Die Geschichte der Kryptologie „Informatik in Bildung und

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Die Geschichte der Kryptologie
„Informatik in Bildung und Gesellschaft“ - HU Berlin
Seminararbeit Sommersemster 2004
„Kryptologie zwischen den Weltkriegen
und im 2. Weltkrieg“
Christopher Dahme 157534
I. Teil
1. Politische Geschichte der 20iger & 30iger Jahre
1.1 Situation nach dem Ersten Weltkrieg
1.2 Entstehung radikaler Regierungen in Europa
1.3 Scheitern der Weimarer Republik
1.4 Blumenkriege Hitlers
2. Die Aggressoren des Zweiten Weltkrieges
2.1 Deutsche Angriffskriege
2.2 Luftschlacht um England
2.3 Operation Barbarossa
2.4 Schlacht im Atlantik
2.5 Situation im Pazifik & die japanischen Angriffskriege
3. Geschichte der Kryptologie in den 20iger & 30iger Jahren
3.1 Herausforderung und Errungenschaften nach dem Ersten Weltkrieg
3.2 One Time Pad
3.3 Chiffrierzylinder, Rotor- & Rechenmaschinen
II. Teil
4. Richard Sorge „Stalins Spion in Tokio“
4.1 Seine Jugend
4.2 Eingliederung ins Spionagesystem & Aufstieg zum Topspion
4.3 Der Shanghaier Spionagering
4.4 Der Japanische Spionagering
4.5 Die entscheidenen Informationen
4.6 Die Zerschlagung des Spionageringes
5. Das Verschlüsselungssystem von Max Klausen & Richard Sorge
5.1 Das Prinzip
5.2 Anwendungsbeispiel
5.3 Fazit
6. Quellenangabe
1. Politische Geschichte der 20iger & 30iger Jahre
1. Politische Geschichte der 20iger & 30iger Jahre
1.1 Die Situation nach dem Ersten Weltkrieg
Anfang Oktober 1918 war Deutschlands
strategische Position fatal geschwächt. Einer
nach dem anderen der deutschen Verbündeten waren auf der Strecke geblieben. Am
25. September bat Bulgarien um Frieden, die
Türken war in Palästina auf dem Rückzug, in
Italien lagen die österreichischen Armeen in
den letzten Zügen. In Deutschland forderten
der Hunger und eine Grippeepidemie einen
schweren Tribut. In Kiel meuterten Marinesoldaten. Obwohl die Deutschen Truppen
im Feld ungeschlagen blieben, hatte sich der
politische Wille zum Fortsetzen des Krieges aufgelöst. Am 11. November wurde die
Kapitulation eingereicht. Das Gefühl, einen
„Dolchstoß in den Rücken“ bekommen zu
haben, wurde verstärkt, als die Alliierten im
Januar 1919 in Versailles die Landkarte Europas neu entwarfen, was durch den Zusammenbruch des Russischen, Österreich-ungarischen und Osmanischen Reiches nötig
wurde. Der Versailler Vertrag wurde am 28.
Juni unterzeichnet. Die deutschen Streitkräfte und ihre Bewaffnungen wurden eng begrenzt, Deutschland verlor alle Kolonien und große Gebiete
in Europa. Das Ostufer des Rheins wurde entmilitarisiert und von den Alliierten besetzt. Ferner hatte
Deutschland Reparationen in Höhe von 132 Milliarden Goldmark zu leisten. Der erste Weltkrieg
forderte knapp 10 Millionen Todesopfer und doppelt soviele Verletzte. Durch den Krieg geschwächt,
konnten sich in Europa schnell Epidemien ausbreiten. Der „Spanischen Grippe“ fielen 1918 bis 1919
weltweit zwischen 20 und 100 Millionen Menschen zum Opfer.
1.2 Entstehung radikaler Regierungen in Europa
Nachdem 1917 in Russland die „Oktober Revolution“ ausbrach, forcierte auch in Resteuropa die
Linken aber auch die Rechten Kräfte ihre Anhänger. 1922 wurde in Italien Benito Mussolini durch
den König zum ersten faschistischer Premierminister ernannt, weil dieser sonst droht zu putschen.
Im gleichen Jahr übernahm Joseph Stalin in der Sowjetunion das Amt des Generalsekretärs. Auch die
junge Weimarer Republik wird von den Machtkämpfen der Kommunisten und der extremen Rechten regelrecht zermürbt, und musste mehre Putschversuche abwehren.
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1. Politische Geschichte der 20iger & 30iger Jahre
1.3 Scheitern der Weimarer Republik
Der Börsencrash im Oktober 1929 und die damit verbundene wirtschaftliche Depression machte
sich Adolf Hitler zu nutzte, um in den folgenden Jahren seine politische Partei hervorragend zu positionieren. Die USA forderten ihre Kredite aus Europa zurück, um ihre Schulden durch den Crash
zu decken. Dadurch geriet das Gleichgewicht der Wirtschaft aus den Fugen. 1932
waren fast 33% der erwerbsfähigen Bevölkerung arbeitslos. Dieser Umstand spielte
den radikalen Parteien in die Hände und
so wurde Hitler 1933 Reichskanzler und
ernannte sich ein Jahr später zum Führer
des deutschen Reiches und zum Oberbefehlshaber der deutschen Streitkräfte. Das
beeindruckende Wachstum der deutschen
Wirtschaft, erreicht durch eine waghalsige
Schuldenpolitik, begünstigte Deutschlands
Wiederaufrüstung, die zunächst heimlich,
ab 1935 dann öffentlich erfolgt.
1.4 Blumenkriege Hitlers
Geschickte Propaganda und Kriegsdrohungen waren die treibende Kraft in Hitlers Außenpolitik.
Geschickt nutzte er den Wunsch nach Frieden in Frankreich und England aus, die Angst vor noch
einem schrecklicheren Bluvergießen als dem von 1914 bis 1918 sowie ihre Unfähigkeit mit der Sowjetunion ein Bündnis zu schließen, um seine größenwahnsinnige Pläne umzusetzen. So ließ er 1936
die entmilitarisierten Gebiete wieder besetzen. Er verhalf General Francisco Franco in Spanien an die
Macht, in dem Hitler ihm Material und Soldaten schickte. 1938 gliederte er Österreich und 1939 die
Tschechoslowakei ins deutsche Reich ein. Im selben Monat widmete er sich dem Freihafen Danzig
und dem polnischen Korridor zu, der Ostpreußen vom eigentlichen Deutschland trennte. Am 23.
August 1939 sicherte er seine Ostflanke durch einen Nicht-Angriffspakt mit der Sowjetunion. Der
Krieg ließ nur noch wenige Tage auf sich warten.
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2. Die Aggressoren des Zweiten Weltkrieges
2. Die Aggressoren des Zweiten Weltkrieges
2.1 Deutsche Angriffskriege
Am 1. September 1939 überfiel die Deutsche Wehrmacht Polen, am 17. September marschierte auch
die Rote Armee in Polen ein. Am 5. Oktober war Polens Widerstand gebrochen. Am 3. September
hatte Frankreich und England Deutschland den Krieg erklärt, unterließ aber einen Angriff, weil die
Stärke der Deutschen Truppe weit überschätzt wurden. Die Alliierten setzten auf eine Wirtschaftsblockade. Um die Rohstofflieferung aus Skandinavien zu sichern, wurde Dänemark am 9. April
überrannt und in den folgenden Wochen Norwegen besetzt. Am 10. Mai wurde Winston Churchill
britischer Premierminister. Am selben Tag griffen deutsche Truppen Holland und Belgien an. Den
Alliierten Streitkräften wurde die Rückzugmöglichkeit der Nordflanke abgeschnitten, als Deutsche
selbstständige Panzerstreitkräfte durch die für Panzer als unüberwindbaren geltenden Ardennen, tief
nach Frankreich heinein stießen. Die britischen Streitkräfte wurden am 4. Juni bei der Operation
„Dynamo“ aus Dünkirchen evakuiert, am 22. Juni wurde ein Waffenstillstand vereinbart und Frankreich war erobert.
2.2 Luftschlacht um England
Die scheinbar unbesiegbaren Deutschen planten nun die Invasion in Südengland. Damit die Operation „Seelöwe“ glückte, musste unbedingt die Lufthoheit errungen werden, weil die Deutsche Marine
der Britischen nicht allzu lange standhalten würde. Der „Schlacht um England“ begann im Juli 1940.
Im August mussten die Deutschen aber schon harte Verluste einstecken. Bis zum Juli 1941 wurden
zwar Städte wie Southampton, Coventry oder London immer wieder Opfer massiver Bombenangriffe, doch die Deutschen konnten die Englische Luftwaffe nicht wirklich vernichten. Mit dem Abzug
zweier Drittel der Luftstreitkräfte an die Ostfront war der Luftkrieg über England beendet.
2.3 Operation Barbarossa
Bevor Hitler gegen die Sowjetunion ziehen konnte,
musste er seine Südflanke sichern. So überrannten
Deutsche Truppen Jugoslawien im April 1941 und
hatten bis ende Mai auch Griechenland besetzt.
Am 22. Juni 1941, einen Tag nach dem 129. Jahrestag von Napoleons Angriff auf Russland, drangen
deutsche Armeen in die Sowjetunion ein. Auf einer
Linie von fast 4000 Kilometern drangen die Truppen im Norden bis nach Leningrad, in der Mitte bis
Moskau und im Süden bis zu den kaspischen Ölfeldern vor. Doch der plötzliche Wintereinbruch im
Oktober und der Erschöpfungsgrad der Truppe brachten die Deutschen Streitkräfte zum Stehen. Bis
dahin hatten die faschistischen Achsenmächte fast ganz Europa eingenommen.
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2. Die Aggressoren des Zweiten Weltkrieges
Die weiten Räume, die primitiven Strassen und das grimmige Klima forderten jedoch ihren Tribut.
So konnten die frisch ausgerüsteten russischen Divisionen aus Sibirien am 6. Dezember zum Gegenangriff übergehen, ehe auch diese Offensive im Frühjahr 1942 durch die eintretende Schneeschmelze
zum Stillstand kam.
2.4 Schlacht im Atlantik
Da die Operation „Seelöwe“ durch die nicht gewonnene Luftschlacht nicht mehr möglich war, sollte
England von der Versorgung durch ihre Kolonien und durch die USA abgeschnitten werden. Die
Deutschen vertrauten auf ihre U-Bootwaffe. Der Kampf um die Ausschaltung der Unterseebedrohung war daher der längste und wichtigste Kampf, den die Briten ausfochten. Zunächst behielten
die U-Boote die Überhand, die, zuerst alleine dann durch Konvoibildung der Alliierten im „Rudel“
auftretend, mehr Schiffe der Alliierten versenkten als nachgebaut werden konnten. Der Höhepunkt
war Anfang 1943 erreicht, als mehr als doppelt so viele Schiffe versenkt wurden als nachproduziert werden konnte, und für jedes versenkte U-Boot zwei neue vom Stapel gelassen wurden. Doch
die Technik wendete das Blatt. Alliierte Langstreckenbomber erhielten neue leistungsstarke Radars
und Wasserbomben, womit U-Boote auch nachts bekämpft werden konnten. Hochfrequenzpeilung
„Huff Duff“ half den Konvois U-Boote zu bekämpfen, wenn diese mit ihren Stützpunkten kommunizierten. Schon im Sommer 1943 war die Bedrohung durch die U-Boote gemeistert.
2.5 Situation im Pazifik & die japanischen Angriffskriege
Zum Schutz einer Eisenbahnlinie hatte Japan in der chinesische Provinz Mandschurei Truppen stationiert, welche 1931 die Provinz übernahmen. Ein Krieg gegen China brach 1937 aus, nachdem die
japanische Garnison, die die Botschaft in Peking schützte, nach einem Schusswechsel mit chinesischen Truppen zur Offensive überging. Japan eroberte die gesamte chinesische Küste und weite Teile
des Hinterland. Ohne militärische Unterstützung durch England hätte die chinesische Regierung unter Tschiang Kai-schek den Japanern überhaupt nicht widerstehen können. Die USA hatten sich aus
der Expansionspolitik der Japaner bis dahin herausgehalten, doch als 1940 die Japanischen Truppen
Französisch Indochina erreichten, wo die Vinchy-Regierung Frankreichs Japan Stützpunkte überließ, sahen die Amerikaner Ost-Indien, Malaysia und ihr US-Protektorat der Philippinen bedroht.
Präsident Franklin Roosevelt verhängte daraufhin ein Gummi- sowie ein Ölembargo gegen alle Aggressoren und ließ im Juli 1941 sämtliche Vermögenswerte Japans in den USA einfrieren. Mit einem
Schlag waren die Japaner 75% ihres Außenhandels und 90% ihrer Öllieferungen beraubt. Ersatz an
Rohstoffen war relativ nahe zur Hand: in Borneo, Java, Sumatra, Malaysia und Burma. Um diese
zu erhalten wäre eine rasche Eroberung riesiger Gebiete des Fernen Ostens nötig aber ein Krieg mit
den USA unausweichlich. Deshalb bereiteten die Japaner einen Überraschungsschlag gegen die Basis
der US-Pazifikflotte in Pearl Habour vor und griffen am 7. Dezember 1941 ohne Kriegserklärung
die USA dort an. Am 8. Dezember erklärten die USA und Groß Britannien Japan den Krieg, 3 Tage
später erklärten Deutschland und Italien in Pakttreue mit den Japanern den USA den Krieg.
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3. Geschichte der Kryptologie in den 20iger & 30iger Jahren
3. Geschichte der Kryptologie in den 20iger & 30iger Jahren
3.1 Herausforderung nach dem Krieg
Im Ersten Weltkrieg wurde die Kryptologie & Kryptoanalyse erstmalig fester Bestandteil der kriegsführenden Parteien. Noch nie waren so viele Soldaten und Material an einem Krieg beteiligt, noch
nie waren die Fronten so lang und trotzdem starr. Die Telegraphie- & Funktechnik ließ es zu, relativ
schnell auf feindliche Aktionen zu reagieren, bestimmte Manöver durch mehrere Verbände zu planen
und zu navigieren, doch nutzt das recht wenig, wenn der Feind problemlos die Informationen mithören kann. Deshalb wurden verschiedenste Verschlüsselungstechniken eingesetzt, die Kodebücher der
verschiedenen Marinen, die Graben-Kodes (Trench Codes) der Franzosen oder das ADFGX später
ADFGVX-Chiffre der Deutschen sind nur einige. Dadurch entstanden natürlich auch Kryptoanalyseabteilungen auf den jeweiligen Seiten. Bekannt sind der „Room40“ der Briten, das „Bureau du
Chiffre“ der Franzosen oder der „Abhorchdienst“ der Deutschen. Nach dem Krieg war klar, dass all
diese Verschlüsselungstechniken noch starke Schwächen hatte, weil die Gegenseite es immer wieder
schaffte, Nachrichten zu entschlüsseln. Die Motivation war natürlich eine unknackbare oder sehr
sichere Verschlüsselungsmethode zu finden.
3.2 One-Time-Pad
Der One-Time-Pad beruht auf dem Prinzip der Vigenere-Verschlüsselung, gilt aber theoretisch als
unknackbar. Gilbert S. Vernam, ein Kryptologe, der
für die amerikanische Telefongesellschaft AT&T arbeitete, und Joseph Mauborgne, ein Major, realisierten,
dass das Vigenereverfahren absolut sicher ist, wenn nur
wenige zusätzliche Bedingungen erfüllt werden. Das
Schlüsselwort, welches beim Verfahren benutzt wird,
darf sich nicht wiederholen, dass heißt, es muss mindestens genauso lang sein wie der Klartext, des
weiteren muss das Schlüssel möglichst völlig zufällig aufgebaut sein und der Schlüssel darf nur ein
einziges Mal verwendet werden. Die Verschlüsselung und Entschlüsselung findet dann wie beim
Vigenereverfahren durch einfache Addition und Subtraktion statt.
Das entscheidende Problem des One-Time-Pad ist der
Schlüssel selbst. Da ja pro Schlüssel nur eine Nachricht
verschlüsselt werden darf, gestaltet sich allein die Lagerung und die Schlüsselübertragung als schwierig und
der Einsatz ist wohl nur im kleinen Rahmen, wie zum
Beispiel bei Spionageeinsetzen, denkbar.
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3. Geschichte der Kryptologie in den 20iger & 30iger Jahren
3.3 Chiffrierzylinder, Rotor- & Rechenmaschinen
Eine weitere Idee Verschlüsselungssysteme zu verbessern war, effektiver Chiffriermaschinen zu bauen.
So entstanden zuerst Chiffrierzylinder zur einfacheren Handhabung, später Rotor- oder Walzenmaschine und schließlich sogar Rechenmaschinen und die ersten Computer.
Die amerikanische Armee nutzte von 1922 bis 1942 die CSP 488 („M-94“), einen einfachen Chiffrierzylinder. Die Idee hatte Leo Battista Alberti schon im 15. Jahrhundert, die Technik entwickelte
Thomas Jefferson im 19. Jahrhundert.
Die ersten Walzenmaschinen entstanden kurz nach dem Krieg.
1919 erfand Edward Herbern die „Herbern Rotor Machine“
die erstmals 1921 gebaut wurde.
Arthur Scherbius entwicklete seine „Enigma“ ebenfalls 1919. Diese wurde erstmals offiziel 1922
vorgestellt. Diese Rotormaschine besaß 3 Walzen, später, beim deutschen Herr und bei der Marine
eingestetzt, wurde auch eine 4 Walzen Variante gebaut.
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3. Geschichte der Kryptologie in den 20iger & 30iger Jahren
Die britische „Typex“ (Type X) wurde erstmals 1936 eingesetzt. Sie war eine veränderte Enigma mit
5 Scheiben und wurde von der Army und der RAF nicht aber von der Navy eingesetzt.
1937 wurde die amerikanische „M-134-C SIGABA“ Combined Cipher Machine (CCM) fertig. Sie
besaß sogar 15 Rotoren. Die „M-209“ ersetzt ab 1942 die letzten „M-94“ Modelle.
Die Japaner setzten ab 1937 die „97-shiki O-bun In-ji-ki“ (Alphabetische Schreibmaschine 2597)
ein, von den Amerikanern auch Purple genannt.
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3. Geschichte der Kryptologie in den 20iger & 30iger Jahren
Die erste Rechenmaschine die bei der Kryptoanalyse zum Einsatz kam, war 1940 die „Turing Bomb“
- British Tabulating Machines (BTM), um die Deutschen Enigmafunksprüche zu knacken. Sie stand
in Bletchley Park, der wichtigste Standort der Kryptoanalyseabteilung der Briten.
Der vorläufige Höhepunkt war 1943 die „Colossus“ mit 1500 Vakuumröhren, später 2500 Röhren
und 1944 die „Colossus II“. Gebaut in Bletchley Park, kamen sie zum Einsatz, um die erweiterte
Enigma, die Lorenz SZ40, zu knacken, mit welcher Hitler mit seine Generäle kommunizierte. Sie
wurde von Alan Turing konstruiert, die Baupläne wurden von der britischen Regierung jedoch erst
im Jahr 2000, 55 Jahre nach Ende des 2. Weltkriegs, freigegeben. Eine Nachbildung der Colossus II
ist in Bletchley Park zu sehen. Erst im Jahre 1967 wurde die Existenz von Bletchley Park der Öffentlichkeit bekannt gegeben.
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44. Richard Sorge
4. Richard Sorge - „ Stalins Spion in Tokio“
4.1 Seine Jugend
Richard Sorge wurde am 4. Oktober 1895 im russischen Adjikent bei Baku als jüngstes von neun Kindern geboren. Seine
Mutter Nina Kobeleva war eine Russin, sein Vater Wilhelm
Sorge ein Deutscher, der 1894 als Minenexperte nach Russland kam, um die lukrativen Bakuer Ölfelder zu erschließen.
1898 siedelten die Sorges wieder zurück nach Deutschland.
Richard wuchs in Berlin auf und wurde bis zum Beginn des
ersten Weltkrieges ein feuriger junger Nationalist. Er verließ
die Schule mit neunzehn und war einer der ersten Freiwilligen, die sich zum Krieg meldeten. Er kam zum 3. Feldschützen Studenten Bataillon der Artillerie.
Im März 1916 wurde er beim Abwehren eines russischen Angriffs von einem Schrapnell verwundet
und brach sich beide Beine. Zur Genesung wurde er in ein Berliner Hospital eingeliefert. Dort erhielt
er das Eiserne Kreuz erster Klasse und stieg zum Unteroffizier auf, doch sein Frontdienst war beendet.
Seine Wunden zwangen Sorge zum Nachdenken über sein Leben. Sein Glaube an das Kaiserreich war
durch den Krieg getrübt und damit auch sein Nationalismus.
Während der Genesungszeit fing er an, die Werke von Karl Marx zu lesen. Der radikale Autor war
ihm nicht ganz unbekannt, denn sein Großonkel war der persönliche Sekretär Marxs. Sorge fing
an, an der Berliner Humboldt Universität Ökonomie zu studieren. Später studierte er in Kiel und
Hamburg und machte dort 1920 seinen Doktor in Politikwissenschaften. Am selben Tag trat er in die
Kommunistische Partei Deutschlands ein. Er wurde Geschichtslehrer an einer Hamburger Schule,
aber weil er während des Unterrichts nicht nur über den Kommunismus lehrte, sondern auch aktiv
Mitglieder für die Partei rekrutierte, wurde er entlassen. Darauf hin arbeitete er in einer Kohlemine,
doch auch dort warb er für die kommunistischen Interessen und rekrutierte Arbeiter, so dass die Polizei ihn als kommunistischen Spion inhaftieren wollte.
Kurz vor seiner Verhaftung bekam Sorge die Pläne der Polizei mit und er verließ Berlin sofort und
unter falschen Namen in Richtung Moskau. Wenigen Wochen später wurde er in Moskau vom damaligen Chef des Geheimdienstes Dimitri Manuilsky empfangen, der sofort Sorges Intellekt und
Potential für den Geheimdienst erkannt. Sorge wurde sofort rekrutiert und lernt Spionagefähigkeiten
und unter anderem fließend Englisch, Französisch und Russisch sprechen.
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44. Richard Sorge
4.2 Eingliederung ins Spionagesystem & Aufstieg zum Topspion
1921 kehrte er nach Deutschland zurück und heiratete Christiane Gerlach, die ehemalige Frau seines Hochschulmentors. Nach der Hochzeit im Mai bezogen sie ein Haus in Solingen in Nordrhein
- Westfalen. Sorge schrieb Artikel für „Die Stimme der Minenarbeiter“, ein Organ der KP. Immer
wieder verband Sorge journalistische Aktivitäten mit Operationen im Untergrund. Seine Frau hatte
keine Ahnung vom doppelten Spiel. Außerdem verbrachte Sorge viel Zeit mit dem Studieren von
Ökonomie und Philosophie. Im Oktober 1922 besuchte er Mitglieder des Zentralkomitees und der
KP in Berlin. Er bekam den Auftrag nach Frankfurt zu gehen und dort Intellektuelle für die kommunistische Sache zu gewinnen. Sorge genoss seine neue soziale Position in Frankfurt und besucht viele
Partys von Künstlern und Journalisten. Er spielte die Rolle eines interessierten Politikwissenschaftlers
und bereiste ganz Deutschland.
Im Oktober 1923 half er mit auf Druck Moskaus, einen kommunistischen Putsch zu organisieren.
Doch der Aufstand wurde schnell und hart niedergeschlagen und somit rutsche er schnell zurück
in die Rolle des Journalisten. D. B. Riaznov, der Chef des Marx-Lenin-Instituts, begab sich nach
Deutschland auf der Suche nach Originalschriftstücken von Karl Marx. Richard Sorge gab ihm die
Originalbriefe Marxs, geschrieben an seinen Großonkels Frederich Albert Sorge. Riaznov machte
Richard daraufhin mit verschiedenen russischen Führungspersönlichkeiten, unter anderem auch des
Geheimdienstes, bekannt.
Sorge reiste mit seiner Frau nach Moskau und wurde im März 1925 Mitglied der russischen KP. Er
trat der streng geheimen OMS bei, Teil der 1922 gegründeten „Organisation Büro“ - der russischen
Spionageabteilung. Die OMS leitete die Auslandspionage und war direkt dem Zentralkomitee unterstellt. Aufgrund der Aktivitäten in der OMS vernachlässigte er seine Frau, so dass sich diese scheiden
ließ. In den nächsten Jahren verbrachte Sorge viel Zeit auf Missionen in Europa und Amerika.
1930 wurden Sorges Operationen dem GRU unterstellt, der Spionageabteilung der Roten Armee.
Sorge wurde dem „Vierten Büro“ zugeteilt, eine von sechs Sektionen des Armeegeheimdienstes. Chef
des „Vierten Büros“ war General Y. K. Berzin, ein berühmter und charismatischer Kommandant der
ersten Stunde der russischen Oktoberrevolution. Berzin suchte Sorge persönlich für Missionen in
Ostasien aus. Die Sowjets erkannten, dass die Zeit für eine allumfassende Revolution in Westeuropa
vorbei war. In ihrem Fokus stand nun China, welches vom nationalistischen Führer Tschiang Kaischek geführt wurde. Die Sowjets waren der Meinung, China sei reif für eine kommunistische Revolution, welche die Balance der Weltkräfte zu ihren Gunsten verändern würde. Sorge wurde im Januar
1930 nach Shanghai geschickt, um soviel wie möglich über die militärische Stärke Tschiang’s, dessen
finanzielle Ressourcen und Verbindungen zu anderen Gruppen in Erfahrung zu bringen. Auch sollte
geklärt werden, in wie weit die britischen und amerikanischen Regierungen Tschiang unterstützen
würden, wenn es zu einer Revolution kommen würde.
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44. Richard Sorge
4.3 Der Shanghaier Spionagering
Shanghai war in dieser Zeit ein Schmelztiegel aller möglichen Nationalitäten und gesellschaftliche
Schichten und von den Sowjets als perfektes Zentrum für Spionageaktionen in China erklärt und
ausgesucht. Sorge erreichte Shanghai im Januar 1930 und bereiste von dort Canton und andere
südchinesische Provinzen. Er knüpfte dabei Kontakte zu kommunistischen Untergrundzellen und
chinesischen Intellektuellen. Zurück in Shanghai lernte er Agnes Smedley kennen. Diese war eine
amerikanische Korrespondentin aus Missouri, welche für die „Frankfurter Zeitung“ schrieb. Smedley
machte Sorge mit ihrem Liebhaber Hotsumi Ozaki bekannt, ein Korrespondent der größten japanischen Tageszeitung, der „Asahi Shimbun“. Um seine Identität zu wahren, benutzte Sorge zu dieser
Zeit den Tarnnamen Johnson und weiste sich als Amerikaner aus, doch Ozaki sollte bald Sorges richtigen Namen erfahren und bis zu Sorges Tod sein wichtigster Informant bleiben.
Ozaki studierte an der Tokioer Imperialen Universität,
Japans Harvard Universität, Deutsch, dass war auch die
Sprache in der beide kommunizierten. Wie Sorge auch,
hatte Ozaki die Werke Marxs gelesen, und war im Stillen
eher ein Linker. Durch seine Familie hatte Ozaki gute
Verbindungen zu Hochrangigen Japanern und der japanischen Intelligenz. Zwischen Ozaki und Sorg entstand
eine enge Freundschaft und sie tauschten viele Ideen aus,
behielten ihr Privatleben jedoch immer für sich. Ozaki
brachte Sorge mit einer Reihe von wichtigen chinesischen Kommunisten zusammen. Die Informationen die
Sorge dabei erfuhr, wurden verschlüsselt und mit Hilfe
von Max Klausen, einen kommunistischen Frachtmatrose und Funker, nach Moskau gesandt.
Sorge lernte durch Ozaki Teikichi Kawai kennen, einen Korrespondent der „Shanghai Weekly“. Er
wurde schnell in den Spionagering integriert. Kawai sollte nach Norden in Mandschurai geschickt
werden, um herauszufinden, ob die Japaner hier eine Invasion und ob Japan oder China dort etwas
gegen die Sowjetunion planen. Nachdem Kawai Sorge Bericht erstattete, wurde er kurze Zeit später
von der japanischen Polizei verhaftet und von Agenten der „Kempei Tai“, der japanischen Geheimpolizei, ausgefragt, was Kawai in der Mandschurai zu suchen hatte. Kawai bewies seine Loyalität
Sorges gegenüber und verriet nichts.
Die sowjetischen Spionagechefs in Moskau hat in dieser Zeit Zweifel an dem Wahrheitsgehalt der
Informationen von Richard Sorge und so schickten sie einen weiteren Spion nach Asien, Ursula Ruth
Kuczynski, welche ebenfalls unter dem Deckmantel einer Journalistin reiste. Sie sollte Sorges Fortschritte beobachten. Dabei spielte sie natürlich ihre weiblichen Reize aus, um so nahe wie möglich
an Sorge heranzukommen. Doch außer etwas Intimität erfuhr sich nichts von ihm. Die Zweifel aus
Moskau verschwanden, als im Januar 1932 japanische Truppen Shanghai besetzten. Der japanische
Geheimdienst hatte chinesische Banden bezahlt, dass diese die japanische Enklave in Shanghai angreifen. Dies wurde dann zum Vorwand gemacht, um eine Invasion in Shanghai zu rechtfertigen.
Mitglieder des Spionageringes und auch die Beobachtungen der Straßenkämpfe zwischen japani13
44. Richard Sorge
schen und chinesischen Truppen durch Sorge selbst, halfen ihm, einen umfassenden Bericht über die
Ausrüstung, Lage, Moral und Führung der jeweiligen Truppen abzufassen und nach Moskau zu schicken, welche das GRU dort sehr beeindruckte. Ozaki wurde nach Japan zurückgerufen, doch Sorge
hatte genug Kontakte, unter anderem durch Kawai, um den Ring aufrecht zu halten. Der chinesische
Geheimdienst vermutet zu dieser Zeit, dass Sorge ein Sowjetspion sein könnte, doch Sorge selbst war
clever genug, dies nicht zu bestätigen. Die nächsten neun Monate schrieb Sorge fleißig lange und
wohl verfasste rechts-gerichtete Artikel. Beeindruckt von diesen Artikeln organisierten die Deutsche
Militärs ein Treffen zwischen Sorge und Tschiang. Tschiang, wohl informiert, dass Sorge ein sowjetischer Spion sein könnte, sah in ihm eher einen deutschen Spion, der so tat eher ein sowjetischer
Spion zu sein, der sich als Journalist ausgab. Sorge versucht selbst, wissend, dass chinesische und japanische Agenten ihn beobachteten, eher auch danach auszusehen, ein Agent der „Abwehr“ zu sein.
Im Dezember 1932 wurde Sorge nach Moskau zurück gerufen. Von General Berzin und anderen
hohen Sowjets für seine Arbeit in China gelobt, stieg er nun weiter nach oben auf und wurde hoch
dekoriert. Sorge selbst verfolgte danach erstmal eigene Interessen. Er begann ein Buch über chinesische Landwirtschaft zu schreiben und heiratete die junge attraktive Russin Yekaterina Maximova.
Doch Sorge konnte sein neues Leben kaum genießen. Japan, als aufstrebende Macht im Osten, war
nur schwer zugänglich für ausländische Geheimdienste, wegen dem starken Patriotismus und der
schwer zugänglichen Sprache. Das „Vierte Büro“ und die Chefetage des GRU sahen in Richard Sorge, bestätigt durch die Erfolge in Shanghai, wo er die Japaner so gut analysiert hatte, den perfekten
Mann, um in Japan einen Spionagering aufzubauen.
4.4 Der Japanische Spionagering
Ursprünglich sollte Sorge nur zwei Jahre in Japan bleiben, um herauszufinden, in wie weit es überhaupt möglich sei, eine erfolgreiche Spionage dort zu tätigen. Sein Auftrag war streng reglementiert.
Es dürften nie mehr als vier Personen in seiner Zelle mitwirken, auch dürfte er weder Kontakt zur
Japanischen Kommunistischen Partei sowie anderen linken Organisationen oder der sowjetischen
Botschaft aufnehmen. Als deutscher Journalist sollte er natürlich Sympathie für den Faschismus zeigen. Dazu musste er sich in Berlin erstmal einen Brückenkopf schaffen, bevor er nach Japan gehen
konnte. Im Mai 1933 verließ Sorge Moskau in Richtung Berlin, wohl wissend, dass die Gestapo, die
seit der Machtergreifung Hitlers in die Hand aller geheimen Dokumente der Polizei gelangt war, über
Sorges kommunistische Vergangenheit Bescheid wissen könnte. Doch die Gestapo schöpfte kein
Verdacht, entweder weil sie keine Dokumente fanden oder weil diese von der Gestapo durch Zufall
vernichten worden waren. Vielleicht half ihm auch die gute väterliche Vergangenheit. So erhielt einen offiziellen deutschem Pass und reiste als deutscher Journalist Dr. Richard Sorge nach Japan und
erreicht Yokohama am 6. September 1933.
In Yokohama nimmt Sorge sofort Kontakt zu seinen Verbindungspersonen auf, dem Funker M.
Bernhardt, Branko Vukelic, ein phototechnischer Mitarbeiter und Korrespondent der französischen
Zeitung Havas in Tokio und zum japanische Maler Yotoku Miyagi. Sorge traf seine Kontakte immer
separat und geheim. Doch seine 3 Mitstreiter waren nicht die ideale Besetzung für seinen Spionagering. Miyagi, der in den USA studiert hatte, besaß kaum interessante Kontakte, der Funker Bernhardt
war ständig betrunken, einzig Vukelic erledigte gute Fotokopierarbeiten von Materialen, welche Sor14
44. Richard Sorge
ge sich ausborgte oder stiehl. Bernhardt hatte zwei Funkanlagen aufgebaut, eine bei sich zu Hause
und einem bei Vukelic, womit die Nachrichten nach Russland gesendet wurden, doch Sorge ärgerte
sich zunehmend, dass Bernhardt nur annähernd jede zweite Nachricht sendete, weil dieser der Meinung war, die Polizei würde ihnen sonst zu leicht auf die Spuren kommen. Somit wurde Bernhard
auf Wunsch Sorges zurück nach Moskau geschickt. Sorge erkannte schnell, dass er einen richtigen
japanischen Kontakt brauchte und so wurde Miyagi beauftragt, Kontakt zu Ozaki herzustellen.
Ozaki lieferte Sorge wieder bereitwillig Informationen und wollte dafür keine Gegenleistung. Er
glaubte im Interesse Japans zu handeln und sein Land dadurch aus Kriegen heraus halten zu können.
Das „Vierte Büro“ war äußerst zufrieden mit ihrem Spion, der gute Kontakte zur deutschen Botschaft
pflegte und durch Ozaki detaillierte Reports über politische und militärische Aktionen erhielt. Der
japanische Geheimdienst stufte Sorge als faschistischen Journalist ein, der als Spion für Deutschland
arbeitete und somit einer befreundeten Nation angehörte und für die gleichen Ziele arbeitete. Sorges
doppeltes Spiel wurde nicht erkannt. Nach Ozaki wurde auch der Kontakt zu Kawai erneuert.
Da Sorge ohne Funker war, musste er seinen umfassenden Bericht und detailreiche Informationen
persönlich nach Moskau bringen. Um keinen Verdacht zu erregen reiste er auf deutsche Spionagemission über die USA nach Deutschland ein. In Berlin gab er Informationen über kommunistische Aktivitäten in den USA an seine Nazi Kontakte weiter, bewarb sich erfolgreich um die Aufnahme in die
NSDAP, um dann heimlich weiter nach Moskau zu reisen. Entsetzt stellte Sorge dort fest, dass Stalin
die „alten Bolschewiken“ aus dem Weg räumen ließ und somit auch General Berzin durch General
Semyon Uritsky ausgetauscht hatte. Sorge traf Uritsky im Sommer 1935 und überbrachte ihm einen
umfassenden Strukturplan über den Aufbau des japanischen Militärs, konstruiert vom Maler Miyagi,
basierend auf den Informationen Ozakis und Kawais. Sorge konnte mit Hilfe des Stukturplans die
Offiziere einteilen, welche im Norden gegen Russland ziehen und welche lieber nach Süden gegen die
Briten und die Amerikaner ziehen wollten. Sorge berichtete, dass Japan beabsichtigte in China 1936
einzuziehen und die Sowjetunion nicht angreifen würde. Sorge konnte die Truppen auflisten, die für
einen Krieg bereitstanden. Uritsky war beeindruckt. Sorge bestand darauf, dass Ozaki als 5. Mitglied
des Ringes akzeptiert werden müsse und bat um einen neuen Funker.
Max Klausen, der schon in Shanghai Sorge zugeteilt war, wurde sein neuer „Kabelloser Operator“. Im
November 1935 waren beide zurück in Japan. Bis zum Februar 1936 verbrachte Klausen die meiste
Zeit damit, Kupferdraht, Spulen und Röhren nach Japan zu schmuggeln, um eine funktionsfähige
Funkstation zu errichten. Doch schon im Januar war der Ring kurz vor dem Auffliegen gewesen, als
die Polizei Kawai verhaftete, weil sich hin als kommunistischen Spion verdächtigten. Bis zum Juni
1936 wurde er festgehalten, verriet aber abermals nichts über den Spionagering. Im Sommer 1935
kam es zu einer Revolte unter den japanischen Militärs. Der junge Leutnant Saburo Aizawa zerteilte
den General Tetsu-Zan Nagata mit seinem Schwert in Stücke. Der General hatte den kriegslüsternen
General Mazaki ersetzt und stand auch dem Kaiser mit seiner zu friedvollen Einstellung gegenüber.
Bis zum Frühjahr 1936 hatte hunderte junge Offiziere alle wichtigen militärischen und politischen
Ämter besetzt, alle sympathisierend mit Aizawa, der treu dem Kaiser Hirohito diente. In der deutschen Botschaft traf sich Sorge mit verschiedensten Offizieren.Er erhielt vom deutschen Militär wichtige Informationen über Aufstellungen und Bewegungen der japanischen Truppen. Sorge analysierte
die Daten für die Deutschen und schickte sie dann aber auch den Sowjets. Durch Eugen Ott, dem
deutschen Botschafter in Japan, erfuhr Sorge, dass Japan und Deutschland einen speziellen Pakt für
15
44. Richard Sorge
gemeinsam zukünftige Aggressionen planten. So gut informiert, sagte Sorge den Angriff der Japanischen Truppen im Sommer 1937 auf China voraus und das dieser auch Jahre andauern würde. Ozaki
hatte währenddessen sogar schon Kontakte zum Japanischen Premierminister Prinz Konoye.
Doch Sorges ausschweifendes Leben in Japan zollte auch ihren Tribut. Im Mai 1938 hatte Sorge einen
schweren Motorradunfall nach einer durchzechten Nacht mit Angehörigen der deutschen Botschaft.
Doch bevor er zu einem Hospital gebracht wurde, hatte er noch Kontakt zu Klausen aufnehmen können und ihm gestohlene Dokumente aus der Botschaft übergeben können. Kaum von den Wunden
erholt ereilte Sorge eine neue Krise. General Lyushkov, angehörend der NKVD und den sowjetischen
Fronttruppen, lief zu den Japanern über, weil er auf Stalin Abschussliste stand. Er brachte detaillierte
Pläne der russischen Kräfte im Osten mit. Sorge selbst versuchte in der deutschen Botschaft so viel
wie möglich von den Aussagen Lyushkovs und der Aufstellung der Sowjettruppen herunter zu spielen. Die Deutschen stimmten Sorge zu, doch zur Verwunderung aller unterzeichnete Japan und die
Sowjetunion im April 1939 ein Neutralitätspakt.
4.5 Die entscheidenen Informationen
Sorge merkte schnell, dass die Deutschen geschockt waren, planten sie doch ein gemeinsames Vorgehen gegen die Kommunisten. Dank seiner speziellen Position in der deutschen Botschaft gelangt
Sorge an alle wichtigen Pläne der Deutschen und was diese wiederum über die Japaner wussten.
So konnte Sorge eine Kopie des Komintern-Paktes zwischen Deutschland, Italien und Japan nach
Moskau schicken, sechs Wochen bevor dieser unterzeichnet wurde. Auch berichtete er seinen Vorgesetzten vom Komplettangriff Japans auf China fünf Wochen vorher
vorher, genauso, dass Hitler ein Angriff
im Jahre 1941 auf die Sowjetunion vorhabe. Doch Stalin nahm davon keine Notiz, hatte er doch
ein Neutralitätspakt mit Deutschland geschlossen. Als dann deutsche Panzer durch russisches Land
rasselten, viel Sorge in schwere Depressionen. Doch er sendet unerbittlich weiter Informationen nach
Moskau.
Die wohl entscheidendeste Information aus Tokio war, dass Sorge die Zweifel in Moskau beseitigen
konnte, dass die Sowjets bald einem Zweifrontenkrieg ausgesetzt seien und zusammenbrechen würden. Detailliert berichtete er, dass Japan keine zweite Front gegen Russland suche. Die Armeen Japans kämpften in China und standen im Süden bereit, um gegen Französisch Indochina vorzugehen.
Die Japanische Flotte bereitete sich auf einen Schlag gegen die USA vor. Es bestand kein Interesse
Japans an einen Krieg gegen Russland. So konnte die sibirischen Truppenstärke an der Mandschurai
verringert werden, um frische Truppen nach Moskau zu senden, die Truppen, die Hitlers Armeen
bei Moskau die erste schwere Niederlage im Zweiten Weltkrieg bereiteten. Wäre Moskau gefallen,
wäre sicher die Moral der sowjetischen Truppen deutlich geschwächt gewesen und ein ganz anderer
Kriegsverlauf sowie Ausgang möglich.
Sorge brachte also in Erfahrung, dass die USA und nicht die SU die nächsten Gegner Japans werden
würden. Er brachte zwar nicht die Lage der japanischen Flotte in Erfahrung, informierte aber Moskau, dass ein Schlag gegen das Hauptquartier der amerikanischen Pazifikstreitkräfte in Pearl Harbor
und gegen Honolulu im frühen Dezember 1941 geplant sei. Aber weil diese Nachricht wohl im Einklang mit der Nachricht über Hitlers Angriff auf die Sowjetunion kam, wurde auch diese Nachricht
nicht für ernst genommen und nicht an die Verbündeten weitergeleitet.
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44. Richard Sorge
4.6 Die Zerschlagung des Spionageringes
Kurze Zeit später wurde der wohl später bekannteste Spionagering im Fernen Osten durch eine Routineuntersuchung der japanischen Polizei gegen japanische Kommunisten zerschlagen.
Beim Kontrollieren von Mitgliedern einer unorganisierten kommunistischen Partei, tauchte der
Name von Yotoku Miyagi auf. Ende September 1941 ging der Maler der Polizei ins Netz. Diese fand
in dessen Wohnung unter anderem Schriftstücke von Hotsumi Ozaki. Die Polizei fragte sich, was ein
Maler mit solchen Notizen zutun habe und Miyagi gestand im Verhör, er gehöre einem kommunistischen Spionagering an, der von Richard Sorge kontrolliert würde, dem auch Ozaki angehöre. Doch
Sorge konnte auf Grund seiner hohen Stellung in der deutschen Botschaft nicht einfach so verhaftet
werden. Auch Ozaki wurde erst im Oktober verhaftet, auf Grund der guten Beziehungen zum Premierminister.
Da der Kontakt zu Miyagi und Ozaki abbrach, ging Sorge davon aus, dass der Ring aufgeflogen sei.
Seine letzte Nachricht nach Moskau beinhaltete, dass Japan die USA am 6. November angreifen und
das sich der Ring aufgelösen würde. Aber Sorge machte keine Anstalten Japan zu verlassen. Er frühstückte weiterhin mit dem deutschen Botschafter, verfasste Studien und hielt Vorträge, genoss das
Tokioer Nachtleben. Am 18. Oktober 1941 wurde er in seiner Wohnung verhaftet und mit Klausen
und Vukelic zusammen eingesperrt. Klausen brach bei den Verhören zusammen und belastete Sorge,
Ozaki und die anderen. Vukelic widerstand zwar der brutalen Folterung, wurde aber wie auch Klausen zu lebenslanger Haft verurteilt. Sorge hielt dem Verhör 6 Tage stand, bis auch sein Widerstand
brach. Obwohl Japan mehrmals den Austausch ihres Top-Gefangenen der Sowjetunion anbot, leugneten diese, dass Sorge jemals für sie gearbeitet hätte.
Am 7. November 1944 wurde Richard Sorge und Hatsumi Ozaki gehängt. Erst
1964 gab der Kreml zu, dass Sorge ein Spion der Sowjetunion gewesen sei und
ernannten ihn zum „Helden der Sowjetunion“. Zu seinen Ehren wurde eine Sonderbriefmarke herausgegeben.
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5. Das Verschlüsselungssystem von Max Klausen
5. Das Verschlüsselungsystem von Max Klausen & Richard Sorge
5.1 Prinzip
Um die geheimen Informationen von Japan nach Moskau möglichst sicher zu telegrafieren, waren
bestimmte Voraussetzungen zu treffen. Zum einen gab es mehrere Funkstationen, die miteinander
kommunizieren würden. Empfängerstationen waren zum Beispiel in Vladiwostok (Codename „Wittenberg“), selten wurde sogar direkt nach Moskau gesendet („München“). Die Sendeposition wurde
häufiger gewechselt, um keine Regelmäßigkeit aufkommen zu lassen, falls jemand den Funkverkehr
doch einmal mithören würde.
Als Zweites war die Verschlüssung der Informationen nötig. Hier bedienten sich die Spione der Idee
des „One Time Pad“ nie einen gleichen Schlüssel zu benutzen. Dabei dienten verschieden Bücher
Bücher, die
im Besitz von Klausen oder Sorge, sowie der Gegenstelle in Moskau waren, als Quelle für ein Kodewort. Für deren Erstellung dienten unter anderem das „Statistische Jahrbuch des Deutschen Reiches“
oder die Cambridgeausgabe der „Gesammelten Werke Shakespears“. Am Anfang der Nachricht stand
zuerst einmal die Position des Kodewortes im Text des zu benutzenden Kodebucher, mit dem dann
die Kodiertabelle erstellt
ellt wurde. Die Kombination 23151 konnte zum Beispiel bedeuten „R
„Romeo
& Julia“ 3. Aufzug, 1. Akt, 5. Zeile, 1. Wort. Dieses W
Wort wurde dann in eine Tabelle geschrieben,
die restlichen Buchstaben des Alphabets darunter angeordnet. Dann wurde nach einem bestimmten
Schema den Buchstaben Zahlen zugeordnet. Um die Häufigkeitsanalyse zu erschweren, bekamen die
Buchstaben a,e,i,n,o,r,s und t einstellige Zahlen, der Rest zweistellige Zahlen zugeteilt. Somit erhält
man eine Tabelle, mit deren der gesamte zu verschlüsselne Text in eine Zahlenkolonne transferiert
wird. Genau diese Tabelle hat die Gegenstelle ebenfalls konstruiert und kann jetzt einfach die Zahlen
wieder zu Buchstaben übersetzten und erhält damit wieder die Klartextnachricht.
5.2 Beispiel
Aus dem zu benutzenden Kodebuch wurde das Wort SUBWAY gewählt. Das Kodewort wird in die
oberste Zeile der Tabelle eingetragen.
S
U
B
W
A
Y
c
d
e
f
g
h
i
j
k
l
m
n
o
p
q
r
t
v
x
z
.
/
Dann wird die Tabelle Zeile für Zeile in alphabetischer
Reihenfolge mit den restlichen im Kodewort nicht enthaltenden Buchstaben des Alphabets aufgefüllt und am Ende
noch durch die beiden Zeichen . und / ergänzt.
18
5. Das Verschlüsselungssystem von Max Klausen
S
0
c
80
i
1
o
2
x
81
U
82
d
83
j
84
p
85
z
86
B
87
e
3
k
88
q
89
.
90
8
9
0
s
c
.
1
i
x
w
Danach wird spaltenweise jedem Buchstaben eine Zahl zugeordnet. Die Buchstaben a,e,i,n,o,r,s und t werden den
Ziffern 0 bis 7 zugeordnet und zwar in der Reihenfolge,
wie diese in den Spalten von oben nach unten, von links
nach rechts auftreten.
Die restlichen Zeichen erhalten die Zahlen 80 bis 99 zugeordnet, jeweils nach dem gleichen Muster.
W A Y
91 5 97
f
g
h
92 95 98
l m n
93 96 7
r
t
v
4
6 99
/
94
2
o
u
f
3
e
d
l
4
r
j
/
Im Beispiel bekommt also das „s“ die 0 zugeordnet, das „c“
die 80, das „i“ die 1, das „o“ die 2 und das x die 81. Dann
wird mit der nächsten Spalte
alte ffortgesetzt.
5
a
p
g
6
t
z
m
7
n
b
y
8
9
k
h
q
v
Der einfacheren Handhabung später
kann man dann die obrige Tabelle in
eine solche nach Zahlen geordnete umschreiben.
Folgender Klartext ergäbe mit dem Kodewort SUBWAY folgenden kodierten Text:
„Keine Vorkommnisse.“
„88317394992488296967100390“
Um den verschlüsselten Text wieder zu entschlüsseln, muss man nur die Zahlen laut Tabelle in Buchstaben zurückführen. Lese ich eine 0 bis 7 ersetze ich diese durch den entsprechenden Buchstaben aus
der 2. Zeile und wittme mich dann der nächsten Zahl. Lese ich jedoch eine 8 oder 9 gucke ich auch
auf die folgende Ziffer und übersetze dementsprechend.
Im Beispiel liefe das folgendermaßen ab: Ich lese eine 8, betrachte also auch die nächste Ziffer, auch
eine 8. Nun gucke ich in der Tabelle, welchem Zeichen die 88 zugeordnet ist, in unserem Fall dem
„k“. Aus der 3 wird ein „e“ aus der 1 ein „i“ aus der 7 ein „n“ aus der 3 wieder ein „e“ und aus der 94
ein / und schon haben wir das erste Wort wieder entschlüsselt. „keine/...“
5.3 Fazit
Durch die einfachen Handhabung der Kodebücher (solange es keiner weiß, können sie getröst im
eigenen Regal stehen, ohne dort Verdacht zu erregen), durch die ständig wechselnen Schlüsselwörter und die Erschwerung der Häufigkeitsanalyse auf eine einzelne Nachricht durch obriges Schema,
macht dieses Verfahren zu einem der sichersten Verschlüsselungsverfahren seiner Zeit.
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6 Quellen
6.
6. Quellenangabe
I. Teil
Cross, Robin
„I. & II Weltkrieg in Wort & Bild“
Wien: Tosa Verlag, 1999
Kahn, David
„The Codebreakers - The Story of Secret Writing“
New York: Macmillan, 1967.
http://images.google.de/
http://www.dhm.de/lemo/home.html
(Abruf 30.09.2004)
http://www.susas.de/computer_militaer/
(Abruf 30.09.2004)
II. Teil
Deakin, F. W. and Storry, G. R.
„The Case of Richard Sorge“
New York: Harper and Row, 1966
Prange, Gordon W.
„Target Tokyo; The Story of the Sorge Spy Ring.“
New York: McGraw-Hill, 1984.
http://images.google.de/
http://www.marxists.org/glossary/people/s/o.htm
(Abruf 30.09.2004)
http://www.br-online.de/wissen-bildung/kalenderblatt/2000/11/kb20001107.html
(Abruf 30.09.2004)
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