Praktikumsprotokoll Synthese und Charakterisierung von Bariumtitanat Betreuer: Emanuel Ionescu, Benjamin Papendorf, Christoph Linck Durchführungsdatum: 25.11 Gruppe 6 Christian Bausch Silke Pufahl Sandra Schäfer Judith Simon [email protected] [email protected] sandra [email protected] [email protected] 1 Einleitung Durch unterschiedliche Herstellungsprozesse ist es möglich, verschiedene Eigenschaften bei einem Material einzustellen. In den folgenden Versuchen wird dies am Beispiel Bariumtitanat gezeigt. Als Herstellungsprozesse werden die Sol-Gel-Synthese und die Festkörpersynthese genutzt, daraus resultierende Unterschiede in der Struktur sollen mit Hilfe der IR-Spektroskopie und der XRD-Diffraktrometrie ermittelt werden. 2 2.1 Grundlagen Struktur des Bariumtitanats Im Allgemeinen tritt BaTiO2 in zwei unterschiedlichen Strukturen auf, der hexagonalen und der Perowskit. Der hexagonale Typ existiert nur bei sehr hohen Temperaturen. Dieser Strukturtyp besteht aus flächenverknüpften TiO6 -Oktaedern und wird auch als Hochtemperaturmodifikation von Bariumtitanat bezeichnet. Mehr Bedeutung kommt der Perowskit-Struktur zu, da in dieser Modifikation die elektrophysikalischen Eigenschaften zur Geltung kommen, für die Bariumtitanat so bekannt ist. Je nach Temperatur kommt es auch hier zu einer Umwandlung des Kristallgitters. In einem Temperaturbereich ab 120°C tritt Bariumtitanat in der perfekt kubischen Perowskit-Struktur auf. (Vergl. Abbildung 1) Unterhalb dieser Temperatur ist das Kristallgitter tetragonal und die Titaniumionen sind geringfügig entlang der z-Richtung verschoben. Weitere Polymorphe des Bariumtitanats sind der Perowskit mit orthorhombischen und rhomboedrischen Kristallgitter. Abbildung 1: Ideal kubische Perowskit-Struktur des Bariumtitanats 1 2.2 2.2.1 Synthese Festkörpersynthese Die Festkörpersynthese von Keramiken läuft in mehreren Schritten ab. Im ersten Schritt werden die Ausgangsstoffe möglichst fein vermahlen und gut gemischt. Anschließend wird das Gemenge calciniert, wobei es einen längeren Zeitraum hoch erhitzt wird. Als Ergebnis erhält man die Keramik als Pulver und kann diese in weiteren Schritten in die letztendliche Form bringen. Die chemische Reaktion findet während dem Calcinieren statt. Aus den vorliegenden Kristallen der Edukte müssen sich die Atome zum Kristallgitter der Keramik anordnen. Die Platzwechselvorgänge werden thermisch aktiviert. Dadurch, dass die Ausgangsstoffe kristallin vorliegen sind die Diffusionswege für die Atome sehr lang. Dementsprechend unterstützt ein gut durchgeführter Mahlvorgang den Calcinierungsschritt. Die Körner werden kleiner und besser vermischt; die Diffusionswege also kürzer. Im Falle der BaTiO3 -Festkörpersynthese sind die Ausgangsstoffe Bariumcarbonat (BaCO3 ) und Titandioxid (TiO2 ). Diese werden für den Laborversuch im Mörser vermengt. Um die Auswirkung der Temperatur beim Calcinieren untersuchen zu können wird eine Probe bei 750°C und eine zweite bei 1200°C calciniert. Core Shell Modell Das Core Shell Modell beschreibt den Bariumtitanatbildungsmechanismus. Es geht davon aus, dass ein Titandioxid-Kern von einer Bariumcarbonatschicht umhüllt ist. Diese beiden Schichten reagieren an der Grenzfläche miteinander und somit entsteht eine dünne Bariumtitanatschicht. Diese Reaktion findet auf Grund von Diffusion der Bariumionen und der Sauerstoffionen in den Titandioxid Kern statt. Die Bariumionen werden hierbei interstitiell im Titandioxid gelöst und bewirken deshalb ab einer gewissen Konzentration den Zusammenbruch der Titandioxidstruktur. Dies fördert wiederum die BaTiO3 -Bildung. Somit entsteht zwischen dem Kern und der Hülle eine Zwischensicht aus BaTiO3 , die den direkten Kontakt der beiden Substrate verhindert. Die Diffusion der Bariumionen muss deshalb auf anderen Wegen vonstatten gehen. Aus diesem Grund entsteht vorerst aus dem unverbrauchten Bariumcarbonat und dem bereits entstanden Bariumtitanat eine neue Ba2 TiO4 -Schicht. Diese Reaktion läuft solange ab, bis kein unverbrauchtes Bariumcarbonat mehr vorhanden ist. Diese neue Schicht reagiert in zwei Reaktionsschritten (siehe unten) mit dem Kernmaterial TiO2 zu Bariumtitanat. Ba2 T iO4 → BaT iO3 + Ba2+ + O2− (1) T iO2 + Ba2+ + O2− → BaT iO3 (2) 2 Somit entstehen Bariumtitantatspezies, die unterschiedliche Kristallorientierungen haben je nachdem welches ihr Ausgangsmaterial ist. Das bedeutet, dass auch die kristallinen und morphologischen Eigenschaften von innerem und äußerem BaTiO3 unterschiedlich sind. 2.2.2 Sol-Gel-Synethese Das im Praktikum angewandte Nasschemische Verfahren ist der Sol-Gel-Prozess. Hier wird ein Sol, eine kolloidale Lösung hergestellt. Durch den Vorgang der Gelierung wird aus dem Sol ein Gel. Sie bestehen aus einem festen, unregelmäßigen dreidimensionalen Netzwerk und einer Flüssigkeit. Entzieht man Gelen ihre Flüssigkeit schrumpfen die Abstände zwischen den Strukturelementen. Dabei wird die Netzwerkstruktur durch die Kapillarkräfte zerstört und es entsteht ein Xerogele. Wird ein Flüssigkeitsentzug mit Hilfe überkritische Trocknung durchgeführt, so entstehen Aerogele. Durch den Sol-Gel-Prozess liegen die Atome in quasi-atomarer Verteilung vor mit geringem Größenspektrum. Ein Nachteil dieser Methode ist, dass die Mischverhältnisse nicht so beeinflusst werden können. Die weiteren Nasschemischen Verfahren sind Fällungs-Techniken, Hydrothermale Methoden und Komplexe Precursoren. Im letztgenannten lässt sich die Mischungsstöchometrie gut einstellen, jedoch liegt ein weit gefächertes Größenverhältnis der Teilchen vor. In dem Precursoren Verfahren wird von der Ausfällung komplexer, schwerlöslicher Feststoffe Gebrauch gemacht. Die anderen beiden Verfahren führen zum gleichen Ergebnis, wie die Sol-GelSynthese, kleine Teilchengröße, enges Größenspektrum und schwer beieinflussbare Stöchometrie. 2.3 2.3.1 Charakterisierung IR-Spektroskopie Es gibt zwei Wege die IR-Analyse durchzuführen zum einen mit dem klassischen (scanning) IR-Spektrometer oder zum anderen mit dem Fourier-Transformations-IR Spektrometer. Ihnen gemeinsam ist das Prinzip, dass von einer Strahlungsquelle das Licht durch die Probe auf einen Detektor trifft. Dieser registriert die Intensität der eingehenden Strahlung. Der Unterschied liegt im optischen Umgang mit dem Lichtstrahl. Die Strahlung wird über das Prinzip des schwarzen Strahlers erzeugt. Häufig werden Glühstifte aus Nernst (ZrO2 ) oder Globar (SiC) benutzt. Im Detektor muss ein optisches Signal in ein elektrisches umgewandelt werden. Ein möglicher Weg ist über einen Halbleiter mit geringer Bandlücke, in dem ein Elektronen-Loch-Paar erzeugt wird. Ein weiterer sind pyroelektrische Detektoren, die bei Temperaturveränderung eine Spannung erzeugen. Hierfür wird häufig deuteriertes Triglycinsulfat (DTGS) verwendet, das bei -40°C betrieben wird. 3 Beim klassischen Spektrometer wird der Strahl nach Probendurchlauf über einen Monochromator aufgespalten. Je nach Position des Detektors erreicht ihn die Intensität des Lichtes einer bestimmten Frequenz. Er muss die ganze Detektierstrecke abfahren, um das Spektrum zu erstellen. Im Versuch wurde jedoch eine FTIRSpektrometer benutzt, dessen optischer Aufbau sowie die Auswertung des Signals jedoch anders verläuft. Im FTIR-Spektrometer gelangt das Licht der Quelle zunächst zu einem Michelson-Interferometer. Der Lichtstrahl trifft auf einen halbdurchlässigen Spiegel; meist aus Germanium bedampftem Kaliumbromid. Von diesem wird ein Teil auf einen fest angeordneten Spiegel gelenkt, der andere trifft auf einen beweglichen Spiegel. Die beiden Strahlen werden zurückgeworfen und gemeinsam zur Probe gelenkt. Durch die optische Wegdifferenz kommt es bei der Überlagerung beider Teilstrahlen zu konstruktiver, sowie destruktiver Interferenz. Das Licht der Wellenlänge λ = x 2 wird maximal konstruktiv überlagert. Die anderen Teile werden abgeschwächt. Das Interferogramm beinhaltet die Summe dieser Interferenzen. In der Probe wird dann noch ein weiterer Teil der Strahlung, der für die Probe charakteristisch ist, absorbiert. Über die Verscheibung des beweglichen Spiegels kann das Maximum des Interferogramms verschoben werden. Die Verschiebung des Spiegels liegt im Mikrometerbereich. Um die genaue Position des Spiegels zu ermitteln ist auf dessen Rückseite ein zweites Michelson-Interferometer aufgebaut. Dadurch dass dieses mit monochromatischem Licht betrieben wird, ist die Intensität am Detektor proportional zu der Position des Spiegels. Auf der Grundlage der Intensitäten des Probensignals und der Spiegelposition führt der benötigte Computer eine Fouriertransformation durch. Als Ergebnis liefert dieser ein Spektrum der gängigen Form, bei dem die Transparenz der Probe über die Wellenzahl aufgetragen ist. Der Sinn von diser Auftragung ist die Wellenzahl proportional zu Energie des Lichts zu sehen, aber im wesentlichen historisch bedingt. Der Bereich von 1400 cm−1 zu sinkenden Wellenzahl wird als fingerprint-Bereich bezeichnet und ist sehr charakteristisch für Moleküle. Ansonsten lassen Absorptionen eher auf Bindungsgruppen schließen. Grundsätzlich kommt es zu Absorption, wenn eine Schwingung oder Rotation in der Bindung hervorgerufen werden kann. Die Energiezufuhr muss die beteiligten Atome folglich auf ein anderes Energieniveau heben. Als Modellvorstellung benutzt man den anharmonischen Oszillator mit diskreten Energieniveaus. Eine weitere Bedingung dafür dass die Engergie des Lichtes absorbiert werden kann ist, dass das Dipolmoment in Wechselwirkung mit dem E-Feld-Vektor treten muss. Das kann der Fall sein, wenn sich die Dipolmomente des Moleküls in den beiden Extrema der Schwingung unterscheiden. Die Folge hieraus ist, dass die Schwingung asymmetrisch sein muss und dass symmetrische Schwingungen folglich IR-inaktiv sind. Die meisten organischen Verbindungen besitzen kein Symmetriezentrum. Folglich sind diese durch IR-Spektroskopie leichter nachzuweisen als anorganische Stoffe. 4 2.3.2 Pulverdiffraktometrie Die Pulverdiffraktometrie ist eine Charakterisierungsmethode, die mit Hilfe von Röntgenstrahlen Aufschluss über die Zusammensetzung der Probe gibt. Hierfür wird die Probe mit Röntgenstrahlung bestrahlt, so dass diese an den Netzebenen des Kristalls gebeugt wird. Durch diese gebeugten Strahlen werden für das Material der Probe spezifische Reflexe ermittelt. Diese Reflexe werden durch einen Detektor registriert. Alle spezifischen Reflexe einer Probe zusammen ergeben das Beugungsbild der Probe, das auch als Diffraktogramm bezeichnet wird. Die Beugung und Reflexion der Strahlung kann mit Hilfe der Bragg-Beziehung verstanden werden und somit über die Reflexe die Gitterkonstanten d bestimmt werden. n · λ = n · d · sin(φ) ⇒ d = nλ 2 sin φ (3) mit φ Einfallwinkel der Röntgenstrahlen λ =der Wellenlänge der Röntgenstrahlung n= ganze Zahl Um festzustellen, welche Substanzen in der Probe vorliegen wird das Diffraktogramm mit Messdaten aus einer Datenbank verglichen. Stimmen die Reflexe überein, so wurde ein Bestandteil gefunden. Diese Prozedur wird solange wiederholt, bis alle Reflexe zugeordnet sind. Bestehen die Proben aus einkristallinem Material müssen sie gedreht werden, damit eine bestimmte Gitterebene zu Reflexion kommt. Dies ist bei polykristallinen Materialien nicht der Fall. Selbst statisch liegen mehrere Kristallite für die möglichen Reflexionsstellungen vor. Somit bilden alle Kristallite, die in Reflextionsstellung einer bestimmten Netzebene sind den gleichen Winkel zum Primärstrahl. Da dieser Winkel frei um den Primärstrahl gedreht werden kann ergibt sich ein Kegel aus den reflektierten Strahlen mit dem Öffnungswinkel 4 · θ um die Primärstrahlachse. In dem Versuch wird ein Pulverdiffraktometer mit der sogenannten Bragg-Brentano Geometrie benutzt. Dies zeichnet sich durch eine sehr einfache Bauweise, einer guten Intensitätsempfindlichkeit und einer guten Auflösung in allen Winkelbereichen aus. In Abbildung 2 ist der Aufbau schematisch dargestellt. Hierbei handelt es sich um eine parafokussierende Anordnung bei der man zwischen Goniometerkreis und Fokussierkreis unterscheidet. Auf dem Fokussierkreis liegen Probe, Detektor und die Röntgenquelle. Da der Detektor sich auf dem Goniometerkreis bewegt, muss der Fokussierkreis einen variablen Radius haben. Der Mittelpunkt des Goniometerkreises ist die Probe und der Radius wird durch den Abstand der Röntgenquelle zur Probe bestimmt. 5 Abbildung 2: Bragg-Brentano-Geometrie 3 3.0.3 Durchführung Festkörpersynthese Bei der Festkörpersynthese von Bariumtitant lässt sich die Stöchiometrie durch genaues Einwiegen der Ausgangsstoffe Bariumcarbonat BaCO3 und Titant TiO2 einstellen. Um ein Gramm Bariumtitanat herzustellen wird zunächst die benötigte Masse der Ausgangsstoffe berechnet m(BaT iO3 ) = 1g M (BaT iO3 ) = 233.2g/mol n = m/M = 4.29 · 10−3 mol m = n·M m(T iO2 ) = 0.342g m(BaT iO3 ) = 0.846g Die einzelnen Edukte werden abgewogen, gemörsert und dann miteinander vermengt. Das Pulvergemisch wird halbiert und in zwei Tigel abgefüllt. Eine Probe wird bei 750°C calciniert, die andere bei 1200°C. 3.0.4 Sol-Gel-Synethese Es wird eine Lösung aus 1,9728 g BaCO3 , 15 ml Essigsäure und etwas deionisiertem Wasser hergestellt und mit Hilfe eines Rührfisches verrührt, bis sie klar ist. Diese hergestellte Lösung wird unter Einsatz eines Tropftrichters in eine Lösung aus 3,4299 g Ti(OBu)4 , 70 ml Isopropanol und 1,5 ml Essigsäure getropft. Auch nach 30 Minuten tritt trotz ständigem Rühren die erwartete Gelbildung nicht ein. Anschließend wir dem Gel das Lösungsmittel entzogen. Dies geschieht durch Erwärmung des Gels 6 in einem Wasserbad und gleichzeitigem Abzug des Lösungsmittels. So entsteht ein Bariumtitanacetatpulver. Das anschließende sechsstündige Calcinieren findet bei 750°C statt. Das Endprodukt ist ein Bariumtitanat-Nanopulver. 3.1 3.1.1 Charakterisierung IR-Spektroskopie Begonnen wird mit der IR Spektroskopie. Hiefür wird als erstes eine KaliumbromidTablette gepresst und mit der IR-Spektroskopie das Spektrum des Hintergrunds erstellt. Es werden weitere Proben aus den hergestellten Pulvern erstellt. Der jeweilig zu untersuchende Stoff wird mit einem Größenverhältnis von 1:300 mit Kaliumbromid vermengt und zu einer Tablette gepresst. Von den so präparierten Proben wird dann ein IR-Spektrum aufegnommen, diese sind in Abbildung 3, 4, 5 und 6 zu sehen. Bariumtitanat - Referenzprobe 100 Transparenz / % (normiert) 80 60 40 20 0 4000 3500 3000 2500 2000 Wellenzahl v / (1/cm) 1500 1000 500 Abbildung 3: IR-Spektrum der Refernezprobe Bariumtitanat - Festkˆ¶rpersynthese 1200´C 100 Transparenz / % (normiert) 80 60 40 20 0 4000 3500 3000 2500 2000 Wellenzahl v / (1/cm) 1500 1000 500 Abbildung 4: IR-Spektrum der Probe aus der Festkörpersynthese 7 Barium-Titan-Acetat Gel (uncalciniert) 100 Transparenz / % (normiert) 80 60 40 20 0 4000 3500 3000 2500 2000 Wellenzahl v / (1/cm) 1500 1000 500 Abbildung 5: IR-Spektrum des nicht calcinierten Gels Bariumtitanat - Sol-Gel-Verfahren 750´C 100 Transparenz / % (normiert) 80 60 40 20 0 4000 3500 3000 2500 2000 Wellenzahl v / (1/cm) 1500 1000 500 Abbildung 6: IR-Spektrum des bei 750°C calcinierten Gels 3.1.2 Pulverdiffraktometrie Als zweite Charakteriesierungsart wird die Pulverdiffraktometrie verwendet. Die Messdaten von der eigentlichen Diffraktometrie sind bereits als gespeicherte Daten auf dem PC gespeichert. Es wird mit Hilfe eines Programms die jeweiligen Proben auf ihre Inhaltsstoffe untersucht. Hierfür werden die Beugungsintensitäten der Probe mit bereits bekannten Beugungsbildern der Stoffe verglichen. Wenn die beiden Intensitäten übereinstimmen, kann davon ausgegangen werden, dass Verbindung in der speziellen Kristallstruktur in der Probe vorhanden ist. Es wird so lange nach weiteren Inhaltsstoffen gesucht, bis für jeden Reflex der Probe ein Referenzstoff gefunden ist. 4 4.1 Auswertung IR-Spektrometrie Die Spektren in Abbildung 3, 5 und 6 zeigen Bariumtitanat unterschiedlicher Herkunft. Sie weisen alle denselben Charakter auf. Das sind neben zwei benachbarten 8 starken Banden bei 400 cm−1 und zwischen 500 cm−1 und 600 cm−1 , eine gut abgegrenzte mittlere Bande bei 1400 cm−1 , sowie das ansteigende Absorptionsvermögen hin zu höheren Wellenzahlen. Eine weitere gemeinsame Bande ist in etwa bei 860 cm−1 zu finden. Diese schwankt jedoch in ihrer Ausprägung. Während sie bei der Referenz klar zu erkennen ist, fällt sie bei den anderen Proben wesentlich geringer aus. Zwei weitere Charakteristika sind zum einen die Rottationsbanden zwischen 1500 cm−1 und 200 cm−1 , diese enstehen durch die Gasmoleküle des Hintergrunds. Ursache hierfür könnte das absorbierte Wasser sein. Zum anderen ist bei allen Proben bei 2380 cm−1 ein weiterer Ausschlag zu erkennen. In der Luft befindliches CO2 könnte hierfür der Grund sein. Geht man von der Referenz aus, fehlen bei dem Spektrum der Probe aus der Festkörpersynthese die leichten Banden zwischen 1000 cm−1 und 1200 cm−1 . Jedoch sind bei 720 cm−1 und 780 cm−1 zwei kleinere Schultern zu erkennen. Die Auflösung des Spektrums der Probe aus dem Sol-Gel-Verfahren ist zu gering, um hierüber Aussagen zu machen. Ein Grund für die geringere Auflösung könnte eine zu geringe Konzentration an Probenmaterial in der gepressten Probentablette sein. Das Spektrum der Probe des uncalcinierten Gels aus Bariumtitanacetat hat einen gänzlich anderen Charakter (Abb. 5). Die meisten Banden im fingerprint-Bereich konnten keinen organischen Stoffen zugeordnet werden. Die jedoch schon durch ihre starke Ausprägung hervortretenen Banden bei 1400 cm−1 und 1550 cm−1 passen zu den Valenzschwingungen der Carboxylatgruppe. Desweiteren sind Hinweise auf eine Methylgruppe (CH3 -) zu finden. Nämlich eine Schulter bei 1430 cm−1 und geringere Banden zwischen 2850 cm−1 und 2960 cm−1 . Die Bande bei 1710 cm−1 passt exakt zu gesättigen Carbonsäuren. Das breitgezogene Band bei 3450 cm−1 kann Wassereinlagerungen in KBr zugeordnet werden. Bedenkt man den hydrophilen Charakter von Acetat und die längere Lagerzeit der Probe, sind Wassereinlagerungen sehr wahrscheinlich. 4.2 Pulverdiffraktometrie Um herauszufinden welche Bestandteile in den Proben vorhanden sind werden die Diffraktogramme mit den Messwerten aus der Datenbank verglichen. Hierbei ergeben sich für die untersuchten Proben folgende Übereinstimmungen: Die Referenzprobe besteht ausschließlich aus Bariumtitanat welches eine tetragonale Anordnung aufweißt. (BaTiO3 [5-626], Vergl. Abbildung 7) Die Festkörpersynteseprobe, die bei 750°C calciniert wurde weißt neben dem tetragonalen Bariumtitanat auch orthorombisches Bariumcarbonat und tetragonales Titaniumoxid in der Anatas-Struktur auf.(Vergl. Abbildung??) Die Festkörpersyntheseprobe, die bei 1200°C calciniert wurde besteht aus tetragonalem Bariumtitant(Vergl. Abbildung 9). 9 Die Probe aus der Sol-Gel-Synthese die nur getrocknet wurde, lasst sich eindeutig als amorph bestimmen. Dies erkennt man an dem Verlauf der Kurve erkennen (Vergl. Abbildung 10) Die Probe aus der Sol-Gel-Synthese, die bei 750°C calciniert wurde besteht aus kubischem Barumtitanat (Vergl. Abbildung 11) Abbildung 7: XRD-Spektrum der Refernzprobe 10 Abbildung 8: XRD-Spektrum der bei 750°C calcinierten Festkörperprobe 11 Abbildung 9: XRD-Spektrum der bei 1200°C calcinierten Festkörperprobe 12 Abbildung 10: XRD-Spektrum des nicht calcinierten Gels Abbildung 11: XRD-Spektrum des bei 750°C calcinierten Gels 13 4.3 Ausbeute Um die Effizienz der Synthesemethoden gestimmen zu können werden die jeweiligen Ausbeuten berechnet. Dazu werden aus den Gewichten vor und nach der Calcinierung die Stoffmengen ermittelt und ins Verhältnis gesetzt. Für die Festkörpersynthese mit anschließender Calcinierung bei 750°C gehen wir von einem Ausgangsgewicht von 0,583 g aus. Nach der Calcinierung hat das Pulver eine Masse von 0,349 g. Somit ergibt sich eine Ausbeute von 71,17%Ḃei der Festkörpersynthese mit anschließender Calcinierung bei 1200°C ist die Ausbeute deutlich höher. Sie liegt bei 97,60%Ḋas Ausgangsgewicht lag hier bei 0,581 g und das Gewicht nach der Calcinierung bei 0,477 g. Das Gewicht des Pulvers aus dem Sol-Gel-Prozess vor der Calcinierung betrug 2,143 g und nach der Calcinierung beträgt es 1,160 g. Somit beträgt die Ausbeute des Sol-Gel-Prozesses 97,34%Ḋaher ist Ausbeute des Sol-Gel-Prozesses nahezu genau so groß wie bei der Festkörpersynthese mit Calcinierung bei 1200°C. 5 Diskussion Mit Hilfe der Pulverdiffraktometrie sind die Zusammensetzungen der einzelnen Proben bestimmt worden. Auffällig ist allerdings, dass die Probe der Sol-Gel-Synthese, die bei 750°C calciniert wurde aus kubischen Bariumtitanat bestehen soll. Normalerweise liegt Bariumtitanat nur bei Temperaturen oberhalb von 120°C in der kubischen Struktur vor und unterhalb dieser wandelt es in die tetragonale Struktur um. Der Grund hierfür liegt in der Korngröße. Da bei der Sol Gel Synthese extrem kleine Körner hergestellt werden, ist die Oberfläche dementsprechend groß. Durch die Umwandlung der Struktur ändert sich auch die Oberfläche und somit die Oberflächenenergie. Diese wäre nach der Umwandlung in die tetragonale Struktur größer und deshalb wird die Umwandlung von der kubischen Struktur in die tetragonale Struktur aus energetischen Gründen verhindert. Außerdem lässt sich bei der Festkörpersyntheseprobe, die bei 750°C calciniert wurde feststellen, dass die Reaktion noch nicht vollständig abgeschlossen ist. Es befindet sich weiterhin Überreste der Ausgangsstoffe Bariumcarbonat und Titanoxid im entstandenen Probenpulver. Dies liegt an der für diese Synthesemethode vergleichsweise geringen Temperatur. Bei 750°C ist die thermische Aktivierung noch nicht so groß, dass die langen Diffusionsstrecken komplett überwunden werden können. Die Ergebnisse aus der IR-Spektroskopie müssen für die Diskussion in zwei Teile gliedern; das Ergebnis des Gels und das der Bariumtitanatproben unterschiedlicher Herkunft. Im Spektrum des Gels konnte eine Bande gesättigten Carbonsäuren zugeordnet werden. Dem könnte durch eine längere Trockenzeit entgegengewirkt werden. Jedoch ist der Nutzen hiervon zu überdenken, da organische Reste bei der 14 Calcinierung ohnehin entweichen. Bestätigend hierfür ist das Spektrum des Bariumtitanats, das durch das Sol-Gel-Verfahren gewonnen wurde. Hier sind keinerlei organische Überreste nachzuweisen. Das Problem, dass die Banden des fingerprintBereiches nicht zugeordnet werden konnten, könnte dadurch eine weitere Messung gelöst werden. Sinnvoll wäre die Messung eines anderen BaTi-Salzes. Ähnliche Banden könnten so den anorganischen Stoffen zugeordnet werden. Die Spektren der Bariumtitanatproben sind im Großen und Ganzen gleich. Die geringen Abweichungen, die nachgewiesen werden konnten, können in Bezug zur Herstellungsmethode setzen. Die genaue Kenntnis des Herstellungsverfahrens der Referenzprobe wäre hierfür notwendig. Außerdem wäre eine zweite Messung der Probe aus dem Sol-Gel-Verfahren sinnvoll. Die Auflösung des Spektrums ist sehr gering. Aller Wahrscheinlichkeit nach liegt das an zu geringer Konzentration des Probenmaterials in der Messtablette. Zusammenfassend ist zu sagen, dass hohe Temperaturen für die Festkörpersynthese unabdingbar sind. Über das Sol-Gel-Verfahren erhält man sehr kleine Teilchen, deren Kristallstruktur zunächst noch kubisch ist. Dies würde sich aber im weiteren Herstellungsweg zum Bauteil ändern, da die Teilchen durch das Sintern verbunden werden und der Erhalt der Oberfläche energetisch ungünstiger wird, als die Phasenumwandlung. 15