Berufsprüfung Technischer Kaufmann Technische Kauffrau Prüfung 2005 Prüfungsfach Marketing Lösungsvorschlag 2005 Marketing Aufgabe 1 6 Punkte Unter dem Begriff Marktformen versteht man primär die Anzahl und die Marktstellungen der Marktteilnehmer in einem Markt, wobei drei Hauptmarktformen relevant sind, die unterschiedliche Charaktere aufweisen und eine wesentliche Bedeutung für die zu erarbeitende Marketingstrategie darstellen können. Sowohl für die Marktsegmentierungen wie auch für die Wahl der Marktbearbeitung ist die Kenntnis über die im Markt bestehende Marktform ein wichtiger Einflussfaktor. • Das Monopol (Angebots- oder Nachfragemonopol) In diesem Markt Erdgas als Treibstoff für Kraftfahrzeuge gibt es (fallbezogen) zur Zeit nur einen Anbieter, der das Marktgeschehen dominiert. Dieser Anbieter ist momentan die Gasoline Schweiz AG, welche die gesamte Versorgung sicherstellt und die Grundvoraussetzungen der Betankungen von Fahrzeugen über Erdgas-Zapfsäule an Tankstellen oder bei Flotten-Kunden direkt schafft. • Das Oligopol Aufgrund der zu erwartenden Liberalisierung werden weitere, zusätzliche ErdgasAnbieter für Treibstoffe in den Markt dringen und zur Gasoline Schweiz AG konkurrenzieren. Für die Gasoline Schweiz AG würde dies zu einer Zwei-Fronten-Ausrichtung führen: Die Gasoline Schweiz AG müsste sich zukünftig nicht nur gegenüber den Substitutionsprodukten Benzin und Diesel profilieren, sondern auch gegenüber den zusätzlichen Erdgas-Anbietern. • Das Polypol Ein Polypol läge vor, wenn sich sehr viele Anbieter in einem Markt befinden und gegenseitig um Marktanteile kämpfen. Im Treibstoff-Markt (Erdgas) kann man nicht von einem Polypol sprechen. 2 2005 Marketing Aufgabe 2 12 Punkte Pro-/Contra-Begründung eines Marktentscheides sollte mit Hinweis auf die Marktattraktivität erfolgen. Marktattraktivitäts-Kriterien zur Begründung eines Marktentscheides könnten sein: • • • • • • • Grösse und Entwicklungstendenz eines Marktvolumens Potenzial- und Wachstumschancen des Marktes Marktform und Anbieter-Situation (Anzahl Anbieter, deren Marktstellungen, deren Stärken und Schwächen) Marktbearbeitungskosten (Markteintritt, Vorleistungen, die zu erbringen sind) Ertragskraft (die Beurteilung der finanziellen Gewinnaussichten, DB-Kraft) Eigenes Know-how, diesen Markt zu bedienen Eigene Profilierungschance Kriterien der Markt-Attraktivität Contra Pro • • Marktvolumen • Marktvolumen wächst jährlich 20-25% • Marktpotenzial • Das Marktpotenzial ist riesig • und noch lange nicht ausgeschöpft • Anbietersituation • Gasoline Schweiz AG hat momentan noch eine Monopolstellung • Ertragskraft • Sehr guter Deckungsbeitrag • • Marktbearbeitungskosten • Know-how • Die Erdgas-Versorgung ist das Kerngeschäft der Gasoline Schweiz AG • Marktvolumen ist noch sehr klein Die Entwicklung und Ausschöpfung des Marktpotenzials wird von vielen Einflussfaktoren negativ beeinflusst. Erdgas als Treibstoff ist als Substitution zu Benzin und Diesel zu wenig profiliert. Die Ertragskraft wird von der steuerlichen Belastung stark beeinflusst • Grosse Investitionsbereitschaft zur Schaffung der Infrastruktur erforderlich • Die Diversifikation könnte vom Kerngeschäft ablenken, Verzettelung der Aktivitäten und des Finanzeinsatzes 3 2005 Marketing Aufgabe 3 10 Punkte Absatz-Entwicklung der Treibstoffe für Kraftfahrzeuge Schweiz in t 2001 2002 2003 3873223 3795335 3779193 1331674 1378625 1461360 836 1115 1394 5205733 5175075 5241947 0,016 0,021 0,026 2005 2007 2010 3255 8500 35000 5300000 5350000 5450000 0,061 0,16 0,64 Marktanteil Erdgas Menge im Treibstoffmarkt Schweiz Ist-Werte 0.7 Plan-Horizont 0.64 0.6 0.5 0.4 0.3 0.16 0.2 0.1 0.016 0.021 0.026 2001 2002 2003 0.061 0 2005 2007 2010 4 2005 Marketing Aufgabe 4 12 Punkte Beschreibung MarktpotenzialEinflussfaktoren • Anbietersituation • Die Marketinganstrengungen der Anbieter zur Marktentwicklung, bzw. Marktvolumenausweitung haben einen direkten Einfluss auf das Marktpotenzial. • Verfügbarkeit • Einen sehr grossen Einfluss hat Verfügbarkeit und die Möglichkeit, jederzeit und überall zu tanken. • Autoindustrie • Die Autoindustrie muss ein breiteres Angebot an Fahrzeugen für erdgasbetriebene Motoren oder / und Umrüstmöglichkeiten schaffen. Das Fahrzeugangebot ist noch zu klein. • Image/Einstellung • Der wirtschaftliche, bzw. ökonomische Nutzen muss den Fahrzeughaltern und Fahrern bewusster werden. • Preisstellung • Erdgas muss wirtschaftlicher sein als Benzin und Diesel. • Politik • Der politische Wille muss konsequenter umgesetzt werden, Erdgas als alternativer Treibstoff für Fahrzeuge auf breiterer Front zu unterstützen. Aufgabe 5 10 Punkte Als Monopolist sollte die Gasoline Schweiz AG eine Kombination von Marktentwicklungs- und Marktvolumenausweitungsstrategie fahren. Hauptziel ist die Marktpenetration, d.h. mehr Fahrzeughalter und Fahrer steigen auf Erdgas als Treibstoff für Kraftfahrzeuge um. Das bedingt nicht nur eine Konsumund Verhaltensänderung dieser Zielgruppe; sondern zunächst müssen die Grundvoraussetzungen geschaffen werden: • • Eine ausreichende Infrastruktur für die Betankungsmöglichkeiten (Versorgung) Breiteres Angebot an Fahrzeugen, die mit Erdgas fahren können. Eine konsequente Marktbearbeitung zur Einstellungsänderung der Zielgruppe führt mittelfristig auch zu einem intensiveren Verbrauch (Intensivierungsstrategie) von Erdgas als Treibstoff, sofern die Grundvoraussetzungen geschaffen wurden. 5 2005 Aufgabe 6 • Marketing 12 Punkte Veränderungen, Entwicklungen und Trends müssen auf jeden Fall mittels PanelStudien erhoben werden, d.h. immer wiederkehrende Erhebungen in der gleichen Stichprobe mit der gleichen Methode und gleichen Inhalts in gleichen Zeitintervallen. Die Erhebungsmethode kann je nach Informationsziel und gewünschter Validität sowohl mittels persönlicher Interviews, Telefoninterviews oder schriftlicher Umfragen erfolgen. • Potenzialermittlungen können ebenfalls mit allen bereits genannten Befragungsmethoden erfolgen. Wichtig ist, dass die Stichprobe repräsentativ gebildet wurde, so dass die Ergebnisse auf die Grundgesamtheit rückgeschlossen werden können, um eben eine Potenzialgrösse zu ermitteln. • Jede Befragungsmethode im Rahmen von Marktforschungstests und Experimenten führt zu Informationen, die als Entscheidungshilfe wichtig sein könnten und die Risiken von Fehlern und Flops minimieren. GebräuchlicheTests sind der store-test, Testmärkte, Konzeptions-Tests, Anzeigen-Tests, Copy-Tests, Image- und Einstellungs-Tests etc. Aufgabe 7 10 Punkte Die wichtigste Zielgruppe innerhalb einer Wertschöpfungskette ist meistens der Endkunde, Produktverwender und / oder der Produktkäufer. In unserem Falle sind es die Fahrzeughalter / Fahrer von Kraftfahrzeugen wie zum Beispiel: 1. Ökologisch motivierte Kunden des Privatverkehrs: Die konsequent umweltbewussten Kunden aus Überzeugung besitzen in den meisten Fällen kein Auto und sie fahren auch keines oder zumindest selten. Umweltbewusste Automobilisten in ländlichen Gegenden können nur sehr schwer mangels fehlender oder unzureichender Betankungsinfrastruktur auf erdgasbetriebene Fahrzeuge umstellen. 2. Betriebswirtschaftlich orientierte Kunden des Berufsverkehrs: a) Firmen mit eigenem Fahrzeugpark (Speditionen, Taxi-Betriebe, Fahrschulen) b) Kommunalverwaltungen für Fahrzeuge der Müllabfuhr, Strassenreinigungen, Rettungsfahrzeuge wie Feuerwehr und Sanität, Polizeifahrzeuge c) Öffentliche Verkehrsbetriebe, TCS, ACS 6 2005 Marketing Aufgabe 8 9 Punkte • Wissen: Die Zielgruppe erkennt die Vorteile von Erdgas als alternativer Treibstoff für Kraftfahrzeuge, welcher umweltverträglicher und kostengünstiger ist. • Einstellung: Erdgas als alternativer Treibstoff für Kraftfahrzeuge ist umweltverträglicher und kostengünstiger und schadet nicht dem Motor meines Fahrzeuges. Erdgas ist genau so leistungsfähig wie Benzin, Diesel. • Verhalten: Umstellung auf erdgasbetriebene Fahrzeuge, öfters und länger mit Erdgas fahren. Aufgabe 9 9 Punkte • Verbände: • Autohersteller: Die Automobilhersteller müssen zunächst die Grundvoraussetzung für erdgasbetriebene Autos schaffen und dann über ihr Verhalten und ihre Empfehlungen einen positiven Einfluss auf die Autokäufer und Fahrer ausüben. • Medien: Aufgabe 10 Die Umweltschutzverbände, Automobilverbände können durch ihre ständige Aufklärung und Beratung einen Einfluss auf das Verhalten ausüben und sollten mit der Gasoline Schweiz AG eng zusammenarbeiten. Die Fachjournalisten können durch eine gezieltere und breitere Berichterstattung das Kauf- und Konsumverhalten der Zielgruppe beeinflussen. 10 Punkte • Messen • Pers. Kontakte: Eine Direktbearbeitung der Automobilindustrie über persönliche Kontakte sollte die Zusammenarbeit intensivieren und zu gemeinsamen Massnahmen zur Marktbearbeitung führen. Eine permanente Präsenz an zweckmässigen Messen, Symposien und Ausstellungen, um die meisten externen Beeinflusser im Rahmen persönlicher Kontakte direkt zu bearbeiten, zu informieren und aufzuklären. 7