Dokumentation zur Studienkonferenz

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Studienkonferenz 2013
Talente,
Jongleure,
Alphatiere!?
Selbständigkeit und
die Berufswelt der Zukunft
Eine gemeinsame Veranstaltung der Stiftung Begabtenförderung
berufliche Bildung und des Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds
Inhalt
Studienkonferenz
09.11.2013
Talente, Jongleure,
Alphatiere!?
Selbständigkeit und die Berufswelt der Zukunft
Eine gemeinsame Veranstaltung der Stiftung Begabtenförderung berufliche
Bildung und des Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds
Wie gestalte ich meine berufliche Zukunft? Wie
sieht unsere Arbeitswelt von morgen aus? Und
welche Rolle will ich in ihr spielen?
Diesen Fragen widmet sich unsere Studienkonferenz
im November, zu welcher wir unsere Stipendiatinnen und Stipendiaten herzlich einladen. Einen
Tag lang werden wir Ihre berufliche Zukunft zum
Thema machen und mit Ihnen gemeinsam über
erfolgreiches Unternehmertum, über Wege in die
Selbständigkeit, über Trends und besondere Anforderungen der modernen Arbeitswelt diskutieren.
Erste Impulse zur Entwicklung des Konferenzthemas werden wir aus der Perspektive des Grand
Hoteliers und Leiters der CKR Service Excellence
Akademie Carsten K. Rath erhalten. Danach laden
wir Sie dazu ein, sich in verschiedenen Workshops
intensiver mit einzelnen Facetten des Themas aus-
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einanderzusetzen. Entscheiden Sie sich für einen
von vier Workshops und finden Sie heraus, wie Sie
Geschäftsideen entwickeln und unternehmerisch
verwirklichen können, was es heißt, unter den
Bedingungen dauernder Veränderung zu arbeiten
oder welche Bedeutung Werte in der modernen
Unternehmensführung haben.
Grußwort ..............................................................................................4
Keynote Speech: Service Excellence.................................................5
Workshop A · Gründungsideen:
Von der Lust ein Entrepreneur zu sein ................................................ 7
Workshop B · Der Businessplan:
Das Rückgrat Ihres Unternehmens ..................................................... 9
Workshop C · Flexibilität managen:
Unternehmensorganisation Heute und Morgen .............................. 14
Workshop D · Werteorientierte Unternehmensführung:
Zwischen Ethik, Recht und Konformität ........................................... 18
Schlusswort ....................................................................................... 22
Unsere professionellen Workshopleiterinnen und
Workshopleiter gehen mit Ihnen gemeinsam den
Fragen nach Ihrer beruflichen Zukunft auf den
Grund.
Mit unserer Studienkonferenz möchten wir Ihnen
Denkanstöße und konkrete Anregungen zur Gestaltung Ihres Berufslebens mit auf den Weg geben.
Wir freuen uns auf einen intensiven Austausch mit
Ihnen und sind gespannt auf Ihre Ideen!
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Grußwort
Keynote Speech: Service Excellence
Liebe Stipendiatinnen und Stipendiaten,
Carsten K. Rath widmete sich in seiner Keynote
Speech: Service Excellence - Der Erfolgs- und
Unterscheidungsfaktor für jeden Unternehmer
den Fragen zur Gestaltung der eigenen beruflichen Zukunft, der Arbeitswelt von Morgen
und der Rolle, welche man in jener spielen
möchte. Mit Hilfe zahlreicher Erfahrungen aus
dem Leben der Hotelier-Branche gab er Anregungen zur nötigen Kursänderung im Bereich
der kundenorientierten Wertvorstellung und
bot Einblicke in die Möglichkeiten einer verbesserten und gewinnversprechenden Unternehmensführung. In diesem Rahmen erläuterte er
einige grundlegende Erfordernisse zur idealen
Verwirklichung von Service Excellence.
im Namen der Stiftung Begabtenförderung berufliche
Bildung und des Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds
heiße ich Sie zur ersten gemeinsamen Studienkonferenz
„Talente, Jongleure, Alphatiere!? - Selbständigkeit und die
Berufswelt der Zukunft“ im Wissenschaftszentrum Bonn
herzlich willkommen. Dies ist Ihre Veranstaltung. Seien
Sie deshalb herzlich eingeladen. Lassen Sie sich ein auf
dieses neue Format unserer ideellen Förderung für Sie.
Was erwartet Sie heute? Wagen Sie einen spannenden
Blick auf die Arbeitswelt von Morgen: Wie wird diese
aussehen? Welche Rolle möchten Sie darin spielen?
Wie können Sie Ihre persönliche Karriere gestalten? Wie
erkennen Sie Ihre Perspektiven? Fragen, die im direkten
Zusammenhang mit Ihrer aktuellen Situation stehen und
Ihre selbständige und reflektierte Reaktion verlangen.
Deshalb appelliere ich an Sie: Bringen Sie sich ein, teilen
Sie Ihre Erfahrungen aus Beruf und Studium mit uns und
mit den anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern.
Verstehen Sie diese Konferenz als eine Chance der gegenseitigen Vernetzung. Knüpfen Sie Kontakte. Mit Hilfe des
SBB StipNets sind Sie in der Lage, auch über die Fachtagung hinaus weiterhin untereinander und mit uns in Verbindung zu bleiben.
Und da diese Studienkonferenz eine Premiere ist:
Scheuen Sie sich nicht, Verbesserungsvorschläge zu
machen oder weitere Themenwünsche vorzuschlagen.
Ihr Feedback hilft uns, die Angebote der ideellen Förderung bedarfsgerecht zu optimieren, damit Sie bestmöglich davon profitieren. Denn letztlich zählt nur eins: Sie
sollen inspiriert sowie mit aktuellem Wissen und neuen
Kontakten beruflich und persönlich so richtig durchstarten können.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und uns eine erfolgreiche erste Studienkonferenz. Möge Sie regelmäßige
Fortsetzung finden.
Wolf Dieter Bauer
Geschäftsführer der Stiftung Begabtenförderung berufliche Bildung
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Keynote Speaker Carsten K. Rath
Die Differenzierbarkeit von Produkten sowie die
Angebote von Dienstleistungen verschwimmen
immer mehr. Entgegen der wachsenden Anzahl
von Produkt- und Markenvielfalt erscheinen die
nötigen Unterscheidungsmerkmale durch eine stetige Annäherung rar. Worauf aber legt man dann
das Augenmerk? Wie ist die Abhebung von Mitwettbewerbern noch möglich?
Durch die Fokussierung auf Konzepte wie Benchmarking oder Best Practice und ihre Resultate,
den Versuchen, den Kunden mit Hilfe von Erweiterungen kopierter Produkte oder günstigeren
Angeboten zu ködern, wird nur dupliziert, aber
keine Innovation gewonnen - Loyalität zum Unternehmen kann nicht allein über den Preis erreicht
werden. Stabile Kaufzahlen sind hierbei nur über
die Aufrechterhaltung der Marktführung im PreisLeistungsverhältnis zu erzwingen. Wer den Kunden
jedoch allein über den Preis gewinnt, kann ihn
ebenso schnell über den Preis wieder verlieren.
Eine dauerhafte Bindung über den Moment des
Kaufs hinaus entsteht nicht. Zahlreiche Leistungen
sind für den Kunden bereits selbstverständlich. Die
Ansprüche an die Unternehmen, ihre Produkte und
Serviceleistungen steigen konstant. So bringt auch
die bloße Erweiterung der Kette an Angeboten
keine Bindung des Kunden an das Unternehmen
mit sich, sondern fördert eine erneute gegenseitige Überbietung innerhalb des Konkurrenzkampfs.
Mehrwert bedeutet nicht ‚weniger bezahlen‘.
Es ist schließlich ein prägnantes Unterscheidungsmerkmal nötig, um sich von der Masse abzuheben.
Eine vielversprechende Möglichkeit einen relevanten Mehrwert zu erwerben, ist Service Excellence. Doch was genau versteht man darunter?
Bevor diese Frage beantwortet werden kann, muss
man sich über die Beschaffenheit der unternehmensinternen Prozesse klar werden. Innerhalb dieser
Prozesse können schnell Fehler auftreten. Um diese
zu vermeiden, ist es wichtig ihnen bereits zu Beginn
mit der entsprechenden Haltung zu begegnen. So
gehören doppelte Arbeit, der Zusammenbruch von
Prozessen, schlechte oder ineffektive Arbeit sowie
die Differenz zwischen dem Erlebnis des Kunden und
dem Versprechen des Anbieters zu den häufigsten
und unangenehmsten Vertretern. Fehler dieser
Art gilt es zu dokumentieren und die gewonnenen
Erfahrungen innerhalb des Unternehmens zu teilen,
um dem erneuten Auftreten vorzubeugen. Nur bei
der Gewährleistung korrekt laufender Prozesse ist
Service Excellence das Potenzial zur vollständigen
Entfaltung geboten. Andauernde Überprüfung und
Verbesserung sind die Voraussetzungen.
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Keynote Speech: Service Excellence
Was bedeutet
Service Excellence?
Service Excellence setzt sich aus einer Vielzahl von
Faktoren zusammen, die nur gemeinsam in der Lage
sind, erfolgreich zu sein. Vor allem beruht Service
Excellence auf der Fähigkeit einer inneren Haltung
zum Kunden: Empathie gilt als Schlüsselkompetenz.
Angebot und Service müssen zielgruppenorientiert
verwirklicht werden. Nicht der Wettbewerb mit der
Konkurrenz darf im Mittelpunkt stehen, sondern die
persönlichen Wünsche des Kunden. Dieser ist nicht
bloß Käufer, sondern vielmehr ein persönlicher Gast
und dessen Wohlbefinden von immenser Wichtigkeit. Es gilt, sich in seine Lage zu versetzen, mit seinen Augen zu sehen, zu beurteilen und ihm so den
bestmöglichen, auf seine individuellen Bedürfnisse
zugeschnittenen Service zu bieten. Es ist nötig ihn
zu begeistern, in ihm das Gefühl des Willkommenseins zu wecken, sich besonders und verstanden zu
fühlen, um ihn emotional an das eigene Unternehmen zu binden. Nur so entsteht für den Gast der
Eindruck von wirklich relevanten Leistungen. Wahre
Freude wird nur gewonnen, wenn man die Wünsche
eines anderen erkennt und umzusetzen vermag.
Untrennbar mit der Empathie verwoben und ihr
der größte Wegbereiter ist die Achtsamkeit. Zum
einen versteht sich Achtsamkeit als die genaue
Beobachtung und Studie der Bedürfnisse des
Gegenübers, zum anderen aber auch als ungeteilte
Aufmerksamkeit - sich ausreichend Zeit zu nehmen,
um dem Gegenüber das Gefühl zu geben, ganz
allein für ihn da zu sein. Schon wenige Sekunden
können ausreichen, um den Unterschied zwischen
einem gewonnenen oder verlorenen Kunden zu
bestimmen. Es ist mehr als nur ein persönliches
Ärgernis einen Gast durch selbstverschuldete
Unachtsamkeit zu verlieren.
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Jedoch bilden nicht obsolete Höflichkeitsstandards
den Kern des exzellenten Services. Keine leeren
Worte vom Band ernten Erfolg, sondern wahre
Herzlichkeit und Qualität formen Service Excellence. Die Art und Weise des direkten, freundlichen
und persönlichen Umgangs macht den Unterschied. Denn einzig durch den Menschen und nicht
durch das Produkt entsteht die Bindung, welche
potenzielle Käufer zu lebenslangen Liebhabern und
Unternehmer zu echten Marktführern macht. Herzlichkeit ist es, welche das Vertrauen zum Produkt
schürt und in seiner Wertschätzung gipfelt. Herzlichkeit schlägt jeden Rabatt!
Der direkte Kontakt setzt die drei grundlegendsten
und unabdingbarsten Schritte als Fundament einer
zielführenden Kundengewinnung. Er zeichnet sich
durch eine persönliche und herzliche Begrüßung
mit Namen, durch das Antizipieren und Erfüllen
der Gästewünsche mitsamt Flexibilität im Angebot
und der persönlichen Einstellung sowie durch eine
ebenfalls persönliche und herzliche Verabschiedung mit Namen aus. Professionalität ohne Herzlichkeit ist bloß Arroganz.
Wer diese Richtlinien und die Wertigkeit der
Hauptfaktoren für sich annimmt und befolgt, legt
den Grundstein eines bedeutenden Unterscheidungsfaktors sowie einer nachhaltigen und dauerhaften Bindung des Kunden an das Unternehmen
und das Produkt. Man bietet mehr, man bietet
Service Excellence.
Workshop A · Gründungsideen:
Von der Lust ein Entrepreneur zu sein
Eva M. Kanis, Marketingexpertin mit langjähriger Praxiserfahrung im Vertrieb, WerbeagenturInhaberin, Coach und Unternehmensberaterin, begeisterte die Teilnehmer* des Workshops zum
Thema Gründungsideen: Von der Lust ein Entrepreneur zu sein mit ihrer einzigartigen Mischung aus
fachlicher Kompetenz und sprühender Motivationsfähigkeit. Dabei machte sie deutlich, was es
bedarf, damit die Vision der Selbständigkeit tatsächlich zur Realität werden kann.
Was haben Google, Facebook, Apple oder eBay
gemeinsam? Ohne Frage haben diese Unternehmensgründungen unsere Welt in den letzten
Jahren verändert. Viel entscheidender ist jedoch,
dass hinter all diesen Firmen Menschen mit Ideen
stehen: Visionäre. Persönlichkeiten. Optimisten.
Unternehmer. Entrepreneure.
keiten und Talente zu vertrauen, denn in jedem
von uns steckt Potential, das wir durch gezielte
Selbstreflektion nutzen können. Was fällt mir
leicht? Was bereitet mir Freude? Mit einfachen
Fragen können wir unsere Stärken identifizieren
und als Fundament unternehmerischer Tätigkeit
einsetzen.
In jedem von uns steckt ein Entrepreneur
Schritt für Schritt zu einer erfolgreichen Existenzgründung
Dass in jedem von uns ein Entrepreneur stecken
kann, zeigte Eva M. Kanis in ihrem Workshop
Gründungsideen: Von der Lust ein Entrepreneur
zu sein. Dabei ging es weniger um die Umsetzung
konkreter Geschäftsideen, sondern vielmehr
erarbeiteten wir in Kleingruppen gemeinsam mit
Frau Kanis Erfolgsfaktoren für eine gelingende
Unternehmensgründung.
Frau Kanis machte uns anhand verschiedener Persönlichkeitsprofile bewusst, dass es unerlässlich ist,
sich selbst und andere Personen zu verstehen, um
erfolgreich zu sein. Beispielsweise gibt es analytisch geprägte Menschen, die typischerweise weniger gut mit enthusiastischen, redegewandten Menschen harmonieren. Unabhängig von der jeweiligen Persönlichkeit sieht ein Entrepreneur das Glas
jedoch stets halbvoll anstatt halbleer und ist bereit
Risiken einzugehen. Man verfolgt eine klare Vision
und begreift jeden Schritt als Puzzleteil, die sich
später zu einem großen Ganzen zusammen fügen.
In kurzweiligen Impulsvorträgen vermittelte uns
Frau Kanis die Eigenschaften und Merkmale eines
Entrepreneurs. Besonders die Fähigkeit über den
Tellerrand zu blicken und offen auf Entwicklungen
zu reagieren, zeichnen einen Entrepreneur aus.
Wichtig ist aber auch, auf seine eigenen Fähig-
In Kleingruppen erarbeiteten wir Lösungen zu
vorgegebenen Fragestellungen. Frau Kanis gab
Carsten K. Rath
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Workshop A
Workshop B · Der Businessplan:
Das Rückgrat Ihres Unternehmens
Der Verein Alt Hilft Jung NRW ist ein Zusammenschluss von Führungskräften, die aus dem aktiven
Berufsleben ausgeschieden sind. Ihr Wissen und ihre Erfahrungen aus vielen Bereichen der Wirtschaft
und Verwaltung stellen sie für Existenzgründungen und kleinere Unternehmen zur Verfügung. Das
gilt zum Beispiel für das Unternehmenskonzept, die Existenzsicherung, eine Geschäftserweiterung
und vor allem auch für den Businessplan - dem Rückgrat eines jeden Unternehmens.
uns zunächst Raum zum
Kennenlernen. Gerade aufgrund der unterschiedlichen
Studienfächer und Werdegänge der Teilnehmer konnte
jeder seine individuellen
Erfahrungen in die Gruppen
einbringen und interessante
Denkanstöße liefern. Nach
einem kurzen Brainstorming
diskutierten wir zunächst
die Frage, was uns zur Selbständigkeit motivieren
würde. Diese innere Antriebskraft ist natürlich
bei jedem Einzelnen unterschiedlich ausgeprägt,
dennoch konnten wir viele Gemeinsamkeiten erarbeiten. Unternehmerische Freiheit genießen, dabei
aber auch die nötige Verantwortung zu übernehmen, war für viele von uns eine Motivation. Auch
die Chance, sich selbst zu verwirklichen wurde von
vielen Teilnehmern genannt. Wo sonst hat man die
Möglichkeit zu gestalten und sich selbst seine Ziele
zu setzen? Als Entrepreneur seiner Leidenschaft zu
folgen, wäre für viele von uns ein Traum.
Damit es aber nicht nur bei einem Traum bleibt,
ermutigte uns Frau Kanis mit unseren Blockaden
aufzuräumen. Nicht an der Idee scheitert die
Unternehmensgründung, sondern viel zu oft an
der Angst zu Scheitern. Intensiv diskutierten wir
die ausbaufähige Gründungskultur in Deutschland,
das finanzielle Risiko und den gesellschaftlichen
Schaden, den es mit sich bringen würde, sollte
eine Idee scheitern. Jedenfalls braucht es neben
einer konkreten Geschäftsidee schon eine gehörige
Portion Mut, um den Weg in die Selbstständigkeit
zu gehen.
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Vor jeder Unternehmensgründung sollte man sich
fragen: Bin ich überhaupt eine Gründerpersönlichkeit? Von der Antwort hängt viel ab. Definiere ich
mich als Unternehmensgründer, überschätze aber
meine Kompetenzen oder mein Umfeld, kann die
Selbständigkeit zur Hölle werden.
Geschäftsideen werden geboren
Frau Kanis nahm uns im Anschluss in einer Übung
mit auf eine Traumreise. Wir blendeten Blockaden
und mögliche Hürden aus und konzentrierten uns
nur auf unser Ziel. Für jeden endete die Reise mit
einer persönlichen Zukunftsvision, die er oder sie
mehr oder weniger talentiert auf einem weißen
Blatt Papier gestaltete. Mit unserem visualisierten
Ziel in der Hand fixierten wir am Ende schriftlich
unsere neue Planung, indem wir den Weg zu
unserem persönlichen Ziel beschrieben.
Mit einfachen Mitteln motivierte uns Frau Kanis
unsere persönliche Antriebskraft zu finden und
unsere Ziele zu verfolgen. Wichtig ist es, sich
von Menschen inspirieren zu lassen, die an einen
glauben. Noch wichtiger ist es aber an sich selbst
zu glauben! Und wer weiß: Vielleicht entfachte
gerade dieser Workshop die nötige Initialzündung
für ein Startup, das künftig in einem Atemzug mit
Google oder Facebook genannt wird.
Die Experten von Alt Hilft Jung NRW e.V. haben ein
Kategoriensystem entwickelt, mit dessen Hilfe sich
jeder Entrepreneur einstufen kann. Es besteht aus
den Kategorien:
• Persönlicher Hintergrund
•Leistungsmotivation
• Persönliche und unternehmerische Kompetenz
1. Persönlicher Hintergrund
Die Kategorie Persönlicher Hintergrund hinterfragt zum Beispiel Einschätzungen zum
Durchhaltevermögen, zur eigenen Gesundheitslage und zur Fähigkeit, abschalten zu
können. Externe Faktoren wie Familie und
deren Bereitschaft mitzuziehen, jahrelang in
guten und schlechten Zeiten. Es kann ja sein,
dass Privatvermögen benötigt oder vernichtet
wird, Urlaub nicht bezahlt werden kann und so
schnell nicht nur die unternehmerische, sondern auch die private Existenz bedroht ist.
3. Persönliche und unternehmerische Kompetenz
Was kann ich gut und was eher nicht? Um diese
Frage drehen sich die beiden letzten Kategorien. Es gibt Menschen, die sind phlegmatisch,
andere wiederum cholerisch. Aspekte wie
diplomatisches Geschick und Verhandlungsgeschick sollen geklärt werden. Es gibt Menschen,
die Buchhaltung und Steuern für das Einfachste
der Welt halten. Andere verzweifeln daran.
Fazit
Kein Entrepreneur sollte sich Hals über Kopf auf das
Wagnis Unternehmerschaft einlassen. Nur wer mit
sich ins Gericht gegangen ist und gut überlegt hat,
ob man die Aufgaben bewältigen kann, wird auch
in schwierigen Zeiten durchhalten, da er seine
Schwächen kennt. Man kann und muss nicht alles
können und leisten. Wichtig ist, sich Hilfe zu holen.
Ob Steuerberater, Unternehmensberater oder ITSpezialist: Hilfe muss sofort her, nicht erst, wenn
das Kind in den Brunnen gefallen ist. Da darf kein
Spar-Sinn oder Stolz im Wege stehen.
Das Wagnis der Unternehmerschaft
2.Leistungsmotivation
Autor: Fabian Sommer (SBB Stipendiat, Betriebswirtschaftslehre und Recht, Hochschule Aschaffenburg)
Diese Kategorie soll Erkenntnisse darüber
liefern, was mich als Unternehmer antreibt.
Ob Selbstverwirklichung, Geld oder Idealismus.
Ohne Motivation ist es schwierig, sich zur Arbeit
zu überwinden und Hindernisse zu meistern.
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Workshop B
Die Marktanalyse
Präsentation der Workshopergebnisse im Plenum
Marktanalyse
(Bestandteil des Business Plans)
• Was kann/hat meine Leistung, was die anderen
nicht haben – USP (Unique Selling Proposition)?
Marketing
(Bestandteil des Business Plans)
Bevor ein Unternehmen gegründet wird, muss
erkundet werden, auf welchem Markt die erzeugte
Leistung angeboten werden kann. Ist das Produkt
Dienstleistung, Konsumgut oder eine Business-toBusiness Leistung? In welcher Branche operiert das
Unternehmen? Die Antworten ergeben sich mit
der Gründungsidee. Es ist dennoch wichtig, sich
bewusst zu machen, in welchem Markt man sich
bewegt. Nur so kann man den Markt identifizieren
und analysieren. Durch Segmentierung desselben
findet der Unternehmer seine Nische, durch die er
auf den Markt gelangen kann.
Egal wie gut man den Markt analysiert, jede Entscheidung ist eine Entscheidung unter Unsicherheit.
Es können nicht alle Eventualitäten berücksichtigt
werden. Die Chancen am Markt zu bestehen, steigen jedoch erheblich, wenn sich der Unternehmer
vor Augen geführt hat, wo er operiert und wer die
Konkurrenz ist. Es ist wichtig eine Service- oder
Qualitäts-USP zu entwickeln – Ich habe etwas
Besonderes! Wenn der Unternehmer erst einmal
einen Markt besetzt hat, muss dieser ständig weiterentwickelt werden. Auch wenn es ein neuer Markt
ist, die Konkurrenz schläft nicht. Bei der Markt­
analyse sollte man sich von Profis helfen lassen.
Wie erreicht das Unternehmen den Kunden? Mit
Marketing – aber was steckt dahinter? Marketing
steht für eine umfassende Philosophie und Konzeption des Planens und Handelns eines Unternehmens. Durch aus Marktforschung gewonnene
Informationen werden alle Aktivitäten eines Unternehmens konsequent auf die gegenwärtigen und
künftigen Erfordernisse der Märkte angepasst. Ziel
ist es, die Bedürfnisse des Marktes, des Kunden
und des Unternehmens zu befriedigen. Um dies zu
erreichen, stehen dem Marketing die „vier P“ zu
Verfügung.
Fragen, die sich ein Startup-Unternehmer stellen
sollte:
• Eröffnet meine Leistung einen neuen Markt
oder steigt es auf einem vorhandenen ein?
• Ist meine Leistung einzigartig oder mache ich
etwas nach (Me-Too-Produkt)?
• Wie ist die Wachstumsprognose des Markts?
• Wer ist Wettbewerber am Markt?
• Was macht der Wettbewerb und was genau
bietet er an?
• Benötige ich Absatzhelfer oder Absatzmittler,
um die Leistung zu vertreiben?
• Welchen Standort hat mein Unternehmen (virtuell, online oder physisch)?
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Zielgruppenanalyse
(Bestandteil des Business Plans)
Das beste Produkt erzielt keine Gewinne, wenn es
niemand kauft. Die Zielgruppenanalyse dient dazu,
den potenziellen Käufer für das Produkt zu finden.
Je genauer der Käufer definiert ist, umso gezielter
kann das Unternehmen seine Bedürfnisse wecken
und mit dem Produkt erfüllen. Segmentierung ist
auch hier unabdingbar. Bedürfnisse sind gesättigt,
Produkte unterscheiden sich nur marginal. Umso
wichtiger ist eine detaillierte Produktbeschreibung.
•
•
•
•
Product (Produktpolitik)
Price (Preis-, Kontrahierungspolitik)
Promotion (Kommunikationspolitik)
Place (Distributionspolitik)
• Produktpolitik
Alle mit dem Produkt zusammenhängende
Maßnahmen, die zu einer besseren Beurteilung
durch den Kunden führen: Produktgestaltung,
Produktqualität, Markenpolitik, Produktlinienpolitik, Verpackung u. v. a.
• Preis-, Kontrahierungspolitik
Maßnahmen zur Preis- und Rabattpolitik, der
Liefer- und Zahlungsbedingungen oder Finanzierungspolitik, um das Zustandekommen eines
Kaufs zu erhöhen.
• Kommunikationspolitik
Kommunikationspolitik soll zu einem Verkaufsabschluss führen. Der Kontakt zwischen Unternehmen und Kunden kann persönlich oder
unpersönlich sein. Immer wichtiger wird personalisiertes Marketing. Traditionelle Instrumente
sind die Werbung, der persönliche Verkauf, die
Verkaufsförderung und die Öffentlichkeitsarbeit. Oft findet das AIDA-Prinzip Anwendung in
der Werbung. Gestaltung und Kommunikationskanal sind entscheidend für das Erreichen des
potenziellen Käufers.
• Distributionspolitik
Maßnahmen, um das Produkt vom Herstellungsort
zum Abnehmer zu bringen. Dazu gehören Entscheidungen über die Absatzwege, das Nutzen von
Händlern, die Marketinglogistik und Standortwahl
- Infrastruktur, Rohstoffe, Zielgruppe, Wettbewerb.
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Workshop B
Impressionen der Studienkonferenz 2013
Lernen von den Profis
der Mittel. Es existiert keine Quote für
Betriebsmittel. (Wichtig: Wenn das Unternehmen vor Zusage der Förderung aus
einem Programm (KfW, NRW-Kredit, u. ä.)
Gelder ausgibt, verfällt der Anspruch auf
das Darlehn.)
Kapitalbedarfsplan
(Bestandteil des Business Plans)
Der Kapitalbedarfsplan (KP) stellt die Summe des
benötigten Kapitals für die Unternehmensgründung dar. Er wird immer ohne Mehrwertsteuer
erstellt, da die Banken keine Steuern finanzieren
und die Möglichkeit für das Unternehmen besteht,
die Steuern erstattet zu bekommen. Eigene bereits
vorhandene Arbeitsmittel fließen auch in den KP
ein. Es wird zwischen Investitions- und Betriebsmitteln unterschieden. Waren, die in Zukunft verkauft
werden sollen, sind Betriebsmittel. Die Erstausstattung eines Büros oder Lagers zählt zu den
Investitionsmitteln. Betriebsmittel (Schmierstoffe
für Maschinen, Druckerpapier, u. ä.) sollten für
mindestens sechs Monate eingerechnet werden.
Die Kosten hierfür entstehen sofort, die ersten
Einnahmen durch den Verkauf kommen erst später.
Investitionsmittel finden sich später in der Rentabilitätsrechnung wieder.
Finanzierungsplan
Der Finanzierungsplan (FP) erklärt, wie die Mittel aus dem KP aufgebracht werden sollen. Alle
Eigenmittel wie Eigenkapital und Sacheinlagen
gehen in den FP ein. Der Eigenkapitalanteil sollte
wenigsten 15 %, besser 25-30 % des KP betragen,
damit die Banken einer Finanzierung zustimmen.
Kapital kann von der Hausbank bezogen werden.
Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) finanziert Existenzgründungen mit einem Gesamtdarlehn von maximal 100.000 Euro. Dabei werden
Betriebskosten nur bis 30 % angerechnet. Der NRW
Gründungskredit finanziert Darlehn bis 5 Millionen
Euro nach voriger Prüfung des sinnvollen Einsatzes
12
Rentabilitätsplanung / Ertragsvorschau
Basis hierfür sind die geschätzten Erlöse ohne
Mehrwertsteuer. Diese Planung wird in zwei
Ausführungen für drei Jahre angefertigt und auf
jeweils ein viertel Jahr errechnet. Als Berechnungsgrundlage sollte der worst case und der middle
case angenommen werden. Der Dreiklang zwischen Variablen und Fixkosten sowie Umsatz ist
darzustellen. Betriebskosten und Lebenshaltungskosten sind klar ermittelbar. Alles andere beruht
auf Schätzungen. (Tipp: Es sollte auch erkennbar
sein, dass es sich bei der Existenzgründung um
eine unabhängige Existenz handelt, dann werden
die Finanzierungen eher genehmigt.)
Die Zahlen zur Berechnung bekommt man u. a.
durch:
•Eigenrecherche
•Steuerberater
•Unternehmensberater
•Berufsverbänden
• Startcenter NRW o. ä. Organisationen
• Handwerkskammern, IHK u. ä.
• Gründungskonzepte der VR-Banken
• Gründungsberatung der Hausbank
Liquiditätsplan
Dieser wird monatlich für drei Jahre angefertigt.
Geprüft wird, ob Zahlungsausfälle oder Zahlungsrückstände, Krankheitsausfälle und Unfallausfälle
berücksichtigt wurden.
Autor: Mirko Zimmermann (SBB Stipendiat,
Journalismus und Public Relations, Westfälische
Hochschule)
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Workshop C · Flexibilität managen:
Unternehmensorganisation Heute und Morgen
Dirk Sander engagierte sich von 2008 bis 2012 als Co-Founder und Sozialunternehmer beim Aufbau
von Kleinkreditgruppen in Dar es Salaam, Tansania. Seit 2011 liegt sein Beratungsschwerpunkt vor
allem auf sozialen und ökologischen Herausforderungen der Unternehmensverantwortung (Corporate Responsibility). Während seines Workshops hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, insbesondere
der Frage zur gelingenden Unternehmensorganisation nachzugehen.
Brauchen wir ein neues Managementmodell?
Megatrends der Arbeitswelt
1. Individuelle Karriereplanung, ständig wandelnde Anforderungen
an das Mitarbeiterprofil
2. Demographischer Wandel, alternde Gesellschaft
3. Frauen in Führungspositionen
4. Bildung durch training on the job und Fehlerfreundlichkeit
5. Konnektivität der Digital Natives (d. h., im Kommunikationszeit­
alter und mit alltäglich präsenter Computertechnik
aufgewachsene Personen)
6. Irreversible Globalisierungstendenz der Wirtschaft
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Anforderungen an Führungskräfte
Welche Sichtweise
vertritt die Führungskraft
_
{
und welche bringt
ein Unternehmen weiter?
Paradigmenwechsel fordern
An bisheriger Arbeitsweise festhalten
„So wie wir jetzt arbeiten, klappt es nicht mehr.
Wir müssen uns den Trends anpassen, um
erfolgreich zu bleiben.“
„Die Trends sind Modeerscheinungen, die
kommen und auch wieder gehen. Anstatt jedem
Trend hinterher zu rennen, bleiben wir unserer
Linie treu.“
Die jeweilige Sichtweise hängt vom Umfeld, in
dem das Unternehmen agiert, und den Vorgaben des Managements ab. Üblicherweise sind
traditionsreiche Unternehmen mit festgelegten
Arbeitsabläufen, die eine große Mitarbeiteranzahl
und dementsprechend mehrere Hierarchieebenen
haben, weniger flexibel. Eine vollständige Negation
der Trends ist jedoch schwierig, da sowohl Arbeitgeber und Arbeitnehmer als auch das Unternehmensumfeld davon betroffen sind.
Bei neu gegründeten Unternehmen, sogenannte
Startup-Unternehmen, ist eine richtungsweisende
Organisationsform nötig. Diese Form der Organisation, die den Trends und somit dem Wandel
gerecht wird, wird Rapid-Response-Organisation
(RRO) genannt und entspricht dem geforderten
Umdenken bzw. Paradigmenwechsel im Unternehmensmanagement.
Die Megatrends der Arbeitswelt
15
Workshop C
Rapid-Response-Organisation (RRO)
Merkmale der RRO sind u. a.:
• Extrem flexible Arbeitskräfte und autonom
organisierte Kleineinheiten (siehe Beispiel 1)
• Miteinbindung von Kunden bzw. Mitarbeitern in
die Produktentwicklungsphase (siehe Beispiel 2)
• Aufbau der Produktlinie von unten (an Kundenwünschen orientiert) mit Hilfe des Topmanagements (siehe Beispiel 3)
• Lean Management, d. h. wenige Hierarchieebenen und kürzere Kommunikationswege (siehe
Beispiel 4)
• Maximale Entscheidungsfreiheit der Mitarbeiter, folglich hohes Vertrauen zwischen den Mitarbeitern (siehe Beispiel 4)
Beispiel 1:
Ausgliederung von Aufgaben an ausländische
Arbeitskräfte, auch Offshore Outsourcing genannt.
Diese Arbeitskräfte übernehmen einen kleinen Aufgabenbereich für das Unternehmen. Das Unternehmen ist sehr flexibel und kann die Aufgabenmenge
und Anforderungen schnell anpassen, da die externen Dienstleister auf den Aufgabenbereich spezialisiert und für die zufriedenstellende Erfüllung der
Aufträge verantwortlich sind.
Beispiel 2: Die fünf Schlüsselfaktoren von RRO
Resilienz der Mitarbeiter
Lego möchte Spielzeug produzieren, das auf die
unterschiedlichen Bedürfnisse der Verkaufsländer
abgestimmt ist. Daher reichen Kunden ihre Spielzeugideen ein, Lego stellt diese auf eine Open
Innovation Plattform online und die Gemeinschaft
der Kunden stimmt darüber ab. Vorschläge, die
eine bestimmte Zustimmungsquote erreichen,
werden von Lego produziert und vermarktet. Der
Kunde als Innovator erhält einen Anteil am Gewinn
und Lego spart sich die Kosten einer Produktentwicklungsabteilung.
1. Kundenwünsche einbinden, Dezentralisierung
der Produktentwicklung
2. Partizipationskultur zwischen Mitarbeitern und
Führungskräften
3. Gemeinsame Wertebasis als Unternehmenskoordination statt reiner Aufgabendelegation
4. Transparentes, kritisches Monitoring von ökonomischen, aber auch sozialen Kennzahlen
5.People-Faktor - Freiräume des Mitarbeiters,
gestellt und geführt vom Topmanagement
Beispiel 3:
Kritik:
Wie bleiben Mitarbeiter und Führungskräfte innerhalb einer sich schnell wandelnden Organisation
gesund, in der laufend neue Kompetenzanforderungen und hoher Leistungsdruck bestehen?
- Durch Erhöhung der psychischen Widerstandsfähigkeit gegenüber Stresssituationen, auch
Resilienz genannt. Resilienz bezeichnet die
Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne
anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen.
Außerdem bezeichnet es die individuelle
Zeitdauer, bis die Person sich von der
Stress­situation soweit erholt hat, dass sie
zum Normalzustand zurückgekehrt ist.
Grameen-Bank in Bangladesch: Den Kleinentrepeneuren im Land, z. B. dem Familienbetrieb in der
Viehzucht, fehlt es oft an Investitionskraft, um zu
expandieren. Ziel des Bankenprojekts ist die Beseitigung von sozialen Problemen durch innovative
Organisationsstrukturen und Mikrokredite. Daher
baut die Grameen-Bank auf das Konzept social
business: Bänker und Kreditnehmer bestimmen
zusammen die Ziele dieser Kooperation auf Augenhöhe, passen die Kreditkonditionen individuell an
die Finanzierungsmöglichkeiten des Selbständigen
an und vertrauen einander, dass der Mikrokredit
trotz fehlender Bonität zum Erfolg beiträgt.
Beispiel 4:
Die seit 2011 bestehende Online-Direktplattform
www.managerfragen.org ist ein virtuelles Netzwerk
zum Wissensaustausch im Wirtschaftsbereich mit
Administratoren in ganz Deutschland verteilt.
Organisatorisch gibt es keine Hierarchie, sondern
autonom agierende Teams, die eine gemeinsame
Wertebasis teilen. Jeder besitzt die Entscheidungsund Repräsentationsbefugnis. Die Organisatoren
vertrauen darauf, dass jedes Mitglied zum Wohl
des Unternehmens agiert.
16
Die Arbeitsweise einer RRO in einem kleinen
Startup-Unternehmen mit überschaubarer Mitarbeiterzahl lässt sich gut umsetzen, gleichzeitig
sind die Prinzipien von RRO nur beschränkt auf
Unternehmen mit traditionellen Hierarchiestrukturen und großer Mitarbeiterbelegschaft schnell
umsetzbar. Es bedarf hierbei einer nachhaltigen
Änderung der Unternehmens- und Führungskultur. Um Mitarbeiter, die änderungsunfreudig sind,
ebenfalls miteinzuschließen, ist vor allem Kommunikation, Transparenz der Entscheidungen und der
Abbau des Hierarchiegefälles nötig. Der Impuls
muss durch die Führungskräfte im Topmanagement angestoßen werden, indem mehr Entscheidungsfreiheit für die Mitarbeiter eingeräumt und
technische Mittel bereitgestellt werden.
Menschen, die u. a. eine positive Lebenseinstellung
haben, ein gesundes Sozialumfeld pflegen und
Akzeptanz erfahren, Orientierung in ihren Zielen
oder Vorbildern finden und lösungsorientiert sind
(d. h. die Opferrolle verlassen und selbst aktiv
werden), haben eine höhere Widerstandskraft.
Übungen, die das Selbstbewusstsein stärken, die
Netzwerkkompetenz fördern und den Fokus auf
persönliche positive Erfahrungen lenken, stärken
diese Kompetenzen.
Im betrieblichen Umfeld muss die Führungskraft
Fürsorge dafür tragen, dass die Rahmenbedingungen so gestaltet sind, dass die Mitarbeiter
gesund bleiben.
Autor: Quynh Tram Do (Stipendiatin des Kölner
Gymnasial- und Stiftungsfonds, Betriebswirtschaftslehre/Gesundheitsmanagement, Duale
Hochschule Baden-Württemberg Stuttgart)
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Workshop D
Werteorientierte Unternehmensführung:
Zwischen Ethik, Recht und Konformität
Der Werte-Navigator
Diskussion über
unterschiedliche
Wertesysteme
Dr. Pantaleon Fassbender, Trainer für Führungs­
kräfte­entwicklung und Psychologisches
Krisenmanagement sowie Coach im Entwicklungsorientierten Selbstmanagementsystem,
diskutierte mit den Teilnehmern des Workshops
Werteorientierte Unternehmensführung: Zwischen
Ethik, Recht und Konformität über Werte in der
Wirtschaft und wie diese im Unternehmen
verankert werden können.
Die werteorientierte Unternehmensführung
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Wie sieht die Arbeitswelt von Morgen aus? Wie
identifiziere ich mich mit meinen Werten? Was
sind gute Gewohnheiten und wie und wo machen
diese sich im Unternehmen fest? Die Teilnehmer
sind zum Mitmachen animiert gewesen, um eine
lebhafte Diskussion zu führen. Diskutiert wurde
auch über Werte in der Wirtschaft und wie man
diese verwirklichen kann. Themen waren z. B. der
Iran-Konflikt, die Fälle Snowden und Hoeneß und
die Ungerechtigkeit in der Dritten Welt.
Zur Einleitung:
Was ist der Werte-Navigator?
Spielerisch konnten die eigenen Werte / Normen
im Gepäck zusammengefasst werden, um die
eigene Wertorientierung zu definieren. Der WerteNavigator · Spielerisch Unternehmenswerte
erfahren und diskutieren half dabei auf die
Sprünge. Alle Teilnehmer bekamen Karten mit
darauf geschriebenen Werten in die Hand.
Warum ist es wichtig, das individuelle oder organisatorische Wertesystem zu klären und zu verankern? Werte sind das Ergebnis der gesamten
Lebenserfahrung und der eigenen Biographie. Prägungen seitens der Familie fließen hier ebenso ein
wie weltanschauliche und religiöse Orientierung
oder die Konzepte, die Freunde oder Gleichaltrige
im Lauf der Biographie vorleben.
Werte bilden eine wesentliche Grundlage für den
Erfolg, den Individuen ebenso wie Unternehmen
und Organisationen erringen. Der Werte-Navigator
ist ein Kartenspiel, das dem Einzelnen die Möglichkeit eröffnet, sich Klarheit über persönliche und
professionelle Werte oder über die Werte seiner
Organisation zu erarbeiten.
Wie sieht das Wertesystem Ihrer
Organisation aus? Wie bestimmen
Sie Ihre persönliche Werte-Welt?
Die Teilnehmer sollten für sich die bereits 44 festgelegten Werte-Karten des Spiels den folgenden
fünf Wertigkeitsstufen zuordnen. „Sehr starke
Wertschätzung“, „Starke Wertschätzung“,
„Gelegentliche Wertschätzung“, „Geringe Wertschätzung“, und „Keine Wertschätzung“. Drei
Jokerkarten gaben die Möglichkeit zusätzliche
Werte zu ergänzen. In Kleingruppen sollte über die
Werte diskutiert werden. Die Ergebnisse wurden
anschließend von den Gruppen vorgestellt.
(siehe Tabelle, Seite 20)
Erfolgreiche Menschen sind sich der Einflüsse ihrer
Umgebung sehr bewusst und entwickeln in der
Auseinandersetzung mit ihr häufig ein prägnantes
und klar gefasstes eigenes Wertesystem. Dieses
Wertesystem spiegelt sich in jedem Aspekt ihres
Lebens wider.
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Workshop D
Genuss:
Spaß, Freude
und Lachen.
Bekanntheit:
prominent und
berühmt werden.
Reichhaltigkeit:
hohes Einkommen,
finanzieller Erfolg.
Hilfsbereitschaft:
andere Menschen
bei der Ziel­
erreichung
unterstützen.
Leistungs­
erbringung:
das Gefühl der
Erfüllung, der
Leistung, der
Zielerreichung.
Im letzten Teil des Workshops lasen wir einen
Artikel über einen Geschäftsmann, der lernte,
über den Unterschied zwischen individueller und
geschäftlicher Ethik nachzudenken.
Der Artikel heißt Die Parabel vom Sadhu,
McCoy, Bowen H. (S. 4,5) aus dem Manager
Magazin Harvard Businessmanager.
genützt haben angesichts des Gesundheitszustands des Mannes? War die Gruppe verantwortlich?“ Nachdem er den Sadhu an jenem Berghang
verlassen hatte, beginnt der Autor, der zu der
Gruppe der Bergsteiger zählte, über diese Probleme nachzudenken. Er sieht in dieser Situation
viele Parallelen für Geschäftsleute, wenn sie vor
ethischen Entscheidungen stehen.
Anschließend diskutierten die Teilnehmer des
Workshops über Helfen und Verantwortlichkeit.
Örtlichkeit:
Wahl eines Wohnbzw. Standortes,
der dem eigenen
Lebensstil förderlich ist.
Verantwortungs­
bewusstsein:
Zuverlässigkeit,
Verantwortlichkeit
für Ergebnisse.
Wagnis:
neue und herausfordernde Möglichkeiten, Aufregung,
Risiko.
Wettbewerb:
Rivalität mit dem
Ziel, zu gewinnen.
Familie:
Zeit verbringen mit
dem Partner, den
Kindern, den Eltern
und dem weiteren
Familienkreis.
Herausforderung:
sich ständig mit
komplexen Aufgaben und Problemen
konfrontiert sehen.
Mut:
Bereitschaft,
sich für seine
Überzeugungen
einzusetzen.
Die Zusammenfassung der Geschichte: „Es war
früh am Morgen, die Sonne war noch nicht aufgegangen. Sie wollten rasch aufbrechen, um den
gefährlichen Pfad über den 6.000 Meter hohen
Bergpass zu schaffen bevor das Eis, in das Stufen gemeißelt waren, zu schmelzen begann. Sie
sorgten sich außerdem um ihr Durchhaltevermögen und die Höhenkrankheit und standen unter
Zeitdruck. Sie - das war eine Zufallsgesellschaft
von Bergsteigern, die unverhofft in ein ethisches
Dilemma gerieten, und zwar durch einen fast
besinnungslosen, fast nackten Sadhu, einen heiligen Mann. Jeder der Bergsteiger half dem Sadhu,
aber keiner sorgte dafür, dass er gerettet wurde.
Hätte jemand anhalten sollen, um den Sadhu in
Sicherheit zu bringen? Würde es überhaupt etwas
Gerechtigkeit:
Fairness,
Gleichheit.
Glück:
Zufriedenheit,
Freude und Genuss
finden.
Körperliche
Fitness:
Fit bleiben durch
Training und
körperliche
Aktivitäten.
Persönliche
Entwicklung:
einen Schwerpunkt
setzen auf die
Entfaltung des
eigenen Potentials.
* Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in den Berichten zu den einzelnen Workshops
Autorität:
Position und
Macht, um die
Aktivitäten anderer
zu kontrollieren.
Aktivität:
schnell und dynamisch handeln.
Ausgewogenheit:
den Lebens­
bereichen eines
anderen Menschen
gleiche Gewichtung geben.
Freundschaft:
enge, persönliche
Beziehungen
mit anderen
entwickeln.
Autor: Malte Koller (Stipendiat des Kölner
Gymnasial- und Stiftungsfonds, Public Relations,
Hochschule Hannover)
auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche
Personenbezeichnungen gelten gleichwohl für beiderlei Geschlecht.
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Schlusswort
Liebe Stipendiatinnen und Stipendiaten der SBB und des Kölner
Gymnasial- und Stiftungsfonds, sehr geehrte Teilnehmerinnen und
Teilnehmer unserer Studienkonferenz,
ich freue mich, Ihnen am
Ende unserer Studienkonferenz ein paar meiner
Eindrücke schildern und einige Gedanken hieran
anknüpfen zu können.
Der Vortrag von Carsten K. Rath am heutigen Vormittag hat uns gelehrt: Kundenbindung geht vor
Preisbindung. Ich würde es sogar noch etwas deutlicher formulieren und sagen: Der Mensch muss
immer im Mittelpunkt stehen. Dies gilt gerade
auch in einer Volkswirtschaft, deren mittlerweile
wichtigster Produkttyp die Dienstleistung ist. Wirkliche Zuwendung und Empathie gehen hierbei über
bloße Serviceorientierung hinaus. Eine Freundlichkeit, die auf das Trinkgeld spekuliert, weil dieses
als Einnahme unerlässlich ist, sagt vielleicht etwas
über die wirtschaftliche Lage aus, ist aber nicht
unbedingt an ethischen Werten orientiert. Gerade
diese Werte sind aber auch Voraussetzungen für
unternehmerischen Erfolg.
Bei der Gründung und Führung von Unternehmen
fokussiert man sich meist auf den Kunden und
seine Wünsche. Erfolgreiche Selbständigkeit muss
aber auch die Mitarbeiter in den Blick nehmen.
Auch hier spielen Herzensbildung und moralische
Verantwortung eine wichtige Rolle. Zugleich muss
sich die Leidenschaft des Unternehmensgründers
und -lenkers auch auf die Mitarbeiter übertragen.
Für die Würdigung herausragenden Engagements
von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen entsprechende Anreizsysteme Sorge tragen.
Der Begriff der Selbständigkeit wird meist verknüpft mit dem Begriff des Entscheidens. Selbständigkeit bedeutet aber nicht gleich Freiheit der
Entscheidung. Märkte, Politik und Umwelt sind
Faktoren, die die Selbständigkeit unserer Entscheidungen beeinflussen und beschneiden. Wie der
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Begriff der Freiheit geht auch der Begriff der unternehmerischen Selbständigkeit vor allem mit Verantwortung einher. Als Selbständiger muss ich für
die Bindung von Menschen an mein Unternehmen,
sei es als Kunden oder Mitarbeiter, Verantwortung
übernehmen. Man darf nie vergessen: Je erfolgreicher man wird, desto weniger ist man alleine
dazu fähig.
Unternehmerische Verantwortung hört auch nicht
auf, wenn der eigentliche Unternehmenszweck,
nämlich der erzielte Gewinn, erreicht ist. Auch über
dessen Verwendung sollte ein Unternehmer, wenigstens vor sich selbst, Rechenschaft ablegen können,
und ihn nach Möglichkeit zum Nutzen aller einsetzen. Selbständigkeit und Unternehmertum bewirken
Erfolg und können zur Selbstverwirklichung führen.
Es ist aber immer auch die Frage nach dem sozialen
Output des Unternehmertums zu stellen.
Um abschließend noch einmal darauf zurück zu
kommen, dass unsere Arbeit stets mit Menschen
zu tun hat, möchte ich Ihnen noch ein Zitat von
Meister Eckhart mit auf den Weg geben: „Die
wichtigste Stunde ist immer die Gegenwart, der
bedeutendste Mensch immer der, der dir gerade
gegenübersteht, und das notwendigste Werk ist
immer die Liebe.“ – Versuchen Sie dies zu beherzigen, und Sie werden sehen, manche Dinge laufen
fast ganz von alleine.
Impressum
Text, Redaktion
SBB – Stiftung Begabtenförderung
berufliche Bildung
Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds
Gestaltung
Marianne Steiner,
www.maristeiner.de
Redaktionsschluss
Juli 2014
Bildnachweis
Ich danke Ihnen für die Teilnahme und freue mich,
dass wir mit der SBB einen so regen Austausch und
eine gute Kooperation pflegen. Für mich war dieser
Samstag keine Arbeit, sondern eine Auszeit voller
Anregungen. Herzlichen Dank!
Titelgestaltung: Sanna Nübold
S. 4 – 19: Gordon Kasulke
S. 22: Sanna Nübold
Dipl.-Kfm. Thomas Erdle
Geschäftsführer des Kölner Gymnasialund Stiftungsfonds
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Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds
Stadtwaldgürtel 18
50931 Köln
www.stiftungsfonds.org
SBB – Stiftung Begabtenförderung
berufliche Bildung
Lievelingsweg 102 - 104
53119 Bonn
www.aufstiegsstipendium.de
Gefördert vom:
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