Magnetkraftmikroskopie an lateral strukturierten magnetischen Dipolgittern: Ummagnetisierungsprozesse, Ordnung und Frustration in Honigwabenstrukturen Dissertation zur Erlangung des Grades “Doktor der Naturwissenschaften” an der Fakultät für Physik und Astronomie der Ruhr-Universität Bochum vorgelegt von Alexandra Brennscheidt aus Castrop-Rauxel Bochum 2011 Mit Genehmigung des Dekanats vom 11.04.2011 wurden Teile dieser Arbeit vorab veröffentlicht. Eine Zusammenstellung befindet sich am Ende der Dissertation. 1. Gutachter: Prof. Dr. Dr. hc Zabel 2. Gutachter: Prof. Dr. Westerholt Datum der Disputation: 11.07.2011 Ergebnisse? Mein Guter, ich habe viele Ergebnisse produziert. Ich kenne tausende von Dingen, die nicht funktionieren. (Thomas Alva Edison) Inhaltsverzeichnis I. Einleitung 1. Einleitung 7 9 1.1. Spin Ice . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 1.2. Literaturüberblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 1.3. Ziel dieser Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 2. Magnetismus der 3d Übergangsmetalle 17 2.1. Wechselwirkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 2.2. Bandstrukutur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 2.3. Anisotropiebeiträge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 2.4. Domänenbildung und Magnetisierungsprozesse . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 3. Magnetische Nanostrukturen 29 II. 31 Methoden 4. Rasterkraftmikroskopie 33 4.1. Relevante Wechselwirkungen zwischen Spitze und Probe . . . . . . . . . . . . . 34 4.2. Funktionsweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 4.3. Messmodi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 4.4. Spitzenartefakte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 4.5. Magnetic Force Microscopy . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 4.6. Experimenteller Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 5. Rasterelektronenmikroskopie 61 5.1. Funktionsweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 5.2. Wechselwirkung zwischen Elektronenstrahl und Probe . . . . . . . . . . . . . . 66 6. Probenpräparation 73 6.1. Schichtherstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 6.2. Lithographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 6.3. Ionenstrahlätzen und Removing . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78 III. Ergebnisse und Diskussion 81 7. Das Honigwabengitter 83 7.1. Probendetails . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84 8. Phasendiagramm 87 9. Schaltverhalten einzelner und mehrerer Dipole 91 10. Schaltverhalten von Gittern 95 10.1. Entmagnetisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 10.2. Digitale Hysterese in [11]-Richtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 10.3. Digitale Hysterese in [10]-Richtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 10.4. Zusammenfassung der Ummagnetisierungsmessungen . . . . . . . . . . . . . . 106 11. Bereiche von Typ I Zuständen 111 12. Einfluss von Defekten 115 13. Rotationsmessungen 121 13.1. Probendetails . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121 13.2. Einfluss der Randgeometrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122 13.3. Lokales Auftreten von Typ I Zuständen im statischen Fall . . . . . . . . . . . . . 123 13.4. Lokales Auftreten von Typ I Zuständen im Rotationsfall . . . . . . . . . . . . . 127 13.5. Zusammenfassung der Rotations- und randabhängigen Messungen . . . . . . . . 129 14. Zusammenfassung und Ausblick 131 A. Spezifikationen des Solver HV - MFM 143 B. Parameter zur Strukturherstellung 145 C. EDX-Untersuchungen 147 D. Mathematica-Code zur Auswertung der Knotenpunktkonfigurationen 151 Publikationen 169 Danksagung 171 Lebenslauf 173 Teil I. Einleitung 1. Einleitung In dieser Arbeit geht es um die magnetische Charakterisierung von künstlich hergestellten Honigwabenstrukturen mittels magnetischer Kraftmikroskopie. Es soll sowohl das Ummagnetisierungsverhalten des gesamten Gitters als auch das Auftreten von Ordnung untersucht werden. Zunächst folgt in Teil I eine kurze Einleitung in das Themengebiet von lateral strukturierten, frustrierten Dipolgittern vor allem im Hinblick auf sogenannte Spin Ice Systeme, welche im Abschnitt 1.1 näher erläutert werden. Es folgt ein Überblick über den aktuellen Forschungsstand in diesem Gebiet durch eine kurze Zusammenfassung der Literatur (siehe Abschnitt 1.2). Danach folgt ein Überblick über die Ziele dieser Arbeit (siehe Abschnitt 1.3). Abgeschlossen wird der erste Teil dieser Dissertation mit Kapitel 2, welches als Überblick über die relevanten physikalischen Grundlagen dient und sowohl den Magnetismus der 3d Übergangsmetalle (siehe Kapitel 2) als auch magnetische Nanostrukturen (siehe Kapitel 3) behandelt. Teil II widmet sich der verwendeten experimentellen Methoden zur Herstellung und Untersuchung der Honigwabengitter. Begonnen wird mit einem ausführlichen Kapitel zur Rasterkraftmikroskopie (Kapitel 4), in dem auch die Hauptuntersuchungsmethode dieser Arbeit, die magnetische Kraftmikroskopie behandelt wird. Es folgt jeweils ein Kapitel zum Rasterelektronenmikroskop (Kapitel 5) und zur Probenpräparation (Kapitel 6). Das Rasterelektronenmikroskop wurde in erster Linie zur Probenherstellung, allerdings auch zur optischen Qualtiätskontrolle der hergestellten Gitter verwendet und wird daher ebenfalls ausführlich vorgestellt. In Teil III werden dann die Ergebnisse der Untersuchungen präsentiert. In Kapitel 7 wird der gewählte Gittertyp, das Honigwabengitter, vorgestellt und motiviert. Es folgen in Kapitel 8 die Resultate eines Phasendiagramms zu den gewählten Strukturgrößen. In Kapitel 9 wird zunächst das Ummagnetisierungsverhalten einzelner Dipole untersucht um dann in Kapitel 10 den Ummagnetisierungsprozess in den hergestellten Strukturen abhängig vom gewählten Dipolabstand und von der Ausrichtung der Strukturen in Bezug zum externen Magnetfeld zu untersuchen. Es wird ein Verfahren zur Erstellung von digitalen Hysteresen sowie ein Auswerteschema für die vorliegenden Magnetisierungszustände vorgestellt und ein hochgeordneter Zustand im Gitter erläutert. In Kapitel 11 werden zusammenhängende, geordnete Bereiche in den Gittern besprochen. Kapitel 12 beschäftigt sich dann mit dem Einfluss von Defekten im Gitter auf die Magnetisierungszustände. Abgeschlossen wird Teil III mit der Analyse von Rotationsmessungen der Gitter in einem konstanten externen Magnetfeld (Kapitel 13). Es folgt eine Zusammenfassung, in der auch ein Ausblick auf zukünftige Möglichkeiten in diesem Themengebiet gegeben wird. 1.1. Spin Ice Abb. 1.1. – Schematische Darstellung der Protonenanordnung in gefrorenem Wasser. Die großen blauen Kreise repräsentieren die Sauerstoffatome, die kleinen schwarzen die Wasserstoffatome. Jedes Sauerstoffatom ist so mit vier Wasserstoffatomen umgeben, dass diese auf den Eckpunkten eines Tetraeders liegen. Zwei Wasserstoffatome sind dabei weiter von dem Sauerstoffatom entfernt, zwei befinden sich in seiner Nähe. 1.1. Spin Ice Bei dem hier untersuchten System, dem lateral strukturierten Honigwabengitter, handelt es sich um ein sogenanntes Spin Ice System. Dieser Begriff bedarf einiger Erklärung, so dass etwas weiter ausgeholt werden muss: Frustration ist eines der Themen, auf denen diese Arbeit beruht. In einem frustrierten System wie dem des Honigwabengitters können nicht alle paarweisen Wechselwirkungen gleichzeitig zufrieden gestellt werden. In solchen Systemen kann ein entarteter Grundzustand auftreten, was bedeutet, dass mehrere energetisch äquivalente Zustände nebeneinander existieren. Der 1935 von Pauling beschriebene entartete Grundzustand von gefrorenem Wasser stellt so ein System dar, das gerne als Beispiel herangeführt wird [1]. Nun wurden in den letzten Jahren einige magnetische Materialien gefunden, in denen die Unordnung von magnetischen Momenten, den Spins, bei tiefen Temperaturen analog zu der Anordnung von Protonen in Wassereis zu beschreiben ist [2]. Der erste Teil des Begriffes “Spin Ice” bezieht sich also auf die magnetischen Momente, während sich der zweite Teil des Begriffs demnach wenig überraschend von kristallinem, also gefrorenem Wasser ableitet. In Wassereis ist jedes Sauerstoffatom von vier Wasserstoffatomen umgeben. Graphisch dargestellt kann man dies in Abbildung 1.1 erkennen. Die Abbildung zeigt schematisch, wie die Wasserstoffatome im gefrorenen Wasser sich um ein Sauerstoffatom anordnen. Sie bilden die Ecken eines Tetraeders mit dem Sauerstoffatom als Mittelpunkt. Zwei der vier Wasserstoffatome liegen dabei in nächster Nähe zum Sauerstoffatom, zwei etwas weiter entfernt. Dieser Zustand entspricht der von Bernal und Fowler aufgestellten “Ice Regel” [3], die im weiteren Verlauf auch oft einfach als “2in-2out” Regel bezeichnet wird. Pauling konnte zeigen, dass diese Ice Regel nicht zu einer Ordnung in der Protonenanordnung führt, sondern dass der Grundzustand makroskopisch entartet ist [1]. Diese Unordnung in gefrorenem Wasser, die bis zu tiefen Temperaturen beibehalten wird, wird in der Literatur auch als “Zero Point Entropy” bezeichnet [4]. 10 Einleitung Abb. 1.2. – Pyrochlorgitter, bestehend aus benachbarten Tetraeder. Im Tetraeder unten links sind beispielhaft die Ausrichtungen der auf den Tetraederecken sitzenden magnetischen Momente eingezeichnet (Bild entnommen aus [2]). Die sogenannten klassischen “Spin Ice” Materialien sind die ferromagnetischen PyrochlorMaterialien Ho2 Ti2 O7 und Dy2 Ti2 O7 . In diesen Materialien sitzen die magnetischen Momente, die sich mit dem Ising-Modell beschreiben lassen, auf den Ecken eines Tetraeders. Überträgt man die Ice Regel auf diese Situation, so bedeutet “2in-2out”, dass zwei magnetische Momente in den Tetraeder hineinzeigen, während die anderen zwei aus dem Tetraeder hinauszeigen. Dies ist schematisch in Abbildung 1.2 gezeigt, in der ein Pyrochlorgitter bestehend aus vielen solcher benachbarten Tetraeder dargestellt wird. Besonderes Interesse wurde den Spin Ice Materialen nicht nur durch ihren hochfrustrierten Zustand [5], sondern auch durch die Vorhersage der Existenz magnetischer Monopole in ihnen und letztendlich auch durch deren experimentellen Nachweis entgegengebracht. So konnte durch mehrere Gruppen unabhängig voneinander nachgewiesen werden, dass dieser exotische magnetische Zustand tatsächlich existiert und sogar messbar ist [6, 7, 8, 9, 10, 11]. Auch die magnetische Ladung eines solchen Monopols und ein magnetischer Strom (analog zum elektrischen Strom) konnten in Spin Ice Materialien bereits gemessen werden [12]. Dabei werden verschiedene Nachweismethoden genutzt (näheres dazu in Abschnitt 1.2 dieser Einleitung). Die bisher diskutierten Spin Ice Materialien Ho2 Ti2 O7 und Dy2 Ti2 O7 sind Volumenferromagneten. Die Spin Ice Regel lässt sich aber auch auf künstlich hergestellte, zweidimensionale Gitter, bestehend aus magnetischen Dipolen, übertragen [13, 14]. Jeder Dipol stellt dabei einen Makrospin dar und kann daher mit den auf den Tetraederecken sitzenden magnetischen Momenten in den Volumen-Spin Ice Materialien verglichen werden. Die Dipolgitter werden meist durch Lithographiemethoden hergestellt, mit denen periodische Gitter größerer Ausdehnung produziert werden können. Prinzipiell existieren zwei Möglichkeiten, solch ein Spin Ice System künstlich herzustellen: Als quadratisches oder als triangulares Gitter. Die Ice Regel für das quadratische Gitter ist hierbei das bekannte “2in-2out”, im triangularen Fall entspricht die Ice Regel “2in-1out” oder umgekehrt [15]. Auch in diesen künstlich hergestellten Spin Ice Systemen wurden bereits magne11 1.2. Literaturüberblick tische Monopole beobachtet und durch verschiedene Techniken abgebildet [16, 17, 18]. Man erkennt, dass Spin Ice Systeme, sowohl dreidimensionale als auch die künstlich hergestellten zweidimensionalen, ein äußerst interessantes und noch relativ neues Gebiet im Magnetismus darstellen. Umso wichtiger erscheint es da, sich ihnen systematisch zu nähern. 1.2. Literaturüberblick In diesem Abschnitt soll ein kurzer Überblick über die Literatur gegeben werden. Bisherige Ergebnisse auf dem Gebiet der Spin Ice Systeme werden hier zusammengefasst und so ein Bild über den aktuellen Forschungsstand geliefert. 1.2.1. 3D Spin Ice Systeme Um die Entwicklung der künstlich hergestellten Spin Ice Systeme besser zu verstehen, soll hier auch ein kurzer Überblick über die Volumen-Spin Ice Systeme gegeben werden. • Isakov et al. [19] entwickelten ein theoretisches Konzept zur Erklärung des Auftretens der Ice Regeln in Spin Ice Systemen. Sie zeigten damit eine zweistufige magnetische Ordnung im Kagome-Spin Ice die durch die Ordnung der magnetischen Ladungen in der Tieftemperaturphase unterschieden werden können • Higashinaka et al. [20] haben die spezifische Wärme und die Entropie von Dy2 Ti2 O7 in ausgezeichneten Kristallrichtungen bei 0,35 K untersucht. Sie beobachteten in [111]-Richtung ein Frustrationsverhalten vergleichbar zu dem der zweidimensionalen Kagomestruktur inklusive der Erfüllung der dafür geltenden Spin-Ice Regel. Dies führt zu unterschiedlichen Werten der Zero Point Entropy. • Moessner und Sondhi [21] entwickelten ein Modell, in dem bei Anlegen eines Feldes in [111]-Richtung bei Dy2 Ti2 O7 das dreidimensionale Verhalten auf eine Reihe lösbarer zweidimensionaler Probleme reduziert werden kann. • Tabata et al. [22] untersuchten das Spin Ice Material Dy2 Ti2 O7 in einem magnetischen Feld entlang der [111]-Richtung mittels Neutronenstreuung und Monte Carlo Simulationen. Sie beobachteten uneingeschränkt das Einhalten der Ice Regel. • Ke et al. [23] haben systematische spezifische Wärmekapazität Messungen an Dy2−x Y x Ti2 O7 durchgeführt. Sie haben einen Anteil der magnetischen Dy-Atome durch nichtmagnetische Y-Atome ersetzt und so einen Zusammenhang zwischen der Zero Point Entropy und der Verdünnung der magnetischen Atome gefunden, der in guter Übereinstimmung mit Paulings Theorie für die Entropie von Wassereis ist. • Castelnovo et al. [8] geben eine theoretische Erklärung für die Existenz magnetischer Monopole in Spin Ice Materialien. Sie benutzen dafür ein sogenanntes Hantel-Modell, bei dem 12 Einleitung ein einzelner Spin als Hantel mit gegensätzlichen magnetischen Ladungen an den Enden behandelt wird. Zunächst gehen sie von erfüllter Spin Ice Regel aus, bei der in jeden Knotenpunkt zwei Spins hinein- und zwei hinauszeigen. Klappt ein Spin um, so entstehen an den beiteiligten Knotenpunkten jeweils ein Monopol bzw. Antimonopol. Diese Paar kann nun durch weitere Spin Flips, ohne weiteren Energieaufwand, durch das Gitter wandern. Dabei enteht als Verbindungslinie zwischen dem Monopol-Antimonopol Paar ein sogenannter Dirac-String. • Fennell et al. [7] führten an Ho2 Ti2 O7 polarisierte Neutronenstreuexperimente durch, bei denen das Streusignal in zwei Komponenten aufgeteilt wird. Im Spin-Flip-Kanal konnten eindeutig sogenannte Pinch-Points identifiziert werden, die die Existenz von Dirac Strings und damit magnetischen Monopolen nahelegen. Eine Weiterführung dieser Arbeit findet sich in [24], in der sie die Entropie des Systems kontinuierlich optimieren konnten. • Morris et al. [6] konnten die Existenz der Dirac Strings in Dy2 Ti2 O7 direkt nachweisen. Sie legten entlang der [100] - Richtung ein magnetisches Feld an, so dass Monopol-Antimonopol Paare induziert wurden. Die resultierenden Dirac Strings richten sich dabei entgegengesetzt zum angelegten Feld aus, was in konischen Features in den Neutronenstreumessergebnissen resultiert. • Bramwell et al. [12] ist es experimentell gelungen, analog zum elektrischen Strom, magnetische Ladungen und einen magnetischen Strom von magnetischen Monopolen in Dy2 Ti2 O7 zu messen. • Jaubert et al. [10] interpretierten die magnetische Relaxationen in Dy2 Ti2 O7 als Bewegung magnetischer Monopole, die sich in einem Netzwerk von Dirac-Strings befinden. 1.2.2. 2D Spin Ice Systeme In dieser Arbeit wird mit dem Honigwabengitter ein lateral strukturiertes und damit künstlich hergestelltes frustriertes zweidimensionales Spin Ice System untersucht. Hier folgt nun ein Überblick über den aktuellen Stand der Forschung in diesem Bereich. Quadratische Spin Ice Systeme • Wang et al. [25] untersuchten ein quadratisches Gitter bestehend aus Py-Dipolen. Sie stellten Gitter mit verschiedenen Periodizitäten her und untersuchten diese Gitter in Remanenz hinsichtlich der auftretenden Knotenpunktkonfigurationen mittels magnetischer Kraftmikroskopie. Sie beobachteten ausschließlich kurzreichweitige Korrelationen in diesen Gittern, analog zum Verhalten von Spin Ice Materialien. Die theoretisch vorhandenen langreichweitigen Zustände geringer Energie werden durch die komplexe Energielandschaft aufgrund von Frustrationen im Gitter unterdrückt. Es entsteht stattdessen ein ungeordneter Zustand, 13 1.2. Literaturüberblick sobald thermische oder magnetische Anregungen verschwinden. Für steigende Gitterperiodizitäten wurde schnell ein unkorrelierter Zustand im Gitter erreicht. • Nisoli et al. [26] untersuchten an einem quadratischen Py-Gitter die Entmagnetisierung unter Rotation. Sie zeigen, dass das System in einen ungeordneten Zustand übergeht, dessen Konfiguration ähnlich denen von Spin Ice Materialien ist. Sie demonstrieren außerdem einen Formalismus, mit dem man die Population der Zustände vorhersagen kann. • Libal et al. [27] haben numerische Simulationen an kolloidalen Partikeln gemacht, die in zweidimensionalen, optischen Fallen gefangen sind und auf diese Weise ein quadratisches Gitter formen. Diese Anordnung erfüllt die Spin-Ice Regel und zeigt einen Übergang zwischen zufälliger Anordnung und langreichweitiger Ordnung abhängig von der Ladung der Partikel und der Fallengröße. • Mol et al. [18] fanden ein theoretisches Modell, dass auf der Dipolwechselwirkung zwischen den magnetischen Inseln basiert. Mit diesem ist es möglich, den experimentell gefundenen Grundzustand zu beschreiben. • Möller und Moessner [28] haben sich mit künstlich hergestellten Spin Ice Strukturen theoretisch beschäftigt. Sie demonstrierten in einem quadratischen Gitter, dass das Spin Ice System stabilisiert werden kann, in dem man kleine Änderungen in der Gittergeometrie durchführt, die darin beruht, die Abstände und damit die Wechselwirkungen der einzelnen Dipole an einem Knotenpunkt, durch Einführung einer Höhenänderung äquivalent werden zu lassen. Triangulare Spin Ice Systeme • Tanaka et al. [29] untersuchten ein Honigwabennetzwerk aus Py mittels magnetischer Kraftmikroskopie. Trotz nicht unterbrochener Strukturen wurde ein Ice-ähnliches Verhalten beobachtet, welches sich auch in den Magnetwiderstandmessungen niederschlägt. Die Ice Regeln dominieren in diesen Untersuchungen den Magnetisierungsprozess. Durch ein senkrecht zur Struktur angelegtes Magnetfeld konnte dieser Effekt unterdrückt und eine drastische Änderung des Magnetisierungsprozesses erreicht werden. • Qi et al. [30] beobachteten die Spin Ice Regel in einem Honigwabennetzwerk aus Py. Ihre Resultate zeigen, dass das Honigwabengitter ein hochfrustriertes System ist, in dem die Ice Regel erfüllt wird. Zusätzlich zeigen sie, dass die in ihrem System gefundenen Korrelationen mit denen von Monte Carlo Rechnungen für Spin Ice Systeme übereinstimmt. • Mengotti et al. [31] untersuchten die Grundbausteine des Honigwabengitters: einzelne Ringe, sowie zwei und drei benachbarte Ringe. Die Strukturen bestehen aus Co oder Py und wurden nach Entmagnetisierung mit PEEM (Photoemission Electron Microscopy) untersucht. Sie konnten alle möglichen Energielevel für die untersuchten Strukturen ermitteln (wie auch schon in einer ähnlichen Arbeit bei Nanoinseln mit senkrechter Anisotropie [32]) 14 Einleitung und dementsprechend die Zustände geringster Energie identifizieren. Für steigende Ringanzahl steigt die Frustration in dem System, was sie zu der Schlussfolgerung führt, dass es praktisch unmöglich ist, in einem ausgedehnten, unendlichen Gitter den Grundzustand zu erreichen. • Ebenfalls Mengotti et al. [16] konnten erst kürzlich das Auftreten von magnetischen Monopolen und den damit verbundenen Dirac-Strings durch X-PEEM nachweisen. Der Ummagnetisierungsprozess in einem Honigwabengitter aus Py geschieht hier durch das Auseinanderwandern von Monopol-Antimonopolpaaren im magnetischen Feld. Die experimentellen Ergebnisse wurden durch Monte-Carlo Simulationen gestützt. • Tanaka et al. [33] untersuchten ein Honigwabennetzwerk mittels magnetischer Kraftmikroskopie und Magnetowiderstandsmessungen. Sie beobachteten Spin Ice ähnliches Verhalten bei genügend magnetischer Energie an den Knotenpunkten des Netzwerkes. • Ladak et al. [17] fanden magnetische Monopole in einem Honigwabennetzwerk aus Co mittels Magnetkraftmikroskopie. Die Monopol-Antimonopolpaare bewegen sich dabei entgegengesetzt zum angelegten Magnetfeld. • Chern et al. [34] kombinierten analytische Methoden und Monte Carlo Simulationen und zeigten so, dass das triangulare Spin Ice System zwei bestimmte Phasen besitzt. Diese Phasen unterscheiden sich durch die Anordnung der magnetischen Ladungen bei tiefen Temperaturen. • Wills et al. [15] erstellten ein Modell für das Honigwabengitter. Mittels Monte Carlo Simulationen ermittelten sie die Grundzustandsentropie sowie die Wechselwirkung zwischen benachbarten Dipolen. Sie zeigten die Bedeutung von thermisch angeregten Spinfluktuationen und ihre Fähigkeit, die unterschiedlichen magnetischen Konfigurationen zu stabilisieren. Sie fanden sowohl geordnete als auch ungeordnete Untergitter. • Möller und Moessner [35] fanden in ihrer theoretischen Arbeit zwei Ice-Regimes für das Honigwabengitter, die sich mit einer Theorie die auf magnetischen Monopolen basiert, erklären lassen. Sie sagen eine von der Spinordnung unabhängige Ladungsordnung voraus. 1.3. Ziel dieser Arbeit Magnetische Nanostrukturen haben mittlerweile Einzug in unser alltägliches Leben gehalten, vor allem in Form von Speichermedien, aber auch als Sensoren in Automobilen. Daher ist die Herstellung dieser Strukturen genauso wie das Verständnis ihres Ummagnetisierungsverhaltens von großer Bedeutung, sowohl aus wissenschaftlicher als auch aus technologischer Sicht. So müssen die einzelnen magnetischen Elemente separat ansteuerbar sein, dürfen sich gegenseitig nicht beeinflussen, sollen aber möglichst dicht beieinander liegen, um die Speicherdichte zu erhöhen. Um solche Eigenschaften zu realisieren, muss das Verhalten der Elemente genau bekannt sein. Neben 15 1.3. Ziel dieser Arbeit zahlreichen technologischen Anwendungen (so gab es z. B. bereits Untersuchungen zur Herstellung von magnetischen Logikschaltungen [36, 37]), spielt aber auch ein fundamentales Interesse eine große Rolle bei der Untersuchung magnetischer Strukturen. So traten in den letzten Jahren im Bereich der künstlich hergestellten magnetischen Nanonstrukturen vor allem magnetisch frustrierte Systeme in den Vordergrund [38, 39, 40, 41, 42, 38, 43, 44]. Dies führte im Zusammenhang mit den Spin Ice Materialien zu der Suche nach magnetischen Monopolen, die sowohl experimentell [45, 46], als auch in theoretischen Beschreibung [47, 48, 49] schon lange von Interesse waren. Wie bereits die Literaturübersicht gezeigt hat, ist dies ein sehr lebendiges Forschungsgebiet, auf dem es noch viel zu entdecken gibt. In dieser Arbeit soll das Ummagnetisierungsverhalten von lateral strukturierten Honigwabengittern untersucht werden. Die Honigwabengitter bestehen dabei aus einzelnen magnetischen Dipolen, die periodisch angeordnet sind und so ein großflächiges Gitter bilden. Als magnetisches Material wird polykristallines Eisen verwendet. Ziel ist es, das Ummagnetisierungsverhalten eines solchen Gitters zu analysieren und zu verstehen, um so einen grundlegenden Einblick in das magnetische Verhalten dieses hochfrustrierten künstlichen Spin Ice System zu erhalten. Als Schwerpunkt werden hierbei die Knotenpunktkonfigurationen des Gitter untersucht und ausgewertet. Des Weiteren geht es darum, den Einfluss verschiedener Effekte, wie unterschiedliche Randgeometrien oder Gitterdefekte abzuschätzen. Im Hinblick auf die im vorherigen Kapitel erwähnten Untersuchungen im Bereich lateral strukturierter Spin Ice Systeme erscheint es notwendig zu wissen, unter welchen Umständen welche Konfiguration auftritt, um magnetische Monopole zu finden und ihren Weg durch das Gitter verfolgen zu können. Dazu wird in der vorliegenden Arbeit eine genaue Analyse vorgelegt, in der zwischen den zwei grundlegenden Knotenpunktkonfigurationstypen unterschieden wird. Eben auch solche Aspekte wie Fehlstellen im Gitter und der Einfluss des Strukturrandes stellen eine elementare Fragestellung dar, die es zu klären gilt, um die in den Gitter auftretenden magnetischen Konfigurationen sicher zu interpretieren und zu verstehen. Dabei stellt sich das Honigwabengitter als besonders interessantes Spin Ice System dar, da es hochfrustriert ist. An jedem Knotenpunkt treffen drei Dipole aufeinander, so dass nie alle paarweisen Wechselwirkungen gleichzeitg zufrieden gestellt werden können. Ein weiterer Vorteil des triangularen Honigwabengitters im Vergleich zu quadratischen Gittern ist, dass alle Wechselwirkungen an einem Knotenpunkt gleichberechtig sind, denn jeder Dipol des Knotenpunktes ist äquidistant zu den beiden anderen. Als Untersuchungsmethode wurde die magnetische Kraftmikroskopie gewählt, da hiermit magnetische Dipole durch die eindeutige hell- bzw. dunkel-Abbildung von Nord- und Südpol, sehr gut und anschaulich abgebildet werden können. Es ist mit dieser Methode möglich jedem Dipol, relativ zu den anderen abgebildeten Dipolen, eine Magnetisierungsrichtung zuzuordnen und daher das Umschalten eines Dipols genau zu beobachten. Somit kann die magnetische Konfiguration an einem Knotenpunkt sowie ihre Änderung leicht erkannt werden. 16 2. Magnetismus der 3d Übergangsmetalle Die drei prinzipiellen Ursachen für das magnetische Moment eines Atoms sind der Spin der Elektronen, der Bahndrehimpuls der Elektronen bezüglich ihrer Bewegung um den Kern und die Änderung des Bahndrehimpulses, die durch ein äußeres Magnetfeld induziert wird [50]. Werden die durch die Bahnbewegung und den Spin der Elektronen bedingten magnetischen Momente in einem äußeren Feld ausgerichtet, so spricht man von Paramagnetismus. Wenn hingegen für die Ausrichtung dieser magnetischen Momente eine Wechselwirkung mit anderen Gitteratomen des Festkörpers ausschlaggebend ist, so handelt es sich um Ferro-, Antiferro- oder Ferrimagnetismus. Man spricht in diesem Fall auch von spontaner Magnetisierung, da kein externes Feld zum Ausrichten der magnetischen Momente benötigt wird. Die durch ein äußeres Feld induzierten Momente werden unter dem Begriff Diamagnetismus zusammengefasst [51]. Diese von einem äußeren Magnetfeld erzeugte Magnetisierung ist antiparallel zum Magnetfeld ausgerichtet, während in einem paramagnetischen Stoff beide Felder parallel zueinander ausgerichtet sind. Dies hat seine Ursache in den unterschiedlichen Eigenschaften der Spin- und Bahnmomente der Elektronen im Festkörper. Für die Spinmomente ist es energetisch am günstigsten, wenn sie sich parallel zum Magnetfeld einstellen, die Bahnmomente werden dagegen bei Anlegen eines Magnetfeldes geschwächt. Dies ist eine Konsequenz der Lenzschen Regel. Die auf ihren Orbitalen befindlichen Elektronen werden durch das Magnetfeld, wie im Falle von Leiterschleifen, so beeinflusst, dass mikroskopische Ströme induziert werden, die das äußere Feld schwächen. Daher werden diamagnetische Stoffe aus einem inhomogenen Feld herausgedrängt, während paramagnetische Stoffe in den inhomogenen Feldbereich hineingezogen werden. Da es in dieser Arbeit ausschließlich um das ferromagnetische Material Eisen geht, wird nur auf diesen Teilaspekt des Magnetismus eingegangen. Dieses Kapitel stellt lediglich eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Aspekte des Ferromagnetismus in dünnen Schichten bzw. Nanostrukturen dar. Für eine detaillierte und ausschöpfende Beschäftigung mit diesem Thema sei auf die zahlreichen Lehrbücher auf diesem Gebiet verwiesen (zum Beispiel [52, 53, 54, 55, 56, 57, 58]). Es sei noch darauf hingewiesen, dass Magnetismus ein quantenmechanisches Phänomen ist und eine rein klassische Interpretation (vgl. Bohr-van Leeuwen Theorem, [59]) nicht zu Magnetismus führen kann. 2.1. Wechselwirkungen Zur Entstehung von Ferromagnetismus ist eine große Kraft nötigt, die für die parallele Ausrichtung benachbarter magnetischer Momente und deren Stabilität sorgt. In diesem Abschnitt werden ver- 2.1. Wechselwirkungen schiedene atomare magnetische Wechselwirkungen und ihre Rolle für langreichweitige Ordnung besprochen. 2.1.1. Dipol-Dipol Wechselwirkung Die erste Wechselwirkung, die einem in den Sinn kommt, wenn man die parallele Ausrichtung der magnetischen Momente in einem Festkörper betrachtet, ist wahrscheinlich die atomare magnetische Dipolwechselwirkung. Zwei magnetische Dipole mit den magnetischen Momenten m1 = m2 = gµB und dem Abstand 1 Å voneinander haben eine Energie von Edip−dip = kB T = µ0 m1 m2 ≈ 10−4 eV 4π r3 (2.1) Dabei ist µ0 die magnetische Permeabilität, µB das Bohrsche Magneton und g der Landéfaktor. Dieser Energiebetrag entspricht etwa 1 K. Diese Wechselwirkung ist also nur für die Materialien interessant, die erst im mK-Bereich ferromagnetische Ordnung zeigen [59]. Da die Messungen in dieser Arbeit bei Raumtemperatur durchgeführt worden sind, können die atomaren Dipol-DipolWechselwirkungen vernachlässigt werden [60]. 2.1.2. Austauschwechselwirkungen Das Phänomen der langreichweitigen Ordnung wird hauptsächlich durch Austauschwechselwirkungen beschrieben. Austauschwechselwirkungen sind im klassischen Bild nichts anderes als elektrostatische Wechselwirkungen. Hier soll jedoch die quantenmechanische Betrachtungsweise erklärt werden, da eine rein klassische Betrachtung nicht ausreicht, um Magnetismus zu erklären. In einem einfachen Modell werden zwei Elektronen betrachtet, die die jeweiligen Ortsvektoren ~r1 bzw. ~r2 besitzen. Um eine parallele Spinstellung zu realisieren muss eines der beiden Elektronen nach dem Pauli-Prinzip einen angeregten Zustand besetzen. Die Energie kommt dabei aus der Coulomb-Wechselwirkung zwischen den beiden Elektronen. Sie ist spinunabhängig und größer für Elektronen, die sich in einem gemeinsamen Orbital befinden als für Elektronen in unterschiedlichen Orbitalen. Man kann also sagen, dass die Coulomb-Wechselwirkung den Fall parallel ausgerichteter Spin favourisiert. Wäre diese Wechselwirkung jedoch die einzige, die man betrachtet, so müsste jedes Metall Ferromagnetismus aufweisen. Dem Gewinn an Coulomb-Energie steht jedoch eine steigende kinetische Energie gegenüber, da für eine parallele Spinstellung zweier Elektronen eines der beiden ein höheres Orbital besetzen muss. Die Entstehung von Ferromagnetismus ist also davon abhängig, welche der beiden Wechselwirkungen dominant ist [60]. Wir betrachten nun die Wechselwirkungen etwas genauer: Das Pauli-Prinzip verlangt, dass die totale Wellenfunktion von quantenmechanischen Spin- 12 -Teilchen antisymmetrisch ist. So sind nur Kombinationen einer symmetrischen Ortsfunktion mit einer antiparallelen Spinfunktion und umgekehrt erlaubt. Im Falle parallel ausgerichteter Elektronenspins, also einer symmetrischen Spinfunktion, muss die Ortsfunktion antisymmetrisch sein (ΨS = √1 [ψa (~ r1 )ψb (~r2 ) + ψa (~r2 )ψb (~r1 )]χS ) 2 mit antisym- metrischem Singlet-State χ s ). Andersherum muss bei einer antisymmetrischen Spinfunktion die 18 Magnetismus der 3d Übergangsmetalle √1 [ψa (~ r1 )ψb (~r2 ) − ψa (~r2 )ψb (~r1 )]χT ) 2 Ortsfunktion symmetrisch sein (ΨT = mit symmetrischem Triplet-State χT ). Die Energien der beiden möglichen Zustände lassen sich dann folgendermaßen darstellen: Z ES = Ψ∗S ĤΨS d~r1 d~r2 (2.2) Ψ∗T ĤΨT d~r1 d~r2 (2.3) und Z ET = Bildet man nun die Differenz zwischen beiden Energien erhält man Z ES − ET = 2 ψ∗a (~r1 )ψ∗b (~r2 ) Ĥψa (~r1 )ψb (~r2 )d~r1 d~r2 (2.4) Wie in [59] ausführlich dargestellt, lautet der “effektive Hamiltonoperator” dann Ĥ = 1 ( ES + 3ET ) − ( ES − ET )Ŝ 1 Ŝ 2 4 (2.5) wobei Ŝ 1 und Ŝ 2 die Spins der beiden betrachteten Elektronen darstellen. Dieser Term setzt sich zusammen aus einer Konstanten und einem Term, der spinabhängig ist. Mit der Definition der Austauschkonstanten J J= ES − ET = 2 Z ψ∗a (~r1 )ψ∗b (~r2 ) Ĥψa (~r1 )ψb (~r2 )d~r1 d~r2 (2.6) kann man nun den spinabhängigen Teil des “effektiven Hamiltonoperators” schreiben als Ĥ spin = −2J Ŝ 1 Ŝ 2 (2.7) Diese Gleichung ist für zwei Elektronen noch recht einfach zu berechnen, auf ein Viel-KörperProblem bezogen jedoch ungleich schwieriger. Allerdings kann man Gleichung 2.7 auf alle benachbarten Atome anwenden, was auch zum Heisenberg-Operator führt: ĤHeis = −2 X Ji j Ŝ i Ŝ j (2.8) i> j Ist Ji j < 0, so werden sich die Spins antiparallel ausrichten, bei Ji j > 0 dagegen parallel [59]. 2.1.3. Kristallfeld Bei den meisten ferromagnetischen Stoffen sind hauptsächlich die Spinmomente der Elektronen für die Magnetisierung verantwortlich. Das liegt an einer speziellen räumlichen Ausdehnung der Atomorbitale. Das sogenannte Kristallfeld bewirkt, dass der Bahndrehimpuls eines Elektrons keine Konstante der Bewegung mehr ist und somit auch nicht mehr zur permanenten Magnetisierung beiträgt. Der Betrag des Bahndrehimpulses bleibt zwar erhalten, der Erwartungswert in Bezug auf 19 2.2. Bandstrukutur die Magnetfeldachse verschwindet jedoch. Dieser Effekt wird “Quenching” genannt. In klassischer Betrachtung kann man auch anschaulich annehmen, dass die Bahn der Elektronen in einem inhomogenen elektrischen Feld ständig ihre Orientierung ändert, so dass die Komponente des Bahndrehimpulses im Bezug auf eine bestimmte Richtung ebenso oft positiv wie negativ und daher im Mittel Null ist [53]. Somit wird die Magnetisierung durch die permanenten magnetischen Momente der Elektronenspins getragen. 2.2. Bandstrukutur Die Kristallstruktur der 3d Übergangsmetalle ist zunächst einmal durch metallische Bindung zu erklären. Die äußeren 4s Elektronen sind schwach gebunden und formen ein Elektronen-Gas, in dem die positiven Atomrümpfe eingebettet sind. Diese freien Elektronen können sich mehr oder weniger unabhängig durch das Kristallgitter bewegen, sind nicht lokalisiert und verantwortlich für die Bindung. Der Magnetismus dieser Elektronen basiert hauptsächlich auf dem PauliParamagnetismus [61]. Die Übergangsmetalle zeigen zum Teil auch kovalente Bindung. Die Wellenfunktionen der nur teilweise gefüllten 3d Orbitale überschneiden sich mit denen benachbarter Atome und tragen so auch zur chemischen Bindung bei. Durch den Überlapp der 3d Wellenfunktionen und der Wechselwirkung zwischen Elektronen mit dem Kristallgitter kommt es zu einer Verbreiterung der Energiezustände, also zu einer Ausbildung von Energiebändern. Dies führt zur Bandstruktur. Der Energiebereich der 3d Bänder ist allerdings immer noch relativ schmal, so dass weiterhin eine erhöhte Aufenthaltswahrscheinlichkeit der 3d Elektronen in Atomrumpfnähe gegeben ist. Die in Kapitel 2.1 gegebene Begründung für die Entstehung von Ferromagnetismus lässt sich auf das Bandstrukturbild übertragen: Wie bereits geschildert, ist bei ferromagnetischen Übergangsmetallen ein einfacher Ansatz für die Wellenfunktionen der 3d-Elektronen in Kristallen nicht möglich, was die Berechnung der Austauschenergie außerordentlich schwierig gestaltet. Dies hängt damit zusammen, dass diese 3d-Elektronen sich weder als lokalisierte Elektronen noch als freie Elektronen korrekt beschreiben lassen. Eine wichtige Größe bei der Untersuchung der magnetischen Ordnungserscheinungen ist die Betrachtung der Bandstruktur. Die Energiebänder sind bis zur Fermikante mit Elektronen aufgefüllt, wobei jedes Energieniveau zwei Elektronen unterschiedlicher Spin-Ausrichtung aufnehmen kann. Die elektrostatische Energie kann nun dadurch verringert werden, dass sich ein Elektron parallel ausrichtet. Dabei muss es aufgrund des Pauli-Prinzips auf ein höheres Energieniveau angehoben werden. Durch diesen Prozess, der die elektrostatische Energie verringert, wird jedoch die kinetische Energie des Elektrons erhöht. Die Energiebilanz entscheidet nun, ob dieser Prozess stattfindet. Die ausschlaggebenden Parameter dabei sind die Dichte der Energiezustände an der Fermikante n(EF ), das Atomvolumen Ω0 und die Austauschenergie J pro Elektron. Daraus resultiert das Stoner-Kriterium Jn( E F )Ω0 ≥ 1 (2.9) Erfüllt ein Metall dieses Kriterium, so tritt spontane Magnetisierung auf. Diese Bedingung ist für die 3d-Metalle Eisen, Kobalt und Nickel und für einige der Selten-Erd-Metalle erfüllt. Die 4s- und 20 Magnetismus der 3d Übergangsmetalle 3d-Orbitale der Atome bilden das Leitungsband der 3d-Metalle, wobei das 4s-Band sehr breit ist und dementsprechend nur eine kleine Zustandsdichte besitzt. Das 3d-Band ist stark lokalisiert und hat eine große Zustandsdichte an der Fermikante. Durch diese Bänder wird demnach der Magnetismus verursacht [53]. Die Bandstruktur ist von der Gitterkonstante der Materialien abhängig. Ist der Abstand der Atome gering, so verbreitern sich die Energiebänder und führen somit zu einer geringeren Zustandsdichte am Ferminiveau, was zu einem antiferromagnetischen Zustand führen würde. 2.3. Anisotropiebeiträge Man spricht von magnetischer Anisotropie, wenn der Zusammenhang zwischen Magnetisierung und magnetischer Feldstärke eine Abhängigkeit von der Probenorientierung aufweist. Dabei wird zwischen leichten und schweren Richtungen unterschieden. Für die Orientierung, bei der die Ummagnetisierungsarbeit W = µ0 Z ~ M ~ Hd (2.10) ~ als angelegtes Feld und M ~ als Probenmagnetisierung) minimal (µ0 als Permeabilitätskonstante, H ist, spricht man von einer leichten Richtung, im anderen Falle von einer schweren Richtung. Die Differenz zwischen der Arbeit in leichter und in schwerer Richtung bezeichnet man als Anisotropieenergie. W wird gegeben durch die Differenz der freien Energie im Anfangs- und Endzustand. Die freie Energie setzt sich zum einen zusammen aus dem Zeeman-Term und zum anderen aus Termen, die phänomenologisch verschiedene Beiträge zur Anisotropieenergie beschreiben. Der ~ in einem äußeren Zeeman-Term stellt die magnetostatische Energiedichte der Magnetisierung M Magnetfeld dar. Die Zeeman-Energie hängt lediglich von der mittleren Magnetisierung ab und nicht von der Domänenstruktur oder von der Form der Probe [62]: ~ ·H ~ FZeeman = −µ0 M (2.11) Die verschiedenen Anisotropiebeiträge werden in den folgenden Abschnitten vorgestellt. Abbildung 2.1 zeigt ein Koordinatensystem, auf das in den nun folgenden Abschnitten Bezug genommen wird. 2.3.1. Kristallanisotropie Die Vorzugsrichtungen der Magnetisierung, die sich aus der Spin-Bahn-Kopplung ergeben, orientieren sich in einem kugelförmigen Kristall entlang der Kristallachsen. Die leichten Achsen für Eisen liegen beispielsweise entlang der Würfelkanten, für Nickel entlang der Würfeldiagonalen. Es ist möglich, die freie Energiedichte der Kristallanisotropie FK nach Potenzen der Richtungskosinus αi zu entwickeln. Aufgrund der Symmetrie in einem kubischen System, zu dem Nickel und Eisen zählen, fallen Terme ungerader, sowie der Term zweiter Ordnung weg und man erhält F K = K1 (α21 α22 + α22 α23 + α23 α21 ) + K2 (α21 α22 α23 ) + ... (2.12) 21 2.3. Anisotropiebeiträge Abb. 2.1. – Definition des Koordinatensystems bei der Berechnung von Anisotropien. mit α1 = sinθcosφ, α2 = sinθsinφ, α3 = cosθ. (2.13) Dabei ist die Anisotropiekonstante K2 meist so klein, dass sie vernachlässigt werden kann. Legt man die Koordinatenachsen entlang der [100]-Richtung und liegt die Magnetisierung in der (001)-Ebene (θ = 90◦ ), so folgt F K = K1 cos2 φsin2 φ = K1 2 sin (2φ). 4 (2.14) Um die Vorzugsrichtung der Magnetisierung zu erhalten, muss Gleichung 2.12 minimiert werden. Falls K1 größer als 0 ist, so liegt das Minimum von FK entlang einer [100]-Achse (z.B. bei Eisen), für K1 kleiner als 0 liegt die Achse entlang einer [110]-Richtung (z.B. bei fcc-Nickel). 2.3.2. Formanisotropie Als Konsequenz der magnetischen Dipol-Dipol Wechselwirkung werden sich einzelne Dipole so einstellen, dass das äußere Streufeld minimiert wird. Vernachlässigt man Beiträge, die durch die Kristallsymmetrie bestimmt werden, so würde bei einem ferromagnetischen Quader die Vorzugsrichtung der Magnetisierung entlang der längsten Kante dieses Quaders liegen. Der Beitrag der Formansiotropie FF ist gegeben durch FF = 1 µ0 M 2 cos2 θ 2 (2.15) Daraus ergibt sich, dass die Abhängigkeit von φ entfällt und die leichte Achse bei dünnen Schichten in der Schichtebene liegt, falls nur die Formansisotropie betrachtet wird. 22 Magnetismus der 3d Übergangsmetalle 2.3.3. Grenzflächenanisotropie An der Oberfläche eines Festkörpers ist die Koordinationszahl reduziert. Die Auswirkung dieser Tatsache auf einen Ferromagneten liegt in der Änderung des Kristallfeldes, was bedeutet, dass die Bandstruktur modifiziert und der Bahndrehimpuls erhöht wird. Zusätzlich ist es möglich, dass an Grenzflächen elektronische Zustände mit dem Nachbarmaterial “vermischt” werden. Daher muss ein weiterer Term in die freie Energiedichte aufgenommen werden: FG = 1 ( KS cos2 θ + KP cos2 φ) d (2.16) Hierbei ist d die Dicke der magnetischen Schicht und KS bzw. KP beschreiben Anisotropiebeiträge senkrecht bzw. parallel zur Schichtebene. Aufgrund des antiproportionalen Verhaltens der Schichtdicke zum Energiebeitrag nimmt die Bedeutung der Grenzflächenanisotropie mit abnehmender Schichtdicke zu. Die parallelen Anisotropiebeiträge kann man in der Regel vernachlässigen. In dünnen Schichten wird der Anteil der Grenzflächenanisotropie häufig so groß, dass er zum bestimmenden Anteil der gesamten Energiebilanz wird. 2.3.4. Anisotropie an gestuften Grenzflächen Bisher ist bei der Betrachtung der Grenzflächenanisotropie von idealen Grenzflächen ausgegangen worden. Diese sind in realen Proben nicht unbedingt vorzufinden. Die Schichtdicken weisen Fluktuationen auf, die sich z.B. in Stufen oder Terrassen zeigen. In der Ebene liegt die leichte Richtung entlang der Stufen. Der Grund dafür ist die lokale Änderung des Kristallfeldes durch Reduktion der Koordinationszahl an den Stufenkanten. 2.3.5. Magnetoelastische Anisotropie Die bisher untersuchten Beiträge zur Anisotropie hängen nur von der Orientierung der Magnetisierung ab. Kommt es aber in dem magnetischen Material zu Verspannungen, so hängt die freie Energie zusätzlich von einem Spannungstensor i j ab. Für kleine Verspannungen kann man die entsprechende Energie nach Potenzen von i j und αi (siehe Gleichung 2.12) entwickeln. Für kubische Systeme lautet die Entwicklung der Energiedichte in niedrigster Ordnung: F M = B1 (11 α21 + 22 α22 + 33 α23 ) + 2B2 (12 α1 α2 + 23 α2 α3 + 31 α3 α1 ) + ... (2.17) . Die magnetoelastischen Konstanten Bi sind oft größer als die Anisotropiekonstante K1 . Deshalb reicht schon eine geringe Verzerrung aus, um eine große Anisotropie entstehen zu lassen. Beim epitaktischen Wachstum entstehen durch Gitterfehlanpassungen oft Verzerrungen, die zu magnetoelastischen Effekten führen. Durch Wahl eines geeigneten Buffer-Materials kann dieser Effekt gering gehalten werden. 23 2.4. Domänenbildung und Magnetisierungsprozesse Abb. 2.2. – Entstehung der ferromagnetischen Domänen [50]. 2.3.6. Zusammenfassung der Anisotropiebeiträge In der Regel liegen bei einer Probe mehrere Anisotropiebeiträge gleichzeitig vor. Die Energie ergibt sich dann aus der Summe des Zeeman-Terms und aus allen oben besprochenen Anisotropiebeiträgen: F = FZeeman + F K + F F + FG + FS tu f e + F M (2.18) Für technische Anwendungen ist es oft sinnvoll, eine senkrechte Anisotropie zu erhalten. Dabei ist der Anteil der Grenzflächenanisotropie so groß, dass sich die Magnetisierung trotz der starken Formanisotropie senkrecht zur Probenoberfläche einstellt. 2.4. Domänenbildung und Magnetisierungsprozesse Obwohl die Curie-Temperatur des Ferromagneten Eisen, also die Temperatur, ab der die magnetische Ordnung verloren geht, mehr als 1000 K beträgt, erscheint ein Stück Eisen bei Raumtemperatur scheinbar unmagnetisiert [63]. Dies liegt daran, dass ein Ferromagnet normalerweise aus einer großen Anzahl von Bezirken besteht, die zwar, jeder für sich, eine einheitliche Magnetisierung besitzen, aber so angeordnet sind, dass kein gesamtes magnetisches Moment resultiert [51]. Diese Bezirke tragen den Namen Domänen. Der Grund, weswegen eine Domänenstruktur energetisch begünstigt ist, wird deutlich, wenn man sich Abbildung 2.2 ansieht: Abbildung 2.2 zeigt den Ablauf einer Domänenbildung. Bei Bild (a) handelt es sich um eine einzelne Domäne, die ein großes Streufeld erzeugt. Diese Konfiguration besitzt eine hohe magne24 Magnetismus der 3d Übergangsmetalle Abb. 2.3. – Schematische Darstellung einer Blochwand [50] tische Energie. In (b) wird der Ferromagnet in zwei Domänen aufgeteilt, deren Magnetisierungen entgegengesetzt ausgerichtet sind. Das hat zur Folge, dass sich die magnetische Energie reduziert. In (c) wird die Anzahl der Domänen erneut erhöht, mit der Folge, dass das Streufeld immer stärker reduziert wird und die magnetische Energie demnach weiter sinkt. Dennoch ist weiterhin ein Streufeld vorhanden. Durch das Bilden von Abschlussdomänen, wie sie in (d) und (e) gezeigt werden, kann dieses Streufeld und das Ausbilden magnetischer Pole ganz vermieden werden. Domänenstrukturen sind oft sehr viel komplizierter als in diesem Beispiel gezeigt, jedoch beruht ihre Entstehung immer auf der Minimierung der Energie des Systems. Die Grenze zwischen zwei Domänen wird Domänenwand oder Bloch-Wand genannt. Diese Wand trennt zwei Bereiche unterschiedlicher Magnetisierungsrichtungen. Allerdings erfolgt die Änderung dieser Magnetisierungsrichtungen nicht sprunghaft, sondern vollzieht sich über mehrere Gitterebenen (siehe Abbildung 2.3), um die Austauschenergie zu verringern [50]. Diese kann für zwei Elektronen geschrieben werden wie Gleichung 2.8: U Austausch = −2J~s1 ~s2 = −2Js1 s2 cosϕ (2.19) mit ϕ als Winkel zwischen den beiden Spins [50]. Angenommen, die Umkehrung der Spinrichtung findet über n gleiche Schritte statt, dann ändert sich die Richtung eines jeden Spins gegenüber seinem Nachbarn um den Winkel πn . Interpretiert man Gleichung 2.8 klassisch und ersetzt cosϕ durch 1 − 12 ϕ2 , dann erhält man UAustausch = JS 2 ϕ2 . Die Austauschenergie pro Paar benachbarter Spins beträgt dann UAustausch = JS 2 ( πn )2 und die gesamte Austauschenergie einer Kette von n+1 Spins ist gegeben durch π2 (2.20) n [50]. Wäre die Austauschenergie das einzige Kriterium, so würde sich die Domänenwand auf eine Uges = JS 2 Dicke verbreitern, die lediglich durch die Reichweite der Dipolwechselwirkung begrenzt wäre. Die bisherige Betrachtung ging jedoch davon aus, dass die Austauschkopplung zwischen benachbarten Spins perfekt isotrop und ausschließlich vom Winkel zwischen den verschiedenen Spinorientierungen abhängig sei. In der Realität sind die Spins aber über die Spin-Bahn-Kopplung an 25 2.4. Domänenbildung und Magnetisierungsprozesse die elektronische Ladungsdichte gekoppelt, so dass ihre Energie zusätzlich von ihrer Orientierung in Bezug auf die Kristallachsen abhängig ist. Diese so genannte Anisotropieenergie (siehe auch Kapitel 2.3) sorgt für eine Energiezunahme bei einer Reihe, in ihrer Orientierung voneinander abweichenden Spins und wirkt somit der Austauschenergie entgegen. Damit ergibt sich die Dicke λ einer Domänenwand aus dem Gleichgewicht zwischen Austausch- und Anisotropieenergie [59] r λ= J K (2.21) . Die Dicke der Domänenwand kann von einigen Nanometern wie z. B. in Kobalt, über etwa 30 nm in Eisen bis hin zu einigen Mikrometern in sehr weichem Permalloy variieren [53]. Die Bildung von Domänen führt zu einem Ansteigen der Austauschenergie. Die Reichweite der Austauschenergie ist jedoch gering, so dass sie nur für Spins in der Nähe der Domänenwand erhöht wird. Im Gegensatz dazu ist die Ersparnis der langreichweitigen magnetischen Dipolenergie ein Volumeneffekt. Die Dipolenergie eines jeden Spins wird gesenkt, sobald die Domänenbildung einsetzt. Daher ist die Ausbildung von Domänen trotz einer Erhöhung der Austauschenergie energetisch bevorzugt [64]. Während des Prozesses der Magnetisierung werden die Domänen umgeordnet und umorientiert. Ist das angelegte Magnetfeld schwach, können Domänen, die in Feldrichtung orientiert sind, durch stetiges Verschieben der Domänenwände wachsen. Das geschieht auf Kosten der Domänen, die nicht in Feldrichtung orientiert sind. Diese werden verkleinert. Dabei handelt es sich um einen reversiblen Prozess. Das bedeutet, dass bei Zurückfahren des angelegten Feldes auf den Wert 0 wieder die ursprünglichen Domänen entstehen. Anders verhält es sich bei starken Magnetfeldern. Hier kann sich die Domänenwand beispielsweise durch Kristallfehler hindurch ausdehnen, wenn der Energiegewinn im externen Feld ausreichend groß ist. Diese Kristallfehler stellen dann, bei Entfernen des angelegten Feldes, eine Behinderung dar, so dass die Domänenwände nicht wieder zu ihrer Ausgangskonfiguration zurückgelangen können. Um dennoch wieder zur Ausgangskonfiguration zurückzukehren, muss ein starkes, entgegengesetzt orientiertes, externes Feld angelegt werden. Dieses Phänomen wird als Hysterese bezeichnet (siehe Abbildung 2.4) [63]. ~ gegen das äußere Zur graphischen Darstellung einer Hystereseschleife wird die Magnetisierung M ~ ext aufgetragen. Die Magnetisierungskurve, die bei einer vollkommen entmagnetiMagnetfeld H sierten Probe beobachtet wird, wird Neukurve genannt. Ab einem bestimmten (großen) externen ~ S ). Das bedeutet, dass alle magnetischen Magnetfeld befindet sich das Material in Sättigung ( M Momente entlang des angelegten Feldes ausgerichtet sind. Das Material befindet sich also in einem Eindomänenzustand. Wird jetzt das Feld wieder auf den Wert 0 zurückgefahren, so beobachtet man, dass die Magnetisierung einen Restwert behält und nicht wieder auf 0 zurückgeht. ~ R ) bezeichnet. Um die Magnetisierung des MaDiese Restmagnetisierung wird als Remanenz ( M terials wieder auf 0 zu bringen, muss nun ein entgegengesetztes Feld angelegt werden. Das Feld, ~ C ) genannt. Wird dieses entgegengesetzte Feld weiter erdas dazu nötig ist, wird Koerzitivfeld (H höht, erreicht man wieder einen Punkt der Sättigung. Der Rückweg erfolgt analog zum Hinweg 26 Magnetismus der 3d Übergangsmetalle Abb. 2.4. – Hystereseschleife [53]. Der steile Anstieg der Hysteresekurve bei kleinen Feldstärken beruht auf Wandverschiebungen, der flachere Kurventeil ist durch Drehprozesse der magnetischen Momente bedingt [51]. Die Richtung parallel zur Feldrichtung, bei der das höchste äußere Feld benötigt wird, um den Sättigungszustand nach der Ummagnetisierung zu erreichen, wird als schwere Richtung bezeichnet. Entsprechend heißt die Richtung parallel zur Feldrichtung, bei der das niedrigste äußere Feld benötigt wird, leichte Richtung. Die Hysteresekurven in leichter Richtung sehen eckiger aus als die in schwerer Richtung. Solche Magnetisierungskurven sind zur Charakterisierung ferromagnetischer Materialien von Bedeutung. Materialien mit hohen Koerzitivfeldern werden als magnetisch hart bezeichnet, solche mit niedrigen Koerzitivfeldern nennt man magnetisch weich. Je nach Anwendungsgebiet sind hohe oder niedrige Koerzitivfelder von Vorteil. In der Datenspeichertechnik werden bevorzugt magnetisch harte Materialien benutzt, um Datenverluste durch unbeabsichtigte Entmagnetisierung zu vermeiden, während bei Elektromagneten und -motoren eher magnetisch weiche Materialien verwendet werden, um die Magnetisierung des Materials mit relativ kleinen Feldern kontrollieren zu können [65]. 27 3. Magnetische Nanostrukturen Nanomagnetismus ist nicht nur ein Thema bei künstlich hergestellten Strukturen. Auch in der Natur trifft man immer wieder auf dieses Phänomen. So gibt es z. B. magnetostatische Bakterien, die in völliger Dunkelheit leben und Ketten magnetischer Partikel in sich tragen. Diese Ketten sind etwa 40 bis 100 nm lang und werden von den Bakterien zur Orientierung benutzt. Ähnliche Partikel wurden auch in den Gehirnen andere Tiere entdeckt, z. B. bei Bienen und Tauben, und es ist Gegenstand aktueller Forschung, ob diese magnetischen Partikel von den Tieren zur Orientierungshilfe genutzt werden. Einige Nanostrukutren, zu denen auch Ferrofluide gehören, tauchen so nicht in der Natur auf, sind aber relativ leicht herzustellen, während andere aufwendige Herstellungsverfahren benötigen [60]. Wie in Kapitel 2.4 geschildert ist der energetisch günstigste Zustand für ein makroskopisches Teilchen durch die Aufspaltung in Domänen gegeben. Bei kleineren Teilchen unterhalb eines kritischen Durchmesser allerdings stellt sich der homogen magnetisierte Zustand als energetisch günstiger dar. Solche eindomänigen Teilchen sind deshalb stabil, weil es energetisch weit ungünstiger ist, eine Domänenwand zu realisieren, als man an Energie durch den Abbau des Streufelds gewinnen würde [53]. Die Größe, ab der ein eindomäniger Zustand bevorzugt wird, ist von dem Gleichgewicht zwischen der Kristallanisotropie, der Austauschenergie, der Zeeman Energie und der magnetostatischen Energie abhängig. In Volumenferromagneten sind Domänenwände günstig um das Streufeld zu minimieren. Die durchschnittliche Domänengröße hängt natürlich von Form und Größe der Struktur ab, ist aber typischerweise größer als ein paar µm. Die Domänenwandbreite λ ist viel kleiner als die Domänen, ungefähr in der Größenordnung von einigen hundert Gitterkonstanten. Die hohe Austauschenergie erschwert eine nicht-uniforme Magnetisierungsrotation in einer Größenordnung kleiner als λ. Daher sollte eine Struktur mit einer Größe kleiner als λ eindomänig sein. Dies wurde bereits experimentell bestätigt, u.a. von Majetich und Jin [66]. Das bedeutet aber nicht, dass Strukturen über dieser Größe automatisch in Domänen zerfallen, da das Verhältnis zwischen der magnetostatischen Energie und der Anisotropieenergie ebenfalls eine Rolle spielt. Daher muss für eine Größenabschätzung eines eindomänigen Teilchens die Dipolenergie mitbetrachtet werden, die die Grundlage der magnetostatischen Energie darstellt. Der kritische Durchmesser ist wie folgt definiert: dcrit = λ( Eanisotropy 1 )2 Edipole für Eanisotropy Edipole , also für eine schwache Kristallanisotropie und (3.1) 2.4. Domänenbildung und Magnetisierungsprozesse Abb. 3.1. – Diese Abbildung zeigt drei mögliche Ummagnetisierungsprozesse bei kleinen Strukturen. Die linke Abbildung zeigt die homogene Rotation, die mittlere das sogenannte Curling, die inhomogene Rotation und die rechte Abbildung demonstriert das Buckling dcrit = λ( Eanisotropy ) Edipole (3.2) für Eanisotropy Edipole , also für eine starke Kristallanisotropie [67]. So hat z.B. Eisen, das eine eher schwache Kristallanisotropie besitzt, eine Domänenwandbreite von etwa 30 nm und einen kritischen Durchmesser von 15 nm. MnBi, ein Material mit einer starken Anisotropie, hat eine Domänenwandbreite von etwa 10 nm und einen maximalen kritischen Durchmesser von ungefähr 500 nm. Man sieht also, dass auch Strukturen, die im Verhältnis zu ihrer Domänenwandbreite groß sind, eindomänig sein können. Die in kleinen Teilchen möglichen Ummagnetisierungsprozesse sind homogene Rotation, inhomogene Rotation und Buckling (siehe Abbildung 3.1). Welcher dieser Prozesse auftritt hängt von den Materialkonstanten und von der Probengeometrie ab. Bei kleinen Teilchenradien wird das Ummagnetisieren durch homogene Rotation bestimmt, bei größeren durch inhomogene Rotation. Bei sehr großen Teilchenradien treten dann wieder Domänen auf und die Ummagnetisierung ist durch die Bewegung der Domänenwände charakterisiert. Schöne Überblicke über den Magnetismus in Nanostrukturen sowie Herstellungsverfahren und Anwendungsbeispiele finden sich in den Referenzen [68, 69, 70, 71, 72]. 30 Teil II. Methoden 4. Rasterkraftmikroskopie Die Rastersondenmikroskopie hat sich in den letzten Jahren zu einer wichtigen und kaum mehr wegzudenkenden Untersuchungsmethode vor allem im Bereich der Oberflächenphysik und bei der Charakterisierung von Oberflächenstrukturen entwickelt. Sowohl topographische als auch elektrische, optische oder magnetische Oberflächeneigenschaften, periodisch oder nicht, lassen sich mit den unterschiedlichsten Rastersondenmikroskopen untersuchen. Je nach Messmodus lassen sich leitende sowie nicht-leitende Materialien charakterisieren. Im Gegensatz zu Streuexperimenten liefert die Rastersondenmikroskopie Bilder aus dem realen Raum, so dass sie sich als ergänzende, zusätzliche Informationen liefernde Untersuchungsmethode anbietet [65]. Das Verfahren der Rastersondenmikroskopie beruht dabei immer auf einem relativ simplen Prinzip: Eine Messsonde wird in sehr kurzem Abstand über die zu untersuchende Oberfläche geführt, wobei es eine Wechselwirkung zwischen der Messsonde und der Oberfläche gibt. Diese Wechselwirkung kann unterschiedlicher Natur sein, beispielsweise elektrisch, magnetisch oder mechanisch. Durch diese Wechselwirkung erhält man ein entsprechendes Messsignal, welches je nach Qualität und Art der Sonde atomare Auflösung liefern kann und das Linie für Linie zu einem Gesamtbild zusammengesetzt wird, das dann der räumlichen Variation des gemessenen Parameters entspricht [73]. Die Entwicklung der Rastersondenmikroskopie begann 1982 mit der Erfindung des Rastertunnelmikroskops (STM, Scanning Tunneling Microscopy) durch Binnig und Rohrer [74]. Diese Methode, die auch heute noch die höchste laterale Auflösung unter allen Rastersondenmikroskopen liefert, wird hauptsächlich für Halbleiter, Metalle und Supraleiter verwendet, da hierfür elektrisch leitende Oberflächen benötigt werden. Hierbei wird ein Tunnelstrom zwischen einer sehr feinen, metallischen Spitze und der leitenden Probenoberfäche durch eine schmale Potentialbarriere in einem externen elektrischen Feld als Messsignal ausgenutzt. Atomare Auflösung ist bei dieser Messmethode Standard [75]. Eine weitere, häufig eingesetzte Methode ist die Rasterkraftmikroskopie (AFM, Atomic Force Microscopy), eine oberflächenabbildenden Mikroskopiemethode, bei der die zu untersuchende Oberfläche mit einer feinen Spitze, die auf einem Cantilever befestigt ist, zeilenweise abgetastet wird. Die Auslenkung des Cantilevers bzw. die Änderung in seinen dynamischen Eigenschaften, die durch Kräfte zwischen der Spitze und der Probenoberfläche verursacht werden, wird durch ein Laser-Photodetektor System detektiert. Die wesentlichen Kräfte hierbei haben ihren Ursprung in der van der Waals-, der elektrostatischen, der magnetischen oder der abstoßenden Wechselwirkung zwischen Atomen. Die Höhenänderung der Spitze relativ zur Oberfläche wird dabei über ein piezoelektrisches Element reguliert [73], womit dann ein Oberflächenprofil erstellt werden kann. Die untere Grenze der Kraftdetektion ist wesentlich geringer als die Kraft zwischen Atomen auf 4.1. Relevante Wechselwirkungen zwischen Spitze und Probe Gitterabstand, woher der oft verwendete englische Ausdruck “Atomic Force Microscopy” herührt [76]. Entwickelt wurde diese Technik im Jahre 1985, ebenso wie das Rastertunnelmikroskop von Binnig [77]. Prinzipiell ist es auch mit einem Rasterkraftmikroskop möglich bei Verwendung von tiefen Temperaturen und im Vakuum atomare Auflösung zu erlangen. Kommerzielle Geräte erzielen bei Raumtemperatur und an Luft eine laterale Auflösung von etwa 10 nm [78], die vertikale Auflösung liegt bei etwa 1 Å [79]. 1986 von Y. Martin und H. K. Wickramasinghe weiterentwickelt, waren dann durch das Benutzen einer magnetischen Spitze auch magnetische Charakterisierungen von Oberflächen möglich [80]. Dabei handelt es sich um die so genannte “magnetische Kraftmikroskopie” (MFM, Magnetic Force Microscopy), die in Kapitel 4.5 detaillierter beschrieben wird. Mit kommerziellen Geräten sind häufig auch viele weitere Messmodi durchführbar, wie zum Beispiel EFM-Messungen (Electric Force Microscopy) oder LFM-Messungen (Lateral Force Microscopy). Essenziell für diese Arbeit waren die MFM-Messungen, für die auch ein Verständnis des AFM-Modus unabdingbar ist. Daher werden diese zwei Messmodi hier näher erläutert. Zunächst soll ein Überblick über das Rasterkraftmikroskop und seine Funktionsweise gegeben werden, um danach näher auf die Magnetkraftmikroskopie einzugehen. Abschließend folgt eine kurze Vorstellung des experimentellen Aufbaus, wie er in dieser Arbeit verwendet worden ist. 4.1. Relevante Wechselwirkungen zwischen Spitze und Probe In diesem Abschnitt wird ein Überblick über die Wechselwirkungen zwischen der Spitze und der Probenoberfläche gegeben. Die Reichweite der verschiedenen Wechselwirkungsarten ist dabei von großer Bedeutung für die Kraftmikroskopie, da unterschiedliche Teile der Spitze und des Cantilevers auch unterschiedlich zur gemessenen Gesamtkraft beitragen. Van der Waals Kräfte wirken zum Beispiel zwischen dem Spitzenende und der Oberfläche, während die Effekte der elektrostatischen Kräfte vom gesamten Cantilever herrühren können [76]. 4.1.1. Kurzreichweitige Wechselwirkung Die kurzreichweitigen Kräfte resultieren aus dem Überlapp der Elektron-Wellen-Funktionen und der Abstoßung der Ionenkerne. Daher ist die Reichweiter dieser Kräfte vergleichbar mit der Ausdehung von Elektron-Wellen-Funktionen, also kleiner als ein Nanometer. Die kurzreichweitige Wechselwirkung kann sowohl anziehend als auch abstoßend wirken. Anziehend ist sie dann, wenn der Überlapp der Wellenfunktionen die Gesamtenergie erniedrigt, vergleichbar mit der Energieerniedrigung bei molekularer Bindung [76]. Andererseits kann bei starkem Überlapp der Wellenfunktionen auch eine abstoßende Wirkung die Folge sein. Nach dem Pauli-Prinzip dürfen zwei Elektronen nicht in all ihren Quantenzahlen übereinstimmen. Daher müssen bei der Überlappung der Ladungsverteilung einige Elektronen in höhere, bis dahin noch unbesetzte Zustände angehoben werden, um dem Pauli-Prinzip zu genügen. Dadurch wird die Gesamtenergie des Systems erhöht, was zu einem abstoßenden Beitrag zur Wechselwirkung führt [50]. Ist der Abstand zwischen Probe und Spitze klein genug, so spürt die Spitze die abstoßende Wechselwirkung, die durch 34 Rasterkraftmikroskopie den empirisch gefundenen Zusammenhang B (4.1) z12 gegeben ist. Diese Gleichung beschreibt die Wechselwirkung zwischen zwei Atomen, stellt also Uel = die vereinfachte Annahme dar, dass lediglich das unterste Spitzenatom mit einem Atom der Probenoberfläche wechselwirkt. B ist dabei eine Konstante und z der Abstand zwischen den zwei Atomen. Diese Kräfte sind direkt verbunden mit der Elektronendichte. Die Abstoßung durch die Ionenkerne wirkt nur über kleine Abstände, nämlich dort, wo die Abschirmung der Ionenkerne durch die Elektronen wegfällt. 4.1.2. Van der Waals Wechselwirkung Zwischen zwei neutralen Atomen existiert eine langreichweitige Wechselwirkung. Obwohl die elektronische Ladungsverteilung eines jeden neutralen Atoms im zeitlichen Mittel kugelsymmetrisch ist, können durch Fluktuationen in der Ladungsverteilung dennoch effektive Dipolmomente auftreten. Ein solches Dipolmoment erzeugt dann ein elektrisches Feld und induziert im zweiten Atom ein zum ersten Dipolmoment proportionales Dipolmoment, womit eine Energieerniedrigung des Systems verbunden ist [63]. Diese Wechselwirkung ist immer vorhanden und betrifft sogar Edelgasatome. Das so entstehende Potential wirkt anziehend auf die beiden Atome und wird van der Waals Potential genannt. Das Dipolpotential kann angegeben werden als 1 . (4.2) z3 Da die Wechselwirkungsenergie zweier Dipole proportional zum Produkt ihrer Dipolpotentiale ist, UD ∼ ist das van der Waals-Potential gegeben durch A z6 mit A als einer Konstanten und z als Abstand der beiden Atome [50]. UW = − (4.3) Bei größeren Entfernungen nimmt das van der Waals Potential stärker ab (z−7 statt z−6 ). Das liegt an der Tatsache, dass die Wechselwirkung zwischen Dipolmomenten durch den Austausch virtueller Photonen entsteht [73]. Ist der Abstand zwischen den betroffenen Molekülen größer als die Distanz, die Licht in der typischen Fluktuationszeit der Dipole zurücklegen kann, so wird die Wechselwirkung abgeschwächt [76]. Die Reichweite der van der Waals Wechselwirkung wird deshalb retardiert genannt, im Gegensatz zu unretadiert bei kleineren Abständen [73]. Anfangs trennt ein großer Abstand die Oberfläche von der Spitze. Beim Annähern wird die Spitze durch die van der Waals Kräfte angezogen. Dabei steigt die Wechselwirkung mit kleiner werdendem Probe-Spitze-Abstand solange an, bis sie durch die kurzreichweitige Abstoßung überlagert wird. Für die wirkende Kraft gilt dabei F = −gradUW ∼ 1 . z7 (4.4) 35 4.1. Relevante Wechselwirkungen zwischen Spitze und Probe Abb. 4.1. – Das Lennard-Jones Potential in Abhängigkeit vom Abstand. Einen Einfluss auf die van der Waals Kraft zwischen Spitze und Probe hat außerdem noch das Medium, in dem gemessen wird. Stark vereinfacht kann man sagen, dass bei einem Medium, dessen Dielektrizitätskonstante und Brechungsindex im Bereich derer von Spitze und Probe liegen, die van der Waals Kraft drastisch reduziert wird. Für die meisten Festkörper ist das der Fall, wenn die Messung in Wasser stattfindet. Eine geeignete Wahl des Mediums kann sogar für eine abstoßende van der Waals Kraft sorgen [76]. Zusammengefasst ergeben die van der Waals Wechselwirkung und die kurzreichweitige Wechselwirkung das Lennard-Jones Potential: U LD = Uk + UW = B A − 6 12 z z (4.5) Üblicherweise werden die Konstanten A und B ersetzt durch A = 4εσ6 und B = 4εσ12 . Die neuen Parameter ε und σ sind dabei ein Maß für die Stärke der Anziehung und den Radius des abstoßenden Atomrumpfes. Sie werden durch Anpassen an experimentelle Daten bestimmt [63]. So ergibt sich 4εσ12 4εσ6 − 6 . (4.6) z12 z Abbildung 4.1 zeigt den qualitativen Verlauf des Lennard-Jones Potentials. Man erhält damit eine U LD = hohe Auflösung in z-Richtung. Anschaulich lässt sich sagen, dass nur das letzte Atom der Spitze zum Signal beiträgt und somit zu einer hohen vertikalen Auflösung führt. 4.1.3. Elektrostatische Wechselwirkung Elektrostatische Kräfte wirken zwischen lokalisierten Ladungen auf isolierten Spitzen und Proben. Die Größe und Abstandsabhängigkeit folgen dem Coulombschen Gesetz F= 36 1 q1 q2 4π0 r2 (4.7) Rasterkraftmikroskopie mit 0 als elektrische Feldkonstante, den Ladungen q1 und q2 sowie dem Abstand r zwischen den beiden Ladungen. Ladungen können während der Probenpräparation leicht auf der Probenoberfläche eingefangen werden, zum Beispiel beim Brechen der Probe oder bei der Verwendung von UHV-Techniken wie dem Ionenstrahlsputtern. Um die Kraft zu bestimmen wird die Wechselwirkung der Ladung mit ihrer Spiegelladung auf der Spizte berechnet. Da allerdings sogar neutrale Oberflächen mit leitenden Spitzen via Spiegelladungen interagieren können und Wechselwirkungen zwischen leitendenen Spitzen und Oberflächen festgestellt wurden, ist der Beitrag der elektrostatischen Kräfte zur Gesamtkraft nur sehr schwer zu quantifizieren, zumal ebenfalls elektrostatische Kräfte zwischen Probe und Cantilever berücksichtigt werden müssten [76]. 4.1.4. Kapillare Wechselwirkung Bei Messungen an Luft spielen dünne Wasserfilme auf der Probe eine wichtige Rolle. Es entstehen kapillare Kräfte, die eine große Wechselwirkung zwischen Spitze und Probe verursachen. Die Adhäsion, die der Kraft entspricht, die aufgewendet werden muss, um die Spitze von der Probe zu trennen, ändert sich, sobald ein dünner Wasserfilm die Probe bedeckt. Die auftretenden Kräfte sind dabei von der Spitzengeometrie und den Flüssigkeitseigenschaften abhängig und können je nach Beschaffenheit der Grenzschicht zwischen Probe und Spitze weit stärker sein als die van der Waals Kraft [81]. Durch das Einbringen von Probe und Spitze in Flüssigkeiten, Messen im Vakuum oder bei tiefen Temperaturen kann die kapillare Wechselwirkung komplett vermieden werden [76]. Für eine detaillierte Analyse der Kapillarkräfte bei der Rasterkraftmikroskopie und einen Vergleich mit der van der Waals Kraft sei auf Referenz [81] verwiesen. 4.1.5. Magnetostatische Wechselwirkung Die magnetostatische Wechselwirkung ist elementar für die Benutzung des MFM-Modus. Sie tritt bei ferromagnetischen Proben und Spitzen auf. Eine detaillierte Erklärung dieser Wechselwirkung folgt der Übersicht wegen in Kapitel 4.5. 4.2. Funktionsweise Die bereits besprochenen Wechselwirkungen zwischen Spitze und Probe verlangen nach einem Messaufbau, der hohen Ansprüchen genügen muss. Unter diesem Aspekt werden daher nun die einzelnen Bauteile eines Rasterkraftmikroskops näher betrachtet. Die wesentlichen Komponenten eines Rasterkraftmikroskops sind die Spitze, die über die Oberfläche gefahren wird, der Cantilever, dessen Auslenkung zum Messsignal führt, der Photodetektor, der die Auslenkung des Cantilevers detektiert, das Rückkopplungssystem, das für eine stabile Messung sorgt und der Scanner, der die Probe bewegt und so das Abrastern ermöglicht. Diese Komponenten werden nun einzeln vorgestellt. 37 4.2. Funktionsweise (a) Pyramidale Spitze (b) Konische Spitze Abb. 4.2. – Die beiden Bilder zeigen Rasterelektronenmikroskop-Aufnahmen zweier unterschiedlicher Spitzen. Abbildung 4.2a zeigt eine pyramidale Spitze, Abbildung 4.2b zeigt eine konische [82]. Abb. 4.3. – a)Schematische Draufsicht und b)Seitenansicht eines typischen Cantilevers mit der Länge L, Breite w und Dicke t. 4.2.1. Spitze und Cantilever Die Spitze und der Cantilever sind die elementaren Komponenten des Rasterkraftmikroskops. Die Spitze ist auf dem freien Ende der Unterseite eines biegsamen Trägers, dem Cantilever, befestigt. Heutzutage werden die meisten Cantilever mit integrierten Spitzen durch Lithographie- und Ätzprozesse hergestellt, wie sie in der Halbleiterindustrie üblich sind. Die bevorzugten Materialien sind dabei einkristallines Silizium und Siliziumnitrid [76]. Für weitere Informationen zum Herstellungsprozess von Cantilevern sei auf Referenz [75] verwiesen. Der Durchmesser einer Spitze liegt zwischen 1 nm und 50 nm, je nach Typ der Spitze und Herstellungsprozess. Es existieren zwei verschiedene Spitzenformen, die konische und die pyramidale (siehe Abbildung 4.2a und 4.2b). Der Öffnungswinkel der konischen Spitze liegt zwischen 10◦ und 20◦ , der der pyramidalen zwischen 70◦ und 80◦ [83]. 38 Rasterkraftmikroskopie Die Geometrie von typischerweise verwendeten Cantilevern findet sich in Abbildung 4.3. Neben der dargestellten balkenförmigen Bauweise gibt es auch dreieckige Cantilver, die bedingt durch ihre Festigkeit weniger anfällig für lateral wirkende Kräfte sind. In dieser Arbeit wurden allerdings ausschließlich balkenförmige Cantilever verwendet. Charakteristische Größen für den Cantilever sind seine Federkonstante k, die Eigenfrequenz ω0 und der Qualitätsfaktor Q. Die Federkonstante für die hier vorgestellte Geometrie ist durch k= Ewt3 4L3 (4.8) gegeben, mit der Breite w, der Dicke t und der Länge L. E entspricht dem Elastizitätsmodul des Materials. Die Eigenfrequenz ist darstellbar als 0.162t ω0 = 2πL2 s E ρ (4.9) mit ρ als Dichte des Cantilevermaterials [73]. Der Qualitätsfaktor Q ist gegeben durch Q= 2πW (t ) ∆WT (4.10) wobei W(t) die im System gespeicherte Energie angibt und ∆WT = W(t) − W(t + T) den Energieverlust über eine bestimmte Zeitspanne. Geht man nun von einer kleinen Dämpfung aus (ω0 δ) vereinfacht sich der Term zu Q≈ π ω ω0 = ≈ δT 2δ 2δ (4.11) Der Qualitätsfaktor Q entspricht also einer Energieübertragung in das System [84]. Gemessen wird die Auslenkung des Cantilevers. Deswegen benötigt man für eine gegebene Krafteinwirkung eine möglichst große Auslenkung, um eine hohe vertikale Auflösung zu erreichen. Daher sind möglichst weiche Cantilever von Vorteil. Gleichzeitig benötigt man aber auch einen Cantilever mit hoher Resonanzfrequenz, um den Einfluss von äußeren Schwingungen zu minimieren [77], was wiederum für kurze Cantilever spricht. Allgemein gibt es einige einfache Kriterien, die bei der Herstellung von Cantilevern zu beachten sind: Die Resonanzfrequenz sollte höher sein als die Gebäudevibrationen, die zwischen 1 und 100 Hz liegen sowie weit entfernt von Schallwellen (1-10 kHz). Für atomare Auflösung sollte die Federkonstante des Cantilevers in der Größenordnung der atomaren Federkonstante liegen, also zwischen 0.1 und 100 N m. Der Öffnungswinkel der Spitze und das Seitenverhältnis sind wichtige Parameter für die laterale Auflösung rauer Oberflächen. Um diese Werte zu verbessern, wurden zahlreiche aufwendige und teure Verbesserungen im Herstellungsprozess entwickelt. Eine weitere Möglichkeit die Qualität der Spitze zu verbessern ist die selektive Beschichtung selbiger mit Verunreinigungen. So wurde z. B. bereits gezeigt, dass “carbon nanotubes” (Kohlenstoffröhrchen), die unter einem optischen Mikroskop [85] oder durch direktes Wachstum [86] an einen Cantilever angebracht werden, durchaus als Sonde für die Rasterkraftmikroskopie verwendet werden können und man damit hohe Auflösungen erzielen kann. 39 4.2. Funktionsweise Abb. 4.4. – Schematische Darstellung des Messprinzips der Cantilever-Auslenkung basierend auf Laserstrahlreflexion. 4.2.2. Photodetektor Ein entscheidender Punkt bei der Rasterkraftmikroskopie ist die korrekte Bestimmung der Auslenkung des Cantilevers, da aus diesen Daten die Oberflächenabbildung erstellt wird. Hierbei gibt es verschiedene technische Realisierungen, um diese Auslenkung zu detektieren. Die meisten Instrumente benutzen die optische Bestimmung der Cantileverauslenkung mittels eines am Cantileverrücken reflektierten Laserstrahls. Ein Laserstrahl fällt auf die Rückseite des Cantilevers, wird dort reflektiert und gelangt dann zu einer viergeteilten und damit positionssensitiven Photodiode (siehe Abbildung 4.4). Je nach Grad der Cantileverauslenkung wird der Strahl auf eine andere Stelle des Detektors reflektiert. Durch die Viertelung der Diode ist nicht nur das vertikale Verbiegen des Cantilevers detektierbar, sondern auch seine Torsion, hervorgerufen durch laterale Kräfte, die auf die Spitze einwirken [76]. Alle vier Segmente zusammen bilden das Summensignal, die vertikale Auslenkung des Cantilevers wird durch die Differenz der oberen und unteren beiden Segmente bestimmt. Möchte man im Lateral-Force-Mode messen (einer Messmethode, bei der die laterale Auslenkung des Cantilevers gemessen wird und mit der es möglich ist, lokale Reibungskontraste festzustellen und somit Aussagen über Materialunterschiede zu machen [87]), so bilden die linken beiden und die rechten beiden Segmente das Differenzsignal (siehe Abbildung 4.5). Vor der Messung wird der reflektierte Laserstrahl durch Verschieben des Photodetektors bzw. durch Justage eines komplexen Spiegelsystems innerhalb des Scankopfes so justiert, dass das Differenzsignal der oberen und unteren Hälfte und der linken und rechten Hälfte ungefähr Null und das Summensignal möglichst hoch ist. Dann befindet sich der reflektierte Laserspot etwa im Zentrum des Detektors und ein großer Anteil des Strahls fällt auf die Dioden [88]. Wird nun der Cantilever während einer Messung ausgelenkt, so verschiebt sich der Laserspot auf dem Detektor und die Spannung auf einer Hälfte der Diode wird größer. Durch die Spannungsdifferenz, die proportional zur Auslenkung ist, ermittelt der Rechner die Stärke der Auslenkung und erstellt ein 40 Rasterkraftmikroskopie Abb. 4.5. – Schematische Darstellung der viergeteilten Photodiode: Der Wert Laser entspricht dem Gesamtsignal des Lasers, das an der Photodiode ankommt. Dieses Signal sollte möglichst hoch sein, ist aber von der Beschichtung des Cantivlevers abhängig und kann für unterschiedlich beschichtete Spitzen stark variieren. DFL ist das Deflection-Signal, gibt also die Auslenkung des Cantilevers in vertikaler Richtung wieder. Die gemessene Intensität auf den unteren beiden Segmenten wird dabei von der gemessenene Intensität der oberen beiden Segmente abgezogen. LF bedeutet Lateral Force und gibt die horizontale Auslenkung des Cantilevers wieder. Hier werden die beiden rechten Segmente von den beiden linken abgezogen. Zu Beginn jeder Messung sollten beide Werte auf Null stehen, da der Cantilever noch nicht mit der Probe in Berührung gekommen ist und weder horizontal noch vertikal ausgelenkt sein kann. 41 4.2. Funktionsweise Bild der Oberflächentopographie. Alternativ zur eben beschriebenen und weit verbreiteten optischen Auslenkungsbestimmung gibt es auch die Möglichkeit, den Cantilever als Spiegel eines optischen Laser-Interferometers zu benutzen. Der Vorteil dieser Technik ist die einfache Kalibrierung auf die Wellenlänge des verwendeten Lichtes. Die Sensitivität beider optischen Methoden ist limitiert durch das thermische Rauschen des Cantilevers. Die Auslenkung des Cantilevers kann aber auch durch die Änderung der Kapazität zwischen dem Cantilever und einer Gegenelektrode bestimmt werden [89]. Mit dieser Technik kann sehr schnell gemessen werden, allerdings gibt es eine nicht vernachlässigbare Wechselwirkung zwischen dem Cantilever und der Gegenelektrode, welche sich nachteilig auf die Qualität des Messergebnisses auswirken kann. Eine sehr elegante Version stellen die selbstsensorischen Cantilever dar, die meistens durch eine piezoresistive Schicht auf dem Cantilever realisiert werden [90]. Diese haben den Vorteil, dass sie während einer dynamischen Messung gleichzeitig Sensor und Auslöser darstellen [76]. 4.2.3. Rückkopplungssystem und Scanner Der Cantilever wird während des Abtastens der Probe je nach Messmodus durch ihre Topographie ausgelenkt bzw. seine dynamischen Eigenschaften verändert. Das Rückkopplungssystem sorgt nun dafür, dass die Auslenkung des Cantilevers, seine Amplitude oder seine Frequenz konstant gehalten wird und stellt dafür die Höhe der Spitze mittels eines Piezomotors neu ein. Dies funktioniert über den Photodetektor, der durch den vom Cantilever reflektierten Laserstrahl Informationen über die Auslenkung bzw. die Amplitude des Cantilevers erhält. Diese Information leitet der Detektor zum Rückkopplungssystem weiter, das das vom Detektor erhaltene Signal mit einem Referenzsignal vergleicht und die Differenz ermittelt. Das Differenzsignal wird an den Piezoscanner weitergeleitet, der darauf reagiert und sich je nach Größe und Vorzeichen des Signals ausdehnt oder zusammenzieht, um die Kraft, die die Spitze auf die Probe ausübt, konstant zu halten. Aus dem Differenzsignal wird außerdem das Bild der Probenoberfläche erzeugt. Mit den Scan Parametern Setpoint und Feedback Gain kann dabei eingestellt werden, wie stark der Scanner auf das Differenzsignal reagieren soll. Mit dem Wert des Setpoints gibt man an, wie stark die Wechselwirkungskraft zwischen Probe und Spitze sein soll. Es ist dabei abhängig vom Messmodus, ob ein hoher Wert einer starken Kraft entspricht oder nicht. Im Contact-Mode (siehe Kapitel 4.3) ist der Setpoint durch die Größe der Auslenkung des Cantilevers definiert. Wenn der Setpoint gesteigert wird, so vergrößert sich auch die Auslenkung des Cantilevers und die Kraft zwischen Spitze und Probe wird erhöht. Anders verhält es sich beim Semicontact- bzw. im Noncontact-Mode (siehe Kapitel 4.3), bei dem der Setpoint über die Amplitude der Cantileverschwingung definiert wird. Hier bedeutet ein kleinerer Setpoint eine kleinere Amplitude, aber eine höhere Kraft zwischen Spitze und Probe. Das wird durch folgende Überlegung deutlich: Die größte Amplitude erreicht der Cantilever in weiter Entfernung von der Probenoberfläche, wenn keinerlei Wechselwirkung zwischen ihm und der Oberfläche herrscht. Je näher man die Spitze an die Probe bringt, umso mehr wird die Schwingung gedämpft und die Amplitude verkleinert sich. 42 Rasterkraftmikroskopie Abb. 4.6. – Höhenprofil der selben Probe bei unterschiedlichen Gain-Einstellungen. Im oberen Bild ist der Gain zu klein eingestellt, im unteren ist die Einstellung in Ordnung. Ein Setpoint von Null würde also bedeuten, dass der Cantilever so stark gegen die Probe gedrückt wird, dass er nicht mehr oszillieren kann. Daher ist in den dynamischen Messmodi ein kleiner Setpoint gleichbedeutend mit einer hohen Kraft. Der Feedback Gain regelt die response time des Piezomotors auf Höhenänderungen auf der Probe. Ein hoher Wert bedeutet, dass der Piezomotor sehr schnell auf Höhenänderungen reagiert. Hier kann der Motor auch mal “über das Ziel hinausschießen”. Ist ein zu hoher Wert eingestellt, wird der Motor ständig die Höhe neu regeln und es kann zu Oszillationen im Linienprofil kommen. Dann muss der Wert für den Feedback Gain verkleinert werden. Ein kleiner Wert bedeutet, dass der Piezomotor sehr langsam reagiert. Ist der Wert zu klein, so ist der Motor zu träge um auf plötzliche Veränderungen zu reagieren und man kann im Linienprofil (siehe Abbildung 4.6) eine Abflachung erkennen, was die Qualität des Bildes mindert und für Messartefakte sorgt. Dem kann man durch eine Erhöhung des Gains oder einer Absenkung der Scangeschwindigkeit entgegenwirken. Abb. 4.7. – Zylinderförmiger Scanner. Durch die spezielle Anordnung der Elektroden kann der Scanner in alle drei Raumrichtungen bewegt werden [75]. Die Probe wird auf einem Probenhalter unter dem Scankopf befestigt, der in einem Rastermuster über die Probe bewegt wird. Diese Methode wird scanning by probe genannt. Alternativ gibt es 43 4.2. Funktionsweise (a) (b) (c) Abb. 4.8. – Nichtlinearitäten des Scanners. Abb. 4.8a zeigt schematisch die intrinsische Nichtlinearität des Scanners, Abb. 4.8b die Hysterese der Ausdehnung des Scanners beim Durchlaufen verschiedener Spannungswerte und Abb. 4.8c den sogenannten “Creep” des Scanners. auch noch die Möglichkeit statt des Scankopfes die Probe zu bewegen (scanning by sample). Beide Methoden haben ihre Vor- und Nachteile. So ist es beim scanning by probe - Verfahren notwendig, den gesamten Scankopf und somit die kompletten Kalibrierungssysteme für Photodiode und Laser mitzubewegen, während beim scanning by sample - Verfahren das Heizen bzw. Abkühlen der Probe ein Problem sein kann, da der Piezomotor thermisch isoliert sein muss, um eine Depolarisierung und damit ein Ausfallen des Motors zu vermeiden. Der Scanner besteht aus einem zylinderförmigen, piezoelektrischen Material, das sich bei Anlegen einer Spannung in eine Richtung ausdehnt oder kontrahiert. Am Scanner sind Elektroden so angebracht, dass in jeweils positive und negative x-, y- und z-Richtung Spannungen angelegt werden können und der Scanner sich so in alle drei Raumrichtungen bewegen kann. Vereinfacht dargestellt zeigt Abbildung 4.7, wie der Scanner funktioniert. Die äußere Elektrode ist in vier Segmente unterteilt. Die Auslenkung in x- und y-Richtung erfolgt über Spannungsänderungen in gegenüberliegenden Segmenten, die auf der einen Seite zur Ausdehnung, auf der anderen Seite zum Zusammenziehen der Segmente führen. Dadurch krümmt sich der Scanner. Die Änderung in z-Richtung wird durch eine Änderung der Spannung in der inneren Elektrode, in Bezug auf alle äußeren Segmente, erreicht [88]. Durch Gleichung 4.12 wird der Zusammenhang zwischen der Ausdehnung des Scanners und dem angelegten elektrischen Feld (durch die angelegten Spannungen) beschrieben. S = d·E (4.12) S ist hierbei die Ausdehnung des Scanners, d eine materialabhängige Proportionalitätskonstante und E das elektrische Feld. Dieser lineare Zusammenhang gilt in der Praxis nicht immer, was zu Abbildungsfehlern führt. Dieses Artefakt muss dann mit der Software korrigiert werden [83]. Stellt man die Ausdehnung des Scanners abhängig von der angelegten Spannung graphisch dar, so erkennt man, dass diese Abhängigkeit nicht linear ist, sondern mit steigender Spannung einen leicht s-förmigen Verlauf hat (siehe Abbildung 4.8a). Die gepunktete Linie im Graphen entspricht 44 Rasterkraftmikroskopie einer linearen Abhängigkeit und ist zum besseren Vergleich in das Koordinatensystem eingetragen worden. Die intrinsische Nichtlinearität des Scanners ist nun gerade das Verhältnis zwischen der maximalen Abweichung der Spannungsabhängigkeit und dem idealen, linearen Verlauf und wird daher in Prozent angegeben. Typische Werte liegen dabei zwischen 2 und 25 %. Durch diese intrinsische Nichtlinearität können nun äquidistante Bereiche auf der Probe durchaus mit unterschiedlichen Abständen zueinander dargestellt werden. Außerdem können Fehler in der Höhenbestimmung von Strukturen auftreten, da die Höhenkalibrierung an Proben mit bekannten Geometrien durchgeführt und auf den angelegten Spannungswert bezogen wird. Desweiteren zeigen piezoelektrische Materialien hysteresehaftes Verhalten (siehe Abbildung 4.8b). Startet man ohne angelegte Spannung, erhöht sie langsam bis zu einem bestimmten Wert und fährt sie dann wieder zurück auf Null, so folgt die Ausdehnung des Scanners nicht notwendigerweise dem gleichen Weg. Ähnlich wie bei der intrinsischen Nichtlinearität ergibt sich die Hysterese auch hier aus dem Verhältnis der maximalen Abweichung zwischen den beiden Kurven. Dieser Effekt macht sich dann bemerkbar, wenn eine Probenstelle zweimal untersucht wird, jeweils mit unterschiedlichen Scanrichtungen. In diesem Fall würde sich eine Verschiebung des Bildes bemerkbar machen. In senkrechter Richtung macht sich die Hysterese durch verfälschte Höhenabstufungen bemerkbar. Angenommen, zum Untersuchen einer Stufenstruktur muss an den Scanner eine bestimmte Spannung angelegt werden, um ein angemessenes Zusammenziehen des Scanners, entsprechend der Höhe der Stufe, zu bewirken. Die Hysterese macht sich nun beim Verlassen der Stufe bemerkbar: Obwohl zum Verlassen der Stufe der Scanner wieder exakt die selbe Auslenkung wie vor dem Zusammenziehen hat, kann es sein, dass eine andere Spannung dafür angelegt werden muss und die Bilddarstellung, soweit sie auf der Spannungsmessung beruht, verfälscht wird. Wird die Spannung am Scanner abrupt verändert, so verändert sich das piezoelektrische Material nicht automatisch gleichmäßig entsprechend der Spannung. Dieser Effekt wird als Creep bezeichnet (siehe Abbildung 4.8c). Quantitativ entspricht der Creep dem Wert ∆xc ∆x , also dem Verhältnis der zweiten, langsameren Reaktion auf die Spannungsänderung zu der ersten, schnelleren. Daraus resultierend kann es passieren, dass zwei Scans, die bei unterschiedlichen Geschwindigkeiten aufgenommen worden sind, leicht unterschiedliche Größenskalen zeigen. Außerdem kann es bei plötzlichem Hereinzoomen, beispielsweise wenn man aus einem großen Scan ein kleines Detail hochaufgelöst darstellen möchte, passieren, dass die Stelle von Interesse zunächst verfehlt wird. Trifft die Spitze während eines Scans auf eine abrupte Stufe, so wird sich der Scanner plötzlich zusammenziehen, als Folge einer plötzlichen Spannungsänderung. Der Scan geht zunächst mit dieser Spannung weiter. Als Folge des Creeps wird sich der Scanner nun aber langsam weiter zusammenziehen. Um die Spitze dann weiter in Kontakt mit der Probe zu halten, muss also eine entgegengesetzte Spannung angelegt werden, was zu einer verfälschten Darstellung der Strukturkanten führt. Eine weitere Nichtlinearität des Scanners ist durch seinen Alterungsprozess gegeben. Hierbei kommt es darauf an, ob der Scanner regelmäßig benutzt wird, oder nicht. Wird er nicht benutzt, so nimmt die Auslenkung bei gegebener Spannung mit der Zeit ab, bei regelmäßiger Benutzung 45 4.3. Messmodi Abb. 4.9. – Darstellung einer gleichmäßigen Stufenstruktur (graue Fläche) und die resultierende Scanlinie (gepunktet) unter Berücksichtigung aller Scanner-Nichtlinearitäten. leicht mit der Zeit zu. Dies hängt mit den im piezoeltrischen Material befindlichen Dipolen zusammen. Wird der Scanner häufig benutzt, so werden mehr und mehr Dipole mit der Zeit durch die angelegte Spannung ausgerichtet, folglich reagiert der Scanner bei gegebener Spannung stärker. Andersherum werden sich die Dipole bei seltener Benutzung mehr und mehr zufällig ausrichten, was zu einem langsamen Ansprechen des Scanners bei gegebener Spannung führt. Als letzte Nichtlinearität des Scanners ist das Cross-Coupling zu nennen, das dazu führt, dass eine glatte Oberfläche gekrümmt dargestellt wird. Dieser sehr komplexe Effekt rührt von Unregelmäßigkeiten im elektrischen Feld des Scanners her und sorgt dafür, dass zum Beispiel bei einer eigentlich reinen x-y-Auslenkung auch noch eine z-Komponente dazu kommt, so dass der Scanner statt einer Geraden einen Bogen scannt. Abbildung 4.9 zeigt exemplarisch, wie eine gleichmäßige Stufenstruktur (grauer Bereich) unter Berücksichtung aller genannter Effekte aussehen würde [79]. 4.3. Messmodi Ein Rasterkraftmikroskop kann in verschiedenen Modi betrieben werden. Hier sollen nur die wichtigsten Modi in Bezug auf diese Arbeit beschrieben werden. Zunächst wird der Contact-Mode vorgestellt, in dem die Spitze in direktem Kontakt mit der Oberfläche steht, um dann auf den Noncontact-Mode einzugehen, bei dem der Cantilever in Schwingung versetzt wird und die Änderung der Resonanzfreuquenz zur Messung ausgenutzt wird. Danach wird auf den SemicontactMode eingegangen, bei dem die Spitze periodisch kurz auf die Oberfläche schlägt. 4.3.1. Contact-Mode Im Contact-Mode steht die Spitze im direkten Kontakt mit der Oberfläche. Die Kraft zwischen den Atomen der Oberfläche und der Spitze wird dabei durch die Auslenkung des Cantilevers ausgeglichen. Cantilever, die im Contact-Mode betrieben werden, haben überlicherweise eine geringe Festigkeit, um bei der Messung eine hohe Sensitivität zu erhalten und um möglichen Beschädigungen der Spitze oder der Probe vorzubeugen. 46 Rasterkraftmikroskopie Abb. 4.10. – Arbeitsbereiche des AFM Betrieben werden kann der Contact-Mode bei konstanter Kraft oder konstanter Höhe. Bei konstanter Kraft wird die Auslenkung des Cantilevers und damit die Kraft zwischen Spitze und Probe durch die Höhenänderung des Cantilever-Spitzen-Systems mittels des Piezomotors konstant gehalten (wie in Kapitel 4.2.3 beschrieben). Bei Proben mit geringer Rauigkeit (einige Ångström) können auch Messungen mit konstanter Höhe durchgeführt werden. Der Cantilever mit Spitze wird in einer immer gleich bleibenden Höhe über die Probenoberfläche bewegt und in jedem Punkt das Maß seiner Auslenkung bestimmt. Diese Auslenkung ist proportional zur Kraft zwischen Spitze und Probe. Während der Annäherung der Spitze an die Probe gerät die Spitze in den Bereich der anziehenden Wechselwirkung. Das führt dazu, dass der Cantilever zur Probe hin gebogen wird. Nähert man weiter an, so erfährt die Spitze eine abstoßende Kraft und der Cantilever wird in die entgegengesetzte Richtung verbogen. Betrachtet man Abbildung 4.10, auf der anhand des Lennard-Jones Potentials (siehe Gleichung 4.6) die möglichen Arbeitsbereiche des Rasterkraftmikroskops dargestellt werden, so erkennt man, dass man sich im Kontaktmodus befindet, sobald die Gesamtkraft positiv wird. Da der Kontakt am untersten Punkt des Kontaktbereichs nicht stabil ist, sollte die Spitze noch etwas weiter an die Oberfläche angenähert werden, auch auf die Gefahr hin, dass sich Probe und Spitze gegenseitig beschädigen. Man hat als Experimentator zwar keinen Einfluss auf die Scanhöhe, wohl aber, durch die Wahl eines geeigneten Setpoint (siehe Kapitel 4.2.3), auf die Kraft, die zwischen Spitze und Probe herrschen soll. Die Gesamtkraft liegt in der Größenordnung von 10 −8 N bis 10 −6 N. Der Nachteil des Contact-Mode liegt in der direkten mechanischen Wechselwirkung zwischen Spitze und Probe, die oft in der Zerstörung der Spitze oder in der Beschädigung der Probe endet. Für weiche Materialien, z.B. organische Proben, ist diese Messmethode praktisch gar nicht geeignet [75, 83] 47 4.3. Messmodi 4.3.2. Noncontact- und Semicontact-Mode Um auch weiche und elastische Materialien untersuchen zu können, wurden mit dem Noncontactund dem Semicontact-Mode dynamische Messmethoden entwickelt. Außerdem sind die dynamischen Messmodi die einzigen, mit denen man echte atomare Auflösung erhalten kann. Diese Verfahren heißen deshalb dynamisch, weil sie auf einem oszillierenden Cantilever beruhen, der in seiner Resonanzfrequenz schwingt. Durch Variation der Cantileverlänge, -breite und -dicke können unterschiedliche Resonanzfrequenzen realisiert werden. Im Noncontact-Mode stehen Spitze und Probe in keinerlei direktem Kontakt, im Semicontact-Mode trifft die Spitze periodisch auf der Probenoberfläche auf. Für eine sehr detaillierte Auseinandersetzung mit verschiedenen dynamischen Messmodi sei auf die Arbeit von R. Garcia und R. Perez [91] verwiesen. Noncontact-Mode Für den Noncontact-Mode kommt das Signal, das zur Bilddarstellung benutzt wird, von der direkten Messung der Resonanzfrequenz des Cantilevers. Diese Frequenz ändert sich durch die Wechselwirkung zwischen Spitze und Probe. Der Cantilever wird über ein spezielles Piezoelement, auf dem er aufgebracht ist, in Schwingung versetzt. Ebenso wie im Contact-Mode kann auch im Noncontact-Mode über den Parameter Setpoint Einfluss auf die Kraft zwischen Probe und Spitze genommen werden. Schwingt der Cantilever, so wird sich auch das Lasersignal am Photodetektor periodisch auf- und abbewegen. Es verursacht ein sinusförmiges Signal, dessen quadratischer Mittelwert gebildet wird. Wird die Spitze nun an die Probe angenähert, so wirkt auf sie lediglich die van der Waals Kraft, die anziehend wirkt und in der Größenordnung von 10−22 N liegt. Die Kraft und der Gradient dieser Kraft ändern sich, je nachdem, wie weit die Spitze von der Probe entfernt ist. Durch diese Änderung wird auch die Resonanzfrequenz des Cantilevers beeinflusst. Die Resonanzfrequenz ohne jegliche Wechselwirkung mit der Probe ist gegeben durch ω0 = p k/m (4.13) mit ω0 als Resonanzfrequenz, k als Federkonstante und m als Masse des Cantilevers. Wirkt nun eine Kraft auf den Cantilever, so beeinflusst das sein Schwingungsverhalten und dadurch auch seine Federkonstante. Man kann die Abhängigkeit der Federkonstante von der Kraftänderung folgendermaßen beschreiben: k0 = k − ∂F ∂z (4.14) k’ stellt dabei die geänderte Federkonstante dar, F die Kraft und z den Abstand zwischen Probe und Spitze. ∂F ∂z ist somit der Kraftgradient. Gleichung 4.14 zeigt, dass mit steigendem Kraftgradi- enten die Federkonstante kleiner wird. Da die Resonanzfrequenz mit der Federkonstante zusammenhängt, wird auch sie kleiner, je näher man mit der Spitze an die Probe gelangt. Das Rückkopplungssystem hält die Schwingungsamplitude die ganze Zeit konstant, indem es den SpitzenProben Abstand neu einstellt. Dies funktioniert durch eine Feedbackschleife, bei der das Signal, das von dem schwingenden Cantilever kommt, verstärkt und wieder als Anregungssignal verwen48 Rasterkraftmikroskopie det wird. Aus der Änderung der Frequenz wird dann das Signal für die Bilddarstellung gewonnen [75, 83, 88, 91]. Semicontact-Mode Im Semicontact-Mode wird der Cantilever mit einer Frequenz angeregt, die nah an seiner Resonanzfrequenz liegt bzw. dieser entspricht. Anders als im Noncontact-Mode wird diese Frequenz nun nicht moduliert, sondern die ganze Messung über konstant gehalten. Als Messsignal dient in diesem Modus die Oszillationsamplitude. Neben der Oberflächenabbildung durch die Amplitudenmodulation können weitere Probeneigenschaften (z.B. magnetische Eigenschaften) durch die Phasenverschiebung zwischen Anregungsfrequenz und Cantileveroszillation gemessen werden. Unter der Annahme, dass sich der Cantilever entsprechend einer erzwungenen harmonischen Schwingung in seiner Resonanzfrequenz bewegt, kann man für die Amplitude der Schwingung A folgende Abhängigkeit annehmen [91]: A(ω) = F0 m 0 2 2 [(ω20 − ω2 )2 + ( ωω Q ) )] 1 (4.15) mit Q als Qualitätsfaktor, F0 als antreibende Kraft und ω0 und ω als Resonanz- bzw. Anregungsfrequenz. Durch Annähern der Spitze an die Probe wird die Resonanzfrequenz des Cantilevers geändert und damit nach Gleichung 4.15 auch die Amplitude der Cantileverschwingung. Die Phasenverschiebung φ, also der Winkel zwischen der Anregungs- und der resultierenden Schwingung, ist gegeben durch tan(φ) = ωω0 Q . 2 ω0 − ω2 (4.16) Diese Gleichung zeigt außerdem, dass im Resonanzfall die Phasenverschiebung gerade 90◦ beträgt. Anregungsfrequenzen weit unterhalb der Resonanzfrequenz des Cantilevers produzieren keine Phasenverschiebung, Anregungsfrequenzen weit oberhalb dagegen resultieren in Phasenverschiebungen von 180◦ . Sowohl die Amplitudenänderung für die Topographiedarstellung als auch die Verschiebung der Phase zwischen Anregungs- und resultierender Cantileverfrequenz für z. B. magnetische Charakterisierungen stellen die Messsignale dar [91]. 4.4. Spitzenartefakte Neben den bereits weiter oben in Kapitel 4.2.3 besprochenen Bildbeeinflussungen durch nichtlineares Scannerverhalten oder falsche Wahl des Feedback Gain, können noch weitere Aspekte zu einer verfälschten Bilddarstellung führen. Die allermeisten Artefakte stammen von der Spitze. Das resultierende Bild ist dabei eine Überlagerung von der Form der Spitze und der Form des abzubildenden Details. Solange die Spitze sehr viel schärfer als die abzubildende Oberflächenstruktur ist, kann das echte Profil der Struktur wiedergegeben werden. Ist allerdings die Spitze stumpf, so wird das resultierende Bild von der Form der Spitze dominiert [79]. Ist dann auch noch der Abstand 49 4.4. Spitzenartefakte Abb. 4.11. – Diese Schemazeichnung zeigt den Fall, für den der Spitzenradius R sehr viel größer als der Radius RS der Oberflächenstruktur ist (R RS ). Die gepunktete Linie deutet das gemessene Oberflächenprofil an, dass sich deutlich von dem realen Oberflächenprofil unterscheidet. Abb. 4.12. – Schemadarstellung von periodisch angeordneten Löchern der Breite w. Der Spitzenradius R liegt im gleichen Größenbereich wie die Oberflächenstruktur. Die Spitze kann den Grund der Löcher nicht erreichen, was zu einer Reduzierung der beobachteten Höhe der Strukturen führt. Außerdem werden die Struktur nicht in ihrer realen Ausprägung abgebildet. Stattdessen erscheinen die deutlichen Spitzen in der Struktur als Hügel im Scanprofil. Das invertierte Scanprofil ähnelt dem eigentlichen Oberflächenprofil mehr und führt sogar zu einer korrekten Lochbreite. zwischen zwei Oberflächenfeatures klein im Vergleich zur Spitze, wird das Bild verfälscht wiedergegeben (siehe Abbildung 4.11). Für den Fall, dass der Radius der Spitze ungefähr im gleichen Größenbereich wie der Abstand der Oberflächenstrukturen liegt, wird der Fall ein wenig komplexer. Natürlich wird auch hier wieder das Bild durch die Form der Spitze dominiert, allerdings erscheinen die Strukturzwischenräume nicht als Löcher, sondern als kleine, von leichten Hügeln umgebene Einbuchtungen. In diesem Fall ist das invertierte Bild näher an der realen Oberflächenstruktur als das gemessene Bild (siehe Abbildung 4.12). Diese Methode der Bildinvertierung findet in Spezialfällen sogar Anwendung, lässt sich aber nicht auf alle Fälle generalisieren [76]. Desweiteren gibt es noch den Effekt der sogenannten Doppelspitze, der durch eine defekte Spitze aber auch durch wieder entfernbare Verunreinigungen am Spitzenende zustande kommt. Hierbei erscheinen auf dem Bild Schatten bzw. sich wiederholende Muster. Verunreinigungen können durch kurze Scans im Contact-Mode meistens wieder beseitigt werden. Resultiert die Doppelspitze aber aus einer Beschädigung der Spitze, so muss diese ausgewechselt werden. 50 Rasterkraftmikroskopie Abb. 4.13. – Dieses Bild zeigt die prinzipielle Wirkungsweise der Magnetic Force Microscopy. Je nach Richtung des durch die Probe hervorgerufenen Streufeldes wird die magnetische Spitze angezogen oder abgestoßen. Dabei entstehen die Kontraste nur in den Bereichen, in denen das Streufeld der Probe senkrecht auf der Oberfläche, also parallel oder antiparallel zur Magnetisierung der Spitze steht. 4.5. Magnetic Force Microscopy Eine wichtige Variation der Rasterkraftmikroskopie stellt die Magnetic Force Microscopy (MFM), oder auch magnetische Kraftmikroskopie, dar. Sie dient der Untersuchung lokaler magnetischer Eigenschaften. Hierbei wird das Verfahren der Rasterkraftmikroskopie auf magnetische Proben angewendet. Die Spitze selbst muss dafür auch magnetisch sein und ist zu diesem Zweck z. B. mit einer Cobalt-Chrom-Schicht überzogen [82]. Die allgemeine Beschreibung der Wechselwirkung zwischen der magnetischen Spitze und dem lokalen magnetischen Feld der Probe ist ein komplexes Problem. Es ist beispielsweise in der Regel unbekannt, wie die Domänenstruktur der Spitze beschaffen ist. Sie zeigt eine komplizierte Domänenstruktur, die hauptsächlich durch die Formanisotropie verursacht wird [83]. Die Spitze interagiert mit dem Streufeld der Probe und wird je nach Richtung dieses Feldes entweder angezogen oder abgestoßen (siehe Abbildung 4.13). Es ist zu erwähnen, dass diese Messmethode ausschließlich auf die senkrecht aus der Probenoberfläche austretenden Streufelder sensitiv ist. 4.5.1. Abstandskontrolle zwischen Probe und Spitze Prinzipiell kann jedes Rasterkraftmikroskop zur Messung magnetischer Effekte benutzt werden, wenn eine magnetische Spitze verwendet wird. Allerdings wirken noch immer auch die topographischen Effekte auf die Spitze ein, so dass eine Messmethode gefunden werden muss, mit der beide Effekte voneinander getrennt gemessen werden können. Eine weitere Herausforderung liegt in der Größe der magnetischen Kraft, die üblicherweise zwei bis drei Größenordnungen unter den Kräften liegt, die während der Topographiemessung zwischen Spitze und Probe herrschen. Aus diesem Grund ist es sehr schwierig, magnetische Signale zu erhalten, wenn die Spitze in direktem Kontakt mit der Probe steht. Magnetische Messungen werden also üblicherweise ohne direkten Kontakt zwischen Spitze und Probe durchgeführt, weswegen vorwiegend die dynamischen Modi zur Messung magnetischer Effekte verwendet werden. Der Abstand muss dabei groß genug sein, um starke nicht-magnetische Wechselwirkungen zwischen Spitze und Probe zu vermeiden und nur die langreichweitige magnetische Wechselwirkung zu messen. Um dieses Problem zu umgehen 51 4.5. Magnetic Force Microscopy und magnetische von topographischen Effekten unterscheiden zu können wird in vielen kommerziell erhältlichen Geräten die sogenannte Lift-Off Technik zur Abstandskontrolle zwischen Probe und Spitze verwendet. Dabei wird zunächst die Topographie der Oberfläche vermessen. Nun können diese Daten dafür genutzt werden, den Abstand zwischen Probenoberfläche und Spitze für die Dauer der Messung konstant zu halten, also das Oberflächenprofil in einigem Abstand über der Probe nachzufahren. Um Drifteffekte zu minimieren geschieht dies immer zeilenweise, es wird also zunächst ein Oberflächenlinienprofil erstellt um direkt im Anschluss dieselbe Stelle ein weiteres mal mit konstantem Spitze-Oberfläche-Abstand zur Messung des magnetischen Signals zu scannen. Eine weitere Möglichkeit, um den Proben-Spitzen Abstand zu kontrollieren, liefert die Ausnutzung eines konstanten Tunnelstroms zwischen Probe und Cantilever. In diesem Fall gibt die Auslenkung des Cantilevers das magnetische Signal wieder. Wird ein sinusförmig variiertes Potential an die Probe angelegt, kann die entsprechende Auslenkung des Cantilevers oder seine Resonanzfrequenz zur Abstandskontrolle benutzt werden [76]. 4.5.2. Magnetostatische Wechselwirkung Um die Kontrastentstehung zu verstehen, muss man sich die Wechselwirkung der magnetischen Spitze mit dem Streufeld der Probe genauer ansehen. Einen alternativen Ansatz stellt die Arbeit von C.D. Wright und E.W. Hill [92] dar, die die Wechselwirkung der Magnetisierungsverteilung der Probe mit dem Streufeld der Probe untersucht haben. Sie gingen dabei davon aus, dass die Kraft, die die Probe auf die Spitze ausübt, vom Betrag her identisch sein muss zu der Kraft, die die Spitze auf die Probe ausübt. Auf diese Weise wird die Darstellung des Einflusses der Spitze auf den Bildgebungsprozess stark vereinfacht. Dieser Ansatz wird hier aber nicht weiter verfolgt. Es ist davon auszugehen, dass die Spitzenmagnetisierung lokal Einfluss auf die Magnetisierungsstruktur der Probe haben kann und umgekehrt. Wie groß diese Einflüsse sind, hängt dabei von den Randbedingungen bei der Bildaufnahme, von der Proben- und Spitzengeometrie und natürlich von den Materialien von Probe und Spitze ab. Eine sehr hartmagnetische Probe mag dabei einen großen Einfluss auf die Magnetisierung der Spitze haben, während die Spitze die Probe magnetisch kaum verändern wird. Andersherum kann eine hartmagnetische Spitze die Magnetisierung einer weichmagnetischen Probe während des Messvorgangs stark beeinflussen. All diese Effekte schlagen sich in der resultierenden bildlichen Darstellung nieder, so dass es wichtig ist, sie richtig zu beurteilen und einzuschätzen. Die Magnetisierungsverteilungen von Probe und Spitze stellen also eine Funktion von Spitze-Probe-Position und Zeit dar. A. Hubert und R. Schäfer [62] haben die Kontrastentstehungsprozesse abhängig von der Stärke des Einflusses von Spitzenmagnetisierung und Probenstreufeld in drei Kategorien eingeteilt: a) vernachlässigbare Wechselwirkungen, b) reversible Wechselwirkungen und c) irreversible Wechselwirkungen. 52 Rasterkraftmikroskopie Abb. 4.14. – Vereinfachung der Spitzenmagnetisierung durch ein Eindomänen-Modell Vernachlässigbare Wechselwirkungen Die Magnetisierung der Spitze und das Streufeld der Probe ändern sich in diesem Fall während einer Änderung der Spitze-Probe-Position nicht. Es konnte experimentell bereits gezeigt werden, dass sich auch weichmagnetische Materialien durch magnetische Kraftmikroskopie reproduzierbar untersuchen lassen, wenn man starke Wechselwirkungen zwischen Spitze und Probe durch geeignet große Spitzen-Proben-Abstände vermeidet und entsprechend magnetisch schwache Spitzen verwendet. So ist eine gegenseitige Beeinflussung also vernachlässigbar, wenn das Koerzitivfeld der Probe weit über dem der Spitze an der entsprechenden Probenstelle liegt. In vielen Fällen kann die Beeinflussung aber sogar dann vernachlässigt werden, wenn das Koerzitivfeld der Spitze höher ist, da die Wirkung der Spitze auf der Probenoberfläche stark lokalisiert ist [76]. Um eine Veränderung der Probenmagnetisierung durch die Spitze auszuschließen, können experimentelle Tests durchgeführt werden. So haben Foss et al. [93] zwei MFM-Bilder aufsummiert, die an der gleichen Probenstelle aber mit entgegengesetzt magnetisierten Spitzen aufgenommen worden sind. Verschwindet die Summe der Bilder, so ist die Beeinflussung vernachlässigbar. Diese Methode berücksichtigt natürlich nicht die Kräfte, die aufgrund von Topographieeffekten auf die Spitze wirken, so dass sich die beiden aufsummierten Bilder nie komplett auslöschen. Alternativ kann auch die selbe Probenstelle in zwei verschiedenen Abständen gescannt und dabei die Signalstärke detektiert werden. Fällt das Streufeld der Probe exponentiell ab, so sollte dies auch mit dem gemessenen Signal geschehen, wenn sich Probe und Spitze gegenseitig nicht beeinflussen [76]. Für die Kontrastentstehung, unter der Annahme, dass sich Spitzen- und Probenmagnetisierung gegenseitig nicht beeinflussen, kann auf folgende Annahmen zurückgegriffen werden: Durch ein Modell, in dem das unbekannte Magnetisierungsvektorfeld nahe des Spitzenendes mit allen Oberflächen- und Volumenladungen durch einen homogen magnetisierten, lang gestreckten Ellipsoid passender Größe beschrieben wird (siehe Abbildung 4.14), kann das im Prinzip mikromagnetische Problem der Spitzen-Proben Wechselwirkung auf ein magnetostatisches reduziert werden [87]. Noch einmal Bezug nehmend auf Abbildung 4.13 kann man nun erklären, wann die Spitze vom 53 4.5. Magnetic Force Microscopy Streufeld angezogen bzw. abgestoßen wird. Tritt das Streufeld aus der Probe aus, so steht es senkrecht auf der Probenoberfläche. In diesem Bereich hat die Spitze also eine zum Streufeld parallel oder antiparallel stehende Magnetisierung. Im parallelen Fall wird die Spitze angezogen, im antiparallelen abgestoßen. In der hinterher erhaltenen Abbildung werden diese beiden Fälle durch schwarze bzw. weiße Bereiche unterschieden. Der Kontrast bei der Magnetic Force Microscopy entsteht also aus einer magnetostatischen Wechselwirkung zwischen Spitze und Probe. Es ist nochmal zu betonen, dass in diesem betrachteten Fall beide magnetisch starr sind, sich also gegenseitig in ihrer Magnetisierung nicht beeinflussen [94]. Das magnetostatische Potential der Probe an einem Ort ~r ist durch Gleichung 4.17 gegeben. Φ P (~r ) = 1 ·[ 4π Z d2 ~s0 · MP (~r0 ) − |~r − ~r0 | Z d3~r0 ∇ · MP (~r0 ) ] |~r − ~r0 | (4.17) Hierbei ist MP (~r0 ) das Magnetisierungsvektorfeld der Probe und s~0 der nach außen zeigende Normalenvektor der Probenoberfläche. Der erste Term bezieht sich auf die magnetischen Oberflächenladungen, die durch senkrecht zur Probenoberfläche stehende Magnetisierungskomponenten hervorgerufen werden, der zweite beinhaltet den Beitrag von Divergenzen des Magnetisierungsvektorfeldes im Probeninnern. Das resultierende Streufeld der Probe ist dann gegeben durch ~ s (~r ) = −∇Φ P (~r ). H (4.18) Die magnetostatische Energie der Spitze unter dem Einfluss des Streufeldes der Probe kann man ausdrücken als ψ(~r ) = µ0 ( Z d ~s · M s (~r )Φ P (~r ) + 2 0 0 Z 0 d3 ∇~r0 · [Φ P (~r0 ) M s (~r0 )]) (4.19) mit Φ P (~r0 ) als Potential aus Gleichung 4.17 und M s (~r0 ) als Spitzenmagnetisierung. Das Oberflächenintegral beschreibt die Wechselwirkung der Oberflächenladungen der Spitze mit dem Probenstreufeld, während das Volumenintegral den Beitrag von Divergenzen der Spitzenmagnetisierung sowie Dipolwechselwirkungen enthält. Somit ergibt sich als resultierende Kraft F~ (~r ) = −∇ψ(~r ). (4.20) Das zuvor eingeführte Modell einer ellipsoidalen Spitzendomäne führt nun dazu, dass die Spitzenmagnetisierung divergenzfrei ist und somit das Volumenintegral in Gleichung 4.19 auf die Dipolwechselwirkung reduziert wird [87]. Auch weitere Vereinfachungen führen noch zu befriedigenden Resultaten. So besteht eine drastische Vereinfachung in der “Punktsonden-Approximation”, in der die Spitze als punktförmig angenommen wird. Dabei werden die unbekannten magnetischen Momente und der Proben-Spitzen Abstand als freie Parameter durch Anpassen an experimentelle Daten ermittelt. Als resultierende Kraft aus der magnetostatischen Wechselwirkung erhält man dann ~ ~ · ∇) H F~ (~r ) = µ0 (q + m 54 (4.21) Rasterkraftmikroskopie ~ als das von der Probe ~ als effektive Monopol- und Dipolmomente der Sonde und H mit q und m erzeugte Streufeld. Detektiert wird die Vertikalkomponente des Kraftvektors, die die gemessene Auslenkung des Cantilevers verursacht. Daher erhält man als detektierte Kraftkomponente Fd = ~n · F~ (4.22) mit ~n als Normalenvektor des Cantileverrückens [87]. In Komponentenform lautet Gleichung 4.21 Fd (~r ) = µ0 3 X j=1 n j (qH j + 3 X k =1 mk ∂Hk ) ∂x j (4.23) Diese Gleichung würde im Falle eines statischen MFM-Modus als Basis für die Kontrastinterpretation dienen. Nun werden magnetische Messungen allerdings üblicherweise im dynamischen Modus durchgeführt. Die in diesem Fall detektierte Größe entspricht dann 0 Fd = (~n · ∇)(~n · F~ ) (4.24) mit der entsprechenden Kraft F~ aus Gleichung 4.21. Daraus ergibt sich dann folgende Komponentenform: 0 Fd (~r ) = µ0 3 X 3 X i=1 j=1 ni n j [( 3 X ∂q ∂ ∂mk ∂ ∂2 + q ) H j (~r ) + ( + mk ) Hk (~r )] ∂xi ∂xi ∂xi ∂x j ∂xi ∂x j k =1 p In dieser Gleichung finden sich sogenannte “Pseudopotentiale” (φ j = p (qki ∂mk ∂x j ). ∂q ∂x j ) (4.25) und “Pseudoladungen” = Diese Beiträge resultieren aus der realen Spitzengeometrie. Die effektiven magnetischen Momente einer realen Spitze sind von der momentanen Spitzenposition während einer Oszillationsperiode abhängig. Es wird deutlich, dass bei der dynamischen MFM-Methode nicht einfach nur die zweite Ableitungen der Streufeldkomponenten, sondern auch Beiträge der ersten Ableitung und Beiträge des Streufeldes selbst detektiert werden [87, 95]. Durch den Gradienten der magnetischen Wechselwirkung wird also die Resonanzfrequenz geändert, was den Kontrast für die dynamische MFM-Messung liefert. Nun ist es entscheidend, ob man sich im Fern- oder im Nahfeldbereich der Probe befindet. Wo der eine Bereich beginnt und der andere aufhört, ist dabei von der Wahl der Probe und nicht zuletzt auch von der Spitze abhängig. Im Fernfeldbereich (einige 100 nm Abstand zwischen Probe und Spitze) überwiegt die langreichweitige magnetostatische Wechselwirkung. Der Gradient der magnetischen Kraft ist hier um einiges größer als der der van der Waals Kraft. In diesem Bereich ist es daher möglich, reine magnetische Informationen von der Probe zu erhalten und die topographischen Effekte auszuschalten. Auch umgeht man bei diesen größeren Abständen ein mögliches Umschalten der Magnetisierung der Probe durch das Streufeld der Spitze. Allerdings ist die geringe laterale Auflösung von Nachteil. Im Gegensatz dazu steht der geringe Proben-Spitzen Abstand im Nahfeldbereich. Hier beträgt der 55 4.5. Magnetic Force Microscopy (a) (b) Abb. 4.15. – Diese beiden MFM-Aufnahmen einer Gitterstruktur mit Abständen von 0,84 µm verdeutlichen eine Kontrollmöglichkeit bei MFM-Messungen: Um Auszuschließen, dass die Spitzenmagnetisierung die Probenmagnetisierung beeinflusst, wird die Scanrichtung um 90◦ gedreht. Das Bild erscheint um 90◦ gedreht und die magnetischen Kontraste ändern sich in Bezug auf das Gitter nicht(rote Kreise) Abstand einige 10 nm und der absolute Wert der magnetischen Kraft ist höher als der der van der Waals Kraft. Das Entscheidende ist jedoch der Kraftgradient. Dieser liefert die Messwerte und da in diesem nahen Bereich der Kraftgradient der van der Waals Kraft größer als der der magnetischen Kraft ist, erhält man zusammen mit den magnetischen Informationen auch topographische Signale. Dies kann wünschenswert sein, da man durch das zusätzliche Abbilden von beispielsweise Strukturgrenzen den Magnetismus der Oberfläche bzw. der untersuchten Strukturen besser verstehen kann [62]. Allerdings läuft man bei diesen geringen Entfernungen Gefahr, die Magnetisierung der Probe durch die Spitze zu verändern. Um dies zu kontrollieren empfiehlt es sich, einen bereits durchgeführten Scan um 90◦ gedreht zu wiederholen, um sicherzugehen, dass sich die magnetischen Kontraste nicht ändern. Erst dann kann man sicher sein, wirklich die Probenmagnetisierung gemessen zu haben (siehe Abbildung 4.15a und 4.15b). Die Auflösungsgrenze für MFM-Messungen liegt unter Idealbedingungen etwa bei 20 nm. reversible und irreversible Wechselwirkungen In der Realität kann weder die Magnetisierung der Probe noch die der Spitze als starr angesehen werden. Wird ein weichmagnetisches Material mit einer Spitze untersucht, die ein großes magnetisches Moment besitzt, so kann man eine Verlagerung von Domänenwänden in der Probe beobachten. Effekte wie diese müssen aber nicht irreversibel sein. So ist es zum Beispiel möglich, dass die Wechselwirkung zwischen Spitze und Probe eine Funktion der Spitzenposition im Bezug zur Probe ist, aber nicht von der Vorgeschichte der Spitzenposition abhängt. In den allermeisten MFM-Experimenten ist eine irreversible Wechselwirkung nicht gewünscht. Die Probe magnetisch zu modifizieren stellt normalerweise nicht das Ziel dar, sondern stattdessen, 56 Rasterkraftmikroskopie ihre Magnetisierung zu untersuchen, ohne sie zu verändern. Allerdings gibt es auch Experimente, in denen die Probe bewusst durch die Spitze modifiziert wurde. So gibt es z.B. Untersuchungen, in denen das Streufeld der Spitze dazu benutzt wurde, um einzelne Vortices von ihrem ursprünglichen Entstehungsort wegzubewegen [96]. Solche Experimente können also dazu verwendet werden, um die Entstehung und das Pinning von Vortices zu untersuchen bzw. das Verhalten und die Entstehung von Domänenwänden bei ferromagnetischen Proben. Des Weiteren können irreversible Wechselwirkungen bei Nanopartikeln auftauchen, da sich das Streufeld der Spitze bei diesen Strukturen über die gesamte Größe des Nanopartikels ausdehnt. Dieses Umschalten der Partikel geschieht vor allem bei dem Topographiescan im Noncontact- bzw. Semicontact-Mode. Hier ist die Spitze sehr nah an der Struktur. Dem entgegenwirken kann man durch das Betreiben des Mikroskops im Constant-Height-Mode [76]. Um das Streufeld der Spitze zu bestimmen, wurden bereits einige Experimente durchgeführt. Die direkteste Bestimmung ist McVitie et al. [97] gelungen. Sie haben an einer Standard MFM-Spitze, wie sie auch in dieser Arbeit benutzt wurde, die Ablenkung von hoch energetischen Elektronen, deren Weg nah an der Spitze vorbei führte, in einem STEM (Scanning Transmission Elektron Microscope) untersucht. Das Ergebnis der Untersuchung war eine maximale axiale magnetische Induktion von 40 mT in 50 nm Entfernung vom Scheitelpunkt der Spitze. Ähnliche Werte wurden von Thiaville et al. [98] gemessen, die in einer Entfernung von 100 nm Felder bis zu 100 Gauss gemessen haben. Sie haben dabei Mikro-Hall-Sonden zur Messung der Felder genutzt. Dieser Werte erscheinen zunächst sehr hoch, vor allem in Bezug auf weichmagnetische Proben. Jedoch ist das Feld der Spitze stark lokalisiert und ihr Einfluss kann nicht mit dem eines gleich starken, homogenen Magnetfeldes verglichen werden [99]. 4.6. Experimenteller Aufbau Bei dem für diese Arbeit verwendeten Gerät handelt es sich um das Solver HV der Firma NTMDT. Prinzipiell ist dieses Gerät in der Lage, verschiedenste Modi durchzuführen. Neben AFMMessungen im Contact-Mode und Noncontact-Mode, sind MFM-Messungen genauso möglich wie, unter anderem, EFM-Messungen (Electric Force Microscopy) oder LFM-Messungen (Lateral Force Microscopy). Es sind AFM- und MFM Messungen im Temperaturbereich von 110 K bis 420 K im Vakuum (bis zu 10−8 mbar) möglich. Außerdem lässt sich durch einen in die Kammer eingebauten Elektromagneten inplane ein Feld von bis zu 1000 Gauss anlegen. Die Probenoberfläche sollte nicht größer als 1 cm2 sein, damit die Probe zwischen die Polschuhe des Magneten passt ohne vor die Hallsonde zu stoßen. Außerdem kann bei Bedarf zusätzlich ein Rotationstisch der Firma attocube (Modell ANR-30) in die Messkammer eingebaut werden. Dieser Rotationstisch ermöglicht das genaue Positionieren der Probe, z. B. entlang des anlegbaren Magnetfeldes. Eine detaillierte Auflistung aller möglichen Messmodi des Instrumentes sowie der technischen Spezifikationen finden sich im Anhang A. Die Messkammer kann durch eine Scroll- und eine Turbopumpe abgepumpt werden. Das Evakuieren läuft dabei über ein sogenanntes Bypass-Schlauch-System. Zunächst wird die Kammer und 57 4.6. Experimenteller Aufbau (a) Messkammer (b) Ansteuerungselektronik Abb. 4.16. – Solver HV. Abb. 4.16a zeigt die Messkammer, Abb. 4.16b die Ansteuerungselektronik:1: Ansteuerung des Elektromagneten, 2: Thermokontrolle, 3: XY-Stage Controller, zuständig für den motorisierten Probentisch, 4x4 mm verfahrbar, 4: Controller für Druckanzeige, Turbopumpe und Stromleiste oben, 5: Stromleiste unten, 6: SPM-Controller, 7: Controller für den Acitve-Table (Schwingunsdämpfung). das Schlauchsystem, das beide Pumpen und die Kammer verbindet, durch die Scrollpumpe vorgepumpt. Hier ist ein Druck von etwa 10−2 mbar erreichbar. Ist das Vorpumpen beendet, so wird die Scrollpumpe durch das Schließen eines Ventils von der Kammer getrennt, pumpt aber das Schlauchsystem weiter ab, und das Ventil zur Turbopumpe wird geöffnet. Die Turbopumpe pumpt nun die Kammer weiter ab, bis ein Druck von etwa 10−7 mbar erreicht ist. Um den Druck bis auf 10−8 mbar zu reduzieren, muss zusätzlich zum Abpumpen eine sogennante Cold Trap verwendet werden. Dabei handelt es sich um einen an die hohle Messkammerwand angebrachten Dewar, der mit flüssigem Stickstoff befüllt werden kann. Der flüssige Stickstoff kühlt auf diese Weise die Wände der Messkammer aus, wodurch in der Kammer befindliche Moleküle an der Innenwand “festgesetzt” werden. Etwa eine halbe Stunde nach Befüllen sollte der Druck in der Kammer auf einige 10−8 mbar gefallen sein. Die Cold Trap muss ca. alle 10 Stunden neu befüllt werden. Die Probe wird auf einem thermisch sehr gut leitfähigen Kupferzylinder befestigt und dann in die Kammer eingeschraubt. Über diesen Kupferzylinder wird die Probe im Falle einer temperaturabhängigen Messung gekühlt bzw. geheizt. In der Kammer befinden sich neben dem Probenhalter zusätzlich die Polschuhe des Elektromagneten mit der daran befestigten Hallsonde, ein Spiegel zur Justage des optischen Mikroskops, vorgefertige Mulden als Standpunkte für den Scanhead sowie diverse Anschlüsse (siehe Abbildung 4.18a). Die Scheibe, auf der der Scanhead steht, kann motorisiert um einen Bereich von 4 x 4 mm verfahren werden, um so definierte Probenbereiche anvisieren zu können. Direkt über der motorisierten Scheibe liegt das sogenannte Cryopanel, das über einen außen an der Kammer angebrachten Dewar auf Stickstofftemperatur heruntergekühlt werden kann und so im Falle von Tieftemperaturmessungen immer unterhalb der Probentemperatur liegen sollte. Damit können Kristallisationsprozesse auf der Probenoberfläche verhindert werden, die die 58 Rasterkraftmikroskopie (a) (b) (c) Abb. 4.17. – Abb. 4.17a: Ventil zwischen Messkammer und Turbopumpe, Abb. 4.17b: Ventil zwischen Messkammer und Bypass-System, Abb. 4.17c: Ventil zwischen Turbopumpe und Bypass-System (a) (b) Abb. 4.18. – Einblick in die Messkammer. Qualität der Messung erheblich vermindern würden. Am herausnehmbaren Scanhead (siehe Abbildung 4.19a), mit dem prinzipiell auch “auf-demTisch”-Messungen durchführbar sind, ist der Cantilever mit der Spitze befestigt. Zum Spitzenwechsel wird der in Abbildung 4.19b gekennzeichnete Hebel bewegt um die goldene Klammer, die den Cantilver festhält, zu lösen bzw. zu schließen. Direkt am Scanhead wird auch die Laserjustage, sowie die Justage der Photodiode durchgeführt. Durch das Drehen der entsprechenden Schrauben ändert man nicht die Ausrichtung des Lasers selber, sondern die Lage von mehreren Spiegeln innerhalb des Scanheads, an denen der Laserstrahl reflektiert und so zum Cantilever gelenkt wird. Bei Tieftemperaturmessungen wird die Probe mit kaltem Stickstoffgas gekühlt, das über ein Rohrsystem in die Kammer und unter den thermisch leitfähigen Probenhalter geleitet wird. Um das Stickstoffgas in die Kammer zu bekommen, wird ein mit flüssigem Stickstoff gefüllter Dewar durch einen elektrisch beheizbaren Heber mit der Kammer verbunden. Durch Beheizen des Hebers wird Druck in dem Stickstoffdewar aufgebaut, was dazu führt, dass sich das Stickstoffgas durch das Rohrsystem bewegt und den Probenhalter und damit auch die Probe kühlt. 59 4.6. Experimenteller Aufbau (a) (b) Abb. 4.19. – Abb. 4.19a: Herausnehmbarer Scanhead, Abb. 4.19b: An der Unterseite des Scanheads befindet sich der Cantilever mit der Spitze. Abb. 4.20. – Diese Folge von Bildern zeigt den Temperaturverlauf während der Stabilisierung auf -140 ◦ C. Temperaturstabilität wird durch Gegenheizen der Probe erreicht. Es ist möglich, die Temperatur bis auf 0,5 K genau stabil zu halten (siehe Abb. 4.20). Alle in dieser Arbeit angefertigten AFM-Messungen wurden im Semicontact-Mode durchgeführt und das magnetische Signal für die MFM-Messungen durch die Phasendifferenz zwischen Anregungsfrequenz und Cantileverschwingung bei konstant bleibendem Proben-Spitzen-Abstand (zwischen 80 - 250 nm) bestimmt, wie eingehend in Kapitel 4.5 beschrieben wurde. Bei dem hier verwendeten MFM-Modus wird jede Zeile der Probenoberfläche zweimal gescannt. Zunächst wird die Topographie aufgenommen und im zweiten Schritt dann der Kraftgradient der magnetostatischen Wechselwirkung. Für diese Arbeit wurden herkömmliche Cantilever der Firmen “Veeco” und “NanoWorld” verwendet. In ihren Spezifikationen unterscheiden sich diese Cantilver nicht. Die Länge beträgt zwischen 200 µm und 250 µm, die Breite zwischen 23 µm und 33 µm und die Dicke zwischen 2,5 µm und 3,5 µm. Ihre Resonanzfrequenz bewegt sich laut Herstellerangaben zwischen 60 kHz und 100 kHz. Die Federkonstante liegt zwischen 1 N m und 5 N m [82]. Die für die MFM-Messungen benutzten Spitzen haben eine Höhe von 10 µm bis 15 µm und einen Radius von etwa 25 nm. Sie bestehen aus mit Antimon dotiertem Silizium. Zusätzlich sind sie mit einer Cobalt-Chrom Schicht beschichtet, damit MFM-Messungen möglich sind [82]. 60 5. Rasterelektronenmikroskopie Wie das Rasterkraftmikroskop gehört das Rasterelektronenmikroskop (REM, engl. Scanning Electron Microscope, SEM) zur Familie der Rastersondenmikroskope. Als Sonde dient hierbei ein fein fokussierter Elektronenstrahl, der zeilenweise über die Probe geführt wird. Die Bilderzeugung erfolgt über die Detektion der Strahl-Probe Wechselwirkungsprodukte, im Wesentlichen Sekundärelektronen, Rückstreuelektronen und charakteristische Röntgenstrahlung. Das REM wurde 1932 von M. Knoll und E. Ruska [100] in Berlin entwickelt. Kommerziell auf den Markt gebracht wurde es 1964. Es hat sich schnell als ein extrem nützliches wissenschaftliches Gerät erwiesen, das von der Nanotechnologie über die Halbleiterphysik bis hin zur Biologie seine Anwendung findet [65]. Das Rasterelektronenmikroskop ist dem Lichtmikroskop in mehrfacher Hinsicht überlegen. Während das Auflösungsvermögen eines optischen Mikroskops durch die Wellenlänge des Lichts begrenzt ist (die maximale Auflösung liegt unter idealen Bedingungen bei etwa 0,3 µm), sind bei einem Rasterelektronenmikroskop Auflösungen von wenigen Nanometern möglich. Durch die geringe Informationstiefe der Sekundärelektronen (etwa 2 nm), die das hauptsächlich benutzte Wechselwirkungsprodukt der Rasterelektronenmikroskopie darstellen, ist die Oberflächensensitivität deutlich höher als bei einem Lichtmikroskop, bei dem die Lichteindringtiefe bei metallischen Proben je nach Wellenlänge des verwendeten Lichts 50 bis 100 nm beträgt [101]. Zusätzlich ist bedingt durch den kleinen Strahlquerschnitt und die hohe Kollimation die Tiefenschärfe deutlich höher. Weiterführende Informationen finden sich unter anderem in den Referenzen [102] und [103], sowie in [104]. Diese Quellen wurden auch zur Erstellung dieses Kapitels zu Rate gezogen. Dieses Kapitel dient lediglich als kurzer Überblick über die Funktionsweise des REM und ist nicht als komplette Beschreibung zu verstehen. 5.1. Funktionsweise Das Rasterelektronenmikroskop besteht im Wesentlichen aus vier Komponenten: dem Strahlerzeuger, dem Linsensystem, den Detektoren und dem Bildgebungssystem. Abbildung 5.1 zeigt den schematischen Aufbau und Strahlenverlauf eines REM. Die Elektronenkanone emittiert die Elektronen, die den Strahl bilden. Er wird durch mehrere Kondensorlinsen mehrstufig verkleinert und durch die Objektivlinse auf die Probe fokussiert. Eine Ablenkeinheit führt den Elektronenstrahl zeilenweise über die Probe. Die Wechselwirkungsprodukte von Elektronenstrahl und Probe werden im Detektor detektiert und in elektrische Signale weiter verarbeitet, die zum Computer geleitet 5.1. Funktionsweise und in ein Bild der abgerasterten Oberfläche umgewandelt werden. 5.1.1. Strahlerzeugung Es existieren zwei gebräuchliche Möglichkeiten, den Elektronenstrahl zu erzeugen. Zunächst gibt es den so genannten thermischen Emitter. In dieser Anordnung wird ein Wolframdraht durch einen Stromfluss erhitzt, so dass Glühemission stattfindet. Der Wolframdraht, der hier die Kathode bildet, emittiert also Elektronen, die aufgrund eines Wehneltzylinders, der die Kathode umgibt und ebenfalls auf negativem Potential liegt, in einer Elektronenwolke gesammelt werden. Die emittierten Elektronen werden zur Anode hin beschleunigt, die in Bezug zum Wolframdraht auf positivem Potential liegt. Der Wehneltzylinder hält dabei den Emissionsstrom stabil. Da er konstant auf einem negativen Potential gehalten wird, wirkt er auf die emittierten Elektronen abstoßend und seine Potentialverteilung sorgt für eine Bündelung der Elektronen im Crossover genau vor der Anode. Der Wolframdraht als Elektronenquelle ist deshalb von Vorteil, weil er kostengünstig ersetzt werden kann und kein Ultrahochvakuum benötigt. Nach einer Nutzungsdauer von 50 bis 150 Stunden brennt der Faden durch, da im Betrieb das Wolfram langsam aus dem Faden ausdampft und der Draht dadurch immer dünner wird. Zum Einsetzen eines neuen Drahtes ist es dann nötig, die gesamte Elektronenkanone auszubauen und den neuen Draht sorgfältig zu justieren. Die zweite Möglichkeit zur Elektronenstrahlerzeugung bildet der Feldemitter (siehe Abbildung 5.1). Die Funktionsweise dieser Kathode beruht auf dem Prinzip der Feldemission. Hierbei werden die Elektronen im Ultrahochvakuum durch ein elektrisches Feld aus einem angespitzten Wolframkristall “herausgezogen”. Hier wird der Tunneleffekt ausgenutzt, bei dem aus der sehr feinen Spitze des Wolframkristalls Elektronen zur ersten Anode durchtunneln. Zum Aufbau des Emissionsfeldes wird die erste Anode verwendet. Diese Spannung kann bis zu 2000 V betragen und kontrolliert die Stärke der Elektronenemission. Die eigentliche Beschleunigungsspannung ist die Spannung, die zwischen der Wolframspitze und der zweiten Anode anliegt. Ein großer Vorteil, den der Feldemitter gegenüber den Glühkathoden hat, ist die Tatsache, dass die Elektronen aus einem viel kleineren Gebiet emittiert werden und somit zwischen Elektronenkanone und Anode ein Crossover mit viel kleinerem Durchmesser erzeugt wird. Das, und die größere Helligkeit, die mit einem Feldemitter erreicht werden kann, führt zu einem höheren Auflösungsvermögen. Außerdem besitzt ein Feldemitter eine sehr lange Lebensdauer. Allerdings ist der technische Aufwand, der betrieben werden muss, um eine Feldemissionskathode zu verwenden, nicht vernachlässigbar. Zum einen kann sie nicht nachträglich in ein Mikroskop eingebaut werden und zum anderen muss sie im Ultrahochvakuum betrieben werden, was den Wechsel sehr aufwendig gestaltet. Bei dem hier verwendeten REM handelt es sich um ein Gerät der Firma FEI vom Typ Quanta 200 FEG. Es enthält einen Feldemitter und kann die Beschleunigungsspannung zwischen 5 und 30 kV variieren. Es erreicht eine Auflösung von 2 nm. Das Quanta 200 FEG realisiert zudem im so genannten Low-Vacuum-Mode das Arbeiten in einem Druckbereich von bis zu 20 mbar. Dies ermöglicht die Untersuchung isolierender Proben, da das im Primärelektronenstrahl ionisierte Gas die entstehende Oberflächenladungen neutralisiert. Außerdem ist es prinzipiell möglich, tempe62 Rasterelektronenmikroskopie Abb. 5.1. – Schematischer Aufbau eines REM 63 5.1. Funktionsweise raturabhängige Messungen durchzuführen. Ein Lithographiezusatz der Firma RAITH erlaubt es, das REM auch zur Elektronenstrahllithographie zu nutzen. Auf diesen Aspekt wird in Kapitel 6.2 ausführlicher eingegangen. 5.1.2. Linsensystem und Linsenfehler Nach der Erzeugung des Elektronenstrahls in der Elektronenkanone und dem Beschleunigen der Elektronen durch die Anode treten die meisten der Elektronen durch die Anodenöffnung hindurch. Sie gelangen ins Linsensystem, in dem der Strahl mehrstufig verkleinert wird, bevor er auf die Probe trifft. Diese Verkleinerung wird durch magnetische Linsen hervorgerufen, die durch die von ihnen ausgehenden magnetischen Feldern die Elektronen des Elektronenstrahls beeinflussen. Solch eine magnetische Linse besteht aus einer stromdurchflossenen Spule, die von einem Eisenjoch umgeben ist. Durch dieses Eisenjoch wird der magnetische Fluss in einem ringförmigen Spalt konzentriert. Der Elektronenstrahl verläuft nun durch die Spule, entlang ihrer Längsachse und durch Variieren des Stromflusses kann die Brennweite der Linse verändert werden. Höhere Ströme führen dabei zu einer kürzeren Brennweite. Nach der anfänglichen Fokussierung des Elektronenstrahls wird er durch zusätzliche Objektivlinsen auf die Probenoberfläche fokussiert und durch spezielle Spulen abgelenkt, was so die Rasterung ermöglicht. Wie auch bei optischen Linsen treten bei magnetischen Linsen Abbildungsfehler auf. Diese werden im Folgenden aufgezählt und ihr Einfluss auf die Bilddarstellung abgeschätzt. Sphärische Aberration Strahlen, die einen großen Abstand zur optischen Achse aufweisen, werden stärker abgelenkt als die achsennahen Strahlen und haben damit eine kürzere Brennweite. Dieser Fehler ist vernachlässigbar klein, da die Strahldivergenz des Elektronenstrahls sehr gering ist. Chromatische Aberration Ähnlich wie beim Lichtmikroskop, bei dem verschiedenfarbiges Licht, also Licht unterschiedlicher Wellenlänge, unterschiedlich stark abgelenkt wird, tritt dieser Effekt auch beim REM für Elektronen verschiedener Energien auf. Allerdings ist die Energieabweichung 4E E sehr gering, so dass die chromatische Aberration, wie auch zuvor schon die sphäri- sche Aberration, vernachlässigt werden kann. Beugungsfehler h p, Aufgrund der Tatsache, dass die De-Broglie Wellenlänge der Elektronen λ = mit h als dem Planck’schem Wirkungsquantum und p dem Impuls, klein gegenüber der Strahl- größe ist (sie liegt bei einer kinetischen Energie der Elektronen von 30 keV im Bereich von 7 pm, während der Strahldurchmesser im Nanometerbereich liegt), können auch die Beugungsfehler vernachlässigt werden. Astigmatismus Die Ursache für Astigmatismus liegt in nicht-rotationssymmetrischen Linsen. Durch Inhomogenitäten im magnetischen Feld, mechanische Ungenauigkeiten in der Linsenboh64 Rasterelektronenmikroskopie (a) Defokussiert (b) Fokussiert (c) Defokussiert (d) Defokussiert (e) Fokussiert (f) Defokussiert Abb. 5.2. – Die oberen drei Bilder zeigen den Verlauf einer Astigmatismuskorrektur. Bild b) zeigt das fokussierte Bild. Links und rechts daneben, in Bild a) und c), sind die defokussierten Bilder zu erkennen, einmal überfokussiert und einmal unterfokussiert. Man erkennt deutlich, dass die Strukturen des Schachbrettmusters in Bild a) und c) in unterschiedliche Richtungen verzerrt werden. Im Gegensatz zu Abbildung 5.2a bis Abbildung 5.2c sieht man auf den unteren drei Bildern deutlich, dass nach der Astigmatismuskorrektur die Bilder bei Defokussierung lediglich unscharf, aber nicht verzerrt werden. Außerdem erscheint das fokussierte Bild schärfer als in Abbildung 5.2b. rung oder Aufladungseffekte in der Linsenbohrung kann es passieren, dass zwei senkrecht aufeinander stehende ebene Elektronenbündel verschiedene Brennweiten besitzen. Dieser Fehler kann durch einen so genannten Stigmator korrigiert werden. Dieser Stigmator erzeugt ein elektrostatisches Quadrupolfeld, das den verzerrten Elektronenstrahl wieder zurück in seinen runden Querschnitt zwingt. Diese Korrektur muss vor jeder Verwendung des REM durchgeführt werden. Die Abbildungen 5.2a bis 5.2f zeigen bildlich den Verlauf einer solchen Korrektur. 5.1.3. Dektektor Als Detektor wird ein Everhart-Thornley-Detektor verwendet. Es handelt sich dabei um ein rauscharmes Detektorsystem bestehend aus der Kombination eines Szintillators mit einem Photomultiplier. Mit ihm ist der Nachweis von Sekundär- und Rückstreuelektronen möglich. Der vordere Teil des Detektors, der Szintillatorkopf, ist von einem Kollektor mit einem Gitter umgeben. Die Spannung, die man an dieses Gitter anlegen kann, ist variabel. Befindet sich das Gitter auf positivem Potential, so werden die Sekundärelektronen davon angezogen und sammeln sich an. Wird 65 5.2. Wechselwirkung zwischen Elektronenstrahl und Probe an das Gitter ein im Vergleich zur Rückstreuelektronenenergie gering negatives Potential angelegt, so können keine Sekundärelektronen das Gitter passieren und nur die höherenergetischen Rückstreuelektronen gelangen dann zum Szintillator. Die Szintillatoroberfläche selbst fungiert als Kollektor. Sie ist metallbeschichtet und liegt auf positivem Potential, so dass die Elektronen von ihr angezogen werden und in den Szintillator gelangen. Dort erzeugen sie Elektron-Loch-Paare, indem Elektronen aus dem Valenzband in das Leitungsband angehoben werden. Bei der Rekombination der Paare in Luminiszenszentren werden dann Photonen emittiert. Allerdings rekombiniert ein großer Teil der Paare strahlungslos. Nur etwa 1-3 Prozent werden in Photonen umgesetzt. Ein Teil dieser Lichtquanten werden durch Totalreflexion entlang des Lichtleiters in Richtung des Photomultipliers gelenkt und gelangen dort zu seiner Photokathode. An dieser Photokathode werden durch die Photonen Photoelektronen ausgelöst. Es ist anzumerken, dass pro auf den Szintillator treffendes Elektron nur etwa 1-10 Photoelektronen im Photomultiplier erzeugt werden. Die Photoelektronen werden auf die erste Dynode beschleunigt, an der sie Sekundärelektronen auslösen. Diese gelangen auf weitere Dynoden und werden so kaskadenartig verstärkt. Gelangt der Elektronenpuls dann an den Ausgangswiderstand, so entsteht dort ein Spannungspuls, der elektronisch weiter verstärkt und zur Bilderzeugung verwendet wird. 5.1.4. Bilderzeugung Durch eine Rastereinheit, bestehend aus einem Doppelablenksystem pro Richtung, das dafür sorgt, dass der Strahl immer durch das Zentrum der Aperturblende verläuft, wird der Elektronenstrahl zeilenweise über die Probe geführt. Die dadurch ausgelösten Sekundär- und Rückstreuelektronen werden erfasst und zur Bilderzeugung benutzt, indem sie, wie bereits oben erwähnt, von einem Detektor gesammelt und vervielfacht werden. Der Spannungspuls, der dadurch entsteht, dient der Bilderzeugung. Das REM-Bild wird auf einem Computermonitor dargestellt und ist mit der Rasterung des Primärelektronenstrahls über die Probe synchronisiert. 5.2. Wechselwirkung zwischen Elektronenstrahl und Probe Trifft der Elektronenstrahl beim Abrastern der Probe auf ihre Oberfläche, so entstehen unterschiedliche Wechselwirkungsprodukte. Diese werden zur Bilderzeugung oder zur Sammlung von weiteren Informationen über die Probe genutzt. Die Primärelektronen des Elektronenstrahls dringen ein Stück weit in die Probe ein und führen inelastische sowie elastische Streuprozesse durch. Dabei ist das Ausmaß der Streuung nicht scharf begrenzt (siehe Abbildung 5.3a). Allerdings wird zur Veranschaulichung als Wechselwirkungsvolumen der Bereich betrachtet, in dem die Wechselwirkung am wahrscheinlichsten auftritt. Dieses Wechselwirkungsvolumen ist dann scharf begrenzt und birnenförmig, so dass der Bereich der Wechselwirkung auch “Streubirne” genannt wird (siehe Abbildung 5.3b). Die Tiefe und Breite dieser Streubirne hängen direkt mit der Beschleunigungsspannung und dem umgekehrten Verhältnis zur mittleren Ordnungszahl der Probenatome zusammen. Bei höherer Be66 Rasterelektronenmikroskopie (a) Realer Wechselwirkungsbereich (b) Veranschaulichung durch Streubirne Abb. 5.3. – Diese beiden Bilder zeigen den Wechselwirkungsbereich der eindringenden Elektronen mit der Probe. Bild 5.3a zeigt dabei den realen Wechselwirkungsbereich, während Bild 5.3b die Veranschaulichung durch eine scharf begrenzte Streubirne darstellt [105]. schleunigungsspannung dringen die Primärelektronen tiefer in die Probe ein, da sie durch die höhere Spannung auch eine höhere Energie besitzen (siehe Abbildung 5.4). Im Allgemeinen wird mit höherer Ordnungszahl der Probenatome eine Wechselwirkung wahrscheinlicher, da die Anzahl der möglichen Streuquellen zunimmt. Daher nimmt die Eindringtiefe der Primärelektronen mit höherer Ordnungszahl ab. Als Wechselwirkungsprodukte entstehen prinzipiell Sekundärelektronen, Rückstreuelektronen und charakteristische Röntgenstrahlung. Diese Wechselwirkungsprodukte werden im Folgenden näher vorgestellt. 5.2.1. Sekundärelektronen Das Standardbild bei der Rasterelektronenmikroskopie wird auf der Basis von Sekundärelektronen erstellt. Sie entstehen durch inelastische Wechselwirkung der Primärelektronen des Elektronenstrahls mit den schwach gebundenen Leitungsbandelektronen in den Probenatomen. Die Primärelektronen ionisieren also die Atome des Probenmaterials. Die Energien der Sekundärelektronen liegen zwischen 2 eV und 5 eV. Sie werden aufgrund dieser geringen Energien leicht vom Kollektor des Dektektors angezogen. Auch Sekundärelektronen, deren Bewegungsrichtung ursprünglich vom Detektor wegzeigte, werden vom Detektor angezogen, so dass ein hoher Anteil der emittierten Sekundärelektronen nachgewiesen werden kann. Allerdings verlassen nicht alle erzeugten Sekundärelektronen die Probe. Ihre geringe Energie, und somit auch geringe Reichweite, sorgt dafür, dass ein Großteil von der Probe absorbiert wird und nur die oberflächennahen Sekundärelektronen die Probe verlassen können. So stammen die detektierten Sekundärelektronen aus einer dünnen Oberflächenschicht der Dicke 0,2 - 2 nm (siehe Abbildung 5.5). Aufgrund der Tatsache, dass die Sekundärelektronen nur aus einem kleinen Volumen des gesamten Wechselwirkungsbereichs von Strahl und Probe stammen, liefern sie ein Bild mit höchster Auflösung. Neben den Sekundärelektronen, die durch direkte Wechselwirkung der Primärelektronen mit der Probe entstehen, werden vom Detektor weitere Sekundärelektronen eingefangen, die 67 5.2. Wechselwirkung zwischen Elektronenstrahl und Probe Abb. 5.4. – Die Abbildung zeigt den Zusammenhang zwischen der Größe des Wechselwirkungsvolumen mit der Beschleunigungsspannung und der Ordnungszahl des Probenmaterials. Abb. 5.5. – Nicht alle Sekundärelektronen schaffen es, die Probe zu verlassen. Lediglich die oberflächennahen Sekundärelektronen (rot schraffierter Bereich) können emittiert werden. 68 Rasterelektronenmikroskopie keine Information über die Probe enthalten und nur zum Hintergrundrauschen beitragen. Die Sekundärelektronen werden in vier Gruppen aufgeteilt. Die Sekundärelektronen vom Typ I sind dabei die Elektronen, die direkt aus dem Wechselwirkungsbereich von Strahl und Probe stammen. Bei den Sekundärelektronen vom Typ II handelt es sich um die Elektronen, die von den Rückstreuelektronen beim Verlassen der Probe erzeugt werden. Diese Sekundärelektronen sind ebenfalls niederenergetisch, haben aber, da sie von den Rückstreuelektronen erzeugt werden, eine geringere Auflösung, die etwa der der Rückstreuelektronen entspricht. Einige der Rückstreuelektronen verlassen die Probe, wechselwirken dann mit den Kammerwänden und erzeugen dort Sekundärelektronen vom Typ III. Einige Primärelektronen im Strahl erzeugen darüber hinaus Sekundärelektronen, noch bevor sie mit der Probe wechselwirken. Sie passieren die letzte Aperturblende und schlagen dabei Sekundärelektronen vom Typ IV heraus, die natürlich keinerlei Informationen über die Probe liefern und zum allgemeinen Hintergrundrauschen beitragen. Durch das Zusammenwirken dieser vier verschiedenen Sekundärelektronenarten wird das Auflösungsvermögen begrenzt, da der Detektor nicht zwischen ihnen unterscheiden kann. So stellt das Sekundärelektronenbild, dass vom Detektor erzeugt wird, eine Mischung von Elektronen verschiedenen Ursprungs dar. Die Ausbeute der Sekundärelektronen, also die Anzahl an ausgelösten Sekundärelektronen pro einfallendem Primärelektron, steigt mit steigender Ordnungszahl des Probenmaterials und mit zunehmendem Einfallswinkel der Primärelektronen gegenüber der Flächennormalen an. Letzteres erklärt sich durch den vergrößerten Wechselwirkungsbereich bei schrägem Einfall. 5.2.2. Rückstreuelektronen Unter Rückstreuelektronen versteht man die Elektronen aus dem Elektronenstrahl, die elastisch von der Probe zurückgestreut werden. Sie besitzen ein breites Energiespektrum von 50 eV bishin zur Energie der Primärelektronen. Dieses breite Spektrum kommt dadurch zustande, dass die Primärelektronen beim Eindringen in die Probenoberfläche unterschiedlich viel Energie verlieren, da sie unterschiedlich oft gestreut werden. Ihre Austrittsfläche aus der Probe ist groß und befindet sich im µm-Bereich. Damit ist die Auflösung viel niedriger als die der Sekundärelektronen Die Ausbeute der Rückstreuelektronen steigt stark mit der Ordnungszahl der Probenatome an, da eine höhere Ordnungszahl eine höhere Ladungsträgeranzahl in der Probe bedeutet und somit die Streuung wahrscheinlicher wird. 5.2.3. Charakteristische Röntgenstrahlung Wird ein Elektron aus einer inneren Atomschale von einem Primärelektron herausgeschlagen und nimmt ein weiter außen gelegenes Elektron den Platz des ersten Elektrons ein, so wird Energie in Form von Röntgenstrahlung frei. Die Energien dieser Strahlung sind elementspezifisch und erlauben daher einen Rückschluss auf die Elementzusammensetzung der untersuchten Stelle. Außerdem erlaubt die Intensitätsverteilung der gemessenen Energien eine Quantisierung der vorhandenen Elemente. Diese Analyse wird “energiedispersive Röntgenanalytik” (engl.: energy 69 5.2. Wechselwirkung zwischen Elektronenstrahl und Probe dispersive X-ray analysis) genannt und EDX abgekürzt. Diese Methode zur Elementbestimmung wird bei der Probenpräparation genutzt, um den Ätzerfolg zu kontrollieren (siehe Kapitel 6.3). Der energiedispersive Röntgen-Detektor besteht im Wesentlichen aus einem Siliziumkristall, der mit Lithium dotiert ist. Es handelt sich also um einen Halbleiter, in dem durch die auftreffenden Röntgenquanten Elektron-Loch-Paare erzeugt werden. Durch eine angelegte Spannung wird ein Elektron-Loch-Verarmungsbereich erzwungen, der die erzeugten Elektronen und Löcher anzieht. Aus den einfallenden Röntgenquanten resultiert Ladung, die in Form eines kurzen Impulses zur angelegten Spannung hinzuaddiert wird. Die Amplitude der Spannungsimpulse ist dabei proportional zur Energie der einfallenden Strahlung. Der Halbleiterdetektor bedarf ständiger Kühlung durch flüssigen Stickstoff um eine Neuverteilung des Lithiums zu verhindern und das elektronische Rauschen vom Kristall zu reduzieren. Als Konkurrenzprozess zur charakteristischen Röntgenstrahlung sind die Auger-Elektronen zu verstehen. Sie entstehen, wie auch die charakteristische Röntgenstrahlung, aufgrund von Ionisation und Anregung einer inneren Schale. Die frei werdende Energie beim Übergang eines Elektrons von einer äußeren auf eine innere Schale muss nun nicht in Form von Röntgenstrahlung emittiert werden, sondern kann auch auf ein anderes Hüllenelektron übertragen werden. Durch diese Energie angeregt, verlässt das Elektron das Atom mit einer elementspezifischen Energie und kann damit auch zur Elementanalyse verwendet werden. Weitere Wechselwirkungsprodukte Neben den bereits beschriebenen Wechselwirkungsprodukten existieren noch weitere, die allerdings in Bezug auf die Bilderzeugung oder Elementanalyse eine untergeordnete Rolle spielen. Daher werden sie hier nur kurz der Vollständigkeit halber erwähnt. Nahezu elastisch gestreute Rückstreuelektronen werden auch Low-Loss-Elektronen genannt und können dafür genutzt werden, auch mit Rückstreuelektronen eine hohe Auflösung zu erlangen. Sie stammen, wie auch die Sekundärelektronen, aus einem oberflächennahen Bereich. Bei der Kathodolumineszenz werden bei der Anregung und Relaxation von Probenatomen statt Röntgenquanten Photonen im sichtbaren Bereich emittiert. Elektronen, die das Elektronenplasma zu Dichteschwingungen anregen, erleiden einen charakteristischen Energieverlust und werden PlasmonLoss-Elektronen genannt. Der größte Teil der Primärelektronenenergie wird allerdings bei der inelastischen Wechselwirkung in Form von Wärme bzw. Phononen freigesetzt. 5.2.4. Kontrastarten und Artefakte Das REM liefert einen räumlichen Eindruck der Oberflächentopographie. Dieser entsteht durch verschiedene Kontrastarten. Es ist anschaulich klar, dass die Wechselwirkungsfläche zwischen Elektronenstrahl und Probenoberfläche am größten ist, wenn der Strahl unter einem möglichst kleinen Winkel auf die Probe fällt. In diesem Fall werden auch mehr Sekundär- und Rückstreuelektronen emittiert, was wiederum zu einem helleren Bild führt. Dieser Effekt wird der Flächenneigungskontrast genannt. Da Elektro70 Rasterelektronenmikroskopie nen, die aus Oberflächen der vom Detektor abgewandten Seite der Probe emittiert werden, wesentlich schwerer vom Kollektor erfasst werden, erscheinen diese Bereich dunkler als die Bereiche, die dem Detektor zugewandt sind. Dieser Effekt ist der so genannte Abschattungskontrast. Beim Kanteneffekt erscheinen herausspringende Kanten deutlich heller, da dort von den sich treffenden Flächen vermehrt Elektronen austreten. Auf Abbildung 5.6b kann man deutlich den Grund dafür erkennen: Sekundärelektronen werden im gesamten Wechselwirkungsbereich zwischen Strahl und Probe erzeugt. Wie allerdings bereits in Kapitel 5.2.1 erklärt, schaffen es aufgrund ihrer niedrigen Energien nur die oberflächennahen Sekundärelektronen die Probe zu verlassen. Bei kleinen Erhebungen oder Kanten ist der oberflächennahe Bereich größer, als bei einer ebenen Fläche. So gelangen also mehr Sekundärelektronen an die Oberfläche und werden detektiert. Als nächster Effekt ist der Rauigkeitskontrast zu nennen, der auf den Kanteneffekt zurückgeht. Er führt dazu, dass raue Oberflächen wesentlich heller erscheinen, als glatte. Die bisher aufgezählten Kontraste waren auf die Topographie der Probe zurückzuführen. Es gibt aber auch Kontraste, die mit den Materialeigenschaften der Probe zusammenhängen. Da wäre zunächst der Materialkontrast, der auf die unterschiedliche Ordnungszahlen der verschiedenen Materialien zurückgeht. Materialien mit höherer Ordnungszahl erscheinen heller, als solche mit niedrigerer Ordnungszahl. Hier spielen besonders die Rückstreuelektronen eine Rolle, da ihre Ordnungszahlabhängigkeit größer ist als die der Sekundärelektronen. Des Weiteren gibt es noch den Kristallorientierungskontrast. Die Emission von Rückstreuelektronen ist abhängig von der Neigung einer Netzebenenschar zum einfallenden Elektronenstrahl. Daher erscheinen unterschiedlich geneigte Kristallite auf einer glatten Oberfläche unterschiedlich hell. Der Potentialkontrast erscheint dann, wenn unterschiedliche elektrische Potentiale auf der Oberfläche anliegen. Der Kollektor erfasst Elektronen aus negativ geladen Bereichen wesentlich leichter als solche aus positiv geladenen Bereichen. Zum Schluss wäre noch der Magnetfeldkontrast zu nennen. Die Bahnen der Sekundär- und Rückstreuelektronen werden dabei von Magnetfeldern beeinflusst und somit auch ihr Nachweis durch den Kollektor. Nicht nur die verschiedenen Kontrastarten formen ein REM-Bild. Es ist auch möglich, dass Artefakte auftreten, die die Interpretation eines Bildes erschweren können. Es können z.B. bei nicht leitenden Materialien Aufladungseffekte auftreten. Die Probe wird mit Elektronen beschossen, die nicht abgeleitet werden können. So lädt sich die Probe immer weiter auf und erscheint sehr hell auf dem Bild. Außerdem können durch langes Betrachten eines Bildausschnitts Kontaminationseffekte auftreten. Es lagert sich Kohlenstoff auf der Probe ab, der von Verunreinigungen auf der Probe stammen kann, und verringert so die Elektronenausbeute an dieser Stelle. Der entsprechende Bereich erscheint dunkler. Auf Abbildung 5.7 erkennt man deutlich ein dunkler erscheinendes Rechteck. Genau dieser Bereich wurde kurz vor Aufnahme des Bildes längere Zeit betrachtet. Bei genauerem Hinschauen erkennt man zusätzlich in dem großen dunklen Rechteck ein kleineres, noch dunkleres Rechteck, das aus einer vorhergegangenen Betrachtung stammt. 71 5.2. Wechselwirkung zwischen Elektronenstrahl und Probe (a) Die REM-Aufnahme von Pyrit demonstriert den (b) Herkunft des Kanteneffekts. Kanteneffekt. Abb. 5.6. – Auf Abbildung 5.6a, die einen Pyrit zeigt, kann man sehr schön den Kanteneffekt erkennen. Abbildung 5.6b lässt den Grund dafür erkennen. An unebenen Stellen ist die Streubirne mit einem größeren Teil ihres Volumens nahe an der Oberfläche. Daher ist es dort mehr Sekundärelektronen möglich die Probe zu verlassen und das Bild erscheint heller. Eine Kante stellt nun genau so eine unebene Stelle dar, so dass Kanten auf REM-Aufnahmen wesentlich heller erscheinen. Ein Teilstrich der auf den Bildern sichtbaren Skala entspricht 10 µm. Abb. 5.7. – Dieses Bild zeigt den Kontaminationseffekt, hervorgerufen durch Kohlenstoffablagerungen bei längerer Betrachtung eines Bildausschnittes. Ein Teilstrich der auf dem Bild sichtbaren Skala entspricht 10 µm. 72 6. Probenpräparation In diesem Kapitel wird erläutert, mit welchen Verfahren die in dieser Arbeit untersuchten Proben hergestellt worden sind. Zunächst wird auf die Schichtherstellung eingegangen (siehe Kapitel 6.1), um dann den Prozess der Strukturierung näher zu erläutern (siehe Kapitel 6.2). 6.1. Schichtherstellung Die Herstellung von dünnen Schichten ist ein wichtiger Schritt in vielen Bereichen der aktuellen Technik (z.B. bei Hochtemperatur-Supraleitern und in der Mikro- und Nanoelektronik) und muss vielen verschiedenen Anforderungen genügen. Es erscheint nur logisch, dass es nicht eine einzige, für alle Bereiche geeignete Methode der Dünnschichtherstellung geben kann. Tatsächlich gibt es ein großes Spektrum an hochentwickelten Methoden, was es manchmal schwierig macht, die für die eigene Anwendung geeignete herauszusuchen. Man kann zunächst zwischen physikalischen und chemischen Methoden unterscheiden. Physikalische Methoden sind durch eine lokale Teilchenquelle charakterisiert. Die Partikel haben hier einen nahezu wechselwirkungsfreien Weg durch Vakuum auf das Substrat. Bei chemischen Methoden wird ein sogenanntes Precursor-Gas verwendet, dessen Moleküle an der heißen Substratoberfläche dissoziieren und die Atome von Interesse herauslösen [65]. Auf die chemischen Methoden soll hier nicht weiter eingegangen werden, da diese für die vorliegende Arbeit nicht verwendet worden sind. Stattdessen wird auf eine spezielle physikalische Methode zur Dünnschichtherstellung eingegangen, die hier Verwendung gefunden hat: Das Ionenstrahlsputtern, das in Kapitel 6.1.1 näher erläutert wird. Einer der wichtigsten Parameter, der während der Schichtherstellung kontrolliert werden muss, ist der Druck des Restgases in der Kammer. Diese Restgasatome können mit den aus den Targets ausgelösten Atomen wechselwirken oder sogar in die zu wachsende Schicht mitaufgenommen werden. Als Maß für die Interaktion der Atome miteinander dient die mittlere freie Weglänge λ. Unter der einfachen Annahme, dass die Gasatome als nicht wechselwirkende Massen betrachtet werden, die eine Maxwell-Geschwindigkeitsverteilung aufweisen, erhalten wir für die mittlere freie Weglänge 1 λ= √ 2πNd2 (6.1) mit d als Moleküldurchmesser und N als Gaskonzentration. Mit der idealen Gasgleichung N = p kB T , wobei kB die Boltzmann Konstante ist, erhält man dann 6.1. Schichtherstellung Abb. 6.1. – Querschnitt der verwendeten Ionensputteranlage. kB T λ= √ 2πpd2 (6.2) Wichtiger als die Wechselwirkung zwischen Strahl und Luftmolekülen ist aber die Anzahl der Restgasatome, die die zu wachsende Oberfläche treffen und damit die Reinheit des Films gefährden. Diese Anzahl kann ausgedrückt werden als r N i = pi 1 2πkB mi T (6.3) mit mi als Atom- bzw. Molekülmasse. Betrachtet man die Aufnahme der Restgasatome in die Schicht als Schichtwachstum und weist ihnen eine Wachstumsrate zu, so gelangt man schnell zu dem Schluss, dass für das Wachsen von sauberen Schichten ein Druck besser als 10 −9 mbar, also Ultrahochvakuum, notwendig ist [65]. 6.1.1. Ionenstrahlsputtern Das Sputtern von Oberflächenatomen ist bereits seit 1852 bekannt, als W. R. Grove diesen Effekt während seiner Untersuchungen von Plasma Entladungen beobachtete und erkannte, dass es zum Wachsen von dünnen Filmen geeignet ist. Die Anwendung in großen Anlagen wurde jedoch erst in den letzten paar Jahrzehnten enwickelt. Der Sputterprozess wird schematisch in Fig. 6.2a dargestellt. Das beschleunigte Ion trifft auf die Oberflächenatome des Targets. Die nun folgende Kollisionskaskade bewirkt eine Erwärmung des Targets und führt letztendlich auch zu einigen zurückgestreuten Atomen, die die Oberfläche verlassen. Die Details dieser Kollisionskaskaden können zuverlässig durch “molecular dynamics” Methoden simuliert werden und sind prinzipiell nur abhängig von der relativen Masse der Projektile und Targetatome. Die Schwellenergie für den Sputterprozess liegt um einiges höher als die Oberflächenbindungsenergie der Targetatome, 74 Probenpräparation (a) (b) Abb. 6.2. – 6.2a: Prinzip des Sputterns von Oberflächenatomen durch ein auf die Targetoberfläche treffendes Ion. Durch die Kollision mit der Oberfläche wird eine Sequenz von Stößen ausgelöst, durch die Oberflächenatome aus dem Target ausgelöst werden. 6.2b: Schematische Darstellung eines DC-Sputtersystems. Die schwarze, gepunktete Linie deutet den Potentialverlauf zwischen Anode und Kathode an. da viele Kollisionen nötig sind, um ein Atom in Rückrichtung zu erhalten. Die einfachste Herangehensweise bildet das so genannte DC-Sputtern (siehe Fig. 6.2b). Das Targetmaterial befindet sich innerhalb einer Vakuumkammer und liegt auf negativem Potential, während das Substrat für den Film auf positivem Potential und dem Target gegenüber liegt. Die Potentialdifferenz zwischen Anode und Kathode beträgt mehrere 100 V, so dass es zu einer Plasma Entladung kommt, bei der die positiv geladenen Ionen zum Target hin beschleunigt werden. Diese beschleunigten Partikel sputtern nun die Ablagerungen ab, die als neutrale Atome das Substrat erreichen. Die Entladung bleibt dabei erhalten, da die beschleunigten Elektronen kontinuierlich weitere Atome durch Stöße im Sputtergas ionisieren. In Abb. 6.2b wird durch die gepunktete schwarze Linie der Potentialverlauf zwischen Anode und Kathode dargestellt: Da das Plasma eine gute elektrische Leitfähigkeit besitzt, gibt es keinen großen Potentialabfall in der Plasmaregion. Aufgrund der unterschiedlichen Beweglichkeiten der Elektronen und Ionen wird der Hauptspannungsabfall in der Kathode beobachtet. Dies ist für den gesamten Prozess von Vorteil, da so die Beschleunigung der Sputtergasionen direkt vor dem Target stattfindet und nicht irgendwo weiter weg, wo die Ionen noch zusätzlichen Stößen auf ihrem Weg zum Target ausgesetzt wären [65]. 6.2. Lithographie Ursprünglich beschreibt der Begriff Lithographie (von altgriech.: λιθoσ, lithos, “Stein”, und γραϕιν, graphein, “schreiben”) das sogenannte Flachdruckverfahren, bei dem das zu vervielfältigende Bild auf einen Stein aufgebracht und mit diesem dann durch Druck auf geeignetes Papier vervielfältigt wird. Hier wird der Begriff jedoch im Zusammenhang mit Mikro- bzw. Nanofabrikationstechnik benutzt. Zu dieser Technik gibt es bereits viele Veröffentlichungen (z. B. 75 6.2. Lithographie (a) (b) (c) Abb. 6.3. – Abbildungen von elektronenlithographisch hergestellten Strukturen. Abb. 6.3a: REM-Abbildung von Bochums kleinstem Fussballfeld [109], hergestellt und abgebildet von A. Westphalen [110], Abb. 6.3b und Abb. 6.3c: Das Logo des SFB 491 (REM-Abbildung) und das ehemalige Logo der Ruhr-Universität (AFM-Abbildung), beide hergestellt und abgebildet von F. Brüssing. [106, 107, 108]), dennoch soll hier nun ein kurzer Überblick speziell über die Technik der Elektronenstrahllithographie gegeben werden. Die Herstellung der Strukturen erfolgte mit Elektronenstrahllithographie (engl. Electron-BeamLithography, EBL). Bei diesem Verfahren wird ein mit einem speziellen Photolack beschichtetes Substrat im Rasterelektronenmikroskop durch definierten Beschuss mit dem Elektronenstrahl strukturiert. Da das Ablenkungssystem des Mikroskopes selbst den Strahl nur um einige hundert µm auslenken kann, muss der Probentisch mechanisch verfahrbar sein um von einem belichteten Feld zum nächsten zu gelangen [65]. Möglich gemacht wird dies durch eine das normale Rasterelektronenmikroskop ergänzende Lithographieeinheit, in diesem Fall der Firma RAITH. Dieses Zusatzmodul erweitert das Rasterelektronenmikroskop zu einem Elektronenstrahllithographiesystem, indem es extern den Elektronenstrahl des REM sowie die Bewegungen des Probentisches steuert und es somit möglich macht, auf einige Nanometer genau den Strahl über die gewünschten Stellen zu führen und den Lack entsprechend zu belichten. Mittels der bereitgestellten Software lässt sich am Rechner das gewünschte Design erstellen sowie verschiedene Belichtungsparameter einstellen. Einige Beispiele für verschiedene Designs und die vielfältigen Möglichkeiten der Elektronenstrahllithographie finden sich in Abbildung 6.3. Die herzustellende Struktur wird in Bewegungen des Elektronenstrahls bzw. Probentisches umgesetzt. Dabei gibt es zwei verschiedene Belichtungsmethoden. Bei der ersten wird jeder Punkt der Probe angefahren und der Elektronenstrahl je nach Struktur an- bzw. ausgeschaltet. Diese Methode wird auch Rastermethode genannt. Bei der zweiten Methode, der sogenannten Vektormethode, werden nur die Punkte angefahren, die auch wirklich belichtet werden sollen. Diese Methode ist wesentlich schneller als die Rastermethode, dauert aber dennoch, abhängig von den Strukturausmaßen, zu lange für die industrielle Massenproduktion. Für die Forschung ist die Elektronenstrahllithographie dennoch unverzichtbar, da die prinzipiell erreichbare Auflösung bei einigen nm liegt. Die Auflösung ist dabei durch die Elektronenstrahlspotsize, den ausgewählten Photolack und die Rückstreuelektronen gegeben 76 Probenpräparation Abb. 6.4. – Schematische Darstellung bei Verwendung von positivem Photolack: Das Siliziumsubstrat wird mit Positiv-Lack beschichtet und mit dem Elektronenstrahl strukturiert. Die belichteten Lackstellen werden beim Entwickeln ausgelöst. Nach dem Bedampfen mit dem gewünschten Material wird die Probe dem Lift-Off Prozess unterzogen, bei dem der restliche Lack mit dem direkt darüber liegenden Metall entfernt wird. Die Struktur ist fertig. (siehe auch 5.2). Die Elektronen verlieren nur langsam ihre Energie und ein signifikanter Anteil von ihnen wird zur Oberfläche zurückgestreut. Dort können sie nun den Lack sogar einige µm entfernt von ihrem Eintrittsort belichten. Dieser sogenannte Proximity Effekt führt zu einer effektiven Belichtungsdosis, ist abhängig von der Form der Struktur und muss bei der Entwicklung berüchsichtigt werden [65]. Prinzipiell unterscheidet man zwei unterschiedliche Herstellungsverfahren, abhängig davon, welche Art Photolack verwendet wird. Bei der Verwendung von positivem Photolack wird zunächst der Lack auf ein Trägersubstrat aufgeschleudert, belichtet, entwickelt und dann das gewünschte Material aufgebracht. Nach einem Lift-Off Prozess, bei dem der Lack und das überschüssige Material abgelöst wird, erhält man die gewünschte Struktur auf dem Substrat (siehe Fig. 6.4). Aufgrund technischer Voraussetzungen wurde im Rahmen dieser Arbeit jedoch negativer Photolack verwendet. Hierbei wird zunächst die Schicht des gewünschten Materials auf die Probe gebracht und dann erst der Lack durch einen Spin-Coating Prozess aufgeschleudert, auf einer Heizplatte ausgehärtet, im REM belichtet und danach in einer speziellen Flüssigkeit entwickelt. Während der Belichtung wird der Lack chemisch so verändert, dass die Entwicklerflüssigkeit ihn nicht weiter angreift und der belichtete Teil des Lacks somit auf der Probe stehen bleibt. Da der Lack eine hohe Ätzresistenz aufweist, lassen sich nun die Bereiche, die nicht durch den verbliebenen Lack geschützt werden, leicht wegätzen (siehe Kapitel 6.3). Nach einem Removingprozess, bei dem der Lackdeckel in Aceton entfernt wird, erhält man die gewünschte Struktur (siehe Fig. 6.5). Um das Ergebnis des Lithographieprozesses zu optimieren, müssen die Parameter Schritt für Schritt für jede neue Struktur angepasst werden. Das bezieht sich vor allem auf die gewählte Dosis D0 , die durch andere Parameter wie die StepSize d step , den Probenstrom IS oder die sogenannte Dwell Time tdwell beeinflusst wird. Die Beziehung zwischen den Größen lautet D0 = IS · tdwell d2step (6.4) [111]. Bei zu hoher Dosis stellt man starke Überbelichtungen fest, die sich in der Wölbung von eigentlich geraden Strukturen zeigen. Abbildung 6.6 veranschaulicht einen Dosistest an einer einfachen Streifenstruktur. Man kann deutlich erkennen, dass die Strukturen mit steigender Dosis di77 6.3. Ionenstrahlätzen und Removing Abb. 6.5. – Schematische Darstellung bei Verwendung von negativem Photolack: Zunächst wird die bedampfte und belackte Probe mit dem Elektronenstrahl an definierten Stellen belichtet, diese Bereiche werden dadurch dem Entwickler gegenüber unempfindlich gemacht und bleiben beim Entwickeln zurück. Beim Ionenstrahlätzen wird das aufgedampfte Metall an den nicht durch den Lack geschützten Stellen entfernt. Der Remover entfernt schließlich die schützenden Lackdeckel und die Probe ist fertig. (a) Dosis 0.2 (b) Dosis 0,6 (c) Dosis 0,8 (d) Dosis 1,0 Abb. 6.6. – Dosistestreihe an einfachen Streifenstrukturen. cker werden. Dies liegt daran, dass bei höheren Dosen der Lack stärker mit Elektronen beschossen wird. Dabei entstehen mehr Wechselwirkungsprodukte, die auch in Bereiche des Lacks vordringen, die eigentlich nicht belichtet werden sollten. So entsteht eine Aufweitung der Struktur und die Überbelichtung wird sichtbar. Neben den bereits genannten Größen spielt auch die gewählte Vergrößerung, die Wahl der gesamten Schreibfeldgröße, die Blendengröße am Mikroskop sowie die gewählte Beschleunigungsspannung für die Qualität des Endergebnis eine Rolle. Dabei muss auch die Gesamtdauer der Lithographie beachtet werden. Tendenziell erzielen langsamere Schreibvorgänge sauberere Ergebnisse, jedoch können auch Drifteffekte auftreten und natürlich muss die Dauer der Belichtung angemessen bleiben. Viele dieser Parameter beeinflussen sich gegenseitig und so müssen sie für jede Struktur optimiert werden. In Anhang B sind typische Parameter für die hier hergestellten Strukturen aufgelistet. Nach dem Beenden der Lithographie folgt das Entwickeln. Dazu wird das Substrat in eine spezielle Entwicklerflüssigkeit gelegt. Üblicherweise dauert der Entwicklungsprozess 30 - 40 Sekunden. Mit einem optischen Mikroskop wird danach überprüft, ob der Lack zwischen den Strukturen restlos entfernt werden konnte. Als Stopper für den Entwicklungsprozess wird destilliertes Wasser verwendet. Nun ist die Probe bereit für den nächsten Prozessschritt, dem Ionenstrahlätzen. 6.3. Ionenstrahlätzen und Removing Zum Transfer der lithographierten Strukturen ins Metall wird Ionenstrahlätzen verwendet. 78 Probenpräparation Beim Abätzen werden Argonionen dazu benutzt, das nicht von Lack bedeckte Metall abzulösen. Der Lack selbst besitzt eine hohe Ätzresistenz und wird daher von den Argonionen kaum angegriffen. An den Stellen allerdings, an denen durch den Entwicklungsprozess der Lack entfernt wurde, wird das anfangs aufgedampfte Metall durch den Aufprall der schweren Ionen abgetragen. Die beschleunigten Ionen dringen teilweise in das Metall ein und übertragen dabei ihre Energie und ihren Impuls auf die Atome der Oberfläche. Dadurch werden diese abgeschieden. Um die Aufladung der Oberfläche zu vermeiden, wird eine Elektronenwolke erzeugt, die die Ladungen an der Oberfläche neutralisiert. Die verwendeten Ätzparameter finden sich in Anhang B. Nach dem Ätzen wird die Probe zunächst mit EDX untersucht. Hiermit soll festgestellt werden, ob tatsächlich die komplette Metallschicht vom Substrat entfernt worden ist. Als Referenzmessung wird eine durch Lack geschützte Stelle untersucht, auf der das Metall noch vorhanden sein sollte (für Beispielmessungen siehe Anhang C). Ist die Probe erfolgreich geätzt worden, so kann der noch immer auf den Strukturen vorhandene Lackdeckel entfernt werden. Dies geschieht durch ein kurzes Ultraschallbad in Aceton. Durch diesen Prozess können die Strukturen unter Umständen zerstört werden, so dass die Probe auch alternativ ohne das Verwenden des Ultraschallbades mehrere Tage in Aceton gelegt werden kann. Die Entfernung des Lackdeckels kann große Probleme bereiten, jenachdem, wie lange die Probe vorher geätzt worden ist. Durch das Ätzen wird der Lack weiter ausgehärtet und das Entfernen der Lackschicht wird ungleich schwieriger, je länger die Probe geätzt worden ist. 79 Teil III. Ergebnisse und Diskussion 7. Das Honigwabengitter In diesem Abschnitt werden Honigwabengitter aus magnetischen Dipolen untersucht. Das Honigwabengitter wurde bereits theoretisch durch einige Arbeiten behandelt (z. B. [28, 35, 15, 20, 34]) und konnte auch experimentell durch Lithographietechniken hergestellt und mittels MFM ([17, 29]), Lorentz-Mikroskopie [30] und Photoemission Electron Microscopy (PEEM) [31] untersucht werden, wobei es sich entweder um geschlossene Honigwabenstrukturen gehandelt hat oder lediglich einzelne Honigwabenringe untersucht worden sind. In dieser Arbeit wird nun die Honigwabenstruktur auf einem ausgedehnten, periodischen Gitter betrachtet und in Abhängigkeit vom angelegten magnetischen Feld sowie von der Ausrichtung der Hauptsymmetrieachsen der Struktur in Bezug zum externen Magnetfeld untersucht und ausgewertet. Es werden sowohl Ummagnetisierungsvorgänge als auch der remanente Zustand des Gitters sowie der Einfluss von Gitterdefekten betrachtet. Die Gitter werden außerdem im Feld rotiert und analysiert. Die Anordnung von Dipolen in einer Honigwabenstruktur weist eine hohe Komplexität durch verschiedenen Konfigurationen auf und ist gleichzeitig hochfrustriert. An jedem Kontenpunkt des Gitters treffen drei Dipole in einem Winkel von jeweils 120◦ aufeinander. Wie bereits in Kapitel 1.1 ausgeführt ist die Wechselwirkung in jedem Knotenpunkt zwischen allen beteiligten Dipolen äquvalent. Es bestehen 23 = 8 unterschiedliche Konfigurationsmöglichkeiten an jedem Knotenpunkt, die schematisch in Abbildung 7.1 dargestellt sind. Man kann diese 8 Konfigurationen in 2 Gruppen unterteilen, die hier Typ I und Typ II genannt werden sollen. Die sogenannte SpinIce Regel, die ursprünglich für die dreidimensionale Tetraederstruktur definiert wurde [112] und zunächst auf das quadratische, künstlich hergestellte laterale Spin-Ice Gitter übertragen worden ist [25], kann auch für das trinangulare Honeycomb-Gitter angewandt werden [30]. Die Typ II Zustände befolgen allesamt die Spin Ice Regel, die für triangulare Gitter 2in-1out bzw. 2out-1in lautet. Hier gibt es immer einen Dipol, der sich gegensätzlich zu den beiden anderen Dipolen des Knotenpunktes ausrichtet. Typ I stellt demnach eine Verletzung der Spin-Ice Regel (vergleiche dazu ebenfalls Kapitel 1.1) dar, da dieser die Konfigurationen beinhaltet, bei denen entweder alle drei Dipole mit dem gleichen Pol in den Knotenpunkt hinein- bzw. aus ihm hinauszeigen (3in bzw. 3out). Gleichzeitig kann man jedem Knotenpunkten einen Wert für seine magnetische “Ladung” zuordnen. Gibt man einem in den Knotenpunkt hereinzeigenden Dipol die Ladung +1 und einem herauszeigenden Dipol die Ladung -1, so stellt Typ I eine Ladung am Knotenpunkt von ±3 dar, während man bei Typ II eine Ladung von ±1 erhält. Typ I Knotenpunkte tragen dementsprechend keinen magnetischen Dipol und können daher als magnetischer Quasi-Monopol beschrieben werden. Unabhängig von der Gesamtkonfiguration des Gitters muss die gesamte Ladung des Spin Ice Systems Null betragen [28]. Außerdem wurde für Spin Ice Gitter vorhergesagt, dass die Ladungs- 7.1. Probendetails Abb. 7.1. – Schematische Darstellung der 8 unterschiedlichen Knotenpunktkonfigurationen, unterteilt in zwei Gruppen. Die Konfigurationen des Typs I stellen eine Verletzung der Spin-Ice Regel dar, Typ II Konfigurationen erfüllen die Spin-Ice Regel. Da von den 8 unterschiedlichen Konfigurationen 2 zu Typ I zählen und 6 zu Typ II, erwartet man rein statistisch in einem unkorrelierten System zu 14 Typ I Zustände und zu 34 Typ II Zustände. ordnung unabhängig von der Spinordnung ist [35]. Durch die hohe Formanisotropie, die durch die Rechteckgeometrie der einzelnen Inseln gegeben ist, sind thermische Fluktuationen unterdrückt, so dass keine Temperaturabhängigkeit der Konfigurationanordnung untersucht werden kann. Stattdessen werden feldabhängige Untersuchungen gemacht und in den nächsten Kapiteln vorgestellt. 7.1. Probendetails Die untersuchten Strukturen bestehen aus polykristallinem Eisen. Die Eisenschicht wurde durch Ionensputtern auf ein Silizium (100) Substrat aufgebracht und hat eine Dicke von 20 nm. Zur besseren Haftung wurden zuvor 5 nm Ta auf das Substrat aufgesputtert. Abgedeckt wurde die Eisenschicht durch 2 nm Al2 O3 , um die Probe vor Oxidation zu schützen. Nach dem Aufschleudern von negativem Photolack wurde die Struktur mittels Elektronenstrahllithographie (siehe Kapitel 6.2) und anschließendem Ionenstrahlätzen realisiert. Jede einzelne Fe-Insel hat Dimensionen von l = 3 µm Länge und w = 0,3 µm Breite für die Untersuchungen in Kapitel 9 - 12.2 bzw. l = 1 µm Länge und w = 0,1 µm Breite für die Untersuchungen in Kapitel 13. Dementsprechend besitzen alle Strukturen also ein Aspektverhältnis von m = 10. Die Polykristallinität des Eisens sorgt dafür, dass die intrinische magnetische in-plane Anisotropie verschwindet und lediglich die durch die rechteckige Geometrie der Strukturen verursachte Formanisotropie von Belang ist. Die leichte Richtung der Struktur liegt dabei in Richtung ihrer langen Achse. Sie zeigen dipolartiges Verhalten, bedingt durch das Aspektverhältnis der Struktur (siehe dazu auch Kapitel 8). Die Ummagnetisierung der einzelnen Rechtecke erfolgt über Domänenwandverschiebungen. Es wurden drei verschiedene Periodizitäten realisiert mit den jeweilige Abständen a zwischen zwei Inseln 0,4 µm , 0,8 µm und 1,7 µm (siehe Abbildung 7.2a). Die einzelnen Inseln wurden in Form eines Honigwabengitters auf das Substrat aufgebracht, so dass an jedem Knotenpunkt drei Inseln 84 Das Honigwabengitter (a) (b) Abb. 7.2. – REM-Abbildungen einer beispielhaften Honigwabenstruktur mit Kennzeichnung der wichtigen geometrischen Größen (rot) und den Basisvektoren des Gitters (grün), 7.2a und eines kompletten Gitters aus 5 x 5 Schreibfeldern,wobei jedes Schreibfeld eine Seitenlänge von 200 µm aufweist und je nach Gitterperiodizität 100-400 Knotenpunkte umfasst, 7.2b. aufeinander treffen. Der Innenwinkel zwischen zwei benachbarten Inseln beträgt jeweils 120◦ . Jedes Schreibfeld hat dabei die Ausmaße 200 x 200 µm2 , wobei für jede Periodizität 5 x 5 dieser Felder auf die Probe gebracht worden sind (siehe Abbildung 7.2b). Abbildung 7.2a zeigt außerdem die Definition eines Koordinatensystems, auf das im weiteren Verlauf immer wieder Bezug genommen wird. So sind in der Abbildung die Richtungen [10] und [01] angegeben. Im Verlaufe der folgenden Untersuchungen wird ein externes Magnetfeld angelegt. Mithilfe des so gewählten Koordinatensystems kann zwischen einer sogenannten “leichten-” und einer “schweren Richtung” unterschieden werden. Die leichte bzw. [11]-Richtung entspricht dann der parallelen Ausrichtung eines Untergitters der Struktur zum angelegten Magnetfeld. Bei der schweren bzw. [10]-Richtung wird das Magnetfeld senkrecht zu einem der Untergitter angelegt. 85 8. Phasendiagramm Elementar für die folgenden Untersuchungen ist das eindomänige Verhalten der einzelnen EisenInseln. Für Permalloy, das bei Raumtemperatur eine vernachlässigbare Kristallanisotropie aufweist und somit durch eine geeignete Wahl des Aspektverhältnisses in einen eindomänigen Zustand gezwungen werden kann, haben Last et al. [113] 2004 bereits ein entsprechendes Phasendiagramm erstellt, aus dem entnommen werden kann, für welche Seitenlängenverhältnisse die Permalloy-Inseln einen eindomänigen Zustand aufweisen. Aufgrund des stärkeren Signals bei MFM-Messungen wurde in dieser Arbeit jedoch statt Permalloy polykristallines Eisen verwendet. Bevor nun also mit der eigentlichen Herstellung der Honigwabengitter begonnen werden kann, muss zunächst sichergestellt werden, dass sich jede einzelne Eisen-Insel, aus der sich das endgültige Gitter zusammensetzen soll, auch tatsächlich in einem eindomänigen Zustand befindet. Zu diesem Zweck wurden verschiedene Rechteckstrukturen hergestellt und mittels MFM auf ihren magnetischen Zustand hin untersucht. (a) (b) Abb. 8.1. – REM-Aufnahmen von Eisenstrukturen mit unterschiedlichen Aspektverhältnissen. Wie auch die endgültige Struktur bestehen diese Teststrukturen aus polykristallinem Eisen, das auf ein Silizium-Substrat aufgesputtert worden ist. Die Strukturen sind mittels Elektronenstrahllithographie und Ionenstrahlätzen in das Metall übertragen worden. Die Schichtdicke beträgt 20 nm. Die Länge l der Strukturen wurde von 0,6 µm bis 38 µm variiert, die Breite w von 0,5 µm bis 5,4 µm. Dadurch ergeben sich die unterschiedlichsten Kombinationen, mit denen Aspektverhält- 7.1. Probendetails nisse m = l w von 1 bis 77 bei verschiedenen Strukturgrößen realisiert werden konnten. Insgesamt wurden über 100 Rechtecke unterschiedlicher Größen untersucht. In Abbildung 8.1 werden exemplarisch REM-Aufnahmen von einer Auswahl der untersuchten Strukturen präsentiert. Je nach Seitenlänge l und Aspektverhältnis m ergeben sich für die Testrechtecke drei unterschiedliche Zustände: ein Multidomänenzustand, ein nahezu dipolartiger, hochremanenter Zustand mit Abschlussdomänen oder ein eindomäniger Zustand (siehe Abbildung 8.2a). Jedes einzelne Rechteck wurde mit dem MFM auf seine magnetische Struktur hin untersucht und entsprechend eingeordnet. Abbildung 8.2b zeigt das experimentell aus den MFM-Messungen erstellte Phasendiagramm, wobei die grünen Dreiecke für die Mulitdomänzustände stehen, die schwarzen Kreise die Zustände mit hochremanenten Abschlussdomänen darstellen und die roten Quadrate die Eindomänezustände repräsentieren. Man kann eine deutliche Trennung zwischen den Multidomänenzuständen und den hochremanenten bzw. eindomänigen Zuständen erkennen (angedeutet durch die gestrichelte Linie). Wie auch in dem von Last et al. bestimmten Phasendiagramm für Permalloy zeigt Eisen ebenfalls einen Bereich von m=3 bis etwa m=10 für Seitenlängen bis 15 µm in dem sowohl hochremanenten und eindomänigen Zuständen vorkommen. Für Aspektverhältnisse m 10 liegen nur noch eindomänige Zustände vor, unabhängig von den sonstigen geometrischen Ausmaßen der Struktur. Allerdings sind für diese Fälle die Ummagnetisierungsfelder aller Wahrscheinlichkeit nach viel zu hoch um noch experimentell annehmbar mit ihnen arbeiten zu können. Durch den experimentellen Aufbau war ein maximal anlegbares Magnetfeld von 1000 Gauss gegeben, außerdem muss auch bei der Herstellung berücksichtigt werden, dass mit der Elektronenstrahllithographie bei einem angemessenen Aufwand nicht beliebig dünne Strukturen hergestellt werden können. Auch sollten sich in einem Schreibfeld genügend Dipole für eine annehmbare statistische Auswertung befinden, was zu lange Strukturen automatisch ausschließt. Somit ist gezeigt, dass für Eisen ein Aspektverhältnis von mindestens 10 zu wählen ist, wenn man Strukturen mit dipolartigem Verhalten erhalten möchte. Die in dieser Arbeit untersuchten Eisen-Inseln weisen daher ein Aspektverhältnis von m=10 mit l=3 µm und w=0,3 µm (für die großflächigen Arrays in den Kapiteln 10-12) bzw. l=1 µm und w=0,1 µm (für die Untersuchung der Randeffekte im Kapitel 13) auf. Wie in Abbildung 8.2a zu sehen ist, handelt es sich bei den gewählten Probenmaßen um einen eindomänigen Zustand. 88 Phasendiagramm (a) MFM-Aufnahmen ausgewählter Eisenstrukturen (b) Phasendiagramm Abb. 8.2. – 8.2a zeigt exemplarisch MFM-Aufnahmen von Eisenstrukturen verschiedener Größe. Je nach Seitenlänge bzw. Aspektverhältnis erhält man (v.l.n.r.) entweder einen Mulitdomänenzustand, Abschlussdomänen oder eindomäniges Verhalten. Im Diagramm 8.2b wurden nun die Seitenlänge l der Struktur gegen das Aspektverhältnis m aufgetragen. Es ergibt sich eine eindeutige Trennung des Multidomänenzustands vom hochremanenten und eindomänigen Zustand, angedeutet durch die gestrichelte Linie, so dass man durch eine geeignete Wahl von l und m den gewünschten Zustand in der Struktur erreichen kann. 89 9. Schaltverhalten einzelner und mehrerer Dipole Ziel dieser Arbeit war es, das Schaltverhalten des gesamten Gitters zu untersuchen. Um dies jedoch richtig einschätzen und beurteilen zu können, wurden zusätzlich Messungen an Einzel-Strukturen durchgeführt. Jede dieser Strukturen weist ein Aspektverhältnis von m=10 auf, mit einer Länge von 3 µm und einer Breite 0,3 µm, was genau den in den großen Gitteranordnungen gewählten Strukturgrößen entspricht. Die einzelnen Bilder in Abbildung 9.1 zeigen ausgewählte REMAufnahmen von den angefertigten Einzelstrukturen. Dabei wurde von einem einzelnen Dipol über zwei benachbarte Dipole hin zu drei Dipolen die Anordnung der Dipole dem Knotenpunkt des Honigwabengitters nachempfunden und die Abstände zwischen den Inseln, wie hinterher im gesamten Gitter, variiert. Es wurden die Abstände a = 0,4 µm, 0,8 µm und 1,7 µm gewählt. Sowohl die Doppel-Dipolstruktur (siehe Abbildung 9.1b) als auch die Tripel-Dipolstruktur (siehe Abbildung 9.1c) wurden mit diesen Inselabständen hergestellt. Die MFM-Messungen wurden so durchgeführt, dass immer jeweils einer der Dipole der Struktur entlang seiner leichten Richtung aufmagnetisiert wurde, also parallel zum Feld ausgerichtet ist. Der bzw. die übrigen Dipole bilden dann einen Winkel von 60◦ zum angelegten Magnetfeld. Die Strukturen wurden zunächst in einem -1000 Gauss starken Magnetfeld gesättigt. Danach wurde das Magnetfeld schrittweise von 0 Gauss auf 1000 Gauss zu erhöht. Für jeden Schritt wurde eine MFM-Aufnahme gemacht, auf der etwa 10 der ausgewählten Dipolstrukturen zu sehen waren. Die Abbildungen 9.2 bis 9.4 zeigen eine kleine Auswahl von Ausschnitten aus den so erhaltenen MFM-Bilder. Es wird für jede realisierte Geometrie beispielhaft eine Struktur gezeigt. (a) Einzelner Dipol (b) Doppel-Dipolstruktur (c) Tripel-Dipolstruktur Abb. 9.1. – Die Bilder 9.1a-9.1c zeigen exemplarisch REM-Aufnahmen der vielen verschiedenen Dipolstrukturen. 7.1. Probendetails (a) 0 Gauss (b) 400 Gauss (c) 600 Gauss Abb. 9.2. – MFM-Aufnahmen an einem einzelnen Dipol. Bei den einzelnen Dipolen wurde ein Umschaltfeld zwischen 400 und 600 Gauss gefunden. Für die Einzel-Dipole wurde das Umschalten der Strukturen bei Feldwerten um 400 Gauss beobachtet. Die Dipole schalten nicht alle gleichzeitig. Es gibt eine Verteilung der Schaltfelder, die aber alle in der Nähe des genannten Bereiches liegen und maximal 100 Gauss davon abweichen. Bei den Doppel-Dipolstrukturen lässt sich ein ähnliches Verhalten beobachten. So schaltet der parallel ausgerichtete Dipol für die beiden engen Inselabstände von 0,4 µm und 0,8 µm zwischen 400 und 500 Gauss, für den größeren Abstand von 1,7 µm um 300 Gauss. Bei den Tripel-Dipolstrukturen schaltet der parallel ausgerichtete Dipol ebenfalls in ähnlichen Bereichen, bei etwa 400 Gauss, wobei tendenziell beobachtet wurde, dass die enger beieinander liegenden Dipole etwas später schalten als die mit dem größten Abstand von 1,7 µm. Dies gilt sowohl für die Doppel-Dipolstrukturen als auch für die Tripel-Dipolstrukturen und zeigt, dass zwischen den enger zusammenliegenden Strukturen eine höhere Wechselwirkung herrscht als in den Strukturen mit größeren Abständen. Betrachtet man demnach die Mehrfachanordnungen, so erkennt man einen Trend hin zu kleineren Umschaltfeldern für größere Inselabstände. Dies ist zu erwarten, da bei engeren Abständen eine höhere Wechselwirkung zwischen den Dipolen wirken sollte, die die Dipole länger in eine Richtung zwingt. Nach dieser Argumentation sollten jedoch die Einzel-Dipole ein ähnlich geringes Schaltfeld wie die 1,7 µm Strukturen aufweisen. Dies konnte nicht beobachtet werden. Stattdessen schalten die Einzel-Dipole, vergleichbar mit den enger zusammenliegenden Mehrfachstrukturen, bei einem externen Magnetfeld ab etwa 400 Gauss. Dies spricht für eine sehr große Verteilung der Schaltfelder zwischen den Dipolen. So stellen beispielsweise ausgefranste Ränder PinningZentren dar, die das Umschalten erschweren können. 92 Schaltverhalten einzelner und mehrerer Dipole (a) 0 Gauss, 0,4 µm (b) 400 Gauss, 0,4 µm (c) 500 Gauss, 0,4 µm (d) 300 Gauss, 0,8 µm (e) 400 Gauss, 0,8 µm (f) 500 Gauss, 0,8 µm (g) 0 Gauss, 1,7 µm (h) 300 Gauss, 1,7 µm (i) 400 Gauss, 1,7 µm Abb. 9.3. – MFM-Aufnahmen an Doppel-Dipolstrukturen. Die parallel zum Feld ausgerichteten Dipole schalten in der Doppel-Dipolstruktur zwischen 300 und 400 Gauss. 93 7.1. Probendetails (a) 300 Gauss, 0,4 µm (b) 400 Gauss, 0,4 µm (c) 500 Gauss, 0,4 µm (d) 200 Gauss, 0,8 µm (e) 300 Gauss, 0,8 µm (f) 400 Gauss, 0,8 µm (g) 300 Gauss, 1,7 µm (h) 400 Gauss, 1,7 µm (i) 500 Gauss, 1,7 µm Abb. 9.4. – MFM-Aufnahmen an Tripel-Dipolstrukturen. Die parallel zum Feld ausgerichteten Dipole schalten in der Tripel-Dipolstruktur zwischen 300 und 400 Gauss. 94 10. Schaltverhalten von Gittern Zum Untersuchen des Ummagnetisierungsverhaltens des gesamten Gitters wurden mittels magnetischer Kraftmikroskopie für alle Periodizitäten (siehe dazu Abbildung 10.1) für unterschiedliche Ausrichtungen des Gitters in Bezug zum externen Magnetfeld sogenannte Digitale Hysteresen aufgenommen. Dazu wurde für jeden angefahrenen Feldwert ein MFM-Bild aufgenommen um die aktuellen Knotenpunktkonfigurationen im Gitter abzubilden. Beispielhaft zeigt Abbildung 10.2 eine Auswahl aus den so gewonnen MFM-Bildern für einen Gitterabstand von 0,8 µm in [11]-Richtung. (a) a = 0,4µm (b) a = 0,8µm (c) a = 1,7µm Abb. 10.1. – REM-Aufnahmen: Ausschnitte aus den großflächig hergestellten Honeycombstrukturen mit unterschiedlichen Periodizitäten. Durch die Bilder konnte für jeden Knotenpunkt die vorgefundene Konfiguration ermittelt und einem normalisierten Magnetisierungswert zugeordnet werden. Dabei wurden Dipolen, die parallel zum angelegten Feld ausgerichtet sind, der Wert ±1 zugeordnet, während allen anderen jeweils ein Wert von cos(±30◦ , ±60◦ ), je nach Ausrichtung in Bezug zum angelegten Magnetfeld, zugeordnet wurde. Die beiden gewählten Ausrichtungen des Gitters in Bezug zum externen Magnetfeld entsprechen den Richtungen [11], der leichten Richtung, bzw. [10], der schweren Richtung, entsprechend des in Abbildung 7.2a definierten Koordinatensystems. Die den jeweiligen Knotenpunktkonfigurationen zugeordneten Werte können Abbildung 10.3 entnommen werden, in der alle möglichen Knotenpunktkonfigurationen und die dazugehörigen normalisierten Magnetisierungswerte dargestellt sind. 7.1. Probendetails Abb. 10.2. – Diese MFM-Aufnahmen stellen einen Auszug aus einer kompletten MFM-Hystereseschleife dar. Sie zeigen das Honigwabengitter mit einem Gitterabstand von 0,8 µm in [11] - Richtung. Für jede Hysterese wurden weit mehr Aufnahmen gemacht als hier gezeigt. Dies soll lediglich beispielhaft demonstrieren, wie bei der MFM-Messung vorgegangen worden ist: Für jeden angefahrenen Feldwert wurde ein MFM-Bild aufgenommen. 96 Schaltverhalten von Gittern (a) Zuordnung der normalisierten (b) Zuordnung der normalisierten Magnetisierungswerte für die Magnetisierungswerte für die [11]-Richtung. [10]-Richtung. Abb. 10.3. – Schematische Darstellung der normalisierten Magnetisierungswerte für alle möglichen Knotenpunktkonfigurationen, unterschieden nach Ausrichtung des gesamten Gitters bezogen auf das externe Magnetfeld während der Hysterese. Die Anzahl der Knotenpunkte pro aufgenommenen Bild variiert je nach Periodizität und Scanbereich etwa zwischen 100 bis 400. Die ausgewählten Scanbereiche befinden sich ausschließlich im mittleren Gitterbereich, um den Einfluss von Randeffekten möglichst gering zu halten. Begonnen wurde die Hysterese bei einem entmagnetisierten Zustand (näheres dazu siehe Kapitel 10.1). Dann wurde das Feld schrittweise bis 1000 Gauss erhöht. Die Schrittweite variierte dabei je nach Periodizität des Gitters und Grad der Konfigurationsänderung pro Schritt zwischen 50 und 200 Gauss. So wurde die Schrittweite im Bereich der Koerzitivität der Gitter kleiner gewählt als bei nahezu gesättigter Gesamtstruktur. Von den maximalen 1000 Gauss wurde das externe Magnetfeld wieder schrittweise auf 0 reduziert um es dann mit entgegengesetzter Polariät schrittweise auf -1000 Gauss und wieder zurück auf 1000 Gauss zu bringen. Jeder Schritt entspricht dabei einem MFMBild, so dass jeder Feldwert für die Dauer der Aufnahme etwa 20 Minuten lang beibehalten wurde, bevor der nächste angefahren worden ist. So konnte also für jedes Gitter eine Hysterese inklusive Neukurve erstellt werden. Die Ausrichtung der Struktur in Bezug zur Magnetfeldrichtung konnte durch einen Rotationstisch in der Probenkammer sehr genau realisiert werden (siehe Kapitel 4.6). 97 10.1. Entmagnetisierung (a) Inselabstand 0,4 µm (b) Inselabstand 0,8 µm (c) Inselabstand 1,7 µm 8% Typ I 13% Typ I 21% Typ I 85% Typ II 80% Typ II 73% Typ II 7% nicht definierbar 7% nicht definierbar 6% nicht definierbar Abb. 10.4. – MFM-Aufnahmen der entmagnetisierten Gitter in [11]-Richtung. Für jedes Bild wurde die Häufigkeit von Typ I und Typ II Knotenpunkten ermittelt. 10.1. Entmagnetisierung Um für jede Probe eine vergleichbare Ausgangssituation zu schaffen, wurde ein Entmagnetisierungsprotokoll entwickelt, das vor jeder Hysteresemessung durchgeführt worden ist. Dazu wurde die Probe einem magnetischen Feld wechselnder Polarität ausgesetzt, dass in Schritten von 10 Gauss aus der Sättigung hinunter auf 0 Gauss gebracht wurde. Begonnen wurde bei einem Feldwert von 1000 Gauss. Bei jedem Schritt wurde die Polarität des Feldes geändert, so dass nacheinander die Werte 1000 Gauss, -1000 Gauss, 990 Gauss, -990 Gauss, ... , 0 Gauss angefahren worden sind. Dieses Protokoll wurde so ähnlich bereits von Wang et al. [114, 115] erfolgreich durchgeführt und musste für diese Arbeit lediglich den experimentellen Gegebenheiten angepasst werden. Nach der Entmagnetisierungsprozedur wurde zunächst ohne externes Magnetfeld ein MFM-Bild aufgenommen und im Hinblick auf die Häufigkeit der zwei unterschiedlichen Konfigurationstypen I und II analysiert. Man erhält dabei für alle 3 Gitterperiodizitäten, unter Berücksichtigung der limitierten Statistik, ähnliche Werte für das Auftreten von Typ I und Typ II Zuständen. Für ein komplett unkorreliertes System ist zu erwarten, dass sich das Gitter zu 25% in Typ I Zustände und zu 75% in Typ II Zustände aufteilt, wie man einfach aus Abbildung 7.1 erkennen kann. Die Abbildungen 10.4 und 10.5 zeigen die relativen Häufigkeiten von Typ I und Typ II Zuständen unterschieden nach Gitterperiodizität und Gitterausrichtung. Nicht allen Knotenpunkten kann ein eindeutiger Zustand zugeordnet werden, da einzelne Dipole bei der Probenherstellung (Lithographie und/oder Entwickeln) zerstört wurden, es durch Abbildungsartefakte nicht möglich ist, die Dipolausrichtung zu bestimmen oder weil die Auswertungssoftware einzelne Dipolzustände nicht richtig zuordnet. Diese Knotenpunkte werden als “nicht definierbar” zusammengefasst. Für die [11]-Richtung lässt sich ein Trend hin zu einem höheren Auftreten von Typ I Konfigurationen bei steigenden Gitterabständen erkennen, was dazu führt, dass sich das System bei steigendem 98 Schaltverhalten von Gittern (a) Inselabstand 0,4 µm 14% Typ I (b) Inselabstand 0,8 µm 20% Typ I (c) Inselabstand 1,7 µm 19% Typ I 67% Typ II 74% Typ II 72% Typ II 19% nicht definierbar 6% nicht definierbar 9% nicht definierbar Abb. 10.5. – MFM-Aufnahmen der entmagnetisierten Gitter in [10]-Richtung. Für jedes Bild wurde die Häufigkeit von Typ I und Typ II Knotenpunkten ermittelt. (a) 0,4 µm Gitter (b) 0,8 µm Gitter (c) 1,7 µm Gitter Abb. 10.6. – Digitale Hysteresen in [11]-Richtung. Inselabstand einem unkorreliertem System annähert. Die Wechselwirkung zwischen den einzelnen Dipolen scheint also im 1,7 µm Gitter schwächer als in den anderen beiden Gittern zu sein. Die Verteilung von Typ I und Typ II Zuständen bei der [10]-Richtung in Abhängigkeit von der Gitterperiodizität scheint sich indes nicht zu ändern. Alle Gitter haben jedoch die Ladungsneutralität gemeinsam, was bedeutet, dass nach dem Durchlaufen des Entmagnetisierungsprotokolls die Gesamtladung und Magnetisierung des abgebildeten Bereichs nahezu Null ergibt. Kleine Abweichungen davon können durch die eben erwähnten Gitterdefekte bzw. Abbildungsartefakte erklärt werden. 10.2. Digitale Hysterese in [11]-Richtung In [11]-Richtung ist ein Untergitter der Struktur parallel zum angelegten Magnetfeld ausgerichtet. Die Dipole, die sich auf diesem Untergitter befinden, werden also entlang ihrer leichten Achse auf99 10.2. Digitale Hysterese in [11]-Richtung magnetisiert. Die restlichen Inseln bilden einen Winkel von 60◦ zum externen Feld. Es wird, wie bereits weiter oben beschrieben, für jeden Feldwert eine MFM-Aufnahme gemacht und bezüglich der Knotenpunktkonfigurationen ausgewertet. Die Auszählung und Zuordnung der verschiedenen Knotenpunktkonfigurationen erfolgt mittels eines Mathematica-Programms, dass die Färbung der Dipolenden ausliest, ihnen einen Wert zuordnet (-1 für weiß, 1 für schwarz) und zu einem Zahlentripel je Knotenpunkt zusammenfasst. So kann für jeden Knotenpunkt nicht nur entschieden werden, wie viele positive und negative “Ladungen” pro Knotenpunkt vorliegen, sondern auch, in welcher Reihenfolge sie auftreten. Dementsprechend kann ihnen einer der acht möglichen Konfigurationstypen und ein Magnetisierungswert zugewiesen werden. Ein Beispiel-Code für solch eine Auswertung findet sich in Anhang D. Zunächst sei darauf hingewiesen, dass die untersuchten Abschnitte durch die Einschränkungen des maximalen Scanbereichs von 100 x 100 µm2 eine limitierte Statistik aufweisen. Auch können durch Gitterfehler nicht unbedingt allen Knotenpunkten eine eindeutige Konfiguration zugeordnet werden. Durch diese Effekte kann erklärt werden, dass die Neukurve nicht exakt bei einer verschwindenen Magnetisierung beginnt, wie es nach dem Durchlaufen eines Entmagnetisierungsprotokolls eigentlich erwartet würde, sondern leichte Abweichungen von Null zu sehen sind. Wie in Abbildung 10.6 zu sehen ist, beginnt die Neukurve für alle Hysteresen nahezu bei Null. Alle drei Inselabstände haben ein Koerzitivfeld von ungefähr 400-500 Gauss. Aufgrund von hohen Unsicherheiten bei der Auswertung der MFM-Bilder für das Gitter mit 1,7 µm Inselabstand konnte die digitale Hysterese nicht einwandfrei entwickelt werden. Interessant ist bei der Betrachtung des Ummagnetisierungverhaltens der Gitter vor allem die Häufigkeit und Verteilung der verschiedenen Knotenpunktkonfigurationen. Besonders ins Auge fällt dabei das Auftreten von Typ I Zuständen. Abbildung 10.7 zeigt die prozentuale Häufigkeit von Typ I und Typ II Zuständen in Abhängigkeit vom angelegten Magnetfeld für die Neukurve (schwarzer Graph), den absteigenden Hystereseast (blauer Graph) und den ansteigenden Hystereseast (roter Graph). Am Koerzitivfeld steigt der Anteil an Typ I Zuständen dramatisch an, teilweise bis auf über 60%. Dies geschieht sowohl im ansteigenden als auch im absteigenden Hystereseast und für alle Gitterperiodizitäten, wobei eine leichte Abnahme der Typ I Zustände hin zu größeren Gitterabständen zu beobachten ist. Das häufige Auftreten gerade dieser Knotenpunktkonfiguration ist zunächst überraschend, da dieser Zustand die Spin Ice Regel verletzt und energetisch äußerst ungünstig ist. Dieser Effekt wird genauer im folgenden Kapitel 10.2.1 beschrieben. Da jeder Knotenpunkt entweder eine Typ I oder eine Typ II Konfiguration aufweisen kann, sollten sich die relativen Angaben beider Typen je Wert auf 1 addieren. Da jedoch auch Gitterdefekte und Bildartefakte auftreten, ist dies nicht immer der Fall. Besonders auffällig ist dies in Abbildung 10.7c, da hier eine relativ hohe Unsicherheit bei der Auswertung aufgrund von nicht so hoher Bildqualität vorlag. 10.2.1. Ladungsordnung in [11]-Richtung Die Ergebnisse dieser Auswertung sind in [116] bereits veröffentlicht worden. Bei der Auswertung der Hysteresekurven in [11]-Richtung fällt sofort die Anhäufung von Typ I 100 Schaltverhalten von Gittern (a) 0,4 µm Gitter (b) 0,8 µm Gitter (c) 1,7 µm Gitter Abb. 10.7. – Typverteilung in [11] - Richtung, abhängig vom angelegten Magnetfeld. 101 10.2. Digitale Hysterese in [11]-Richtung Abb. 10.8. – Ladungsordnung bei allen drei Gitterabständen in [11]-Richtung bei einem Feld von ± 300 Gauss. 102 Schaltverhalten von Gittern Zuständen am Koerzitivfeld auf. Betrachtet man die MFM-Aufnahmen an diesen Stellen genauer, so zeigt sich, dass sich dort ein hochsymmetrischer Zustand ausbildet mit abwechseln auftretenden Typ I Zuständen der Ladung ±3. Abbildung 10.8 zeigt jeweils das 0,4 µm, 0,8 µm und 1,7 µm Gitter aus der Sättigung kommend am Koerzitivfeld, was in allen drei Fällen etwa 500 Gauss beträgt. Dieses Verhalten kann verstanden werden, wenn man die Honigwabenstruktur in ihre drei Untergitter zerlegt. In [11]-Richtung ist eines dieser drei Untergitter genau parallel zum angelegten Magnetfeld ausgerichtet, die anderen beiden bilden einen Winkel von 60◦ dazu. Die parallel ausgerichteten Dipole schalten in einem externen Feld eher, gefolgt von den zum externen Feld geneigten Dipolen. Das Umschalten erfolgt über eine Domänenwandverschiebung, daher ist das effektive Umschaltfeld, das auf die schräg stehenden Dipole wirkt, nur halb so groß wie das, das auf die horizontalen Dipole wirkt. Deswegen schalten die Dipole auf dem horizontalen Untergitter früher, gefolgt von den zum Feld geneigten Untergittern. Die Ladungsordnung resultiert demnach aus der Ausrichtung der Gitter und tritt nur zwischen dem Koerzitivfeld des parallel ausgerichteten und dem der geneigten Untergitter auf. Wie man an den Graphen in Abbildung 10.7 ablesen kann, ist diese Ladungsordnung nicht perfekt. Das liegt zum einen an den bereits erwähnten Gitterdefekten aber auch an einer Verteilung der Umschaltfelder für die einzelnen Dipole. Eine hundertprozentige Ladungsordnung könnte also für ein perfekt hergestelltes Gitter realisiert werden, trotz der hohen magnetostatischen Energie, die dafür aufgebracht werden müsste. Daraus kann man schließen, dass die Koerzitivität des Honigwabengitters nicht nur durch die verschwindende Magnetisierung definiert ist, sondern auch durch die höchstmögliche magnetostatische Energie mit einer fast perfekten Ladungsordnung. Nun ist dieses durch die Koerzitivfelder der Strukturen bestimmte Schaltverhalten ein Indiz dafür, dass die Kopplung zwischen den einzelnen Dipolen nicht allzu stark ist. 10.2.2. Stabilität des geordneten Zustandes Der hochsymmetrische Zustand der Ladungsordnung, der am Koerzitivfeld auftritt, soll nun hinsichtlich seiner Stabilität näher betrachtet werden. Zu diesem Zweck wurden die Gitter ein weiteres Mal von der Sättigung aus in diesen geordnete Zustand gebracht. Anschließend wurde das externe Feld komplett ausgeschaltet und die Gitter durch MFM-Aufnahmen abgebildet. Erwartet wurde, dass sich die Ladungsordnung ohne angelegtes Magnetfeld nicht würde aufrechterhalten können, das Gegenteil ist jedoch der Fall. Die Bilder aller Strukturen zeigen, dass die Ladungsordnung auch ohne angelegtes Magnetfeld erhalten bleibt (siehe Abbildung 10.9). Der nächste Schritt bestand darin, langsam ein immer größer werdendes Gegenfeld anzulegen. Dazu wurde eine Schrittweite von 10 Gauss gewählt. Es zeigt sich, dass für die Gitterabstände von 0,4 µm und 0,8 µm der geordnete Zustand erst ab einem Gegenfeld von 200 Gauss verloren geht, bei einem Gitterabstand von 1,7 µm bereits bei 80 Gauss. Abbildung 10.10 zeigt als Beispiel die Stabilität des 0,8 µm Gitters. Als kleine Hilfestellung zur Beobachtung des Umschaltverhaltens dienen die blauen Kreise, die eine Auswahl an Knotenpunkten zeigen, die von einem Typ I Zustand erst bei 200 Gauss in einen Typ II Zustand wechseln. Das Schalten findet demnach un103 10.3. Digitale Hysterese in [10]-Richtung Abb. 10.9. – MFM-Abbildungen aller drei Gitter bei Nullfeld, nachdem zuvor ein Sättigungsfeld von 1000 Gauss und anschließend das entsprechende Koerzitivfeld angelegt worden sind. Die Ladungsordnung bleibt für alle drei Periodizitäten weiterhin bestehen. ter dem eigentlichen Koerzitivitäfeldwert des Gitters statt aber deutlich später als bei einem solch frustierten Zustand eigentlich erwartet worden wäre. Dies spricht zum einen für eine schwache Kopplung zwischen den einzelnen Dipolen, da der Typ I Zustand hochfrustriert, daher energetisch ungünstig ist und demnach nicht stabil sein sollte. Das frühere Umschalten des 1,7 µm Gitters im Vergleich zu den beiden anderen Gittern zeigt jedoch auch, dass sich zumindest bei den 0,4 µm und 0,8 µm Gitter eine gewisse Stabilität ausbildet. Der geordnete Zustand bleibt hier viel länger erhalten als beim 1,7 µm Gitter. Dieses Verhalten zeigt, dass durchaus Wechselwirkung zwischen den Dipolen besteht und kann nur bedeuten, dass die Ladungsordnung sich selbst stabilisiert und zwar umso mehr, je kleiner die Inselabstände sind. Anschaulich lässt sich das mit folgender Überlegung verstehen: Zwei benachbarte Typ I Zustände sind zwangsläufig gegensätzlicher Ladung, da sie immer einen Dipol gemeinsam haben, der zu dem einen Typ I Zustand seinen Nordpol und zu dem benachbarten Typ I Zustand dementsprechend seinen Südpol beisteuert. So ergibt sich dann flächendeckend die abwechselnde Anordnung von Knotenpunkten mit einer Ladung von +3 bzw. -3. Zwei Typ I Zustände unterschiedlicher Polariät bilden prinzipiell wieder einen Dipol aus, einen mit einem +3 Typ I Zustand an dem einen und einem -3 Typ I Zustand an dem anderen Ende. Auf diese Art und Weise bildet sich gitterübergreifend ein trotz der frustrierten Knotenpunktkonfiguration nicht frustrierter Gesamtzustand aus. Durch das Ausbilden dieser zusätzlichen Dipolfelder kann im Gesamtsystem Energie gewonnen werden. Es findet im Prinzip ein Übergang von einem zunächst ungünstigen, frustrierten zu einem im gesamten unfrustrierten Zustand statt. 10.3. Digitale Hysterese in [10]-Richtung Nach Erreichen des entmagnetisierten Zustands folgt nun auch für die [10]-Richtung die Aufnahme einer Hystereseschleife. Wie oben in Kapitel 10 beschrieben wird für jeden Feldwert ein MFM-Bild aufgenommen und eine Gesamtmagnetisierung des untersuchten Bereichs ermittelt. Abbildung 10.11 zeigt die so erhaltenen digitalen Hysteresen. Erkennbar ist ein Trend hin zu klei104 Schaltverhalten von Gittern Abb. 10.10. – Demonstration der Stabilität der Ladungsordnung am Beispiel des Gitters mit einem Inselabstand von 0,8 µm. Die blauen Kreise dienen als Hilfestellung, um den Umschaltprozess besser verfolgen zu können. neren Koerzitivfeldern für steigenden Inselabstand im Gitter. So liegt das Koerzitivfeld für den kleinsten Gitterabstand von 0,4 µm noch bei knapp 500 Gauss, für den 0,8 µm Gitterabstand bei etwa 400 Gauss und bei dem höchsten Gitterabstand von 1,7 µm bei nur noch 200 Gauss. Diese Tendenz lässt sich durch die schwächer werdende Wechselwirkung zwischen den Dipolen bei steigendem Inselabstand erklären. Da sich im Vergleich zur Hysterese in [11]-Richtung zusätzlich kaum Typ I Zustände ausbilden, kann auch deren stabilisierende Wirkung nicht zum Ausbilden höherer Koerzitivfelder beitragen. Um ein besseres Bild davon zu bekommen, wie sich die Knotenpunktkonfiguration während des Ummagnetisierungsprozesses ändert, wird im Folgenden die Häufigkeit der Typ I bzw. Typ II Zustände betrachtet, dargestellt in Abbildung 10.12. Anders als im Falle der [11]-Ausrichtung ist hier das Auftreten von Typ I Zuständen wesentlich seltener. Das Ummagnetisierungsverhalten verläuft für die [10]-Ausrichtung anders, da das senkrecht zum externen Magnetfeld ausgerichtete Untergitter während der Hysterese gar nicht schaltet. Der experimentell maximal erreichbare Feldwert von 1000 Gauss reicht dafür nicht aus. Sie verbleiben also in der zufälligen Anordnung, die durch das Entmagnetisieren erhalten worden ist, während nur die zum magnetischen Feld geneigten Dipole schalten. Ihr Winkel zum Magnetfeld beträgt 30◦ und sie schalten mehr oder weniger simultan. Um den Einfluss des zufälligen Ausgangszustandes nach der Entmagnetisierung zu vermeiden, wurden die Messungen in [11]-Richtung wiederholt, ohne die Strukturen vorher zu entmagnetisieren. Stattdessen wurden sie zunächst in einen genau definierten, gesättigten Ausgangszustand 105 10.4. Zusammenfassung der Ummagnetisierungsmessungen (a) 0,4 µm Gitter (b) 0,8 µm Gitter (c) 1,7 µm Gitter Abb. 10.11. – Digitale Hysteresen in [10]-Richtung. gebracht. So wurden die Strukturen zunächst in [11]-Richtung ausgerichtet und aufmagnetisiert, danach in [10]-Richtung gebracht und die Hysterese gestartet. Dadurch entfiel in diesem Fall die Aufnahme einer Neukurve. Die Hysteresen selbst zeigen keine deutlichen Unterschiede (siehe Abbildung 10.13). Betrachtet man die graphische Darstellung der relativen Typ I Häufigkeit in Abhängigkeit vom angelegten magnetischen Feld (siehe Abbildung 10.14), so fällt direkt auf, wie viel weniger Typ I Zustände sich ausbilden verglichen mit Abbildung 10.12. Durch das gleichförmige Ausrichten der Dipole des Untergitters, welches während der Messung senkrecht zum angelegten Magnetfeld steht, kann die Ausbildung von Typ I Zuständen fast vollständig unterdrückt werden. Auch hier schalten lediglich die Dipole der Untergitter, die zum Feld geneigt sind. Durch das Feststehen der senkrechten Dipole und das Fehlen einer zufälligen Anordnung, ist es nicht möglich, den Typ I Zustand zu erreichen. Die Knotenpunkte, die dennoch diese Konfiguration aufweisen sind durch Auslesefehler der Software, Gitterdefekte oder Bildartefakte zu erklären. Dadurch ist im gesamten Gitter für jeden Knotenpunkt die Spin Ice Regel erfüllt. 10.4. Zusammenfassung der Ummagnetisierungsmessungen In diesem Abschnitt wurden mehrere Sachverhalten untersucht, daher erscheint es sinnvoll, die erhaltenen Ergebnisse noch einmal zusammenzufassen. Es wurde ein erfolgreiches Entmagnetisierungsprotokoll vorgestellt, sowie die Erstellung von digitalen Hysteresen an verschiedenen Gitterperiodizitäten und -ausrichtungen in Bezug zum externen Magnetfeld besprochen und die Stabilität der gefundenen Konfiguration untersucht. Das Entmagnetisierungsprotokoll hat gezeigt, dass für den Fall des höchsten Gitterabstandes von 1,7 µm kaum noch Wechselwirkung zwischen den einzelnen Dipolen besteht, da hier die Häufigkeiten von Typ I und Typ II Zuständen denen des unkorrelierten Systems entsprechen. Für die [11]-Richtung wurde während des Ummagnetisierungsprozesses ein hochgeordneter Zustand von Typ I Zuständen festgestellt, welcher für die [10]-Richtung nicht aufgetaucht ist. Der hochgeordnete Zustand ist durch die unterschiedlichen Koerzitivfelder der einzelnen Untergitter bestimmt, bedingt durch deren Ausrichtung in Bezug zum angelegten Magnetfeld, und deutet auf eine eher schwache Wechselwirkung zwischen den einzelnen Dipolen hin. Diese Vermutung wird bestärkt 106 Schaltverhalten von Gittern (a) 0,4 µm Gitter (b) 0,8 µm Gitter (c) 1,7 µm Gitter Abb. 10.12. – Typverteilung in [10] - Richtung, in Abhängigkeit vom angelegten Magnetfeld. 107 10.4. Zusammenfassung der Ummagnetisierungsmessungen (a) 0,4 µm Gitter (b) 0,8 µm Gitter (c) 1,7 µm Gitter Abb. 10.13. – Digitale Hysteresen in [10]-Richtung, nach Sättigung in [11]-Richtung. durch die Stabilität, die der geordnete Zustand aufweist. Bis zu einem Gegenfeld von 200 Gauss bleibt er erhalten, außer bei dem höchsten Gitterabstand von 1,7 µm, wo er bereits bei einem Gegenfeld von 80 Gauss verloren geht. Dass so deutliche Unterschiede in der Stabilität bestehen zeigt allerdings auch, dass sich die Typ I Zustände gegenseitig stabilisieren. Dies ist im 1,7 µm Gitter offensichtlich nicht mehr der Fall, da hier die Wechselwirkung zwischen den Dipolen deutlich schwächer ist, als in den beiden anderen Gittern mit engeren Inselabständen. 108 Schaltverhalten von Gittern (a) 0,4 µm Gitter (b) 0,8 µm Gitter (c) 1,7 µm Gitter Abb. 10.14. – Typverteilung in [10] - Richtung nach vorheriger Sättigung in [11] - Richtung. 109 11. Bereiche von Typ I Zuständen Betrachtet man bei den digitalen Hysteresen aus Kapitel 10 die MFM-Aufnahmen der Neukurven der einzelnen Gitter genauer, so fällt auf, dass die Typ I Zustände bevorzugt in benachbarten Knotenpunkten auftreten und auf diese Weise zusammenhängende Bereiche dieses Zustandes bilden. Diese Bereiche werden im weiteren Verlauf auch als “Domänen” bezeichnet, wobei sie ausdrücklich nicht mit den Weißschen Bezirken in einem Ferromagneten verwechselt werden sollten. Abbildung 11.1 illustriert am Beispiel des 0,8 µm Gitters, wie solche zusammenhängende Bereiche aussehen können. In dieser Abbildung sieht man einen relativ großen Bereich mit 40 benachbarten Typ I Zuständen (gelb eingekreist), einen Bereich mit 12 benachbarten Typ I Zuständen (grün eingekreist) sowie vier kleine Bereiche mit je 5 (weiß), 3 (schwarz), 2 (dunkelblau) und 1 (hellblau) Typ I Zuständen. Aufgenommen wurde dieses Bild bei einem Magnetfeld von 600 Gauss in [11] Richtung. Die Größe und Anzahl der Bereiche variiert je nach angelegtem Feld und Ausrichtung der Untergitter zu diesem Feld. Abb. 11.1. – Beispiel verschieden großer Bereiche mit direkt benachbarten Typ I Zuständen am 0,8 µm Gitter in [11] - Richtung bei 600 Gauss. Die Abbildungen 11.2 und 11.3 zeigen die Resultate für die [11] - bzw. [10] - Richtung. Es wurde für jeden Feldwert die Anzahl der Bereiche mit Typ I Zuständen ermittelt sowie die darin befindliche Anzahl von Typ I Zuständen. Auf der horizontalen Achse der Diagramme ist aufgetragen, wie viele dieser Typ I Zustände pro Bereich gefunden wurden, die vertikale Achse gibt die Gesamtzahl 10.4. Zusammenfassung der Ummagnetisierungsmessungen der Bereiche pro Magnetfeld an. Auf der Tiefenachse ist das angelegte Feld aufgetragen. So kann man anhand der Diagramme die Entwicklung der Größe sowie der Anzahl der Domänen ablesen. Alle Gitter zeigen, unabhängig von Ausrichtung und Gitterperiodizität, ein von der Tendenz her ähnliches Verhalten. Interessanterweise scheint es zwar so zu sein, dass insgesamt die Anzahl der Domänen mit steigendem Magnetfeld abnimmt, dafür aber die Bildung von langen Ketten bzw. großen Bereichen mit Typ I Zuständen zunimmt. So gibt es zu Beginn relativ viele kleinere Bereiche mit Typ I Zuständen. Dies ändert sich auch bis zu einem Feldwert von 300 Gauss zunächst nicht. Die Anzahl der allein stehenden Typ I Zustände nimmt von da an bei Erhöhen des Feldes immer stärker ab, jedoch treten ab einem Feld von 400 Gauss vermehrt größere Bereiche auf, bis hin zu flächendeckenden Typ I Domänen mit teilweise über 200 benachbarten Typ I Knotenpunkten im 0,4 µm Gitter bei [11]-Ausrichtung. Hier wird eine Abhängigkeit von der Gitterperiodizität deutlich: Die Größe der Domänen nimmt für steigenden Inselabstand ab. Für die [10]-Ausrichtung unabhängig von den Inselabständen werden Domänen dieser Größenordnung nicht erreicht. Hier liegen die maximalen Domänengrößen bei etwa 20 zusammenhängenden Typ I Zuständen. Dies ist dennoch bemerkenswert, denn in Kapitel 10 wurde bereits festgestellt, dass das Ausbilden von Typ I Zuständen bei dieser Ausrichtung extrem unwahrscheinlich ist. Dass die Typ I Zustände, die sich dennoch ausbilden dann die Tendenz zeigen, sich zusammenzuschließen ist also ein sehr interessanter Effekt. Dies unterstützt die Vermutung, dass die Typ I Zustände Dipolgitter mit interner Wechselwirkung bilden und sich gegenseitig stabilisieren. 112 Bereiche von Typ I Zuständen (a) 0,4 µm Gitter (b) 0,8 µm Gitter (c) 1,7 µm Gitter Abb. 11.2. – In diesen Diagrammen wird dargestellt, bei welchem Feldwert Bereiche benachbarter Typ I Zustände auftreten ([11] - Richtung). Dabei wurde ermittelt, welche Anzahl von benachbarten Typ I Zuständen in jedem Bereich gefunden wurden sowie, wie viele solcher zusammenhängenden Bereiche bei jedem Feldwert aufgetreten sind.Hinweis: Die horizontale Achse weist aufgrund der besseren Darstellbarkeit nicht immer äquidistante Einteilungen auf. 113 10.4. Zusammenfassung der Ummagnetisierungsmessungen (a) 0,4 µm Gitter (b) 0,8 µm Gitter (c) 1,7 µm Gitter Abb. 11.3. – In diesen Diagrammen wird dargestellt, bei welchem Feldwert Bereiche benachbarter Typ I Zustände auftreten ([10] - Richtung). Dabei wurde ermittelt, welche Anzahl von benachbarten Typ I Zuständen in jedem Bereich gefunden wurden sowie, wie viele solcher zusammenhängenden Bereiche bei jedem Feldwert aufgetreten sind. Hinweis: Die horizontale Achse weist aufgrund der besseren Darstellbarkeit nicht immer äquidistante Einteilungen auf. 114 12. Einfluss von Defekten Aufgrund von Fehlern in der Lithographie oder in den darauffolgenden Prozesschritten kommt es hin und wieder vor, dass im Gitter ein Dipol fehlt (siehe Abbildung 12.1). Dieses Fehlen kann dazu führen, dass sich die benachbarten Dipole während des Ummagnetisierungsprozesses anders verhalten als es in einem idealen Gitter der Fall wäre. Um den Einfluss dieser Defekte einschätzen zu können, wurden gezielt Bereiche der hergestellten Strukturen herausgesucht, die einen solchen Defekt aufweisen und ihre Nachbarknotenpunkte hinsichtlich ihrer Knotenpunktkonfigurationen untersucht. Als Referenz wurden auch intakte Probenbereiche untersucht, wobei darauf geachtet worden ist, dass diese Bereiche möglichst weit entfernt von Defekten bzw. dem Strukturrand liegen, um einen möglicherweise verfälschenden Einfluss solcher Störstellen auszuschließen. In Abbildung 12.2 werden die im weiteren Verlauf verwendeten Bezeichnungen zum besseren Verständnis dargestellt. Der in Abbildung 12.2a rot hervorgehobene Dipol ist dabei der, auf den sich die gewählten Bezeichnungen beziehen. So werden mit A1 und A2 genau die Knotenpunkte bezeichnet, an deren Bildung der besagte Dipol selbst beteiligt ist. Die Knotenpunkte, die in nächster Nachbarschaft des Dipols liegen, werden mit den Buchstaben B1 - B4 versehen, während die Knotenpunkte, die die übernächsten Nachbarn darstellen, die Bezeichnungen C1 - C8 erhalten. Analog dazu werden ebenfalls die in der Umgebung eines Defektes liegenden Knotenpunkte bezeichnet (siehe Abbildung 12.2b). Die Nummerierungen A1 und A2 fallen dabei natürlich weg, da diese Knotenpunkte eben durch das Fehlen eines Dipols nicht mehr eindeutig einer bestimmten Konfiguration zuzuordnen sind. Mit dieser Nomuklatur ist es nun möglich, die Typenverteilung in der Umgebung eines Defektes zu analysieren und mit intakten Bereichen des Gitters zu vergleichen. Vergleicht man zunächst die Unterschiede für Bereiche mit und ohne Defekte bei dem kleinsten Gitterabstand von 0,4 µm (Abbildungen 12.3a - 12.3c und Abbildungen 12.4a und 12.4b), so fällt auf, dass die Häufigkeit von Typ I Zuständen am Koerzitivfeld in Bereichen ohne Defekte für die nächsten Nachbarn, also die Knotenpunkte B1 - B4 , deutlich höher ist als in Bereichen, in denen Defekte auftreten. Dies gilt insbesondere für die Neukurve, während der in defekten Gittern für die betrachteten Knotenpunkte nicht ein einziger Typ I Zustand auftritt. Für die Knotenpunkte C1 - C8 , also die übernächsten Nachbarn, lässt sich allerdings in Bereichen mit und ohne Defekte kein nennenswerter Unterschied feststellen. Für die Gitter mit den Inselabständen von 0,8 µm (Abbildungen 12.3d - 12.3f und Abbildungen 12.4c und 12.4d) findet man bei den Knotenpunkten B1 B4 für den Bereich der Neukurve, wie auch schon bei dem 0,4 µm Gitter, im Bereich mit Defekten keine Typ I Zustände, die allerdings in intakten Gitterbereichen dort noch auftreten. Vergleicht man für die 1,7 µm Gitter die intakten und defekten Gitterbereiche miteinander (Abbildungen 12.3g - 12.3i und Abbildungen 12.4e und 12.4f), so stellt man fest, dass sie kaum Unterschiede 10.4. Zusammenfassung der Ummagnetisierungsmessungen Abb. 12.1. – REM-Aufnahmen eines Honigwabengitters. Mit den roten Kreisen sind die Bereiche gekennzeichnet, in denen ein Defekt in Form eines fehlenden Dipols auftritt. (a) Bezeichnung der Knotenpunkte bezogen auf einen intakten Bereich des Gitters. (b) Bezeichnung der Knotenpunkte bezogen auf die Umgebung eines Defektes. Abb. 12.2. – Bild 12.2a zeigt eine schematische Darstellung aus einem intakten Bereich des Honigwabengitters. Die Buchstaben A1 und A2 bezeichnen die Knotenpunkte an deren Bildung der betrachtete Dipol selbst beteiligt ist. B1 - B4 bezeichnen die Knotenpunkte in der nächsten Nachbarschaft, C1 - C8 bilden die übernächsten Nachbarn. Bild 12.2b dagegen zeigt die schematische Darstellung der Umgebung eines Defektes. Hier fallen die Bezeichnungen A1 und A2 weg, da am Ort des Defektes die Bestimmung einer Knotenpunktkonfiguration nicht möglich ist. Die Bezeichnungen für die nächsten bzw. übernächsten Nachbarn, B1 - B4 bzw. C1 - C8 , erfolgen analog zum intakten Gitter. 116 Einfluss von Defekten (a) Knotenpunkte A1 und A2 (b) Knotenpunkte B1 - B4 im (c) Knotenpunkte C1 - C8 im im 0,4 µm Gitter 0,4 µm Gitter 0,4 µm Gitter (d) Knotenpunkte A1 und A2 (e) Knotenpunkte B1 - B4 im (f) Knotenpunkte C1 - C8 im im 0,8 µm Gitter 0,8 µm Gitter 0,8 µm Gitter (g) Knotenpunkte A1 und A2 (h) Knotenpunkte B1 - B4 im (i) Knotenpunkte C1 - C8 im im 1,7 µm Gitter 1,7 µm Gitter 1,7 µm Gitter Abb. 12.3. – Relative Häufigkeit von Typ I Zuständen in intakten Gitterbereichen in [11] - Richtung. 117 10.4. Zusammenfassung der Ummagnetisierungsmessungen aufweisen. Das spricht zusammendfassen dafür, dass Defekte offensichtlich nur die direkten Nachbarknotenpunkte beeinflussen und auch das nur für die beiden kleineren Gitterabstände 0,4 µm und 0,8 µm. Im Falle eines Gitterabstandes von 1,7 µm erkennt man überhaupt keinen Einfluss, was die bereits in Kapitel 10 getroffene Vermutung stützt, dass in diesem Gitter kaum Wechselwirkung zwischen den Dipolen herrscht. Gleichzeitig bedeutet dies, dass bei der Betrachtung eines großen Gitterbereiches, wie in Kapitel 10 geschehen, die Auswirkung der Gitterdefekte auf die Verteilung der Knotenpunktkonfigurationen im gesamten Gitter relativ gering sein sollte und die gefundenen Ergebnisse somit glaubhaft sind. 118 Einfluss von Defekten (a) Knotenpunkte B1 - B4 im 0,4 µm Gitter (b) Knotenpunkte C1 - C8 im 0,4 µm Gitter (c) Knotenpunkte B1 - B4 im 0,8 µm Gitter (d) Knotenpunkte C1 - C8 im 0,8 µm Gitter (e) Knotenpunkte B1 - B4 im 1,7 µm Gitter (f) Knotenpunkte C1 - C8 im 1,7 µm Gitter Abb. 12.4. – Relative Häufigkeit von Typ I Zuständen in Bereichen mit Gitterdefekten in [11] - Richtung. 119 13. Rotationsmessungen Inspiriert durch die theoretische Arbeit von Budrikis et al. [117], die das Verhalten und die Bewegung von unterschiedlichen Knotenpunktkonfigurationen im quadratischen Spin Ice Gitter bei rotierendem, externen Magnetfeld untersucht haben, werden nun in diesem Kapitel die Typ I Zustände im Honigwabengitter während der Rotation untersucht. Statt das Magnetfeld rotieren zu lassen wurde aus experimentellen Gründen die Probe in einem kontanten Magnetfeld rotiert und dabei die Abhängigkeit des Auftretens von Typ I Zuständen von der Randgeometrie des Gitters untersucht. Dabei wurde die Probe immer ein Stück weit im Feld gedreht um dann ein MFM-Bild aufzunehmen. So konnte Schritt für Schritt die Probe um 2π gedeht werden. Während einer kompletten Rotation wurden 15-20 Bilder aufgenommen. Budrikis et al. haben die lokale magnetische Ordnung in einem quadratischen Spin Ice System mittels einen Teilchen Bildes basierend auf den Knotenpunktkonfigurationen untersucht. Dabei stand die Interpretation der zeitlichen Entwicklung dieser Konfigurationen im Mittelpunkt. Sie fanden eine hohe Bedeutung für Korrelationen und langreichweitige Wechselwirkungen, bezogen in ihre Untersuchungen allerdings zusätzlich noch die Größe der untersuchten Gitter mit ein. So fanden sie heraus, dass die absolute Anzahl von Zuständen, die die Spin Ice Regel befolgen, mit steigender Gittergröße nur sehr langsam abnimmt. Des Weiteren beobachteten sie eine Nukleation von Konfigurationstypen 3in-1out (Verletzung der Spin Ice Regel) am Rand der Gitter, die in ihrer Ausprägung von der gewählten Randgeometrie abhängt. In den Gittern mit geschlossenen Rändern sind dafür größere Felder nötig. 13.1. Probendetails Die hier untersuchten Gitter unterscheiden sich in der gewählten Geometrie von den bisher untersuchten Gittern. Die Nanostrukturen wurden ebenfalls mit Elektronenstrahllithographie und Ionenstrahlätzen hergestellt (siehe dazu auch Kapitel 6). Die Gitter bestehen aus Eiseninseln mit l = 1 µm Länge und w = 0,1 µm Breite, die Schichtdicke beträgt 20 nm. Die Eisenschicht wurde als Oxidationsschutz mit einer 2 nm dicken Schicht Al2 O3 abgedeckt. Die gewählte Schreibfeldgröße beträgt 50 µm . Diese relativ kleinen Strukturen und Schreibfelder gewährleisten, dass sie komplett durch das MFM abbildbar sind und dennoch genug Dipole für eine angemessene Statistik vorhanden sind. Das komplette Abbilden eines gesamten Schreibfeldes ist notwendig, um Veränderungen in der Knotenpunktkonfiguration während der Rotation eindeutig zuordnen zu können. Untersucht wurden zwei unterschiedliche Gitterperiodizitäten: 0.4 µm und 0,8 µm. Für beide Gittertypen wurde jeweils eine Struktur mit offenen und eine mit geschlossenen Rändern hergestellt. Abbildung 13.1 zeigt REM-Aufnahmen aller Strukturen. 13.2. Einfluss der Randgeometrie Abb. 13.1. – REM-Abbildung von Honigwabengittern mit unterschiedlichen Gitterperiodizitäten und Randgeometrien: a) 0,4 µm, offener und geschlossener Rand, b) 0,8 µm, offener und geschlossener Rand. Abb. 13.2. – Relative Häufigkeit der Typ I Zustände in Strukturen mit offenen bzw. geschlossenen Rändern für unterschiedliche Gitterperiodizitäten bei Rotation. 13.2. Einfluss der Randgeometrie Zunächst wurden die Gitter entlang der [11]-Richtung im Magnetfeld ausgerichtet. Die Feldstärke des angelegten Magnetfeldes wird während der gesamten Messung auf 400 Gauss gehalten, was in etwa der Koerzitivität der Strukturen entspricht. Begonnen wurde in einem entgegengesetzt gesättigten Feld, so dass alle Dipole in die selbe Richtung zeigen sollten. In diesem genau definierten Zustand wird die Probe nun langsam in dem konstanten Magnetfeld rotiert und MFM-Bilder für jeden gewählten Schritt aufgenommen. Während einer kompletten Rotation von 360◦ oder 2π wurden etwa 15-20 Aufnahmen gemacht und die Häufigkeit der Typ I Zustände ermittelt. Dabei wird im ersten Untersuchungsschritt über das gesamte Feld gemittelt, also nicht unterschieden, an welcher Stelle des Gitters die Zustände auftreten. Bei der Betrachtung der Ergebnisse dieser Rotationsmessungen (siehe Abbildung 13.2), findet man bei allen Gittertypen einen Anstieg von Typ I Zuständen zu Beginn der Rotation. Dies ist 122 Rotationsmessungen verständlich, da zunächst durch die Sättigung kein Typ I Zustand vorhanden sein sollte und nun durch die Rotation einige Dipole beginnen zu schalten und sich dementsprechen Typ I Zustände an den Knotenpunkten ausbilden können. Für das 0,8 µm Gitter mit geschlossenen Rändern steigt die Häufigkeit der Typ I Zustände bis zu einer Rotationsposition von 180◦ bzw. π an und fällt dann wieder ab. Bei dem Gitter mit kleinerem Inselabstand von 0,4 µm ist das Maximum der Typ I Zustände bei einer Position von 0.7π zu finden. Bei den Gittern mit offenen Rändern ist dagegen keine bevorzugte Rotationsposition für das Ausbilden von Typ I Zuständen zu beobachten. Stattdessen kann man zu Beginn der Rotation einen leichten Anstieg dieser Zustände auf einen Wert von etwa 30% beobachten, mit einer sinkenden Tendenz für den weiteren Verlauf der Rotation. Beim 0,8 µm Gitter mit offenen Rändern bleibt die Anzahl der Typ I Zustände bis zu einer Position von 1.5π konstant und erreicht dann ein kleines Maximum bei 1.7π. Zusammegefasst ergibt sich bei der Untersuchung der Häufigkeit von Typ I Zustände bei Rotation in einem konstanten magnetischen Feld ein bevorzugtes Auftreten von Typ I Zuständen in Gittern mit geschlossenen Rändern. 13.3. Lokales Auftreten von Typ I Zuständen im statischen Fall Um die Rotationsmessungen mit einem “statischen” Fall zu vergleichen, wurden an den Strukturen ebenfalls digitale Hysteresen aufgenommen (siehe dazu Kapitel 10). Durch die Wahl eines kleineren Schreibfeldes konnte hier die gesamte Struktur mit dem MFM abgebildet werden und nicht nur, wie in Kapitel 10, ein kleiner Ausschnitt. Abbildung 13.4 zeigt die relative Häufigkeit von Typ I Zuständen in Abhängigkeit vom magnetischen Feld, gemittelt über den gesamten Gitterbereich. Um nun das lokale Auftreten von Typ I Zuständen zu untersuchen, wurde das Gitter zusätzlich in insgesamt 5 Bereiche unterteilt, die A1, A2, B1, B2 und C genannt worden sind (siehe Abbilung 13.3). Dabei können die Bereiche A1 und A2, sowie B1 und B2 aus Symmetriegründen jeweils gleichberechtigt als A und B zusammengefasst werden. Für jeden Gittertyp umfassen die einzelnen Bereiche jeweils die gleiche Anzahl an Knotenpunkten, zwischen den verschiedenen Gittern kann sich die Knotenpunktanzahl je Bereich jedoch unterscheiden. Insgesamt liegt die Anzahl der untersuchten Knotenpunkte pro Bereich bei etwa 50-100. Die Hysterese wurde in [11]-Richtung aufgenommen. Betrachtet man die über das gesamte Gitter gemittelte Verteilung von Typ I Zuständen in Abbildung 13.4, so erkennt man, wie auch schon bei den Rotationsmessungen, eine klare Präferenz der Typ I Zustände in den Gittern mit geschlossenem Rand. Besonders ausgeprägt ist dieses Verhalten bei den Gittern mit 0,4 µm Inselabstand. Wenn man sich das Auftreten der Typ I Zustände in Abhängigkeit vom Gitterbereich anschaut, ergibt sich ein detailliertes Bild (siehe dazu Abbildung 13.5). Die Graphen zeigen die relative Häufigkeit des Typ I Zustandes abhängig vom externen Magnetfeld für die unterschiedlichen, in Abbildung 13.3 definierten Bereiche. Dabei wird zwischen den Gitterperiodizitäten 0,4 µm und 0,8 µm sowie zwischen den zwei Randgeometrien (offene und geschlossene Ränder) unterschieden. Das bevorzugte Auftreten von Typ I Zuständen in Gittern mit geschlossenen Rändern ist auch hier beobachtbar. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich, 123 13.3. Lokales Auftreten von Typ I Zuständen im statischen Fall Abb. 13.3. – Diese Abbildung zeigt schematisch, welche Bereiche der Gitter untersucht wurden. Die Bereiche A1 und A2 werden dabei im folgenden zu Bereich A zusammengefasst und die Bereiche B1 und B2 zu Bereich B. Die Anzahl der im jeweiligen Bereich liegenden Knotenpunkte ist identisch, sie unterscheidet sich lediglich bei den verschiedenen Gitterabständen. dass im Bereich C, also in der Mitte des Gitters, die Häufigkeit von Typ I Zuständen sehr viel niedriger ist, als in den Randbereichen A und B. Typ I Zustände treten also bevorzugt am Rand des Gitters auf und hier auch eher in Gittern mit geschlossenen Rändern als in solchen mit offenen. Vor allem im Randbereich B zeigt sich ein hoher Anteil an Typ I Zuständen. Das sind die Bereiche, die rechts bzw. links von dem mittleren Bereich liegen. Zusätzlich gibt es Unterschiede in den Koerzitivfeldern sowohl abhängig von der Gitterperiodizität als auch abhängig von der Randgeometrie. So haben die 0,4 µm Gitter mit offenem Rand eine Koerzitivität von etwa 100 Gauss. Bei geschlossenem Rand liegt das Koerzitivfeld bei etwa 200 Gauss. Für das 0,8 µm Gitter beträgt das Koerzitivfeld bei offenem Rand etwa 400 Gauss, bei geschlossenem 600 Gauss. Man erkennt also eine Tendenz zu höheren Koerzitivfeldern für die geschlossene Randgeometrie. Dies könnte darin begründet liegen, dass bei geschlossenen Rändern die Dipole an den Strukturrändern Paare Bilden, also stabilisiert werden und dementsprechen keine so große Angriffsfläche bilden. Sie können nicht so leicht ummagnetisiert werden. Bei den offenen Rändern haben die außen liegenden Dipole dagegen keinen Partner, können vom externen Feld also leicht geschaltet werden. Damit könnte auch der Grund für das bevorzugte Auftreten von Typ I Zuständen in Gittern mit geschlossener Randgeometrie gefunden sein: Typ I Zustände sind zunächst instabile und hochfrustrierte Zustände. Sie stabilisieren sich erst, wenn auch die Partnerknotenpunkte einen entsprechenden Zustand vorweisen. Bis dahin allerdings sind sie instabil und dementsprechend leicht zu zerstören. Wird der magnetische Zustand des Gitter nun durch einen geschlossenen Rand stabilisiert, so treten die Typ I Zustände auch leichter zu Tage und können sich im Gitter ausbreiten. 124 Rotationsmessungen (a) 0,4 µm, offener Rand (b) 0,4 µm, geschlossener Rand (c) 0,8 µm, offener Rand (d) 0,8 µm, geschlossener Rand Abb. 13.4. – Relative Häufigkeit des Typ I Zustandes über die gesamten Gitter gemittelt für verschiedene Inselabstände und Randgeometrien in [11] - Richtung in Abhängigkeit vom magnetischen Feld. 125 13.3. Lokales Auftreten von Typ I Zuständen im statischen Fall (a) 0,4 µm, offener Rand, Bereich A (b) 0,4 µm, offener Rand, Bereich B (c) 0,4 µm, offener Rand, Bereich C (d) 0,8 µm, offener Rand, Bereich A (e) 0,8 µm, offener Rand, Bereich B (f) 0,8 µm, offener Rand, Bereich C (g) 0,4 µm, geschlossener Rand, Be- (h) 0,4 µm, geschlossener Rand, Be- (i) 0,4 µm, geschlossener Rand, Bereich A reich B reich C (j) 0,8 µm, geschlossener Rand, Be- (k) 0,8 µm, geschlossener Rand, Be- (l) 0,8 µm, geschlossener Rand, Bereich A reich B reich C Abb. 13.5. – Relative Häufigkeit von Typ I Zuständen in verschiedenen Bereichen des Gitters, unterschieden in Gitterabstand und Randgeometrie in [11] - Richtung, abhängig vom magnetischen Feld. 126 Rotationsmessungen (a) 0,4 µm, offener Rand (b) 0,4 µm, geschlossener Rand (c) 0,8 µm, offener Rand (d) 0,8 µm, geschlossener Rand Abb. 13.6. – Relative Häufigkeit des Typ I Zustandes getrennt nach Bereichen für verschiedene Inselabstände und Randgeometrien in [11] - Richtung bei Rotation. 13.4. Lokales Auftreten von Typ I Zuständen im Rotationsfall Nach dem selben Schema wie im vorangegangenen Kapitel wurde nun auch für die Rotationsmessung die Häufigkeit der Typ I Zustände in verschiedenen Probenbereichen untersucht. Zu diesem Zweck wurden die MFM-Bilder nach der Aufnahme so gedreht, dass die Gitter immer identisch ausgerichtet erschienen. Auf diese Weise konnten die Bereiche, wie sie in Abbildung 13.3 bereits definiert wurden, eindeutig zugeordnet werden. Die Diagramme in Abbildung 13.6 zeigen die Resultate dieser Auswertung. Für Positionen von 0π, 0,33π, 0,66π, π, 1,33π, 1,66π und 2π befindet sich immer eines der Untergitter in seiner leichten Richtung bezüglich des angelegten Magnetfeldes. Für das 0,4 µm Gitter zeigen sich in den C-Bereichen kaum Unterschiede zwischen dem offenen und geschlossenen Rand. In beiden Fällen kann bei 0,5π und 1,5π ein leichter Anstieg von Typ I Zuständen festgestellt werden. Auch die B-Bereiche verhalten sich in beiden Randgeometrien ähnlich. Hier ist die Häufigkeit der Typ I Zustände bei den Positionen 0,7π und 1,7π deutlich erhöht und steigt auf teilweise über 40% im Fall des geschlossenen Randes. Der einzig bemerkenswerte Unterschied in den B-Bereichen liegt in der Ausprägung der gefundenen Maxima. So 127 13.4. Lokales Auftreten von Typ I Zuständen im Rotationsfall wird im ersten Maxima für das offene Gitter ein Wert von etwa 40% für die Häufigkeit der Typ I Zustände erreicht, im geschlossenen Gitter wird an dieser Stelle lediglich ein Wert von etwa 20% erreicht. Die Erhöhung an den beschriebenen Positionen lassen sich darauf zurückführen, dass hier jeweils eines der Strukturuntergitter in seine leichte Richtung, bezogen auf das angelegte Magnetfeld, gededreht wird. In den A-Bereichen zeigen sich deutlichere Unterschiede. So taucht im Fall des Gitters mit offenem Rand ein stark erhöhtes Auftreten von Typ I Zuständen zwischen den Positionen 0,4π und 1,0π auf. Danach nimmt die Häufigkeit dieses Zustandes langsam wieder ab. Für das Gitter mit geschlossenem Rand ist ebenfalls zwischen den Positionen 0,4π und 1,0π die Häufigkeit der Typ I Zustände erhöht, aber es findet sich noch ein zweites, zusätzliches Maximum bei 1,7π, bei dem die Häufigkeit der Typ I Zustände immerhin noch auf knapp 40% ansteigt. Hier wird wieder eines der Untergitter in seine leichte Richtung gedreht. Das Gitter mit 0,8 µm Inselabstand zeigt ein anderes Verhalten. Hier unterscheiden sich die CBereiche des offenen und geschlossenen Gitters z. B. stark voneinander. Während im offenem Gitter erst bei Rotationspositionen von 1,5π und 2,0π Typ I Zustände gehäuft auftreten (leichte Richtung der Untergitter), findet man diese im Gitter mit geschlossenem Rand bereits bei Positionen zwischen 0,5π und 1,5π. In beiden Fällen steigt die Häufigkeit auf bis zu 60%. Im offenen Gitter verhalten sich die A- und B-Bereiche ähnlich. Einem starken Ansteigen der Häufigkeit der Typ I Zustände bei 0,5π folgt ein langsamer Abfall bis zu einem Minimum bei etwa 1,8π. Für das geschlossene Gitter sieht das Auftreten von Typ I Zuständen in den A- und B-Bereichen ähnlich aus, wie im C-Bereich. Lediglich die Häufigkeiten unterscheiden sich. So werden im A-Bereich Häufigkeiten von bis zu 80% bei 1π erreicht, während im B-Bereich lediglich 40% erreicht werden. Die Häufigkeit von Typ I Zuständen im C-Bereich liegt mit knapp 60% genau dazwischen. Insgesamt unterscheidet sich demnach das Auftreten von Typ I Zuständen im 0,8 µm Gitter mit offenem Rand deutlich von dem mit geschlossenem Rand. Ein so deutlicher Unterschied konnte für das 0,4 µm Gitter nicht festgestellt werden. Auffällig ist aber, dass sich in beiden Gitterabständen das Auftreten der Typ I Zustände für geschlossene Ränder in den drei Bereichen ähnlich verhält. So zeigen in dem 0,4 µm Gitter alle drei Bereiche an ähnlichen Stellen zwei Maxima (bei etwa 0,7 und etwa 1,7π, also wieder an Stellen, an denen sich eines der Untergitter in seiner leichter Richtung befindet), mit unterschiedlicher Ausprägung. Im 0,8 µm Gitter bildet sich in allen drei Bereichen nur jeweils ein Maxima unterschiedlicher Ausprägung bei etwa 1π aus. Wie auch bei den statischen Hystereseaufnahmen treten im mittleren Probenbereich C bei Beginn der Rotation weniger Typ I Zustände auf als in den Randbereichen. Für das 0,4 µm Gitter bleibt dieses Verhalten über die Dauer der gesamten Rotation erhalten. Lediglich für das 0,8 µm Gitter mit geschlossenen Rändern gilt dies nicht. Eine weitere Regelmäßigkeit zeigen die A- und B-Bereiche im 0,4 µm Gitter. Bis zu einer Probenposition von etwa 1,5π finden sich in den BBereichen deutlich mehr Typ I Zustände als im A-Bereich. Dies kehrt sich dann aber um und ab 1,5π bis zur vollendeten Rotation von 2π finden sich im A-Bereich mehr Typ I Zustände als im B-Bereich. Dass diese Bereiche ineinander übergehen würden, war zu erwarten, da im Laufe der Rotation ein Bereich den anderen in seiner geometrischen Ausrichtung im Bezug zum Magnetfeld 128 Rotationsmessungen ersetzt. Das Ausbilden der durch die Rotation verursachten Konfigurationen setzt erst mit der Rotation der Probe ein. Wäre die Struktur um einige Vielfache von π gedreht worden, müsste man eine periodische Wiederholung dieser abwechselnd auftretenden Maxima feststellen können und auch ein Abwechseln der A- und B-Bereiche als Bereiche mit maximaler Typ I Häufigkeit. Dass die B-Bereiche für das Ausbilden von Typ I Zuständen, unabhängig von der Randgeometrie, offensichtlich präferiert sind, deckt sich mit den Ergebnissen aus den statischen Untersuchungen. Für dieses Verhalten bildet allerdings das 0,8 µm Gitter mit geschlossenen Rändern eine Ausnahme. Hier ändert sich während der gesamten Rotation so gut wie nichts an der Häufigkeitsverteilung. Hier treten im Bereich A am häufigsten Typ I Zustände auf, gefolgt vom mittleren Bereich C. Bereich B bildet das Schlusslicht. 13.5. Zusammenfassung der Rotations- und randabhängigen Messungen Es wurden Honigwabengitter mit verschiedenen Gitterperiodizitäten und Randgeometrien in einem statischen Magnetfeld rotiert. Es wurde sowohl über das gesamte Gitter gemittelt als auch nach Gitterbereichen sortiert die Häufigkeit der Typ I Zustände im Verlaufe der Rotation ermittelt. Diese Messungen wurden mit denen der gleichen Gitter im statischen Fall bei Veränderung des magnetischen Feldes verglichen. Mittelt man im Verlauf einer Rotation über den ganzen Gitterbereich, so erhält man das Ergebnis, dass das Auftreten von Typ I Zuständen in Gittern mit geschlossenen Rändern gegenüber denen mit offenen Rändern bevorzugt ist, unabhängig von der Gitterperiodizität. Dies wurde ebenfalls durch die Untersuchungen im statischen Fall beobachtet. Der Grund dafür kann in den sich gegenseitig stabilisierenden Dipolpaaren am Rand der Gitter mit geschlossener Randgeometrie liegen, die im Falle der offenen Randgeometrie nicht vorhanden sind. Dies spiegelt sich auch in einer erhöhten Koerzitivität für geschlossene Gitter wieder. Schaut man sich die Ergebnisse nach Gitterbereichen getrennt an, so zeigt sich ein vermehrtes Auftreten von Typ I Zuständen in den Bereichen, die links und rechts von der Gittermitte liegen. Durch die Rotation konnte nachgewiesen werden, dass das Verhalten von Bereich A in das von Bereich B übergeht und umgekehrt, was diese Vermutung stützt. Im statischen Fall wurde dieses Verhalten ebenfalls beobachtet, mit dem Unterschied, dass hier das Umschalten der Dipole durch ein aktives Ändern des Magnetfeldwertes verursacht wurde und nicht durch eine Neuausrichtung der Dipole durch Rotation. Verglichen mit der Eingangs erwähnten Arbeit von Budrikis et al. [117], ergibt sich ein ähnlicher Zusammenhang zwischen geschlossenen und offenen Rändern. So ist auch in diesem Fall bei geschlossenen Rändern ein höheres Feld zum Umschalten der Dipole notwendig. Ebenfalls vergleichbar ist die Präferenz für Bildung der Konfigurationstypen, die die Spin Ice Regel verletzen, am Rand der Gitter. Natürlich lässt sich die zitierte Arbeit nicht 1:1 auf die vorliegende Arbeit übertragen, da unterschiedliche Geometrien verwendet wurden und die theoretische Arbeit in einigen Details von der experimentellen Durchführung hier abweicht, tendenziell scheinen sie sich 129 13.5. Zusammenfassung der Rotations- und randabhängigen Messungen aber zu ergänzen. 130 14. Zusammenfassung und Ausblick In dieser Arbeit wurden zahlreiche Untersuchungen an lithographisch hergestellten Honigwabengitterstrukturen aus polykristallinem Eisen vorgestellt. Neben dem Ummagnetisierungsverhalten einzelner Dipole und Dipolanordnungen wurden ebenfalls Gitteranordnungen mit unterschiedlichen Inselabständen hinsichtlich ihres Schaltverhaltens untersucht. Es wurde der Einfluss von Gitterdefekten analysiert sowie das Verhalten der Gitter bei Rotation und der Einfluss der Randgeometrie besprochen. Zunächst konnte durch ein selbst erstelltes Phasendiagramm gezeigt werden, dass bei einer Strukturgröße von l=3 µm und w=0,3 µm bzw. l=1 µm und w=0,1 µm und einem Aspektverhältnis von m=10 die einzelnen Inseln eindomäniges Verhalten zeigen. Mit diesen Ergebnissen konnten dann die zu untersuchenden Gitter mittels Elektronenstrahllithographie hergestellt werden, mit Inselabständen von 0,4 µm, 0,8 µm und 1,7 µm. Im ersten Schritt wurden einzelne Dipole bzw. Anordnungen von Doppel- und Tripeldipolstrukturen parallel zum magnetischen Feld ausgerichtet und ihr Umschaltfeld bestimmt. Hier wurde der erste Hinweis darauf gefunden, dass bei einem Inselabstand von 1,7 µm nur eine sehr geringe Wechselwirkung zwischen den Dipolen besteht, sowie eine leicht stabilisierende Wirkung der Dipole aufeinander bei kleinen Inselabständen. Die Untersuchungen am ausgedehnten Gitter konnten diese Vermutung bestätigen, da hier bei dem 1,7 µm Gitter die Häufigkeiten von Typ I und Typ II Zuständen denen des unkorrelierten Systems entsprechen. Für die [11]-Richtung wurde während des Ummagnetisierungsprozesses ein hochgeordneter Zustand von Typ I Zuständen festgestellt, der in die [10]-Richtung nicht beobachtbar war. Der hochgeordnete Zustand ist durch die unterschiedlichen Koerzitivfelder der einzelnen Untergitter bestimmt, bedingt durch deren Ausrichtung in Bezug zum angelegten Magnetfeld. Dieser eigentlich in sich hochfrustrierte Zustand bildet sich deshalb aus, weil er durch das Vorhandensein im gesamten Gitter einen übergeordneten nicht frustrierten Zustand ausbildet. Benachbarte Knotenpunkte bilden Quasi-Dipole, deren Streufeld über das gesamte Gitter eben in nicht frustrierter Anordnung realisiert werden kann. So stabilisieren sich die Typ I Zustände gegenseitig. Diese Vermutung wird bestärkt durch die Stabilität, die der geordnete Zustand aufweist. Bis zu einem Gegenfeld von 200 Gauss bleibt er erhalten, außer bei dem höchsten Gitterabstand von 1,7 µm, wo er bereits bei einem Gegenfeld von 80 Gauss verloren geht. Die Stabilisierung ist im 1,7 µm Gitter offensichtlich nicht mehr der so stark, da hier die Wechselwirkung zwischen den Dipolen deutlich schwächer ist, als in den beiden anderen Gittern mit engeren Inselabständen. Bestätigt wurde diese Vermutung durch die Betrachtung von Typ I Domänen. Das bevorzugte Auftreten des eigentlich hochfrustierten Zustandes in direkter Nachbarschaft wurde sowohl in den Gittern mit 0,4 µm Inselabstand als auch noch im Gitter mit 1,7 µm Inselabstand beobachtet. Bei letzterem konnten die Domänen allerdings bei weitem nicht mehr die Größe erreichen, wie im Gitter mit kleinem oder mittlerem Gitterabstand. Dies zeigt erneut die geringere Wechselwirkung zwischen den einzelnen Dipolen im 1,7 µm Gitter und gibt ebenfalls einen Hinweis auf die stabilisierende Wirkung, die sich in dieser Knotenpunktkonfiguration ausbildet. Defekte in Form von einzelnen fehlenden Dipolen haben kaum Auswirkung auf die Gesamtkonfiguration im Gitter und verfälschen demnach die Ergebnisse der bisherigen Auswertung kaum. Es konnte gezeigt werden, dass lediglich die direkten Nachbarknotenpunkte von solch einem Gitterdefekt beeinflusst werden. Schon die übernächsten Nachbarn im defekten Gitter zeigen keinen Unterschied zu ihrem intakten Pendant. Auch dies spricht insgesamt für eine eher schwache Wechselwirkung zwischen den einzelnen Dipolen. Beim Betrachten unterschiedlicher Randgeometrien konnte ein bevorzugtes Auftreten von Typ I Zuständen in Gittern mit geschlossenen Rändern beobachtet werden. Dies liegt in den sich gegenseitig stabilisierenden Dipolen am Rand der geschlossenen Gitter begründet. Das Feld schaltet erst später, so dass sich die Typ I Zustände leichter halten können, bis sie sich gegenseitig stabilisieren. Dies wurde sowohl durch die Rotationsmessungen als auch durch Hystereseaufnahmen ohne Rotation bestätigt. Unterscheidet man bei der Auswertung das Auftreten von Typ I Zuständen nach Gitterbereich, so macht sich sowohl im statischen als auch im Rotationsfall ein Häufigkeitsanstieg dieses Konfigurationstyps in Bereichen links und rechts von der Gittermitte bemerkbar. So scheinen die Typ I Zustände vorzugsweise an den Rändern der Gitter zu nukleieren, während sie im Zentrum des Gitters kaum auftreten. Insgesamt konnte eine detaillierte Analyse des Honigwabengitters hinsichtlich seines Schaltverhaltens und seiner Knotenpunktkonfigurationen erstellt werden. Diese kann dabei helfen, das Verhalten dieses Gitters in einem externen Feld und bei Rotation zu verstehen und weitergehende Analysen vor allem im Hinblick auf die Bewegung von Typ I Zuständen durch das Gitter zu erstellen. Vor allem die Stabilität der Typ I Zustände hat hier einen hohen Stellenwert, da dieser Zustand ursprünglich nicht in dieser Häufigkeit erwartet worden ist. Weiterführend könnte z.B. das Entmagnetisierungsprotokoll, welches hier entwickelt wurde, durch einen temperaturbedingten Phasenübergang ersetzt werden. Mit einer Legierung wie FeCr lässt sich beispielsweise die Curie-Temperatur des Materials einstellen, so dass man die Gitterstruktur bei Raumtemperatur in paramagnetischer Phase vorliegen hat. Durch Herunterkühlen könnte die Struktur in den ferromagnetischen Bereich gebracht und analog untersucht werden. Desweiteren könnten durch Ändern der Randbedingungen weitere geometrische Einflüsse auf die Typ I Konfiguration analysiert werden. So bietet sich statt der quadratische Schreibfeldform eine rechteckige an, die man abhängig davon ob die Längs- oder Querseite parallel zum Magnetfeld ausgerichtet ist, auswerten kann. Auch hier sind selbstverständlich Rotationsmessungen denkbar. Weiterhin könnte man die Strukturen um mehrere Vielfache von π im Feld rotieren lassen und so das periodische Auftreten und Verschwinden von Typ I Zuständen nachweisen. Neben diesen experimentellen Möglichkeiten, sich noch weiter mit dem Honigwabengitter zu beschäftigen, ist es auch denkbar, die Analyse vom Auftreten der verschiedenen Konfigurationstypen hin zu ihrer Bewegung durch das Gitter zu verschieben. Wie man sieht, gibt es noch zahlreiche weitere Aspekte, die es zu erforschen und analysieren gilt, um ein komplettes Verständnis des magnetischen Verhaltens des Honigwabengitters und damit eines hochinteressanten Spin Ice Systems zu erreichen. Literaturverzeichnis [1] L. Pauling. The Structure and Entropy of Ice and of Other Crystals with Some Randomness of Atomic Arrangement. J. Am. Chem. Soc., 57(12), 1935. [2] S. T. Bramwell and M. J. P. Gingras. Spin ice state in frustrated magnetic pyrochlore materials. Science, 294(1495), 2001. [3] J. D. Bernal and R. H. Fowler. A theory of water and ionic solution with particular reference to hydrogen and hydroxyl ions. Journal of chemical physics, 1(8), 1933. [4] A. P. Ramirez, A. Hayashi, R. J. Cava, R. Siddharthan, and B. S. Shastry. Zero-point entropy in spin ice. Nature, 399:333–335, 1999. [5] R. Siddarthan, B.S. Shastry, A.P. Ramirez, A. Hayashi, R.J.Cava, and S. Rosenkranz. 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Spezifikationen des Solver HV - MFM Mikroskopie-Messmodi Scanning Tunnel Microscopy (STM), Atmoic Force Microscopy (AFM) (Contact-, Semicontact- und Noncontact-Mode), Lateral Force Microscopy (LFM), Phase imaging mode, Force modulation mode, Adhesion Force Imaging, dc- und ac-Magnetic Force Microscopy (MFM), dc- und ac-Electrostatic Force Microsopy (EFM), Scanning Capacitance Microscopy (SRI), Atomic Force Acoustic Microscopy (AFAM) Spektroskopie-Messmodi AFM (force-volume imaging, amplitude-distance, phase-distance curves), STM (I(z), I(V)), Local Barrier Height (LBH), Local Density of States (LDOS), AFAM Contact Resonance Spectroscopy Lithographie-Messmodi AFM(Force (scratching and dynamic plowing) und Current (dc+ac)), STM Nano-Manipulation Contact Force Parameter Wert Probendimension bis zu 10 x 10 mm Probenpositionierung: Bewegungsspanne 4 x 4 mm Genauigkeit 5 µm Scanning range 100 x 100 x 10 µm (±10%) Scanning Methode scan by probe Minimale Schrittweite 0.0015 nm Vakuum System: Restdruck 5 x 10−8 mbar Evakuierungsdauer 30 min bis 10−5 mbar Thermosystem: Temperaturbereich 110 - 420 K Genauigkeit ±0.1 K Elektromagnet: Feld bis 1000 Oe Abstand zwischen Polschuhen 18 mm Feldrichtung inplane (in Probenebene) B. Parameter zur Strukturherstellung Abb. B.1. – Ätzparameter Abb. B.2. – Lithographieparameter für die 0,1 x 1 µm Strukturen. Abb. B.3. – Lithographieparameter für die 0,3 x 3 µm Strukturen. C. EDX-Untersuchungen Zur Ätzkontrolle wurde jede Probe zwei Mal mittels EDX untersucht. Als Beispiel dienen folgende zwei Untersuchungsergebnisse: Die ersten beiden Bilder zeigen einen Probenausschnitt mit Markierung der abgeätzten Fläche, welche untersucht worden ist sowie das erhaltene Spektrum. Das Element Eisen wurde nicht gefunden, was für einen erfolgreichen Ätzvorgang spricht. Die letzten zwei Bilder zeigen die Referenzmessung direkt auf der Struktur, bei der das Element Eisen gefunden worden ist. Das Auftauchen von Kohlenstoff erklärt sich durch den auf der Struktur befindlichen Lack, welcher aus einer Kohlenstoffverbindung besteht. D. Mathematica-Code zur Auswertung der Knotenpunktkonfigurationen Auf den folgenden Seiten wird ein Beispiel-Code zur Auszählung und Zuordnung der verschiedenen Knotenpunktkonfigurationen dargestellt. Der ursprüngliche Code wurde von B. Sothmann geschrieben, danach aber auf die gegebenen Strukturgeometrien angepasst und erweitert. Zunächst wird in Abbildung D.1 erläutert, wie die Bezeichnungen im Code in Bezug auf die reale Probengeometrie zu verstehen ist. Die Einteilung in Untergitter wird erklärt, sowie die Ablesereihenfolge der einzelnen Ladungszuordnungen. In Abbildung D.2 wird dann gezeigt, welchem Typ (nummeriert von 1 für bis 8)1 welche Knotenpunktkonfiguration entspricht, so dass die durch den Code ermittelte Anzahl von Knotenpunkten je Typ nach Ausgabe in eine Textdatei entsprechend ihrer Wertigkeit zusammengefasst werden können. Im Anschluss an diese graphischen Übersichten erfolgt dann das kommentierte Beispielprogramm. 1 Im Code finden sich außerdem die Typen -1 und 0. Typ -1 bezeichnet dabei einfach die Anzahl an nicht definierbaren Knotenpunkten, Typ 0 ist nicht weiter definiert und kann ignoriert werden. (a) (b) Abb. D.1. – Zuordnung der in Mathematica verwendeten Bezeichnungen. Bezeichnungen der Untergitter und Ablesereihenfolge der Knotenpunktkonfiguration (a) Typenzuordnung in [11]-Richtung (b) Typenzuordnung in [10]-Richtung Abb. D.2. – Zuordnung der in Mathematica verwendeten Bezeichnungen zur Auswertung der Knotenpunktkonfigurationen Automatisches Zählen von Dipolen Einlesen der Bilder und Auszählen der Dipole auf den 4 Untergittern Nötige Eingaben: Zahl der Knotenpunkte in x- und y-Richtung Koordinaten der Knotenpunkte oben links, unten links und unten rechts, alle auf dem gleichen Untergitter! (Erhält man durch manuelles Auslesen der Pixel mit geeigneter Bildbearbeitungssoftware.) Positionen der drei "Ladungen" im ersten Knotenpunkt oben links auf Untergitter 1 Positionen der drei "Ladungen" im ersten Knotenpunkt oben links auf Untergitter 2 Positionen der drei "Ladungen" im ersten Knotenpunkt oben links auf Untergitter 3 Positionen der drei "Ladungen" im ersten Knotenpunkt oben links auf Untergitter 4 (siehe Abbildung D.1 für Zuordnung) Einlesen der Bilddatei, Koordinaten der Vertices, Konsistenzcheck In[230]:= Clear@"Global`*"D In[231]:= dataJPG = Import@ "D:\\Uni\\Proben\\2010\\101014\\AFM_MFM\\08er_geschlossen _leicht _Hys\\01_Neukurve _0 Oe.jpg"D; In[232]:= data = dataJPG; Anzahl der Kontenpunkte in horizontaler Richtung (Nx) Anzahl der Kontenpunkte in vertikaler Richtung (Ny) In[233]:= Nx = 8; Ny = 13; Koordinaten der Vertices links oben, links unten und rechts unten im Bild (auf das richtige Untergitter achten!) Daraus berechnet werden: Dxx=Abstand in x-Richtung von zwei Vertices in der selben Zeile Dxy=Abstand in y-Richtung von zwei Vertices in der selben Zeile Dyy=Abstand in y-Richtung von zwei Vertices in der selben Spalte Dyx=Abstand in x-Richtung von zwei Vertices in der selben Spalte In[235]:= xobenlinks = 233; yobenlinks = 122; xuntenlinks = 237; yuntenlinks = 596; xuntenrechts = 683; yuntenrechts = 601; Dxx = - Hxuntenlinks - xuntenrechts L HNx - 1L N Dxy = - Hyuntenlinks - yuntenrechts L HNx - 1L N Dyx = - Hxobenlinks - xuntenlinksL HNy - 1L N Dyy = - Hyobenlinks - yuntenlinksL HNy - 1L N Out[241]= 63.7143 Out[242]= 0.714286 Out[243]= 0.333333 Out[244]= 39.5 Positionen der ersten drei "Ladungen", Reihenfolge siehe Abb. D.1 2 Auswertung08leicht01.nb Positionen der ersten drei "Ladungen", Reihenfolge siehe Abb. D.1 In[245]:= vx1 = 229; vy1 = 117; vx2 = 239; vy2 = 122; vx3 = 229; vy3 = 128; optischer Check, ob die Punkte wirklich getroffen werden In[248]:= data = dataJPG; For@i = 0, i £ Nx - 1, i ++, For@j = 0, j £ Ny - 1, j ++, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy1 Round, Dxx i + Dyx j + vx1 RoundDD = 80, 0, 255<; data@@1, Dyy j + Dxy i + vy2 Round, Dxx i + Dyx j + vx2 RoundDD = 80, 0, 255<; data@@1, Dyy j + Dxy i + vy3 Round, Dxx i + Dyx j + vx3 RoundDD = 80, 0, 255<; D D data Out[250]= Auszählen der Dipole Konvertierung zu Grauskala In[251]:= data = ColorConvert @dataJPG, "Grayscale"D; Iteration durch das Gitter: Bestimme für jede "Ladung" die maximale und minimale Graustufe in dem 3x3 Kästchen mit "Ladung" als Mittelpunkt In[252]:= Auswertung08leicht01.nb In[252]:= For@i = 0, i £ Nx - 1, i ++, For@j = 0, j £ Ny - 1, j ++, dummyMin = Min@data@@1, Dyy j + Dxy i + vy1 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx1 - 1 data@@1, Dyy j + Dxy i + vy1 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy1 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx1 + 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy1 Round, Dxx i + Dyx j + vx1 - 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy1 Round, Dxx i + Dyx j + vx1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy1 Round, Dxx i + Dyx j + vx1 + 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy1 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx1 - 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy1 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy1 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx1 + 1 RoundDDD; dummyMax = Max@data@@1, Dyy j + Dxy i + vy1 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx1 - 1 data@@1, Dyy j + Dxy i + vy1 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy1 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx1 + 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy1 Round, Dxx i + Dyx j + vx1 - 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy1 Round, Dxx i + Dyx j + vx1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy1 Round, Dxx i + Dyx j + vx1 + 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy1 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx1 - 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy1 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy1 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx1 + 1 RoundDDD; vertex1@i, jD = 8dummyMin, dummyMax<; dummyMin = Min@data@@1, Dyy j + Dxy i + vy2 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx2 - 1 data@@1, Dyy j + Dxy i + vy2 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx2 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy2 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx2 + 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy2 Round, Dxx i + Dyx j + vx2 - 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy2 Round, Dxx i + Dyx j + vx2 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy2 Round, Dxx i + Dyx j + vx2 + 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy2 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx2 - 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy2 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx2 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy2 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx2 + 1 RoundDDD; dummyMax = Max@data@@1, Dyy j + Dxy i + vy2 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx2 - 1 data@@1, Dyy j + Dxy i + vy2 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx2 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy2 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx2 + 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy2 Round, Dxx i + Dyx j + vx2 - 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy2 Round, Dxx i + Dyx j + vx2 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy2 Round, Dxx i + Dyx j + vx2 + 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy2 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx2 - 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy2 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx2 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy2 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx2 + 1 RoundDDD; vertex2@i, jD = 8dummyMin, dummyMax<; dummyMin = Min@data@@1, Dyy j + Dxy i + vy3 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx3 - 1 data@@1, Dyy j + Dxy i + vy3 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx3 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy3 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx3 + 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy3 Round, Dxx i + Dyx j + vx3 - 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy3 Round, Dxx i + Dyx j + vx3 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy3 Round, Dxx i + Dyx j + vx3 + 1 RoundDD, , RoundDD, RoundDD, RoundDD, RoundDD, RoundDD, 3 4 Auswertung08leicht01.nb D In[253]:= D data@@1, Dyy j + Dxy i + vy3 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx3 - 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy3 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx3 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy3 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx3 + 1 RoundDDD; dummyMax = Max@data@@1, Dyy j + Dxy i + vy3 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx3 - 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy3 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx3 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy3 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx3 + 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy3 Round, Dxx i + Dyx j + vx3 - 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy3 Round, Dxx i + Dyx j + vx3 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy3 Round, Dxx i + Dyx j + vx3 + 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy3 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx3 - 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy3 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx3 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy3 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx3 + 1 RoundDDD; vertex3@i, jD = 8dummyMin, dummyMax<; Table@8vertex1@i, jD, vertex2@i, jD, vertex3@i, jD<, 8i, 0, Nx - 1<, 8j, 0, Ny - 1<D N Auswertung08leicht01.nb Out[253]= 8888223., 253.<, 895., 133.<, 8133., 162.<<, 880., 6.<, 8166., 216.<, 8143., 190.<<, 880., 2.<, 8198., 219.<, 817., 28.<<, 88238., 254.<, 81., 6.<, 8117., 143.<<, 880., 9.<, 87., 25.<, 8143., 178.<<, 88102., 156.<, 8195., 230.<, 8137., 172.<<, 880., 11.<, 85., 15.<, 869., 71.<<, 8863., 92.<, 889., 181.<, 86., 32.<<, 882., 29.<, 8159., 225.<, 8169., 211.<<, 880., 18.<, 8140., 236.<, 811., 35.<<, 88178., 254.<, 8127., 224.<, 882., 156.<<, 884., 42.<, 8140., 224.<, 815., 35.<<, 88169., 241.<, 8137., 240.<, 811., 32.<<<, 8882., 14.<, 8140., 213.<, 811., 29.<<, 881., 3.<, 8156., 233.<, 8127., 176.<<, 884., 9.<, 8201., 234.<, 8156., 213.<<, 884., 10.<, 8188., 238.<, 8172., 212.<<, 88188., 214.<, 8204., 237.<, 83., 19.<<, 8866., 89.<, 8210., 243.<, 8138., 188.<<, 881., 5.<, 8201., 248.<, 8185., 215.<<, 88209., 243.<, 8181., 243.<, 8130., 185.<<, 88207., 238.<, 8205., 241.<, 8111., 181.<<, 885., 27.<, 8181., 227.<, 812., 35.<<, 88198., 237.<, 8150., 207.<, 82., 22.<<, 8858., 67.<, 8156., 224.<, 898., 188.<<, 882., 31.<, 8159., 232.<, 8162., 203.<<<, 8889., 18.<, 8188., 221.<, 8162., 211.<<, 88229., 247.<, 8162., 232.<, 8156., 195.<<, 880., 6.<, 8178., 241.<, 88., 21.<<, 880., 5.<, 8198., 242.<, 8159., 211.<<, 883., 10.<, 8176., 228.<, 8169., 217.<<, 8850., 95.<, 81., 7.<, 8150., 206.<<, 88208., 251.<, 8198., 225.<, 8114., 193.<<, 88211., 234.<, 8181., 221.<, 8133., 176.<<, 88165., 233.<, 8156., 212.<, 810., 36.<<, 880., 16.<, 8205., 246.<, 8133., 206.<<, 88199., 247.<, 8159., 227.<, 8117., 191.<<, 880., 21.<, 8172., 225.<, 8147., 223.<<, 881., 29.<, 8151., 235.<, 8130., 210.<<<, 888201., 221.<, 8178., 215.<, 8147., 210.<<, 8811., 24.<, 8191., 248.<, 8140., 216.<<, 884., 16.<, 8176., 229.<, 8158., 227.<<, 881., 8.<, 8178., 228.<, 8133., 215.<<, 883., 15.<, 8204., 225.<, 8148., 214.<<, 882., 8.<, 8185., 248.<, 8169., 215.<<, 887., 18.<, 8206., 244.<, 8178., 221.<<, 8868., 79.<, 8195., 225.<, 84., 27.<<, 881., 8.<, 81., 10.<, 8172., 224.<<, 881., 18.<, 8216., 243.<, 8143., 211.<<, 883., 29.<, 8194., 235.<, 8141., 212.<<, 8866., 85.<, 8191., 231.<, 8152., 207.<<, 88156., 232.<, 8175., 220.<, 83., 28.<<<, 88810., 22.<, 8168., 239.<, 8130., 209.<<, 884., 15.<, 8210., 241.<, 8172., 222.<<, 886., 21.<, 8156., 237.<, 8166., 207.<<, 88206., 221.<, 8185., 218.<, 8150., 195.<<, 88208., 240.<, 80., 5.<, 8124., 191.<<, 881., 10.<, 8181., 247.<, 8181., 209.<<, 882., 18.<, 8195., 244.<, 8176., 212.<<, 8862., 84.<, 8201., 239.<, 8166., 211.<<, 8866., 73.<, 8204., 254.<, 83., 18.<<, 881., 21.<, 81., 15.<, 8147., 222.<<, 885., 22.<, 8178., 227.<, 8130., 214.<<, 881., 25.<, 8176., 242.<, 8176., 220.<<, 884., 16.<, 8214., 251.<, 8191., 241.<<<, 88810., 32.<, 8156., 223.<, 8114., 202.<<, 88169., 207.<, 8172., 231.<, 88., 24.<<, 881., 11.<, 8181., 223.<, 88., 37.<<, 883., 7.<, 8166., 231.<, 8147., 212.<<, 883., 12.<, 8181., 245.<, 8133., 217.<<, 88213., 227.<, 8191., 222.<, 8133., 204.<<, 883., 9.<, 8181., 225.<, 8139., 215.<<, 8863., 73.<, 8214., 247.<, 8166., 210.<<, 882., 16.<, 8195., 225.<, 8166., 223.<<, 8859., 70.<, 8191., 233.<, 8178., 214.<<, 88188., 231.<, 8203., 235.<, 8133., 181.<<, 8810., 30.<, 8176., 225.<, 8124., 209.<<, 88191., 228.<, 80., 4.<, 81., 18.<<<, 88810., 28.<, 8198., 222.<, 8127., 209.<<, 8810., 26.<, 8166., 222.<, 8137., 213.<<, 88186., 226.<, 81., 10.<, 8136., 197.<<, 886., 18.<, 8198., 226.<, 8133., 213.<<, 887., 14.<, 8169., 230.<, 8147., 212.<<, 884., 13.<, 8204., 234.<, 86., 32.<<, 88176., 213.<, 80., 5.<, 8121., 192.<<, 884., 16.<, 8188., 215.<, 8147., 218.<<, 889., 16.<, 8217., 244.<, 8147., 207.<<, 88197., 228.<, 8208., 239.<, 8117., 198.<<, 885., 26.<, 8201., 228.<, 8140., 209.<<, 8810., 20.<, 8212., 242.<, 8150., 207.<<, 887., 39.<, 85., 28.<, 8117., 213.<<<, 88813., 26.<, 8185., 214.<, 8140., 201.<<, 8812., 28.<, 8191., 238.<, 8130., 207.<<, 887., 19.<, 8176., 216.<, 8156., 212.<<, 889., 32.<, 8210., 228.<, 8143., 212.<<, 889., 27.<, 8195., 214.<, 8140., 221.<<, 881., 14.<, 8178., 224.<, 812., 36.<<, 8811., 22.<, 8213., 228.<, 8143., 210.<<, 883., 17.<, 84., 17.<, 8130., 200.<<, 881., 10.<, 81., 9.<, 810., 42.<<, 884., 23.<, 8206., 228.<, 8137., 225.<<, 888., 29.<, 8181., 239.<, 8107., 216.<<, 885., 20.<, 8185., 227.<, 8127., 203.<<, 887., 27.<, 8198., 244.<, 8114., 206.<<<< Bestimmung, ab wann ein Pixel als schwarz oder weiß erkannt werden soll 5 6 Auswertung08leicht01.nb In[254]:= In[258]:= Out[258]= ThresholdBlack = 48;H*Threshold below which a pixel is considered black*L ThresholdWhite = 72;H*Threshold above which a pixel is considered white*L ThresholdBorder = 255; f@8a_, b_, c_<D := 8Which@a@@1DD < ThresholdBlack && a@@2DD < ThresholdWhite , 1, a@@1DD > ThresholdBlack && a@@2DD > ThresholdWhite && a@@2DD < ThresholdBorder , - 1, True, 0D, Which@b@@1DD < ThresholdBlack && b@@2DD < ThresholdWhite , 1, b@@1DD > ThresholdBlack && b@@2DD > ThresholdWhite && b@@2DD < ThresholdBorder , - 1, True, 0D, Which@c@@1DD < ThresholdBlack && c@@2DD < ThresholdWhite , 1, c@@1DD > ThresholdBlack && c@@2DD > ThresholdWhite && c@@2DD < ThresholdBorder , - 1, True, 0D<; Table@f 8vertex1@i, jD, vertex2@i, jD, vertex3@i, jD<, 8i, 0, Nx - 1<, 8j, 0, Ny - 1<D 888- 1, - 1, - 1<, 81, - 1, - 1<, 81, - 1, 1<, 8- 1, 1, - 1<, 81, 1, - 1<, 8- 1, - 1, - 1<, 81, 1, 0<, 8- 1, - 1, 1<, 81, - 1, - 1<, 81, - 1, 1<, 8- 1, - 1, - 1<, 81, - 1, 1<, 8- 1, - 1, 1<<, 881, - 1, 1<, 81, - 1, - 1<, 81, - 1, - 1<, 81, - 1, - 1<, 8- 1, - 1, 1<, 8- 1, - 1, - 1<, 81, - 1, - 1<, 8- 1, - 1, - 1<, 8- 1, - 1, - 1<, 81, - 1, 1<, 8- 1, - 1, 1<, 80, - 1, - 1<, 81, - 1, - 1<<, 881, - 1, - 1<, 8- 1, - 1, - 1<, 81, - 1, 1<, 81, - 1, - 1<, 81, - 1, - 1<, 8- 1, 1, - 1<, 8- 1, - 1, - 1<, 8- 1, - 1, - 1<, 8- 1, - 1, 1<, 81, - 1, - 1<, 8- 1, - 1, - 1<, 81, - 1, - 1<, 81, - 1, - 1<<, 88- 1, - 1, - 1<, 81, - 1, - 1<, 81, - 1, - 1<, 81, - 1, - 1<, 81, - 1, - 1<, 81, - 1, - 1<, 81, - 1, - 1<, 8- 1, - 1, 1<, 81, 1, - 1<, 81, - 1, - 1<, 81, - 1, - 1<, 8- 1, - 1, - 1<, 8- 1, - 1, 1<<, 881, - 1, - 1<, 81, - 1, - 1<, 81, - 1, - 1<, 8- 1, - 1, - 1<, 8- 1, 1, - 1<, 81, - 1, - 1<, 81, - 1, - 1<, 8- 1, - 1, - 1<, 8- 1, - 1, 1<, 81, 1, - 1<, 81, - 1, - 1<, 81, - 1, - 1<, 81, - 1, - 1<<, 881, - 1, - 1<, 8- 1, - 1, 1<, 81, - 1, 1<, 81, - 1, - 1<, 81, - 1, - 1<, 8- 1, - 1, - 1<, 81, - 1, - 1<, 8- 1, - 1, - 1<, 81, - 1, - 1<, 80, - 1, - 1<, 8- 1, - 1, - 1<, 81, - 1, - 1<, 8- 1, 1, 1<<, 881, - 1, - 1<, 81, - 1, - 1<, 8- 1, 1, - 1<, 81, - 1, - 1<, 81, - 1, - 1<, 81, - 1, 1<, 8- 1, 1, - 1<, 81, - 1, - 1<, 81, - 1, - 1<, 8- 1, - 1, - 1<, 81, - 1, - 1<, 81, - 1, - 1<, 81, 1, - 1<<, 881, - 1, - 1<, 81, - 1, - 1<, 81, - 1, - 1<, 81, - 1, - 1<, 81, - 1, - 1<, 81, - 1, 1<, 81, - 1, - 1<, 81, 1, - 1<, 81, 1, 1<, 81, - 1, - 1<, 81, - 1, - 1<, 81, - 1, - 1<, 81, - 1, - 1<<< Funktion, die die erkannten Farben in Knotenpunkttypen umwandelt Type 1={b,b,b} für Untergitter 1, 2, 3 und 4 Type 2={w,w,w} für Untergitter 1, 2, 3 und 4 Type 3={b,b,w} für Untergitter 1, 2, 3, und 4 Type 4={b,w,b} für Untergitter 1 und 3 bzw. {wbb} für Untergitter 2 und 4 Type 5={w,b,b} für Untergitter 1 und 3 bzw. {bwb} für Untergitter 2 und 4 Type 6={w,w,b} für Untergitter 1, 2, 3 und 4 Type 7={w,b,w} für Untergitter 1 und 3 bzw. {bww} für Untergitter 2 und 4 Type 8={b,w,w} für Untergitter 1 und 3 bzw. {wbw} für Untergitter 2 und 4 (siehe Abb. D.2 für Zuordnung) In[259]:= g@8a_, b_, c_<D = Which@8a, b, c< == 81, 1, 1<, 1, 8a, b, c< == 8- 1, - 1, - 1<, 2, 8a, b, c< == 81, 1, - 1<, 3, 8a, b, c< == 81, - 1, 1<, 4, 8a, b, c< == 8- 1, 1, 1<, 5, 8a, b, c< == 8- 1, - 1, 1<, 6, 8a, b, c< == 8- 1, 1, - 1<, 7, 8a, b, c< == 81, - 1, - 1<, 8, True, - 1D; In[260]:= Untergitter1 = Table@g f 8vertex1@i, jD, vertex2@i, jD, vertex3@i, jD<, 8i, 0, Nx - 1<, 8j, 0, Ny - 1<D Out[260]= 882, 88, 88, 88, 8, 2, 8, 8, 4, 4, 8, 7, 7, 8, 2, 8, 3, 8, 7, 8, 2, 7, 8, 4, - 1, 6, 8, 4, 2, 4, 6<, 84, 8, 8, 8, 6, 2, 8, 2, 2, 4, 6, - 1, 8<, 2, 2, 6, 8, 2, 8, 8<, 82, 8, 8, 8, 8, 8, 8, 6, 3, 8, 8, 2, 6<, 8, 2, 6, 3, 8, 8, 8<, 88, 6, 4, 8, 8, 2, 8, 2, 8, - 1, 2, 8, 5<, 7, 8, 8, 2, 8, 8, 3<, 88, 8, 8, 8, 8, 4, 8, 3, 1, 8, 8, 8, 8<< graphische Darstellung der Typverteilung für das erste Untergitter Auswertung08leicht01.nb graphische Darstellung der Typverteilung für das erste Untergitter In[261]:= ListDensityPlot @Untergitter1 , InterpolationOrder ® 0, PlotRange ® 80, 8<D 8 7 6 5 Out[261]= 4 3 2 1 2 4 6 8 10 12 In[262]:= Analoges Vorgehen für die restlichen drei Untergitter Zweites Untergitter, Position Knotenpunkte In[263]:= wx1 = 248; wy1 = 122; wx2 = 256; wy2 = 116; wx3 = 256; wy3 = 128; data = dataJPG; For@i = 0, i £ Nx - 1, i ++, For@j = 0, j £ Ny - 1, j ++, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy1 Round, Dxx i + Dyx j + wx1 RoundDD = 80, 0, 255<; data@@1, Dyy j + Dxy i + wy2 Round, Dxx i + Dyx j + wx2 RoundDD = 80, 0, 255<; data@@1, Dyy j + Dxy i + wy3 Round, Dxx i + Dyx j + wx3 RoundDD = 80, 0, 255<;DD data; In[269]:= data = ColorConvert @dataJPG, "Grayscale"D; In[270]:= For@i = 0, i £ Nx - 1, i ++, 7 In[270]:= 8 Auswertung08leicht01.nb For@j = 0, j £ Ny - 1, j ++, dummyMin = Min@data@@1, Dyy j + Dxy i + wy1 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx1 - 1 data@@1, Dyy j + Dxy i + wy1 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy1 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx1 + 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy1 Round, Dxx i + Dyx j + wx1 - 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy1 Round, Dxx i + Dyx j + wx1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy1 Round, Dxx i + Dyx j + wx1 + 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy1 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx1 - 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy1 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy1 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx1 + 1 RoundDDD; dummyMax = Max@data@@1, Dyy j + Dxy i + wy1 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx1 - 1 data@@1, Dyy j + Dxy i + wy1 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy1 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx1 + 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy1 Round, Dxx i + Dyx j + wx1 - 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy1 Round, Dxx i + Dyx j + wx1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy1 Round, Dxx i + Dyx j + wx1 + 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy1 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx1 - 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy1 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy1 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx1 + 1 RoundDDD; vertex1@i, jD = 8dummyMin, dummyMax<; dummyMin = Min@data@@1, Dyy j + Dxy i + wy2 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx2 - 1 data@@1, Dyy j + Dxy i + wy2 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx2 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy2 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx2 + 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy2 Round, Dxx i + Dyx j + wx2 - 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy2 Round, Dxx i + Dyx j + wx2 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy2 Round, Dxx i + Dyx j + wx2 + 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy2 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx2 - 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy2 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx2 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy2 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx2 + 1 RoundDDD; dummyMax = Max@data@@1, Dyy j + Dxy i + wy2 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx2 - 1 data@@1, Dyy j + Dxy i + wy2 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx2 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy2 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx2 + 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy2 Round, Dxx i + Dyx j + wx2 - 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy2 Round, Dxx i + Dyx j + wx2 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy2 Round, Dxx i + Dyx j + wx2 + 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy2 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx2 - 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy2 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx2 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy2 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx2 + 1 RoundDDD; vertex2@i, jD = 8dummyMin, dummyMax<; dummyMin = Min@data@@1, Dyy j + Dxy i + wy3 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx3 - 1 data@@1, Dyy j + Dxy i + wy3 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx3 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy3 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx3 + 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy3 Round, Dxx i + Dyx j + wx3 - 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy3 Round, Dxx i + Dyx j + wx3 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy3 Round, Dxx i + Dyx j + wx3 + 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy3 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx3 - 1 RoundDD, , RoundDD, RoundDD, RoundDD, RoundDD, RoundDD, Auswertung08leicht01.nb D D data@@1, Dyy j + Dxy i + wy3 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx3 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy3 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx3 + 1 RoundDDD; dummyMax = Max@data@@1, Dyy j + Dxy i + wy3 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx3 - 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy3 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx3 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy3 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx3 + 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy3 Round, Dxx i + Dyx j + wx3 - 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy3 Round, Dxx i + Dyx j + wx3 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy3 Round, Dxx i + Dyx j + wx3 + 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy3 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx3 - 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy3 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx3 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy3 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx3 + 1 RoundDDD; vertex3@i, jD = 8dummyMin, dummyMax<; In[271]:= Table@8vertex1@i, jD, vertex2@i, jD, vertex3@i, jD<, 8i, 0, Nx - 1<, 8j, 0, Ny - 1<D N; In[272]:= Table@f 8vertex1@i, jD, vertex2@i, jD, vertex3@i, jD<, 8i, 0, Nx - 1<, 8j, 0, Ny - 1<D; In[273]:= In[274]:= In[275]:= g@8a_, b_, c_<D = Which@8a, b, c< 81, 1, 1<, 1, 8a, b, c< 8- 1, - 1, - 1<, 2, 8a, b, c< 8- 1, - 1, 1<, 3, 8a, b, c< 81, - 1, - 1<, 4, 8a, b, c< 8- 1, 1, - 1<, 5, 8a, b, c< 81, 1, - 1<, 6, 8a, b, c< 8- 1, 1, 1<, 7, 8a, b, c< 81, - 1, 1<, 8, True, - 1D; Untergitter2 = Table@g f 8vertex1@i, jD, vertex2@i, jD, vertex3@i, jD<, 8i, 0, Nx - 1<, 8j, 0, Ny - 1<D; ListDensityPlot @Untergitter2 , InterpolationOrder ® 0, PlotRange ® 80, 9<D 8 7 6 5 Out[275]= 4 3 2 1 2 Untergitter 3 4 6 8 10 12 9 10 Auswertung08leicht01.nb In[276]:= vx1 = 261; vy1 = 136; vx2 = 270; vy2 = 142; vx3 = 261; vy3 = 147; data = dataJPG; For@i = 0, i £ Nx - 1, i ++, For@j = 0, j £ Ny - 1, j ++, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy1 Round, Dxx i + Dyx j + vx1 RoundDD = 80, 0, 255<; data@@1, Dyy j + Dxy i + vy2 Round, Dxx i + Dyx j + vx2 RoundDD = 80, 0, 255<; data@@1, Dyy j + Dxy i + vy3 Round, Dxx i + Dyx j + vx3 RoundDD = 80, 0, 255<;DD data; In[282]:= In[283]:= data = ColorConvert @dataJPG, "Grayscale"D; For@i = 0, i £ Nx - 1, i ++, For@j = 0, j £ Ny - 1, j ++, dummyMin = Min@data@@1, Dyy j + Dxy i + vy1 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx1 - 1 data@@1, Dyy j + Dxy i + vy1 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy1 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx1 + 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy1 Round, Dxx i + Dyx j + vx1 - 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy1 Round, Dxx i + Dyx j + vx1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy1 Round, Dxx i + Dyx j + vx1 + 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy1 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx1 - 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy1 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy1 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx1 + 1 RoundDDD; dummyMax = Max@data@@1, Dyy j + Dxy i + vy1 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx1 - 1 data@@1, Dyy j + Dxy i + vy1 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy1 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx1 + 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy1 Round, Dxx i + Dyx j + vx1 - 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy1 Round, Dxx i + Dyx j + vx1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy1 Round, Dxx i + Dyx j + vx1 + 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy1 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx1 - 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy1 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy1 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx1 + 1 RoundDDD; vertex1@i, jD = 8dummyMin, dummyMax<; dummyMin = Min@data@@1, Dyy j + Dxy i + vy2 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx2 - 1 data@@1, Dyy j + Dxy i + vy2 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx2 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy2 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx2 + 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy2 Round, Dxx i + Dyx j + vx2 - 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy2 Round, Dxx i + Dyx j + vx2 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy2 Round, Dxx i + Dyx j + vx2 + 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy2 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx2 - 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy2 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx2 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy2 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx2 + 1 RoundDDD; dummyMax = Max@data@@1, Dyy j + Dxy i + vy2 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx2 - 1 data@@1, Dyy j + Dxy i + vy2 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx2 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy2 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx2 + 1 RoundDD, , RoundDD, RoundDD, RoundDD, RoundDD, Auswertung08leicht01.nb D D data@@1, Dyy j + Dxy i + vy2 Round, Dxx i + Dyx j + vx2 - 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy2 Round, Dxx i + Dyx j + vx2 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy2 Round, Dxx i + Dyx j + vx2 + 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy2 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx2 - 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy2 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx2 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy2 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx2 + 1 RoundDDD; vertex2@i, jD = 8dummyMin, dummyMax<; dummyMin = Min@data@@1, Dyy j + Dxy i + vy3 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx3 - 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy3 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx3 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy3 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx3 + 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy3 Round, Dxx i + Dyx j + vx3 - 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy3 Round, Dxx i + Dyx j + vx3 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy3 Round, Dxx i + Dyx j + vx3 + 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy3 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx3 - 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy3 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx3 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy3 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx3 + 1 RoundDDD; dummyMax = Max@data@@1, Dyy j + Dxy i + vy3 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx3 - 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy3 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx3 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy3 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx3 + 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy3 Round, Dxx i + Dyx j + vx3 - 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy3 Round, Dxx i + Dyx j + vx3 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy3 Round, Dxx i + Dyx j + vx3 + 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy3 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx3 - 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy3 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx3 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + vy3 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + vx3 + 1 RoundDDD; vertex3@i, jD = 8dummyMin, dummyMax<; In[284]:= Table@8vertex1@i, jD, vertex2@i, jD, vertex3@i, jD<, 8i, 0, Nx - 1<, 8j, 0, Ny - 1<D N; In[285]:= Table@f 8vertex1@i, jD, vertex2@i, jD, vertex3@i, jD<, 8i, 0, Nx - 1<, 8j, 0, Ny - 1<D; In[286]:= g@8a_, b_, c_<D = Which@8a, b, c< 81, 1, 1<, 1, 8a, b, c< 8- 1, - 1, - 1<, 2, 8a, b, c< 81, 1, - 1<, 3, 8a, b, c< 81, - 1, 1<, 4, 8a, b, c< 8- 1, 1, 1<, 5, 8a, b, c< 8- 1, - 1, 1<, 6, 8a, b, c< 8- 1, 1, - 1<, 7, 8a, b, c< 81, - 1, - 1<, 8, True, - 1D; In[287]:= Untergitter3 = Table@g f 8vertex1@i, jD, vertex2@i, jD, vertex3@i, jD<, 8i, 0, Nx - 1<, 8j, 0, Ny - 1<D; 11 12 Auswertung08leicht01.nb In[288]:= ListDensityPlot @Untergitter3 , InterpolationOrder ® 0, PlotRange ® 80, 9<D 8 7 6 5 Out[288]= 4 3 2 1 2 4 6 8 10 12 Untergitter 4 In[289]:= wx1 = 216; wy1 = 141; wx2 = 224; wy2 = 136; wx3 = 225; wy3 = 148; data = dataJPG; For@i = 0, i £ Nx - 1, i ++, For@j = 0, j £ Ny - 1, j ++, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy1 Round, Dxx i + Dyx j + wx1 RoundDD = 80, 0, 255<; data@@1, Dyy j + Dxy i + wy2 Round, Dxx i + Dyx j + wx2 RoundDD = 80, 0, 255<; data@@1, Dyy j + Dxy i + wy3 Round, Dxx i + Dyx j + wx3 RoundDD = 80, 0, 255<;DD data; In[295]:= In[296]:= In[297]:= data = ColorConvert @dataJPG, "Grayscale"D; For@i = 0, i £ Nx - 1, i ++, For@j = 0, j £ Ny - 1, j ++, dummyMin = Min@data@@1, Dyy j + Dxy i + wy1 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx1 - 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy1 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy1 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx1 + 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy1 Round, Dxx i + Dyx j + wx1 - 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy1 Round, Dxx i + Dyx j + wx1 RoundDD, , Auswertung08leicht01.nb data@@1, Dyy j + Dxy i + wy1 Round, Dxx i + Dyx j + wx1 + 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy1 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx1 - 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy1 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy1 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx1 + 1 RoundDDD; dummyMax = Max@data@@1, Dyy j + Dxy i + wy1 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx1 - 1 data@@1, Dyy j + Dxy i + wy1 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy1 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx1 + 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy1 Round, Dxx i + Dyx j + wx1 - 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy1 Round, Dxx i + Dyx j + wx1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy1 Round, Dxx i + Dyx j + wx1 + 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy1 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx1 - 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy1 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy1 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx1 + 1 RoundDDD; vertex1@i, jD = 8dummyMin, dummyMax<; dummyMin = Min@data@@1, Dyy j + Dxy i + wy2 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx2 - 1 data@@1, Dyy j + Dxy i + wy2 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx2 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy2 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx2 + 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy2 Round, Dxx i + Dyx j + wx2 - 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy2 Round, Dxx i + Dyx j + wx2 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy2 Round, Dxx i + Dyx j + wx2 + 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy2 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx2 - 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy2 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx2 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy2 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx2 + 1 RoundDDD; dummyMax = Max@data@@1, Dyy j + Dxy i + wy2 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx2 - 1 data@@1, Dyy j + Dxy i + wy2 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx2 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy2 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx2 + 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy2 Round, Dxx i + Dyx j + wx2 - 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy2 Round, Dxx i + Dyx j + wx2 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy2 Round, Dxx i + Dyx j + wx2 + 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy2 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx2 - 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy2 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx2 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy2 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx2 + 1 RoundDDD; vertex2@i, jD = 8dummyMin, dummyMax<; dummyMin = Min@data@@1, Dyy j + Dxy i + wy3 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx3 - 1 data@@1, Dyy j + Dxy i + wy3 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx3 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy3 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx3 + 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy3 Round, Dxx i + Dyx j + wx3 - 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy3 Round, Dxx i + Dyx j + wx3 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy3 Round, Dxx i + Dyx j + wx3 + 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy3 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx3 - 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy3 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx3 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy3 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx3 + 1 RoundDDD; dummyMax = Max@data@@1, Dyy j + Dxy i + wy3 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx3 - 1 data@@1, Dyy j + Dxy i + wy3 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx3 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy3 - 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx3 + 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy3 Round, Dxx i + Dyx j + wx3 - 1 RoundDD, , RoundDD, RoundDD, RoundDD, RoundDD, RoundDD, 13 14 Auswertung08leicht01.nb D D data@@1, Dyy j + Dxy i + wy3 Round, Dxx i + Dyx j + wx3 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy3 Round, Dxx i + Dyx j + wx3 + 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy3 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx3 - 1 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy3 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx3 RoundDD, data@@1, Dyy j + Dxy i + wy3 + 1 Round, Dxx i + Dyx j + wx3 + 1 RoundDDD; vertex3@i, jD = 8dummyMin, dummyMax<; In[298]:= Table@8vertex1@i, jD, vertex2@i, jD, vertex3@i, jD<, 8i, 0, Nx - 1<, 8j, 0, Ny - 1<D N; In[299]:= Table@f 8vertex1@i, jD, vertex2@i, jD, vertex3@i, jD<, 8i, 0, Nx - 1<, 8j, 0, Ny - 1<D; In[300]:= In[301]:= In[302]:= g@8a_, b_, c_<D = Which@8a, b, c< 81, 1, 1<, 1, 8a, b, c< 8- 1, - 1, - 1<, 2, 8a, b, c< 8- 1, - 1, 1<, 3, 8a, b, c< 81, - 1, - 1<, 4, 8a, b, c< 8- 1, 1, - 1<, 5, 8a, b, c< 81, 1, - 1<, 6, 8a, b, c< 8- 1, 1, 1<, 7, 8a, b, c< 81, - 1, 1<, 8, True, - 1D; Untergitter4 = Table@g f 8vertex1@i, jD, vertex2@i, jD, vertex3@i, jD<, 8i, 0, Nx - 1<, 8j, 0, Ny - 1<D; ListDensityPlot @Untergitter4 , InterpolationOrder ® 0, PlotRange ® 80, 9<D 8 7 6 5 Out[302]= 4 3 2 1 2 4 6 8 10 12 Auswertung Auszählen der Vertextypen In[303]:= For@i = - 1, i £ 8, i ++, number@iD = Count@Flatten@8Untergitter1 , Untergitter2 , Untergitter3 , Untergitter4 <D, iDD Auswertung08leicht01.nb In[304]:= H*Relative Häufigkeiten der Vertextypen*L ListPlot@Table@number@iD Sum@number@iD, 8i, - 1, 8<D, 8i, - 1, 8<D, DataRange ® 8- 1, 8<, PlotRange ® 80, 1<D 1.0 0.8 0.6 Out[304]= 0.4 0.2 0 In[305]:= Out[305]= 2 4 6 8 Export@"01.txt", Table@number@iD Sum@number@iD, 8i, - 1, 8<D, 8i, - 1, 8<D N D 01.txt 15 Publikationen Aus dieser Arbeit entstandene Publikationen • A. Schumann, B. Sothmann, P. Szary and H. Zabel, Charge odering of magnetic dipoles in artificial honeycomb patterns, Applied Physics Letters 97, 022509 (2010) Publikationen mit eigener Beteiligung • A. Westphalen, A. Schumann, A. Remhof, T. Last, U. Kunze and H. Zabel, Magnetization reversal of equilateral Fe triangles, Physical Review B 74, 104417 (2006) • A. Westphalen, A. Schumann, A. Remhof, T. Last, U. Kunze and H. Zabel, Magnetization reversal of thin Fe triangular rings, Superlattices and Microstructures 41 (2007) 98103 • A. Remhof, A. Schumann, A. Westphalen, T. Last, U. Kunze and H. Zabel, Dipolar interactions in periodic arrays of rectangular ferromagnetic islands, Journal of Magnetism and Magnetic Materials 310 (2007) e794e796 • M.S. Lee, A. Westphalen, A. Remhof, A. Schumann, and H. Zabel, Extended longitudinal vector and Bragg magneto-optic Kerr effect for the determination of the chirality distribution in magnetic vortices, Journal of Applied Physics 103, 093913 (2008) • A. Remhof, A. Schumann, A. Westphalen and H. Zabel, N. Mikuszeit and E. Y. Vedmedenko, T. Last and U. Kunze, Magnetostatic interactions on a square lattice, Physical Review B 77, 134409 (2008) • H. Zabel, A. Schumann, A. Westphalen and A. Remhof, Order and frustration in arti¯cial magnetic patterns, Acta Physica Polonica A 97 2000 (2008) • F. Brüssing, G. Nowak, A. Schumann, S. Buschhorn, H. Zabel and K. Theis-Bröhl, Magnetization reversal and magnetic interactions in patterned spin valve structures, Journal of Physics D: Applied Physics 42, (2009) 165001 Vorträge und Posterpräsentationen • A. Schumann, A. Remhof, A. Westphalen, T. Last, U. Kunze and H. Zabel, Collective behaviour of artificial magnetic dipoles, DPG Spring Meeting and 21 st EPS General Conference of the EPS Condensed Matter Division, March 2006, Dresden, Germany. • A. Schumann, A. Remhof, E. Vedmedenko, N. Mikuszeit, M. Wahle, T. Last, U. Kunze and H. Zabel, Ground state of magnetic dipole arrays, INTAS-Meeting, April 2007, Bochum, Germany. • A. Schumann, A. Remhof, M. Wahle, U. Kunze and H. Zabel, Ground states of artifcial magnetic dipol arrays, SFB 491 International Summer School: Magnetic Heterostructures and Nanomagnetism, September 2007, Schwerte, Germany • A. Schumann, A. Remhof, M. Wahle, U. Kunze and H. Zabel, Magnetische Grundzustände nanostrukturierter Dipolanordnungen, 1. NRW Nano-Konferenz, February 2008, Dortmund, Germany. • A. Schumann, A. Remhof, U. Kunze, M. Wahle, E. Vedmedenko, N. Mikuszeit and H. Zabel, Dipolar interactions on lateral structured square lattices, DPG Spring Meeting, February 2008, Berlin, Germany • A. Schumann, M. Ewerlin, F. Brüssing, O. Petracic and H. Zabel, Characterization of nanostructured PdFe-alloy dots, SFB 491 International Summer School: Frontiers in modern magnetism, September 2008, Nässlingen, Sweden. • A. Schumann, P. Szary and H. Zabel, Digital hysteresis of a dipolar array, DPG Spring Meeting, March 2009, Dresden, Germany. • A. Schumann, P. Szary and H. Zabel, Digital hysteresis of a dipolar array, International SFB 491 Workshop: Nanomagnetism probed by X-rays and neutrons, June 2009, Bochum, Germany. • A. Schumann, P. Szary and H. Zabel, Demagnetization states of lateral structured dipolar arrays, 20th International Colloquium on Magnetic Films and Surfaces, July 2009, Berlin, Germany. • A. Schumann, P. Szary and H. Zabel, Demagnetization states of lateral structured dipolar arrays, SFB 491 Inernational Summer School: Nanomagnetism, October 2009, Mülheim a.d.R, Germany. • A. Schumann, B. Sothmann, P. Szary and H. Zabel, Ground state and magnetization reversal of spin ice patterns, 11th Joint MMM/Intermag Conference, January 2010, Washington D.C., USA. • A. Schumann, B. Sothmann, P. Szary and H. Zabel, Charge order of magnetic monopoles in triangular spin ice, DPG Spring Meeting, March 2010, Regensburg, Germany Danksagung Zunächst möchte ich Herrn Prof. Dr. Dr. h c Zabel für die interessante Themenstellung, die ständige Diskussionsbereitschaft und Motivation und nicht zuletzt für den kreativen Input bei der Betreuung dieser Arbeit danken. Mein ganz besonderer Dank geht an mein Büro: Melanie Ewerlin dafür, dass sie immer ein offenes Ohr für interessante und nicht ganz so interessante Geschichten hatte. Mit einer gehörigen Portion Galgenhumor haben wir’s dann immer noch geschafft, das Leben ist halt kein Ponyhof. Philipp Szary dafür, dass er so eifrig Gegenstände in Manteltaschen versteckt und meinen Schokoladenkonsum unterstützt hat. Philipp, ich schulde dir mindestens 3 Vorratspackungen M&Ms. Katherine Gross für das Kontrastprogramm zur Schokoladensucht: Vielen Dank für die vielen leckeren Mangos, Melonen, Kokosnüsse, Bananen, Äpfel und Erdbeeren und für die Gelassenheit, die du mitgebracht hast. Muchas gracias para las lecciones espanol. Espero que no haga muy faltas. Oder so ähnlich. Frank Brüssing, der zwar nicht zum Büro gehörte, trotzdem aber ständig dort war und bei jedem Problem hilfsbereit zur Stelle war. Nicht aus meinem Büro aber immer hilfsbereit war Stefan Buschhorn, der trotz eigener forschungsbedingter Rückschläge auch noch meinen gelauscht hat und dem ich auch die ein oder andere Schokoladenration zu verdanken habe. Min-Sang Lee möchte ich danken für das viele tolle Sushi und für die Telefonnummer für den besten China-Imbiss Bochums, wenn nicht gar Nordrhein-Westfalens. Und natürlich auch für die vielen netten Gespräche und nicht zuletzt für das Einrichten der Simulationsrechner. Und nochmals danke an Philipp, der mich darauf aufmerksam gemacht hat, dass ich mich bisher ausschließlich für’s Essen bedankt habe. Immer an Dick und Doof denken, gell? Außerdem möchte ich mich beim Sekretariat bedanken. Durch die organisatorische Unterstützung von Petra Hahn, Bahar Özdamur und Claudia Wulf und das ein oder andere Schwätzchen wurde das Arbeiten immens erleichtert! Ich bedanke mich bei Herrn Peter Stauche, ohne dessen Unterstützung die Probenherstellung wahrscheinlich unmöglich gewesen wäre. Vielen Dank auch für die vielen neuen (und alten) Mu- siktipps, die Witze, Comics, Cartoons und sonstige Internetkuriositäten, die mir sonst wohl entgangen wären. Ein ganz großes Dankeschön geht an Horst Glowatzki und sein Organisationsteam Elizabeth Bartling, Cornelia Leschke und Sabine Erdt-Böhm für viele gelungene Weihnachtsfeiern, Geburtstagskarten, Doktorhüte und was immer es zu organisieren gab. Danke an Jürgen Podschwadek und Jörg Meermann für die vielen technischen Ratschläge nicht nur für das MFM, sondern womit auch immer man gerade Probleme hatte. Ebenfalls bedanken möchte ich mich bei Dennis Schöpper und Evgenij Termer für das funktionierende Netzwerk und Internet, für betriebsbereite Drucker, für Festplattenrettungen, Lösung bei Softwareproblemen, Dateikomprimierungstipps und für alles sonst, was mit Nullen und Einsen zu tun hat. Neben den bereits erwähnten Personen möchte ich natürlich dem gesamten Lehrstuhl EP4/AG4 für die angenehme und entspannte Arbeitsatmosphäre danken. Nicht zuletzt durch die große Hilfsbereitschaft und den durch Humor geprägten Umgang miteinander wurde das Arbeiten sehr viel angenehmer. Ohne Geld geht nichts und daher bedanke ich mich bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft für die finanzielle Unterstützung innerhalb des SFB 491 sowie die Finanzierung des für diese Arbeit genutzten Rasterkraftmikroskops durch das HBFG. Nicht unerwähnt lassen möchte ich Leo Maxwell und Merry Newton, die das Schreiben dieser Arbeit durch ständiges vor-dem-Monitor- und auf-der-Tastatur-Sitzen wesentlich interassenter gestaltet haben, als es sonst wohl gewesen wäre. Zum Glück gibt es den “Undo”-Knopf. Dem möchte ich an dieser Stelle auch danken. Und zu guter Letzt möchte ich mich bei meinen Eltern und bei Martin Brennscheidt für die moralische Unterstützung während des gesamten Studiums und vor allem während des Schreibens der Dissertation bedanken. Lebenslauf Name Geburtsdatum Geburtsort Familienstand Alexandra Brennscheidt, geb. Schumann 06. August 1981 Castrop-Rauxel verheiratet Schulausbildung 08/1988 - 07/1992 08/1992 - 06/2001 06/2001 Gemeinschaftsgrundschule Castroper-Hellweg, Bochum Heinrich-von-Kleist Gymnasium, Bochum Allgemeine Hochschulreife Studium 10/2001 - 09/2006 08/2003 08/2005 - 08/2006 09/2006 Beruflicher Werdegang 10/2006 - 04/2007 05/2007 - 03/2011 seit 04/2011 Fortbildungen 11/2005 10/2008 09/2010 Studium der Physik an der Ruhr-Universität Bochum Vordiplom Diplomarbeit am Lehrstuhl für Experimentalphysik IV/Festkörperphysik, Ruhr-Universität Bochum, Thema: Magnetische Grundzustände mikrostrukturierter Dipolanordnungen Diplom wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl für Experimentalphysik IV/Festkörperphysik, Ruhr-Universität Bochum wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Experimentalphysik IV/Festkörperphysik, Ruhr-Universität Bochum Technologieberaterin beim VDI-Technologiezentrum, Düsseldorf Fortbildungskurs zur energiedispersiven Röntgenanalyse am Rasterelektronenmikroskop, Oxford Instruments, Wiesbaden Trainingskurs am Rasterkraftmikroskop “Solver HV” Strahlenschutzkurs nach Fachkundegruppe S4.1 (einschließlich S1.1, S1.2, S1.3, S2.1, S2.2, S5 und S6.1), RUBION Bochum