8.1 Der Aufbau des totalen Staates „Gleichschaltung“ der Länder, Kommunen und Gewerkschaften Nach dem 23. März 1933 kann Hitler schalten und walten wie er will, die Opposition ist ausgeschaltet, das Parlament wird zu einem reinen Akklamationsorgan degradiert. Es beginnt sofort ein Prozess der politischen Gleichschaltung. Staatliche Verwaltungsorgane, Organisationen, das gesamte öffentliche Leben werden auf die Ziele des Nationalsozialismus verpflichtet. Als erstes wird die Eigenständigkeit der Länder aufgehoben. In Bremen wird der Anfang gemacht: Wilhelm Kaisen muss zurücktreten. Der 1. Mai wird 1933 zum Staatsfeiertag erklärt. Eindrucksvolle Kundgebungen täuschen die Gewerkschafter über die wahren Absichten der NSDAP. Im Februar 1933 wird der preußische Landtag aufgelöst. Außer in Preußen werden überall Reichsstatthalter als Vertreter der Zentralmacht eingesetzt. Auch die Kommunen werden „gesäubert“. In Magdeburg muss Oberbürgermeister Ernst Reuter (SPD) der Gewalt weichen. Bereits einen Tag später werden die freien Gewerkschaften zerschlagen. Wilhelm Leuschner und Hans Böckler, führende Gewerkschafter, werden vorübergehend in Schutzhaft genommen, sie betätigen sich nach ihrer Freilassung im Widerstand bzw. in der illegalen Gewerkschaftsbewegung. An die Stelle der Gewerkschaften tritt „Die Deutsche Arbeitsfront“ (DAF), die das Vermögen der zwangsaufgelösten Gewerkschaften übernimmt. Die Mitgliedschaft ist formal freiwillig, praktisch jedoch obligatorisch. „Der Ruhr-Arbeiter“ nennt sich das amtliche Organ der Deutschen Arbeitsfront. 8.1 Der Aufbau des totalen Staates Parteien werden verboten, Kirchen entziehen sich Eingriff, die Presse wird „gleichgeschaltet“ Ständige Einschüchterungen und Verfolgungen der politischen Gegner führen zur Demoralisierung und Resignation. Ein Beispiel: in Lübeck wird Julius Leber (SPD) in eine Schlägerei verwickelt und verhaftet. Als auch Paul Löbe in Berlin inhaftiert wird, leistet die SPD-Führung von Prag aus Widerstand. Ein Grund für das NS-Regime, die unliebsame SPD sofort zu verbieten. Die Dienststellen der NSDAP benutzen eigene Dienstmarken. Im Juni 1933 werden schließlich alle anderen Parteien verboten, außer der NSDAP, die jetzt die Politik bestimmt. Die Kirchen waren die einzigen Institutionen, die sich dem NS-Totalitätsanspruch entziehen oder widersetzen können. Ihre Gleichschaltung misslingt, doch sie rufen nie zum politischen Widerstand auf, sondern verhalten sich zunächst gegenüber dem Staat loyal. Der Theologe Martin Niemöller ist die Symbolfigur der Protestanten, er gründet den Pfarrernotbund und die Bekennende Kirche. Unterstützt wird er dabei von Friedrich Bonhoeffer. Die Staatskirche kann nicht realisiert werden. Auf Anraten seines Papstes Pius XI. schließt Kardinal Eugenio Pacelli, der spätere Papst Pius XII. das Reichskonkordat, in dem die Rechtsstellung der kath. Kirche in Deutschland geregelt wird. Auch die Presse wird gleichgeschaltet. Der Reichsverband der deutschen Zeitungsverleger achtet darauf, dass die totalitäre Propaganda im Nachrichten- und Kommentarteil entsprechend publiziert wird. Presse und Rundfunk sind die wichtigsten Instrumente der Massenpropaganda, die von Joseph Göbbels virtuos beherrscht werden. Es wird zwar eine Vielzahl eigener Publikationen, wie der „NS-Kurier“, herausgegeben, aber durch die „Gleichschaltung“ kann die Vielfalt des Zeitungswesens beibehalten werden. 8.1 Der Aufbau des totalen Staates „Gleichschaltung“ von Wissenschaft, Kunst und Kultur Literatur, Kunst und Wissenschaft werden zu Propagandainstrumenten des Staates degradiert. Auch die Akademien, Museen, Universitäten, Bibliotheken und kulturelle Vereinigungen werden „gesäubert“. Es werden schwarze Listen von Wissenschaftlern und Schriftstellern veröffentlicht, die aus dem Geistesleben des neuen Deutschland ausgeschlossen werden sollen. Die Liste reicht von Wissenschaftlern wie Albert Einstein und Sigmund Freud bis zu bekannten Autoren wie Ehm Welk, Hans Fallada, Joachim Ringelnatz und vielen anderen. Die Schriftsteller Alfred Döblin, Ricarda Huch und Franz Werfel seien stellvertretend genannt für die zahlreichen Mitglieder, die aus der Preußischen Akademie der Künste ausgeschlossen werden oder freiwillig austreten, weil sie sich nicht zu einer loyalen Mitarbeit verpflichten wollen. Auch Thomas Mann tritt aus der Akademie aus und emigriert zunächst in die Schweiz, nachdem sein Bruder Heinrich Mann gezwungen wird, den Vorsitz als Präsident niederzulegen. 8.1 Der Aufbau des totalen Staates „Gleichschaltung“ der Jugend - Hitler-Jugend übernimmt Erziehung Zur Erfassung und Gleichschaltung aller Jugendlichen wird die Hitler-Jugend (HJ) als Jugendorganisation der NSDAP ins Leben gerufen. Ziel der HJ ist die Erziehung, die Vorrang vor Elternhaus und Schule hat, zu sportlichen, wehrtüchtigen, kampffreudigen, blindgehorsamen, fanatisch nationalsozialistisch denkenden jungen Deutschen. In Sommerlagern, Segelflugwerkstätten und sonstigen HJ-Treffen werden die Jugendlichen begeistert und auf die „neue Zeit“ eingeschworen. Ziel ist auch die HJ-Erziehung zur Sparsamkeit. Dafür wird eigens eine HJ-Postsparkarte für 3 Reichsmark eingeführt, die dann auf das Postsparbuch eingezahlt wird. Mit zusätzlichen Straßen– und Altmaterialsammlungen sowie mit Einsätzen als Marine– oder Luftwaffenhelfer wird die Bedeutung der HJ besonders für die Kriegswirtschaft erhöht. 8.1 Der Aufbau des totalen Staates Staatlich verordneter Antisemitismus - Entartete Kunst Antisemitische Ausschreitungen von SA-Trupps werden systematisch organisiert. In einem Aufruf vom 8. März 1933 wird die planmäßige Durchführung von „Aktionen“ befohlen. Jüdische Geschäfte werden geplündert, Arztpraxen demoliert, Handwerksbetriebe ruiniert. Jüdischen Beamten oder Künstlern wird Berufsverbot erteilt. Max Reinhardt wird als Direktor des Großen Schauspielhauses in Berlin abgelöst. Am 1. April stehen überall im Reich SA-Posten vor jüdischen Geschäften und fordern zum Boykott auf. Auch das berühmte „KaDeWe“ in Berlin ist davon betroffen. Besitzer ist seit 1927 der Jude Hermann Tietz, ab 1933 Hertie-Konzern. Die Reichskammer der bildenden Künste, zuständig für Baukunst, Bildhauerkunst, Malerei, Grafik und Kunstgewerbe, gibt die Stil- und Geschmacksrichtung vor. Viele Kunstwerke entsprechen nicht den NS-Vorstellungen und werden als „entartet“ verfemt, beschlagnahmt und eingezogen. „Entartete“ Künstler erhalten Berufsverbot. Die Werke des expressionistischen Bildhauers Ernst Barlach werden als „entartet“ eingestuft. Als „entartet“ gelten ebenso Gemälde von Max Beckmann, Ernst-Ludwig Kirchner, Franz Marc und anderer Künstler der modernen, nichtnaturalistischen Richtung. 8.1 Der Aufbau des totalen Staates Unabhängigkeit des Gerichtswesen wird ausgehöhlt - Regimegegner in Konzentrationslagern Im Namen des Volkes missbraucht Hitler das Recht, um sein Regime weiter zu festigen. Während die Richter in der Demokratie von der vollziehenden Gewalt (Exekutive) unabhängig sind, werden sie nach 1933 ein Instrument in der Hand des „Führers“. Die Richter werden genötigt, ohne Rücksicht auf das Gesetz nach „gesundem Volksempfinden“ zu urteilen. Bei Justizbehörden besteht mit der Reichspost ein „Ablösungs“-Vertrag. Ihre Sendungen sind mit dem Vermerk „Frei durch Ablösung Reich“ und dem Abdruck des Amtssiegels zu kennzeichnen. Gegenüber Führerentscheidungen steht dem Richter kein Prüfungsrecht zu, er wird zu einem reinen Erfüllungsgehilfen degradiert. Durch „Schnellgerichte“ wird das Tor zur Rechtlosigkeit weit aufgestoßen. Ausgehende Post unterliegt bestimmten Vorschriften und wird zensiert. In den Konzentrationslagern werden zunächst nur politische Gegner untergebracht, später aber auch „Fremdkörper“ wie Juden, Zigeuner und Homosexuelle. Zu Tausenden fristen sie dort ihr Leben und sind den KZ-Schergen hilflos ausgeliefert. Die Lager werden von der Bevölkerung zwar abgelehnt, letztlich aber stillschweigend geduldet. 8.1 Der Aufbau des totalen Staates Nationalsozialistische Außenpolitik: Austritt aus dem Völkerbund - Austritt aus dem Völkerbund Erklärtes Ziel der Außenpolitik ist es, sich von den Fesseln des Versailler Vertrages zu befreien und die Gleichberechtigung Deutschlands wieder herzustellen. Das politisch-diplomatische Ausland glaubt zunächst an die Aufrichtigkeit von Hitlers Erklärung, auf friedlichem Wege Versailles revidieren zu wollen. Auslandsbrief in die Schweiz mit Sonderstempel zur Weltwirtschaftskonferenz in London Auf der Weltwirtschaftskonferenz im Juni 1933 fordert Wirtschaftsminister Hugenberg zwar einen deutschen Kolonialbereich in Afrika und eine Wirtschaftsexpansion bis in die Ukraine, doch dies lässt ihn nur als radikalen Unruhestifter in der Regierung Hitler erscheinen, der bald seinen Rücktritt erklärt. Diese Attacke bot Hitler die Gelegenheit, sich dem Ausland als Gemäßigten darzustellen und seine wahren Vorstellungen zu verschleiern. Die deutsche Juden- und Emigrantenpolitik wird im Völkerbund stark kritisiert, das französische Misstrauen angesichts der illegalen militärischen Aktivitäten wächst, die Abrüstungsverhandlungen werden vertagt. Hitler reagiert mit einem Paukenschlag: am 14. Okt. 1933 lässt er den Austritt aus dem Völkerbund erklären. Von da an beginnt eine neue, Hitlers deutsche Außenpolitik. Die allgemeine Wehrpflicht, die Aufrüstung werfen ihre Schatten voraus. 8.1 Der Aufbau des totalen Staates 1934: Hindenburg stirbt - Hitler Reichskanzler und Reichspräsident - Reichsparteitag in Nürnberg Oben Sonderstempel anlässlich der Einweihung des Hindenburg-Denkmals, rechts ViererblockFrankatur mit „Trauermarke“ Hindenburg. Am 2. August 1934 stirbt Reichspräsident von Hindenburg. Anlass für Hitler, das höchste Partei-, Staats- und Regierungsamt auf sich zu vereinigen. Damit ist Hitler jetzt unumschränkter Herrscher in einem totalitären Einparteienstaat. Die Demokratie ist weiter entfernt denn je! Auf dem Reichsparteitag 1934 in Nürnberg präsentiert sich die nationalsozialistische Führerdiktatur im Hochgefühl der abgeschlossenen Machtergreifung, denn mit der Erhebung Hitlers zum Staatsoberhaupt, zum „Führer“ des deutschen Volkes, und mit der Verpflichtung der Reichswehr auf seine Person, ist der innere Aufbau abgeschlossen. Die denkbar größte Machtfülle ist jetzt in Hitlers Hand vereinigt. 8.2 Die Gesellschaft unterm Hakenkreuz Paramilitärische Ausbildung - Gründung „Reichsarbeitsdienst“ - Autobahnbau Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung prägen den Alltag der Bevölkerung. Hitler erkennt, dass er verschiedene Maßnahmen dringend in Angriff nehmen muss. Ruhe und Ordnung muss wiederhergestellt, die Not gelindert und die Arbeitslosigkeit beseitigt werden. Auf einer seiner zahlreichen Großkundgebungen in der Berliner Deutschlandhalle fordert Hitler: „Gebt mir vier Jahre Zeit ...“ und verspricht, dass es den Menschen bis dahin wieder viel besser geht. Seine Sofortmaßnahmen: Undisziplinierte SA-Horden werden von der Straße geholt und z.B. im Nachwuchslager Zeesen angeblich als „Postschutz“ paramilitärisch ausgebildet. Jeder Schulabgänger muss im „Reichsarbeitsdienst“ zunächst ein halbes Jahr in der Landwirtschaft oder in einem anderen Betrieb arbeiten. Am 27. Juni 1933 wird das Unternehmen „Reichsautobahn“ gegründet. Zahlreiche Arbeitslose finden im Straßenbau Beschäftigung. Das Gesetz bestimmt: alle Arbeiten sind durch menschliche Arbeitskraft auszuführen. Die Beschaffung von Maschinen wird ausdrücklich verboten. So wird mit aller Macht die Zahl der Arbeitslosen gesenkt. 8.2 Die Gesellschaft unterm Hakenkreuz „Brot und Spiele“ - Filmwelt als Blendwerk - „Kraft durch Freunde“ Mit großem Propagandaaufwand werden wirkungsvoll Massenveranstaltungen, Aufmärsche, Paraden, Sportveranstaltungen und Wettkämpfe in Szene gesetzt, um das Volk zu begeistern und mit zusätzlichen sozialen Leistungen, wie mehr Urlaub und Reisen, weitere Teile der Arbeiterschaft in den NS-Staat psychologisch zu integrieren. Sportwettkämpfe aller Art werden veranstaltet, die SA richtet ihre „Reichswettkämpfe“ aus, bei denen paramilitärische Übungen vorgeführt werden. Pferderennen um „Das Braune Band“ lenken ab vom grauen Alltag Mit Aufmärschen und Paraden wird Stärke und Geschlossenheit demonstriert. Auch Berufswettkämpfe werden organisiert. Motorsportveranstaltungen begeistern die Massen Auch die glanzvolle UFA-Filmwelt wird von den Nationalsozialisten als Blendwerk vor ihre Terrorherrschaft gesetzt. Ein viel beschäftigter Darsteller in NS-Filmen ist auch Heinrich George (z. B. „Jud Süß“, „Der Postmeister“, 1940). Zur sozialen Betreuung bildet die Deutsche Arbeitsfront die Gemeinschaft „Kraft durch Freude“, die mit Urlaub und Reisen nach Skandinavien oder in den Süden Neuerungen bietet, die bis dahin unbekannt sind. KdF-Schiff „Wilhelm Gustloff“ vor Madeira. Das „Traumschiff“ der KdF-Urlaubsflotte. 8.2 Die Gesellschaft unterm Hakenkreuz Die Saar kehrt heim - Olympische Spiele 1936 Nach dem Versailler Vertrag untersteht das Saargebiet bis zum 28. Febr. 1935 dem Völkerbund. Am 13. Jan. 1935 entscheiden die Saarländer in einer Volksabstimmung mit 90,8 % ihrer Stimmen für eine Staatszugehörigkeit zu Deutschland. Infolgedessen wird das Saargebiet am 1. März 1935 wieder vollständig in das Deutsche Reich integriert. Die NSDAP feiert das Ergebnis als großen Erfolg. Olympische Sommerspiele 1936 in Berlin, Winterspiele 1936 in Garmisch-Partenkirchen. Die Sommerspiele in Berlin werden zu einem riesigen Propagandaspektakel und dazu genutzt, ein Höchstmaß an internationaler Anerkennung für das neue Regime herauszuholen. Besucher und Teilnehmer sind tief beeindruckt. Der Prestigegewinn hat den ungeheuren organisatorischen Aufwand gelohnt. 8.2 Die Gesellschaft unterm Hakenkreuz Reichskristallnacht - Entrechtung und Verfolgung der jüdischen Bürger In der Nacht vom 9./10. Nov. 1938 stecken SA und SS überall jüdische Synagogen in Brand. Jüdische Geschäfte werden demoliert, geplündert. Auch das jüdische Kaufhaus Kortum in Bochum. Jüdische Bürger werden verhaftet und abtransportiert. Auslöser dieser schon lange geplanten „Reichskristallnacht“ ist die Ermordung des Diplomaten vom Rath durch einen polnischen Juden. Die Geheime Staatspolizei, die sich inzwischen in größeren Städten etabliert hat, auch in der Wilhelmstraße in Bochum, gibt Weisung, nicht zu helfen, nicht zu löschen, die Aktionen seien zu unterstützen. Wahlausweise werden als portofreie Dienstsache zugestellt. Wie rechtlos die Juden oder Bürger mit jüdischen Vorfahren seit den Nürnberger Gesetzen sind, geht aus dem Wahlausweis für die „Volksabstimmung“ des „Großdeutschen Reichstags“ 1938 hervor (Textkopie von Rückseite). 8.3 Hitlers planmäßiger Weg in den Krieg Generalprobe: Rheinlandbesetzung - Militärtest in Spanien - Achse Berlin - Rom Am 7. März 1936 spielt Adolf Hitler ein riskantes Spiel: er zerreißt den Vertrag von Locarno und lässt Truppen in Köln, Düsseldorf, Duisburg, und in die übrige entmilitarisierte Pufferzone im Rheinland einmarschieren. Eine Provokation, die man in Paris und London ohne jegliche militärische Intervention hinnimmt. Hitler hat die Generalprobe bestanden. Gemälde von Pablo Picasso über den Untergang von Guernica, das sich heute im Prado in Madrid befindet. Am 17. Juli 1936 bricht in Spanien der Bürgerkrieg aus. General Franco bittet Hitler um militärische Unterstützung, die dieser aus politisch-taktischen Erwägungen heraus erfüllt. Die Legion Condor wird geboren, die durch die Bombardierung von Guernica im April 1937, bei der 1645 Menschen ums Leben kommen, traurige Berühmtheit erlangt. Vom 25. - 29. Sept. 1937 kommt der „Duce“ von Italien, Benito Mussolini, auf Einladung Hitlers zu einem Staatsbesuch nach Deutschland, um die neue Achse Berlin - Rom zu bekräftigen. 8.3 Hitlers planmäßiger Weg in den Krieg Einmarsch in Österreich - Sudetenland kehrt heim - Böhmen u. Mähren Protektorat - Stalinpakt Am 12. März 1938 marschiert die deutsche Wehrmacht in Österreich ein. England und Frankreich protestieren, aber sie handeln wieder nicht. Schon am nächsten Tag wird der „Anschluss“ an Deutschland vollzogen. Die Winterhilfsmarken 1938 zieren bereits „Ostmarklandschaften“ . Bei der Volksabstimmung am 10. April 1938 unter dem Motto „Ein Volk, ein Reich, ein Führer“ stimmt das Volk dem Anschluss mit 99 % zu. Postkarte mit Sonderwertzeicheneindruck, Bildseite: glückliche Sudetendeutsche danken ihrem Führer. Auch seine Forderung nach einem von Deutschland beherrschten Sudetenland setzt Hitler durch. Der „Abtretung“ wird im Münchener Abkommen vom 29. Sept. 1938 sogar offiziell zugestimmt und am 1. Okt. 1938 vollzogen. Die Tschechoslowakei wird im März 1939 annektiert. Der Einmarsch in Prag wird nicht von Jubel begleitet. Böhmen und Mähren wird unmittelbar danach als Protektorat dem Deutschen Reich angeschlossen. Am 23. 8. 1939 wird mit Stalin ein Nichtangriffspakt geschlossen und dafür die spätere Abtretung polnischer Gebiete an die UdSSR versprochen. 8.4 Der Zweite Weltkrieg Blitzkrieg in Polen - Danzig wieder deutsch - Generalgouvernement - Westoffensive Der Angriff auf Polen am 1. Sept. 1939 kann als Beginn des Zweiten Weltkrieges bezeichnet werden. Der überfallartige Charakter des Angriffs und die materielle Überlegenheit der deutschen Wehrmacht führen zum schnellen Sieg. Den ersten Schuss feuert der Kreuzer „Schleswig-Holstein“ auf die Westernplatte des Kriegshafens Hela ab. Artillerie und die erstmals eingesetzten Sturzkampfbomber haben eine verheerende Wirkung und führen zu einem „Blitzkrieg“, nachdem auch die Rote Armee in Ostpolen einmarschiert, um Hitlers „Versprechen“ zu sichern. Mit der Kapitulation Warschaus und der Festung Modlin am 28./30. Sept. 1939 werden die militärischen Operationen abgeschlossen. Das besetzte polnische Gebiet außer Ostpolen wird zum deutschen Generalgouvernement erklärt, das von Krakau aus regiert wird. Danzig wird „befreit“ und wieder ins Deutsche Reich eingegliedert. Am 3. Sept. 1939 erklären England und Frankreich Deutschland den Krieg, doch es herrscht Ruhe. Nach einem vergeblichen Friedensappell wird Hitler dann aktiv und beginnt am 10. Mai 1940 mit der Westoffensive. Belgien und Holland kapitulieren. Auch die Franzosen leisten keinen nennenswerten Widerstand, am 10. Juni wird Paris besetzt. Hitler hat wieder einen Blitzkrieg gewonnen. Charles de Gaulle fliegt nach London, appelliert von dort an seine Landsleute und organisiert den Widerstand Frankreichs. 8.4 Der Zweite Weltkrieg Luftschlacht um England - Russlandfeldzug Winston Churchill, Premierund Verteidigungsminister, stellt sich auf einen Krieg ein. Die Luftschlacht um England wird verloren, weil die Briten mit Hilfe von Radargeräten eine zielgenaue Luftabwehr besitzen. 1733 deutsche Jäger und Bomber werden abgeschossen. Der Kampf muss eingestellt, die Invasion zurückgestellt werden. Hitler beginnt daraufhin mit der Operationsplanung Ost. Am 22. Juni 1941 wird die Sowjetunion angegriffen. Etwa 3 Millionen deutsche Soldaten werden in Marsch gesetzt. Dem schnellen Vormarsch folgt ein Stillstand, 1943 der Rückzug. Die Kämpfe um Leningrad, Stalingrad und Moskau haben Millionen Opfer auf beiden Seiten gekostet. Lebenszeichen eines deutschen Gefangenen über das Rote Kreuz in Moskau. Eindruck „Franc de port“ = portofrei 3,1 Millionen deutsche Kriegsgefangene werden in Lager bis nach Sibirien verschleppt und zu Zwangsarbeit verurteilt, umgekehrt befinden sich etwa 3,35 Millionen sowjetische Soldaten Ende 1941 in deutscher Kriegsgefangenschaft. 8.4 Der Zweite Weltkrieg Zweifrontenkrieg leitet Niederlage ein - 12 Millionen Vertriebene verlieren ihre Heimat Am 11. Dez. 1941 erklärt Deutschland USA den Krieg. US-Truppen schalten sich jetzt in die Kämpfe ein. General D. Eisenhower wird Oberbefehlshaber der Alliierten. Im Nov. 1943 treffen sich Stalin, Roosevelt, und Churchill in Teheran, um über den Kriegsverlauf und die Zukunft Europas zu verhandeln. Dank des gewaltigen Waffen- und Soldatenpotentials der USA gewinnen die Alliierten im Zweiten Weltkrieg sehr bald auf allen Kriegsschauplätzen die Oberhand. Bereits im Juni 1944 gehen die ersten Truppeneinheiten der Alliierten in der Normandie an Land und drängen die Deutschen zurück. Die Armee Stalins rückt vom Osten her nach, marschiert am 17. Jan. 1945 in Warschau ein und überschreitet am 21. Jan. 1945 die deutsche Ostgrenze. Die Rote Armee schiebt eine riesige Menschenmenge vor sich her, endlose Trecks von Flüchtlingen aus Angst vor Vergewaltigung und Tod, die von Panzern und Tieffliegern gejagt und überrollt werden. Schätzungsweise 2,8 Millionen Zivilisten finden auf der Flucht aus dem Osten den Tod. Insgesamt werden 12 Millionen Menschen vertrieben. 8.4 Der Zweite Weltkrieg Deutschland kapituliert - Vernichtungslager werden aufgelöst - Ende des Zweiten Weltkrieges Nach der Invasion der Amerikaner in der Normandie (D-Day) beginnt die anglo-amerikanische Offensive an der Westfront am 28. Febr. 1945. Schon am nächsten Tag erreichen die Truppen den Rhein und dringen bis zur Elbe vor. Monatelang toben im Oderbruch schwere Kämpfe, die sich auf den Seelower Höhen am 16.4.1945 zugunsten der Roten Armee entscheiden. Die Sowjets beklagen 30 000 Gefallene. Der Weg nach Berlin ist jetzt frei. Am 8. Mai 1945 marschiert die Rote Armee in Berlin ein, hisst auf der Ruine des Berliner Reichstagsgebäudes die sowjetische Flagge und nimmt die bedingungslose Kapitulation Deutschlands entgegen. Auf ihren Vormärschen treffen die Alliierten überall im Land auf überfüllte Vernichtungslager, sie befreien die HolocaustÜberlebenden. Die Schande des NaziSystems wird offenbar, schockiert die Welt. Am 30. April 1945 begeht Adolf Hitler Selbstmord, als das Ende seines tausendjährigen Reiches abzusehen ist. Die Diktatur hat ein Ende. Mit der bedingungslosen Kapitulation am 7./8. Mai geht der Zweite Weltkrieg in Europa zu Ende. Mehr als 36 Millionen Menschen, etwa 20,5 Mio Soldaten und 15,5 Mio Zivilisten, wurden auf europäischen Kriegsschauplätzen getötet. 8.5 Das Gewissen steht auf: der deutsche Widerstand Die Weiße Rose - Kreisauer Kreis - Bewegung 20. Juli - Einzelkämpfer Der Widerstand gegen den Nationalsozialismus ist in Deutschland als einheitliche Bewegung nicht vorhanden, er bleibt auf einzelne Gruppen beschränkt, die den Widerstand entsprechend ihrer Ziele verfolgen. „Weiße Rose“, eine studentische Widerstandsgruppe, die Helmuth James Graf von Moltke ist, unterstützt von Flugblätter gegen die NS-Diktatur verteilt. Die Mitglieder Alfred Delp, die zentrale Figur des Kreisauer Kreises, Hans und Sophie Scholl werden im Februar 1943 festgenom- der eine demokratische Nachkriegsordnung vorbereitet. men und hingerichtet. Hinrichtung im Januar 1945 in Berlin-Plötzensee. Graf von Stauffenberg, Ludwig Beck und Carl Friedrich Goerdeler sind führende Köpfe der Widerstandsbewegung gegen Hitler. Nach dem Fehlschlag ihres Attentats am 20. Juli 1944 werden sie erschossen bzw. hingerichtet. Friedrich von Bodelschwingh leistet als evang. Theologe gegen die Morde an Kranken (Euthanasie) Widerstand. Johann Georg Elser verübt am 8. Nov. 1939 ein Bombenattentat auf Adolf Hitler im Bürgerbräu-Keller München. Doch Hitler bleibt unversehrt, da er kurz zuvor die Veranstaltung verlassen hat. Elser wird festgenommen und ins KZ Sachsenhausen, später Dachau, eingeliefert, wo er am 9. April 1945 auf Weisung Hitlers erschossen wird. 8.5 Das Gewissen steht auf: der deutsche Widerstand Rote Kapelle - Bekennende Kirche - Einzelkämpfer im Widerstand Clemens August Graf von Galen, Hans von Dohnanyi organisiert den WiderBischof von Münster, prangert in stand in der von Canaris geleiteten Abwehr, Hirtenbriefen den Nationalsozialis- bereitet Umsturzversuche vor, bringt Juden mus an. Verfasser der Enzyklika als „Agenten“ ins Ausland. Hinrichtung im „Mit brennender Sorge“. KZ Sachenhausen im April 1945.. Julius Leber ist seit 1939 Mitglied des Kreisauer Kreises und unterstützt auch den Kreis um Graf von Stauffenberg. Hinrichtung am 5. Jan. 1945 in Plötzensee. Harro Schulze-Boysen Dr. Adam Kuckhoff und Franz Jacob arbeiten wie viele andere in kommunistischen Widerstands- / Spionagegruppen unter der Gestapo-Bezeichnung „Rote Kapelle“ an der Zerschlagung des NS-Regimes und der Errichtung einer sowjetisch ausgerichteten Republik. Die führenden Mitglieder werden im August 1942 gefasst und hingerichtet. Karl Barth, Vater der Bekennenden Kirche, als Schweizer engagiert im Widerstand. Paul Schneider, ev..Theologe, Mitglied der Bekennenden Kirche, stirbt als Märtyrer im KZ Buchenwald. Andreas Hermes gehört zum „Kölner Kreis“, wird im Januar 1945 zum Tode verurteilt, das Urteil aber nicht mehr vollstreckt. Wilhelm Leuschner, SPD, führend in der Widerstandsbewegung, 1944 verhaftet und hingerichtet. Es ist nicht möglich, alle Gruppierungen, Kreise und Einzelkämpfer zu nennen und zu würdigen. Es sollte uns aber Verpflichtung sein, der Opfer stets zu gedenken.