Physik IV Einführung in die Atomistik und die Struktur der Materie Sommersemester 2011 Vorlesung 25 – 14.07.2011 Physik IV - Einführung in die Atomistik | Vorlesung 25 | Prof. Thorsten Kröll 14.07.2011 1 Klausur 2-stündige (120 min) Klausur Termin Freitag 12.08.2011: 15:30 – 18:00 Uhr S1 01 / A1 Nachklausur (soweit derzeit festgelegt) Montag 10.10.2011: 15:00 – 17:00 Uhr S2 04 / 213 Zugelassene Hilfsmittel: • Stifte, Lineal, Geodreieck, Zirkel, … • nichtprogrammierbarer Taschenrechner • Formelsammlung ( 1 DIN A 4 Blatt, zweiseitig) Physik IV - Einführung in die Atomistik | Vorlesung 25 | Prof. Thorsten Kröll 14.07.2011 2 Atomistik • Materie besteht aus kleinen elementaren Bausteinen, die miteinander wechselwirken … Aufbau größerer Einheiten. • Auf der kleinsten Skala sind die Bausteine „Elementarteilchen“, die sich nicht weiter zerlegen lassen. • Zu jeder Größenskala gehört auch eine Energieskala. • Auf jeder Größenskala ist es sinnvoll nur die jeweils relevanten Bausteine zu betrachten. Die darunterliegende Skala kann als entkoppelt angenommen werden (für den Festkörper braucht man z.B. zunächst nicht zu wissen, dass der Kern aus Nukleonen besteht). • Es treten häufig ähnliche Niveauschemata auf, z.B. Vibrationen in Molekülen, Festkörpern und auch in Kernen, Schalenmodell (Atom/Kern), … Physik IV - Einführung in die Atomistik | Vorlesung 25 | Prof. Thorsten Kröll 14.07.2011 3 Typische Längeskalen in der Natur … VIELE Grössenordnungen Universum r ≈ 4.5 · 1026 m (beobachtbares Universum, vielleicht ist es auch viel größer) Physik IV - Einführung in die Atomistik | Vorlesung 25 | Prof. Thorsten Kröll 14.07.2011 4 Größen- und Energieskalen Physik IV - Einführung in die Atomistik | Vorlesung 25 | Prof. Thorsten Kröll Δx ⋅ Δp ≥ 14.07.2011 h 2 5 Atomistisches Bild der Materie (II) Festkörper besteht aus VIELEN Atomen oder Molekülen (Größenordnung 1023) Molekül besteht aus 2 bis einige 100000 Atomen Polymere Atom (10-10 m) besteht aus Kern und Elektronenhülle Es gibt unterschiedliche „Atome“!!! Physik IV - Einführung in die Atomistik | Vorlesung 25 | Prof. Thorsten Kröll 14.07.2011 6 Atomistisches Bild der Materie (III) Atom (10-10 m) besteht aus Kern und Elektronenhülle Kern (10-15 m) besteht aus Nukleonen: Protonen und Neutronen Elektron ist bereits ein Elementarteilchen Physik IV - Einführung in die Atomistik | Vorlesung 25 | Prof. Thorsten Kröll Nukleonen bestehen Quarks und Gluonen (Elementarteilchen) < 10-15 m 14.07.2011 7 Experimentellen Beobachtungen in der Natur Masse von Molekülen: Ganzzahlige Vielfache von Atommassen* Masse von Atomen: Ganzzahlige Vielfache von atomarer Masseneinheit u* Masse von Kernen / Isotope: Ganzzahlige Vielfache von Protonen- bzw. Neutronenmasse* Ladungen: Ganzzahlige Vielfache von Elementarladung** Drehimpuls und Spin: Ganz- oder halbzahlige Vielfache von ħ … und weitere Größen, die nur bei Kernen und Elemtarteichen eine Rolle spielen *minus Bindungsenergie **Quarks haben ganzahlige Vielfache von Drittel-Elementarladungen Physik IV - Einführung in die Atomistik | Vorlesung 25 | Prof. Thorsten Kröll 14.07.2011 8 Vorstellung von Atomen Entdeckung des Elektrons (1893) als Bestandteil des Atoms … das „Atom“ ist nicht unteilbar Thomsonsche Atommodell (1903): Atom besteht aus homogener positiv geladener Masse mit kleinen negativen Elektronen drin. (Pudding-Modell) Entdeckung des Atomkerns (1911) Rutherfordsche Atommodell (1911): Atom besteht aus kleinem positiv geladenem Kern (etwa 1/10000 des Atomdurchmessers), der fast die gesamte Masse des Atoms enthält. Die Elektronen umkreisen den Kern. Joseph John Thomson (1856-1940) Ernest Rutherford (1871-1937) Physik IV - Einführung in die Atomistik | Vorlesung 25 | Prof. Thorsten Kröll 14.07.2011 9 Zweifel an der atomistischen Vorstellung Noch um 1900: Ernst Machs Standardantwort auf die Frage nach der Existenz von Atomen: „Ham se welche gesehen?“ … später ließ er sich aber vom Gegenteil überzeugen! Physik IV - Einführung in die Atomistik | Vorlesung 25 | Prof. Thorsten Kröll 14.07.2011 10 Wie groß ist ein Atom, ein Kern ??? Bragg-Streuung, Van der Waals Gleichung, Diffusion … • die Größe von Atomen liegt in der Größenordnung von 10-10 m = 1 Å = 1 Ångstöm • jede Meßmethode hat leicht anderes Ergebnis Folgerung: Atome sind NICHT einfach kleine harte Kugeln Rutherford-Streuung, … • die Größe von Atomkernen liegt in der Größenordnung von einigen 10-15 m (10-15 m = 1 fm = 1 Fermi) • jede Meßmethode hat leicht anderes Ergebnis Folgerung: Kerne sind NICHT einfach kleine harte Kugeln Physik IV - Einführung in die Atomistik | Vorlesung 25 | Prof. Thorsten Kröll 14.07.2011 11 Bohrsches Atommodell Bohrsche Postulate Linienspektren in Emission und „Elektronen auf Planetenbahnen“ Absorption Energie und Drehimpuls kann nur bestimmte Werte annehmen … warum? Physik IV - Einführung in die Atomistik | Vorlesung 25 | Prof. Thorsten Kröll 14.07.2011 12 Quantenmechanik (I) Quantenmechanik ist die der Atomistik zugrundeliegende Theorie Zustand eines Systems wird durch Wellenfunktion Φ beschrieben. Wahrscheinlichkeitsinterpretation von Φ Wahrscheinlichkeit, ein Teilchen zur Zeit t am Ort r zu finden: r r * r P(r , t ) = Φ (r , t ) ⋅ Φ (r , t ) Wellenfunktion muss normiert sein (Wahrscheinlichkeit, das Teilchen irgendwo zu finden ist eins): r r r r * r ∫ P(r , t ) dV = ∫ Φ (r , t ) ⋅ Φ(r , t ) dV = Φ(r , t ) Φ(r , t ) = 1 Physik IV - Einführung in die Atomistik | Vorlesung 25 | Prof. Thorsten Kröll 14.07.2011 13 Quantenmechanik (II) Physikalische Observablen werden durch quantenmechanische Operatoren repräsentiert, z.B. r r r p → → Ekin → E pot → E ges → r L → ( r ( h p = grad i ( p( 2 h2 T= =− Δ 2m 2m ( V ( ( ( H = T +V ( ( ( L=r×p ... Physik IV - Einführung in die Atomistik | Vorlesung 25 | Prof. Thorsten Kröll 14.07.2011 14 Quantenmechanik (III) Wert einer physikalische Observablen ist Erwartungswert des entsprechenden Operators: ( ( r ( r r * r X = ∫ Φ ( r , t ) XΦ ( r , t ) d V = Φ ( r , t ) X Φ ( r , t ) Wellenfunktion Φ ist Lösung der zeitabhängigen Schrödinger-Gleichung (nicht-relativistische QM): ( ) ( ( ( ∂ T + V Φ = HΦ = ih Φ ∂t Separation der Variablen r und t: r iEt / h v Φ ( r , t ) = Ψ ( r )e Physik IV - Einführung in die Atomistik | Vorlesung 25 | Prof. Thorsten Kröll 14.07.2011 15 Quantenmechanik (IV) Wellenfunktion Ψ ist Lösung der zeitunabhängigen Schrödinger-Gleichung: ( ) ( ( ( (⎞ ⎛ h HΨ = T + V Ψ = ⎜ − Δ + V ⎟Ψ = EΨ ⎝ 2m ⎠ Eigenwerte: ( ( r r r ( r r r H = Φ (r , t ) H Φ (r , t ) = Ψ (r ) H Ψ (r ) = Ψ (r ) E Ψ (r ) r r = E Ψ (r ) Ψ (r ) = E Wenn Φ Eigenfunktion zu Operator X ist, hat die physikalische Observable einen exakten Wert, den Eigenwert. Anderenfalls ist der Wert ein Erwartungswert mit einer Unbestimmtheit … man nicht immer alle Observablen gleichzeitig exakt messen! Physik IV - Einführung in die Atomistik | Vorlesung 25 | Prof. Thorsten Kröll 14.07.2011 16 Quantenmechanik (V) Heisenbergsche Unschärferelation h Δx ⋅ Δp x ≥ 2 Welle-Teilchen-Dualismus De Broglie- Wellenlänge h p = hk = λ Eigenfunktion für freies Teilchen ist ebene Welle - auch Eigenfunktion zu Impuls p - Ort völlig unbestimmt Teilchen – Wellenpaket - endliche Impulsbreite - endliche Ausdehnung Physik IV - Einführung in die Atomistik | Vorlesung 25 | Prof. Thorsten Kröll 14.07.2011 17 Wasserstoffatom Coulombpotenzial V hängt nur von |r| ab. Separation der Variablen r, θ und φ … Wellenfunktion: r Ψnlm (r ) = Rn (r ) ⋅ Ylm (ϑ, ϕ) Enlm 1 = −13.6 eV 2 n Aus Forderung nach Normierbarkeit Entartung: und Eindeutigkeit folgen Quantenzahlen: Gleiche Energieeigenwerte für unterschiedliche n = 1, 2, 3,.... Quantenzahlen l = 0,1, 2,..., n − 1 m = −l , − l + 1,..., l − 1, l Normierung und Orthogonalität r r Ψi (r ) Ψ j (r ) = δij … gilt immer, nicht nur im Wasserstoffatom Physik IV - Einführung in die Atomistik | Vorlesung 25 | Prof. Thorsten Kröll 14.07.2011 18 Drehimpuls Kugelflächenfunktionen Y sind Eigenfunktionen der Operatoren des Quadrats des Drehimpulses und der Projektion auf eine Achse (hier als „z-Achse“ bezeichnet): (2 L Ylm (ϑ, ϕ) = l (l + 1)h 2Ylm (ϑ, ϕ) ( LzYlm (ϑ, ϕ) = mhYlm (ϑ, ϕ) Der Satz Quantenzahlen (l,m) beschreibt die Länge und die Orientierung im Raum des Vektors „Drehimpuls“: r L= (2 L = l (l + 1)h Ylm (ϑ, ϕ) Yl 'm ' (ϑ, ϕ) = δll 'δ mm ' Physik IV - Einführung in die Atomistik | Vorlesung 25 | Prof. Thorsten Kröll 14.07.2011 19 Kugelflächenfunktionen Physik IV - Einführung in die Atomistik | Vorlesung 25 | Prof. Thorsten Kröll 14.07.2011 20 Drehimpuls r L l=2 φ m cos φ = l (l + 1) Physik IV - Einführung in die Atomistik | Vorlesung 25 | Prof. Thorsten Kröll 14.07.2011 21 Spin Elektronen (und auch Protonen) haben „intrinsischen Drehimpuls“ mit s = 1/2 und ms = ± 1/2 : Spin (2 2 s χ sm s = s ( s + 1)h χ sm s ( s z χ sm s = ms hχ sm s Vollständige zeitunabhängige Wellenfunktion für Elektron im H-Atom: r r Ψnlmsms (r , s ) = Rn (r ) ⋅ Ylm (ϑ, ϕ) ⋅ χ sms Bahndrehimpuls l und Spin s koppeln zu Gesamtdrehimpuls j. Physik IV - Einführung in die Atomistik | Vorlesung 25 | Prof. Thorsten Kröll 14.07.2011 22 Magnetische Momente Mit Drehimpuls / Spin ist magnetisches Moment verbunden r r μ L = g Lμ B L Elektron Elektron Proton Neutron r r μ L = g Lμ K L gL = 1 Proton r r μ s = g sμ B s gs ≈ 2 r r μ s = g sμ K s r r μ s = g sμ K s g s = 5.585 anomale g-Faktoren g s = −3.862 μB: Bohrsches Magneton μK: Kernmagneton Aufhebung von Entartung: Feinstruktur, Hyperfeinstruktur … Physik IV - Einführung in die Atomistik | Vorlesung 25 | Prof. Thorsten Kröll 14.07.2011 23 Elektromagnetische Übergänge Linienspektren in Emission und Absorption Energie entspricht Abstand von zwei Zuständen mit diskreten Energien Auswahlregeln für Dipol-Übergänge: • ΔL= ±1 … Photon hat Spin = 1 • ΔS = 0 … nicht jeder Übergang ist erlaubt. Aus dem Studium von Übergängen läßt sich also mehr lernen als nur Energien! Physik IV - Einführung in die Atomistik | Vorlesung 25 | Prof. Thorsten Kröll 14.07.2011 24 Mehrteilchensysteme – Identische Teilchen Ansatz: Wellenfunktion ist Produkt von Einteilchen-Wellenfunktion Bei identischen Teilchen darf Physik nicht davon abhängen, welches Teilchen welchen Zustand besetzt: Bosonen (ganzzahliger Spin), z.B. Photon: Symmetrische Wellenfunktion (bei Vertauschung der Teilchen) Fermionen (halbzahliger Spin), z.B. Elektron: Antisymmetrische Wellenfunktion (bei Vertauschung der Teilchen) Pauli-Prinzip: Zwei identische Fermionen können nicht im gleichen Zustand sitzen! ΨA (1,2) = ψ i (1)ψ j (2) − ψ i (2)ψ j (1) = −(ψ i (2)ψ j (1) − ψ i (1)ψ j (2) ) = −ΨA (2,1) ΨA = 0, falls i = j Wichtigstes Prinzip zum Verständnis des Aufbaus von Materie! Physik IV - Einführung in die Atomistik | Vorlesung 25 | Prof. Thorsten Kröll 14.07.2011 25 Elektronenkonfiguration leichter Elemente 1 Satz Bahndrehimpulsquantenzahlen (l=0, ml = 0) 3 Sätze Bahndrehimpulsquantenzahlen (l=1, ml = -1, 0, 1) Hundsche Regel: Spin maximal = 2 Sätze Spinquantenzahlen (s=1/2, ms = 1/2 und ms = -1/2) = 1 Zustand besetzt = beide Zustände besetzt, also voll (Pauli-Prinzip) Elektronenkonfiguration + Antisymmetrisierung = Mehrteilchenwellenfunktion Physik IV - Einführung in die Atomistik | Vorlesung 25 | Prof. Thorsten Kröll 14.07.2011 26 Schalenmodell der Atomphysik Schale: • Gruppe von Zuständen • Abstand zur nächsten Schale größer als Abstand der Zustände innerhalb der Schale Valenzelektronen: Elektronen ausserhalb voll besetzter („abgeschlossener“) Schalen oder Zustände Schalenabschlüsse „Edelgase“ Physik IV - Einführung in die Atomistik | Vorlesung 25 | Prof. Thorsten Kröll 14.07.2011 27 Periodensystem der chemischen Elemente 4f 5f 2(2·3+1) = 14 Elektronen Physik IV - Einführung in die Atomistik | Vorlesung 25 | Prof. Thorsten Kröll 14.07.2011 28 Atome als „elementare“ Bausteine der Moleküle Selten in der Natur … z.B. interstellare Materie Physik IV - Einführung in die Atomistik | Vorlesung 25 | Prof. Thorsten Kröll Häufig in der Natur 14.07.2011 29 Kräfte im Wasserstoffmolekül Energie Abstossung - Protonen - Pauli-Prinzip Überlapp der Elektronenverteilung 0 Anziehung Elektron - Proton Abstoßung Elektron - Elektron Abstoßung Proton - Proton Abstand minimaler potenzieller Energie Abstand der Protonen Der Gewinn an Bindungsenergie überwiegt Abstoßung der Elektronen und Protonen jeweils untereinander … Molekül ist energetisch bevorzugte Physik IV - Einführung in die Atomistik | Vorlesung 25 | Prof. Thorsten Kröll 14.07.2011 30 Molekülorbital als Summe von atomaren Orbitalen Physik IV - Einführung in die Atomistik | Vorlesung 25 | Prof. Thorsten Kröll 14.07.2011 31 Schwingungen und Rotationen in Molekülen Erot Evib h2 J ( J + 1) = 2Θ 1⎞ ⎛ = hω⎜ ν + ⎟ 2⎠ ⎝ Auswahlregeln ΔJ = ±1 (Übergänge zwischen Rotationszuständen) Δν = ±1 (Übergänge zwischen Vibrationszuständen) … Beiträge zur spezifischen Wärmekapazität (makroskopische Größe – mikroskopische Erklärung) Physik IV - Einführung in die Atomistik | Vorlesung 25 | Prof. Thorsten Kröll 14.07.2011 32 Rotationbande in Molekül HCl h2 ΔE = ( J + 1) Θ Physik IV - Einführung in die Atomistik | Vorlesung 25 | Prof. Thorsten Kröll E < 1 eV 14.07.2011 33 Überlappung von Orbitalen Überlappung von zwei s-Orbitalen Überlappung von zwei p-Orbitalen σ-Bindung Orbitale parallel zur Verbindungsachse zwischen Atomen (Kernen) Überlappung von s- mit p-Orbital sp-Hybridorbital π-Bindung Orbitale senkrecht zur Verbindungsachse zwischen Atomen (Kernen) Physik IV - Einführung in die Atomistik | Vorlesung 25 | Prof. Thorsten Kröll 14.07.2011 34 sp-Hybridorbitale in Kohlenstoff 2s- mit 2pz-Orbital mischen: 2 sp-Hybridorbitale Möglicher Energiegewinn durch Bindung überwiegt Energieaufwand für Anregung vom 2s- ins 2p-Orbital Physik IV - Einführung in die Atomistik | Vorlesung 25 | Prof. Thorsten Kröll 14.07.2011 35 Hybridorbitale – kovalente Bindung 2 Hybridorbitale σ π σ π σ 3 Hybridorbitale 4 Hybridorbitale σ σ Physik IV - Einführung in die Atomistik | Vorlesung 25 | Prof. Thorsten Kröll σ σ 14.07.2011 36 Chemische Bindung • Ionische Bindung Elektron geht von einem Atom in ein anderes Atom über • Kovalente Bindung Elektron wird von zwei Atomen gleichzeitig „gebunden“ • Dipol-Dipol-Bindung (Van der Waals Kraft, Wasserstoffbrücken) Wechselwirkung zwischen polaren oder polarisierten Molekülen/Atomen • Metallische Bindung Elektron wird von allen Atomen eines Festkörpers „gebunden“ Physik IV - Einführung in die Atomistik | Vorlesung 25 | Prof. Thorsten Kröll 14.07.2011 37 Von Atomen/Molekülen zu kondensierter Materie Aggregatszustände und Phasenübergänge Entropie wird größer (Ordnung kleiner) Weitere Phasen: Plasma, Kerne, … Physik IV - Einführung in die Atomistik | Vorlesung 25 | Prof. Thorsten Kröll 14.07.2011 38 Elementare Bausteine der Kristalle Kristall: räumlich periodische Anordnung von Atomen 14 Bravais-Gitter + Basis = Kristallstruktur Physik IV - Einführung in die Atomistik | Vorlesung 25 | Prof. Thorsten Kröll 14.07.2011 39 Beispiel: Kochsalz - NaCl Makroskopische „Salzwürfel“ Kubisches BravaisGitter + Zweiatomige Basis Physik IV - Einführung in die Atomistik | Vorlesung 25 | Prof. Thorsten Kröll 14.07.2011 40 Atome als „elementare“ Bausteine von Kristallen Molekülorbitale als Linearkombination von atomaren Orbitalen Atom 2-atomiges Molekül Energiebänder als Linearkombination von atomaren Orbitalen Energiebänder in Festkörper Physik IV - Einführung in die Atomistik | Vorlesung 25 | Prof. Thorsten Kröll Freie Elektronen im Potenzialkasten 14.07.2011 41 Fermigas und -verteilung Besetzung bei T>0: Fermiverteilung Zustandsdichte im Fermigas (freie Fermionen) W(E) dn/dE Besetzung bei T=0 Physik IV - Einführung in die Atomistik | Vorlesung 25 | Prof. Thorsten Kröll 14.07.2011 42 Nuklidkarte Nukleonen (Proton/Neutron) sind elementare Bausteine der Kerne Isotop: AZ (A = Z + N) Z: Anzahl der Protonen = chem. Element N: Anzahl der Neutronen Magische Zahlen Physik IV - Einführung in die Atomistik | Vorlesung 25 | Prof. Thorsten Kröll stabil β+/EC-Zerfall β--Zerfall α-Zerfall p-Emitter spontane Spaltung 14.07.2011 43 Schalenmodell der Kernphysik Analogie zu Chemie: „Edelisotope“ Magische Kerne Schalen • • • • Sphärische Form Hohe Bindungsenergie Valenznukleonen wichtig usw. Physik IV - Einführung in die Atomistik | Vorlesung 25 | Prof. Thorsten Kröll 14.07.2011 44 Solare Elementhäufigkeit Magische Kerne im Universum Z=50 N=82 Physik IV - Einführung in die Atomistik | Vorlesung 25 | Prof. Thorsten Kröll Z=82 N=126 14.07.2011 45 Rotationen und Vibrationen in Kernen 232Th Erot ≈ 50 keV Evib = 700 – 1000 keV Physik IV - Einführung in die Atomistik | Vorlesung 25 | Prof. Thorsten Kröll 14.07.2011 46 Rotationbanden in Kern 232Th h2 ΔE = ( J + 1) Θ E[keV] Physik IV - Einführung in die Atomistik | Vorlesung 25 | Prof. Thorsten Kröll 14.07.2011 47 Quarks als elementare Bausteine der Nukleonen q = 2/3 e q = 2/3 e q = 2/3 e q = -1/3 e Proton (Q = e) q = -1/3 e q = -1/3 e Neutron (Q = 0) Physik IV - Einführung in die Atomistik | Vorlesung 25 | Prof. Thorsten Kröll 14.07.2011 48 Standardmodell elektromagn. schwach elektromagn. schwach stark Austauschbosonen ... Träger der Wechselwirkung Von den Fermionen existieren jeweils noch die Antiteilchen + Gravitation Physik IV - Einführung in die Atomistik | Vorlesung 25 | Prof. Thorsten Kröll 14.07.2011 49 Antiteilchen 1928: Dirac Gleichung (relativistische Quantenmechanik) Gesamtenergie ist quadratische Formel … was ist die negative Wurzel? ( W = ( pc ) + m0 c 2 2 ) 2 2 ⇒W = ± ( pc ) 2 ( + m0 c ) 2 2 1932: Anderson entdeckt das Positron Collins English Dictionary Antiparticle: any of a group of elementary particles that have the same mass and spin as their corresponding particle but have opposite values for all other nonzero quantum numbers. When a particle collides with its antiparticle, mutual annihilation occurs. Teilchen und Antiteilchen vernichten sich vollständig zu Energie (Photonen): E=2mc2. Umgekehrt werden Teilchen und Antiteilchen auch immer nur paarweise aus Energie erzeugt. Physik IV - Einführung in die Atomistik | Vorlesung 25 | Prof. Thorsten Kröll 14.07.2011 50 Exotische Atome: Positronium / Quarkonium J/Ψ c c Achtung: In der Kernphysik andere Nomenklatur für Hauptquantenzahl N Bei kleinen Abständen ist QCD-Potenzial zwischen Quarks in etwa proportional 1/r … wie Coulomb Positronium ähnlich Quarkonium Physik IV - Einführung in die Atomistik | Vorlesung 25 | Prof. Thorsten Kröll 14.07.2011 51 Vier Grundkräfte der Natur • Elektromagnetische Wechselwirkung • Starke Wechselwirkung • Schwache Wechselwirkung • Gravitation Physik IV - Einführung in die Atomistik | Vorlesung 25 | Prof. Thorsten Kröll 14.07.2011 52 Quantentheorien Nicht-relativistische Quantenmechanik Schrödinger-Gleichung Relativistische Quantenmechanik Dirac-Gleichung (Spin, g-Faktor des Spins, Antiteilchen) Quantenfeldtheorien em WW: Quantenelektrodynamik (QED) (g-Faktor des Elektrons, „Lamb-Shift“, natürliche Linienbreite) Schwache Wechselwirkung (Vereinigung mit em WW): Elektro-schwache Wechselwirkung Starke Wechselwirkung: Quantenchromodynamik (QCD) Gravitation ??? Große Vereinigung (GUT) aller vier Wechselwirkungen … still to be done Physik IV - Einführung in die Atomistik | Vorlesung 25 | Prof. Thorsten Kröll 14.07.2011 53 „Geschichte des Universums“ Struktur im ganz Großen hängen mit Struktur im ganz Kleinen zusammen … Erfolg des atomistischen Ansatzes Einige Schritte im Detail noch unverstanden! Z.B. wenn Energie sich in Teilchen-Antiteilchen-Paare wandelt, warum sehen wir im Universum aber praktisch nur Teilchen!?! Physik IV - Einführung in die Atomistik | Vorlesung 25 | Prof. Thorsten Kröll 14.07.2011 54 Materiezusammensetzung Kosmische Hintergrundstrahlung: nur 4% des Universums besteht aus den heute bekannten Arten von Materie bzw. Energie?!? ???? Physik IV - Einführung in die Atomistik | Vorlesung 25 | Prof. Thorsten Kröll ? 14.07.2011 55