Freie wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung des Grades eines Masters in Sozialmanagement an der Alice Salomon Hochschule Berlin in Zusammenarbeit mit der Paritätischen Bundesakademie gGmbH (Masterarbeit) Thema Marketinginstrumente/Maßnahmen am Beispiel des Sozialkaufhauses „Brauchbar“ in Burg des Vereins „Aufbruch“ e.V. eingereicht bei Erstleser: Prof. Dr. Karl-Heinz Braun Zweitleser: Dipl. Betriebswirtin Jutta Overmann von: Jan Eiglmeier Anschrift Schillerstr. 22 39108 Magdeburg Matr.-Nr. 08132014 Magdeburg, den 23.01.2014 1 Inhaltsverzeichnis Inhalt 2 Abbildungsverzeichnis 5 Einleitung 6 1. Non- Profit Organisationen 8 1.1. Arbeitsfelder von Non- Profit Organisationen 8 1.2. Entstehungsmotive von Non- Profit Organisationen durch Staats-und 10 Marktversagen 1.3. Begriffsbestimmung Non- Profit Organisation 12 1.4. Die Besonderheiten von Non- Profit Organisationen als Grundlage für das 14 Marketing 1.5. Definition des Produktes oder der Leistung von sozialen Non- Profit 17 Organisationen 1.6. Zwischenfazit zu Non- Profit Organisationen 18 2. Marketing 20 2.1. Begriffsbestimmung Marketing 20 2.2. Marketing für Non- Profit Organisationen 22 2.3. Notwendigkeit von Non Profit Marketing zur Aufgabenerfüllung 24 2.3.1. Absatzmarketing 24 2.3.2. Image- und Akzeptanzpolitik, Lobbyismus 25 2.3.3. Bürgernahe Verwaltung 25 2.3.4. Beschaffungsmarketing 25 2.3.5. Corporate Identity 29 2.4. Zwischenfazit Marketing für Non- Profit Organisationen 30 3. Informationsgrundlagen für Non-Profit Organisationen 32 3.1. Analyse der Marktsituation 32 3.2. SWOT Analyse des eigenen Geschäftsmodells 33 3.3. Wettbewerbsanalyse 33 3.4. Analyse des Marktumfeldes 34 4. Methoden der Marktforschung 35 5. Marketing Mix 35 5.1. Leistungspolitik (Product) für Non- Profit Organisationen 36 5.1.1. Eliminierung von Leistungsangeboten 38 5.1.2. Die Leistungsvariation 39 5.1.3. Leistungsinnovation 42 2 5.2. Zwischenfazit Leistungspolitik und Besonderheiten für Non- Profit 43 Organisationen 6. Distributionspolitik 44 6.1. akquisitorische Distribution 45 6.2. logistische Distribution 46 6.3. Zwischenfazit Distributionspolitik und Non- Profit Organisationen 47 7. Preispolitik 48 7.1. Preispolitik sozialer Non- Profit Organisationen 49 7.2. Kalkulation des Preises 50 7.3. Zwischenfazit Preispolitik für Non- Profit Organisationen 53 8. Kommunikationspolitik 53 8.1. Zielgruppen 54 8.2. Ziele und Aufgaben der Kommunikationspolitik 54 8.3. Externe, interne und interaktive Kommunikation 57 8.4. Instrumente der Kommunikation 58 8.5. Öffentlichkeitsarbeit 59 8.6. Werbung 61 8.7. Zwischenfazit Kommunikationspolitik und Non- Profit Organisationen 62 9. Das Marketingeschäftsmodell des Sozialkaufhauses „Brauchbar“ in Burg 63 9.1. „Aufbruch“ e.V. - Ein kleiner Verein als Träger innovativer Projekte 63 9.1.1. Gründung Verein „Aufbruch“ e.V. 64 9.1.2. Allgemeine Zahlen 2013 des „Aufbruch“ e.V. 64 9.1.3. Arbeitsfelder des „Aufbruch“ e.V. 65 9.2. Die Sozialkaufhäuser „Brauchbar“ in Stendal und Burg 66 9.2.1. Ziele des Sozialkaufhauses „Brauchbar“ in Burg 67 9.2.2. Leitbild des Sozialkaufhauses „Brauchbar“ 68 9.2.3. Arbeitsbereiche im Sozialkaufhaus „Brauchbar“ Burg 69 9.3. Kundenbefragung 2013 im Sozialkaufhaus „Brauchbar“ Burg 70 9.4. Umweltanalyse für das Sozialkaufhaus „Brauchbar“ Burg 71 9.5. Konkurrenzanalyse für das Sozialkaufhaus „Brauchbar“ Burg 75 10. Marketing und Geschäftsfeldanalyse des Sozialkaufhauses „Brauchbar“ 79 Burg 10.1. Kundensegmente des Sozialkaufhauses „Brauchbar“ Burg 79 10.2. Leistungspolitik Wertangebote des Sozialkaufhauses „Brauchbar“ Burg 80 10.3. Kommunikationspolitik und Distributionspolitik -Kanäle des 82 Sozialkaufhauses „Brauchbar“ Burg 10.4. Kundenbeziehung des Sozialkaufhauses „Brauchbar“ Burg 82 10.5 Preispolitik Einnahmequellen des Sozialkaufhauses „Brauchbar“ Burg 83 3 10.6. Kostenstruktur des Sozialkaufhauses „Brauchbar“ Burg 85 10.7. Schlüsselressourcen des Sozialkaufhauses „ Brauchbar“ Burg 86 10.8. Schlüsselpartnerschaften des Sozialkaufhauses „Brauchbar“ Burg 87 10.9 Schlüsselaktivitäten des Sozialkaufhauses „Brauchbar“ Burg 87 11. Anstatt eines Fazit- Die SWOT Analyse für das Sozialkaufaus „Brauchbar“ 90 Burg 11.1. Aussichten für das Sozialkaufhaus „Brauchbar“ in Burg 91 Anhang 94 Kundenbefragung 2013 94 Literaturquellen 96 Internetquellen 97 Lebenslauf 98 Einverständniserklärung 100 4 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1 Arbeitsfelder der sozialen Arbeit 9 Abbildung 2 NPO zwischen Staat, Markt und Familie 11 Abbildung 3 Entstehungsmotive für NPO' s 12 Abbildung 4 Anspruchsgruppen von NPO' s 15 Abbildung 6 Leistungen im NPO Sektor 17 Abbildung 7 Kommunikationspolitik zur Verhaltensänderung 23 Abbildung 8 positiver, sofortiger Nutzen 31 Abbildung 9 NPO Marketing Michael Stich Stiftung 31 Abbildung 10 Globale Umwelt 35 Abbildung 11 Aktionsfeld der Leistungspolitik 37 Abbildung 12 Kern- und Zusatzleistungen des Sozialkaufhauses Burg 38 Abbildung 13 kostenorientierte Preisfindung 51 Abbildung 14 nachfrageorientierte Preisfindung 52 Abbildung 15 kognitiv-orientierte Kommunikation DRK 56 Abbildung 16 affektiv-orientierte Kommunikation Aktion gegen Armut 56 Abbildung 17 Kommunikationsprozess 57 Abbildung 18 Promibonus und Massenkommunikation 59 Abbildung 19 Werbeprozess 61 Abbildung 20 "Aufbruch" e.V. in Sachsen Anhalt 63 Abbildung 21 "Aufbruch" e.V. Zahlen 64 Abbildung 22 "Aufbruch" e.V. Arbeitsfelder 65 Abbildung 23 Sozialkaufhaus „Brauchbar“ Burg Kleidergeschäft 66 Abbildung 24 Sozialkaufhaus "Brauchbar" Burg Ziele 68 Abbildung 25 Sozialkaufhaus "Brauchbar" Burg Arbeitsbereiche 69 Abbildung 26 Sitzverteilung seit 2007 Kreistag Jerichower Land 72 Abbildung 27 Stadtrat Burg 73 Abbildung 28 Anzahl der Hilfeempfänger nach SGB II Jerichower Land, 73 Abbildung 29 Konkurrenzanalyse und Einwohnerzahlen Jerichower Land 75 Abbildung 30 Entfernungen und Konkurrenzanalyse 76 Abbildung 31 Sozialkaufhaus "Brauchbar" Burg Kundenzahlen 2012 79 Abbildung 32 Sozialkaufhaus "Brauchbar" Burg Einschätzung der Verkaufssegmente 84 Abbildung 33 Sozialkaufhaus "Brauchbar" Burg Haupteinnahmequellen 2012 85 Abbildung 34 Sozialkaufhaus "Brauchbar" Burg Ausgaben 2012 85 Abbildung 35 Sozialkaufhaus „Brauchbar“ Burg SWOT Analyse 90 5 Einleitung Als das Sozialkaufhaus „Brauchbar“ des kleinen Suchthilfevereins „Aufbruch“ e.V. im Dezember 2010 in Burg (Sachsen Anhalt) eröffnete, war keinem der Beteiligten bewusst, welche Dimensionen und Auswirkungen dieser Schritt auf den Verein, die Mitarbeiter aber auch auf die soziale Infrastruktur der Stadt Burg haben würde. Anfänglich sollte mit Hilfe des Jobcenters zehn drogenabhängigen jungen Erwachsenen die Chance gegeben werden, einen Tagesablauf unter realen Arbeitsbedingungen zu erlernen. Als Zusatz wurden den jungen Menschen eine sozialpädagogische Betreuung und eine enge Kooperation mit der Drogen- und Suchtberatung angeboten. Mit dem Verkauf von gebrauchten Möbeln, sollten zudem einkommensschwache Menschen unterstützt werden. Was folgte, war die schnelle Beendigung der Jobcenterförderung, ein außergewöhnlicher Druck seitens der Politik, des Finanzamtes und der ortsansässigen Wohlfahrtsverbände, sowie einiger Gewerbetreibender, die die Schließung des Sozialkaufhauses forderten, aber auch die Hingabe von Menschen aus den Sucht- und Depressionsselbsthilfegruppen, die das Kaufhaus ehrenamtlich am Leben hielten. Im ersten Jahr kamen 30.000 Menschen in das Kaufhaus und auch im Jahr 2012 kauften 24.000 Kunden in den beiden Geschäften des Sozialkaufhauses „Brauchbar“ die angebotenen Waren. So hoch die Nachfrage ist, so professionell die zwölf Angestellten auch arbeiten, so überfordert sind die ehrenamtlichen Vorstandsmitglieder des Vereins. In kurzer Zeit wuchs dieser zu einem mittelständigen sozialen Unternehmen, ohne dass sich große Gedanken um betriebswirtschaftliche Kennzahlen gemacht wurden, ohne das eigene Geschäftsumfeld des Kaufhauses näher zu beschreiben, ohne eine konkrete Marketingplanung und Strategie zu verfolgen. Mit dieser Arbeit sollen erstmalig in Bezug auf das Marketing des Sozialkaufhauses „Brauchbar“ in Burg Fragen gestellt und beantwortet werden. Was sind die konkreten, beschreibbaren Ziele des Sozialkaufhauses? Wer sind unsere Zielgruppen, wie erreiche ich diese? Wie sieht das Umfeld des Sozialkaufhauses aus? Welche Schlüsselressourcen, Aktivitäten machen das Kaufhaus so erfolgreich? Welche Marketingaktivitäten und Instrumente müssen für das Sozialkaufhaus geplant und umgesetzt werden? Hierzu ist es notwendig das Geschäftsfeld des Sozialkaufhauses näher zu beschreiben und die notwendigen Informationen zu sammeln. Bevor das in dieser Arbeit geschieht, ist es die Aufgabe des Autors, einen Einblick auf die allgemeinen Bedingungen für Non- Profit Organisationen (NPO) zu geben, zu denen sich auch der Verein „ Aufbruch“ e.V. zählt. Kapitel 1 beschreibt die unterschiedlichen Aspekte und Motive unter denen eine derartige 6 Organisation entsteht und erklärt die Besonderheiten und Arbeitsbereiche von NPO‘ s. Des Weiteren werden Rückschlüsse auf einen verschärften Wettbewerb zwischen gemeinnützigen Organisationen, privatwirtschaftlichen Unternehmen und öffentlichen Trägern gezogen. Kapitel 2 setzt sich mit der Notwendigkeit von Marketingaktivitäten von NPO’ s auseinander, wobei der Begriff des Non- Profit Marketing näher beschrieben wird. Aufgabe ist es, in der gesamten Arbeit auf Zusammenhänge und Unterschiede zum privatwirtschaftlichen Marketing einzugehen und in kleinen Beispielen auch schon das Sozialkaufhaus Burg in diesen Prozess mit einzubeziehen. Kapitel 3-4 setzen sich mit den Informationsgrundlagen und dessen Gewinnung von Non- Profit Organisationen und deren Marketing auseinander. Kapitel 5-8 beschreiben die Instrumente des Marketingmix, also die Leistungspolitik, die Distributionspolitik, die Preis- und die Kommunikationspolitik und geben Einblicke in die Besonderheiten und Grenzen einer Non- Profit Organisation, wie dem „Aufbruch“ e.V.. Die Kapitel 9-11 stehen ganz unter der Entstehung einer Marketingkonzeption für das Sozialkaufhaus „Brauchbar“ in Burg. Dabei nähert sich der Autor von einer in dieser Art recht ungewöhnlichen Weise, indem die für diese Arbeit durchgeführte Umweltanalyse, eine Kundenbefragung und das Geschäftsfeld Sozialkaufhaus näher beschrieben wird und gleichzeitig die Instrumente des Marketingmix in die Geschäftsfeldanalyse eingearbeitet werden. Dies geschieht in einer übersichtlichen und gut darstellbaren Art, so dass Grundzüge der Marketinggeschäftsfeldanalyse jederzeit für Förderanträge und Vorstellungen des Sozialkaufhauses genutzt werden können. Abschließend soll ein Ausblick für das Sozialkaufhaus „Brauchbar“ gewagt werden. Die Kapitel 9-11 können in dieser Form eine Weiterentwicklung des gesamten Vereins bewirken, wenn eine Marketingstrategie und die Marketinginstrumente langfristig aufeinander abgestimmt werden. Erste Schritte sind geschehen, indem der gesamte Führungskreis bei einzelnen Punkten dieser Arbeit eng zusammenarbeitete (Leitbildentwicklung, Preispolitik). 7 1. Non- Profit Organisationen Beispiel Sozialkaufhaus Burg des Vereins „Aufbruch“ e.V. Herr K. besucht im Jahr 2012 das Sozialkaufhaus in Burg, er ist Lehrer und seit 4 Jahren in Pension. Herr K. sucht für seine Gartenlaube eine kleine Schrankwand und findet sie in dem Warensortiment des Kaufhauses. An der Kasse kommt er mit der Sozialkaufhausmitarbeiterin ins Gespräch und fragt, was mit dem Geld eigentlich geschieht, was er hier ausgibt und das Sozialkaufhaus sei doch eine Non- Profit Organisation und dürfe gar kein Geld verdienen, er selber sei im örtlichen Sportverein aktiv und dieser zähle auch zu den Non- Profit Organisationen, weil hier eben kein Profit gemacht wird. Für ihn sei das Sozialkaufhaus ein besseres gewerbliches Unternehmen, das Spenden akquiriert und mit dem hohe Gewinne erwirtschaftet werden. Schon an der kleinen Eingangsgeschichte wird die Schwierigkeit des Begriffes Non- Profit Organisation deutlich. Schlagworte wie Steuerbefreiung, Gewinnverzicht, ehrenamtliches Engagement oder Dritter Sektor fallen bei der Recherche in der Fachliteratur häufig. Doch was ist die Besonderheit dieser Organisationen, welche Bereiche decken sie ab, warum gibt es sie eigentlich? Dieser erste Teil der Arbeit soll sich kurz dem Wesen von NonProfit Organisationen und dessen Spektrum nähern. 1.1. Arbeitsfelder von Non- Profit Organisationen Non- Profit Organisationen (NPO) sind im gesellschaftlichen Leben fest etabliert und ihre Leistungen und Einsatzfelder gewinnen immer mehr an Bedeutung. Diese Organisationen finden sich in Kirchen, Parteien, Sportvereinen, Museen, Umweltorganisationen, Selbsthilfegruppen, Wohlfahrtsverbänden, Gewerkschaften oder auch Krankenhäusern wieder und decken Bereiche der Bildung, Forschung, Kultur, sozialen Dienste oder des Gesundheitswesens ab (Vgl. Bruhn 2012, S. 15ff; Lichtsteiner et al. S.15ff ). Non- Profit Organisationen stehen häufig in einer engen Verbindung mit dem Begriff „Dritter Sektor“. Dieser Dritte Sektor (Non-Profit Sektor) bezeichnet einen gesellschaftlichen Bereich, der zwischen einer marktwirtschaftlichen Steuerung durch die private Wirtschaft, einer öffentlichen Steuerung durch den Staat und einer Steuerung durch „Nächstenliebe“ (Kortendieck 2011) innerhalb der Familie agiert. Der Dritte Sektor in Deutschland setzt sich mittlerweile aus über 600.000 Organisationen zusammen, darunter etwa 580.000 Vereine, 18.000 Stiftungen, 9.000 gGmbH‘ s und 8.000 Genossenschaften (Vgl. Priller et al. 2012, S. 9). Er erfreut sich einer immensen Steigerung der Mitgliederzahlen, z.B. ist der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) als eingetragener Verein (e.V.) die größte Personenvereinigung Deutschlands mit 27,8 Mio. Mitgliedschaften in über 91.000 Turn- und Sportvereinen organisiert. Hier engagieren sich 8,75 Millionen Freiwillige (Vgl. http://v.gd/iH05lr, Zugriff 15.09.13 13:00 Uhr). Eine ähnliche Dynamik ist bei Selbsthilfegruppen zu verzeichnen. Zwischen 3-4 Mio. Bundesbürger engagieren sich zu ca. 800 verschiedenen Themen besonders im Sozialund Gesundheitsbereich (Vgl. Bruhn 2012). 8 Deutlich wird zudem, dass sich der NPO Bereich in den letzten Jahrzehnten zu einem wichtigen Teil der Volkswirtschaft entwickelt hat. Demnach hat sich die Beschäftigungszahl laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung zur Analyse und Bedeutung des Dritten Sektors im Zeitraum zwischen 1996-2007 bei 2,1 Mio. Beschäftigten eingepegelt (Vgl. Bruhn 2012). Die Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege unterhalten über 100.000 Einrichtungen mit knapp 1,5 Mio. hauptamtlich Beschäftigten, ¾ der Angestellten arbeiten in den Arbeitsfeldern der sozialen Arbeit (Vgl. Holdenrieder 2013). Abbildung 1 Arbeitsfelder der sozialen Arbeit, Quelle Holdenrieder 2013 Damit kommt dem Dritten Sektor insbesondere durch die bereitgestellten Arbeitsstellen eine wichtige arbeitsmarktpolitische Bedeutung in Deutschland zu. Hinsichtlich der Beschäftigungsverhältnisse lässt sich jedoch ein Trend zu atypischen Arbeitsverträgen (Teilzeitverträgen, Befristungen) feststellen. Deregulierte und flexible Arbeitsverhältnisse charakterisieren diesen Bereich und gelten als Vorreiter für den gesamten, deutschen Arbeitsmarkt. Des Weiteren spielen in den NPO’ s schon immer öffentlich geförderte Beschäftigungen (Zivildienst bzw. Bundesfreiwilligendienst, Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung, frühere Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen), sowie geringfügig Beschäftigte (Minijobs), Praktikanten und freie Mitarbeiter eine große Rolle (Vgl. Bruhn 2012, S.19; Holdenrieder 2013, S.13;Zimmer/Priller 2007), so dass Kritiker eine Verdrängung von Normalarbeitsverhältnissen befürchten und Befürworter dieser Beschäftigungspolitik eine Flexibilisierung des Arbeitsmarktes sehen (Vgl. http://v.gd/xfEMS1, Zugriff 18.09.13 10:34 Uhr) 9 1.2. Entstehungsmotive von Non- Profit Organisationen durch Staats- und Marktversagen So unterschiedlich die Einsatzgebiete sind, so verschieden sind die Entstehungsmotive der Non- Profit Organisationen. Gerade die Bildung von NPO‘ s des sozialen Bereiches sind auf ein sogenanntes „Staats- bzw. Marktversagen“ (Bruhn 2012) zurückzuführen, d.h. diese Organisationen stellen ihre Leistungen den durch Staat und Markt unterversorgten Bevölkerungsgruppen zur Verfügung und decken somit Bedürfnisse ab, die weder von privatwirtschaftlichen Unternehmen in der gewünschten Form angeboten, noch als Staatsaufgabe betrachtet werden. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht gestalten Märkte das Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage, auf dem der Anbieter im Wettbewerb mit seinem Konkurrenten um die Gunst des potentiellen Abnehmers wirbt und dabei höchste Effizienz erzeugt (Vgl. Wöhe 2010). Die Größe eines Marktes hängt von mehreren Faktoren ab: der Anzahl der Personen, die ein spezielles Bedürfnis haben den Ressourcen (Geld), die diese Personen besitzen dem Willen, diese Ressourcen einzusetzen, um ihr Bedürfnis zu befriedigen den Anbietern von Waren und Dienstleistungen, die mit verschiedenen Kommunikationsmitteln versuchen, die Bedürfnisse der potentiellen Käufer zu bedienen und einen Austauschprozess in Gang setzen wollen (Vgl. Kotler/Keller/Bliemel 2007) Nun gibt es besonders in sozialen Arbeitsbereichen Abschnitte, in denen der Markt versagt, d.h. in denen die Preisbildung in einer Wettbewerbswirtschaft nicht oder nur unzureichend funktioniert. „In Fällen des Marktversagens, z.B. bei externen Effekten, öffentlichen Gütern oder Monopolen, greift der Staat in das Marktgeschehen ein, um Nachteile von Verbrauchern oder anderen Anbietern zu verhindern oder volkswirtschaftlich sinnvollere Ergebnisse zu erreichen“ (http://v.gd/6BJWj0, letzter Zugriff 15.09.2013). Dies geschieht z.B. durch Konsumvorschriften (Schulpflicht, KFZ-Haftpflicht), durch Konsumverbote (Betäubungsmittelgesetz), durch Subventionen und Steuern, durch die Einführung von Marktregeln (Garantien, Qualitätsvorschriften) oder dadurch, dass der Staat bestimmte Güter selbst anbietet (Polizei, Sozialleistungen) (Vgl. Schellberg 2008). Beim Staatsversagen geht Kortendieck davon aus, dass der demokratische Staat infolge der Ausrichtung am Mehrheitsprinzip, Randgruppen nicht oder zu wenig mit öffentlichen Gütern versorgt (Vgl. Kortendieck 2011). Hier springen oftmals NPO‘ s oder Zusammenschlüsse aus dem sozialen Bereich in die entstandene Lücke ein. 10 Jedoch verweist Merchel darauf, dass sich diese Organisationen nicht gänzlich unabhängig betätigen und sich häufig in finanzieller, personeller und juristischer Abhängigkeit vom Staat befinden (Vgl. Merchel 2009). Die Finanzierung geschieht häufig in Aushandlungsprozessen zwischen Akteuren aus Politik, Sozialversicherungen und Verwaltungen unter Einbeziehung der Leistungsanbieter. Für Priller/Zimmer zeichnet sich der Dritte Sektor durch eine hohe Staatsnähe und eine enge Beziehung zur öffentlichen Verwaltung aus, welche auf den Grundprinzipien Subsidiaritätsprinzip, Selbstverwaltung und Gemeinnützigkeit basieren (Vgl. Priller/Zimmer in Fundraising S.61 2008). Des Weiteren treten private, meist lokale Non- Profit Organisationen in modernen Gesellschaften an die Stelle von traditionellen Familienstrukturen und Solidargemeinschaften (z.B. Selbsthilfegruppen) und organisieren mit ihren Zusammenschlüssen das gemeinschaftliche Leben (Vgl. Kortendieck 2011; Lichtsteiner et.al 2013). Abbildung 2 NPO zwischen Staat, Markt und Familie, Quelle Evers/Laville 2004 Weitere Entstehungsmotive von Non- Profit Organisationen Als weitere Auslöser für die steigende Entwicklung von Non- Profit Organisationen gelten u. A. veränderte gesellschaftliche Entwicklungen, mit verkürzten Arbeitszeiten und dem gleichzeitigen Freiwerden von Zeit. Zu beobachten ist ein Anstieg in den Mitgliederzahlen, in den Bereichen Kultur, Bildung und Sport (Vgl. Bruhn 2012). Durch die positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt und die damit verbundene Erhöhung der Frauenbeschäftigung, erhöht sich der Bedarf an Leistungen von NPO‘ s besonders im Bereich der Kindererziehung. Ein weiteres Motiv für die Entstehung und Entwicklung von NPO‘ s liegt in der 11 demografischen Entwicklung hin zur längeren Lebenserwartung. Dies lässt besonders die Nachfrage nach Pflege und Betreuung steigen. Abbildung 3 Entstehungsmotive für NPO' s, Quelle Bruhn 2012 Umweltkatastrophen (z. B. Golf von Mexiko), Tier- und Produktskandale (z.B. Wiesenhof Möckern 2012) und die anhaltende Spaltung der Gesellschaft in Arm und Reich erhöhen die Mitgliederzahlen von Umweltorganisationen (z.B. PETA) und gesellschaftskritischen NPO‘ s (HELP 2007 e.V.). Und nicht zuletzt politische Faktoren, wie das sinkende Vertrauen in die Lösungskompetenz von staatlichen bzw. öffentlichen Institutionen steigern die Nachfrage nach effizienten und effektiven Non- Profit Lösungen (Vgl. Bruhn 2012). 1.3. Begriffsbestimmung Non- Profit Organisation So vielfältig und wachsend der NPO Bereich ist, so differenziert ist die Begriffsbestimmung. In der Fachliteratur wird bei diesem Organisationstypus immer wieder auf das zentrale Merkmal der fehlenden Gewinnorientierung hingewiesen. Und auch die negativ besetzte Bezeichnung Non- Profit soll zeigen, dass die jeweilige Organisation eines eben nicht ist, profitorientiert. Dies soll zu einer klaren Abgrenzung zu privatgewerblichen Unternehmen führen. Die Gefahr besteht unter Umständen darin, dass in der Außenwirkung „das Missverständnis erzeugt“ (Merchel 2009) wird, dass NPO’ s überhaupt keine Gewinne erzielen dürfen (Vgl. ebd.). Dies ist so nicht ganz richtig und in dem Zusammenhang spricht Schellberg daher von „Not- for- Profit-Unternehmen“, zu denen Vereine und Wohlfahrtsverbände gehören können (Vgl. Schellberg 2008). Allerdings hat sich dieser Begriff in der Fachliteratur nicht durchsetzen können, ebenso wenig wie der Versuch einer positiven Beschreibung der fehlenden Gewinnorientierung. Das Gemeinnützigkeitsrecht in Deutschland begünstigt unter Anderem Organisationen steuerlich, die gemeinnützige, mildtätige oder kirchliche Zwecke verfolgen und deren Tätigkeiten darauf gerichtet sind die „Allgemeinheit auf materiellem, geistigem oder 12 sittlichem Gebiet zu fördern“ (Engler/Goetz/Hesse/Tacke 2011). Es sieht vor, dass diese NPO‘ s für ihre Leistungen über Steuern, Zuschüsse, Subventionen, Spenden, Erbschaften/Legate, Mitgliedsbeiträge, Vermögenserträge und/oder Sponsoring finanziert werden können (Vgl. Bruhn 2012). Bruhn spricht hierbei von einer Bedarfswirtschaft in der soziale und gesellschaftliche Ziele als Primärziele der Organisation in den Mittelpunkt rücken und nicht die reine, private Gewinnorientierung (Vgl. ebd.). Merchel schreibt in diesem Zusammenhang von „Gewinnverwendung“, die eine Verteilung an Manager, Eigentümer, Führer von Organisationen ausschließt, aber zur Verbesserung des Sachziels eingesetzt wird (Vgl. Merchel 2009). Anders als bei Wirtschaftsunternehmen, setzt sich die Finanzierung sozialer Einrichtungen aus verschiedenen Komponenten zusammen, z.B. aus Mitgliedsbeiträgen, Zuwendungen und Pauschalentgelten, Preisen, Gebühren, Fundraisingquellen, Erträgen aus Zweckbetrieben, etc. (Vgl. Merchel 2009). Als Zweckbetrieb wird ein Geschäftsbetrieb einer Non- Profit Organisation beschrieben, der in seiner Gesamtrichtung den steuerbegünstigten, satzungsmäßigen Zwecken der Organisation dient. Dieser Zweck ist nur durch den Geschäftsbetrieb zu erreichen. Ein Wettbewerb mit gewinnorientierten Privatunternehmen soll sich auf das Unvermeidbare beschränken. Zweckbetriebe sind von der Körperschafts- und Gewerbesteuer befreit (Vgl. Engler/Goetz/Hesse/Tacke 2011). Bsp. Sozialkaufhaus Burg des Vereins „Aufbruch“ e.V. Laut Satzung verfolgt der Verein „ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige bzw. mildtätige Wohlfahrtszwecke“ („Aufbruch e.V.“ Satzung §2 Vereinszweck). Der Satzungszweck wird verwirklicht durch Maßnahmen der Suchthilfe, der Suchtprävention und der Jugendarbeit. Diese Zwecke sind, insbesondere durch den massiven Rückgang von öffentlichen Förderungen in diesem Bereich nur über die Zweckbetriebe, in dem Fall der Sozialkaufhäuser in Burg, Stendal, Genthin zu erreichen, in denen Suchtkranke und Suchtgefährdete beschäftigt werden. Es werden in der Literatur weitere Merkmale für Non- Profit Organisationen erwähnt. Bruhn beschreibt NPO’ s als eine nach „rechtlichen Prinzipien gegründete Institution (privat, halbstaatlich, öffentlich), die durch ein Mindestmaß an formaler Selbstverwaltung, Entscheidungsautonomie und Freiwilligkeit gekennzeichnet ist“ (Bruhn 2012). Dieses angelsächsische Verständnis von NPO’ s orientiert sich stark am Charity-Gedanken von gemeinnützigen Hilfswerken und ist so nicht auf andere Länder übertragbar (Vgl. Lichtsteiner et al. 2013, S.17). Nicht zuletzt wegen dieser allgemeinen Formulierung hat sich eine schier unüberschaubare Masse an Organisationen gebildet, die dieser Definition entsprechen und so finden sich neben den klassischen Non- Profit Organisationen wie Vereinen oder Selbsthilfegruppen auch Kirchen, selbstverwaltete Altenheime oder „Betreibergesellschaften von Windparks“ (Lichtensteiner et al. 2013, S.17ff) in dieser Kategorie wieder. Im Freiburger Management Modell werden ergänzend als Non- Profit Organisationen alle produktiven sozialen Systeme bezeichnet, die zwischen Staat, familiären Gemeinschaften und erwerbswirtschaftlichen Unternehmen spezifische Zwecke 13 der Bedarfsdeckung, Förderung oder Interessenvertretung für ihre Mitglieder oder Dritte wahrnehmen. Dabei werden sie von gewählten Ehrenamtlichen geleitet, die durch Hauptamtliche und Freiwillige unterstützt werden können (Vgl. ebda). Im weiteren Verlauf dieser Arbeit soll nun weiter auf Non- Profit Organisationen des sozialen Sektors eingegangen werden. 1.4. Die Besonderheiten von Non- Profit Organisationen als Grundlage für das Marketing Eine Grundlage für die Umsetzung des Marketing von Non- Profit Organisationen ist es, sich mit den Besonderheiten des sozialen Bereiches auseinanderzusetzen. Heterogenität des sozialen Sektors Der soziale Bereich ist schwer abzugrenzen und schon gar nicht fassbar. Er hat eine außergewöhnliche Leistungsbreite mit unterschiedlichsten Arbeitsfeldern, Inhalten und Zielsetzungen und der damit einhergehenden Definition von Leistungen und Produkten. Die Anliegen bei NPO‘ s sind durch die beschriebene Vielfalt sehr viel komplexer und häufig qualitativer Natur (Sachziele), anders als bei kommerziellen Organisationen, deren vorherrschende Ziele die Erhöhung des Absatzes, des Gewinns und Umsatzes sind. Bei Non- Profit Organisationen im sozialen Bereich stehen, je nach Charakter der Organisation, häufig gesellschaftliche Inhalte im Vordergrund, wie die Bekämpfung von Armut, Krankheit, Behinderung oder Ausgrenzung. Neben der „Dominanz der Sachziele“ (Merchel 2009) basiert die Interaktion zwischen Nutzern und Anbietern der sozialen Arbeit häufig auf der Grundlage nicht schlüssiger Tauschbeziehungen (Vgl. Merchel 2009; Holdenrieder 2013). Unter normalen, im privatwirtschaftlich üblichen Marktbedingungen, treten der Kunde und der Anbieter in eine „unmittelbare Tauschbeziehung“ (Merchel 2009) ein, in dem der Kunde für ein Produkt oder eine Dienstleistung direkt bezahlt. Der Kunde wird für die Organisation und für das Management zur zentralen Größe. Frau K. ist Beamtin und kommt in ein Kaufhaus und kauft sich eine Küche. Die Leistungsempfänger des sozialen Bereiches zählen häufig jedoch zu den zahlungsschwächsten Mitgliedern unserer Gesellschaft, sind oftmals sozial benachteiligt ausgegrenzt, sozial Isoliert oder befinden sich in Notlagen, so dass soziale Dienstleistungen oder Produkte nicht gezahlt werden können. Hier treten, zu der Beziehung Nutzer und Anbieter, noch die Zahler bzw. Förderer der sozialen Leistung auf (staatliche Institutionen, Spender, Stiftungen). In den meisten Fällen bezahlen die Nutzer einer sozialen Leistung bzw. des Produktes diese nicht oder nur zum Teil, so dass durch 14 gesetzliche Preisregulierung oder Subventionen die Preise der Leistungen „künstlich reduziert“ (Holdenrieder 2013) werden (Vgl. Holdenrieder 2013; Schellberg 2008; Merchel 2009). Frau K. bezieht ALG II und kommt mit einem Erstausstattungsgutschein des hiesigen Jobcenters in das Sozialkaufhaus und kauft in Höhe des subventionierten Gutscheines eine Küche. In manchen Fällen wird soziale Arbeit nicht freiwillig in Anspruch genommen. In diesen Fällen besteht kein Kundenverhältnis mit dem Klienten, sondern ausschließlich mit dem Kostenträger. Ein Kind wird vom Jugendamt aus seiner Herkunftsfamilie herausgenommen und kommt in eine Pflegefamilie. Schon jetzt wird deutlich unter welchen erschwerten Bedingungen NPO‘ s ihre Marketingaktivitäten planen und gestalten müssen. Neben den Zielen der eigenen Organisation und den angesprochenen Leistungsempfängern sollten Non- Profit Organisationen die wichtigsten Anspruchsgruppen (Stakeholder) kennen und in ihr Managementsystem einbeziehen. Anspruchsgruppen von sozialen Non- Profit Organisationen Abbildung 4 Anspruchsgruppen von NPO' s, eigene Darstellung Um die wichtigsten Anspruchsgruppen für Non- Profit Organisationen zu identifizieren, ist eine sog. Stakeholder Analyse sinnvoll. Hierbei sind alle Anspruchsgruppen, Anbieter und Interessenvertretungen zusammengefasst, die direkt oder indirekt Einfluss auf die Organisation nehmen. Die wichtigsten Stakeholder für NPO‘ s sind (Vgl. Bruhn 2012; Holdenrieder 2013): Leistungsempfänger; sie sind die direkten oder potentiellen Nutzer der angebotenen Leistung Angehörige der Leistungsempfänger 15 Mitarbeitende der Organisation Wettbewerber; konkurrieren aufgrund ihres ähnlichen Leistungsangebotes oder ihrer ähnlichen Zielsetzung um die knappen Ressourcen Kooperationspartner; sind Partner, die das anvisierte Organisationsziel teilen und einen vertraglich vereinbarten Beitrag leisten und einen eigenen Nutzen daraus ziehen Private Förderer; sind Privatmenschen oder Unternehmen, die Geld oder Material zur Verfügung stellen, ohne in die Arbeit der NPO einzugreifen Die Öffentlichkeit; ist zum Einen direkter Leistungsempfänger, wenn es um z. B. Kampagnen geht, die das gesellschaftliche Verhalten beeinflussen sollen und zum Anderen als direkter Beeinflusser auf das positive oder negative Image, auch für den Erfolg einer Non- Profit Organisation verantwortlich. In dem Sinne spielen Medien eine wichtige Rolle. Der Staat; ist mit der regulierenden Macht der Gesetzgebung und der Verteilung der Finanzmittel an NPO’ s ein wichtiger Stakeholder. Dienstleister, die zu marktüblichen Preisen Leistungen für die Organisation erbringen, die die NPO selbst nicht erbringen könnte oder die sich wirtschaftlich nicht rechnen würden. Diese Aufzählung nennt die wichtigsten Anspruchsgruppen, diese sind von Organisation zu Organisation unterschiedlich. Es zeigt, wie umfangreich das interne und externe Beziehungsgeflecht von Non- Profit Organisationen ist. Wichtig im Hinblick auf ein Marketing in diesem Bereich scheint es, die gesamten Stakeholder im Blick zu haben und jeden Einzelnen zu berücksichtigen oder ihm wenigstens das Gefühl einer Berücksichtigung zu geben. Aufgaben der Marketingaktivitäten sind es, Anspruchsgruppen zu analysieren, sie zu akquirieren, langfristig zu binden oder sie ggf. zurückzugewinnen. Beispiel Betreutes Wohnen für Suchtkranke des Vereins „Aufbruch“ e.V. Am Beispiel des betreuten Wohnens für Suchtkranke lässt sich exemplarisch aufzeigen, dass NonProfit Organisationen einer Vielzahl von Anspruchsgruppen gegenüberstehen, z.B. dem Hilfebedürftigen, deren Angehörigen, der Sozialagentur als Kostenträger, der Suchtberatung als Hilfsnetzwerk, der Wohnungsbaugenossenschaft als Dienstleister, dem Henkel Werk als Spender, dem Landtagsabgeordneten als Vertreter der Politik und der Volksstimme (Zeitung) als Öffentlichkeitsvertreter. Die Berücksichtigung der verschiedenen Bedürfnisse der Anspruchsgruppen führt zwangsläufig zu einem erhöhten Umfang des Non- Profit- Marketing. So wird das betreute Wohnen alle Anforderungen des Kostenträgers Sozialagentur gerecht werden und auf der anderen Seite versuchen, die Wünsche und Bedürfnisse des Suchtkranken und deren Angehörigen gerecht zu werden. 16 1.5. Definition des Produktes oder der Leistung von sozialen Non- Profit Organisationen Ähnlich komplex und vielschichtig ist die Beschreibung der Leistung in Non- Profit Organisationen. Ein häufiges Merkmal dieses Sektors ist der Dienstleistungscharakter der Angebote, die in ihrer Anlage häufig immateriell und nichtlagerbar sind (Vgl. Birzele, Thieme 2007). Während Wirtschaftsunternehmen primär marktfähige Güter produzieren und an private Einzelkäufer absetzen, erzeugen soziale Einrichtungen vor allem immaterielle „Kollektivgüter“ (Merchel 2009), Ideen oder Werte die auf soziale Sicherheit oder Gemeinwohl abzielen (Vgl. Merchel 2009; Bruhn 2012). Zu berücksichtigen ist zudem der externe Faktor, meist der Adressat der Leistung, der durch seine Individualität die angebotene Dienstleistung kaum wiederholbar und den sozialen Trägern in Bezug auf Qualität und Leistungsversprechen im besten Fall „Leistungspotenziale“ bereitstellen lässt (Vgl. Christa 2010). Abbildung 5 Leistungen im NPO Sektor, Quelle Bruhn 2012 Hinzu gesellen sich Organisationen, die neben sozialen Dienstleistungen, über ihre Zweckbetriebe oder wirtschaftlichen Betriebe Waren produzieren und verkaufen. Aus der Marketingsicht heraus erschwert die Komplexität und Vielschichtigkeit der Angebote die Beschreibung von genauen Leistungen einer Non- Profit Organisation (Vgl. Bruhn 2012). Eine Übersicht stellt die Abbildung 5 dar. Beispiel Marketing Sozialkaufhaus Burg des Vereins „Aufbruch“ e.V. Betrachtet man die Arbeit des Sozialkaufhauses Burg ergeben sich mindestens zwei mögliche Ansätze für das Marketing. Erstens für das soziale Ziel der beruflichen Wiedereingliederung und Qualifikation von suchtkranken und psychisch, erkrankten Menschen und Zweitens der Verkauf der vom Sozialkaufhaus erbrachten Waren und Dienstleistungen. Damit hat das Marketing zwei verschiedene Aspekte zu beachten. Zum Einen gilt es Akzeptanz und Unterstützungsbereitschaft für die Eingliederungsleistung bei unterschiedlichen Anspruchsgruppen zu schaffen, zum Anderen hat Marketing die Aufgabe, für die angebotenen Waren und Dienstleistungen Käufer zu finden. 17 1.6. Zwischenfazit zu Non- Profit Organisationen Insgesamt nehmen Non- Profit Organisationen eine außerordentliche Rolle im gesamtgesellschaftlichen Leben ein. Die Vielfalt ihrer Aufgaben, Motivlagen, die verschiedenen Trägerschaften, die unterschiedlichen Finanzierungsformen und Dienstleistungen, die vielen beeinflussenden und mitbestimmenden Größen (Stakeholder) lassen jedoch eine exakte Typologisierung ins Leere laufen. Eine griffige Definition ist kaum möglich. Das Fehlen eines Gewinnzieles ist sicherlich ein Ansatz, bekommt allerdings gerade bei der Welle der gGmbH-iersierung im Non- Profit Bereich einen faden Beigeschmack. Zum Teil treten einige Wohlfahrtsverbände, Vereine und Verbände in Felder des kommerziellen Marktes ein und werden als harte, staatlich subventionierte Konkurrenten wahrgenommen, die ihr gutes, soziales Image nutzen, um neue Marktbereiche zu bewirtschaften (z.B. DRK betreibt Parkplätze und managt den Betrieb des Zentralen Omnibusbahnhofs in München) (Vgl. Capital 2012). Unbestritten ist die besondere wirtschaftliche Relevanz des Non- Profit Sektors. Die Beschäftigtenzahlen in solchen Organisationen liegen bei ca. 6 % der Gesamtbeschäftigung in Deutschland, wobei Teilzeitbeschäftigungen und geringfügige Arbeiten in den letzten Jahren angestiegen sind. Etwa 75 % der Beschäftigten in diesen Bereichen sind Frauen. Besonders in den Gebieten Gesundheit und Soziales ist die Zahl der Arbeitnehmer stark gestiegen und es wird, in Hinblick auf die politischen Vorgaben (z.B. KiFöGe), weiterhin mit einem Wachstum gerechnet. Zu erkennen ist außerdem ein Rückgang der Einfachtätigkeiten in den jeweiligen Arbeitsbereichen, d.h. es steigen seit Jahren die Qualifikationserfordernisse (Vgl. Bruhn 2012). Neben der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsstruktur sind es gerade NonProfit Organisationen, in denen ehrenamtliche Arbeit geleistet wird. Diese Mitarbeiter leisten freiwillige Tätigkeiten, deren Nutzen Dritten zugutekommt. Sie verursachen kaum Personalkosten und sind häufig hoch motiviert und somit unverzichtbar für die jeweiligen Organisationen. Problematisch ist jedoch der Rückgang des ehrenamtlichen Engagements bei den unter 30jährigen und ganz besonders bei bildungsschwachen, jungen Menschen. Diese Problematik wird auch im Sozialkaufhaus Burg beobachtet. Die Herausforderungen für NPO’ s gerade im Sozialwesen werden in den nächsten Jahren darin liegen, den Spagat zwischen Ökonomie und Zweck bzw. Mission hinzubekommen. Immer wichtiger werden in diesem Zusammenhang schlüssige Konzepte und Geschäftsmodelle, die sich schnell auf Veränderungen einstellen können und selbst so übersichtlich sind, dass sie für Jeden verständlich und leicht umzusetzen sind. 18 Schwierigkeiten werden in den schon beschriebenen gesellschaftlichen Veränderungen, wie dem Anwachsen von Armut, der zunehmenden Alterung der Bevölkerung und den damit verbundenen höheren Staatsausgaben, sowie dem gleichzeitigen Kürzen von Budgets und Leistungen im Non- Profit Bereich erwartet. Bsp. Sozialkaufhaus Stendal des Vereins „Aufbruch“ e.V. Das Sozialkaufhaus in Stendal ist seit 2007 Träger im Bereich der Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandentschädigung. Diese sog. 1€- Jobs wurden bis Ende 2012 sozialpädagogisch begleitet und finanziell vom Jobcenter Stendal gefördert. Eine pädagogische Anleitung ist nach dem SGB II seit 2013 nicht mehr vorgesehen, so dass diese Stelle entweder aus Eigenmitteln des Vereins finanziert oder eingestellt werden muss. Das Beispiel Sozialkaufhaus Stendal zeigt symbolisch, dass der Kostendruck auf den NonProfit Bereich erheblich steigt und dass dieser nicht um eine Öffnung in Richtung Wettbewerb und der Anwendung von Managementmethoden aus der Betriebswirtschaftslehre herumkommt. Erschwerend kommt hinzu, dass in Hinsicht auf den typischen Finanzierungsmix (Spenden, Staatliche Zuwendung, Leistungen/ Produkte) von Non- Profit Organisationen, Risiken auftreten, die ein gesichertes, langfristiges Finanzplanen unmöglich machen. Die schwierige Fördermittelpraxis der Kommunen, die undurchsichtigen Regelungen der Abgabenordnung, verschiedene Steuergesetzte, deren willkürliche Umsetzung und die verstärkte Überprüfung von NPO‘ s durch die Finanzämter (das Sozialkaufhaus Burg wurde seit im Jahr 2011 2mal geprüft) lassen immer neue Hürden auftreten. Die Zeiten in denen Sachverstand, Bauchgefühl oder hohes Engagement zur Führung einer Non- Profit Organisation ausreichten, scheinen vorbei und sind der Erkenntnis gewichen, dass Managementinstrumente wie eine Marketingorientierung, Zukunfts- und Zielorientierung oder Effektivitäts- und Effizienzorientierung überlebenswichtig erscheinen (Vgl. Kortendieck 2011, S.15ff; Lichtsteiner et. al 2013, S.33ff). Allerdings ist gerade die soziale Arbeit ein sehr spezifisches Feld, mit besonderen Merkmalen und Leistungen in dem eine reine „BWLisierung“ (Kortendieck 2011) an ihre Grenzen stoßen kann. Im weiteren Verlauf dieser Arbeit wird ein Bezug auf das Marketing für soziale Non- Profit Organisationen genommen und gleichzeitig versucht, Vergleiche zum Marketing für privatwirtschaftliche Unternehmen zu ziehen. 19 2. Marketing 2.1. Begriffsbestimmung Marketing Bsp. Sozialkaufhaus Burg des Vereins „Aufbruch“ e.V. In der Stadt Burg existieren neben dem seit 2010 bestehenden Sozialkaufhaus noch zwei weitere, alteingesessene soziale Anbieter in Trägerschaft von Wohlfahrtsverbänden, die ihre Produkte, meist gespendete Möbel, Bücher oder Kleidung an ihre Kunden verkaufen. Die Angebote der drei Häuser unterscheiden sich mehr oder weniger in der Qualität, dem Preis und der Art und Weise, wie sie dem potentiellen Kunden vorgestellt und erklärt werden. Die Kunden haben eine bestimmte Vorstellung und auch Wünsche, sie vergleichen die Angebote und sie entscheiden sich häufig für das Gesamtpacket, welches ihren Wünschen am nächsten kommt. Ausschlaggebend sind Service, Ordnung, Preis, Kaufambiente, schnelle Lieferung und oft auch die kleine, nette Geste der Verkäufer. Nachdem das Sozialkaufhaus eröffnete und sofort relativ guten Erfolg hatte, verstärkte einer der beiden Konkurrenten seine Werbung in Zeitungen, auf Videoleinwänden und Flyern. Dies änderte bisher allerdings nichts, an den Kundenströmen, die in das Sozialkaufhaus kommen. Aber was hat das Beispiel nun mit Marketing zu tun, was verbirgt sich hinter dem Begriff Marketing und welche Unterschiede gibt es zwischen dem sozialen und dem privatwirtschaftlichen Marketing? Dieser Teil der Arbeit soll sich kurz dem Begriff Marketing nähern und im Verlauf auf die Besonderheiten für soziale Unternehmen konzentrieren. Wie einer der Konkurrenten des Sozialkaufhauses, seine Aktivitäten nach der Umorientierung seiner Kunden besonders in der Werbung suchte, denken viele Menschen, wenn von Marketing die Rede ist, häufig an Werbung und das Verkaufen und Kaufen von Produkten. In den 1950er Jahren mag dies auch die Kernaufgabe des Marketings gewesen sein, der Verkauf und die Verteilung von Gütern in dessen Mittelpunkt die Werbung steht. Wobei gerade in Hinblick auf die Nachkriegsjahre in Deutschland in allen Bereichen ein Mangel an Gütern bestand und es keine echten Vermarktungsprobleme gab. Die Nachfrage überstieg das Angebot und die Dienstleister beschränken sich auf den Verkauf des zu kleinen Angebotes (Vgl. Meffert 2012; Becker 2009; Christa/Schellberg 2010; Schellberg 2008). Ab Mitte der 1960er Jahre erfahren die Märkte einen Wandel hin zu den sog. „Käufermärkten“ (Becker 2009). Charakteristisch ist, dass das Angebot größer als die Nachfrage ist. Die Unternehmen müssen ihre Produkte an den Mann bringen, obwohl diese weniger nachgefragt werden. In dieser Zeit wird Marketing überlebenswichtig und hat eine sog. „Engpassfunktion“ (Meffert 2012), d.h. „die Beschaffungs-, Produktions-, Investitions- und Finanzierungsmöglichkeiten“ (Wöhe 2010) sind größer als die Absatzmöglichkeiten, der Absatz von Gütern und Leistungen wird zum Engpass für Unternehmen. In dieser Periode legen Unternehmen großen Wert auf die Instrumente des Marketing Mix und den Aufbau von Marketingabteilungen (Vgl. Meffert 2012). Diese Entwicklung wurde in den 1970er Jahren weiter vorangetrieben und Marketing rückt immer mehr in eine zentrale Rolle der Unternehmensführung. Marketing verliert im Verlauf der 20 1980er und 1990erJahre zunehmend den Bezug zu einzelnen Produkten oder Leistungen und entwickelt sich zu einer selbständigen Wissenschaft, in der das gesamte Unternehmen von Markt- und Kundenanforderungen gesteuert wird und an deren Ende der Austausch mit dem Kunden steht und alle unternehmerischen Prozesse langfristig und strategisch auf die Erfüllung dieses Ziels ausgelegt sind (Vgl. Wöhe 2010; Meffert 2012; Becker 2009; Christa/Schellberg 2010). Bis heute haben sich der Begriff und die Bedingungen für das Marketing durch Veränderungen im Kommunikationsbereich (Technik, Twitter, Facebook), durch die Globalisierung und immer größer werdenden internationalen Wettbewerb und uneinheitlichen Konsumstrukturen, sowie teilweise paradoxem Wettbewerb weiter verändert und entwickelt. Nach Vahs/Schäfer-Kunz liegt im Marketing für Unternehmen ein entscheidender Gegenstand, um den Absatz der jeweiligen produzierten Leistungen zu sichern. Dabei werden alle unmittelbaren und mittelbaren Aktivitäten von der Planung bis zur Durchführung beschrieben, die dazu dienen, dass potentielle Nutzer die Leistungen kaufen oder Anliegen unterstützen (Vgl. Vahs/Schäfer-Kunz 2007, S.548ff). Marketing im kommerziellen Bereich, also unter dem Gesichtspunkt der Gewinnmaximierung, wird heute als generelles und ganzheitliches Unternehmensleitbild angesehen und richtet sein Handeln, Planung, Koordination und Kontrolle auf die Bedürfnisse und Zielgruppen der Märkte aus (Vgl. Meffert 2000, S.10). Demnach beginnt der Prozess des Marketings schon lange vor der Produktion einer Ware und ist als Aufgabe von Führungskräften anzusehen. Ziel es ist, Kundenbedürfnisse zu identifizieren, zu analysieren, in Ideen zu verarbeiten und ein Angebot zu schaffen, welches zu einem Austausch zwischen Individuen oder Gruppen von Produkten, Dienstleistungen oder Erlebnissen führt und eine Bedürfnisbefriedigung herstellt (Vgl. Kotler 2008; Kotler et. al 2012, S.39; Meffert 2012, S.10). Dabei muss sich das Unternehmen mit seinem Angebot von seinen Mitkonkurrenten unterscheiden und sich am Zielmarkt positionieren und profilieren (Marktanpassung) (Vgl. Lichtsteiner et. al, S.195ff). Gleichzeitig wird durch eine aktive Marktgestaltung, mittels moderner Kommunikationsmittel (Werbung) der potentielle Kunde auf seine Wünsche hingewiesen und Bedürfnisse geweckt, die er vielleicht noch gar nicht erkannt hat, die dann zum Kauf oder zum „Dienstleistungsbezug“ (Lichtsteiner et. al, S.196) führen sollen. In der gegenwertigen Marketinglehre wird die Definition der American Marketing Association verwendet, die den Begriff Marketing weiter konkretisiert. „Marketing bezeichnet hiernach die Aktivitäten, Institutionen und Prozesse zur Schaffung, Kommunikation, Bereitstellung und zum Austausch von Angeboten, die einen Wert haben für Kunden, Auftraggeber, Partner und die Gesellschaft insgesamt (Christa 2010).“ Christa 21 berücksichtigt bei den Aktivitäten von Marketing unter anderem die Stakeholder einer Organisation. Stakeholder einer Organisation sind „ alle Gruppen oder Personen […], die die Zielerreichung der Organisation beeinflussen können oder durch deren Zielerreichung betroffen sind“ (Steinmann/Schreyögg 2005). Zusammenfassend kann in der Betriebswirtschaft von „vier Säulen“ oder Arbeitsaufgaben des Marketings ausgegangen werden. Demnach greift Marketing strategisch auf Instrumente der Marktforschung, Marktanalyse, Marktsegmentierung zurück, um das jeweilige Unternehmen am Markt auszurichten ist es eine wichtige Aufgabe eines Unternehmens Marketing zu betreiben, indem alle betrieblichen Funktionen, unter anderem Personal (internes Marketing), Produktion etc. mit einbezogen werden muss Marketing als marktorientiertes „Führungskonzept“ verstanden werden geht es beim Marketing unter anderem um eine optimale KundenUnternehmensbeziehung (Vgl. Christa 2010) 2.2. Marketing für Non- Profit Organisationen Die Frage stellt sich nun, ob das konsequente Ausrichten sämtlicher Unternehmensaktivtäten an Markt- und Kundenbedürfnissen zum Zweck der Absatzerhöhung uneingeschränkt auf den NPO Sektor übertragbar ist? Um sich dem Marketing in sozialen NPO‘ s zu nähern, ist ein Blick auf die jüngere Geschichte des sozialen Sektors sinnvoll. In dieser hat in Hinblick auf Marktform und Leistungsfeldern eine starke Veränderung stattgefunden. In den 1980er Jahren galten soziale Märkte als relativ geschlossen, das bedeutet, dass einige große soziale Organisationen ein sog. „Angebots-Monopol“ (Christa 2010) innehatten (Bsp. DRK und Blutspende), die nach sozialplanerischen Vorgaben in einem bestimmten Raum, mit bestimmter Bevölkerungszahl ohne Konkurrenz ihre sozialen Dienstleitungen anbieten konnten (Vgl. Christa 2010). Diese Organisationen wurden objektfinanziert, die Hürden für neue Anbieter waren hoch und so konnten die wenigen Anbieter nach dem Kostendeckungsprinzip von den Leistungsfinanzierenden bezuschusst, relativ risikofrei agieren (Vgl. Merchel 2009). Mit der Umstellung auf Wettbewerb innerhalb der Leistungsfelder der sozialen Arbeit durch den Gesetzgeber, der sich eine kundenfreundliche, bedarfsgerechte und preiswerte Arbeit davon versprach, „erfolgte in den meisten Bereichen des Sozialwesens eine sukzessive Entgrenzung von Anbieterstrukturen und Anbieterzahlen“ (Christa 2010). Die Folge ist Konkurrenzkampf mit der Gefahr von Preisdumping und verschiedenste Marktformen im sozialen Bereich. Für 22 die NPO’ s in diesen Bereichen ist diese intensive Konkurrenzsituation allerdings kein betriebswirtschaftlich idealer Zustand. Christa sieht im Marketing eine Reihe von Möglichkeiten für soziale Non- Profit Organisationen sich dieser intensiven Wettbewerbssituation zu entziehen und über hohe Akzeptanz- und Sympathiewerte bei den Kunden eine „leistungspolitische und emotionale Monopolstellung“ zu erarbeiten (Vgl. Christa 2010) Den klassischen Begriff des Sozialmarketing formte Kotler, dieser versteht unter Sozialmarketing eine Managementmethode, „die einen sozialen Wandel einleiten soll und sich aus Planung, Umsetzung und Kontrolle von Programmen zusammensetzt“ (Kotler 1991), die auf eine Veränderung des Verhaltens, Denkens und/oder von Werten und Normen zielt (Vgl. Kotler 1991; Christa/Schellberg 2010). Im Zentrum stehen Verhaltensänderungen breiter Schichten der Gesellschaft, die mit Hilfe von Marketinginstrumenten, besonders der Kommunikationspolitik, durchgesetzt werden sollen (Vgl. Christa 2010; Kortendieck 2011). Marketingaktivitäten kommen bei solchen Kampagnen außerdem bei der Beschaffung von Finanzen, Arbeitskraft und -zeit zum Tragen. Beispiele sind Kampagnen zur Aidsaufklärung oder zur Einschränkung des Alkoholkonsums bei Jugendlichen. Abbildung 6 Kommunikationspolitik zur Verhaltensänderung, Quelle http://v.gd/ST1tmz letzter Zugriff 29.09.13 13:59 Uhr Schellberg versucht beim Begriff Marketing für Sozialunternehmen eine Differenzierung aus der Richtung des bewussten Handels herzuleiten. Während bei kommerziellen Unternehmen betriebswirtschaftliches Handeln und eine kundenorientierte Ausrichtung der Prozesse innerhalb der Organisation bewusst geschehen, um den Absatz zu steigern, gibt er Einblicke in die Besonderheiten des Marketings in Sozialunternehmen, welche eine 23 Umorientierung hin zum Marketingansatz häufig aus der Not heraus veranlassen. Beispiele sind „Finanzierungs- und Kundenkrisen“ (Schellberg 2008). Bruhn stellt alle Austauschprozesse im sozialen Bereich unter Marketinggesichtspunkte. Demnach ist Sozialmarketing im weiteren Sinne eine spezifische Denkhaltung. „Sie konkretisiert sich in der Analyse, Planung Umsetzung und Kontrolle sämtlicher interner und externer Aktivitäten, die durch eine Ausrichtung am Nutzen und den Erwartungen der Anspruchsgruppen (Leistungsempfänger, Kostenträger, Mitglieder, Spender, Öffentlichkeit) darauf abzielen, die finanziellen, mitarbeiterbezogenen und insbesondere aufgabenbezogenen Ziele der Non Profit Organisation zu erreichen.“( Bruhn 2012, S.55) Bruhn grenzt dabei ganz klar das Marketing auf nicht kommerzielle Organisationen mit all ihren Besonderheiten ein und stellt besonders die Beziehungen zwischen den NPO’ s und den Anspruchsgruppen heraus. Demnach lassen sich zwei Ausgestaltungsformen differenzieren: Non- Profit Marketing im engeren Sinne beschreibt die Beziehung NPO zu den Leistungsempfängern, Mitarbeitern und Geldgebern Non- Profit Marketing im weiteren Sinne beschreibt die Beziehung NPO zu sämtlichen Anspruchsgruppen (Vgl. Bruhn 2012). Zusammenfassend lässt sich erkennen, dass wesentliche Methoden und Instrumente der betriebswirtschaftlichen Marketinglehre auch im sozialen Sektor eingesetzt werden, aber nicht uneingeschränkt übertragen werden können, zu vielschichtig sind die zu bedenkenden Rahmenbedingungen. Dennoch gibt es Zusammenhänge, gerade bei den Marketinginstrumenten, die jedoch durch die Komplexität der Besonderheiten des sozialen Sektors einzeln betrachtet und den jeweiligen Bedingungen angepasst werden sollten. 2.3. Notwendigkeit von Non Profit Marketing zur Aufgabenerfüllung 2.3.1. Absatzmarketing Marketing hat als Erstes eine traditionelle Absatzfunktion. Unternehmen konzentrieren sich auf den Absatz von Produkten und Dienstleistungen (Vgl. Schellberg 2008; Holdenrieder 2013). Durch die Steigerung des Wettbewerbs innerhalb des Sozialmarktes, durch die Umstellung der Finanzierungsformen weg von der Selbstkostendeckung hin zu Entgelten für die Inanspruchnahmen der Leistung und durch die teilweise Öffnung des Marktes für kommerzielle Anbieter, sind Organisationen gezwungen, sich über Marketingstrategien ihren „Marktanteil“ (Schellberg 2008) zu sichern. Insbesondere geht es um Konkurrenz-, Markt- und Kundenanalysen (Vgl. ebd.). Im Absatzmarkt werden die jeweiligen Leistungen der NPO‘ s ob sozial, karitativ, kulturell, etc. abgesetzt. In der Analyse des Absatzmarktes werden die verschiedenen Märkte bzw. Teilmärkte identifiziert und die zentralen Aspekte 24 herausgefiltert, die Auswirkungen auf die Kundschaft bzw. der Leistungsempfänger der Non- Profit Organisation haben. Es werden Marktanforderungen (z.B. Kundenbedürfnisse) skizziert und analysiert. Zudem werden Angaben über die wichtigsten Kundensegmente und dessen Entwicklungen gewonnen, Wachstumspotentiale, neue Segmente, Trends, aber auch Risiken und Rückgang von Kunden erkannt (Vgl. Kotler/Keller/Bliemel 2007). Beispiel des Vereins „Aufbruch“ e.V. Alle Maßnahmen zur Auslastung des betreuten Wohnens für Suchtkranke, die Gewinnung von Teilnehmern für eine Selbsthilfegruppentagung der Selbsthilfekontaktstelle oder die Steigerung der Beratungsstunden in der Sozialberatung im Sozialkaufhaus. 2.3.2. Image- und Akzeptanzpolitik, Lobbyismus Eine weitere Zielrichtung des Marketings gibt Schellberg mit der Image- und Akzeptanzpolitik vor. Grundgedanken sind Strategien zur Verbesserung der Außenwirkung, des Images oder Akzeptanz der eigenen Organisation, der Gewinnung von Befürwortern in der Bürgerschaft und besonders in der Politik. Wichtig ist die Sonderform Lobbyismus, die darauf abzielt, gezielt Werbung in der Politik und bei den potenziellen Finanzgebern für das eigene Unternehmen anzubieten (Vgl. Schellberg 2008). Diese Form wird dann zu einer tragenden Marketingsäule, wenn die Organisation stark abhängig ist von Finanzmitteln der Kommunen, Länder oder des Bundes. Beispiele aus dem Umfeld des Sozialkaufhauses Burg des Vereins „Aufbruch“ e.V. Suchtberatungsstellen, Familienberatungsstellen und Schuldnerberatungen in Sachsen-Anhalt stehen ab 2015 vor einer schwierigen Finanzierung, schon heute werden über die LIGA Landtagsabgeordnete angesprochen und „beworben“, um eine positive Entscheidung der Haushaltsgespräche im Sinne der Weiterführung der Finanzierung zu erreichen (Lobbyismus). 2.3.3. Bürgernahe Verwaltung Ziel des Marketings in diesem Bereich ist die Aufklärung der Bürger über Rechte und Möglichkeiten durch öffentliche Einrichtungen oder Sozialunternehmen, die stark abhängig sind von öffentlichen Geldern (Vgl. Holdenrieder 2013). Gerade im Zuge der Umstrukturierung der öffentlichen Verwaltung wird ein Marketing dann wichtig , wenn es darum geht öffentliche Einrichtungen als bürgernah und leistungsstark auszuweisen (Vgl. Schellberg 2008; Holdenrieder 2013). Beispiel aus dem Umfeld des „Aufbruch“ e.V. In Burg eröffneten binnen kurzer Zeit zwei neue Bürgerbüros mit kundenfreundlichen Öffnungszeiten, zudem wurde die Internetpräsens verbessert und etliche Vordrucke zum Downloaden in das Netz gestellt. 2.3.4. Beschaffungsmarketing Für Non- Profit Organisationen werden neben dem Absatzmarkt auch die Beschaffungsmärkte immer wichtiger und um diese wird es aufgrund der veränderten 25 gesellschaftlichen Bedingungen einen immer härterer Konkurrenzkampf geben. Dabei rücken neben der Beschaffung von Finanzen vor Allem das Marketing um Personal, Technologie und Know-How in den Vordergrund (Vgl. Bruhn 2012; Kortendieck 2011; Holdenrieder 2013). Marketing für Finanzressourcen Die Ausgangslage ist für NPO‘ s wie bei kommerziellen Unternehmen gleich. Die NonProfit Organisation benötigt für die Erbringung ihrer Leistungen und Aufgaben finanzielle Mittel. Nun können NPO’ s im Unterschied zu den kommerziellen Anbietern ihre Leistungen, aufgrund des angesprochenen Markt-und Staatsversagens, (Kapitel 1.2.) nicht vollständig am Markt verkaufen und es gibt wenige NPO‘ s die davon leben können. Dies bedeutet, dass sich die Organisationen für die Erreichung ihrer Sachziele nach alternativen finanziellen Unterstützern umschauen müssen, damit ein Finanzierungsmix aus Spendern, Mitgliedsbeiträgen und staatlichen Leistungen entsteht. Zwar ist laut dem Sozialbudget 2011 der Bundesregierung Deutschland eine finanzielle Unterstützung durch Bund, Länder und Kommunen seit Jahren auf konstantem Niveau, allerdings werden die Mittel durch die massive Anzahl von Non- Profit Organisationen eben für die einzelne Organisation reduziert und es kommt zu einem Konkurrenzkampf um diese Finanzen. Des Weiteren befördern die Gesetzgebung des Bundes und deren Konzentration auf einzelne Bereiche (z.B. Kinderbetreuung) die für die Umsetzung verantwortlichen Bundesländer und Kommunen in ein finanzielles Dilemma, die damit allerdings auch Streichungen bzw. Kürzungen in anderen sozialen Bereichen rechtfertigen können. Hier kommt dem Fundraising eine besondere Bedeutung zu. „Fundraising ist das Prinzip des Fragens/Bittens/Forderns, des Immer-wieder und des Um-mehrFragens/Bittens/Forderns (Haibach 2008).“ Fundraisingerfolge erfordern ein aktives Beschaffungsmarketing. Ziel ist es, langfristige Förderer zu finden, die in der Lage sind, bereitwillig die Arbeit der jeweiligen sozialen Organisation zu unterstützen. Der Zweck des Marketings ist es, Fördermittel einzuwerben und dazu ein stichhaltiges Konzept zu erstellen. Eine weitere Form des Beschaffungsmarketing ist das Sponsoring. Das bekannteste Sponsoring ist wohl das Sportsponsoring, allerdings wird in jeglichen Feldern, in denen NPO‘ s arbeiten, Sponsoring betrieben (Kultur, Wissenschaft, Soziales, Umwelt). Die Besonderheit des Sponsorings liegt in der vertraglichen Regelung der Leistung des Sponsors und der Gegenleistung des Gesponserten (Vgl. Bruhn 2012 S.71). Beispiel. Sozialkaufhaus Burg des Vereins „Aufbruch“ e.V. Bei der Ankündigung des Kinderfestes vom Sozialkaufhaus verpflichtete sich dieses das Logo der 26 Sparkasse auf sämtlichen Flyern und Plakaten, sowie ein Banner während des Festes aufzuhängen. Im Gegenzug sicherte die Sparkasse finanzielle Unterstützung des Festes zu. Für Non- Profit Organisationen, die Zweckbetriebe oder wirtschaftliche Betriebe betreiben, geht es ähnlich wie bei kommerziellen Unternehmen um eine Umsatzattraktivität und Preisgestaltungsmacht, mit den zentralen Fragen: Wofür ist der Kunde wirklich bereit zu zahlen und wo können die Erträge erzielt werden, die dann wieder in soziale, kulturelle oder karitative Projekte eingestellt werden können? Marketing um das Personal Zwei Faktoren sind bei der Personalgewinnung zu beachten. Auf der einen Seite ist Personal ob für privatwirtschaftliche Unternehmen oder Non- Profit Organisation ein großer Kostenfaktor. Auf der anderen Seite benötigt jede Organisation gut ausgebildete Mitarbeiter, zur Erfüllung ihrer Ziele. Gerade bei hochqualifiziertem Personal ist jedoch die Anzahl zurzeit knapp, in einigen Branchen, z.B. im Gesundheitsbereich, werden ausländische Jugendliche (Spanien) gezielt angesprochen, um die Fachkräftelücke zu schließen. Im Sozialsektor wird Personal mit hohen sozialen und fachlichen Fähigkeiten gesucht, um die Qualität der Leistung zu garantieren, Effizient zu arbeiten, Fundraising zu betreiben und alternative Finanzierungsmittel zu beschaffen. Damit wird die Einstellung und Weiterbildung von geeignetem Personal für Non- Profit Organisationen zur Vorrausetzung für ein erfolgreiches Agieren auf dem Sozialmarkt. Bei der Suche nach hauptamtlichem Personal werden ähnliche Wege zwischen NPO‘ s und kommerziellen Unternehmen, z.B. über Stellenportale, Zeitungen, Internet, gegangen. Zudem rekrutieren Non- Profit Organisationen zusätzlich etliche Mitarbeiter aus ehrenamtlichen Mitarbeitern. Während es in Sportvereinen und einigen Bereichen von Kultur und Umwelt kaum Probleme gibt, Ehrenamt in die NPO einzubinden, ist bei sozialen Trägern ein Kampf um die Freiwilligen entbrannt. Zielstellungen für das Marketing wären die Kommunikationspolitik aktiver zu gestalten, auf Freiwilligenmessen, Internetportalen oder Sozialen Netzwerken wie Facebook oder Twitter klar zu beschreiben, welche Einsatzund Weiterbildungsmöglichkeiten das Non- Profit Unternehmen anbietet, um Ehrenamt zu akquirieren und langfristig dieses Engagement zu binden. Beispiel Sozialkaufhaus Burg des Vereins „Aufbruch“ e.V. Der „Aufbruch" e.V. ist Mitglied in der Freiwilligenagentur des Jerichower Landes und hat sämtliche Einsatzmöglichkeiten in dem Fundus der Agentur beschrieben. In dieser Agentur werden Arbeitsfelder für Ehrenamtliche von unterschiedlichen NPO‘ s gesammelt und angeboten. Die Freiwilligen lassen sich über die verschiedenen Möglichkeiten informieren und werden dann in die gewünschte Organisation vermittelt. 27 Diese Form der Bündelung von Information und Vermittlung macht besonders aufgrund der Tatsache Sinn, dass sich viele Bürger ehrenamtlich engagieren möchten, jedoch aufgrund der Vielfalt nicht genau wissen, wie und wo sie dies tun können. Marketing für Technologieressourcen In diesem Bereich unterscheiden sich Non- Profit Organisationen kaum von kommerziellen Unternehmen, denn moderne Technologien in Form von Hard- und Software oder anderen Kommunikationssystemen können den Erfolg einer Organisation positiv beeinflussen. Ähnlich relevant für den Erfolg sind zudem Transportmittel und andere technische Hilfsmittel (Vgl. Bruhn 2012). „Durch den Einsatz von modernen Technologien wird sowohl die erbrachte Leistungsqualität als auch die Kommunikation mit den verschiedenen Anspruchsgruppen verbessert (ebda).“ Bestes Beispiel für den Einsatz solcher Technologien ist die Nutzung von modernen Internetseiten, schnellem Zugang über Smartphone oder Tablett PC. Hierüber können Leistungsempfänger erreicht und Spenden, sowie Personal akquiriert werden. Dass diese Art der Kommunikation sinnvoll ist, zeigen die Zahlen der Internetnutzung in Deutschland, demnach nutzen 77% der Menschen ab 10 Jahren täglich das Internet (Vgl. http://v.gd/XgLviG letzter Zugriff 9.10.13 16:07 Uhr). Problematisch gestaltet sich für NPO‘ s häufig jedoch die Anschaffung dieser Technologien. Während kommerzielle Unternehmen diese Investitionen auf die Preise der Kunden umlegen können, ist dies bei sozialen Non- Profit Organisationen nicht möglich. Hier spielen nunmehr Faktoren der Personalakquirierung eine Rolle. Non- Profit Organisationen benötigen motiviertes, gut ausgebildetes Personal, welches über Spenden, Fördermittel, Fundraising oder Sponsoring Geld, Sachwerte oder Sonderkonditionen beschaffen kann, Kontakte knüpft und Partnerschaften eingeht, um gerade auf dem auch für das Marketing wichtigen Technologiesektor Schritt zu halten. Beispiel Sozialkaufhaus Burg des Vereins „Aufbruch“ e.V. Der „Aufbruch“ e.V. besitzt drei neue LKW zur Auslieferung und Einholung von Möbeln, die zum Einen über Fördermittel der „Aktion Mensch“ und zum Andern über Sonderkonditionen des Paritätischen Wohlfahrtverbandes angeschafft werden konnten. Mit diesen hochmodernen, großen Fahrzeugen konnte gegenüber der Konkurrenz ein entscheidender Vorteil geschaffen werden. Das Sozialkaufhaus hat kurze Anlieferzeiten und noch kürzere Wartezeiten bei der Abholung von Spenden. Marketing für Know-how- Ressourcen Eine enge Verbindung bei der Beschaffung moderner Technologien besteht mit dem Marketing für Know-how-Ressourcen. Die Non- Profit Organisation benötigt zur Nutzung dieser Technologien das entsprechende Wissen zur Verwendung dieser Technologien (Vgl. Bruhn 2012). Es ist demnach notwendig spezielle Know-how-Ressourcen „organisationsintern oder extern“ (Bruhn 2012, S. 79) aufzubauen oder zu beschaffen. 28 Desweitern werden gerade für NPO‘ s des sozialen Sektors Wissensbereiche der Marktforschung, Rechnungslegung oder rechtliche und steuerlichen Fragestellungen immer bedeutender. Für die Erschließung dieses Know-how stehen unterschiedliche Wege zur Verfügung: Weiterbildung von haupt- oder ehrenamtlichen Mitarbeitern Kommerzielle Beratungsunternehmen Ausgliederung einzelner Bereiche in Kommerzielle Unternehmen (Fundraising) Netzwerke aufbauen (Sponsoren oder andere NPO’ s) 2.3.5. Corporate Identity Während die bisherigen Ausführungen des Non- Profit Marketing ausschließlich externe Umwelten betrachtete, ist als Ergänzung das Marketing innerhalb einer Organisation zu erwähnen. Ausgangspunkt ist der Sozialmarkt, in dem Ideen, Produkte und Dienstleistungen und deren Positionierung im Markt oftmals sehr schnell kopiert und übernommen werden und dadurch Vorteile gegenüber Konkurrenten verloren gehen (Vgl. Christa 2010). In den Mittelpunkt der internen Marketingaktivitäten rücken die Mitarbeiter der eigenen Organisation. Sie sind das Gesicht einer Non- Profit Organisation und für die Umsetzung der Leistungsziele verantwortlich. Nur wenn es gelingt, Mitarbeiter zu motivieren und sie sich mit der NPO und dessen Zielen und Werten identifizieren können, ist es möglich, Unternehmensziele und Marketingvorhaben umzusetzen. Der Kerngedanke ist dabei, ein einheitliches, positives Image im Wettbewerb zu anderen Organisationen aufzubauen, um sich damit abzugrenzen (Vgl. Holdenrieder 2013; Christa 2010). Ziel ist es, eine Kultur innerhalb der Organisation zu schaffen, in der die interne Kommunikation, das einheitliche Erscheinungsbild, das Verhalten untereinander und zu den Zielgruppen eine Handlungsorientierung für jeden Mitarbeiter gibt. Beispiel Sozialkaufhaus Burg des Vereins „Aufbruch“ e.V. Das Sozialkaufhaus Burg hat sich in den letzten Jahren ein äußerst positives Image bei den Zielgruppen (Bedürftige, Sucht- und psychisch Erkrankte, Rentner) erarbeitet. In der Kundenanalyse 2013 wird besonders auf die Freundlichkeit, das außerordentliche Engagement und die Kompetenz der Mitarbeiter schnelle, unkomplizierte Hilfe anzubieten, hingewiesen. Dieses Auftreten der Mitarbeiter ist das Ergebnis einer Organisationkultur im „Aufbruch“ e.V. die prozesshaft über die Jahre entwickelt wurde. Jedem Mitarbeiter wurde die Zeit gegeben, seine Kompetenzen in das Kaufhaus einzubringen, zudem wurde von Anfang an auf einen engen Zusammenhalt zwischen den Mitarbeitern Wert gelegt und durch verschiedene Maßnahmen (gemeinsames Frühstück, Grillabende, Bootsausflüge) gefördert. Die Maxime des Sozialkaufhauses Burg, dass jedem Menschen der das Kaufhaus betritt, Respekt und Höflichkeit entgegengebracht werden soll, wird von den Mitarbeitern gelebt und Nichteinhaltung angesprochen. Natürlich muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass die Leitung des Vereins kaum Anstrengungen in den Aufbau einer positiven Identität investieren musste. Das liegt besonders an den Lebensgeschichten der Mitarbeiter, die selbst häufig durch Krankheit, Armut, Arbeitslosigkeit 29 und Behinderung an den Rand der Gesellschaft gedrängt wurden und nun im Sozialkaufhaus Erfahrungen und besonders Problemlösungsstrategien weitergeben können. 2.4. Zwischenfazit Marketing für Non- Profit Organisationen Die Notwendigkeit für Non- Profit Organisationen auf ein eigenständiges Marketing zu setzten, hat zahlreiche schon beschriebene Legitimationsgrundlagen. Zum traditionellen Profit- Marketing müssen einige Besonderheiten berücksichtigt werden. Im Profitbereich ist der zahlende Kunde auch die relevante Zielgruppe, sie entscheidet mit ihrem Verhalten (Kauf oder Nichtkauf) über Erfolg oder Misserfolg des Unternehmens. Im Non- Profit Bereich kommen neben den Zielgruppen auch die Leistungsträger (Staat) und beeinflussende Stakeholder ins Spiel. Da soziale Leistungen, meist Dienstleitungen, oftmals nicht ökonomisch messbar sind, orientieren sich Leistungsträger an dem guten Ruf und den grundlegenden Zielrichtungen der Organisation. Das bedeutet für ein Non- Profit Marketing, dass es sich auf verschiedenste, manchmal auch widersprüchliche Interessen von Stakeholdern einlassen muss. Hinzu kommt die Knappheit von finanziellen Mitteln, die NPO hat die Aufgabe neben knappen, staatlichen Subventionen, Eigenmittel über Spenden und Fundraising zu akquirieren. Sie tritt in eine Konkurrenzsituation mit anderen sozialen Trägern, mit dem Ziel professionelle Arbeit, in hoher Qualität, mit modernsten Mitteln und hochmotiviertem Personal zu liefern. Dies ist vergleichbar mit privatwirtschaftlichen Unternehmen, die natürlich ähnliche Marketingziele verfolgen, jedoch Investitionen im Marketingbereich, Technik, Know-How oder Personal in die Preisentwicklung ihrer Produkte und Leistungen umlegen können bzw. müssen, um Gewinne zu erwirtschaften. Hier sind sozialen NPO‘ s schon aufgrund ihrer Klientel enge Grenzen gesetzt (Vgl. Marktversagen, Staatsversagen Kapitel 1.2.). Nur wenigen produzierenden oder handeltreibenden Non- Profit Organisationen, wie z.B. dem Sozialkaufhaus des „Aufbruch“ e.V. oder der Lebenshilfe mit ihren Behindertenwerkstätten, geht es, wie im privatwirtschaftlichen Bereich, um die Steigerung der Nachfrage und die Erhöhung des Absatzes ihrer Produkte und Leistungen. Allerdings, und dies ist der Unterschied zu privaten Unternehmen, immer unter der Prämisse der Abgabenverordnung für Vereine und der Investition der gemachten „Gewinne“ in die sozialen Projekte der jeweiligen Organisation. Dem Großteil der sozialen NPO’ s, besonders im Dienstleistungsmarkt agierend, geht es nicht um eine Nachfragesteigerung, der Bedarf ist vorhanden und würde bei noch höherer Nachfrage zu einem Qualitätsverlust führen. Für das Marketing bedeutet dies, dass es hier eher um die Verbesserung der „Dienstleistungsproduktion“ (Kortendieck 2011) und um effiziente und effektive „Absatzwege“ (Ebda) zur Erreichung des Ziels geht. 30 Ein weiterer Marketingunterschied von gewerblichen Unternehmen und sozialen NPO‘ s kann anhand der Abbildung 7 und 8 gut beschrieben werden. Abbildung 7 positiver, sofortiger Nutzen, Quelle http://v.gd/TL0whL, letzter Zugriff 02.11.13, 17:44 Uhr Während gewerbliches Marketing dem Kunden stets einen positiven, sofortigen Nutzen nach Inanspruchnahme verkauft, geht es dem NPO Marketing besonders bei Verhaltensänderungen, häufig um Verzicht oder einem Nutzen, den die Angesprochenen nicht unmittelbar erfahren, bei dem sie allerdings etwas unternehmen oder unterlassen müssen, z.B. Aids-Prävention. Abbildung 8 NPO Marketing Michael Stich Stiftung, Quelle http://v.gd/KigAeT, letzter Zugriff 02.11.13,17:52 Uhr Hinzu kommt, dass das Ergebnis nicht direkt beobachtbar oder messbar ist, bei langjähriger Suchtarbeit beispielsweise könnte eine niedrige Quote ein Ausdruck erfolgreicher Arbeit sein, was zur Folge hat, dass evtl. Fördermittel gekürzt werden. Im privatwirtschaftlichen Bereich ist Erfolg einfacher zu messen und geschieht über harte Faktoren der Finanzwirtschaft. Die Anforderungen an ein Marketingmanagement im Non- Profit Bereich sind unter Berücksichtigung der speziellen Bedingungen und Besonderheiten extrem hoch. Um ein vernünftiges Marketing anzukurbeln, braucht eine NPO spezielle Informationen, die im nächsten Kapitel kurz angerissen werden. 31 3. Informationsgrundlagen für Non-Profit Organisationen Beispiel Sozialkaufhaus Burg des „Aufbruch“ e.V. Nachdem das Sozialkaufhaus im Jahre 2010 eröffnet wurde, kam es zu ersten politischen Aktionen der Stadtverwaltung gegen das Kaufhaus. Dem Vereinsvorsitzenden wurde von einem hohen Kommunalpolitiker nahegelegt, das Sozialkaufhaus zu schließen, da dieser keinen Bedarf sehe. Andere etablierte Einrichtungen liefen Sturm und übten massiv Druck auf den Vermieter des Objektes aus. Diese Entwicklungen wurden vom Verein im Vorhinein vollkommen unterschätzt und waren auch in dem Ausmaß nicht vorherzusehen. Alles in Allem wurden allerdings, anders als im Sozialkaufhaus Stendal, wenig bis gar keine Informationen über Branchenkräfte, Marktkräfte oder Schlüsseltrends aus der Umgebung eingeholt und zu wenig Lobbyarbeit betrieben. Organisationen, ob nun im Non-Profit oder privatwirtschaftlichen Sektor, bewegen sich in bestimmten Umgebungen, die wesentlich an der Gestaltung und Ausführung der jeweiligen Geschäftsmodelle beteiligt sind. Die Umgebung zu beobachten, zu analysieren, das eigene Geschäftsmodell daran anzupassen und dabei die eigenen kreativen Ideen weiterzuentwickeln sind wichtige Grundlagen für neue Geschäftsmodelle und für weitere Strategien der Organisation (Marketing, Ausrichtung). Dabei sollten „Gestaltungsimpulse“ (Osterwalder/Pigneur 2011) wie Kundenwünsche und -bedürfnisse, aber auch „Gestaltungsbeschränkungen“ (ebd.) wie die Gesetzgebung oder starke Konkurrenten, in diese Beobachtung einfließen. Steinmann/Schreyögg sehen in einer „Umweltanalyse“ (Steinmann/Schreyögg 2005) und deren Interpretation eine komplexe Aufgabe für Führungskräfte, um die wichtigsten Einflussfaktoren und Zusammenhänge zu generieren und Entscheidungen treffen zu können (Vgl. ebd.). Dabei weisen sie darauf hin, dass durch die Komplexität der Umwelteinflüsse eine Organisation nie über alle Informationen verfügen kann und folglich strategische Entscheidungen prinzipiell unter Unsicherheit geschehen (Vgl. ebd.). Im Folgenden werden die wichtigsten Informationsgrundlagen für Non-Profit Organisationen ansatzweise beschrieben. 3.1. Analyse der Marktsituation Grundsätzlich umfasst die Marktsituation den Status quo des für die NPO relevanten Marktes, dessen Entwicklungstendenzen und dessen zentrale Einflussfaktoren (Vgl. Bruhn 2012). Ziel für die Non- Profit Organisation ist es, die Chancen, aber auch Risiken mit den vorhandenen Kompetenzen und Ressourcen auf dem jeweiligen Markt herauszubekommen und die Marketingziele darauf auszurichten. Für die NPO‘ s werden die schon beschriebenen zwei Märkte, der Absatzmarkt und der Beschaffungsmarkt, wichtig. Bei der Analyse des Absatzmarktes werden alle Märkte und Teilmärkte wichtig, auf denen die NPO‘ s ihre Leistungen bzw. Produkte absetzen. Dabei werden, ähnlich wie bei privatwirtschaftlichen Unternehmen, verschiedene Marktkräfte analysiert: Marktaspekte: identifizieren zentrale Aspekte, die den jeweiligen NPO Markt formen und verändern (Wohin steuert der Markt?) 32 Marktsegmente: identifizieren die Hauptmarktsegmente der NPO, beschreiben die Attraktivität und erkennen neue Segmente Marktanforderungen: skizzieren diese und analysieren wie gut diese erfüllt werden (Was brauchen Kunden?) Wechselkosten: beschreiben Bedingungen unter welchen Kunden oder Klienten zu Konkurrenten abwandern. Umsatzattraktivität: identifiziert Elemente im Zusammenhang mit der Umsatz- und Preisgestaltung (Wofür sind Kunden, Leistungsträger bereit zu zahlen?) (Vgl. Osterwalder/Pigneur 2011; Bruhn 2012) 3.2. SWOT Analyse des eigenen Geschäftsmodells Die SWOT Analyse trägt dazu bei, relevante Marktpositionen aus Sicht einer Organisation einzuschätzen. Hierbei werden Stärken und Schwächen einer Organisation analysiert und Chancen und Risiken für diese identifiziert (Vgl. Osterwalder/Pigneur 2011). Zentrale Fragen sind: Was sind Stärken, was sind Schwächen der eigenen Organisation? Und welchen Chancen und Risiken steht sie gegenüber? Hier wird die Position in der Umwelt der Organisation bewertet (Vgl. Bruhn 2012). Die SWOT Analyse ist eine einfache Möglichkeit weitere Diskussionen in Gang zu bringen, aber auch Grundlagen für Entscheidungsprozesse zu schaffen. Bei den Beschaffungsmärkten werden verschiedene Teilmärkte für NPO‘ s unterscheiden Markt für Spenden Markt für Sponsoring Mitarbeitermarkt Technologiemarkt Fördermittelmarkt. Ziel für das Marketing von NPO’ s ist nun die weitere Differenzierung dieser Teilmärkte und die weitere Analyse, ähnlich der Analyse der Absatzmärkte. 3.3. Wettbewerbsanalyse In dieser Analyse werden die wichtigsten Akteure in den Absatz- und Beschaffungsmärkten von Non- Profit Unternehmen beleuchtet. Es geht in erster Linie um Mitbewerber von Ressourcen (Spenden, Sponsoren, Zuschüsse, Projektfinanzierung) und um die Konkurrenten beim Absatz von Leistungen. Hinzu gesellen sich Neueinsteiger im Markt, „rebellische Mitspieler“(Osterwalder/Pigneur 2009), die oft mit innovativen Geschäftsideen ähnliche Kundensegmente ansprechen und 33 Ersatzdienstleister/Ersatzprodukte, die potentielle Ausweichmöglichkeiten für Non- Profit Angebote bieten und häufig aus dem privatwirtschaftlichen Bereich kommen (Vgl. Bruhn 2012). Bei der Analyse der Akteure werden etablierte Wettbewerber identifiziert und ihre Wettbewerbsvor- und Nachteile, ihre Hauptangebote und Kundensegmente und ihr Einfluss auf diese analysiert. Gerade im Non- Profit Sektor ähneln sich oftmals die Leistungsempfänger, die somit zum Gegenstand des Wettbewerbs werden (Vgl. Bruhn 2012). Bruhn differenziert in einer Konkurrenzanalyse im engeren Sinne, welche sich auf das unmittelbare Konkurrenzumfeld der NPO bezieht, hier arbeiten die Organisationen mit ähnlichen Kundensegmenten, Wertangeboten, Zielen, Kanälen. Und einer Konkurrenzanalyse im weiteren Sinne, welche alle Organisationen umfasst, die aus der Sicht der Leistungsempfänger als potentielle Alternativen wahrgenommen werden (Vgl. ebd.). Grundlage für eine Wettbewerbsanalyse ist immer die Definition des relevanten Marktes. Osterwalder/Pigneur weisen in diesem Zusammenhang auf die Wichtigkeit der Stakeholder, also der Akteure hin, die eine Organisation und ein Geschäftsmodell beeinflussen können. Darunter fallen Regierungen, Lobbyisten, Mitarbeiter etc. (Vgl. Osterwalder/Pigneur 2011). 3.4. Analyse des Marktumfeldes Eine wichtige Rolle für Non- Profit Organisationen und deren Geschäftsmodelle nimmt die Beobachtung und Analyse der Umwelt ein. Steinmann/Schreyögg sehen die Beziehung eines Unternehmens mit seiner Umwelt als „interaktives Modell“ an, in dem die Umwelt den Unternehmen unterschiedlich viel Spielraum lässt (Vgl. Steinmann/Schreyögg 2005). Auf der einen Seite können Veränderungen der Umweltsituationen entscheidenden Einfluss auf die Organisationen ausüben (Vgl. Bruhn 2012), auf der anderen Seite können diese durch ihre Schlüsselressourcen Einfluss auf die Umwelt nehmen und zudem durch ihre Findigkeit Lücken neben den etablierten Strukturen aufspüren, neue Ideen und Märkte aufbauen (Vgl. Steinmann/Schreyögg 2012). Dabei wird zwischen der natürlichen, ökonomischen, technologischen, politischen/rechtlichen und kulturellen/sozialen Umwelt unterschieden. Die gewonnenen Informationen bilden die Grundlage für NPO’ s, um ein gründliches Verständnis der Umgebung zu erhalten und auf mögliche Entwicklungen entsprechend reagieren zu können. 34 Abbildung 9 Globale Umwelt, Quelle Steinmann/Schreyögg 2005 Natürlich sind nicht alle potentiellen Störungen und Entwicklungen im Geschäftsumfeld zu erfassen, aber mit einer gründlichen Analyse und auch weiterführenden Beobachtungen des Umfeldes können Hypothesen über Chancen und Risiken des eigenen Geschäftsmodells aufgestellt werden. Auf die Methoden zur Informationsgewinnung kann in dieser Arbeit nicht eingegangen werden, sie werden jedoch benannt. 4. Methoden der Marktforschung Sekundärforschung Organisationsexterne Quellen (Internetseiten, Branchenstatistiken, Zeitung) Interne Quellen (Informationen von Leistungsempfängern, Spenderliste, Mitarbeiterberichte) Primärforschung Befragung (Kundenbefragung, persönliche oder schriftliche Befragung) Beobachtung Experiment (Feld- und Laborexperimente) (Vgl. Bruhn 2012) Wie erfolgen nun die Umsetzungen der Planung und Strategien? Das nachfolgende Kapitel stellt die wichtigsten Instrumente des Marketings vor. 5. Marketing Mix Nach Birzele/Thieme ist der Marketing Mix „die qualitative, quantitative und zeitliche Kombination der Marketing-Instrumente und stellt ein Handlungsgerüst dar, mit der ein Unternehmen seine Marketingziele zu erreichen sucht“ (Birzele/Thieme 2007). 35 Bestehend aus den vier Elementen (4 P’s) der Leistungspolitik (Product), als Kern des Marketingmix Distributionspolitik (Place), die sich mit der Frage des Standortes und der Verteilung der Leistung befasst der Preispolitik (Price) der Kommunikationspolitik (Promotion) als Sprachrohr des Marketing (Vgl. Christa 2010) Die vier Elemente des Marketing Mix müssen immer im Zusammenhang gesehen werden (Vgl. ebda). 5.1. Leistungspolitik (Product) für Non- Profit Organisationen Die Produkt- und Leistungspolitik ist das „Herzstück des Marketings“ (Christa 2010). Sie stimmt die Leistungen oder Produkte der Organisation mit den Erfordernissen des Marktes ab, d.h. die Produkt- und Leistungspolitik erstellt Angebote oder Programme, bestehend aus Dienstleistungen, Sachleistungen, Informationen, Ideen, Rechten, Orten, Räumlichkeiten oder Geldleistungen, die sich an den Bedarfen der Nachfrager orientieren und den potentiellen Kunden zum Kauf oder Nutzung angeboten werden (Vgl. Wöhe 2010; Christa 2010; Holdenrieder 2013). Dieses Marketinginstrument „beschreibt das Paket von Produkten und Dienstleistungen, das für ein bestimmtes Kundensegment Wert schöpft“ (Osterwalder/Pigneur 2011). Hier entscheidet sich ob der Nutzen für das angesprochene Kundensegment so hoch ist, dass es das bestimmte Angebot einem Anderen vorzieht. Die positive Abhebung von Konkurrenzangeboten und ein ständiger Wettbewerbsvorteil sind demnach weitere Ziele der Produkt- und Leistungspolitik (Vgl. Wöhe 2010; Meffert 2012). Bei den Wertangeboten werden in Quantität und Qualität, z.B. des Produktes und deren Funktionalität unterschieden (Vgl. Osterwalder/Pigneur; Kortendieck 2011). Grundfragen sind: Welchen Nutzen, welchen Wert bringt das Produkt bzw. die Leistung dem Kunden? Welche Kundenprobleme lösen die Produkte bzw. die Leistungen mit ihrem Angebot? Welche Kundenbedürfnisse helfen sie zu erfüllen? Welche Kombination von Produkten und Services bieten Unternehmen, NPO‘ s den einzelnen Zielgruppen an? Sehr häufig wird in der Marketingliteratur von Bedürfnisbefriedigung geschrieben. Zweifelsfrei sind für das Marketing, gerade auch bei NPO‘ s im sozialen Bereich, 36 Informationen über Bedürfnisse der Klienten bzw. Kunden wie Hunger, Sicherheit, Wohnung etc. hilfreich. Abbildung 10 Aktionsfeld der Leistungspolitik, Quelle Christa 2010 Jedoch, so schreibt Christa sehr treffend, kann Marketing Bedürfnisse und Bedürfnisstrukturen kaum beeinflussen (Vgl. Christa 2010). Bedürfnisse münden allerdings in Bedarfen nach bestimmten Gütern oder Leistungen und daraus resultieren Nachfragen von Kunden bzw. Klienten nach bestimmten Produkten und Dienstleistungen. Und genau hier setzt das Aktionsfeld der Produkt- und Leistungspolitik ein. Die Produkt- Leistungsplanung erfolgt in mehreren Dimensionen. Grundsätzlich wird in Kernleistungen oder Kernnutzen und Zusatzleistungen unterschieden. Die Kernleistung bezeichnet den Nutzen des Produktes oder die problemlösende Dienstleistung nach der ein Kunde sucht. Ein Elektriker kauft in einem Baumarkt einen Bohrhammer. Er kauft diesen nicht, weil er einen Bohrhammer haben möchte, sondern weil er für seinen nächsten Auftrag schnell große Durchbrüche in der Wand braucht. Ein Suchtkranker kommt in die Suchtberatungsstelle und möchte sich Entgiften lassen. Der Suchtberater vermittelt ihn in eine spezielle Klinik. Während die Kernleistung direkt ihre Aufgabe erfüllt, der Elektriker kann mit dem neuen Bohrhammer sein anvisiertes Loch bohren, der Suchtkranke hat einen Termin in einer Fachklinik, stiften Zusatzleistungen zusätzlichen Nutzen für den Kunden oder den Leistungsempfänger, ohne dass diese unbedingt notwendig sind (Vgl. Bruhn 2012; Kotler 2011). Der Elektriker bekommt die Möglichkeit der Ratenzahlung und eine Verlängerung der Garantieleistung. Der Suchtkranke fährt mit dem Fahrdienst der Suchtberatung direkt in die Entgiftungsklinik. Für den potentiellen Kunden oder Leistungsempfänger sind diese Zusatzleistungen wichtige Bestandteile der Gesamtleistung, sie sehen das erworbene Produkt als „Faktorenbündel“(Meffert 2012), dass seine Bedarfe zu befriedigen verspricht. Für NPO‘ s 37 und privatwirtschaftliche Unternehmen gilt, genau zu evaluieren, ob sich diese Leistungen in Bezug auf die Erfüllung des Ziels und aus finanzwirtschaftlicher Sicht lohnen. Abbildung 11 Kern- und Zusatzleistungen des Sozialkaufhauses Burg, eigene Darstellung Die Kernbereiche der Leistungspolitik beschreibt Reinfelder mit Leistungseliminierung Leistungsvariation Leistungsinnovation (Vgl. Reinfelder 2012) 5.1.1. Eliminierung von Leistungsangeboten Grundsätzlich kann eine Organisation nur dann langfristig überleben, wenn sie mit Erfolg ihre Leistungen bzw. Produkte auf den jeweiligen Markt bringt. Gleichzeitig sollte überprüft werden, welche Produkte und Leistungen aus dem Programm genommen werden können. Würde dies auf langer Sicht nicht geschehen, würde das angesprochene Programm von Angeboten immer weiter wachsen, unübersichtlich werden und nichtkalkulierbare Kosten entstehen. Bei der Eliminierung von Leistungsangeboten werden quantitative und qualitative Indikatoren unterschieden und diese im Gesamtkontext der Leistungserstellung der Organisation betrachtet. Quantitative Faktoren, wie sinkender Umsatz, Rentabilität, Marktanteile lassen sich durch betriebswirtschaftliche Kennzahlen, wie Umsatzstatistiken, Bilanzen oder Belegungsquoten rechnerisch nachvollziehen (Vgl. Wöhe 2010; Holdenrieder 2013). Bei den qualitativen Beurteilungsindikatoren werden Produktions- bzw. Prozessablaufstörungen, negatives Image, Änderungen der Bedarfe oder gesetzliche Bestimmungen beurteilt. Beide, quantitative und qualitative Kriterien, stehen in einer engen Abhängigkeit zueinander. Natürlich machen auch im sozialen Sektor Streichungen von Leistungen Sinn, wenn sie z.B. wenig Ertrag, Image, Auslastung, Qualität und kaum Zukunftsfähigkeit aufweisen (Vgl. 38 Christa 2010). Aber hierbei ist auf Besonderheiten von sozialen Leistungen und Produkten hinzuweisen. Die Leistungsträger und Finanziers sind häufig öffentlichen Kassen, d.h. die öffentlichen Fachressorts entscheiden oftmals über die Streichung von Leistungen. Des weiteren können Leistungseliminierungen von NPO‘ s im sozialen Bereich Imageschäden bei Leistungsempfängern und Stakeholdern mit sich ziehen. Eine sorgfältige Überlegung über die Auswirkungen und eine konzeptionelle Ausrichtung des gesamten Leistungsprogramms obliegt der Planungsfunktion (Vgl. Holdenrieder 2013). Werkzeuge, wie Scoring Modelle sind in der Marketingpraxis weit verbreitet und können bei der Entscheidungsfindung helfen. 5.1.2. Die Leistungsvariation Die wohl am häufigsten anzutreffende Form der Leistungspolitik bei Non- Profit Organisationen ist die Leistungsvariation. Lässt sich in der Analyse der Marktsituation feststellen, dass bei einem Produkt oder einer Leistung Handlungsbedarf besteht, z.B. durch veränderte gesellschaftliche Trends, veränderte Finanzierungformen, Gesetze oder veränderter Konkurrenzsituation und wird eine Eliminierung ausgeschlossen, werden in der Marketingliteratur verschiedene Optionen aufgezeigt, wo und wie Leistungsvariationen stattfinden können. Wichtige Daten erhalten Organisationen zudem aus dem organisationsinternen Controlling und von eigenen Mitarbeitern, die im direkten Kontakt mit den Kunden und Leistungsempfängern stehen und somit Wünsche, Anregungen und Kritik aufnehmen können. Ein weiterer Gradmesser ist die Ausgestaltung eines Beschwerdemanagements. Hier können Kunden und Leistungsempfänger direkt auf die Produkte bzw. Leistungen eingehen. Eine Variation von Leistungen und Produkten geschieht durch Weiterentwicklung, Verbesserung oder Änderung der Leistungseigenschaften (Vgl. Scheibe-Jaeger 2002). Grundvorrausetzung ist, dass die Leistung bzw. das Produkt schon auf dem Markt ist und nun den sich wandelnden Nachfragebedürfnissen anpassen muss (Vgl. Meffert 2012). Die Bandbreite der Möglichkeiten zur Leistungsvariation, Modifikationen oder Leistungsdifferenzierung ist sehr umfangreich und werden in dieser Arbeit lediglich kurz angerissen. Leistungsvariation durch Qualität Wie schon an anderer Stelle beschrieben führt die Öffnung des Sozialmarktes und die damit einhergehende Konkurrenzsituation zwischen den Trägern mit ähnlichen Angeboten dazu, dass für Kunden oder Leistungsempfänger die Qualität ein wichtiges Kriterium bei der Wahl eines Angebotes wird. 39 Zertifizierungen (z.B. nach ISO 9000, 9001) der eigenen Leistungen sind ein wichtiges Marketinginstrument und gleichzeitig ein Zeichen an die Kunden und Leistungsträger, dass auf Qualität in der Organisation hohen Wert gelegt wird. Gleichzeitig sind diese Zertifizierungen ein Abgrenzungsmerkmal zu anderen Anbietern. Bei den Leistungsvariationen in Bezug auf die Qualität werden Veränderungen in der Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität angestrebt. Beispiele des Sozialkaufhauses Burg und Stendal des Vereins „Aufbruch“ e.V. Strukturqualität: Baulich-räumliche Veränderung, Trennung von Kleidermarkt und Möbelmarkt und gleichzeitige Aufwertung des Kleidermarktes mit hochwertigen Kleiderständern, Regalen und Umkleidemöglichkeiten im Sozialkaufhaus Burg. Prozessqualität: Ergänzung der Handlungsanweisungen für Mitarbeiter mit einem Abschnitt zu Prozessstandards für bestimmte Krisensituationen (z.B. Umgang mit alkoholisierten Mitarbeitern) im Sozialkaufhaus Burg und Stendal. Ergebnisqualität: Verbesserung der Ergebnisqualität durch Aufnahme neuer Elemente, z.B. Angebot kostenloser Infoabende über soziale Themen im Sozialkaufhaus Stendal. Leistungsvariationen im Angebot oder Sortiment der Non- Profit Organisation Modifikationen im Angebotsprogramm oder im Sortiment zählen im erwerbswirtschaftlichen Bereich zu den traditionellen leistungspolitischen Aktionsmustern, aber auch bei NPO‘ s im sozialen Sektor werden durch veränderte Bedarfs-und Wettbewerbslagen Modifikationen vorgenommen (Vgl. Christa 2010, S. 157). Die Marketingliteratur unterscheidet in: Leistungsvariationen durch das Angebot von Zusatzleistungen Diese stehen immer in der Nähe zu den Kernleistungen und haben die Aufgabe das Angebot für den Kunden oder den Leistungsträger und Empfänger noch attraktiver zu machen (Vgl. Bruhn 2012, S. 304; Christa 2010, S. 156; Kortendieck 2011, S. 113). Dabei unterscheidet Bruhn in obligatorisch ergänzende Leistungen, die zur Erfüllung der Kernleistung zwingend notwendig sind (Vgl. Bruhn 2012, S.305). Beispiele des Sozialkaufhauses Burg und Stendal des Vereins „Aufbruch“ e.V. Beispielsweise sind hier die Aufnahme von persönlichen Spenderdaten und die Erstellung von Spendenbescheinigungen im Sozialkaufhaus Burg zu nennen. Die unmittelbar fakultativ ergänzenden Leistungen führen zu einer Steigerung der Attraktivität und sind nicht unmittelbar Bestandteile der NPO Leistung (Vgl. ebda). Beispiele des Sozialkaufhauses Burg und Stendal des Vereins „Aufbruch“ e.V. Das Mittagsangebot im Sozialkaufhaus Stendal und die sozialen Informationsabende dort, sind gute Beispiele hierfür. 40 Die mittelbar, fakultativ ergänzenden Leistungen stärken die emotionale Bindung des Kunden oder Leistungsempfängers ohne im Zusammenhang mit der Kernleistung zu stehen (Vgl. ebda). Beispiele des Sozialkaufhauses Burg und Stendal des Vereins „Aufbruch“ e.V. Das kostenlose, jährliche Sommerfest für Kunden des Sozialkaufhauses Burg mit Showprogramm für Kinder ist hier zu nennen. Leistungsvariationen durch Einbeziehung der Leistungsempfänger in den Erstellungsprozess Eine weitere Variation besonders bei sozialen Dienstleistungen ist die Veränderung bei Art und Umfang der Einbeziehung von Kunden in den Erstellungsprozess (Vgl. Bruhn 2012, S.305ff). Hierbei werden die Handlungen der Non- Profit Organisation unterschieden in Externalisierung und Internalisierung. Bei der Externalisierung werden Leistungen oder Leistungsanteile der NPO zu den Kunden oder Leistungsempfängern verlagert. Diese Form der Leistungsvariation macht jedoch nur dann Sinn, wenn eine Aktivitätssteigerung des Klienten bzw. Kunden gewünscht ist und dieser auch in der Lage ist, diese umzusetzen. Die NPO und oftmals auch die Kostenträger versprechen sich bei dieser Form der Variation eine Verbesserung der Effizienz und Effektivität. Beispiel aus dem Umfeld des Sozialkaufhauses Burg des Vereins „Aufbruch“ e.V. Eine Form der Externalisierung geschieht bei den methodischen Ansätzen der Drogen- und Suchtberatung Burg beim Kontrollierten Konsum von illegalen Drogen. Diese Form kann nur funktionieren, wenn der Leistungsempfänger ein Konsumtagebuch führt und plant, d.h. er plant seinen Tageskonsum, seine Tagesmenge und seinen Konsumort selbst, mit dem Ziel seinen Drogengebrauch zu kontrollieren. Diese Form der Variation, weg von der ausschließlichen Abstinenzorientierung, setzt ein ressourcenorientiertes Arbeiten mit dem Klienten voraus, aber verlangt auch vom Leistungsempfänger ein hohes Maß an Motivation und kognitiven Fähigkeiten. Die Risiken der Externalisierung liegen zum Einen darin, dass der Anbieter der Leistung die Kontrolle über den Prozess verliert und damit einen Qualitätsverlust erleiden kann und zum Anderen, dass der Anbieter ein bewusstes Scheitern des Leistungsempfängers in Kauf nimmt, um diesen stärker an sich zu binden. Bei der Internalisierung versucht die Non- Profit Organisation durch Übernahme von Leistungen, die ursprünglich von Leistungsempfängern erbracht wurden, eine engere Bindung mit diesem einzugehen. Alle Hol- und Bringedienste, sowie Informationsfaktoren und -medien (Website der NPO im Internet) gehören zu dieser Leistungsvariation (Vgl. Christa 2010, S.163; Bruhn 2012, S.307). Beispiel des Sozialkaufhauses Burg des Vereins „Aufbruch“ e.V. Das Sozialkaufhaus in Burg hat einen kleinen PKW, der in Absprache mit der Drogen- und 41 Suchtberatung Burg z.B. für Fahrdienste hin zu einer medizinischen Rehabilitation genutzt wird. Hier werden durch die Internalisierung Fahrdienst gleich zwei Bindungen angestrebt, zum Einen den Klienten an die Suchtberatung zu binden und evtl. Nachsorgefinanzen über die Rentenversicherung zu erhalten und zum Anderen dem Klienten die soziale Komponente des Kaufhauses näher zu bringen, mit der Chance, dass dieser als ehrenamtliche Kraft oder Kunde das Kaufhaus nutzt. Leistungsvariation durch Automatisierung Bei dieser Leistungsvariation geht es um die Verschiebung von Leistungen von der persönlichen in die sachliche Ebene. Das bedeutet bei der Automatisierung eine Veränderung der Leistung vom Menschen auf die Maschine, mit dem Ziel arbeitsintensive Prozesse für den Menschen zu Gunsten eines sachlichen Leistungsprozesses zu reduzieren, z.B. Pflegeroboter im Altenheim. Problematisch wird diese Leistungsvariation, wenn es bei einer Automatisierung rein aus finanziellen Aspekten bleibt, ohne die freigewordenen, persönlichen Ressourcen der Pflegekraft zu nutzen. Die Automatisierung als Leistungsvariation bei NPO‘ s im sozialen Dienstleistungsbereich lässt sich kaum beobachten, da der Faktor Mensch und Beziehungsaufbau eine besondere Rolle spielt. In produzierenden oder handeltreibenden Non- Profit Organisationen spielt die Automatisierung eine gewichtigere Rolle. Leistungsvariation durch zeitliche Veränderung des Leistungsprozesses Eine weitere grundlegende Leistungsvariation bei der Ausgestaltung des Leistungsprozesses stellt ein „leistungsempfängerorientiertes Zeitmanagement“ (Bruhn 2012; S.306) dar. Hier lassen sich Veränderungen unterscheiden in: Transferzeiten Abwicklungszeiten Wartezeiten Transaktionszeiten ( Vgl. Ebda) Während bei den Transfer-, Abwicklungs- und Wartezeiten eine Reduktion angestrebt wird, muss dies bei den Transaktionszeiten nicht zwangsläufig der Fall sein. Dies bestimmt die angebotene Leistung der jeweiligen Non- Profit Organisation, z.B. wird eine erlebnisund freizeitorientierte Jugendeinrichtung auf längere Transaktionszeiten mit den Kindern und Jugendlichen hinarbeiten. 5.1.3. Leistungsinnovation Eine Leistungsinnovation hat das Ziel, bestehende oder unerfüllte Bedürfnisse am Markt zu stillen, neue Ideen, Technologien und Dienstleistungen auf den Markt zu bringen, 42 bestehende Geschäftsmodelle zu verbessern, aufzubrechen und zu verändern oder einen neuen Markt zu schaffen (Vgl. Scheibe-Jaeger 2002; Osterwalder/Pigneur 2011, S.249). Bei der Herausforderung ein neues Geschäftsmodell zu entwickeln, entstehen in Richtung Zielstellung, Motivationen, vorbereitenden Maßnahmen (Marktanalyse, Marktforschung, Budgetplanung, Wirtschaftlichkeitsüberprüfung etc.), Durchführungen und Evaluation zwischen kommerziellen Organisationen und NPO‘ s etliche Schnittstellen, z.B.: das richtige Modell zu finden Unwägbarkeiten abzuwiegen den Markt veranlassen, die Innovation anzunehmen alte und neue Modelle aufeinander abzustimmen sich langfristig zu orientieren (Vgl. Osterwalder/Pigneur 2011, S.249; Bruhn 2012; S.302; Christa 2010, S.165) Allerdings ergeben sich hinsichtlich der Leistungsinnovation zwischen Non- Profit Organisationen und kommerziellen Unternehmen Unterschiede. Grenzen zeigen sich z.B. dadurch, dass die Leistungen und Aufgaben der NPO oft durch die Kostenträger und die Gesetzgebung strikt vorgeschrieben sind, so dass Innovationen nur mit einer Gesetzesänderung eintreten könnten (Vgl. Bruhn 2012, S.302). Eine Innovationsbremse sind jedoch nicht selten die Non- Profit Organisationen selbst, die nach ihren Oberzielen, Leitbildern oder Missionen auf „Altbewährtes“ setzen und lediglich bei den Zusatzleistungen auf Variationen setzen. 5.2. Zwischenfazit Leistungspolitik und Besonderheiten für Non- Profit Organisationen In der Analyse der leistungspolitischen Grundlagen für NPO‘ s im sozialen Bereich können etliche Faktoren aus dem kommerziellen Marketing übernommen werden. Darunter fallen: Aufbau von Kundenzufriedenheit in Bezug auf Fachlichkeit, Kundenbindung der Leistungsträger und Leistungsempfänger Imageprofilierung Profilierung gegenüber Konkurrenten Gewährleistung von Leistungsqualität Leistungen und Produkte werden vom Kunden bzw. Klienten als „Faktorenbündel“ (Meffert 2012) betrachtet, der potentielle Kunde entscheidet sich aus verschiedenen Aspekten (Qualität, Preis, Service) für oder gegen ein Produkt oder eine Leistung 43 der Kunde nimmt die Leistung oder den Kauf eines Produktes nur vor, wenn er dessen Wert höher einschätzt, als dessen Preis (Vgl. Christa 2010; Bruhn 2012) Ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal zwischen privaten Unternehmen und NonProfit Organisationen beschreibt Wöhe mit den Zielen der Privatunternehmen: „Maximiere den langfristigen Gewinn“ und „ die Schaffung eines bedarfsgerechten Angebotes ist eine logische Folge des unternehmerischen Gewinnstrebens“ (Wöhe 2010). Der Unterschied besteht darin, dass NPO‘ s aus finanzwirtschaftlicher Sicht natürlich auch nach „Gewinnen“ streben, diese jedoch zur „Missionserfüllung“ (Bruhn 2012) im ideellen Bereich einsetzen sollten. Zudem kommen für Non- Profit Organisationen noch zahlreiche Besonderheiten hinzu, die für private Unternehmen unrentabel erscheinen: die Notwendigkeit zur Bereitstellung einer permanenten Leistungsfähigkeit von sozialen Dienstleistungen, auch wenn diese aktuell nicht nachgefragt werden o Kriseninterventionen der Suchtberatung, Telefonseelsorge der Kirche Beteiligung der Leistungsempfänger im Leistungsprozess und Planung o Zielfindungsgespräche in der Familienberatung oder die Preisfestlegung der Mitarbeiter im Sozialkaufhaus Burg Eine Besonderheit bei sozialen NPO‘ s ist die Anhäufung der Leistungen mit Dienstleistungscharakter, der durch Nichtlagerbarkeit und die Immaterialität gekennzeichnet ist. Neben den Dienstleistungen finden sich allerdings auch wenige Organisationen wieder, die Produkte herstellen und verkaufen, wie z. B. die Werkstätten der Behindertenhilfe. Hinzu gesellen sich NPO’ s, die in Zweckbetrieben gebrauchte Möbel, Bücher, etc. vertreiben, wie z.B. das Sozialkaufhaus „Brauchbar“ in Burg. 6. Distributionspolitik Bei der Distributionspolitik soll eine Austauschbeziehung zwischen Anbieter und Kunden herbeigeführt, unterstützt und optimiert werden (Vgl. Scheibe-Jaeger 2002). Dabei werden alle Handlungen und Entscheidungen, die zu einer Übermittlung der Leistung eines Unternehmens hin zum Zielkunden führt, zusammengefasst. Um den Kunden die angebotenen Werte und Leistungen zu vermitteln, bedarf es verschiedener Kanäle. Ziel ist es, Schnittstellen und Berührungspunkte zum jeweiligen Kundensegment herzustellen und bekannte Marketinginstrumente zu nutzen, um die Aufmerksamkeit auf das Produkt bzw. die Dienstleistung zu erhöhen, den Kauf oder Nutzung anzuregen und ihm Unterstützung nach dessen Kauf/Nutzung anzubieten (Vgl. Osterwalder/Pigneur, S.31). 44 Grundfragen sind Auf welchem Weg/durch welche Absatzkanäle wollen Kunden bzw. Leistungsempfänger kontaktiert werden? Welche Absatzkanäle funktionieren am besten? Welche Absatzkanäle sind die kosteneffizientesten? Wie integrieren wir sie in unser Kundenkommunikationskonzept? Die Grundaufgabe der Distributionspolitik ist die optimale Gestaltung eines Distributionssystems (Vgl. Wöhe 2010, S.501). Dabei wird unterschieden in: akquisitorischer Distribution logistischer bzw. physischer Distribution 6.1. Akquisitorische Distribution Bei der akquisitorischen Distribution trifft das Unternehmen eine Grundsatzentscheidung über die Absatzkanäle, also ob die Leistung bzw. das Produkt direkt zum Kunden vertrieben oder über Absatzmittler organisiert wird (Vgl. Wöhe 2010, S.501; Meffert 2012; S.545ff). Bei einem direkten Vertrieb erfolgt die Erbringung und Übermittlung der Leistung durch die gleiche Organisation. In privatwirtschaftlichen Bereichen geschieht dies z.B. bei Werksverkäufen oder durch Außendienstmitarbeiter. Da Non- Profit Organisationen im sozialen Sektor häufig im Dienstleistungsbereich tätig sind und ihre Leistungen zeitgleich erstellt und in Anspruch genommen werden, ist diese Form die vorherrschende Vertriebsform. Interessant werden die Entscheidungen der NPO‘ s, wenn diese ihre Leistungen selbst erstellen und Handel treiben möchten, hier stellen sich ähnliche Fragen zu Logistik- und Vertriebskosten, Absatzpreisen und Absatzmengen wie im privatwirtschaftlichen Unternehmen. Nur wenige Hersteller von Produkten und Leistungen in Privatunternehmen verkaufen ihre Produkte direkt an den Kunden (Vgl. Kotler et. al 2011, S.1003). Häufig werden organisationsexterne Partner, sog. Absatzmittler genutzt, um die jeweiligen Produkte auf den Märkten verfügbar zu machen (Vgl. Ebda; Wöhe 2010, S.500). Dabei sind Absatzmittler, rechtlich und wirtschaftlich eigenständige Personen oder Institutionen, die aufgrund einer spezifischen Kompetenz direkt oder indirekt absatzfördernde Funktionen für eine Organisation übernehmen (Vgl. Christa 2010, S.180; Meffert 2012). Für das Marketing ergeben sich verschiedene Arbeitsansätze, vom Zustandekommen der Handelsbeziehungen, über die Reduzierung von Vertriebskosten bis hin zum Imageaufbau des Absatzkanals (Vgl. Meffert 2012, S. 545ff). Als Beispiele können im 45 privatwirtschaftlichen Bereich Groß- und Einzelhändler benannt werden und im sozialen Non- Profit Sektor Beratungsstellen und Hausärzte. Beispiele aus der Umgebung des Sozialkaufhauses Burg des Vereins „Aufbruch“ e.V. Die Suchtberatungsstelle in Burg stellt eine erste Anamnese hinsichtlich einer Abhängigkeitserkrankung und erklärt den Ablauf einer Entgiftung. Der Hausarzt informiert darüber, ob ein Patient eine ambulante oder stationäre Entgiftung durchführen soll. Eine Besonderheit für soziale Non- Profit Organisationen ist, dass die Bezieher der Leistung häufig selbst als Absatzmittler bzw. Meinungsführer fungieren und von den Organisationen einbezogen werden sollten (Vgl. Christa 2010, S.186). 6.2. Logistische Distribution Das logistische System einer Organisation befasst sich mit der physischen Bewegung einer Leistung bzw. eines Produktes zum Kunden bzw. Leistungsempfänger (Vgl. Bruhn 2012, S.342). Dabei ist die Kombination zwischen Lagerung, Transport bzw. bei Dienstleistungen der Standort der Erbringung entscheidend. Ziel ist es, die richtige Leistung bzw. das richtige Produkt zur gewünschten Zeit in der richtigen Menge am gewünschten Ort bereitzustellen (Vgl. Wöhe 2010, S.512ff; Kotler et. al 2011, S.1042). Damit beeinflusst ein ausgeklügeltes, effizientes Logistiksystem entscheidend die Kosten einer Organisation und besonders die Zufriedenheit der Kunden bzw. der Leistungsempfänger. Für Non- Profit Organisationen im sozialen Dienstleistungsbereich bezieht sich das Hauptaugenmerk, aufgrund der Immaterialität der Leistungen, auf die „Erfüllung des raumzeitlichen Präsenskriteriums“ (Bruhn 2012, S.343ff) und auf das „Tätigwerden des Leistungspotenzials“ (ebda.). Entscheidend sind in diesen Bereichen Planungs- und Vorbereitungsaufgaben hinsichtlich des Standortes und der Realisierung der Leistung in Bezug auf personelle und zeitliche Ressourcen einer Organisation. Unterschieden wird dabei in der Leistungserbringung beim Nachfrager, Leistungserbringung beim Anbieter und in der Leistungserbringung an einem „dritten Ort“ (Vgl. Ebda). Natürlich sind bei der Leistungserbringung Mischformen möglich. Distributionspolitisches Ziel ist der Absatz der Dienstleistung unter kundenfreundlichen Aspekten. Beispiele aus der Umgebung des Sozialkaufhauses Burg des Vereins „Aufbruch“ e.V. Die Suchtberatung Burg hat drei Mal in der Woche bis 18 Uhr geöffnet und die vorher bis 2008 bestehenden „Ruhezeiten“ über den Mittag eliminiert. Ziel ist die Verringerung der Nichterreichbarkeit. Diese, im Beispiel betriebliche Maßnahme die unter Anderem aus Gründen des Marketings umgesetzt wurde, hat allerdings Auswirkungen auf die Mitarbeiter. Es ist daher 46 abzuwägen, in wie weit eine Organisation auch die personellen und fachlichen Ressourcen besitzt, um seine Struktur zu verändern. Aufgrund der Dienstleistungsmerkmale der meisten Non- Profit Leistungen sind Entscheidungen der Lagerhaltung nur bei Organisationen relevant, die Handel treiben und Produkte direkt oder indirekt vertreiben. Für diese gelten, ähnlich wie in privatwirtschaftlichen Produktionsbetrieben, die Regeln der Marketinglogistik. Hierzu gehören nach Kotler: die Planung die Schaffung von notwendigen Strukturen (Gebäude, Fahrzeuge, Personal) die Steuerung und Dokumentation des Warenflusses bezüglich der Materialien der Endprodukte und der dazugehörigen Informationen vom jeweiligen Ausgangspunkt bis zum Übergabe- oder Verbrauchspunkt (Kotler et.al 2011, S.1042) Ziel dieser distributorischen Marketinglogik ist die Minimierung der Lager- und Transportkosten, die sich besonders in privatwirtschaftlichen Bereichen zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor entwickelt hat. „Der Wettbewerbsdruck des marktwirtschaftlichen Systems sorgt quasi automatisch dafür, dass Transport und Lagerhaltung - bei gleicher Qualität - vom billigsten Anbieter übernommen werden (Wöhe 2010, S.513).“ 6.3. Zwischenfazit Distributionspolitik und Non- Profit Organisationen Ähnlich wie bei der Leistungspolitik können einige Marketingüberlegungen aus dem privatwirtschaftlichen Bereich auch für die Distributionpolitik von Non- Profit Organisationen verwendet werden. Eine Basisdifferenzierung in akquisitorischer und physischer Distribution macht auch für den NPO Bereich Sinn, wenn hierbei die Besonderheiten der sozialen Arbeit beachtet werden. Oftmals haben die Leistungsempfänger spezifische Benachteiligungen im körperlichen oder geistigen Bereich, so dass besonders disributionspolitische Faktoren, wie Erreichbarkeit, Standortwahl oder Fahrservices bei Immobilität in den Mittelpunkt treten (Vgl. Christa 2010, S.181). Ein wesentlicher Unterschied besteht darin, dass Sozialpädagogik nicht direkt verkauft oder gekauft wird, wie Dienstleistungen und Waren im privatwirtschaftlichen Bereich. Trotzdem wird z. B. die Kundengewinnung in einigen Feldern der Sozialarbeit durch sozialpolitische Veränderungen, in Zukunft aktiver betrieben werden müssen. Der Wettbewerb zwischen den sozialen Trägern ist mittlerweile politisch gewünscht. 47 Da NPO’ s häufig einen Dienstleistungscharakter aufweisen, fallen Erstellung und Konsum einer Leistung auf einen Ort, somit fallen logistische Überlegungen eher Minimal aus. Hierbei handelt es sich dann um die Lagerung einzelner materieller Elemente, die zur Erbringung der sozialen Dienstleistung notwendig sind. Bei Handel treibenden NPO‘ s hingegen spielen, wie bei kommerziellen Unternehmen, zentrale Parameter, wie Lagerhaltung, Transport, Verpackung und Auftragsabwicklung eine immer größere Rolle. Auch können, je nach Größe der sozialen Non- Profit Organisation, effiziente Kooperationen mit Lieferanten oder verschiedenen Vertrieben aufgebaut werden. Zu erwähnen sind als weitere Distributionselemente die technologischen Entwicklungen unserer Gesellschaft, die auch den sozialen Organisationen immense Möglichkeiten eröffnen, wie z.B. E-Commerce, Internetplattformen, Apps oder neue Telefon- und Handytechnologien. 7. Preispolitik Beispiel des Sozialkaufhauses Burg des Vereins „Aufbruch“ e.V. Eine Aufgabe der Mitarbeiter der jeweiligen Abteilungen des Sozialkaufhauses ist es, die Preise für die gespendeten Gegenstände so festzulegen, dass sie vom Kunden gekauft werden und dass am Ende des Monats mit Hinblick auf die Abdeckung der Kosten für den Verein (Gehälter, Betriebskosten etc.) keine Finanzierungslücke entsteht. Dabei sollte, laut Konzeption, jeder im Verkauf tätige Mitarbeiter an den Preisfestlegungen beteiligt werden und jeder im Transport Tätige bei Abholung von Gegenständen Werte einschätzen können. Der Anleiter hat die Aufgabe der Sensibilisierung auf Preisentwicklungen, Preisober- und Untergrenzen. So viel zur Theorie, in der Praxis des Sozialkaufhauses ist, wie in vielen anderen kleinen Unternehmen im sozialen NPO Sektor, keine durchdachte Preispolitik zu erkennen. Dabei nimmt diese eine äußerst wichtige Funktion innerhalb des Marketingmix ein. Sie legt fest, zu welchen Bedingungen Leistungen oder auch Produkte mit den Abnehmern getauscht werden (Vgl. Bruhn 2012, S. 321). Die Herausforderung liegt darin den Preis zu finden, den ein Kunde oder Kostenträger bereit ist, zu bezahlen (Vgl. Kotler et al. 2011, S.730ff). Dabei erfolgt der Kauf oder die Nutzung eines Produktes oder einer Leistung nur, wenn aus Sicht des Kunden der potentielle Nutzen oder Wert höher liegt, als der für die Realisierung des Nutzens zu entrichtende Preis (Vgl. Meffert 2012, S.470ff; Kotler et. al 2011, S. 730). Mit anderen Worten, alle Produkte und Dienstleistungen haben Werte und Nutzen für die ein Kunde einen Preis, ein Entgelt, ein Honorar, eine Förderung, eine Rate, einen Eintritt bezahlt, wenn er diese angebotenen Werte oder Nutzen als für sich nutzbringend und vorteilshaft auslegt. Preise erfüllen in der Markttheorie eine wichtige Informations- und Koordinationsfunktion für Organisationen. Sie üben direkten Einfluss auf die Nachfrage und das Angebot von 48 Leistungen bzw. Produkten aus, mit dem Ziel Kunden bzw. Kostenträger zu gewinnen bzw. zu binden, Marktanteile auszuweiten, die Konkurrenz „auszuschalten“, den Absatz zu erhöhen und betriebsgerichtete Vorhaben, wie Arbeitsplatzsicherung und Verwirklichung von organisationsspezifischen Missionen zu erreichen (Vgl. Meffert 2012, S.470; Schellberg 2008, S. 167; Kotler et al. 2011, S.732). Kurz, Preise und Preissetzungen sind flexible, strategische Instrumente, die das Organisationsergebnis positiv oder negativ beeinflussen können. Für soziale NPO‘ s gelten einige Spezifika bei der Preispolitik besonders bei den Fragen der Zielsetzungen und der Finanzierung von Leistungen und Produkten in diesem Bereich. 7.1. Preispolitik sozialer Non- Profit Organisationen Im Unterschied zur Erwerbswirtschaft erhält die soziale Non- Profit Organisation die Leistungsentgelte für ihre erbrachten Leistungen zum größten Teil nicht direkt vom betroffenen Klienten, sondern vom Kostenträger, der mit der NPO einen entsprechenden Leistungssatz ausgehandelt hat. Die Grundlage hierfür ist der deutschen Besonderheit bei der Finanzierung von sozialen Dienstleistungen zuzuschreiben, welche auf Subsidiarität fußt. Für die Anbieter sozialer Dienstleistungen und Produkte ergeben sich unterschiedliche Aspekte, die bei der Preispolitik zu beachten sind: Preispolitik bei Einzelleistungsfinanzierung Der Großteil sozialer NPO‘ s finanziert sich über einzelleistungsfinanzierte Entgelte oder Zuwendungen öffentlicher Träger, hierbei werden von den Kostenträger mittlerweile bei den Verhandlungen um Kostensätze, Kosten-Leistungsrechnungen von den Organisationen vorausgesetzt. Die Aufgabe der NPO‘ s besteht darin, schon vor der Inanspruchnahme der Leistungen die Preise oder Gegenleistungen zu kalkulieren (Vgl. Kortendieck 2011, S.128). Beispiele finden sich besonders im Jugendhilfebereich wieder, in dem Berechnungen über Fachleistungsstunden oder Tagessätze für Kinder und Jugendliche mittelerweise Usus sind. Preispolitik bei Zuwendungs- oder Objektfinanzierung Eine Preisberechnung in diesen Bereichen kann ähnlich der Einzelleistungsfinanzierung kalkulatorisch berechnet werden, im Unterschied dazu wird jedoch die Zuwendung durch die Zahl der Nutzer dividiert, um einen Einzelpreis zu erhalten (Vgl. Christa 2010, S.199). Meist handelt es sich allerdings um eine Objekt- oder Projektfinanzierung, die über mehrere Haushaltsjahre des Kostenträgers geht und die Vorhaltung einer bestimmten sozialen Leistung finanziert. Als Beispiel kann hier die Finanzierung der Suchtberatungen im Land Sachsen-Anhalt genannt werden. 49 Wenn es darum geht, dass bei der Preispolitik die Preise für die Nutzung der Angebote festgesetzt werden, ist der Handlungsspielraum für soziale Organisationen durch die Krise des Sozialstaates und die dadurch entstandene Vergütungspolitik der Sozialleistungsträger sehr eingeschränkt (Vgl. Schellberg 2008). Hingewiesen werden muss auf die besondere Dreiecksbeziehung zwischen Leistungsträger, Leistungserbringer und Adressat, der oftmals einen gesetzlichen Anspruch auf soziale Leistungen hat. Preispolitik bei Handeltreibenden Non- Profit Organisationen Bei sozialen Organisationen, die Produkte selbst herstellen oder vertreiben, gelten ähnlich dem privatwirtschaftlichen Bereich, freiere Preisfestsetzungsmöglichkeiten und geringere gesetzliche Restriktionen, aber auch Marktbedingungen bei denen die Einflussgrößen und Auswirkungen von Preisen auf potentielle Kunden beachtet werden müssen. Demnach sollte der Preis für ein Produkt immer in einem Bereich liegen, der attraktiv für den Kunden ist und trotzdem so hoch, dass der Anbieter noch einen Gewinn oder zumindest eine Kostendeckung erreichen kann. „Die Wahrnehmung des Kunden bezüglich des Wertes eines Produktes stellt zunächst die Preisobergrenze dar, die Materialkosten des Produktes hingegen die Preisuntergrenze, bei deren Unterschreitung das Unternehmen einen Verlust machen würde (Kotler et. al, S. 732).“ Zwischen diesen beiden Extremen sind zudem einige interne und externe Einflussfaktoren, wie eigene Marketingziele oder Marketingmix als Kostentreiber, der Aufbau der eigenen Organisation, die Markt- und Nachfragesituation, Wettbewerberstrategien und Konkurrenzpreise zu beachten. 7.2. Kalkulation des Preises Kostenorientierte Preisfindung Eine Kostenorientierte Preisfindung wird von sozialen Trägern dann vorgenommen, wenn aufgrund von Kostensatzverhandlungen mit den Kostenträgern, die Selbstkosten dem Kostenträger offenzulegen sind. Dies geschieht über entsprechende Antragsformulare. Ausgangspunkt sind die Kosten der Leistungserbringung mit dem Ziel, durch den Preis die Gesamtkosten zu decken (Vgl. Kortendieck 2011, S.130; Christa 2010, S.208) Es gilt, nur die erbrachte Leistung bringt Ertrag (Vgl. Christa 2010). Die kostenorientierte Preisfindung findet sich besonders bei Verhandlungen im Jugendhilfebereich, bei den Hilfen für Erziehung und im Behindertensegment wieder. Immer häufiger setzt sich die sogenannte Zielkostenkalkulation durch. Hierbei soll der Preis der Leistung am Markt bestimmt werden und die Leistungen werden so angepasst, dass die Kosten durch den erzielten Preis abgedeckt sind (Vgl. Kortendieck 2011, S.129). 50 Problematisch in diesem Zusammenhang sind zwei Aspekte, zum Einen geben Kostenträger oftmals die Preise vor und kalkulieren diese von vornherein sehr niedrig ein. Die Folgen für die NPO‘ s sind Probleme in der Qualität und Quantität der Leistungserbringung. Zum Anderen werden am Sozialmarkt die Preise für Leistungen von einigen Anbietern regelrecht kleingehalten, um an Aufträge der Kostenträger zu gelangen. Dies führt zwangsläufig dazu, dass wirtschaftlich stabile und große Sozialunternehmen, kleine Träger verdrängen. Die kostenorientierte Preisfindung ist das dominierende Element der Kalkulation bei NonProfit Organisationen und bildet auch die Grundlage für Bereiche die eine Gewinnabsicht verfolgen. Dabei entwickelt das jeweilige Unternehmen ein aus seiner Sicht gutes Produkt, berechnet die Herstellungskosten und legt dann einen Preis fest, der die Selbstkosten plus einen Gewinn für das Unternehmen ergibt (Vgl. Kotler et. al 2012, S.733). Die Aufgabe des Marketings ist es nun, den Käufer zu überzeugen, dass der Wert des Produktes, seinen Preis rechtfertigt. Dabei sollten Fixkosten (Kosten die unabhängig von der Ausbringungsmenge sind, z.B. Miete, Gehälter) und variable Kosten (Kosten die abhängig von der Ausbringungsmenge anfallen) einkalkuliert werden. Ist der Preis zu hoch, wird das Produkt vom Kunden nicht gekauft, ist der Preis zu tief angesetzt, sind die Gewinnspannen niedrig. Liegt der Preis unter den Herstellungskosten macht die Organisation Verlust, d.h. die kostenorientierte Preisfindung setzt die Grenze zwischen Wirtschaftlichkeit und Unwirtschaftlichkeit und sollte langfristig nicht unter dieser liegen. Abbildung 12 kostenorientierte Preisfindung, Quelle Kotler et. al 2012 Nachfrageorientierte Preisfindungen In der Marketingliteratur für gewinnorientierte Unternehmen wird aufgrund der oftmals willkürlichen Kalkulation auf Vollkostenbasis, der subjektiven Einschätzung einiger Unternehmen in Bezug auf die Kostenverteilung und der damit entstehenden Unzufriedenheit für Unternehmen, die zu wenig Gewinn machen und Kunden, die keine hohen Preise zahlen wollen, der gesamte Prozess umgedreht und auf eine wertorientierte Preissetzung gesetzt. Hierbei legt sich der Zielpreis danach fest, wie er vom Kunden wahrgenommen wird (Vgl. Wöhe 2010, S.471). Ausgangspunkt für die Preisfestlegung ist die Analyse der Bedürfnisse und Bedarfe und die Wertwahrnehmung der Kunden. Voraussetzung ist also die Erfassung der Nutzeneinschätzung seitens der Nachfrager (Für welche Werte sind Kunden wirklich bereit zu zahlen?). 51 Abbildung 13 nachfrageorientierte Preisfindung, Quelle Kotler et. al 2012 Die nachfrageorientierte Preisfindung kommt für soziale NPO’ s in der Regel nur dann Zustande, wenn es Freiheiten bei der Preisbestimmung gibt (Vgl. Christa 2010, S.211). Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis, d.h. steigt die Nachfrage, steigt der Preis und umgekehrt, sinkt die Nachfrage, sinkt auch der Preis (Vgl. Kortendieck 2011, S.130; Christa 2010, S.208). Interessant wird diese Preisfindungsform für handeltreibende soziale NPO’ s. Für soziale Unternehmen ohne diese Möglichkeiten ist diese Form der Preisfindung mit Schwierigkeiten verbunden. Zum einen müssen sich soziale NPO‘ s oftmals an die Vorgaben des Kostenträgers anpassen. Zum anderen ist die Nachfrage in den meisten sozialen Dienstleistungen sehr hoch und die „Kunden“ nicht zahlungsfähig, so dass das Diktat der Nachfrage hier nicht greift. Wettbewerbsorientierte Preisfindung Die Wettbewerbsorientierte Preisfindung ist eine Reaktion des Anbieters sozialer Leistungen auf einen konkurrierenden Anbieter im Sozialmarkt. Der Preis der eigenen Leistung bzw. des eigenen Produktes wird beispielweise am „ Marktführer“ angeglichen oder unterschritten. Voraussetzung ist eine Analyse der Branchenteilnehmer, mit dem Ziel wettbewerbsfähig zu bleiben, Konkurrenten aus dem Wettbewerb zu drängen bzw. diese gar nicht erst eintreten zu lassen. Der wettbewerbsorientierten Preisfindung kommt im Bereich der sozialen Non- Profit Organisationen eine größere Bedeutung zu, seit dem Kostenträger zu preisgünstigen Leistungen tendieren und soziale Träger diesen Anliegen Rechnung tragen (Vgl. Christa 2010, S.211). Die Folgen solcher Preisfindung können fatale Auswirkungen für die Leistungsempfänger hinsichtlich der Qualität und auch der Quantität haben. In privatwirtschaftlichen Unternehmen ist die Sicht auf Konkurrenten eine wichtige Strategie, um Marktanteile zu erhalten oder auszuweiten. Hier werden zur von Konkurrenzpreisen Testkäufe durchgeführt, Preislisten- und Produktionspreise recherchiert oder Käuferbefragungen hinsichtlich der Qualität und des Preises organisiert. Ein großer Aufwand, der von sozialen Organisationen häufig nicht betrieben werden kann oder nur teilweise geschieht, obwohl diese Informationen und die eigene strategische Preisreaktion eine Chance ist, den Wettbewerb auf dem Sozialmarkt positiv zu gestalten. 52 7.3. Zwischenfazit Preispolitik für Non- Profit Organisationen Die Entscheidung welche der Preisfindungsformen angewandt wird, geschieht im sozialen Non- Profit Bereich häufig über die Kostenträger. Diese sind in vielen Bereichen dazu übergegangen, Obergrenzen für Preise am Sozialmarkt festzulegen und die Finanzierung an bestimmte Leistungen zu koppeln (Vgl. Kortendieck 20111, S.130). Damit entsteht automatisch eine Konkurrenzsituation zwischen den Trägern. Die Leistungserbringer werden miteinander verglichen und auf das niedrigste Preisniveau gedrückt (Vgl. ebda). Grundsätzlich ist nichts gegen eine effiziente und effektive Arbeitsweise von sozialen NPO‘s einzuwenden, doch mit der Preispolitik der Kostenträger auf Niedrigpreisniveau wird der Spielraum, besonders für kleinere Träger ohne Alternativfinanzierungen wie Spenden, Gebühren, Beiträge sehr schwierig. Zudem besteht die Gefahr, dass die Qualität der Arbeit darunter leidet. Entgehen kann man dem Preisdruck letztlich nur durch Leistungsdifferenzierung und der Erarbeitung von Marketingkonzepten, gekoppelt mit Qualitätsstandards, die sich von anderen Anbietern abhebt. „Pädagogik sollte nicht vom Preis bestimmt werden, sondern der Preis sollte sich nach der Pädagogik richten.“ (K.H. Braun) 8. Kommunikationspolitik Beispiel des Sozialkaufhauses Burg des Vereins „Aufbruch“ e.V. Als das Sozialkaufhaus im Jahr 2010 in Burg eröffnete, war es die Aufgabe der damals noch jugendlichen Mitarbeiter das Angebot und die Dienstleistungen des Kaufhauses bekannt zu machen. Dies geschah durch eine groß angelegte Flyerverteilungsaktion und diverse Zeitungsartikel in der regionalen Presse. Flankiert wurden diese Bemühungen, mit der Einübung von positiven Mitarbeiterverhaltensweisen (Kundenkommunikation, Kommunikation untereinander, Respekt) gegenüber den Kunden und der freundlichen Gestaltung des Verkaufsraumes. In der 2013 durchgeführten Kundenbefragung wurden besonders diese Faktoren als überaus positiv für das Image des Sozialkaufhauses bewertet. Für Organisationen im sozialen aber auch in privatwirtschaftlichen Bereichen ist die Kommunikationspolitik das wohl vertrauteste Instrument im Marketingmix. Es reicht nicht aus gute Produkte und Dienstleistungen anzubieten. Aufgabe sollte sein, dem Verbraucher über dessen vorteilhaften Nutzen zu informieren, so dass diese sich in dessen Bewusstsein verankern und einen Wiedererkennungswert besitzen. Hierfür nutzen Marketingverantwortliche die Kommunikation, also das Senden von verschlüsselten Informationen und Bedeutungsinhalten, um beim Empfänger eine Wirkung zu erzielen und Meinungen, Einstellungen, Erwartungen und Verhaltensweisen im Sinne der Zielerreichung der Organisation zu steuern (Vgl. Meffert 2012, S. 606; Bruhn 2013, S.3; Kotler et. al 2011; S. 840). Dies geschieht über die Instrumente und Maßnahmen der Kommunikationspolitik, welche im engen Zusammenhang mit der Analyse der Marktsituation einer Organisation, sowie der anderen Elemente des Marketing- Mix 53 auszugestalten sind. Ohne konkrete Entscheidungen zur Produkt-, Preis- und Distributionspolitik können keine zielführenden Kommunikationsstrategien entwickelt und durchgeführt werden (Vgl. Christa 2010, S.223). Zusammenfassend schlägt Kotler folgende Schritte zur Entwicklung eines Kommunikationsprogramms vor: Zielgruppen ermitteln Wirkziele der Kommunikation bestimmen Botschaften gestalten Kommunikationswege auswählen Kommunikationsbudget ermitteln Kommunikation durchführen, koordinieren und messen (Vgl. Kotler et. al 2011; S. 887) 8.1. Zielgruppen Die Zielstellung der Kommunikationspolitik hängt eng mit der Zielstellung der jeweiligen sozialen Organisation zusammen und den Zielgruppen, die angesprochen werden sollen. Vorbedingung für eine Organisation ist es, sich klar zu werden, wen sie eigentlich erreichen möchte. Auch hier wird wieder auf die Besonderheit des sozialen Bereichs und ihrer Anspruchsgruppen hingewiesen, welche in Kapitel1.4. beschrieben wurden. 8.2. Ziele und Aufgaben der Kommunikationspolitik Besonders für soziale Non- Profit Organisationen wird eine effektive und effiziente Kommunikationspolitik vor dem Hintergrund einer steigenden Wettbewerbsintensität, gesättigter Märkte, einem extrem hohen Informationsangebot bzw. Überangebot und dem sinkenden Interesse der Kunden zunehmend wichtiger. Beispiel des Sozialkaufhauses Burg des Vereins „Aufbruch“ e.V. Jedes Jahr führt das Sozialkaufhaus Burg ein Kinderfest durch und sucht hierfür Sponsoren bei den Unternehmen der Stadt. 2013 unterstützten von sieben angefragten mittelständigen Betrieben zwei diese Aktion in sehr überschaubarem Maße, sodass in der Abrechnung vom finanziellen Aufwand und Einnahmen eine negative Bilanz stand. Gründe wurden hauptsächlich nicht benannt und wenn, wurde auf das soziale Engagement in anderen Organisationen (Sport) hingewiesen. Vor diesem Hintergrund hängt ein dauerhafter Kommunikationserfolg von drei Komponenten ab Kopf Die vermittelte Botschaft muss gesehen, gehört, wahrgenommen werden und zu informatorischen Prozessen beim Empfänger führen, die ein Verstehen bewirken. 54 Herz Dabei soll diese Botschaft gerade im sozialen Bereich Emotionen bei der Zielgruppe hervorrufen. Hierbei ist nicht nur der potentielle Spender einer Non- Profit Organisation gemeint, sondern auch der Klient, der sein Problem wahrnimmt oder der politische Entscheidungsträger, der die Notwendigkeit einer weiteren Förderung erkennt. Hand Hier soll der Klient bzw. Kunde seine Rolle als externer Faktor wahrnehmen und sich als aktiver Teil des sozialen Leistungsprozesses verstehen, z.B. der Spender soll spenden, der Ehrenamtliche seine Fähigkeiten in die Organisation einbringen (Vgl. Kortendieck 2011, S.140). Hieraus ergeben sich neben ökonomisch orientierten Absatzzielen, psychologische Zielsetzungen, denen eine große Bedeutung zukommt. Bruhn unterscheidet in Kognitiv-orientierte Ziele Affektiv–orientierte Ziele Konativ-orientierte Ziele (Vgl. Bruhn 2013, S.183). Kognitiv-orientierte Kommunikationsziele Der kognitiv-orientierte Ansatz versucht, die Informationsaufnahme, -verarbeitung, speicherung zu steuern (Vgl. Bruhn 2013, S.182). Primäres Ziel ist es, die jeweiligen Anspruchsgruppen zu erreichen. Dies geschieht häufig über Nichtzielpersonen, also Personen oder Institutionen, die nicht zu den Anspruchsgruppen der Organisation gehören. Beispiele sind Printmedien oder Plakataktionen. Hier ist es natürlich der Fall, dass auch Personen die Informationen wahrnehmen, die kein Interesse und keine Verbindungen mit den Leistungen und Angeboten der Organisation besitzen. Das bedeutet für den Marketingverantwortlichen herauszufinden, wo die Botschaften der Organisation am besten platziert werden und natürlich wie die Zielgruppen auf das Angebot aufmerksam gemacht werden können. Weiteres Ziel ist, die Aufmerksamkeit der Anspruchsgruppe auf Produkte, Marken und Leistungen des Unternehmens zu ziehen. Methoden wären die Nutzung sog. „EyeCatcher“ bestehend aus Bildern und/oder kurzen markigen Sprüchen. Ein weiteres Vorhaben besteht darin, dass Kenntnisse über Marken und Produkte, sowie das Wissen über Produktneuheiten und Leistungsvorteile bei den Anspruchsgruppen im Gedächtnis so gespeichert werden, dass diese bei einer bestimmten Leistungskategorie sofort auf die Produktpalette der jeweiligen Organisation zurückgreifen bzw. diese als Alternative im Gedächtnis haben. 55 Abbildung 14 kognitiv-orientierte Kommunikation DRK, Quelle http://v.gd/pKnG5H, letzter Zugriff 29.11.13, 16:55 Uhr Eine Besonderheit für Non- Profit Organisationen des sozialen Bereiches ist die Informations- und Wissensvermittlung für soziale Themen und Aufklärungskampagnen. Affektiv-orientierte Kommunikationsziele Affektiv-orientierte Ziele sind vor allem auf die Weckung bestimmter Emotionen und den Aufbau von Sympathien zu einer bestimmten Marke oder Organisation ausgerichtet (Vgl. Bruhn 2013, S.182). Hierbei wird ganz gezielt auf die Kraft von Gefühlen hingearbeitet und sehr häufig mit ausdrucksstarken Bildern gearbeitet (z.B. Spendenkampagnen bei Naturkatastrophen). Abbildung 15 affektiv-orientierte Kommunikation Aktion gegen Armut, Quelle http://v.gd/9gSot0, letzter Zugriff 29.11.13, 18:34 Uhr Ziel ist ebenfalls die Weckung von Interesse und die aktive Auseinandersetzung der angesprochenen Zielgruppe mit den Leistungen der Organisation. Dabei werden konkret Bedürfnisse angesprochen, dass die angebotene Leistung bzw. das Produkt einen großen 56 Nutzen hat und Vorteile für die Zielgruppe bringt. „Bei einer zunehmend objektiven Gleichartigkeit und steigender Komplexität der Angebote sind die emotionale Positionierung, sowie die Erzeugung und eines positiven und einzigartigen Image von Marken und Unternehmen von zentraler Bedeutung.“ (Bruhn 2013, S.182). Konativ-orientierte Kommunikationsziele Alle Kommunikationsbotschaften dienen schließlich dazu, bestimmte Handlungen oder Verhaltensweisen bei den Leistungsempfängern, Kunden oder Geldgebern auszulösen. Der Spender soll spenden, der Suchtkranke weniger Trinken, der Konsument neue Produkte ausprobieren, die Marke wechseln oder die Kaufmenge erhöhen. Für eine Organisation ist zu beachten, dass sie für die Informationsbedürfnisse ihrer Anspruchsgruppen offen ist und aktiv Austauschbeziehungen anstrebt. Ein nicht zu unterschätzender Teil der Kommunikation ist die Mund-zu-Mund Kommunikation. Sie dient der Weiterempfehlung der Leistungen und Produkte und ist besonders bei Non- Profit Organisationen aufgrund des oftmals vorherrschenden immateriellen und „intangiblen“ (Christa 2010, S.236) Charakters äußerst wichtig für die Akquisition neuer Geldgeber und Leistungsempfänger (Vgl. Christa 2010, S.236). 8.3. Externe, interne und interaktive Kommunikation Abbildung 16 Kommunikationsprozess, Quelle Bruhn 2012 Die Kommunikation lässt sich nach Bruhn in Maßnahmen der externen Kommunikation (Bsp. Anzeigenwerbung), der innerbetrieblichen, internen Kommunikation (Bsp. regelmäßige Dienstbesprechungen) und der interaktiven Kommunikation zwischen den Mitarbeitern einer NPO und den Anspruchsgruppen (Bsp. Beratungsgespräch in der Suchtberatung) unterscheiden (Vgl. Bruhn 2013, S. 4). Für die Erreichung der Kommunikationsziele steht den Organisationen eine Vielzahl von internen und externen Instrumenten zur Verfügung. Von großer Bedeutung sind die Kommunikation in der 57 Organisation selbst und die Interaktion zwischen Mitarbeitern und den Anspruchsgruppen. Dies bedeutet für Führungskräfte einer Organisation ein ausgewogenes und zufriedenstellendes Personalmanagement zu organisieren, da gerade Mitarbeiter in NPO‘s glaubwürdige Multiplikatoren im Kommunikationsprozess darstellen (Vgl. Klöfer/Nies 2003). 8.4. Instrumente der Kommunikation Zur Erreichung der Ziele stehen der Kommunikationspolitik unterschiedliche Instrumente zur Verfügung. Schellberg unterscheidet dabei nach den Kriterien Individual- und Massenkommunikation (Vgl. Schellberg 2008, S.172). Individualkommunikation Demnach zählen unter Individualkommunikation alle Kommunikationsformen in denen eine 1:1 Kommunikation zwischen Sender (Organisation) und Adressat (Leistungsempfänger oder anderer Anspruchsgruppen) stattfindet, mit den Zielen Beziehung aufzubauen bzw. zu intensivieren und die Informationsbedürfnisse der Anspruchsgruppen zu befriedigen. Zu den Individualkommunikationinstrumenten zählen: Kommunikation im Vorfeld der Leistung o Erst-, Informationsgespräche Kommunikation während und nach der Leistung direct Marketing Schaffung von Begegnungsmöglichkeiten o o o persönliche Ansprache, Telefon, Brief Messen, Ausstellungen, Tag der offenen Tür Kommunikation der Mitarbeiter Intern/Extern Kommunikation zwischen Kunden und Nichtkunden o Kundengespräche, Kundenzufriedenheit Mund-zu-Mund Kommunikation Nutzung von moderner Kommunikationstechnologie o Email, Social Media (Facebook, Twitter), Chat (Vgl. Schellberg 2008, S.173; Bruhn 2012, S. 363) Massenkommunikation Im Gegensatz dazu wird bei der Massenkommunikation der Kunde nicht direkt angesprochen und die Inhalte so angelegt, dass sie massentauglich sind. Ziele sind die Bekanntmachung der Organisation und die Information über Leistungsinnovationen oder Leistungsvariationen und Qualität des Angebotes. Häufig werden auch Ergebnisse dargestellt. Bei der Massenkommunikation wird unterschieden in einseitiger und wechselseitiger Kommunikation. Bei der einseitigen Massenkommunikation geschieht reine Information, um Wissensdefizite bei den Empfängern auszugleichen und einen Wiedererkennungswert aufzubauen. Ähnliches geschieht bei der wechselseitigen 58 Massenkommunikation, allerdings hat der Empfänger hier die Möglichkeit auch sofort Kontakt zur Organisation herzustellen oder mit dieser in Aktion zu treten. Dies geschieht über Kontaktformulare, Adressen, Telefonnummern oder dem Spendenbutton auf einer Internetseite. Abbildung 17 Promibonus und Massenkommunikation, Quelle http://v.gd/XaWnis, letzter Zugriff 30.11.13, 15:23 Uhr Um Vertrauen aufzubauen und die eher negativ besetzten Themen von sozialen NPO‘ s (Armut, Krankheit etc.) positiv zu besetzen, werden von einigen Organisationen Prominente eingesetzt, die glaubhaft sind und ein positives Image in der Gesellschaft besitzen. Besonders für Non- Profit Organisationen ist es wichtig, beim sog. „Promibonus“ genau hinzuschauen und auszusieben, um negative Effekte, z.B. bei Skandalen auszuschließen. In privatwirtschaftlichen Unternehmen ist es dagegen in einigen Konsumbereichen üblich Skandalpersönlichkeiten zu engagieren, um die eigene Marke bekannt zu machen. Die zentralen Instrumente der Massenkommunikation sind die Öffentlichkeitsarbeit und die Werbung. 8.5. Öffentlichkeitsarbeit „Öffentlichkeitsarbeit fördert das Image einer Organisation, ihrer Leistungen und ihrer sozialen und pädagogischen Anliegen (Kortendieck 2011; S.147)“ und hat die primäre Aufgabe bei den Stakeholdern ein positives Unternehmensabbild zu generieren (Vgl. Holdenrieder 2013, S.258). Dabei ist es wichtig eine Beziehung zwischen Organisation und Öffentlichkeit herzustellen, reine Information reicht nicht aus, sie muss auch von den Anspruchsgruppen verstanden werden. Aufgrund dessen kommen neben den allgemeinen Zielen 59 Bekanntmachung Informationsweitergabe Vertrauensbildung Kompetenzvermittlung Lobbyismus (Vgl. Kortendieck 2011; S.147) noch weitere Faktoren hinzu, die im Dialog und der Perspektivübernahme vom Stakeholder münden. Das bedeutet für soziale NPO‘ s, dass sie ihre Motivation der Leistungserstellung erläutern müssen, Ansichten austauschen und um Verständnis werben sollten, um einen Konsens herzustellen, der unter Anderem die öffentliche Finanzierung erleichtert, fachliche Standards der eigenen Arbeit legitimiert, sozialpolitische Positionen und Anwaltsfunktionen für Leistungsempfänger durchsetzen lässt (Vgl. Christa 2010, S. 249; Holdenrieder 2013, S. 258). Zur Öffentlichkeitsarbeit zählt auch, unwahre und negative Informationen über ein Produkt oder eine Leistung der Organisation aufzuspüren und in geeigneter Weise dagegen vorzugehen (Krisenmanagement, Umgang mit negativer Presse). Die Instrumente der Öffentlichkeitsarbeit werden unterschieden in externe und interne Maßnahmen und können in dieser Arbeit nur benannt werden. Externe Maßnahmen sind Pressearbeit zu lokalen Medien Funk- und Fernsehbeiträge Publikationen in Fachzeitschriften und Büchern Tätigkeitsberichte und Stellungnahmen Öffentliche Veranstaltungen; Ausstellungen, Vorträge Kampagnen Preisausschreibungen, soziale Wettbewerbe Internetauftritt o Weblogs, Foren, Wikis, Podcasts Broschüren und Flyer Gremienarbeit ( Vgl. Holdenrieder 2013, S. 258; Christa 2010, S. 250ff; Kortendieck 2011, S. 147). Interne Maßnahmen bestehen aus „Mitarbeiterzeitschrift Hausmittelungen Betriebsausflüge 60 Protokolle Auszeichnungen Ehrenamt Mitarbeiterbefragungen“ (Kortendieck 2011, S.147) 8.6. Werbung Werbung kennzeichnet den bewussten Versuch Marktpartner bzw. Anspruchsgruppen durch den Einsatz spezifischer Kommunikationsinstrumente, zu einem bestimmten, Verhalten zu bewegen. (Vgl. Wöhe 2010, S. 482; Kortendieck 2011, S.148). Der Werbetreibende übermittelt durch verbale bzw. grafische Gestaltung eine Vielzahl von Werbebotschaften, mit dem Ziel die Vorteilhaftigkeit einer konkreten Leistung aufzuzeigen und diesbezüglich die Nachfrage zu erhöhen oder sein Image zu verbessern (Vgl. Holdenrieder 2013, S.258; Kortendieck 2011, S.149; Wöhe 2010, S. 483). Bei der Werbung wird unterscheiden in Produkt- bzw. Leistungswerbung und der Organisationswerbung. Die Aufgabe von Produktwerbung besteht darin, zunächst auf die jeweilige Leistung aufmerksam zu machen (Attention), Interesse zu wecken (Interest), dadurch Bedürfnisse bzw. Wünsche hervorzurufen (Desire), um schließlich einen Kaufimpuls oder eine Nutzenhandlung auszulösen (Vgl. Ebda). Abbildung 18 Werbeprozess, Quelle Wöhe 2010 Die Organisationswerbung stellt auf Merkmale wie Zuverlässigkeit, Tradition, Innovationsfähigkeit und Größe einer Organisation ab (Vgl. Wöhe 2010; S.485) Es gilt in klaren Botschaften die Einzigartigkeit der Leistung bzw. des Produktes, der Organisation und den hohen Nutzen für Kunden, Leistungsträger- und Empfänger darzustellen. Hierzu ist es notwendig eine Strategie zu verfolgen, d.h. eine Botschaft für die Werbung zu entwickeln und die richtige Auswahl der Medien zu treffen. Vor dieser Entscheidung stehen die Planungsphase und die Einholung aller relevanten Umweltinformationen. Grundfragen können sein Für Wen oder Was soll geworben werden? Welche Zielgruppe soll umworben werden? Wie verarbeitet die Zielgruppe die Werbebotschaft? 61 Wo und Wann soll geworben werden? Als Werbeinstrumente gelten die klassischen Werbemittel der Insertionsmedien, also Zeitung und Zeitschriften und die elektronischen Medien, wie Radio und Fernsehen (Vgl. Meffert 2012, S.635). Hinzu kommen Plakatwerbungen, Direktwerbung und die Vielfalt des Internets als Werbeträger. Aus der Vielzahl der Medien hat nun die Organisation die Aufgabe den Mix herauszufinden, der am ehesten die Zielerreichung der Kommunikationsstrategie erreichen kann. Dabei sollten Vor- und Nachteile in Bezug auf Reichweite, Kontaktfrequenz und Erinnerungsqualität der einzelnen Medien bekannt sein. 8.7. Zwischenfazit Kommunikationspolitik und Non- Profit Organisationen Abschließend ist noch einmal auf die Besonderheiten von sozialen NPO‘ s bei der Kommunikationspolitik hinzuweisen. Zur Erreichung ihrer Ziele steht diesen, ähnlich den privatwirtschaftlichen Unternehmen, eine Vielzahl interner, interaktiver und externer Instrumente zur Verfügung. Aus den Besonderheiten bei der Erstellung und dem Absatz von NPO Leistungen, also der Notwendigkeit bei der Bereitstellung der Leistungsfähigkeit, der Integration der Leistungsempfänger und der Eigenschaften von Dienstleistungen (Immaterialität, Nichtlagerfähigkeit, Nichttransportfähigkeit) ergeben sich zahlreiche, spezielle Ansatzpunkte für die Kommunikationspolitik von NPO‘ s. Die Leistungsfähigkeit von Non- Profit Organisationen selbst ist kaum darstellbar, aus diesem Grund ist die Hauptaufgabe spezifische Leistungskompetenzen zu dokumentieren, d.h. Signale zu senden, die den jeweiligen Anspruchsgruppen glaubwürdig vermitteln, dass die Organisation über ausreichend Problemlösungskompetenzen und Fähigkeitspotential verfügt (Vgl. Bruhn 2012, S.345). Weitere Aufgaben ergeben sich durch die Integration des Leistungsempfängers am Ort der Leistungserstellung. Hierbei handelt es sich häufig darum, Informationen weiterzugeben von z.B. Öffnungszeiten, Rekrutierung von Ehrenamt und der Erklärung von Problemen und Hilfsangeboten. Dabei ist bei der Ansprache von Leistungsempfängern auf deren persönlichen Problemlagen hinzuweisen. Kommunikationspolitik bewegt sich hier zwischen der notwendigen Öffentlichkeitswirkung, der Übermittlung von sozialen und pädagogischen Problemlagen und der Skandalisierung und Stigmatisierung von Einzelpersonen und Personengruppen. Bei der Öffentlichkeitsarbeit und Werbung von sozialen NPO’ s ist auf die eingeschränkte Wirkung bei den Leistungsträgern hinzuweisen, die bei zu hoher Werbeintensität kontraproduktiv wirkt. Beispielsweise kann eine Jugendhilfeeinrichtung zwar über Kommunikationsinstrumente über ihr Angebot informieren, jedoch würde die direkte Werbung um Kinder, zur Auslastung der Kapazitäten ein Glaubwürdigkeitsproblem entstehen lassen. 62 Für Non- Profit Organisationen, die Handel treiben, können viele Möglichkeiten der Kommunikationspolitik für privatwirtschaftliche Unternehmen übernommen werden, wobei auch hier ein aggressives Anwenden der Instrumente eher kontraproduktiv auf Kunden und eigene Mitarbeiter wirken kann. Zudem stehen im Vergleich eher niedrige finanzielle Ressourcen zur Verfügung. 9. Das Marketingeschäftsmodell des Sozialkaufhauses „Brauchbar“ in Burg Das nun folgende Kapitel stellt für den Verein „Aufbruch“ e.V. mit seinem Sozialkaufhaus „Brauchbar“ eine Neuorientierung hinsichtlich des Geschäftsmodells Sozialkaufhaus dar. Mit dieser Arbeit wird versucht auf die Bedingungen innerhalb des Sozialmarktes im Jerichower Land einzugehen und es wird ein Marketinggeschäftsmodell beschrieben, welches sofort anwendbar und für potentielle Förderer übersichtlich und schnell verständlich ist. In Vorbereitung auf diese Arbeit wurde intensiv im Verein gearbeitet, eine Kundenbefragung und eine Umweltanalyse durchgeführt. Im Vorstand des „Aufbruch“ e.V. wurde ein Leitbild entwickelt, eine Chancen- und Risikoanalyse durchgeführt und in Bereiche der Betriebswirtschaft geschaut, bspw. wurde erstmalig seit Bestehen des Sozialkaufhauses eine Kosten-Verlustrechnung durchgeführt. Dabei wurde deutlich, dass noch sehr viel zu tun ist, um wirklich wirtschaftlich stabil aufgestellt zu sein. Marketingaktivitäten des Vereins wurden bisher ohne konkrete Planung und Kontrolle, meist aus dem Gefühl heraus, durchgeführt. Dies soll sich anhand der vorliegenden Daten und des erarbeiteten Marketingeschäftsmodells nun ändern. 9.1. „Aufbruch“ e.V. - Ein kleiner Verein als Träger innovativer Projekte Abbildung 19 "Aufbruch" e.V. in Sachsen Anhalt, eigene Darstellung 63 Der „Aufbruch“ e.V. ist in Sachsen-Anhalt als Träger verschiedener sozialer Dienstleistungen in den Städten Genthin, Burg (Jerichower Land) sowie in der Stadt Stendal (Landkreis Stendal) tätig. Hauptsächlich betätigt sich der Verein in der Suchtkrankenhilfe und Präventionsarbeit. 9.1.1. Gründung Verein „Aufbruch“ e.V. Im Jahre 1991 gründete sich im Gesundheitsamt des Jerichower Landes (Sachsen-Anhalt) die Selbsthilfegruppe „Genthiner Selbsthilfe Alkoholabhängiger“. Hieraus entstand 1992, durch Eintragung ins Vereinsregister des Amtsgerichtes Burg, ein rechtsfähiger, eigenständiger Verein mit Sitz in Genthin. Ein Jahr später wurde er in den Namen „Aufbruch e.V.“ Selbsthilfegruppen Jerichower Land umbenannt, die Satzung erweitert und die Mitgliedschaft im Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband (DPWV) eingegangen. Bis 2012 veränderten bzw. erweiterten sich der Name und die Handlungsbereiche mehrmals, so dass heute der Name -„Aufbruch“ e.V. Verein für Suchthilfe und Präventionim Vereinsregister eingetragen ist. Laut Satzung verfolgt der Verein „ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige bzw. mildtätige Wohlfahrtszwecke“ („Aufbruch“ e.V. Satzung §2 Vereinszweck). Der Satzungszweck wird verwirklicht durch Maßnahmen: der Suchthilfe, der Suchtprävention und der Jugendarbeit. Durch das Finanzamt wurde dem „Aufbruch“ e.V. die Gemeinnützigkeit ausgesprochen. 9.1.2. Allgemeine Zahlen 2013 des „Aufbruch“ e.V. Abbildung 20 "Aufbruch" e.V. Zahlen, eigene Darstellung Die Mitgliederzahlen sind auf einem sehr niedrigen Niveau. Anfang des Jahres 2013 zählte der „Aufbruch“ e.V. 9 aktive Mitglieder. An engagierten Menschen in und um den Verein 64 mangelt es allerdings nicht. Bis zu 40 ehrenamtliche Helfer in einem Monat sind besonders in den Zweckbetrieben tätig. Im Sozialkaufhaus Burg, Stendal, Genthin sind 29 Festangestellte und 20 Mitarbeiter aus der Förderung des SGB II § 16 (Stendal) beschäftigt. 9.1.3. Arbeitsfelder des „Aufbruch“ e.V. Abbildung 21 "Aufbruch" e.V. Arbeitsfelder, eigene Darstellung Selbsthilfekontaktstelle Die Selbsthilfekontaktstellen in Burg und Genthin sind eigenständige und professionelle Beratungseinrichtungen mit dem Ziel Informationen, Kontakte, Beratung und Weiterbildungen zu selbsthilferelevanten Themen für Selbsthilfegruppen, Initiativen und interessierte Bürger bereitzustellen. 2011 lief die Projektförderung des Landes SachsenAnhalt aus, seitdem wird die Selbsthilfekontaktstelle vom „Aufbruch e.V.“ aus Mitteln der Krankenkassen und besonders über Eigenmittel finanziert. Unter dem Trägerdach des Vereins treffen sich 40 Selbsthilfegruppen mit unterschiedlichsten Problemlagen (Depressionen, Angst und Panik, Parkinson, Sucht etc.) in verschiedenen Ortschaften des Jerichower Landes. Ambulant betreutes Wohnen für Suchtkranke Das betreute Wohnen in Deutschland wird aus den sozialen Sicherungssystemen organisiert (Vgl. Rosemann/Konrad 2011). In Genthin werden derzeit (Stand Dezember 2013) 19 suchtkranke Menschen im ambulant betreuten Wohnen des Vereins von einer Fachkraft betreut. Es handelt sich hierbei um ein niedrigschwelliges und ressourcenorientiertes Angebot, in dem die Betroffenen nach einer medizinischen Rehabilitation für Suchtkranke beruflich, gesundheitlich und freizeitlich stabilisiert werden 65 sollen. Eine Tagesstruktur erhalten die Klienten, die in eigenen Wohnräumen leben, über die Zweckbetriebe des Vereins. Tagestreff „Saftladen“ Im Tagestreff „Saftladen“ Genthin treffen sich Menschen in besonderen Lebenslagen (Obdachlosigkeit, Armut, etc.). Hier bekommen sie, neben der Chance sich aufzuwärmen oder in Kontakt mit anderen Menschen zu treten, auch die Möglichkeit, etwas zu essen oder ihre Wäsche zu waschen. Besonderheit des Vereins in Genthin ist, dass hier eine Anlaufstelle geschaffen wurde, die es Betroffenen erlaubt, schnelle Hilfen in Anspruch nehmen zu können. So arbeiten in einem Gebäudekomplex neben der Drogen- und Suchtberatung, die Selbsthilfekontaktstelle, das ambulant betreute Wohnen für Suchtkranke und die soziale Möbelbörse. Der „Aufbruch“ e.V. in Genthin ist seit seiner Entstehung aktiv in der Bürgerschaft der Stadt, der Verwaltung, den Behörden und der Politik etabliert. 9.2. Die Sozialkaufhäuser „Brauchbar“ in Stendal und Burg Abbildung 22 Sozialkaufhaus „Brauchbar“ Burg Kleidergeschäft In den Städten Burg und Stendal gestaltet sich die Arbeit des Vereins etwas anders. In beiden Orten wurde ein Sozialkaufhaus unter unterschiedlichen Bedingungen eröffnet. Während es in Stendal 2007 im Bereich Suchtarbeit und Arbeitsprojekte für Suchtkranke keine Träger im sozialen Bereich gab und der „Aufbruch“ e.V. als unbekannter Verein mit Hilfe des Paritätischen Wohlfahrtverbandes in der Stadt politisch, arbeitspolitisch und gesellschaftlich integriert und gefördert wurde und wird, gab es in Burg von Anfang an Auseinandersetzungen mit den Akteuren der Kommune, dem Jobcenter und ansässigen Wohlfahrtsverbänden. Ein vom Jobcenter gefördertes Arbeitsprojekt mit drogenabhängigen Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die anfänglich (2010) das Sozialkaufhaus Burg aufbauten und betrieben, wurde kurz nach Eröffnung des Kaufhauses mit der Begründung der Arbeitsplatzverdrängung für den ersten Arbeitsmarkt vom federführenden Amt beendet. In dieser Zeit meldeten sich etliche Ehrenamtliche, 66 besonders aus den Suchtselbsthilfegruppen und Depressionsgruppen und erhielten das Sozialkaufhaus „Brauchbar“ am Leben. Der Mitarbeiterstamm in Burg setzt sich bis heute aus diesen ehemals Ehrenamtlichen zusammen. In den Sozialkaufhäusern Burg und Stendal wurden 24 Menschen eingestellt, die alle vorher langzeitarbeitslos waren und zum Teil erhebliche psychische und physische Schwierigkeiten haben. Mit zeitlichem Abstand und der dazugehörigen Reflexion ist die 2010 entstandene Situation als Marketing- und Führungsfehlverhalten auszulegen, da schlicht auf eine genaue Umweltanalyse, auf die Bildung von Kooperationen und auf Lobbyarbeit verzichtet wurde. Relevante Entscheidungsträger und ihre weitreichenden Verknüpfungen und Einflüsse wurden unterschätzt, so dass das Sozialkaufhaus in Burg „nur“ bei den Adressaten und Hauptkunden angenommen wurden. Durch den enormen Kundenzulauf (ca. 24000 Kunden im Jahr 2012), die Grundidee des Sozialkaufhauses „Brauchbar“ und durch die ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter besteht das Kaufhaus seit Ende 2010 und arbeitet kostendeckend. In Hinblick auf diese Arbeit soll die Situationsanalyse in den folgenden Kapiteln erörtert werden, um ein stimmiges Marketingkonzept entstehen zu lassen. Hierzu werden im folgenden Kapitel kurz die Ziele und das Geschäftsmodell des Sozialkaufhauses „Brauchbar“ in Burg vorgestellt. 9.2.1. Ziele des Sozialkaufhauses „Brauchbar“ in Burg In Vorbereitung auf diese Arbeit gab es zum ersten Mal seit Bestehen des Sozialkaufhauses eine längere Diskussion darüber, welchen Weg der Verein mit den Zweckbetrieben eigentlich bestreiten möchte. Bisher wurden Ausrichtung, Ideen, Vorgehensweise und Finanzierung aus dem Gefühl von zwei, drei Vorstandsmitgliedern heraus gestaltet und umgesetzt. Voraussetzung für das Gelingen bisher waren hochengagierte, kreative Mitarbeiter und oftmals einfach auch das Glück zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein: Die Ziele des Sozialkaufhauses „Brauchbar“ in Burg stehen in enger Verbindung mit den Vereinszielen und berücksichtigen die Satzung des „Aufbruch“ e.V. besonders im Suchtund Jugendbereich tätig zu sein. Vordergründig steht die wirtschaftliche Stabilisierung, um die Handlungsfähigkeit des Vereins und seiner Projekte zu gewährleisten. Grundlage dieser Stabilisierung sind die sozialpädagogischen Projekte des „Aufbruch“ e.V.. Für das Sozialkaufhaus bedeutet dies, es soll Kunden und Spender langfristig an sich binden. Die Spender, um Ware zu erhalten und die Kunden, um die Absatzmengen zu 67 erhöhen. Dies ist notwendig, um Personal und Miete zu bezahlen und nachrangig, als Förderverein für die Drogen- und Suchtberatungen Burg, Genthin und Haldensleben, sowie für die Selbsthilfekontaktstelle aufzutreten. Abbildung 23 Sozialkaufhaus "Brauchbar" Burg Ziele, eigene Darstellung Im Sozialkaufhaus soll ein Soziales Zentrum entstehen, welches mit dem Träger „Aufbruch“ e.V. in Verbindung gebracht wird und damit das Image insgesamt hebt. Über diese Imageverbesserung ist es möglich, bessere Lobbyarbeit in Richtung Suchtarbeit und Arbeitsprojekte für Langzeitarbeitslose zu gestalten. 9.2.2. Leitbild des Sozialkaufhauses „Brauchbar“ Um den Mitarbeitern, Kunden, Spendern und Besuchern einen Eindruck dessen zu vermitteln, nach welchen Grundsätzen das Sozialkaufhaus arbeitet, wurde im Verlauf dieser Arbeit ein Leitbild erarbeitet, das im Sinne einer Unternehmensphilosophie Ziele, Richtlinien und den Gestaltungsrahmen vorgibt. Leitbild Sinnvolle Arbeit als Grundlage für Selbstverwirklichung Das Soziallkaufhaus „Brauchbar“ ermöglicht es Menschen besonders mit Vermittlungshemnissen, unter realen Bedingungen und durch sinnvolle Beschäftigung ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern. Jeder ist gleich Das Soziallkaufhaus „Brauchbar“ betreibt als soziale Übungsfirma ein Kaufhaus. Die Waren und Dienstleistungen stehen besonders bedürftigen Menschen zur Verfügung. Niemand wird davon ausgeschlossen. Und niemand muss sich hier als Mensch 2. Klasse fühlen. 68 Uns leitet ein solidarisches Miteinander Wir setzen uns dafür ein, Langzeitarbeitslose, Kranke, Behinderte und andere Benachteiligte aus der Stigmatisierung in die soziale Obhut der Gesellschaft zu führen und ein solidarisches Miteinander zu fördern. Wir verbinden Das Sozialkaufhaus „Brauchbar“ ist der Ort, an dem Käufer und Spender, Angestellter und Ehrenamtlicher, junger und alter Mensch unterschiedlichster Herkunft, Motivation und sozialer Schicht zum gemeinsamen Ziel zusammenkommen und zusammenarbeiten. Wir schaffen Werte Das Soziallkaufhaus „Brauchbar“ wirbt bei Menschen um gut erhaltene, gebrauchte Dinge und verkauft diese günstig, damit Menschen die in eine wirtschaftliche Not gekommen sind, Zugang zu Waren bekommen, die sie sich sonst nicht leisten könnten Brauchbar statt Unbrauchbar in den Müll Das Soziallkaufhaus „Brauchbar“ gibt guten Gegenständen ein zweites Leben. Brauchbare Dinge werden nicht vernichtet, sondern gelangen über die Sachspende in das Kaufhaus, werden ggf. repariert und verschönert und gelangen dann in einen neuen Lebenszyklus. Über die Spende schaffen wir soziale Bindungen zwischen Menschen. Finanzielle Freiheit für eine soziale Gerechtigkeit Das Soziallkaufhaus „Brauchbar“ verdient Geld, um Gutes zu tun. Wir wollen beweisen, dass man soziale Ziele mit unserem Kaufhaus erreichen kann. 9.2.3. Arbeitsbereiche im Sozialkaufhaus „Brauchbar“ Burg Abbildung 24 Sozialkaufhaus "Brauchbar" Burg Arbeitsbereiche, eigene Darstellung Das Sozialkaufhaus Burg wird durch eine Person geleitet. Ansonsten teilt es sich in fünf Arbeitsbereiche auf, die ähnlich funktionieren, jedoch unterschiedliche Anforderungen 69 bereithalten. Somit können Menschen mit unterschiedlichen körperlichen, geistigen und psychischen Kompetenzen und Ressourcen im Kaufhaus beschäftigt werden. Es bestehen zwei Verkaufsflächen, eine 1600 qm große Fläche, in der Möbel und Bücher verkauft werden. Und ein Kleiderladen, ca. 100 qm, in dem Kleidung erworben werden kann. Das Team Organisation ist verantwortlich für die Transportplanung, die Verteilung des Personals auf den Fahrzeugen. Es geht hier besonders um Koordination, um Dispatcheraufgaben und um die tägliche Abrechnung der Tageseinnahmen und Ausgaben. Die Männer des Transportteams liefern die gekauften Waren aus, bzw. holen gespendete Waren ab, machen Besichtigungen bei Haushaltsauflösungen, Umzügen und begutachten als erstes die Ware. Sie sind die ersten oder die letzten Personen, die ein Kunde sieht und haben die wichtige Aufgabe seriös, freundlich und professionell aufzutreten. Die restlichen Arbeitsbereiche Möbel und Co., Kleidung, Antiquariat funktionieren ähnlich. Die Ware kommt in das Sozialkaufhaus, die Mitarbeiter begutachten diese, säubern, bessern aus, reparieren, waschen, dekorieren die Ware und zuletzt wird ein Preis festgelegt. Die Leitung des Kaufhauses hat pädagogische Aufgaben, sie ist für die sozialen Probleme der Mitarbeiter und der Kunden zuständig. Sie soll bei den Arbeitsabläufen unterstützend einwirken und sie besitzt eine Kontrollfunktion. Die Leitung kümmert sich um Fundraisingaufgaben, sie setzt sich in Verbindung mit Ämtern und anderen sozialen Einrichtungen und ist das Bindeglied zwischen Vereinsvorstand und Sozialkaufhaus. 9.3. Kundenbefragung 2013 im Sozialkaufhaus „Brauchbar“ Burg Im März 2013 wurde in Vorbereitung auf diese Arbeit, eine Befragung der Kundenzufriedenheit in den Sozialkaufhäusern durchgeführt. Vom 01.03.13-01.04.13 konnten die Besucher des Kaufhauses Burg und Stendal anonym einen Fragebogen ausfüllen und in einen Briefkasten werfen. In Burg beantworteten 199 Menschen den Fragebogen. Unter Anderem wurden Fragen nach der Trägerschaft des Kaufhauses, den Zugängen zum Kaufhaus, Gründe für den Besuch und Häufigkeiten und natürlich nach Qualität, Sauberkeit, Freundlichkeit, Preis-Leistungsverhältnis und Wünsche der Kunden gestellt. Eine Zusammenfassung der Kundenbefragung ist hier nachzulesen, die Diagramme finden sich im Anhang. Äußerst positiv bewertet wurden von den Kunden die Qualität der Ware, die Sauberkeit und die Ausgestaltung der Ladenflächen. Einen besonders hohen Stellenwert hatten die Serviceleistungen bei den Besuchern, also die Auslieferung, das Aufstellen von Möbeln und die Kundenbetreuung, 94,9% bewerteten diese Leistung als Positiv. Ebenso gut 70 wurde die Kundenfreundlichkeit bewertet (95%) und selbst beim Preis-Leistungsverhältnis schätzen 81,6% dies als gerecht ein und nur 3,5% als unstimmig. Bei den Zugängen zum Sozialkaufhaus wird die enorme Macht der Mund zu Mund Kommunikation deutlich, 39,5% der Besucher kamen auf Empfehlung in das Sozialkaufhaus Burg. Ein ebenso überraschendes Ergebnis sind die 36,9% der Kunden, die aufgrund der günstigen Lage, also Laufkundschaft, den Weg in das Kaufhaus gefunden haben. Interessant ist, dass Niemand Informationen aus dem Internet genommen hatte. Zu dem Zeitpunkt war die Internetseite noch im Aufbau. Als Grund für den Besuch nannte über die Hälfte (51%) der Besucher ein Interesse am Warenangebot des Kaufhauses und knapp 34% der Menschen kamen aus finanziellen Gründen. Vergleicht man nun diese Zahlen mit den Hauptkundensegmenten des Sozialkaufhauses (Kapitel 10.1.) werden zwei Punkte recht deutlich. Zum einen braucht das Jerichower Land ein Kaufhaus dieser Art, das bedürftige Menschen anspricht und versorgt und zum Anderen sind das erste Mal 2013 die Rentner die Hauptkunden im Sozialkaufhaus. Damit ist das Kaufhaus ein Gradmesser unserer Gesellschaft. 59,6 % der Besucher kommen wöchentlich in das Kaufhaus und können als Stammkundschaft bezeichnet werden. Negativ ist die unzureichende Bekanntheit des Trägervereins „Aufbruch“e.V. Knapp 75% kennen den Verein nicht. Ähnliches ist aus Stendal zu berichten. Zudem wird deutlich, dass das Sozialkaufhaus Burg auf die Warenangebote und den „Rund-um Service“ reduziert wird und nur zwei Personen von den weiteren sozialen Dienstleistungen des Vereins wussten. Hier ist in Zukunft eine bessere Kommunikationspolitik gegenüber den Kunden aber auch den Mitarbeitern zu gestalten. Bei den Wünschen an das Kaufhaus wird eines recht deutlich, das Sozialkaufhaus Burg kann ein sozialer Treffpunkt werden und dies wird von den Kunden gewünscht (13,6%). Vom Mittagsangebot (18,6%) über den Jobfinder (10,4%) bis hin zur psychosozialen und sozialen Betreuung (je 10%) werden Wünsche geäußert und sind ein deutlicher Fingerzeig, neben dem Tagesgeschäft Möbel und Co., die soziale Komponente weiter zu fördern. 9.4. Umweltanalyse für das Sozialkaufhaus „Brauchbar“ Burg Jerichower Land Politisch ist die CDU die stärkste Fraktion im Kreistag des Landkreises, vor der SPD und den Linken. Dies ist seit der politischen Wende so. Die Geschäftsführer der beiden stärksten Konkurrenten, der Diakonie und des DRK, sind im Kreistag vertreten. 71 Die Einwohnerentwicklung des Landkreises Jerichower Land ist stark rückläufig. Die Stadt Burg ist Zentrum eines äußerst dünn besiedelten ländlichen Raums mit einer deutlich negativen Bevölkerungsentwicklung. Abbildung 25 Sitzverteilung seit 2007 Kreistag Jerichower Land , Quelle http://v.gd/NseWh9 letzter Zugriff 30.12.13, 15:45 Uhr Lebten 1990 noch 108.183 Menschen im Landkreis, so verringerte sich diese Zahl bis heute auf 92.367 Menschen (Vgl. http://v.gd/qVRksB, letzter Zugriff 30.12.13, 16:03 Uhr). Die Prognose für das Jerichower Land bis in das Jahr 2025 sieht einen weiteren Verlust vor. Demnach würden 2025 nur noch 76.762 Personen im Landkreis leben. Interessant ist der Blick auf die jetzige und zukünftige Altersstruktur. Während die 20-65jährigen, von 61,8% (2013) auf 52,6% im Jahr 2025 der Gesamtbevölkerungszahl Jerichower Land sinken, wächst die Anzahl der über 65jährigen im selben Zeitraum von 22,8% auf 33,1% (Vgl. http://v.gd/kJZcwT, letzter Zugriff 30.12.13, 14:35 Uhr). Dies bedeutet, aufgrund des demografischen Wandels und der anhaltenden Wanderungsbewegung von gut ausgebildeten jungen Menschen, wird in Zukunft eine alternde Gesellschaft im Jerichower Land vorzufinden sein. Die Arbeitslosigkeit ist im November 2013 geringfügig gestiegen, und zwar um 7 auf 4.353 Personen. Die Arbeitslosenquote auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen betrug im November 2013 8,9%; vor einem Jahr hatte sie sich auf 9,3% belaufen. Im Rechtskreis SGB III lag die Arbeitslosigkeit bei 1.350. Die anteilige SGB IIIArbeitslosenquote lag bei 2,8%. Im Rechtskreis SGB II gab es 3.003 Arbeitslose. Die anteilige SGB II-Arbeitslosenquote betrug 6,1%. (Vgl. http://v.gd/P5ekqW, letzter Zugriff 29.12.13 16:03 Uhr). Interessant ist, dass ca. 40% der Arbeitslosen langzeitarbeitslose Menschen sind und 42% über 50 Lebensjahre. Diese Erkenntnisse müssen Auswirkungen auf das Leistungsangebot, die Kommunikation und besonders die Distributionspolitik des Sozialkaufhauses Burg haben. 72 Burg Politisch ist die CDU im Stadtrat die dominierende Kraft vor der SPD und den Linken. Der Vorsitzende der CDU Stadtratsfraktion ist zudem Geschäftsführer des DRK. Abbildung 26 Stadtrat Burg, Quelle http://www.stadt-burg.de/cms/Stadtrat.html, letzter Zugriff 10.01.14, 12:32 Uhr Durch den Zusammenbruch eines Großteils der lokalen Wirtschaft im Zuge der DeutschDeutschen-Vereinigung 1989, begann für die Industriestadt Burg ein grundhafter struktureller Wandel. Über 80 % der industriellen Arbeitsplätze der Stadt gingen nach 1990 verloren. Die Arbeitslosenquote stieg nach der Wende auf über 20 %. Traditionelle Industrie und Gewerbe wie die VEB Schuhfabrik „Roter Stern“ als größter Industriebetrieb, VEB Bekleidungswerk Burg, VEB Walzwerk „Hermann Matern“ oder VEB Holverarbeitungswerk und der VEB Maschinenbau Burg fielen in weiten Teilen auseinander. Heute 2012 hat sich die Beschäftigungslosigkeit unter Anderem durch den demografischen Wandel und die Ansiedlung neuer Unternehmen verbessert und stagniert seit 2008 bei ca. 9 %. Die größten Arbeitgeber der Stadt sind die Burger Knäcke GmbH & Co. KG, die Burger Küchen GmbH und HASA GmbH (Vgl. Wirtschaftsspiegel 2011). Abbildung 27 Anzahl der Hilfeempfänger nach SGB II Jerichower Land, 73 Abbildung 28 zeigt die Anzahl der erwerbsfähigen Hilfeempfänger nach dem SGB II und die regionale Aufteilung der Hauptkundengruppe des Sozialkaufhauses „Brauchbar“. Demnach lebt um die Stadt Burg und Genthin der Großteil des Kundensegmentes. Dies hat strategische Bedeutung, in beiden Städten arbeitet der Verein und bietet seine sozialen Leistungen unter einer sehr großen Konkurrenzdichte an. Dies bedeutet in Bezug auf das Angebot, Qualität und Zusatzleistungen muss das Sozialkaufhaus „Brauchbar“ von seinen Mitstreitern abheben, um Erfolg zu haben. Auf der anderen Seite ist eine Unterversorgung der Kreise Möckern, Gommern und Teile um die Stadt Tuchheim zu erkennen. Hier ist zudem eine äußerst schlechte öffentliche Verkehrsanbindung zu beklagen, besonders um Möckern, sind sämtliche Zugverbindungen abgeschafft und die Busverbindung auf ein Minimum gekürzt worden. Für das Marketing des Sozialkaufhauses haben diese Erkenntnisse einige Auswirkungen. Kommunikationspolitik Halbjährliche Flyerverteilung in den größten Kommunen und an öffentlichen Plätzen des Jerichower Landes (Rathaus, Bürgerhaus), Presseartikel 2-4 mal im Jahr Mitarbeiter auf besondere Leistungsinhalte hinweisen (Realisierung von Anlieferung, Aufbau, Service) Arbeitsbereiche für Langzeitarbeitslose und Ü 50 Menschen publizieren Leistungspolitik Leistungsspektrum anpassen Soziale Angebote besonders für Langzeitarbeitslose und über 50 Jährige Zusatzleistungen anbieten (Transport, Aufbau und Abholung von Ware) Wartezeiten verkürzen Distributionpolitik Schneller zeitnaher Transport Lagerung von gekaufter Ware bis zu einem bestimmten Zeitrahmen max. 1 Woche Preispolitik Feste Preisfestlegung bei Anlieferung, Umzugsfahrten, Haushaltsauflösungen 74 9.5. Konkurrenzanalyse für das Sozialkaufhaus „Brauchbar“ Burg Abbildung 29 zeigt die Ballung von unterschiedlichen Wettbewerbern. Die vorherrschenden Mitspieler auf dem Abbildung 28 Konkurrenzanalyse und Einwohnerzahlen Jerichower Land Gebiet des Sozialkaufhauses sind das DRK und die Diakonie und unter den gewerblichen Unternehmen die Firma Möbelwert in Burg. Im Folgenden werden die etabliertesten Wettbewerber kurz beschrieben. DRK-Suchtkurve e.V. Das DRK Magdeburg/Jerichower Land als Wohlfahrtsverband ist in verschiedenen Arbeitsfeldern tätig. Seit 1993 auch in der Suchthilfe unter dem Namen DRK Suchtkurve e.V.. In der Stadt Möckern wurde ein betreutes Wohnen für Suchtkranke aufgebaut. Hier leben ca. 25 Menschen. Die DRK Suchtkurve hat hierzu von der Stadt Möckern ein ca. 4000qm großes Areal gekauft und betreibt auf diesem, neben dem betreuten Wohnen, eine Holzwerkstatt, einen kleinen Bauernhof und eine Möbelloby im Gewerbegebiet der Stadt Möckern. Auf ca. 600qm werden gespendete Möbel, Bücher, Kleidung verkauft und auch ausgeliefert. Hauptkundenstamm sind ALG II Empfänger. Die Verkaufsfläche ist eine alte unsanierte Getreidelagerhalle mit zum Teil zerstörtem Dach. Die Möbel werden nur bei starker Verschmutzung gereinigt, die Kleidung kann nicht gewaschen werden, da keine Waschmaschine vorhanden ist. Zur Auslieferung der Ware steht der DRK Suchtkurve e.V. ein Transporter zur Verfügung. Hinzu kommt die Förderung von 10 Arbeitskräften, die nach § 16 SGB II vom Jobcenter Burg gefördert werden. Es gibt einen hauptamtlichen 75 Mitarbeiter. Öffnungszeiten Montag bis Freitag von 8-14 Uhr. Das DRK hat zudem „Die Tafel“ in den Räumen des betreuten Wohnens Möckern. In Burg entstand eine Tagesstätte für Suchtkranke mit Café, Töpferei und kleinen Arbeitsangelegenheiten, die besonders auf eine Tagesstrukturierung angelegt sind. Des Weiteren besteht in Burg ein Ableger der Möbelloby Möckern. Auf ca. 200qm werden Möbel, Schallplatten, Bücher verkauft. Es gibt keinen Transporter, dieser wird in Absprache mit den Kollegen in Möckern ausgeliehen. Standort für die Möbelloby Burg ist am Rande der Stadt auf einem DRK Grundstück. Öffnungszeiten sind von Montag bis Donnerstag von 10-14 Uhr, am Freitag von 10-12 Uhr. Die Preise in beiden Standorten ähneln dem des Sozialkaufhauses, es werden keine Garantien geboten. Umzüge oder Haushaltsauflösungen sind realisierbar, jedoch müssen zusätzliche Fahrzeuge angemietet werden. Zudem gibt es nur 2 Fahrer für den gesamten Verein und der Großteil der Beschäftigten sind über 50 Jahre alt und haben diverse gesundheitliche Probleme, oft aufgrund ihrer langjährigen Suchterkrankungen. Soziale Hilfen (Ausfüllhilfen etc.) werden nur den Mitarbeitern und den Bewohnern des betreuten Wohnens angeboten. Die Internetseite ist 2009 das letzte Mal aktualisiert worden und schwer zu finden. Auswirkungen auf die Kundensegmente, Umsatzquellen und „Gewinnspannen“ des Sozialkaufhauses Burg Abbildung 29 Entfernungen und Konkurrenzanalyse Die DRK Suchtkurve e.V. hat sich in der Städten Möckern und Burg besonders in den ersten Jahren ihres Bestehens eine sehr starke politische Lobby und eine positive 76 Außenwirkung bei der Bevölkerung erarbeitet. Dies kommt unter Anderem durch den DRK Landesverband, der im Jerichower Land in allen wichtigen politischen Gremien vertreten ist und in dem sehr viele Kommunal- und Landespolitiker aus der CDU Mitglied sind. Dies hat Auswirkungen auf die öffentliche Förderung der Suchtkurve, die als positiv zu bewerten ist. Ein Kommunikationspolitischer Vorteil ist der Name Suchtkurve, der in der Bevölkerung als Sinnbild für Suchtarbeit steht. Das Sozialkaufhaus Burg wird zudem oft mit dem DRK verwechselt. In der Gemeinde Möckern hat die Suchtkurve ein Monopol in der Arbeit mit Suchtkranken und ein Alleinstellungsmerkmal beim Verkauf von gespendeten Gegenständen. Abbildung 30 zeigt zudem die strategisch günstige Lage der Möbelloby Möckern und die sehr großen Entfernungen, die das Sozialkaufhaus „Brauchbar“ zurücklegen muss, um verkaufte Ware in diesem Gebiet an den Kunden zu liefern. Vorteilhaft für das Sozialkaufhaus sind die Randlagen der Möbelloby, besonders in Burg und die als schlecht einzuschätzende Ausstattung der Verkaufsflächen. Hinzu kommen die Öffnungszeiten, die es Kunden nicht erlaubt, zu späteren Zeiten die Angebote der Suchtkurve in Anspruch zu nehmen. Diakonie Jerichower Land Die Diakonie Jerichower Land hat verschiedene soziale Angebote unter einem Dach in Burg und ist Besitzer dieses Areals. Darunter zählen die Schuldnerberatung, das Haus der Wohnungslosen, die Tafel, eine Kleiderkammer, ein Theater, ehrenamtliche Amtshelfer, jugendspezifische Projekte und ein Möbellager. Das Möbellager besteht aus einem Raum ca. 150 qm groß ohne Fenster. Angeboten werden gespendet Möbel, Bücher und Kleidung. Die gesamte Diakonie hat 2 Transporter und 2 Fahrer, die neben den Abholungen für die Tafel, die gespendeten Möbel entgegennehmen und ausliefern. Die Auslieferung geschieht nur bis zur Haustür, da keine weiteren personellen Ressourcen für das Möbellager vorgesehen sind. Haushaltsauflösungen und Umzüge werden nicht angeboten. Die Möbel werden zum Teil nicht aufgebaut (Platzmangel) und liegen im unteren Preissegment. Es werden keine Garantien geboten. Kleidung kann gewaschen werden. Ein ähnliches Angebot ist in Genthin angesiedelt. Die Diakonie ist im gesamten Jerichower Land in sämtlichen politischen Gremien durch Mitglieder vertreten und hat zudem als Wohlfahrtsverband eine große Lobby bei der Bevölkerung und auch Großspendern. Medial ist die gesamte Diakonie sehr häufig mit ihren Angeboten in der regionalen Zeitung, besonders vor Feiertagen ist eine Fokussierung auf die Diakonie, zu bemerken. Hauptkunden sind ALG II Empfänger, Rentner, Sozialhilfeempfänger. 77 Auswirkungen auf die Kundensegmente, Umsatzquellen und „Gewinnspannen“ des Sozialkaufhauses Großer Vorteil der Diakonie ist die soziale Angebotsvielfalt des Wohlfahrtsvereins. Wer Hilfe benötigt, kann mehrere Probleme lösen ohne das Diakoniegelände zu verlassen. Es sind sieben Sozialpädagogen angestellt und es mangelt auch nicht an geförderten Stellen nach §16 SGB II. Dies hat die Diakonie besonders den gewachsenen, politischen Strukturen und der gut funktionierenden Lobbyarbeit zu verdanken. Der Geschäftsführer war Spitzenpolitiker in der Kommunalpolitik. Der gute Ruf der Diakonie führt zudem dazu, dass gerade die großen Firmen aus der Umgebung Burgs sehr häufig finanzielle Unterstützung geben. Das kleine Möbellager hinkt allerdings seinen Möglichkeiten hinterher, es wird ihm, weder von der eigenen Organisation, noch von den potentiellen Kunden kein großer Wert zugemessen. Qualität der Ware, Service, Größe und Ausstattung des Verkaufsraumes und des Personals sind eher negativ zu bewerten. Mit Blick in die Zukunft und besonders durch die finanzielle Ausstattung des Wohlfahrtsverbandes, muss das Sozialkaufhaus die Lage weiter beobachten und seine Angebote danach ausrichten. Kommunikationspolitisch braucht die Diakonie kaum etwas zu machen, jegliche regionalen Medien sind präsent. Eine Internetseite besteht und ist leicht zu bedienen. Dies geschieht zentral von Magdeburg aus. Großer Vorteil ist das Eigentum der Diakonie, sie muss keine Miete zahlen und hat zudem einige Objekte in Burg und Umgebung, die vermietet werden. Firma Möbelwert Die Firma Möbelwert ist seit 1994 ein An- und Verkaufsgeschäft mit 3 Arbeitsbereichen. Neben dem Ankauf von einwandfreier Ware und dem Verkauf dieser, bietet Möbelwert eine Anhängervermietung und die Übernahme von Umzügen und Haushaltsauflösungen. Die Kunden bekommen Geld für gute Ware, die Preise der Möbel liegen im Durchschnitt 30% über den Sozialkaufhauspreisen. Die Öffnungszeiten sind Montag-Freitag 8-18 Uhr und Samstag 8-12 Uhr. Möbelwert verkauft seine Ware auf einer ca.200qm sehr ordentlichen, sauberen und eigenen Verkaufsfläche ohne Miete. Die Qualität der Ware ist gut. Haushaltsauflösungen und Umzüge können gleich mit den Anhängern der Firma durchgeführt werden. Drei Angestellte können hierfür angemietet werden. Die Preise der Haushaltsauflösungen und Umzüge orientieren sich an den Preisen des Sozialkaufhauses. Möbelwert liegt direkt an der Bundesstraße 1 und ist recht schlecht erreichbar. Als Kunden werden alle Menschen angesprochen. Soziale Dienstleistungen gibt es nicht. Übersichtliche, etwas altmodische Internetseite. 78 Auswirkungen auf die Kundensegmente, Umsatzquellen und „Gewinnspannen“ des Sozialkaufhauses Burg Mit der Firma „Möbelwert“ kommt ein gewerblicher Mitstreiter in das Möbelgeschäft, der allerdings ein größeres Kundensegment bedienen muss und kann. Möbelwert hat den Vorteil an alle Kundensegmente verkaufen zu können, da die Firma nicht gemeinnützig ist. Nachteil ist natürlich die Steuerbelastung der Firma. Von der Ausstattung (Fahrzeuge, Anhänger, Kran) ist sie dem Sozialkaufhaus weit überlegen. Bei der Qualität der Waren und der Präsentation ähneln sich beide Einrichtungen. Einen Unterschied gibt es beim Preis, hier ist das Sozialkaufhaus um einiges billiger. Auch nimmt Möbelwert nur ausgewählte Möbel und Einrichtungsgegenstände, das Sozialkaufhaus versucht alles zu verwerten. Bei der Preisgestaltung für Umzüge und Haushaltsauflösungen orientiert sich die Firma tatsächlich an den Preisen des Sozialkaufhauses und versucht dann diesen Preis nochmals zu unterbieten. Die Lage ist als recht mühsam für Kunden anzusehen, von der B1 abzufahren. Es wird kaum Laufkundschaft geben, da Möbelwert außerhalb von Burg liegt. Vorteil ist, dass Geld von der Firma bezahlt wird, wenn ein gutes Möbelstück in das Geschäft gelangt. 10. Marketing und Geschäftsfeldanalyse des Sozialkaufhauses „Brauchbar“ Burg 10.1. Kundensegmente des Sozialkaufhauses „Brauchbar“ Burg Für wen schöpfen wir Wert? Wer sind unsere wichtigsten Kunden? Hauptkunden sind nach statistischer Erhebung des Sozialkaufhauses (Stand Januar 2013) vor allem Arbeitslose nach dem SGB II, welche im Gesamtjahr 2012 ca. 40 % der Kunden ausmachten und Rentner mit 37%. Interessant wird der Blick auf das Jahr 2013, seit Mitte des Jahres sind Rentner die Hauptbesucher des Sozialkaufhauses in Burg. N 22096 Abbildung 30 Sozialkaufhaus "Brauchbar" Burg Kundenzahlen 2012, eigene Darstellung 79 Angesprochen werden zudem potentielle Spender, Ämter und Behörden und verschiedene soziale Einrichtungen, wie die Drogen- und Suchtberatung Burg und die Bewährungshilfe Magdeburg. Zudem wird ein besonderes Augenmerk auf die Mitarbeiter, egal ob ehrenamtlich oder fest angestellt, gelegt. 10.2. Leistungspolitik Wertangebote des Sozialkaufhauses „Brauchbar“ Burg Welchen Nutzen/Wert bringen wir dem Kunden? Welche Kundenprobleme lösen wir mit unserem Angebot? Welche Kundenbedürfnisse helfen wir zu erfüllen? Hauptkunden Hauptaugenmerk liegt bei der Unterstützung von einkommensschwachen Haushalten mit kostengünstiger und qualitativ guter Second Hand Ware. Diese wird schnell und für einen niedrigen Preis, anonym angeliefert und bei Bedarf aufgebaut (Möbel). Sinn ist es zudem, in den Verkaufsräumen eine Atmosphäre zu schaffen, die es dem potentiellen Kunden erlaubt, sich als wahrgenommener, wertvoller Mensch zu fühlen. Dazu sind die Verkaufsräume hell beleuchtet, die Ware gesäubert und in guter Qualität und alle Mitarbeiter angehalten im Umgang mit den Besuchern einen freundlichen und hilfsbereiten Umgang zu pflegen. Es werden Garantieleistungen angeboten. Ein weiteres Angebot besteht darin, das Sozialkaufhaus als Soziales Zentrum zu verstehen, indem z.B. Rentnern und Menschen mit Hilfebedarf Unterstützung in verschiedenen Lebenslagen angeboten wird z.B. Ausfüllhilfen bei Anträgen, Behördengänge. Die leitenden Mitarbeiter fungieren in dieser Beziehung als Sozialer Wegweiser (Wer hilft wo?) und vermitteln bei speziellen Problemlagen in andere soziale Hilfsangebote z.B. in die Schuldner- oder Suchtberatung. Auf Wunsch des Kunden werden erste Termine vereinbart und anfänglich begleitet. Wertangebot für Spender Das Sozialkaufhaus „Brauchbar“ lebt von gespendeten Artikeln. Dem Spender wird versucht Arbeit und Zeit abzunehmen, indem die Spenden bei Bedarf kostenlos abgeholt werden. Möbel werden von den Mitarbeitern abgebaut und sorgfältig abtransportiert. Es werden Spendenquittungen ausgestellt. Eine Besonderheit ist die schnelle und flexible Bearbeitung bei Haushaltsauflösungen. Nach Absprache werden die Objekte besenrein übergeben. Wertangebot für Ämter/andere soziale Einrichtungen Eine Wertschöpfung ergibt sich in Zusammenarbeit mit dem Sozialkaufhaus Burg für das Jobcenter Jerichower Land, der Suchtberatung Burg, der Bewährungshilfe Magdeburg 80 anderen Sozialen Trägern und den unterschiedlichen Selbsthilfegruppen (Depression, Sucht, Angst und Panik) im Jerichower Land. Für das Jobcenter Jerichower Land ist das Sozialkaufhaus „Brauchbar“ ein idealer Anlaufpunkt, wenn es darum geht schwervermittelbaren, oftmals suchtkranken Arbeitslosen eine sinnvolle Tagesstruktur in den verschiedenen Arbeitsbereichen des Kaufhauses unter realen Bedingungen anbieten zu können. Allerdings findet keine Förderung durch das Jobcenter statt, sondern den Betroffenen wird eine freiwillige Mitarbeit im Kaufhaus angeboten. Für den Arbeitgeberservice des Arbeitsamtes ist das Kaufhaus in den letzten Jahren zu einem Abnehmer von Langzeitarbeitslosen geworden, die fest eingestellt worden. Für die Suchtberatungsstelle des Paritätischen in Burg sind die Angebote des Sozialkaufhauses interessant, da hier ganz bewusst Klienten in den Arbeitsprozess gebracht werden können, um Ressourcen und Fähigkeiten der Menschen herauszufiltern, aber diese auch Grenzerfahrungen machen zu lassen. Zudem bietet das Sozialkaufhaus einen zuverlässigen Fahrdienst zu Entgiftungen und Langzeittherapien an. Eine Besonderheit ist, dass der Träger des Sozialkaufhauses, als Förderverein für die Suchtberatungsstellen in Burg, Genthin und Haldensleben auftritt. Für die Bewährungshilfe ist das Kaufhaus ein Abnehmer von Menschen die Strafstunden aufgrund eines Gerichtbeschlusses ableisten müssen. Weitere Angebote sind: Praktikumsstelle für Förderschulen und Bildungsträger Fahrdienst für Suchtberatungsstelle Burg (Klinikfahrten) Kaum Kosten für Ämter Hilfen aus einer Hand Wertangebot für Mitarbeiter Für die Mitarbeiter des Sozialkaufhauses wird eine Unterstützung bei der Überwindung sozialer, gesundheitlicher Schwierigkeiten und Verbesserung der Lebenskompetenzen angeboten. Ziel ist eine individuelle psycho-soziale Stabilisierung und die Förderung der Eingliederung in den regulären Arbeitsmarkt, die Herstellung der Ausbildungsfähigkeit und Qualifizierung. Da der Suchthilfeverein „Aufbruch“ e.V. besonders mit Suchtkranken und Gefährdeten arbeitet, soll es für die Mitarbeiter eine Auseinandersetzung mit der Suchtproblematik am Arbeitsplatz und ggf. der Entwicklung von Krankheitseinsicht sowie einer evtl. Veränderungsbereitschaft gehen. Dabei ist die zentrale Ausrichtung die 81 Verhinderung bzw. Verringerung von schweren körperlichen und sozialen Folgeschäden und bei abstinenter Lebensweise, eine Stabilisierung und Festigung dieser Abstinenz. 10.3. Kommunikationspolitik und Distributionspolitik - Kanäle des Sozialkaufhauses „Brauchbar“ Burg Auf welchem Weg/durch welche Kanäle wollen unsere Kunden von uns kontaktiert werden? Die Aufmerksamkeit auf die Angebote des Sozialkaufhauses „Brauchbar“ Burg geschehen über Flyer - unregelmäßige Verteilung in Ämtern und sozialen Einrichtungen Mund zu Mund Kommunikation Zeitungswerbung - bei Bedarf in regionalen Medien Zeitungsartikel - bei Bedarf und abhängig von regionalen Medien Jährliche Kinderfeste, Sommerfeste Internetpräsens seit Oktober 2013 Vorträge in der Hochschule Magdeburg jedes Jahr zu Semesterbeginn Zudem wurde im März 2013 eine Bewertung über die Angebote und Dienstleistungen des Kaufhauses durchgeführt, die verkürzt in dieser Arbeit zu finden ist (Kapitel 9.3.) Der Kauf oder die Nutzung von Angeboten und Dienstleistungen des Sozialkaufhauses Burg werden realisiert über zwei Filialen in Burg, die am Anfang der Einkaufsstraße von Burg liegen. Zudem sind das Jobcenter und das örtliche Arbeitsamt nur 400m vom Kaufhaus entfernt. Andere soziale Einrichtungen, wie z.B. die Drogen- und Suchtberatung sind zu Fuß zu erreichen und im Falle der Suchtberatung Burg ab Februar 2014 unter einem Dach. Dies ist eine strategische Entscheidung der Vereinsleitung, zu der auch der Suchtberatungsstellenleiter gehört, um die enge Zusammenarbeit auszubauen und den sozialpädagogischen Aspekt des Kaufhauses zu intensivieren. Wichtiger Bestandteil des Sozialkaufhauses Burg ist die Kundenbetreuung nach dem Kauf der Ware oder nach Nutzung der Dienstleistung. Dies geschieht über Kommunikation über weitergehende Hilfen Garantie bei defekter Ware 10.4. Kundenbeziehung des Sozialkaufhauses „Brauchbar“ Burg Welche Art von Beziehung erwarten die einzelnen Zielgruppen? Welche davon haben wir bereits aufgebaut? 82 Persönliche Unterstützung Zu verweisen ist bei der Frage der Kundenbeziehung auf das erst 2013 auf Papier gebrachte Leitbild. In der direkten Beziehung zwischen dem Personal der einzelnen Arbeitsbereiche und den Kunden, Spendern, Besuchern oder den Angestellten von Ämtern und sozialen Einrichtungen sollen Hürden, Scham und Ausgrenzung abgebaut werden. Jedem, der das Sozialkaufhaus „Brauchbar“ betritt bzw. jedem Haushalt, welcher z.B. vom Transportteam betreten wird, sollen Respekt, Anstand und ein freundliches Auftreten entgegengebracht werden. Dies ist ein laufender Prozess. Individuelle persönliche Unterstützung Bei Ratsuchenden bzw. Mitarbeitern mit sozialen, gesundheitlichen Problemen sind Einzelgespräche mit der Leiterin, dem Sozialpädagogen der Suchtberatung und der ehrenamtlich arbeitenden Sozialpädagogikstudentin des Kaufhauses angedacht. Zur individuellen persönlichen Unterstützung gehört auch die Selbstbedienung für Kunden in den Kostenlosecken des Kaufhauses, in denen es Kleidung und nichtverkäufliche aber brauchbare Ware zum Mitnehmen gibt. Dies fördert zum einen die Kundenbindung und unterstützt gerade bei der Kleidung z.B. Obdachlose besonders. Mitbeteiligung Kundenwünsche werden über Befragungen und Gespräche, z.B. an der Kasse, eingeholt. 10.5. Preispolitik Einnahmequellen des Sozialkaufhauses „Brauchbar“ Burg Für welchen Nutzen sind unsere Kunden bereit zu zahlen? Wofür bezahlen sie aktuell schon? Wie viel trägt jede der einzelnen Umsatzquellen zum Gesamtumsatz bei? Bevor auf die Einnahmesituation eingegangen wird, bedarf es einer Erklärung zur Preisfindung. Diese ist Aufgabe der Mitarbeiter der jeweiligen Bereiche. Ziel ist es, jeden Mitarbeiter zu befähigen, einen für den Kunden und den Verein sinnvollen Preis für die Ware zu finden. Anhaltspunkte sind Größe, Qualität, Stil, Zustand und Alter der Waren. Preisvergleiche in anderen sozialen Einrichtungen und gewerblichen Kaufhäusern sind erwünscht. Die Leitung des Sozialkaufhauses hat eine Kontrollfunktion und die Aufgabe, Preise mit den Mitarbeitern ggf. zu korrigieren. Dabei sollte sie die Gesamtsituation des Vereins im Blick haben und in Absprache mit dem Vorstand reagieren können. In der Kundenbefragung 2013 wird deutlich, dass 81,6% der Kunden das PreisLeistungsverhältnis im Sozialkaufhaus als positiv betrachten und nur 3,5% eine negative Wertung abgegeben haben. 83 Preisgestaltung In Vorbereitung auf diese Arbeit wurde eine Arbeitsgruppe bestehend aus dem Vorstand und der Leitung des Sozialkaufhauses gegründet und das erste Mal seit Bestehen des Sozialkaufhauses ein Preiskatalog erstellt, der es den Mitarbeitern erlaubt, sich an den aufgestellten Mindestpreisen zu orientieren und besonders bei Umzügen und Haushaltsauflösungen eine Richtlinie als Hilfe an der Hand zu haben. Das oben beschriebene Ziel der Preisfestlegung von Mitarbeitern bleibt bestehen. Diese Arbeitsgruppe erarbeitete auch die Einnahmesituation und erlaubt sich eine Prognose für die Zukunft. Dabei ist darauf hinzuweisen, dass eine korrekte Inventur, ein Wareneingangs- und Ausgangsbuch bislang fehlt und im Jahr 2014 erstellt werden muss. Einschätzung der Arbeitsgruppe Abbildung 31 Sozialkaufhaus "Brauchbar" Burg Einschätzung der Verkaufssegmente, eigene Darstellung Zur Verdeutlichung, eine genaue Analyse der Zahlen, welche Ware am häufigsten verkauft wurde, ist aufgrund des einfachen Kassensystems und der bisher nicht vorgenommenen Wareneingangs- und Ausgangsdokumentation, sowie fehlender Spendenlisten nicht möglich und ein zu bearbeitender Aspekt für das Jahr 2014. Einzig die Geldspenden, die Umzugsfahrten und die Abrechnung von Jobcentergutscheinen lassen eine konkrete Analyse zu. Aus der erst 2012 erstmalig durchgeführten Einnahme- und Ausgabeanalyse lässt sich erkennen, dass der Verkauf von Möbeln, Kleidung und die Umzugsfahrten im Jahr 2012 gesteigert wurden und auch in Zukunft als sehr positiv bewertet werden (Abbildung 32). Gleichzeitig ist die Spendenbereitschaft von Sachmitteln sehr hoch. Negativ bewertet werden die Fördermittelakquise und die Geldspenden. Einzig die Sparkasse förderte 2012 mit 300€ eine Kinderaktion des Kaufhauses. Insgesamt machen 80% der Einnahmen der Verkauf der Waren und die Umzugsfahrten etc. aus. 20% der Einnahmen stammen aus 84 Personalförderungen der Rentenversicherungen und den Zuschüssen des Arbeitsamtes (Abbildung 33). Abbildung 32 Sozialkaufhaus "Brauchbar" Burg Haupteinnahmequellen 2012, eigene Darstellung Die Abhängigkeit vom Verkauf wird hier sehr deutlich. Vergleicht man die Einnahme- und Ausgabensituation des Sozialkaufhauses Burg, kann man von Kostendeckung reden, ohne viel Rückstellungsmöglichkeiten. 10.6. Kostenstruktur des Sozialkaufhauses „Brauchbar“ Burg Was sind die größten und wichtigsten Kostenfaktoren in unserem Geschäftsmodell? Abbildung 33 Sozialkaufhaus "Brauchbar" Burg Ausgaben 2012, eigene Darstellung Der größte Kostenfaktor 2012 für das Sozialkaufhaus sind die Personalkosten. 71% der Ausgaben fallen auf diesen Bereich, gefolgt von den Mieten der beiden Verkaufsflächen. Zusammen mit den Versicherungen bilden diese drei Bereiche die Fixkosten des Sozialkaufhauses und liegen bei 84% der Gesamtausgaben Je höher der Fixkostenanteil, desto unflexibler kann ein Unternehmen auf Krisen reagieren. 85 Die variablen Kosten des Sozialkaufhauses setzen sich zusammen aus Werbung, den Betriebskosten, Sachkosten (inkl. Ehrenamtsausgaben, Honorare, Förderverein) und den Fahrtkosten für PKW/LKW und machen 16% der Ausgaben aus. 10.7. Schlüsselressourcen des Sozialkaufhauses „ Brauchbar“ Burg Welche Schlüsselressourcen brauchen wir, um unseren Kundennutzen umzusetzen? Welche Ressourcen erfordern unsere Kundenbeziehungen? Welche Ressourcen erfordern unsere Erlösquellen? Physische Ressourcen Zur Erledigung seiner Aufgaben besitzt das Sozialkaufhaus einen Kleiderladen mit 100qm und ein Möbelgeschäft mit Bücherecke und Sitzecke von 1600qm Größe. Dazu gehören ein Lagerraum, eine komplett ausgestattete Werkstatt, ein Waschmaschinenraum mit Nähgelegenheit zur Ausbesserung von Kleidung, sowie einen kleinen Bürotrakt. Zur Auslieferung der Möbel und für Umzugszwecke kaufte der Verein einen dafür ausgerüsteten PKW und einen LKW. Intellektuelle Ressourcen Zu den intellektuellen Ressourcen zählen alle Daten die für diese Arbeit gewonnen worden, z.B. Auswertung der Kundenbefragungen 2013, Konkurrenz- und Umweltanalyse. Des Weiteren besitzt das Sozialkaufhaus Burg internes Vereinswissen für die Durchführung des Tagesablaufes aufgrund der Erfahrungen aus den Sozialkaufhäusern Stendal und Genthin. Ein großer Vorteil ist das Wissen um die Arbeit mit Suchtkranken oder psychisch Erkrankten, aufgrund der engen Zusammenarbeit mit der Drogen- und Suchtberatung Burg/Genthin und der Selbsthilfekontaktstelle JL. Menschliche Ressourcen Hierzu zählt jegliches Personal im Sozialkaufhaus Ehrenamt aus Selbsthilfegruppen, besonders aus Sucht- und Depressionsgruppen Mitarbeiter (hauptamtlich und ehrenamtlich) mit entsprechendem Know–How (Fahrer, Techniker, Sternekoch, Verkäuferin, Möbelträger, Dispatcher etc.) Finanzielle Ressourcen Förderung des Arbeitsamtes bei Einstellung von Mitarbeitern Förderung des Integrationsamtes bei Einstellung schwerbehinderter Menschen Eigener Umsatz 86 10.8. Schlüsselpartnerschaften des Sozialkaufhauses „Brauchbar“ Burg Wer sind unsere Schlüsselpartner? Wer sind unsere wichtigsten Zulieferer? Einbindung in den Paritätischen Wohlfahrtsverband Wie oben beschrieben trat der Verein 1993 in den Paritätischen Wohlfahrtsverband Sachsen-Anhalt ein. Die Vorteile in einen Wohlfahrtsverband einzutreten, sind unter anderem: Beratungs- und Betreuungsfunktion in organisatorischen, fachlichen oder rechtlichen Belangen Sozialwirtschaftliche Konzeptberatung regionale Lobbyarbeit in Politik und Verwaltung Interessenvertretung und politische Einflussnahme Zu den beschriebenen positiven Leistungen für den „Aufbruch“ e.V. gibt es noch eine Besonderheit in der Beziehung Verein und Paritätischer Wohlfahrtsverband. Bis in das Jahr 1996 war der „Aufbruch e.V.“ Träger der Suchtberatungsstelle im Jerichower Land. Diese Trägerschaft der Suchtberatungsstellen wurde 1996 im Jerichower Land neu ausgeschrieben und „Der Paritätische“ erhielt den Zuschlag der Kommune und ist bis heute 2013 die anerkannte Drogen- und Suchtberatungsstelle (PSW GmbH Behindertenhilfe) des Jerichower Landes mit zwei Standorten, den Städten Genthin und Burg. Das wird dann bedeutsam, wenn man sich die Hauptakteure der Beratungsstellen und des „Aufbruch“ e.V. anschaut. Der Einrichtungsleiter der Drogen- und Suchtberatungsstellen Burg/Genthin (Paritätischer) ist gleichzeitig Vorstandsvorsitzender des „Aufbruch“ e.V. und der Beratungsstellenleiter aus der Suchtberatung Burg ist Mitglied im Vorstand des Vereins. 10.9. Schlüsselaktivitäten des Sozialkaufhauses „Brauchbar“ Burg Welche Schlüsselaktivitäten erfordern unsere Wertangebote, Vertriebskanäle, Kundenbeziehungen, Umsatzquellen? Leistungspolitik Nach Auswertung der Umweltanalyse, der Kundenbefragung und des eigenen Geschäftsfeldes ergeben sich hinsichtlich der Leistungspolitik in Bezug auf die Arbeitsabläufe, den Service, Qualität und der Kundenfreundlichkeit innerhalb des Kaufhaues kaum Veränderungsbedarfe. Als „Übungsfirma“ mit den Zielen langzeitarbeitslose Menschen in den Arbeitsprozess zu verhelfen, bedürftigen Menschen 87 qualitativ gute Ware zu geringen Preisen zu veräußern, die Umweltressourcen zu schützen und soziale Einrichtungen und Ämter zu entlasten, gilt es den Status quo zu halten und einzelne Leistungsvariationen zu organisieren. Hierzu gehört vor allem eine kosteneffiziente Planung der Touren, aber auch die Möglichkeit des Personals, Aufträge aufgrund von Nichtleistbarkeit, abzulehnen. Eine Erweiterung der Zielgruppen als Mitarbeitergewinnung wäre auf dem Gebiet der Inklusion von Menschen mit Behinderungen denkbar. Erste Gespräche wurden diesbezüglich mit dem Integrationsamt Magdeburg geführt und ein Praktikant aus den Werkstätten der Lebenshilfe aufgenommen. Die angestrebte soziale Komponente im Kaufhaus bedarf jedoch einiger Verbesserungen. Demnach werden in Zukunft regelmäßige soziale Nachmittage mit unterschiedlichen Themenfeldern organisiert. Externen Referenten und sozialen Organisationen wird die Möglichkeit gegeben, hier ihre Bereiche zu bearbeiten und vorzustellen. Erste Gespräche wurden mit Studenten der Hochschule Magdeburg und Friedensau geführt. Denkbar wären diese Nachmittage in Richtung soziale Beratung, Rechtsberatung, Gesundheitsfragen oder Rente. Aber auch freizeitliche Aspekte gerade für die wichtigsten Kundensegmente z.B. der Rentner sind zu organisieren, z.B. Handarbeitsnachmittage oder Lesungen. Gerade diese müssen nach außen kommuniziert werden (Internet, Zeitung). Zur Leistungspolitik des Sozialkaufhauses gehört auch die Gewinnung von Sponsoren, Spendern, Ehrenamtsarbeit und Förderungen externer Organisationen (Jobcenter, Wirtschaftsministerium). Hierzu ist es notwendig sich in Richtung Fundraising besser aufzustellen und weitere Lobbyarbeit und Imagearbeit, gerade in Bezug auf den Bekanntheitsgrad des „Aufbruch“ e.V. zu gestalten. Distributionspolitik und Kommunikationspolitik Einige Verbesserungen wurden schon in der Umweltanalyse angesprochen. Zentrale Themen sind die bessere Koordination, sowie die Standardisierung der Kommunikationspolitik und die Verbesserung der Logistik und Lagerung von Waren. Es sollte eine Planung und ein Budget für Kommunikationszwecke eingerichtet werden, mit dem regelmäßig Flyeraktionen, die Organisation von Versteigerungen oder Aktionen, die Pflege der Internetseite, die regelmäßige Anzeigenwerbung in der regionalen Presse koordiniert werden könnte. Für Spender muss ein Spendenregister erstellt werden, damit diese regelmäßig über Aktionen informiert werden können und bei denen regelmäßig Dankesschreiben eingehen. Auf der Internetseite des Vereins entsteht eine Seite für Großspender, sowie immer die aktuellsten Vorhaben. Denkbar wäre zudem eine Ausweitung auf soziale Netzwerke, wie Twitter, Facebook oder Instagram. 88 Kommunikationspolitisch sinnvoll ist die Vorstellung des Kaufhauses in Zusammenhang mit der Drogen- und Suchtberatung vor Sozialausschüssen, politischen Akteuren und weiterhin in der Hochschule Magdeburg. Um Kunden noch besser an das Sozialkaufhaus zu binden, ist eine Sozialkaufhauscard im Gespräch, welche Rabatte und Vergünstigungen bei Veranstaltungen verspricht. Distributionspolitisch muss in Zukunft dringend eine Ein- und Ausfuhrstatistik geführt, sowie die Lagerbestände katalogisiert werden. Über Fördermittelanträge könnte ein weiterer LKW angeschafft werden, um noch schneller und flexibler die verkauften Waren an den Kunden zu bringen. Der freundliche, respektvolle Umgang mit Kunden und mit Mitarbeitern ist eine Schlüsselaktivität, die im Sozialkaufhaus besonders gepflegt wird. Hierzu ist ein Leitbild erarbeitet worden, das Kunden und Mitarbeitern die Grundsätze der Arbeit beschreibt. Dieses Leitbild hängt im Sozialkaufhaus aus. Preispolitik und Kommunikationspolitik Das System der Übungsfirma greift auch in der Preispolitik und die Mitarbeiter sollen weiterhin sensibilisiert werden, die Preise zu bestimmen und Verantwortung diesbezüglich zu übernehmen. Dieser stetige Prozess muss allerdings kontrolliert, intern kommuniziert und ausgewertet werden. Eine Standardisierung wurde mit der entstandenen Preisliste erreicht. Die angebotenen sozialen Dienstleistungen sind zurzeit eine weitere Form, eine Kundenbeziehung aufzubauen oder eine festere Kundenbindung zu erreichen. Denkbar ist allerdings eine Bezahlung von einigen Dienstleistungen durch die öffentliche Hand. Hierzu sind Fördermittelanträge zu stellen und Imageaufbau zu steigern Abbildung 34 Leseecke im Sozialkaufhaus "Brauchbar" Burg 89 11. Anstatt eines Fazit- Die SWOT Analyse für das Sozialkaufaus „Brauchbar“ Burg Abbildung 35 Sozialkaufhaus „Brauchbar“ Burg SWOT Analyse, eigene Darstellung Als Chance wird der generell wachsende Markt für soziale Dienstleistungen bewertet, der sich in den nächsten Jahren gerade in der Beratungsstellenlandschaft Sachsen-Anhalts verändern wird, hin zur Beratung aus einer Hand. Hier könnten neue und alte Netzwerkpartner eine gewichtige Rolle für das soziale Zentrum Sozialkaufhaus spielen und ihre Leistungen anbieten. Zudem werden die noch nicht ausreichend bedienten Kundensegmente der unter 30jährigen als Mitarbeiter gesehen und die weitere Förderung der Sozialpädagogikstudentin, zur Absicherung des Arbeitsablaufes im Kaufhaus. Vor einer großen Herausforderung steht das Sozialkaufhaus bei der Frage der Kostenreduktion. Eine Strukturierung und Planung von Ausgaben kann Sicherheit in finanziellen Belangen bringen. Als Risiken für das Sozialkaufhaus sehen die Verantwortlichen des Vereins neben den großen konkurrierenden Wohlfahrtsverbänden mit politischer Lobby und ähnlichen Angeboten, die wachsende Zahl von privatwirtschaftlichen Anbietern. Im Jahr 2012 sind in der Stadt Burg vier neue An- und Verkaufsgeschäfte entstanden, die den Markt sättigen und die Konkurrenz zwischen den Anbietern steigern. Zudem ist es bisher nicht gelungen sozialpädagogisches Personal langfristig an das Sozialkaufhaus zu binden, so dass die Gefahr besteht, ein reines Kaufhaus zu werden. Bisher übernehmen zwei ehrenamtlich arbeitende Suchtberater, die sozialen Aufgaben der Sozialkaufhäuser. Problematisch aus finanzieller Sicht kann der weitere Rückgang der finanziellen Förderungen für Angestellte werden und muss in die Jahresplanungen übernommen werden. 90 Die zentralen Schwächen bei den Ressourcen des Sozialkaufhauses liegen besonders in der bisher nicht beachteten betriebswirtschaftlichen Ausrichtung. Zu hohe Sachkosten, kaum kalkulierbare Einnahmen, unkontrollierte Preisbildungsmechanismen und ineffiziente Betriebsabläufe sind Zeichen eines fehlenden, transparenten Geschäftsmodells. Hinzu kommt der Mangel an Arbeitskräften unter 30 Lebensjahren, die belastbar und leistungsfähig sind. Demgegenüber stehen die Stärken des Sozialkaufhauses in Burg. Hier sind besonders die Kundenbeziehungen und die Pflege der Kundensegmente zu beachten. Großer Vorteil ist die Größe, die Qualität und Sauberkeit der Ware. Die Filialen werden als attraktive Warenhäuser mit freundlichen Mitarbeitern angenommen, die versuchen jegliche Probleme zu lösen. Die Schlüsselressourcen besonders im intellektuellen Bereich sind kaum von anderen Anbietern zu kopieren. Das Sozialkaufhaus als Marke ist in der Stadt Burg und Umgebung angenommen worden, ohne dass jedoch die Kunden wissen, wer der Träger ist (Ergebnis Kundenbefragung 2013). Zur Konkretisierung für z.B. Marketing und Planungsentscheidungen wäre es jetzt sinnvoll eine SWOT-Matrix zu erstellen, in der Chancen-Risiken und Stärken-Schwächen direkt gegenüber gestellt und zusammengefasst werden. In dieser Arbeit lassen sich die Ergebnisse der Matrix unter dem Punkt Aussichten zusammenfassen. 11.1. Aussichten für das Sozialkaufhaus „Brauchbar“ in Burg Klar wird nach der Auswertung der SWOT-Matrix, dass gerade in Bezug auf ein verändertes Kundendenken in Richtung Qualität und flexible Problemlösung die Wertangebote des Sozialkaufhauses auf einem sehr guten Niveau sind und somit den Anforderungen des sozialen Dienstleistungsmarktes gerecht werden. Diese Qualität sollte unverändert beibehalten und in einzelnen Arbeitsbereichen erweitert werden. Denkbar wären die Installation einer kleinen Küche und die Erweiterung des sozialen Angebotes, wie z.B. eine soziale Beratung in Rechtfragen, Arbeitslosengeldberatung, Bastel- und Leseabende oder Bewerbungsportale. Dabei ist es notwendig, die Kostenstruktur niedrig zu halten, dies kann gelingen, wenn eine Fachkraft mit der Fördermittelakquise beauftragt werden kann und kostenlose Netzwerkpartner eingespannt werden. Mit dem erweiterten sozialen Angebot würden neue Kunden angesprochen und im besten Falle gewonnen werden Große Schwächen hat das Sozialkaufhaus bzw. die Leitung des „Aufbruch“ e.V. bisher im betriebswirtschaftlichen Handeln, hier liegt das größte Potential des gesamten Geschäftsmodells. Hier entscheidet sich Marketing, neue Gewinnung von Kundensegmenten und Ausrichtung am Dienstleistungsmarkt. Mit einem schlüssigen und 91 auch für die Mitarbeiter transparenten Konzept, lassen sich bisher brachliegende Ressourcen, wie z.B. Fundraising, Crowndfunding etc. verwirklichen. Dazu gehören auch eine übersichtliche Internetseite und die Nutzung von sozialen Netzwerken, wie Facebook, Twitter etc., um jungen Menschen das Sozialkaufhaus vorzustellen. Überlegenswert wäre die Installation eines Geschäftsführers im Gesamtverein des „Aufbruch e.V.“, da die wachsenden Anforderungen für die ehrenamtlich, agierenden Vorstandsmitglieder zu Überlastungstendenzen führen und immer häufiger zu endlosen Diskussionen und Panikreaktionen führen. Kostenfallen insbesondere im Sachkostenbereich aber auch im Personalbereich können mit einer Jahreskalkulation minimiert bzw. eliminiert werden. Als Risiko wurden die potentiellen Mitbewerber aus anderen NPO’ s und gewerbliche Anund Verkäufe identifiziert, die z.T. über eine sehr hohe Lobby bei Politik und Wirtschaft verfügen. Der große Vorteil der Schlüsselressourcen und das gute Image der Marke Sozialkaufhaus bei den Kunden lassen bisher solide Kundenströme zu. Die Aufgabe besteht jedoch darin die Wettbewerber besser im Blick zu haben, Zeitungsartikel und Angebote der Konkurrenten zu studieren und gegebenenfalls zu reagieren. Problematisch ist die Nichtvorhersehbarkeit von Einnahmen gepaart mit der Abhängigkeit des Sozialkaufhauses von wenigen Einnahmequellen, d.h. es ist kaum zu kalkulieren wie viel Erträge in den zwei Filialen im Monat gemacht werden können. Zudem ist das Sozialkaufhaus abhängig von vielen kleinen Sachspendern. Es fehlt bisher eine Fachkraft, die sich konsequent um neue Einnahmequellen, wie Großspender, Fördermittelfundraising oder die einfache Spenderpflege kümmert. Hier lohnt sich eine Überlegung. Zu den Schwächen gehört außerdem eine ineffektive Organisation von Betriebsabläufen und Preisgestaltungen, auch wenn es zum Konzept gehört, dass Preise von den Mitarbeitern gestaltet werden, ist eine abschließende Kontrolle der Leitung mit Veränderungsmacht von Nöten. Abschließend lässt sich erkennen, dass die Grundidee des Sozialkaufhauses Burg mit sucht-und psychisch kranken Mitarbeitern eine Übungsfirma aufzubauen und durch die Übergabe von Verantwortung und Tagesstruktur diese am Laufen zu halten, bisher gelingt. Das Kaufhaus hebt sich besonders durch Qualität, Zuverlässigkeit und Berücksichtigung von Kundenwünschen von seinen Konkurrenten ab. Die Anforderungen wachsen jedoch und gerade weil die Geschicke des Vereins immer noch von ehrenamtlichen Mitgliedern geleitet werden, bleiben wichtige betriebswirtschaftliche Aspekte bisher unbeachtet, weil diese einfach die Grenzen der Belastbarkeit erreichen. Aus sozialromantischen Ideen und dem Mut diese in Angriff zu nehmen, sind mitunter harte betriebswirtschaftliche Entscheidungen zu treffen, z.B. betriebsbedingte Kündigungen, hier fehlt zum Teil das 92 Know-Hows und die Führungsqualitäten. Die große Herausforderung in den nächsten Monaten wird eine Zielformulierung sein. Wo möchte das Sozialkaufhaus in den nächsten Jahren stehen und was müssen alle Beteiligten schon jetzt dafür tun. Ein Anfang könnte die in dieser Arbeit vorgestellte Beschreibung des Marketingkonzeptes sein. 93 Anhang Grundauswertung Kundenbefragung 2013 Sozialkaufhaus „Brauchbar“ Burg 1) Bekanntheit Träger ja 39 nein 55 ja und zwar 38 ____________ Summe ohne Antwort (29,55%) (41,67%) (28,79%) ______________ 132 9 Textantworten s. Datei: kundenb.fre 2) Bekanntheit Angebote Aufbruch e.V. ja 44 (33,33%) nein 38 (28,79%) ja z.B. 50 (37,88%) ____________ Summe 132 ohne Antwort ______________ 9 Textantworten s. Datei: kundenb.fre 3) Wie sind sie auf das Sozialkaufhaus aufmerksam geworden? Zeitung 22 (16,18%) Bekannte/Verwandte 62 (45,59%) Internet 00 (00,00%) zufällig beim Vorbeigehen 58 (42,65%) sonstiges 10 (07,35%) ____________ ______________ Nennungen (Mehrfachwahl möglich!) geantwortet haben ohne Antwort 152 136 005 Textantworten s. Datei: kundenb.fre 4) Häufigkeit der Besuche wöchentlich 84 1-2 mal im Monat 44 ganz selten 11 sonstiges 00 ____________ Summe ohne Antwort 5) (60,43%) (31,65%) (07,91%) (00,00%) ______________ 139 002 Grund des Besuches finanzielle Situation Interesse am Angebot sonstiges 68 102 25 ____________ ______________ Nennungen (Mehrfachwahl möglich!) geantwortet haben ohne Antwort (50,00%) (75,00%) (18,38%) 195 136 005 Textantworten s. Datei: kundenb.fre 6) Kundenfreundlichkeit ja 132 (94,96%) geht so 004 (02,88%) nein 003 (02,16%) ____________ Summe ohne Antwort ______________ 139 2 94 7) 8) gepflegter Einruck ja 128 geht so 10 nein 00 ____________ Summe ohne Antwort ______________ 138 3 Service super geht so schlecht 130 06 01 ____________ Summe 137 ohne Antwort 9) (92,75%) (07,25%) (00,00%) (94,89%) (4,38%) (0,73%) ______________ 4 Qualität, Sauberkeit, Gestaltung Ladenfläche Super 125 (91,24%) geht so 11 (08,03%) schlecht 00 (00,00%) sonstiges 01 (00,73%) ____________ Summe ohne Antwort ______________ 137 4 Textantworten s. Datei: kundenb.fre 10) Preis-Leistung Verhältnis Stimmt 115 (81,56%) geht so 14 (09,93%) stimmt nicht 05 (03,55%) sonstiges 07 (04,96%) ____________ Summe ohne Antwort ______________ 141 0 Textantworten s. Datei: kundenb.fre 11) Wünsche der Kunden Jobfinder günstiges Mittagsangebot Snacks und Getränke soziale Beratung Kinderbetreuung Kinderförderung psychosoziale Beratung sozialer Treffpunkt Freizeitangebote sonstiges 29 52 28 28 12 14 13 38 30 10 ____________ ______________ Nennungen (Mehrfachwahl möglich!) geantwortet haben ohne Antwort (25,00%) (44,83%) (24,14%) (24,14%) (10,34%) (12,07%) (11,21%) (32,76%) (25,86%) (08,62%) 254 116 25 Textantworten s. Datei: kundenb.fre 95 Literaturquellen Becker, Manfred: Marketing- Konzeption. Grundlagen des zielstrategischen und operativen Marketing- Management. 9. Auflage. Franz Vahlen GmbH 2009 München Birzele/ Thieme: Sozialmarketing. Wochenschau Verlag Schwalbach 2007 Bruhn, Manfred: Marketing für Non Profit Organisationen.2. Auflage Kohlhammer Verlag Stuttgart 2012 Bruhn, Manfred: Kommunikationspolitik. Systematischer Einsatz der Kommunikation für Unternehmen. 7. Auflage. Franz Vahlens GmbH München 2013 Christa, Harald: Grundwissen Sozio-Marketing. VS Verlag für Sozialwissenschaften Wiesbaden 2010 Engler/Goetz/Hesse/Tacke: Praxisratgeber Vereinsrecht. 4. Auflage. Walhalla u. Praetoria Verlag GmbH& Co KG Regensburg 2011 Haibach, Marita: Fundraising- Definitionen, Abgrenzung und Einordnung .S. 88 ff, hier zitiert aus Fundraising. Handbuch für Grundlagen, Strategien und Methoden: Fundraising Akademie Hrsg. 4. Auflage, Gabler Verlag GmbH Wiesbaden 2008 Holdenrieder, Jürgen: Betriebswirtschaftliche Grundlagen Sozialer Arbeit.1. Auflage. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart 2013 Kotler/Keller/Bliemel: Marketing-Management. Strategien für wertschaffendes Handeln. 12. Auflage. Pearson Studium Deutschland GmbH München 2007 Kotler/Armstrong/Wong/Saunders: Grundlagen des Marketing. 5. Auflage. Pearson Studium Deutschland GmbH München 2011 Kotler u.a.: Grundlagen des Marketings. S27 und 31 ff.; hier zitiert aus Kroeber, Wolfgang: Konzeptionslehre: Fundraising. 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Sozialpädagoge( FH) Schillerstraße 22 39108 Magdeburg Tel. 0391 5595460 E-Mail: [email protected] Geboren am: 29.01.1978 Geburtsort: Lutherstadt Wittenberg Berufserfahrung 06/2008 bis heute PSW GmbH SW Behindertenhilfe-Drogen und Suchtberatung Burg Drogen-und Suchtberater 11/2007 bis 05/2008 Aufbruch e.V. Verein für Suchthilfe und Prävention Projektleiter „Beschäftigungsprojekt für alkoholkranke Langzeitarbeitslose“ 2007 Katholische Erwachsenenbildung Sachsen Anhalt e.V. Projektmitarbeiter (Honorarkraft) Projekt „Geschlechtsbezogene Bildungsarbeit zur Identitätsfindung Jugendlicher“ 07/2005 bis 11/2007 Malteser Hilfsdienst e.V. Pflegedozent (Honorarkraft) 07/2005 bis 11/2007 Malteser Hilfsdienst e.V. Diözesanjugendreferat Magdeburg Pädagogischer Mitarbeiter 09/2002 bis 10/2004 Alphamed Klinik GmbH & Co. KG Herzklinik Coswig Krankenpfleger 10/2001 bis 05/2007 Studium zum Diplom Sozialpädagogen FH MagdeburgStendal 09/1998 bis 08/2001 Alphamed Klinik GmbH & Co. KG Waldkrankenhaus Bad Düben Ausbildung zum Krankenpfleger 98 05/1997 bis 05/1998 Firma Nicolaus Fensterbau Kemberg Monteur Grundwehrdienst 07/1996 bis 04/ 1997 Bundeswehr Krankenpflegehelfer und Ausbilder im Sanitätsdienst Schulische Ausbildung 1991 bis 1996 „Heidegymnasium“ Pretzsch Abitur 1984 bis 1991 Oberschule Kemberg Ehrenamt 2008 bis heute Aufbruch e.V. Verein für Suchthilfe und Prävention Projektentwicklungen z.B. Sozialkaufhaus Stendal, Sozialkaufhaus Burg 99 Erklärung „Hiermit versichere ich gemäß § 17 Absatz 7 der Prüfungsordnung für den postgradualen und weiterbildenden Fernstudiengang Sozialmanagement der Alice Salomon Hochschule Berlin, dass ich diese Masterarbeit selbständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt und alle wörtlich oder sinngemäß übernommenen Textstellen als solche kenntlich gemacht habe. Die Masterarbeit hat keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegen.“ Magdeburg, den ___________________ ______________________ (Datum) (Unterschrift) 100