Studienkonferenz 2013 Talente, Jongleure, Alphatiere!? Selbständigkeit und die Berufswelt der Zukunft Eine gemeinsame Veranstaltung der Stiftung Begabtenförderung berufliche Bildung und des Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds Inhalt Studienkonferenz 09.11.2013 Talente, Jongleure, Alphatiere!? Selbständigkeit und die Berufswelt der Zukunft Eine gemeinsame Veranstaltung der Stiftung Begabtenförderung berufliche Bildung und des Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds Wie gestalte ich meine berufliche Zukunft? Wie sieht unsere Arbeitswelt von morgen aus? Und welche Rolle will ich in ihr spielen? Diesen Fragen widmet sich unsere Studienkonferenz im November, zu welcher wir unsere Stipendiatinnen und Stipendiaten herzlich einladen. Einen Tag lang werden wir Ihre berufliche Zukunft zum Thema machen und mit Ihnen gemeinsam über erfolgreiches Unternehmertum, über Wege in die Selbständigkeit, über Trends und besondere Anforderungen der modernen Arbeitswelt diskutieren. Erste Impulse zur Entwicklung des Konferenzthemas werden wir aus der Perspektive des Grand Hoteliers und Leiters der CKR Service Excellence Akademie Carsten K. Rath erhalten. Danach laden wir Sie dazu ein, sich in verschiedenen Workshops intensiver mit einzelnen Facetten des Themas aus- 2 einanderzusetzen. Entscheiden Sie sich für einen von vier Workshops und finden Sie heraus, wie Sie Geschäftsideen entwickeln und unternehmerisch verwirklichen können, was es heißt, unter den Bedingungen dauernder Veränderung zu arbeiten oder welche Bedeutung Werte in der modernen Unternehmensführung haben. Grußwort ..............................................................................................4 Keynote Speech: Service Excellence.................................................5 Workshop A · Gründungsideen: Von der Lust ein Entrepreneur zu sein ................................................ 7 Workshop B · Der Businessplan: Das Rückgrat Ihres Unternehmens ..................................................... 9 Workshop C · Flexibilität managen: Unternehmensorganisation Heute und Morgen .............................. 14 Workshop D · Werteorientierte Unternehmensführung: Zwischen Ethik, Recht und Konformität ........................................... 18 Schlusswort ....................................................................................... 22 Unsere professionellen Workshopleiterinnen und Workshopleiter gehen mit Ihnen gemeinsam den Fragen nach Ihrer beruflichen Zukunft auf den Grund. Mit unserer Studienkonferenz möchten wir Ihnen Denkanstöße und konkrete Anregungen zur Gestaltung Ihres Berufslebens mit auf den Weg geben. Wir freuen uns auf einen intensiven Austausch mit Ihnen und sind gespannt auf Ihre Ideen! 3 Grußwort Keynote Speech: Service Excellence Liebe Stipendiatinnen und Stipendiaten, Carsten K. Rath widmete sich in seiner Keynote Speech: Service Excellence - Der Erfolgs- und Unterscheidungsfaktor für jeden Unternehmer den Fragen zur Gestaltung der eigenen beruflichen Zukunft, der Arbeitswelt von Morgen und der Rolle, welche man in jener spielen möchte. Mit Hilfe zahlreicher Erfahrungen aus dem Leben der Hotelier-Branche gab er Anregungen zur nötigen Kursänderung im Bereich der kundenorientierten Wertvorstellung und bot Einblicke in die Möglichkeiten einer verbesserten und gewinnversprechenden Unternehmensführung. In diesem Rahmen erläuterte er einige grundlegende Erfordernisse zur idealen Verwirklichung von Service Excellence. im Namen der Stiftung Begabtenförderung berufliche Bildung und des Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds heiße ich Sie zur ersten gemeinsamen Studienkonferenz „Talente, Jongleure, Alphatiere!? - Selbständigkeit und die Berufswelt der Zukunft“ im Wissenschaftszentrum Bonn herzlich willkommen. Dies ist Ihre Veranstaltung. Seien Sie deshalb herzlich eingeladen. Lassen Sie sich ein auf dieses neue Format unserer ideellen Förderung für Sie. Was erwartet Sie heute? Wagen Sie einen spannenden Blick auf die Arbeitswelt von Morgen: Wie wird diese aussehen? Welche Rolle möchten Sie darin spielen? Wie können Sie Ihre persönliche Karriere gestalten? Wie erkennen Sie Ihre Perspektiven? Fragen, die im direkten Zusammenhang mit Ihrer aktuellen Situation stehen und Ihre selbständige und reflektierte Reaktion verlangen. Deshalb appelliere ich an Sie: Bringen Sie sich ein, teilen Sie Ihre Erfahrungen aus Beruf und Studium mit uns und mit den anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Verstehen Sie diese Konferenz als eine Chance der gegenseitigen Vernetzung. Knüpfen Sie Kontakte. Mit Hilfe des SBB StipNets sind Sie in der Lage, auch über die Fachtagung hinaus weiterhin untereinander und mit uns in Verbindung zu bleiben. Und da diese Studienkonferenz eine Premiere ist: Scheuen Sie sich nicht, Verbesserungsvorschläge zu machen oder weitere Themenwünsche vorzuschlagen. Ihr Feedback hilft uns, die Angebote der ideellen Förderung bedarfsgerecht zu optimieren, damit Sie bestmöglich davon profitieren. Denn letztlich zählt nur eins: Sie sollen inspiriert sowie mit aktuellem Wissen und neuen Kontakten beruflich und persönlich so richtig durchstarten können. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und uns eine erfolgreiche erste Studienkonferenz. Möge Sie regelmäßige Fortsetzung finden. Wolf Dieter Bauer Geschäftsführer der Stiftung Begabtenförderung berufliche Bildung 4 Keynote Speaker Carsten K. Rath Die Differenzierbarkeit von Produkten sowie die Angebote von Dienstleistungen verschwimmen immer mehr. Entgegen der wachsenden Anzahl von Produkt- und Markenvielfalt erscheinen die nötigen Unterscheidungsmerkmale durch eine stetige Annäherung rar. Worauf aber legt man dann das Augenmerk? Wie ist die Abhebung von Mitwettbewerbern noch möglich? Durch die Fokussierung auf Konzepte wie Benchmarking oder Best Practice und ihre Resultate, den Versuchen, den Kunden mit Hilfe von Erweiterungen kopierter Produkte oder günstigeren Angeboten zu ködern, wird nur dupliziert, aber keine Innovation gewonnen - Loyalität zum Unternehmen kann nicht allein über den Preis erreicht werden. Stabile Kaufzahlen sind hierbei nur über die Aufrechterhaltung der Marktführung im PreisLeistungsverhältnis zu erzwingen. Wer den Kunden jedoch allein über den Preis gewinnt, kann ihn ebenso schnell über den Preis wieder verlieren. Eine dauerhafte Bindung über den Moment des Kaufs hinaus entsteht nicht. Zahlreiche Leistungen sind für den Kunden bereits selbstverständlich. Die Ansprüche an die Unternehmen, ihre Produkte und Serviceleistungen steigen konstant. So bringt auch die bloße Erweiterung der Kette an Angeboten keine Bindung des Kunden an das Unternehmen mit sich, sondern fördert eine erneute gegenseitige Überbietung innerhalb des Konkurrenzkampfs. Mehrwert bedeutet nicht ‚weniger bezahlen‘. Es ist schließlich ein prägnantes Unterscheidungsmerkmal nötig, um sich von der Masse abzuheben. Eine vielversprechende Möglichkeit einen relevanten Mehrwert zu erwerben, ist Service Excellence. Doch was genau versteht man darunter? Bevor diese Frage beantwortet werden kann, muss man sich über die Beschaffenheit der unternehmensinternen Prozesse klar werden. Innerhalb dieser Prozesse können schnell Fehler auftreten. Um diese zu vermeiden, ist es wichtig ihnen bereits zu Beginn mit der entsprechenden Haltung zu begegnen. So gehören doppelte Arbeit, der Zusammenbruch von Prozessen, schlechte oder ineffektive Arbeit sowie die Differenz zwischen dem Erlebnis des Kunden und dem Versprechen des Anbieters zu den häufigsten und unangenehmsten Vertretern. Fehler dieser Art gilt es zu dokumentieren und die gewonnenen Erfahrungen innerhalb des Unternehmens zu teilen, um dem erneuten Auftreten vorzubeugen. Nur bei der Gewährleistung korrekt laufender Prozesse ist Service Excellence das Potenzial zur vollständigen Entfaltung geboten. Andauernde Überprüfung und Verbesserung sind die Voraussetzungen. 5 Keynote Speech: Service Excellence Was bedeutet Service Excellence? Service Excellence setzt sich aus einer Vielzahl von Faktoren zusammen, die nur gemeinsam in der Lage sind, erfolgreich zu sein. Vor allem beruht Service Excellence auf der Fähigkeit einer inneren Haltung zum Kunden: Empathie gilt als Schlüsselkompetenz. Angebot und Service müssen zielgruppenorientiert verwirklicht werden. Nicht der Wettbewerb mit der Konkurrenz darf im Mittelpunkt stehen, sondern die persönlichen Wünsche des Kunden. Dieser ist nicht bloß Käufer, sondern vielmehr ein persönlicher Gast und dessen Wohlbefinden von immenser Wichtigkeit. Es gilt, sich in seine Lage zu versetzen, mit seinen Augen zu sehen, zu beurteilen und ihm so den bestmöglichen, auf seine individuellen Bedürfnisse zugeschnittenen Service zu bieten. Es ist nötig ihn zu begeistern, in ihm das Gefühl des Willkommenseins zu wecken, sich besonders und verstanden zu fühlen, um ihn emotional an das eigene Unternehmen zu binden. Nur so entsteht für den Gast der Eindruck von wirklich relevanten Leistungen. Wahre Freude wird nur gewonnen, wenn man die Wünsche eines anderen erkennt und umzusetzen vermag. Untrennbar mit der Empathie verwoben und ihr der größte Wegbereiter ist die Achtsamkeit. Zum einen versteht sich Achtsamkeit als die genaue Beobachtung und Studie der Bedürfnisse des Gegenübers, zum anderen aber auch als ungeteilte Aufmerksamkeit - sich ausreichend Zeit zu nehmen, um dem Gegenüber das Gefühl zu geben, ganz allein für ihn da zu sein. Schon wenige Sekunden können ausreichen, um den Unterschied zwischen einem gewonnenen oder verlorenen Kunden zu bestimmen. Es ist mehr als nur ein persönliches Ärgernis einen Gast durch selbstverschuldete Unachtsamkeit zu verlieren. 6 Jedoch bilden nicht obsolete Höflichkeitsstandards den Kern des exzellenten Services. Keine leeren Worte vom Band ernten Erfolg, sondern wahre Herzlichkeit und Qualität formen Service Excellence. Die Art und Weise des direkten, freundlichen und persönlichen Umgangs macht den Unterschied. Denn einzig durch den Menschen und nicht durch das Produkt entsteht die Bindung, welche potenzielle Käufer zu lebenslangen Liebhabern und Unternehmer zu echten Marktführern macht. Herzlichkeit ist es, welche das Vertrauen zum Produkt schürt und in seiner Wertschätzung gipfelt. Herzlichkeit schlägt jeden Rabatt! Der direkte Kontakt setzt die drei grundlegendsten und unabdingbarsten Schritte als Fundament einer zielführenden Kundengewinnung. Er zeichnet sich durch eine persönliche und herzliche Begrüßung mit Namen, durch das Antizipieren und Erfüllen der Gästewünsche mitsamt Flexibilität im Angebot und der persönlichen Einstellung sowie durch eine ebenfalls persönliche und herzliche Verabschiedung mit Namen aus. Professionalität ohne Herzlichkeit ist bloß Arroganz. Wer diese Richtlinien und die Wertigkeit der Hauptfaktoren für sich annimmt und befolgt, legt den Grundstein eines bedeutenden Unterscheidungsfaktors sowie einer nachhaltigen und dauerhaften Bindung des Kunden an das Unternehmen und das Produkt. Man bietet mehr, man bietet Service Excellence. Workshop A · Gründungsideen: Von der Lust ein Entrepreneur zu sein Eva M. Kanis, Marketingexpertin mit langjähriger Praxiserfahrung im Vertrieb, WerbeagenturInhaberin, Coach und Unternehmensberaterin, begeisterte die Teilnehmer* des Workshops zum Thema Gründungsideen: Von der Lust ein Entrepreneur zu sein mit ihrer einzigartigen Mischung aus fachlicher Kompetenz und sprühender Motivationsfähigkeit. Dabei machte sie deutlich, was es bedarf, damit die Vision der Selbständigkeit tatsächlich zur Realität werden kann. Was haben Google, Facebook, Apple oder eBay gemeinsam? Ohne Frage haben diese Unternehmensgründungen unsere Welt in den letzten Jahren verändert. Viel entscheidender ist jedoch, dass hinter all diesen Firmen Menschen mit Ideen stehen: Visionäre. Persönlichkeiten. Optimisten. Unternehmer. Entrepreneure. keiten und Talente zu vertrauen, denn in jedem von uns steckt Potential, das wir durch gezielte Selbstreflektion nutzen können. Was fällt mir leicht? Was bereitet mir Freude? Mit einfachen Fragen können wir unsere Stärken identifizieren und als Fundament unternehmerischer Tätigkeit einsetzen. In jedem von uns steckt ein Entrepreneur Schritt für Schritt zu einer erfolgreichen Existenzgründung Dass in jedem von uns ein Entrepreneur stecken kann, zeigte Eva M. Kanis in ihrem Workshop Gründungsideen: Von der Lust ein Entrepreneur zu sein. Dabei ging es weniger um die Umsetzung konkreter Geschäftsideen, sondern vielmehr erarbeiteten wir in Kleingruppen gemeinsam mit Frau Kanis Erfolgsfaktoren für eine gelingende Unternehmensgründung. Frau Kanis machte uns anhand verschiedener Persönlichkeitsprofile bewusst, dass es unerlässlich ist, sich selbst und andere Personen zu verstehen, um erfolgreich zu sein. Beispielsweise gibt es analytisch geprägte Menschen, die typischerweise weniger gut mit enthusiastischen, redegewandten Menschen harmonieren. Unabhängig von der jeweiligen Persönlichkeit sieht ein Entrepreneur das Glas jedoch stets halbvoll anstatt halbleer und ist bereit Risiken einzugehen. Man verfolgt eine klare Vision und begreift jeden Schritt als Puzzleteil, die sich später zu einem großen Ganzen zusammen fügen. In kurzweiligen Impulsvorträgen vermittelte uns Frau Kanis die Eigenschaften und Merkmale eines Entrepreneurs. Besonders die Fähigkeit über den Tellerrand zu blicken und offen auf Entwicklungen zu reagieren, zeichnen einen Entrepreneur aus. Wichtig ist aber auch, auf seine eigenen Fähig- In Kleingruppen erarbeiteten wir Lösungen zu vorgegebenen Fragestellungen. Frau Kanis gab Carsten K. Rath 7 Workshop A Workshop B · Der Businessplan: Das Rückgrat Ihres Unternehmens Der Verein Alt Hilft Jung NRW ist ein Zusammenschluss von Führungskräften, die aus dem aktiven Berufsleben ausgeschieden sind. Ihr Wissen und ihre Erfahrungen aus vielen Bereichen der Wirtschaft und Verwaltung stellen sie für Existenzgründungen und kleinere Unternehmen zur Verfügung. Das gilt zum Beispiel für das Unternehmenskonzept, die Existenzsicherung, eine Geschäftserweiterung und vor allem auch für den Businessplan - dem Rückgrat eines jeden Unternehmens. uns zunächst Raum zum Kennenlernen. Gerade aufgrund der unterschiedlichen Studienfächer und Werdegänge der Teilnehmer konnte jeder seine individuellen Erfahrungen in die Gruppen einbringen und interessante Denkanstöße liefern. Nach einem kurzen Brainstorming diskutierten wir zunächst die Frage, was uns zur Selbständigkeit motivieren würde. Diese innere Antriebskraft ist natürlich bei jedem Einzelnen unterschiedlich ausgeprägt, dennoch konnten wir viele Gemeinsamkeiten erarbeiten. Unternehmerische Freiheit genießen, dabei aber auch die nötige Verantwortung zu übernehmen, war für viele von uns eine Motivation. Auch die Chance, sich selbst zu verwirklichen wurde von vielen Teilnehmern genannt. Wo sonst hat man die Möglichkeit zu gestalten und sich selbst seine Ziele zu setzen? Als Entrepreneur seiner Leidenschaft zu folgen, wäre für viele von uns ein Traum. Damit es aber nicht nur bei einem Traum bleibt, ermutigte uns Frau Kanis mit unseren Blockaden aufzuräumen. Nicht an der Idee scheitert die Unternehmensgründung, sondern viel zu oft an der Angst zu Scheitern. Intensiv diskutierten wir die ausbaufähige Gründungskultur in Deutschland, das finanzielle Risiko und den gesellschaftlichen Schaden, den es mit sich bringen würde, sollte eine Idee scheitern. Jedenfalls braucht es neben einer konkreten Geschäftsidee schon eine gehörige Portion Mut, um den Weg in die Selbstständigkeit zu gehen. 8 Vor jeder Unternehmensgründung sollte man sich fragen: Bin ich überhaupt eine Gründerpersönlichkeit? Von der Antwort hängt viel ab. Definiere ich mich als Unternehmensgründer, überschätze aber meine Kompetenzen oder mein Umfeld, kann die Selbständigkeit zur Hölle werden. Geschäftsideen werden geboren Frau Kanis nahm uns im Anschluss in einer Übung mit auf eine Traumreise. Wir blendeten Blockaden und mögliche Hürden aus und konzentrierten uns nur auf unser Ziel. Für jeden endete die Reise mit einer persönlichen Zukunftsvision, die er oder sie mehr oder weniger talentiert auf einem weißen Blatt Papier gestaltete. Mit unserem visualisierten Ziel in der Hand fixierten wir am Ende schriftlich unsere neue Planung, indem wir den Weg zu unserem persönlichen Ziel beschrieben. Mit einfachen Mitteln motivierte uns Frau Kanis unsere persönliche Antriebskraft zu finden und unsere Ziele zu verfolgen. Wichtig ist es, sich von Menschen inspirieren zu lassen, die an einen glauben. Noch wichtiger ist es aber an sich selbst zu glauben! Und wer weiß: Vielleicht entfachte gerade dieser Workshop die nötige Initialzündung für ein Startup, das künftig in einem Atemzug mit Google oder Facebook genannt wird. Die Experten von Alt Hilft Jung NRW e.V. haben ein Kategoriensystem entwickelt, mit dessen Hilfe sich jeder Entrepreneur einstufen kann. Es besteht aus den Kategorien: • Persönlicher Hintergrund •Leistungsmotivation • Persönliche und unternehmerische Kompetenz 1. Persönlicher Hintergrund Die Kategorie Persönlicher Hintergrund hinterfragt zum Beispiel Einschätzungen zum Durchhaltevermögen, zur eigenen Gesundheitslage und zur Fähigkeit, abschalten zu können. Externe Faktoren wie Familie und deren Bereitschaft mitzuziehen, jahrelang in guten und schlechten Zeiten. Es kann ja sein, dass Privatvermögen benötigt oder vernichtet wird, Urlaub nicht bezahlt werden kann und so schnell nicht nur die unternehmerische, sondern auch die private Existenz bedroht ist. 3. Persönliche und unternehmerische Kompetenz Was kann ich gut und was eher nicht? Um diese Frage drehen sich die beiden letzten Kategorien. Es gibt Menschen, die sind phlegmatisch, andere wiederum cholerisch. Aspekte wie diplomatisches Geschick und Verhandlungsgeschick sollen geklärt werden. Es gibt Menschen, die Buchhaltung und Steuern für das Einfachste der Welt halten. Andere verzweifeln daran. Fazit Kein Entrepreneur sollte sich Hals über Kopf auf das Wagnis Unternehmerschaft einlassen. Nur wer mit sich ins Gericht gegangen ist und gut überlegt hat, ob man die Aufgaben bewältigen kann, wird auch in schwierigen Zeiten durchhalten, da er seine Schwächen kennt. Man kann und muss nicht alles können und leisten. Wichtig ist, sich Hilfe zu holen. Ob Steuerberater, Unternehmensberater oder ITSpezialist: Hilfe muss sofort her, nicht erst, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist. Da darf kein Spar-Sinn oder Stolz im Wege stehen. Das Wagnis der Unternehmerschaft 2.Leistungsmotivation Autor: Fabian Sommer (SBB Stipendiat, Betriebswirtschaftslehre und Recht, Hochschule Aschaffenburg) Diese Kategorie soll Erkenntnisse darüber liefern, was mich als Unternehmer antreibt. Ob Selbstverwirklichung, Geld oder Idealismus. Ohne Motivation ist es schwierig, sich zur Arbeit zu überwinden und Hindernisse zu meistern. 9 Workshop B Die Marktanalyse Präsentation der Workshopergebnisse im Plenum Marktanalyse (Bestandteil des Business Plans) • Was kann/hat meine Leistung, was die anderen nicht haben – USP (Unique Selling Proposition)? Marketing (Bestandteil des Business Plans) Bevor ein Unternehmen gegründet wird, muss erkundet werden, auf welchem Markt die erzeugte Leistung angeboten werden kann. Ist das Produkt Dienstleistung, Konsumgut oder eine Business-toBusiness Leistung? In welcher Branche operiert das Unternehmen? Die Antworten ergeben sich mit der Gründungsidee. Es ist dennoch wichtig, sich bewusst zu machen, in welchem Markt man sich bewegt. Nur so kann man den Markt identifizieren und analysieren. Durch Segmentierung desselben findet der Unternehmer seine Nische, durch die er auf den Markt gelangen kann. Egal wie gut man den Markt analysiert, jede Entscheidung ist eine Entscheidung unter Unsicherheit. Es können nicht alle Eventualitäten berücksichtigt werden. Die Chancen am Markt zu bestehen, steigen jedoch erheblich, wenn sich der Unternehmer vor Augen geführt hat, wo er operiert und wer die Konkurrenz ist. Es ist wichtig eine Service- oder Qualitäts-USP zu entwickeln – Ich habe etwas Besonderes! Wenn der Unternehmer erst einmal einen Markt besetzt hat, muss dieser ständig weiterentwickelt werden. Auch wenn es ein neuer Markt ist, die Konkurrenz schläft nicht. Bei der Markt­ analyse sollte man sich von Profis helfen lassen. Wie erreicht das Unternehmen den Kunden? Mit Marketing – aber was steckt dahinter? Marketing steht für eine umfassende Philosophie und Konzeption des Planens und Handelns eines Unternehmens. Durch aus Marktforschung gewonnene Informationen werden alle Aktivitäten eines Unternehmens konsequent auf die gegenwärtigen und künftigen Erfordernisse der Märkte angepasst. Ziel ist es, die Bedürfnisse des Marktes, des Kunden und des Unternehmens zu befriedigen. Um dies zu erreichen, stehen dem Marketing die „vier P“ zu Verfügung. Fragen, die sich ein Startup-Unternehmer stellen sollte: • Eröffnet meine Leistung einen neuen Markt oder steigt es auf einem vorhandenen ein? • Ist meine Leistung einzigartig oder mache ich etwas nach (Me-Too-Produkt)? • Wie ist die Wachstumsprognose des Markts? • Wer ist Wettbewerber am Markt? • Was macht der Wettbewerb und was genau bietet er an? • Benötige ich Absatzhelfer oder Absatzmittler, um die Leistung zu vertreiben? • Welchen Standort hat mein Unternehmen (virtuell, online oder physisch)? 10 Zielgruppenanalyse (Bestandteil des Business Plans) Das beste Produkt erzielt keine Gewinne, wenn es niemand kauft. Die Zielgruppenanalyse dient dazu, den potenziellen Käufer für das Produkt zu finden. Je genauer der Käufer definiert ist, umso gezielter kann das Unternehmen seine Bedürfnisse wecken und mit dem Produkt erfüllen. Segmentierung ist auch hier unabdingbar. Bedürfnisse sind gesättigt, Produkte unterscheiden sich nur marginal. Umso wichtiger ist eine detaillierte Produktbeschreibung. • • • • Product (Produktpolitik) Price (Preis-, Kontrahierungspolitik) Promotion (Kommunikationspolitik) Place (Distributionspolitik) • Produktpolitik Alle mit dem Produkt zusammenhängende Maßnahmen, die zu einer besseren Beurteilung durch den Kunden führen: Produktgestaltung, Produktqualität, Markenpolitik, Produktlinienpolitik, Verpackung u. v. a. • Preis-, Kontrahierungspolitik Maßnahmen zur Preis- und Rabattpolitik, der Liefer- und Zahlungsbedingungen oder Finanzierungspolitik, um das Zustandekommen eines Kaufs zu erhöhen. • Kommunikationspolitik Kommunikationspolitik soll zu einem Verkaufsabschluss führen. Der Kontakt zwischen Unternehmen und Kunden kann persönlich oder unpersönlich sein. Immer wichtiger wird personalisiertes Marketing. Traditionelle Instrumente sind die Werbung, der persönliche Verkauf, die Verkaufsförderung und die Öffentlichkeitsarbeit. Oft findet das AIDA-Prinzip Anwendung in der Werbung. Gestaltung und Kommunikationskanal sind entscheidend für das Erreichen des potenziellen Käufers. • Distributionspolitik Maßnahmen, um das Produkt vom Herstellungsort zum Abnehmer zu bringen. Dazu gehören Entscheidungen über die Absatzwege, das Nutzen von Händlern, die Marketinglogistik und Standortwahl - Infrastruktur, Rohstoffe, Zielgruppe, Wettbewerb. 11 Workshop B Impressionen der Studienkonferenz 2013 Lernen von den Profis der Mittel. Es existiert keine Quote für Betriebsmittel. (Wichtig: Wenn das Unternehmen vor Zusage der Förderung aus einem Programm (KfW, NRW-Kredit, u. ä.) Gelder ausgibt, verfällt der Anspruch auf das Darlehn.) Kapitalbedarfsplan (Bestandteil des Business Plans) Der Kapitalbedarfsplan (KP) stellt die Summe des benötigten Kapitals für die Unternehmensgründung dar. Er wird immer ohne Mehrwertsteuer erstellt, da die Banken keine Steuern finanzieren und die Möglichkeit für das Unternehmen besteht, die Steuern erstattet zu bekommen. Eigene bereits vorhandene Arbeitsmittel fließen auch in den KP ein. Es wird zwischen Investitions- und Betriebsmitteln unterschieden. Waren, die in Zukunft verkauft werden sollen, sind Betriebsmittel. Die Erstausstattung eines Büros oder Lagers zählt zu den Investitionsmitteln. Betriebsmittel (Schmierstoffe für Maschinen, Druckerpapier, u. ä.) sollten für mindestens sechs Monate eingerechnet werden. Die Kosten hierfür entstehen sofort, die ersten Einnahmen durch den Verkauf kommen erst später. Investitionsmittel finden sich später in der Rentabilitätsrechnung wieder. Finanzierungsplan Der Finanzierungsplan (FP) erklärt, wie die Mittel aus dem KP aufgebracht werden sollen. Alle Eigenmittel wie Eigenkapital und Sacheinlagen gehen in den FP ein. Der Eigenkapitalanteil sollte wenigsten 15 %, besser 25-30 % des KP betragen, damit die Banken einer Finanzierung zustimmen. Kapital kann von der Hausbank bezogen werden. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) finanziert Existenzgründungen mit einem Gesamtdarlehn von maximal 100.000 Euro. Dabei werden Betriebskosten nur bis 30 % angerechnet. Der NRW Gründungskredit finanziert Darlehn bis 5 Millionen Euro nach voriger Prüfung des sinnvollen Einsatzes 12 Rentabilitätsplanung / Ertragsvorschau Basis hierfür sind die geschätzten Erlöse ohne Mehrwertsteuer. Diese Planung wird in zwei Ausführungen für drei Jahre angefertigt und auf jeweils ein viertel Jahr errechnet. Als Berechnungsgrundlage sollte der worst case und der middle case angenommen werden. Der Dreiklang zwischen Variablen und Fixkosten sowie Umsatz ist darzustellen. Betriebskosten und Lebenshaltungskosten sind klar ermittelbar. Alles andere beruht auf Schätzungen. (Tipp: Es sollte auch erkennbar sein, dass es sich bei der Existenzgründung um eine unabhängige Existenz handelt, dann werden die Finanzierungen eher genehmigt.) Die Zahlen zur Berechnung bekommt man u. a. durch: •Eigenrecherche •Steuerberater •Unternehmensberater •Berufsverbänden • Startcenter NRW o. ä. Organisationen • Handwerkskammern, IHK u. ä. • Gründungskonzepte der VR-Banken • Gründungsberatung der Hausbank Liquiditätsplan Dieser wird monatlich für drei Jahre angefertigt. Geprüft wird, ob Zahlungsausfälle oder Zahlungsrückstände, Krankheitsausfälle und Unfallausfälle berücksichtigt wurden. Autor: Mirko Zimmermann (SBB Stipendiat, Journalismus und Public Relations, Westfälische Hochschule) 13 Workshop C · Flexibilität managen: Unternehmensorganisation Heute und Morgen Dirk Sander engagierte sich von 2008 bis 2012 als Co-Founder und Sozialunternehmer beim Aufbau von Kleinkreditgruppen in Dar es Salaam, Tansania. Seit 2011 liegt sein Beratungsschwerpunkt vor allem auf sozialen und ökologischen Herausforderungen der Unternehmensverantwortung (Corporate Responsibility). Während seines Workshops hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, insbesondere der Frage zur gelingenden Unternehmensorganisation nachzugehen. Brauchen wir ein neues Managementmodell? Megatrends der Arbeitswelt 1. Individuelle Karriereplanung, ständig wandelnde Anforderungen an das Mitarbeiterprofil 2. Demographischer Wandel, alternde Gesellschaft 3. Frauen in Führungspositionen 4. Bildung durch training on the job und Fehlerfreundlichkeit 5. Konnektivität der Digital Natives (d. h., im Kommunikationszeit­ alter und mit alltäglich präsenter Computertechnik aufgewachsene Personen) 6. Irreversible Globalisierungstendenz der Wirtschaft 14 Anforderungen an Führungskräfte Welche Sichtweise vertritt die Führungskraft _ { und welche bringt ein Unternehmen weiter? Paradigmenwechsel fordern An bisheriger Arbeitsweise festhalten „So wie wir jetzt arbeiten, klappt es nicht mehr. Wir müssen uns den Trends anpassen, um erfolgreich zu bleiben.“ „Die Trends sind Modeerscheinungen, die kommen und auch wieder gehen. Anstatt jedem Trend hinterher zu rennen, bleiben wir unserer Linie treu.“ Die jeweilige Sichtweise hängt vom Umfeld, in dem das Unternehmen agiert, und den Vorgaben des Managements ab. Üblicherweise sind traditionsreiche Unternehmen mit festgelegten Arbeitsabläufen, die eine große Mitarbeiteranzahl und dementsprechend mehrere Hierarchieebenen haben, weniger flexibel. Eine vollständige Negation der Trends ist jedoch schwierig, da sowohl Arbeitgeber und Arbeitnehmer als auch das Unternehmensumfeld davon betroffen sind. Bei neu gegründeten Unternehmen, sogenannte Startup-Unternehmen, ist eine richtungsweisende Organisationsform nötig. Diese Form der Organisation, die den Trends und somit dem Wandel gerecht wird, wird Rapid-Response-Organisation (RRO) genannt und entspricht dem geforderten Umdenken bzw. Paradigmenwechsel im Unternehmensmanagement. Die Megatrends der Arbeitswelt 15 Workshop C Rapid-Response-Organisation (RRO) Merkmale der RRO sind u. a.: • Extrem flexible Arbeitskräfte und autonom organisierte Kleineinheiten (siehe Beispiel 1) • Miteinbindung von Kunden bzw. Mitarbeitern in die Produktentwicklungsphase (siehe Beispiel 2) • Aufbau der Produktlinie von unten (an Kundenwünschen orientiert) mit Hilfe des Topmanagements (siehe Beispiel 3) • Lean Management, d. h. wenige Hierarchieebenen und kürzere Kommunikationswege (siehe Beispiel 4) • Maximale Entscheidungsfreiheit der Mitarbeiter, folglich hohes Vertrauen zwischen den Mitarbeitern (siehe Beispiel 4) Beispiel 1: Ausgliederung von Aufgaben an ausländische Arbeitskräfte, auch Offshore Outsourcing genannt. Diese Arbeitskräfte übernehmen einen kleinen Aufgabenbereich für das Unternehmen. Das Unternehmen ist sehr flexibel und kann die Aufgabenmenge und Anforderungen schnell anpassen, da die externen Dienstleister auf den Aufgabenbereich spezialisiert und für die zufriedenstellende Erfüllung der Aufträge verantwortlich sind. Beispiel 2: Die fünf Schlüsselfaktoren von RRO Resilienz der Mitarbeiter Lego möchte Spielzeug produzieren, das auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Verkaufsländer abgestimmt ist. Daher reichen Kunden ihre Spielzeugideen ein, Lego stellt diese auf eine Open Innovation Plattform online und die Gemeinschaft der Kunden stimmt darüber ab. Vorschläge, die eine bestimmte Zustimmungsquote erreichen, werden von Lego produziert und vermarktet. Der Kunde als Innovator erhält einen Anteil am Gewinn und Lego spart sich die Kosten einer Produktentwicklungsabteilung. 1. Kundenwünsche einbinden, Dezentralisierung der Produktentwicklung 2. Partizipationskultur zwischen Mitarbeitern und Führungskräften 3. Gemeinsame Wertebasis als Unternehmenskoordination statt reiner Aufgabendelegation 4. Transparentes, kritisches Monitoring von ökonomischen, aber auch sozialen Kennzahlen 5.People-Faktor - Freiräume des Mitarbeiters, gestellt und geführt vom Topmanagement Beispiel 3: Kritik: Wie bleiben Mitarbeiter und Führungskräfte innerhalb einer sich schnell wandelnden Organisation gesund, in der laufend neue Kompetenzanforderungen und hoher Leistungsdruck bestehen? - Durch Erhöhung der psychischen Widerstandsfähigkeit gegenüber Stresssituationen, auch Resilienz genannt. Resilienz bezeichnet die Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen. Außerdem bezeichnet es die individuelle Zeitdauer, bis die Person sich von der Stress­situation soweit erholt hat, dass sie zum Normalzustand zurückgekehrt ist. Grameen-Bank in Bangladesch: Den Kleinentrepeneuren im Land, z. B. dem Familienbetrieb in der Viehzucht, fehlt es oft an Investitionskraft, um zu expandieren. Ziel des Bankenprojekts ist die Beseitigung von sozialen Problemen durch innovative Organisationsstrukturen und Mikrokredite. Daher baut die Grameen-Bank auf das Konzept social business: Bänker und Kreditnehmer bestimmen zusammen die Ziele dieser Kooperation auf Augenhöhe, passen die Kreditkonditionen individuell an die Finanzierungsmöglichkeiten des Selbständigen an und vertrauen einander, dass der Mikrokredit trotz fehlender Bonität zum Erfolg beiträgt. Beispiel 4: Die seit 2011 bestehende Online-Direktplattform www.managerfragen.org ist ein virtuelles Netzwerk zum Wissensaustausch im Wirtschaftsbereich mit Administratoren in ganz Deutschland verteilt. Organisatorisch gibt es keine Hierarchie, sondern autonom agierende Teams, die eine gemeinsame Wertebasis teilen. Jeder besitzt die Entscheidungsund Repräsentationsbefugnis. Die Organisatoren vertrauen darauf, dass jedes Mitglied zum Wohl des Unternehmens agiert. 16 Die Arbeitsweise einer RRO in einem kleinen Startup-Unternehmen mit überschaubarer Mitarbeiterzahl lässt sich gut umsetzen, gleichzeitig sind die Prinzipien von RRO nur beschränkt auf Unternehmen mit traditionellen Hierarchiestrukturen und großer Mitarbeiterbelegschaft schnell umsetzbar. Es bedarf hierbei einer nachhaltigen Änderung der Unternehmens- und Führungskultur. Um Mitarbeiter, die änderungsunfreudig sind, ebenfalls miteinzuschließen, ist vor allem Kommunikation, Transparenz der Entscheidungen und der Abbau des Hierarchiegefälles nötig. Der Impuls muss durch die Führungskräfte im Topmanagement angestoßen werden, indem mehr Entscheidungsfreiheit für die Mitarbeiter eingeräumt und technische Mittel bereitgestellt werden. Menschen, die u. a. eine positive Lebenseinstellung haben, ein gesundes Sozialumfeld pflegen und Akzeptanz erfahren, Orientierung in ihren Zielen oder Vorbildern finden und lösungsorientiert sind (d. h. die Opferrolle verlassen und selbst aktiv werden), haben eine höhere Widerstandskraft. Übungen, die das Selbstbewusstsein stärken, die Netzwerkkompetenz fördern und den Fokus auf persönliche positive Erfahrungen lenken, stärken diese Kompetenzen. Im betrieblichen Umfeld muss die Führungskraft Fürsorge dafür tragen, dass die Rahmenbedingungen so gestaltet sind, dass die Mitarbeiter gesund bleiben. Autor: Quynh Tram Do (Stipendiatin des Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds, Betriebswirtschaftslehre/Gesundheitsmanagement, Duale Hochschule Baden-Württemberg Stuttgart) 17 Workshop D Werteorientierte Unternehmensführung: Zwischen Ethik, Recht und Konformität Der Werte-Navigator Diskussion über unterschiedliche Wertesysteme Dr. Pantaleon Fassbender, Trainer für Führungs­ kräfte­entwicklung und Psychologisches Krisenmanagement sowie Coach im Entwicklungsorientierten Selbstmanagementsystem, diskutierte mit den Teilnehmern des Workshops Werteorientierte Unternehmensführung: Zwischen Ethik, Recht und Konformität über Werte in der Wirtschaft und wie diese im Unternehmen verankert werden können. Die werteorientierte Unternehmensführung 18 Wie sieht die Arbeitswelt von Morgen aus? Wie identifiziere ich mich mit meinen Werten? Was sind gute Gewohnheiten und wie und wo machen diese sich im Unternehmen fest? Die Teilnehmer sind zum Mitmachen animiert gewesen, um eine lebhafte Diskussion zu führen. Diskutiert wurde auch über Werte in der Wirtschaft und wie man diese verwirklichen kann. Themen waren z. B. der Iran-Konflikt, die Fälle Snowden und Hoeneß und die Ungerechtigkeit in der Dritten Welt. Zur Einleitung: Was ist der Werte-Navigator? Spielerisch konnten die eigenen Werte / Normen im Gepäck zusammengefasst werden, um die eigene Wertorientierung zu definieren. Der WerteNavigator · Spielerisch Unternehmenswerte erfahren und diskutieren half dabei auf die Sprünge. Alle Teilnehmer bekamen Karten mit darauf geschriebenen Werten in die Hand. Warum ist es wichtig, das individuelle oder organisatorische Wertesystem zu klären und zu verankern? Werte sind das Ergebnis der gesamten Lebenserfahrung und der eigenen Biographie. Prägungen seitens der Familie fließen hier ebenso ein wie weltanschauliche und religiöse Orientierung oder die Konzepte, die Freunde oder Gleichaltrige im Lauf der Biographie vorleben. Werte bilden eine wesentliche Grundlage für den Erfolg, den Individuen ebenso wie Unternehmen und Organisationen erringen. Der Werte-Navigator ist ein Kartenspiel, das dem Einzelnen die Möglichkeit eröffnet, sich Klarheit über persönliche und professionelle Werte oder über die Werte seiner Organisation zu erarbeiten. Wie sieht das Wertesystem Ihrer Organisation aus? Wie bestimmen Sie Ihre persönliche Werte-Welt? Die Teilnehmer sollten für sich die bereits 44 festgelegten Werte-Karten des Spiels den folgenden fünf Wertigkeitsstufen zuordnen. „Sehr starke Wertschätzung“, „Starke Wertschätzung“, „Gelegentliche Wertschätzung“, „Geringe Wertschätzung“, und „Keine Wertschätzung“. Drei Jokerkarten gaben die Möglichkeit zusätzliche Werte zu ergänzen. In Kleingruppen sollte über die Werte diskutiert werden. Die Ergebnisse wurden anschließend von den Gruppen vorgestellt. (siehe Tabelle, Seite 20) Erfolgreiche Menschen sind sich der Einflüsse ihrer Umgebung sehr bewusst und entwickeln in der Auseinandersetzung mit ihr häufig ein prägnantes und klar gefasstes eigenes Wertesystem. Dieses Wertesystem spiegelt sich in jedem Aspekt ihres Lebens wider. 19 Workshop D Genuss: Spaß, Freude und Lachen. Bekanntheit: prominent und berühmt werden. Reichhaltigkeit: hohes Einkommen, finanzieller Erfolg. Hilfsbereitschaft: andere Menschen bei der Ziel­ erreichung unterstützen. Leistungs­ erbringung: das Gefühl der Erfüllung, der Leistung, der Zielerreichung. Im letzten Teil des Workshops lasen wir einen Artikel über einen Geschäftsmann, der lernte, über den Unterschied zwischen individueller und geschäftlicher Ethik nachzudenken. Der Artikel heißt Die Parabel vom Sadhu, McCoy, Bowen H. (S. 4,5) aus dem Manager Magazin Harvard Businessmanager. genützt haben angesichts des Gesundheitszustands des Mannes? War die Gruppe verantwortlich?“ Nachdem er den Sadhu an jenem Berghang verlassen hatte, beginnt der Autor, der zu der Gruppe der Bergsteiger zählte, über diese Probleme nachzudenken. Er sieht in dieser Situation viele Parallelen für Geschäftsleute, wenn sie vor ethischen Entscheidungen stehen. Anschließend diskutierten die Teilnehmer des Workshops über Helfen und Verantwortlichkeit. Örtlichkeit: Wahl eines Wohnbzw. Standortes, der dem eigenen Lebensstil förderlich ist. Verantwortungs­ bewusstsein: Zuverlässigkeit, Verantwortlichkeit für Ergebnisse. Wagnis: neue und herausfordernde Möglichkeiten, Aufregung, Risiko. Wettbewerb: Rivalität mit dem Ziel, zu gewinnen. Familie: Zeit verbringen mit dem Partner, den Kindern, den Eltern und dem weiteren Familienkreis. Herausforderung: sich ständig mit komplexen Aufgaben und Problemen konfrontiert sehen. Mut: Bereitschaft, sich für seine Überzeugungen einzusetzen. Die Zusammenfassung der Geschichte: „Es war früh am Morgen, die Sonne war noch nicht aufgegangen. Sie wollten rasch aufbrechen, um den gefährlichen Pfad über den 6.000 Meter hohen Bergpass zu schaffen bevor das Eis, in das Stufen gemeißelt waren, zu schmelzen begann. Sie sorgten sich außerdem um ihr Durchhaltevermögen und die Höhenkrankheit und standen unter Zeitdruck. Sie - das war eine Zufallsgesellschaft von Bergsteigern, die unverhofft in ein ethisches Dilemma gerieten, und zwar durch einen fast besinnungslosen, fast nackten Sadhu, einen heiligen Mann. Jeder der Bergsteiger half dem Sadhu, aber keiner sorgte dafür, dass er gerettet wurde. Hätte jemand anhalten sollen, um den Sadhu in Sicherheit zu bringen? Würde es überhaupt etwas Gerechtigkeit: Fairness, Gleichheit. Glück: Zufriedenheit, Freude und Genuss finden. Körperliche Fitness: Fit bleiben durch Training und körperliche Aktivitäten. Persönliche Entwicklung: einen Schwerpunkt setzen auf die Entfaltung des eigenen Potentials. * Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in den Berichten zu den einzelnen Workshops Autorität: Position und Macht, um die Aktivitäten anderer zu kontrollieren. Aktivität: schnell und dynamisch handeln. Ausgewogenheit: den Lebens­ bereichen eines anderen Menschen gleiche Gewichtung geben. Freundschaft: enge, persönliche Beziehungen mit anderen entwickeln. Autor: Malte Koller (Stipendiat des Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds, Public Relations, Hochschule Hannover) auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichwohl für beiderlei Geschlecht. 20 21 Schlusswort Liebe Stipendiatinnen und Stipendiaten der SBB und des Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds, sehr geehrte Teilnehmerinnen und Teilnehmer unserer Studienkonferenz, ich freue mich, Ihnen am Ende unserer Studienkonferenz ein paar meiner Eindrücke schildern und einige Gedanken hieran anknüpfen zu können. Der Vortrag von Carsten K. Rath am heutigen Vormittag hat uns gelehrt: Kundenbindung geht vor Preisbindung. Ich würde es sogar noch etwas deutlicher formulieren und sagen: Der Mensch muss immer im Mittelpunkt stehen. Dies gilt gerade auch in einer Volkswirtschaft, deren mittlerweile wichtigster Produkttyp die Dienstleistung ist. Wirkliche Zuwendung und Empathie gehen hierbei über bloße Serviceorientierung hinaus. Eine Freundlichkeit, die auf das Trinkgeld spekuliert, weil dieses als Einnahme unerlässlich ist, sagt vielleicht etwas über die wirtschaftliche Lage aus, ist aber nicht unbedingt an ethischen Werten orientiert. Gerade diese Werte sind aber auch Voraussetzungen für unternehmerischen Erfolg. Bei der Gründung und Führung von Unternehmen fokussiert man sich meist auf den Kunden und seine Wünsche. Erfolgreiche Selbständigkeit muss aber auch die Mitarbeiter in den Blick nehmen. Auch hier spielen Herzensbildung und moralische Verantwortung eine wichtige Rolle. Zugleich muss sich die Leidenschaft des Unternehmensgründers und -lenkers auch auf die Mitarbeiter übertragen. Für die Würdigung herausragenden Engagements von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen entsprechende Anreizsysteme Sorge tragen. Der Begriff der Selbständigkeit wird meist verknüpft mit dem Begriff des Entscheidens. Selbständigkeit bedeutet aber nicht gleich Freiheit der Entscheidung. Märkte, Politik und Umwelt sind Faktoren, die die Selbständigkeit unserer Entscheidungen beeinflussen und beschneiden. Wie der 22 Begriff der Freiheit geht auch der Begriff der unternehmerischen Selbständigkeit vor allem mit Verantwortung einher. Als Selbständiger muss ich für die Bindung von Menschen an mein Unternehmen, sei es als Kunden oder Mitarbeiter, Verantwortung übernehmen. Man darf nie vergessen: Je erfolgreicher man wird, desto weniger ist man alleine dazu fähig. Unternehmerische Verantwortung hört auch nicht auf, wenn der eigentliche Unternehmenszweck, nämlich der erzielte Gewinn, erreicht ist. Auch über dessen Verwendung sollte ein Unternehmer, wenigstens vor sich selbst, Rechenschaft ablegen können, und ihn nach Möglichkeit zum Nutzen aller einsetzen. Selbständigkeit und Unternehmertum bewirken Erfolg und können zur Selbstverwirklichung führen. Es ist aber immer auch die Frage nach dem sozialen Output des Unternehmertums zu stellen. Um abschließend noch einmal darauf zurück zu kommen, dass unsere Arbeit stets mit Menschen zu tun hat, möchte ich Ihnen noch ein Zitat von Meister Eckhart mit auf den Weg geben: „Die wichtigste Stunde ist immer die Gegenwart, der bedeutendste Mensch immer der, der dir gerade gegenübersteht, und das notwendigste Werk ist immer die Liebe.“ – Versuchen Sie dies zu beherzigen, und Sie werden sehen, manche Dinge laufen fast ganz von alleine. Impressum Text, Redaktion SBB – Stiftung Begabtenförderung berufliche Bildung Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds Gestaltung Marianne Steiner, www.maristeiner.de Redaktionsschluss Juli 2014 Bildnachweis Ich danke Ihnen für die Teilnahme und freue mich, dass wir mit der SBB einen so regen Austausch und eine gute Kooperation pflegen. Für mich war dieser Samstag keine Arbeit, sondern eine Auszeit voller Anregungen. Herzlichen Dank! Titelgestaltung: Sanna Nübold S. 4 – 19: Gordon Kasulke S. 22: Sanna Nübold Dipl.-Kfm. Thomas Erdle Geschäftsführer des Kölner Gymnasialund Stiftungsfonds 23 Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds Stadtwaldgürtel 18 50931 Köln www.stiftungsfonds.org SBB – Stiftung Begabtenförderung berufliche Bildung Lievelingsweg 102 - 104 53119 Bonn www.aufstiegsstipendium.de Gefördert vom: