Glandula Net 5 - Klinikum der Universität München

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Netzwerk Neuroendokrine Tumoren
Heft 5-2003
http://www.karzinoid.net
Inhalt
Editorial
1
Publik
Wir suchen Ansprechpartner für Patienten
Ein Patiententreffen ganz besonderer Art
Interdisziplinäre Fortbildung „neuroendokrine Tumoren“
Aus dem Mitgliederleben der Selbsthilfegruppe
NeuroEndokrine Tumoren e.V. Berlin
Ansprechpartner für NeT-Patienten
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Therapiemöglichkeiten
Tumorbehandlung mit Radionukliden
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Veranstaltungen
Bericht vom Patiententag in Neuss, 29.03.03:
Neuroendokrine Tumoren – Stellenwert der Chirurgie
1. Münchner Arzt-Patienten-Seminar „Neuroendokrine Tumoren“
am 29.03.03 im Klinikum Großhadern
Patiententreffen in Erlangen
4. Berliner Patiententreffen
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Erfahrungsberichte
Mein kleines Jubiläum: Seit einem Jahr ohne ernste Beschwerden
Trotz neuroendokrinem Pankreastumor: Stets optimistisch bleiben!
Heute ist mein Zustand wieder stabil
Es ist nicht immer leicht, mit dem Karzinoid zu leben
Erfahrungen einer Patientin mit Insulinom:
Immer wieder warten und hoffen
Patient mit metastasiertem Bronchialkarzinoid:
Ich hoffe, mein Zustand lässt sich noch lange aufrechterhalten!
Warten auf die richtige Diagnose
Was kommt denn nun noch alles auf mich zu?
Nach operativer Entfernung eines Insulinoms:
Bis heute bin ich symptomfrei!
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Leserbriefe
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Karzinoid-Patienten fragen...
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Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
vor Ihnen liegt die Ausgabe 5 der Zeitschrift Glandula
NeT, der Zeitschrift für Betroffene mit neuroendokrinen
Tumoren wie dem Karzinoid. Mit der Nummer 5 begehen wir schon ein kleines erstes Jubiläum.
Dieses Heft – eigentlich schon ein kleines Büchlein – gibt Zeugnis über die Fortschritte,
die das Netzwerk Neuroendokrine Tumoren in den letzten Jahren gemacht hat. In vielen Orten sind Regionalgruppen des Netzwerks Neuroendokrine Tumoren entstanden,
immer mit Unterstützung engagierter Ärzte, die Patiententage und Informationstage
durchführten, wie z.B. in Neuss, in München oder demnächst in Bad Berka. In vielen
Orten finden Gesprächskreise statt, haben sich Gruppen oder Vereine gebildet, und
zahlreiche Betroffene haben sich als Ansprechpartner für die Erkrankung zur Verfügung
gestellt, gerade um Betroffenen mit neu entdeckten neuroendokrinen Tumoren mit Rat
und Tat zur Seite zu stehen. Auch unsere Geschäftsstelle in Erlangen gibt den Mitgliedern des Netzwerks Neuroendokrine Tumoren bei Fragen und Problemen immer
Unterstützung und Hilfe.
Die vielen Leserbriefe und Erfahrungsberichte, die wir in der jetzigen Glandula NeT
zusammengetragen haben, belegen, wie wichtig der Austausch der Betroffenen
untereinander ist. Die Reaktionen der Betroffenen zeigen uns darüber hinaus, wie froh
viele Betroffene sind, so viel geballte Informationen in der Glandula NeT zu finden.
Auf unseren Internetseiten unter http://www.karzinoid.net/karzinoid.html können Sie
auch in älteren Ausgaben der Glandula NeT stöbern und zwei Karzinoidbroschüren im
PDF-Format herunterladen. Das Karzinoidforum ist als Diskussionsform auch direkt
unter http://f30934.siteboard.de/ zu erreichen. Beleben Sie das Forum durch Ihren
Besuch und Ihre Diskussionen!
Ich wünsche Ihnen, dass Sie beim Lesen dieser Ausgabe all die Informationen bekommen, die Ihnen persönlich weiterhelfen.
Ihr
Prof. Dr. med. Johannes Hensen
1
Publik
Wir suchen
Ansprechpartner für
Patienten
Termine für die
nächsten Patiententreffen
in Erlangen
Sicher haben viele von Ihnen schon erlebt, wie hilfreich ein Gespräch mit Leidensgenossen sein kann, insbesondere dann,
wenn man gerade erst von seiner Krankheit erfahren hat. Leider
hat unsere Karzinoid-Selbsthilfegruppe in Erlangen in den letzten beiden Jahren vier Ansprechpartner verloren.
Daher wende ich mich heute an alle Patienten mit der Bitte, einmal
darüber nachzudenken, ob Sie nicht in Zukunft gerne anderen
Patienten helfen wollen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie
dankbar Patienten für jede Hilfe sind und wieviel Neues und
Wissenswertes man selbst bei den Gesprächen erfährt.
Um sich als Ansprechpartner vorzustellen, sollten Sie Ihre Bereitschaft dazu formulieren und den Text zusammen mit Anschrift
und Telefonnummer – wenn möglich auch mit einem Passbild –
an die Redaktion der Glandula NeT senden.
Wirkungsvoller ist es, seine Krankengeschichte in der Glandula
NeT zu veröffentlichen. Für diesen Erfahrungsbericht braucht man
nur das, was man wegen seiner Krankheit erlebt, erlitten und
empfunden hat, so, wie man es anderen schon mehrmals erzählt
hat, niederzuschreiben und (am besten mit einem Foto) an die
Redaktion zu senden – als E-Mail, als Computerausdruck (bitte
mit Diskette), per Fax oder einfach als mit der Hand geschrieber
Brief.
Anstelle der Krankengeschichte können Sie auch den Verlauf und
den Erfolg Ihrer Therapie beschreiben. Dabei brauchen Sie keine Angst wegen irgendwelcher Fehler zu haben – diese werden
von der Redaktion ganz diskret korrigiert!
Für unsere nächsten Treffen wurden folgende Termine festgelegt:
Grund für diese Vorgehensweise ist, dass Frau Dr. Pavel ihre
Teilnahme an diesen Treffen nur unter der Voraussetzung zusagen kann, dass sie nicht aus beruflichen Gründen verhindert ist.
Sollte dies wider Erwarten der Fall sein, würden wir den betroffenen Termin kurzfristig verschieben und können Sie bei Ihrem
Anruf darüber informieren.
Am 26.09.03. wird uns Herr Prof. Müller aus Basel über die
Radionuklidtherapie mit 90Yttrium-DOTATOC informieren. Damit
wir die Teilnehmer abschätzen können, bitten wir Sie, sich bis zum
21.9. telefonisch unter der Nummer 09195-8648 anzumelden.
Hans-Dieter Allmendinger,
Hemhofen
Hans-Dieter Allmendinger,
Hemhofen
• Freitag, 26. September 2003
(Achtung: Termin wurde vorverlegt!)
• Donnerstag, 18. März 2004
• Donnerstag, 24. Juni 2004
• Donnerstag, 07. Oktober 2004
Achtung: Der Beginn aller Treffen wurde auf 17.00 Uhr vorverlegt!
Tagungsort ist das „Nichtoperative Zentrum“ der Uniklinik Erlangen, Ulmenweg 18 (am Maximiliansplatz bzw. Betten-Hochhaus).
Den Raum bitten wir an der Anmeldung zu erfragen.
Wenn Sie an einem Patiententreffen teilnehmen wollen, melden
Sie sich bitte etwa eine Woche vor dem Termin telefonisch bei
Herrn Hans-Dieter Allmendinger, Tel. 09195 / 8648
Nachruf
Mit großer Trauer mussten wir am 24. November letzten Jahres von
Herrn Hartmut Lemke
aus Gehrden Abschied nehmen
Herr Lemke gehörte seit Gründung der Karzinoid-Selbsthilfegruppe Erlangen/Hannover deren
Vorstand an und hat sich von Anfang an als Ansprechpartner für unsere Patienten eingesetzt. In
vielen Gesprächen, in Briefen und auch in der Glandula NeT hat er seine Erfahrungen im Umgang
mit seiner Krankheit an unsere Patienten weitergegeben.
Wir werden ihn nie vergessen.
Der Vorstand der Karzinoid-Selbsthilfegruppe Erlangen,
Hans-Dieter Allmendinger
2
Hartmut Lemke †
Publik
Vorankündigung:
Ein Patiententreffen ganz
besonderer Art
Das Netzwerk Neuroendokrine Tumoren und die
„NeuroEndokrine Tumoren Selbsthilfegruppe e.V.“ Berlin wollen
vom 8.8. bis 10.8.03 ein gemeinsames Patiententreffen in Bad
Berka durchführen. Dazu haben wir viel Zeit für Gespräche vorgesehen, um miteinander über unsere Sorgen, Wünsche und
Probleme reden zu können. Dabei wollen wir auch Vorschläge
und Anregungen sammeln, wie wir Patienten uns gegenseitig
besser helfen können.
Zusätzlich ist am Freitag Nachmittag eine Führung durch die
Zentralklinik Bad Berka GmbH vorgesehen und am Samstag
Vormittag ein Vortrag von Herrn Prof. Dr. Baum, Chefarzt der
Klinik für Nuklearmedizin/PET-Zentrum, zum Thema
„Nuklearmedizinische Behandlung neuroendokriner Tumoren“.
Anschließend besteht noch Gelegenheit zur Diskussion offener
Fragen.
Derzeit ist folgender Ablauf geplant:
Freitag, 8.8.03:
Ankunft der Teilnehmer in Bad Berka im Laufe des Vormittags.
12.00 Uhr
Begrüßung in der Gaststätte „Station
33“ der Zentralklinik Bad Berka (im
Erdgeschoß rechts vom Haupteingang
15.00 bis 16.00 Uhr Führung durch die Klinik durch Frau
Ganß bzw. Frau Laubner (in zwei
Gruppen)
Samstag, 9.8.03:
10.00 bis 12.00 Uhr Vortrag von Herrn Prof. Dr. Baum,
Chefarzt der Klinik für Nuklearmedizin/
PET-Zentrum, zum Thema „Nuklearmedizinische Behandlung neuroendokriner Tumoren“ mit anschließender
Diskussion (Hörsaal im Zentralgebäude, 1. Etage)
14.30 Uhr
Rundfahrt und Besichtigung in Weimar
Sonntag, 10.8.03:
Verabschiedung und Rückfahrt der Teilnehmer
Soweit das bisher festgelegte Programm. Die Zeiten zwischen
den bereits geplanten Veranstaltungen sind für Gespräche der
Patienten untereinander vorgesehen, denn wir wollen uns bewusst viel Zeit dafür reservieren.
Sobald die Vorbereitungen abgeschlossen sind, erhalten die Mitglieder der Selbsthilfegruppen per Post eine Einladung mit dem
endgültigen Programm, den Unterlagen zur Anmeldung und eine
Liste von Pensionen und Gaststätten in Bad Berka, damit Sie
Übernachtung und Frühstück buchen können.
Hans-Dieter Allmendinger, Hemmhofen
Petra König, Berlin
Inmitten Thüringens – 10 km südlich von Weimar – liegt die
Zentralklinik Bad Berka GmbH. In zehn Fachkliniken und einem
interdisziplinären Diagnostikum versorgen hochqualifizierte Ärzte und
geschultes Pflegepersonal die Patienten. Insgesamt verfügt die
Zentralklinik über 669 Planbetten und ist mit ca. 1.200 Mitarbeitern
der größte Arbeitgeber der Region um Bad Berka.
Zentralklinikum Bad Berka –
kompetent in der nuklearmedizinischen Diagnostik
und Therapie
Die Klinik für Nuklearmedizin und das integrierte PET-Zentrum (einschl. Radiochemie und Zyklotron) der Zentralklinik Bad
Berka GmbH bietet mit modernster technologischer Austattung
das gesamte diagnostische und therapeutische Spektrum der
Nuklearmedizin an. Integriert in eines der weltweit fortschrittlichsten „Imaging Centers“ (eröffnet 1998) wird
funktionelle und metabolische Diagnostik
(SPECT und PET) auf höchstem Niveau angeboten. Besonders hervorzuheben ist die enge
Vernetzung (PACS) mit radiologischen
Untersuchungsverfahren (u.a. MehrschichtCT und Kernspintomographie im Institut für
bildgebende Diagnostik), wobei eine optimale
Krankenversorgung durch die enge Zusammenarbeit (z.B. interdisziplinäres Tumorboard)
mit den verschiedenen Kliniken (insbesondere
Pneumologie, Thorax- und Gefäßchirurgie,
Herzzentrum, Neurochirurgie, Orthopädie
und Wirbelsäulenchirurgie u.a.) gewährleistet
wird. Ambulante Untersuchungen sind nach
Vereinbarung für GKV-Versicherte (kassenärztliche Ermächtigung, Überweisung durch
Internisten oder Nuklearmediziner) sowie für
privatversicherte Patienten möglich.
Zur Diagnostik (komplette nuklear- Die Eingangshalle ist das
medizinische Standarddiagnostik einschl. Herz der Klinik. Sie
Spezialverfahren wie Rezeptor- und beherbergt neben der
Rezeption und der
Immunszintigraphie sowie als Schwerpunkt Patientenaufnahme auch
die Positronen-Emissions-Tomographie = Dienstleistungsbereiche
PET) werden für den Stoffwechsel bedeutsa- wie Cafeteria, Sparkasse,
me Moleküle mit kurzlebigen Radionukliden Patientenbibliothek und
markiert, wodurch es möglich ist, die entspre- einiges mehr.
3
Publik
Der Dachgarten des
Bettenhauses bietet für
Patienten und Besucher
einen weiten Blick ins
Ilmtal.
chenden Stoffwechsel- bzw. Krankheitsprozesse im Körper in
den jeweiligen Organen zu messen und
bildlich darzustellen.
Auf diesem Wege sind
die Quantifizierung der Funktion von Organen (z.B. Schilddrüse,
Herz, Nieren, Lunge, Gehirn, Leber) und die Lokalisation von
Krankheitsprozessen (Tumordiagnostik, u.a. Diagnostik von Knochen- und Wirbelsäulenerkrankungen) mit hoher Genauigkeit
möglich. Die Strahlenbelastung ist bei nuklearmedizinischen Untersuchungen meist gering, da die mit Radioisotopen markierten
Ärztlicher Ansprechpartner
für Patienten
aus dem Raum Bremen
Liebe Mitglieder des Netzwerks NeT,
am Sonntag, dem 6.4.03, hatten wir eine „Mini“-Mitgliederversammlung – in Bremen gibt es noch nicht so viele Mitglieder,
und so waren wir nur zu viert. Es war trotzdem sehr nett. Hier ein
wichtiges Ergebnis unseres Treffens: Unser Bremer
Endokrinologe, Dr. Klaus Ventzke, hat sich bereit erklärt, als
„Facharzt vor Ort“ für NeT-Patienten zur Verfügung zu stehen.
Ich persönlich freue mich, diesen Arzt gefunden zu haben, weil
er als einziger meine Krebserkrankung hinterfragte, durch spezielle Untersuchungen den endokrinen Tumor entdeckt und mir
so mein Leben gerettet und bisher um Jahre verlängert hat. Er
ist sehr bemüht und ermöglichte mir mehrfach den Kontakt zu
verschiedenen Kliniken und Fachleuten, zu denen ich
normalerweise keinen Zugang hätte.
Rolf Behrmann,
Bremen
Dr. med. Klaus Ventzke
Facharzt für Innere Medizin
Endokrinologie – Diabetes – Stoffwechselerkrankungen
Schwachhauser Heerstraße 93
28211 Bremen
Tel. 0421 / 3499420
4
Untersuchungssubstanzen in der Regel rasch ausgeschieden
werden.
Nuklearmedizinische Therapien erfolgen auf einer patientenfreundlichen, hochmodernen, 1999 neu eröffneten und 2002 erweiterten Isotopen-Therapiestation mit 15 Planbetten in 1- und
2-Bett-Zimmern. Wir führen Radioiodtherapien bei Schilddrüsenüberfunktion durch (über 1500 Behandlungen jährlich) und behandeln hochspezialisiert Schilddrüsenkarzinome. Schmerzhafte
Knochenmetastasen (vor allem bei Prostata- und Brustkrebsabsiedlungen) sowie Spezialbehandlungen wie die Radiorezeptortherapie bei neuroendokrinen Tumoren (siehe Seite 7ff. in dieser
Ausgabe) und die Radioimmuntherapie (z.B. bei Lymphomen und
kolorektalen Tumoren) gehören ebenfalls zum Behandlungsspektrum. Hierzu werden hochwirksame radioaktive Arzneimittel, die mit Beta- oder Alphastrahlern markiert sind, verwendet.
Diese Strahlung hat im Gewebe eine sehr geringe Reichweite (im
Millimeterbereich), so dass das umgebende gesunde Gewebe
weitgehend geschont wird.
Interdisziplinäre Fortbildung
„neuroendokrine Tumoren“
Am Lukaskrankenhaus in Neuss wird in diesem Jahr erstmalig
eine interdisziplinäre Fortbildung zum Thema neuroendokrine
Tumoren durchgeführt. Veranstalter sind Prof. Dr. med. Goretzki,
Prof. Dr. med. Köster, Prof. Dr. med. Starke und Prof. Dr. med.
Tschahargane. Interessierte Ärzte sind herzlich eingeladen, an
den interdisziplinären Konferenzen teilzunehmen. Diese finden in
zweimonatigen Abständen jeweils am 2. Montag des Monats
statt. Von 17.00 bis 18.00 Uhr werden jeweils maximal zwei Krankengeschichten mit interessanten endokrinen, radiologischen,
operativen, aber auch histologischen und immunhistochemischen Ergebnissen vorgestellt und diskutiert. Auskünfte
erteilt Herr Professor Tschahargane, Tel. 02131 / 888-2600.
B. S.
Beiträge für die Glandula NeT
Unsere Mitgliederzeitschrift Glandula NeT ist dazu geschaffen
worden, um uns über alles zu informieren, was uns Patienten hilft,
besser mit unserem Schicksal fertig zu werden. Dazu tragen
Erfahrungsberichte über den Krankheitsverlauf oder die Erlebnisse einer Therapie und deren Erfolg genauso bei wie fachbezogene oder persönliche Fragen, auf die man eine Antwort
sucht. Damit könnte unsere Zeitschrift wenigstens teilweise
Patiententreffen ersetzen, die auf Grund der großen Entfernungen zwischen den Patienten nicht oder nur schwer zustande
kommen.
Falls Sie etwas veröffentlichen wollen, aber im Moment nicht
wissen, wie Sie damit anfangen sollen, dürfen Sie mich jederzeit
anrufen. Wenn ich kann, helfe ich Ihnen gerne.
Hans-Dieter Allmendinger,
Hemhofen,
Tel. 09195/8648
Publik
Aus dem Mitgliederleben der Selbsthilfegruppe
NeuroEndokrine Tumoren e.V. Berlin
Seit Erscheinen der letzten Ausgabe der „Glandula NeT“ haben
wir weiterhin aktiv in der Öffentlichkeit gearbeitet, um Aufklärungsarbeit zu leisten. Besonders mit Informationsständen waren wir
vertreten:
– Im September 2002 beim „Tag des Ehrenamtes“ in BerlinCharlottenburg und beim „Pankefest“ in Berlin-Pankow,
– im Oktober 2002 anlässlich des Kongresses „Selbsthilfe
Krebs“, beim 5. Deutschen Selbsthilfekongress in Bad
Homburg sowie beim 8. Potsdamer Gesundheitsmarkt.
– Ein Vortrag von Dr. Schulz zum Thema „Ernährung bei neuroendokrinen Tumoren“ erfreute sich großen Interesses unserer
Mitglieder.
– Im November 2002 fand das gut besuchte 4. Berliner Treffen
für Patienten mit neuroendokrinen Tumoren im Virchow-Klinikum Berlin statt mit interessanten Vorträgen und der anschließenden Mitgliederversammlung.
– Im Dezember 2002 präsentierten wir uns mit einem Informationsstand anlässlich des Kongresses „Armut und Gesundheit“.
Das Jahr ließen wir ausklingen mit einem kleinen Rückblick im
Rahmen unserer monatlich stattfindenden Gesprächskreise.
Die aktive Arbeit mit Vorträgen und Informationsveranstaltungen
setzen wir auch im Jahr 2003 fort. Ein Höhepunkt wird die geplante gemeinsame Fahrt vom 8.–10. August 2003 zur Zentralklinik Bad Berka, Klinik für Nuklearmedizin/PET-Zentrum, werden.
Nach der Besichtigung der Klinik wird Herr Prof. Dr. med. R. P.
Baum, Chefarzt der Klinik und Mitglied des wissenschaftlichen
Beirates der NET-SHG e.V. Berlin, einen Vortrag zum Thema
„Nuklearmedizinische Behandlung neuroendokriner Tumoren“
halten.
Wir danken all unseren Mitgliedern für ihre rege und konstruktive Mitarbeit bei allen anstehenden Fragen und Aufgaben!
Der Vorstand
Selbsthilfegruppe NeuroEndokrine Tumoren e.V. Berlin
Großes Interesse
fand unser Stand bei
den Bürgern
anlässlich des 8.
Potsdamer
Gesundheitsmarktes.
An unseren Ständen
erhalten Betroffene und
Angehörige ausführliches
Informationsmaterial zum
Thema Karzinoid.
Zum Jahresausklang
trafen wir uns zu
einer kleinen
Weihnachtsfeier.
Vorhaben im Jahr 2003:
Im Juni 03 ist ein Vortrag von Frau Dr. Christensen vorgesehen zur biologischen Krebsabwehr.
Im Juli 03 organisieren wir ein Mitgliedertreffen mit Führung
durch den im Mai 03 neu eröffneten „Japanischen Garten“ in
Berlin-Marzahn. Neben guten Gesprächen einmal wieder eine
Möglichkeit, zu entspannen und die Seele baumeln zu lassen.
Im August 03 erwartet uns ein Höhepunkt unserer Mitgliedertreffen: Wir erhalten die Gelegenheit zur Besichtigung des PETZentrums im Klinikum Bad Berka, wo uns Prof. Dr. med. Baum
die Behandlungsmethoden erläutern wird. Außerdem haben
wir die Gelegenheit, die Stadt Weimar (Goethe-Schiller-Stadt)
zu besuchen.
Im September 03 werden wir Wissenswertes über chinesische Methoden der Entspannung und Mobilisierung der
Selbstheilungskräfte erfahren.
Im Oktober 03 ist ein Vortrag über Patientenrechte geplant.
Auf dem Selbsthilfekongress in
Bad Homburg
besuchte Dr. Ellis
Huber den
Infostand der
NET-SHG e.V.
Berlin.
Im November 03 finden das 5. Patientenseminar für Patienten mit neuroendokrinen Tumoren sowie die Mitglieder-/Wahlversammlung statt.
Im Dezember 03 klingt das Jahr mit einer Weihnachtsfeier
aus.
Außerdem: Jeden 4. Montag im Monat findet unser
Gesprächskreis statt. Auskunft dazu erteilt Frau Hanack, Tel.
030 / 5346540.
5
Publik
Ansprechpartner für NeT-Patienten* – nach PLZ-Gebieten geordnet –
PLZ-Gebiet 0
PLZ-Gebiet 2
PLZ-Gebiet 3
PLZ-Gebiet 6
Sachsen/Raum Dresden
Henri Auer
Feldgasse 9
01069 Dresden
Tel. 0351 / 4904856
Raum Nordheide
Anita Blohm
Steinb. Mühlenweg 17a
21244 Buchholz
Tel. 04181 / 5387
Hessen/NRW
Ute Gerbig
Am Sonnenhang 1
34388 Trendelburg
Tel. 05671 / 6241
Hessen/Raum Frankfurt
Wolfgang Bodek
Bahnhofstraße 5
61206 Wöllstadt
Tel. 06034 / 8937
Sachsen/Raum Hoyerswerda
Irmgard Radke
Niederkirchner Straße 22
02977 Hoyerswerda
Tel. 03571 / 401376
Raum Hamburg
Anna Marwedel
Irensweg 19
22307 Hamburg
Tel. 040 / 6914019
Hessen/Raum Wetzlar/Gießen
Dr. Heike Grüner
E-Mail: higrü[email protected]
Hessen/Raum Frankfurt
Heinz Wade
Riemenschneiderstraße 8
63322 Rödermark
Tel. 06074 / 99820
Sachsen/Raum Leipzig
Ute Klawes
Städtelner Straße 53
04416 Markkleeberg
Tel. 0341 / 3581759
E-Mail: [email protected]
Schleswig-Holstein/Raum Lübeck
Günther Zeitler
Wachtelschlag 13
23562 Lübeck
Tel. 0451 / 594527
Sachsen-Anhalt/Raum Halle
Winfried Müller
Unter den Eichen 32
06184 Dieskau
Tel. 0345 / 8042146
E-Mail: [email protected]
Sachsen/Raum Chemnitz
Birgit Raabs (Prolaktinom)
Zimmerstraße 18
08393 Meerane
Tel. 0175 / 1418862
E-Mail: [email protected]
PLZ-Gebiet 1
Raum Berlin
Regina Hanack
Heidelkampweg 63
12437 Berlin
Tel. 030 / 5346540
E-Mail: [email protected]
Raum Berlin
Petra König
Schluchseestraße 49
13469 Berlin
Tel. 030 / 4021323
Raum Berlin
Thomas Garbisch
Schluchseestraße 49
13469 Berlin
Tel. 030 / 4021323
Brandenburg/Raum Perleberg
Helmut Brautzsch
Friedensstraße 18
19348 Perleberg
Tel. 03876 / 613806
Schleswig-Holstein
Rolf Pettschuleit
Hauptstraße 20
24616 Hardebek
Tel. 04324 / 883875
Schleswig-Holstein/Raum Lübeck
Horst Günther
Timm-Kröger-Weg 31
24939 Flensburg
Tel. 0461 / 51216
Niedersachsen/
Raum Papenburg–Leer
Gea Bruns
Meppenerstraße 123
26871 Papenburg-Herbrum
Tel. 04962 / 340
E-Mail: [email protected]
Raum Bremen
Rolf Behrmann (Glukagonom)
Oyter Straße 28
28325 Bremen
Tel. 0421 / 405613
Fax: 0421 / 405689
Niedersachsen/Raum Danneberg
Wolfgang Schubert
Prösten/Schweskau
29485 Lemgow
Tel. 05833 / 1451
Hessen/Raum Bebra, Bad Hersfeld,
Totenburg
Anneliese Sass
Bitzenweg 12
36179 Bebra
Tel. 06622 / 6655
E-Mail: [email protected]
Rheinland-Pfalz/Raum Ludwigshafen
Ingeborg Haas
Stauferstraße 15
67133 Maxdorf
Tel. 06237 / 920210
Niedersachsen/Raum Wolfenbüttel–
Braunschweig
Rüdiger Nitsch
Obere Dorfstraße 10a
38304 Wolfenbüttel
Tel. 05331 / 43381
Rheinland-Pfalz/Raum Ludwigshafen
Gertraudi Heil
Bleichgraben 7B
67269 Grünstadt
Tel. 06359 / 84803
Sachsen-Anhalt/Raum Halberstadt
Gerd Fürle
Westerhäuser Straße 38
38820 Halberstadt
Tel. 03941 / 441962
PLZ-Gebiet 7
PLZ-Gebiet 4
Niedersachsen/Raum Osnabrück
Horst Arendröwer
Ernst-Siewers-Straße 118
49078 Osnabrück
Tel. 0541 / 43643
PLZ-Gebiet 5
NRW/Raum Köln
Nicole Paling
Ringenstraße 1
51067 Köln
Tel. 0172 / 7829227
NRW/Raum Aachen
Elisabeth Pastor
Bogenstraße 30
52080 Aachen
Tel. 0241 / 165150
Baden-Württemberg/Raum
Emmendingen/Freiburg
Monika Kreiner
Brunnenstraße 6/1
79312 Emmendingen
Tel. 07641 / 8064
Fax: 07641 / 571483
E-Mail: [email protected]
PLZ-Gebiet 9
Bayern/Raum Erlangen–Nürnberg
Hans-Dieter Allmendinger
Birkenstraße 8
91334 Hemhofen
Tel. 09195 / 8648
Thüringen/Raum Weimar
Reinhard Schiele
Im Dorfe 1F
99428 Nohra/OT Ulla
Tel. 03643 / 829471
E-Mail: [email protected]
NRW/Raum Witten
Gerhard Frickmann
Ludwigstraße 4
58452 Witten
Tel./Fax: 02302 / 30709
* Die Liste enthält Ansprechpartner unabhängig von ihrer Zugehörigkeit zu verschiedenen regionalen Patientengruppen oder zu lokalen oder überregional tätigen Vereinen. In die Liste wurde
aufgenommen, wer sich für diese – nicht immer ganz leichte Tätigkeit – freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat. Das Netzwerk NeT dankt allen Ansprechpartnern, die ja auch Betroffene sind,
ganz herzlich dafür! Bei Fragen können Sie sich auch an das Netzwerk-Büro in Erlangen wenden, dort werden Ihnen weitere aktuelle Kontakte in Ihrer Region vermittelt.
6
Therapiemöglichkeiten
Tumorbehandlung mit Radionukliden
Die Radionuklidtherapie mit Yttrium-90-DOTATOC gilt als vielversprechendes Behandlungsverfahren bei rezeptorpositiven neuroendokrinen Tumoren, denn es verkleinert das Tumorvolumen und hemmt das Tumorwachstum. Was es mit diesem Verfahren auf sich
hat und welche nuklearmedizinischen Methoden außerdem bei der Diagnostik und Therapie von Karzinomen eingesetzt werden, darüber
informiert Sie Herr Professor Richard P. Baum, Facharzt für Nuklearmedizin und Chefarzt der Klinik für Nuklearmedizin und des PETZentrums der Zentralklinik Bad Berka, in diesem Beitrag.
Die nuklearmedizinische Diagnostik und Therapie mit sog. offenen radioaktiven Substanzen beruht darauf, dass bestimmte spezifische Stoffwechselvorgänge oder Zelleigenschaften gezielt
ausgenutzt werden. Am bekanntesten ist die Behandlung von
Schilddrüsenüberfunktionen und Schilddrüsenkarzinomen mit
radioaktivem Iod (Radio-Iodtherapie), die bereits seit 60 Jahren
etabliert ist. Hierbei wird die Fähigkeit der Schilddrüsenzellen und
auch der sog. differenzierten Schilddrüsenkarzinomzellen genutzt, Iod spezifisch aufzunehmen und zu verstoffwechseln, eine
Eigenschaft, die keine andere Körperzelle besitzt. Mit der RadioIodtherapie können auch metastasierte Schilddrüsenkarzinome
ohne wesentliche Nebenwirkungen für den Patienten geheilt (!)
werden – ein Erfolg, von dem man sonst in der Tumortherapie oft
nur träumen kann.
Somatostatin und Somatostatin-Rezeptor –
der Schlüssel und das Schloss
Das Vorhandensein spezifischer Ankerstellen, sog. Rezeptoren,
auf der Zelloberfläche von Tumoren ermöglicht es, dass sich
bestimmte Substanzen (Rezeptorliganden) passgenau an diese
Ankerstellen anlagern (so etwa wie ein Schlüssel nur in ein ganz
bestimmtes Schloss passt).
Eine dieser Ankerstellen ist der Somatostatin-Rezeptor, an den
sich als Ligand spezifisch das körpereigene Hormon
Somatostatin (ein Gegenspieler zum Wachstumshormon) anlagert. Das Somatostatin ist ein kleines Eiweißmolekül (Peptid),
welches mit radioaktiven Strahlern, sog. Isotopen, markiert werden kann und das nach intravenöser Injektion dann von außen
mittels spezieller Aufnahmesysteme (Gammakameras oder PETScannern) nachzuweisen ist.
Prinzip der Radio-Rezeptortherapie mit
Yttrium-90-DOTATOC
Bindet man einen therapeutischen Strahler wie den Betastrahler
Yttrium-90 an das Peptid, dann kann man damit Tumoren „von
innen“ bestrahlen, da sich das Radiopharmazeutikum spezifisch
im Tumor anreichert (Abb. 1). Ein derartig verändertes
Somatostatinmolekül ist das künstlich herstellbare Yttrium-90DOTATOC.
Die nuklearmedizinische Therapie ist seit Jahrzehnten bekannt
und und im klinischen Routineeinsatz. Weltweit wuden Millionen
Patienten erfolgreich mit Radionukliden behandelt. Auch die
Radio-Rezeptortherapie (RRT) wird seit nahezu 20 Jahren von
Nuklearmedizinern durchgeführt, es bestehen somit umfangreiche Erfahrungen in der Indikationsstellung und in der Erfolgskontrolle.
Neu bei der RRT mit Y-90 markierten Abkömmlingen (Analoga)
des Somatostatins ist lediglich die Substanz, die zur Therapie
verwendet wird, nicht das Verfahren an sich. Vergleichbar ist dies
Abbildung 1: Die Messung des Traubenzuckerstoffwechsels mit Fluor18-FDG vor (linkes Bild) und nach (rechtes Bild) Radio-Rezeptortherapie mit Y-90-DOTATOC zeigt einen deutlichen Therapieeffekt.
etwa mit der Arbeit eines Chirurgen, der ein neuartiges Skalpell
zur Operation verwendet, mit dem er noch persönliche Erfahrungen sammelt (deswegen muss er aber nicht den Beruf des
Chirurgen neu erlernen oder sich das Operationsverfahren erneut
aneignen!). Insofern ist die Behauptung mancher Bedenkenträger im Gesundheitssystem, dass es sich bei der RRT um ein
grundsätzlich neues Verfahren handelt, nicht korrekt.
Richtig ist vielmehr, dass es zwingend notwendig ist, weitere Erfahrungen zu sammeln und vor allem interdisziplinär, d. h. durch
enge Zusammenarbeit der verschiedenen Spezialisten, zum richtigen Zeitpunkt die richtige Therapie anzuwenden.
Auch bei der Diagnostik ist das frühzeitige Einbeziehen
der Nuklearmedizin von Vorteil
Für die neuroendokrinen Tumoren gilt oben Gesagtes in besonderem Maße: Bei der Diagnosestellung und der Entfernung des
Primärtumors ist zunächst vor allem der jeweilige Organspezialist
(meist Internisten, der Pathologe und der Chirurg) gefragt.
Danach sollte zur Ausbreitungsdiagnostik (Staging) bereits der
Nuklearmediziner mit einbezogen werden, da die SomatostatinSzintigraphie das empfindlichste und spezifischste Verfahren
darstellt, um Absiedlungen (Metastasen) mit einer Ganzkörperuntersuchung nachzuweisen. Hierbei werden die Szintigraphie
(Emissions-Computertomographie, ECT) oder die PositronenEmissions-Tomographie (PET) mit markierten Somatostatin-Analoga als extrem genaue Verfahren eingesetzt (Abb. 2 und 3).
7
Abbildung 2: GanzkörperSzintigramm mit Nachweis von
Lebermetastasen eines
Karzinoids.
Wichtig ist eine maßgeschneiderte
individuelle Therapie
Werden Metastasen nachgewiesen, muss
entschieden werden, ob eine nochmalige
Operation („Debulking“) bei vereinzelten Herden in Frage kommt, oder ob eine biologische Therapie (z.B. mit Sandostatin, einem
nicht radioaktiv markierten Abkömmling des
Somatostatins, evtl. kombiniert mit AlphaInterferon), eine Chemotherapie oder eine
regionale Behandlungsmethode (z.B.
Chemoembolisation von Lebermetastasen,
Radiofrequenzablation oder LITT) oder eine
RRT die zu einem bestimmten Zeitpunkt beste Therapie darstellt.
Bei Vorliegen multipler Metastasen gibt es
derzeit kein einzelnes Therapieverfahren, welches die Krankheit bei jedem Patienten definitiv heilen kann. Es kommt daher besonders darauf an, die Therapie auszuwählen, die maßgeschneidert und individuell für jeden
einzelnen Patienten einen bestmöglichen Erfolg mit möglichst
geringen Nebenwirkungen und guter Lebensqualität garantiert.
Gute Erfahrung an über 1000 Patienten
mit Y-90-DOTATOC
Behandlungen mit Y-90 markierten Somatostatin-Analoga (u.a.
DOTATOC) an mehreren europäischen Universitätskliniken und
onkologischen Zentren (z.B. Basel, Mailand, Rotterdam, Brüssel,
Wien, London, Bad Berka u.a.) haben in den letzten 5 Jahren bei
inzwischen über 1000 behandelten Patienten gezeigt, dass die
RRT ein wirksames Verfahren zur Behandlung von rezeptorpositiven neuroendokrinen Tumoren darstellt. So kam es am EIO
in Mailand bei nahezu einem Drittel der behandelten Patienten zu
einer partiellen oder kompletten Tumorrückbildung, in Basel bei
50 % der Patienten zu einer Stabilisierung (stable disease) der
Erkrankung und bei 80 % der Patienten zu einer Besserung der
Krankheitssymptome.
Bei Einhaltung entsprechender Maßnahmen („Nierenschutz“ mit
Aminosäureinfusionen) traten keine oder nur geringe, meist voll
reversible Nebenwirkungen auf.
Es bleibt zu hoffen, dass nach Abschluss der laufenden Studien
baldmöglichst eine europäische Zulassung bei der EMEA
(„orphan drug indication“) erfolgt und damit der Status des „Heilversuchs“, wie derzeit die Therapie in Deutschland noch bezeichnet werden muss, aufgehoben wird.
Weitere Langzeitbeobachtungen müssen helfen, die noch ausstehenden Fragen zu klären, z.B., ob durch die RRT eine deutliche Kosteneinsparung im Gesundheitswesen möglich ist, da die
Gesamtkosten für die Behandlung deutlich niedriger sind als z.B.
die Ausgaben für die monatliche Therapie mit langwirkenden
Somatostatin-Analoga. Gleichzeitig ist der Effekt auf das Tumorwachstum durch die RRT erheblich größer. Zu klären ist auch,
8
Abbildung 3: Die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) stellt
Krankheitsprozesse aufgrund von Stoffwechselveränderungen bereits
in einem sehr frühen Stadium dreidimensional bildlich dar. Sie hat
sich zur Tumordiagnostik (z.B. bei Lungenkarzinomen, Dickdarmkrebs, Melanomen, Lymphomen, Mamma- und Ovarialkarzinomen,
bei Herzerkrankungen und neuromedizinischen Krankheitsbildern
(Epilepsie, Hirntumoren, Alzheimer-Demenz) als hochempfindliches
und nebenwirkungsfreies Diagnoseverfahren bewährt.
inwiefern der frühe Einsatz der RRT bei kleinen Tumoren die
Wirksamkeit noch erhöhen kann.
Fazit
Zusammenfassend ist festzustellen, dass die nuklearmedizinische Diagnostik und Behandlung von Tumoren mit Radionukliden seit Jahrzehnten etabliert ist und dass vor allem in der
Therapie von neuroendokrinen Tumoren in den letzten Jahren
erhebliche Fortschritte erzielt wurden.
Eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit, die Wahl der richtigen Therapie zum richtigen Zeitpunkt und eine individuell maßgeschneiderte Behandlung können sicherlich dazu beitragen,
künftig die Prognose von Patienten mit neuroendokrinen Tumoren zu verbessern.
Prof. Dr. med. Richard P. Baum, Klinik für Nuklearmedizin und
PET-Zentrum der Zentralklinik Bad Berka
Prof. Dr. med. Richard P. Baum ist Facharzt
für Nuklearmedizin und Chefarzt der Klinik
für Nuklearmedizin und des PET-Zentrums
der Zentralklinik Bad Berka – in der Nähe
von Weimar gelegen – sowie Professor für
Nuklearmedizin mit Lehr- und Forschungstätigkeit am Klinikum der Universität Frankfurt am Main. Er ist u. a. Mitglied der
EORTC (europäische Krebsorganisation)
und als Berater tätig für die WHO, die IAEA
(internationale Atomenergiebehörde), das
Paul-Ehrlich-Institut und die EMEA (europäische Arzneimittelbehörde). Er ist Mit- Prof. Dr. med. Richard P. Baum
glied zahlreicher wissenschaftlicher Fachgesellschaften und im Editorial Board mehrerer medizinischer Fachzeitschriften.
Seine klinischen und wissenschaftlichen Arbeitsgebiete betreffen vor allem die nuklearmedizinische Diagnostik und Therapie von Tumoren sowie von kardiovaskulären Erkrankungen (z.B. koronare Herzkrankheit),
renalen (Nierenkrankheiten) und neuromedizinischen Erkrankungen (u.a.
Hirntumordiagnostik und Therapie).
Besonders intensiv hat er sich mit kolorektalen Tumoren (Darmkrebs),
Lungenkarzinomen, Ovarial- und Brustkrebs sowie mit Schilddrüsenkarzinomen und neuroendokrinen Tumoren beschäftigt.
Prof. Baum begann mit seiner Frankfurter Arbeitsgruppe bereits 1984, die
Radio-Rezeptortherapie mit Iod-131 MIBG zur Behandlung bestimmter
Tumoren (z.B. maligner Phäochromozytome oder Neuroblastome sowie
Paragangliome) einzusetzen. Die erste Radioimmuntherapie in Deutschland wurde von ihm und seiner Arbeitsgruppe 1985 durchgeführt, die
erste Radio-Rezeptortherapie mit Yttrium-90-DOTATOC zur Behandlung
eines neuroendokrinen Tumors bereits 1997.
Veranstaltungen
Bericht vom Patiententag in Neuss, 29.03.03:
Neuroendokrine Tumoren – Stellenwert der Chirurgie
Zu einem Patiententag in Neuss luden Professor Goretzki und das
Netzwerk NET, Erlangen, am 29. März 2003 ein. Auf dieser gut
besuchten Veranstaltung berichtete Professor Goretzki über den
Stellenwert der Chirurgie in der Therapie der neuroendokrinen
Tumoren des GEP-Systems.
Wenn der Primärtumor lokalisiert werden kann, ist die
operative Entfernung des Tumorgewebes die Therapie der ersten Wahl. Nur die vollständige chirurgische Tumorentfernung
ermöglicht die Heilung dieser Erkrankung (Tab. 1). Eine Entnahme von Tumorgewebe sichert außerdem die genaue Klassifizierung durch den Pathologen.
Nur die vollständige chirurgische Tumorentfernung ermöglicht die
Heilung (5-Jahres-Überlebensrate > 90 %)
Ausgedehnte Resektionen bei Lymphknoten-Matastasierung
(„technisch aufwändige Spezialchirurgie“)
Mehrfache Reoperationen sind aus kurativem und palliativem Ansatz
gerechtfertigt
Notfallsituationen (Ileus, bronchiale Blutung) können in einigen Fällen
zur Sofortoperation zwingen
Tabelle 1: Bedeutung der Operation bei neuroendokrinen Tumoren
Tumormarker und Octreoscan
als wichtigste diagnostische Maßnahmen
Tumormarker ist das Chromogranin A. Isolierte Messwerte dieses Markers sind nicht besonders aussagekräftig und müssen individuell im Zusammenhang mit den sonstigen Informationen
über die Klinik interpretiert werden. Als
höherwertig ist die Betrachtung dieses
Markers über einen längeren Zeitraum einzustufen.
Die Szintigraphie (Octreoscan) ist das
zurzeit wichtigste bildgebende Verfahren.
Hierdurch können nicht nur häufig Primärtumor und Metastasen dargestellt, sondern auch Aussagen zum Vorhandensein
von Somatostatinrezeptoren getroffen
werden. Damit ist dieses Verfahren ein
wichtiger Schritt in der Diagnostik und
wegweisend für die weitere individuelle
Therapie.
in einer lebhaften Frage- und Diskussionsrunde Rede und Antwort. Die
Therapiemöglichkeiten der neuroendokrinen Tumoren wurden dabei
ausführlich erörtert.
Etabliert ist hier die medikamentöse Therapie mit Somatostatinanaloga (z. B. Sandostatin). Neben der Behandlung der
Symptomatik (Flush, Diarrhoen) geht man auch von einem
wachstumshemmenden Effekt dieses Medikaments aus. Ähnliche Aussagen können auch bezüglich Interferon getroffen werden. Hier beobachtet man jedoch häufiger unangenehme Nebenwirkungen. Aufgrund der unterschiedlichen Wirkansätze ist bei
Nichtansprechen von Somatostatinanaloga daher auch eine
Kombination mit Interferon zu erwägen.
Daneben spielt zur Reduktion der Tumormasse die Therapie der
Lebermetastasen eine bedeutende Rolle. Die Techniken hierfür
haben sich in den letzten Jahren sehr verbessert, und prognostisch kann das Vorhandensein von Lebermetastasen heute deutlich besser eingestuft werden.
Mit der Chemotherapie und zukünftig wohl zunehmend mit
Dotatoc, einem Radionukleotid, das an die tumorständigen
Somatostatinrezeptoren andockt und von dort aus nächster
Nähe den Tumor bestrahlt, existieren zwei weitere Therapieansätze.
Professor Starke verwies auf die Website www.GEP-NET.com,
auf der weitere interessante Informationen zu diesem Thema zu
finden sind.
Dr. Thomas Kolpatzik
Novartis Pharma, Nürnberg
Abbildung 1: Großes Interesse
fand der Patiententag im
Lukaskrankenhaus Neuss, der
von Herrn Professor Goretzki
und seinem Team veranstaltet
wurde.
Optimale Behandlung in spezialisierten Zentren
Professor Goretzki resümierte, dass es sich bei den neuroendokrinen Tumoren um sehr unterschiedliche Erkrankungen
handelt, die interdisziplinär behandelt werden, und dass es den
Patienten dringend zu raten ist, ein Zentrum mit Erfahrung auf
dem Gebiet dieser seltenen Erkrankung aufzusuchen. Intensive
Gespräche zwischen Arzt und Patient sind unverzichtbar.
In diesem Sinne standen Professor Goretzki und sein Kollege Professor Starke vom Lukaskrankenhaus Neuss den Patienten
Abbildung 2: Professor Goretzki und Professor Starke
vermittelten den Patienten wertvolle Informationen zu den
etablierten Therapiemöglichkeiten von neuroendokrinen
Tumoren.
9
Veranstaltungen
1. Münchner Arzt-Patienten-Seminar „Neuroendokrine Tumoren“
am 29. März 2003 im Klinikum Großhadern
Neuroendokrine Tumoren (NET) stellen eine wichtige Untergruppe
aller Tumorerkrankungen des Magen-Darm-Trakts und der
Bauchspeicheldrüse dar, die sich hinsichtlich klinischem
Beschwerdebild und Verlauf sowie Diagnostik und Therapie entscheidend von den übrigen gastrointestinalen Tumoren abgrenzen. Während sich die Diagnostik der NET in der Regel unproblematisch gestaltet, kann die individuelle erfolgreiche Therapieoptimierung schwierig sein und erfordert daher dringend die
vertrauensvolle und enge Zusammenarbeit von Patient, betreuendem Arzt und Spezialisten aus verschiedenen Fachdisziplinen
wie der Gastroenterologie, Endokrinologie, Chirurgie, Nuklearmedizin und Radiologie (Abb. 1).
Abbildung 1: Die individuelle Therapieoptimierung bei Patienten mit
NET erfordert die enge Zusammenarbeit von Patient, betreuendem
Arzt und Spezialisten aus verschiedenen Fachdisziplinen wie der
Chirurgie, Endokrinologie, Gastroenterologie und Nuklearmedizin.
gen mitzuteilen und Fragen zu Diagnose, Therapieoptimierung
und Betreuung zu stellen.
Formen und Symptomatik
der NET im
Gastrointestinaltrakt
Nach der Begrüßung durch
Herrn Prof. Dr. B. Göke, dem
Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik II des Klinikums Großhadern der LMU
München, wurde im ersten Vortrag von Herrn Prof. Dr. D.
Engelhardt, Oberarzt der Medi- Abbildung 2: Herr Prof. Dr. D.
zinischen Klinik und Poliklinik II, Engelhardt gab einen
ein allgemeiner Überblick gege- allgemeinen Überblick über die
ben über die verschiedenen verschiedenen NET des
NET des Gastrointestinaltraktes Gastrointestinaltraktes und ihre
und ihre Symptomatik (Abb. 2). Symptomatik.
NET des Gastrointestinaltraktes
sind insgesamt selten auftretende Tumoren und stellen eine nur
kleine Untergruppe aller malignen gastrointestinalen Tumoren dar
(2 %). Sie treten in der Regel sporadisch auf, können aber auch
im Rahmen der „Multiplen Endokrinen Neoplasie“ vererbbar sein
und sind dann häufig mit Tumoren der Nebenschilddrüse und der
Hypophyse assoziiert (MEN Typ I).
Bei den NET des Gastrointestinaltraktes unterscheidet man die
NET der Bauchspeicheldrüse, zu denen die Insulinome, Gastrinome, VIPome, Glukagonome und endokrin inaktiven Tumoren zählen, sowie die Karzinoide, die außerhalb der Bauchspeicheldrüse im Thymus, Bronchialsystem, Magen, Dünn- und Dickdarm gelegen sein können (Abb. 3).
Zielsetzung der Veranstaltung
Am Samstag, den 29.03.2003 von 9.00–14.00 Uhr, veranstaltete
daher die Medizinische Klinik II des Klinikums der Universität München – Großhadern ein erstes Münchner Arzt-Patienten-Seminar
„Neuroendokrine Tumoren“. Ziel der Veranstaltung war es, über
derzeit etablierte Diagnose- und Therapiestrategien für NET zu
informieren sowie neue erfolgversprechende Therapiekonzepte,
die sich zum Teil noch in der klinischen Erprobung befinden,
vorzustellen und gemeinsam zu diskutieren. Darüber hinaus sollte
über Ziele und Erfahrungen des „Netzwerks Neuroendokrine
Tumoren“ berichtet werden, mit dem sich bereits ein bundesweites Forum für Patienten mit NET etabliert hat, und zur Gründung
einer regionalen Münchner Patientenselbsthilfegruppe aufgerufen werden.
Teilgenommen haben etwa 75 Patienten mit neuroendokrinen
gastrointestinalen Tumoren, ihre Angehörigen und behandelnde
Ärztinnen und Ärzte, die im Anschluss an die einzelnen Vorträge, im Rahmen der Podiumsdiskussion und in den Kaffee- und
Imbisspausen viel Gelegenheit hatten, ihre persönlichen Erfahrun10
Abbildung 3: Bei den NET des Gastrointestinaltraktes, die
hormonaktiv oder hormoninaktiv sein können, unterscheidet man die
NET der Bauchspeicheldrüse und die Karzinoide, die außerhalb der
Bauchspeicheldrüse im Thymus, Bronchialsystem, Magen, Dünn- und
Dickdarm gelegen sein können.
Veranstaltungen
Die meisten NET sind endokrin inaktiv (keine Hormonfreisetzung)
und machen sich in erster Linie durch Komplikationen aufgrund
des verdrängenden Tumorwachstums (Gelbsucht, Darmverschluss, Blutung) bemerkbar. Die endokrin aktiven Tumoren sind
gekennzeichnet durch die Freisetzung spezifischer Hormone,
wodurch die für den jeweiligen endokrinen Tumor charakteristischen klinischen Syndrome entstehen (Abb. 3).
Durch die Freisetzung von Serotonin und Tachykininen entsteht
bei Karzinoiden mit Lebermetastasen das Karzinoidsyndrom, das
durch Flush, Durchfälle, Asthma und Herzbeteiligung gekennzeichnet ist. Das Gastrin-produzierende Gastrinom führt zum
„Zollinger-Ellison-Syndrom“, charakterisiert durch multiple Geschwüre im oberen Gastrointestinaltrakt, Durchfälle und Fettstühle. Durch die exzessive Freisetzung von Insulin beim
Insulinom kommt es zum Unterzucker, von Glukagon beim
Glukagonom zum Überzucker (Diabetes mellitus) und zu einer
typischen Hautbeteiligung („nekrolytisches migratorisches Erythem“). Das „Verner-Morrison-Syndrom“ beim VIPom entsteht
durch erhöhte Serumspiegel von vasoaktivem intestinalem Polypeptid und ist gekennzeichnet durch wässrige Durchfälle und
Elektrolytverschiebung.
Diagnostische Verfahren
In einem weiteren Übersichtsvortrag stellte Herr Dr. C.
Auernhammer, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Medizinischen
Klinik und Poliklinik II, die wichtigsten Untersuchungen zur Diagnostik bei NET des Gastrointestinaltraktes zusammen (Abb. 4).
Abbildung 5: Beim Karzinoid ist die vermehrte Ausscheidung des
Serotoninmetaboliten 5-Hydroxyindolessigsäure (5-HIES) im 24 Stunden-Urin diagnostisch wegweisend.
– Die Diagnose des Insulinoms stützt sich auf die klinischen
Symptome sowie auf einen pathologischen Hungerversuch,
der über mindestens 72 Stunden durchgeführt werden sollte
(abfallende Blutzuckerwerte und gleichbleibende/ansteigende
Insulin- und C-Peptid-Spiegel).
Die Bestimmung von Chromogranin A im Serum als Marker für
NET stellt ein sehr sensitives Verfahren dar. Die Serumspiegel von
Chromogranin A sind bei fast allen metastasierten NET erhöht
und daher für die Erstdiagnose, die Erfassung des Tumorausmaßes und die Verlaufsbeurteilung wertvoll.
Bildgebende Verfahren
Im Gegensatz zum Nachweis erhöhter Hormonspiegel bei endokrin aktiven NET kann die Lokalisationsdiagnostik wesentlich
schwieriger sein (Abb. 6). Sowohl die Sonographie (Ultraschalluntersuchung) als auch die Computertomographie der Bauchspeicheldrüse können diese Tumoren nur selten sichtbar machen, da sie zum Zeitpunkt der Diagnosestellung häufig noch
sehr klein sind und die Konturen der Bauchspeicheldrüse vom
Tumor nicht überschritten werden. Die endoskopische
Ultraschalluntersuchung und die Kernspintomographie bieten
eine wesentliche Verbesserung der Lokalisationsdiagnostik.
Abbildung 4: Herr Dr. C. Auernhammer im Gespräch mit Patienten
und ihren Angehörigen.
Bestimmung der Hormonspiegel
Bei allen endokrin aktiven Tumoren wird die Diagnose durch
Nachweis der jeweils erhöhten Hormonspiegel im Blut gesichert:
– Beim Karzinoid ist die vermehrte Ausscheidung des
Serotoninmetaboliten 5-Hydroxyindolessigsäure im 24-Stunden-Urin wegweisend (Abb. 5).
– Beim Gastrinom ist der Nachweis eines erhöhten Gastrinspiegels im Serum diagnostisch entscheidend. Zur weiteren Differenzierung dient der Sekretintest. Beim „Zollinger-Ellison-Syndrom“ führt die Injektion von Sekretin zum weiteren Ansteigen
des Gastrinspiegels.
Abbildung 6: Lokalisationsdiagnostik bei NET. SRS = Somatostatinrezeptor-Szintigraphie; MRT = Kernspintomographie; CT = Computertomographie.
11
Veranstaltungen
Die angiographische Untersuchung der Bauchspeicheldrüse
bringt bei endokrinen Tumoren keinen Vorteil in der Lokalisationsdiagnostik gegenüber der Sonographie und dem
Computertomogramm. Ebenso sind selektive Katheterisierungen
mit stufenweiser Blutentnahme und Hormonbestimmung nicht
primär indiziert. Lediglich bei Rezidiven bzw. bei chirurgisch nicht
auffindbaren Tumoren sollte diese Technik angewendet werden.
Nicht selten können kleine Tumoren erst intraoperativ durch
Palpation der Bauchspeicheldrüse oder des Zwölffingerdarms
durch den erfahrenen Chirurgen gefunden werden.
Szintigraphie
Die Rolle der Nuklearmedizin bei der Diagnostik der NET erörterte
Herr Prof. Dr. K. Hahn, Direktor der Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin des Klinikums der LMU München.
Mit der Somatostatinrezeptor-Szintigraphie steht ein wirksames
Instrument für die Lokalisationsdiagnostik Somatostatinrezeptortragender NET zur Verfügung. Als Radiopharmaka dienen dabei
das 123-I-markierte Somatostatinanalogon Tyr3-Octreotid oder
das neuere 111-Indium-markierte Pentatreotid DTPA (Octreoscan). Mittels Octreoscan können etwa 100 % der Glukagonome,
88 % der VIPome, 87% der Karzinoide, 46 % der Insulinome und
82 % der endokrin inaktiven Bauchspeicheldrüsenumoren nachgewiesen werden. Bei einem Teil der NET stellt die Metaiodbenzylguanidin-(MIBG-)Szintigraphie ein ergänzendes
szintigraphisches Verfahren dar, insbesondere bei fehlender
Darstellung des Tumors im Octreoscan.
Da 111-Indium nicht nur die für die szintigraphische Darstellung
genutzten Gamma-Strahlen aussendet, sondern auch AugerElektronen, von denen ein hemmender Effekt auf das Tumorzellwachstum erwartet werden kann, liegt es nahe, 111-In-DTPAOctreotid auch therapeutisch einzusetzen. Mit der 111-In-DTPAOctreotid-Szintigraphie lässt sich dabei die Ausbreitung
Somatostatinrezeptor-positiver NET bestimmen und deren
Ansprechbarkeit auf eine gezielte Somatostatinrezeptor-gerichtete Radiopeptid-Therapie ermitteln. In ersten Untersuchungen
zeigten Patienten mit progredienten NET unter der Therapie mit
111-In-DTPA-Octreotid bei geringen Nebenwirkungen eine deutliche Verbesserung der klinischen Symptome unter Verminderung
der Hormonfreisetzung aus dem Tumor und Hemmung der
Tumorzellvermehrung.
Die Verwendung von Beta-Emittern, wie 90-Yttrium, gekoppelt
an DOTA-Octreotid, lässt aufgrund der höheren Energie der BetaPartikel einen noch besseren therapeutischen Effekt erwarten. Ergebnisse aus ersten klinischen Studien zeigten bei Patienten mit
Somatostatinrezeptor-positiven NET eine signifikante Abnahme
der Tumorgröße bei insgesamt geringen Nebenwirkungen, die vor
allem die Niere betreffen. Weiterführende kontrollierte Studien an
größeren Patientenkollektiven sind nötig, um die Wirkung der
Somatostatinrezeptor-gerichteten Radiopeptid-Therapie bei
malignen NET näher zu charakterisieren.
12
diskutieren. Frau Dr. C.
Spitzweg, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Medizinischen Klinik und Poliklinik II, konzentrierte sich
dabei auf die medikamentöse Therapie bei NET
(Abb. 7).
Grundsätzlich ist als einziger kurativer Ansatz immer
die chirurgische Entfernung
des Tumors anzustreben, Abbildung 7: Frau Dr. C. Spitzweg
die unbedingt von einem erörterte die Möglichkeiten der
auf diesem Gebiet erfahre- medikamentösen Therapie bei NET.
nen Chirurgen durchgeführt werden sollte. Ist dies
nicht möglich, stehen zur
Kontrolle der klinischen Symptome und Erhaltung der Lebensqualität eine Reihe medikamentöser Therapien zur Verfügung
(Abb. 8).
Abbildung 8: Grundprinzipien der Therapie bei NET.
Octreotid
Die symptomatische Therapie der Wahl beim Karzinoid ist die Anwendung langwirksamer Somatostatinanaloga (Abb. 9).
Octreotid lindert bzw. normalisiert in der Mehrzahl der Fälle (75–
90%) durch Hemmung der Hormonfreisetzung aus dem Tumor
die häufigsten Symptome beim Karzinoidsyndrom. Octreotid ist
auch Medikament der Wahl zur Prophylaxe und Therapie einer
Karzinoidkrise und sollte daher vor, während und nach chirurgischen Resektionen und anderen Tumormanipulationen gegeben werden.
Medikamentöse Therapie
Nicobion
Während im ersten Teil des Seminars vor allem die diagnostischen Mittel bei NET erläutert worden waren, war Ziel der zweiten Runde, die verschiedenen therapeutischen Möglichkeiten bei
Patienten mit NET des Gastrointestinaltraktes darzulegen und zu
Da der größte Teil des mit der Nahrung zugeführten Tryptophans
im Tumor zu 5-Hydroxyindolessigsäure umgebaut wird, kann bei
großen Tumoren ein Nikotinamid-Mangel auftreten, der eine
Nikotinamidsubstitution nötig macht (Nicobion).
Veranstaltungen
Abbildung 9: Symptomatische Therapie der Wahl beim Karzinoid ist
die Anwendung langwirksamer Somatostatinanaloga.
Abbildung 10: Beim Insulinom kann mit Diazoxid, das die Insulinfreisetzung
durch direkten Angriff an der Beta-Zelle der Bauchspeicheldrüse hemmt, in
etwa 50% eine zufriedenstellende Kontrolle des Unterzuckers erreicht werden.
α-Interferon
Auch α-Interferon findet Anwendung in der Therapie des metastasierten Karzinoids, wodurch die klinische Symptomatik beim
Karzinoidsyndrom in 30–75% der Fälle gebessert werden kann.
Aufgrund des erheblichen Nebenwirkungsspektrums und der
Überlegenheit der Therapie mit Somatostatinanaloga in der Beherrschung der klinischen Symptome beim metastasierten
Karzinoids sollte α-Interferon vor allem dann Anwendung finden,
wenn mit Somatostatinanaloga allein keine Beschwerdefreiheit
erzielt werden kann.
Diazoxid
Dort, wo die chirurgische Therapie eines Insulinoms nicht möglich ist, kann versucht werden, durch regelmäßige Einnahme
kohlehydrathaltiger Nahrung besonders in den späten Abendstunden und vor körperlichen Anstregungen schweren Unterzucker zu vermeiden. Häufig kommt Diazoxid zum Einsatz, das
die Insulinfreisetzung durch direkten Angriff an der Beta-Zelle der
Langerhans-Inseln hemmt und so in etwa 50% der
Insulinompatienten eine zufriedenstellende Kontrolle des Unterzuckers bewirken kann (Abb. 10). Es kann auch versucht werden,
mit langwirksamen Somatostatinanaloga und/oder α-Interferon
den schweren Unterzucker beim Insulinom zu kontrollieren.
Behandlung von Herzerkrankungen
Da 50–70% der Patienten mit Karzinoid-Syndrom eine Herzbeteiligung in Form einer Endokardfibrose aufweisen, die nicht
selten die klinische Symptomatik sowie die Prognose der Erkrankung bestimmt, ist häufig eine kardiologische Mitbetreuung des
Patienten erforderlich.
der Protonenpumpenhemmer muss
dabei individuell ermittelt werden
(Abb. 11).
Antiproliferative Therapie
Bei Patienten mit metastasierten
NET des Gastrointestinaltraktes
muss vor dem Beginn einer aggressiven, nebenwirkungsreichen
wachstumshemmenden Therapie
das individuelle spontane Wachstumsverhalten des Tumors und seiner Metastasen mit großer Sorgfalt
abgeschätzt werden. Aggressive
Therapiemaßnahmen sind nur bei
rapide wachsenden Tumoren indi- Abbildung 11: Die erhöhte
ziert und bei Patienten, deren beein- Säuresekretion beim Gastrinom lässt
trächtigende klinische Symptomatik sich zuverlässig mit Protonenpumpenauf keine der gängigen, neben- hemmern beherrschen.
wirkungsärmeren Behandlungsmöglichkeiten anspricht.
Oberstes Ziel jeder Therapie muss die Erhaltung bzw. Verbesserung der Lebensqualität des Patienten sein, weshalb bei langsam
wachsenden Tumoren eine eher zurückhaltende, rein symptomatische Therapie unter gleichzeitig aufmerksamer Beobachtung
des Tumorwachstums gerechtfertigt ist. Bei schneller wachsenden Tumoren kann eine wachstumshemmende Therapie mit
Somatostatinanaloga, α-Interferon, hepatischer Chemoembolisation, Chemotherapie und Somatostatinrezeptor-gerichteter Radiopeptid-Therapie versucht werden (Abb. 12).
Kontrolle der erhöhten Magensäuresekretion
Chirurgische Entfernung und „Tumordebulking“
Die erhöhte Säuresekretion beim Gastrinom und ihre Folgeerscheinungen (Magengeschwüre, wässrige Durchfälle) lassen sich
zuverlässig mit Protonenpumpenhemmern (Omeprazol,
Lansoprazol, Pantoprazol) beherrschen. Die notwendige Dosis
Herr Prof. Dr. K. Jauch, Direktor der Chirurgischen Klinik und
Poliklinik des Klinikums Großhadern der LMU München, fasste
in seinem Vortrag die Rolle der Chirurgie bei der Therapie von NET
13
Abbildung 12: Unterschiedliches therapeutisches Vorgehen bei NET,
abhängig vom spontanen Tumorwachstumsverhalten.
zusammen. Grundsätzlich ist bei allen nichtmetastasierten NET
die chirurgische Entfernung des Tumors durch einen auf diesem
Gebiet erfahrenen Chirurgen anzustreben.
Die Therapie der Wahl beim Insulinom, bei dem es sich in 85–90%
der Fälle um einen gutartigen, solitären Bauchspeicheldrüsentumor handelt, ist die kurative chirurgische Entfernung. Da bösartige Insulinome eine sehr langsame Wachstumsrate aufweisen,
sollte auch im Falle metastasierter Insulinome (5–10%) ein chirurgisches „Tumordebulking“ (Verminderung der Tumormasse) in
Erwägung gezogen werden, da hierdurch nicht nur eine Linderung der klinischen Symptomatik, sondern auch eine langfristige Remission erreicht werden kann.
Wegen des häufig bösartigen Charakters kann eine Heilung bei
sporadischen Gastrinomen durch chirurgische Tumorentfernung
nur in etwa 30% der Fälle erreicht werden. Bei den sporadisch
auftretenden, häufig solitären Gastrinomen sollte eine Kombination aus medikamentöser Therapie mit Protonenpumpenhemmern und chirurgischer Resektion des Tumors angestrebt werden. Eine postoperative Beendigung der Therapie mit Protonenpumpenhemmern ist erst erlaubt, wenn die Serumgastrinspiegel
deutlich abfallen und sich bei einem Auslassversuch des
Protonenpumpenblockers normalisieren.
Beim Gastrinom im Rahmen eines MEN-I-Syndroms ist die Wahrscheinlichkeit einer kurativen Resektion aufgrund des multizentrischen Auftretens der meist kleinen Tumoren sehr gering und
in Anbetracht des insgesamt meist gutartigen Charakters auch
nicht zwingend erforderlich. Hier ist eine lebenslange, säurehemmende Therapie mit Protonenpumpenhemmern oft Therapie der Wahl.
Auch beim Karzinoid ist die Therapie der Wahl die komplette chirurgische Tumorentfernung, die jedoch aufgrund häufig vorliegender Metastasierung nur selten möglich ist. Bei Karzinoiden der
Appendix (Blinddarm) kann in der Regel eine Heilung des Patienten durch Appendektomie erzielt werden. Auch bei weiter fortgeschrittenen und metastasierten Karzinoiden hat sich die palliative Resektion als sinnvoll erwiesen, da Auftreten und Schweregrad des Karzinoidsyndroms durch Reduktion der Tumormasse
gelindert werden und ein besseres Ansprechen auf eine konservative Therapie erzielt werden kann.
14
Je nach Tumorlokalisation und Ausbreitungsgrad werden unterschiedliche chirurgische Vorgehensweisen
gewählt (lokale Exzision,
rechtsseitige Hemikolektomie, Pankreatikoduodenektomie, Leberteilresektion, in Ausnahmefällen und bei ausschließlichem Metastasenbefall der Leber
Lebertransplantation).
Auch lokale Komplikati- Abbildung 13: Herr Prof. Dr. B. Göke
onen können durch ver- ermöglichte einen vielversprechenden
drängendes Tumor- Ausblick auf neue Therapieperspektiven
wachstum (Darmver- bei NET.
schluss, Blutung) einen
chirurgischen Eingriff erforderlich machen.
Radiopeptid-Therapie
Im abschließenden Vortrag ermöglichte Herr Prof. Dr. B. Göke
(Abb. 13) einen vielversprechenden Ausblick auf neue, sich noch
auf experimenteller Ebene bzw. in der Erprobung befindende
Therapieperspektiven mit besonderem Schwerpunkt auf der
Somatostatinrezeptor-gerichteten Radiopeptid-Therapie mit 111Indium-DTPA-Octreotid oder 90-Yttrium-DOTA-Octreotid, die
eine neue Therapieoption bei metastasierten Somatostatinrezeptor-positiven NET darstellt, deren Sicherheit und therapeutische Effizienz jedoch derzeit in multizentrischen Studien
noch geprüft werden muss.
Durch die Entwicklung neuer Somatostatinanaloga mit stärkerer
bzw. selektiver Bindung an bestimmte Somatostatinrezeptortypen kann deren therapeutische Wirkung noch zusätzlich verstärkt werden. Durch die Kopplung chemotherapeutischer Substanzen an Somatostatinanaloga können diese gezielt in die
Tumorzellen gelangen und so ihre Wirkung stärker und
nebenwirkungsärmer entfalten. Falls sich erfolgversprechende Ergebnisse im Tiermodell auch in ersten klinischen Studien beim
Menschen bestätigen lassen, könnte die bei Schilddrüsenkarzinomen sehr wirkungsvoll und mit viel Erfahrung eingesetzte Radioiodtherapie durch gezielten Gentransfer des Iodtransporter-Gens der Schilddrüse in NET-Zellen auch bei der Therapie der NET Anwendung finden.
Gründung einer Münchner Patientenselbsthilfegruppe
NeT
Im Anschluss an die Podiumsdiskussion, die sowohl Patienten/
innen mit NET und ihren Angehörigen als auch behandelnden
Ärzten/innen die Gelegenheit gab, eigene Erfahrungen zu berichten und Fragen zur Diagnostik und Therapie an Experten zu stellen (Abb. 14), berichtete Herr H.-D. Allmendinger als selbst betroffener Patient und Vorsitzender des „Netzwerkes Neuroendokrine Tumoren“ seine Erfahrungen mit dem Netzwerk und
erläuterte dessen Ziele (Abb. 15). Er schilderte seine eigenen
Veranstaltungen
Abbildung 14: Im Rahmen der Podiumsdiskussion hatten Patienten/
innen, ihre Angehörigen und behandelnde Ärzte/innen viel
Gelegenheit, eigene Erfahrungen zu berichten sowie Fragen zu
Diagnostik und Therapie an die Experten zu stellen (von links Herr
Prof. Dr. B. Göke, Herr Prof. Dr. K. Jauch, Herr Prof. Dr. K. Hahn).
Abbildung 16: Herr J. Blaß rief als Patientenvertreter zur Gründung
einer Münchner Patientenselbsthilfegruppe NeT auf.
Abbildung 15: Herr H.-D. Allmendinger, Vorsitzender des „Netzwerkes
Neuroendokrine Tumoren“, stellte das Netzwerk vor, erläuterte
dessen Ziele und Aufgaben.
Erfahrungen in der Anfangsphase der Krankheit, den Weg von
den ersten Symptomen bis zur Diagnosestellung und die Hoffnung und Zuversicht, die er aus den Gesprächen mit anderen
Betroffenen und Ärzten/innen im Rahmen des Netzwerkes geschöpft hat, und übergab dann an Herrn J. Blaß, der als
Patientenvertreter zur Gründung einer Münchner Patientenselbsthilfegruppe NeT aufgerufen hat (Abb. 16).
Das erste Treffen hierzu findet am Mittwoch, dem 09.07.2003, um
19.00 Uhr im Konferenzraum der Medizinischen Klinik II im Klinikum Großhadern (FG, I. Stock) statt. Interessenten können bei
Rückfragen gerne mit Frau Dr. C. Spitzweg oder Herrn Dr. C.
Auernhammer, Medizinische Klinik und Poliklinik II, Klinikum Großhadern, Marchioninistraße 15, 81377 München, Tel.: 089-70950, Fax: 089-7095-8887 Kontakt aufnehmen.
Dr. med. Christine Spitzweg,
Medizinische Klinik und Poliklinik II
Klinikum Großhadern der LMU München
15
Veranstaltungen
Patiententreffen in Erlangen
Am 20. März fand in Erlangen unser 8. Patiententreffen statt.
Dazu waren wieder Patienten aus ganz Süddeutschland angereist.
Zuerst wurden einige organisatorischen Probleme geklärt.
Durch den Tod einiger Mitglieder des im Januar 2000 in Hannover gewählten Vorstandes fehlten in den letzten Monaten
Ansprechpartner für unsere Patienten. Für diese Funktion
konnten wir Frau Ingeborg Haas aus Maxdorf und Frau
Elisabeth Pastor aus Aachen gewinnen.
l Ihre Unterstützung bei der Organisation unserer Treffen haben
Herr Günter Englert aus Oberschleißheim (Tel. 089 / 3174492
bzw. 0173 / 9565706) und Herr Gerhard Obernosterer aus
Nürnberg (Tel. 0911/512540) zugesagt. Um die notwendigen
Vorbereitungen mit der Klinik weitgehend telefonisch erledigen
zu können, wird Herr Allmendinger mit der Klinikverwaltung
sprechen und die zuständigen Ansprechpartner und deren Telefonnummern mitteilen.
l Ein Protokoll wird in Zukunft Frau Oehme erstellen.
l Damit Patienten, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen,
bis zum Ende an unseren Treffen teilnehmen können, wird in
Zukunft der Beginn auf 17.00 Uhr vorverlegt. Die überwiegende Mehrzahl der Anwesenden war damit einverstanden.
l Termine für folgende Veranstaltungen wurde bekannt gegeben:
– Münchner Arzt-Patienten-Seminar „Neuroendokrine Tumoren“ am 29.3.2003 im Klinikum der Universität Großhadern.
– Informationsveranstaltung von Prof. Goretzki am 29.3.2003
im Lukaskrankenhaus in Neuss.
– Patiententreffen in Bad Berka vom 8.8. bis 10.8.03
(siehe auch „Ein Patiententreffen der ganz besonderen Art“
auf S. 3f.)
l
Danach wurden von den anwesenden Patienten und auch von
deren Angehörigen wieder viele Fragen an Frau Dr. Pavel gestellt,
so z. B.:
Wie zuverlässig kann man mit den heutigen bildgebenden Verfahren noch aktive Metastasen in der Leber erkennen und sie
nach einer Therapie von abgestorbenem Gewebe unterscheiden?
Immer bessere Geräte (CT, MRT und Ultraschall ) und die Erfahrung der Ärzte ergeben inzwischen eine recht zuverlässige Aussage.
16
Welche Therapie ist die beste?
Es gibt keine Therapie, die für alle Patienten gleich gut geeignet
ist. Allein bei den Metastasen in der Leber können, je nach Anzahl, Größe und/oder Lage, verschiedene Methoden die besten
Ergebnisse versprechen oder von vornherein ausgeschlossen
werden. Selbst die Yttrium-Dotatoc-Therapie kann nicht helfen,
wenn die endokrinen Zellen eines Patienten das SomatostatinAnalogon Dotatoc nicht binden. Dazu kommen noch die Metastasen in anderen Teilen des Körpers, die manchmal größere
Probleme bereiten als diejenigen in der Leber oder der Primärtumor. Wichtig ist, dass erfahrene Fachärzte nach gründlichen
Untersuchungen gemeinsam die optimale Therapie festlegen.
Eine Patientin berichtete von ihrer Yttrium-Dotatoc-Therapie in
Basel:
Die erste Sitzung fand im Oktober 2002 statt. Untersuchungen
danach ergaben ein kleineres Volumen der Metastasen in der
Leber. Eine zweite Sitzung wurde im Dezember 2002 durchgeführt. Während der Behandlung trat Flush auf und danach öfter
Wärmegefühle. Insgesamt wurde die Therapie gut vertragen, und
das Allgemeinbefinden der Patientin ist besser als vor der Behandlung. Der Wert des Chromogranin A ist auf knapp über 110
zurückgegangen.
Um mehr über die Yttrium-Dotatoc-Therapie zu erfahren, wurde
vorgeschlagen, einen Referenten aus Basel zu einem unserer
nächsten Treffen einzuladen. Unser Wunschtermin wäre der
10.10.2003. Frau Dr. Pavel hat sich bereit erklärt, mit ihren Kollegen in Basel darüber zu sprechen.
Gegen 21 Uhr wurde der offizielle Teil mit der Frage an die Anwesenden abgeschlossen, ob jemand zum Verlauf unserer Treffen Anregungen oder Verbesserungsvorschläge machen möchte. Allgemein ist man mit dem Verlauf einverstanden. Herr Oehme
bedankte sich im Namen aller Patienten bei Frau Dr. Pavel dafür,
dass sie in ihrer Freizeit unsere Fragen so geduldig und verständlich beantwortet. Durch ihre Teilnahme sind unsere Patiententreffen besonders wertvoll für uns geworden.
Frau Oehme, Auerswalde
Herr Allmendinger, Hemhofen
Veranstaltungen
4. Berliner Patiententreffen
Für mich war es das erste Treffen dieser Art. Voller Spannung erwartete ich den Tag. Am 23. November 2002, pünktlich um 9.30
Uhr, waren wir, d. h. mein Mann und ich, in den Hörsaal 6, Mittelallee 10, des Virchow-Klinikums in Berlin gekommen. Viele Patienten waren mit ihren Angehörigen da.
Die Begrüßung durch Herrn Professor Dr. B. Wiedenmann nahm
mir die Anspannung, und so konnte ich mich voll auf seinen
Vortrag zur „Diagnostik und Therapie bei Patienten mit NET“
konzentrieren. Er sprach über den gegenwärtigen Stand der
Diagnostik, die verschiedenen Tumorarten und deren
Behandlungsmöglichkeiten aus schulmedizinischer Sicht. Bekanntes, aber auch Unbekanntes, wurde für uns verständlich und
z. T. anhand von schematischen Darstellungen erklärt. Sehr bemerkenswert und wohltuend war die ruhige und freundliche Art
des Professors, der viele Zwischenfragen ausführlich beantwortete.
Etwas in Zeitnot geraten, wurden die folgenden Programmpunkte
gestrafft. Herr Priv.-Doz. Dr. T. Steinmüller referierte über den
aktuellen Stand der chirurgischen Eingriffe bei NET. Er ließ klar
erkennen, dass die Operationen in gemeinsamer Abstimmung mit
Herrn Professor Wiedenmann erfolgen, wobei versucht wird, eine
optimale Variante für den Patienten zu finden.
Sehr interessant fand ich persönlich den Vortrag von Frau Priv.Doz. Dr. U. Plöckinger. Gern hätte ich noch mehr über Tumormarker und deren Wertigkeit erfahren.
Die Tagesordnung ging weiter mit einem psychologischen Thema: „Tumorerkrankung und Konfliktbewältigung“. Nach all dem
vorangegangenen Faktenwissen erforderte das ein Umdenken,
und Frau H. Lampe benötigte auch etwas Zeit, um den richtigen
Draht zum „Fachpublikum“ zu finden.
Herr Dr. N. Tiling stellte schließlich eine aktuelle Studie zu
PegIntron vor, die mich besonders interessierte, weil diese Behandlung evtl. eines Tages auch für mich in Frage kommen kann.
Gern hätte ich noch etwas über Naturheilverfahren erfahren, über
Mittel zur Stärkung des Immunsystems sowie über die Entstehung von NET. Aber dazu hätte dieser Tag nicht ausgereicht.
Außerdem war ich am Ende des vorgetragenen Programms so
geschafft, dass ich nicht mehr an der Mitgliederversammlung der
SHG teilnehmen konnte.
An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich für diesen informativen Tag bedanken und gleichzeitig die Bitte äußern: Machen
Sie weiter so! Diese Informationsveranstaltungen helfen uns
Patienten, die Erkrankung besser zu akzeptieren, damit zurecht
zu kommen und uns sowie unseren Angehörigen ein wenig die
Angst zu nehmen.
Heiderose Postleb,
Selbsthilfegruppe NeuroEndokrine Tumoren e.V. Berlin
So erreichen Sie das KarzinoidNetzwerk online
Wissenschaftlicher Beirat
der NET-SHG Berlin
Wie uns die 2. Vorsitzende der NeuroEndokrinen Tumoren
Selbsthilfegruppe e.V. Berlin mitteilt, hat deren wissenschaftlicher Beirat erneut „Zuwachs“ bekommen. Nunmehr besteht er aus 11 Mitgliedern:
• Prof. Dr. Bertram Wiedenmann, Berlin (1. Vorsitzender)
• Prof. Dr. Rudolf Arnold, Marburg (2. Vorsitzender)
• Prof. Dr. Johannes Hensen, Hannover (3. Vorsitzender)
• Prof. Dr. Richard Baum, Bad Berka
• Prof. Dr. Henning Dralle, Halle
• Priv.-Doz. Dr. Wolfram Karges, Ulm
• Prof. Dr. Jan Müller-Brand, Basel
• Dr. Ullrich-Frank Pape, Heidelberg
• Prof. Dr. Ludwig Schaaf, München
• Priv.-Doz. Dr. Thomas Steinmüller, Berlin
• Dr. Nikolaus Tiling, Berlin
J. H.
Homepage:
www.karzinoid.net/karzinoid.html
Hier finden Sie aktuelle Informationen, das Gästebuch und unsere Diskussionsforen (Netzwerkforum, Forum Akromegalie und
Forum neuroendokrine Tumoren). Dort ist auch eine aktualisierte Adressliste der in Deutschland praktizierenden Endokrinologen, geordnet nach Postleitzahlgebieten, verfügbar.
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17
Erfahrungsberichte
Mein kleines Jubiläum:
Seit einem Jahr ohne ernste Beschwerden!
Vor etwa sechs Jahren, während einer Abendveranstaltung, bekam ich zum ersten Mal urplötzlich Probleme: rasch zunehmende Übelkeit, Schweißausbruch, Schüttelfrost und ein Gefühl, dass
mich das kleinste Lüftchen umblasen würde. Weil ich am nächsten Tag einen wichtigen Geschäftstermin hatte, wollte ich jedoch
auf keinen Fall ins Krankenhaus. So blieb meiner Frau nichts
anderes übrig, als mich nach Hause zu fahren und mit einer
Wärmflasche ins Bett zu stecken.
Wie fertig ich war, zeigte sich am nächsten Tag: Der heiße Verschluss der Wärmflasche, auf der ich eingeschlafen war, hatte
eine deutliche Verbrennung auf meinem Rücken hinterlassen. Am
nächsten Morgen war alles wieder in Ordnung. Auf Drängen
meiner Frau und Tochter ging ich dann aber doch noch zum Arzt.
Die Untersuchung brachte außer meinem bereits bekannten Bluthochdruck kein Ergebnis. Es passierte dann rund drei Monate
nichts, und der Vorfall war fast vergessen.
Am 12. Dezember 2001 kam dann Günter Englert, München
gegen vier Uhr morgens ein erneuter heftiger Anfall. Diesmal brachten auch die Spritzen des herbeigerufenen Arztes keine Linderung, und so wurde ich mit einem Krankenwagen unter Begleitung des Notarztes in ein Krankenhaus eingeliefert. Aufgrund
meiner Schmerzen brachte man mich dort zunächst in die Intensivstation. Ich bekam ständig starke Schmerzmittel, da sich mein
Zustand nicht bessern wollte.
Alle Untersuchungen brachten zunächst kein brauchbares Ergebnis. Erst bei einer CT ergab sich ein vager Verdacht, der dann
durch eine weitere CT und eine Punktion zur Diagnose führte:
zwei große Lymphknotenmetastasen eines neuroendokrinen
Tumors, die bei Wachstumsschüben die Beschwerden hervorriefen. Das war allerdings eine Weihnachtsüberraschung, mit der ich
erst mal fertig werden musste.
Übelkeit und Koliken kamen immer wieder
Zum Glück wurde bei der Operation auch der
Primärtumor gefunden
An einem Nachmittag im Büro wurde mir überraschend und ziemlich schnell schlecht, so dass ich beschloss, nach Hause zu
gehen. Auf dem Weg verschlimmerte sich die Übelkeit rasant,
und ich erbrach meinen gesamten Mageninhalt in mehreren starken Schüben. Nach zwei Stunden verbesserte sich mein Zustand
wieder, und am Abend war es vorbei. Der nächste Anfall kam
etwa drei Monate später und war schlimmer als die davor. Es fing
in der Nacht mit leichter Übelkeit an, die sich rasch zu kolikartigen
Bauchschmerzen und starkem Erbrechen entwickelte. Nachdem
diesmal auch nach mehr als zwei Stunden keine Besserung eintrat, entschloss ich mich, die Ambulanz eines Krankenhauses aufzusuchen. Dort gab man mir als Ersthilfe zwei Voltaren-Tabletten
die ich bei mir behielt und die langsam eine Verbesserung meines Zustandes bewirkten. Die durchgeführten Untersuchungen
mit Röntgen, Ultraschall und Labor brachten jedoch wieder kein
greifbares Ergebnis.
Während einer Dienstreise entdeckte ich dann in meinem Stuhl
Spuren von Blut. Wieder zu Hause ging ich sofort zum Arzt und
unterzog mich der verordneten Darmspiegelung. Ergebnis: Wahrscheinliche Verursacher der Blutung waren innere Hämorrhoiden.
In den darauffolgenden vier Jahren kamen die Anfälle nun in
immer kürzeren Abständen, mit unterschiedlicher Intensität, aber
immer nach dem gleichen Muster: leichte Übelkeit, die sich rasch
zu kolikartigen Bauchschmerzen steigerte und von starkem Erbrechen begleitet wurde. Meistens genügte die rechtzeitige Einnahme von Medikamenten, um meinen Zustand wieder zu stabilisieren und zu normalisieren. Mehrfach benötigte ich jedoch
auch die Hilfe des ärztlichen Notdienstes oder musste die Notfallambulanz eines Krankenhauses aufsuchen.
Die „stressbedingten psychosomatischen“ Ursachen
entpuppten sich als neuroendokriner Tumor
Immer wieder durchgeführte Untersuchungen und zwei weitere
Darmspiegelungen ergaben jedoch keine brauchbare Diagnose.
Zuletzt vermutete man stressbedingte psychosomatische Ursachen.
18
Im Januar darauf versuchte man in der Klinik dann mit allen
möglichen Diagnoseverfahren den Primärtumor zu lokalisieren,
leider jedoch ohne Erfolg. Die behandelnden Ärzte bezeichneten
meinen Fall wegen der Lage der Metastasen als kompliziert und
rieten mir, mich an ein Zentrum für neuroendokrine Erkrankungen
zu wenden. Man empfahl mir die Universitätsklinik Marburg. Nach
einem Vorstellungstermin in Marburg erhielt ich einige Zeit später die Nachricht, dass man die Metastasen operativ entfernen
könnte. Bei den vorbereitenden Untersuchungen wurden
allerdings in der Leber weitere Metastasen des Tumors entdeckt.
Am 11. März 2002 wurde ich dann operiert. Die beiden
Lymphknotenmetastasen wurden komplett entfernt – und welch
ein Glück, bei der Operation wurde auch der Primärtumor gefunden und entfernt. Die Operation war ein voller Erfolg. Ich erholte
mich sehr schnell. Bereits am 20. Tag nach meiner Operation
konnte ich meine berufliche Tätigkeit wieder aufnehmen.
Trotz der Lebermetastasen geht es mir gut
Seit der Operation sind keine Anfälle mehr aufgetreten. Trotz der
Lebermetastasen geht es mir gut, und was für mich sehr wichtig ist, ich kann meine berufliche Tätigkeit wieder ausüben. Gelegentlich habe ich Probleme mit plötzlich auftretendem Durchfall. Das ist bei meiner beruflichen Reisetätigkeit natürlich nicht
ganz unproblematisch. Vorher hatte ich sehr selten wässrigen
oder breiigen Stuhlgang. Einen Flush hatte ich nie. In den letzten Monaten vor der Operation fühlte ich mich allerdings oft abgeschlagen und müde.
Aus meiner Sicht als Betroffener war ich natürlich zunächst der
Meinung, dass man meine Erkrankung viel zu spät erkannt hat.
Heute, nach der Vielzahl von Untersuchungen und vielen Informationen, die ich erhielt, weiß ich, wie schwierig die Diagnose
eines Karzinoids ist. Besonders wenn typische Symptome, wie
z. B. der Flush, überhaupt nicht auftreten. Vor allem die Diagnoseverfahren zur Untersuchungen des Dünndarms sind bei so klei-
Erfahrungsberichte
nen Tumoren anscheinend noch sehr begrenzt erfolgreich. Ich
hoffe, dass in Zukunft neuere Verfahren, wie z. B. die Kapselendoskopie, schnellere und bessere Ergebnisse erzielen.
Meine weitere Behandlung findet z. Zt. im Rahmen einer klinischen Studie statt, für die ich mich zur Verfügung gestellt habe.
Die regelmäßigen Kontrollen zeigten bisher keine Veränderung
der Lebermetastasen. Von anderen Patienten habe ich aber
schon gehört, dass diese auch nach Jahren plötzlich aktiv werden können.
Der Kontakt zu anderen Betroffenen gibt mir Kraft,
wieder ins Lot zu kommen
Oft denke ich an einen Patienten, den ich während meiner Klinikaufenthalte kennen lernte, bei dem der Primärtumor nach Jah-
Trotz neuroendokrinem Pankreastumor:
Stets optimistisch bleiben!
In der Zeitschrift „Glandula NeT“ wurde in der Rubrik „Therapeutische Möglichkeiten“ die Behandlung neuroendokriner Tumoren
mit 90-Yttrium-DOTATOC beschrieben. Auch ich war im Juli und
September 2000 zur Behandlung im Kantonsspital Basel, Institut für Nuklearmedizin. Aber bis es zu diesen zwei Behandlungen
kam, hatte ich zahlreiche Ärzte und Professoren in Deutschland
konsultiert.
Das Octreotid-Scan brachte Klarheit
Die genaue Bestimmung meines neuroendokrinen Pankreastumors, der hormonell inaktiv ist und bereits in die Leber metastasiert hatte, gestaltete sich aufgrund der Seltenheit dieser Tumoren als sehr schwierig, gelang aber letztlich durch die Zusammenarbeit mehrerer Spezialisten.
Auf Empfehlung der Deutschen Krebshilfe Bonn war ich bei Herrn
Prof. Dr. med. Klapsdor, Hamburg, der auch als medizinischer
Berater für das von der Krebshilfe herausgegebene Buch „Krebs
der Bauchspeicheldrüse“ fungiert. Von ihm bekam ich den Rat,
ein Octreotid-Szintigramm durchführen zu lassen. Danach wusste ich, dass der Tumor im Pankreaskopf neuroendrokrin und
hormonell inaktiv, also ein Karzinoid ist.
Sehr gute Remission nach der DOTATOC-Behandlung
Mit dieser Diagnose ging ich nach Basel zur 90-YttriumDOTATOC-Behandlung. Diese verlief sehr erfolgreich, denn es
kam zur Remission: Das Volumen des Pankreas-Karzinoids hat
sich von Juli/September 2000 bis November 2002 um 54 %
reduziert. Auch die Metastasen in der Leber zeigen ähnliche Volumen-Abnahmen.
Leider haben sich bei mir auch Begleiterkrankungen eingestellt,
so vor allem eine Niereninsuffizienz, die ich regelmäßig von einem
Nephrologen beobachten lasse. Außerdem musste ich ab Juli
1999 – nach der Entdeckung des Tumors – alle 3–4, später alle
2 Wochen einen endoskopischen Gallengangsprothesenwechsel
vornehmen lassen (ERCP wurde bereits im Heft 3-2002 beschrieben). Dies war notwendig, weil der Gallengang im Bereich Pan-
ren noch nicht gefunden wurde. Seine trotzdem lebensbejahende Haltung und seinen Humor bewundere ich sehr. Durch die
Selbsthilfegruppe habe ich außerdem erfahren, wie viele Menschen mit dieser Krankheit leben müssen und ihr Leben meistern.
Das hilft auch mir, bei aufkommenden Zweifeln wieder ins Lot zu
kommen. Und natürlich bin ich an allen Informationen über mögliche Behandlungsmethoden interessiert. Ich mag die Hoffnung
nicht aufgeben, dass es in Zukunft ein Medikament oder eine
Behandlung gibt, welche die Lebermetastasen ganz beseitigen
kann. Bisher hatte ich trotz allem viel Glück.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich auch bei den behandelnden Ärzten und dem jeweiligen Stationspersonal bedanken. Ich
habe mich immer in guten Händen gefühlt.
Günter Englert,
München
kreas/Dünndarm vom Karzinoid
zugedrückt bzw. eingeengt wurde.
Im September 2002 wurde der
Stentwechsel durch eine Operation, bei der die Gallenblase und
Teile des Gallengangs entfernt
wurden, beendet. Die Operation
ist gut verlaufen, ich konnte 11
Tage nach dem Eingriff das Krankenhaus verlassen.
Trotz Tumorrest fühle ich
mich wohl
Gerhard P. H. Frickmann,
Witten
Bis jetzt – Februar 2003 – habe ich keine Behandlungen mit Chemotherapeutika, Bestrahlungen oder ähnlichen Therapien erhalten müssen. Mein Allgemeinbefinden ist für mich als 68-jährigen
gut. Die wesentlichen Blutwerte wie GOT, AP, AMY, LIP, CHOL,
UDL, LDL, TRIG, ERY, LEUK und HBA1 sind in den Referenzbereichen. Auch die Tumormarker CA und CEA sind gut.
Lediglich KREA, HAST, HKT und HB sind außerhalb der Norm,
belasten mich aber nicht. Für den Chromogranin-A-Wert ließ ich
im Mai 2003 eine Kontrollanalyse vornehmen.
Wichtig ist, dass man die Krankheit annimmt
Ich treibe regelmäßig Sport, z. B. Tennis, Wandern, Rad fahren
und Skilanglauf. Außerdem bin ich kreativ tätig (Tiffany, Bleiverglasung und Glasfusing) und arbeite gerne mit Holz.
Wichtig ist, dass man die Krankheit annimmt und mit der inneren Einstellung Sorgen nicht aufkommen lässt, also immer optimistisch denkt.
Zum großen Vorteil für mich ist das sehr gute Verständnis meiner Frau, unserer Kinder und Enkelkinder. Sie sind mir als Kraftquelle unersetzlich.
Ich danke allen, auch dem Schutzengel, die mir bis jetzt geholfen haben und hoffentlich auch weiter helfen werden. Mit dieser
Kraft sehe ich positiv in die Zukunft.
Ich wünsche allen Betroffenen gute Behandlungserfolge und den
Angehörigen viel Kraft.
Gerhard P. H. Frickmann,
Witten
19
Erfahrungsberichte
Heute ist mein Zustand wieder stabil
Ich bin 1933 geboren. Meine Eltern besaßen eine Werkswohnung, direkt angrenzend an eine große Hochdruck-Kesselanlage
und an Maschinensäle, die zusammengenommen einen mit Vibrationen einhergehenden, zeitweise ohrenbetäubenden Lärm
verursachten. Während des Krieges liefen die Maschinen häufig
bei Tag und Nacht. „Wir sind das gewohnt“, sagten die Eltern zu
unseren Besuchern, die das unerträglich fanden. Zum konzentrierten Lesen oder Lernen ging ich nach draußen. Bei Regenwetter und Kälte durfte ich einen Lagerraum in einem Nebengebäude benutzen.
Durch die vom Kesselhaus ausgehende Erwärmung der Fußböden und Wände unserer Wohnung war die Luft extrem trocken.
Spätere Hautprobleme, chronische Bindehautentzündung, trockene Nasenschleimhäute usw. sind wohl teilweise darauf zurückzuführen.
Meine Beschwerden führte ich anfangs
auf mein „ungesundes Vorleben“ zurück
1959 gründete ich meinen eigenen Hausstand. Als sich im Laufe der Jahre Bluthochdruck, Schmerzen in der Herzgegend mit
Ausstrahlung in den linken Arm und unerklärliche Durchfälle einstellten (Diagnosen: essentielle Hypertonie, Angina-pectorisSyndrom, Colon irritabile), wunderte ich mich angesichts meines
ungesunden Vorlebens überhaupt nicht. So etwas konnte ja nicht
ohne Folgen bleiben! Obwohl ich immer wieder auf Herz und
Nieren untersucht wurde, konnten keine organischen Ursachen
entdeckt werden.
Meine eigenen Erfahrungen stützten diese Diagnose. So konnte
ich meine Herzbeschwerden bei Wanderungen und Bergtouren
regelrecht „abschütteln“. Eine jährlich im Herbst angesetzte
Traditionswanderung über 40 km an einem Tag wurde zum Gradmesser, an dem ich meinen tatsächlichen Gesundheitszustand
ablesen zu können glaubte. Später, als mir „explosionsartige
Durchfälle“, Schweißausbrüche und nächtliche Bauchkrämpfe
(die von einer eindeutig lokalisierbaren Stelle im Dünndarmbereich
ausgingen) das Leben schwer machten, kamen immer wieder
Zweifel auf. Sonographie und Kontrastmittel-Röntgenaufnahmen
und die Jahr für Jahr problemlos verlaufenden 40-km-Wanderungen lieferten jedoch weder den Ärzten noch mir Anhaltspunkte
für eine bösartige organische Erkrankung.
Dies änderte sich ab dem Spätherbst 1997 schlagartig, als mittels Sonographie „Knoten“ in der Leber entdeckt und in den
Städtischen Kliniken Esslingen als Tochtergeschwülste eines
Karzinoids erkannt wurden. Zur weiteren Abklärung kam ich dann in die
Universitätsklinik Charité, Campus
Virchow-Klinikum, nach Berlin. Mittels
aufwändiger Diagnoseverfahren wurde
dort der Primärtumor im Dünndarmbereich entdeckt und anschließend in
der chirurgischen Klinik entfernt. Auf
eine ursprünglich vorgesehene Teilresektion der Leber wurde wegen der
diffus über die ganze Leber verteilten
Tochtergeschwülste verzichtet.
20
Mit dem Schicksal zu hadern, ist nicht meine Sache
Seit meiner Entlassung aus dem Virchow-Klinikum werde ich vom
Hausarzt und der onkologischen Ambulanz der Städtischen Kliniken Esslingen regelmäßig überwacht und betreut. Seit Mitte
2000 bekomme ich in 4-wöchigem Abstand Sandostatin-Spritzen (20 mg) verabreicht, die meine Lebensqualität insgesamt
deutlich verbessert haben. Wie aus den vierteljährlich vorgenommenen Messungen hervorgeht, hat sich auch das Wachstum der
im Durchmesser bis ca. 3,5 cm großen Lebertumoren verringert,
sodass von einem stabilen Zustand gesprochen werden kann.
Großen Wert lege ich auf die noch bestehenden Kontakte zum
Virchow-Klinikum und auf die jährliche Vortragsveranstaltung
„Berliner Treffen für Patienten mit neuroendokriner Tumorerkrankung – NET“. Für sehr wichtig halte ich auch die vielseitige Arbeit der Berliner NET-Selbsthilfegruppe, die ich mit meinem
bescheidenen Mitgliedsbeitrag unterstütze.
Neben meiner Karzinoid-Erkrankung hatte ich in den letzten Jahren mehrere Herzinfarkte und Nierenstein-Probleme. Gott sei
Dank blieb der Bewegungsapparat intakt, so dass ich die gewohnten Langstrecken-Wanderungen bis heute ungeschmälert
fortsetzen konnte! Abgesehen von dem Hochgefühl, das mich am
Ende einer solchen Wanderung überkommt, erlebe ich die Natur und viele Schönheiten am Wegesrand intensiver als früher, so
dass ich meinen Krankheiten (oder dem Alter?) auch gute Seiten abgewinnen kann. Mit dem Schicksal zu hadern, ist sowieso
nicht meine Sache.
Meine Krankengeschichte wäre unvollständig, wenn ich die Auswirkungen auf meine Umgebung unterschlagen würde. Weil ich
sowohl die passende Frau fürs Leben, als auch den passenden
Beruf und das passende Tätigkeitsfeld gefunden hatte, verliefen
Familienleben und Berufsleben, abgesehen von unvermeidlichen
Stresssituationen, weitestgehend harmonisch. Von dieser Seite
war meine Gesundheit nie gefährdet. Im Gegenteil habe ich meiner Familie und meinen Arbeitskollegen zu danken, dass sie
meine krankheitsbedingten Launen ertragen und gelegentliche
Ausfallerscheinungen toleriert haben.
Meine Krankheitssymptome habe ich Vorgesetzten und Untergebenen nach Möglichkeit verheimlicht. Als ich 1992 unter zunehmendem Leidensdruck einsehen musste, dass ich den an mich
gestellten Ansprüchen nicht mehr auf die gewohnte Art genügen
konnte, habe ich um die Versetzung in den Ruhestand gebeten.
Schließlich wurde ich wegen eines „Erschöpfungssyndroms“ pensioniert.
Die Wahrheit – in Form eines „großen
Tumors“ – kam erst fünf Jahre später
ans Licht. Da es sich um einen sehr
langsam wachsenden Tumor handelt,
dürfte der Zeitpunkt, zu dem meine
vegetativen Beschwerden in das ähnlich definierte „Karzinoid-Syndrom“
umschlugen, ziemlich weit zurückliegen.
Gerhard Jesinger
Erfahrungsberichte
Es ist nicht immer leicht, mit dem
Karzinom zu leben
Der 19. September 2001 war ein denkwürdiger Tag für mich, und
das im wörtlichen Sinne. Meine älteste von vier Töchtern wurde
43 Jahre alt, und ich hatte einen an sich harmlosen Termin bei
meinem langjährigen Internisten, Kollege meines bereits seit 10
Jahren im Ruhestand lebenden Ehemannes (Jahrgang 1925, ich
selbst bin Jahrgang 1935).
Die Sonographie meiner Lebergegend entlockte dem erfahrenen
Doktor einen entsetzten Aufschrei – etwas für mich bis dahin Ungewohntes bei einem untersuchenden Arzt. Gemeinsam mit dem
herbeigerufenen Praxiskollegen betrachteten wir meine Leber auf
dem Monitor, die angefüllt war mit verschieden großen
blumenkohlröschenähnlichen Gebilden.
Der unerwartete Befund: Karzinoide in der Leber
Der Leser und Kenner der Situation aus eigener Erfahrung weiß,
was nun geschah: Zunächst erschreckt-hilflose Diagnostikversuche, die alsbald in das riesige Räderwerk klinischer Untersuchungen mündeten. Die Diagnose hieß: „Metastasierende
Karzinoide der Leber“ – aber was hatte sich gebildet und warum?
Nach dem noch relativ geringen Wissensstand um diese Art Erkrankung hätte der auslösende Primärtumor im Dünndarm sitzen
müssen. Ohne ihn jedoch zu finden und auszurotten, wäre eine
in Erwägung gezogene Lebertransplantation sinnlos gewesen.
Die aufwändige Suche nach dem Primärtumor begann
In guter Zusammenarbeit zwischen Hausinternist und Onkologen
an den heimischen Kliniken „Maria Hilf“ schickte man mich zur
erneuten Apparate-Diagnostik stationär in die Uni-Klinik Essen.
Die Chirurgie-Professoren dort sind bundes-, ja weltweit bekannt
für ihre Kunst speziell in Bezug auf Lebertransplantationen, aber
ebenso für das fast kriminalistische Aufspüren verborgener endokriner Tumoren.
Vom 9. bis 28. Oktober 2001 hielt ich mich also in Essen auf und
wurde zwecks Tumorsuche am 22. Oktober operiert. Dabei
wurde der gesamte Darm millimeterweise abgetastet, Schnellschnitte (Biopsien) vorgenommen und ein „Seitenblick“ auf die
überfüllte Leber geworfen, um deren „Lebenserwartung“ zu beurteilen. Eine aufwändige, langwierige Sache!
Obwohl ich in allen Lebens- und Krankheitslagen mit vielerlei
Operationen nie den Mut, die Geduld und Gelassenheit verloren
habe, beschleicht mich noch immer ein Panikgefühl, wenn ich an
diese Zeit zurückdenke – so schlecht ging es mir.
Trotz seiner damals 76 Jahre hatte mein Mann daheim Unglaubliches geleistet. Das kann man nur verstehen, wenn man weiß,
dass unser geliebter brüderlicher Freund (kath. Priester), den wir
seit 1966 kannten und seit 1981 ganz in unsere große Familie
aufgenommen, betreut und versorgt hatten, nunmehr 60-jährig,
zum Sterben kam. Sein gesamter Bauchraum, dann Lungen,
zuletzt das Gehirn war – inzwischen nach erfolgloser Operation
– voller Krebsmetastasen.
Mein Mann und ich wollten den Freund auf unseren und seinen
eigenen Wunsch hin zu Hause pflegen. Und nun versage ich so
kläglich und kehre nach der Tortur
in Essen völlig erschöpft, um 9 kg
leichter und zittrig nach Hause zurück.
Mein „Unvermögen“ machte
mir sehr zu schaffen
Christine Brossok
Mein Allgemeinzustand verschlechterte sich zusehends: Die
schon jahrelang bestehenden Herzsensationen verschlimmerten
sich, der Blutdruck schwankte ständig zwischen 90 und 190.
Mein bis dahin hilfreicher Betablocker versagte. Immer wieder
plagten mich Blasenentzündungen, resistent gegen mein gewohntes Antibiotikum. Ich konnte mir mein fast ständiges Erbrechen von „reiner Salzsäure“ nicht erklären. Magenbeschwerden
bis zum Hals – anderer Art als jemals zuvor – versuchte ich (bis
heute) mit Omeprazol erträglich zu halten. Flushs hatte ich
allerdings nur selten, und auch der Dauerdurchfall, ausgelöst
durch eine jahrzehntealte Divertikulose des Dickdarms, verschwand.
Vor allem schreckten mich erhebliche Gedächtnislücken und zeitweilige Sprachstörungen. Großen Kummer machte mir, dass
mein Gehirn nichts mehr aufnehmen noch behalten wollte. Meine geliebten Bücher, die Zeitung, das Fernsehen waren kein
Thema mehr!
Doch noch gravierender und deprimierender war mein empfundenes (nicht reales, wie meine Familie mir später sagte) Unvermögen, dem dahinsiechenden liebenswerten Familienfreund die
richtige und notwendige Hilfe geben zu können, seelischer und
körperlicher Art. Ich hätte und wollte so gern mehr getan haben,
obgleich ich Tag und Nacht an seiner Seite war trotz eigener
Schwäche. Nur mit äußerster Willensanstrengung schaffte ich es
mit meinem Mann zusammen.
Zu Hilfe kam mir auch, dass ich nach meiner Heimkunft aus den
Essener Kliniken bereits nach 17 Tagen einen Platz in der nahegelegenen Reha-Niederrheinklinik in Koschenbroich bekam, wo
ich ungemein liebevoll, sachverständig und hilfsbereit vom Ärzteteam, dem Pflegepersonal, den Therapeuten und dem Hauspersonal, behandelt, umsorgt und regelrecht aufgepäppelt wurde. Ich lernte dort für mich sehr Wichtiges: genügend zu trinken
und richtig zu atmen und tue das bis heute.
So konnte ich schon nach 4 Wochen, am 6. Dezember 2001,
wieder nach Hause zurück und voll in die Pflege unseres Freundes einsteigen, die einen Monat später bis zum 7. März 2002
rund um die Uhr nötig war. Diese Tätigkeit war aber auch nach
all dem empfangenen Guten durch den Freund mein Herzenswunsch gewesen, bevor ich selbst danach sterben zu müssen
glaubte. Niemand hatte mir ja Genaueres über die sonderbare Art
meines „eigenen“ Krebses sagen können.
Inzwischen jährte sich der Todestag unseres Freundes – und ich
lebe immer noch! Das lange Sterben des Freundes unserer Familie, sein qualvoller Erstickungstod in unseren Armen, stürzte
mich in ein tiefes, langanhaltendes Trauerloch. Die Gedächtnislücken, hervorgegangen aus Schwäche durch die nur zögerlich
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Erfahrungsberichte
fortschreitende Rekonvaleszenz, bescherten mir Schuldbewusstsein, nicht genug getan zu haben – was mich noch heute quält.
Dank NET-SHG kam ich wieder aus dem „Trauerloch“
In diesem seelischen Tief erfuhr ich von der besorgten Chefärztin
meiner Reha-Klinik von der Existenz der „Selbsthilfegruppe NET
e.V. Berlin“. Durch die einschneidenden Geschehnisse in Familie und Haus hatte ich bisher versäumt, mich an mich selbst zu
erinnern. Ich hatte meine kranke Leber sozusagen zur Seite gestellt. Ich fand, dass es mir doch gut ging. Trotz all der oben
angegebenen Misslichkeiten, war ich doch immer ein „Urviech“
gewesen im Ertragen gesundheitlicher Beschwerden!
Vom Team der NET-SHG Berlin wurde ich sehr herzlich als Mitglied aufgenommen und bin nun eine von Ihnen. Nicht mehr allein zu sein mit dieser offenbar wenig bekannten Art des Krebses – das war tröstlich, das tat gut!
Zum Glück fanden sich keine weiteren Metastasen
Am 13. Januar 2003 war wieder ein CT fällig. Es zeigte, dass alle
inneren Organe – bis eben auf die Leber – frei von Metastasen
sind. Außer einiger Lymphknoten im Truncus coeliacus unterhalb
des Zwerchfells, die sich bei der Leber „bedient“ hatten.
Die bisher abgegrenzten Leberkarzinoide begannen, sich
miteinander zu verwischen und zu verwachsen, einige versuchen
zu verkalken. Leider gibt es dadurch kein neues gesundes Gewebe. Aber die Leber ist eh ein Wunder für sich mit dem, was sie
fertigbringt, und mit wie wenig sie auskommt.
Ich habe jetzt meinen inneren Widerstand gegen das mir empfohlene Sandostatin aufgegeben und warte nun, ob es mir bekommt oder nicht.
Erfahrungen einer Patientin mit Insulinom:
Immer wieder warten und hoffen
Während meiner letzten Berufsjahre war ich im Einzelhandel
tätig. An den Vormittagen merkte ich in zunehmendem Maße,
dass meine Konzentrationsfähigkeit nachließ. Das veranlasste
mich, immer eine Kleinigkeit zu mir zu nehmen. Es ging mir dann
jedes Mal besser.
Zu niedrige Zuckerspiegel führten mich zum Arzt
Um etwas für mein persönliches Wohlbefinden zu tun, nahm ich
in meiner Freizeit an einem Gymnastikkurs teil, der etwas entfernt
von meinem Wohnort stattfand. Die Autofahrten dorthin kosteten mich sehr viel Energie. Auf dem Heimweg vom Kurs traten
dann das erste Mal Orientierungsschwierigkeiten auf. Natürlich
wusste ich nicht, dass die Ursache für diesen Zustand auf einem
zu niedrigen Zuckerspiegel beruhte. Im Laufe der Zeit erlebte ich
den gleichen Zustand hin und wieder auch morgens. Ich gab den
Gymnastikkurs wieder auf. Man wies mich darauf hin, dass bei
mir ein Hormonproblem vorliegen könnte.
Deshalb suchte ich einen Endokrinologen auf. Nach umfangreichen Bluttests stellte der Arzt fest, dass die Bauchspeicheldrüse die Ursache war: Es bestand Verdacht auf ein Insulinom.
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Außer frühmogendlicher Depressionen (etwa ab 4 Uhr), ja oft Todesängsten, die sich gottlob meist später über den Tag wieder
„auflösen“, habe ich nicht viel zu beklagen.
Da ich nicht mehr so zuverlässig bin wegen der schwankenden
Befindlichkeit, gehe ich meinen Ehrenämtern nicht mehr nach.
Aber ich singe noch im Kirchenchor und widme mich meinen
sieben Enkeln, jedoch nicht allen auf einmal.
Gegen Furcht und Trauer helfen Trost und Verständnis
Sicherlich werden sich einige von Ihnen, liebe Leser, in meinen
Zeilen wiederfinden, und ich bin sicher, dass es vielen nicht so
glückhaft gut ergeht wie mir. Dann aber ist es besonders schwer,
sich anhören zu müssen: „Du musst kämpfen“ oder: „Du musst
positiv denken“. Das geht schon gar nicht, wenn einen Depressionen und Todesängste in den Krallen haben. Es gibt Depressionen – und ich spreche aus dreijahrzehntelanger Erfahrung –,
gegen die kein Kraut gewachsen ist. Man muss sie – dumm
ausgedrückt – „aussitzen“. Meist unter der Bettdecke, vielleicht
mit Hilfe geeigneter Medikamente. Tödlich ist dann, gesagt zu
bekommen: „Reiß dich doch zusammen“. (Mein Mann hatte
gottlob immer Verständnis mit mir!)
Ich weiß auch genau wie Sie – man spricht es nicht gern aus –,
dass in einem gewissen Alter oder aber im Hinblick auf unsere
Krankheit kein Pharao, nicht Karl der Große und nicht J. S. Bach
vor dem Sterben gefeit waren. Wir alle haben unsere Zeit zugemessen bekommen. Sie liegt in Gottes Hand.
Nur – das ist kein Trost, wenn uns Furcht und Trauer überfallen
und wir uns allein und ausgegrenzt fühlen. Umso dankbarer bin
ich, dass wir einander haben, auch ohne uns persönlich zu kennen.
Christine Brossok
Aufgrund dieser Diagnose wurde ich 1997 in das Klinikum Benjamin Franklin in Berlin überwiesen.
Trotz Operation steigt der Blutzucker nicht an
Die umfangreichen Untersuchungen in der Klinik bestätigten,
dass ein Insulinom auf dem Schwanz der Bauchspeicheldrüse die
Ursache für meine Beschwerden war. Es wurde eine Operation
vorgenommen, nach der – wie man mir vorher mitteilte – sich
mein Zuckerspiegel wieder auf Normalwerte einpendeln würde.
Doch schon der erste Bluttest nach der Operation zeigte, dass
das nicht der Fall war. Der Zuckerspiegel blieb nach wie vor
morgens gleich niedrig (38–40 mg/dl).
Nach fünf Wochen wurde ich aus dem Krankenhaus entlassen.
Ich erhielt das Medikament Diazoxid, das ich aber nicht vertrug
und das nach kurzer Zeit abgesetzt werden musste.
Im Verlauf der letzten fünf Jahre wurden umfangreiche Untersuchungen mittels Endo-Sono, Ultraschall, Mot und SandostatinRezeptorscan durchgeführt. Dabei wurden Blutschwämmchen
in der Leber festgestellt. Weitere Maßnahmen wurden nicht ergriffen.
Das nächste Gespräch mit der Endokrinologin findet im Mai statt,
um weitere Behandlungsmöglichkeiten zu besprechen. Bis dahin
heißt es abwarten und des öfteren kleine Mahlzeiten einnehmen,
um den Zuckerspiegel hochzuhalten.
Sigrid Melle
Erfahrungsberichte
Patient mit metastasiertem Bronchialkarzinoid:
Ich hoffe, mein Zustand lässt sich noch lange
aufrechterhalten!
„Warten auf den Tod ist Folter“ – so war vor einigen Jahren ein
Bericht im Spiegel betitelt, der sich mit den Todeskandidaten in
amerikanischen Gefängnissen befasste. Der Titel hat mich beeindruckt. Es gibt Zeiten, in denen mich die Frage beschäftigt, was
mich in dieser Hinsicht eigentlich von diesen Menschen unterscheidet. Zum Tod verurteilt wurde ich Anfang 1998, auf Begnadigung (wie vor kurzem in Illinois für 167 Gefangene) kann ich
nach derzeitigem Kenntnisstand allerdings kaum hoffen. Für mich
geht es jedoch ebenfalls darum, mein Ableben so weit wie möglich zu hinauszuschieben.
So fing es an
Ich bin seit 1988 an einem metastisierten Bronchialkarzinoid erkrankt. Es begann damit, dass Im Rahmen einer routinemäßigen
Röntgenuntersuchung Ende 1988 anlässlich der bevorstehenden
Verbeamtung auf Lebenszeit ein Schatten auf der Lunge festgestellt wurde. Die nachfolgende Bronchoskopie ergab für mich als
überzeugten Nichtraucher im Alter von 25 Jahren den Befund
Karzinoid-Tumor. Da Metastasen nicht nachweisbar waren, wurde ich kurze Zeit später, Anfang 1989, operiert. Dabei wurden mit
dem Tumor zwei Lappen des rechten Lungenflügels entfernt.
Wohl auch aufgrund des Alters erholte ich mich erstaunlich
schnell von dieser Operation. Selbst mein Lungenvolumen baute sich ziemlich rasch wieder nahezu auf Normalwerte auf. Für
die nächsten fünf Jahre waren regelmäßige Nachuntersuchungen
vorgesehen, deren Intervalle sich immer mehr verlängerten. Nach
Ablauf dieser Zeit wurde ich aus ärztlicher Obhut als geheilt entlassen.
Die Folgezeit nutzte ich, um zu heiraten und mich beruflich zu profilieren. Nach der Hochzeit 1991 haben wir 1993 gebaut, 1993
und 1996 kamen unsere beiden Söhne zur Welt.
Metastasen im Bereich der Augen, der Leber
und der Knochen
10 Jahre nach der Diagnose des Bronchialkarzinoids bekam ich
Ende 1998 leichte Sehbeschwerden. Nach Überweisung in die
Augenklinik wurden hinter beiden Augen Auffälligkeiten festgestellt, die nur Tumoren sein konnten. Der Tumor im linken Augen
drückte bereits so stark auf den Sehnerv, dass das Zentrum des
schärfsten Sehens beeinträchtigt wurde und ich dort nur noch
einen grauen Fleck wahrnehme. Die sofort angesetzten umfangreichen Untersuchungen (Röntgen, CT, MRT, Skelettszintigraphie,
Ultraschall) erbrachten dann eine vernichtende Diagnose: erhebliche Metastisierung des ursprünglichen Bronchialkarzinoids im
Bereich der Augen (3 Tumoren), der Leber (1–2 Tumoren) und der
Knochen (diverse Tumoren in der Wirbelsäule, Rippen, Becken,
Oberschenkel etc.).
Der mich betreuende Oberarzt hat mir schnell deutlich gemacht,
dass sich Karzinoid-Tumoren zwar relativ langsam entwickeln,
eine letztlich erfolgversprechende
systemische Behandlung dieser
Erkrankung allerdings kaum möglich sei. Also: Abwarten und Tee
K.-H. Matyschik, Bovenden
trinken, oder ... siehe Titel.
Als Sofortmaßnahme folgte
immerhin die Bestrahlung der Augen beidseits mit 36 Gy, zudem
hatte ich mich 4-wöchentlich dem Oberarzt in der Onkologie des
Uni-Klinikums vorzustellen. Außerdem waren entsprechende
Untersuchungen alle 3 Monate vorgesehen. Eine weitergehende Behandlung wurde nicht angeboten!
Als Tumormarker wurde bei mir das Serotonin ermittelt, das via
Blutuntersuchung gemessen werden konnte. Dieser Wert lag bei
ca. 1000 (Norm 80–200). Auf wiederholtes Nachfragen wurde
dann über 5-Jahres- und 10-Jahres-Überlebensraten gesprochen, die ich nicht als sonderlich ermutigend empfand.
Diagnose und Prognose erschütterten nicht nur mich, sondern
natürlich auch die Familie, zumal die Existenzängste (Haus, zwei
Kinder) erdrückend erschienen.
Halswirbelbruch
Mitte 1999 bekam ich Rückenschmerzen und suchte einen niedergelassenen Orthopäden auf. In völliger Verkennung meiner
ihm geschilderten Krankengeschichte hielt er einen bereits geschädigten Halswirbel für einen angeborenen Defekt und verschrieb mir Massagen. Insgesamt 3 äußerst schmerzhafte
Massagetermine konnte ich wahrnehmen, dann passierte es.
Mitte Oktober, Sonntagmorgen, machte ich mich im Bett hoch,
als ich einen gewaltigen Schmerz im Nacken verspürte, der mich
sofort zurück ins Bett warf. Mein Hals und der gesamte Körper
verkrampften sich. Der herbeigerufene Notarztwagen konnte
mich nur mit Schwierigkeiten ins Klinikum bringen, da jede Bodenwelle erhebliche Schmerzen verursachte.
In der Klinik wurden mir starke Schmerzmittel verabreicht. Die Untersuchung ergab, dass mein 4. Halswirbel kollabiert war. Eine
mechanische Überbrückung bzw. Stabilisierung kam nicht in
Betracht, da auch die angrenzenden Halswirbel in ihrer Substanz
bereits beeinträchtigt waren. Die Behandlung bestand nur in
Ruhigstellung mit Bettruhe und Halskrause – andere Alternativen
gab es nicht.
Erstaunlicherweise erholte ich mich schnell. Die Schmerzmittel
konnten nach einigen Tagen abgesetzt werden, bald konnte ich
die ersten vorsichtigen Schritte aus dem Bett machen.
Es ging dann relativ schnell bergauf. Fünf Wochen dauerte der
stationäre Aufenthalt mit vorsichtiger Krankengymnastik und
natürlich Bestrahlung der Hals- und Brustwirbelsäule mit 30 Gy.
Die Bestrahlung hatte allerdings erhebliche Auswirkungen auf die
Schleimhäute und führte zu schmerzhaften Schluckbeschwerden.
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Erfahrungsberichte
Kuraufenthalt zur Förderung der Rekonvaslezenz
In dieser Zeit habe ich begonnen, mich intensiver mit Literatur und
Angeboten zu den Themen Alternativmedizin, Spontanheilung
u.ä. zu beschäftigen und u.a. mit Visualiserungen nach Simonton
und progressiver Muskelentspannung nach Jacobsen zu beginnen.
Da die Orthopäden in Bezug auf die Stabilität meiner Halswirbel
eher unsicher waren, wurde es erforderlich, dass ich auch nach
Entlassung aus der stationären Betreuung über einen Zeitraum
von noch etwa fünf Monaten dauerhaft eine Halskrause tragen
musste. Zur Förderung der Rekonvaleszenz und Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit entschloss ich mich anschließend für
einen Kuraufenthalt. Sowohl örtlich wie auch von der ganzheitlichen Ausrichtung war für mich die Habichtswaldklinik in KasselWilhelmshöhe naheliegend. Ich bin in 2002 nun das dritte Mal in
Folge dort gewesen und finde diese Einrichtung weiterhin empfehlenswert. Die ganzheitliche Ausrichtung, drei verschiedene
Kostformen (u.a. Vollwertküche), die Anbindung an die Kurhessentherme sowie der schöne Park vor der Haustür überzeugen.
Stabilität dank professioneller Betreuung
Die Betreuung im Göttinger Unversitätsklinikum war während des
stationären Aufenthaltes und ist auch im ambulanten Bereich
überwiegend als gut und professionell zu bezeichnen.
Als besonders positiv muss ich die Ansprechbarkeit und Betreuung in der Nuklearmedizin durch Herrn Prof. Becker, der zu
meinem großen Bedauern mittlerweile verstorben ist, herausstellen. Herr Prof. Becker hatte mir bereits in 2000 eine Radionuklidtherapie mit DOTATOC in Basel vermittelt. Diese Therapie habe
ich 2001 u. a. wegen der angestiegenen Tumormarker einmal
wiederholt.
Ich gehe davon aus, dass diese Therapie in Verbindung mit der
regelmäßigen Gabe von Interferon 3 x 3 Mio./Woche und vierwöchentlich Aredia 90 mg im Wesentlichen zur andauernden
Stabilisierung des Krankheitsverlaufs beigetragen hat. Die Größe der Tumoren in der Leber (sicherlich abhängig auch von der
jeweiligen Aufnahmequalität des Gerätes bzw. des Bedieners) ist
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stabil bis rückläufig, die Tumoren in den Augen sind inaktiv ggf.
abgestorben, die Tumoren in den Kochen, insbesondere in den
Wirbeln, wohl nicht rückläufig, aber zumindest nicht aktiv. Der
Tumormarker Serotonin befindet sich mit ca. 350 eher auf dem
Tiefststand.
Probleme im beruflichen und privaten Bereich
Besonders negative Erfahrungen musste ich im Zusammenhang
mit meiner Erkrankung allerdings sowohl im beruflichen wie auch
privaten Umfeld machen. Nach 11-monatiger Abwesenheit wurde ich als Beamter am ersten Arbeitstag kaltblütig von meiner
Arbeitsstelle verdrängt, meine Leitungsfunktion wurde mir entzogen. Erst durch eine Klage gegen meinen Arbeitgeber auf angemessene Beschäftigung konnte ich nach zwei Jahren die Umsetzung auf eine entsprechende Stelle erreichen.
Außerdem haben sich auch meine Eltern sowie meine Schwester (im selben Ort wohnhaft) im Zusammenhang mit meiner Erkrankung von mir und meiner Familie komplett losgesagt, was
nicht nur für mich, sondern gerade auch für meine Kinder sehr
schmerzhaft ist.
In diesem Zusammenhang spielt sicherlich die lange Krankheitsphase von Karzinoidpatienten bei relativ guter Gesundheit eine
Rolle. So entspricht man trotz der Belastung durch die Erkrankung über lange Zeit eben nicht dem Bild des „klassischen“
Krebspatienten, was für das persönliche Umfeld durchaus irritieren sein kann.
Trotz dieser Erfahrungen geht es mir gesundheitlich weiterhin erstaunlich gut, und ich hoffe, diesen Zustand trotz aller sonst widrigen Umstände mit Rücksicht auf meine Frau und die Kinder
möglichst noch lange aufrechterhalten zu können.
Gerne hätte ich Kontakt zu anderen Betroffenen
Ich finde es begrüßenswert, dass es mit dem Netzwerk und der
Zeitschrift ein Forum für durch diese eher seltene Erkrankung
Betroffene gibt, und bin sehr an Kontakten mit ähnlich Betroffenen interessiert.
K.-H. Matyschik
Brandenburger Str. 24, 37120 Bovenden
Erfahrungsberichte
Warten auf die richtige Diagnose
Im Mai 2001 wurde bei einer routinemäßigen Nachsorgeuntersuchung auf der Röntgenaufnahme der Lunge etwas gesehen – eine dunkle Stelle, die bei den vorhergehenden Aufnahmen
nicht bemerkt worden war. Dazu muss ich vorausschicken, dass
mir bereits 1993 die linke Niere wegen eines bösartigen Tumors
entfernt worden ist und ich im Juni 1997 wegen eines bösartigen
Tumors am Darm operiert worden bin. Bis zum Mai 2001 habe
ich regelmäßig alle Kontrolluntersuchungen wahrgenommen, und
die Ergebnisse waren immer gut. Doch dann kam das niederschmetternde Ergebnis auf dem Röntgenbild.
Lungenmetastasen – Primärtumor unbekannt
Ich war schon jahrelang Patientin in Berlin im Klinikum Benjamin
Franklin in Steglitz und sehr zufrieden mit der dortigen Arbeit. Der
Oberarzt der Chirurgischen Poliklinik, die ich regelmäßig wegen
der Nachsorgeuntersuchungen konsultierte, veranlasste eine
Coputertomographie. Der Befund lautete: Matastasen in der
Lunge – es war fürchterlich.
Die Ärzte konnten sich nicht erklären, woher diese Metastasen
kommen. Ein neuer Herd wurde ausgeschlossen. Letztendlich
meinten sie, die Metastasen wären eine Folge des Tumors im
Darm. Fraglich blieb jedoch, weshalb sie erst nach 4 Jahren
auftauchten und nicht bereits innerhalb der ersten 2 Jahre nach
der Operation – so die gängige Erfahrung.
Mit dieser Diagnose habe ich mich nie abgefunden und immer
versucht, mich dagegen zu wehren. Insgesamt habe ich 25 hochdosierte Chemotherapien durchgemacht: Nach jeder CT habe ich
in den Gesprächen mit dem Oberarzt meine Zweifel darüber
geäußert, ob das auch die richtige Behandlung sei. Ich war nach
jeder CT schockiert, weil keinerlei Veränderungen zu sehen waren. Von der ersten bis zur letzten CT sind alle Aufnahmen absolut identisch.
Was kommt denn nun noch
alles auf mich zu?
Seit etwa November 2002 litt ich an Blinddarm-Beschwerden,
wurde immer wieder in ein Krankenhaus eingewiesen und jedesmal – 5-mal insgesamt – nach Hause geschickt. Mein Leiden sei
chronisch – und da operiert man eben nicht.
Am 19.03.03 wurde ich dann endlich doch operiert. Die Diagnose
neben der Entfernung eines vereiterten Blinddarms lautete:
Karzinoid.
Obwohl ich vom „Fach“ bin – ich arbeite als Arzthelferin – hatte
ich zuvor noch nie etwas von einer solchen Tumorart gehört. Eine
ehemalige Kollegin war so nett und hat sich für mich im Internet
informiert. Nun konnte ich auch meine vorangegangenen Symptome deuten.
Lange blieben meine Symptome unerklärlich
Seit 1991 litt ich ständig unter Durchfall. Acht Darmspiegelungen
führten zur Diagnose „unspezifische chronische Entzündung“,
Trotz Chemotherapie zeigten sich keinerlei
Veränderungen
Auch auf den Aufnahmen, die 5 Monate nach der letzten Chemotherapie gemacht wurden, waren keinerlei Veränderungen zu
sehen. Trotz des guten Ergebnisses – man sprach immer von
einem wunderbaren Ergebnis, und man müsse weitermachen –
empfahl man mir eine Chemotherapie in Tablettenform, um das
gute Ergebnis zu stabilisieren.
Ich habe mich mit der Entscheidung, diese Tabletten einzunehmen und weiterzumachen, sehr schwer getan. Nach dreimaliger
Einnahme ging es mir körperlich so schlecht, dass ich ins Krankenhaus kam. Keiner wusste so recht, warum es mir so schlecht
ging.
Daraufhin entschloss ich mich, die Behandlung abzubrechen.
Meine Hausärztin überwies mich zu einer onkologischen Ärztin.
Nach den Untersuchungen, die sie veranlasste, vermutete sie,
dass die Metastasen von einem Hormon produzierenden Tumor
kommen.
Vielleicht doch ein Karzinoid?
Um ganz sicher zu gehen und die richtige Diagnose zu finden,
wurde ich an die Charité überwiesen. Dort wurde ich im November 2002 für ein paar Tage stationär aufgenommen, um herauszubekommen, ob die Metastasen nicht von einem Karzinom
ausgehen, sondern eventuell im Zusammenhang mit einem
Karzinoid stehen. Die Ärztin vermutete, dass es ganz stark in
diese Richtung geht. An diesem Punkt befinde ich mich jetzt und
erwarte eine baldige richtige Diagnose.
Ingrid Fußangel
und 1994 sagte man mir, sie wäre auf
eine Laktose-Intoleranz (MilchzuckerUnverträglichkeit) zurückzuführen.
1997 setzten ständig wiederkehrende linksseitige Bauchschmerzen ein,
seit 1999 auch rechtsseitig. Mehrere
Bauchspiegelungen ergaben außer
Eierstockzysten (meist links) keine
weiteren Befunde.
1997 begannen auch meine Probleme mit Hormonen: Östrogen zu niedNicole Paling, Köln
rig, Gestagen zu niedrig, Testosterone, Androstendion und Prolaktin zu hoch. Dadurch hatte ich 3
Jahre lang statt der normalen Periode Dauerbluten! Deswegen
stellte sich auch eine Eisenmangelanämie ein. Eine Hormonspirale stoppte zwar die Blutung, aber die Anämie war trotz Bluttransfusion nicht in den Griff zu bekommen.
Mein Blutdruck spielte verrückt, mal zu hoch, mal zu niedrig,
Tachykardien mit einem Puls von 100–140. Die nächste Diagnose
hieß: Mittelklappen-Prolaps (Herzfehler). Man meinte, diese
Patienten haben eben Tachykardien!
25
Erfahrungsberichte
Seit ca. 6 Monaten habe ich 20–25 kg Gewicht verloren, schwitze
in Wallen – ohne besonderen Grund (in den Wechseljahren kann
ich mit meinen 26 Jahren eigentlich noch nicht sein).
Seit November 2002 bekomme ich Morphin wegen chronischer
Schmerzen infolge eines Bandscheibenvorfalls und Arthrosen
sowie einer Nervenschädigung im Fuß. Seit dieser Zeit litt ich
ständig unter Verstopfung. Nach der Operation (siehe oben) traten aber wieder Durchfälle auf.
Auch nach der Operation sind noch viele Fragen offen
Die postoperativen Untersuchungen ergaben zunächst außer
einer Eierstockzyste links (6 cm) und Flüssigkeitsansammlung
rechts im frisch operierten Bereich nichts. Die für die KarzinoidDiagnostik erforderliche Octreotidszintigrafie wurde ständig verschoben – angeblich gebe es in Deutschland dieses Kontrastmittel nicht. Der Befund vom 19.04.03 zeigte schließlich einen Rest-
tumor im Dünndarm. Die Tumormarker ergaben bis jetzt verschiedene Werte.
In Gesprächen mit meinem Chirurgen erfuhr ich, dass er erst zwei
Patienten mit einem Karzinoid behandelt hatte – da musste ich
doch erst einmal schlucken. Er meinte, diese Tumorerkrankung
werde niemals zum Stillstand kommen, immer wieder werden
Rezidive auftreten, bei dem einen früher, bei dem anderen später. Da ich noch sehr jung bin – erst 27 Jahre – hätte ich eine
schlechte Prognose, d.h. Überlebenschance...
Die Nachsorge soll einmal im Jahr erfolgen. Das heißt dann: CT,
Lungen-Röntgen, Ultraschall und Magen-Darm-Spiegelung, alle
3 Monate Blutkontrolle. Aber darüber mache ich mir erst Gedanken, wenn die noch ausstehenden Untersuchungen stattgefunden haben.
Große Hoffnung setze ich in die Behandlung im Universitätsklinikum Charité, Berlin, die am 07.05.03 beginnt.
Nicole Paling, Köln
Nach operativer Entfernung eines Insulinoms:
Bis heute bin ich symptomfrei
Innerhalb eines Jahres nahm ich 10 kg an Gewicht zu. Um etwas
abzunehmen, reduzierte ich meine Mahlzeiten, fuhr recht häufig
längere Strecken mit dem Fahrrad und arbeitete fleißig im Garten. Das führte zwar zur Gewichtsabnahme, aber gleichzeitig veränderte sich mein Gesundheitszustand und gab immer mehr
Anlass zur Besorgnis.
Ganz plötzlich fiel ich um, konnte oftmals meine Beine und im
späteren Verlauf auch meine Arme nur noch unkontrolliert bewegen. Gleichzeitig traten starke Schweißausbrüche, Übelkeit und
heftiges Zittern auf. Erst hatte ich diese Anfälle einmal im Monat,
später dann wöchentlich, und schließlich steigerten sie sich auf
zwei- bis dreimal die Woche. In der Folgezeit kam es zur Bewusstseinstrübung, so dass mich Freunde immer wieder zum
Arzt brachten.
Im September 1998 wurde ich in das Krankenhaus eingewiesen.
Doch trotz gründlicher Untersuchung fand man keinen Hinweis
auf eine Erkrankung.
Bewusstseinsverlust wegen Unterzucker
Da sich trotz gesunder Lebensführung keine Besserung einstellte
und die oben beschriebenen Anfälle sich häuften, ließ ich mich
im Oktober 1999 in die Neurologie einweisen. Bei den eingehenden Untersuchungen wurde auch ein Belastungs-EKG erstellt.
Dabei verlor ich das Bewusstsein. Die Ursache dafür war eine
Unterzuckerung im Blut. Diese war wegweisend: Nach weiteren
Untersuchungen entdeckten die Ärzte ein Insulinom an der
Bauchspeicheldrüse.
Ursache für meine Beschwerden war ein Insulinom
Zur weiteren Behandlung wurde ich in das Virchow-Klinikum
überwiesen. Nach abermals gründlichen Untersuchungen lautete
26
die Diagnose, dass sich am
Schwanz des Pankreas ein
Insulinom von 2,5 cm Durchmesser gebildet hatte. Der Tumor wurde operativ entfernt. Durch verantwortungsvolle Arbeit der Ärzte und
Schwestern konnte ich wieder soweit hergestellt werden, dass ich Erika Lehmann, Eberswalde
am 21.12.1999 aus dem Krankenhaus entlassen wurde.
Im Januar 2000 schloss sich eine dreiwöchige Heilbehandlung
in der Reha-Klinik Salzelmen (Magdeburg) an. Diese Kur hat mir
sehr geholfen und verbesserte meinen Gesundheitszustand.
Kontrolluntersuchungen sind „ohne Befund“
In der folgenden Zeit kontrollierte ich meine Blutzuckerwerte
dreimal täglich. Beim nächsten Krankenhausaufenthalt wurde die
Funktion der Bauchspeicheldrüse überprüft. Die Untersuchungsmethode empfand ich als unangenehm, denn 6 Tage hindurch
erhielt ich keine Mahlzeiten und durfte nur Flüssigkeit zu mir
nehmen.
Das Ergebnis fiel zum Glück sehr gut aus. Medikamente benötigte ich nicht. Zweimal jährlich erfolgt eine Kontrolle in der Klinik.
Die weiteren Untersuchungen führt meine Hausärztin durch.
Meine Blutzuckerwerte überprüfe ich selbst einmal in der Woche.
In dieser schweren Zeit standen mir meine Tochter und ihrer
Familie immer hilfreich zur Seite und gaben mir wieder neuen
Lebensmut. Bis heute bin ich symptomfrei, und auch das gibt
Lebenskraft.
Erika Lehmann,
Eberswalde
Aus Briefen an das Netzwerk
Neuroendokrine Tumoren
Waldstraße 34
91054 Erlangen
Es muss nicht immer zu Rückfällen oder einer
Metastasierung kommen
Als ich am 20.09.1993 in die Uniklinik Mainz eingeliefert wurde,
habe ich nicht eine Sekunde lang damit gerechnet, mit der Diagnose Darmkrebs konfrontiert zu werden. Zwei Tage zuvor hatte ich nach dem Abendessen Bauchschmerzen, die in der Nacht
fast unerträglich wurden. Trotzdem rief ich keinen Notarzt und
überstand die Nacht in der Hoffnung, mein Zustand würde sich
am nächsten Tag wieder bessern. Erst am Montag früh rief ich
meinen Hausarzt an. Er bestellte mich für nachmittags 16.00 Uhr
in die Praxis. Seine Diagnose lautete Darmverschluss. Ich wurde sofort in die Klinik eingeliefert und am Abend einer Notoperation unterzogen. Dabei wurde ein Karzinoid im Dünndarm
samt zwei befallener Lymphknoten entdeckt und entfernt. Als
Stoma-Patient wachte ich aus der Narkose auf. Nach nur 12
Tagen wurde ich nach Hause entlassen. Etwa 8 Wochen später
wurde der künstliche Darmausgang zurückverlegt und zwei
weitere Tochtergeschwüre und die linke Nebenniere entfernt. Seit
meiner Entlassung aus der Klinik werde ich in der Tumornachsorge-Sprechstunde in Mainz betreut. Dank des rechtzeitigen
Eingriffs habe ich mehr als 9 Lebensjahre geschenkt bekommen.
Die Beeinträchtigungen durch die Folgen der Operation sind so
minimal (hin und wieder leide ich unter dünnem Stuhl), dass ich
ein ganz normales Leben führen kann. Ich bin dakbar, dass es
bis heute nicht zu einem Rückfall der Erkrankung gekommen ist,
obwohl zum Zeitpunkt der Operation bereits zwei Lymphknoten
befallen waren.
Mein Beitrag soll anderen Menschen mit dieser Erkrankung Hoffnung geben, dass es nicht immer zu einem Rückfall oder einer
Streuung kommen muss, auch wenn bei der Entdeckung des
Karzinoids schon Lymphknoten befallen sind.
Wolfgang Flörsheimer,
Flörsheim/Main
Sensationelle Fortschritte bei Diagnose und Therapie
Im Heft 3 der Glandula NeT wurde mein Erfahrungsbericht unter
der Überschrift „Manches hätte besser laufen können ...“ veröffentlicht. Den Bericht kann ich nun um ein kleines, aber sehr erfreuliches Kapitel fortsetzen.
Im August 2001 wurde eine weitere Yttrium-DOTATOC-Therapie
durchgeführt. Bei dieser 5. Anwendung erhielt ich die doppelte
Dosis im Vergleich zu den vorhergehenden Behandlungen. Der
Therapie-Erfolg ist nach dem letzten CT-Befund sehr beachtlich:
„Nach länger zurückliegender Yttrium-Therapie zeigte sich in der
Verlaufsuntersuchung von vor über einem Jahr ein deutlicher
Viele Leserbriefe und die Korrespondenz mit dem
Karzinoid-Netzwerk enthalten Schilderungen sehr
persönlicher Probleme und medizinischer Situationen. Zur Wahrung der Vertraulichkeit wird aus diesen
Briefen deshalb grundsätzlich nur anonym zitiert – es
sei denn, der Schreiber oder die Schreiberin wünscht
die Namensnennung. Im Übrigen gilt in der Glandula-Redaktion wie bei allen Zeitschriften: Anonym zugesandte Briefe werden gar nicht veröffentlicht, Kürzungen und redaktionelle Korrekturen bleiben vorbehalten.
Größenrückgang der Metastasen des primär pulmonalen
Karzinoids im rechten vorderen Mediastinum sowie ein Rückgang
der Lebermetastasen, die in der aktuellen Untersuchung nicht
mehr nachweisbar sind.“
1994 wurde mein Fall nach der Operation von Rezidiven noch so
beurteilt:
„Da eine zumutbare, erfolgversprechende Chemotherapie derzeit
nicht existiert, beschränkt sich die weitere Therapie auf rein symptomatische Maßnahmen in Abhängigkeit von der Progredienz des
Grundleidens.“
Im Rückblich auf die nun fast schon 16 Jahre Leben mit dem
Karzinoid sehe ich sensationelle Fortschritte bei der Diagnose und
der Therapie. Ich denke, das kann vor allem den Patienten Hoffnung geben, bei denen diese Krankheit erst erkannt wurde.
B. Z.*
Mein Sanssouci
Hätte Friedrich der Große zu seiner Zeit die Möglichkeit gehabt,
den Winter anstatt im eiskalten Schloss Sanssouci auf einer der
Kanarischen Inseln zu verbringen, so wäre ihm manche Pein
erspart geblieben.
Welche Möglichkeiten bieten sich dagegen heutzutage auch dem
Normalbürger, um Kälte, Eis und Schnee zu entfliehen? Nach
etwa 4 1/2 Stunden Flugzeit landet man zum Beispiel in Puerto del
Rosario auf der Insel Fuerteventura bei strahlend blauem Himmel
und einer Temperatur von ca. 25 °C. Man lässt nicht nur das kalte,
ungemütliche Wetter, sondern auch Probleme, Sorgen und Nöte
hinter sich und taucht in eine Stimmung der Ruhe, Entspannung,
Freude und des Wohlbefindens ein. Im Hotel wird man umsorgt
und verwöhnt, kann sich viele Wünsche erfüllen lassen. Einige
verbringen die Tage auf der Liege am Pool, andere lieben kilometerlange Wanderungen auf dem feinsandigen Strand mit oder
ohne Badeunterbrechung im 20 °C warmen Wasser des Atlantiks.
Auch ich als Patient mit einem neuroendokrinen Tumor habe die
Zeit auf Fuerteventura im Dezember genossen und mich sehr
wohl gefühlt. Außerdem habe ich festgestellt, dass die Begleiterscheinungen der Erkrankung, wie z.B. die Flush-Symptomatik,
dort wesentlich geringer ausgeprägt waren als zu Hause. Das legt
für mich den Schluss nahe, dass sich die äußeren und inneren
Umstände, wie Klima und Stressarmut, positiv auf Körper und
Seele auswirken und damit zumindest vorübergehend zu einer
Befundbesserung beitragen.
Aus diesem Grund kann ich für mich persönlich feststellen: Ich
habe mein Sanssouci auf Fuerteventura gefunden und hoffe, dort
noch viele angenehme Aufenthalte zu verbringen.
Wilfried Renner, Berlin
* Name und Anschrift sind der Redaktion bekannt; Leserzuschriften
leiten wir gerne weiter!
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Leserbriefe
Wohin wenden bei Kieferhöhlenkarzinoid?
Auf der Suche nach Informationen über Karzinoide, speziell im
Kiefer-bzw. Keilbeinhöhlenbereich, habe ich Ihren KarzinoidRatgeber für Patienten gefunden. Seit 1995 bin ich wegen Karzinomen/Karzinoiden im Nasenbereich in Behandlung. Leider bin
ich sowohl in der HNO-Klinik als auch bei meinem Hämatologen/
Onkologen die erste und einzige Patientin mit diesem Krankheitsbild. Auch im Internet habe ich noch keinen entsprechenden
Hinweis gefunden.
Ich suche dringend nach einer Einrichtung/einem Arzt oder Patienten, die/der sich mit Karzinoiden im HNO-Bereich beschäftigt bzw. davon betroffen ist.
Können Sie mir in irgendeiner Weise weiterhelfen? Wie sehen Sie
die Behandlung mit Somatostatin in meinem Fall?
Ich möchte betonen, daß ich die fachlichen Kompetenzen und
die Betreuung durch meine behandelnden Ärzte keinesfalls in
Frage stelle. Zurzeit werde ich aber in der HNO-Klinik massiv zu
einer sofortigen Operation gedrängt. Das wäre dann die 4. große Operation, obwohl die Operation von 2002 wahrscheinlich
nicht sehr erfolgreich war.
Elke Schulze
([email protected])
Sie haben eine sehr, sehr seltene Erkrankung, und es ist sicher
nicht einfach, einen weiteren Patienten mit dieser Erkrankung zu
finden. Auch sind die Verläufe und die jeweiligen Einzelbefunde,
z.B. Positivität in der Somatostatin-Szintigraphie, von Patient zu
Patient unterschiedlich, so dass Ihnen selbst das Finden eines
gleichermaßen Betroffenen nicht sehr viel weiterhelfen könnte.
Auch große HNO-Kliniken haben immer nur vereinzelt Patienten
mit diesem Krankheitsbild. Ich würde Ihnen vorschlagen, in unserem Forum (Sie finden es unter www.karzinoid.net) einen Sucheintrag mit Ihren Angaben zu machen.
J. H.
Nur kleine, realistische Ziele setzen!
Am 04.01.00 erfolgte meine erste Operation wegen Verdacht auf
Blinddarmentzündung. Dabei wurden ein Blinddarmkarzinoid und
der befallenen Lymphknoten entfernt. Zwei Tage später wurden
sämtliche sichtbare Matastasen entfernt – Teile vom Dünndarm,
Dickdarm, Bauchfell sowie beide Eierstöcke und die Gebärmutter. Danach waren alle Tumormarker im Normbereich. Leider
kämpfte ich mit langanhaltenden und ausgeprägten Darmbeschwerden sowie einer dramatischen Gewichtsabnahme, was
zum Glück durch eine Anschlussheilbehandlung wieder ins Lot
gebracht werden konnte. Zu dieser Zeit wog ich nur noch 44 kg,
und mir war recht elend zumute. Ich war sehr dankbar, als es
wieder aufwärts ging.
Ab 01.01.02 begann für mich eine vorsichtige Rückkehr ins Berufsleben mit dem Hamburger Modell, ab 01.06.02 nahm ich
meine normale berufliche Tätigkeit von 16 Stunden pro Woche
wieder auf. Vorausgegangen war eine Rehakur in Bad Oesen.
Diese Klinik hat ein onkologisches Rehaprogramm für Mütter mit
Kindern. Meine Tochter und ich hatten dort eine wunderbare Zeit
und können nun unbeschwerter mit dieser Krankheit umgehen.
Außerdem wurde ich meine permanenten Alpträume los und treibe seither wieder regelmäßig Sport.
28
Meine Tumormarker sind noch immer gut – ich habe keinerlei Beschwerden mehr, bin lebensfroh und blicke zuversichtlich in die
Zukunft.
Rückwirkend muss ich sagen, dass es leider unerlässlich ist, alles zu hinterfragen und auch zu kontrollieren. Durch Beharrlichkeit und viel eigenes Engagement konnte ich einiges erreichen.
Um an der anfänglich niederschmetternden Diagnose nicht zu
verzweifeln, steckte ich mir zuerst ganz kleine, realistische Ziele
und dann langsam immer größere. So kann man sich auch in
schlimmsten Zeiten seine Erfolgserlebnisse schaffen. Das hat mir
sehr geholfen, und noch heute halte ich mich daran.
E. S.*
* Name und Anschrift sind der Redaktion bekannt; Leserzuschriften
leiten wir gerne weiter!
Wer hat Erfahrungen mit der Nukleartherapie?
Ohne irgendein besonderes Signal meines Körpers bekam ich
ganz leichtes Magenbluten, was sich als „Teerstuhl“ bemerkbar
machte. Da ich bereits früher mit Magenbeschwerden zu tun
hatte, die sich immer als harmlos erwiesen, gab ich auch diesmal
nicht viel auf die Symptome. Nach etwa einer Woche bekam ich
einen anämischen Anfall, aufgrund dessen der Notarzt mich einwies. Das war am 29. November 2000.
Im Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara in Halle (Saale)
begann eine intensive Ursachenforschung, in deren Verlauf „multiple Leberfiliae bei noch unbekanntem Primärtumor“ diagnostiziert wurden. Am 08.01.2002 wurde dann eine Leberspiegelung
durchgeführt. Die dabei stattgefundene Biopsie führte zur Diagnose „Metastase eines überwiegend kleinzelligen, neoendokrin
differenzierten Karzinoms.
Der Primärtumor wurde nach gründlicher und langwieriger Suche am 17.02.2001 im Verlauf einer Endosonographie gefunden.
Daraufhin erfolgte am 19.02.2001 die Operation „Pankreasschwanzresektion mit Splenektomie und Magenfundusteilresektion“.
Bereits Anfang Februar begann die Therapie mit Sandostatin.
Nachdem die Dosis vor der Operation auf 3x täglich Sandostatin
200 s.c. festgelegt wurde und ich am 13.02.2001 die erste LAR
bekommen hatte, wurde die Dosis nach der Operation, während
der Heilung der postoperativen Wundinfektion (Staphylokokken),
auf 1x Sandostatin 100 s.c. täglich reduziert.
Entlassen wurde ich am 23.03.2001 mit noch offener Operationswunde, die sich erst nach der AHB langsam schloss. Die Folge
war, dass sich ein Narbenbruch von 79,3 x 19,1 Größe entwickelte. Inzwischen lebe ich mit diesem Handycap bei 100 % Schwerbeschädigung ohne irgendwelche Vergünstigungen bei ständig
wechselnden, aber stetig steigenden Tumormarkerwerten und
demzufolge steigenden Sandostatin-Dosierungen. Zurzeit spritze
ich täglich 2 x 2 ml Sandostatin 500 s.c. und habe damit die
Obergrenze erreicht.
Meine Onkologin hat mich nun zu einer Nukleartherapie angemeldet. Momentan weiß ich noch nichts Näheres darüber. Gibt es
bei Ihnen entsprechende Erfahrungen?
Meine Erfahrungen über das Spritzen habe ich in nebenstehendem Artikel – nicht ganz ernst gemeint – niedergeschrieben.
Vielleicht macht dieser Text anderen Patienten Mut und/oder
Freude.
Winfried Müller, Dieskau
Leserbriefe
Drei Minuten im Leben einer Spritze
Seit ich mich täglich spritze, frage ich mich immer wieder, wie es
wohl so einer Spritze geht, wenn sie vergeht.
Monatelang, von der Herstellung bis zur Verwendung – und sie sind
fünf Jahre lang verwendbar – liegen sie, fein säuberlich und steril
verpackt, getrennt voneinander in Kartons. Hier die Spritze, da die
dicken, langen Aufziehkanülen, dort die kleinen schlanken, kurzen
Spritzkanülen und ganz woanders, ebenso sorgsam und steril verpackt, in Ampullen abgefüllt, das Spritzgut, das Medikament, der
Wirkstoff, kurz, viele kleine Teilchen, die wirken sollen.
Und eines Tages, vormittags, kommen sie alle zusammen. Dann
beginnen die letzten drei Minuten im Leben dieser Spritze.
Die Spritze als solche, grün, hohl aber mit verschiebbarem Kolben,
wird enthüllt. Die Beschriftung und die Folie fallen, sie wird ihrer
Hülle entledigt und liegt nun nackt und bloß in der Hand des Spritzenden.
Dieser wiederum verfährt ebenso konsequent wie unverfroren mit
der dicken langen Aufziehkanüle, entledigt sie ihrer Hülle und stülpt
sie mit ihrer Öffnung auf den Stutzen der Spritze. Was ist das für
ein Gefühl für die Kanüle? Was fühlt die Spritze?
Jetzt aber wird mit roher Gewalt die Ampulle geköpft. Wie der
Stechrüssel einer Mücke sich in das Fleisch bohrt um zu trinken,
so senkt sich die Spitze der Kanüle in den Körper der Ampulle und
saugt den Impfstoff, das Spritzgut, den Wirkstoff in wässriger
Lösung aus ihm heraus, bis er trocken und leer auf den Müll geworfen wird. Armer Ampullenkörper. Du hast Deine Schuldigkeit
getan. Danke!
Doch nun weiter. Es sind nur noch zwei Minuten.
Mit einem leisen „Pflopp“ wird mehr oder weniger zart die Aufziehkanüle von dem Spritzenstutzen entfernt. Sie bekommt ihre
Schutzhülle übergestülpt und ist jetzt mit ihren Gefühlen allein. Wie
war das, als gezogen von leichtem Unterdruck, das Spritzgut durch
sie hindurchströmte, diese auf Zimmertemperatur erwärmte Flüssigkeit, die im Körper des Spritzenden Zerstreuung und Wirkungsstätte suchen und finden soll. Sie fühlt noch den letzten Rest der
wässrigen Lösung in sich ehe sie, geworfen von einer unerbittlichen
Hand, auf dem Boden des Abfalleimers aufschlägt und sich zu den
entsorgten Überresten ihrer Weggefährten gesellt. Danke, du dicke, lange Aufziehkanüle. Das war einer guter Job.
Jetzt sind es nur noch sechzig Sekunden.
Mit spitzen Fingern entblättert der Spritzende die kleine, schlanke
Spritzkanüle. Jetzt darf sie erfahren, was ihre große dicke Schwester vor gut einer Minute fühlen durfte, als sie auf den Spritzen-
Karzinoid oder GEP-Tumor?
Ein Gespräch mit der NET Selbsthilfegruppe gab mir neuen Lebensmut, denn jetzt weiß ich, dass ich mit dieser Krankheit nicht
allein bin. Dem zugesandten Informationsmaterial habe ich viel
entnommen, insbesondere was evtl. für meine Behandlung in
Frage kommen könnte. Jedoch kann ich nicht selbst einschät-
stutzen gestülpt wurde. Eng
schmiegt sich ihre Öffnung um
diesen Stutzen, immer bestrebt,
keinen Tropfen zu verpassen und
ihn in die richtigen Kanäle zu leiten. Welche Verantwortung!
Nun wird sie ihrer Schutzhülle beraubt. Nackt und bloß erblickt sie
das Licht des Zimmers, das von
ihrem glänzenden Körper reflektiert wird. Mein Gott, ist die scharf
und spitz!
Winfried Müller, Dieskau
Dann nähert sie sich der gespannten Haut des Spritzenden,
der in tapferer Selbstmedikation täglich dieses Ritual wiederholt,
nur von dem praktischen Sinn seiner Handlungen erfüllt. Er denkt
nicht an die Gefühle seiner Werkzeuge.
Eben noch geblendet vom Lampenlicht des Zimmers, wird es
plötzlich dunkel um sie. Aber im Dunkeln ist auch Wärme und
Feuchte, die den schlanken Körper unserer kleinen Kanüle eng umschließt, bis schließlich das höchste der Gefühle beginnt.
Getrieben vom verschiebbaren Kolben der Spritze strömt nun unter
leichtem Druck die, wie wir wissen, zimmerwarme wässrige Lösung der Wirkstoffe, das Medikament, das Spritzgut durch den
gesamten Körper unserer Kanüle. Zum ersten und letzten Mal
kommt sie in den Genuss zu erleben, wie sich die Wirkstoffe an
ihrer Spitze zu einer kleinen Flüssigkeitskugel formen. Doch leider
ist damit alles zu Ende. Hart und unerbittlich schlägt das Zimmerlicht zu. Die Kanüle ist wieder im Freien. Aus, vorbei.
Ein Glück, dass die Schutzhülle sie mit ihrer schönen Erinnerung
und dem letzten Tropfen warmer Körperflüssigkeit einschließt. So
merkt sie kaum, wie sie am anderen Ende vom Spritzenstutzen
getrennt wird und fast gleichzeitig mit der Spritze neben der dicken,
langen Aufziehkanüle auf dem Grund des Abfalleimers aufprallt.
Ihr könnt stolz auf euch sein. Ihr habt eure Bestimmung erfüllt. Euer
Dasein war nicht umsonst. Wer kann das schon von sich behaupten?
Das Spritzgut, das sich zu einer kleinen Flüssigkeitskugel im Körper des tapferen, schmerzverachtenden Selbstspritzers geformt
hat, löst sich nun langsam auf. Die Wirkstoffe trennen sich von
ihrem wässrigen Trägerelement und machen sich auf zu ihrer Wirkungsstätte und wirken, und wirken, und wirken ...
Winfried Müller, Dieskau
zen, ob es sich bei meiner Krankheit um ein Karzinoid oder GEPTumor handelt. Daher schildere ich hier einfach meinen
Krankheitsverlauf.
Bis auf leichte Zwischenblutungen hatte ich keinerlei Schmerzen
oder Beschwerden. Zwecks Abklärung ging ich trotzdem im April
2002 zu meiner Gynäkologin. Bei einer Sonographie entdeckte
29
Leserbriefe
meine Ärztin „etwas“ an der Gebärmutter. Im Krankenhaus wurde eine Abrasion der Gebärmutter vorgenommen. Zwei Tage
später wurde mir mitgeteilt, dass es sich um atypische Zellen
handelt, der Histologe sei sich nur nicht sicher, woher die Zellen
stammen. Erneute Gewebeentnahmen aus dem Gebärmuttermund sollten weiteren Aufschluss bringen. Wieder zu Hause
verging eine Woche mit zermürbendem Warten. Dann endlich das
erwartete Telefonat: Der Chefarzt teilte mir mit, es handele sich
vermutlich um ein Zervixkarzinom, er möchte aber den Fall an das
Universitäts-Klinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) abgeben.
Drei Tage später saß ich im UKE einem sehr netten Professor der
Abt. Operative Gynäkologie gegenüber. Er klärte sehr genau
meine Vorgeschichte ab, untersuchte mich ausführlich und besprach anschließend die bevorstehenden Operationen mit mir
und meinem Mann. Für mich stand sowieso schon fest: Die
Gebärmutter sollte raus, ich wollte den Tumor so schnell wie
möglich los sein.
Die Operationen verliefen wie geplant. Zuerst wurde eine StagingLaparoskopie durchgeführt, da Metastasen vermutet wurden.
Dabei wurden insgesamt 43 Lymphknoten aus dem Bauchraum
entnommen. Der pathologische Befund war erfreulich, denn
keiner der Lymphknoten war befallen. Daraufhin wurde in der
zweiten Operation die Gebärmutter entfernt. Die histologischen
Befunde ergaben, dass es sich um ein kleinzelliges, neuroendokrines, undifferenziertes Zervixkarzinom handelt. Als positiv wurde herausgestellt, der Tumor habe eine geringe Eindringtiefe von 0,5 cm und nur eine geringe Größe von 2,5 x 2 x 1 cm.
Als negativ wurde jedoch eine anfängliche Lymphangiosis erwähnt, außerdem sei dieser Tumortyp ein sehr seltener, der eher
in der Lunge vorkommt. Der Tumormarker NSE lag bei 20 µg/l
(Normbereich bis 15,2 µg/l).
Es wurde eine adjuvante Radio-Chemotherapie empfohlen. Von
Juni bis August 2002 erhielt ich 8 Chemotherapien mit Cisplatin
40 mg/m2; parallel dazu 28 äußere Bestrahlungen von 4 Seiten
des Beckens und 2 innere Bestrahlungen des Scheidenstumpfes.
Diskutiert wurde über eine mögliche Fortsetzung der Chemotherapie mit Carboplatin oder VP16. Dies wurde aufgrund der o.g.
positiven Kriterien wieder verworfen. Permanente Übelkeit,
Durchfälle, Geschmacks- und Nervenirritationen bestimmten
diese Zeit und noch Wochen danach. Mein Körper beherrschte
mich und nicht umgekehrt. Die meiste Zeit verbrachte ich im Bett
oder auf der Toilette. Meine sozialen Kontakte waren auf ein
Minimum beschränkt. Heute glaube ich, dass nur mein starker
Willen, diese Krankheit zu besiegen, mir die Kraft gegeben hat,
diese Therapie durchzustehen.
Im Oktober besuchte ich über 4 Wochen eine Anschlussheilbehandlung in Bad Schwartau. Hier hatte ich wieder erste soziale Kontakte und war körperlich sehr aktiv. Dieser Aufenthalt hat
mir sehr gut getan, und ich kann nur jedem raten, solche Möglichkeiten zu nutzen.
Die erste Nachsorgeuntersuchung Ende Oktober ergab lediglich
starke Lymphansammlungen im Fettgewebe des Beckens und
der Oberschenkel. Hormonuntersuchungen zeigten, dass die
Eierstöcke die Bestrahlung nicht überlebt hatten. Ansonsten war
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alles o.k. Meine Anfragen auf Untersuchung der Lunge, auch
schon während der Therapie, wurden immer wieder abgewiesen,
denn „da könne nichts sein... alles o.k.“.
Leider stellten sich starke Rückenschmerzen ein. Mit Gymnastik, Walking, Fahrrad fahren und Schwimmen baute ich meinen
Körper Stück für Stück wieder auf und gewann dabei meine
Lebensfreude zurück, weil die Schmerzen allmählich nachließen.
Lymphdrainagen, um die ich meinen Hausarzt bat, taten mir
ebenfalls gut.
Im Januar beschloss ich, wieder ins Berufsleben zurückzukehren. Am 1. April 2003 sollte es losgehen. Bis dahin sollten meine
letzten Lymphprobleme ausgemerzt und die Wechseljahreserscheinungen mit einer Hormonersatztherapie eingestellt sein.
Da meine Blutwerte, hauptsächlich die Leukozyten, noch immer
nicht im Normbereich lagen, ging ich alle 2 Wochen zu meinem
Hausarzt zur Überprüfung. Mitte Januar ergaben sich leider erhöhte Leberenzymwerte (Gamma-GT). Anfang Februar waren
diese dann vierfach höher. Dieser Prozess ging einher mit ständig steigender Übelkeit in der Magengegend und Zunahme des
Umfanges des Oberbauches um 3–4 cm.
Mitte Februar hatte ich meinen nächsten Nachsorgetermin im
UKE. Dabei wurde eine vergrößerte Leber ertastet, die Sonographie zeigte keine abgrenzbaren Organkonturen der Leber. Die
Leberenzymwerte hatten sich nochmals verdoppelt, ein CT wurde angeordnet. Dieses zeigte eine Woche später eine sehr ausgedehnte Metastasierung der gesamten Leber mit multiplen
Metastasen bis 2,5 cm Größe. Die Lunge ist komplett mit 0,3 cm
großen Metastasen durchsetzt. Der Tumormarker NSE lag bei
161,2 µg/l (Normbereich bis 15,2 µg/l), CEA lag bei 60,7 µg/l
(Normbereich bis 4,6 µg/l). Mit diesem Befund wurde ich von der
gynäkologischen Abteilung in die Onkologie überwiesen.
Bis heute fehlt mir ein klärendes Gespräch mit einem kompetenten Onkologen. Bisher haben wir diesbezüglich gute Erfahrungen
gemacht, alle Befunde und Behandlungen der gynäkologischen
Abteilung wurden vorher mit uns ausführlich besprochen. Nun
wurde mir lediglich mitgeteilt, dass eine Operation keinesfalls
möglich sei. Palliativ wurde eine Chemotherapie eingeleitet mit
den Kombinationspräparaten Cyclophosphamid, Doxorubicin
und Vincristin (ACO-Schema). Geplant sind 6 Zyklen in 3-wöchigem Abstand. Nach dem dritten Zyklus soll eine computertomographische Verlaufskontrolle erfolgen.
Die erste Chemotherapie habe ich hinter mir. Wenn sich die Blutwerte (Leukozyten) erholen, wird diese Woche noch der zweite
Zyklus verabreicht. Jedoch zeigen die laufenden Blutuntersuchungen schon sinkende Leberenzymwerte. Ich weiß nicht, was
dies bedeutet, hoffe jedoch, dass die Therapie schon anschlägt.
Bei diesem schnell wachsenden Tumor, so wurde uns seitens der
Ärzte gesagt, ist diese Therapie die einzige Behandlungsmöglichkeit.
Gibt es evtl. andere Therapien für mich, falls diese Behandlung
nicht den gewünschten Erfolg bringt? Haben Sie ähnliche Erfahrungen gemacht? Für jede Hilfe wäre ich sehr dankbar.
Petra Preugschas
Steinbeker Hauptstraße 65
22117 Hamburg
Karzinoid-Patienten fragen...
Karzinoid-Patienten fragen ...
Unter dieser Rubrik haben wir in der letzten Ausgabe Fragen unserer Leser abgedruckt.
Frau Dr. med. Marianne Pavel von der Medizinischen Klinik I der Universität Erlangen hat
all diese Fragen ausführlich beantwortet.
˚
Ich habe seit einiger Zeit ein Karzinoid und muss nun regelmäßig zu Kontrolluntersuchungen. Dabei wird auch der
Chromogranin-A-Wert ermittelt. Nun bin ich erstaunt, dass
es in der Regel ziemlich lange dauert, bis dieser Wert vorliegt.
Können Sie mir den Grund dafür sagen?
Die Bestimmung des Chromogranin-A-Wertes ist eine Laboruntersuchung, die im Vergleich zu anderen Routinelaborwerten
relativ selten angefordert wird. Da diese Bestimmung in einem
Laboransatz erfolgt, bei dem zeitgleich etwa 40 Werte bestimmt
werden, wird die Untersuchung erst dann durchgeführt, wenn
entsprechend viele Anforderungen zusammengekommen sind.
Je nachdem, wie viele Proben in ein Labor eingesandt werden,
erfolgt daher die Bestimmung zu unterschiedlichen Zeitpunkten
und kann auch einmal 2 oder 3 Wochen dauern.
¸
Ich bin Hausfrau, 52 Jahre alt. Seit einiger Zeit habe ich immer
wieder das Gefühl, dass mir das „Herz bis zum Halse schlägt”
und dass mein Herz „stolpert”. Sind solche Herzrhythmustörungen ein Problem, das im Zusammenhang
mit einem Karzinoid steht, oder kann das möglicherweise
auch auf die Wechseljahre zurückzuführen sein?
Herzrhythmusstörungen können Ausdruck zahlreicher Erkrankungen sein. Es kann eine Herzerkrankung selbst vorliegen oder
andere organische Erkrankungen können der Auslöser sein,
beispielsweise auch eine Schilddrüsenüberfunktion. In sehr seltenen Fällen kann ein ‚Karzinoid’ Ursache von Herzrhythmusstörungen sein, wenn die Erkrankung sehr lange besteht und mit
einer lang anhaltenden Hormonausschüttung einhergeht. In der
Regel kann eine Ultraschalluntersuchung des Herzens
(Echokardiographie) weiter helfen. Prinzipiell sollte eine kardiologische Abklärung erfolgen.
Von Mitpatienten habe ich gehört, dass nach Entfernen des
Primärtumors das Tumorgewebe auf den Faktor Ki-67 untersucht wurde. Können Sie mir mitteilen, um was es sich dabei
handelt, und ob es möglich bzw. sinnvoll ist, diesen Wert
nachträglich zu bestimmen? Die Operation liegt bei mir
allerdings schon 3 Jahre zurück.
Ki-67 stellt einen Marker für die Zellteilungsrate eines Tumors dar.
Es handelt sich um eine Färbemethode, bei der die sich in Teilung befindlichen Zellen dargestellt werden. Man kann daraus
ersehen, wie schnell sich ein Tumor wahrscheinlich vermehren
wird. Ki-67 hilft uns, den Tumorverlauf besser einzuschätzen, und
hat möglicherweise auch Einfluss auf die Therapieauswahl. Bei
Feststellung eines neuroendokrinen Tumors sollte dieser Marker
bestimmt werden. Es kann jedoch auch sinnvoll sein, ihn zu einem späteren Zeitpunkt nachzubestimmen, insbesondere wenn
eine neue Therapieentscheidung gefällt werden muss. Liegt die
Operation oder Probenentnahme jedoch viele Jahre zurück, ist
es gegebenenfalls sinnvoller, eine neue Probe, z. B. aus einem
Leberherd, zu entnehmen, um einen besseren Eindruck vom
aktuellen Tumorverhalten zu bekommen.
Frau Dr. med. Marianne
˝
Ich bin 57 Jahre alt und habe Pavel, Erlangen
2 Metastasen im Durchmesser
von etwa 3 cm und mehrere kleinere Metastasen von etwa 1
cm in der Leber. Weitere Metastasen sind nicht bekannt. Von
Mitpatienten habe ich erfahren, dass in Deutschland seit ein
paar Monaten auch die sog. Yttrium-Therapie zugelassen
ist, die bislang nur in der Schweiz (Basel) angewendet wurde. Können Sie mich über die grundsätzlichen Vor- und Nachteile dieser Therapie informieren? Insbesondere würde mich
interessieren, ob bei dieser Therapie Schädigungen der Niere, der Bauchspeicheldrüse und des Knochengewebes zu
befürchten sind. Interessieren würde mich auch, in welchen
Kliniken diese Therapie in Deutschland durchgeführt wird.
Die so genannte Radionuklidtherapie, z. B. mit Yttrium-90DOTATOC, ist in Deutschland nach wie vor keine zugelassene
Therapie. Die Kosten für diese Therapie werden daher in der
Regel nicht von den Krankenkassen übernommen. Es gibt jedoch
einzelne Zentren, die diese Therapie bereits durchgeführt haben,
so das Nuklearmedizinische Zentrum der Universitätsklinik
Marburg, die Nuklearmedizinische Klinik in Bad Berka und das
Klinikum rechts der Isar in München. Das Verfahren ist in den
letzten Jahren soweit verbessert worden, dass Nebenwirkungen
wie Schädigung des Knochenmarks oder eine Störung der
Nierenfunktion sehr selten auftreten (siehe auch den Beitrag auf
S. 7f. in diesem Heft).
˛
Ich habe gehört, dass in letzter Zeit zunehmend das YttriumTherapieverfahren angewendet wird. Sind dadurch die lokalen Therapieverfahren wie die Alkohol-Embolisation oder
Chemo-Embolisation der Metastasen in der Leber hinfällig?
Zunehmend hört man ja auch von Verfahren, bei denen die
Lebermetastasen mit einem Hochtemperaturverfahren („Mikrowelle”) zerstört werden. Unter welchen Voraussetzungen
ist welche Therapie angebracht?
Die Anwendung anderer Lokaltherapieverfahren neben der
Radionuklidtherapie erfolgt nach wie vor. Die meisten Erfahrungen liegen sicher zur Chemoembolisation vor. An radiologisch
spezialisierten Zentren wird diese Therapie mit Erfolg durchgeführt. Voraussetzung ist eine begrenzte Anzahl von Leberherden,
die gut erreicht werden können, und häufig die Begrenzung des
Tumors auf die Leber. Eine Alternative ist die Hochfrequenzthermotherapie, die an speziell dafür ausgestatteten Zentren
durchgeführt wird. Hier gelten ähnliche Kriterien für die Anwendung. Insbesondere bei hormonell aktiven Tumoren, bei denen
die Beschwerden durch die medikamentöse Therapie nicht hinreichend gelindert werden können, kann dieses Verfahren in
Betracht gezogen werden. Die Alkoholinjektion ist dagegen in den
Hintergrund getreten. Vorzug der Radionuklidtherapie ist, dass
31
auch Tumoranteile außerhalb der Leber erreicht werden können,
das Verfahren nichtinvasiv und die Verträglichkeit gut ist.
ˇ
Vor gut 6 Jahren wurden bei mir nach einer Darmoperation
in der Leber zwei Karzinoid-Metastasen von ca. 1 cm Durchmesser festgestellt. Mit Beginn dieses Jahres bekam ich am
ganzen Körper Muskelschmerzen, ähnlich einem kräftigen
Muskelkater. Insbesonders am Morgen sind die Gelenke nur
eingeschränkt beweglich. Eine Blutuntersuchung ergab deutlichen Eisenmangel und erhöhte Thrombozyten. Bis heute
konnte trotz intensiver Untersuchungen keine eindeutige
Diagnose gestellt und auch keine deutliche Besserung erreicht werden. Treten solche Beschwerden bei Karzinoid-Patienten häufiger auf?
Muskuläre Beschwerden, auch Gelenkbeschwerden, werden
häufiger von unseren Patienten berichtet, ohne dass die Ursache
dafür angegeben werden kann. Auch bei anderen Tumorerkrankungen können derartige Begleitbeschwerden auftreten.
—
Ich bin 53 Jahre alt und habe mehrere Metastasen in der Leber. Weitere Metastaten sind nicht bekannt. Im Übrigen habe
ich keine Karzinoidsymptome wie Flush oder Durchfall.
Kommt in diesem Fall eine Lebertransplantation in Betracht
oder erst dann, wenn Begleitsymptome auftreten und die Metastasen schnell wachsen? Wie ich gehört habe, sollte ein solcher Eingriff gemacht werden, solange der Patient sich noch
fit fühlt und noch widerstandsfähig ist.
Die Entscheidung zur Lebertransplantation ist nicht an das
Vorhandensein von Karzinoidsymptomen gebunden. Die Erfahrungen bei Patienten mit neuroendokrinen Tumoren sind gering.
Eine Lebertransplantation kann nur in ausgewählten Einzelfällen
nach Konsultation eines spezialisierten Zentrums erwogen werden. Die allgemeine und neuere Datenlage spricht jedoch nicht
für eine Überlegenheit dieses Verfahrens gegenüber der medikamentösen Therapie, so dass die Lebertransplantation heute in
den Hintergrund getreten ist.
In der amerikanischen Internetliteratur zum Thema Karzinoid
liest man immer wieder, dass Alkohol sowie körperliche
und psychische Belastungen zu vermeiden sind. Können
Sie hierzu Stellung nehmen? Außerdem ist auch immer wieder
die Rede von „functioning” und „non functioning”
Karzinoid-Tumoren. Mir ist der Unterschied nicht so ganz klar.
Alkohol kann Karzinoidsymptome bei hormonell aktiven Tumoren hervorrufen, z.B. einen Flush auslösen. Auch eine Manipulation am Tumor, z. B. durch Palpation der Leber bei der Untersuchung, kann zur vermehrten Freisetzung von Mediatoren (hormonellen Botenstoffen) führen. Moderate körperliche Belastung, die
dem Zustand des Patienten angemessen ist, ist sicher möglich.
Unter „functioning tumors“ versteht man die Tumoren, die hormonell aktiv sind, d. h. Hormone oder andere Substanzen in die
Blutbahn abgeben und damit zu Beschwerden wie Flush oder
Durchfall führen oder aber andere spezifische Beschwerden
hervorrufen, je nachdem, welches Hormon vermehrt ausgeschüttet wird. Unter „non functioning tumors“ versteht man Tumoren,
die kein Hormon oder andere Substanzen in die Blutbahn ausschütten. Sie rufen daher keine spezifischen Beschwerden
hervor, sondern fallen z. B. durch Bauchschmerzen oder Gewichtsverlust auf.
Ich bin erst seit ein paar Wochen mit der Karzinoid-Problematik konfrontiert und insgesamt noch wenig informiert.
Meine Frage an Sie ist daher, ob es eine Liste von Ärzten
bzw. Kliniken gibt, die in diesem Bereich besonders kompetent sind? In Gesprächen mit Patienten habe ich erfahren,
dass in der Vergangenheit einige Kliniken Patientenseminare abgehalten haben. Plant derzeit eine Klinik eine
derartige Veranstaltung?
Mittlerweile gibt es mehrere regionale Selbsthilfegruppen, die sich
in regelmäßigen Abständen treffen (z.B. in Erlangen, Marburg,
Berlin und München). Ort und Zeitpunkt von Patienteninformationstagen werden in der Glandula NeT bekannt gegeben.
Eine Liste von kompetenten Ansprechpartnern bzw. ausgewiesenen Kliniken existiert bisher nicht. Nähere Informationen erhalten Sie über das Netzwerk.
Liebe Leserinnen und Leser,
damit wir Ihren Brief oder Beitrag in der nächsten Glandula NeT abdrucken
können, beachten Sie bitte:
Redaktionsschluss für Ausgabe 6/2003 ist der
31. Oktober 2003
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