Dazu mehr... - Stadt-werk

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Exkursion durch das „Kunstareal München“
Dr. Andreas Romero, Architekt und Stadtplaner
Die Stadt als Partitur – am Beispiel des Kunstareals
Das Kunstareal in München ist ein eindrucksvolles Ensemble von Gebäuden und Plätzen, die in einem
inneren Dialog stehen und sich ergänzen. Ich biete diese Exkursion an unter dem Motto Verzeitlichung des Raums und meine damit, dass dieses Kunstareal wie eine dreidimensionale Partitur gelesen werden kann. Das Kunstareal ist ein großer Resonanzraum. Wie eine Ouvertüre stehen die Propyläen am Anfang. Dann der Königsplatz – das erste große Thema. Die Figurengruppen der Ägineten
in der Glyptothek markieren das Thema Epochenwechsel: Hier beginnt die abendländischen Kultur!
Und im Lenbachhaus erleben wir die allmähliche Entwicklung der abstrakten Malerei – ein weiterer
epochaler Wechsel in der Kunstgeschichte. Der „Führerbau“ ist dann das Dokument einer Anti-Kultur
– heute Domizil der wunderbaren Hochschule für Musik und Theater. Die Alte Pinakothek ist das
zweite große Thema. Ihre einzigartige Treppenarchitektur gibt auch das Thema für die Neue Pinakothek vor, das sich auch in der Hochschule für Film und Fernsehen noch einmal spiegelt. Buscando la
Luz, das Licht suchend - die drei dunklen Stelen von Eduardo Chillida, schlagen ein neues Thema an das Licht. Sie verweisen auf die Pinakothek der Moderne, die in ihrer Helligkeit wie eine architektonische Huldigung an das Licht gelesen werden kann. Und die Installation Large Red Sphere im ehemaligen Türkentor von Walter de Maria bildet mit ihrer eindrucksvollen Fermate schließlich das Finale dieser Partitur. Dieses Stadtquartier ist eine Komposition. Die Einzelbauwerke, die Großen städtischen Plätze und das strenge Straßenraster wirken wie Klangsysteme, die sich gegenseitig durchdringen, spiegeln, ergänzen und steigern. Wir werden dieses kollektive Kunstwerk, das in zweihundert
Jahren entstanden ist, erkunden.
Termine und Teilnahmebedingungen
Den nächsten Exkursionstermin teile ich Ihnen auf Anfrage gerne mit. Die Exkursion wird zweieinhalb Stunden dauern. Es
geht zu fuß von der Glyptothek mit den Ägineten, über die Hochschulen für Musik und Theater und für Film und Fernsehen,
zur Alten und Neuen Pinakothek, zur Pinakothek der Moderne und zum Türkentor. Treffpunkt: Haupteingang der Glyptothek in München, 14:00 Uhr. Mit der Überweisung des Teilnahmebetrags von 15.- Euro auf mein Konto sind Sie angemeldet. Bei Ausfall der Exkursion werden Sie so schnell wie möglich darüber informiert und Ihr Teilnahmebeitrag wird zurückerstattet. Sie können Ihre Anmeldung bis eine Woche vor der Exkursion kostenlos stornieren. Die Mindestteilnehmerzahl
beträgt 10 Personen, die maximale Teilnehmerzahl 20. Eine Eintrittskarte in die Glyptothek ist gesondert und individuell zu
erwerben. Das Exkursionsprogramm kann verändert werden; weitergehende Ansprüche können nicht geltend gemacht
werden. Anmeldeadresse: [email protected] Kontonummer 620584250, Kreissparkasse MSE (BLZ 70250150),
Stichwort „Kunstareal München“.
Gebäude, Plätze und Skulpturen
Kunstareal Das Kunstareal München wird 2009 aus der Taufe gehoben und zu einem medialen und
städtebaulichen Projekt der Landeshauptstadt München und der Bayerischen Staatsregierung. Ziel
dieses Projekts ist die Zusammenfassung und Koordination aller Aktivitäten der Museen, Hochschulen und firmeneigenen Einrichtungen für eine starke und wirksame Selbstdarstellung. Hier wird an
einer „großen Geschichte“ gestickt, die sich mit der Bedeutung der Museumsinsel in Berlin oder dem
Louvre in Paris messen lassen soll. Anders als diese kompakten Einrichtungen umfaßt das Kunstareal
ein Stadtquartier von etwa 900 auf 830 Meter (Karlstraße, Augustenstraße, Heßstraße, Türkenstraße). Das macht den Reiz, aber auch die Schwierigkeiten dieses Projekts aus. Das Kunstareal steht ganz
oben auf der Agenda der Stadtpolitik und wird ständig weiterentwickelt.
Königsplatz Am Anfang war der Königsplatz. Bereits 1808 ist er in den Erweiterungsplänen für München von Karl von Fischer und Friedrich Ludwig von Sckell vorgesehen. Der sich zur Mitte hin neigende Platz markiert noch heute eine ehemalige feuchte Senke, die nicht bebaut werden konnte. Lud-
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wig I. „erbt“ den Platz von seinem Vater, Maximilian I. Josef, und macht ihn zum zentralen Ort seines
Bauprogramms, dem Klassizismus. Gleichzeitig setzt er hier die von Fischer und von Skell begründete
moderne Stadtplanungsidee um: Die Maxvorstadt ist mit ihrem Straßen-Raster-System und ihrem
Bauprogramm aus freistehenden Stadtvillen und Gärten Ausdruck einer neuen städtebaulichen Ära,
in der Urbanes und Natürliches miteinander „verfingert“ werden sollten. Der Königsplatz ist das kristallisierende Element mit einer starken bis heute einzigartigen Wirkung. Glyptothek, Antikensammlung und Propyläen begrenzen den Platz und geben ihm die „königliche“ Aura. Er ist das Herzstück
der Maxvorstadt und wird zum Ausgangspunkt einer neuzeitlichen Idee von Stadtplanung.
Propyläen Architekt Leo von Klenze, Bauzeit 1846 – 1862, bereits 1817 von Klenze vorgeschlagen,
sein Spätwerk: 1864 stirbt Klenze. Die Propyläen sind als Stadttor im Westen gedacht. Zusammen mit
dem Siegestor im Norden (1843 – 1852, Friedrich von Gärtner) und dem Maximilianeum im Osten
(1857 – 1874, Friedrich Bürklein) und dem alten Sendlinger Tor justiert es München und den Sitz des
Königs neu: Die Residenz rückt in den Mittelpunkt der Stadt – eine symbolische Geste Ludwigs I.
Die Propyläen sind das reife Alterswerk Leo von Klenzes. Es zeigt den Gilly-Schüler: Das feine Arbeiten
an ausgewogener Proportionalität und an Details, präziser Steinschnitt und großzügiges Umfeld; sehr
überzeugend ist die Dreigliedrigkeit der Anlage, die auch den Plural des Bauwerks legitimiert. Geschickte und spannungsreiche Zusammenführung ägyptischer und griechischer Architekturformen,
die dem relativ kleinen Bauwerk eine monumentale Ausstrahlung verleiht – München liegt bei den
Pyramiden von Gizeh! Die Giebelfiguren sind von Schwanthaler, im Westen: griechischer Befreiungskampf, im Osten: Huldigung König Ottos.
Die Propyläen sind heute im Besitz der Stadt München und werden durch das Baureferat
verwaltet. Die Propyläen sind öffentlich nicht zugänglich. Beide Pylone haben im ersten Stockwerk
jeweils einen großen offenen Raum, der durch Wendeltreppen erschlossen wird.
Glyptothek Architekt Leo von Klenze, 1816 – 1830, Wiederaufbau durch Prof. Josef Wiedemann,
Wiedereröffnung 1972: Verbesserung der Belichtung, Höherlegung des Innenhofs um 1,40 Meter.
Die Bau-Idee ist das domus: Eine Wohnstätte für die Schätze des Hellenismus. Klenze setzt hier eine
vergleichsweise unaufdringliche und ruhige Bau-Idee um, die ihre wahre Bedeutung erst im städtebaulichen Kontext von Platz, Antikensammlung und Propyläen erfährt. Während z. B. Schinkel in Berlin das Museum am Lustgarten (1825 – 1828) wie ein mächtiges Naturereignis gegenüber des Berliner Schlosses inszeniert und in kürzester Bauzeit aus dem Boden stampft, setzt Klenze auf das Zusammenspiel von kleinem Innenhof und großem Königsplatz und liefert damit eine sehr feinsinnige
urbane und bescheidene königliche Programmatik. Die zentralen Sammlungsgegenstände der Glyptothek sind die Figurengruppen der beiden Giebel des Aphaia-Tempels auf Ägina, die sogenannten
„Ägineten“ von 480 v. Chr.: 13 Figuren im Westgiebel, 11 Figuren im Ostgiebel. Die neuzeitlichen
Giebelfiguren der Glyptothek von 1830 stehen im Original im U-Bahnhof „Königsplatz“ - allegorische
Darstellungen der Künste, die von Athena überwacht werden. Im Giebel stehen heute Replikationen
aus Kunststein.
Ägineten Die Ägineten werden 1811 von Carl Haller von Hallerstein, Charles Robert Cockerell, Jacob
Lingk und John Forster auf der Insel Ägina entdeckt und geborgen. Es sind die Giebelfiguren des
Aphaia-Tempels. Die Figuren liegen nur wenige Zentimeter unter der Erdkrume. Die Ausgräber erkennen sofort die Qualität der Steinmetzarbeit und schätzen den Wert der Fundstücke hoch ein. Sie
werden öffentlich versteigert. Der Erwerb durch Ludwig I. 1812, der Transport nach Rom, die „Bearbeitung und „Vervollständigung“ der Fundstücke durch Thorwaldsen und ihr Transport nach München ist dann eines der dramatischsten Kapitel der Kunstgeschichte.
Der gute Zustand des ganzen Tempels und vieler einzelner Figuren im Jahr 1811 verdanken
wir der Tatsache, dass der Aphaia-Kult schon wenige Jahre nach der Errichtung des Tempels an Bedeutung verlor. Die Tempelanlage, die zwölf Kilometer vom Herrschaftssitz der Ajakiden und damit
von der Hauptstadt Ägina entfernt in unwegsamem Gelände lag, wurde 431 v. Chr. wohl ganz aufgegeben. Das Geschlecht der Ajakiden fiel im Peleponnesischen Krieg in Ungnade und wurde von den
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Athenern von der Insel schließlich ganz vertrieben. Die letzten Priester hatten die Stätte ihres Wirkens offenbar eilig verlassen müssen. Haller von Hallerstein und Cockerell fanden noch rituelles Geschirr auf dem Altar. Der Tempel fiel offensichtlich 2200 Jahre lang der völligen Vergessenheit anheim.
Die Bedeutung der Ägineten heute liegt in der einmaligen Dokumentation eines Epochenwechsels, der am gleichen Ort, mit der gleichen Steinmetzmannschaft und zum gleichen Thema hier
in der Glyptothek ausgestellt ist: Der Westgiebel entstand in der Spät-Archaik zwischen 500 und 490,
der Ostgiebel in der Früh-Klassik zwischen 490 und 480 v. Chr.. Die Giebel unterscheiden sich in ihren
künstlerischen Programmen. In ihren Unterschieden wird dieser Epochenwechsel deutlich. Was ist in
diesen zwanzig Jahren geschehen? Die Perserkriege (490 bis 479 v. Chr.) haben die griechische Welt
in eine Art Schockzustand versetzt. Nach den für die Griechen glücklichen Siegen über die weit überlegene persische Militärmacht in den Schlachten von Salamis und Platäa (480/479 v. Chr.) ist in Griechenland nichts mehr wie vorher. Der Sieg war errungen, aber Athen war von den Persern völlig zerstört worden. Der Krieg hatte die alten Strukturen zerschlagen und Athen mußte sich neu erfinden.
Das gelingt. Es beginnt mit einem atemberaubenden und weltpolitisch höchst bedeutsamen Experiment: der Festigung und Vollendung der attischen Demokratie. Perikles (490 – 429 v. Chr.) ist ihr
politischer Stratege und bis zum Beginn der Peleponnesischen Kriege 431 v. Chr. kann er den Frieden
fünfzig Jahre lang sichern. Das ist eine für die damaligen Verhältnissen ungeheuer lange Zeit, die die
Athener nutzen und genießen. Die griechische Kultur entwickelt sich zu ihrer Hochblüte. Von 447 bis
438 v. Chr. bauen die Athener auf der Akropolis den Partheon, das bedeutendste Bauwerk der Antike.
Die Griechen lernen in den Perserkriegen vor allem strategisches und räumliches Denken –
Eigenschaften, die sich natürlich auch in der Kunst, also auch im Ostgiebel, ausdrücken mußten. Die
griechische Klassik beginnt mit einem neuen Verständnis vom Raum und Zeit. Und das ist das Interessante: Mit den Ägineten ist dieser Bewußtseinssprung der griechischen Kultur hier in der Glyptothek
zu entdecken, hautnah zu erleben und zu bewundern. Hier zwei Beispiele: Athena ist in beiden Giebeln die zentrale Figur. Im Westgiebel steht sie wie starr und unbeteiligt. Im Ostgiebel greift sie energisch ins Kriegsgeschehen ein. Sie bringt Bewegung ins Bild und setzt einen starken Impuls. Oder „die
Kunst des Bogenschießens“ – in beiden Giebeln ist sie Thema, aber jeweils völlig unterschiedlich interpretiert. Die Figuren des Westgiebels sind Standbilder, jede Figur steht für sich statisch und ist
erstarrt. Die Figuren des Ostgiebels sind Studien zu Bewegungsabläufen. Die Bewegungen fließen
gleichsam durch die Figuren hindurch. Alles scheint zu fließen, alles ist ineinander verwoben, miteinander verknüpft - das ist die Botschaft, das neue Bewußtsein. Die Künstler haben dem neuen Geist
Ausdruck verliehen: Das archaische Zeitalter ist überwunden, es beginnt ein neues Zeitalter, das der
Bewegung. Mit bewundernswertem Geschick haben sie in ihren steinernen Figuren diese Bewegungen dadurch eingefangen, dass sie hier im Ostgiebel „Momente der Instabilität“ darstellten. Die Figuren scheinen dem Betrachter entgegen und aus dem Giebel zu fallen.
Diese Erkenntnisse sind die Frucht langer wissenschaftlicher Untersuchungen, die insbesondere Adolf Furtwängler (Direktor der Glyptothek von 1894 bis 1907) und Dieter Ohly (Direktor der
Glyptothek von 1962 bis 1978) voran getrieben haben. Aber erst zur Wiedereröffnung der Glyptothek
nach der Kriegszerstörung 1972 können die Figuren in dieser ihrer wissenschaftlich korrekten Aufstellung angeordnet werden. Erst jetzt kann dieser Epochenwechsel öffentlich gezeigt werden.
Zurück ins Jahr 1827: Von diesem Jahr an bis 1939 standen die Ägineten in der klassizistischen Aufstellung, die ganz dem Geist des 19. Jahrhunderts verpflichtet war. Ludwig I. und alle Fachleute um ihn herum kannten die wissenschaftliche und kunstgeschichtliche Bedeutung der Ägineten
nicht. Ludwig benutzte die Giebelgruppen gewissermaßen nach Gutdünken als theatralische Szenerie
für seine Hellenismusbegeisterung und beauftragte den berühmten Bildhauer Bertel Thorwaldsen in
Rom 1815 mit der Vervollständigung und Ergänzung der Figuren-Torsi zu ganzen Figuren. In München
wurden diese Giebelfiguren dann 1827 in der Glyptothek so aufgestellt, wie sie den fantasiebeflügelten Vorstellungen des Königs entsprachen. Die von April 2011 bis Dezember 2012 gezeigte WiederAufstellung der klassizistischen Ägineten zeigt diese naive Begeisterung und gleichzeitig den großen
Respekt Ludwigs gegenüber den Figuren, die er eben nicht als zerstörte Torsi aufstellen wollte. Durch
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starken Zugriff zwang er sie in sein Kunst- und Kultur-Programm und richtet sie so her, wie er sie gebrauchen konnte. Dadurch entstand ein künstliches Panorama, das mit dem Original nicht viel zu tun
hatte - das die Museumsbesucher aber dennoch jahrzehntelang tief beeindruckte.
Die Gestalt der Giebelfiguren ist merkwürdig zwiegespalten. Der Gesichtsausdruck spiegelt
nicht die Schrecknisse des Kampfes und des Todes wider, sondern das weise Wissen von Schicksalsrollen: Laomedon, der Trojaner, stirbt lächelnd durch den Pfeil des Herakles. Wir nehmen heute
wahr: Das archaische Lächeln, entspannt und nach innen gekehrt, erscheint uns „künstlich“ und steht
in Widerspruch zur genauen naturalistischen Darstellung des Körpers. Es ist das Erbe einer archaischen Darstellungsform, die das Individuelle noch nicht kannte. Es bedurfte noch einiger Jahre bis zur
Hoch-Klassik, bis die Individualität und subjektive Leidensfähigkeit einer Figur erkannt und auch in
Götterbildern darstellbar werden konnte.
Antikensammlung Architekt Georg Friedrich Ziebland, Bauzeit 1838 – 1848, ursprünglich: Kunstund Industrie-Ausstellungsgebäude. Hier sollte neben der Antikenbegeisterung der Neuzeit gehuldigt
werden. Das bedeutendste architektonische Element ist die Treppenanlage. Ihre Stufen sind Sitzreihen für das Spektakel Königsplatz und das Eingangs-Podest ist der Balkon des Platzes, von dem aus
sich die ganze Pracht des Platzes erschließt. Das Treppen-Thema klingt hier erstmals an. Es wird uns
bei allen Bauten als Raumerfahrung beschäftigen.
Die Antikensammlung enthält bedeutende Schätze, z. B. die geniale Augenschale des Exekias,
in der das dynamische Zusammenspiel von Malerei und Großform außerordentlich kunstvoll und
spannungsreich gestaltet wurde. Exekias (in Athen tätig um 550 bis 530 v. Chr.) ist ein Künstler von
Weltrang. Auch er beherrschte schon die Kunst, seine Bilder „in Bewegung zu versetzen“ und ist damit ein Wegbereiter dieser neuen Künstlergeneration.
Lenbachhaus Zum Umfeld des Königsplatzes gehört auch das Lenbachhaus. Die Villa des Malerfürsten Franz von Lenbach (1836-1904) wurde von 1887 bis 1891 vom Künstler in Zusammenarbeit mit
dem Architekten Gabriel von Seidl im toskanischen Stil gebaut. 1924 konnte die Stadt München die
Villa erwerben. 1929 wurde in dem Gebäude die Städtische Galerie eröffnet, deren Sammlungsschwerpunkt sich zunächst auf die Gemälde der Münchner Schule und der Neuen Sachlichkeit erstreckte. In den Jahren 1957 kann die Galerie eine Schenkung Gabriele Münters anläßlich ihres 80.
Geburtstags entgegen nehmen und erhält 1965 eine Stiftung aus dem Nachlaß Bernhard Koehlers.
Durch Schenkung und Stiftung besitzt die Galerie die weltweit bedeutendste Sammlung von Werken
der Künstlergruppe des Blauen Reiters, u.a. von Kandinsky, Marc, Macke, Jawlensky, Klee und Münter. Damit ist das Lenbachhaus das Dokumentationszentrum des für das 20-ste Jahrhundert wichtigsten Epochenwechsels, die Entdeckung und Entwicklung der abstrakten Malerei um 1910.
Im Frühjahr 2009 begannen die Umbau- und Erweiterungsarbeiten. Sie wurden im Mai 2013
abgeschlossen. Das britische Architekturbüro Foster und Partner ist für diese Arbeit verantwortlich.
Eine neue Beleuchtungstechnik macht das Museum zu einem der interessantesten Ausstellungsgebäude.
Der Königsplatz ist mit diesen beiden Häusern, der Glyptothek und dem Lenbachhaus, ein
kunsthistorisches Kraftfeld von Weltrang. In beiden Häusern kann jeweils der Qualitätssprung von
einer Epoche in eine andere studiert werden.
St. Bonifaz Zum Umfeld des Königsplatzes gehört auch die Abtei St. Bonifaz. Architekt Georg Friedrich Ziebland, Bauzeit 1834 – 1847 als Basilika, Grabeskirche Ludwig I., im Zweiten Weltkrieg stark
zerstört, Wiederaufbau auf quadratischem Grundriß durch Prof. Hans Döllgast 1948/49. Carl Theodor
Horn baut des Pfarrzentrum 1970/71 im nördlichen Anschluß und integriert die Apsis der alten Basilika in einen Fest- und Versammlungssaal. Horn setzt in der Kirche von Döllgast den Altar in die Mitte
des Zentralbaus gemäß des Zweiten Vatikanischen Konzils, das 1965 beendet wurde.
Es gibt keine direkte räumliche Verbindung zum Königsplatz, obwohl die Bau-Idee in einem
engen geistigen und auch achsialen Zusammenhang steht. Der Zusammenhang muß mitgedacht
werden und stellt sich so als geistige Brücke zwischen Antike und Gegenwart dar.
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Amerika-Haus 1957 am Karolinenplatz als Kulturinstitut eröffnet; Neubau durch die Bayerische
Staatsregierung unter Wilhelm Hoegner; Architekt: Franz Simm, Oberste Baubehörde, eines der besten öffentlichen Gebäude dieser Zeit. Der laufende Betrieb wird zunächst finanziert aus dem Kulturetat der USA. Ab 1998 ist der Verein „Bayerisch-Amerikanisches Zentrum (BAZ)“ Trägerin des
Amerika-Hauses. Das Amerika-Haus ist ein wichtiger Baustein im Kunstareal.
Technische Universität München (TUM) Kreativität und Wissen sind ein Geschwisterpaar - zum
Thema „Kunstareal“ gehört auch die Technische Universität. Die Eingangssituation zur TUM, Arcisstrasse 21 wird durch zwei Gebäude bestimmt: Unter dem Verwaltungsbau hindurch durchquert
man einen quadratischen Hof und betritt dann das Institutsgebäude, das eigentliche Hauptgebäude,
das 1948 bis 1954 von Robert Vorhölzer gebaut wurde, und steht unvermittelt in der sogenannten
„Immatrikulationshalle“. Diese Raumabfolge hat durchaus eine sakrale Anmutung. Rechts und links
schwingen sich in der Halle dann zwei großzügige halbrunde Treppenläufe in das erste Obergeschoß.
Vorhölzer spielt mit diesen beiden Treppen. Er verleiht dem ganzen strengen rechtwinkligen Raumgefüge damit eine wunderbare Leichtigkeit. Das Treppen-Thema ist auch hier präsent und auf überzeugende Weise gestaltet.
Mensagebäude der TU München 1956 bis 1957, Architekt: Prof. Franz Hart (1910 – 1996); hervorragendes Funktionsgebäude mit sensibler Fühlungnahme zur Glyptothek. Die Mensa soll offenbar in
das Konzept „Kunstareal“ als Informations- und Orientierungsgebäude mit einbezogen werden. Sie
müßte dann ihre Funktion als Versorgungsgebäude verlieren. Ich halte das für eine gute Idee. Denn
hier an dieser Stelle fehlt bisher ein Gelenkpunkt, der die beiden räumlichen Systeme von Königsplatz
im Westen und Pinakotheken im Osten zusammenbindet.
NS-Dokumentationszentrum Dies ist ein Projekt der Landeshauptstadt München, des Freistaats
Bayern und der Bundesrepublik Deutschland. Im April 2008 gab der Münchner Stadtrat den
Startschuß für die Auslobung eines Architekturwettbewerbs und damit für die Realisierung des NSDokumentationszentrums. Vorher wurden die vom Erdreich verdeckten Restmauern des „Braunen
Hauses“ baugeschichtlich untersucht und gesichert. Das Berliner Architektur-Büro "Georg Scheel
Wetzel Architekten" gewinnt 2009 den Bauwettbewerb. Endlich realisiert sich damit ein von vielen
Münchnern lang gehegter Wunsch eines solchen Erinnerungsortes.
Hochschule für Musik und Theater Zum Umfeld des Königsplatzes gehört auch die Hochschule für
Musik und Theater. Es ist der ehemalige Führerbau; 1933 bis 1937 nach Plänen des Architekten Paul
Ludwig Troost errichtet. Die ersten Planungen für das Gebäude stammen aus dem Jahr 1931. Die
Fertigstellung erfolgte erst drei Jahre nach dem Tod von Troost durch Prof. Leonhard Gall. Das Gebäude war der Repräsentationsbau Adolf Hitlers. Hitler hat bewußt seinen Machtapparat in der bürgerlichen Maxvorstadt verortet. Hier traf er mitten ins Herz der Residenzstadt: Der Königsplatz wurde
zum „Kultplatz der Bewegung“ und der Führerbau war das Pilotprojekt nationalsozialistischer Architektur. Der gestalterische Dialog mit dem Klassizismus Klenzes ist frech und erbärmlich: Die Proportionen sind kraftlos, die Details grobschlächtig, die Übergänge hart. Alles zielt auf vordergründige
Monumentalität und auf massenhafte Vorfertigung. 1938 wurde hier das „Münchner Abkommen“
unterzeichnet. Hitler fletschte hier sichtbar vor aller Welt die Zähne und konnte seine Expansionsund Kriegspläne noch einmal verschleiern. Die Gebäude wurden im Krieg nicht zerstört. Ab 1945 war
das Gebäude Central Collecting Point für die von nationalsozialistischen Organisationen in ganz Europa geraubte Beutekunst. 1954 wurde der Kongreßsaal zu einem Konzertsaal umgebaut, ein Glanzstück der Innenarchitektur der 50 er Jahre und der Versuch, im Innern dieses diabolischen Hauses
eine kultivierte Geste zu implantieren. Die Operation ist gelungen, der Herzschrittmacher funktioniert. Hier habe ich wunderbare Musik gehört, die mich den Ort vergessen ließ. Das Gebäude steht
unter Denkmalschutz und kann selbst in Details nie mehr geändert werden. Auch dieses Gebäude
gehört zum „Drama des Königsplatzes“: In keinem anderen Gebäude der Welt ist das Spannungsfeld
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von historischer Belastung eines Bauwerks und einer unbekümmerten, heiteren und wunderbaren
Ausübung schöner und flüchtiger Künste so groß wie hier.
Alte Pinakothek Die Alte Pinakothek ist der Mittelpunkt eines neuen Kraftfeldes. 1822 Klenze erhält
den Auftrag von Max I. Joseph, 1824 Baubeginn, 7.4.1826 Grundsteinlegung durch Ludwig I. am Geburtstag Raffaels. Das Bauwerk verkörpert mit seiner Größe den Gedanken eines monumentalen
Bilder-Magazins, 1836 Eröffnung. Zerstörung im Zweiten Weltkrieg, 1956 – 1958 Wiederaufbau durch
Prof. Hans Döllgast mit dem Gedanken, die Wunden der Zerstörung in den Fassaden und im Innern zu
zeigen. Verlegung des Haupteingangs nach Norden, vor allem aber der Bau zweier imposanter
„Himmelstreppen“, die den Besucher in eine andere Welt tragen – eine geniale Bau-Idee, die die Alte
Pinakothek zu einem Juwel der modernen Museumsarchitektur gemacht hat und die das TreppenThema für alle weiteren Museumsbauten vorgibt. Die Treppen bilden auch in ihrer Form in etwa den
Bombenkrater nach. Ein zerstörerisches Ereignis wird von Döllgast hier als Chance umgedeutet. Die
Treppen waren von Klenze ursprünglich in den Kopfbauten der Alten Pinakothek als völlig untergeordnete Raumteile angeordnet. Döllgast macht nun die Treppen zu einem Fanal, zu einem Trompetenstoß, zu einem Befreiungsschlag. Bis weit in die achtziger Jahre hinein wurde immer wieder im
politischen Umfeld die Idee der kompletten Fassaden-Rekonstruktion erwogen, um die Ärmlichkeit
der Nachkriegszeit abzuschütteln. Inzwischen ist die gestalterische Leistung Döllgasts anerkannt und
unbestritten. Im Konzept des Kunstareals soll insbesondere das Erdgeschoß für Ausstellungen noch
weiter geöffnet werden.
Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) und Ägyptisches Museum Architekt Peter Böhm; Eröffnung der HFF am 15.9.2011. Im Frühjahr 2013 wurde die Ägyptischen Sammlung eröffnet. Offizielle
Kurzbeschreibung des Büros Böhm: „Die außerordentliche städtebauliche Situation mit dem großen
freien Platz vor der Alten Pinakothek legte es nahe, diesen Platz mit einem großzügigen, ruhigen
Baukörper im Süden zu schließen, der in etwa die Proportion der Alten Pinakothek aufnimmt, die visà-vis im Norden des Neubaus liegt. Entsprechend den seitlichen Betonungen der Alten Pinakothek
mit ihren platzbegrenzenden Risaliten und Baumalleen befinden sich im Osten des Neubaus der Eingang in die Fernseh- und Filmhochschule und im Westen der Eingang zum Ägyptischen Museum,
welches wie eine Ausgrabungsstätte unter dem wiesenbedeckten Vorplatz vergraben liegt.
Mit dem Foyer als große Öffnung im steinernen Sockel des Gebäudes wird auch das öffentliche Publikum eingeladen, die vielen Einrichtungen und Veranstaltungen wie Bibliothek, Filmvorführungen, Vorträge, Feste und dergleichen zu nutzen. Der öffentliche Platzraum setzt sich im Gebäude fort, wo er umgeben wird von Kinosälen, Seminarräumen, der Cafeteria und einer Bibliothek.
Im Gegensatz zum extrovertierten Foyer liegen die Studios im geschützten Betonsockel, um hier eine
konzentriertes und geschütztes Arbeiten zu gewährleisten. In den gläsernen Ober-geschossen sind
kleinere Büros und büroähnliche Nutzungen untergebracht.“
Böhm hat das Treppen-Thema von Döllgast wieder aufgegriffen: Er „zaubert“ in die Mitte des
Gebäudes einen Treppenlauf über fünf Geschosse, der sich nach oben hin verjüngt und dessen oberes Podest hell erleuchtet ist. So entsteht ein unmittelbarer Sog, dem sich kein Betrachter entziehen
kann: Das Bild von der „Himmelstreppe“ ist ganz augenfällig.
Der kulturelle Brückenschlag, der hier ab Mitte 2013 mit dem Ägyptischen Museum zu besichtigen ist, verschlägt einem den Atem: Eine bis zu viertausend Jahre zurückliegende Kultur wird
mit dem zukunftsträchtigen Medium Film und Fernsehen zusammengebunden – das ist ein Akrobatenstück erster Klasse und bietet Spannung pur. Die Frage ist nur: Warum gibt es kein Konzept und
kein räumliches Bindeglied, in dem sich diese Spannungen auch ausdrücken können? Die Erwartungen werden noch durch den Eingang zum Ägyptischen Museum gesteigert. Er ist ein Meisterstück
theatralischer Bühnenarchitektur: ein breiter Treppen-Platz führt ins Untergeschoß und das TreppenThema ist um eine weitere Variante bereichert.
Skulpturen im Umfeld von HFF, Alter und Neuer Pinakothek, TUM: • Present Continuous (Gebückter
Mensch, der nach unten schaut), Monumentalskulptur vor der HFF des niederländischen Bildhauers
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Henk Visch; Mai 2011. Die Figur ist 3,60 m hoch. Das Gesicht ist auf den Boden gerichtet. Von der
Stirn aus, wie eine Kopfstütze, verläuft ein stählerner, roter Sehstrahl durch den Boden in einen Saal
des darunterliegenden Ägyptischen Museums – „als Verbindung von Vergangenheit und forschender
Gegenwart“. • Le Mystère de Munich (Südseite der Alten Pinakothek, nicht mehr vorhanden), Betonplastik von Rudolf Herz, 2012. Sie erinnerte an Marcel Duchamp, den Erfinder der „Konzeptuellen
Kunst“. Duchamp wohnte 1912 in München in dieser Wohnung, die hier in Originalgrüße nachgegossen und um 90 Grad gedreht hier aufgestellt wurde. Sponsor: Architekt Peter Ottmann. Die Plastik
weißt darauf hin, dass Duchamp im Spannungsfeld von „Entrückung“ in der Alten Pinakothek und
Alltagswelt seine Ready-Mades erfunden hat – also ein Apell an eine fantasievolle Integration des
Musealen in unsere eigene Lebenswelt. • Trojanisches Pferd (Südseite der Alten Pinakothek), Bronzeskulptur, Hans Wimmer, 1976 – 81. • For Leonardo (Südseite der Alten Pinakothek, an der Arcisstr.), Metallskulptur, Edoardo Paolozzo, 1986. • Doppelsäule (Nordseite der Alten Pinakothek, an
der Arcisstr.), Metallskulptur, Erich Hauser, 1971. • Biga (Nordseite der Alten Pinakothek, an der Arcisstr.), Bronzeskulptur, Fritz König, 2002. • Liegende Figur (Nordseite der Alten Pinakothek) Bronzeskulptur, Henry Moore, 1969. • Ohne Titel (Nordseite der Alten Pinakothek, an der Türkenstr.),
Metallskulptur, Alf Lechner, 1984. • Miracolo (vor der Neuen Pinakothek), Reiter, Bronzeskulptur,
Mario Marini, 1959. • Rosseführer (Kopie, ohne Pferd), Bronzeplastik, Arcisstr. 21 (TUM, südl. des
Verwaltungsbaus), Original 1928–1931 von Bernhard Bleeker (zerstört). • Rosselenker, gegenüber
von Arcisstr. 21 (Alte Pinakothek, Westseite), Bronzeplastik, 1928 von Hermann Hahn, ursprünglich
auch vor der TUM.
Neue Pinakothek Architekt August von Voit, Bauzeit 1846 – 1853, im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört, Abbruch aller Baureste 1950, Neubau durch Alexander von Branca, Bauzeit 1975 – 1981. Das
Gebäude beherbergt das Museum, die Direktion der Staatsgemäldesammlungen, das DoernerInstitut und das Museumspädagogische Zentrum. Um vier Innenhöfe gruppieren sie diese vier Funktionen. Um zwei Innenhöfe sind die Museumsräume im Split-Level-Versatz angeordnet – wie in einer
liegenden Acht kann der Besucher die Räume durchschreiten, ein Baugedanke, der die unendliche
Bewegung zum Thema gemacht hat und das Thema Treppe als „liegende Treppe“ interpretiert – eine
wunderbare Bau-Idee, ein großartiges Raumerlebnis. Von Branca hat das Museum als großartiges
„Treppen-Haus“ gestaltet und damit den Himmelstreppen Döllgasts ein ebenbürtiges Symbol zur
Seite gestellt.
Buscando la Luz „Das Licht suchend“, Monumentalplastik, Eduardo Chillida (1924 bis 2002). Das aus
drei großen Stelen bestehende Eisenwerk wurde 1997 angefertigt und gilt als die letzte Großplastik
des baskischen Bildhauers. Sie wurde 2002 anläßlich der Eröffnung der Pinakothek der Moderne an
der Barerstrasse aufgestellt und wirkt wie eine rätselhafte Landmarke: drei Fackeln, drei Flammen.
Ihr Sinn erschließt sich erst, wenn man in die Plastik hineintritt. Man wird dann Teil dieser Installation. Der Blick richtet sich nach oben. Fremdheit schlägt in Vertrautheit um. Man fühlt sich behütet auf
der Suche nach dem Licht - und die Fackeln werden zu Blütenblättern.
Pinakothek der Moderne Stephan Braunfels gewann den internationalen Wettbewerb mit einer
Bau-Idee, die das Gebäude in enge Beziehung zum Stadtgrundriss und zur Alten Pinakothek setzte.
Rechteck, Rund und Diagonale – ein runder öffentlicher Stadt-Platz in der Mitte des Gebäudes, der
ohne Museumseintritt durchschritten werden kann, und wieder eine großzügige zweiläufige Treppen-Anlage – das sind die Gestaltelemente dieses Gebäudes, das den Dialog mit den anderen Museumsbauten aufnimmt und zu bündeln scheint. Wieder sind es mehrere Sammlungen und Museen in
einem: Im Untergeschoß befindet sich die Designsammlung, im Erdgeschoß liegen Ausstellungsräume für die Architektursammlung, die Graphische Sammlung und Wechselausstellungen. Im Westflügel des Obergeschosses ist die Sammlung der klassischen Moderne untergebracht, im Ostflügel die
Sammlung für Gegenwartskunst. Die Pinakothek der Moderne wurde am 16. September 2002 eröffnet. Der geplante zweite Bauabschnitt, der das Gebäude im Süden und Osten ummanteln und zusätz-
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liche Räume für die Staatliche Graphische Sammlung bergen soll, wurde wegen Geldmangels vorläufig zurückgestellt.
Die Pinakothek der Moderne ist für mich auch eine Licht-Skulptur. Wie bei „Buscando la Luz“
wird der Blick in der Rotunde sofort nach oben und ins Licht gezogen.
Museum Brandhorst Architekten Sauerbruch Hutton, Eröffnung im Mai 2009. Der Ausstellungsbereich erstreckt sich über drei sehr hohe Etagen; Zwischengeschosse bergen verschiedene Nutzungsräume. Auffällig ist die bunte, in insgesamt 23 verschiedenen Farben gestaltete Fassade aus Keramikstäben. Mit der Außenfassade wird nicht nur eine ansprechende Optik erreicht, sondern auch ein
wesentlicher Beitrag zur Energieeffizienz geleistet. Der gesamte Gebäudekomplex ist nach modernsten Erkenntnissen der Energieeffizienz gebaut worden. So wird z. B. durch Wärmepumpen das
Grundwasser mittels Wärmetauscher genutzt.
Das Gebäude selbst besteht aus einem zweigeschossigen rechteckigen Langbau und einem
deutlich höheren und nach Norden verbreiterten Kopfbau aus Beton. Die beiden Teile werden durch
ein durchlaufendes Fensterband verbunden. Hinter der Verglasung der Eingangsseite befindet sich
ein geräumiges Foyer mit Museumskasse, Buchladen und Restaurant. Mit seinem Eingang an der
Ecke von Türken- und Theresienstraße verbindet das Museum das Kunstareal mit der geschäftigen
Max-vorstadt und dem nördlich anschließenden lebendigen Universitätsviertel. Das Gebäude wurde
mit Mitteln des Freistaats Bayern finanziert.
Als zentrales Werk beherbergt es den zwölfteiligen Bilderzyklus „Lepanto“ (2001) von Cy
Twombly. Hier an prominenter Stelle ist die Weiterführung der Ägineten-Thematik in der Moderne:
1571 besiegt in der Meerenge von Patras die christliche Kriegsflotte die Übermacht der osmanischen
Seestreitkräfte.
Large Red Sphere Marmorskulptur, Walter de Maria (geb. 1935). Die Skulptur stammt aus dem Jahr
2002 und wurde 2010 hier installiert. Für mich ist diese Skulptur der eigentliche räumliche und dramaturgische Abschluß des Kunstareals, das mit den Propyläen seinen Auftakt genommen und hier im
Symbol der „Großen Kugel“ im ehemaligen Türken-Tor ein integrierendes Symbol gefunden hat. Das
kriegerische Symbol der Kugel ist hier zum archimedischer Punkt umgedeutet, das so das ganze
Kunstareal zu halten scheint – Dreh- und Angelpunkt einer zweihundertjährigen Architektur- und
Städtebauentwicklung. Diese Kugel ist in ihrer Symbolkraft so eindrucksvoll wie die Ägineten, die als
zentrales Kunstensemble einen der wichtigen Impulse für diese großartige städtebauliche und kulturelle Entwicklung gegeben haben.
SiemensForum Zum erweiterten Umfeld des Kunstareals gehört auch das SiemensForum. Architekt
Richard Meier, Bauzeit 1997 – 1999. Erstmals öffnet sich ein Weltkonzern der städtischen Öffentlichkeit und bietet eine Begegnungsstätte zwischen Firma und Stadt an. Aus einem mit Stacheldraht umzäunten Gelände steht plötzlich ein öffentlich zugängliches Gebäude. Das war damals eine Sensation.
Das Gebäude bildet architektonisch ein Gelenk zwischen Altstadt und Maxvorstadt. Es beherbergt als
zentralen Raum eine Rotunde, die auch öffentlich genutzt wird, Museum-, Schulungs- und Verwaltungsräume und ein öffentlich zugängliches Restaurant im obersten Geschoß. Das weiße Gebäude
vermittelt innen und außen Assoziationen an Segelschiffe, an die Ägäis – München liegt doch am
Meer und am Horizont erscheint in weiter Ferne die Insel Ägina. Dank an Richard Meier!
Biographische Daten
Maximilian I. Josef, 1756 - 1825, Herzog und Kurfürst, ab 1806 König von Bayern
Ludwig I., 1786 - 1868, regierte von 1825 - 1848
Friedrich Ludwig von Sckell, 1750 - 1823, ab 1804 Königlicher Hofgartenintendant, gründete u.a. den
Alten Botanischen Garten
Karl von Fischer, 1782 - 1820, er war zusammen mit von Sckell der Vordenker der modernen Stadterweiterung Münchens
Leo von Klenze, 1784 - 1864, seit 1816 in München
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Friedrich von Gärtner, 1792 - 1847, löst 1827 de facto Klenze ab, offiziell erst ab 1832
Georg Friedrich Ziebland, 1800 - 1873
Grundrisse, Ansichten und Schnitte von Gebäuden zeige ich während der Exkursion.
Dr. Andreas Romero, 01.10.2013
www.stadt-werk-statt.de
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