten-Analyse: Angaben zu den Kosten von Krankheiten, Folgekrankheiten oder Nebenwirkungen Kosten-Minimierungs-Analysen: identische Wirksamkeit alternativer Therapien Kosten-Nutzen-Analysen und Kosten-Nutzwert-Analysen: komplexe Theorie der indirekten Kosten und Nutzwerte • Transparente Kostendarstellung im Kontext der GesamtTherapiekosten und des therapeutischen Nutzens • Basis für ein rationales, politisch und gesellschaftlich akzeptiertes Kostenmanagement • Resultat: hohe Behandlungsqualität zu optimalen Kosten Welche ökonomischen Perspektiven kommen in Frage? Krankenkassen: fast immer sinnvoll Volkswirtschaft: in nationalen und internationalen Richtlinien empfohlen Solide pharmakoökonomische Analysen setzen neben methodischen auch klinische Kenntnisse im untersuchten Anwendungsgebiet und Erfahrung in der Sammlung von Daten im Rahmen einer Studie voraus. Ist dies nicht gegeben, besteht die Gefahr, dass derartige Analysen wegen Mängeln ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Beispiele für unerwünschte Ereignisse mit pharmakoökonomischer Relevanz • allergische Reaktionen (Krankenhauseinweisung, Krankenhausverweildauer) • Anaphylaxie (Krankenhauseinweisung, Krankenhausverweildauer) • gastrointestinale Störungen (Medikamente, Krankenhausverweildauer) • hämatologische Nebenwirkungen (Krankenhausverweildauer) • Nephrotoxizität (Krankenhauseinweisung, Lebensqualität) • Ototoxizität (Lebensqualität) • pseudomembranöse Kolitis (Krankenhausverweildauer) A B Krankheitsprozess akut chronisch rezidivierende Harnwegsinfekte Mukoviszidose chronische Bronchitis chronische Sinusitis Welche Kosten sollten berücksichtigt werden? Alle direkten und gegebenenfalls auch indirekten Kostenfaktoren, die im Zusammenhang mit der Therapie stehen und für die gewählte Perspektive relevant sind, sind zu erfassen und mengenmäßig zu dokumentieren. Erfassung von mind. 90% der Gesamtkosten sollte angestrebt werden. Welche Preise können zur Kostenbewertung von Leistungen verwendet werden? ambulanter Bereich Krankenkassen Medikamente Rote Liste IMS Health Medizinische EBM: GOÄ Verwaltungszahlen: Leistungen altern.: GOÄ Welche Behandlungsalternativen sind zu berücksichtigen? „Gold- Standard“ billigstes Präparat kosteneffektives Behandlung H. pylori Infektion Osteomyelitis Cholangitis LymeBorreliose (III) D C Fieber in der Neutropenie Peritonitis Welche Methoden der Datengewinnung können verwendet werden? Vergleichende Anwendungsbeobachtungen Randomisierte kontrollierte klinische Studien Meta-Analysen und Modellrechnungen Wie lange sollte der Follow- up sein? CDC- Empfehlung: 90 Tage Pneumonie Meningitis AECB Sinusitis Zystitis Otitis media kurz dauerhaft Leistungseinschränkung Wie wird die erforderliche Patientenzahl für empirische Erhebungen bestimmt? Entscheidend: Power zu statistischen Aussagen bezüglich zu erwartender Kostenunterschiede beziehungsweise Kosteneffektivität Abschlussbericht und Publikation • Klinische Ergebnisse • Kosten pro Patient • Kosten-Effektivitätswerte Beispiele für Indikationen, bei denen die Lebensqualität berücksichtigt werden sollte • • • • • Chronische Bronchitis Chronische Sinusitis Rezidivierende chronische Harnwegsinfektionen Osteomyelitis Asymptomatische Kolonisation mit methicillinresistentem Staphylococcus aureus (unter dem Aspekt der Relevanz in bestimmten Berufsgruppen, wie z. B. Pflegekräfte: Berufsunfähigkeit) • Mukoviszidose • Chronisch rezidivierendes Erysipel • Helicobacter pylori Volltext: Dietrich ES, Mast O, Fischer H, Hoppe-Tichy T, Kullmann KH, Stodt HJ, Strehl E, Tassler H, Wittmann D und die Arbeitsgemeinschaft. Vorschläge zur Planung, Durchführung und Publikation pharmakoökonomischer Evaluationen zu Antiinfektiva. Chemotherapiejournal 2001; 3: 110-5 Grundlagenliteratur: Dietrich E.S. Kosten-Effektivitäts-Analysen: Entwicklung einer adäquaten Methodik für das deutsche Gesundheitswesen am Beispiel der Antibiotikatherapie. Dissertation. Eberhard-Karls-Universität Tübingen. 1999 Dietrich E.S. Grundlagen der Pharmakoepidemiologie und Pharmakoökonomie Pharmakoökonomie in Deutschland. C. Kori-Lindner. Editio Cantor Verlag, Aulendorf. 1995 Methods for the Economic Evaluation of Health Care Programmes. M. Drummond, B. O’Brien, G.L. Stoddart, G.W. Torrance. Oxford University Press. 1997 Praktisches Lexikon der Gesundheitsökonomie. J-M. Graf von der Schulemburg, A. Kielhorn, W. Greiner, T. Volmer. Asgard Verlag Dr. Werner Hippe GmbH, Sankt Augustin. 1998 Gesundheitsökonomie. R. Rychlik. Ferdinand Enke Verlag. Stuttgart. 1999 Jahrestagung der PEG 06.-07.September 2002, Bonn