Zusammenfassung VL 3 Die neue Bauaufgabe Museum Glyptothek und Pinakothek Monika Melters Die Leitbegriffe der ›Nation‹ und der ›Geschichte‹ spiegeln sich auch im Konzept des Königsplatzes wider, dem städtebaulichen Rahmen für das erste öffentliche Museum Ludwigs I. (1825-48) in München. Memorial und öffentlicher Versammlungsplatz in Erinnerung an die Erhebung Bayerns zum Königreich Städtebauliche Bezugnahme auf das hellenistische Forum und das antike Griechenland Gemeinsames Charakteristikum der drei rahmenden Bauwerke – der Glyptothek an der Nordseite, der Antikensammlung an der Südseite und der Propyläen im Westen - sind antikische Tempelfronten Das ›Modell Antike‹ Die Antike fungierte als Modell, als Konstrukt der Vergangenheit unter Bezugnahme auf die jeweilige Gegenwart In der griechischen Antike entdeckte man die Grundlagen der eigenen Kultur (Philhellenismus) Die frühe Archäologie spielte eine nachhaltige Rolle bei der Ausbreitung des Philhellenismus im frühen 19. Jahrhundert. (Carl Haller von Hallerstein (17741817) leitete die Ausgrabungen des Aphaia-Tempels auf Ägina. Sein berühmter Fund, die Aegineten, die Giebelskulpturen des Tempels, wanderten 1828 in die fertige Glyptothek Klenzes) Leo von Klenze (1784-1864): Glyptothek (1816-30) eingeschossiger Vierflügelbau mit Innenhof und einem mittig vorgelagertem, überhöhten Portikus nach dem Vorbild des antiken Tempels Außenwände plastisch gegliedert mit Ädikulen (Rundbogennischen mit Pilastergliederung und Dreiecksgiebel) und Skulpturen (mythische und historische Repräsentanten der Künste); seitlich gerahmt durch Pilaster (Wandvorlagen), abgeschlossen von Architrav mit Fries, Kranzgesims und Attika erstes Skulpturenmuseum, in dem die Werke in einer historischen, chronologischen Reihenfolge präsentiert wurden. (Klenze platzierte die Skulpturen in eine Folge polychromer Räume, die an dekorativem Reichtum zunahmen, je weiter sich der Besucher im Uhrzeigersinn durch das Museum bewegte) Ausstellungsräume nach außen fensterlos, zum Hof bodentief geöffnet, Flachkuppeln über Pendentifs (Eckzwickel), Oberlichter Leo von Klenze: Alte Pinakothek (1826-1836) Konzept: Ludwig I., Leo von Klenze und Johann Georg Dillis (1759-1841) Grundriss nach dem Vorbild des von Jean-Nicolas Durand (1760-1834) entwickelten Rastersystems: die Räume stehen in einem exakten mathematischen Verhältnis zueinander und wiederholen sich, ausgehend von der Mittelachse; Durands Entwurfslehre war der Anfang einer standardisierten, modular aufgebauten Architektur, die aus seriell wie bald auch industriell vorgefertigten Teilen gefügt werden konnte. Gleichzeitig überblendete Klenze diese schematische Ordnung im Aufriss mit dem Proportionssystem des sogenannten ›Goldenen Schnittes‹ und stimmte die Abmessung der Säle und Kabinette außerdem auf die Formate der dort ausgestellten Gemälde ab um die Abfolge der Ausstellungsräume nicht zu unterbrechen, verzichtete er auf die repräsentative Erschließung durch ein großes zentralen Vestibül und Treppenhaus (ehem. Haupteingang an der östlichen Schmalseite) an der Südseite ermöglichte ein Loggiengang den gezielten Zutritt zu jedem Saal: ein neues und der Glyptothek mit ihrem festgelegten Rundgang entgegengesetztes Konzept Orientierung der Fassaden und der Innendekoration an der italienischen Renaissance; erstmals bei einem öffentlichen Gebäude in Bayern Verblendung mit einer Sichtziegelfassade -> erster freistehenden monumentaler Museumsbau, der konsequent von innen nach außen geplant wurde; die Oberlichtkonstruktion der Dachzone wurde in die künstlerische Gestaltung des Baukörpers integriert, die Hauptfassaden ließen die Gliederungsprinzipien der dahinter liegenden Räume und ihrer Funktionen ablesbar werden; vorbildlich für die Bauaufgabe der Gemäldegalerie im 19. Jahrhundert. Prüfungsfrage: Beschreiben Sie ausführlich das Gebäude der Alten Pinakothek (Funktion, städtebauliche Lage, Grundriss, Erschließung, Aussenbau, Innendisposition); erläutern Sie, an welchen Vorbildern sich der Bau orientierte und warum er als vorbildlich für die Bauaufgabe der Gemäldegalerie im 19. Jahrhundert gelten kann.