Projektbroschüre Anruf nach Berlin – Jugendlichen eine Stimme geben. Kreisjugendring Augsburg-Land I N H A LT S VERZEICHNIS Vorwort und Projektbeschreibung Seite 3 Anruf nach Berlin! So geht’s! Seite 4 Wahlplakate Seite 5 Ideenwand Seite 6 Demokratie – Was bedeutet das? Seite 7 Das Wahlsystem in Deutschland Seite 8 Wahlgrundsätze Seite 9 Die Sitzverteilung im Bundestag Seite 10 Wie funktioniert Regieren? Seite 11 Wahlen in Deutschland Seite 12 Wahlen in anderen Ländern Seite 13 Weiterführende Ideen Seite 15 Anruf nach Berlin! wird möglich mit freundlicher Unterstützung der Kreissparkasse Augsburg. Impressum Kreisjugendring Augsburg-Land Hooverstraße 1 86156 Augsburg Telefon (0821) 45 07 95 - 0 Fax (0821) 45 07 95 - 129 [email protected] | [email protected] kjr-augsburg.de Kreisjugendring Augsburg-Land Kreisjugendring Augsburg-Land Redaktion: Tim Novak Layout und Satz: Simone Mall V.i.S.d.P.: Josef Falch Seite 2 VORWORT UND PROJEKTBESCHREIBUNG Der Kreisjugendring versteht sich als Sprachrohr für die Jugend im Landkreis Augsburg. Wir sehen junge Menschen als politisch wichtige und prägende Gruppe, die eine eigene Meinung zu politischen Themen hat. Durch ihre Wahlbeteiligung und ihr Engagement werden die Jugendlichen von heute in den kommenden Jahren die Zukunft der Politik und die Agenda der politisch behandelten Themen nachhaltig beeinflussen. Mit dem Projekt „Anruf nach Berlin!“ wollen wir jungen Menschen die Möglichkeit bieten, ihre Wünsche, Anregungen und Forderungen an die Politik in Form von Videobotschaften mitzuteilen. Dabei ist es uns ein besonderes Anliegen, die persönlichen Vorstellungen und die eigenen Mei­ nungen in den Vordergrund zu stellen. Deswegen fahren wir von Mai bis August mit unserem mit Graffiti besprayten Wohnanhänger SARA (Statement Auf RAedern) durch den Landkreis und machen an verschiedenen Einrichtungen der Jugendarbeit halt. Im Wohn­wagen befindet sich eine Videoeinrichtung, sodass Jugend- liche ab 14 Jahren vor Ort ihre Statements an die Politik aufnehmen können. Den Jugendlichen soll hier eine Plattform geboten werden, damit sie frei und unbeeinflusst ihre Ansicht mitteilen können. Die Statements werden immer am Ende einer Woche zusammengeschnitten und auf den YouTube-Kanal „Kreisjugendring Augsburg-Land“ hochgeladen. Außerdem haben wir auf Plakaten und in dieser Broschüre Hintergrundinformationen zum Thema Wahl gesammelt. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichwohl für beiderlei Geschlecht. Ende Juni wird ein großes Video zusammengestellt, das wir dann stellvertretend den Bundestagsabgeordneten aus unserer Region in Berlin übergeben und direkt zeigen werden. So stellen wir sicher, dass die politischen Botschaften aus unserem Landkreis auch direkt dort ankommen, wo tatsächlich Politik gemacht wird. Jetzt brauchen wir DICH und DEINE Stimme! Wir sehen uns an der SARA! Josef Falch und Johannes Jansen im Namen des KJR-Vorstandes Seite 3 An r u f na c h Berlin! – So geht ̓ s ! Wirtschaft Wehrdienst Krieg Familie Europa Glaube Schule Transparenz Ausländerfeindlichkeit Außenpolitik MEINE Me inung zählt! Vielfalt Wahlen Gewalt Bildung Umweltschutz Terrorismus Ernährung Emanzipation Gerechtigkeit Verantwortung Betreuungsangebote Demokratie Inklusion Internet Geschlecht Freiheit Hartz4 AnrufnachBerlin! Energiepolitik Solidarität Presse Minderheiten Zukunft Chancen Stipendium Technologie Kultur Ehrenamt Konsum Klimawandel Mitbestimmung Frieden Liebe Medien Sicherheit Straßen Kirche Wohlstand Handel Integration Jugendkultur Träume Wohnen rung Seite 22 Flucht und Asyl Nachhaltigkeit Geld Arbeit Freizeitangebote g ndrin d juge n Kreis burg - La Augs Gesundheit Datenschutz Gemeinschaft FSJ Tierschutz Ausbildung ÖPNV Auslandssemester Such dir ein Thema aus und formulier dazu ein Statement in einem Satz. e Einv dn n ä t rs lä si erk deo eri mat al m eine r To cht er / nes mei Soh nes / vo n mi r jekt e nru s „A f na ch B erlin !“ ro Überlegen ddir es P noch eine kurze Erklärung zu deinem Statement. m Rah nd im g- L a sbur Aug e n ) : g k ndrin n k re u z en iser a juge tand ändn o Kreis c h e n ve rs e rs t ). Vide nträger des n K ä s t Einv t ein gen i n r m e ite fe n d rkun e Date medien n da b i r f b a nme e t A it r t in e M Ich u r h z P sie vo n e d i e rzu t hen (hie reic rf ( B i t fen a n Be e(r) nde erden d erru e id tigt lg w o ht w rech zu erke en f gsbe tlich in d ffentlic n etzw if u r N h ch ziale verö Erzie eit s : d so rift derz ng en n un er ku rs c h is je An m Foto emedie n Unte ndn ä t s n e r ve Onli ührung s Ein Auff iese it, d chke li g Mö e die hab Ich sse Adre (r) igte t rt h O c , m e re Datu gsb il hun Ema rzie en E t a d k t Hol dir die Einverständniserklärung von deinen Eltern, wenn a t n Ko me chna , Na ame . Vorn ss , da Fo t o - un d Vi ver sta nde n, das s Fot o- und Tele DEINE STIMME IN BERLIN! Du hast 30 Sekunden Zeit dein Statement im Anhänger auf Video aufzunehmen. ing endr nd Kreisjug g-La Augsbur ng läru mir / von lin!“ nes Soh h Ber ine s ruf nac / me „An hte r tes r Toc Projek me ine des men ate rial im Rah Land sburgg Aug zen ): drin gen ank reu Kreisju tch en Video räger en). des Käs rn dam eite fen den erkung Datent dien bin tme Anm Mitarb zut ref Ich Prin siehe en von die rzu eich f (Bi tte n (hie en Ber n dar te(r) errufe end htig folg t werde zu wid rke sberec lich in den entlich ung Netzwe schrift veröff Erzieh soziale erzeit chrift n und is jed Foto medie Unters ständn Online rungen Einver ses Auffüh it, die hke glic Mö e die hab e Ich Adress (r) hti gte , Ort sbe rec Datum il ung Ema Erz ieh ten tak tda Kon hname e, Nac Vornam it ein fon DU! Vid eom in Politik in an die nungen gen che Mei erun Ford eigenen eipolitis part die n und und nge en und sburg. egu eren is Aug sche, Anr tellung präsenti kt Pun Landkre Wün chen Vors t zu und lsch unter önli ung nd im den, ihre erfä pers tlich en Sie unv die Juge wer n, die u find Veröffen lichst hr für geboten Anliege s daz der chro nd mög keit eres vor Info Juge tere ente als Spra Möglich besond der kum . Wei nts die sich ein lin!“ Textdo eme teht chen am KJR Ber Stat h ndli vers - und k. Um wird Juge and es dem ür, die ruf nac -, Ton men. boo e soll ei ist t daf Face s „An Bild sburg-L Dies hna steh wie Aug h Berlin!“ len. Dab ekte fen alle e Nac rke ring Proj tik auf. ring nac kein utei zwe end Poli rprü end des ruf n mitz wir Net die sjug sjug e„An hrung Wir übe enden Krei afte Der Krei eßen. ekt soziale aft für er. Der Proj die teilg tsch Durchfü rakt e und obotsch eigt en verw 1. dem Videobo stellen. zuschli chen, en der len Cha lichung Mit aus zu ndli YouTub Vide lin!“ gez von ziel dien und Dritter Juge wie eine fent ien g mer Form der ergr h Ber rtale Med en kom neveröf itun nts Vord seitens opo der Anle ruf nac eme den en atz n kein Bei Onli s, Vide unserer von „An Stat ung Eins ring allen en. al er der Präg besitze gen ein. end unt mit Kan ke und o rgeb sjug Sie ng mun Wer sie von chen: Krei ellu men e auf dem Ow). stim ein Vide r zu übe enen hen erei Erst e des / neh lösc Tub äge -J9i ienb Die entstand chutzbe seit ist es, Med st r und 2. 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Polit in en nd ung en a ung en Mein litische n rder o d Fo ie eige parteip n u d n g nge en und en und r egu sbur Aug he, Anr tellung äsentie t rs sc pr kreis unk and re Wün chen Vo cht zu L n ter P ung und fo nd im rden, ih ersönli verfäls h e ie un g Tele p Ju e en S ffentlic un w ie ie d t d d s n in , h e r zu f er Verö bot nliegen möglic r fü s da d it ge hroh d A Info te vor prac glichke nderes r Jugen en e itere als S Mö beso ents d . We t d o k u m sich en die !“ in t n e h m li x e r e h KJR lic Be rs t tat d Te d e S h m am n m n v c u e e a ie k. U wird sd Jug and r, d Tonn. ruf n boo e rg-L n!“ soll bei ist e t daf ü „An e Bild-, hname Face Dies a gsbu li eh tes c e wie tik auf. g Au ach Ber teilen. D dring st ojek üfen all eine Na k r r in P e r n n u nd Poli des ir k erpr etzw juge nruf mitz juge ele N t f ür die rung Wir üb enden w h ia reis jekt „A haften er Kreis en. ü z K eilg f o f r. r ha ds De erw kte .D Pro die t urch tsc ließ e un eobotsc zeigt en, 1. e r D n C h a ra u n g e n v dem Videobo stellen szusch uTub en d e ge u Mit dlich id u h gen vo n ie Yo eine V erlin!“ dien erziell ffentlic nd z ritter a u Ju w n m r r r g ie g B le e Fo rö mm er ed sD itun ts d ach orta iten Vord er M inen ko nlineve eop er Anle Anruf n men e O tz d den ngen se tate „ er s, Vid insa itzen k in. Bei u en S ring ter uns nal von s er E e P rä g it all geben. end n a nd d erke be ungen g u m K u on ju o : ie m r g n m hen s Kreis men S auf de sie v übe Vide ellu denen W bestim w). hen ereic e eh de , ein äger zu E rs t lösc ienb bseite Kind/ n YouTub xl8-J9iO s ist es Die entstan nschutz und entr i e Med U r t e r e e 2. C t a W n lbst t h ih b ie d k D e a e f die mt 3.D t, se tm ie D cher bUY es Proje einem annt nich ch is f en d gen bote wie men nim gendli Lk_tsY ögli iel d halt eits C h n au Ju ben e rers ht m en o netang teilzune nderer annel/U y. Das Z in Berli e ic d s n n u a a z er ch nu ion ider X. lue R ents rlin!“ om/ : Int piele Re g e . Date XXX U. le Beis medien nach Be Statem utube.c tten, B nserer b Ihre XXX g u. o u we r 3. f pla en ne XX X des/ chun Onli t „Anru m mit d /www.y er, Fest ten aus owettbe n 01 s Kin entli a f e f :/ k r p e h a e ö s h p n s r je ic p . id d A nI Pro gen iner Ve mein ter: htt lashspe abgeor - und V n. hats Date hun e e n ge F er W ir die ffentlic et nach dan hbar un , DVD, destags en, Foto eitung er p Z g en w n n rö CD se e od nutz nlineve m Inter aben. 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Seite 4 Dort übergeben wir das Video den Bundestagsabgeordneten aus unserer Region. So kommt dein Statement auch sicher bei der Politik an! e 21 Weil MEINE Stimme zählt! #AnrufnachBerlin! Seite 5 Wirtschaft Wehrdienst Krieg Ernährung Familie Europa Glaube Schule Transparenz Ausländerfeindlichkeit Außenpolitik Vielfalt Wahlen Gewalt Bildung Umweltschutz Terrorismus Gerechtigkeit Internet Demokratie Geschlecht Verantwortung Inklusion Freiheit Hartz4 Stipendium Emanzipation Betreuungsangebote AnrufnachBerlin! Minderheiten Energiepolitik Solidarität Presse Zukunft Chancen Gesundheit Technologie Kultur Ehrenamt Konsum Klimawandel Mitbestimmung Frieden Liebe Medien Sicherheit Straßen Kirche Flucht und Asyl Nachhaltigkeit Geld Arbeit Freizeitangebote Wohlstand Handel Integration Jugendkultur Träume Wohnen FSJ Seite 6 Tierschutz Datenschutz Gemeinschaft Ausbildung ÖPNV Auslandssemester Demokratie – Was bedeutet das? Das Wort Demokratie ist griechisch und bedeutet übersetzt so viel wie Volksherrschaft. Es gibt verschiedene Modelle der Demokratie. Die Form der Demokratie in Deutschland nennt man repräsentativ. Das bedeutet, dass wir, also die deutschen Staats­bürger, Stellvertreter wählen. Sie entscheiden dann für uns. Damit haben sowohl wir als auch die Politiker Macht. Die Politiker haben die Möglichkeit zu regieren, also zu entscheiden, was für die Menschen in Deutschland am besten ist. Dabei versuchen sie unterschiedliche Interessen zu berücksichtigen. Die Bürger haben auch Macht, weil sie die Politiker wählen. Damit bestimmen sie, welche Themen besprochen werden, aber auch, welche Lösungen für Probleme genutzt werden. Außerdem können die Wähler Politikern wieder ihr Mandat (also ihren Sitz im Bundestag) entziehen, indem sie sie nicht wiederwählen. Für Politiker gibt es natürlich auch Regeln. Sie dürfen nicht einfach tun und lassen was sie wollen. Diese Regeln sind in Gesetzen festgelegt. Du hast die Wahl! – Wieso wählt man überhaupt? Wieso sollte man wählen gehen? Was bringt das denn? Jeder Mensch hat eine eigene Meinung und eigene Bedürfnisse. Es gibt Probleme wie Arbeitslosigkeit oder Terrorismus, die du als einzelne Person nicht lösen kannst. Dafür gibt es den Bundestag und die Bundesregierung. Sie haben die Mittel und die Macht, aber auch die Verantwortung, diese Probleme im Sinne der deutschen Bürger zu lösen. Verständlicherweise gibt es für Probleme dieser Größe verschiedene Lösungsmöglich­ keiten. Deine Meinung zählt! Deswegen sind deine beiden Stimmen (eine für einen Politiker aus deiner Region und eine für eine Partei) bei der Bundestagswahl so wichtig! Denn dadurch kannst du entscheiden, welche Partei am besten deinen Vorstellungen entspricht und Probleme so angeht, wie du es für richtig hältst. Natürlich gibt es Themen, die manche Parteien ansprechen und andere nicht. Dazu gehören Inhalte wie Umweltschutz oder Energiepolitik. Die Parteien haben unterschiedliche Vorstellungen, was Jugendliche dürfen und wie die Jugend gefördert werden soll. Seite 7 Du hast die Wahl! Aber wie wählt man eigentlich? Seite 8 In Deutschland darfst du ab 18 Jahren wählen. Wenn du wahlberechtigt bist, also wählen darfst, bekommst du ein paar Wochen vor der Wahl einen Brief, den du zum Wählen mitbringen musst. Dazu gehst du in ein Wahllokal und füllst einen Stimmzettel in einer Wahlkabine aus. Wie jeder Wähler hast du zwei Stimmen. Briefwahl Wenn du nicht in das Wahllokal gehen kannst, aber trotzdem wählen möchtest, kannst du das per Briefwahl tun. Dazu lässt du dir einfach einen Wahlzettel zuschicken und füllst ihn zu Hause aus. Wie das geht, steht auf deiner Wahleinladung. Erst- & Zweitstimme Mit der ersten Stimme wählst du einen Politiker aus dem Wahlkreis, in dem du wohnst (also Augsburg-Land). Pro Wahlkreis kann jedoch nur ein Politiker gewinnen und in den Bundestag einziehen. Das nennt man Direktmandat. Mit der zweiten Stimme wählst du eine Partei. Je mehr Stimmen die Partei bekommt, desto mehr Plätze hat sie am Ende auch im Bundestag. Die 5-Prozent-Hürde Nicht jede Partei kommt in den Bundestag! Denn dazu muss eine Partei mindestens 5% aller Zweitstimmen erhalten. Wenn eine Partei nicht 5% erreicht, kann sie trotzdem Sitze im Bundestag bekommen, wenn sie mindestens drei Direktmandate hat. Foto: marcelheinzmann – fotolia Wahlen in Deutschland sind … Allgemein: Du darfst, so wie jeder andere Deutsche, ab 18 Jahren wählen. Das ist unabhängig von Geschlecht, Bildung, Hautfarbe, Einkommen und so weiter. Geheim: Es darf nicht möglich sein nachzuverfolgen, wen du gewählt hast. Also darf keiner außer dir in der Wahlkabine sein und dein Name darf nicht auf dem Wahlzettel stehen. Gleich: Jeder Wähler hat zwei Stimmen, egal ob arm oder reich, ob Handwerker oder Professor, ob Mann oder Frau, ob 65 oder 18 Jahre alt. Unmittelbar: Die Abgeordneten werden von dir direkt gewählt. Eine nicht unmittelbare Wahl gibt es zum Beispiel in den USA. Dort wird der Präsident indirekt gewählt. Das Volk wählt Wahlmänner und diese wählen dann den Präsidenten. Frei: Du hast die Möglichkeit selbst zu entscheiden, wen du wählen möchtest. Du wirst nicht gezwungen eine bestimmte Partei zu wählen. Seite 9 Foto: © Deutscher Bundestag / Achim Melde Ich habe gewählt … … und was passiert jetzt? Nach der Wahl werden die Stimmen ausgezählt. Wie viel Prozent der Sitze im Parlament eine Partei bekommt hängt davon ab, wie viele Zweitstimmen sie bei der Wahl bekommen hat. Der Bundestag hat mindestens 598 Abgeordnete. Er kann aber auch mehr haben, wenn eine Partei mehr Direktmandate (nach dem Ergebnis der Erststimmenwahl) hat, als ihr prozentual Sitze zustehen. Dann dürfen die zusätzlichen Abgeordneten trotzdem in den Bundestag. Das nennt man Überhangsmandat. Dass es fair bleibt bekommen die anderen Parteien auch mehr Sitze, sodass die Verteilung der Sitze wieder dem Ergebnis der Zweitstimmenwahl entspricht. Diese Sitze nennt man Ausgleichsmandate. Wahl des Bundeskanzlers Der Bundeskanzler wird nicht direkt vom Volk gewählt. Dafür entscheiden die Wähler indirekt, wer Kanzler wird. Denn die Kandidaten der Parteien stehen bereits vor der Wahl fest, und Kanzler wird der Kandidat aus der Partei mit den meisten Stimmen. Partei D Partei C Partei B Partei A Seite 10 Nach der Wahl … Wie funktioniert Regieren? Koalition und Opposition Um regieren zu können benötigt eine Partei mehr als die Hälfte der Sitze im Bundestag. Das kommt aber nur sehr selten vor, daher bilden Parteien eine sogenannte Koalition, das heißt sie tun sich zusammen, um miteinander genug Sitze zu haben. Die gemeinsamen Ziele einer Koalition werden dann im Koalitionsvertrag festgelegt. Die Parteien, die nicht in der Koalition sind, nennt man Opposition. Ihre Aufgabe ist es die Regierung zu kontrollieren und dafür zu sorgen, dass Themen nicht nur einseitig beleuchtet werden. Regierungsbildung Die Bundesregierung wird mit Personen aus der Koalition besetzt. Regierungschef ist der Bundeskanzler aus der stärksten Partei. Die weiteren Minister (wie z.B. Außen­ minister, Umweltminister oder Finanzminister), die Teil der Regierung sind, werden von den Parteien der Koalition gemeinsam bestimmt. Dabei stellt jeder Koalitionspartner (also jede Partei der Koalition) mindestens einen Minister. Die stärkste Partei stellt in der Regel auch die meisten Minister. Seite 11 Wahlen in Deutschland Die Anfänge: Deutsches Kaiserreich (1871 – 1918) In Deutschland gab es nicht immer Wahlen. Erst im deutschen Kaiserreich, also ab 1871, gab es ein Parlament. Aber was hat denn ein Kaiserreich mit Wahlen zu tun? Immerhin werden Kaiser ja nicht gewählt! Stimmt! Der Kaiser war der Staatschef und wurde natürlich nicht gewählt. Aber trotzdem entstanden im deutschen Kaiserreich die ersten deutschen Parteien und es gab die ersten Wahlen zum Parlament. Das hieß damals noch Reichstag, nicht Bundestag wie heute, und wählen durften auch noch nicht alle! Frauen hatten noch kein Wahlrecht und wählen durfte man erst ab 25 Jahren. Deswegen: Gehe wählen! DU hast die Wahl! Die erste Demokratie und ihr Untergang: Weimarer Republik und Drittes Reich (1919 – 1945) Nach dem 1. Weltkrieg wurde 1919 aus dem deutschen Kaiserreich die Weimarer Republik, die erste Demokratie in Deutschland. Das Frauenwahlrecht wurde eingeführt und wählen durfte man schon mit 20 Jahren. Leider war die Demokratie der Weimarer Republik noch fehlerhaft. Wie Wählen und Regieren funktioniert, ist in Gesetzen und der Verfassung, dem Grundgesetz eines Staates, geregelt. Damals waren diese Regeln aber noch nicht so eindeutig und deswegen konnten sie genutzt werden, um die Demokratie zu zerstören. Das ist dann auch passiert, mit dem Aufstieg Hitlers und der Nazis 1933. Sie haben die Gesetze der Weimarer Republik genutzt, um die Demokratie abzuschaffen. Damit entstand das Dritte Reich, eine Diktatur unter Hitler. In einer Diktatur gibt es manchmal auch Wahlen. Diese Wahlen sind aber sogenannte Scheinwahlen, das heißt, dass vor den Wahlen schon feststeht, wer gewinnt. Politische Gegner werden verfolgt. So war es hier auch. Schließlich hat Hitler vielen Ländern den Krieg erklärt und der 2. Weltkrieg begann. Er endete 1945 mit dem Fall Hitlers und der Niederlage Deutschlands. Bundesrepublik und DDR Nach dem 2. Weltkrieg wurde 1949 die Bundesrepublik Deutschland (BRD) gegründet. Seit damals gibt es die Wahlen wie wir sie heute kennen, also geheime Wahlen für alle ab 18 Jahren, bei denen jeder gleich viele Stimmen hat. Aber: Bis 1990 war Deutschland getrennt und neben der BRD gab es noch die Deutsche Demokratische Republik (DDR). Sie hatte zwar das Wort demokratisch im Namen, aber die Wahlen waren trotzdem, ähnlich wie im Dritten Reich, Scheinwahlen. Denn: Wählen durfte zwar jeder, aber man konnte sich nicht frei entscheiden wen man wählt und die Wahlen waren auch nicht geheim. Wenn man trotzdem einen politischen Gegner der Regierungspartei gewählt hatte, musste man mit Konsequenzen rechnen. Erst nach der Wiedervereinigung Deutschlands am 3. Oktober 1990 konnten alle Deutschen frei, gleich, allgemein, geheim und unmittelbar die Abgeordneten des Bundestages wählen. Seite 12 Wählen dürfen ist ein Recht – zumindest heute Ein Recht, das man in Deutschland nicht immer hatte. Viele Deutsche mussten lange auf dieses Recht warten. Vielleicht kennst du sogar jemanden, der in der DDR gelebt hat. Frag doch mal, wie es war, nicht frei wählen zu können. Wahlen sind nicht selbstverständlich, auch heute nicht. Viele Menschen auf der ganzen Welt schauen auf Deutschland und sehen das Land als Vorbild. Falls du dir nicht sicher bist, ob du mit deiner Wahl etwas verändern kannst oder dir vielleicht noch gar keine Gedanken dazu gemacht hast, dann denk daran, dass Wahlen eine Möglichkeit der Mitbestimmung sind. Sie sind eine Chance für dich, deine Meinung und deine Vorstellungen für die Zukunft Deutschlands auszudrücken und deine Stimme für eine Partei abzugeben, die deine Vorstellungen teilt. Die Berliner Mauer trennte über 28 Jahre Ost- und Westberlin. Heute sind ihre Überreste auch ein Symbol für Freiheit und Demokratie. Wahlen in anderen Ländern Wahlen gibt es schon seit der Antike. Damals wählten beispielsweise die Athener direkt, ob sie in den Krieg ziehen sollten oder lieber Frieden halten. Aber nicht jeder durfte wählen! Frauen, Sklaven und Menschen, die erst kürzlich nach Athen gezogen waren, durften nicht wählen. Alle anderen mussten zum Wählen mindestens 30 Jahre alt sein. Damit durfte nur jeder 10. Athener wählen. Auch heute gibt es nicht überall auf der Welt Wahlen. Das bedeutet, dass es Gebiete gibt, in denen Menschen nicht selbst bestimmen können, wer sie anführt und über die Zukunft ihres Landes entscheidet. Außerdem gibt es Gebiete, in denen es zwar Wahlen gibt, diese aber entweder manipuliert werden, sodass immer eine bestimmte Partei gewinnt, oder nur sogenannte Scheinwahlen sind. Das sind Wahlen, die zwar abgehalten werden, und deren Ergebnis auch zur Bildung von Parlamenten oder Regierungen führt. Aber die gewählten Institutionen haben keine Macht, können also gar nicht regieren. Viele Menschen, die gerne wählen würden, wer ihr Land führt, können das nicht. Und zwar aus den verschiedensten Gründen! Deswegen ist es auch so wichtig, dass du dein Recht zu wählen nutzt. Denn du hast die Möglichkeit die Menschen zu bestimmen, die unser Land regieren! Du hast die Wahl! Wahlen in der Türkei Ganz allgemein: Der Präsident der Republik Türkei wird seit 2014 direkt vom Volk gewählt. Er ist das Staatsoberhaupt. Neben ihm gibt es noch die Gr0ße Nationalversammlung der Türkei, die dem deutschen Bundestag entspricht. Das Parlament berät wie in Deutschland über Gesetze und kann diese erlassen. Wählen darf jeder, der über 25 Jahre alt ist und mindestens die Grundschule absolviert hat. Was sich 2017 geändert hat: Durch die Volksabstimmung am 16. April ist die Türkei zu einem Präsidialstaat geworden, da die Bevölkerung für die Neuerungen gestimmt hat. Das bedeutet, dass der Präsident im Staat mehr Macht als das Parlament hat. Konkret bedeuten die Änderungen, dass es keinen Ministerpräsidenten und keinen Ministerrat mehr geben wird. Diese Ämter entsprechen dem deutschen Bundeskanzler und der Regierung. Der Präsident übernimmt diese Aufgaben, bildet also die Regierung selbst. Außerdem kann er das Parlament auflösen und Neuwahlen anordnen. Er kann auch die Mehrzahl der Richter nach Belieben ernennen. Türkei Syrien Seite 13 Wahlen in Syrien Syrien ist eine Diktatur. Oft bezeichnet sich ein Land selbst als Demokratie, obwohl es eigentlich nicht demokratisch ist. Syrien hat ein Parlament, das auch von den Wahlberechtigten Syrern gewählt wird. Trotzdem hat das Parlament kaum Entscheidungsmacht, kann also gar nichts ausrichten. Auch der Präsident wird vom Volk gewählt, aber erst 2014 gab es zum ersten Mal mehr als einen Kandidaten zur Auswahl. Deswegen trat der amtierende Präsident gegen zwei Kandidaten an, die der Bevölkerung kaum bekannt waren. Außerdem wurde nicht in allen Gebieten Syriens gewählt. Das führte dazu, dass der amtierende Präsident wiedergewählt wurde. Durch die Wahlen soll es so wirken, als wäre Syrien eine Demokratie. Wenn man aber alle Fakten betrachtet, kommt man schnell zu dem Schluss, dass Syrien eher eine Diktatur ist und die Wahlen nur als Deckmantel benutzt. Seit 2011 befindet sich Syrien im Bürgerkrieg. Damals gingen Menschen zu friedlichen Demonstrationen auf die Straße, weil sie mehr Freiheiten und politische Mitbestimmung wollten. Gegen diese Menschen ging der Präsident mit Waffen und Panzern vor. Einige der Demonstranten haben sich daraufhin ebenfalls bewaffnet und kämpfen jetzt als Rebellen. Das hat dazu geführt, dass sich das Land im Ausnahmezustand befindet. Auch der IS (eine gefährliche Terrorgruppe) konnte durch den Bürgerkrieg dort Fuß fassen. Durch den Krieg hat der Präsident die Möglichkeit nahezu alleine zu regieren. Das heißt er kann die Verfassung ändern, Gesetze erlassen, Minister ernennen und den Krieg erklären. Aufgrund des Krieges in Syrien kommen viele Menschen als Flüchtlinge nach Europa. Der Bürgerkrieg in Syrien hat 2011 angefangen, weil die Bevölkerung mehr mitbestimmen, weil sie ihre Meinung offen sagen und weil sie frei wählen wollte. All das konnten sie in Syrien nicht. Heute kommen sie nach Europa, als Menschen, die vor Krieg und Verfolgung fliehen, aber auch als Menschen, die die Freiheit suchen, auszusprechen, was sie sich für ihr Land wünschen. Kurzfakten zu Wahlen in anderen Ländern Im Vereinigten Königreich (also England, Wales, Schottland und Nordirland) wird der Vorsitzende der stärksten Partei Premierminister (Regierungschef). Ernannt wird er dann von der Queen. Die Queen selbst wird nicht gewählt, sondern erbt ihren Thron. Dafür hat sie auch kaum Macht. In der Schweiz gibt es eine besondere Form der Demokratie. Zu sehr vielen politischen Themen gibt es Volksabstimmungen. Das bedeutet, dass alle Bürger der Schweiz abstimmen können wie bei einer Frage (zum Beispiel: Soll die Schweiz ihre Kernkraftwerke abschalten?) entschieden wird. Sie können dann auch Änderungen in Gesetzen annehmen oder ablehnen. Das nennt man direkte Demokratie, weil die Bürger selbst entscheiden können, wie bestimmte Fragen geregelt werden. Unser System in Deutschland heißt repräsentativ, weil Politiker, die wir wählen, für uns die Entscheidungen treffen. In den USA wird der Präsident indirekt gewählt. Die Wahlberechtigten wählen also erstmal einen Wahlmann in ihrem Stimmkreis, und alle Wahlmänner zusammen wählen dann den Präsidenten. Bei den Wahlmännern ist natürlich bekannt, wer welchen Präsidentschaftskandidaten wählen wird. Dieses Wahlsystem bedeutet aber auch, dass die Stimmen der Wähler nicht alle gleich viel zählen, da die jeweiligen Wahlmänner von unterschiedlich vielen Menschen gewählt werden. Das liegt daran, dass nicht alle Wahlkreise gleich groß sind. Neuseeland war das erste Land, in dem auch Frauen wählen durften. Eingeführt wurde das Frauenwahlrecht dort 1893. In Deutschland durften Frauen erst ab 1919 wählen. Seite 14 Ideen für Aktionen zum Thema Wahl U18-Wahl Am 15. September 2017 können Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren in ganz Deutschland wählen. Dafür gibt es die Möglichkeit, ein offizielles Wahllokal einzurichten. Weitere Infos hier: http://www.u18.org/willkommen/ Wahlprogramme Viele Jugendliche wissen gar nicht, wofür die zur Bundestagswahl antretenden Parteien stehen. Du kannst dir die Wahl­programme näher ansehen. Unter dem folgenden Link finden sich weiterführende Informationen zu Parteien, sowie den Wahlen am 24. September: http://www.politische-bildung.de/bundestagswahl_2017. html#c8903 Podiumsdiskussion Überlegt euch ein Thema, das euch wichtig erscheint und ladet Politiker aus eurer Stadt und Umgebung ein, die dann gemeinsam mit euch über das Thema diskutieren. Die Diskussion selbst könnt ihr sehr unterschiedlich gestalten, zum Beispiel mit Redezeiten, Zwischenfragen oder Direkt-Battles zwischen einem Politiker und einem Jugend­ lichen. Wahlzeit – Mahlzeit Organisiert ein großes Essen, bei dem jeder etwas mitbringt. Wenn ihr wollt, ladet noch ein paar Politiker ein, die sich mitdazugesellen. Die Jugendlichen haben jetzt die Chance, mit der Politik ins Gespräch zu kommen. Überlegt euch auch gerne davor schon ein paar Themen, die ihr zur Auswahl stellen wollt. Turnier mit Politikern Veranstaltet ein Turnier (Kicker, Tischtennis, Uno-Uno, usw.) und ladet ein paar Politiker aus der Region ein. Während des Spielens könnt ihr euch mit ihnen austauschen. Es bietet sich an, im Vorfeld bereits ein paar Ideen zu sammeln, über die ihr mit den Politikern ins Gespräch kommen wollen. Sich selbst zur Wahl stellen Sucht euch in eurer Einrichtung oder Gruppe ein paar Leiter zusammen, die sich zur Wahl stellen. Jeder Leiter überlegt sich ein Programm für seine Partei, in dem unterschiedliche Wahlversprechen stehen, die mit eurer Einrichtung oder Gruppe zu tun haben (zum Beispiel, dass die Öffnungszeiten länger sind, oder es nur noch Wasser zu trinken gibt). Dann stellen sich die Leiter vor und alle Teilnehmenden erhalten eine Stimme. Nach der Wahl verwirklicht der Wahlsieger seine Versprechen, was aber nicht nur Vorzüge hat … Planspiele und Gruppenimpulse Beispiel: Meinungsbarometer Befestigt eine Linie (z.B. mit Klebeband) am Boden und legt an ein Ende einen Zettel mit der Beschriftung“ „0%“ und an das andere einen mit „100%“. Nun lest ihr verschiedene Aussagen zu politischen Themen vor und die Teilnehmenden platzieren sich auf der Linie, je nachdem wie sehr sie der Aussage zustimmen. Danach kann darüber diskutiert werden. Viele weitere Ideen für Planspiele zu unterschiedlichen Themen rund um Politik und Wahlen findet ihr unter: http://www.bjv.at/cms/wp-content/uploads/2014/06 /toolbox-jugend-europa-politik.pdf Besuche uns online: Kreisjugendring Augsburg-Land Kreisjugendring Augsburg-Land anruf.kjr-augsburg.de Seite 15 Kreisjugendring Augsburg-Land Hooverstraße 1 | 86156 Augsburg Telefon (0821) 45 07 95-0 | Fax (0821) 45 07 95 - 129 [email protected] | kjr-augsburg.de